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Bestands- und Erhaltungssituation des Ortolans Emberiza hortulana in der Kuppendorfer Böhrde und im Raum Barenburg

Anuschka Tecker

TECKER , A. (2013): Bestands- und Erhaltungssituation des Ortolans Emberiza hortulana in der Kuppendorfer Böhrde und im Raum Barenburg. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43: 251-266.

Im Juni 2011 wurde der Bestand des Ortolans Emberiza hortulana im Europäischen Vogel - schutzgebiet Kuppendorfer Böhrde sowie in einem Nachbargebiet bei Barenburg im südöst - lichen Landkreis untersucht. In beiden Gebieten wurden dafür eine Revierkartierung sowie Dauerbeobachtungen der einzelnen Männchen zur Feststellung der Verpaarungsrate durchgeführt.

Im Vogelschutzgebiet Kuppendorfer Böhrde (687 ha), in dem 2006 noch 25 Reviere des Or - tolans kartiert wurden, konnten 2011 keine Reviere mehr registriert werden. Im Untersu - chungsgebiet Barenburg (1.338 ha) wurden insgesamt 34 Reviere nachgewiesen. 50 % der Männchen waren verpaart. Es wurden sechs Singgemeinschaften abgegrenzt, in denen der Verpaarungsgrad 10 % höher war als in den Revieren außerhalb dieser Gemeinschaften. Damit bildet der Ortolan-Bestand im Untersuchungsgebiet Barenburg ein Schwerpunktvor - kommen innerhalb der lokal isolierten Population (80 Reviere in 2012).

Beide Untersuchungsgebiete sind von einem hohen Maisanteil (52 % und 59 %) geprägt, der innerhalb der letzten Jahre aufgrund der steigenden Anzahl an Biogasanlagen in der Umgebung zu einer anhaltenden Änderung in der landwirtschaftlichen Nutzung geführt hat. Damit ging auch der Verlust von Brut- und Nahrungsflächen für den Ortolan einher.

Die Etablierung von Maßnahmen zur Habitatoptimierung kann zum Erhalt des Ortolan-Be - standes beitragen. Wichtig dafür sind in erster Linie die Extensivierung der landwirtschaftlichen Flächen, die Erhöhung des Anteils für die Brut geeigneter Feldfrüchte (z. B. Wintergetreide, Kartoffeln, Körnerleguminosen) und die Schaffung eines engmaschigen Netzes an Gehölz - strukturen. Maßnahmen wie die Anlage von Randstreifen sind z. B. mit PROFIL-Förderung im Rahmen der Fördermaßnahme 432 möglich. Landwirte für die Teilnahme an solchen Maß - nahmen zu gewinnen, stellt in der Region Diepholz/ allerdings eine große Heraus - forderung dar, v. a. aufgrund der hohen Preise auf dem landwirtschaftlichen Flächenmarkt.

A. T., Orchideenweg 4, D-49401 Damme, [email protected]

Einleitung in den letzten Jahren und Jahrzehnten erweisen sich für den Ortolan, wie auch für andere acker - Der Ortolan Emberiza hortulana ist eine Charakterart brütende Vogelarten, als überaus negativ. Diese kleinräumiger, halboffener und strukturreicher Faktoren und zusätzlich der Verlust von Gehölz - Agrarlandschaften. Als Bodenbrüter ist er auf ein strukturen, z. B. durch Flurbereinigungsverfahren, bestimmtes Mosaik unterschiedlicher landwirt - haben zu einem Rückgang des Bestandes in schaftlicher Flächennutzungen angewiesen. Zu - Deutschland und in weiten Teilen Mitteleuropas sätzlich benötigt er angrenzende Gehölzstrukturen beigetragen ( BAUER et al. 2005). als Singwarten. Der Strukturwandel in der Land - wirtschaft hin zu einer intensiveren Nutzung und In Niedersachsen brüten noch etwa 1.400 Paare der zunehmende Anbau nachwachsender Rohstoffe mit einem Schwerpunkt im Osten des Landes 252 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

(NLWKN 2011). Dort haben BERNARDY et al. (2006) Kartoffeln, Körnerleguminosen) ist der Bruterfolg bereits intensive Forschungen mit dem Ziel der Er - dieser Art direkt an trockene und warme Klimabe - arbeitung eines integrativen Schutzkonzeptes für dingungen gebunden ( OLTMANNS & B AUER 2009). diese Art betrieben. Natürliche Klimaschwankungen sind deshalb ein Grund für die langfristigen, bereits seit 1900 zu Im Raum Diepholz/Nienburg befindet sich der Or - beobachtenden Zu- und Abnahmen im europäischen tolan an seiner nordwestlichsten Verbreitungsgrenze. Bestand. Seit Mitte der 1950er Jahre und verstärkt In der Brutperiode 2011 wurde ein Teil der dort seit den 1970er Jahren weisen die Bestandsdaten befindlichen isolierten Population ( GRÜTZMANN et jedoch auf einen gebietsweise bis heute andau - al. 2002) im Osten der Samtgemeinde , ernden Rückgang hin (NLWKN 2010). Die Ursache Landkreis Diepholz untersucht. Dazu wurde das u. dafür liegt u. a. in den Nutzungsänderungen in - a. für den Ortolan ausgewiesene EU-Vogelschutz - nerhalb der Landwirtschaft. Hinzu kommen Pro - gebiet Kuppendorfer Böhrde sowie ein Nachbar - bleme in den Durchzugsgebieten wie zum Beispiel gebiet bei Barenburg im Hinblick auf die Bestands- in Südfrankreich, wo die Tiere illegal gefangen und Erhaltungssituation der Art näher betrachtet. und als Delikatesse gehandelt werden. Dies führt Nach der letzten Revierkartierung in der Kuppen - vor allem zu einer Dezimierung der nord- und mit - dorfer Böhrde im Jahr 2006 ( LEHN 2006) liefert die teleuropäischen Populationen um mehrere 10.000 vorliegende Arbeit aktuelle Daten zum dortigen Individuen im Jahr. Bestandserholungen und -zu - Ortolan-Bestand. Vergleichend dazu wurde das nahmen konnten seit den 1990er Jahren nur in Vorkommen im Untersuchungsgebiet Barenburg wenigen europäischen Regionen festgestellt werden untersucht, das keinem speziellen Schutz unterliegt. (z. B. Katalonien, Wendland; OLTMANNS & B AUER Zudem werden durch die Untersuchung des Ver - 2009). paarungsgrades Aussagen über den lokalen Fort - bestand der Art ermöglicht. Heute sind die Bestände in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg erloschen ( EUROPEAN COM - Im Rahmen weitergehender Analysen wurde in MISSION 2008). In vielen Ländern hat ein Bestands - den Gebieten außerdem die Habitatwahl näher rückgang von über 50 % in den letzten 40 Jahren beleuchtet sowie ein artspezifisches System zur stattgefunden, so z. B. In Skandinavien, Frankreich, Bewertung des Habitatpotentials entwickelt ( TECKER der Schweiz, Österreich und der Ukraine ( OLTMANNS i. Vorb.). & B AUER 2009).

Beide Untersuchungsgebiete sind bereits in die Der Ortolan ist in Anhang I der EU-Vogelschutz - Kulisse der Fördermaßnahme 432 „Acker – Vogel- richtlinie gelistet, womit die direkte Verpflichtung und sonstige Tierarten der Feldflur“ innerhalb des zur Durchführung von Schutzmaßnahmen zum Kooperationsprogramms Naturschutz (KoopNat), Fortbestand dieser Art verbunden ist ( EUROPÄISCHES dem Vertragsnaturschutzangebot des Landes Nie - PARLAMENT 2010). dersachsen, in der laufenden EU-Förderperiode in - tegriert. Die Ergebnisse dieser Studie sollen eine Deutschland Grundlage bieten, um gezielte Schutzmaßnahmen in den Untersuchungsgebieten im Rahmen dieses Das bundesweite Ortolan-Vorkommen wurde 2005 Programms und darüber hinaus zu etablieren. Die auf 10.000-14.000 Brutpaare geschätzt ( SÜDBECK Herausforderung der Durchführung solcher Maß - et al. 2007). So wie große Teile des europäischen nahmen wird unter Berücksichtigung der regionalen Bestandes hat auch der deutsche Bestand einen Verhältnisse ebenfalls diskutiert. starken Rückgang erfahren: Schätzungen für Bran - denburg belaufen sich auf 3.400-4.000 Reviere (DÜRR & R YSLAVY 2009). Nach einer großflächigen Bestandsentwicklung in Europa, Brutvogelkartierung in Sachsen (2004-2006) wird Deutschland und Niedersachsen dort eine Zahl von 420-640 Revieren angenommen Mehr als 50 % des globalen Brutvorkommens des (ULBRICHT 2009). Im bayrischen Mainfranken wurden Ortolans befindet sich in Europa ( EUROPEAN COMMISSION 2008 nur noch 160 singende Männchen gezählt 2008). Als Bodenbrüter (Brutplätze v. a. in Getreide, (LANZ 2009). Eine Erholung des dortigen Bestandes Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 253

ist bisher trotz Schutz - Tab. 1: Vogelschutzgebiete in Niedersachsen mit dem Ortolan als wertbestimmende Art bemühungen nicht zu (Staatliche Vogelschutzwarte im NLWKN 2011). – Special Protection Areas in Lower erkennen. Ehemalige Saxony where ortolan bunting is a valuable species. Vorkommen in den Bun - Vogelschutzgebiet Größe (ha) Brutpaare Jahr desländern Rheinland- Pfalz, Baden-Württem - V21 Lucie 8.229 427 2007 berg und Hessen sind V25 Ostheide südlich Himbergen 1.830 100 2007 heute erloschen ( OLT - V26 Drawehn 7.019 330 2005 MANNS & B AUER 2009). V29 Landgraben- und Dummeniederung 3.970 45 2004 Seit dem Jahr 2007 V37 Niedersächsische Mittelelbe 34.028 23 2005-2010 konnten auch in Nord - V41 Kuppendorfer Böhrde 687 25 2006 rhein-Westfalen keine Brutpaare mehr nach - gewiesen werden. Der sogenannte Nordwest-Dialekt, eine bioakustische Dieses grenzt an die Vorkommen in Brandenburg Besonderheit der Ortolane im Nordwesten des und Sachsen-Anhalt an und gilt als einer der (ehemaligen) Verbreitungsgebietes, existiert seitdem wenigen stabilen Bestände ( OLTMANNS & B AUER nur noch in der hier teilweise untersuchten, isolierten 2009). Im Fokus dieser Arbeit steht ein Teil der iso - Population im Raum Diepholz/Nienburg in Nieder - lierten Population in den Landkreisen Diepholz sachsen ( VON BÜLOW et al. 2009). und Nienburg. Diese wurde in einer neueren Studie im Jahr 2012 insgesamt untersucht ( ULLRICH & L EHN In Deutschland steht der Ortolan aktuell in Kategorie i. Vorb.). In Niedersachsen gibt es sechs Vogel - 3 der Roten Liste (gefährdet; SÜDBECK et al. 2007). schutzgebiete, die u. a. für den Ortolan als wert - Weiter ist er gem. BNatSchG (§ 10, Abs. 2) eine bestimmende Art ausgewiesen wurden (Tab. 1). streng geschützte Art. Auf der Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens Niedersachsen und Bremens befindet sich der Ortolan in Kategorie 1 (vom Erlöschen bedroht; KRÜGER & O LTMANNS Die Ortolan-Bestände in Niedersachsen (ca. 1.400 2007). Weiter zählt er zu den prioritären Arten in Brutpaare) bilden heute die nordwestliche Areal - der niedersächsischen Strategie zum Arten- und grenze des zusammenhängenden Verbreitungsge - Biotopschutz. Nach den Handlungsanforderungen bietes der Art ( ZANG et al. 2009, NLWKN 2010). H. zur Maßnahmenumsetzung dieser Strategie stehen BRUNS erarbeitete 1951 eine erste Verbreitungskarte die Landkreise Diepholz, Nienburg, , Lü - des Ortolans für Nordwestdeutschland, in der u. a. chow-Dannenberg, Lüneburg und in be - ein zusammenhängender Bestand über die Regionen sonderer Verantwortung für den Ortolan-Schutz , und Nienburg beschrieben wurde. in Niedersachsen (NLWKN 2011). Der niedersächsische Ortolan-Bestand wurde zu dieser Zeit auf etwa 5.000 singende Männchen geschätzt. Dann setzte ein drastischer Rückgang Untersuchungsgebiete ein ( GRÜTZMANN 1999). Die Untersuchungen zum Ortolan-Bestand wurden in zwei Gebieten durchgeführt (Abb. 1): dem EU- Im Oldenburger Land gibt es seit etwa 1960 nur Vogelschutzgebiet V41 Kuppendorfer Böhrde (Un - noch Einzelnachweise, die in erster Linie von Durch - tersuchungsgebiet 1) und einem Nachbargebiet züglern stammen dürften ( GRÜTZMANN 1999). In bei Barenburg (Untersuchungsgebiet 2). Die Ab - verschiedenen Landkreisen, in denen der Ortolan grenzung des Untersuchungsgebietes 2 wurde an - noch Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts als re - hand des dortigen Ortolan-Vorkommens (BUND gelmäßiger Brutvogel beschrieben wurde, sind die Diepholzer Moorniederung, pers. Mitt.) und anhand Bestände heute erloschen. Das heutige Hauptvor - naturräumlicher Gegebenheiten (Große Aue, Varreler kommen liegt in Ostniedersachsen in den Land - Straße, L 349) vorgenommen. Die südlich gelegenen kreisen Lüchow-Dannenberg (1.500-1.800 Reviere) Gemeindegebiete von Scharringhausen und Kirch - und Uelzen (ca. 500 Reviere; WELLMANN 2011). dorf wurden nicht mit einbezogen. 254 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

naturfernen Waldbewirtschaftung (http://www. nlwkn.niedersachsen.de).

Etwa 80 % des Vogelschutzgebietes überschneidet sich mit der Fläche des Landschaftsschutzgebietes „Böhrde/Hohes Moor“. Die Ziele des Vogelschutz - gebietes wurden hier jedoch noch nicht in nationales Recht umgesetzt (http://www.nlwkn.nieder sach- sen.de). Das bedeutet hier, dass die Landschafts - schutzgebietsverordnung noch nicht den Vogel - schutzzielen entsprechend angepasst wurde.

Im Landschaftsrahmenplan des Landkreis Diepholz gibt es ein separates Zielkonzept für die Kuppen - dorfer Böhrde. Darin wird u. a. der Mangel an glie dernden Gehölzstrukturen sowie der hohe Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln bemängelt Abb. 1: Lage der Untersuchungsgebiete. – Location of (LANDKREIS DIEPHOLZ 2008). study areas. Das Untersuchungsgebiet Barenburg liegt im weit - gehend ebenen Niederungsbereich der Großen Beide Gebiete befinden sich in Niedersachsen in Aue. Es zeichnet sich durch zum Teil hohe natürliche den Landkreisen Diepholz und Nienburg. Die Grundwasserstände aus und beinhaltet die Flussaue, größten Flächenanteile liegen im Osten der Samt - Flachmoor- sowie Sandplattenbereiche ( MEISEL gemeinde Kirchdorf im Landkreis Diepholz. Die 1959). Kuppendorfer Böhrde umfasst insgesamt 687 ha, das Untersuchungsgebiet Barenburg 1.338 ha. Nutzungen Beide Gebiete befinden sich in der naturräumlichen Haupteinheit Diepholzer Moorniederung. Als Grundlage für die Beschreibung der Nutzungen in den beiden Gebieten dient eine eigene Kartierung, Bei der Kuppendorfer Böhrde handelt es sich um die im April und Juni 2011 durchgeführt wurde. einen Grund- und Endmoränenzug, der von Mooren Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Erfassung und Niederungen umgeben ist. Nach der Boden - der Feldfrüchte gelegt. Die Beregnung der land - übersichtskarte (1:50.000) steht auf etwa 90 % wirtschaftlichen Flächen spielt in beiden Gebieten der Fläche der Bodentyp Podsol an (http://www.ni - eine untergeordnete Rolle. Auf die detaillierte Kar - bis.lbeg.de). tierung der Gehölzstrukturen wird in einer separaten Arbeit näher eingegangen ( TECKER i. Vorb.). Das Vogelschutzgebiet Kuppendorfer Böhrde wurde im Juni 2001 gemeldet und ist damit Teil des Untersuchungsgebiet Kuppendorfer Böhrde Schutzgebietsnetzes NATURA 2000. Die Schutz - würdigkeit bei der Ausweisung lag in der hohen In der Zeit um 1832 war das Untersuchungsgebiet Bedeutung des Gebietes als Lebensraum für Vo - Kuppendorfer Böhrde geprägt von großflächigen gelgemeinschaften lichter Altholzbestände und Heidevorkommen, die etwa 75 % des Gebietes trocken-warmer Standorte. Die wertbestimmenden ausmachten ( GAUSSSCHE LANDESAUFNAHME 1832). Vogelarten sind neben dem Ortolan die Heidelerche Lullula arborea und der Gartenrotschwanz Phoe - Heute umfasst das Gebiet neben den Ackerflächen nicurus phoenicurus . Nach dem Standarddatenbogen (41 %) einen größeren Anteil an forstwirtschaftlich liegen die Gefährdungen für das Vogelschutzgebiet genutzten Bereichen (47 %; Abb. 2). Daneben in erster Linie in der Intensivierung der land- sowie gibt es noch einige Sandheidekomplexe (5 %) forstwirtschaftlichen Nutzung, vor allem in der sowie Sandabbauflächen. Landwirtschaftliche Ausweitung der Maisanbauflächen und in einer Schwerpunktbereiche liegen im äußersten Norden Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 255

sowie im Südosten des Ge - bietes. Zentral befindet sich ein weiterer Bereich, der sich, im Vergleich zu den restlichen Flächen, durch re - lativ kleine Schlaggrößen auszeichnet. Mais nahm im Juni 2011 mit 59 % den höchsten Flächenanteil der Feldfrüchte in der Kuppen - dorfer Böhrde ein. In gro - ßem Abstand folgten Win - terroggen, Grünland und Raps. Triticale, Wintergerste und Kartoffeln nahmen je - weils weniger als 5 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen ein. Raps und Mais wiesen mit durchschnittlich 2,8 bzw. 2,5 ha die größten Schläge auf. Mehr als ein Drittel der Winterroggen - fläche wurde bereits im Mai Abb. 2: Landwirtschaftliche Flächennutzung 2011 im Untersuchungsgebiet Kuppen - als Grünroggen geerntet. dorfer Böhrde. – Agricultural use in the study area Kuppendorfer Böhrde in 2011.

Untersuchungsgebiet Ba - renburg

Nach der GAUSSSCHEN LAN - DESAUFNAHME (1832) wurde das Gebiet früher großflä - chig von nassen Wiesen und Moo ren bedeckt. Diese Moore wurden mittlerweile für die Acker- und Grün - landnutzung der Flächen entwässert ( LANDKREIS DIEP - HOLZ 2008).

Das Untersuchungsgebiet Barenburg ist im Vergleich zur Kuppendorfer Böhrde deutlicher durch landwirt - schaftliche Nutzung geprägt, die 84 % der Gesamtfläche ausmacht (Abb. 3). Mit ei - nem Anteil von 52 % der Feldfruchtfläche dominierte im Juni 2011 auch hier der Maisanbau. Winterroggen, Abb. 3: Landwirtschaftliche Flächennutzung 2011 im Untersuchungsgebiet Baren - Grünland und Triticale nah - burg. – Agricultural use in the study area Barenburg in 2011. 256 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

men jeweils ca. 10 % ein. Alle weiteren Feldfrüchte und Kartoffelfelder neben Gehölzstrukturen mit kamen auf einen Flächenanteil von jeweils unter 5 älteren Eichen), wo aber zuvor keine Individuen %. Die durchschnittlichen Schlaggrößen der einzelnen registriert wurden. Feldfrüchte waren im Vergleich zur Kuppendorfer Böhrde größer. So betrug die der Maisfelder 4,1 Die Erfassungen erfolgten bei niederschlagsfreien ha, wobei die größten Schläge im Bereich der Bio - und windarmen Wetterverhältnissen. Nur an zwei gasanlage „Gut Borgstedt“ sogar 30 ha erreichten. Terminen mussten aufgrund leichter Regenschauer Auch im Untersuchungsgebiet Barenburg wurden kurze Pausen eingelegt werden. Die Temperaturen bis Mai 2011 mehr als ein Drittel der Winterrog - lagen immer in einer Spanne zwischen 8 und genfläche als Grünroggen geerntet. 20 °C. Generell lagen die Niederschlagswerte in der Region im Mai und Juni 2011 deutlich unter den Normalwerten (http://www.wetter-kirchdorf.de). Material und Methode Revierkartierung Auswertung

Um die Anzahl der Ortolan-Reviere zur Brutzeit in Die Einstufung als „Revier“ durch Brutverdacht den Untersuchungsgebieten zu ermitteln, wurde oder -nachweis erfolgte nach den artspezifischen in dem von ANDRETZKE et al. (2005b) empfohlenen EOAC-Brutvogelstatus-Kriterien (vgl. ANDRETZKE et Erfassungszeitraum (Anfang Mai bis Ende Juni) al. 2005a). Dafür wurde nach den entsprechenden eine Revierkartierung durchgeführt. Da die Inte - Kriterien zwischen Brutzeitfeststellung, Brutverdacht gration des Untersuchungsgebietes Barenburg in und Brutnachweis unterschieden. diese Studie erst kurz nach Beginn des Erfassungs - zeitraums festgelegt wurde, wurde der erste Kar - Für die einzelnen Kartierdurchgänge wurden Ta - tierdurchgang dort am 12. Mai 2011 vorgenommen. geskarten erstellt, die für die Auswertung in eine Grundsätzlich richtete sich die Methode der Re - Artkarte mit unterschiedlichen Symbolen für die vierkartierung nach BIBBY et al. (1995). Da in dieser einzelnen Termine übertragen wurden. Die Mittel - Arbeit aber nur eine einzige Art, nämlich der punkte der Reviere wurden in Form von Punkt- Ortolan, erfasst werden sollte, wurde sie hierfür Shapes in ArcGIS 10 implementiert (Abb. 4). spezifisch angepasst. So wurde als Richtwert ein Abstand von zehn Tagen zwischen den einzelnen Die detaillierteren Informationen aus der Dauerbe - Terminen angenommen, jedoch sollten die Durch - obachtung wurden außerdem für die Ergänzung gänge mindestens sieben Tage auseinander lie - der Revierkartierung genutzt, was zur Definition gen. von drei weiteren Revieren führte.

Angelehnt an die Vorgehensweise in Ostnieder - Dauerbeobachtung sachsen und um die Störung der Vögel möglichst gering zu halten (S. SPALIK , pers. Mitt.), erfolgten Ziel der Dauerbeobachtung war es in erster Linie, die Kartierdurchgänge mit dem Auto. Die Gebiete die genaue Verpaarungsrate der Männchen inner - wurden dabei im Schritttempo abgefahren. Dazu halb der Untersuchungsgebiete festzustellen. Dies wurden im Untersuchungsgebiet Kuppendorfer ist sinnvoll für die Bewertung des tatsächlichen Böhrde sieben und im Untersuchungsgebiet Ba - Populationszustandes, da die Zahl der Reviere auf - renburg sechs morgendliche Durchgänge vorge - grund des meist höheren Anteils an Männchen in nommen, wobei die letzten drei Durchgänge in mitteleuropäischen Populationen nicht mit dem der Kuppendorfer Böhrde aufgrund der vorherigen Brutbestand gleichgesetzt werden kann ( BAUER et negativen Ergebnisse nur noch aus dem Abfahren al. 2005). geeigneter Habitatstrukturen bestanden. Die Kar - tierungen wurden bei Sonnenaufgang begonnen. Die Dauerbeobachtung war aufgrund der Ergebnisse Die Begehungsroute wurde dabei regelmäßig aus der Revierkartierung nur in Untersuchungsgebiet variiert. Eine Klangattrappe wurde in Bereichen 2 über einen längeren Zeitraum möglich. Dort eingesetzt, die gute Voraussetzungen für die wurde sie in drei Durchgänge aufgeteilt. Diese Existenz eines Ortolan-Revieres boten (Getreide- Durchgänge fanden an sechs Tagen verteilt um Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 257

den durchschnittlichen Brutbeginn nach GLUTZ VON Abgrenzung von Singgemeinschaften BLOTZHEIM & B AUER (1997; 1. Juni) statt (18./19. Mai, 4./5. Juni, 13./14. Juni). Aufgrund der Größe Aufgrund der sozialen Affinität des Ortolans ist des Gebietes Barenburg wurde es anhand natur - eine hohe Anzahl direkt benachbarter Reviere ein räumlicher Grenzen aufgeteilt in einen West-Teil wichtiges Indiz für ein gutes Ortolan-Habitat und (westlich der B 61) und einen Ost-Teil (östlich der B auch für eine erfolgreiche Brut ( BERNARDY et al. 61). Diese Teilgebiete konnten pro Durchgang an 2008). Deshalb wurden Singgemeinschaften auf jeweils einem Tag untersucht und dabei das Risiko Basis der Ergebnisse von Revierkartierung und Dau - von Doppelzählungen gering gehalten werden. erbeobachtung definiert. Für die Definition einer Auch die Dauerbeobachtungen wurden weitgehend Singgemeinschaft waren drei Männchen oder mehr aus dem Auto heraus durchgeführt, um die Beein - nötig, die mindestens während einer Beobach - flussung des Verhaltens der Vögel so gering wie tungsphase (Revierkartierung oder Dauerbeobach - möglich zu halten. tung) in Vollgesang und in Hörweite zum jeweils nächsten Nachbarn gesungen haben. Die Männchen, Als Grundlage dienten die aus dem jeweils vorigen die sich am Rande einer solchen Singgemeinschaft Durchgang der Revierkartierung gewonnen Daten. befanden, standen also nicht zwangsläufig in Sing - Die Standorte der dort erfassten Ortolane wurden kontakt mit allen weiteren Artgenossen darin. aufgesucht und die Vögel über einen längeren Zeitraum (0,5-1,5 Stunden) beobachtet. Ortolane, die nicht während der Revierkartierung, sondern Ergebnisse erst während der Dauerbeobachtung registriert Untersuchungsgebiet Kuppendorfer Böhrde wurden, wurden dann ebenfalls mit einbezogen. An jedem bekannten Standort wurde mindestens Im Mai und Juni 2011 konnten im Untersuchungs - 20 Minuten lang auf Ortolan-Aktivität gewartet. gebiet Kuppendorfer Böhrde keine Ortolan-Reviere Während der Beobachtungen wurden alle Verhal - verzeichnet werden. Lediglich zwei Brutzeitfest - tensweisen des jeweiligen Individuums festgehalten. stellungen wurden am 02. bzw. 10. Mai registriert. Die detaillierte Habitatnutzung wird bei TECKER (i. Folglich gab es auch keine Verpaarungen. Vorb.) weiter analysiert. Trotz Nachsuche mit der Klangattrappe an geeignet Die Dauerbeobachtungen fanden ebenfalls bei nie - erscheinenden Orten wurden nach dem zweiten derschlagsfreien Bedingungen statt. Die Temperatur Durchgang keine weiteren Ortolane mehr registriert. lag dabei immer zwischen 10 und 26 °C. Nur an Da die Vögel normalerweise Ende April bis Anfang einem Termin herrschten Windverhältnisse der Mai in deutschen Brutgebieten ankommen und Stärke 4 vor. durchschnittlich Ende Mai bis Anfang Juni zu brüten beginnen ( GLUTZ VON BLOTZHEIM & B AUER Auswertung 1997), wurde davon ausgegangen, dass nach dem 1. Juni (vierter Durchgang) keine Ortolane in der Als verpaart wurde ein Männchen dann definiert, Kuppendorfer Böhrde mehr auftauchen würden. wenn mindestens eines der folgenden Merkmale Deshalb wurde die flächendeckende Revierkartierung beobachtet wurde: zu diesem Zeitpunkt abgebrochen. Erwartungsge - mäß gab es auch bei drei späteren Terminen, an • Weibchen in einem bekannten Revier denen geeignete Strukturen sporadisch abgefahren • Paarflüge, Balz von Männchen und Weibchen wurden, keine Hinweise auf die Art. • Altvögel mit Nistmaterial • Futtertragende Altvögel Untersuchungsgebiet Barenburg • Familie mit flüggen Jungen Im Untersuchungsgebiet Barenburg wurden 34 Wurde ein Männchen als verpaart definiert, wurde Reviere mit Status Brutverdacht registriert sowie es in den folgenden Durchgängen nicht mehr 12 Männchen, die als Brutzeitfeststellungen ein - gezielt aufgesucht. gestuft wurden (Abb. 4). 50 % der revierinhabenden Männchen waren verpaart. Es wurden sechs Sing - 258 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

Im Jahre 1999 wurde eine Kartierung des Vorkommens wertbestimmender Arten zur Erstinventarisierung der Kuppendorfer Böhrde vor - genommen (C. PEERENBOOM , pers. Mitt.; LASKE 1999). LEHN (2006) führte im Jahre 2006 eine Revierkartierung im Rahmen des Monitorings in Vogelschutzgebieten durch. Der Bestand wurde anhand der Populationsgrö - ße, des Bestandstrends so - wie der Habitatausstattung mit „B“ (= guter Erhaltungs - zustand) bewertet. Unter - Abb. 4: Ortolan-Bestand 2011 mit Darstellung der verpaarten Männchen im Unter - suchungen zum Bruterfolg suchungsgebiet Barenburg. – Distribution of ortolan bunting and paired males in (ein weiteres Bewertungs - the study area Barenburg in 2011. kriterium des Erhaltungszu - standes) bzw. zum Verpaa - rungsgrad der Männchen gemeinschaften abgegrenzt. Der Verpaarungsgrad finden im Rahmen des niedersächsischen Monito - innerhalb dieser Gemeinschaften lag bei 58 %, rings der Vogelschutzgebiete nicht statt. der außerhalb der Gemeinschaften bei 48 %. In der größten Singgemeinschaft, zu der über den gesamten Erfassungszeitraum neun singende Männ - Diskussion chen gehörten, betrug die Verpaarungsrate 66 %. Bestandsrückgang in der Kuppendorfer Böhrde

Umgerechnet auf das gesamte Untersuchungsgebiet Laut HÄNEL (2004) sind Ortolan-Bestände, die auf (1.338 ha) ergibt sich eine Siedlungsdichte von Basis der singenden Männchen ermittelt werden, 0,25 Revieren/10 ha. Ein räumlicher Schwerpunkt nicht mit der Anzahl an Brutpaaren gleichzuset - der Reviere lag im Nord-Westen des Gebietes. zen. Dort wurden 17 Männchen als Brutverdacht und nur zwei als Brutzeitfeststellung erfasst. Ein groß - räumigerer Bereich mit mehreren Individuen (Brut - verdacht und Brutzeitfeststellung) befand sich im Osten des Gebietes. Im Zentrum gab es zudem eine kleinere Häufung von drei Männchen mit Brutverdacht sowie zwei Brutzeitfeststellungen.

Vergleich der Erfassungen im Vogelschutzgebiet Kuppendorfer Böhrde von 1999, 2006 und 2011

Nachdem die Anzahl der Ortolan-Reviere im Vo - gelschutzgebiet zwischen 1999 (n = 27; LASKE 1999) und 2006 (n = 25, LEHN 2006) nur einen sehr geringen Rückgang erfahren hatte, musste Abb. 5: Anzahl der Ortolan-Reviere 1999, 2006 und 2011 für 2011 das Erlöschen des Bestandes festgestellt im Untersuchungsgebiet Kuppendorfer Böhrde. – Number werden (Abb. 5). of territories of ortolan bunting in the study area Kup - pendorfer Böhrde in 1999, 2006 and 2011. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 259

Um die Ursachen des Erlöschens des Bestandes zu (N. KULBARSCH , pers. Mitt.) auch in der Kuppendorfer untersuchen, wurden die Ortolan-Vorkommen von Böhrde ein intensiverer Anbau von Energiepflanzen 1999 ( LASKE 1999) und 2006 ( LEHN 2006) mit der (v. a. Mais als Hauptenergieträger) forciert wurde. Nutzungskartierung von 2011 verschnitten. Danach Bereits LEHN (2006) wies auf einen sehr hohen grenzen etwa 40 % der früheren Reviere an Acker - Maisanteil an den Feldfrüchten hin, und zu dieser flächen, auf denen 2011 ausschließlich Mais an - Zeit fing die „Ausbauphase“ des Maisanbaus für gebaut wurde. Dieser hohe Anteil an Feldfrüchten, die Biogasanlagen erst an. Zusätzliche Negativfak - die für Bruten eher ungeeignet sind ( BERNARDY et toren waren wahrscheinlich suboptimale Habitat - al. 2006, DANZL 2007), zeigt, dass die Vorausset - bedingungen wie ein geringes Nahrungsangebot, zungen für eine dauerhafte Besetzung der immer bedingt durch hohen Pestizideinsatz im Ackerbau, gleichen Revierstandorte über mehrere Jahre hinweg und ein begrenztes Angebot an guten Singwarten nicht gegeben waren. Dies jedoch ist für den in der Nähe geeigneter Brutstandorte. Offensichtlich stabilen Fortbestand eines Ortolan-Vorkommens wurde für die Kuppendorfer Böhrde als Brutplatz essenziell, da die Art als sehr reviertreu gilt. Vor für Ortolan-Weibchen zu unattraktiv, sodass das allem ältere, regelmäßig verpaarte Männchen Gebiet zunehmend gemieden wurde. Blieben die suchen nachweislich in jedem Jahr das gleiche Männchen aufgrund dieser Rahmenbedingungen Revier und die gleiche Singwarte auf ( BERNARDY et unverpaart, zogen sie nach einer gewissen Phase al. 2008). In der Kuppendorfer Böhrde wurden le - der Revierbesetzung wieder ab. diglich sechs der Reviere von 1999 auch im Jahre 2006 an derselben Stelle besetzt, wobei es sich Ortolan-Bestand im Untersuchungsgebiet Ba - nicht zwingend um ein und denselben Vogel renburg handeln muss. Dies lässt zwei mögliche Erklä - rungsansätze zu: Einerseits ist denkbar, dass sich Siedlungsdichte und Singgemeinschaften der Ortolan-Bestand im Untersuchungsgebiet aus einer höheren Zahl unverpaarter Männchen zu - Legt man die gesamte Fläche des Untersuchungs - sammensetzte, die häufig ihren Revierstandort gebietes Barenburg zugrunde, erhält man eine wechselten und deshalb sieben Jahre später nicht Dichte von 0,25 Revieren/10 ha. Dieser Wert ist am selben Standort zu kartieren waren. Andererseits vergleichsweise gering, wenn man ihn mit dem ist es möglich, dass die Veränderungen in der von Optimalhabitaten vergleicht, in dem bis zu landwirtschaftlichen Flächennutzung eine konti - 7,8 Brutpaare/10 ha vorkommen können ( GLUTZ nuierliche Besetzung der immer selben Reviere un - VON BLOTZHEIM & B AUER 1997). Im Wendland be - möglich machten, sodass sie schließlich aufgegeben zeichnen BERNARDY & D ZIEWIATY (2003) 0,54 singende werden mussten. Wahrscheinlich ist eine Kombi - Männchen/10 ha als vergleichsweise guten Bestand. nation beider Theorien zutreffend, da die großflä - In den Vollzugshinwiesen zum Schutz des Ortolans chige Nichteignung der Feldfrüchte (hier v. a. Mais) des NLWKN (2010b) wird eine Dichte von 2 Revie - als Brutplatz kausal mit einer niedrigen Verpaa - ren/10 ha als günstig eingestuft. rungsrate der Männchen und damit einer höheren Mobilität in der Revierwahl zusammenhängt. Die Revierdichte ist immer vom Angebot an geeig - neten Habitaten abhängig ( BERNARDY & D ZIEWIATY Selbst wenn noch geeignete Feldfrüchte als Aus - 2003). Bei geeigneten Habitatstrukturen führt die weichflächen für die Nestanlage im Untersuchungs - soziale Affinität der Ortolane wiederum zu einer gebiet vorhanden waren, kam dazu eventuell das Häufung der Reviere (Singgemeinschaften; GLUTZ Problem, dass angrenzende Gehölzstrukturen fehl - VON BLOTZHEIM & B AUER 1997). Eine daraus resultie - ten. Bereits im Landschaftsrahmenplan des Land - rende ungleichmäßige Verteilung der Reviere findet kreises Diepholz ( LANDKREIS DIEPHOLZ 2008) wurde sich auch im Gebiet Barenburg (Abb. 4). Während die fehlende Gliederung der Agrarlandschaft durch es größere vom Ortolan unbesiedelte Areale gibt, Gehölzstrukturen in der Kuppendorfer Böhrde er - weisen die Ballungsbereiche höhere Dichten mit wähnt. bis zu 0,9 Reviere/10 ha auf, z. B. im Nord-Westen des Untersuchungsgebietes. Mit der Bildung von Es wird gefolgert, dass aufgrund der Inbetriebnahme Singgemeinschaften geht häufig auch der Prozess mehrerer umliegender Biogasanlagen seit 2004 der Revier- und Paarbildung parallel einher, und 260 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

dort folgt dann auch die Nestanlage in höherer aus dem kleinen Bestand, einer natürlichen Verhal - Dichte ( GLUTZ VON BLOTZHEIM & B AUER 1997). Eine tensweise um Inzucht und Konkurrenz vorzubeugen. gegenseitige gesangliche Stimulation der Männchen Bei isolierten Populationen, und das Vorkommen in den Singgemeinschaften konnte auch in Baren - im Untersuchungsgebiet Barenburg gehört ebenfalls burg schon bei der ersten Kartierung am 12. Mai zu einer solchen ( HECKENROTH & L ASKE 1997), kann festgestellt werden, als bereits vier der sechs Ge - diese Abwanderung zu einem bestandsgefährdenden meinschaften gebildet waren. BERNARDY et al. (2008) Problem werden, da eine Zuwanderung von Weib - wiesen einen höheren Bruterfolg innerhalb von chen anderer Populationen unwahrscheinlicher ist. Singgemeinschaften nach. Auch nach BEZZEL & Weiter kann auch eine höhere Sterberate der Weib - PRINZINGER (1990) kann eine solche Individuenkon - chen, z. B. durch Verluste bei der Bewirtschaftung zentration bzw. Brutnachbarschaft die biologische der Flächen, auf denen gebrütet wird, zu dem un - Fitness durchaus erhöhen. Ebenso konnte in dieser gleichen Geschlechterverhältnis beitragen. Die Mahd Studie ein um 10 % höherer Verpaarungsgrad von von Grünroggen in der Brutzeit stellt dabei eine Männchen innerhalb der Singgemeinschaften fest - besondere Gefährdung dar. gestellt werden (58 %). In der mit neun Sängern größten Singgemeinschaft waren sogar 66 % der Generell sind die Faktoren, die die Größe einer Po - Männchen verpaart. pulation beeinflussen Bruterfolg, Mortalität, Immi - gration und Emigration ( BEZZEL & P RINZINGER 1990). Für die Stabilisierung eines Ortolan-Vorkommens Übersteigen Mortalität und Emigration die Parameter kann gefolgert werden, dass die Bildung solcher Bruterfolg und Immigration in einer Population, Singgemeinschaften durch die Schaffung von Struk - verkleinert sie sich zwangsläufig und die Überle - turen für Singwartenverbünde in räumlicher Nähe benschance des Bestandes sinkt. Aufgrund der von für die Nestanlage und Nahrungssuche geeigneten niedrigen Verpaarungsrate ist auch im Untersu - Feldfrüchten besonders gefördert werden sollte. chungsgebiet Barenburg von einem solchen Trend auszugehen. Verpaarungsgrad Einordnung in die regionale Population Die Verpaarungsrate von 50 % innerhalb der be - setzten Reviere lässt auf einen deutlich höheren Der hier untersuchte Ortolan-Bestand ist Teil einer Anteil an Männchen im Untersuchungsgebiet schlie - isolierten Population im westlichen Niedersachsen. ßen. Durch die Befruchtung wäre aber wie bei an - Diese setzt sich aus Vorkommen in den Landkreisen deren Arten auch ein Geschlechterverhältnis von Diepholz und Nienburg zusammen und besteht 1:1 zu erwarten ( BEZZEL & P RINZINGER 1990). aktuell noch aus 80 Gesangsrevieren und 25 Brut - zeitfeststellungen (Stand 2012; ULLRICH & L EHN i. Im Falle des Ortolans wird dieser höhere Männ - Vorb.). Mit 34 Revieren, die 2011 registriert wurden chenanteil in diversen Veröffentlichungen beschrieben (bzw. 30 Reviere in 2012; ULLRICH & L EHN i. Vorb.), (BAUER et al. 2005, D ANZL 2007, I KEMEIER & VON bildet der Bestand im Gebiet Barenburg einen BÜLOW 1995). Einen Verpaarungsgrad von 62 % Schwerpunkt dieser Population, auf den bei Schutz - stellten CONRADS & Q UELLE (1986 in GLUTZ VON maßnahmen ein besonderer Fokus gelegt werden BLOTZHEIM & B AUER 1997) in den 1980er Jahren im sollte. Gebiet Senne/Ostmünsterland fest. Dieser Bestand ist mittlerweile erloschen. Während bei einer Po - Bewertung des Populationszustandes pulation in Haltern Mitte der 1980er Jahre noch eine Verpaarungsrate von 55 % abgeleitet wurde, Innerhalb der beiden untersuchten Gebiete ist der wurde 1992 dort lediglich noch von 19-24 % aus - Ortolanbestand als absolut instabil einzustufen. gegangen. Auch dort kann heute nicht mehr von Innerhalb von fünf Jahren oder weniger ist die einer vitalen Population gesprochen werden ( IKEMEIER Teilpopulation in der Kuppendorfer Böhrde komplett & VON BÜLOW 1995). DALE (2009) untersuchte eine erloschen. Es kann von einem äußerst negativen norwegische Ortolan-Population auf ihr Geschlech - Bestandstrend ausgegangen werden. Die Habitat - terverhältnis und erklärte die Verpaarungsrate von ausstattung bietet maximal noch Voraussetzungen nur 52 % mit dem Abwandern juveniler Weibchen für kleinere und voneinander getrennt liegende Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 261

Singgemeinschaften. Gefähr - dungen und Beeinträchtigun - gen vor allem durch den stetig fortschreitenden Anbau von Energiepflanzen sind überall präsent.

Schutzmaßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten

Um den Fortbestand des Or - tolans im Untersuchungsgebiet Barenburg sowie den der rest - lichen isolierten Population zu sichern und die Art bestenfalls auch in der Kuppendorfer Böhr - de wieder anzusiedeln, ist die Umsetzung von Schutzmaß - Singendes Ortolan-Männchen in der Kuppendorfer Böhrde (21.5.2011). Foto: nahmen im Raum Diepholz/ Stefan Wenzel. – Singing male ortolan bunting in the Kuppendorfer Böhrde. Nienburg unerlässlich. Im Vor - dergrund muss dabei das Ent - gegenwirken gegen die derzeitigen Trends in der Varianten weiter optimiert (Tab. 2). Die Grundlage landwirtschaftlichen Flächennutzung stehen. Weiter dafür bildet das in PROFIL enthaltene Kooperati - ist es wichtig, dass Schutzbemühungen nicht nur onsprogramm Naturschutz und im speziellen die auf Einzelflächen, wie auf das Vogelschutzgebiet Fördermaßnahme 432 „Acker-Vogel und sonstige begrenzt werden ( LANZ 2009). Nachfolgende Maß - Tierarten der Feldflur“ des Landes Niedersachsen nahmen können der Stabilisierung und Entwicklung (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT UND KLI - der Population dienen (NLWKN 2011). MASCHUTZ 2011). Die Durchführung dieser Maß - nahmen wird vertraglich mit den Landwirten vor • Erhalt bzw. Wiederherstellung kleiner Feldein - Ort geregelt und bezieht sich immer auf fünf heiten mit einem vielfältigen und abwechs - Jahre. Dabei werden Randstreifen (6-24 m) angelegt lungsreichen Anbau von Winter- und Sommer - (Abb. 6) oder ganze Schläge der Bewirtschaftung getreide sowie Kartoffeln und Körnerleguminosen unterzogen, die möglichst an lineare Gehölzstruk - als Nahrungs- und Brutflächen, turen grenzen. Die Durchführung der Maßnahmen • Erhalt bzw. Wiederherstellung ausgeprägter ist nur in den dafür definierten Kulissen vorgesehen. Saumstrukturen an Straßen und Wegen als Europäische Vogelschutzgebiete mit dem Ortolan Nahrungsflächen, als wertbestimmende Art gehören zu dieser Kulisse • Förderung des ökologischen Landbaus und einer und damit auch das Vogelschutzgebiet Kuppendorfer extensiven Flächennutzung, Böhrde. Nach dem Erlöschen des Ortolanbestandes • Entwicklung eines engmaschigen Netzes an Ei - in der Kuppendorfer Böhrde wurde im Jahr 2012 chen enthaltenden Gehölzstrukturen für die Bil - auch das hier untersuchte Gebiet Barenburg in dung von Singgemeinschaften. diese Kulisse aufgenommen, um Schutzmaßnahmen einleiten zu können (C. PEERENBOOM , pers. Mitt.). In Ostniedersachsen wurden bereits erfolgreiche Anstrengungen zum Schutz der dortigen Ortolan- Der ökologische Anbau in landwirtschaftlichen Be - Vorkommen unternommen. BERNARDY et al. (2006) trieben kann außerdem über das Niedersächsische haben dort im Rahmen eines integrativen Schutz - und Bremische Agrarumweltprogramm (NAU/BAU projektes für den Ortolan in Zusammenarbeit mit C), das ebenfalls Teil von PROFIL ist, gefördert den örtlichen Landwirten verschiedene Varianten werden (NLWKN 2011). der Flächenbewirtschaftung getestet und evaluiert. Im Rahmen von Effizienzkontrollen wurden diese Eine weitere Chance für die Durchführung von 262 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

Tab. 2: Maßnahmen und Fördersummen der FM 432 ( NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT UND KLIMASCHUTZ 2011). – Measures and fundings of FM 432.

Variante Auflagen Jährliche Förderung • keine Düngung einschließlich Kalken • keine chemischen Pflanzenschutzmittel (Ausnahme: gebeiztes Saatgut) Alle • keine Beregnung • keine Lagerung landwirtschaftlicher Geräte, Maschinen sowie Mist • keine Anlage von Mieten oder Vornahme vergleichbarer Handlungen • Nur Anlage von Randstreifen (6-24 m) Ganzer Schlag: • Anbau von Getreide (außer Mais) ohne Untersaat 225 / ha 432.1 • Doppelter Saatreihenabstand (mind. 18 cm) € Randstreifen: Optimierung: 390 / ha • Aussaat bis zum 31.3. ( WELLMANN 2010) € • Anbau von Luzerne und/oder mehrjährigen Futterkulturen • Doppelter Saatreihenabstand (mind. 18 cm) • Aussaat bis zum 30.4. im ersten, dritten und fünften Vertragsjahr (Umbruch vor der Ganzer Schlag: Aussaat im dritten und fünften Jahr) 535 / ha 432.2 • Keine mechanische Bodenbearbeitung vom 1.5.-15.7. € Randstreifen: • Mindestens einmalige Mahd nach dem 15.7. mit Abtransport des Mahdguts 635 / ha • Nur einmalige Mahd im zweiten und vierten Vertragsjahr € Optimierung: • Aussaat bis zum 31.3. ( WELLMANN 2010) • Anbau von Getreide (außer Mais) ohne Untersaat • Zweimal in fünf Jahren: Anbau eines Erbsen-Sommergetreide-Gemenges ohne Ernte • Aussaat bis zum 30.4. • Keine mechanische Bodenbearbeitung vom 1.5.-31.7. • Das Gemenge ist jeweils nach dem 31.7. ohne nachfolgenden Abtransport des Ganzer Schlag: Mahdgut abzuschlegeln 470 / ha 432.3 Optimierung: € Randstreifen: • Aussaat bis zum 31.3. ( WELLMANN 2010) 640 / ha • Beimischung von trockenheitsresistenten Kulturen in das Gemenge, z. B. Lupine € (BERNARDY & D ZIEWIATY 2010) • Reduzierte Stickstoffdüngung oder Zwischenfruchtanbau ermöglichen ( BERNARDY & DZIEWIATY 2010) • Gemenge als Herbstaussaat, z. B. Wintererbse und Triticale ( BERNARDY & D ZIEWIATY 2010) • Anbau von Getreide (außer Mais) ohne Untersaat • Zweimal in fünf Jahren: Anbau eines Erbsen-Sommergetreide-Gemenges mit Ernte • Aussaat bis zum 30.4. • Keine mechanische Bodenbearbeitung vom 1.5.-31.7. • Ernte des Gemenges nach dem 31.7. Ganzer Schlag: Optimierung: 250 / ha 432.4 € • Aussaat bis zum 31.3. ( WELLMANN 2010) Randstreifen: • Beimischung von trockenheitsresistenten Kulturen in das Gemenge, z. B. Lupine 425 € / ha (BERNARDY & D ZIEWIATY 2010) • Reduzierte Stickstoffdüngung oder Zwischenfruchtanbau ermöglichen ( BERNARDY & DZIEWIATY 2010) • Gemenge als Herbstaussaat, z. B. Wintererbse und Triticale ( BERNARDY & D ZIEWIATY 2010) • Anbau von Getreide (außer Mais) oder Hackfrüchten ohne Untersaat • Doppelter Saatreihenabstand (mind. 18 cm) Ganzer Schlag: • Im dritten Vertragsjahr ist Düngung einschließlich Kalken und die Behandlung mit che - 195 / ha 432.5 € mischen Pflanzenschutzmitteln erlaubt Randstreifen: Optimierung: 325 € / ha • Aussaat bis zum 31.3. ( WELLMANN 2010) Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 263

Maßnahmen zur Habitatoptimierung kann die Ver - „Öko-Images“, das die Teilnahme an solch einem knüpfung mit der Schaffung von Schneisen für die Programm mit sich bringen würde (K. LEHN 2011, Nahrungssuche von Wildtieren bieten. Randstreifen, pers. Mitt.). die zu diesem Zweck an Maisflächen neben geeig - neten Gehölzstrukturen angelegt werden, können Maßnahmen zum Schutz des Ortolans in den beiden dem Ortolan dann ebenfalls zugute kommen. Untersuchungsgebieten durchzuführen, stellt also eine Herausforderung dar, der man begegnen muss. Regionale Probleme bei der Umsetzung der Eine Attraktivitätssteigerung des Programms durch FM 432 die regionale Erhöhung der Fördersummen (An - passung der Prämien an lokale/regionale Gege - Der Erfolg des Programms im Osten Niedersachsens benheiten) ist nötig, sodass tatsächlich ein Ausgleich (WELLMANN 2010) zeigt, dass sich die Durchführung des Ertragsverlustes gewährleistet werden kann. dort lohnt und die Nachfrage durch die Landwirte Die Schaffung einer höheren Akzeptanz bei den gegeben ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die örtlichen Landwirten und die Bewerbung des Pro - Maßnahmen in Ostniedersachsen unter Berück - gramms können außerdem durch sogenannte „Qua - sichtigung der dortigen regionalen Bedingungen lifizierer“, Berater für die Umsetzung von Agrar - entwickelt wurden. Nachdem der Landkreis Diepholz umweltmaßnahmen auf der individuellen Betriebs - für das Programm in der Kuppendorfer Böhrde ebene, geschehen. Auch diese werden durch PROFIL geworben hatte, gab es allerdings keine Flächen - gefördert. Diese werden erfolgreich auch in Ost - bewirtschafter, die an einer Teilnahme interessiert niedersachsen eingesetzt (www.dziewiaty- waren (J. DANIELS 2011, pers. Mitt.). Daneben bernardy.de) und führen zusätzlich zu einer Entlastung startete im Jahr 2010 ein Projekt des Landkreises der Unteren Naturschutzbehörden, wo oft entspre - Nienburg, das der Fördermaßnahme 432 vergleich - chende Kapazitäten fehlen. bare Maßnahmen beinhaltete und in dem als Anreiz höhere Vergütungen angeboten wurden Sollten diese Bemühungen dennoch erfolglos blei - (BUND DIEPHOLZER MOORNIEDERUNG 2011). Auch dort ben, kann außerdem § 44 Abs. 4 (BNatSchG) in konnten, trotz intensiver Ansprache der Bewirt - Betracht gezogen werden. Danach kann die zu - schafter, keine Teilnehmer gewonnen werden. Ein we - sentlicher Unterschied zu Ostniedersachsen ist der hohe Anteil des Energie - pflanzenanbaus in den Landkreisen Diepholz und Nienburg. Die Betreiber der Biogasanlagen benötigen den Mais zur Auslastung ihrer Anlagen. Mit Pacht - preisen von 800-1.000 €/ha/Jahr ( BUND DIEPHOLZER MOORNIEDERUNG 2011) kön - nen die angebotenen För - dersummen nicht mithalten (Tab. 2) und die Ertragsein - bußen nicht wie angedacht ausgeglichen werden. Hinzu kommen Bedenken auf Sei - ten der Landwirtschaft auf - grund einer möglichen Ver - Abb. 6: Im Rahmen der FM 432 angelegter Randstreifen im Vogelschutzgebiet Lucie, unkrautung der Flächen und Foto: Anuschka Tecker. – Field-margin management that was supported by FM 432 nicht zuletzt aufgrund des in the SPA Lucie. 264 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg ständige Behörde gegenüber der Landwirtschaft Danksagung Bewirtschaftungsvorgaben anordnen, sofern der Erhaltungszustand der lokalen Population bestimmter Ich danke der Staatlichen Vogelschutzwarte im Arten (u. a. in der EU-Vogelschutzrichtlinie gelistete NLWKN und dem BUND Diepholzer Moorniederung Anhang I-Arten) nicht durch anderweitige Maß - als Initiatoren und Kooperationspartner meiner Ba - nahmen sichergestellt werden kann. Bei dem Projekt chelorarbeit, die diesem Artikel zugrunde liegt. H. im Landkreis Nienburg konnten keine Teilnehmer Zucchi und C. Peerenboom danke ich für die gute für angemessen vergütete, freiwillige Maßnahmen Betreuung der Arbeit. S. Spalik hat mich von den gefunden werden. In Anbetracht dessen könnte Erfassungen bis hin zur Manuskripterstellung en - die Anordnung administrativer Maßnahmen tat - gagiert unterstützt. Hilfreiche Anmerkungen zum sächlich die letzte Möglichkeit für den Erhalt der Manuskript gaben außerdem K. Lehn, P. Südbeck Ortolan-Population in den Landkreisen Diepholz und H. Zucchi. und Nienburg sein. Summary – Distribution and state of Ausblick preservation of the Ortolan Bunting Em - Wie schnell das Ortolan-Vorkommen in einem beriza hortulana in the Kuppendorfer Gebiet erlöschen kann, hat das Beispiel in der Kup - Böhrde and in the area of Barenburg. pendorfer Böhrde gezeigt. Um den Bestand im Un - In June 2011 the Special Protection Area Kuppen - tersuchungsgebiet Barenburg zu erhalten und den dorfer Böhrde (687 ha) and a second area near Vogel in der Kuppendorfer Böhrde wieder anzusie - Barenburg (1,338 ha) in the southeastern part of deln, sollten so zeitnah wie möglich Maßnahmen the district of Diepholz were analyzed with regard zur Habitatoptimierung durchgeführt werden. Um to the distribution of ortolan bunting. For that die Maßnahmen auch in Gebieten mit hoher Flä - reason, the territories were mapped in both areas. chenkonkurrenz attraktiv zu machen, ist eine re - The implementation of several permanent obser - gionale Anpassung der Fördersummen notwendig vations of the males aimed to figure out the und bei Nichtinanspruchnahme die Anordnung ver - mating rate. pflichtender Bewirtschaftungsvorgaben. In the Kuppendorfer Böhrde, the population of or - Die Bestände sollten regelmäßig und in kürzeren tolan bunting was extinct in 2011, while in 2006 Zeitabständen erfasst werden, um auf Änderungen still 25 territories had been recorded. In the study schneller reagieren zu können. Auch wenn der area of Barenburg, however, 34 territories were Aufwand dies bisher nicht zugelassen hat, sollten defined. Half of the males holding those territories zukünftig auch der Bruterfolg bzw. der Verpaa - were paired. There were six singing communities, rungsgrad untersucht werden, um den tatsächlichen in which the mating rate was 10 % higher than Zustand der Population beurteilen zu können. outside these communities. Thus, Barenburg is a major frequency area within the locally isolated Die Schutzziele des Europäischen Vogelschutzge - population around Diepholz / Nienburg. bietes V41 Kuppendorfer Böhrde sollten in die be - stehende Verordnung des Landschaftsschutzgebietes During the last couple of years the growing number integriert werden. Diese sollte so gestaltet werden, of biogas plants in the surrounding area led to an dass den aktuellen Verschlechterungstendenzen ongoing change in the agricultural land use. For durch die Landwirtschaft (u. a. stetige Erhöhung that reason there is a high amount of maize culti - des Maisanbaus) entscheidend entgegengewirkt vation in both study areas. As a consequence food werden kann. and breeding habitats of the ortolan bunting de - creased. Da die Gefährdungsursachen des Ortolans aber nicht allein auf die Brutgebiete beschränkt sind, The establishment of measures to achieve an opti - müssen auch Schutzbemühungen auf internationaler mization of habitat can contribute to the preservation Ebene unternommen werden (z. B. Stopp des Or - of the ortolan bunting population. Above all, agri - tolan-Fangs in Südfrankreich). culture needs to be extensified, the amount of Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 265

crops which provide suitable breeding habitats We ser, -Ströhen. (such as winter crop, potatoes, grain legumes) DALE , S. (2009): Diagnosing causes of population decline of must be increased, and a network of trees as the Ortolan Bunting in Norway: Importance of dispersal songposts has to be developed. The funding pro - and local patch dynamics. In: BERNARDY , P. (Hrsg.; 2009): gram PROFIL can serve as a basis for the imple - Ökologie und Schutz des Ortolans ( Emberiza hortulana ) mentation of measures such as field-margin ma - in Europa – IV. internationales Ortolan-Symposium. nagement. However, it is a great challenge to get Nat.schutz Landsch.pfl. Niedersachs. 45: 29-34. the farmers to participate in those programs mainly DANZL , A. (2007): Managementplan für das Natura 2000 because of the high prices per hectare in the Gebiet Ortolan-Vorkommen Silz-Haiming-Stams. Er - region of Diepholz/Nienburg. gebnisse und Schlussfolgerungen aus Untersuchungen in den Jahren 2005 und 2006. Unveröff. Gutachten i. A. des Amtes der Tiroler Landesregierung, Fieberbrunn. Literatur DÜRR , T., & T. R YSLAVY (2009): Zur Bestandssituation des ANDRETZKE , H., T. S CHIKORE . & K. S CHRÖDER (2005a): Anlei - Ortolans in Brandenburg. In: BERNARDY , P. (Hrsg.; 2009): tung zur Benutzung der Artsteckbriefe. In: SÜDBECK , P. Ökologie und Schutz des Ortolans ( Emberiza hortu - et al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der lana ) in Europa –IV. internationales Ortolan-Sympo - Brutvögel Deutschlands. S. 104-113, Radolfzell. sium. Nat.schutz Landsch.pfl. Niedersachs. 45: 13. ANDRETZKE , H., T. S CHIKORE & K. S CHRÖDER (2005b): Art - EUROPÄISCHES PARLAMENT (2010): Richtlinie 2009/147/EG steckbriefe. In: SÜDBECK , P. et al. (Hrsg.): Methoden - des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. standards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden S. 135-695, Radolfzell. Vogelarten. – Kodifizierte Fassung; Amtsblatt der Eu - BAUER , H.-G., E. B EZZEL & W. F IEDLER (2005): Das Kompen - ropäischen Union L 20/7 – Online-Veröffentlichung. dium der Vögel Mitteleuropas. Wiebelsheim. http://eur-lex.europa.eu/ LexUriServ/LexUriServ.do?uri BERNARDY , P., & K. D ZIEWATY (2003): Untersuchungen zur =OJ:L:2010:020: 0007: 0025:DE:PDF. (Download vom Habitatwahl, Nahrungs- und Nistökologie des Ortolan 24.08.2011). in V 26 Drawehn 2003. Unveröff. Gutachten i. A. der EUROPEAN COMMISSION (Hrsg.; 2008): Species report – Em - Staatlichen Vogelschutzwarte/NLÖ; Hitzacker. beriza hortulana – Draft. Wildlife and Sustainable Far - BERNARDY , P., K. D ZIEWATY , I. P EWSDORF & M. S TREUN (2006): ming Initiative, Brüssel. Integratives Schutzkonzept zum Erhalt ackerbrütender GAUSSSCHE LANDESAUFNAHME (1832): Blatt Uchte 20, Maß - Vogelgemeinschaften im hannoverschen Wendland - stab 1:25.000. Ortolanprojekt 2003-2006. Abschlussbericht. Unver - GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N., & K. M. B AUER (Hrsg.; 1997): öff. Ber. i. A. des Landkreises Lüchow-Dannenberg, Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 14 Passeri - NLWKN, Hitzacker. formes (5. Teil). Wiesbaden. BERNARDY , P., K. D ZIEWATY , S. S PALIK & P. S ÜDBECK (2008): Was GRÜTZMANN , J. (1999): Der Ortolan Emberiza hortulana im charakterisiert ein „gutes“ Ortolan Emberiza hortu - Oldenburger Land sowie in Nord- und Westnieder - lana -Revier? Eine Analyse als Grundlage für Schutzbe - sachsen. Jahresber. Ornithol. Arb.gem. Oldenbg 15: mühungen. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 40: 127-138. 117-134. BERNARDY , P., & K. D ZIEWATY (2010): Effizienzkontrolle für GRÜTZMANN , J., V. M ORITZ , P. S ÜDBECK & D. W ENDT (2002): das Kooperationsprogramm Naturschutz in Teilberei - Ortolan ( Emberiza hortulana ) und Grauammer ( Miliaria chen der EU-Vogelschutzgebiete V26 Drawehn und calandra ) in Niedersachsen: Brutvorkommen, Lebens - V21 Lucie 2010. dziewiaty + bernardy i. A. des räume, Rückgang und Schutz. Vogelkdl. Ber. Nieder - NLWKN; Hitzacker. sachs. 34: 69-90. BEZZEL , E., & R. P RINZINGER (1990): Ornithologie. 2. Aufl; HÄNEL , K. (2004): Zur Populationsstruktur und Habitat - Stuttgart. präferenz des Ortolans ( Emberiza hortulana ). Unter - BIBBY , C. J., B URGESS , N. D. & D. A. H ILL (1995): Methoden suchungen in der Mortizburger Kuppenlandschaft/ der Feldornithologie: Bestandserfassung in der Praxis. Sachsen. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 9: 317-357. Radebeul. HECKENROTH , H., & V. L ASKE (1997): Atlas der Brutvögel BUND DIEPHOLZER MOORNIEDERUNG (2011): Projekt zur Förde - Niedersachsens 1981-1995. Nat.schutz Landsch.pfl. rung des Ortolans und weiterer seltener und gefähr - Niedersachs. 37. deter Vogelarten der Feldflur, Endbericht 2011. Un - IKEMEIER , D., & B. VON BÜLOW (1995): Zum Rückgang der veröff. Gutachten i. A. des Landkreisses Nienburg/ Ortolan-Population ( Emberiza hortulana , L. 1758) am 266 TECKER : Der Ortolan in der Kuppendorfer Börde und im Raum Barenburg

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