Folge 42 Vom 16.10.1982
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Heute auf Seite 3: Friedens-Kampagne auf Hochtouren UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 33 — Folge 42 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V Postvertriebsstück Gebühr bezahlt 16. Oktober 1982 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524C Blick nach Bonn: Harte Zeiten für die neue Regierung Die Mobilisierung aller Heilkräfte unseres Volkes verbürgt den Erfolg Die Wende in Bonn in denkbar ungünstiger Hauptargument dürfte das Ohr des Volkes Zeit hat Helmut Kohl und seine Mannschaft offen finden: .Was der Witwe mit 800 Mark vor schwierigste Probleme gestellt. In ganz Witwenrente zugemutet wird, dem werden kurzer Zeit muß die neue Regierung jetzt Er• sich auch die Tarifpartner nicht entziehen folge, insbesondere in der Wirtschaftspolitik können." Gut war es auch, daß Blüm zur glei• zeigen, wenn sie die März-Wahlen als Sieger chen Zeit die Unternehmer aufforderte, eine überstehen will. Das wird eine mehr als kraft• zurückhaltende Preispolitik zu betreiben. Der raubende Aufgabe sein, denn wirschaftliche frühere schleswig-holsteinische Ministerprä• Erfolge sind nun einmal nicht in wenigen Mo• sident Stoltenberg kündigte an, sich um eine naten durchzusetzen! Und die Menetekel ste• möglichst schnelle Aufstellung der Eckdaten hen am Himmel: Am 30. September waren über unsere wirtschaftliche Zukunft zu bemü• 1,82 Millionen Arbeitslose registriert, das sind hen. Er hat das schwierigste Amt in der neuen 22 900 mehr als im Monat August — und das in Regierung, aber seiner Erfahrung und seinem einer Zeit, die nach den bisherigen Erfahrungen Können kann vertraut werden. Arche Willy Zeichnung aus .Die Welt" absolut keine größeren Zuwächse an Arbeits• Und Vertrauen auf den neuen Kurs zu schaf• losen hätte bringen dürfen. Gegenüber dem fen ist in der Tat von entscheidender Bedeu• gleichen Monat im Vorjahr hat sich die Ar• tung für die Regierung Kohl! Schon wetzt die beitslosigkeit um 563 000 erhöht. Die Voraus• SPD das Messer, um auch im Bund nach sage vieler Skeptiker, einschließlich Stingls, Brandtscher Empfehlung bei vorgezogenen Nur ein Wintermärchen? daß um die Jahreswende die Zwei-Millionen- Bundestagswahlen hessische oder Hamburger H. W. — Es ist noch nicht so sehr lange her, Schon die ersten Wochen zeigen, daß die Grenze überschritten wird, erscheint reali• Verhältnisse anzustreben! Das Ziel lautet: da wurde die Übernahme der Regierungsge• neue Bundesregierung ein mehr als schweres stisch. Staatliche Beschäftigungsprogramme links-grün-alternative Front. Und viele Me• walt in Bonn durch die Christdemokraten so• Erbe übernommen hat. Ob es politisch klüger sind keine Lösung! Entscheidend wird sein, ob dien — jetzt rächen sich bitter die Versäum• zusagen als der Anfang allen Übels und als gewesen wäre, bereits jetzt zu wählen, statt es der Regierung Kohl gelingt, in kurzer Zeit nisse der Union in diesem Bereich — haben eine schwere Belastung des Verhältnisses zum den März anzuvisieren, werden alle Beteilig• die Eigenneilkräfte der Wirtschaft soweit zu sich schon voll auf die Regierung Kohl einge• Osten dargestellt. Nun, inzwischen hat sich ten erst wissen, wenn am Wahlabend die Re• fördern, daß sichtbare Entspannung auf dem schossen! Genüßlich zitierte der .stern" in der erwiesen, daß die Machthaber im Kreml sehr sultate feststehen. Im Augenblick jedenfalls Arbeitsmarkt eintritt. Dazu gibt es nur wenige Ausgabe der letzten Woche Strauß-Zitate viel nüchterner denken. Wenn ihnen eine Re• kann sich die Regierung Kohl schwerlich mit Instrumentarien und diese sind alle mit über Helmut Kohl und die FDP. Über den gierung etwa unter Herrn Brandt wohl auch Ruhm bekleckern... statt dessen muß sie fest• schmerzhaften Verzichten auf alte soziale Be• neuen Regierungschef z.B.: .Kohl wird nie angenehmer gewesen wäre, so sind sie den• stellen, daß das Loch in der Bonner Staatskasse sitzstände verbunden. Die Regierung Kohl Kanzler werden. Er ist total unfähig, ihm fehlen noch genügend realistisch, um auch mit den weit größer ist, als es selbst Pessimisten be• steht hier mit dem Rücken zur Wand, denn im die charakterlichen, die geistigen und die poli• neuen Herren in Bonn den Weg eines guten fürchtet hatten. Mit Recht wird der Bürger fra• März wird das Argument, man habe einen tischen Voraussetzungen, ihm fehlt einfach Kontaktes zu suchen. gen, wie man sich denn in Bonn in solcher »großen Scherbenhaufen" übernommen, nicht alles." — soll Strauß im November 1976 über Als ein zuverlässiger Partner des Westens Weise verrechnen konnte. Oder wollten etwa mehr ziehen. Kohl gesagt haben. Unabhängig davon, ob das will die neue Bundesregierung auch das politi• die Wissenden die eigenen Fehler und die Die Neuwahlen hängen wie ein Damokles• wirklich so gesagt wurde oder nicht: mit diesen sche Geschäft mit dem Osten ohne ideologi• damit in Zusammenhang stehenden Peinlich• schwert über der CDU/CSU-FDP-Koalition! Mitteln werden .stern", .spiegel" und viele an• sche Scheuklappen, aber nach dem Grundsatz keiten nur hinausgeschoben wissen? dere Zeitschriften die neue Regierung be• Neuwahlen im November hätte die Union er• der Gegenseitigkeit betreiben. Das gilt nicht Die Übernahme schwerer Verantwortung folgreich überstehen können. Neuwahlen im kämpfen. Und wenn es an die ersten sozialen zuletzt für das innerdeutsche Verhältnis. Rai• Streichungen geht, wird die Union sich wun• vor Beginn eines Winters, der witterungsbe• Herbst 1984 hätte sie auch nicht fürchten müs• ner Barzel, der nunmehr wieder dieses Ressort dingt die Arbeitslosenzahlen anschnellen läßt, sen, denn dann werden eine Reihe von Erfol• dern, wie wenig ihr wohlgesonnene Kräfte verwaltet, hat nüchtern erklärt, daß er zu Ver• auch in den Rundfunkstationen, in ARD und gibt der Opposition leicht die Möglichkeit, gen bereits sichtbar sein. Neuwahlen im März, handlungen bereit sei, wenn diese etwas für ZDF, zu ihren Gunsten Stellung nehmen. jede Steigerung .ä conto Kohl" zu verkaufen: in der Zeit höchster Arbeitslosigkeit und noch die Menschen bringen. Die Zeit, da Bonner Die seit über 20 Jahren personalpolitisch ge• Schon meldet sich auch die linke Literaturma• Leistungen ohne Gegenleistungen blieben, nicht abgeklungenem Unmuts über den Koali• fia zu Wort. Heinrich Boll kommentierte: .Ein sehen nach links gestrickten Medien, nament• tionswechsel der FDP, sind für die Regie• muß vorbei sein, wenn der Bürger erkennen lich Funk und Fernsehen,—werden bei genüß- Kabinett Kohl mit den Ministern Zimmer• soll, daß tatsächlich eine Wende eingeleitet rungsparteien sehr viel schwerer zu gewinnen. mann und Wörner für so wichtige Ressorte wie licher Ausbreitung solcher Zahlen verschämt Der Start Kohls und seines Kabinetts mit ist. Würde alte Politik nur mit neuen Köpfen dazu schweigen, wie es zu dieser Misere ge• innere Sicherheit, Umwelt und Verteidigungs• betrieben, so wäre das zweifelsohne ein einem Gehaltsverzicht von 5 Prozent muß als rüstung könnte zum Gruselkabinett werden." kommen und was davon .hausgemacht" ist. gelungen bezeichnet werden. Und an Betrieb• Grund, die Unzufriedenheit jener zu nähren, .Hausgemacht" und vorbereitet in einer Zeit, samkeit fehlt es dem neuen Kanzler zweifels• Das ist erst ein Anfang! Harte Zeiten stehen die sich von der Wende in Bonn auch wirklich da die Christdemokraten nicht an den Schalt• eine Wende der Politik versprochen haben. ohne auch nicht. Was ihm allein fehlt, ist Zeit vor der neuen Regierung. Hoffen wir auf die hebeln saßen. Es wäre der neuen Regierung Versprochen in dem Sinne, daß unsere berech• um aus der Regierungswende eine Politik zu Richtigkeit des alten Dichterwortes: «Wo aber anzuempfehlen, immer wieder mit nüchter• Gefahr ist, wächst das Rettende auch!" tigten Interessen stärker zur Geltung gebracht nen Zahlen und plastisch darstellen zu lassen, entwickeln, die eine Reform unseres Staates werden. an Haupt und Gliedern anstrebt. Kohls Kabi• Uwe Greve wie — auf allen Gebieten — der Staat im Jahre nettszusammensetzung gibt zu Hoffnungen 1969 in die Verwaltung der sozialliberalen Re• Anlaß: mit Gerhard Stoltenberg, Manfred Deutschland: gierung übergeben und mit welchen Zahlen er Wörner, Werner Dollinger, Friedrich Zim• nun wieder übernommen wurde. mermann, Josef Ertl, Graf Lambsdorff, Rainer Den Bürgern muß eindringlich dargestellt Barzel, Heiner Geissler und Norbert Blüm sind Zustimmung zur Wiedervereinigungwerden , in welcher Situation sich Bund, Län• fähige Kräfte an der Seite des Bundeskanzlers. der und Gemeinden befinden und daß nur Als ausgesprochene Fehlbesetzung muß ledig• 77 Prozent sind für Wiedervereinigungsgebot im Grundgesetz durch rigorose Sparsamkeit der Versuch un• lich die Ernennung der Parteifunktionärin Do- Bonn — Die Entspannungspolitik gegenüber den Nach den Allensbach-Angaben hat sich die Zu• ternommen werden kann, eine Wende herbei• rothee Wilms zur Bundesbildungsministenn kommunistischen Staaten Osteuropas sowie die stimmung zu diesem Wiedervereinigungsgebot zuführen. Es muß dargestellt werden, daß noch genannt werden. Auf diesem Gebiet gerade Verträge mit der „DDR", der Sowjetunion und Polen seit 1973 sogar noch gefestigt. Seinerzeit hätten 73 so wohldurchdachte Maßnahmen der neuen hätte man wünschen können, daß eine geistige haben an dem Eintreten der Mehrheit der Bundes• Prozent der westdeutschen Bevölkerung dafür plä• Regierung nicht von heute auf morgen reifen Kraft mit Vorausschau und Dynamik gewählt bürger für eine Wiedervereinigung der beiden diert, daß die Aufforderung im Grundgesetz bleibt, können. Dem Geschrei jener, die davon leben, worden wäre statt gerade hier, wie man leider deutschen Staaten nichts geändert.