Zeitschrift der Begrüßungsrede des Kommandeurs zum Festakt Seite 9 Führungsakademie Generalmajor Wolf-Dieter Löser Kommandeur FüAkBw der Literaturempfehlungen Seite 12 Impressum Seite 12

Gneisenaus „Tafelrunde“, Josef Schneider, Mainz 1815 Nr. 8 September 2007 Inhaltsverzeichnis

Vorwort Seite 2 Generalmajor Wolf-Dieter Löser Kommandeur FüAkBw

50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr Seite 2 SG Benny Uhder FüAkBw Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Festrede zum Festakt am 14.09.2007 Seite 4 Bundespräsident Horst Köhler September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 2

Vorwort Thema Generalmajor Wolf-Dieter Löser SG Benny Uhder FüAkBW Presse und Öffentlichkeitsarbeit Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der A- 50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr kademie, 50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr – ein stolzes und auch für mich I Veranstaltungen im Jubiläumsjahr persönlich bedeutsames Jubiläum. 50 Jahre bildet die Führungsakademie den Der Festakt „50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr“ mit Bun- Führungsnachwuchs der deutschen Streitkräfte aus - bildet ihn umfassend despräsident Dr. Horst Köhler war der Höhepunkt in einer Reihe von aus, nicht nur im militärischen Handwerk, sondern auch im Sinne einer über- greifenden Bildung – mit Blick „über den Tellerrand“, denn das ist es, was un- Jubiläumsveranstaltungen. Den Auftakt bildete im Mai das zweitägige sere Führer in schnell wechselnden Szenarien benötigen, um erfolgreich zu Baudissin-Symposium aus Anlass des 100. Geburtstags Generalleut- handeln. Dabei hat sich die Ausbildung immer wieder den sich verändernden nant Wolf Graf von Baudissins. Das Symposium mit Vertretern aus Rahmenbedingungen und Erfordernissen angepasst. Wissenschaft und Militär, befasste sich mit dem Erbe des Vordenkers Ein halbes - wie man uns sagt erfolgreiches - Jahrhundert Führungsakademie der Inneren Führung. Ebenfalls im Mai 2007 lud die Hamburgische der Bundeswehr war für uns Anlass genug, in einer Reihe von Veranstaltun- Bürgerschaft die Akademie in das Hamburger Rathaus. Am Vorabend gen diesen Geburtstag zu begehen, beginnend mit dem Symposium „Baudis- des Festaktes wurde die Ausstellung „Orte des strategischen Denkens sin für das 21. Jahrhundert“ im Mai - zuletzt mit einem Festakt am 14.09.07 in – Fünf europäische Militärakademien im Fokus künstlerischer Fotogra- der Clausewitz-Kaserne, zu dem uns auch der Bundespräsident die Ehre gab. fie“ eröffnet. Eine Rückschau. In den vorliegenden Reflexionen wollen wir einen kurzen Einblick in die Feier- lichkeiten geben und freuen uns, die Rede des Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler zum Festakt wiedergeben zu dürfen. II Festakt mit Bundespräsidenten Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. „Ich gratuliere der Führungsakademie der Bundeswehr von Herzen zu ihrem stattlichen Jubiläum.“, sagte Bundespräsident Dr. Horst Köhler am 14. September beim Festakt zum 50jährigen Bestehen der Akade- mie in Hamburg. Als „unverzichtbar“ bezeichnete der Präsident die Ausbildung von Eliten in Deutschland, für die er die Führungsakademie als Vorbild nannte. In seiner Rede vor rund 300 Gästen aus dem In- und Ausland lobte der Bundespräsident die Ausbildung an der höchsten militärischen Ausbil- dungsstätte der deutschen Streitkräfte. Die Führungsakademie sei auch dank der allgemeinen Wehrpflicht „dem Ideal der Bestenauslese bei- spielhaft nahe“. Das militärische Führungspersonal benötige mehr als Wolf-Dieter Löser, Generalmajor rein militärisches Können. Es „braucht eine breite Allgemeinbildung, fundierte politische Kenntnisse und wissenschaftlichen Geist“. „Ihre Leistung überzeugt.“, sagte Köhler. Die Führungsakademie hat sich das Ziel gesetzt, nationalem und internationalem Führungspersonal militäri- sche Expertise und wissenschaftliche Bildung zu vermitteln. In Hinblick September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 3 auf die Ausbildung von Offizieren aus anderen Nationen bescheinigte zung mit der Friedensbewegung als Reaktion auf den Nato- der Bundespräsident der Akademie ein gutes Renommee: „Demnächst Doppelbeschluss Anfang der achtziger Jahre oder der Öffnung der Füh- werden es mehr als 1400 ausländische Gäste sein, die hier einen Lehr- rungsakademie durch sicherheitspolitische Seminare für Kirchen, Ge- gang absolviert haben; und viele haben danach in ihren Heimatländern werkschaften, Parteien und Medien. Ein Meilenstein in der Geschichte militärische und nichtmilitärische Spitzenpositionen übernommen“. Dies wäre auch die Einrichtung eines internationalen Generalstabs-/ Admi- zeige, „welch exzellenten Ruf die „FüAk“ weltweit genießt“, sagte der ralstabsdienstlehrganges gewesen. Offiziere aus nahezu allen Erdteilen Bundespräsident. kommen seitdem zur Ausbildung an die Elbe. Das Verhältnis der Bun- deswehr zur Stadt sei seit jeher durch „gute Beziehungen“ gekenn- zeichnet gewesen, fasste Röder zusammen. Als Zeichen der Werst- III Geschenk an die Akademie schätzung überreichte der Präsident in Vertretung des Hamburger Se- Ein Geburtstagsgeschenk hatte die Tochter des ersten Generalinspek- nats der Führungsakademie ein Fahnenband im Rot-Weiß der Hanse- teurs, Ada Guntrum-Heusinger, der Führungsakademie mitgebracht. stadt. Das Band mit der Aufschrift „50 Jahre Führungsakademie der Sie stiftete eine Büste ihres Vaters, General Adolf Heusinger. Er war Bundeswehr“ wird künftig die Truppenfahne der Akademie zieren. Fah- einer der Gründungsväter der Führungsakademie und Stifter des Heu- nenbänder, wie das der Hansestadt, werden für besondere Einsätze singer-Preises, mit dem der beste Absolvent des nationalen Lehrgangs oder Verdienste vom Bundespräsidenten und den höchsten Repräsen- Generalstabs-/Admiralstabsdienst jährlich ausgezeichnet wird. Unter tanten der Bundesländer verliehen. den Gästen aus dem In- und Ausland waren auch der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, der Wehrbeauftragte des Deut- V „Innere Führung aktueller denn je“ schen Bundestages, Reinhold Robbe, der Generalinspekteur der Bun- deswehr, General Wolfgang Schneiderhan, und die Inspekteure der Den Auftakt der Feierlichkeiten ihres 50jährigen Jubiläums beging die Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche der Bundeswehr sowie Akademie am 8. Mai mit einem Symposium aus Anlass des 100. Ge- Kommandeure befreundeter europäischer Militärakademien. burtstages Wolf Graf von Baudissins. Mit einer Festre- de würdigte der Generalinspekteur der Bundeswehr das Vermächtnis des Mitbegründers der Inneren Führung. IV Empfang der Hamburgischen Bürgerschaft Mehr als 200 Gäste, darunter hochrangige Vertreter aus Politik, Diplo- Ebenfalls mit einem Festakt im Rathaus würdigte die Hamburgische matie und Bundeswehr, kamen zu der Veranstaltung. Im Mittelpunkt Bürgerschaft am 15. Mai, dem Gründungstag der Führungsakademie des Konzepts der Inneren Führung steht der Staatsbürger in Uniform. der Bundeswehr, das Jubiläum der Akademie. Zu dem Empfang, gege- „Der Soldat sollte auch im Dienst jene Rechte erleben, die er verteidi- ben durch den Präsidenten der Bürgerschaft Berndt Röder, kamen gen soll“, charakterisierte General Wolfgang Schneiderhan einen As- mehr als 400 Gäste, vorwiegend Akademieangehörige. pekt des Leitbildes. Es sei entscheidend für den Wiederaufbau der deutschen Streitkräfte gewesen, da diese im Zweiten Weltkrieg eine vernichtende moralische Niederlage erlitten und zu einer Ablehnung al- Bürgerschaftspräsident Röder hielt die Eröffnungsrede. 50 Jahre seien, les Militärischen in der Nachkriegszeit geführt hätten. Erst die „morali- wie in einem Menschenleben, nicht nur ein Grund zu feiern, sondern sche Erneuerung“ der Streitkräfte, wie auch ihre „politisch unumkehrba- auch um Rückschau zu halten. Er erinnerte an die Anfänge der Füh- re“ Unterstellung unter dem Primat der Politik hätte das Tor für einen rungsakademie mit ihrer ersten Garnison in Bad Ems und den nicht ein- Neuaufbau geöffnet, erläuterte der Generalinspekteur. Aus diesen de- fachen Standortwechsel nach Hamburg. Während des Kalten Krieges, mokratischen Militärreformen sei ein Leitbild entstanden, das bis heute lobte der Präsident, habe die Führungsakademie „auf wachsende An- seine Gültigkeit nicht verloren hat. „Die Innere Führung ist heute aktuel- forderungen immer flexibel reagiert“. Sei es bei der Auseinanderset- September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 4 ler denn je“, sagte Schneiderhan und führte aus: „ Sie hilft uns, auf grundlegende Veränderungen zu reagieren, ohne den Boden unter den Thema Füßen zu verlieren.“ Rede von Bundespräsident Horst Köhler beim Fest- akt aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der VI Vernissage „Orte strategischen Denkens“ Führungsakademie der Bundeswehr am 14. Sep- Am 13. September eröffnete Akademiekommandeur Generalmajor tember 2007 in Hamburg Wolf-Dieter Löser die Ausstellung „Orte des strategischen Denkens“ in der Clausewitz-Kaserne. Die Ausstellung zeigt fünf europäische Militär- Es gilt das gesprochene Wort - akademien im Fokus künstlerischer Fotografie. Die Ausstellung der Hamburger Künstlerin Britta Hentrich setzt sich aus Sehr verehrte Damen, 50 ungewöhnlichen und unmanipulierten Fotomotiven zusammen. Sie meine Herren, zeichnen ein nicht alltägliches Bild der Militärakademien Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Spaniens und Deutschlands. Die Exponate sind Ergebnisse der kreativen Auseinandersetzung mit gängigen Sicht- I weisen und typischen Wahrnehmungsmechanismen. Sie vermitteln ei- es ist mir und meiner Frau eine Freude, heute in Ihrer Mitte zu sein. Ich gratu- nen besonderen Blick auf die fünf Ausbildungsorte, die sich gemeinsam liere der Führungsakademie der Bundeswehr von Herzen zu ihrem stattlichen der Sicherheit und dem Frieden Europas und der Welt verschrieben Jubiläum. Die Gründungsgedanken der Führungsakademie und ihre Leistun- haben. gen überzeugen. Sie hat sich vorzüglich bewährt. Ihr Beitrag bleibt unverzicht- bar. Das Fotoprojekt wurde in Kooperation mit der Führungsakademie der Bundeswehr (Hamburg), dem Collège Interarmées de Defense (Paris), Mir ist auch das Motto der Führungsakademie sympathisch: Mens agitat mo- der Defence Academy of the United Kingdom (Shrivenham), dem lem – Der Geist bewegt die Materie. Telekinetische Stärke – die wünschte ich mir und allen, die in Deutschland Verantwortung haben. Bewegungsbedürftige Centro Superior de Estudios de la Defensa Nacional (Madrid) und dem Trägheit gibt es genug. Centro Alti Studi per la Difesa (Rom) realisiert. II Geistiges Fundament der Führungsakademie waren und sind erstens das Be- kenntnis zur systematischen Bestenauslese, das heißt also: zur Elite, und zweitens die Überzeugung: Militärische Führungskunst setzt mehr voraus als grundsolides militärisches Handwerk: Sie verlangt eine möglichst breite Bil- dung und wissenschaftliche Schulung. Systematische Bestenauslese bei Chancengleichheit – davon sind wir in den meisten anderen Lebensbereichen leider weit entfernt. Im öffentlichen Dienst fallen mir als Pendant zur Führungsakademie allenfalls der Eingangstest und die Attachéausbildung des Auswärtigen Amtes ein, doch sie stehen am Beginn der beruflichen Laufbahn. In den anderen Bereichen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gibt es wohl nichts, was der generalstabsmäßigen Offizierauslese der Bundeswehr an die Seite gestellt werden kann. Im Gegenteil: Nicht wenige September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 5 Untersuchungen zeigen, wie sehr manche Teileliten sich – ob gewollt oder zier braucht mehr als rein militärisches Können. Er braucht eine breite Allge- nicht – selber reproduzieren, mit anderen Worten: sich abschließen gegen leis- meinbildung, fundierte politische Kenntnisse und wissenschaftlichen Geist. tungsstarke Talente von außen. Diese Überzeugung ist mindestens 200 Jahre alt, und mindestens ebenso lan- Die Bundesrepublik hat sich lange schwergetan mit der Vorstellung, Talent, ge wird ihr widersprochen. Es gibt eben immer hart gesottene Troupiers, die Leistung und Führungsbereitschaft systematisch ausfindig zu machen und zu können sich gebildete und politisch kundige Offiziere nur als „gedankenschwer fördern. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten alles in allem die und tatenarm“ vorstellen. Den faktischen Gegenbeweis haben schon die preu- deutschen Eliten auf furchtbare Weise versagt – da geriet dann jeder Versuch ßischen Heeresreformer persönlich geführt: Bei Groß Görschen im Mai 1813 einer neuen Führungsauslese schnell unter politischen Verdacht. Nur hätte zum Beispiel kämpften Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz „mit dem Sä- man wohl nach 1945 besser die entgegen gesetzte Folgerung ziehen und viel bel in der Faust“ tapfer mit. Scharnhorst hat dort die Wunde empfangen, an stärker darauf hinwirken sollen, eine demokratische Leistungs- und Verantwor- der er wenig später gestorben ist. tungselite mit gemeinsamem Wertekanon zu formen. Das setzt natürlich Heutzutage wenigstens sollte auch dem letzten klar sein: Der im Sinne der Chancengleichheit schon in der Schule voraus – während bei uns bis heute Führungsakademie gebildete Offizier, der über seine Bildung eben nicht seine ein Facharbeiterkind mit gleichen Leistungen nur ein Bruchteil der Chance ei- militärische Entschlossenheit verliert, ist im Zweifel der bessere Soldat, weil er nes Akademikerkindes hat, aufs Gymnasium zu kommen, und die Talente der sich besser in der Welt orientieren kann, weil er offener für neue Eindrücke ist Kinder aus bildungsfernen Schichten und Zuwandererfamilien praktisch brach- und selbständig weiterlernt, weil sein Urteil freier, proportionierter und abge- liegen gelassen werden. Das setzt Universitäten voraus, deren Qualität in Leh- wogener ist, weil er historisches Bewusstsein und also Respekt vor fremden re, Forschung und akademischem Zusammenleben bei den Absolventen le- Kulturen hat, weil er artikulierter ist, weil er mehr Empathie aufbringt, ohne sich benslange Dankbarkeit stiftet und die Überzeugung, das Gemeinwesen habe von ihr lähmen zu lassen, und weil er unduldsamer gegen Unrecht und Ge- ihnen etwas sehr Wertvolles gegeben und erwarte nun mit Recht gerade von meinheit wird. Alle diese Qualitäten sind heute wichtiger denn je. Das hat vor den Besten einen hervorragenden Beitrag zum Gemeinwohl – wie es aktuell allem drei Gründe: um die universitäre Vermittlung solcher Gefühle und Haltungen steht, fragen Sie am besten mal Ihre Kinder. Und das setzt mehr Förderung für Hochbegab- Der erste ist so alt wie unverbraucht: Zu führen sind Bürgerinnen und Bürger in te voraus als heute, wo die Begabtenförderungswerke nur einen Bruchteil der Uniform. Das macht die Führungsaufgabe besonders anspruchsvoll und be- „high potentials“ eines jeden Jahrgangs erreichen. In allen diesen Bereichen sonders lohnend. Die Innere Führung will das Optimum an militärischer Leis- muss unglaublich viel nachgearbeitet werden, um das Humanvermögen unse- tungsfähigkeit bei einem Höchstmaß an Freiheit und Rechten des einzelnen. res Landes zu heben und um die nötige Gemeinsamkeit der Demokraten zwi- Das klang vor fünfzig Jahren revolutionär. Heute entspricht es der selbstbe- schen denen zu stiften, die nach uns kommen und Führungspositionen über- wussten Einstellung, mit der die jungen Leute zur Bundeswehr kommen. Die nehmen sollen. Diese nachholende Arbeit hat erst begonnen. jungen Soldatinnen und Soldaten wollen dienen, aber sie wollen ernst ge- nommen sein dabei. Die aufgewecktesten von ihnen – und das sind viele! – Umso heller erstrahlt vor solchem Hintergrund die Leistung der Bundeswehr haben einen untrüglichen Blick dafür, was beim militärischen Führer Fassade und ihrer Führungsakademie. Sie ist dem Ideal der Bestenauslese beispielhaft ist und was gelebtes Vorbild und selbst erarbeitete Überzeugung. Sie sind ver- nahe. Das schließt übrigens militärische Familientraditionen keineswegs aus, sierte Mediennutzer und wollen den Sinn ihrer Einsätze verstehen – worüber sondern lebt im Gegenteil auch von ihnen. Die erfolgreiche Auslese hat in den man sich nur freuen kann. Je besser ihnen Führung vermittelt wird, desto be- Führungspositionen, die die NATO zu vergeben hat, immer wieder ihren Aus- lastbarer und erfolgreicher folgen sie auch. Und wie die Mannschaften, so das druck gefunden. Und Achtung: Diese Bildung einer militärischen Elite ist so Korps der Unteroffiziere und Offiziere. Es ist ohnehin gute deutsche Tradition, eindrucksvoll auch dank der Allgemeinen Wehrpflicht gelungen – eines von jeden Dienstgrad auch zum Mitdenken auf der nächsthöheren Ebene zu befä- vielen guten Argumenten für diesen Dienst. higen. Nehmen Sie das zusammen mit dem kritisch-konstruktiven Geist, den die Frauen und Männer als Bürger unserer freiheitlichen Demokratie mitbrin- III gen, und Sie haben eine Führungsaufgabe von formidablen Dimensionen. Sie ist erfolgreich gemeistert worden, auch und gerade in den Jahren der Trans- Als den zweiten Gründungsgedanken der Führungsakademie habe ich die formation seit 1990, und das ist ein Erfolg, den die Führungsakademie mit er- Überzeugung bezeichnet: Der militärische Führer und vor allem der Stabsoffi- rungen hat. September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 6 Aber wie heißt es doch so schön: Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt Der dritte Grund für den Wert umfassender Bildung, wie sie die Führungsaka- sie am falschen Fleck. Die Soldatinnen und Soldaten erwarten von ihren militä- demie ihren Absolventen nahe bringt und vermittelt, ergibt sich aus der Zu- rischen Führern auch Klartext nach „oben“ und „außen“: hin zu den außen- sammenschau der zwei erstgenannten: Es kommt in den Einsätzen der Bun- und verteidigungspolitisch Verantwortlichen, hin zur Öffentlichkeit. Über die deswehr immer mehr und immer entscheidender auf jeden einzelnen Bürger in Notwendigkeit von Auslandseinsätzen zum Beispiel entscheidet das Parla- Uniform an. Nochmals Clausewitz: Im Gebirge und beim Gefecht in unüber- ment, aber es sollte ruhig erfahren, dass sich darüber auch die Soldatinnen sichtlichem Gelände sei jeder Handelnde stärker sich selbst überlassen. Diese und Soldaten ihre Gedanken machen, vor allem wenn sie erleben, dass in ei- Beobachtung lasse sich fortsetzen und ein Heer in eine große Schützenlinie nem Einsatzgebiet auch nach Jahren noch keine Fortschritte erzielt wurden aufgelöst denken, „wo jeder Soldat seine eigene Schlacht liefert“. Diesem nur oder dass die Zeit, die ihr Einsatz kauft, nicht für den energischen zivilen Auf- gedachten Zustand nähert sich heutzutage oft die Einsatzwirklichkeit: Da ope- bau genutzt wird. Da soll Stabsausbildung eben auch ihren Nutzen erweisen: rieren kleine Einheiten weitgehend auf sich gestellt in einem Umfeld, in dem bei der ebenso höflichen wie unmissverständlichen Meldung, was im Argen der Gegner nur schwer auszumachen ist und die Zivilbevölkerung als Deckung liegt. benutzt. Zugleich herrschen die Regeln eines Medienzeitalters, in dem schon eine einzige Fehlentscheidung entsprechende Bilder und weltweite politische Der zweite Grund, warum die Bedeutung der hier an der Führungsakademie Erschütterungen auslösen kann. Unter solchen Bedingungen müssen schon vermittelten Kenntnisse eher noch zunehmen wird: Zu führen ist in einer kom- Patrouillenführer unter Ungewissheit und Zeitdruck Entscheidungen von gro- plizierter und komplexer gewordenen Welt und in einem viel breiteren Spekt- ßer Tragweite treffen, und angesichts der möglichen und nötigen kurzen Reak- rum von Einsatzarten, das von humanitärer Hilfe bis Kampfeinsatz reicht. Die tionszeiten trifft erst recht die Offiziere eine immense Verantwortung, für die Bundeswehr wurde aufgestellt, um in einem zwischenstaatlichen Krieg den eigenen Leute und für den politischen Gesamtzusammenhang des jeweiligen Aggressor niederzukämpfen. Eine solche Bewährungsprobe hatte sie gottlob Einsatzes. Die Bundeswehr ist darauf gut vorbereitet: durch ihre Tradition der noch nicht zu bestehen. Doch auch die aktuellen Einsätze stellen sie vor Auftragstaktik; durch Soldatinnen und Soldaten, die als Bürger in Uniform das schwierigste Herausforderungen. Die Frontlinien in den heutigen Einsatzgebie- Mitdenken nicht lernen mussten, sondern niemals aberzogen bekamen und ten sind viel unübersichtlicher als damals zwischen NATO und Warschauer darum auch ein besonders gutes Verständnis für die politischen und kulturel- Pakt. Nicht selten hängt es gerade von der Umsicht der eingesetzten Verbän- len Zusammenhänge am Einsatzort entwickeln; und durch Stabsoffiziere, die de ab, ob ein prekärer Friede aufrechterhalten werden kann oder Gewalt los- das Militärische in seine Zusammenhänge einzuordnen wissen und auch dar- bricht. Es stellen sich viele neuartige Aufgaben der Abstimmung mit anderen, um ihre Untergebenen überzeugend und erfolgreich führen können. des Verhandelns, des Überzeugens: vom Gespräch mit Stammesfürsten bis zum Gespräch mit den Offizieren verbündeter Nationen, von der Koordinierung mit zivilen Aufbauhelfern bis zur Motivation von Eltern dazu, ihre Söhne und IV auch ihre Töchter zur Schule zu schicken. Das alles fordert dem Stabsoffizier eine Fülle unterschiedlicher Fähigkeiten ab, wie sie hier an der Führungsaka- In dem Zusammenhang zwei Zwischenbemerkungen: Die Einsatzerfahrung demie vermittelt werden: politisches Urteilsvermögen und diplomatisches Fin- verändert natürlich die Bundeswehr, und sie verändert hoffentlich das öffentli- gerspitzengefühl, interkulturelle Kompetenz und Sprachkenntnisse, tatenfro- che Bewusstsein. hen Mut und die Fähigkeit zur operativen Vernetzung mit den Verbündeten, Die Bundeswehr erlebt den Wechsel von den Jahrgängen, die allein vom Kämpfertum und die gewissenhafteste Bemühung, Unschuldige zu schützen Dienst in der Verteidigungsarmee im Frieden geprägt wurden, zu den Jahr- und zu schonen. Gerade die Synthese dieser Qualitäten verspricht erfolgreich gängen der Armee im Einsatz. Diese wiederum sind unterscheidbar in die, die zu sein. Gewiss, im Zentrum bleibt immer die Fähigkeit, das Feuer an den im Auslandseinsatz standen oder stehen, und in die, die allein in der Heimat Feind zu bringen und ihm notfalls unseren Willen mit Gewalt zu diktieren. Und Dienst tun. Die Einsatzerfahrung war für die Bundeswehr als ganze ein nützli- Clausewitz hatte schon recht mit seiner Warnung davor, das eigene Schwert cher „reality check“, das hat sich längst erwiesen, und sie hat sich ihm vollauf „nach und nach aus Menschlichkeit stumpfer zu machen, bis einmal wieder gewachsen gezeigt. Ich wünsche ihr freilich auch, dass nicht einmal ansatz- einer dazwischenkommt mit einem scharfen, der uns die Arme beim Leib weg- weise „zwei Bundeswehrkulturen“ entstehen – die derjenigen, die „draußen“ haut.“ Aber wir erleben heute Konflikte, in denen das Schwert mehr getragen waren, und die der anderen. Das zu verhüten ist auch eine wichtige Führungs- als geführt sein will und in denen gerade der Einsatz mit dem kleinsten Be- aufgabe. gleitschaden den größten Erfolg bringt. September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 7 Zugleich gilt es, gemeinsam darauf zu achten, dass die Auslandseinsätze die Vor ein paar Tagen lief im Fernsehen der amerikanische Spielfilm „Apollo 11“. Truppe nicht innerlich von der Gesellschaft als ganzer entfernen. Was die Fa- Darin fällt ein schöner Satz, den ich hier nur ungefähr, aus dem Gedächtnis, milien der Soldatinnen und Soldaten anlangt, sehe ich diese Gefahr nicht. Sie zitieren kann: Die Menschheit habe mit der Mondlandung weniger den Mond sind den Bundeswehrangehörigen ein starker Rückhalt. Sie fragen übrigens entdeckt als vielmehr die gemeinsame Eine Welt. „Als Poesie gut“, könnte dringlicher als andere, ob die politisch Verantwortlichen, allen voran der Deut- man sagen, aber darauf ließe sich mit Fug und Recht erwidern: „Auf Poesie ist sche Bundestag, immer überzeugende Gründe haben, unsere Truppen in den die Sicherheit der Nationen gegründet.“ Denn wer sich mit Fragen der soge- Einsatz zu schicken. Aber der übergroße Rest der Gesellschaft legt mit Blick nannten global governance beschäftigt, erkennt bald: Es gibt keine vernünftige auf die Bundeswehr noch immer jenes freundliche Desinteresse an den Tag, Alternative zur multilateralen Zusammenarbeit im Rahmen und unter dem das ich vor zwei Jahren bei der Kommandeurtagung der Bundeswehr kritisiert Mandat der Vereinten Nationen, wenn es um die Bewahrung oder Wiederher- habe. Es mag wie damals gesagt gutartig sein, aber es wirkt auch ein wenig stellung von Frieden und Sicherheit geht. verschlafen und unerwachsen. Wir Deutsche haben ein gesundes Eigeninte- Aus dieser Erkenntnis zieht die Führungsakademie der Bundeswehr schon seit resse daran, in Fragen der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik wa- 1962 richtige und wichtige Konsequenzen: Sie hat sich damals für Offiziere cher und kompetenter zu werden; die politisch Verantwortlichen brauchen ent- aus aller Welt geöffnet und ist seither von Soldatinnen und Soldaten aus mehr sprechenden Kontroll- und Nachfragedruck; und die Bundeswehr hat einen als 100 Staaten besucht worden. Demnächst werden es mehr als 2.100 aus- starken gesellschaftlichen Rückhalt verdient, wie er nur erwachsen kann aus ländische Gäste sein, die hier einen Lehrgang absolviert haben; und viele von dem klaren Wissen um den Sinn der Einsätze und um die Größe des Einsat- ihnen haben danach in ihren Heimatländern militärische und nichtmilitärische zes. Spitzenpositionen übernommen. Das zeigt zum einen, welch exzellenten Ruf Ich wünschte mir darum, dass auch die hohen Offiziere der Bundeswehr noch die „FüAk“ weltweit genießt; und es zeigt zum anderen, wie sich gute Außen- stärker darauf hinwirken, die nötige außen- und sicherheitspolitische Debatte und Verteidigungspolitik auch treiben lässt: indem man die kameradschaftliche in Gang zu bringen. Dafür bringen sie exzellente Voraussetzungen mit, denn Verbundenheit und professionelle Hochachtung ausländischer Spitzenoffiziere ihre Ausbildung und ihre Erfahrungen auf diesen Gebieten sind einzigartig. Ich gewinnt und sie etwas von unserer Führungsphilosophie mit hinausnehmen kann Sie alle nur ermutigen, den Dialog insbesondere mit den Führungsper- lässt in alle Welt. Das ist geglückte, nachhaltige Kommunikation; und global sönlichkeiten aus anderen Lebensbereichen zu suchen, denn auch denen darf governance ist nur ein anderes Wort dafür. nicht gleichgültig sein, vor welchen äußeren Herausforderungen Deutschland Natürlich soll diese Kommunikation erst recht mit unseren Verbündeten in Eu- und die westlichen Demokratien stehen. In einer jüngeren Studie heißt es, die ropa und in der NATO gelingen. Da üben wir schon seit langem – sind wir weit militärische Elite sei Teil des kommunikativen Netzwerks der deutschen Eliten, genug? Manchmal höre ich, es könnten Deutsche und Franzosen nicht ge- stehe aber eher an dessen Rand. Ich kann nur sagen: Nehmen sie von dort meinsam Streife laufen, weil die Regeln über den Waffeneinsatz unabstimm- aus das Führungspersonal in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft tüchtig in die bar verschieden seien. Manchmal höre ich, ein deutscher Divisionskomman- Zange (immer mit dem gebührenden Charme natürlich)! Auch damit erweisen deur könne seinen amerikanischen Kameraden auf dem Handy, aber nicht per Sie unserem Land einen großen Dienst. Und ich habe gelesen, dass die Füh- Funk erreichen, weil mit unterschiedlicher Technik gearbeitet werde. Manch- rungsakademie schon sicherheitspolitische Seminare für Vertreter der Kirchen, mal höre ich, es herrsche an manchen Einsatzorten ein solches Neben- und Gewerkschaften, Parteien und Medien angeboten hat. Der Bedarf für solche Durcheinander an Kopfstellen und Repräsentanten und nationalen Stäben und Angebote kommt mir riesig vor. Einsatzphilosophien, dass es der berühmten Sau graust. Immerhin, wir machen Fortschritte bei manchen Beschaffungsvorhaben, bei V den Sprachkenntnissen und bei standardisierten Planungsprozessen, wie sie Das Prinzip der Bestenauslese und eine übers Militärische hinausreichende auch hier an der Führungsakademie geübt werden. Aber geht das alles rasch Bildung und wissenschaftliche Geistesschulung sind das Fundament der Füh- genug? Und wenn nicht: Was kann gerade im Verbund der nationalen Militär- rungsakademie. Die tragenden Pfeiler ihrer täglichen Arbeit sind Internationali- akademien dazu beigetragen werden, die Verhältnisse zu bessern? Und je- tät und die multinationale und teilstreitkräfteübergreifende Zusammenarbeit. denfalls: Wir Deutsche können dabei mit dem Konzept der Inneren Führung und mit unserer exzellenten Stabsausbildung attraktive Beiträge leisten. September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 8 Mehr Gemeinsamkeit – das fordern die neuen Aufgaben auch von den Stabs- worauf sie einen Anspruch haben, das sind zum Beispiel ausreichende natio- offizieren der Teilstreitkräfte. Diese entdecken gewissermaßen erst im ge- nale Lufttransportkapazitäten und das ist ausreichend schnell ausreichend meinsamen Einsatz gegenseitig ihre Fähigkeiten so ganz. Darum ist es gut, schweres Gerät für den Fall, dass es doch einmal knüppeldicke kommt, wo nur dass seit nun fast drei Jahren die Offiziere von Heer, Marine und Luftwaffe in leichte Schauer vorhergesagt waren. Auch da stellen sich Führungsaufgaben einem gemeinsamen Lehrgang ausgebildet werden. Die Neuordnung der im Sinne klarer Aussprache, woran Mangel herrscht. Clausewitz rühmt die „ge- Stabsoffiziersausbildung hat zugleich ein flexibles und gutes Angebot zum Le- räuschlose Harmonie des ganzen Handelns“ als Ausweis wahrer Feldherrn- benslangen Lernen formuliert – gut so, auch darauf kommt es zunehmend an. kunst. Ich sage Ihnen: Beschaffungsfragen hatte er da nicht im Sinn. Joint Operations – das soll aber kein Nachhilfeunterricht in gegenseitiger Kan- nibalisierung sein. Friedrich der Große hat einmal aus dem Siebenjährigen VI Krieg an einen Freund geschrieben, er fühle sich wie ein Geiger, dem eine Saite nach der anderen abmontiert werde. Dieses Gefühl sollte die Bundes- Die Führungsakademie der Bundeswehr steht in einer großen Tradition – der- wehr niemals beschleichen. Gewiss ist Strategie „ein System von Aushülfen“, jenigen der Allgemeinen Kriegsschule von 1810, der Schwester der Humboldt- und gewiss wird gerade im Auslandseinsatz niemand auf Sollstärken pochen Universität. Die Führungsakademie hat für die Bundeswehr schaffen helfen, dürfen, wenn das vorhandene Gerät zur Auftragserfüllung ausreicht. Solche was anderen Eliten oft fehlt: eine Schar von Führungspersönlichkeiten, die luxuriösen Anwandlungen hat die Truppe aber meines Wissens ohnehin sehr durch persönliche Leistung, ein gemeinsames Ethos und einen starken „sense selten. Was die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz jedoch erwarten dürfen, of purpose“ zusammengehalten wird. Der Weg dahin war beileibe keine Kutschfahrt, aber die konzeptionelle Anstrengung und der Einsatz derer, die hier lehrten und lernten, er hat sich gelohnt. John F. Kennedy hat in seiner Amtsantrittsrede vom Kampf gegen die Feinde der Menschheit gesprochen, gegen Tyrannei, Armut, Krankheit und Krieg. Er nannte diesen Kampf ein langes Ringen im Zwielicht, jahrein, jahraus. Das Ringen dauert an. Es braucht Offiziere, wie sie die Führungsakademie der Bundeswehr hervorbringt.

Bundespräsident Dr Horst Köhler bei seiner Rede zum Festakt September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 9

schaft, Wissenschaft, Medien und anderen Trägern unserer Gesellschaft und Thema grüße Sie alle sehr herzlich. Ansprache des Kommandeurs der Ein solcher Tag ist ja immer Anlass für eine Rückschau, den wichtigen Blick nach vorn, aber vor allem – und das will ich hier zunächst tun – um Dank zu Führungsakademie der Bundeswehr, sagen. Wir alle sind sehr dankbar der Freien und Hansestadt Hamburg für die Generalmajor Wolf-Dieter Löser, Integration und die fantastische Aufnahme, die die Führungsakademie hier seit anlässlich des Festaktes fast 50 Jahren erfahren durfte. Dafür möchte ich Ihnen, Herr Bürgermeister Ole von Beust, und Ihnen, Herr Bürgerschaftspräsident Berndt Röder, stellver- “50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr“ tretend für alle anderen sehr herzlich danken. Der Festempfang, den Sie im am 14. September 2007 Mai im Rathaus für die Führungsakademie gegeben haben, zusammen mit der Verleihung des Fahnenbandes, war sichtbarer Ausdruck, der uns gut getan Es gilt das gesprochene Wort. hat. Wir sind dankbar dem ersten Generalinspekteur Heusinger und all' den Gene- Hochverehrter Herr Bundespräsident, verehrte gnädige Frau, ralinspekteuren, die Impulse für ihre höchste Ausbildungsstätte gegeben ha- Hohe Geistlichkeit, ben, darunter General Altenburg, Naumann und natürlich General Schneider- Exzellenzen, han. General Heusinger hat die Entscheidung für Hamburg getroffen und ich Herr Minister Dr. Jung, freue mich, seine Tochter, Frau Guntrum-Heusinger mit ihrem Ehemann zu Herr Bürgermeister von Beust, begrüßen. Herr Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft Röder, meine Damen und Herren Abgeordneten, Ich danke all denen, die in den 50 Jahren für die gute Ausbildung und den Ruf sehr geehrter Herr Senator Nagel, der Führungsakademie gesorgt haben. Stellvertretend dafür den ehemaligen sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter Robbe, Kommandeuren, von denen ich die Generale Söder, von Scheven, Beck und meine Damen und Herren des Diplomatischen und Konsularischen Korps, Admiral Lange unter uns sehe. Herr General Schneiderhan, Danken möchte ich der Abordnung des Heeresmusikkorps 1 aus Hannover meine Herren Generale und Admirale, und dem Peter-und-Paul-Chor aus St. Petersburg, die uns nicht nur musika- Colleagues and friends from our sister academies, lisch begleiten, sondern uns auch auf die verschiedenen Epochen hinweisen, meine sehr verehrten Damen und Herren, im ersten Stück die Tradition der Führungsakademie in der preußischen Mili- liebe Kameraden! tärakademie, dann im zweiten den atlantischen Bezugsrahmen und mit dem Ich bedanke mich sehr bei Ihnen allen, dass Sie dem Geburtstagskind Füh- Peter-und-Paul-Chor die Zeit der Wiedervereinigung und der Partnerschaft mit rungsakademie zum 50. die Ehre geben. Ich freue mich, dass besonders Sie, dem Osten. Herr Bundespräsident, mit Ihrer Frau Gemahlin diesem Ereignis heute einen Die Geburtsstunde der Führungsakademie schlug im Januar 1957 mit dem besonderen Glanz verleihen. Ihre Rede bei der Kommandeurtagung der Bun- Beginn des ersten Lehrgangs des Heeres. Als ich als damals noch Siebenjäh- deswehr 2005 aus Anlass des 50-jährigen Bestehens gehörte für uns Soldaten riger meinen Vater in Bad Ems besuchte, der diesen ersten Lehrgang absol- zu den wichtigsten und richtungsweisendsten Reden Ihrer Amtsperiode und vierte, habe ich sicher nicht gedacht, dass ich 50 Jahre später hier stünde, um hat uns allen Mut gemacht. Sie haben uns aus dem Herzen gesprochen. Von diesen Moment zu würdigen. Damals mussten die Lehrgangsteilnehmer, so daher freue ich mich besonders, dass Sie auch aus heutigem Anlass wieder wie zum Teil heute noch, Geländebesprechungen am Wochenende vorberei- die Festrede halten werden. ten. So führte mich ein Familienausflug in das Frankenland, wo ich dann in Ich freue mich über die Teilnahme so vieler hochgestellter Persönlichkeiten kindlichem Eifer mehr oder weniger mithalf, die Frankenreise vorzubereiten, aus Politik, Kirchen, diplomatischem und konsularischem Korps, Militär, Wirt- die noch Generationen von angehenden Generalstabsoffizieren wie auch ich später absolvieren durften, von denen uns besonders die Weinproben in Erin- September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 10 nerung blieben und die wir erst vor zwei Jahren aufgrund neuer Rahmenbe- Wir haben einen hervorragenden Nachwuchs und ausgezeichnete Stabs- und dingungen "beerdigt" haben. Generalstabsoffiziere. Aber dies ist kein Selbstläufer. Als Lehrgangsteilnehmer an der Führungsakademie vor 27 Jahren habe ich In diesen Tagen werde ich oft gefragt, wo ich denn die Führungsakademie in genau so wenig geglaubt, dass ich nach dem großen positiven Umbruch in Eu- fünfzig Jahren sehe. Erstens erhoffe ich mir, dass wir in fünfzig Jahren weiter- ropa 1989/90 heute Lehrgangsteilnehmer aus der ehemaligen DDR als unsere hin Frieden in Europa haben, dass wir die Krisenherde dieser Welt reduzieren Mitbürger oder Lehrgangsteilnehmer aus osteuropäischen Ländern in unserem und wir einen Beitrag dazu leisten konnten. Damit dieser Beitrag wirkungsvoll nationalen Generalstabslehrgang unter uns sehen würde. Ich glaube manch- sein kann, werden wir hoffentlich die militärischen und nicht-militärischen Kräf- mal, dass wir diese Dimension, dieses große Geschenk heute immer noch te unter dem Stichwort "Vernetzte Sicherheit" mehr bündeln können. Das nicht erfasst haben. Wir sollten dies jedoch jeden Tag tun und darüber sehr heißt, auch an der Führungsakademie muss das konsequent fortgesetzt und dankbar sein und das Positive dieses Prozesses stärker herausstellen. weiter ausgebaut werden, was wir begonnen haben: Die Zusammenarbeit mit anderen Ressorts, gemeinsame Seminare und sogar in Zukunft gemischte, Die Bundeswehr hatte in den 50 Jahren stets besondere Herausforderungen militärisch und nicht-militärisch besetzte Lehrgänge. Es war ein langer Weg zu bewältigen. In den Gründerjahren ging es darum, aus dem Nichts mit der zur konsequenten Streitkräftegemeinsamkeit mit gemeinsamen Hörsälen hier. militärischen Expertise der Angehörigen der ehemaligen und ei- Auch die verstärkte gemeinsame Ausbildung militärischer und ziviler Füh- nem neuen Leitbild der Inneren Führung mit dem "Staatsbürger in Uniform" ei- rungskräfte wird nicht leicht werden, aber sie ist unbedingt notwendig. ne neue Armee zu gestalten. Sie sollte jederzeit verteidigungsbereit sein und hatte mit großen Widerständen auch in der Bevölkerung zu kämpfen. Über Zweitens, ich sehe, dass nicht erst in fünfzig Jahren die Zusammenarbeit vor dem Kalten Krieg hing das Damoklesschwert der nuklearen Bedrohung. allem mit den europäischen, aber vielleicht auch anderen Akademien so inten- Schließlich nach dem Übergang in die neue Zeit mit völlig veränderten Rah- siv werden wird, dass wir gemeinsame Module veranstalten oder Teile an je- menbedingungen stellen sich ständig neue Aufgaben und damit einhergehen- weils anderen Akademien noch mehr als bisher durchgeführt werden können. de Strukturveränderungen. Dies gilt auch für die Führungsakademie. Vielleicht gibt es sogar wie beim Baltic Defence College für die Baltischen Staaten regionale Akademien in Europa. Die Bedrohungen der Sicherheit sind vielfältiger und komplexer, Prozesse spielen sich wesentlich schneller ab. Stichworte wie Globalisierung, Technisie- Drittens, die europäische akademische Ausbildung ist mit Bologna weiter fort- rung, Informationsüberflutung, neues Aufgabenspektrum und vieles mehr be- geschritten. Dies ist auch für uns von herausragender Bedeutung und wir dür- deuten, dass die Aufgaben für den Stabsoffizier von heute größer und schwie- fen diesen Zug nicht verpassen. riger geworden sind und damit auch die Anforderungen an Persönlichkeit und Viertens, die durch zunehmende Aufgaben bedingte geringere Präsenz und Können. Bildung und geistige Befähigung sind wesentliche Voraussetzungen, auch die finanziellen Rahmenbedingungen werden die Fernausbildung intensi- um künftige Herausforderungen zu bestehen. Kreativ, flexibel, zielorientiert, vieren. auf sicherem geistigen und ethischen Fundament, überzeugend, durchset- zungsstark, von sozialer und interkultureller Kompetenz. Das sind hohe An- Und letztens, Herr Bürgermeister, ich sehe natürlich auch in 50 Jahren die sprüche, die wir an unsere Offiziere stellen. Es ist nur zu verständlich, wenn Führungsakademie noch in Hamburg! diese Offiziere auch hohe Ansprüche an uns stellen. Nicht nur an uns, die Füh- rungsakademie, sondern auch an Verantwortliche in Politik, Gesellschaft und Gestern haben wir die Ausstellung "Orte des strategischen Denkens" im Vor- militärischer Führung, die ihnen die Verantwortung als Kommandeure oder Of- raum eröffnet und ich bin Frau Hentrich sehr dankbar, die mit sehr viel Enga- fiziere in Stäben in den vielfältigen Auslandseinsätzen oder in anderen Aufga- gement nicht nur diese Ausstellung, sondern auch ein Buch entworfen hat. Zu- ben übertragen. Natürlich gilt das Prinzip von Befehl und Gehorsam unverän- sammen mit den vier Akademien in Paris, Shrivenham, Madrid und Rom, mit dert, aber diese Offiziere heute wollen mehr als früher überzeugt werden, weil denen wir jährlich gemeinsam eine Übung durchführen. Diese Ausstellung ist sie mehr als früher selbst überzeugen müssen. Sie wollen überzeugt werden Beweis für die Internationalität der Führungsakademie mit ihren täglich über von dem, was wir und sie in den Einsätzen tun, bei denen sie ihr Leben und 100 Lehrgangsteilnehmern aus 50 bis 60 Staaten aus aller Welt. Darauf sind das Leben anderer aufs Spiel setzen. Sie hinterfragen noch mehr als früher, wir stolz und ich danke Ihnen, Frau Hentrich, dass Sie uns allen dies am heu- ob Aufgaben und Mittel im richtigen Verhältnis stehen. Sie machen sich zu- tigen Tage so bewusst machen und ich danke den Kommandeuren oder deren nehmend Sorge um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und vieles mehr. Vertreter der anderen Akademien, die dieses Projekt unterstützt haben, und September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 11 begrüße Sie ebenfalls sehr herzlich, genauso wie die Akademiekommandeure am 30. November 1982 in Köln. Er wäre in diesem Jahr 110 Jahre alt gewor- aus Österreich, der Schweiz, Polen, den Niederlanden und dem Baltic Defen- den. In Hammelburg wurde eine Kaserne nach ihm benannt. Die Verdienste ce College. General Heusingers um den Aufbau der Bundeswehr und deren Eingliederung in die Gesellschaft werden mit den Worten eines ehemaligen Generalinspek- Wir wollen den heutigen Festakt auch mit einer Ehrung für den ersten General- teurs gut umschrieben: inspekteur der Bundeswehr, Herrn General Adolf Heusinger, verbinden, dem wir mit anderen den Aufbau der Bundeswehr und, wie ich schon erwähnte, die "In den fast 49 Dienstjahren war General Heusinger Soldat in vier deutschen Stationierung der Führungsakademie in Hamburg verdanken. Er war Armeen unterschiedlicher Struktur und Prägung. Er war dabei nicht nur Zeuge, Kriegsteilnehmer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges. Er stand beim At- sondern auch Betroffener gravierender Brüche in der Geschichte Deutsch- tentat auf Hitler am 20. Juli 1944 direkt neben Hitler, als die Bombe explodierte lands und seiner Streitkräfte. Aus diesen Erfahrungen zog er seine Konse- und wurde wegen Verdacht auf Mitwisserschaft verhaftet. Er wurde beim Auf- quenzen für die Gestaltung der Bundeswehr und ihre feste Verankerung in der bau der Bundeswehr ein wichtiger Ratgeber des Bundeskanzlers Konrad Ade- Demokratie." nauer und des Verteidigungsministers und wurde schließlich Dafür sind General Heusinger noch heute alle aktiven und ehemaligen Solda- der erste Generalinspekteur der Bundeswehr am 1. Juni 1957. Aufgrund sei- ten der Bundeswehr zu tiefem Dank und Respekt verpflichtet und dies ist auch nes Engagements in der Zusammenarbeit mit anderen NATO-Staaten wurde der Grund, warum wir den besten Absolventen des Generalstabs-/Admiral- er als erster Deutscher 1961 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. stabslehrgangs traditionell mit dem Heusinger-Preis auszeichnen. Ich habe Nach 49 Dienstjahren ging er 1964 mit 67 Jahren in den Ruhestand und starb mich daher entschieden, dass wir General Heusinger dadurch besonders eh- ren, dass seine Büste im Foyer des Hauptgebäudes der Führungsakademie in der Clausewitz-Kaserne einen Platz neben der Büste Clausewitz' erhält. Sei- ner Tochter, Frau Guntrum-Heusinger, bin ich sehr dankbar, dass sie dies möglich gemacht hat, indem sie die Büste nach ihren Vorstellungen anfertigen ließ. Ich darf nun Sie, Herr General Schneiderhan, als einer der Nachfolger als Ge- neralinspekteur zusammen mit Frau Guntrum-Heusinger nach oben bitten, um die Büste General Heusingers zu enthüllen und bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit

Frau Guntrum-Heusinger und General Schneiderhan enthüllen die Büste General Heusingers September 2007 • FüAk – Reflexionen – Nr 8, Seite 12

Literaturempfehlungen Impressum Innere Führung für das 21. Jahrhundert: Die Bun- deswehr und das Erbe Baudissins, hrsg. von Elmar Wiesendahl FüAk-Reflexionen Paderborn, Ferdinand Schöningh 2007 167 Seiten ISBN: 973-3-506-76480-5 Dokumentation des Symposiums vom 8.-10-Mai2007 an Zeitschrift der Führungsakademie der Bundeswehr der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Aus dem Vorwort des Kdrs Herausgeber „...deshalb verband er [Baudissin] mit der Inneren Füh- rung einen fortwährenden ‚Lern und Anpassungspro- Brigadegeneral Karl H. Schreiner zess’, welcher verlangte, dass ‚von Zeit zu Zeit eine Tel. +49-40-8667-6000 ganz bewusste Analyse unter der Fragestellung. Wo stehen wir? Sind die bisher gültigen Antworten und Ent- scheidungen noch immer lagegerecht?’ durchgeführt Redaktion werden müsse.“ Entsprechend „stellt sich die Führungs- Major Andreas Erdbrügger akademie der Herausforderung, die Innere Führung auf der Höhe der Zeit zu halten und zielorientiert an die ra- Tel. +49-40-8667-3110 dikal gewandelten sicherheitspolitischen Rahmenbedin- gungen ... anzupassen“ und „ ...ist den ... Beiträgen ... zu wünschen, dass sie die ... Diskussion über die Wei- ISSN 1862-6017 terentwicklung der inneren Führung befördern“ ERD E-Mail: 50 Jahre Führungsakademie 1957-2007 Hrsg. Führungsakademie der Bundeswehr. [email protected] Hamburg: Mittler, E S, 2007. - 80 S. ISBN 978-3-8132-0881-8 FüAk-Reflexionen erscheint mehrfach jährlich. Festschrift zum Jubiläum. Aus dem Inhalt: “Mens Agitat molem“: Grußworte – Historie – Ham- www.fueakbw.de burg: Bildungsstandort der Bundeswehr – Stellenwert von Bildung und Ausbildung für die Erziehung zum mili- tärischen Führer – Die Führungsakademie stellt sich vor – Geisteswelt trifft Militär: Bemerkenswertes an der Führungsakademie – Ausgewählte Herausforderungen der Ausbildung an der Führungsakademie – Internatio- nalität der Führungsakademie: Hamburgs „kleine UNO“ERD