50 Jahre Cusanuswerk

Bischöfliche Studienförderung Glauben. Wissen. Gestalten.

1956 2006 Inhaltsverzeichnis

3 50 Jahre Cusanuswerk Prof. Dr. Josef Wohlmuth

4 Grußwort Dr.

5 Grußwort Karl Kardinal Lehmann

6 Unsere Gesellschaft braucht Menschen mit Überblick Prof. Dr. Dr. Hans Tietmeyer

7 Der cusanische Geist ist deutlich wahrnehmbar Adriane Oberborbeck

8-9 Wir nannten ihn „Oh! Töpfer!“... Dr. Helmut Herles

10-11 Impressionen

12 Standpunkt Glauben Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle

13 Standpunkt Eliteförderung Dr. Eva-Maria Streier

14 Standpunkt Bildung Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg

15-17 Nikolaus Cusanus – ein Abenteurer in seiner Zeit

18-19 Das Cusanuswerk – ein bewährter Weg der Begabtenförderung Dr. Claudia Lücking-Michel

20-21 15 Jahre Künstlerförderung im Cusanuswerk Dr. Susanne Schaefer

21 Zahlen und Fakten

22-23 Bildungsarbeit im Cusanuswerk. Schwerpunkt Ausland Dr. Stefan Raueiser

24 50 Jahre Cusanuswerk - ein Überblick

25 Glauben.Wissen.Gestalten. Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk

26-27 Autorinnen und Autoren

27 Impressum

2 50 Jahre Cusanuswerk

50 Jahre Cusanuswerk – eine erstaunliche Erfolgs- Unsere Förderung geschieht im geschichte dank der klaren Weichenstellungen zur Bewusstsein, dass sich Kirche im Gründungszeit und der erstaunlichen Bereitschaft, Bildungsbereich nicht nur um Be- sich immer wieder neu auf die sich wandelnden gabtenförderung kümmern darf, sondern sich ebenso Vorgaben für die Begabtenförderung von Seiten des entschieden für die weniger Privilegierten engagieren Bundes und der Deutschen Bischofskonferenz ein- muss. Wir werden deshalb nicht müde werden, un- zulassen. In den 50 Jahren sind über 5000 Frauen und sere Stipendiatinnen und Stipendiaten immer wieder Männer durch das Cusanuswerk gefördert worden auf ihre soziale Verantwortung hinzuweisen, damit sie und nehmen in verschiedensten Bereichen ihre nicht zuerst nur an die eigene Karriere denken. Verantwortung in Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Kirche wahr. Konsequent durchgehalten wurde Wenn auf diesem Hintergrund im Cusanuswerk auch dabei das studienbegleitende Bildungsprogramm. Im in Zukunft Glaube und Vernunft in ein produktives Ver- Rückblick sind wir allen staatlichen und kirchlichen hältnis zueinander gebracht werden und wenn auf die Stellen und allen, die im Cusanuswerk Verantwortung politischen und kirchlichen Vorgaben für die Be- getragen haben, sehr dankbar. gabtenförderung weiterhin Verlass ist, kann das Cusanuswerk vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Mit Blick auf die Zukunft sind wir trotz der derzeitigen gravierenden Veränderungen im Hochschulbereich Nikolaus von Kues, unser Namens- zuversichtlich. Das Cusanuswerk als eines der elf patron, hatte eine unvorstellbare Begabtenförderungswerke des Bundes wird sich an geistige, im wahrsten Sinn „katho- „ In 50 Jahren der wissenschaftlichen und künstlerischen Exzellenz lische“ Weite und prägte den wis- sind über messen lassen, ebenso daran, wie es seine reiche senschaftlichen Diskurs seiner 5000 Frauen Erfahrung in biographisch orientierter Studienbeglei- Zeit maßgeblich mit. Er war der und Männer tung einbringen kann. Überzeugung, dass die Lebens- zeit für die Suche nach dem gefördert worden. Dabei wird auch in Zukunft das Spannungsverhältnis Wahren, Guten und Schönen nicht „ zwischen Glaube und Vernunft als Proprium kirchlicher ausreicht. Für die Bischöfliche Stu- Begabtenförderung auszuhalten und positiv zu gestal- dienförderung Cusanuswerk bleibt des- ten sein. Das Cusanuswerk wird sich weiterhin um eine halb der Transzendenzbezug und die daraus erwach- Begabtenförderung bemühen, durch welche bei den sende Wahrnehmung der Verantwortung für das Wohl Studierenden eine hohe Bereitschaft geweckt wird, in der Menschheit Programm. Wissenschaft, Gesellschaft und Kirche Verantwortung aus der Kraft des Glaubens zu übernehmen und mit allen Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten. Prof. Dr. Josef Wohlmuth, Leiter des Cusanuswerks

3 Herzlichen Glückwunsch!

Da ich zu einer dienstlichen Auslandsreise in Ägypten sowie zwischen Wissenschaft und und Israel unterwegs bin, kann ich leider nicht am Kunst. Neben der Förderung des Jubiläums-Jahrestreffen des Cusanuswerkes teil- wissenschaftlichen Nachwuchses nehmen. Deshalb gratuliere ich auf diesem Wege mit hat das Cusanuswerk wichtige Initiativen durch den besten Glück- und Segenswünschen. Aufbau einer Künstler- und Musikerförderung ergriffen.

Die Förderung des wissenschaftlichen und künstle- Am Beginn stand die Idee, etwas gegen das seinerzeit rischen Nachwuchses durch die elf Begabtenförde- festgestellte katholische Bildungsdefizit zu tun. Der rungswerke in der Bundesrepublik Deutschland ist Blick richtete sich vor allem auf die Wissenschaft. Heute Ausdruck des Engagements von gesell- sind alle Bereiche der Gesellschaft im Blick, in denen schaftlich und kulturell relevanten Begabte einen Platz finden können und sollen. Viele Gruppen für die Heranbildung von Stipendiatinnen und Stipendiaten sind dem Werk in konkurrierenden Eliten. Dies ge- besonderer Weise auch nach ihrer Förderungszeit ver- „ Heute sind schieht in der Überzeugung, bunden. Letztlich sind sie eine große cusanische alle Bereiche der dass Fortschritt in Wissen- Familie. Auch diese Verbundenheit spricht für die Gesellschaft im Blick, schaft und Politik, in Wirtschaft, Qualität und Wirksamkeit des Förderkonzeptes. Kunst und Kultur den Gestal- Nicht zuletzt sei gesagt: Meine Berufsjahre im in denen Begabte tungswillen und die Gestal- Cusanuswerk gehören zu meinen schönsten Berufs- einen Platz finden tungskraft derjenigen braucht, jahren und sind mit vielen guten Erfahrungen und können. „ die sich in besonderer Weise in Begegnungen verbunden. Anspruch nehmen lassen vom Einsatz für die Allgemeinheit, die Von Herzen wünsche ich dem Cusanuswerk, seinem exemplarisch Hilfreiches bewirken und Leiter und seiner Generalsekretärin, den Mitarbeite- bereit sind zur Übernahme von öffentlicher Verant- rinnen und Mitarbeitern sowie allen Mitgliedern der wortung – derjenigen also, die ein „Gewissen für das Gremien den weiteren Erfolg ihrer segensreichen Arbeit. Ganze“ (Eduard Spranger) haben. Ich wünsche den Studierenden die gute Erfahrung, dass eine Förderung durch das Cusanuswerk ihr Leben berei- Im Kreis der Werke verfolgt das Cusanuswerk seit chert und ihnen Wege zur Übernahme von Verantwor- 50 Jahren konsequent ein Konzept der Begabten- tung eröffnet, die über die eigene Biografie hinausgeht. förderung als Biografieförderung. Exzellenz im Blick auf fachliche Kompetenz und den Einsatz für die Allge- meinheit ist Voraussetzung für eine Förderung. Sie ist ganzheitlich ausgerichtet und schafft Raum für den Dr. Annette Schavan, MdB interdisziplinären Dialog innerhalb der Wissenschaften Bundesministerin für Bildung und Forschung

4 Beständig und wandlungsfähig

Als die deutschen Bischöfe zum 1. Januar 1956 das sich aus dem eigenen Wertehori- Cusanuswerk gründeten, haben sie dies vor allem als zont heraus auf diese Herausfor- einen Dienst der Kirche an der modernen Gesell- derungen einlässt. schaft verstanden, näherhin ihrer Zukunft, also als Dienst an den jungen Generationen und der Präsenz Diese Konzeption hat sich als so beständig und des Christlichen. Es ging ihnen darum, junge Men- zugleich wandlungsfähig erwiesen, dass seine schen heranzubilden, die - getragen von der Kraft Förderung auch heute die Stipendiaten auf ihrem des Evangeliums - ihren Beitrag leisten können zur Weg ins Leben motivieren und stärken kann. Im Lösung der gesellschaftlichen, wissenschaftlichen Cusanuswerk wird sichtbar, dass Glaube und Ver- und kirchlichen Herausforderungen der jeweiligen nunft, Freiheit und Bindung zusammenge- Gegenwart. hören. Sie sind wie zwei Flügel der einen Lunge. 50 Jahre später sehen wir mit Freude, angesichts der Geschichte des Cusanuswerks und vor allem im Blick Auch nach 50 Jahren des Be- „ 50 Jahre später auf die vielen Stipendiatinnen und Stipendiaten, die stehens zeigt sich, dass wir sehen wir diesen Erwartungen in besonderer Weise gerecht als Kirche in Deutschland gut mit Freude, geworden sind, dass das Konzept aufgegangen ist. daran tun, diese auch zwi- dass das Konzept schen Staat und Kirche über- Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz aus fruchtbare Kooperation in aufgegangen ist. gratuliere ich deshalb dem Cusanuswerk zum 50- Zukunft kraftvoll weiterzuführen. „ jährigen Bestehen und danke allen, die in vielfacher Weise zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Gerne erbitte ich Gottes reichen Segen für alle, die dem Cusanuswerk Nach 50 Jahren hat sich die gesellschaftliche und verbunden sind, und sage ein herzliches Vergelt’s kirchliche Situation in der Bundesrepublik Deutsch- Gott für ihren Einsatz. land in einer Weise verändert, wie es sich wohl keiner der Gründerväter hätte vorstellen können. Den Dienst an unserer Gesellschaft, den die Kirche da- Ihr mals wie heute auch durch das Cusanuswerk leistet, braucht unser Land dringender denn je.

Der aus dem Glauben motivierte Dienst hat zur Voraussetzung, dass er die Zeichen der Zeit in Karl Kardinal Lehmann Unterscheidung der Geister zu deuten vermag und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

5 Unsere Gesellschaft braucht Menschen mit Überblick

50 Jahre Cusanuswerk. Dieses Jubiläum fällt in eine Zeit, tigten zwischenzeitlichen Änderun- in der Bildung und Wissenschaft in unserem Lande gen und Weiterentwicklungen bis erneut eine besondere Aufmerksamkeit in der öffent- heute erkennbar ist. Im Mittelpunkt lichen Diskussion gefunden haben – und zwar zu Recht. stand und steht die Förderung von besonders begab- Das war aber auch in der Gründungszeit des ten Studentinnen und Studenten, damit sie ihr geistiges Cusanuswerks der Fall. Nachdem das neue politische und moralisches Potenzial voll entwickeln und später Nachkriegssystem etabliert war und der wirtschaftliche auch für die Gesellschaft nutzen und einsetzen können. Wiederaufbau rasche Fortschritte machte, traten im- mer deutlicher auch die Fragen nach der weiteren Ent- Und diese Aufgabe des Cusanuswerkes ist heute wicklung in den Vordergrund. Bildung und Wissen- ebenso aktuell wie damals. Unsere Gesellschaft schaft wurden dabei zunehmend als braucht mehr denn je fachlich besonders qualifizierte, zentrale Quellen nicht nur für die geistig interessierte und von der Bereitschaft zu Ver- Bewältigung der Vergangen- antwortung getragene Menschen. Vor allem das heit, sondern ebenso für zuletzt genannte Charakteristikum – die Bereitschaft zu „ Die Bereitschaft die Gestaltung der Zukunft Verantwortung – ist für das Profil der Cusanerinnen und zur Verantwortung erkannt. Cusaner wichtig und muss es auch bleiben. Neben ist für das Profil der wissenschaftlichen Spitzenleistungen braucht unsere Und diese Erkenntnis ge- Gesellschaft zunehmend Menschen, die in den von Um- Cusanerinnen und wann auch in der katho- brüchen gezeichneten Zeiten im humanistischen Sinne Cusaner wichtig. lischen Kirche immer mehr gebildet sind, den notwendigen Über- und Durchblick „ Bedeutung. Man erkannte behalten sowie gewillt sind, die Welt mitzugestalten. zunehmend: So wichtig die bis dahin im Vordergrund stehende In meiner beruflichen Vergangenheit bin ich oft Frauen Gestaltung des Schulwesens, der Gemeinde- und und Männern begegnet, denen erfreulicherweise die Verbandsarbeit auch war und ist, sie allein reicht nicht Eindimensionalität im Denken und Handeln fehlte. Nicht aus, um hinreichende Orientierung für die Entwicklung selten stellte sich dann später heraus, dass sie früher und Gestaltung der Zukunft der Welt zu gewinnen. einmal Stipendiaten des Cusanuswerks waren. Dies zeigt mir: Die Förderung des Werkes war und ist wich- Diese Einsicht war der Hintergrund für die Gründung der tig, wobei neben der materiellen und ideellen Förde- Bischöflichen Studienförderung, für die es zunächst rung sicher auch das Miteinander der Geförderten oft unterschiedliche Konzepte gab. Nachdem der frühere seine prägende Kraft entfaltet. Stuttgarter Studentenpfarrer Hanssler zum ersten Leiter berufen war, verschaffte er dem Förderwerk jedoch Prof. Dr. Dr. Hans Tietmeyer, schon bald ein deutliches Profil, das trotz aller berech- Vorsitzender des Cusanuswerks e.V.

6 Der cusanische Geist ist deutlich wahrnehmbar

Im Herbst 2004 wurde ich als Stipendiatin der neu gebe Gesangsunterricht. Ende Januar dieses Jahres gegründeten Musikerförderung in das Cusanuswerk bereitete ich mit einigen Stipendiaten der Musiker- aufgenommen. Mir war sofort klar, welchen Einfluss förderung das Jubiläums-Festkonzert vor und ver- diese Entscheidung auf meine Lebenssituation brachte eine ebenso arbeitsame wie unterhaltsame haben würde. Neben einer finanziellen Unabhängig- Woche. Der cusanische Geist war sowohl bei den keit ermöglicht mir das Cusanuswerk die Teilnahme Proben als auch bei den abendlichen, durch das ein an anspruchsvollen musikalischen Projekten, Kontakt oder andere geistige Getränk angeregten Diskus- zu Stipendiaten anderer Studiengänge sowie Erfah- sionen deutlich wahrnehmbar! rungen in der Gemeinschaft und die Bildung von wertvollen Freundschaften. Die klassische Musik ist meine Leidenschaft, doch bedeutet das nicht, dass es für mich keine weiteren Als Studentin des Faches Opern- Interessensbereiche gibt! Als Tochter einer ungari- gesang an der Musikhochschule schen Sängerin und eines deutschen Psychoana- Hannover gehöre ich sicherlich zu lytikers bin ich mit mehrsprachiger Kommunikation den Exoten unter den Stipendia- und wachem Interesse für Wahrnehmung und ten. Neben den verschiedenen Analyse aufgewachsen. Auch der Faszination des Stil- und Gesangsunterrichten wie geschriebenen Wortes kann ich mich nur selten ent- Lied-, Oratorium-, Barock-, Opern- ziehen. Daher könnte ich mir auch gut vorstellen, gesang und Technik umfasst mein Literatur, Sprachen oder Psychologie zu studieren. zwölf Semester dauerndes Diplom- Im Cusanuswerk kann ich mich über all diese studium auch eine Grundausbil- Themen austauschen und meinen Horizont erwei- dung in Klavier, Musikgeschichte, tern. Die regelmäßigen cusanischen Veranstaltun- -wissenschaft, -theorie, -pädago- gen genieße ich sehr und empfinde mich als Teil gik sowie Sprecherziehung, Schauspiel, Italienisch, einer aufgeschlossenen und engagierten Gemein- Ballett und Fechten. Durch den hohen Anteil an schaft. Einzelunterrichten und durch kleine Seminargrößen von ca. zehn bis fünfzehn Studentinnen und Stu- Adriane Oberborbeck, denten besteht eine sehr persönliche Atmosphäre. Stipendiatin der Musikerförderung Ich empfinde es als großes Geschenk, mit meiner Musik Gefühle und Stimmungen bei Menschen her- vorrufen zu können. Neben den zahlreichen musika- lischen Projekten der Hochschule wirke ich regelmä- ßig als Solistin bei Konzerten mit, leite einen Chor und

7 Wir nannten ihn „Oh! Töpfer!“ …

Vor dem Cusanuswerk lernte ich Cusaner kennen. in Bamberg zu einer jungen Frau Während wir im Frankfurter Alfred-Delp-Haus am gesagt hatte: „Die Bischöfe kön- Abend fröhlich in der Bar dieses Studentenhauses nen ja nicht die Aussteuer jedes feierten, betraten würdige junge Herren, unentwegt hübschen und intelligenten Mädchens finanzieren.“ miteinander diskutierend, einen unserer Seminar- Aber gerade die Auseinandersetzung mit Hanssler räume. Darunter ein Langer mit Fliege. Der erste war stets dialektisch fruchtbar und trug mit zur Eindruck: Diese Hochbegabten sind mir zu elitär. lebenslangen Prägung der Cusaner bei. Zu Erzie- hung und Bildung gehört der Widerspruch. Wenig später brach dieses Vorurteil zusammen. Es herrschte mit den Hochschulpfarrern Ottmar In den Ferienakademien lernte man die Mitstreiter Dessauer und Ingo Hermann ein weltoffener auch menschlich kennen. Darunter Katholizismus. Ottmar Dessauer ermunterte mich, den späteren Verfassungs- Artikel zu schreiben und mich bei der FAZ, aber richter Dieter Grimm, den zuvor beim Cusanuswerk zu bewerben. Auch die heutigen Bundestagspräsi- In den Kollegen in der nur zwischen 22 und 24 Uhr geöff- denten „ Ferienakademien neten Studenten-Bar ermutigten mich, darunter der oder jenen Mann, der spätere Bundesminister und führende UNO-Beamte schon im Delp-Haus mit lernte man die Klaus Töpfer, der dort oft bediente. Damals nannten der Fliege aufgetreten war: Mitstreiter auch wir ihn „Oh! Töpfer!“, weil er fast jedes Frisch- . Er kam menschlich kennen. gezapfte mit dem Ausruf begleitete: „Das ist ein oft etwas später zu den die Bier, von dem schon die Alten sagten, „Oh! Bier!“ Fachgrenzen aufhebenden „ Ferienseminaren, setzte sich Und tatsächlich wurde ich auf Vorschlag des dennoch in die erste Reihe und hielt Studentenpfarrers zum Vorstellungsgespräch ein- manchem Professor selbstbewusst vor, wie geladen. Dieses führte der damalige Geschäfts- schwach er doch argumentiere. Anders war Oskar führer des Cusanuswerks, Hans Tietmeyer. Damals Lafontaine. Ich habe ihn in Erinnerung als fröhlich- sagte ich zu ihm: „Ich bewerbe mich zwar, aber ich frechen und frommen Jungen und als Fußball- halte nichts vom temporären Zölibat.“ Tietmeyer narren. Zu jener Zeit gab er sich noch nicht so, als verstand es, wenig später hat er geheiratet. Zum wolle er Politiker werden. Hintergrund: Von einem „temporären Zölibat“ schwärmte damals der Gründer des Cusanuswerks, Nicht zuletzt aber kann einem politischen Jour- der 2005 gestorbene Prälat Bernhard Hanssler. Er nalisten die über Bindung und Bildung des war es auch, der mit Blick auf die Diskussion um die Cusanuswerks nahe liegende Begegnung mit des- Förderung von Studentinnen auf dem Katholikentag sen Namensgeber Nikolaus von Kues (1401 - 1464)

8 ein Leben lang begleiten und helfen; vor allem sein das war in jener Zeit für mich eine glückliche inner- Kernsatz von der möglichen und anzustrebenden cusanische coincidentia oppositorum und somit coincidentia oppositorum, der Versöhnung von „Biografieförderung“, wie es Annette Schavan spä- Gegensätzen. Selbst wenn diese Meinung für ter nennen würde. Bernhard Hanssler damals ein „philosophisch-theo- logischer Irrtum“ des Studenten gewesen war. Aber Am Ende bleiben einem Altcusaner ein wenig Stolz dazu sagte Hansslers geistlicher Leiter Peter und viel Dankbarkeit. Mitscherlich sofort, milde lächelnd und tröstend: „Aber ein produktiver.“ Hanssler und Mitscherlich – Dr. Helmut Herles, Altcusaner

9 1957 Paris 1957 Würzburg headline

1956 Passo di Treja 1957 Straßburg

1958

1959 Berlin

1959 Untermarchtal 1956 ... 1959 Werdenfels

1995 Bonn 1975 Bonn

1961 Bonn, Prof. Dr. 1960 Münster J. Ratzinger

1960 Seggau

1960 Steingaden 1962 Dindgen 1989 Eröffnung der neuen Geschäftsstelle

1996 40-jähriges Bestehen ... 2006

2003 Workshop

2002 Familienexerzitien

2006 Jubiläumskonzert

2004 Regionaltreffen Altcusaner

2005 Cusanustreffen Standpunkt Glauben

Das Wertgefüge der Gesellschaft ist sehr labil und sellschaftliche Mitverantwortung porös geworden; die Belege dafür werden in den erkennen und in speziellen Tätig- Medien täglich neu geliefert. keitsbereichen auch einbringen.

Lebenshaltung und Lebensgestaltung gerieten Möglich wird dies nicht zuletzt aus dem mitunter über Jahre hinweg in den Sog eines Relativismus, zwar angefragten, aber bewusst durchgehaltenen der sich vermeintlich als tolerant verstand – in konfessionellen Charakter des Cusanuswerkes. Wirklichkeit aber die Frage nach der Wahrheit zuneh- „Konfession“ meint im ursprünglichen Sinn mend ausklammerte. „Bekenntnis“. Genau diese Bereitschaft zum Be- kenntnis ist unabdingbar, wenn in einer weit- Ohne tragende und begründende Wahr- hin verunsicherten, in Werten indifferent heit wird die Lebenspraxis aber schnell Das und unverbindlich gewordenen Gesell- unverbindlich, weil sie unverbunden „ schaft wieder eine tragende und orien- Wertgefüge den wechselnden Trends und Meinun- tierende Lebenspraxis gefunden wer- gen ausgesetzt ist. der Gesellschaft den soll. Dabei ist der Kontext einer ist sehr labil weltanschaulichen Pluralität Vorgabe Genau in diesem Zusammenhang und porös und Bedingung. bringt das Cusanuswerk einen „wert- geworden. „ vollen“ Beitrag für die Zukunft der Ge- Doch damit sich diese Pluralität gesell- sellschaft ein! Denn das Cusanuswerk als schaftlich kreativ darstellen und auswirken Studienstiftung der Deutschen Bischöfe för- kann, braucht es das Werte-Profil und -Be- dert auf der Basis des christlichen Glaubens hoch kenntnis in konkreten Personen. Ohne solchen „kon- begabte Frauen und Männer in der Lebensphase fessorischen“ Einsatz können die für das gemein- des Studiums, in dem neben finanzieller Unter- schaftliche Leben notwendigen Strukturen und stützung vorrangig in die Persönlichkeitsentwick- Institutionen keine stabilisierenden Konturen entwickeln. lung und -profilierung investiert wird. So lässt sich mit gutem Grund sagen: Das Cusanuswerk ist in pluraler Gesellschaft ein „wert- Zu Recht darf so erhofft werden – und der Erweis bildender“ Beitrag der Kirche für die Gesellschaft ist durch ehemalige Stipendiatinnen und Stipen- insgesamt, die ohne Wertgefüge nicht zukunftsfä- diaten längst und überzeugend erbracht –, dass hig sein wird. wissenschaftlich hoch qualifizierte Personen heran- Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle, wachsen, die aus einer reflektierten und bejahten Beauftragter der deutschen Bischofskonferenz Haltung des Christseins heraus zugleich ihre ge- für das Cusanuswerk

12 12 Standpunkt Eliteförderung

Der Elite-Begriff erlebt in den letzten Jahren eine John D. Rockefeller fragte den überraschende Renaissance. Mit großer Selbstver- Präsidenten der Harvard Univer- ständlichkeit wird von Leistungseliten, Informations- sity einmal, was es brauche, um eliten und Finanzeliten gesprochen – die Bedingun- eine Eliteuniversität zu gründen. Die knappe gen zur Schaffung von Eliteuniversitäten Antwort: 200 Jahre Zeit und 50 Millionen Dollar. bestimmen die bildungspolitische Diskussion. Aber Zeit und Geld sind nicht alles.

Lange Zeit verband sich mit dem Wort Elite eine Hinzukommen müssen gute Studentinnen und von der Gesellschaft abgetrennte Minderheit, die Studenten. Gute Studenten bedeuten gute Pro- aufgrund ihrer Herkunft und bestimmter fessoren und gute Forschung. In Harvard Traditionen besondere Privilegien ge- achtet man bei der Auswahl der Studen- nießt. Die jüngste deutsche Geschichte ten auf Eigenschaften, die in Europa Keine führte in der jungen Bundesrepublik „ lange als altmodisch galten: Führungs- zur offenen Ablehnung aller Elitevor- moderne qualitäten, Charakterstärke, soziales stellungen. Die negative Konnotation Industriegesellschaft Engagement, intellektuelle Neugier, des Begriffs Elite wirkte sich gerade kommt ohne Integrität und Reife. im Bildungswesen aus. Während die Funktionseliten besondere Förderung Benachteiligter Das Cusanuswerk hat bei der Aus- fraglos ist (und sein sollte), war die be- aus. „ wahl seiner Stipendiatinnen und Stipen- sondere Förderung Begabter in Deutsch- diaten immer auf solche Eigenschaften land begründungsbedürftig. geschaut und die Dimension des Glaubens als weiteres Auswahlkriterium hinzugenommen. Aber keine moderne Industriegesellschaft kommt Erst diese macht aus Leistungs-, Funktions- oder ohne Funktionseliten aus. Dabei möchte ich dafür Verantwortungseliten meines Erachtens Menschen, plädieren, Elite und Exzellenz nur in enger Ver- die ihre Begabung in den Dienst der Gesellschaft knüpfung mit Heterogenität oder Diversität zu ver- stellen und ihre Fähigkeiten relativieren können. stehen. Innerhalb einer demokratischen Gesell- schaft legitimiert sich Elite nur, wenn darunter eine „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich Leistungselite verstanden wird, die aus der Ge- jeder umsonst, der daran baut.“( Psalm 127,1) sellschaft heraus gebildet wird, durchlässig ist und im ständigen Austausch mit dieser Gesellschaft Dr. Eva-Maria Streier, steht. Direktorin in der Deutschen Forschungsgemeinschaft

13 Standpunkt Bildung

Bildung ist die Orientierung des Menschen im gesell- Wenn Bildung die Orientierung des schaftlichen und kulturellen Kontext und seine Menschen in seinem gesellschaft- dadurch mögliche Partizipation und Gestaltungs- lichen und kulturellen Kontext fähigkeit. Wissen als Kenntnis von Sachverhalten und meint, dann ist die Rede von „kultureller Bildung“ die Bildung stehen in Beziehung, sind aber nicht das- eigentlich tautologisch, zumal der Begriff der „Kultur“ selbe. Und so ist die Menge des Wissens noch nicht bis um 1800 in einem pädagogischen Kontext stand. Bildung. Insofern ist sie unterschieden von Aus- Er taucht nämlich zuerst bei Cicero in der Wort- bildung und Information. Daran zu erinnern ist ange- verbindung „cultura animi“ auf. Dass die Künste, die sichts der Rede von einem angeblich sich stetig Geschichte, die Welt als Ganzes zur Bildung der exponentiell vermehrendem Wissen durchaus Person gehören, versteht sich von selbst, und nur angebracht. Denn dann geht es bei der eine Verengung des Bildungsbegriffs auf die Bildung umso mehr darum, Haupt- und Ausbildung von – nutzbaren – Fähigkeiten Nebensächliches zu unterscheiden. Je und Fertigkeiten konnte dazu führen, dass „ Die Menge mehr man wissen kann, je mehr Infor- die kulturelle Bildung nicht mehr selbst- mationen – die auch ohne moderne des Wissens verständliches Element von Erziehung, Forschungen und Medien prinzipiell ist noch nicht Schule, Hochschule und Erwachsenen- unendlich sind – zur Verfügung stehen, Bildung. „ bildung ist. umso bedeutsamer wird die Frage nach dem, was sich zu wissen lohnt und was zu In dem unabschließbaren Prozess der kennen wichtig ist. Bildung stellt die Vermittlung von Wissen nur einen, wenngleich wichtigen Mosaikstein dar. Im Wenn das Ziel der Bildung Identitätsgewinnung ist, Sinne der Gewinnung des „eigentlichen“ Bildes des dann ist sie eher als ein wechselseitiger Prozess von individuellen Menschen ist Bildung ein Lebens- „Charakter“ und Wissen zu verstehen. Mahatma prinzip, das Herzensbildung und Sozialkompetenz Ghandi sagte einmal, wenn man die Nicht-Gewalt ebenso umfasst wie die produktive Aneignung von erforschen wolle, werde man finden, dass dieses Wissen und Fertigkeiten. So macht sich der sich Studium ohne Charakter nutzlos sein werde. Nur auf selbst „Bildende“ sein Bild von der Welt und von sich der Basis einer sozial und charakterlich „gebildeten“ selbst. Pestalozzis Diktum, wonach das Leben bilde, Persönlichkeit wird die Informationsverarbeitung sollte Bildungspolitik und Bildungspraxis vor der Vor- fruchtbar, und die neu erworbene Stufe der Kenntnis stellung einer beliebigen „Bildbarkeit“ der Menschen wird zu neuen Fragen im Sinne einer unabgeschlos- hüten. senen Spirale führen. Schon Augustinus hat das um 400 in dem Prozess des Verhältnisses von Glauben Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, und Wissen verdeutlicht. Mitglied des Beirats

14 Nikolaus Cusanus - ein Abenteurer in seiner Zeit

Eure Eminenz, Ihr habt es von dem kleinen von uns unterstützt, damit sie sich ihrem Stu- Moselstädtchen Kues an die Spitze der Kirche dium widmen können. Doch nicht nur das: Sie geschafft. Eure Kindheit verbrachtet Ihr als sollen angeregt und ermutigt werden, über die Sohn des Schiffsbesitzers Johann Kryffts in ei- Grenzen des eigenen Faches hinauszudenken. nem Kaufmannshaushalt. Man sagt Euch nach, dass Ihr dort den Umgang mit Geld beizeiten gelernt und geschätzt habt. Braucht es Geld, um gebildet zu werden?

Cusanus: Nun, was heißt schon gebildet. Ein großes Wort. Mein Vater tat gut daran, Die Schätze „ mich bereits im Alter von 15 dieser Welt Jahren zum Studium nach sollten nicht Heidelberg zu schicken. gegeneinander Philosophie, Physik, Ethik, Logik und Rhetorik, die ausgespielt Schriften des Aristoteles – werden. „ es ist nie zu früh, sich damit zu befassen. Meines Vaters Wohlstand machte dies wohl möglich. Für wahre Bildung Geld bereit zu stellen, hat nichts Falsches. Ohne Wohlstand war es in meiner Zeit kaum möglich, in die Welt des Wissens Cusanus: Das ist aufs Höchste zu loben. Wie gut, zu gelangen und an ihr festzuhalten. Wissen ist ein dass nicht nur mein Name, sondern auch meine Schatz und Geld ist ein anderer. Die Schätze dieser Philosophie in Eurem Jahrhundert weiter lebt. Ich Welt sollten nicht gegeneinander ausgespielt wer- fühle mich geehrt und bestätigt in meiner Auf- den, sondern danach trachten, sich gegenseitig zu fassung, dass wahre Bildung erst beginnt, wenn befruchten. das Denken über die Grenzen der Fakultäten hin- ausgeht, doch ebenso, wenn das bereits Ge- dachte in neues Wissen eingebettet wird. Dies ist Genau dies ist das Anliegen des Cusanuswerks seit der Antike die Aufgabe der geistigen Elite. Sie seit 50 Jahren. Junge, katholische Frauen und denkt über das Trennende hinaus, erfasst, was Männer mit besonderen Begabungen werden wesentlich ist.

15 Elite! Das Wort darf erst seit kurzem wieder offen Cusanus: Das mir! Dem Mann des Kirchenrechts, ausgesprochen werden. Es hatte in Deutschland der als Kardinal zwei Päpsten diente und sein viele Jahre einen schlechten Ruf. Elite sei nicht Denken dem Erfassen Gottes widmete! Doch ich nötig, wenn nur die Masse gut ausgebildet ist, so will Euch verzeihen. Schon oft wurde mir vorgehal- lautete das Credo. Und dann – so müssen wir uns ten, nicht als frommer Christ gedacht zu haben. selber eingestehen – waren wir zu lange überzeugt, Doch was ist das Christentum, was ist der Glaube, dass unser Bildungssystem zu den weltweit anderes als eine Philosophie? Und wo zeigen sich besten gehört, wenn nicht sogar das Beste ist. Philosophie und Gott, wenn nicht in der konkreten Politik, im Handeln? Cusanus: Wie tragisch. Hochmut kommt vor dem Ein Blick in Eure Zeit zeigt mir, dass dieser Bezug Fall, so sagt man doch? Ich habe mich auf unser Euch fehlt. Deshalb erscheint und fühlt ihr Euch so Gespräch natürlich vorbereitet und weiß, dass Sie haltlos, schwankt Ihr zwischen Willkür und Belie- auf PISA anspielen, wobei dieses PISA bigkeit. Es mangelt Euch an Werten! Wenn nichts gemein hat mit der schönen Stadt Ihr an junge, dem Christentum zuge- in meiner Wahlheimat Italien. Bildung Ich war wandte Menschen Eure Gelder gebt, der Masse und Bildung der Elite sind „ macht Ihr sie unabhängig vom Geist ein Abenteurer, kein Widerspruch. Beides ist frucht- der Zeit. Damit sichert Ihr den Glauben bar und bedingt sich gegenseitig. Um einer, der ab, die Wurzel, aus der die Jugend es mit einem Beispiel aus meiner Zeit Unerhörtes dachte Kraft ziehen wird, um neugierig und zu sagen: Für den Bau einer kritisch sich dort einzumischen, wo es und auch Kathedrale bedarf es hervorragender nötig ist. Für mich gilt: Ich muss den Handwerker und Künstler. Doch was sprach. „ Glauben nicht auf meiner Zunge tragen, er wären sie ohne den Baumeister, der ihrer ruht in mir und ist doch ständig in Kunst den Weg weist? Bewegung. Ich will nicht verhehlen, dass ich mit Neid darauf schaue, welchen Zugang zu Wissen Eure Jugend hat. Doch vieles ist allzu technisch und bewahrt Ihr galtet selbst unter Euren Freunden als un- nicht vor Barbarei. Euer Förderwerk ist gut bera- bequemer und eigensinniger, also kritischer ten, sich begabten jungen Menschen zuzuwenden Geist… und sich ihrer anzunehmen. Sie sollen eintreten in die Elite des Staates und der Kirche und Verant- Cusanus: So ist es, und so muss es wohl auch wortung übernehmen für die Gestaltung dieser Welt. sein. Meine Zeitgenossen wollten Wissen festhal- ten und verwalten. Ich aber wusste: Wissen ist Forschen, ist Unruhe und damit ist auch Wis- Gut gesprochen, Eure Eminenz. Doch, verzeiht, senschaft – man stelle sich das Geschrei unserer mir scheint, der Glaube führt ein Schatten- Professoren vor – nie fertig. Und dann mein Angriff dasein in Eurer Argumentation. auf die Theologie! Ich brachte Gott in Berührung,

16 gar in Einheit mit dem Alltag und hielt fest am Satz Sprache. Für die Menschen denkt und redet Ihr, des Protagoras, dass der Mensch das Maß aller nicht für die Archive. Dinge sei. Ich war ein Abenteurer, einer, der Uner- hörtes dachte und auch sprach. Dabei ging es mir um Frieden und um Einheit, nicht um Streit. Doch Ein Letztes möchte ich noch fragen: Ihr seid die Welt ist so – das war zu meiner Zeit nicht viel gereist. Auch das Cusanuswerk regt seine anders als zu Eurer –, dass sie leichter begreift, Stipendiaten an, eine Zeit im Ausland zu ver- was sich unterscheidet. bringen. Was hat es Euch genützt? Mein Anliegen war es immer, Übereinstimmung, concordia, herbeizuführen. Das Wesen der Dinge Cusanus: Genützt? Das klingt mir doch sehr kapi- ist nicht zu erfassen, wenn wir das Trennende talistisch. Ich weiß, ich weiß… Das ist heute so. Ein betonen. Das mag am Anfang gut und richtig sein, halbes Jahr im anderen Land, und schon öffnen um die Vielfalt zu begreifen. Doch sie führt sich die Türen etwas eher, hinter denen man zu Stillstand. sich Macht und Geld erhofft. Das Wesen Doch überlegen wir und fragen uns: „ Was bedeutet es, fremde Orte auf- der Dinge Eure Schriften, ich denke zum Bei- zusuchen? Es ist wie im Denken auch: spiel an die „Docta ignorantia“, ist nicht zu erfassen, Man tritt nicht auf der Stelle. aber auch an „De visione dei“, sind wenn wir Heidelberg zum Beispiel behagte mir berühmt, und schon zu Eurer Zeit nicht, zu eng und zu dogmatisch war das Trennende blieben sie nicht unbeachtet. Dabei die Lehre dort. Ich ging zum Studium habt Ihr Euren Zeitgenossen Schwie- betonen. „ nach Padua, dem Zentrum des zu mei- riges zugemutet. ner Zeit modernen Wissens. Giuliano Cesarini traf ich dort und schloss Freund- Cusanus: Das ist gewiss wahr. Wieder und wieder schaft mit einem, der mir den Weg in die Politik suchte ich den Weg, verständlich mich zu machen. zeigte. Wahrlich viel Mühe habe ich mir gegeben, wie Ihr Und dann Florenz! Paolo, der geniale Mathematiker, mir zugestehen werdet, wenn Ihr meine Schriften wurde mir ein treuer Freund und heftiger Diskutant. gelesen habt. Trier, Köln, Koblenz, Basel, Venedig, Byzanz, Doch die Einsamkeit blieb mir nicht erspart. Fliehen Brixen, Rom … Am Puls der Zeit zu sein, dort, wo musste ich, weil ich um mein Leben bangte. Den Wissen sich entwickelt, das ist der Sinn des jungen Cusanerinnen und Cusanern sage ich: Nicht Reisens. Meinte nicht auch Euer großer Goethe jene bringen die Welt voran, die wenig Widerstand rund 300 Jahre nach mir, die beste Bildung finde erregen. Es sind stets die, die souverän voran man auf Reisen? gehen. Eines solltet Ihr dabei beachten: Trachtet stets danach, verstanden zu werden. Seid konkret Ein fiktives Interview nach einer Idee und anschaulich und flüchtet nicht in abstrakte von Inge Michels, Bonn

17 Das Cusanuswerk – ein bewährter Weg der Begabtenförderung

Die Gründungszeit des Cusanuswerks war in Deutsch- „Die cusanische Erde bebte, als die land geprägt von den Anstrengungen des Wiederauf- Damen einzogen…“. Diesem Zitat baus nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ des „Gründervaters“ Bernhard und der Suche nach Neuorientierung. Innerkirchlich Hanssler war eine heftige und mehrere Jahre dauernde kündigten sich zentrale Anliegen des Konzils bereits an, Auseinandersetzung um die Aufnahme von Frauen vor- aber sie mussten erst noch errungen und durchgesetzt ausgegangen. Es ist unter anderem dem Katholischen werden. In dieser Situation reagierte Anfang 1956 die Deutschen Frauenbund zu verdanken, dass im Jahres- deutsche Bischofskonferenz: Sie gab dem Stuttgarter bericht 1965 festgehalten werden konnte: „Im Herbst Prälaten Bernhard Hanssler den Auftrag zur Gründung beschlossen die deutschen Bischöfe, das Cusanuswerk eines kirchlichen Förderungswerkes für besonders be- um einen weiblichen Zweig zu erweitern.“ Zwei Jahre gabte Studenten. später wurde auch die künstliche Trennung aufgehoben und die beiden Zweige zusammengelegt. Mit diesem Schritt machten die Bischöfe deutlich, dass die katholische Kirche ihre Mitverantwortung für die ge- Doch bei allen Veränderungen, die sellschaftliche und bildungspolitische Entwicklung der Grundanliegen sind gleich geblieben. noch jungen Bundesrepublik übernehmen wollte. Sie „Kontinuität im Wandel“ ist ein viel waren überzeugt, dass Wissenschaft, Wirtschaft, Politik zitiertes Prinzip in der Geschichte „ Es folgten und Kultur einer wertgebundenen Elite bedürfen und des Cusanuswerks – und – nach 50 Jahre voller verstanden es als Dienst der Kirche an der modernen 50 Jahren kann man dies wohl Entwicklungen und Gesellschaft, hierfür die Voraussetzungen zu schaffen. konstatieren – auch sein Er- Wandlungen. Die Wahl des spätmittelalterlichen Universalgelehrten folgsrezept. Es bedeutet für die und Kardinals Nikolaus Cusanus als Namensgeber Verantwortlichen, die eigene Zeit- „ charakterisiert das Anliegen: Es ging um die Heranbil- genossenschaft jeweils ernst zu neh- dung von Akademikern, die sich über die Grenzen ihres men, sich den Fragen einer jeden neuen Faches hinaus interessieren, in ihrem Beruf Hervorra- „Generation“, den Herausforderungen der Gegenwart gendes leisten, bereit sind, sich über ihre privaten Be- und den Aufgaben der Zukunft zu stellen. lange hinaus für die Lösung von Problemen in Gesell- schaft und Kirche einzusetzen und ihr Wirken aus Mit zehn Stipendiaten begann 1956 die Arbeit, inzwi- christlicher Überzeugung gestalten. schen gibt es gut 5000 Ehemalige. 2005 zählte das Cusanuswerk 717 Studierende in der Grundförderung Es folgten 50 Jahre voller Entwicklungen und Wandlun- und 243 in der Promotion. Pro Jahr kommen rund 200 gen. Die erste große Herausforderung bestand das Stipendiatinnen und Stipendiaten neu hinzu. Intellektua- Werk, als sich die Verantwortlichen nach zehn Jahren lität, Persönlichkeit und gelebter Glaube sind auch entschieden, auch Frauen zur Bewerbung zuzulassen. heute noch die Kriterien, die zur Auswahl der Studie-

18 1959 Werdenfels 1996 Bonn

renden herangezogen werden. Bis heute fördert das Cusanuswerk besonders begabte katholische Studie- rende aller Fachrichtungen mit dem Ziel, ihren Verant- wortungswillen und ihre Dialogfähigkeit zu stärken und sie bei der Entfaltung ihrer Individualität zu unterstützen: „Wir erwarten von Bewerberinnen und Bewerbern, dass sie nachdenklich und offensiv sind, Fragen stellen und sich mit schnellen Antworten nicht zufrieden geben; dass sie bereit sind, Stellung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen – mit der ihnen eigenen Lebendigkeit.“ Jenseits der finanziellen Unterstützung ist die ideelle Förderung in einem vielfältigen Bildungs- programm und die tutoriale Begleitung der jungen Menschen während des Studiums von Anfang an zen- 1958 traler Teil des Angebotes an die Stipendiaten gewesen. Freckenhorst

Die Aufgabe des Cusanuswerks ist es, „Impulse zu ge- ben bzw. Erfahrungsräume zu schaffen, durch die das Vertrauen in die verändernde Kraft des Evangeliums gestärkt werden kann“, so die ehemalige Leiterin und heutige Bundesministerin Annette Schavan. Mit dieser Aufgabenbeschreibung geht das Cusanuswerk nach guten ersten 50 Jahren getrost in die Zukunft.

Dr. Claudia Lücking-Michel, 2005 Generalsekretärin des Cusanuswerks Eringerfeld

19 15 Jahre Künstlerförderung im Cusanuswerk

Junge Künstlerinnen und Künstler können sich seit der Förderung besteht darin, die 15 Jahren im Rahmen eines eigenen Auswahlverfah- Stipendiatinnen und Stipendiaten zu rens beim Cusanuswerk bewerben. Dieses beinhaltet befähigen, ihre jeweiligen Experten- neben persönlichen Gesprächen die Teilnahme an einer schaften miteinan- gemeinsamen Ausstellung aller Bewerberinnen und der ins Gespräch Cusanische Künstlerinnen und Bewerber. zu bringen. Künstler sind im Jubiläumsjahr 2006 im Rahmen von vier Aus- Mit der Einrichtung eines eigenen Auswahlverfahrens Das Cusanuswerk stellungen präsent: Im Januar er- für Studierende der Bildenden Kunst reagierte das setzt dabei nicht öffnete die Meistermann-Stipen- Cusanuswerk auf die Erfahrung, dass sich seit der auf Erziehung, son- diatin Martina Schumacher mit Gründung des Werkes im Jahr 1956 kaum ein Künstler dern auf Ermuti- ihrer Abschlussausstellung im oder eine Künstlerin um ein Stipendium beworben gung, nicht auf Be- Kunstverein Arnsberg (22. Januar hatte. Zu groß war die Angst vor Vereinnahmung durch lehrung, sondern bis 5. März 2006) das Jubiläums- eine Studienförderung in Bischöflicher Trägerschaft, zu auf Begleitung. Auf jahr. Im März wurde „serendipity“, manifest erschien die Entfremdung von Bildender Kunst die Förderung von die 15. Auswahlausstellung des und Kirche. Das Zweite Vaticanum und die damit ver- jungen Künstlerin- Cusanuswerks, in den Flottmann- bundene Öffnung der Kirche für die Welt machten eine nen und Künstlern hallen in Herne eröffnet (25. März Neubestimmung der Grundsätze kirchlicher Begab- gewendet heißt bis 25. Juni 2006). Die Abschluss- tenförderung notwendig. Im Cusanuswerk begann ein dies, dass das ausstellung „Lieber Friedrich,“ langjähriger Diskussionsprozess, in dem um die Ziel- Cusanuswerk die wird unter Beteiligung von perspektive und die konkrete Ausgestaltung der Autonomie ihrer 15 Künstlerinnen und Künstlern Förderung gerungen wurde. Die damalige Leiterin Kunst radikal achtet am 8. Juli 2006 im Kasseler Annette Schavan prägte den Begriff der „Biografie- und befördert. Kunstverein eröffnet werden förderung“ – ein Gedanke, der heute den Kern des (8. Juli bis 12. August 2006). Im Förderkonzepts des Cusanuswerks ausmacht. Bio- Es findet keine An- Herbst schließlich wird die Düssel- grafieförderung setzt bei der individuellen Begabung leitung zur Produk- dorfer Künstlerin Ulrike Möschel an. Es war nur konsequent, dass mit der Einrichtung tion einer explizit die Abschlussausstellung ihres eines eigenen Förderzweiges für Kunststudierende „religiösen Kunst“ Meistermann-Stipendiums in auch der spezifischen Begabung von Bildenden Künst- statt. Wohl aber Düsseldorf eröffnen. Zu allen Aus- lerinnen und Künstlern Rechnung getragen wurde. werden Reflexions- stellungen erscheint ein Katalog. und Diskussions- In der konkreten Bildungsarbeit wird kein Unterschied räume geschaffen, in denen die Fragen nach dem tra- gemacht zwischen jungen Kunststudierenden und den genden Grund des Lebens virulent werden. Der Studierenden der wissenschaftlichen Fächer. Das Ziel Künstler Norbert Radermacher, Mitglied der Aus-

20 wahljury der Künstlerförderung des Cusanuswerks, Religion zu tun hat, wenn sie sich religiöser Themen sieht gerade darin „eine besondere Qualität und bedient, sondern wenn sie tatsächlich Kunst ist.“ Die Möglichkeit, den Dialog zwischen Kirche und Kunst auf gewährte Freiheit nicht zur Beliebigkeit verkommen zu eine einfache und wirkungsvolle Weise wieder aufzu- lassen, sondern immer wieder neu als Ermutigung zur nehmen. Ich sehe, dass hier die Kirche wirklich einmal Selbstbestimmung zu begreifen, ist Anspruch der För- dahin geht und schaut, wo Kunst gelehrt und erfahren, derung wie Zuspruch für die Geförderten zugleich. wo Kunst von jungen Menschen gemacht wird. Hier ist zu spüren, dass Kunst nicht erst dann etwas mit Dr. Susanne Schaefer, Referentin im Cusanuswerk

Zahlen und Fakten 717 Studierende Über 820 Bewerbungen waren im vergangenen 310 Promovierende für die Grundförderung wurde ent- Jahr in der Grundförderung bewarben sich 2005 um eine Förde- schieden, davon 612 von Studieren- des Cusanuswerks. rung ihres Dissertationsvorhabens. den an Universitäten und Technischen Die Stipendiatinnen haben Hochschulen, 124 von Fachhochschul- dabei mit einem Anteil von Studierenden, 57 von Studierenden knapp 57% die Männer 72 an Musikhochschulen sowie 27 von überholt. Anträge davon wurden positiv ent- Studierenden an Kunsthochschulen schieden (davon vierzig Frauen und und -akademien. Mit 17,5% bildeten 94 32 Männer). auch 2005 die Medizinerinnen und Cusanerinnen und Cusaner Mediziner die mit Abstand größte haben 2005 ihr Studium mit 73 Fachgruppe unter allen Bewerbungen. dem Prädikat „sehr gut“ Abschlüsse wurden in der Pro- oder „mit Auszeichnung“ motionsförderung gemeldet, 66 hat- 179 abgeschlossen, das sind ten die Noten magna oder summa Cusanerinnen und Cusaner wurden 72% aller eingereichten cum laude (das sind 90% der in die Grundförderung aufgenommen. Zeugnisse. Abschlüsse).

Jedes Jahr bietet das Cusanuswerk seinen Stipendiatinnen und Stipendiaten ein vielfältiges Bildungsprogramm an - und damit die Qual der Wahl zwischen sechs vierzehntägigen Ferienakademien im Inland, einer zweiwöchigen Auslandsakademie, vier fünftägigen Graduiertentagungen, einem einwöchigen Abschlussseminar, sechzehn mehrtägigen Fachschaftstagungen sowie Workshops, Forschungssymposien und einem Geistlichen Programm, das 2005 aus neun eigenen Veranstaltungen bestand.

21 Bildungsarbeit im Cusanuswerk. Schwerpunkt Ausland

Ziel der im Ausland stattfindenden Bildungsveranstal- nien, Frankreich, Spanien und tungen ist es, die Stipendiatinnen und Stipendiaten Italien sind hier die Spitzenreiter), mit den Verhältnissen und Entwicklungen des jeweili- führen die europapolitischen Aus- gen Gastlandes bekannt zu machen und sich dabei landsakademien und Europäischen Kolloquien des insbesondere mit Fragen des europäischen Eini- Cusanuswerks vorwiegend in Länder des ehemali- gungsprozesses und der globalen Gerechtigkeit in gen Ostblocks, um die Transformationsprozesse vor der Einen Welt auseinander zu setzen, sowie Ursa- Ort kennen zu lernen, um Begegnungen mit Wissen- chen und Bedingungen konkreter Krisenphänomene schaftlern, wirtschaftlichen, politischen wie kirch- in Konfliktregionen kennen zu lernen. Geografisch lichen Eliten unserer östlichen Nachbarländer zu wie inhaltlich haben sich dabei drei Schwerpunkte ermöglichen und um das Lernen auch an historisch herauskristallisiert: „schwierigen“ Orten zu erproben. Beispiele: Mittel-Ost-Europa Europäisches Kolloquium „Am Rande? Die Ukraine Während sich Studierende bei ihren individuell orga- zwischen Rückbesinnung und Neubeginn“ (1999); nisierten Auslandsstudien, Sprachkursen, Praktika Auslandsakademien „Tschechien. Eine Reise nach oder Famulaturen überwiegend für Aufenthalte in Mitteleuropa“ (2002) und „Polen und Deutsche in westeuropäischen Ländern entscheiden (Großbritan- Europa“ (2004).

Kamerun 2006

22 Naher Osten Eine Welt Mit den Staaten des Nahen Ostens verbinden sich Auslandsveranstaltungen zum Themenkomplex „glo- nicht nur Assoziationen an einen veritablen Krisen- bale Gerechtigkeit“ bezeugen den Anspruch des herd unserer Tage, sondern auch die Erinnerungen Cusanuswerks, Stipendiatinnen und Stipendiaten zu för- an kulturell bedeutsame Stätten der biblischen dern, die Verantwortung mit Blick auf die Visionen wie Überlieferung. Stipendiatinnen und Stipendiaten Realitäten der Einen Welt übernehmen wollen. Auch der Bischöflichen Studienförderung sollen sowohl wenn sie in ihren späteren beruflichen Wegen nicht im- mit tagespolitischen Konfliktursachen als auch mit mer direkt mit Afrika, Lateinamerika oder Asien in Kon- Orten jüdisch-christlicher Tradition in Berührung takt kommen, ist es wünschenswert, dass sie zu einem kommen. dauerhaften Engagement für benachteiligte wie verges- Beispiele: sene Regionen unserer Erde ermutigt werden. Auslandsakademien „Kultur und Religion in der Beispiele: Türkei. Zusammenprall oder Zusammenspiel?“ Auslandsakademien „Brasilien. Schwellenland für (2000), „Zwischen Euphrat und Orontes. Syrien: immer? Volk ohne Bildungschancen - Weltmeister im Schnittpunkt für den Frieden in Nahost“ (2001), Lernen“ (2002) und „Afrique en miniature: Begegnun- „Drei Religionen – ein Heiliges Land“ (2007). gen in Kamerun“ (2006). Dr. Stefan Raueiser, Referent im Cusanuswerk

Kamerun 2006

23 50 Jahre Cusanuswerk - ein Überblick

1956 Die Bischöfliche Studienförderung 1989 Erste Sitzung der Künstler-Jury (Beginn Cusanuswerk nimmt unter Leitung von der Förderung für Studierende der Bilden- Prälat Bernhard Hanssler (zugleich: den Künste) Geistlicher Direktor beim Zentralkomitee 1990 Beginn der Förderung von Studierenden der deutschen Katholiken) ihre Arbeit auf an Fachhochschulen (seit 1995 Aufnahme 1960 Hans Urs von Balthasar leitet die ersten durch ein eigenes FH-Auswahlgremium) Exerzitien 1991 Dr. Annette Schavan wird Leiterin des 1962 Die erste Fachschaftstagung findet statt Cusanuswerks (Beginn der disziplinären Bildungsveran- 1993 Vergabe des ersten Georg-Meistermann- staltungen in Ergänzung zu den interdis- Stipendiums an vom Cusanuswerk geför- ziplinären Ferienakademien) derte Künstler 1966 Einrichtung eines „weiblichen Zweiges“ 1997 Dr. Dietmar Bader (zuvor: Internat. kath. (geleitet von Prof. Dr. Hildegard Debuch Missionswerk missio, Aachen) wird Leiter und Pfarrer Seidel) des Cusanuswerks 1968 Integration beider Zweige 2004 Prof. Dr. Josef Wohlmuth (Emeritus für 1971 Einführung eines eigenen Auswahlver- Dogmatik an der Universität Bonn) wird fahrens für Graduierte (Beginn der Pro- Leiter des Cusanuswerks motionsförderung mit eigenen Gradu- 2004 Aufbau eines eigenen Auswahlverfahrens iertentagungen) für Studierende an Musikhochschulen 1972 Prof. Dr. Karl Delahaye wird Leiter des (Beginn der Musikerförderung) Cusanuswerks 2006 Fünfzig Jahre Cusanuswerk – ein Fest in 1982 Prof. Dr. Ludger Honnefelder (zugleich drei Akten: Prof. für Kath. Theologie und Philosophie - Konzert im Kammermusiksaal des an der FU Berlin) wird Leiter des Bonner Beethovenhauses (Januar) Cusanuswerks - Jubiläums-Jahrestreffen auf Schloss 1989 Umzug der Geschäftsstelle aus Bad Eringerfeld (Juni) Godesberg in das Gebäude Baumschul- - Fachakademie in Berlin (November) allee 5 in Bonn 1956 2006 24 Glauben.Wissen.Gestalten. Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk

Zur Unterstützung des Cusanuswerks und um seine Künstlerische Talente entfalten Arbeit dauerhaft zu sichern, wurde die Stiftung Musisch und künstlerisch begabten Studierenden die Begabtenförderung Cusanuswerk eingerichtet. Die Chance zu geben, ihre Begabungen weiterzuentwik- Stiftung ist ein Instrument der Finanzierung ebenso keln und zu präsentieren, ist ein eigenes Anliegen der wie eine Einladung, die Anliegen des Cusanuswerks Stiftung. mitzutragen. Stiftungsvorstand: Glaube und Persönlichkeit entfalten Prof. Dr. Dr. hc. mult. Hans Tietmeyer, Junge Frauen und Männer, die künftig Wissenschaft, Bundesbankpräsident a.D. Politik, Kirche oder Gesellschaft gestalten und prä- Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, gen werden, sollen erfahren, dass ihr christliches Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank Fundament sie trägt. Die Stiftung fördert besonders die geistlichen Angebote des Cusanuswerks: Exer- Spendenkonto: zitien oder auch die geistliche und tutoriale Beglei- Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk, tung bei allen Bildungsveranstaltungen. Pax Bank eG Köln, Konto-Nr. 29647011, BLZ 370 601 93

Interdisziplinarität fördern Weitere Informationen: Die zunehmende Komplexität des Wissens verleitet [email protected], www.cusanuswerk.de dazu, den Blick eher auf Details als in die Weite zu oder direkt bei: richten. Die Stiftung unterstützt das intensive Ge- Dr. Claudia Lücking-Michel, Tel: 022 8-9 83 84-27, spräch zwischen den Disziplinen, damit Interdepen- [email protected] denzen erkannt und Leben schöpferisch und verant- wortungsvoll gestaltet werden kann.

Horizonte erweitern Andere Kulturen und Religionen kennen lernen, Welt- offenheit und Internationalität einüben. Die Stiftung möchte beitragen zu einem Verständnis für Men- schen aus anderen Ländern, für fremde Kulturen und globale Zusammenhänge.

25 Autorinnen und Autoren

Dr. Herles, Helmut Oberborbeck, Adriane Dr. Schavan, Annette Geb. 1940 im nordböhmischen Komotau Geb. 1980 in Hannover, 1999 Preisträ- Geb. 1955 in Jüchen, Studium der Theo- (heute Chomutov), Studium der Germa- gerin des Bundeswettbewerbs Jugend logie, Philosophie und Erziehungs- nistik, Volkskunde und Russisch in Wien, Musiziert in der Kategorie Sologesang, wissenschaften, 1988 bis 1991 Ge- Bonn und Frankfurt/Main, Stipendiat des seit 2002 Studium an der Musikhoch- schäftsführerin des Cusanuswerks, 1991 Cusanuswerks, u. a. Korrespondent der schule für Musik und Theater Hannover bis 1995 Leiterin des Cusanuswerks, Süddeutschen Zeitung, der FAZ und von bei Mayling Konga, Prof. Jan Philipp 1995 bis 2005 Ministerin für Kultur, „Publik“ in Rom, 1991 bis 1999 Chefredak- Schulze und Ralf Popken, Stipendiatin Jugend und Sport in Baden-Württem- teur des Bonner General-Anzeigers, 1999 des Richard-Wagner-Verbandes und berg, seit 1998 stellvertretende Vorsit- bis 2005 dessen Chefkorrespondent, seit 2004 des Cusanuswerks. zende der CDU Deutschlands, seit seither GA-Autor und freier Publizist. November 2005 Bundesministerin für Dr. Raueiser, Stefan Bildung und Forschung. Karl Kardinal Lehmann Geb. 1964 in Bad Godesberg, verheira- Geb. 1936 in Sigmaringen (Hohenzollern), tet, zwei Kinder; 1984 bis 1991 Studium Prof. Dr. Dr. Sternberg, Thomas Dr. phil., Dr. theol., Dr. h.c. mult., seit 1983 der Kath. Theologie, Kunstgeschichte Geb. 1952 in Grevenbrück/Sauerland, Bischof von Mainz und seit 1987 Vor- und Philosophie in Bonn, Paris und verheiratet, fünf Kinder; Bäckerlehre, sitzender der Deutschen Bischofskonfe- Frankfurt, 1992 bis 1995 Promotion an Studium der Germanistik, Archäologie renz; Honorarprofessor für Dogmatik und der Philosophisch-Theologischen Hoch- und Theologie in Münster, Rom und Ökumenische Theologie an der Theolo- schule Sankt Georgen, 1996 bis 1999 Bonn, Honorarprofessur für Kunst und gischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Uni- Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büro- Liturgie an der Universität Münster, versität Freiburg i.Br. und am Fachbe- leiter von Abgeordneten im Deutschen Leiter der Bistumsakademie Franz Hitze reich Kath. Theologie der Johannes- , seit 1999 Referent im Haus, seit 2005 Mitglied des Landtags Gutenberg-Universität Mainz. 2001 von Cusanuswerk, Vorsitzender des Beirats NRW, Mitglied des Beirats des Papst Johannes Paul II. zum Kardinal im Katholischen Bildungswerk Bonn, Cusanuswerks. erhoben. Zahlreiche Veröffentlichungen Lehrbeauftragter an der Katholischen und Herausgeberschaften. Fachhochschule Köln (KFH NW). Dr. Streier, Eva-Maria Geb. 1949 in Wattenscheid, Studium Dr. Lücking-Michel, Claudia Dr. Schaefer, Susanne der Anglistik, Amerikanistik, Geschichte Geb. 1962 in Menden, verheiratet, drei Geb. 1971, Studium der Kath. Theologie, und Politikwissenschaften in Mainz und Kinder; Studium der Theologie und Ge- Biologie und Philosophie in Münster, den USA, 1975 bis 1982 Referentin und schichte in Münster, Jerusalem und Promotion in Kath. Theologie mit einer Studienleiterin im Cusanuswerk, 1982 Tübingen, 1991 bis 1997 Referentin im Arbeit über Friedrich Schleiermacher bis 1985 Redakteurin der Kölnischen Cusanuswerk, 1997 bis 2004 Leiterin (Gottes Sein zur Welt. Schleiermachers Rundschau, seit 1985 Leiterin der der Abteilung für Bildungs- und Pasto- Subjektanalyse in ihrer Prinzipienfunk- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der ralarbeit im Bischöflichen Hilfswerk tion für Glaubenslehre und Dialektik, Re- Deutschen Forschungsgemeinschaft Misereor, seit 2004 Generalsekretärin gensburg 2002). Seit 2001 Referentin (DFG), Beraterin der Publizistischen des Cusanuswerks, Vizepräsidentin des im Cusanuswerk, zuständig für: Aus- Kommission der Deutschen Bischofs- Katholischen Deutschen Frauenbundes, wahl- und Bildungsarbeit, Kontakte zu konferenz, Sprecherin des Foyers für Vizepräsidentin des Zentralkomitees der den Ehemaligen, Stiftung und Künstler- Gespräche zwischen Kirche, Gesell- deutschen Katholiken. förderung. schaft, Politik.

26 Impressum

Prof. Dr. Dr. Tietmeyer, Hans Herausgeber Bildnachweis: Geb. 1931 in Metelen/Westfalen, Stu- Archiv Cusanuswerk dium der Wirtschafts- und Sozialwissen- Cusanuswerk B. Frommann (S. 3, 11, 18) schaften, 1993 bis 1999 Präsident der Bischöfliche Studienförderung Bistum Mainz (S. 5) Deutschen Bundesbank, Vorsitzender Baumschulallee 5 (S. 6) des Kuratoriums Initiative Neue Soziale 53115 Bonn Deutsche Forschungsgemeinschaft Marktwirtschaft, Vorstand der Stiftung (S. 13 Portrait Streier) Begabtenförderung Cusanuswerk. Telefon: 0228-98384–0 Landesmedienzentrale Rheinland- Telefax: 0228-98384–99 Pfalz/H.Goebel Weihbischof Prof. Dr. Wehrle, Paul Internet: www.cusanuswerk.de (S. 2 Portrait Kues, S. 15) Geb. 1940 in Singen am Hohentwiel, M. Thomas, Münster Professur für Religionspädagogik und Leitung: (S. 14 Portrait Sternberg) Pastoraltheologie an der katholischen Prof. Dr. Josef Wohlmuth R. Friese (S. 8) Universität Eichstätt, 1981 Bischofs- A. Vollmer (S. 7) weihe, Bischofsvikar für Hochschulen Generalsekretärin: und Hochschulpastoral, Honorarpro- Dr. Claudia Lücking-Michel Druck fessor für Pastoraltheologie an der theo- Schertgens, Troisdorf logischen Fakultät der Universität Redaktion Freiburg, Beauftragter der deutschen Agentur für Bildung, Bonn Erscheinungsdatum Bischofskonferenz für die bischöflichen Stephan Lüke, Inge Michels Mai 2006 Stipendienwerke, Mitglied der Pastoral- kommission und der Kommission für Kultur und Wissenschaft der Deutschen Bischofskonferenz.

Prof. Dr. Wohlmuth, Josef Konten Geb. 1938 in Laibstadt, 1964 Priester- Pax-Bank eG Köln, Konto-Nr. 22560018, BLZ 370 601 93 weihe, Studium der Theologie in Eichstätt und Innsbruck, Promotionsstudien in Spendenkonto Altcusaner Tübingen, Bologna, Nijmegen, Regens- Pax-Bank eG Köln, Konto-Nr. 22560026, BLZ 370 601 93 burg und Bonn, 1981 bis 1986 Professor für Theologie und ihre Didaktik an der Er- Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk ziehungswissenschaftlichen Fakultät der Pax-Bank eG Köln, Konto-Nr. 29647011, BLZ 370 601 93 Universität zu Köln, 1986 bis 2003 Pro- fessor für Dogmatik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1984/85 und 2003/2004 Studiendekan am Theologischen Studienjahr an der Abtei Hagia Maria Sion in Jerusalem, seit 2004 Leiter des Cusanuswerks.

27 Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung Baumschulallee 5 1956 53115 Bonn Telefon: 0228-98384–0 Telefax: 0228-98384–99 2006 Internet: www.cusanuswerk.de