Gönnerbrief Nr 6
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gönnerbrieF 6 gönnerbrieF nr. 6 2009/2010 seHr geeHrTe gönnerinnen und gönner, das reussTal aus der VogelsCHau liebe leserinnen Elisabeth Sailer-Albrecht, Präsidentin der Stiftung Reusstal und leser Um die Schönheiten des mittellän- Naturschutzflächen unter ihre Fittiche Wir freuen uns, Ihnen auch im 6. Gön- dischen Reusstals kennen zu lernen, zu nehmen. Schaut man sich das auf nerbrief interessante Beiträge zum gilt es nicht gleich in die Luft zu gehen. einer Landkarte an, ergibt dies ein hüb- Reusstal vorstellen zu können: Doch – in der Tat – wissen die Vögel, scher grüner Flickenteppich, umrandet Die Unterhaltsequipe für kantonale auch die Wasservögel, das Tal sehr zu von viel fruchtbarem Landwirtschafts- Schutzgebiete im aargauischen Reuss- schätzen. So habe ich auf einer Velotour land und Wald. tal ist in Rottenschwil stationiert. Hier eine Gruppe von über einem Dutzend werden das Schneiden der Hecken, Störche im zugerischen Maschwander Ein Ausblick Wald- und Wegränder, das Mähen der Ried beobachten können und wenige Seit einigen Jahren wird weltweit viel über Riedwiesen, die Pflege der Kiesinseln, Tage zuvor haben mich im Aargauer den Erhalt der Biodiversität gesprochen. Teiche und Weiher, die Instandhaltung Reusstal die «Ah!» und «Oh!» meiner Auch in der Schweiz haben wir die Ver- der Infotafeln, Abschrankungen und Gäste erfreut, die so viel Naturschönheit pflichtung, mit der Erweiterung und der Beobachtungsposten und vieles mehr im Grossraum Zürich nicht gekannt und nötigen Pflege von Naturschutzgebieten, organisiert und ausgeführt. An den nicht für möglich gehalten haben. einen wesentlichen Beitrag zum erklärten Unterhaltskosten für Naturschutzgebie- Ziel zu leisten. Für die Stiftung Reuss- te, die kantonal oder national bedeuten- Die Manager der Naturschönheit oder tal ist dies die Hauptaufgabe schlecht- de Biotope sind, beteiligen sich Bund «Mitenand goht’s besser!» hin. Wir sind bestrebt, die bestehenden und Kanton. Dieser beachtliche Einsatz Die Stiftung Reusstal hat sich seit ihrer Naturschutzflächen besser zu vernetzen, ermöglicht in Zusammenarbeit mit der Gründung im Jahr 1962 für ein Mitei- um den Gen-Austausch zu gewährleisten. Stiftung Reusstal den Erhalt einer gross- nander von Siedlung, Landwirtschaft Wir hoffen, dass wir schon bald in der en Vielfalt von Flora und Fauna und und Natur im Tal eingesetzt. Die Ver- Lage sein werden, weitere Parzellen in den eine attraktive Erholungslandschaft zur antwortlichen von damals haben recht- Kantonen Aargau, Zürich und Zug zu Freude aller. zeitig erkannt und erstritten, dass Flo- erwerben, um sie der Artenvielfalt zur Ver- ra und Fauna, auch die Schönheit der fügung zu stellen. Dabei geht es nicht um Landschaft, nicht dem damaligen Boom wertvolles Landwirtschaftsland, das auch geopfert werden durften. Doch was wäre weiterhin dem Anbau von Futter- und eine Handvoll weitsichtiger Frauen und Nahrungsmitteln dienen soll, vielmehr Männer ohne das Einverständnis und die suchen wir wenig ertragreiche Flächen, Mithilfe der politischen Instanzen? Ohne die als Naturschutzgebiete wichtig sind. Bund, die Kantone Aargau, Zürich und Liebe Gönnerin, lieber Gönner, bitte Zug, wären wohl die geplanten Grosspro- helfen Sie mit, geeignete Parzellen zu jekte jener Tage ausgeführt und somit finden, die wir für die nötige Vernet- alles in einem Siedlungsbrei erstickt wor- zung der Naturschutzgebiete benöti- Die Unterhaltsequipe Naturschutz der Sektion den. Wir alle dürfen uns glücklich schät- gen: Auch ein Abtausch ist möglich. Natur und Landschaft im Departement Bau, zen, auch Sie, werte Gönnerin, werter Wir danken für Ihren Hinweis. Verkehr und Umwelt Aargau, von links nach Gönner, dass das Reusstal ein Naherho- Für Ihre Freundschaft und finanzielle rechts: Rudolf Osterwalder, Gerhard Vonwil, lungsgebiet für den Menschen und eine Unterstützung danken wir herzlich. Gottfried Hallwyler, Alois Huber, Edi Weibel. Überlebensoase für Pflanzen und Tiere Bitte halten Sie uns die Treue! geblieben ist. Ein Besuch unserer Homepage www.stiftung-reusstal hält Sie auf Ein Inventar dem Laufenden und ermöglicht wert- In den 47 Jahren ihres Bestehens, ist es volle Einblicke in die Naturschönheiten der Stiftung Reusstal gelungen, 233,8 ha des Tals. die naTursCHuTZgebieTe der sTiFTung reussTal die sTille reuss – die Perle der FeuCHTgebieTe in roTTensCHwil Josef Fischer, Geschäftsführer Stiftung Reusstal Die Stille Reuss ist der am besten erhaltene Reuss-Altlauf süd- Riedschnitt der Bauern und Handarbeitseinsätze mit Gruppen lich von Bremgarten. Um 1700 wurde diese Flussschlinge durch werden die Biotope Schutzziel fördernd gepflegt. aktive menschliche Unterstützung von der fliessenden Reuss abgetrennt, war dann aber noch lange durch kleine Gerinne mit Steckbrief ihr verbunden, bis im Projekt der Reusstalsanierung anfangs Fläche: 16.6 ha, ab 2009 zusätzlich die 3 ha renaturierte Parzelle der 1970er-Jahre mit dem neuen Hochwasserdamm die direkte Studweid Anbindung an die Reuss vollständig gekappt wurde. In zähem Erreichbarkeit: ringsum erschlossen mit Flurwegen und Kan- Naturschutzringen konnte zu dieser Zeit verhindert werden, tonsstrasse, Bushaltestelle Hecht Rottenschwil (Buslinie Muri- dass die Stille Reuss als «Pumpensumpf» für die Reussebene- Oberlunkhofen-Zürich Wiedikon), öffentlicher P bei Reussbrü- Entwässerung herhalten musste. cke Rottenschwil-Unterlunkhofen. Rundwanderweg knapp 2 km lang. Biotoptypen mit Flora: 4 ha grosses Altwasser mit Verlandungs- zonation von offener Wasserfläche mit submersen Horn- kräutern über Schwimmblattfluren von Teichrose, Seerose, Froschbiss zu Schilf-, Rohrkolben- und Teichbinsen-Röhricht mit Wassserschierling, Zungenblättrigem Hahnenfuss und Fieberklee. Gross- und Kleinseggen-Bestände mit Zierlicher-, Cypergras-, Blasen-, Zweizeilige- und Host-Segge. 2.5 ha grosse Zentrumsfläche mit seichten Tümpeln – Gelbe Zyperbinse, Kleines Tausengüldenkraut. Dauernd nasse Geländemulden mit Schmalblättrigem Rohrkolben, Schildfrüchtigem Ehren- preis, Sumpf-Haarstrang. Ausgedehntes Hochstaudenried mit Prächtige Ried- und Auenlandschaft Stille Reuss vom Zieglerhaus aus gese- Übergängen in feuchte Pfeifengraswiesen mit Fleischblättriger hen, Photo vom 11.03.2009. Die Vielfalt an Gewässern ist am besten im Vor- Orchis, Weisser Sumpfwurz, Weidenalant. frühling einsehbar, wenn grosse Bereiche des Röhrichts geschnitten sind. Besonderheiten Fauna: Brutvögel wie Feldschwirl, Rohrammer Teichrohrsänger, Zwergreiher, Kiebitz, Kuckuck, Weissstorch; Neben dem alten Reusslauf, der sich durch eine lehrbuch- national bedeutender Winterrastplatz für Schnatterente; artige Verlandungszonation auszeichnet, umfasst das heu- Baumfalke als regelmässiger Nahrungsgast, im Spätsommer tige Naturschutzgebiet eine grosse Vielfalt von dauernassen spektakulärer Schlafplatz für Schwalben und Stare. Sehr grosse Geländemulden, aber auch alte trockenere Pfeifengraswiesen, Grünfrosch-Population, Ringelnatter, Europäische Sumpf- Hochstauden- und Grosseggen-Ried. Speziell ist die rund schildkröte, Kammmolch, über 40 Libellenarten, Sumpfgrille, 2.5 ha grosse Zentrumsfläche mit ihren Tümpeln, die Mitte Grosse Schiefkopfschrecke. Seltene Wasserschnecken wie der 80er-Jahre auf ehemaligem Intensivkulturland entstand Teichnapf- und Flache Mützenschnecke. und die abschnittsweise jährlich durch den Bulldozer verjüngt wird – eine Nachahmung der alten Hochwasserdynamik. Der Reichtum an Biotoptypen ist der Hintergrund für die grosse Vielfalt in der Flora und Fauna und machen die Stille Reuss zu einem Hotspot der Biodiversität im feuchten Spektrum mit nationaler Bedeutung. Im Gebiet hat es nur wenige einzeln stehende Bäume und Büsche, was eine weite Offenlandschaft wahrnehmen lässt und bezeugt, dass hier seit Jahrhunderten der Mensch gestaltet. Weitgehend künstlich gesteuert ist der Wasserhaushalt. Die Gewässer im Schutzgebiet sind ausschliesslich durch Grund- und Regenwasser gespiesen. Der Grundwasserpegel ist vieler- orts nahe der Bodenoberfläche, also höher als vor der Meliora- tion. Er wird durch die aufgestaute Reuss in Bremgarten nivel- Mit der Renaturierung der Parzelle Studweid im 2009 konnte das Natur- liert und konstant gehalten. Davon profitiert insbesondere das schutzgebiet Stille Reuss optimal mit der angrenzenden Giriz-Aue verbun- Schilf-Röhricht und es hat zu einem Rückgang der Iris sibirica- den werden. Für naturkundliches Beobachten wurde hier ein Beobach- Bestände geführt. Durch Röhricht-Mahd mit Raupenhäcksler, tungshügel mit einem Weiher-Steg erstellt, Photo vom August 2009. ein HauCH MiTTelMeer iM reussTal – der karsTweissling eroberT die nordsCHweiZ Goran Dusej, Biologe, Leiter Information und Aufsicht Reusstal, Rottenschwil Der Klimawandel ist ein häufiges Thema, auch in Naturschutz- in der Schweiz war bis ins Jahr 2008 lokal auf das Tessin und kreisen. Es wird viel darüber geredet, geschrieben und speku- das Wallis beschränkt. Da tauchte die Art plötzlich an verschie- liert. Die Anzeichen mehren sich, dass vieles in der Natur im denen Orten in der Nordschweiz auf und breitete sich im Spät- Wandel ist und trotzdem wird man bisweilen von der Realität sommer / Herbst nach Norden hin aus. überrascht: So geschehen diesen Frühling in meinem Garten in Die Ausbreitungsgeschichte liest sich spannend wie ein Krimi. Im Rottenschwil. August 2008 wurde der Karstweissling im Kanton Aargau zum Beim ersten Blick sah der kleine weisse Falter aus wie alle ande- ersten Mal festgestellt (am Hungerberg bei Aarau). Zunächst ren Weisslinge, welche im April zu den Boten des Frühlings dachte ich, dass dies eher eine Ausnahmeerscheinung