UID Jg. 23 1969 Nr. 34, Union in Deutschland

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UID Jg. 23 1969 Nr. 34, Union in Deutschland formationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Bonn Nr. 34/69 28. August • 1969 23. Jahrgang • • Wahlkampf 28.9. im Rückwärtsgang TAG In vier Wochen entscheiden die Wäh- Die SPD erhebt zwar den Führungsan- Immer deutlicher schält sich ler über die Politik der nächsten vier spruch, sie sagt aber nicht, wer bei ihr in den letzten Tagen der Wunsch der Freien Demokraten Jahre, aber noch immer verschweigen führen wird und wohin die Reise geht. heraus, mit den Sozialdemo- die Sozialdemokraten, welchen Kurs Sie verlangt vom deutschen Volk eine kraten eine Linkskoalition ein- zugehen. Als Sprecher einer sol- sie steuern wollen. Auch der SPD- Blanko-Vollmacht für eine Politik der chen Verbindung treten führende Wahlkongreß brachte keine Klarheit. Experimente und Illusionen. FDP-Politiker wie der Parteivor- sitzende Scheel und der Frak- tionsvorsitzende im Bundestag, Wahlkongresse sind für Parteien Die SPD muß offenbar eine große ben. Das Wort „Wiedervereinigung" Mischnick, auf. Während Misch- die letzte Gelegenheit, den Wählern Scheu davor haben, sich politisch fiel in Essen nur ein einziges Mal. nick eine Mehrheit von 20 Stim- zu erklären, welche politischen Ziele festzulegen. Sie sagte bei ihrem Es wurde einfach die Behauptung men in einem solchen Regie- man anstrebt. Die Union hat schon Wahlkongreß in Essen weder, was aufgestellt, allein hätte es die SPD rungsbündnis für eine „gute sie will noch wer den von ihr erho- viel weiter gebracht, ohne zu sagen Grundlage" hält, meinte Scheel seit der Verabschiedung des Berli- auf einer Wahlreise: „Wer nicht ner Programms und des Wahlpro- benen Führungsanspruch ausfüllen wie und wohin. Zu gleicher Zeit auch mit einer Stimme Mehr- gramms den Wählern klipp und klar soll. wird jedoch gesagt, in Moskau sei heit regieren will, hat keinen gesagt, was sie in den nächsten keine Änderung der Politik gegen- Mut zum Regieren." zehn Jahren und in der kommen- Verfälschte Zitate über Deutschland zu erwarten. Auch die SPD-Führung hat den Legislaturperiode erreichen will. sind kein Ersatz In der Wirtschafts- und Sozialpoli- auf ihrem Essener Wahlkongreß Sie hat dem Wähler den Mann vor- tik bleiben die Aussagen ebenfalls erneut die Möglichkeit einer gestellt, der die Richtlinien der Poli- für Argumente unklar. Die Frage der Mitbestim- SPD/FDP-Koalition durchblicken tik bestimmen soll, Bundeskanzler lassen. Nachdem schon vor ge- mung wird jetzt mit „Betriebsver- raumer Zeit über eine solche Kiesinger. Die Union wird bei ihrer Die Sachaussagen der SPD waren fassung" und „Unternehmensverfas- Wahlkampferöffnung in Dortmund insbesondere in der Deutschland- Möglichkeit gesprochen wurde, sung" (Wehner) umschrieben, im hat sich diese Möglichkeit seit noch einmal dem deutschen Volk er- und Ostpoltiik weiterhin nebelhaft übrigen in den Rahmen der „Demo- Essen verdichtet. Herbert Weh- klären, wie die nächste Zukunft un- und voller Widersprüche. Alles kratisierung" gestellt. Vermögens- ner formulierte das so: „Die FDP ter einer CDU-Regierung gestaltet wurde mit der Forderung nach Frie- bildung wird als Forderung stark muß jetzt Farbe bekennen! Die wird. den und Verständigung umschrie- hervorgehoben, dazu wurden aber Grobarbeit hat die SPD gelei- stet." keine konkreten Aussagen gemacht. Selbst ausländische Zeitungen Es verwundert nicht, daß auf die- beobachten diese Tendenz. So sem Wahlkongreß Sprecher wie H. schrieb die „Neue Zürcher Zei- Schmidt sich mangels einer Alterna- tung" am 21. 8. 1969 in einer tive zu der erfolgreichen Politik Wertung der Moskau-Reise von SPD-Parlamentariern u. a., daß Übereinstimmung Bundeskanzler Kiesingers dazu hin- die Sowjetbotschaft schon seit reißen ließen, ihre Zuflucht in bil- Monaten nach Moskau berichte, mit den Bauern ligen demagogischen Ausfällen zu nach der Bundestagswahl sei mit suchen. Verfälschte Zitate und der Bildung einer neuen Koali- Zu einem Gespräch über drängende agrarpolitische Fragen Schimpfworte aus dem Tierreich tionsregierung zwischen SPD empfing Bundeskanzler Dr. Kiesinger am 21. 8. 1969 im Bei- dürfen auch im Wahlkampf kein Er- und FDP zu rechnen. sein von Bundesernährungsminister Höcherl das Präsidium satz für Argumente sein. des Deutschen Bauernverbandes. Der Bundeskanzler wies in dem mehr als vierstündigen Ge- Dem Wähler die Antwort spräch darauf hin, daß er unmittelbar nach dem Bekanntwer- schuldig geblieben den der Abwertung in Frankreich zwei Entscheidungen getrof- fen hat: Die CDU lehnt es ab, sich auf die- ses Niveau zu begeben. Der Wähler Seite Der deutschen Landwirtschaft dürfen durch die Franc-Abwer- des Jahres 1969 fordert von den Par- tung und die daraufhin zu treffenden Brüsseler Beschlüsse teien klare Aussagen für die Zu- Die sozialpolitischen keine Einkommenseinbußen entstehen; kunft und will weder mit naßfor- Forderungen der scher Rhetorik noch mit professora- der deutschen Landwirtschaft dürfen auch in der Folgezeit lem Getue abgespeist werden. Of- CDU 2/3 durch den französischen Schritt und die Brüsseler Beschlüsse fenbar hat für die SPD auch mit Spekulation auf die keinerlei Wettbewerbsnachteile im Gemeinsamen Markt er- ihrem Wahlkongreß noch immer Vergeßlichkeit 3 wachsen. nicht jener „politischste Wahlkampf aller Zeiten" begonnen, den diese Europa steht unter In dem Gespräch wurde Übereinstimmung erzielt, daß die Partei seit Monaten dem deutschen dem Zwang der Ansätze in der mittelfristigen Finanzplanung wesentlich erhöht Wähler verspricht. Die SPD bleibt Einigung 4 werden müssen, um das Agrarprogramm der Bundesregierung dem Wähler die Antwort schuldig, zu verwirklichen. Das Präsidium des Deutschen Bauernver- Sie planen sogar das wie sie sich die Gestaltung der Zu- Glück 8 bandes begrüßte die Entscheidung des Bundeskanzlers, die kunft vorstellt. Sie führt einen Wahl- DM nicht aufzuwerten. kampf im Rückwärtsgang. Seite 2 Union in Deutschland Nr. 34/69 Die sozialpolitischen GESPIESST Forderungen der CDU Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat am 21. August über die allgemeine Schulpflicht hin- durch ihren Sozialexperten Götz ein sozialpolitisches ausgehenden Ausbildungsgänge ausgedehnt werden, die aus finan- In Wiesloch, Kreis Heidelberg- Schwerpunktprogramm vorgelegt, das in der näch- Land, hatte die SPD zur Wahl- ziellen Gründen in der 1. Stufe noch versammlung mit Bundesmini- sten Legislaturperiode verwirklicht werden soll. Das nicht erfaßt werden konnten. ster Lauritzen geladen. Dem Ruf Programm trägt allen Anforderungen Rechnung, die Die CDU/CSU bekennt sich noch- zur politischen Diskussion folg- an eine fortschrittliche Sozialpolitik gestellt werden. mals ausdrücklich zur Beibehaltung ten neben SPD-Anhängern auch der bruttolohnbezogenen dynami- eine starke Gruppe der Jungen schen Rentenformel. Sie tritt ferner Union. Lauritzen hatte zu Be- Die CDU/CSU-Fraktion wird für besserung der Leistungen im Bun- für die Öffnung der gesetzlichen ginn der Diskussion um 18.00 eine Neuordnung des Familienaus- deskindergeldgesetz erfolgt. Rentenversicherung auch für die Uhr großspurig erklärt, er wäre gleichs eintreten, in der die bisheri- Selbständigen ein. Dementsprechend wird vorge- bereit, bis Mitternacht zu blei- gen für Steuervergünstigungen und schlagen, ab 1. Juli 1970, also zu- ben, weil er nichts mehr vor- direkte Leistungen aufgewandten Im Rahmen der Fortführung der gleich mit Inkrafttreten des Ausbil- habe. Bereits um 18.30 Uhr ver- Mittel sozialgerechter verteilt wer- gesetzlichen Krankenversicherung, dungsförderungsgesetzes, die Kin- ließ er fluchtartig den Saal. Der den sollen. Da jedoch die Gesamt- die wahrscheinlich in mehreren Stu- dergeldsätze ab 3. Kind jeweils um Grund: Lauritzen, von der Jun- reform des Familienlastenausgleichs fen erfolgen wird, strebt die CDU/ 10,— DM aufzustocken. gen Union hart attackiert, sah wegen vielfacher Überschneidungen CSU eine wirtschaftlich sinnvolle, mit der SPD-Versammlungslei- mit Leistungen aus verschiedenen aber dabei sozial tragbare Beteili- tung die Felle davonschwimmen. gung des Versicherten an den Versicherungs- und Versorgungsbe- Dynamische Dies um so mehr, als der Bun- reichen und den Sonderregelungen Krankheitskosten an. Diese Selbst- destagskandidat der CDU, Fritz im öffentlichen Dienst und auch Rentenformel beteiligung sollte mit einer Kosten- Baier, MdB, ebenfalls erschie- wegen des Zusammenhangs zur kenntnis des Versicherten verbun- nen war und mit starkem Bei- wird beibehalten großen Steuerreform eine längere den sein. fall begrüßt wurde. Lauritzen Beratungszeit in Anspruch nehmen strich mit seinen Parteifreunden Die allgemeine Ausbildungsförde- Krankenhausfinanzierung: Vor- wird, hält es die CDU/CSU-Fraktion die Segel und ging. rung nach dem verabschiedeten Aus- dringlich ist die Lösung des Pro- für unumgänglich, daß als Vorab- bildungsförderungsgesetz soll in der blems der Krankenhausfinanzierung, Nicht zuviel wurde es jedoch maßnahme im Jahre 1970 eine Ver- 6. Legislaturperiode auch auf alle die zunehmend aus Haushaltsmitteln Fritz Baier. Kurz entschlossen er- öffnete er in der Stadthalle, in der noch wenige Minuten zuvor die SPD Wahlwerbung betreiben wollte, eine Versammlung der CDU. Baier löste damit das Ver- Erst jüngst wurden Ergebnisse sprechen ein, das Lauritzen ge- bei einer Meinungsumfrage ver- geben hatte. Er blieb, bis der Legende öffentlicht, die die weitestgehende Saal geschlossen wurde. Nicht Zufriedenheit mit den derzeitigen knappe 30 Minuten, wie der ver- Einkommensverhältnissen zum Aus- hinderte SPD-Matador, sondern und Wirklichkeit druck brachten. Sicher sind noch volle drei Stunden diskutierte er manche Wohnungswünsche offen, über Fragen deutscher
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