Schonhausen Und Augustusburg
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SCHLOssER FUR DEN STAATSGAST SCHONHAUSEN UND AuGUSTUSBURG STAATSBESUCHE IM GETEILTEN DEUTSCHLAND SCHLOssER FUR DEN STAATSGAST Die Ausstellung steht SCHONHAUSEN unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck UND AuGUSTUSBURG STAATSBESUCHE IM GETEILTEN DEUTSCHLAND Herausgegeben von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und der UNESCO- Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl SANdsTEIN VERLAG Inhalt Inhalt HARTMUT DORGERLOH | HEINZ RUDOLF KRACHT HARTMUT DORGERLOH | HEINZ RUDOLF KRACHT Grußwort Seite 8 Grußwort Seite 8 JÖRG KIRSCHSTEIN | CHRISTIANE WINKLER JÖRG KIRSCHSTEIN | CHRISTIANE WINKLER Einleitung Seite 9 Einleitung Seite 9 JÖRG KIRSCHSTEIN CHRISTIANE WINKLER Schloss Schönhausen als wichtigstes Gästehaus Die Schlösser Augustusburg und der DDR-Regierung Seite 10 Falkenlust in Brühl als Repräsentationsorte der Bundesregierung Seite 10 HANS-MICHAEL SCHULZE Der Majakowskiring – das »Regierungsstädtchen« FILOMENA CARBONE in Berlin-Pankow Seite 38 Die Gästehäuser der Bundesregierung in Bonn. Hotel Petersberg und Schloss Gymnich Seite 31 ANDREAS MICHAELIS Geschenke ausländischer Staatsgäste HOLGER PÜTZSTÜCK an die führenden Repräsentanten der DDR Seite 42 Die Villa Hammerschmidt und die Redoute Seite 36 MONIKA THERESIA DEIssLER Blumendekoration für den Staatsgast Seite 46 JÜRGEN HARTMANN Staatsgeschenke in der Bundesrepublik Seite 40 FOTOS STAATSGÄSTE OST Seite 50 MARC JUMPERS ANHANG Interieurs in Ost und West. Literatur Seite 60 Gemeinsamkeiten und Unterschiede Bildnachweis Seite 64 der staatlichen Repräsentation Seite 43 Abkürzungen Seite 65 Leihgeber und Dank Seite 66 RUDOLF SCHARMANN Impressum Seite 67 Demokratische Aneignung. Die Bedeutung der Schlösser Bellevue und Charlottenburg als Orte bundesdeutscher Repräsentanz Seite 55 foTOS STAATSGÄSTE WEST Seite 66 4 5 Schloss Schönhausen 6 7 JÖRG KIRSCHSTEIN Schloss Schönhausen als wichtigstes Gästehaus der DDR-Regierung Für die Dauer von 23 Jahren, von 1966 bis 1989, war das Berliner Schloss Schönhausen als Sommerresidenz Schloss Schönhausen das wichtigste Gästehaus der DDR-Regie- der preußischen Königin Elisabeth Christine rung. Dieser verhältnismäßig kurze Zeitraum in der 300-jährigen Königin Elisabeth Christine von Preußen, die Gemahlin Friedrichs Geschichte des barocken Bauwerks war dennoch eine einschnei- des Großen, war die prominenteste Bewohnerin des Schlosses dende historische Epoche für die Schlossanlage. Das Areal wurde Schönhausen (Abb. 1 und 2). Der geborenen Prinzessin von Braun- abgeriegelt und von einer Mauer umgeben. Der Zutritt blieb der schweig-Bevern wurde im August 1740, nur wenige Monate nach Bevölkerung verwehrt. Seit 1966 stand das einstige Hohenzollern- dem Regierungsantritt ihres Mannes, das anmutige Barockschloss schloss hochrangigen Staatsgästen der DDR als Residenz zur Ver- im Norden Berlins als Sommerresidenz zugewiesen.1 Bis zum Tod fügung. Dieses wenig bekannte Kapitel der DDR-Geschichte ist der Königin blieb Schönhausen einer der wichtigsten Orte des preu- bisher nicht umfassend untersucht worden. Deshalb stellen sich ßischen Hoflebens in Berlin. Im Gegensatz zum König empfing verschiedene Fragen: Elisabeth Christine mindestens einmal in der Woche Mitglieder der Warum wurde in den ersten fünf Jahren nach der Eröffnung des königlichen Familie zum Souper mit anschließendem Konzert in Schlosses lediglich ein Staatsgast pro Jahr empfangen? Erst zu Be- Schönhausen, das sie stets von Juni bis September bewohnte. Da ginn der 1970er-Jahre änderte sich dies grundlegend. SED-General- sich der König immer mehr nach Potsdam zurückzog, fiel die Haupt- sekretär Erich Honecker entfaltete eine rege Empfangstätigkeit in last der Repräsentation der Königin zu.2 Aktuelle Forschungen ha Schönhausen. Worin sind die Gründe dafür zu suchen? Die reprä- ben gezeigt, dass Elisabeth Christines Status am Berliner Hof neu sentative Innen ein rich tung des Schlosses sollte den erfolgreichen bewertet werden muss.3 Die weit verbreitete Meinung, die Monar- Aufbau des sozialistischen deutschen Staates widerspiegeln. Mit chin sei nach Schönhausen verbannt worden, ist historisch nicht seiner aufwendigen Ausstattung ist versucht worden, die innenpo- zutreffend.4 Mit dem Tod Elisabeth Christines am 13. Januar 1797 litischen Pro bleme der DDR zu überdecken. Welche Gäste hielten endete eine bedeutende Epoche für das königliche Schloss mit sei- sich in Schönhausen auf, und welche Programmpunkte des Staats- nem etwa 60 Hektar großen Park. In den nächsten vier Jahrzehnten besuches wur den in Schönhausen absolviert? Nicht zuletzt soll der bis 1840 blieb Schönhausen weiterhin Sommersitz von Mitgliedern Aufsatz die Frage beantworten, warum ein Arbeiter- und Bauern- der königlichen Familie und verwandter Fürstenhäuser.5 staat ein ehemaliges Schloss als Bühne für seine politische Selbst- Bis zur Novemberrevolution 1918 war Schönhausen in königli- darstellung benötigte. chem Besitz, wurde jedoch nicht mehr bewohnt, sondern diente Abb. 1 Frédéric Reclam, Königin Elisabeth Christine von Preußen, nach 1764. 10 11 Schloss Schönhausen als Amtssitz und ein Wirtschaftsgebäude, ein Garagenkomplex sowie das Nord- des Präsidenten Wilhelm Pieck und das Westtor. Im Nordtor waren Räume für den Fahrdienst und Fünf Tage nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Re- für die Gärtner geplant. Der weitläufige Garagenkomplex wurde mit publik fand am 12. Oktober 1949 im Gartensaal des Schlosses einer Tankstelle sowie mit Unterkünften für die Chauffeure des Prä- Schönhausen der erste Staatsakt der neu gegründeten sozialisti- sidenten ausgestattet. Zudem war auch der Bau von Tennisplätzen schen Republik statt – die Vereidigung der Minister durch den Prä- am Westtor vorgesehen.8 Auf persönlichen Wunsch des Präsidenten sidenten Wilhelm Pieck. Es erscheint merkwürdig, dass ausgerech- kam es auf der Gartenseite des Schlosses zur Anlage eines Spring- net der Präsident eines Arbeiter- und Bauernstaates ein ehemaliges brunnens.9 Schloss als Amtssitz wählte. Besonders im Hinblick auf die Tatsa- Die Gesamtsumme für die Baumaßnahmen wurde mit 3,1 Mil lio- che, dass die SED etwa zur selben Zeit die Ruine des Berliner nen Deutsche Mark veranschlagt. Im April 1950 wurden dem Präsi- Schlosses abreißen ließ, um einen Demonstrationsplatz für politi- denten die Planungen und die sich daraus ergebenden Kosten vor- sche Aufmärsche anzulegen.6 gelegt. Diese erschienen ihm zu hoch. Heinrich Rau, der zuständige Welche Gründe sprachen dafür, Schönhausen als Amtssitz zu Minister für Planung, sah dies genauso und lehnte eine Bewilligung nutzen? In erster Linie wurde eine Repräsentanz benötigt, die den der finanziellen Mittel ab. Pieck bat jedoch dringend, mit dem erfor- traditionellen Standards der Diplomatie entsprach und mit einer derlichen Bau der Verwaltungsgebäude zu beginnen.10 Im März 1950 Reihe von Festsälen und repräsentativen Räumen ausgestattet war. waren ihm drei Entwürfe des Architekten Hanns Hopp für den Bau Glücklicherweise hatte das Schloss den Krieg unversehrt überstan- eines Verwaltungs- und eines Kasinogebäudes vorgelegt worden den. Es ist anzunehmen, dass der Umstand, dass dieses Gebäude (Abb. 4 und 5).11 Die ursprüngliche Idee, die Gebäude unmittelbar weder eine besonders prominente preußische noch nationalsozia- vor dem Schloss zu platzieren, ist auf Wunsch des Präsidenten nicht listische Vergangenheit hatte, die Entscheidung beeinflusst hat. Im umgesetzt worden. Stattdessen wurde im September 1950 der Vor- Geschichtsbild der SED-Führung wurde die Nutzung Schönhausens schlag angenommen, die Verwaltungsbauten vor dem Nordtor er- als Sommerresidenz für die Preußenkönigin Elisabeth Christine, die richten zu lassen.12 Damit war eine wichtige Entscheidung getroffen dem Schloss seinen architektonischen Charakter und seine Bedeu- worden: Das Schloss konnte sich weiterhin als solitärer Bau be- tung gegeben hatte, bewusst ausgeblendet. Auch der jahrhunder- haupten, ohne dass Nebengebäude ihm diesen Rang streitig mach- tealte Name »Schloss Schönhausen« wurde abgelegt, um dessen ten. Infolge der nicht freigegebenen Finanzen verzögerte sich der preußische Geschichte zu negieren. Die neue Nutzungsepoche ver- Baubeginn um fünf Monate, sodass die Arbeiten erst im März 1951 langte eine andere Bezeichnung: So benannte man das Schloss begonnen werden konnten. Abb. 2 Carl Benjamin Schwarz, Schloss Schönhausen, 1787. nach dem Pankower Ortsteil, in dem es liegt, als »Schloss Nieder- Es entstanden zwei sich gegenüberliegende langgestreckte Ge- schönhausen«. bäude. Die Präsidialkanzlei verfügte über 45 Räume. Im Erdge- schoss lagen die Büros der Korrespondenzabteilung, im Oberge- lediglich als Depot für ausrangierte Möbel und Gemälde. Im Zuge Die Funktion des Schlosses Schönhausen schoss waren neben den Büros der Präsidialkanzlei die Rechts- der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen und seiner Nebengebäude abteilung, der persönliche Dienst des Präsidenten, die Stenokanzlei Staat und dem Haus Hohenzollern wurde das Schloss 1927 verstaat- Die Entscheidung, Schönhausen zum Sitz des Präsidenten zu wäh- und die Poststelle untergebracht. Der zweite Bau wurde als Kasino licht. Ab 1931 nutzte der Künstlerbund Norden das Haus für Ausstel- len, hatte für den Ost-Berliner Bezirk Pankow weitreichende Folgen. bezeichnet. Im rückwärtigen Teil lag ein 300 Quadratmeter großer lungen zeitgenössischer Kunst. Der Architekt Erich Schonert begann Das Schlossareal wurde ohne Rücksichtnahme auf die historisch Saal, der dem Gebäude seinen Namen gab.13 Der