Konzert "Musikalische Verführung
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MUSIKALISCHE VERFÜHRUNG Frühling in Salzburg BLÄSERPHILHARMONIE MOZARTEUM SALZBURG Dirigent Hansjörg Angerer Sassaya Chavalit Sopran Nutthaporn Thammathi Tenor Santiago Sánchez Tenor Samstag, 23. April 2016 19.30 Uhr Großer Saal Stiftung Mozarteum Schwarzstraße 28 Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg Sassaya Chavalit, Sopran Nutthaporn Thammathi, Tenor Santiago Sánchez, Tenor Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor (Leitung: Wolfgang Götz) Dirigent: Hansjörg Angerer wünscht Ihnen gute Unterhaltung beim Konzert „Musikalische Verführung - Frühling in Salzburg“ Programm Wolfgang A. Mozart Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ Malcolm Arnold English Dance, op. 27 (1756-1791) (1921-2006) Allegro risoluto, Andantino English Dance, op. 33 Giubiloso Giacomo Puccini „Nessun dorma“ aus „Turandot“ (1858-1924) Harry James „Trumpet Blues and Cantabile“ (1916-1983) Robert Stolz „Salome“ (1880-1975) „Hallo, du süße Klingelfee“ „O blond, ob braun, ich liebe alle Frau‘n“ Johnny Mercer „Dream“ (1909-1976) Franz Lehár „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus „Giuditta“ (1870-1948) Joe Garland „In the Mood“ (1903-1977) George Gershwin Ouvertüre zu „Girl Crazy“ (1898-1937) Sylvester Levay aus „Elisabeth“ (*1945) „Ich gehör nur mir“ „Boote in der Nacht“ Richard Rodgers aus „The Sound of Music“ „Der Schleier fällt“ (1902-1979) „The Sound of Music“ (Titelsong) „My Favorite Things“ „Do – Re – Mi“ Freddie Mercury „Bohemian Rhapsody“ (1946-1991) -- Pause -- „Nessun dorma“ aus „Turandot“ in einer Fassung für Bläsersymphonik von Andrzej Kucharski alle übrigen Werke in Fassungen für Bläsersymphonik von Albert Schwarzmann 2 3 Musikalische Verführungen Wolfgang Amadé Mozart hat zwei „Türkenopern“ hinterlassen, „Zaide“ blieb Fragment. Die zweite und vollendete gehört zum eisernen Repertoire des Musiktheaters: „Die Entführung aus dem Serail“, uraufgeführt am 16. Juli 1782 in Wien als einziges dauerhaft erfolgreiches Stück des „deutschen National-Singspiels“, welches der absolut regierende Aufklärer am Kaiserthron, Joseph II., ins Leben gerufen hatte. Das „Singspiel in drei Aufzügen“ Denk ist nach Bretzners Operette „Bellmont und Constanze“ sollte das Volks-Musiktheater mit gesprochenen Zwischentexten auf ein höheres Niveau heben – ein Vorhaben, das gelungen Kunst ist und stilbildend für das musikalische Unterhaltungstheater des 19. Jahrhunderts wirkte, für das deutsche Singspiel eines Lortzing und für die Meisterwerke der klassischen Wiener Operette. Schon in der „Entführung“ stehen ein „ernstes“ und ein „komisches“ Liebespaar im eine Mittelpunkt der Handlung, dazu kommen ein ganz und gar nicht ungefährlicher Komiker LEIDENSCHAFT, dunkler Stimmlage und ein edler Vertreter der bloß sprechenden Schauspielkunst. Belmonte und Konstanze, Pedrillo und Blonde, Osmin und Bassa Selim sind Prototypen des heiteren Musiktheaters. Ohne freilich so heiter zu sein wie die meisten ihrer Nachfolger. Denn schon die Ouvertüre macht klar, wie doppelbödig dieses Singspiel ist. Zwischen den damals die gerne teilen. exotisch wirkenden, martialischen und doch tänzerischen Klängen der schwungvollen wir „Janitscharenmusik“ – der morgenländischen Mutter der abendländischen Militärmusik – steht ein nachdenklicher, schwermütiger Einschub, der von Belmontes Zittern und Zagen vor dem Wiedersehen mit der im Serail des Bassa gefangenen Konstanze erzählt. Der recht sentimentale und bei aller Liebeslyrik ein wenig langweilige junge Edelmann kann sich nicht so sicher sein, ob die Geliebte nicht dem fremdartigen Reiz, der umfassenden Bildung und der zwischen echten Liebesgefühlen und sexuellem Machtanspruch schwankenden Männlichkeit des in seinem Serail von der Aufklärung schwärmenden Bassa mehr oder weniger freiwillig zum Opfer gefallen ist. Vielleicht sind da ja schon, wie es im blumigen Libretto heißt, die „wollustreichen Gegenstände zu reifer Wirklichkeit“ gediehen. Giacomo Puccini, dem Maestro aus Lucca, konnten selbst seine größten Kritiker eine „Jahrhundertbegabung für das Musiktheater“ nicht absprechen. Er wird auf den Opernbühnen zu den Großen gehören, solange es die Oper gibt. Oft auf den flotten Genussmenschen mit der Theaterpranke, den typisch italienischen Melomanen und Effektmusiker reduziert, war Puccini in Wirklichkeit ein skrupulös an seinen relativ wenigen Werken arbeitender, ständig von Zweifeln geplagter Künstler, der zwar gerne als Zigarren rauchender Frauenheld im Sportwagen posierte, bei näherer Betrachtung jedoch das Bildnis eines schwermütigen denk.uniqa.at Einsamen offenbart. „Hier lacht die Sonne, alles grünt, aber Finsternis in meiner Seele …“ schrieb er in der Toskana 1922, um den „Turandot“-Stoff ringend. Die Parabel von der 5 „Prinzessin des Todes“ sollte er nicht mehr vollenden; seine modernste, mit bitonalen einer Musik voll rauschhaft klingender Erotik und latenter Wehmut eher als im fragwürdigen Passagen gespickte Partitur erklang erst postum 1926 in Mailand. Aber, aller Offenheit Libretto. Um zündende melodische Einfälle war auch der alternde Lehár nicht verlegen. für die Errungenschaften Debussys, Strawinskys und Schönbergs zum Trotz lesen wir in einem der letzten Briefe: „Ohne Melodie kann keine Musik existieren“. Ohne Gefühl kann Mit zurückkehrenden Emigranten wie Stolz oder dem legendären Kiepura-Sekretär und keine Musik existieren, auch das hätte er sagen können. Prinz Kalafs Arie „Nessun dorma“ Dramaturgen Marcel Prawy, aber auch mit der USA-Armee und ihren Kultur-Departments (Keiner schlafe) bringt die Mysterien einer fernöstlichen Frühlingsnacht, die Gefühle eines hielt ab 1945 die Musik des Broadway, hielten Musical und Big-Band-Sound Einzug in siegessicheren „Latin Lovers“ und das heldische Belcanto einer strahlenden Tenorstimme Österreich. Eigentlich war es ein Wieder-Einzug, denn schon in den tollen „Zwanzigern“ derart genial auf den Punkt, dass sie sogar heute noch in den Charts landen kann. hatten Swing, Foxtrott und Tango die Tanzpaläste und Operettenbühnen Europas erobert – und bereits 1919 hatte die „Klingelfee“ Onestep getanzt. Salzburg wurde im Frühling 1945 Robert Stolz, Sohn eines Dirigenten und Wagner-Apostels an der Grazer Oper, verfügte von amerikanischen Truppen vom Naziregime befreit. Endlich konnte wieder ohne Tarnung über eine profunde klassische Ausbildung. Es gibt zwar sogar eine Oper von ihm, aber seine mit jazzigen Rhythmen gefeiert werden. An diesen historischen „Frühling in Salzburg“, diese wahre Begabung lag in der so schwer zu schreibenden „leichten Muse“. Mit Dutzenden von musikalische Horizonterweiterung erinnert der zweite Teil unseres Konzerts. Operetten und unzähligen Filmmusiken und Schlagern erfreute er das Publikum in Europa und zwischendurch im Exil in den USA, wohin er freiwillig emigriert war, obwohl seine Die Uraufführung des Musicals „Girl Crazy“ in New York machte 1930 Ginger Rogers Musiksprache dem nationalsozialistischen Regime sehr gut gefallen hätte – man denke nur zum Star. George Gershwin, in dieser Zeit schon ein „klassischer“ Komponist, hatte seinen an „Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen“ – und er noch dazu lupenreiner „Arier“ war. musikalischen Drive nicht verloren und nahm mehr Einfluss auf das Orchester, als es am Aber er dirigierte lieber am Broadway Eigenes, Johann Strauss und Franz Lehár, als sich Broadway üblich war. Auf ein Orchester, in dem Benny Goodman die erste Klarinette spielte, als großer deutscher Meister der Filmmusik feiern zu lassen. Gleich nach dem Krieg kehrte ein gewisser Glenn Miller Posaune, Jimmy Dorsey Saxophon und Gene Krupa Schlagzeug. er in seine geliebte Heimat zurück, schrieb serienweise Musik für die legendäre Eisrevue Die turbulente Geschichte um einen Entertainer, der eine Farm erbt und mit Hilfe der und noch bis in die späten 60er-Jahre Operetten. Daneben war er eine Autorität, was die Frau seines Lebens – dem „Girl Crazy“ – daraus eine Art Las Vegas macht, folgt noch dem Interpretation der klassischen Wiener Unterhaltungsmusik betraf. Aus dem Jahr 1919 stammt alten Operettenschema – das Liebespaar kommt im Finale nach mancherlei Irrungen und der „orientalische Foxtrott“ von der verlockend-gefährlichen „Blume des Morgenlands“, der Wirrungen glücklich zusammen. Im pointierten Text von Gershwins Bruder Ira steckt Prinzessin Salome. Der Schlager „Salome“ von Stolz war in den 20er-Jahren populärer allerdings auch Zeitkritik am doppelbödigen Puritanismus der amerikanischen Gesellschaft. als die Oper von Richard Strauss. „Hallo, du süße Klingelfee“ stammt aus demselben Dem swingenden Melodienzauber der Partitur kann man schon in der Ouvertüre nicht Jahr und führt uns beschwingt in die Zeiten, in denen man am Telefon noch von einem entgehen. Ähnliches gilt für „The Sound of Music“ von Rodgers & Hammerstein. Dieses „Fräulein“ vom Amt weiter verbunden wurde. Der alle Frauen so musikalisch unwiderstehlich Musical über die Trapp-Familie, aus der Taufe gehoben 1959 am Broadway, wurde als Film liebte – „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n“ –, war anno 1935 der unvergessliche ein Welterfolg. Der New Yorker Richard Rodgers war ein perfekter US-Musical-Komponist, tenorale Held aus Polen, Jan Kiepura. „Ich liebe alle Frauen“, so hieß der Erfolgsfilm von Ernst der auch mit „Oklahoma“ oder „South Pacific“ die Bühnen eroberte. Er schrieb inspirierte Marischka. Drei Jahre später emigrierte auch Kiepura, Sohn eines katholischen Bäckers und Lieder und Szenen, die sich durch gekonntes harmonisches Fundament auszeichnen. Im Stück einer jüdischen Mutter, in die „Neue Welt“. Da dirigierte Franz Lehár schon Konzerte unter über die von den Nationalsozialisten vertriebene