Editorial Kultur-Mensch Eine Kulturpolitik Für Die
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-Dossier puk Verwertungsgesellschaften Zeitung des Deutschen Kulturrates Nr. 06/07 • Nov. - Dez. 2007 www.kulturrat.de 3,00 € • ISSN 1619-4217 • B 58 662 Kulturpolitik der CDU Kulturelle Bildung Kultur und Kirche Verwertungsgesellschaften Kultur Kompetenz Bildung Welche Bedeutung hat die Kulturpo- Was ist kulturelle Bildung? Mit dieser Pater Friedrich Mennekes stellt die Verwertungsgesellschaften – Kultur Die Mitglieder der Kinderkommissi- litik in der CDU? Damit setzen sich Grundsatzfrage befasst sich Max Kulturarbeit der Gemeinde St. Peter vor oder Kommerz, dieser Frage wird im on des Deutschen Bundestags Mi- Christian Wulff, Bernd Neumann, Fuchs und zeichnet die Tradition des und macht dabei deutlich, dass zeitge- puk-Dossier nachgegangen. Es wird riam Gruß, Michaela Noll, Marlene Wolfgang Börnsen, Johanna Wanka, Begriffes nach. Kristin Bäßler berich- nössische Kunst ihren Ort auch in der die Geschichte von Verwertungsge- Rupprecht, Diana Golze und Ekin Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, tet vom Kongress des Deutschen Kul- Kirche finden kann. Olaf Zimmer- sellschaften vorgestellt, aktuelle Her- Deligöz stellen ihre Arbeit vor. In den Jörg-Dieter Gauger und Hans-Jörg turrates bei der Games Convention mann setzt sich mit den Worten Kar- ausforderungen geschildert und nach kommenden Monaten wird sich die Clement auseinander. Gabriele und Christoph Schäfer schreibt über dinal Meisners zur Eröffnung des Ko- der Zukunft der Verwertungsgesell- Kommission vor allem mit dem The- Schulz kommentiert die Beiträge. Leser und Nicht-Leser. lumba-Museums in Köln auseinander. schaften gefragt. ma Kinder und Kultur befassen. Seiten 1 bis 9 Seiten 10 bis 12 Seiten 16 bis 17 Dossier Seiten 1 bis 32 Beilage Seiten 1 bis 4 Editorial Eine Kulturpolitik für die Chancengesellschaft Turbokinder Von Christian Wulff ie Anforderungen an Kinder „Nur wer seine Vergangenheit kennt“, Grundlage für wirtschaftliche Ent- D und Jugendliche steigen un- wusste bereits Wilhelm von Hum- wicklung wie für Integration und So- aufhörlich. Spätestens nach dem boldt, „hat eine Zukunft“. Vergangen- lidarität. Eine breit angelegte Kultur- vermeintlichen PISA-Test-Desaster heit und Zukunft, Vielfalt und Identi- politik ist mitentscheidend, um den wurde die Leistungsschraube ange- tät spiegeln sich in der Kultur eines Zusammenhalt in unserer Gesell- zogen. Für Gymnasiasten die neu- Landes. Deutschland ist eine euro- schaft zu bewahren und zu festigen. erdings in acht Jahren zum Abitur päische Kulturnation. Geschichte und Es gibt kein staatliches oder ge- gescheucht werden, ist eine Wo- Schicksal der Deutschen lassen sich sellschaftliches Handeln ohne histo- chenarbeitszeit für den Unterricht nicht vom europäischen Kontext tren- rischen Kontext. Gesellschaftlicher und die Erledigung der Hausaufga- nen. Deutschland ist weltoffen, Zusammenhalt braucht gemeinsa- ben von bis zu 50 Stunden keine Aus- Deutschland ist Integrationsland. me, Identität stiftende Werte, Nor- nahme mehr. Eine um die Kultur sich mühende men und Symbole. Wir bekennen Schon im Kindergarten wird Eng- Politik muss diesen Spannungsbogen uns daher zur Leitkultur in Deutsch- lisch gelernt, das letzte Kindergar- ausloten und der Kultur dienen – nicht land. Sie umfasst die Grundwerte tenjahr heißt Vorschule und soll zu- der Politik. des Grundgesetzes und die Verant- nehmend schon Schule sein, in der wortung aus unserer Geschichte. Grundschule fallen immer mehr ür die CDU ist klar: Eine Chan- Für das Kulturkapitel im Entwurf Kinder auf, die dem Leistungsdruck F cengesellschaft wächst auf dem des neuen Grundsatzprogramms der nicht nur wegen der immer frühe- Boden möglichst gerecht verteilter CDU, das soll an dieser Stelle erwähnt ren Einschulung nicht mehr stand- Lebenschancen. Eine Chancenge- werden, gab es Anerkennung vom halten und schon in der ersten Klas- sellschaft braucht starke Bürger- Deutschen Kulturrat, der dafür be- se Angst davor haben, sich durch innen und Bürger und den Beitrag kannt ist, gut und gerne reinen Wein schlechte Leistungen ihren Weg in aller, um auf Dauer Solidarität und einzuschenken. Prominent platziert eine weiterführende Schule zu ver- Zusammenhalt zu bewahren. Dies sei die Kultur, lautete eine der loben- bauen. bedeutet, Verschiedenheit anzuer- den Anmerkungen. Bildungs- und Natürlich sind gerade diese kennen, Vielfalt zu achten und die Kulturpolitik stehen mit Bedacht vor Ängste eigentlich die Ängste der El- Potenziale jedes Einzelnen zu för- der Wirtschafts-, der Umwelt-, der Si- tern, aber die Kinder müssen mit ih- dern. Wir vertrauen in die Kraft der cherheits- und der Außenpolitik, weil nen leben. Und, mit fünf Jahren ein- Menschen, aus ihrem Leben etwas es hier um die Entfaltung der Persön- geschult, mit 17 das Abitur in der zu machen. Dafür muss sich der lichkeit, um Orientierung, Sinn und Tasche, werden sie im Turbotempo, Staat an einigen Stellen zurückhal- Kreativität geht. Wer Antworten auf Bachelor und Master sei Dank, ihr ten, an anderen zupacken und, wo die Herausforderungen der Wissens- Christian Wulff. Foto: CDU Niedersachsen Studium abschließen, um ohne immer es geht, vor allem Hilfe zur gesellschaft geben will, muss bei Kul- jemals den geraden Weg verlassen zu Selbsthilfe geben. tur und Bildung ansetzen. Kreative de Voraussetzung für die Entfaltung kulturellen Sozialisation. haben, dem Arbeitsmarkt zur Verfü- Kulturpolitik ist nicht nur Bil- Werke bieten Deutungsangebote, sie der schöpferischen Potenziale in Weltweite digitale Vernetzung und gung stehen. dungspolitik, sondern auch ein Fak- sind innovative Impulsgeber. Kunst unserer Gesellschaft. Die Lebendig- einfache Reproduktionsmöglichkei- Und dann wollen wir, dass diese tor für Wachstum und Wohlstand. und Kultur verbinden Tradition und keit der Kunst hängt ab vom Frei- ten formen einen neuen Kulturkon- Turbokinder auch noch, am besten Die Beschäftigung mit Kunst und Innovation. Die CDU hat dies stets raum, den eine Gesellschaft ihren sum, während die Grundfähigkeiten alle, ein Instrument lernen. Wann Kultur fördert Innovationen und hervorgehoben. Künstlerinnen und Künstlern zur kulturellen Wissens insgesamt eher sollen sie das denn noch machen? stärkt Fähigkeiten, die gesellschaft- Kunst in Deutschland ist frei. So Lust am Experimentieren ermög- abnehmen. Was auf der einen Seite Wenn ein Instrument spielen liche Teilhabe und Eigenverantwor- will es das Grundgesetz, so wollen licht. Kultur ist nie statisch. Kultur an Chancen hinzukommt, darf auf können nicht nur eine weitere Zu- tung fördern. Sie bietet sowohl eine wir es. Freiheit ist eine entscheiden- und Fortschritt hängen eng mitein- der anderen nicht durch Unkenntnis satzqualifikation sein soll, weil Mu- ander zusammen. Künstler müssen verloren gehen. Deshalb müssen wir sik die Synapsen im Gehirn auf herausfordern, provozieren und bis- der Vermittlung von Kunst und Kul- wunderbare Weise so ordnen soll, weilen Tabubrüche begehen, um tur einen höheren Stellenwert bei- dass noch mehr und noch schnel- Neues zu schaffen. Die kulturelle messen. ler, der allgemeine Schulstoff hin- Kultur-Mensch Avantgarde war immer ein Teil bür- Kultur braucht Liebhaber. In je- einpasst, brauchen die Kinder Claudia Lux gerlicher Freiheit und damit der bür- der nachwachsenden Generation Muße. Freie Zeit, auch Nichtstun gerlichen Kultur. Die CDU steht in muss die Lust auf Kunst und Kultur gehört zur Persönlichkeitsbildung Dem internationalen Bibliotheksver- der bürgerlichen Tradition der Welt- sowie auch die Freude an künstleri- ebenso dazu, wie die Beschäftigung band IFLA (The International Federa- und Zukunftsoffenheit. scher Betätigung geweckt und be- mit Lernstoff und auch mit der tion of Library Associations and Ins- Kunst ist eine besondere Form wahrt werden. Ob in der Musik oder Kunst. Ein Instrument zu erlernen, titutions) steht seit diesem Jahr eine der Auseinandersetzung mit der beim Tanz, überall gilt: Wer Heraus- Musik zu erfühlen, Kunst zu ma- Frau, die Direktorin der Berliner Zen- Wirklichkeit. Sie lebt von Neugier forderungen annimmt, kann Höchst- chen, braucht viel Zeit. tralbibliothek Claudia Lux, vor. Clau- und Wagnis. Der Wunsch der Men- leistungen akzeptieren. Die Begeg- Hören wir auf, unsere Kinder im- dia Lux widerlegt mit ihrer Persönlich- schen, sich ein eigenes Stück Kultur nung mit Kunst und Kultur stärkt die mer mehr zu überfordern. „Jedem keit und mit ihrer Arbeit in der Berli- zu gestalten, ist riesengroß. Ich bin Persönlichkeitsentwicklung, die Aus- Kind ein Instrument“ ist eine wun- ner Zentralbibliothek das Image der mir sicher, dass wir uns heute über bildung einer stabilen Identität und derbare Idee, wenn damit die Lust Bibliothekarinnen als „graue Mäuse“. den Wert und die Vielfalt unserer ein vertieftes Verständnis vom Le- auf Musik, die Lust auf die eigene Äußerst agil, kompetent und elo- kulturellen Ausdrucksfähigkeiten ben. Kreativität gefördert wird. Die Forde- quent tritt Claudia Lux für Bibliothe- zunehmend bewusst werden. Doch Ohne Kultur entsteht keine Bil- rung „Jedem Kind ein Instrument“ ken als Bildungs-, Wissenschafts- mancher Zugang, darunter auch der dung, ohne Bildung wächst keine kann, sollte nicht gleichzeitig eine und Forschungseinrichtungen ein. Bi- zur religiösen Dimension unserer Kultur. Wir brauchen die Bildung in Rücknahme des Leistungsdrucks in bliotheken versteht sie als Dienstlei- Kultur, ist brüchig. Klassische und Naturwissenschaften und Sprachen der Schule eingefordert werden, ster und fordert von der Politik die vor allem moderne Musik haben es ebenso wie die musische, literari- aber auch eine weitere Zumutung entsprechenden