Kino Wie Noch Nie: Hollywood 1952–1956
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Kino wie noch nie: Hollywood 195 2–1956 e T A K e M S S I K n o v g n u s s a F - D 3 e i d r ü f e o i t o n f e b h r c e o W n e i »Kino wie noch nie« ist ein beliebter Slogan, mit dem und Todd-AO konfrontiert, die das Kinoerlebnis verän - w o die Traumfabrik seit jeher wirbt: Alles soll größer, schö - derten. Selbst die Kritiker blickten nicht mehr durch: In n i ner, bunter, lauter werden, die eskapistischen Illusionen den zeitgenössischen deutschen Filmzeitschriften wur - K der Traumfabrik Hollywood wollen den Zuschauer über - den prompt alle Filme, die eines der neuen Formate 65 wältigen. Filmgeschichte ist auch eine Geschichte tech - aufwiesen, als 3D-Filme ausgewiesen. Filme auf ge - nischer Innovationen, die Wettbewerbern zumindest krümmter Leinwand wurden selbst in Hollywood als zeitweise einen Vorteil bringen können. So dauerte es »3D ohne Brille« beworben. viele Jahre, bis Normen für das Filmformat 35mm-Film Als am 30. September 1952 THIS IS CINERAMA im um - verbindlich definiert wurden, bis sich das Lichttonver - gebauten New York Broadway Theatre anlief, schrieb fahren durchsetzte, bis die Charakteristika der verschie - die New York Post auf ihrer Titelseite, ein neues Zeital - denen Farbsysteme durch das digitale Kino eliminiert ter des Films sei eingeläutet worden. Die Vorführung wurden. Die Filmreihe »Kino wie noch nie« konzentriert eines Films auf einer riesigen gekrümmten Leinwand, sich auf eine Phase des Hollywood-Kinos, in der im die fast das gesamte Blickfeld abdeckte, war so über - Kampf gegen die Konkurrenz des aufkommenden Fern - wältigend, dass das Publikum die deutlich sichtbaren sehens alle Register gezogen wurden, das Kinoerlebnis Nahtstellen zwischen den von drei Projektoren nebenei - zu intensivieren, es »bigger than life« zu machen. Zwi - nander projizierten Bildern und eine Pause bei jeder schen 1952 und 1956 sah sich das Publikum mit Filmvorführung hinnahm, die für den Rollenwechsel neuen Begriffen wie Cinerama, 3D, Vierkanalton, Cine - notwendig war. Die enormen Investitionskosten für die maScope, VistaVision, SuperScope, CinemaScope55 Herstellung und Vorführung des Films THIS IS CINE - Systeme zu entwickeln. Schließlich war die Technik für jedes herkömmliche Kino mit im Vergleich zum Cinerama modera - ten Kosten adaptierbar. Im April 1953 brachte Warner Brothers den ersten gro - ßen 3D-Studiofilm HOUSE OF WAX he - raus. Der Raumeffekt des Bildes wurde vom Raumeffekt des Tons untermalt. Drei der vier Magnettonspuren liefen auf einem separat mit den beiden Projekto - ren verkoppelten Bandplayer. Da die bei - den 35mm-Projektoren, mit denen die Kinos standardmäßig für den Überblend - betrieb ausgerüstet waren, bei 3D-Pro - jektionen gleichzeitig im Einsatz waren, gab es wie beim Cinerama in der Mitte jedes Films eine Pause zum Rollenwech - sel. Der große Erfolg von HOUSE OF WAX wurde von keinem der nachfolgenden 3D-Filme wieder erreicht. Schon im Sommer 1953 häuften sich die Berichte über Pannen bei der Vorführung, Kopf - schmerzen bei den Besuchern und eine grundsätzliche Ablehnung der Brillen. Neue Titel wurden daraufhin nicht mehr exklusiv in 3D herausgebracht, sondern liefen parallel auch in 2D-Kopien. Je mehr die Filmemacher lernten, 3D in e ihren Filmen dramaturgisch sinnvoll ein - i n zusetzen und auf billige Pop-out-Effekte h c RAMA, die fünf Personen im Vorführraum für die Steue - zu verzichten, umso häufiger wurde die Frage gestellt, o n rung der drei synchron laufenden Projektoren mit warum man 3D überhaupt brauche. e i w einem zusätzlichen Bandplayer für den 6-Kanal-Mag - Auch die 20th Century Fox produzierte zwei der insge - o n netton benötigte, waren schnell amortisiert, der Film samt 49 3D-Spielfilme, die zwischen Frühjahr 1953 i K lief zwei Jahre lang vor ausverkauftem Haus im Broad - und Frühjahr 1954 gedreht wurden: INFERNO und 66 way Theatre. Bis 1954 wurden ein Dutzend weiterer MURDER IN THE RUE MORGUE. Parallel ent wickelte sie Kinos für Cinerama umgebaut, ab 1960 entstanden die aber ein System, das 3D ablösen sollte: CinemaScope. ersten Cinerama-Kinos, die auf die Spezifikationen des Ein CinemaScope-Film konnte wie jeder andere 35mm- Systems hin eigens gebaut wurden. Dennoch: Cine - Film über die normale Projektionsanlage ohne Pause rama kam über das »Kino der Attraktionen« kaum hi - vorgeführt werden. Durch eine anamorphotische Ver - naus, es bot in den 1950er Jahren ausschließlich Bil - zerrung wurde das Bild bei der Aufnahme gestaucht der von den Schönheiten der Welt und Achterbahnfahr - und in der Projektion auf nahezu doppelte Breite ent - ten oder noch nie gesehene Flugaufnahmen. zerrt sowie auf eine gekrümmte Leinwand geworfen. Am 26. November 1952 lud Radio-Showman Arch Obo - Durch die Verkleinerung der Perforationslöcher fanden ler in das Paramount Theater in Hollywood zur Präsen - auf dem Filmstreifen vier Magnettonspuren Platz, so tation seines Safari-Films BWANA DEVIL ein, des ers - dass kein separater Bandplayer für Mehrkanalton ge - ten amerikanischen Spielfilms in 3D. Die Bilder vom braucht wurde. Als erster CinemaScope-Film mit dem Premierenpublikum mit 3D-Brillen gingen um die Welt. Seitenverhältnis von 1:2,55 wurde das biblische Spek - Obwohl BWANA DEVIL beileibe kein Meilenstein der takel THE ROBE am 16. September 1953 im Roxy Thea - Filmkunst war, veranlasste der enorme Erfolg der Billig - tre in New York präsentiert, sechs Wochen später, am produktion alle Major-Studios, umgehend eigene 3D- 4. November 1953, folgte mit der Komödie HOW TO MARRY A MILLIONAIRE der nächste Blockbuster. Rasch auf 2K, 4K und 8K hochgetrieben. Als konsequenteste stellten die anderen Studios schon vor der Premiere Umsetzung der Idee, den Zuschauer zu überwältigen von THE ROBE ihre Produktionen vom bis dahin ge - und in neue Welten eintauchen zu lassen, wird momen - bräuchlichen Normalfilmformat 1:1,33 auf Breitwand tan Virtual Reality angepriesen. Dank eines mit dem um, wobei unterschiedliche Seitenverhältnisse genutzt Computer verbundenen Sehgeräts, das wie eine Brille wurden: 1:1,5, 1:1,66, 1:1,75, 1:1,85, 1:2. Beim Sys - aufgesetzt wird und das Blickfeld vollständig abdeckt, tem SuperScope, das am 25. Dezember 1954 im Film kann sich der Nutzer in einer simulierten Welt frei be - VERA CRUZ zum ersten Mal Verwendung fand, wurde wegen und alle Blickrichtungen selber bestimmen. Was der Bildstreifen aus dem Normalformat negativ anamor - für Pilotenschulungen, militärische Drohnensteuerun - photisch gestaucht auf einen Positivfilm kopiert. gen, Architekturplanungen und medizinische Operatio - Aufgrund der nur partiellen Ausnutzung des Bildkaders nen bereits genutzt wird, hat mit Kino nur noch wenig im Negativfilm und der anamorphotischen Stauchung zu tun: Der Nutzer verfolgt nicht mehr mit anderen Zu - und Entstauchung durch entsprechende Optiken litt die schauern gemeinsam eine vorgegebene Geschichte, Bildqualität. Diese zu verbessern versuchten Systeme, sondern macht seine eigenen Erfahrungen. die auf eine bessere Auflösung des Negativbildes setz - Die Digitalisierung von klassischen Filmen erlaubt es ten. Paramount nutzte für das VistaVision-Negativbild heute, die verschiedenen Tonsysteme, Bildformate und zwei Kader eines horizontal laufenden 35mm-Films, ko - Farbverfahren authentischer wiederzugeben als es auf - pierte das Bild für die Kinoprojektion allerdings auf her - grund ausgeblichener Filmkopien, veränderter Lein - kömmliche, vertikal laufende 35mm-Positive herunter. wände, Ton- und Projektionsanlagen dem analogen Dennoch wirkte es deutlich feinkörniger und schärfer. Kino in den letzten Jahrzehnten möglich war. Die Reihe Michael Todd, der Cinerama mitentwickelt hatte, und des Filmmuseums lädt ein zu Wiederbegegnungen mit die American Optical Company gingen einen Schritt digital rekonstruierten Klassikern, von denen jahrzehn - weiter: Sie brachten das System Todd-AO auf den telang nur verstümmelte, beschnittene und oft schlecht Markt, das einen 65mm-Negativfilm nutzte, das Bild kopierte Fassungen zu sehen waren. Doch während zusammen mit sechs Magnettonspuren auf einem sich der Look der Filme mehr oder weniger gut simulie - 70mm-Positivfilm unterbrachte und die Bildfrequenz ren lässt, ist dies in Bezug auf die Vorführsituation von 24 Bildern auf 30 Bilder pro Sekunde erhöhte. Der heute nicht mehr möglich: Filmpaläste mit luxuriösem erste in diesem Format gedrehte Film war das Musical Ambiente, gekrümmter Großleinwand und mehr als OKLAHOMA!, das am 11. Oktober 1955 seine glanz - 1000 Plätzen, in denen die Filme dieser Reihe ihre Pre - e i n volle Premiere im New Yorker Rivoli Theatre feierte. Für mieren feierten, gehören schon lange der Vergangen - h die Vorführung von 70mm-Filmen, die später wieder heit an. Stefan Drößler c o n auf die herkömmliche Bildfrequenz zurückgingen, e i mussten Kinos spezielle Projektoren und Tonanlagen Cinerama Adventure | USA 2002 | R+B: David Stroh - w o anschaffen. Diese hohen Investitionen leisteten sich maier | K: Gerald Saldo | M: William Stromberg, John n i mehr Kinos als das aufwändige Cinerama-System, so Morgan | Mit Debbie Reynolds, Carroll Baker, Eli Wal - K dass sich 70mm langfristig als Spezialformat durch - lach, Russ Tamblyn, Lowell Thomas Jr., Mike Todd Jr., 67 setzte. Filme in anderen Systemen wie das von der Leonard Maltin, Joe Dante, Kevin Brownlow, John Bel - 20th Century Fox entwickelte CinemaScope55 oder die ton | 93 min | OmU | Der spannende und unterhaltsame beiden einzigen 1962 im dreistreifigen Cinerama-For - Dokumentarfilm erzählt, wie ausgehend von Flug simu - mat in Koproduktion mit MGM gedrehten Spielfilme