Wir berner Bergler

Autor(en): Schmezer, Guido

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Nebelspalter : das Humor- und Satire-Magazin

Band (Jahr): 102 (1976)

Heft 35

PDF erstellt am: 27.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-616405

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http://www.e-periodica.ch Ueli der Schreiber ruhm nicht zu trüben. Er hat uns jedenfalls bewiesen, dass selbst ein Bundesrat noch Aufstiegsmöglichkeiten besitzt. m WIR BERNER Ich will nicht unbescheiden sein, aber ich muss gestehen: auch in mir steckt dieser mächtige, umweltbedingte BERGLER Höhendrang des urchigen Berners. Das Dreissigmeter-Nylonseil (orangefarben) gehört in meinen Rucksack wie die gibt Kantone, die sich Berg¬ Kein Wunder also, dass in Bern Ueberlebens-Folie (Sie wissen doch, was kanton nennen, zum Beispiel der Anblick von mit Rucksack, Seil und das ist - oder sind Sie noch nie in eine EsUri und Graubünden. Dass ich Pickel ausgerüsteten Eingeborenen, die Gletscherspalte gefallen?) und die Ta- nicht lache! Zugegeben, die liegen im entweder gerade zur Blüemlisalp schenapotheke, und die verschiedenen Alpengebiet. Bern liegt auch im Alpengebiet, aufbrechen oder von der Wilden Frau Abseiltechniken kenne ich besser als die aber nicht nur: unser Kanton zurückkommen, keine Seltenheit ist. Ständig Konjugation unregelmässiger französischer liegt auch im Jura und in den Voralpen, zieht es uns in die hehre Bergwelt, Verben. Den Niesen habe ich von und erst diese Vielfalt der Gebirgstypen und wir sind eigentlich erst so recht in Mülenen, das Schüthorn von Stechelberg macht den wahren Bergkanton aus! Dass unserem Element, wenn wir von und das Jungfraujoch von der zwischen Jura und Voralpen noch ein schwindelnden Höhen in schauerliche Tiefen Kleinen Scheidegg aus gemacht: den Streifen mehr oder weniger ebenen Landes blicken können. Daher auch die vielen Niesen in 28, das Schilthorn in 34 und liegt, tut dem Gebirgscharakter des Besucher des Münsterturmes und die das Jungfraujoch in 46 Minuten - Bernbietes keinen Abbruch: dieses zahlreichen Bewohner von Hochhäusern. letzteres sogar ohne Seil! Und das alles Mittelland brauchen wir, um beim Machen wir's den Gemsen gleich, nie kostete mich nur 106 Franken - zweite Bergsteigen Anlauf zu nehmen. vor Gefahren bleich! Gipfelluft macht Klasse retour. frei, und sei's auch nur auf dem Gipfel des Gurtens, von dem aus man immer mit Staunen feststellen muss, So ist denn unsere Stadt nicht nur von neuem dass die Welt auch ausserhalb der Bundesstadt, sondern auch Bergstadt; bonnen Stadtgrenze noch weitergeht. eine grössere alpine Siedlung, von Oberland hohen Gebirgen umgeben. In Bern gibt es Wt mehr Alphörner als im ganzen Kanton Obwalden, und die zehn Jodlervereinigungen Diese geistige Gipfelhaltung ist Grindelwald insofern als Bern auch Berns singen mindestens so laut verständlich, ja erfüllt nicht nur Ferienwünsche - wie die Profis auf bündnerischen politisch eine Gipfelstadt ist. Hier leben es bietet auch für jedes Budget den Geröllhalden. Betrachtet man dazu noch oder treffen sich die Höchsten der passenden Aufenthalt Nation. Erst noch hatten wir einen unsere gummikauende Jugend, ist der 7 Tage ab Fr. 172. Bundesrat, der seine Gipfelstellung so wörtlich Eindruck naturnahen Küherlebens selbst Neu: - Tennisschule und -wochen auf dem Bärenplatz vollendet. Da fliesst auffasste, dass er die Freizeit zum - Sommer-Eislauf im Sportzentrum ja noch vom nahen grossen Teil auf Bergspitzen verbrachte. Auskunft und Spezialprospekte Verkehrsbüro 3818 Grindelwald die durchs an ihrem Dass er daneben noch dem Eidgenössischen Stadtgebiet; Telefon 036 / 53 12 14 Ufer, im Dählhölzli, weiden Steinböcke Finanz- und Zolldepartement und Gemsen, und im Alpinum des vorstand, vermochte seinen Bergsteiger¬ Botanischen Gartens blühen Edelweiss und Gletscherhahnenfuss. Auch die an jedem Kiosk erhältlichen Ansichtskarten beweisen es in Kodacolor: Bern liegt sozusagen direkt am Fusse von , Mönch und , und daneben schaut keck das Matterhorn hervor. Letzteres heisst auf den topographischen Karten zwar - aber das braucht man den Fremden ja nicht gerade unter die Nase zu reiben. Dass wir in der Marziiibahn auch eine der berühmtesten Bergbahnen der Welt besitzen, weiss überdies jeder gebildete Mensch. m Das erste Alpenpanorama wurde 1788 von Sigmund Gottlieb Studer gezeichnet: einem Berner. Der Begründer der Schweizer Alpengeologie war Bernhard Rudolf Studer: ein Berner. Der grösste Sänger der Alpen und erste Propagandist des Bergtourismus hiess Albrecht von Haller: ein Berner. Man kann es drehen, wie man will: ohne die Berner wären die Alpen wahrscheinlich noch heute nicht entdeckt.

NEBELSPALTER Nr.35,1976