Hessen im 17. Jahrhundert aus der Sicht des hugenottischen Schriftstellers Samuel Chappuzeau (1625-1701)

Sabine Haake-Kress

Ihr habt eure Religion niemals eurem Interesse dienen lassen / sondem ihr habt euer Religion und euer Vat/erland allezeit vor euere zw

49 Von hier aus unternahm er auch seine groGen Reisen als poete vagabond. Jetzt fUhrte er ein wahrhaft kontrastreiches Leben: zu Hause ein kleiner Schulmeister mit unbefriedigtem Ehrgeiz, auf den Studienreisen dagegen ein freundlich empfangener, geehrter und weiter empfohlener Gast an zahlrei­ chen Fiirstenhofen. Sein Weg fUhrte ihn mehrmals quer durch Deutschland, Italien, Frankreich, England, Holland, die Schweiz, Savoyen, Diinemark, Schweden. Die Motivationen, aus denen heraus Chappuzeau immer wieder zum Wan­ derstab griff, waren vielschichtig: Zuniichst gait damals in gehobenen Kreisen die sogenannte Kavalierstour, auf der man si ch jene belles connaissances er- warb, mit denen ein Honnete- Homme ausgestattet sein muBte, als geradezu obligatorisch. Chappuzeau suchte nun aber seine Reiseerfahrungen gaaz ge­ zielt zu macben und iiberall unterwegs Material fUr sein geographisch-histo­ ri sch-politisches Hauptwerk "Europe Vivante" zu sammeln, das im Laufe der Zeit in drei Fortsetzungen und mehreren Auflagen und Ubersetzungen er­ schien (erstmals 1666) '. DaG der Reisende zahlreiche Beziehungen zu wichti­ gen Personlichkeiten kniipfen konnte, erhohte einerseits sein gesellschaftli­ ches Ansehen und erschloG ihm zum anderen eine wertvolle Informations­ quelle, da er mit diesen Bekannten eine ausgedehnte Korrespondenz unter­ hielt und somit stets iiber aktuelle politische und gesellschaftliche Nachrich­ ten verfUgte. Solche Neuigkeiten wiederum bereicherten den Stoff seiner Biicher, mit deren Verkaufserlos er teilweise den Lebensunterhalt bestritt. Chappuzeaus Suche nach einer ertragreichen und ehrenvollen Hofstellung darf aber wohl auch als Motiv fUr seine vielen Reisen bezeichnet werden; die Erinnerung an seine gliickliche Zeit in Kassel und in Leiden war stets in ihm wachgeblieben. 1682 endlich trugen ihm seine unermiidlichen Bemiihungen Friichte. Er bekam - nun schon fast 60jiihrig - den "beneidenswerten" Posten eines gouver­ neurdes pages am Celler Hofbei Herzog Georg Wilhelm und seinerGemahlin Eleonore d'Olbreuse, einer Hugenottin aus dem Poitou. Eleonore verschafTte ihm hochstpersonlich die Stelle als Pagenhofmeister, schien doch ein Franzo­ se, und gerade Chappuzeau, dessen erfolgreiche Lehrtiitigkeit schon in gutem Ruf stand und der iiber einen reichen Erfahrungsschatz verftigte, besonders geeignet, junge Edelleute in Politesse, Etikette, galantem Auftreten und kor­ rektem Franzosisch zu unterweisen. Bis zu seinem Tode 1701 fUhrte Chappu­ zeau nun ein bescheidenes, aber geruhsames Leben in Braunschweig-Liine­ burgischen Diensten, im Kreise einer vornehmlich adeJigen hugenottischen Hofgesellschaft. Bis zuletzt arbeitete er auch noch als Schriftsteller, widmete sich haupt­ siichlich seinem groG angelegten ,N euen Historisch-Geographisch-Ch,onolo­ gisch-Philologischen Dictionarium", das erkliirtermaGen einAnti-Moreri wer­ den sollte, also ein Lexikon mit eindeutig protestantischer Ausrichtung im Gegensatz zu dem damals beriihmtem Lexikon des katholischen Priesters Louis Moreri. Gottfried Wilhelm Leibniz, mit dem Chappuzeau in regem Ge­ dankenaustausch stand, unterstiitzte dieses Mammut-Projekt, das die Quint­ essenz von Chappuzeaus Lebenserfahrung beinhalten sollte, nach Kriiften; auch der bedeutende deutsche Philosoph hiel! also dieses Werk fUr fOrde­ rungswiirdig und driingte auf die Veroffentlichung'. Der Tod kam dem Autor 50 indes zuvor; das Lexikon ist nie erschienen, und die Manuskripte haben si ch bisher nirgends auffinden lassen. Es ist interessant, daB Chappuzeaus Lebenslauf wesenUiche Gemeinsam­ keiten mit dem vieler seiner Glaubensgenossen aufweist, obwohl er friiher als der GroBteil der Hugenotten Frankreich verlassen hat. Hugenottische gens de lettres, wie Chappuzeau, fanden zumeist in der Heimat, auch vor 1685, keine ihnen angemessene Position. Viele der calvinistischen Exulanten bemiihten sich im protestantischen Ausland urn eine ihrem sozialen Rang entsprechende Hofstellung, allerdings zum Teil mit schnellerem und besserem Erfolg. Hiiu­ fig wurden gebildete H ugenotten als Prinzenerzieher und Lehrpersonen auf­ genommen. Mit einer groBen Anzahl gelehrter Refugies teilte Chappuzeau das Los stiindiger finanzieller Misere. Wie fUr Chappuzeau gilt das Kriterium der teilweise mittelmiiBigen Vielschreiberei, diktiert von der wirtschaftlichen NoUage, auch besonders fUr eine ganze Reihe Literaten des Refuge jener Zeit ' . Cbappuzeaus schriftsteUeriscbes (Euvre Es paLlt zu Samuel Chappuzeau, nicht nur zu seiner Fiihigkeit, sich anzu­ gleichen, Cbancen wahrzunehmen und die Erfordernisse der Zeit zu erken­ nen, sondem auch zu seinen iiberaus vieiseitigen Interessen, zu seine m Be­ diirfnis nach umfassender geistiger Betiitigung, daB das ffiuvre, welches er der Nachwelt hinterlassen hat, ein sehr breites Spektrum bietet. Von Gedichten, anfangs Burlesken, spiiter zumeist Sonetlen, einem belletristischen Roman, Theaterstiicken und einer theoretischen Abhandlung iiber das franzosische Tbeater' hin zu theologischen Schriften - einer Predigtsammlung, einem Handbuch fUr den Kanzelredner, einem theologischen Pamphlet - , iiber zahl­ reiche historisch-geographische Werke mit starkem zeitgeschichtIichen Ein­ schlag, welche den Kernpunkt seiner Arbeit bilden, bis zu Lehrbiichern fUr junge Adlige, Ubersetzungen, einer Hofzeitung und dem groBen Lexikon-Pro­ jekt reicht Chappuzeaus Produktion. Zu seinen Lebzeiten fanden etIiche seiner Schriften, vor all em das dreibiin­ dige Hauptwerk "Europe Vivante" bzw., in der deutschen Ubersetzung "Jetzt­ lebendes Europa", groBes Echo und beachtIiche Verbreitung. Auch nach sei­ nem Tode wurde der Autor noch gewiirdigt. WissenschaftIer verschiedener Disziplinen verwerteten und verwerten zum Teil noch heute die fUr ihre Fachrichtung niitzlichen, da authentischen Informationen in Chappuzeaus :heatergeschichtIichen und historisch-geographisch-politischen Werken '. Im Rahmen der Geistes- und Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts kommt Literaten wie Chappuzeau, also nach universeller Betiitigung strebenden, kompilatorischen Schriftstellern, hauptsiichlich das Verdienst zu, die Ge­ schlossenheit der franzosischen KlassikaufgelOst, neue Einsichten und Denk­ formen vorbereitet und entwickelt und somit als Wegbereiter des analytisch­ kritischen Denkens der AuJkliirung gewirkt zu haben '. Die Gelehrten und Schriftsteller all er Staaten und Konfessionen bildeten eine groBe internatio­ nale 'Republik des Geistes', und auch Chappuzeau ftihlte sich, nicht oh ne Stolz, dieser republique des lettres zugehOrig'.

51 Chappuzeaus religiose Einstellung Wenn nun die Frage gestellt werden soli, wie Samuel Chappuzeau Staaten­ hi er geht es speziell urn Hessen - und Geschehnisse seiner Zeit sieht und be­ schreibt, so gilt es zunachst zu k1aren, ob dieser seiner Herlrunft nach huge not­ tische Schriftsteller sich auch seiner Einstellung nach als hugenottischer Schriftsteller empfindet, ob man also von ihm hugenoltisches Engagement er­ warten kann oder nich!. Horen wir den Autor selbst: 1670 wendet er si ch mit folgenden einleitenden Worten an den Leser seines ".Ietzllebenden Europae And~rer Theil", in denen er auf eine drei lahre zuvor erschienene Rezension seiner .Europe Vivante" antwortet: Weif mieh der geliihrte A uthordtifJ Journal deSravans in dem Urtheif so ervon dem I. Theil meines Buchs van mi, gegeben / voreinen Protestirenden dec/arirt, scheinet es als wann er meine Bekantnuft dariibererwarteteI weil ich nun in kci­ nerSaeh einige Ehre zu suehen begehrel als in meinerReligion, als bin ieh/roh 1 daft ieh Gelegenheit bekommen 1 zu verstehen zu geben 1 daft ieh in der Protesli­ renden Religion geboren und darin zu slerben willens 1 und ob mir sehon das Gliiek nieht giinstig ... 1 kan mirdoeh niehts in der Welt dieses benehmen 1 daft ieh sage 1 was hiilffts den Mensehen wann erdiegantze Welt gewinne und nehme doch Schaden an seiner See/en I (). Dieses Glaubensbekenntnis zeigt deullich, wie ernst es Chappuzeau mit seiner religiosen Uberzeugung is!. Eingestreut in seine Werke finden si ch im­ mer wieder - meist beilaufig - Erwahnungen einzelner Glaubensgrundsatze, die seine personliche Frommigkeit kundtun. Ein Beispiel moge geniigen. Zum calvinistischen Pradestinationsdogma bekennt si ch Chappuzeau in seinem Werk ,Allemagne Protestante": • . . . Ia Prouidence diuine. qui ne manqua iamais a ceux qui I'adorent & qui sy reposent eomme if/aut. le dis eomme if/aut; pareeque selon moy, if/aut agir& se sefuir de ses/orces, comme s'iI ny auDit point de Prouidence; & qu'i1faut • s'attendre a la Prouidence, comme si /'an n'auoit ni pieds ni mains... Dieu a vn soin particulier de ceux qui sans se relascher du (,auail ant vn grand & magnifi­ ll que espoir en sa prouidence . Der calvinistische Gedanke, den Erfolg der Arbeit als ein sichtbares Zei­ chen der Erwahlung zu betrachten, schwingt hier mit. Auch die zu Beginn dieses Aufsatzes zitierten Worte verraten eindeutig die protestantische Haltung des Autors. Ein bloBer Opportunist halte all die ge­ nannten AuBerungen, die ihm nicht iiberall zum Vorteil gereichen konnten, unterlassen. Nun sind Chappuzeaus Leben, sein schriftstellerisches Wirken und seine hugenottische EinsteIlung kurz umrissen worden, urn die Gestalt des Verfas­ sers ein wenig plastisch zu machen, dessen Werke jetzt untersucht werden sol­ len. Es gilt zu zeigen, welches Bild von Hessen der Autor in seinen Schriften entwirft " .

Hessen aus der Sicht Samuel Chappuzeaus Wie bereits erwahnt, kannte Chappuzeau Hessenja von seinem knapp ein­ jahrigen Aufenthalt in Kassel zwischen 1650 und 1651 aus eigener An­ schauung recht gut. Die Zeit in Hessen war eine seiner gliicklichsten iiber-

52 haupt, betonte er immer wieder. Gem haue er sein ganzes Leben im Dienst der Landgriifin und des Landgrafen verbracht, wie aus seinen begeisterten Briefen an Freunde und Bekannte hervorgeht ". Besonders streicht er die all­ gemein hohe Bildung am Kasselschen Hofe heraus, die si ch nicht zuletzt darin ausdriickt, daB man die franziisische Sprache sehr gut beherrscht ". Auch die Flirsten scheinen mit Chappuzeaus Wirken als Hofprediger, Pri­ vatsekretilr und Chronist recht zufrieden gewesen zu sein; denn er durfte an der Tafel der Hofgesellschaft mit speisen, erhielt einen Pavilion im ScbloB­ park als Wohnung " und: A Is Mons. Chapuzeau abgeraisel, iSI I hm verehrel wor­ den 35 Thaler, lautet der Eintrag in den Hofrechnungen von Wilhelm VI. sub 13. Marlius 1651 ". Bald sollte sich fUr Chappuzeau eine Gelegenheit ergeben, diese seine er­ sten Deutschlanderfahrungen zu verwerten und einer breiteren Offentlichkeit mitzuteilen. Wobl spatestens Miue der 50er Jahre lernte er in den bedeutenden Verleger Jean Blaeu kennen 11, sprach ihm offenbar von seiner Kenntnis des Landes Hessen und wurde aufgefordert, in Blaeus groBem Welt­ atlas den Artikel liber Hessen zu schreiben. 1663 erschien"Le Grand Atlas ov Cosmographie Blaviane, en laqvelle est exactement descriue La Terre, La Mer et Le Ciel" und in ihm Description exacte DE LA HESSE; Tiree sur les lieux de Ires-bons memoires, J8 Par leS'. CHAPPUZEAU • In diesem Aufsatz, librigens ein rhetorisches Schmuckstlick, zeigt si ch der Verfasser themabedingt hauptsacblich von der Seite des Geographen. Es fin­ den sichjedoch inmitten der Schilderung von Lage, Klima und Fruchtbarkeit Hessens, seiner Fllisse, Walder, Stildte, Schliisser, der iikonomischen und mi­ litarischen Situation, wo immer es der Autor vertreten kann, Einschlibe mit persiinlichen Erlebnissen, Wertungen und Beschreibungen, die liber eine rein geographische Betrachtung hinausgehen. Wir erfahren z. B., daB Chappuzeau an groBen Jagden teilgenommen hat, ei ner sehr unschuldigen Zerstreuung fUr Flirsten, urn si ch von den Amtsge­ schaften zu erholen ", daB Marburg wie ein zweites Athen wirkt und dank sei­ ner hochberiihmten Universitat ganz Deutschland mit gelehrten Kiipfen ver­ sorgt, daJl in der Stadt Schmalkaldenjener beriihmte protestantische Bund ge­ scblossen wurde, in dem sich die Flirsten von Sachsen, Braunschweig-Lline­ burg, Anhalt und Hessen zusammenfanden, daB Kassel, die wichtigste Stadt Hessens und Sitz des Landgrafen, neben zahlreichen Vorzligen und Schiinhei­ ten vor allem auch einen groBartigen Temple besitzt, den die verstorbene Landgrafin sorgsam und kostbar ausgestattet hat, soweit es ihr die christliche Bescheidenheit erlaubte. Chappuzeau laBt es si ch in diesem geographischen Artikel auch nicht nehmen, vom Glanz und Prunk des Kasseler Hofes zu schwarrnen; so ist er z. B. fasziniert von der ungeheuren Menge kiistlicher Weine, die hier bestilndig gereicht, aber doch - entgegen dem franziisischen Vorurteil, die Deutschen tranken zligellos - mit auBerster MaBigung genos­ se n werde!' " . Er betont, die Einklinfte des Landgrafen miiBten sehr betracht­ lich sein, a voir la magnificence de sa Cour, & le nombre des bouches, qu 'it entre- • lien! au pres & au [oing. Nirgends versaumt Chappuzeau, markante Kriegsschaden zu erwahnen,

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- und er singt ein Loblied nicht nur auf Hessens militiirische Einrichtungen, sondern auch auf seine forces v;vantes, qui sonl les hommes: ... ces derniers temps ont assez/ait parois/re que la Hesse est/orle en nombre d'hommes. & que ses hommes sonl jorts en courage, ne se treuvant guere de meilleurs soldals au resle de [,Univers. Dem Leser rallt es leicht, Chappuzeaus Achtung flir das hessische Volk da­ mit inZusammenhang zu bringen, daB es sich im 30jiihrigen Krieg so tapferflir die protestantische Sache eingesetzt hat. Indem der Autorvon seinen eigenen theologischen Vortriigen und Streitge­ spriichen vor der Kasseler Hofgesellschaft berichtet, unterstreicht er abermals seine protestantische Haltung. Am bemerkenswertesten erscheintjedoch, daB Chappuzeau seinen erdkundlichen Aufsatz ausgerechnet mit der Mitteilung beschlieBt, welche Religionen im Lande herrschen: Les Hessiens embrassent aujourd'huy la Religion Protestante. sous- le nom vu/- gaire de Calvinisles & LUlheriens. Le Landgrave de Cassellient party des pre­ miers; & le Landgrave de Darmsladl lient bon pour les aulres. Hier setzt Chappuzeau eindeutig Akzente, und wir werden noch untersu­ chen, ob er damit etwas Besonderes im Sinn hatte. Drei lahre nach der "Description de la Hesse", also 1666, erschien der erste Band von Chappuzeaus bereits mehrfach erwiihntem Hauptwerk .Europe Vi­ vante". In diesem Band fertigt der Autor Deutschland ganz kurz ab und ver­ weist statt dessen auf die geplanten Folgebiinde, in denen er die deutschen Staaten ausflihrlich behandeln wolle. Immerhin verzichtet Chappuzeau bei all er Kiirze doch nicht darauf, seine friihere Gtinnerin und Arbeitgeberin LandgriifinAmalie Elisabeth von Hessen-Kassel als exemplarisch fliralle Hel­ dinnen Deutschlands hochzupreisen, dem Leser ihre bewundernswerte Tu­ gend und Tapferkeit vor Augen zu stellen ". Hier wie auch im 1669 herausge­ kornmenen zweiten Band der .Europe Vivante" -Ietzterer stellt im wesentli­ chen eine Aktualisierung des ersten Bandes dar - gibt Chappuzeau seiner Dankbarkeit flir die unvergeBlichen Wohltaten Ausdruck, die er bei seinem Aufenthalt in Hessen-Kassel empfangen hat" . Am ergiebigsten flir unserThema ist der dritte Band der .Europe Vivante", die 1671 erschienene .Allemagne Protestante". Hier wertet Chappuzeau die Erfahrungen seiner groBen Deutschlandreise von 1669 aus, die ihn gezielt in die protestantischen deutschen FGrstentiimer und Freien Reichsstiidte flihrte. Jedem Land und jeder Stadt wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Alle Ab­ schnitte sind bei wechselnder Ausflihrlichkeit der einzelnen Gliederungs­ punkte nach folgendem Prinzip aufgebaut: Mtiglichst knapp schildert Chap­ puzeau ['elendue (geographische Lage und Klimazone), la qualile (Landwirt­ schaft, Bodenschiitze, Zahl derStiidte),lecommerce(Handelsbeziehungen, in­ dustrieller Status) des jeweiligen Landes und konzentriert sich dann auf les forces (Bastion en, Militiirpotential), le genie du peuple(Nationaleigenschaften, Volksbriiuche), la religion, le gouvernemenl (Regierungsform und zum Teil deren historische EntwickJung), les prelenlions& les interesls(innen- sowie au­ Benpolitische Zielsetzungen). Mit einer breit angelegten Darstellung des Herrscherhauses- bzw. des Kreises der regierenden Personen-, seiner allian­ ces zu gekrtinten Hiiuptern, des Hoflebens und mit oft detaillierten Portraits

54 der flirstIichen Familie bzw. der ranghochsten Familien, der Minister, Offizie­ re, Wissenschaftler und KiinstIer schJieBt jedes Kapitel ab. Unterbaltungsstoff, 'HistOrchen' und personliche Erlebnisse, finden sich vornehmlich in den Passagen, die als Reisejournal gestaltet sind und jeweils von einem Kapitel zum nachsten iiberleiten. Das erklarte Ziel des Historiographen Chappuzeau war es, durch gesicherte Tatsacbenberichte, durch objektive Informationen den Wissenshorizont sei­ nes gebildeten und ja auch recht heterogenen Leserpublikums zu erweitern. U nd damit, daB seine Schilderungen auf eigener Anscbauung beruhten, hielt Chappuzeau spezieU deren cenitude und exactitude fill verbiirgt 23. Das Gebot der Unparteilichkeit war flir ihn oberstes Prinzip. Negative Kritik und Tadel galten ihm als verpiint, paBten auch nicht zur Zuriickhaltung eines Honnete Homme. Mit Lob, Huldigungen, 'Elogen' auf hochgestellte Persiinlichkeiten hingegen, die dem Empfinden der Zeit entsprachen und geradezu von einem Literaten gefordert wurden, sparte Chappuzeau nicht. Zudem erfollten in sei­ nen Augen solche Elogen auch eine wesentliche padagogische Funktion: Les Loiianges que ron donne aux Grands leur sont autant de le~ons & ... its doiuent s'ef!orcer d'etre lels Qu'on les representeu . Ein weiterer, eher verborgener Aspekt der Elogen soli spater griindlich un­ tersucht werden. Nachdem Gliederungs- und Darstellungsprinzipien Chappuzeaus in sei­ nem historiographischen Werk kurz umrissen sind, urn zu verdeutIichen, was man von diesem Werk erwarten soli und kann, richten wir unser Augenmerk wieder auf Hessen. Das Kapitel "La Hesse" in der ,Allemagne Protestante" umfaBt 55 Seiten und steht damit, der Ausflihrlichkeit nach, an vierter Stelle hinter Sachsen, Brandenburg und der Pfalz. Arma virumque cano, so hebt der Autor an und breitet dann iiber zwei Sei­ ten sein Lob der kriegerischen Fahigkeiten des hessischen Volkes aus, in ei­ nem flir ihn sonst uniiblichen Uberschwang. An weiteren Nationaleigenschaf­ ten werden genie pour les belles Lettres, politesse und vertu genannt" . Erst dann wendet sich der Verfasser geographischen Gesichtspunkten zu, umreiBt die Grenzen des Landes, das er nach Frucbtbarkeit und Naturbeschaffenheit dem franziisischen Armagnac vergleichl. Chappuzeau zeichnet das Bild einer zur Ganze kultivierten Hiigellandschaft, durch viele meist schifTbare und fisch­ reiche Fliisse gut bewassert, wo Getreide und Vieh prachtig gedeihen, auch Wein angebaut wird, wo es Salz-, Gold- und Edelsteinvorkommen gibt, wo in den Waldern, wohlversehen mit Steinkohle und aus bestem Holz, Rotwild und Wildschweine in ganzen Schwarmen spazierengehen ". Angesichts sol­ cher Bedingungen ist Hessen natiirlich stark beviilkert und hat zahlreiche Stadte. Bei der Beschreibung der Stadte versaumt Chappuzeau nicht zu er­ wahnen, welche von ihnen durch ihre imposanten Festungsbauten auffallen­ z. B. SI. Goar, Kassel, GieBen, Marburg, Eschwege, Hersfeld und vor all em Ziegenhain -, welche von ihnen - GieBen und Marburg - beriihmte Universi­ taten besitzen, wobei Universitatenja auch Bollwerke sind, namlich rempans contre !'ignorance, und in welchen bemerkenswerte Temples stehen - wie etwa in Nidda, Kassel, Schmalkalden. Im Zusammenhang mit dem letztgenannten Ort fehJt auch hier nicht die Erinnerung an den Schmalkaldischen Bund; die Stadt hat, so Chappuzeau, ihren Ruhm zu wahren gewuBt und bliiht inzwi-

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\ schen hauptsiichlich durch Eisenverarbeitung und Tuchmanufakturen. Han­ del und Gewerbe florieren generell in den hessischen Stiidten; Chappuzeau hebt ferner nachdrUcklich hervor, wie niedrig die Lebenshaltungskosten im ganzen Lande seien 27, Nun wend et sich Chappuzeau seinem Lieblingsgegenstand zu, der Genea­ logie, Geschichte und aktuellen Situation der regierenden fUrstiichen Fami­ lie. Er rUhmt, es gebe kein Haus, das illustrer sei als das landgriifliche, denn es kenne si ch bis auf Karl d. Gr. zurUckftihren. Gegenwiirtig bestUnden ver­ wandtschaftliche Beziehungen zum Konig von Diinemark und zu kurfUrstli­ chen Hausern. In Hessen, so fUhrt Chappuzeau weiter aus, hatten vertrags­ gemiiB stets nur zwei FUrsten die Regentschaft inne. Nach frUheren Macht­ kiimpfen herrsche unterdessen die denkbar beste Eirtigkeit zwischen Hessen­ Kassel und Hessen-Darrnstadt; wenngleich die Kasseler Linie die altere und reichere sei, traten doch beide Linien gleichberechtigt aufund hatten gleichc Stimme. Mit Sachsen und Brandenburg ist Hessen durch ein Offensiv- und Defensiv­ bUndrtis besonders eng alliiert. Ferner bestehen spezielle Bindungen zu Schweden, LUneburg, Holstein und zur Pfalz. Mit diesen Hinweisen und dern Zusatz, Blutsbande seien hier von beachtiicher politischer Wirksamkeit, be­ gnUgt sich der Autor, urn Hessens politische Zielsetzungen anzudeuten 28. Zunachst behandelt Chappuzeau jetzt die Linie Hessen-Kassel. Er portra­ tiert die damalige Regentin Hedwig Sophie, die Witwe Wilhelms VI. , als eine FUrstin de grande mine, de belle laille, & assez replele, qui a beaucoup de maiesle en toute sa personne, en lout ce qu'elle dil, & en lout ce qu'el/eJait 19. Sie ist von nobler ZurUckhaltung, GUte und Generositat sind ihre wesent­ lichsten Tugenden, sie ist Ires religieuse& Ires charilable. AIs scMnes Beispiel ihrer Nachstenliebe wird ihr Einsatz fUr die Genfer Brandopfer von 1670 ge­ nannt. Ihr fehlen aber auch jene Eigenschaften nicht, die ebenso notig sind, urn die Geschicke eines Staates zu lenken: ein we iter geistiger Horizont, Um­ sicht und Bedachtsamkeit, UnerschUtterlichkeit, dazu umfassendes Wissen. Wenn es schon das UnglUck dies er Familie sein muBte, GroBvater, Vater und Sohn in der BlUte ihrer lahre zu verlieren, so ist ihr immerhin das GlUck be­ schieden, wie Chappuzeau bewundernd feststellt, Heldinnen als Regentinnen zur Verftigung zu haben, die Wohlstand und Ruhm des Hauses zu mehren ver­ standen. An dieser Stelle kann Chappuzeau nicbt umhin, erneut ein groBes Loblied auf seine so sehr verebrte Gonnerin vergangener Tage, die verstorbe­ ne Landgrafin Amalie Elisabeth, anzustimmen, die wahrend ihrer Regent­ schaft ja manrtigfache Kriegswirren zu bewaltigen batte und demnacb oben­ drein samtlicbe Fahigkeiten eines Generals besitzen muBte 30. Wenngleich es Hedwig Sophie dagegen vergonnt ist, ihr Land in Frieden zu regieren, so hatte sie doch auch schwere Schicksalsschliige auszuhalten. Ihre Fromrnigkeit war es, die ihr die Kraft gab, den Tod des Gatten und des iiltesten Sohnes zu Uberwinden. Spater kommt Chappuzeau nochmals auf das schwere Los der Landgrafin zurUck und berichtet, im personlichen Gesprach mit Hed­ wig Sophie sei sie in seiner Gegenwart beim Gedenken an ihren verstorbenen Gemahl erneut in Triinen ausgebrochen". Viel Teilnahme Chappuzeaus ist hier zu spUren; aber der Autor will wohl auch zeigen, wie vertraut er mit den FUrsten und ihren personlichen Problemen is!.

56 Ober drei volle Seiten erstreckt si ch Chappuzeaus Eloge aufWilhelm, den altesten Sohn der Landgrafin, den 1670 im Alter van erst 20 Jahren der Tod ereilte, einen jungen Mann, der zu den scbiinsten Hoffnungen berechtigt hatte 32. Dieser junge Landgraf muB Chappuzeau auf seiner Reise 1669 stark beeindruckt baben, denn so ausmbrlich charakterisiert und so voll Bewunde­ rung lobt er sonst niemanden, den er nicht besonders kennt und schatzt. Van den vier noch lebenden Geschwistern Wilhelms wird am eingehendsten Carl geschildert, der damals !mapp 17 Jahre zahlte und als Landgraf van Hessen­ Kassel vorlaufig noch unter der Vormundschaft seiner M utter regierte. Da dieser Carl spater mr die hugenottischen Refugies so wichtig werden sollte, weil er ihnen 1685 Aufnahme in seinem Land gewahrte, mag es bier vielleicbt van Interesse sein, das Portrait, das Chappuzeau van ihm zeichnet, zur Ganze wiirtlich wiederzugeben: fI n'a pas tout a/ail- /'air du/eu Landgraue son pere comme /'auoit son aine, mais it ne cede ni cl I'vn ni atautre en bonne mine. & illes ego/een sagesse& en esprit. On luy void vne grande viuacite- auec vn grand iugement, qualitez- , . - - . attachees a cette lllustre Famille. & comme iI est en la memeecoleoufeu Prince son Frerefit de si heureux progrez. it ne peut quy profiler aussi bien que luy, puis qu'i/ n'a pas moins de vertu, ni moins degenie. Toute la Hesse leregardecomme son Solei! naissant, & decouure- en luy tous ees Nables traits que les His/oriens J ont accoutume de donner aleurs Heros ) , Carls Schwester Charlotte, inzwischen Kiinigin van Danemark, hat Chap­ puzeau 1650 bereits in der Wiege gesehen; auch an ihr preist er wiederum vor all em Tugendhaftigkeit und Geist. Die jtingeren Brtider sowie die anderen Mitglieder des Hessen-Kasselschen Hauses, Tanten, Onkel etc. werden alle namentlich aufgemhrt,jedoch nur mit kurzen Elagen bedacbt. Einheiraten in bedeutende Familien wie z. B. in die herzogliche de la Trimouille& de Thouars oder in die kurftirstlich-pfalziscbe werden stets erwahnt, auch wird sargsam vermerkt, wenn ein Familienmitglied zum katholischen Glauben tibergetre­ 34 ten ist , Das HoOeben in Kassel schildert Chappuzeau als sehrgeordnet und van be­ sten Umgangsformen gepragt. Es gibt keine tibergraBe Schar van HoOeuten, sandern eine gemessene Zahl ausgesuchter Personen, die ihr jeweiliges Amt zum Ruhme des Hauses ausmllen. Friimmigkeit dient allenthalben als Richt­ schnur des Handelns, gleichwohl ist man in Kassel aber nicht sauertiipfisch. Der Landgraf hat, laut Chappuzeau, nur die fahigsten Kiipfe Europas in sei­ nem Rat versammelt. Eine langere Liste der diversen Wtirdentrager, mit Na­ men, Funktian und besonderen Verdiensten im einzelnen dient als Illustra­ tion damr". Damit schlieBt Chappuzeaus Bericht van Hessen-Kassel zunachst ab. We­ sentlich ktirzer gefaBt ist seine Darstellung van Hessen-Darmstadt und Hes­ sen-Homburg. Gern Oicht er auch hier persiinliche Erlebnisse ein, z. B. daB er Ludwig VI ., den regierenden Landgrafen van Hessen-Darmstadt, und seine erste Gemahlin damals 1650 als festlich empfangenes Brautpaar am Kassel­ schen Hafe kennengelernt hat. Bemerkenswert erscheint ferner die Eloge auf die zweite Frau Ludwigs VI ., eine Tachter des Herzogs van Sachsen-Weimar- Gotha, die an einem Hof aufgewachsen ist, ou- regne particulierement la piete-. Wie tiberall, so charakterisiert Chappuzeau auch hi er am liebevollsten die kleinen 'Prinzen' und 'Prinzessinnen', die er wohl gern mit den Augen des

57 Padagogen, des Erziehers sieht. Nebenbei wirkt es wie eine Rechtfertigung seines jahrelang ausgeiibten Amtes als Precepteur, wenn er in Anbetracht der Kinder des Landgrafen resiimiert, que sans vne belle education vn Prince a peu d'auantage sur les aulres hommes 36. An den SchluB seiner Ausflihrungen iiber Hessen setzt der Autor, wie schon in seiner "Description de la Hesse", so auch in der ,AlIemagne Prote­ stante" die Milleilung, daB sich der Zweig Hessen-Kassel zur calvinistisch-­ reformierten, der Zweig Hessen-Darmstadt zur lutherisch-reformierten Reli­ gion bekenne " . Angehiingt folgt nun Chappuzeaus Itinerar, eine genaue Beschreibung des­ sen, was der Reisende 1669 bei seinem Besuch Hessens Tag urn Tag erlebt hat, und dies ist wohl flir den heutigen Leser eine der interessantesten, da le ben­ digsten Passagen. Einige Bemerkungen geben AufschluB iiber das Reisen in Deutschland zur damaligen Zeit, Probleme mit Pferden und Kutschen, Ober­ nachtungs- und Verpflegungskosten etc. " . Am meisten aber erfahren wir iiber das Hofleben. So erzahlt Chappuzeau beispielsweise, wie er in Darmstadt sonntags den Landgrafen zum Gottes­ dienst begleitet, spater in den Privatgemachem des Fiirsten zu einem zwei­ sttindigen Gesprach empfangen wird und schlieBlich der Prinzenerzieher mit ihm eine Besichtigungsrunde durch SchloB, Garten und Reitstiille unter­ nimmt. Zum Souper wird der Gast an die landgrafliche Tafel geladen, und Ludwig VI . erbittet sich sogar seine Ratschlage in Sachen Gartenbau. Auch den Damen des Hofes macht Chappuzeau seine Aufwartung. Zum Abschied bedenkt ihn der Landgrafmit einem generosen Geschenk; nicht deshalb aber, betont Chappuzeau, spricht er so riihmend von Ludwig VI., denn restime les Princes par ce qu'i/s sont, & non pas par ce qu'i/s donnent. Nach einem Schwatzchen unter Hofleuten, zum Teil alten Bekannten, ge­ leitet man den Weiterreisenden noch ein Stiick Weges gen ". Dort macht Chappuzeau Besorgungen und triff! sich mit Freunden. Ober GieBen, Marburg und Fritzlar gelangt er sodann nach Kassel. Er schildert Kassel als eine schOne und beachtlich groBe Stadt, lieblich an der Fulda gelegen, mit optimal en Festungsbauten ausgestallet, umgeben von sorgsam gepflegten Schrebergarten. Kassels herrlicher Templewird wieder er­ wahnt, und das prachtvolle SchloB, das denen in Dresden und Berlin nicht nachsteht, beschreibt Chappuzeau voll Bewunderung in alien Einzelheiten. Er berichtet von seinen Lieblingsfleckchen im Park, wo er einst gem unter Baumen spazierenging, mit einem guten Buch in der Hand, oder wo er geme lange saB, urn FluB und Schiffe zu beobachten. Fiir die SchloBgarten gibt es eine kunstvolle Bewasserungsanlage, Veranstaltungen wie Tumiere, Ballell­ und Komodienaufflihrungen linden in der kostbar ausgemalten Reitbahn bzw. im Amphitheater stall oder auch in dem riesigen SchloBhof, wo Chappu­ zeau 1650 be is pi elswei se einmal eine Fuchsjagd miterleben durfte". Nicht nur das Innere des Schlosses mit seinen prachtigen Salen entspricht dem Glanz des landgraflichen Hofes, auch die Tafel mit erlesenen Speisen und guten Weinen, die in lobenswerter MaBigung genossen werden, ist seiner wiir­ dig " . Bei seiner Ankunft in Kassel sucht Chappuzeau zunachst Hofleute auf, mit denen er bereits 1650 in engem Kontakt gestanden hatte. Wieder wird er sofort vom Landgrafen empfangen, dem erein Exemplar seiner .Europe Vivante" als

58 Geschenk ofTeriert. Von der Landgrafin bekommt er alle N euigkeiten der letz­ ten 20 Jahre mitgeteilt; sie freut sich, ihn wiederzusehen. Natiirlich spricht Chappuzeau desgleichen bei den anderen Mitgliedern der landgraflichen Familie vor, und wichtige Hofbeamte kiimmern sich um ihn, laden ibn zu Tisch und Gesprach ". A1s Zeichen seiner Wertschatzung laBt der Landgraf dem Gast eine lange Rolle frischgepragter Silbermiinzen iiberreichen; ein Gutteil davon muB Cbappuzeau allerdings, wie er mit deutlicbem Bedauern feststellt, gleicb an Bekannte weiterverschenken, die ihn aus I nteresse fUr die­ se Raritiit um eine Miinze bitten. Auch die Landgrafin scheint Chappuzeau "ein Zeichen ihrer GroBziigigkeit" gegeben zu haben; auBerdem bedenkt sie ihn mit einem fUr ihn unter Umstiinden sehr wertvollen Empfehlungsschrei­ 4J ben an den danischen Konigshof . Mit Chappuzeaus Aufbruch in sachsische Gefilde endet das Kapitel ,,Hes­ sen" in der "Allemagne Protestante". Wir sind ganz dem Erzahlstil des Autors, seiner Anordnung der Gedanken und Gesichtspunkte gefolgt, um moglichst genau das bunte und facettenreiche Bild wiederzugeben, das er von Hessen zeichnel.

Chappuzeaus EinsteUung zur HugeDotteD- uDd Exilproblematik Aus spateren Jahren, vor allem aus der Zeit nacb 1685, also nacb der Revo­ kation des Edikts von Nantes, gibt es leider keine entsprechenden Scbriften Chappuzeaus, denen Details zur Auswanderung der Hugenotten zu entneb­ men waren. Die groBe Flucbtbewegung findet sicb in seinen Werken nirgends gescbildert, dazu scbrieb er zu fruh. Lediglich in seinem geograpbisch-bistorischen Lehrbucb "Idee du Monde" von 1690 nimmt Chappuzeau zweimal eindeutig Stellung zur Religionspolitik Ludwigs XlV.: • selon le sentiment de tous les gens desinteressez, it se soil passe depuis peu en France quelque chose de plus cruel (als die Bartholomiiusnacht), puisque la soufranee est plus longue & plus cuisante, puisqu'on a voulu tuer tame plus precieuse que le corps, & que celle playe si terrible & si generale saignera encore 44 bien long tems . Zuruckhaltend und doch scharf spricht Chappuzeau von Ludwig XIV. selbs!: 11 a aboli texercice de la Religion Protestante dans tout son Royaume, de la maniere que chacun Sfait ... Quelques Ecriuains Franrois. dans leuTS beaux Panegyriques, mellent eelle action du Roy Louis XIV. au dessus de tout ce qu'i/ afait deplus grand & de plus glorieux dans tout le cours de son regne.lI yen a d'autres qui sonl de conlraire senliment 45. Es stebt auBer Zweifel, welcher der beiden Gruppen von Autoren si ch Chappuzeau zurechnel. Nirgends sonst sagt Chappuzeau so Idar seine Mei­ nung zur Revokation und deren Bedeutu~g fUr seine Glaubensgenossen wie in den zwei zitierten Passagen aus der "Idee du Monde". Er betont zwar, daB man alien Menschen ohne Ausnahme das gegebene Wort halten miisse, auch wenn man sie fUr Irrglaubige erldare", und spielt damit wohl aur die Frage der Unwiderruflichkeit des Edikts von Nantes an, geht aber im iibrigen weder auf die Leiden der wabrscheinlich iiber 300000 hugenottischen Fliichtlinge, noch

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- auf die gravierenden negativen Folgen ein, welche jene verhangnisvolle Reli­ gionspolitik Ludwigs XIV. bzw. seiner Ratgeber fUr Frankreich in finanzpoliti­ scher, wirtschaftlicher, militarischer, bevolkerungsstruktureller sowie innen­ und auBenpolitischer Hinsicht nach sich zog47. In seinen Hauptwerken "Europe Vivante" und "Allemagne Protestante" iibt der Autor nirgends Kritik an den MaBnahmen des franzosischen Konigs gegen die Protestanten, obwohl die Zeit urn 1670 ja bereits als Phase "der Schikanen und der verdeckten Verfolgung'" gellen muB. Wir miissen allerdings bedenken, daB es Chappuzeaus Aniiegen war, seine Biicher gerade auch in Frankreich auf den Markt zu bringen. Da hierflir ein Privileg Ludwigs XIV. notig war, die Schriften also die franzosische Zensur ~assieren muBten, kann es nicht verwundern, daB sich der Autorvor kritischen AuBerungen im Zusammenhang mit Religionspolitik hiite!. Im zweiten Teil des ,,Jetztlebenden Europa" bekennt sich Chappuzeau zwar - fUr den privaten Bereich - klar zur protestantischen Konfession, versichert dann aber nach­ driicklich, "Vorsichtigkeit" leite ihn, in seinen Biichern bei "Religions­ Sachen" stets unparteiisch zu bleiben " . Ware es aber nicht moglich, daB trotz dieser Zuriickhaltung Chappuzeaus personiiche religiose Einstellung in seinen Hauptwerken wirksam wird, daB er - aufseine Art - fUr die Belange seiner Glaubensgenossen eintritt? Dieser Frage wollen wir jetzt zum AbschluB nachgehen .

• Europe Vivante" und "Allemagoe Protestante" aIs "Wegweiser" fUr Refugianten? Es ware denkbar, daB Chappuzeau in seinen Hauptwerken u.a. auch beab­ sichtigt hat, seinen Glaubensgenossen niitzliche Informationen iiber die mog­ lichen Exillander zu liefern. Der "Europe Vivante" und der "Allemagne Prote­ stante" kame dann, gemaB der Intention des Verfassers, nicht nur die allge­ meine Funktion einer geographisch-historiographischen Abhandlung, son­ dern auch die spezielle Funktion eines .Leitfadens" fUr hugenottische Emi­ granten zu. Wir werden im folgenden untersuchen, welche Aussagen in den beiden Werken vornehmlich fUr Hugenotten aufschluBreich und wertvoll sein konnten. a) Darstellung der konfessionellen Struktur der verschie­ denen Staaten Ein aufmerksamer Leser konnte sich aus zahlreichen in Chappuzeaus Hauptwerken angesprochenen Fakten ein detailliertes Bild iiber die momen­ tanen Verhaltnisse in den einzelnen Landern machen. Fiir jeden auswande­ rungsgewillten Reformierten diirfte es von Interesse gcwesen sein, Genaues iiber die konfessionelle Struktur der verschiedenen Staaten und Fiirstenhau­ ser Zll erfahren. Im .Tableau General" der "Europe Vivante" gibt Chappuzeau zunachst ei­ nen pauschalen Uberblick iiber die in den divers en Gebieten vorherrschen­ den Religionen, "ohne dariiber hjnaus ein Ziel damit anzustreben", wie er sagt " . Ob nun gewollt oder ungewollt, der Autor liefertjedenfalls in den fol­ genden Kapiteln fUr Hugenotten wichtige Informationen zu diesem Thema: Er berichtet z. B., daB man im reformierten Holland auch etliche andere prote-

60 stantische Richtungen duldet SI, daB England, Schottland und nun auch Irland dem Protestantism us anhangen 51, daB in der Schweiz die vier groBen Kanto­ ne, einige Stadte, z. B. SI. Gallen, und das alliierte Genf auf protestantischer Seite stehen 53 usw. Besonders wertvolle Mitteilungen aber enthalt die "Allemagne Protestan­ ten, in der Chappuzeau die deutschen Partikularstaaten priizise nach den ein­ zelnen Zweigen der Fiirstenhauser und den dort jeweils vertretenen Glau­ bensrichtungen aufschliissell. So folgt z. B., wie wir bereits mehrfach gehort haben, Hessen-Kassel der calvinistischen, Hessen-Dannstadt der lutheri­ schen Konfession, so liiBt der damals in Hannover regierende, katholisch ge­ wordene HerzogJohann Friedrich seine Untertanen protestantisch bleiben ", haben alle Linien des Hauses Sachsen, des principal Arcboutant... de I'£glise Protestante en Allemagne, der Bevolkerung gelobt, deren Glauben bei der et­ waigen Konversion eines Fiirsten nicht anzutasten" und gewiihrt der refor­ miert gesinnte GroBe Kurftirst den zumeist lutherischen Biirgem seines Lan­ des volle Reli~!onsfreiheit " , wahrend der Herzog von Zweibriicken-Neuburg nach seine m Ubertritt zum Katholizismus die Untertanen zwang, entweder auch zu konvertieren oder sein Herrschaftsgebiet zu verlassen 51. b) Hervorhebung der pieteund vertu einzelner Fiirsten und Volker Das Wissen urn die Verteilung der Geltungsbereiche der verschiedenen Konfessionen ennoglichte den Hugenotten zwar bereits, die als Exilliinder iiberhaupt in Frage kommenden Staaten zu sondieren, erlaubte aber noch nicht, das MaB der Aufnahmebereitschaftjener Staaten abzuschiitzen. Nun ist es auffallig, wie bedacht der Autor mit den Begriffen pieux, religieux und ver­ tueux" umgehl. Zu den Standardattributen: giitig, liebenswiirdig, groBziigig, geistvoll, rahig, verdienstvoll, wiirdig des Amtes bzw. der Herkunft u.ii., wel­ che Chappuzeau in seinen Lobreden aufFiirsten und hohe Herrschaften - je nach Grad der Sympathie und Vertrautheit - variiert und dosiert verwendet, fUgt er nur in ganz bestimmten Fallen die Charakterisierung pieux und ver­ tueux hinzu. Den Englandern - Konig, BischOfen und Volk - wird beispielsweise leiden­ schaftlicbe Friimmigkeit bescheinigt" . Dagegen findet sich in der Eloge auf Ludwig XIV., mag sie auch noch so iiberschwenglich mit Superlativen ausge­ schmiickt sein, nirgends eine Erwahnung seiner piete. Vom GroBen KurfUr­ sten heiBt es: Pour sa piete,- qui est la base de ces vertus eminentes.- c' est ee qui ee/ale- le plus en luy. 60 Wie nun in Brandenburg (oules les vertus chretiennes&- morales in Ehren ge- halten werden" , so regiert nach Chappuzeaus Erfahrung Frommigkeit zudem vor all em an den Hofen von Hessen-Kassel, Braunschweig-Liineburg und Sachsen-Weimar-Gotha " . Auch die Religiositat des Pfalzgrafen 6J und einzel­ ner Mitglieder anderer Herrscherhiiuser wird riihmend hervorgehoben, aber in solcher Hiiufigkeit wie bei den obengenannten Fiirstenhtifen verleiht der Autor das Priidikat pieux und vertueux sonst nirgends " . Von besonders frommen protestantischen Fiirsten konnte man nun viel­ leicht - wegen der christlichen Tugend der Hilfeleistung fUr alle Bedrangten-

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L aucb eine besonders bugenottenfreundliche Politik erwarten. Tatsachlich wurden speziell Brandenburg und Hessen-Kassel zu den deutscben Hauptauf­ nabmelandern flir die Refugianten os.

c) Bemerkungen zur Fremdenfreundlicbkeit verschiedener Lander Ahnlicb muB es aufTallen, daB Cbappuzeau bei gewissen Staaten derenHof­ lichkeit und Herzlichkeit im Umgang mit Fremden beton!. Er lobt die Gast­ freundschaft der N iederlander, die schon vielen Leuten von Verdienst und ge­ nehmer Gesinnung Asyl gewabrt baben ". Mit der Bemerkung, Holland ver­ stiinde es, ganz Asien seiner ScMtze und ganz Europa seiner gelehrten Kopfe zu berauben ", spielt er auf die Anziebungskraft dieses geistigen Zentrums an. Ferner zeigt si ch England, und besonders Irland, Fremden gegeniiber sebr htiflicb; auBerdem kann man hier ein angenehmes und sparsames Leben flihren ". Auch beziiglich Hessen-Kassel und Genfweist Cbappuzeau auf den Vorteil niedriger Lebensbaltungskosten bin und spricht in Verbindung mit Genf wieder von der Aufgeschlossenheit flir Fremde ". Deutschland preist der Autor als geeignetes Asylland an, wenn er von des­ sen guter Obrigkeit spricht, die al/ezeit denjenigen die durch ein unbilliches Un­ gliick untertrUcket seynd / ihren Scho.p eroifnet 'o. An den deutschen Htifen, be­ richtet Chappuzeau in der "AJlemagne Protestante", sei man allgemein recht freundlich zu Auslandern, vornehmlicb zu uns Franzosen. AlIerdings, so warnt er, hatten sich schon mancbe getiiuscht, die meinten, Franzose zu sein geniige bereits, urn hier gut aufgenommen zu werden; denn die Deutscben besaBen nicht nur Giite, sondern aucb Scbarfsinn, urn die Menschen zu durchschauen undje nach ihrem Verdienst zu behandeln " . Cbappuzeau bebt im folgenden bei Brandenburg, Hessen, Braunschweig-Liineburg, Sachsen und der Rhein­ pfalz nocb einmal eigens die Verbindlichkeit hervor, mit der man dort den Fremden begegne". Im Kapitel Pfalz findet sich zudem eine flir Hugenotten sicher interessante Bemerkung iiber einige dortige Siedlungen, die seit kurzem fast ausschlieB­ licb von Franzosen bewohnt werden ". Diese und die vorstehenden Aussagen lieBen sich von einem nacb Informa­ tionen suchenden hugenottischen Leser immerhin auswerten und erlaubten ibm Riickscbliisse auf die Aufnahmebereitscbaft bestimmter Lander.

d) Scbilderung der Personlicbkeit und Stellung angesebe­ ner Amtstrager Den groBten instruktiven Wert flir potenlielle Glaubensfliichtlinge muB­ ten, unserer Ansicht nacb, die in der .Europe Vivante" und vor allem in der ,AlIemagne Protestante" gegebenen detaillierten Bescbreibungen der einzel­ nen hochgestellten Personlicbkeiten und ihrer jeweiligen amtlichen Funktio­ nen besitzen ". Speziell diirfte die Hugenotten interessiert haben, zu erfabren, wer von ihren Glaubensgenossen in welcher Position bereits 1669 an deut­ schen Htifen untergekommen war, gleichsam als Hinweis auf ihre eigenen Chancen. In der ,AlIemagne Protestante" sind insgesamt dreiBig reformierte Franzosen erwahnt ", die der Autor auf seiner groBen Deutschlandreise dort

62 angetroITen und mit denen er meist besonders engen Kontakt geschlossen hat. N ach Chappuzeaus Bericht bekleideten zujenem Zeitpunkt in Braunschweig­ Liineburg-Celle schon acht, in Brandenburg und in der Pfalz schonjeweils vier Hugenotten angesehene Amter. In Celle, Kassel und lena - an ausdriicklich als religios gekennzeichneten Hofen - hatten Hugenotten sogar in die fUrst­ lichen Familien eingeheiratet, verfUgten demnach iiber verstarkte Einflull­ moglichkeiten. Wenn Chappuzeau von der liebenswiirdigen Behandlung erzahlt, die ihm gerade von jenen in Deutschland etablierten Franzosen, ab er auch von zahl­ reichen anderen Edelleuten in hohen Positionen zuteil wurde, so schildert er natiirlich nur gemall seiner subjektiven Erfahrung. Dennoch aberliefert er mit den ausfUhrlichen Darstellungen seinen Glaubensgenossen wertvolle An­ haltspunkte, an welche Personen sie sich als Refugianten gegebenenfalls wen­ den k6nnten. von welchen Personen sie, ebenso wie der reisende Literat, wahrscheinlich freundlich empfangen und unterstiitzt wiirden. Die "Allemagne Protestante" erschien 1671, also vierzehnlahre vor der Re­ vokalion des Edikts von Nantes, vor Beginn der grollen Massenflucbtbewe­ gung. Sicb bereits damals in auswartige Asyle zu begeben, waren hauptsach­ lich nur vermogende Hugenotten, Angehorige der Adelsschicht und des geho­ ben en Biirgerstandes, in der Lage ". Diese konnten erwarten, an den Hofen der Exillander Zutritt zu erlangen. Von den besprochenen, in der ,,Europe Vi­ vante" und "Allemagne Protestante" enthaltenen Informationen, dem ge­ nauen Tableau de la eour jedes einzelnen Staates wird somit vor allem dies er Leserkreis profitiert haben. Auswanderungsgewillten Bauem, Handwerkem und Kaufleuten dagegen mochten speziell die Darstellungen der jeweiligen wirtschaftlicben Bedingungen niitzlicb gewesen sein. Wie erwahnt, erschien der dritte Band der ,,Europe Vivante" teils unter dem Titel "Suite de ['Europe Vivante" teils als "Allemagne Protestante". Letztere Uberschrift sollte moglicherweise - wenn ja, dann natiirlich nicht grundlos - vor all em protestantische Leser ansprechen. Ob Chappuzeau tatsachlich sei­ nen Glaubensgenossen, manchmal zwischen den Zeilen, 1nstruktionen iiber verschiedene Exilchancen geben wollte, lallt sich zwar nicht eindeutig bewei­ sen, scheint aber nach allem, was wir festgestellt haben, durchaus wahrschein­ lich.

Anmerkungen I Vgl. Samuel Chappuzeau: Jetzt lebenden EUfopae AndererTheil: OdeT Neue Historische uDd Politiscbe Relation van aJleD dessen SUlnden I wie sie seydher dem 1666. biB zu Anfang deB 1669. Jahrs gewesen I in unterschiedlichen Tafeln vorgestellet. ... Franckfurt I In Verlegung Johann Georg Schiele I Buchhandlers. M DC LXX., S. iii. 2 Die folgenden biographischen AusfUhrungen sttitzen sich aur Friedrich Meinel: Samuel Chappuzeau 1625-1701. Diss. Leipzig, 1908, uDd Sabine Haake: Samuel Chappuzeau (1625- 1701). Leben und Werk. Magisterarbeit masch.schr. MUnchen 1973, wo sich samtlicheQuellen angegeben finden, sowie auf neuere bisher noch unveroffent!ichte Forschungen der Verfas­ serin. 3 Die schOnen barocken Tite! der drei Teilbande sind im beigefLigten Literaturverzeichnis in voller Lange wiedergegeben. 4 Vgl. den Briefwechsel zwischen Leibniz und Chappuzeau, der sich unter der Signatur L Br.- 150 in der Landesbibliothek Hannover befindet. Bemerkenswert erscheint auch, wie gut , der bedeutende calvinistische Theologe und Lexikograph, stets iiber Chappuzeaus !exikographische Arbeiten infonniert war und wie

63 ernst er den weit weniger beruhmten Kollegen nahm, wenn er im Vorwort zu seinem eigenen "Dictionnaire Historique et Critique" (erschi enen 1697 in Rotterdam) miueilte, er wolle auf die ausflihrliche Behandlung derjenigen Themen verzichten, di e C happuzeau in se inem ange­ kUndigten Dictionnai re erortern werde, damit der Leser nicht gezwungen sei, zweimal Sucher desselben Inhalts zu kaufen. 5 Zu den letzten Ausflihrungen vgl. vor allem Erich Haase: Einflihrung in die Literatur des Refu­ ge. Der Beitrag der franzosischen Protestanten zur Entwicklung analytischer Denkformen am Ende des 17. Jahrhunderts. Berlin 1959, besonders S. 395, 466 und 486 f. 6 Samuel Chappuzeau: Le Theatre Fran~ois . Diuise en trois Liures, ou il est traite I. De l'Usage de la Comedie. 11 . Des Autheurs qui soutiennent le Theatre. Ill. De la Conduite des Come­ diens. 1674. AIs erSle authentische Dokumentation uberdie Bltitezeitdes franzosischen Theaters, Uberdie Epoche von Corneill e, Racine und Moliere, ist diese Schrift vor allem bei Theaterwissen­ schaftlem auch heute noch viel beachtet. 7 Seispielsweise zitiert Eberhard Straub: Repraesentatio Maiestatis oder churbayerische Freu­ denfeste. Die hOfischen Feste in der MUnchner Residenz vom 16. bis zum Ende des 18. Jahr­ hunderts. (Munchen) 1%9 (zugleich Diss. MUnchen, 1969), bei seiner Analyse mehrmals aus Chappuzeaus Schrift "Relation de Baviere" (1673 in Paris erschienen); so rieht Ferdinand Brunot: Histoire de la Langue Fran~aise des Origines it 1900, 13 Bde. Paris 1905-53. Bd. 5, 191 7, ofters die Werke Chappuzeaus heran, urn die Situation der franzosischen Sprache an deutschen HOfen urn 1670 zu erhelJ en; so befaSt sic h Henry Carrington Lancaster: A History of French Dramatic Literature in the se­ venteenth Century. 2 Bde, Baltimore 1936, immer wieder und sehr eingehend mit Chappu­ zeaus Komodi en und seinem "Theatre Fran~ois". 8 Diese Entwicklung schildert vor allem Haase: a. 8. 0., besonders S. 499 und S. 522-527 sehr ausflihrlich. 9 Vgl. z. B. Samuel C happuzeau: Defense Du Sr. Samuel Chappuzeau, Contre une Satire intitu­ lee L'Esprit De Mr. Arnaud. o.O.u.J.[Oen Haag 1691] , S. 10; Samuel Chappuzeau: L'Allema­ gne Protestante, Ou Relati on nouuelle d'vn Voyage fait aux Cours Des Electevrs, Et Des Prin­ ces Protestans De L' Empire. Aux mois d'Auril, May, Iuin, Iuillet& Aoust de I'annee M.DC.L­ XIX .... Genf 1671, S. 57; Samuel Chappuzeau: L'Evrope Vivante, Ov Relati on Novvelle, Hi­ sloriqve Et Politiqve De Tovs Ses Estats, Selon la face qu'i1s ont depuis la fin de I'annee M.DC.LXVI . jusques au commencement de I'annee M.DC.LXIX .... Genf 1669, 1= "Europe Vivante 111, S. 282; Samuel C happuzeau: Idee Du Monde, ou Introdvtion Facile & Methodi­ que A La Cosmographie Et A L' Histoire .... Celle 1690, 11 . Buch, S. 283. 10 Vgl. Samuel Chappuzeau: Jetztlebenden Europae Anderer Theil, a.a. O., S.iv. 11 Vgl. Samuel Chappuzeau: AlJemagne Protes tante, a.a.O., S. 104 f. 12 Wir konzentrieren uns hier ausdrucklich auf die Auswertung der Chappuzeauschen Quellen und verzichten weitgehend aufSekundarliteratur. Dies sc hei nt umso legitimer, als die damali­ gen Leser und auch der Autor selbst gerade in der Authentizitiit der Darstellung. in der Ver­ mittlung von selbstgewonnenen Erfahrungen und von Informatio nen aus erster Hand den groBten Vorzug solcher .. Reiseliteratur'" sahen. 13 Vgl. Samuel Chappuzeau: Recueil de Lettres et de Poesies de Mr. Chapuseau. Diese Manu­ skriptsammlung befindel sich in der Bibliotheque publique et universitaire Genf unter der Signatur (Ms.fr.253). 14 Vgl. Samuel Chappuzeau: Recueil de Lettres, a.a.O., BriefNr. 3 an Haumalle vom I. 11 . 1650. 15 Vg). Samuel Chappuzeau: Recueil de Lettres, a. a. 0., Bri efNr. 8 an Rivet vom 18. I. 1651 ; auch Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 211. 16 Vgl. das entsprechende Hofrechnungsbuch, das sic h im Staatsarchiv Marburg unterderSigna­ tur (Rechnungen Kassel 11 /94, 1649-55) befindet. 17 Vg). Briefwechsel zwischen Leibniz und Chappuzeau, a.a. 0 ., BriefChappuzeaus Nr. 3 vom 18. 9. 1692. 18 Vg). Samuel Chappuzeau: Description exacte De La Hesse; Tiree sur les Iieux de tres-bons memoires, Par le Sr. Chappuzeau. In: Jean Blaeu: LeGrandAtlas, OvCosmographie Blaviane, En Laqvelle Est Exactement Descritte La Terre, La Mer Et Le Ciel. 12 Bde, Amsterdam 1663, Bd. 3, BI. IlIr-1l4v. 19 Vgl. hierzu und zu den folgenden Beispielen Samuel Chappuzeau: Description de la Hesse, a.a.O., BI. 1I 2r-1I 3v. 20 Hierzu und zum fo lgenden vg!. Samuel Chappuzeau: Description de la Hesse; 8 . a. 0 ., BI. 114r und 1I4v.

64 21 Vgl. Samuel Chappuzeau: L'Evrope Vivante, Ov Relation Novvelle, Historiqve& Politiqve De Tovs Ses Estats, Selon la face qu'ils ont sur la fin de l'anneeM.DC.LXVI .... Genfl667(= "Eu­ rope Vivante 11, S. 333 f. 1666 erschienen our etliche Vorausexemplare flir Geschenkzwecke; wir zitieren nach der Haupt-Ausgabe von 1667. 22 Vgl. Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a. a. 0., S. 348; Europe Vivante 11 , a. a. 0 ., S. 222. 23 Vgl. z. B. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a.a.O., S. 2. 24 Vgl. Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a.a.O., Avertissement, S. v. 25 Vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a.a.O., S. 160-162. 26 Zum Vorgenannten vgl. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a.a.O., S. 162-166. 27 Zur Beschreibung der Stiidte vg!. Samuel Chappuzeau: AUemagne Prolestante, a. a.O., s. 166-172. 28 Zu den lelzten Ausflihrungen vgl. Samuel C happuzeau: Allemagne Protestante, a. a.O., S. 173-177. 29 Vgl. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a.a.O., S. 177 f. 30 Zum Vorigen vg!. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a.a.O., S. 177-179. 31 Vgl. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a.a. O., S. 210. 32 Zur Eloge aufWilhelm vg! . Samuel Cbappuzeau: Allemagne Protestanle, a. a. 0 ., S. 183-185. 33 Vgl. Samuel Cbappuzeau: Allemagne Protestante, a.a.O., S. 186 f. 34 Zu den ielllen Darstellungen vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 187-189. 35 Hierzu vg!. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestanle, a. a. 0., S. 149 f. 36 Zum oben Ausgeftihrten vg! . Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. 0., S. 192-194. 37 Vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a.a.O., S. 197. 38 VgI. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante. a. a.O., besonders S. 202 f. Ofters genoB Cbappuzeau den Vorteil, daB ihm die hohen Herrschaften eine Karosse flir die Fahrt vom ei­ nen Hof zum nachsten zur Verftigung stellten. 39 Zu den letzten Berichten vgl. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a. a. 0 ., S. 197-201. 40 Von einem weiteren Jagdfest gibt Cbappuzeau eine sehr weitlaufige, detaillierte Schilderung, urn, wie er sagt, dem Leser zu zeigen, welche Unterhaltungen die deutschen Fiirsten lieben (vg!. Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a. a. 0., S. 207-209). 41 Zum Vorigen vgl. Samuel Chappuzeau: AUemagne Protestante, a. a.O., S. 203-209. 42 Bemerkenswert ist di e Erwiihnung eines franzosischen Tanzmeisters, Sieur Tiolet, der schon seH 1660 in Kasselschen Diensten stand (vg!. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. 0., S. 213). 43 Zu den obigen Ausflihrungen vgl. Samuel Chappuzeau: AUemagne Protestante, a. a. O., S. 209-214. 44 Vg! . Samuel Chappuzeau: Idee du Monde, a.a.O., Ill. Buch, S. 119 f. Zum Zeitpunkt des Erscheinens der ,.Idee du Monde", also 1690, wuBte sich Chappuzeau be­ reiu am Celler Hof in Sicherheit geborgen. 45 Vgl. Samuel Cbappuzeau: Idee du Monde, a. a.O., Ill. Buch, S. 124 f. 46 Vgl. Samuel Chappuzeau: Idee du Monde, a. a. 0 ., m .Buch, S. 86 und 238. Einmal im Zusam­ menhang mit der grausamen Verbrennung des Johannes Hus und des Hieronymus von Prag, einmal in Verbindung mit dem Vertragsbruch derChristen gegenUber den TUrken gibt Chap­ puzeau diese Ansicht zu verstehen. 47 Vgl. duu besonders Fritz Wagner(Hrsg.): Europa im ZeitalterdesAbsolutismus und der Auf­ k.larung. (= Handbucb der europ1i.ischen Geschichte. hrsg. von TheodorScbieder, Bd. 4,Stutt­ gart 1968), S. 214 f. (Kapitel von Weis); Jean Orcibal: Louis XlV et les Protestants. Paris, 1951 (= Bibliotheque de la Societe d'Histoire Ecc1esiastique de la France, Bd. 15), S. 159 f. ; Ernest Lavisse: Histoire De France IIIustree. Depuis LesOriginesJusqu'a La Revolution. IO Bde, 0.0. [ParisI1911-22, Bd. 8, l.T., S. 345. Friedrich Ebrard: Das FIUchtlingsschicksal der Hugenouen und unsereZeit.ln: Der Deutsche Hugenott. Nr. I, April 1950, S. 10, nennt als konkrete Konsequenzen das Schrumpfen des Na· tionalvermogens durch Steuerausftille, die Verschiebung des Import-Export-Gleichgewicbts, einen spUrbaren Verlust an Soldaten und Offizieren, BevOlkerungsschwund im allgemeinen, gefahrliche A ufstiinde innerhalb Frankreichs von 1689-1704 und die Entstehung einer europai­ schen Koalition gegen Ludwig XIV. 48 Vg!. Wagner: a.a.O., S. 212 (Kapitel von Weis) . 49 Vg!. Samuel Chappuzeau: Ietztlebenden Europae AndererTheii, a. a. 0., "An den Leser", S. i und ii . Das Glaubensbekenntnis, das Chappuzeau hier ablegt, wurde bereits zitiert.

65 50 Vg! . Samuel Chappuzeau; Europe Vivante I, a. a. O., S. 125. 51 VgI. Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a. a.O., S. 487. 52 VgI . Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I , a. a.O., S. 154 uDd 164. 53 VgI. Samuel Chappuzeau; Europe Vivante 1, a. a. 0., S. 461 UDd 470; auch Samuel Chappuzeau: Allemagne ProtestaDte, a. a. 0 ., S. 41. 54 VgI. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 364. 55 VgI . Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 229 f. 56 Vgl. Samuel Cbappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 425. 57 VgI . Samuel Chappuzeau: AlIemagne Protestante, a. a. O., S. 142. 58 Es geht jeweils unzweideutig aus dem Kontext hervor, ob Chappuzeau, wenn er den Begriff venu verwendet, kriegerische Tugenden und Tapferkeit, galante und hofische Tugenden od er Tugenden der Frommigkeit meint. Wir beziehen uns hier nur auf die venu im letztgenannten SinD. 59 VgI . Samuel Chappuzeau; Europe Vivante I, a. a. O., S. 174, 207, 216 UDd 165. 60 VgI . Samuel Chappuzeau: AUemagDe Protestante, a. a. O., S. 424 f. 61 VgI. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a.a. O., S. 402. 62 VgI . Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 189, 384 und 194. 63 Vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 104. 64 Im Zusammenhang roit Brandenburg rallt der Ausdruck plete o. ii. 26mal, mit Hessen·Kassel sogar 29mal, mit Sachsen 28mal und mit Braunschweig·LOneburg l7mal. Dann folgt in der Liste der frommen FUrstenhiiuser die Pfalz. 65 Wilhelm Beuleke: Studium zum Refuge in Deutschland und zur Ursprungsheimat seiner Mitglieder. Obersickte, 1966 (= Gescbichtsbliitter des Deutschen Hugenotten·Vereins. 16.Zehnt, H.3), S. 4. Freilich bewegte die deutscheD FUrsten, welche zum Teil schon vor der Revokation in Auf· nahme·Edikten ihre Bereitschaft verkUndeten, hugenottischen FIUchtlingen zu vorteilhanen Bedingungen in ihren Territorien die Niederlassung zu gewiihren, nicht nur christliche Niich­ stenliebe. Es war ihnen vornehmlich auch darum zu tun, ihr Land zu peuplieren und Handel und Gewerbe tu beleben, urn die durch den 30jiihrigen Krieg verursachten Rilckschliige zu tiberwinden (vgl. duu z. B. Ebrard: a. a. 0 ., S. 8) . 66 VgI . Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a. a. O., S. 504. 67 Vgl. Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a. a. O., S. 480. 68 Vg) . Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I , a.a. O., S. 187 und 149 f. 69 Vgl. Samuel Chappuzeau: Europe Vivante I, a. a. O., S. 471 f. 70 Vg) . Samuel Chappuzeau: JetzlebendeD Europae Anderer Theil, a. a. 0 ., "Widmung", S. ii. 71 Vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 4 f. 72 Vg). Samuel Cbappuzeau: AlIemagne Protestante, a. a. O., S. 449; 190; 360 und 365 ; 265; 102. 73 Vgl. Samuel Chappuzeau: Allemagne Protestante, a. a. O., S. 152 f. Au dela du Rhin (pr~s de Franckendal) le trauersay vn grand village ...• qui n'est presque peuple que de Fran~ols qui sont venus sy etablir depuis peu, cll'apprls qu'" y en a beaucoup d'autres en diuers lleux du Palatinat. 74 Es ist, urn nur ein Beispiel zu nennen, womOglich nOtzlich zu wissen, daB der fromme und be­ gabte Gaspar Lilien, ehemals Erzieher seines FUnten, nun als Vorsitzender des 'Consistoire' von Kulmbach und erster Hofprediger fungiert (vgl. Chappuzeau; Allemagne Protestante, a. a. O., S. 453) . Genaue Ausktinfte Uber kirchliche Amtstriiger, wie sie Cbappuzeau in der "Allemagne Protestante" auch aufS. 138, 252, 261 , 264 und 270 gibt, mogen mrHugeDotten be· sonders wertvoll gewesen sein. 75 Vg). duu Henri Tollin: Chappuzeau's Rundreise durch das protestantischeDeutschland 1669. Magdeburg 1895/96 (= Geschichtsbliitter des Deutschen Hugenotten·Vereins. 5. Zehnt, H.10). In diesem Aufsatz gibt Tollin eine Aufstellung der in der "AlIemagne Protestante" genannten Hugenotten. Er ziihlt dabei 26Personen, die bereits 1669 an deutschen HOfen lebten, u. a. auch den bei unserer Schilderung von Hessen-Kassel bereits erwiihnten franzosischen Tanzmeister Tiolet. 76 VgI . duu Ebrard: a. a.O., S. 12.

66 Llteraturverzelchnis

Werke Samuel CbapPUleaus: I Description exacte De La Hesse; Tiree sur les lieux de tres-bons memoi res, Par le Sr. Chappuzeau. In: Jean Dlaeu: Le G rand Atlas, 0 ... Cosmograpbie Blaviane, En Laqvell e Est Exactement Descritte La Terre, La Mer Et Le Ciel . 12 Bde, Amsterdam, 1663. Dd. 3, Dl.lllr-1l4 ....

2 L'Evrope Vivante, 0 '1 Relation Novvelle, Hi storiqve & Politiqve De Tovs Ses Estats, Selon la face qu' ils ont sur la fin de l'annee M.DC.LXVI. Representez En Divers Tabl eavx, Qui en decouurent L'Etendue, la Qualite, le Commerce, les Forces, les Reuolutions, la Religion, le Gouuem ement, les Pretentions, &. les Interests: Suiuis Des Portrai ts Et Des Alliances Des Roys Et Des Princes, Ou il est traille De l'Estat de leurs Cours, Du Genie de leurs Peupl es, Des Vniuersitez &. Bibliotheques celebres, Des Academies d'Eloquence, & Des Personnes IIIustres dans cbaque Proression. Avec Vn Rec ... eil Des Choses les plus Memorables qui se sont passees dans l'Europe depuis la Paix General e; Des Reuolutions; Des Prodiges: DesGuerres: Des Attentats: Des T raittez de Paix: Des Grands Desseins: Des nouuelles Decoul1e rtes: Des Actions Solennell es : Des Morts: Des Naissances: Des Mari ages lIIustres. A Geneve, Pour lean Herman Widerhold. M.DCLXYII. Auec Priuilege du Roy Tres-Chrestien.

3 L'Evrope Vivante, 0 '1 Relati on Novvelle, Historiq ... e Et Politiqve De Tovs Ses Estats, • Selon la face qu' i!s ont depuis la fin de I'annee M.DC.LXVI . jusques au commencement de I'annee M.De.LXIX. Representez En Di... ers Tabl eavx, Qui en decouurent L'Etendue, la QuaJite, le Commerce, les Forces, l'Origine, I' Accroissement, les Revolutions, la Religio n, le Gouvem ement, les Pretentions & les Interests: Sui vis Des Portraits Et Des Alliances Des Roys Et Des Pri nces, OU il est traitte De I'Estal de leurs Cours &. de leurs Families, Du Genie de leues Peuples, Des Vniversitez &. Bibliotheques celebres, &. Des Personnes lIIustres en chaque Profession. Oediee A ... x Princes, Et Estats Protestans De L'Allemagne. A Geneve, Chez lean Herman Widerhold. M.DC. LXIX.

4 L "A.llemagne Proustante• ... 67 ••• • • - "f- ' - - - ;- ', '" -- . ' ; -;. ' ...... ', .1...... • 1.: . " " · , ~ ~ t.. .. ~ \ '. . " . .. • · ".' •'. '; -L" .A L L : ~ ' E ~ . ~ ~ "-'- .... ' .' .....\ . _ ~ . l ."' ';. " :':t:~lr .R' '":, .. t,( .~.,. T" .l~~,s~· "··' .' '. "' . ,. . . · . ' ~' " . , " · - '·,' ~. 4 '...... -. ~ " · . ~ '.. ,.I.,... . I" . ' . 0.··. . . ~', ~ - . " ,-• ~ . , ..L ' 1 ..... · · ",._ .... ,' • •- ' .,"):'. • • " • . • • ...... ", -. -...... , . ... .' .. ..,. ' . , ': Relation nouuelle A:Vn Voyasc' . ;i.f:i~ Cours · •, • ", . " " , . ,- , ...... • • • " • DES .EL E C:T"E1:\{;,RS;·'.. · ~ , , • ~ • • • . " , ' __ . t . ' . . . " - \-~ :.i . .~ ;' ET R. ·' DES.'. P IN CES. .:<' ·. pa;OT. . . .E 'S:l' 'A ' N S .• ' " . . . ' . .. .' , '-.: .- ...... DB' L·EMPIR.E,;,- ' ,:':.: "; :: ~~ -' : .. ,\ ·: . • . . . · ,.lux 1II'U aAMrit, M"J, • J.iDtl 6- AIIIjl. tU /""11# , · . : . '. .' "·C·.,·, ...... ' .... , ~... DC• • ' LX.IX• 0 " } • • ·< ...." . ::. _',_ '. . ' ...... ". ;.' . / " ..... '..r . : . '0 • . ", • . . ..' • fDlJ 'tIlit# · : '" . v ..' ::'.: ':__ '~ . ~ ,.. .. ' .. '.-. . .- ;.. ,- '0. • ,- . ... , ~ " "'" ~ '.:.' , ' . ..;- .... · . '. . ' . . " . . . .. '. . ~ • • L'Originc de I,urs MuCons, leiu Accr!li1Emen[ & l ~urs' Alli:iri~Cs; • • · . ' ' . I'Erenduc & b Face pref~n[e de leurs f.tU!s : . . ".;.: :" _ • • , . . . . . • • ~ . . : • • " . '. . . . ,, '. . " . ' . , , · IIilt&uJP",.trMII: . :;.' .... ~-~ .'. . • . .,. . .. . , • • (• " . .... • · Dkp~l~qS · &dc~ PRINCisn : ~: ' , " . . . d" ~ . ' '. ., , , r " . ,. . . • · . " . , , . . ; , " ' i ~ . , _ fuiuisdcsElo='u -" . - ... : ... . ":" . . ,' , . - ~ ~; '. .. .. • ';, ';.;. Dti Ptrjillllt,./U pilll JIl.jfrlJ aI (t 1t"'PI' . . . ; · '. . : . tlllllS It Ni"ijltrt, Um Its .,fF1hts, . . ::, .,: ,,:"'" ' (7 ."l1li1 ItS Srirnttl, ., . ~ . ~ '. ... .\' Pa[:.! e .·~ . fH A P P V 7.E A V , cy"de~aJlC Preccpreur de S. A, S"· ,.,,~_ ...... ;..~ • • , " ~" ' " L' P .. I " ~ & D:O A. A " G I. ' /' . ,. : '~ ... '...... ' "., ..... ~-rrr.. , " J " ," \ . .. •. .' ' . . ~. ' " \')." ·I ... · ..l, . Z ~ . • . · .. ' . '!1i "' .. .. 11, " <:.0...... ,\ · f .· ,"_ r:, '" • • t. .. ../, . ' •. ,.1 I., t : I ~ '. ! ,I 'J'. D . - ~. ,~ . , .... ,. " . :J .. /' .; ' ,' ' ,I f . ' ,_. , :' . • ' 1 ' , ',, - · .1 .. .. ~ . '. l;' .: ' \. l.,,,.r,,,/i-" ; ...... ,.... . , " " . .' '. '. . -.. ... - • <-. ::.::,;,': . . ..A 9.E. lV E. YE. •

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68 5 Le Theatre Fran~oi s. Diuise en trois Liures, ou it est traite I. De l'Usage de la Comedie. n. Des Autheurs qui soutiennent le Theatre. III .De la Conduite des Comediens. A Lyon, Chez Michel Mayer, rue Merciere A la Verite. M.DC.LXXIV. Auec Permission. 6 Idee Du Monde, Ou Introdvction Facile & Methodique A La Cosmographie Et A L'Histoire: Divisee: en Trois Parties. La Premiere Represente I'etat & I'reconomie De la Region Superieure, ou Celeste. La Seconde Montre la disposition Naturelle & Ciuile Oe la Region Inferieure, ou Terrestre. La Troisieme • • Donne vn Abrege De J'Histoire Ancienne & Modeme, jusqu'a notre terns. Tome I. Par S. Chappvzeav Gouvemeur des Pages de S.A.s. Monseignevr Le Dvc De Brvnswic Et Lv­ nebovrg. A Cell Cbez Andre Holvein, Imprimeur de la Cour. M.DC.XC. 7 Defense Du Sr. Samuel Chappuzeau Contre une Satire intitulee L'Esprit De Mr. Arnaud. o.O .u.J. [Den Haag, 1691)

Manuskripte: 1 Recueil de Lettres et de Poesies de Mr. Chapuseau. Standort: Bibliotheque publiQue et universitalre Genf (Ms.fr.253) 2 Briefwechsel zwischen Leibniz und Chappuzeau. Standort: Landesbibliothek Hannover (L Br. 150)

Llteratur. 1 Bayle, Pierre: Dictionnaire Historique et Critique. I. Aufl., 2 Bde, Rotterdam 1697. 2 Beuleke, Wilhelm: Studium zum Refuge in Deutschland und lur Ursprungsheimat seiner Mitglieder. Obersickte, 1966 (=Geschicbtsblatter des Deutschen Hugenotten-Vereins. 16. Zehnl, H.3). 3 Brunot, Ferdinand: Histoire le la Langue Fran~aise des Origines a 1900. I3 Bde, Paris 1905-53. Bd 5, 1917. 4 Ebrard, Friedrich: Das FIGchtlingsschicksw der Hugenotten und unsere Zeil. In: Der Deut­ sche Hugenott. Nr. I, (April 1950) S. 2-21. 5 Elias, Norbert: Die hofischeGesellschafi. Untersuchungen zurSoziologie des Konigtums und der hofiscben Aristokratie mit einer Einleitung: Soziologie und Geschi chtswissenschaft. N eu­ wied 1969. 6 Haake, Sabine: Samuel Chappuzeau (1625-1701). Leben und Werk. o.O.u.J. [MGnchen, 1973) Magisterarbeit, masch.schr .. 7 Haase, Erich: EinHihrung in die Literaturdes Refuge. DerBeitragderfranzosischen Protestan­ ten zur Entwicklung analytischer Denkformen am Ende des 17. Jabrhunderts. Berlin 1959. 8 Lancaster, Henry Carrington: A History of French Dramatic Literature in the seventeenth Century. 2 Bde, Bwtimore 1936. 9 Lavisse, Ernest: Histoire De France IIlustree. Depuis Les Origines Jusqu'a La Revolution. to Bde, 0.0. [Paris[ 1911 -22. to Meinel, Friedrich: Samuel Chappuzeau 1625-1701. Diss. Leipzi~ 1908. 11 Orcibal, Jean: Louis XIV et les Protestants. Paris, 1951 (= Bibliotheque de la Societe d'Histoire Ecclesiastique de la France, Bd. 15). 12 Ranke, Leopold von: Franzosische Geschichte, vomehmlich im XVI. und XVII. Jahrhundert. 2 Bde, Stuttgart, 1954. I3 Skalweit, Stephan: Das Herrscherbild des I7.Jahrhunderts. - In: Historische Zeitschrift. Bd 184 (1957) S. 65-80. 69

• 14 Straub, Eberhard: Repraesentatio Maiestatis oder churbayerische Freudenfeste. Die hoC!­ scben Feste in der Munchner Residenz vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Munchen 1%9 (zugleich Diss. Munchen 1%9). 15 Tollin, Henri: Chappuzeau's Rundreise durch das protestantische Deutschland 1669. Magde­ burg 1895196 (= Geschicbtsblatter des Deutschen Hugenotten.vereins. 5.Zehnt, H. 10). 16 Wagner, Fritz (Hesg.): Europa im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklarung. Stuttgart 1962 (= Handbuch der europiUschen Geschichte. hrsg. von Theodor Schieder, Bd. 4) . 17 Zdanowicz, Casimir D.: Samuel Chappuzeau and his ,.Europe Vivante", 1666-71 . -In: Transac­ tions of the Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters. Bd . 34 (1942) S. 213-220.

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