Michiel De Ruyter in Der Ungarischen Erinnerung
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ERINNERUNGSORTE IM SPANNUNGSFELD UNTERSCHIEDLICHER GEDÄCHTNISSE: GALEERENSKLAVEREI UND 1848 Herausgegeben von Pál S. Varga – Karl Katschthaler – Miklós Takács LOCI MEMORIAE HUNGARICAE 4. HeRAUSGEGEBEN VON Gergely Tamás Fazakas, Orsolya Száraz, Miklós Takács és Pál S. Varga Erinnerungsorte im Spannungsfeld unterschiedlicher Gedächtnisse: Galeerensklaverei und 1848 Herausgegeben von Pál S. Varga – Karl Katschthaler – Miklós Takács Debreceni Egyetemi Kiadó Debrecen University Press 2016 Dieser Band wurde durch die Forschungsgruppe für ungarische Erinnerungsorte, die an der Universität Debrecen am Institut für ungarische Literatur- und Kulturwissenschaft tätig ist, im Rahmen der Ausschreibung K 112335 des Ungarischen Wissenschaftlichen Forschungsfonds (OTKA) gefördert. Der Druck wurde vom ungarischen Nationalen Kulturfonds (Nemzeti Kulturális Alap) und der Gedenkkommission Reformation gefördert. Lektoriert von István Bitskey, Eszter Pabis und Peter Stachel Das Namenregister wurde von Evelin Farkas zusammengestellt. Auf dem Umschlag sind Fotos von dem Denkmal der Galeerensklaven (1895, Gedenkgarten, Debrecen) und dem Denkmal von József Nagysándor abgebildet. ISSN 2064-549X ISBN 978-963-318-617-6 © Debreceni Egyetemi Kiadó Debrecen University Press, beleértve az egyetemi hálózaton belüli elektronikus terjesztés jogát is Kiadta a Debreceni Egyetemi Kiadó Debrecen University Press www. dupress.hu Felelős kiadó: Karácsony Gyöngyi Műszaki szerkesztő: M. Szabó Monika Készült a Debreceni Egyetem sokszorosítóüzemében, 2016-ban Inhalt Vorwort (Miklós Takács) ........................................................................................ 7 Teil I: Galeerensklaverei László Zsigmond Bujtás: Die ungarischen Galeerensklaven-Prediger als Erinnerungsort in der Niederlande im 17–18. Jahrhundert ............................ 11 Gábor Pusztai: Michiel de Ruyter in der ungarischen Erinnerung ...................... 44 Márta Zsuzsanna Pintér: Theatrum Eperjesiensis. Das Schultheater in Preschau und die Darstellung der Galeerensklaven auf der Bühne ................................. 58 Eva Kowalská: Exulanten und Galeerensklaven in den Dokumenten und als Erinnerungsort der slowakischen Lutheraner ...................................... 76 Dávid Csorba: Die Rezeption des Martyriums der ungarischen calvinistischen Galeerensklaven ...................................................................... 91 Gergely Tamás Fazakas: Die Erinnerung an die protestantischen Galeerensträflinge des 17. Jahrhunderts nach dem Freiheitskampf 1848/1849 in Debrecen ................................................................................. 104 Teil II: 1848 Pál S. Varga: „Die Menschensaaten wurden zu nichte“ – ZumVerhältnis von individuellen und kollektiven Erfahrungen in der ungarischen Lyrik nach dem Freiheitskampf 1848/49 ................................................................. 131 Péter Bényei: Kollektives Trauma, kommunikatives Gedächtnis: 1848/49 als Erinnerungsort im Novellenzyklus von Mór Jókai (Schlachtenbilder und Scenen aus Ungarns Revolution 1848 und 1849) ........ 139 Orsolya Manhercz: Das Gedächtnis von 1848–1849 im Spiegel der Kaiserreise von 1852 ................................................................................ 161 Kálmán Kovács: Ban Joseph Jellačić von Bužim als „treuer Diener“ der Stephanskrone. Das reichspatriotische Festspiel Croatiens Jubel von Jellačić ........................................................................................... 174 Wolfgang Häusler: Wien und Ungarn 1848/49 – Denkmäler und Stätten revolutionärer Erinnerung ............................................................................. 193 AutorInnen ........................................................................................................... 240 Namensregister ..................................................................................................... 241 5 Vorwort er vorliegende vierte Band der Reihe Loci Memoriae Hungaricae enthält die Beiträge der Sektion Erinnerungsorte im Spannungsfeld unterschiedlicher Gedächt- nisse: Galeerensklaverei und 1848 des Debrecen University Symposium. Die sechs DKonferenzvorträge wurden durch fünf weitere Beiträge ergänzt, die der Zielsetzung der Ausschreibung entsprechend die ausgewählten Erinnerungsorte (Galeerensklaverei und 1848) hinsichtlich der Dialogizität des Gedächtnisses unter die Lupe nehmen. Der erste Teil widmet sich dementsprechend der Geschichte der protestantischen Galeerensklaverei im 17. Jahrhundert, die bis ins Zeitalter der Reformation am Anfang des 16. Jahrhunderts zurückreicht und aus der Perspektive unterschiedlicher Nationen und Konfessionen beleuchtet wird. Die Beiträge über das 17–19. Jahrhundert fokussie- ren jeweils in einem internationalen Kontext auf die Galeerensklaverei und das Gedächt- nis Michiel de Ruyters aus ungarischer Sicht (Gábor Pusztai Gábor, Márta Zsuzsanna Pintér, Eva Kowalska, Dávid Csorba) und aus niederländischer Perspektive (László Zsig- mond Bujtás). Der Aufsatz von Gergely Tamás Fazakas verbindet die ersten beiden the- matischen Einheiten durch die Untersuchung der Auswirkungen des Gedächtnisses der Galeerensklaverei und der katholisch-protestantischen Beziehungen auf die Beurteilung von 1848–49 zwischen der Bach-Ära und dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Beiträge im zweiten Teil des Bandes gehen der Frage nach, wie die protestantische Geschichtsdeutung in dem Gedächtnis von 1848–49 weiterlebt bzw., beispielsweise bei katholischen Autoren, in den Hintergrund gedrängt wurde. Pál S. Varga und Péter Bé- nyei interpretieren die Niederschlagung des Freiheitskampfes als kollektives Trauma und untersuchen dessen Artikulationsmöglichkeiten in literarischen Texten unterschiedlicher Gattungen. Bényei kommt anhand des Novellenzyklus Schlachtenbilder und Szenen von Jókai zu dem Schluss, dass viele christlich geprägte Gattungen, unter anderen Psalmen und deren Paraphrasen bzw. die Vorgängertexte der protestantischen Jeremiaden, den traumatisch blockierten Emotionen zur Artikulation verhelfen. Laut Orsolya Manhercz waren nach dem Freiheitskampf beide Länder und sogar Kaiser Franz Josef traumatisiert. Demzufolge führte sein zweiwöchiger Ungarnbesuch im Jahr 1852 im Gegensatz zu seiner ursprünglichen Absicht zu keinerlei Konsolidierung der Situation, sondern hielt vielmehr das Bewusstsein von Verlusten wach. In Manhercz’ Beitrag wird die Relevanz des Gegengedächtnisses betont, das in den letzen zwei Aufsätzen eine ebenfalls entschei- 7 dende Rolle spielt. Kálmán Kovács veröffentlicht und kommentiert ein Festspiel des kroatischen „Urfeindes” Jelačić aus dem Jahr 1825 und erkennt dabei, dass einer der größten Gegner des Freiheitskampfes früher ausgesprochen ungarnfreundlich eingestellt war. Wolfgang Häusler behandelt Formen und Wandlungen der Erinnerung an den ungarischen Freiheitskampf und die Revolution 1848–49 in Österreich und auf dem Gebiet der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit besonderer Berück- sichtigung der Funktion von Denkmälern und Kirchen in ausgewählten Regionen. Der vorliegende Band versteht sich als Fortsetzung einer Tradition und auch als Ein- führung zu den geplanten zwei folgenden Bänden. Wie schon teilweise im Fall des ersten Bandes (The Theoretical Foundations of Hungarian ‚lieux de mémoire‘ Studies / Theoretische Grundlagen der Erforschung ungarischer Erinnerungsorte) erscheinen die Forschungsergeb- nisse einer internationalen Zusammenarbeit auch diesmal auf Deutsch. Der fünfte Band wird zwar auf Ungarisch erscheinen, ist aber auch „dialogisch” konzipiert, da er das Gedächtnis der Niederlande in Ungarn behandelt. Der sechste Band (The (Web)Sites of Memory: Cultural Heritage in the Digital Age) soll auf Englisch erscheinen – ein Hinweis dafür, dass der Dialog zwischen Kulturen nicht nur durch eine Themenwahl zu initiieren ist, sondern auch auf eine gemeinsame Sprache angewiesen ist. Debrecen, den 14. Oktober 2016. Miklós Takács 8 TEIL I: GALEERENSKLAVEREI László Zsigmond Bujtás Die ungarischen Galeerensklaven- Prediger als Erinnerungsort in den Niederlanden im 17–18. Jahrhundert* m April 1674 verurteilte der aus katholischen Prälaten und Laien zusammengesetzte außerordentliche Gerichtshof, das sogenannte Blutgericht zu Preßburg (Bratislava, Slowakei), zahlreiche ungarische, reformierte und lutherische Prediger und Schulleh- Irer unter anderem wegen vermeintlicher Verschwörung gegen die römisch-katholische Kirche und die Person des Kaisers zum Tode und Vermögenseinziehung. Leopold I. modifizierte das Urteil und verordnete, dass die Prediger und die Schullehrer vor die Wahl gestellt werden, entweder Ungarn zu verlassen oder auf ihre Ämter für immer zu verzichten. Viele Personen entschlossen sich, das Land zu verlassen und einige traten zum katholischen Glauben über. Die Übriggebliebenen wurden in verschiedene Gefängnisse Ungarns gebracht, damit sie durch Folterungen gezwungen werden, das Land zu verlassen. Diejenigen, die unbeugsam blieben, wurden im Mai 1675 nach Neapel befördert, wo sie als Sklaven auf spanische Galeeren verkauft wurden. Andere wurden über Triest ins Gefängnis von Buccari (Bakar, Kroatien) gebracht. Die Prediger und die Schullehrer wurden am 11 Februar 1676 durch Admiral Michiel de Ruyter (1607–1676) aus ihrer Gefangenschaft befreit.1 Nachdem sie ungefähr einen Monat auf niederländischen Schiffen verbracht hatten, wurden sie auf einem englischen Schiff nachV enedig gebracht, von wo sie in die Schweiz gingen und in Zürich aufge- nommen wurden. Die meisten blieben in der Stadt, aber sie sendeten