SchlOsser fUr den Staatsgast SchOnhausen und Augustusburg

Staatsbesuche im geteilten Deutschland SchlOsser fUr den Staatsgast Die Ausstellung steht SchOnhausen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck und Augustusburg

Staatsbesuche im geteilten Deutschland

Herausgegeben von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten -Brandenburg und der UNESCO-­Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl

sandstein verlag Inhalt Inhalt

Hartmut Dorgerloh | Heinz Rudolf Kracht Hartmut Dorgerloh | Heinz Rudolf Kracht Grußwort Seite 8 Grußwort Seite 8

Jörg Kirschstein | Christiane Winkler Jörg Kirschstein | Christiane Winkler Einleitung Seite 9 Einleitung Seite 9

Jörg Kirschstein Christiane Winkler Schloss Schönhausen als wichtigstes Gästehaus Die Schlösser Augustusburg und der DDR-Regierung Seite 10 Falkenlust in Brühl als Repräsentationsorte der Bundesregierung Seite 10 Hans-Michael Schulze Der Majakowskiring – das »Regierungsstädtchen« Filomena Carbone in Berlin- Seite 38 Die Gästehäuser der Bundesregierung in Bonn. Hotel Petersberg und Schloss Gymnich Seite 31 Andreas Michaelis Geschenke ausländischer Staatsgäste Holger Pützstück an die führenden Repräsentanten der DDR Seite 42 Die Villa Hammerschmidt und die Redoute Seite 36 Monika Theresia Deissler Blumendekoration für den Staatsgast Seite 46 Jürgen Hartmann Staatsgeschenke in der Bundesrepublik Seite 40 Fotos staatsgäste Ost Seite 50 Marc Jumpers Anhang Interieurs in Ost und West. Literatur Seite 60 Gemeinsamkeiten und Unterschiede Bildnachweis Seite 64 der staatlichen Repräsentation Seite 43 Abkürzungen Seite 65 Leihgeber und Dank Seite 66 Rudolf Scharmann Impressum Seite 67 Demokratische Aneignung. Die Bedeutung der Schlösser Bellevue und Charlottenburg als Orte bundesdeutscher Repräsentanz Seite 55

fotos staatsgäste WEST Seite 66

4 5 Schloss Schönhausen

6 7 Jörg Kirschstein Schloss Schönhausen als wichtigstes Gästehaus der DDR-Regierung

Für die Dauer von 23 Jahren, von 1966 bis 1989, war das Berliner Schloss Schönhausen als Sommerresidenz Schloss Schönhausen das wichtigste Gästehaus der DDR-Regie- der preußischen Königin Elisabeth Christine rung. Dieser verhältnismäßig kurze Zeitraum in der 300-jährigen Königin Elisabeth Christine von Preußen, die Gemahlin Friedrichs Geschichte des barocken Bauwerks war dennoch eine einschnei- des Großen, war die prominenteste Bewohnerin des Schlosses dende historische Epoche für die Schlossanlage. Das Areal wurde Schönhausen (Abb. 1 und 2). Der geborenen Prinzessin von Braun- abgeriegelt und von einer Mauer umgeben. Der Zutritt blieb der schweig-Bevern wurde im August 1740, nur wenige Monate nach Bevölkerung verwehrt. Seit 1966 stand das einstige Hohenzollern- dem Regierungsantritt ihres Mannes, das anmutige Barockschloss schloss hochrangigen Staatsgästen der DDR als Residenz zur Ver- im Norden als Sommerresidenz zugewiesen.1 Bis zum Tod fügung. Dieses wenig bekannte Kapitel der DDR-Geschichte ist der Königin blieb Schönhausen einer der wichtigsten Orte des preu- bisher nicht umfassend untersucht worden. Deshalb stellen sich ßischen Hoflebens in Berlin. Im Gegensatz zum König empfing verschiedene Fragen: ­Elisabeth Christine mindestens einmal in der Woche Mitglieder der Warum wurde in den ersten fünf Jahren nach der Eröffnung des königlichen Familie zum Souper mit anschließendem Konzert in Schlosses lediglich ein Staatsgast pro Jahr empfangen? Erst zu Be- Schönhausen, das sie stets von Juni bis September bewohnte. Da ginn der 1970er-Jahre änderte sich dies grundlegend. SED-General- sich der König immer mehr nach Potsdam zurückzog, fiel die Haupt- sekretär entfaltete eine rege Empfangstätigkeit in last der Repräsentation der Königin zu.2 Aktuelle Forschungen ha­­ Schönhausen. Worin sind die Gründe dafür zu suchen? Die reprä- ben gezeigt, dass Elisabeth Christines Status am Berliner Hof neu sentative Innenein­ ­rich­tung des Schlosses sollte den erfolgreichen bewertet werden muss.3 Die weit verbreitete Meinung, die Monar- Aufbau des sozialistischen deutschen Staates widerspiegeln. Mit chin sei nach Schönhausen verbannt worden, ist historisch nicht seiner aufwendigen Ausstattung ist versucht worden, die innenpo- zutreffend.4 Mit dem Tod Elisabeth Christines am 13. Januar 1797 litischen Pro­bleme der DDR zu überdecken. Welche Gäste hielten endete eine bedeutende Epoche für das königliche Schloss mit sei- sich in Schönhausen auf, und welche Programmpunkte des Staats- nem etwa 60 Hektar großen Park. In den nächsten vier Jahrzehnten besuches wur­den in Schönhausen absolviert? Nicht zuletzt soll der bis 1840 blieb Schönhausen weiterhin Sommersitz von Mitgliedern Aufsatz die Frage beantworten, warum ein Arbeiter- und Bauern- der königlichen Familie und verwandter Fürstenhäuser.5 staat ein ehemaliges Schloss als Bühne für seine politische Selbst- Bis zur Novemberrevolution 1918 war Schönhausen in königli- darstellung benötigte. chem Besitz, wurde jedoch nicht mehr bewohnt, sondern diente

Abb. 1 Frédéric Reclam, Königin Elisabeth Christine von Preußen, nach 1764.

10 11 Schloss Schönhausen als Amtssitz und ein Wirtschaftsgebäude, ein Garagenkomplex sowie das Nord- des Präsidenten und das Westtor. Im Nordtor waren Räume für den Fahrdienst und Fünf Tage nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Re- für die Gärtner geplant. Der weitläufige Garagenkomplex wurde mit publik fand am 12. Oktober 1949 im Gartensaal des Schlosses einer Tankstelle sowie mit Unterkünften für die Chauffeure des Prä- Schönhausen der erste Staatsakt der neu gegründeten sozialisti- sidenten ausgestattet. Zudem war auch der Bau von Tennisplätzen schen Republik statt – die Vereidigung der Minister durch den Prä- am Westtor vorgesehen.8 Auf persönlichen Wunsch des Präsidenten sidenten Wilhelm Pieck. Es erscheint merkwürdig, dass ausgerech- kam es auf der Gartenseite des Schlosses zur Anlage eines Spring- net der Präsident eines Arbeiter- und Bauernstaates ein ehemaliges brunnens.9 Schloss als Amtssitz wählte. Besonders im Hinblick auf die Tatsa- Die Gesamtsumme für die Baumaßnahmen wurde mit 3,1 Mil­lio­ che, dass die SED etwa zur selben Zeit die Ruine des Berliner nen Deutsche Mark veranschlagt. Im April 1950 wurden dem Präsi- Schlosses abreißen ließ, um einen Demonstrationsplatz für politi- denten die Planungen und die sich daraus ergebenden Kosten vor- sche Aufmärsche anzulegen.6 gelegt. Diese erschienen ihm zu hoch. , der zuständige Welche Gründe sprachen dafür, Schönhausen als Amtssitz zu Minister für Planung, sah dies genauso und lehnte eine Bewilligung nutzen? In erster Linie wurde eine Repräsentanz benötigt, die den der finanziellen Mittel ab. Pieck bat jedoch dringend, mit dem erfor- traditionellen Standards der Diplomatie entsprach und mit einer derlichen Bau der Verwaltungsgebäude zu beginnen.10 Im März 1950 Reihe von Festsälen und repräsentativen Räumen ausgestattet war. waren ihm drei Entwürfe des Architekten Hanns Hopp für den Bau Glücklicherweise hatte das Schloss den Krieg unversehrt überstan- eines Verwaltungs- und eines Kasinogebäudes vorgelegt worden den. Es ist anzunehmen, dass der Umstand, dass dieses Gebäude (Abb. 4 und 5).11 Die ursprüngliche Idee, die Gebäude unmittelbar weder eine besonders prominente preußische noch nationalsozia- vor dem Schloss zu platzieren, ist auf Wunsch des Präsidenten nicht listische Vergangenheit hatte, die Entscheidung beeinflusst hat. Im umgesetzt worden. Stattdessen wurde im September 1950 der Vor- Geschichtsbild der SED-Führung wurde die Nutzung Schönhausens schlag angenommen, die Verwaltungsbauten vor dem Nordtor er- als Sommerresidenz für die Preußenkönigin Elisabeth Christine, die richten zu lassen.12 Damit war eine wichtige Entscheidung getroffen dem Schloss seinen architektonischen Charakter und seine Bedeu- worden: Das Schloss konnte sich weiterhin als solitärer Bau be- tung gegeben hatte, bewusst ausgeblendet. Auch der jahrhunder- haupten, ohne dass Nebengebäude ihm diesen Rang streitig mach- tealte Name »Schloss Schönhausen« wurde abgelegt, um dessen ten. Infolge der nicht freigegebenen Finanzen verzögerte sich der preußische Geschichte zu negieren. Die neue Nutzungsepoche ver- Baubeginn um fünf Monate, sodass die Arbeiten erst im März 1951 langte eine andere Bezeichnung: So benannte man das Schloss begonnen werden konnten. Abb. 2 Carl Benjamin Schwarz, Schloss Schönhausen, 1787. nach dem Pankower Ortsteil, in dem es liegt, als »Schloss Nieder- Es entstanden zwei sich gegenüberliegende langgestreckte Ge- schönhausen«. bäude. Die Präsidialkanzlei verfügte über 45 Räume. Im Erdge- schoss lagen die Büros der Korrespondenzabteilung, im Oberge- lediglich als Depot für ausrangierte Möbel und Gemälde. Im Zuge Die Funktion des Schlosses Schönhausen schoss waren neben den Büros der Präsidialkanzlei die Rechts­ der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen und seiner Nebengebäude abteilung, der persönliche Dienst des Präsidenten, die Stenokanzlei Staat und dem Haus Hohenzollern wurde das Schloss 1927 verstaat- Die Entscheidung, Schönhausen zum Sitz des Präsidenten zu wäh- und die Poststelle untergebracht. Der zweite Bau wurde als Kasino licht. Ab 1931 nutzte der Künstlerbund Norden das Haus für Ausstel- len, hatte für den Ost-Berliner Bezirk Pankow weitreichende Folgen. bezeichnet. Im rückwärtigen Teil lag ein 300 Quadratmeter großer lungen zeitgenössischer Kunst. Der Architekt Erich Schonert begann Das Schlossareal wurde ohne Rücksichtnahme auf die historisch Saal, der dem Gebäude seinen Namen gab.13 Der Saal diente als 1935 mit dem Umbau Schönhausens zu einem modernen Ausstel- gewachsene Struktur aus dem dicht besiedelten Ortsteil Nieder- Speise- und Kinosaal für offizielle Anlässe. Zu seiner Ausstattung lungsgebäude. Die Maßnahmen retteten zwar das Bauwerk, doch schönhausen herausgetrennt. Als erste Maßnahme wurde das Areal gehörte eine Bühne, die für kleinere Theater- und Ballettaufführun- fiel der Modernisierung viel historische Bausubstanz zum Opfer. Die mit einer etwa drei Meter hohen Mauer umfriedet.7 Damit wurde die gen genutzt werden konnte.14 NS-Reichskammer der bildenden Künste veranstaltete ab 1936 in Verbindung zwischen Pankow und Niederschönhausen zerschnit- Die Sandsteinreliefs über den jeweiligen Eingangstüren der bei- Schönhausen Ausstellungen mit zunehmend propagandistischem ten. Die Straßenbahngleise, die bis dahin nur wenige Meter am den Häuser schuf der Dresdner Bildhauer Herbert Volwahsen. Der Inhalt. Diese Ausstellungen wirken rückblickend besonders bedrü- Schloss in einem Bogen vorbeiführten, mussten in die Grabbeallee Architekt Hanns Hopp schlug die Themen für die Motive vor, sie ckend, weil gleichzeitig das Erd- und das zweite Obergeschoss des verlegt werden. sollten den Neuanfang in der sozialistischen Gesellschaft wider- Schlosses von 1938 bis 1941 als zentrales Depot für die sogenannte Das Schloss war zu klein, um hier alle präsidialen Verwaltungs- spiegeln. Das Relief über der Tür zur Präsidialkanzlei war dem Auf- »Entartete Kunst« genutzt wurden (Abb. 3). behörden unterbringen zu können. Daher war der Neubau von Ge- bau des Staates durch Industrie und Handwerk gewidmet. Für das bäuden notwendig, die in unmittelbarer Nähe errichtet werden soll- Portal zum Kasinogebäude gab Hopp die Anregung, »die Landwirt- Abb. 3 Der Gartensaal als Depot der beschlagnahmten »Entarteten Kunst« ten. Mit der Ausführung der Arbeiten war das Ministerium für Aufbau schaft, etwa vom Sämann bis zum fertigen Brot«15 darzustellen. Als mit Werken von Otto Dix, Georg Grosz, Franz Marc, Edvard Munch und anderen, 1937. beauftragt worden. Zu den Neubauten gehörten ein Verwaltungs- Wilhelm Pieck im Juni 1951 dem Vorschlag zustimmte, konnte mit

12 13 Abb. 7 Schloss Niederschönhausen, Amtssitz von Abb. 8 Sitzung des Staatsrates im Festsaal von Präsident Wilhelm Pieck. Im Vordergrund die Plastik »Stahlgießer« Schönhausen unter der Leitung von SED-Generalsekretär der Dresdner Künstler Walter Reinhold und Rolf Löhner, 1951. , 12. September 1960.

Dieses Projekt hatte direkte Auswirkungen auf die weitere Innen­ Berliner Architekturbüro Alfred Grupe beauftragt. Die Herstellung Mösch in der Tauentzienstraße, »Berlins größtes Spezialhaus für Schönhausen als Sitz des Staatsrates 1960 bis 1964 gestaltung von Schönhausen.25 Zunächst erhielten die für protokol- übernahm, wie schon für das Pieck-­Arbeitszimmer, die Berliner Beleuchtungskörper«, lieferte sowohl den beeindruckenden Kron- Mit dem Tod Wilhelm Piecks am 7. September 1960 wurde das Amt larische Zwecke genutzten vier wichtigsten Räume des Schlosses Kunsttischlerei Siebert & Lehmann.26 Aufgrund von Materialknapp- leuchter im Eingangsbereich als auch die Beleuchtungskörper für des Präsidenten abgeschafft. Nach sowjetischem Vorbild trat an die eine neue Einrichtung: Als Erstes wurde der im Erdgeschoss lie- heit kam es besonders bei der Beschaffung der Stoffbespannung das Treppenhaus sowie für das Arbeitszimmer des Präsidenten.28 Spitze der DDR der Staatsrat als kollektives Staatsoberhaupt, der gende Gartensaal mit der Vorkammer neu ausgestattet. Er erhielt für die Sitzmöbel zu Engpässen, sodass erst nicht sicher war, ob die Für die Ausstattung des Arbeitszimmers des Staatsekretärs Max bis 1964 unter Führung von Walter Ulbricht seinen Sitz im Schloss Polstermöbel, Konsoltische sowie runde Tische im Stil des Neuro- bestellten Mengen des Bezugsstoffes geliefert werden konnten.27 Opitz im Erdgeschoss wurden zwei sogenannte »Maria-Theresien-­ Schönhausen hatte. In dieser Zeit fanden in Schönhausen zahlrei- koko, die weiß gefasst und mit Vergoldungen versehen waren. Die Da der Bedarf doch rechtzeitig eintraf und Staatssekretär Max Opitz Lüster« gewählt.29 che protokollarische Veranstaltungen statt. Die beiden Festsäle Wände wurden mit neuem Stoff bespannt. Die Arbeiten konnten bis mit der hohen Qualität der gesamten Arbeiten zufrieden war, ließ er Die Planung, das gesamte Schloss mit einer einheitlichen Neu- dienten regelmäßig als repräsentative Bühne für Empfänge des Di- zum 80. Geburtstag Wilhelm Piecks im Januar 1956 abgeschlossen 1959 und 1960 die Festsäle und Arbeitszimmer des Schlosses mit rokoko-Möblierung auszustatten, konnte infolge des Todes von plomatischen Corps, hier wurden Botschafter ernannt, Minister ver- werden. Im Laufe des Jahres 1956 wurde die Neuausstattung der der einheitlichen Neurokoko-­Möblierung ausstatten. Wilhelm Pieck im September 1960 nicht umgesetzt werden.30 So eidigt und hohe Staatsauszeichnungen verliehen. Der Staatsrat trat Innenräume mit dem Festsaal und dem Vestibül im ersten Oberge- Auch die Beleuchtungskörper wurden ausgetauscht, um dem hatte sich zumindest in den zentralen Räumen des Präsidenten- mehr als 30 Mal zu Sitzungen in Schönhausen zusammen (Abb. 8). schoss fortgesetzt. Den Saal, dessen reiche Stuckaturen ihm einen Gesamteindruck eines repräsentativen Präsidentensitzes zu ent- sitzes ein grundlegender Wandel in der Inneneinrichtung des Allerdings war das Schloss deutlich zu klein, um dauerhaft alle besonders festlichen Charakter verliehen, nutzte Pieck für Bankette; sprechen. Die funktionalen Lampen aus den frühen 1950er-Jahren Schlosses vollzogen. Aus unterschiedlichen Zimmerausstattungen Repräsentationsansprüche des aufstrebenden sozialistischen Staa- zur neuen Ausstattung gehörten 65 Stühle und ein runder Tisch mit wurden durch »Kristall-Lüster« ersetzt. Da aufwendig gearbeitete war ein einheitliches Bild entstanden, das der Formensprache des tes erfüllen zu können. Daher war bereits 1962 in Berlin-Mitte der dem beeindruckenden Durchmesser von drei Metern, der variabel Kronleuchter in der DDR nicht hergestellt wurden, griff der Architekt durch die So­wjet­union vorgegebenen »Stils der nationalen Tradi- Grundstein für ein eigenes Gebäude des Staatsrates gelegt worden. vergrößert werden konnte. Mit dem Entwurf des Mobiliars wurde das auf das reiche Warensortiment in West-Berlin zurück. Das Lichthaus tion« entsprach. Dieser Neubau gilt als einer der Höhepunkte des Aufbauplans

16 17 Hans-Michael Schulze Der Majakowskiring – das »Regierungsstädtchen« in Berlin-Pankow

Die Geschichte des Pankower »Städtchens« beginnt mit dem Ende Ein Jahr nach der Gründung des SED-Staates 1949 lebten der Staat- des Zweiten Weltkriegs. Am 9. August 1945 informierte ein Mitarbeiter spräsident Wilhelm Pieck, der Ministerpräsident der gerade erst neu gebildeten Bezirksverwaltung Pankow die Bewoh- und fast die Hälfte der Mitglieder seines ersten Kabinetts im »Städt- ner des nahe dem Fluss gelegenen Viertels südlich des Schlos- chen«. Dazu gehörten Grotewohls Stellvertreter Walter Ulbricht,­ ses Schönhausen darüber, dass in den nächsten Tagen alle Grund- Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Georg Dertinger, Minister stücke verlassen werden müssen.1 Mit dieser Aktion requirierte die für Aufbau, Lothar Bolz, Minister der Finanzen, Hans Loch, Minister So­­wjetische Militäradministration (SMAD) Häuser für die Verwal- des Inneren, Karl Steinhoff, Minister für Post- und Fern­melde­wesen, tungsoffiziere ihres Sektors von Berlin. Eine Woche zuvor war auf der Friedrich Burmeister und Minister für Volksbildung, Paul Wandel. Potsdamer Konferenz festgelegt worden, dass die ehemalige Reichs- Aus der einst stillen Wohngegend war ein exklusives Quartier für hauptstadt von den Siegermächten weiter gemeinsam verwaltet wird. Spitzenpolitiker der DDR geworden. Dem besonderen Schutzbedürf- Das repräsentative Pankower Rathaus blieb Stadtkommandantur. nis der Parteifunktionäre trug das im Februar 1950 gegründete Mi- Der sowjetische Stadtkommandant wollte unweit davon in der ehe- nisterium für Staatssicherheit (MfS) mit der Abteilung »Personen- maligen Villa des Brotfabrikanten August Wittler2 mitten im Grünen schutz« Rechnung. Das hocheffektive Sicherheitssystem und die residieren. Aus dem Wohnviertel, bis dahin privates Refugium von permanente Überwachung schotteten die Regierenden in der DDR Unternehmern und Bessersituierten, war ein weiteres militärisches von der Bevölkerung ab.4 Sperrgebiet geworden. Der oval angelegte Straßenzug im Pankower Durch die Konzentration der DDR-Führungselite auf engstem Ortsteil Niederschönhausen wurde im Herbst 1945 mit einem drei Raum wurde Pankow in der Bundesrepublik schnell zum Synonym Meter hohen Bretterzaun abgeriegelt. Bereits ein Jahr später wohnte für das DDR-Regime. Deutlich wird dies in der Umschreibung »die die von der SMAD besonders unterstützte SED-Parteispitze, darunter Herren in Pankoff«, eine herabsetzende Formulierung, die Bundes- Otto Grotewohl, Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht, in der Siedlung.3 kanzler Konrad Adenauer gern gebrauchte. Neben den Wohnhäu- Spitzenfunktionäre in besonders gesicherten Wohngebieten sern dienten etwa zehn Gebäude am Majakowski­ring und in den unterzubringen, hatte in der Sowjetunion Tradition. Dort hießen angrenzenden Straßen als Gästehäuser der DDR-Regierung. Der diese Areale »gorodok«, weshalb sich zur Bezeichnung des Wohn- sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow­ besuchte die DDR viertels in Pankow die deutsche Übersetzung »Städtchen« durch- während seiner Amtszeit fünfmal (Abb. 1). Der Generalsekretär der setzte. 1950 erhielt der Straßenzug den Namen des russischspra- KPdSU wohnte dann entweder in der repräsentativen Villa Kasbaum, chigen Dichters Wladimir Majakowski. Majakowskiring 2, oder im Haus Majakowskiring 61.5

Abb. 1 Wilhelm Pieck, Nikita Chruschtschow und Walter Ulbricht (v. l. n. r.) im Wintergarten der Präsidentenresidenz (Majakowskiring 29) am 8. Juli 1958.

38 39 Abb. 2 Am 17. November 1958 diente noch die Villa Majakowskiring 60 als Wahllokal. Auch hier wurden prominente Wähler, Otto Grotewohl mit seiner Frau Johanna (ganz links), medienwirksam empfangen.

Abb. 3 Das Wohnhaus von Wilhelm Pieck am Majakowskiring 29 mit Trauer­beflaggung, 7. September 1960.

Nach dem Volksaufstand in Ungarn im Herbst 1956 beschloss das bei ihrem Wahlgang medienwirksam in Szene zu setzen (Abb. 2). Im Mieter das »Städtchen«, so verlegten einige Botschaften ihre Resi- worden, um sie mit Einfamilienhäusern zu bebauen (Abb. 3). Der Politbüro der SED, den Wohnort seiner Spitzenfunktionäre aus dem Zuge der bevorstehenden Weltfestspiele der Jugend und Studenten denzen dorthin. Auch Witwen einiger Politbüromitglieder kamen an einzigartige Garten der ehemaligen Präsidentenvilla, ein Werk des dicht besiedelten Stadtteil Niederschönhausen nach Wandlitz bei 1973 (vgl. Aufsatz Kirschstein, S. O 22, 23) und der Ausgestaltung den Majakowskiring zurück. Lotte Ulbricht, Ehefrau des verstorbe- Gartenarchitekten Reinhold Lingner, ist somit unwiederbringlich Bernau zu verlegen. So entstand in den Jahren 1958 bis 1960 die der Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas nen früheren SED-Chefs Walter Ulbricht, musste 1975 aus der Wald- zerstört.8 An den Fassaden einiger Häuser erinnern Bronzetafeln aus bei Wandlitz, etwa 25 Kilometer nördlich von Berlin, 1976 entfielen zunehmend die Absperrungsmaßnahmen. siedlung bei Wandlitz ausziehen. Bis zu ihrem Tod 2002 bewohnte DDR-Zeiten an seine früheren Bewohner. Sie zeugen von der einsti- die noch besser zu sichern und abzuschirmen war. Der deutsche Dichter und Verfasser des Textes der DDR-Hymne, sie das Haus Majakowskiring 12.7 gen Bedeutung des Städtchens als prominenter Wohnort der SED-­ Die Mitglieder des Politbüros kamen von nun an nur noch in das Johannes R. Becher, lebte bis zu seinem Tod 1958 ebenfalls am Ma- Nach der friedlichen Revolution im Herbst 1989 und der damit Funktionäre. »Städtchen«, um Staatsgästen in ihren Residenzen protokollarische jakowskiring. Seine Witwe Lilly leitete ab 1964 das Johannes-R.-­ verbundenen Auflösung der Waldsiedlung bei Wandlitz kehrten ei- Besuche abzustatten. So logierte zum Beispiel der jugoslawische Becher-­Archiv und machte es sukzessive der Öffentlichkeit zugäng- nige Spitzenfunktionäre nach Pankow zurück. So wohnte Günter Anmerkungen Staatschef Josip Broz Tito bei seinem Besuch in der DDR im Juni 1965 lich. Nach der Aufhebung des Sperrkreises entwickelte sich das Schabowski für einige Monate im Majakowskiring 63 und der letzte 1 LaB, C Rep. 105/6.1., Nr. 36738 2 Die Villa Majakowskiring 46/48 wurde von 1950 in der Stillen Straße 1–5.6 Da die Mitglieder der SED-Regierung po- Archiv zu einem Treffpunkt von Literaturwissenschaftlern. Der Be- SED-Chef Egon Krenz im Rudolf-Ditzen-Weg 9/11. bis 1976 von der Familie des Ministerpräsidenten Otto Grotewohl bewohnt. 3 Drewitz 2003, S. 42. 4 Schulze 2011, S. 2–4. 5 BArch, DA 4/548; BArch DC 20/789; SAPMO lizeilich weiterhin am Majakowskiring gemeldet blieben, diente such im Wohnhaus des »Nationaldichters der DDR« gehörte von nun Nach dem Ende der DDR sind am Majakowskiring zahlreiche BArch NY 4036/290; MfAA Bestand A 12240. 6 MfAA, ZR 2022/95. 7 Schulze 2011, ihnen seit den späten 1960er-Jahren unter anderem die Villa Kas- an auch zum Pflichtprogramm von Schulklassen. neue Häuser entstanden. Nicht immer ist auf die historischen Zu- S. 58–59. Das Haus Majakowskiring 28 lag gegenüber dem Wohnhaus von Wilhelm baum als Wahllokal. Das weiße Gebäude mit seiner auffälligen Fas- Nach dem deutsch-deutschen Grundlagenvertrag 1972 und der sammenhänge des Viertels Rücksicht genommen worden. Die Grund- Pieck. Nach dem Abriss des Ulbricht-Hauses entstand an seiner Stelle ein schlichtes sade war geradezu prädestiniert dafür, die Spitzenpolitiker der SED damit verbundenen weltweiten Anerkennung der DDR bezogen neue stücke der Villa von Wilhelm Pieck sind getrennt und dann verkauft Gästehaus. 8 Lingner gestaltete 1950 auch den Schlossgarten Schönhausen.

40 41 Stürmische Begrüßung, 12. Mai 1973 Leonid Breschnew hält sich zu einem zweitägigen »Freundschafts- besuch« in Ost-Berlin auf. Der sowjetische Generalsekretär ist Ehrengast des Festivalauftaktes »Gastfreundschaft«. Das Fest gilt als Generalprobe für die im Sommer 1973 geplanten X. Weltfest- Staatsgäste Ost spiele der Jugend und Studenten.

51 Empfang für Josip Broz Tito, 8. Juni 1965 Erich Honecker überreicht Michail Gorbatschow im Gartensaal Zu Ehren des jugoslawischen Staatspräsidenten Tito und des Schlosses Schönhausen ein Fotoalbum, 16. April 1986 seiner Ehefrau Jovanka gibt Walter Ulbricht ein festliches Essen Die Fotografien erinnern an dessen DDR-Aufenthalt im Mai 1966. im Gebäude des Staatsrates in Berlin. Dieser Besuch ist für Ulbricht Als sowjetischer Staats- und Parteichef hält sich Gorbatschow besonders wichtig, da Jugoslawien als erstes ­blockfreies Land 1986 zum ersten Mal in Ost-Berlin auf. Anlass ist der XI. Parteitag 1957 die DDR als souveränen Staat anerkennt. der SED.

52 53 Christiane Winkler Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl als Repräsentationsorte der ­Bundesregierung

In der Zeit zwischen 1949 und 1996 spielte Schloss Augustusburg1 scheinungsbildes von Schloss Augustusburg durch die Verfüllung in Brühl eine zentrale Rolle in der außenpolitischen Selbstdarstel­ der Wassergräben und den Abbruch der Rundtürme um 1735. Auch lung der Bundesrepublik. Das Prunktreppenhaus2 und die angren­ im Inneren erfolgte eine in mehreren Schritten umgesetzte Neukon­ zenden Repräsentationsräume des einstigen Sommersitzes der zeption.5 Die eigentlich von Schlaun im Nordflügel vorgesehene Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe boten einen besonders festlichen Staatsraumfolge für die repräsentativen Zwecke des Hofes wurde in Rahmen, um auswärtige Staatsoberhäupter in der Zeit der soge­ den Südflügel verlegt. Zwischen 1740 und 1760 entstand das heute nannten Bonner Republik würdig empfangen zu können. Hier be­ weltberühmte Treppenhaus von Schloss Augustusburg unter maß­ grüßten die Bundespräsidenten über 100 Staatsgäste aus der gan­ geblicher Beteiligung des fränkischen Architekten Balthasar Neu­ Abb. 1 Schloss Augustusburg mit schwarz-weiß-roter National­flagge, zen Welt. Der letzte Gast war der rumänische Staatspräsident Ion mann. Südlich des Schlosses wurde schließlich ein aufwendig ge­ Ansicht von Osten, nach 1867. Iliescu, bevor der Bundespräsident von Bonn nach Berlin zog und staltetes französisches Gartenparterre angelegt – ein Entwurf des seine Staatsempfänge von nun an im Schloss Bellevue ausrichtet.3 ebenfalls in kurbayerischen Diensten stehenden Gartenarchitekten Dominique Girard. 1768 wurde die Schlossanlage unter Kurfürst Ma­ ximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, dem Nachfolger Cle­ Schloss Brühl in preußischem Besitz Zur Baugeschichte der Schlösser im 18. Jahrhundert mens Augusts, vollendet. Nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress 1815 ging zusammen mit ihrem Prinzgemahl Albert von Sachsen-­Coburg und Der Bau von Schloss Augustusburg in Brühl (Abb. 1) wurde 1725 auf Parallel zum Bau von Schloss Augustusburg entstand in den Schloss Augustusburg in den Besitz der preußischen Krone über. Gotha am 11. August 1845 dar.9 Im Jahr zuvor war der Bahnhof in Veranlassung des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens Au­ Jahren 1729 bis 1737 ebenfalls nach den Plänen Cuvilliés' das Jagd­ Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten waren für die Anlage erwogen Brühl an der Eisenbahnlinie Köln – Bonn fertiggestellt worden, das gust von Bayern als Sommersitz begonnen.4 Mit der Ausführung war schloss Falkenlust, das als Maison de Plaisance ganz den Vergnü­ worden, wie beispielsweise 1834 die Einrichtung einer Kadettenan­ britische Königspaar reiste von Aachen kommend mit dem Zug an. zunächst der westfälische Architekt Johann Conrad Schlaun beauf­ gungen der Falkenjagd gewidmet war (Abb. 4).6 stalt.7 1842 erhielt es unter der Regierung des preußischen Königs Es wurde von einer großen Menschenmenge am Bahnhof bejubelt, tragt worden. Er konzipierte unter Einbeziehung der Fundamente Der letzte amtierende Kölner Kurfürst, Maximilian Franz von Ös­ Friedrich Wilhelm IV. den Status eines königlichen Schlosses. Nach um anschließend mit der Kutsche zum Schloss zu fahren. Friedrich und Mauerreste eines mittelalterlichen Vorgängerbaus eine was­ser­ terreich, konnte die Schlösser nur noch bis zum Einmarsch der fran­ umfangreichen Instandsetzungsarbeiten nahm das preußische Kö­ Wilhelm IV. und seine Gemahlin empfingen die Gäste im Prunktrep­ umwehrte barocke Dreiflügelanlage mit einem nach Osten geöffne­ zösischen Revolutionstruppen 1794 nutzen, bevor er ins Exil aus­ nigspaar Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth Wohnung im Brühler penhaus (Abb. 3). Vor dem Abendessen fand im Ehrenhof des ten Ehrenhof. Diese wurde von zwei Rundtürmen an der Südwest- weichen musste. Die linksrheinischen Territorien wurden franzö­ Schloss Augustusburg anlässlich der Grundsteinlegung zum Weiter­ Schlosses ein Militärkonzert statt, zu dessen Abschluss der Große und Nordwestecke flankiert (Abb. 2). Ab 1728 wurde Schlaun durch sisch, Schloss Augustusburg wurde französische Staatsdomäne, bau des Kölner Domes am 5. September 1842.8 Einen gesellschaft­ Zapfenstreich erklang.10 Dieser Besuch stellte in gewisser Weise den kurbayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés d. Ä. abge­ das Jagdschloss Falkenlust wurde veräußert und blieb bis 1960 in lichen Höhepunkt für Schloss Brühl stellte der Empfang der Königin den ersten Staatsempfang im modernen Sinne auf Schloss Augus­ löst. Es kam zu einer grundlegenden Veränderung des äußeren Er­ Privatbesitz. der Vereinigten Königreiche von Großbritannien und Irland, Victoria, tusburg dar.

10 11 das grosse Empfangsgebäude und auch Gästehaus des Präsidenten der Bundesregierung. Dementsprechend ist alles vorzubereiten, damit hier die grossen staatspolitischen Empfänge sowohl des Ab­ geordnetenhauses wie auch der Ministerien und vor allem auch der auswärtigen Gesandtschaften usw. erfolgen können. Es ist bei der­ artig vorgesehenen Empfängen mit rund 8[00] – 1 000 Menschen zu rechnen«.23 Diese ausgreifenden Pläne konnten jedoch von Landes­ konservator Wolff Metternich unter Verweis auf den teilweise sehr schlechten baulichen Zustand und mit Betonung des kunsthistori­ schen Wer­tes von Schloss Augustusburg abgemildert werden.24 Weitere Pläne zur Umgestaltung von Schloss Augustusburg zum Repräsentations- und Gästehaus der Bundesregierung datieren vom Juli 1949 und sind vom Vorstand des Staatshochbauamtes Köln ab­ gezeichnet worden.25 Die Umsetzung dieser Pläne hätte erheblich in Abb. 7 Rede des ersten Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, anlässlich der Amts­einführung von Theodor Heuss auf der Terrasse die Substanz des Schlosses eingegriffen und tiefgreifende bau­liche von Schloss Augustusburg am 13. September 1949. Veränderungen zur Folge gehabt. Das Erdgeschoss des Nordflügels­ sollte vor allem mit einem umfangreichen Personal- und Küchen­ bereich ausgestattet werden, darunter zwei Speisesäle für insgesamt 90 Personen in den Räumen des sogenannten Blauen Winterappar­ tements. Die Umbaupläne weisen die beiden großen kurfürstlichen Appartements im Südflügel, das Sommerappartement im Erdge­ schoss und das Staatsappartement im ersten Obergeschoss, als Ge­ sellschafts- und Repräsentationsräume aus, die sowohl im Rahmen eines Gästehauses als auch für Staatsempfänge nutzbar sein sollten. Im darüber befindlichen Grünen Appartement sahen die Umbaupläne drei größere Gästeappartements vor, die neben Wohn- und Schlaf­ zimmern für die Gäste auch Bäder und entsprechende Räumlichkei­ ten für das Begleitpersonal erhalten sollten. Dies hätte den Einbau von Zwischenwänden und die Installation von zusätzlichen Wasser- und Abwasseranschlüssen bedeutet. Vor allem im gesamten Man­ sard­geschoss des Schlosses wären für insgesamt 18 Zimmer mit fließendem Wasser, sieben Zimmer mit Bad und WC sowie weitere WC-Anlagen für das hier untergebrachte Personal nochmals zahlrei­ che Sanitärinstallationen eingebracht worden (Abb. 6). Auch diese vom Juli 1949 datierenden Pläne wurden nicht um­ gesetzt; am 9. September schrieb das Ministerium für Wiederaufbau an die Kultusministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Christine Teusch: »Der Ausbau des Schlosses Brühl als Gästehaus ist zurück­ gestellt worden.«26 Die Diskussion um ein angemessenes Gäste­ haus der Bundesregierung war jedoch zu diesem Zeitpunkt bei Wei­ Abb. 9 Schloss Augustusburg, Gäste auf der Schloss­terrasse beim Empfang zur Amtseinführung des ersten Bundes­präsidenten tem nicht abgeschlossen und blieb bis in die 1970er-Jahre ein viel Theodor Heuss am 13. September 1949. diskutiertes Thema.27 Am 13. September 1949 fand die Feier zur Wahl von Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten auf Schloss Augustusburg statt. Gastgeber war der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-­ Abb. 8 Theodor Heuss und Karl Arnold prosten sich beim Empfang am 13. September 1949 Westfalen, Karl Arnold, der in seiner Eigenschaft als erster Präsident mit dem »Erinnerungs­trinkbecher« zu. des Bundesrates seit dem 7. September 1949 zugleich das Amt des

16 17 Abb. 16 Floristen beim Aufbau Abb. 18 Schloss Augustusburg, der Blumendekoration im Vestibül Untergeschoss im Südflügel, Vorbereitung von Schloss Augustusburg, 1989. der Speisen auf Wärmebrücken, 1987.

Abb. 17 Sicherheitsüberprüfung im Gardensaal von Schloss Augustusburg durch Beamte des Bundes­kriminalamtes im Vorfeld zum Staatsbankett für den ägyptischen­ Staatspräsidenten Mohammad Husni Mubarak am 13. März 1989.

diesem Zeitpunkt nicht genügend Hülsen im Terrassenboden vor­ standen, wurde erstmals anlässlich des Empfangs für den schwedi­ handen, sodass genau darauf zu achten war, beim Einsetzen der schen König Gustav VI. Adolf am 8. Mai 1972 durch Bundespräsident Zeltpfähle keine Versorgungsleitungen zu beschädigen. Gustav Heinemann ein gesetztes Abendessen für 320 Personen auf Im Anschluss an den britischen Staatsbesuch regte das Kultus­ Schloss Augustusburg durchgeführt.45 ministerium schließlich an, dieses unbefriedigende Provisorium Der Ablauf des Abends mit seinen Vor- und Nachbereitungen war einer Zeltkonstruktion durch eine Dauerlösung zu ersetzen und ab jetzt im Großen und Ganzen recht standardisiert, bis auf Varia­ »[. . .] eine Überdachung für die Terrasse zu entwickeln und zu be­ tio­nen im Bereich eines kleinen Begleitprogramms nach dem Essen. schaffen, die kurzfristig und leicht auf- und abgebaut und im Be­ Um Platz für die 320 geladenen Gäste zu schaffen, wurde zunächst reich der Schlösser gelagert werden kann«43 (Abb. 14). vonseiten des Personals der Schlösserverwaltung das historische 1966 schließlich findet sich in den Unterlagen zur Aufstellung Mobiliar aus den Appartements entfernt, anschließend wurden die des Haushalts der Landesregierung der Hinweis, dass die Restau­ Räume einer gründlichen Reinigung unterzogen. Die nötigen Auf­ rie­rung der »denkmalwerten« Räume der Staatsgemächer im ersten bauarbeiten, wie zum Beispiel das Herrichten von Tischen und Stüh­ Geschoss des Südflügels abgeschlossen sei. Es heißt weiter: »Das len für das gesetzte Abendessen, die Bereitstellung von techni­ ganze Schloss wäre nutzungsfähig für Empfänge und sonstige kul­ schem Equipment und die Einbringung provisorischer Elektroleitun­ turelle Veranstaltungen.«44 gen für Küchengerätschaften oder Sicherheitseinrichtungen erfolgte anschließend durch entsprechende Fachfirmen.46 Zu den Vorberei­ Staatsempfänge in Brühl nach 1972 tungsarbeiten gehörte auch die Auslage von Teppichen auf den Par­ Nach 1972 wurde der Empfang des Diplomatischen Corps aus dem kett- und Marmorböden des Schlosses und nicht zuletzt die Ausstat­ Programm des Staatsdiners gestrichen und auf einen anderen Tag tung der Festräume mit Blumenschmuck (Abb. 15 und 16).47 des Besuches verlegt. Auch wurde ein anderer Ort gewählt – in der Die Organisation des eigentlichen Staatsbanketts oblag dem Regel fand die Vorstellung des Diplomatischen Corps von nun an in Hotel Steigenberger in Bonn. Das Festessen für die Staatsgäste der Redoute in Bonn-Bad Godesberg statt. Dies bedeutete für musste mangels einer Küche in Schloss Augustusburg zunächst in Schloss Augustusburg, dass die Überdachung der Terrasse unnötig Bonn zubereitet werden. Die dort vorbereiteten Speisen sowie der wurde, denn das sonst im Zusammenhang mit dem Empfang des größte Teil des benötigten Equipments wurden anschließend per Diplomatischen Corps hier ausgerichtete Büfett entfiel. Nachdem Lkw nach Brühl geliefert. Um zu gewährleisten, dass die Lieferung nunmehr auch die Räume des Staatsappartements zur Verfügung nicht länger als zwei Stunden unterwegs war, wurden die Lkw mit

24 25 Jürgen Hartmann Staatsgeschenke in der Bundesrepublik

Staatsbesuche und Staatsgeschenke sind methodisch im staatli­ tes überreichte Geschenk sowie die zwischen Regierungschefs aus­ chen und internationalen Zeremoniell zu verorten. Dabei versteht getauschten Geschenke.2 Diesen folgen die diplomatischen Ge­ man unter Zeremoniell ein über Gesten, Bilder, Abläufe und gele­ schenke, mit denen die Mitglieder der beiden Delegationen und um gentlich auch Worte geführtes Kommunikationsgeschehen, das den Ablauf des Besuches verdiente Mitarbeiter bedacht werden. man, leicht missverständlich, als symbolische Kommunikation be­ Dazu gehören kleinere Objekte, aber auch Orden und Fotos des zeichnet.1 In der Regel werden auf dieser Kommunikationsebene Staatsoberhauptes.3 Bei Letzteren wird die Hierarchie der örtlichen hochkomplexe Sachverhalte vermittelt, etwa der Stand der Bezie­ Empfänger respektiert. Es gibt eine streng beobachtete Rangfolge hungen zwischen zwei Staaten, die Friedfertigkeit eines Gemein­ der Orden und Ordensstufen eines Landes. Porträts erhalten eine wesens oder das Selbstverständnis eines solchen, das heißt seine zusätzliche, gestaffelte Wertigkeit durch eine persönliche oder Staatsidee. Das Zeremoniell muss zudem international und inter­ unper­sönliche Widmung, durch Leder- oder Silberrahmen oder kulturell verstanden werden. durch Wappenprägungen (blind oder gold) des Rahmens. Schließ­ Soziologie und Ethnologie haben bei Besuchen und bei Ge­ lich gibt es typische Give-aways wie Manschettenknöpfe, Feuer­ schenken eine dreifache soziale Verpflichtung des Gebens, des An­ zeuge, Schreibgeräte und Ähnliches. nehmens und des Erwiderns identifiziert. Mit dieser Eigenschaft Die Staatsgeschenke werden regelmäßig im Anschluss an die eignen sich Besuch und Geschenk in ganz besonderer Weise zur erste Begegnung von Gast und Gastgeber überreicht. Geschenke Begründung und zur Pflege sozialer Beziehungen zwischen Indivi­ außerhalb des eigentlichen Staatsgeschenkes werden dagegen duen oder Gemeinschaften. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch meist ohne besonderes Zeremoniell übergeben: Orden findet man die Anführer oder Häuptlinge früher Gemeinschaften und diesen gelegentlich auf dem Nachttisch vor; sie sollen bei dem Besuchs­ folgend die Souveräne der Staaten haben diese uralte Kulturtechnik programm zumindest als Miniaturen sichtbar sein. Einige Staats­ zur Pflege der Beziehungen untereinander und unter den von ihnen oberhäupter, wie die englische Königin, behalten es sich vor, auch repräsentierten Gemeinschaften genutzt. Selbstverständlich gehö­ diese Geschenke persönlich zu überreichen. Der Empfänger eines ren Besuche und Geschenke auch zum Handwerkszeug der moder­ persönlichen Geschenks ist gehalten, sich dafür zu bedanken, in nen Diplomatie. der Regel über die Botschaft des jeweiligen Landes. Wie jedes andere Detail eines Staatsbesuches werden Ge­ schenk- und Ordensaustausch zwischen den Protokollabteilungen der beiden Staaten vorab vereinbart. Das Staatsgeschenk im enge­ ren Sinne, also nur das zwischen Staatsoberhäuptern anlässlich eines Staatsbesuches ausgetauschte Geschenk, bildet die Spitze Abb. 1 Tischzier in Form einer Triumphsäule. einer Hierarchie von Geschenken. Ihm gleichgestellt werden biswei­ Geschenk von Haile Selassie I. Kaiser von Abessinien len auch das anlässlich eines Arbeitsbesuches des Staatsoberhaup­ an Bundespräsident Theodor Heuss, 1954.

40 41 Deutlich mehr Aufmerksamkeit erfordert das eigentliche Staatsge­ sein und wenn möglich den Geschmack des Beschenkten treffen.10 Marc Jumpers schenk. Die sozialen Handlungen des Gebens, Annehmens und Für die ihm überreichten Geschenke und Orden gründete Mitterrand Erwiderns werden mit »symbolischem Kapital« aufgeladen. Seit den ein eigenes Museum in Château-Chinon.11 Nicht allen Staatsge­ Untersuchungen von Spencer4 und Mauss5 ist bekannt, dass das schenken widerfährt ein solch gnädiges Schicksal. Vor dem Deut­ Geschenk und seine Annahme immer auch einen Teil der Individua­ schen Bundestag erklärte der Staatsminister im Kanzleramt, Hans-­ Interieurs in Ost und West lität des Gebenden und des Nehmenden transportieren. Es soll den Jürgen Wischnewski, am 27. November 1975: »Die dem Herrn Bun­ Beschenkten an den Schenker erinnern, ihm eine Freude machen, despräsidenten und seiner Gattin aus Anlaß von Staatsbesuchen ihn ehren, um damit eine symbolische Präsenz des Schenkers beim gemachten Geschenke werden zunächst inventarisiert und kommen Gemeinsamkeiten und Unterschiede Beschenkten zu erzeugen. Gleichzeitig erfährt das Geschenk bezo­ in die Repräsentationsräume der Villa Hammerschmidt, in das Bun­ gen auf den Beschenkten eine nachhaltige Individualisierung und despräsidialamt oder in die Amtswohnung des Bundespräsidenten. bindet diesen an den Schenker sowie an dessen Land. Beim Ausscheiden des Bundespräsidenten aus dem Amt wird auf­ der staatlichen Repräsentation Die Souveräne der Frühen Neuzeit griffen für ihre Staatsgeschen­ grund der Inventarliste darüber entschieden werden, welche Ge­ ­ke oft auf die Luxusgüter herstellenden Manufakturen ihrer Länder schenke mit Rücksicht auf ihren ganz persönlichen Charakter Eigen­ zurück, der französische König auf wertvolle Tapisserien aus der tum des Herrn Bundespräsidenten oder seiner Gattin bleiben. Der Gobelin-Manufaktur in Paris oder Sèvres-Porzellan, der sächsische Herr Bundeskanzler und der Herr Bundesminister des Auswärtigen König auf Porzellan der Manufaktur Meissen, der preußische König verfahren analog.«12 auf Erzeugnisse der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, die Was dabei übrigbleibt, landet in Museen oder wird versteigert. nicht zuletzt für Repräsentationszwecke Friedrichs des Großen von Als sich infolge des Zweiten Weltkriegs zwei deutsche Staaten mit diesem 1763 erworben worden ist.6 Anmerkungen unterschiedlichen politischen Systemen konstituieren, stehen Ost Zu allen Zeiten wurden aber auch Tiere verschenkt, Elefanten, 1 Stollberg-Rilinger 2004, S. 489. – Hartmann 2007, S. 55. 2 Letzteres liegt zum Teil und West gleichermaßen – neben den enormen sozialen, gesell­ an dem oft überstrapazierten Begriff des Staatsbesuches. In seinen Erinnerungen Kamele, Rassepferde, Falken, die die Beschenkten regelmäßig vor schaftlichen und wirtschaftlichen Problemen – vor der Aufgabe, eine bezeichnet etwa der frühere Bundeskanzler Schröder seine Auslandsreisen grundsätz­ große Probleme beim Transport und, wenn diese gelöst waren, bei angemessene Form der staatlichen Selbstdarstellung und Reprä­ lich als Staatsbesuche, obwohl sie im Zeremoniell erkennbar hinter den Besuchen von der Unterbringung der Tiere stellten. Als der französische Staatsprä­ Staatsoberhäuptern zurückblieben. 3 Hartmann 2006, S. 127. 4 Spencer 1889, S. 121. sentation zu finden. Abgesehen von verfassungsrechtlichen und sident Giscard d’Estaing 1976 von der englischen Königin einen 5 Mauss 2013. 6 Jarchow 1998, S. 34. 7 Cambacérès 2015, S. 81. 8 Auch Bundes­ pro­tokol­la­ri­schen Grundsatzentscheidungen sind auch immer wie­ prächtigen Labrador zum Geschenk erhielt, löste das lebhafte dip­ kanzler Schmidt erhielt 1980 von Hua Guofeng ein Panda-Pärchen als Geschenk. Beide der Antworten auf die Frage nach dem angemessenen Stil in der Tiere verendeten im Hamburger Zoo. 9 Kohl 2004, S. 151. 10 Cambacérès 2015, S. 81. lomatische Aktivitäten aus, weil der Hund auf französische Befehle Ausstattung von Amtssitzen und staatlichen Repräsentationsbauten 11 Monnier 1991. 12 Deutscher Bundestag 1975 nicht reagierte, im Elysée-Palast aber niemand englische Befehle zu suchen. Dabei zeigt sich, dass diese von vielen Faktoren wie Tra­ beherrschte.7 ditionslinien, dem allgemeinem Zeitgeschmack, den persönlichen Die chinesische Staatsführung verschenkte seit dem Besuch von Vorlieben der Amtsträger oder von dem Wunsch, politische Bot­ US-Präsident Richard Nixon (1972) Panda-Bären und leitete mit schaften zu transportieren, beeinflusst sind. Im Folgenden sollen ihnen die sogenannte Panda-Diplomatie8 ein. Die Tiere stehen mitt­ einige prominente Beispiele aus der DDR, insbesondere Schloss lerweile unter strengem Schutz. Schönhausen, und der »alten« Bundesrepublik gegenübergestellt Abb. 2 Außenansicht des Palais Schaumburg Bundespräsident Heinrich Lübke, der viele Entwicklungsländer und verglichen werden. Diese Auswahl kann keinesfalls einen breit von Westen, 2012. aufsuchte, bevorzugte praktische Geschenke: einen voll ausgerüs­ teten Krankenwagen oder Polizeikräder einer bedeutenden deut­ angelegten, systematischen Vergleich ersetzen, doch ist es möglich, schen Marke, die gelegentlich unmittelbar für die Eskortierung des anhand dieser ausgewählten Beispiele aufzuzeigen, wie ähnlich Gastes zum Einsatz kamen. sich die Lösungen für die eingangs formulierte Frage nach dem an­ Als Anhaltspunkt für die heutige Praxis des Staatsgeschenks gemessenen Stil trotz aller politischen Unterschiede oftmals sind. mögen einige Sätze von Helmut Kohl dienen: »Ich legte immer gro­ Arbeits- und Amtszimmer von Staats- oder Regierungschefs sind ßen Wert darauf, dass meine Geschenke an befreundete Staats- und von großer, bildhafter Wirkung. Mit ihnen ist die Vorstellung verbun­ Regierungschefs einen besonderen politischen oder persönlichen den, dass von diesem Ort aus der Staat gelenkt und regiert wird. Bezug zum Beschenkten hatten. Damit brachte ich meine Wertschät­ Insbesondere Amtszimmer, die häufig eher ein symbolischer denn zung und Sympathie zum Ausdruck, konnte zugleich aber deutlich ein realer Arbeitsplatz sind, werden öffentlich wahrgenommen. Sie machen, was mir persönlich wichtig schien. Gerade François Mitter­ dienen als Bühne, auf der staatspolitische Inhalte inszeniert wer­ rand war sehr empfänglich für solche Aufmerksamkeiten.«9 den. Dementsprechend bedeutungsgeladen kann die Ausstattung Abb. 1 Der nach Entwürfen von Hans Schwippert 1 Staatspräsident Mitterrand seinerseits hatte für die Auswahl für Konrad Adenauer gefertigte Schreibtisch und Möblierung solcher Räume sein. Es bietet sich daher an, das seiner Geschenke die Vorgabe gemacht, diese sollten französisch in einem Büroraum des Bundeskanzleramtes, 1950er-Jahre. Amtszimmer Wilhelm Piecks, des ersten und einzigen Präsidenten

42 43 Abb. 3 Bundeskanzler Konrad Adenauer an seinem Schreibtisch im Palais Schaumburg, 8. Februar 1960.

Abb. 4 Amtszimmer Wilhelm Piecks mit der Ausstattung von Hanns Hopp und Kurt Liebknecht, nach 2009.

Abb. 5 Ansicht des sogenannten Kanzlerbungalows im Park des Palais Schaumburg von Südosten, 2012.

Abb. 6 Großer Empfangsraum im offiziellen Teil des sogenannten Kanzlerbungalows nach der Wieder­ herstellung des ursprünglichen Zustandes, 2012.

44 45 Abb. 10 Anlässlich ihres ersten Staatsbesuchs in Deutschland Abb. 12 Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, wird Königin Elisabeth II. mit ihrem Gemahl Prinz Philip Barack Obama mit Gattin Michelle und die deutsche im Schloss Charlottenburg empfangen. In Anwesenheit ­Bundeskanzlerin Angela Merkel nebst Ehemann Joachim Sauer von Bundeskanzler Ludwig Erhard überreicht Berlins im Gespräch mit dem Basketballspieler Dirk Nowitzki Regierender Bürgermeister Willy Brandt der Queen als Gast­ vor dem Galadiner in der Großen Orangerie von Schloss geschenk eine Silberschale; der Herzog von Edinburgh ­ ­Charlottenburg, 19. Juni 2013. erhält ein Spiegelteleskop, 27. Mai 1965.

Anmerkungen 1 Bundespräsidialamt 2013, S. 12–29 und Bannas 2012. Das bei Staatsbanketten in leitete den Umbau der Bonner Villa Hammerschmidt unter Bundespräsident Theodor von Biron, Herzog von Kurland, der Berliner Manufaktur den Auftrag für das später nach Schloss Bellevue genutzte Porzellanservice der Königlichen Porzellan-Manufaktur Heuss. 7 Sack 1987. 8 Köhler 2005, S. 3. 9 Krohn 2006. 10 Bundespräsidialamt ihm benannte klassizistische Speiseservice, dessen Reliefkante aus antikisierenden Berlin wurde ebenfalls in Schloss Augustusburg verwendet. Dekoriert mit Goldorna­ 1999. 11 Nach wie vor grundlegend die Monografie von Kühn 1970. 12 Scharmann Tuchgehängen, Eierstäben und Perlrand besteht. 21 Löer 2013. 22 Hartmann 2007, Abb. 11 Bei einem Festbankett des Regierenden Bürger­ mentik und goldenem Bundesadler, greift das Service-Modell »Rocaille« auf das fride­ 2015. 13 So diente beispielsweise die Kapelle als Kulisse für einen der damals sehr S. 2, 27–30. 23 Dass diesen scheinbar sinnentleerten Prozeduren ein hochkomplexes meisters von Berlin, Eberhard Diepgen, in der eichenholz­ rizianische Vorbild »Antikzierat« von 1767/68 zurück. Bundespräsident Theodor Heuss populären Friedericus-Rex-Filme mit Otto Gebühr als Friedrich II. Hermann Göring ver­ Zeichensystem zugrunde lag, um das Gottesgnadentum des Herrschers als Verkörpe­ vertäfelten Ahnengalerie von Schloss Charlottenburg erhielt das Service, zu dem kleine und große Teller, Suppenschalen, Mokkatassen sowie anstaltete im Sommer 1937 im Parterre vor der Gartenfront des Schlosses einen Auftritt rung des Staats gegenüber seinen Untertanen sowie seiner Standesgenossen zu ver­ wird das unter dem Dekornamen »Breslauer Stadtschloss« figürliche Salz- und Pfeffergefäße gehören, 1959 vom Berliner Senat als Geschenk. des Staatsopernballetts, bei dem die Szene von Scheinwerfern der Luftwaffe beleuch­ anschaulichen, wird erst durch die genaue Kenntnis einzelner zeremonieller Handlun­ geführte Speiseservice der Königlichen Porzellan- 2 Busche 2005. Standardwerk zur Bau- und Nutzungsgeschichte mit umfangreichen tet wurde. Vgl. Aurich 1992, S. 42–53. 14 Reissig 1986, S. 110–112. 15 Kohagen 1972. gen deutlich. 24 Neben Johann von Besser, Johann Christian Lünig, Gottfried Strieve Manufaktur­ Berlin verwendet. Archivalien und Literaturhinweisen. 3 Wimmer 2006, S. 12–18. 4 Schonert 1936, 16 Frankenstein 1994. 17 Hasselmann 2005. 18 Kilian 2013. 19 Winkler 2008, S. 147. und Zacharias Zwantzig verfasste insbesondere Julius Bernhard von Rohr mit seiner S. 10. 5 Schwerk 2001. 6 Otto Meininger war einer der führenden Architekten bei dem 20 Das 1767 nach dem Modell »Antikzierat« mit blauem Schuppendekor angefertigte erstmals 1729 erschienenen »Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft Der großen Herren« Wiederaufbau kriegszerstörter Bauwerke oder dem Umbau von Baudenkmälern in der und mit »Deutschen Blumen« bemalte »Breslauer Service« hatte Friedrich der Große ein grundlegendes Werk, das der systematischen Beschreibung und der Anwendung Nachkriegszeit. Unter anderem war er Vorstand des Münchner Residenzbauamtes und für das Residenzschloss seiner schlesischen Provinz bestellt. Um 1790 erteilte Peter von Zeremonien im dynastisch-staatlichen Leben gewidmet war. Vgl. Rohr 1733.

64 65 »Königin der Herzen« in Schloss Augustusburg, 20. März 1979 Der schwedische König Carl XVI. Gustav, seine aus Deutschland stammende Frau Silvia und das Bundespräsidentenpaar Walter und Mildred Scheel präsentieren sich der Presse im Vestibül Staatsgäste West des Schlosses Augustusburg.

67 Erich Honecker beim Gespräch in Schloss Gymnich, »Ich erhebe mein Glas auf Ihr Wohl«, 19. Oktober 1992 7. September 1987 Mit diesen Worten prosten sich die britische Königin Elisabeth II. Bei seinem Arbeitsbesuch in der Bundesrepublik trifft der Staats- und Bundespräsident Richard von Weizsäcker am Ende ihrer und Parteichef der DDR in seiner Residenz mit verschiedenen ­Tischreden zu. Durch diese freundschaftliche Geste unterstreicht bundes­deutschen Politikern zusammen. Am Ende des Aufenthalts die Königin bereits zum dritten Mal bei einem Staatsbankett kommt es zur Unterzeichnung von drei deutsch-deutschen in Schloss Augustusburg die guten Beziehungen zwischen Abkommen über die Zusammenarbeit auf den Gebieten Wissen­ ­Großbritannien und der Bundesrepublik. schaft, Technik, Umwelt- und Strahlenschutz.

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