Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland , den 28. Juni 1979

Gemeinsames Baum hat die Sicherheitskräfte verunsichert und demoralisiert Seite 5 Gremium • EUROPA Parteien der Mitte arbeiten soll entscheiden eng zusammen Seite 8 • KOALITION °er Bundesvorstand der CDU hat nach aus- SPD-Spitze: müde, ratlos 'ührlichen Beratungen über den Stand der und zerstritten Seite 9 Verhandlungen in der CDU/CSU-Strategie- kornmission am 25. Juni 1979 in Bonn • JAHRESTAGUNG 6|nstimmig folgende Erklärung gebilligt: DER UdVF V Der Bundesvorstand der CDU begrüßt, daß die Weiter auf das Recht bauen und für die Freiheit kämpfen Strategiekommission von CDU und CSU in ent- Seiten scheidenden Sachfragen Übereinstimmung erzie- len konnte. Nunmehr kommt es darauf an, sobald • KOMMUNAL- w'e möglich zu gemeinsamen Auffassungen zwi- WAHLEN schen CDU und CSU in der Frage der Nominierung de Analyse für Rheinland-Pfalz s Kanzlerkandidaten der Unionsparteien zu ge- und Saarland Seite 13 langen. Die Mitglieder der CDU erwarten zu Recht ejnen baldigen Abschluß der Personal- und Strate- • FLÜCHTLINGS- 9iedebatte der Unionsparteien. PROBLEM 2- Der Bundesvorstand stellt einstimmig fest, daß Mehr Hilfe für Vietnam- al|e Pressemeldungen über das angebliche Ab- Flüchtlinge Seite 15 wichen von Mitgliedern des Bundesvorstandes v°n den Beschlüssen vom 28. Mai und 18. Juni • DOKUMENTATION 1979 jeder Grundlage entbehren. Der Beschluß Bildung muß wieder Freude vom 28. Mai lautete: Der Bundesvorstand der CDU machen grüner Teil begrüßt den Vorschlag des Bundesvorsitzenden Dr. , für die Gespräche mit der CSU Die nächste Ausgabe Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht als Kanzler- UID Nr. 27/79 erscheint am (Weiter auf Seite 2) 19. Juli 1979 UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seife 2

(Fortsetzung von Seite 1) Die Unionsparteien sind Teil einer kandidaten der Unionsparteien zur gemeinsamen politischen Bewegung> Bundestagswahl 1980 zu benennen. Der doch diese Gemeinsamkeit spiegelt Bundesvorstand macht sich diesen Vor- sich im Organisatorischen nicht wider. schlag zu eigen. Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Die CSU ist eine 3. Ausgangspunkt für die Verhandlun- eigenständige Partei, und denkt nicht gen mit der CSU ist für den Bundes- daran, diese Eigenständigkeit aufzuge- vorstand der CDU eine Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union ben. Wir akzeptieren dies. Nur muß man sehen, daß in den 50er und 60er Jah- durch ein gemeinsames, demokratisch legitimiertes Gremium, das gewichtet ist ren, als die Unionsparteien die Regie- entsprechend der Mitglieder- und Wäh- rung stellten, die aus dem Vorhanden- lerstärke der Parteien, wobei das Haupt- sein zweier Unionsparteien entstehen- element von den Parteien gestellt wer- den Schwierigkeiten sehr viel leichter den soll und zu dem auch die Mitglieder zur Zufriedenheit der CDU, aber auch der Bundestagsfraktion der CDU/CSU der CSU, bewältigt werden konnten. In gehören. einer Regierung läßt sich so etwas Die nächsten Sitzungen der Strategie- leichter lösen. Im nunmehr zehnten kommission finden am 1., 10. und 11. Jahr der Opposition ist dies alles sehr Juli statt. viel schwieriger. Ich sage zu unseren Zu dem Vorschlag eines gemeinsa- Freunden in der CSU mit vollem Be- men demokratisch legitimierten Gre- dacht: Unser Vorschlag, ein demokrati- miums erklärte Generalsekretär Heiner sches Gremium zur Konfliktlösung zu Geißler: bilden, ist auch eine historische Chance Es geht um die grundsätzliche Frage für einen neuen Anfang. Die Mitglieder des Verhältnisses von CDU und CSU n der CDU setzen große Hoffnungen ' zueinander, nämlich Union oder Koali- diesen Vorschlag um der Union willen- tion. In einer Koalition wird paritätisch entschieden, aber der größere Koali- Es ist nicht richtig zu glauben, daß tionspartner hat den Wählerauftrag, für unser Vorschlag die CDU begünstig0 die Führung in der Koalition, insbeson- und die CSU benachteilige. Diese Sor- dere auch für die Kanzlerschaft. CDU ge wäre nämlich nur berechtigt, wenn und CSU sind aber keine Koalition, son- CDU und CSU zueinander wie Koali- dern durch gemeinsame Überzeugun- tionsparteien stünden. Dem ist aber gen, durch Geschichte und Selbstver- nicht so. Nur ein Beispiel: Franz Josef ständnis unserer Mitglieder in einer Strauß tritt ganz selbstverständlich in Union verbunden. Wir sind Schwester- Wahlkämpfen für die CDU auf und um- parteien. Daraus folgt, daß die Führung gekehrt, wie dies unter Parteifreunden in der Union nicht automatisch mit üblich ist. Er hat alle Chancen, für eine einer Partei verbunden ist. Konkret: Der Mehrheit zu werben. Franz Josef Strauß Kanzlerkandidat kann selbstverständ- wird nicht eine Stimme verlieren, weil lich aus der CSU kommen, wenn er sich er CSU ist. Ernst Albrecht wird nicht auf die Mehrheit der Mitglieder der eine Stimme gewinnen, nur weil er CDU Unionsparteien stützen kann. ist. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 3

Ein Mann des Ausgleichs Zum plötzlichen Tode des saarländischen Ministerpräsidenten Dr. Franz Josef Röder erklärte der Parteivorsitzende Helmut Kohl in Bonn: „Mit Franz Josef Röder ist ein Politiker von uns gegangen, der mehr als 20 Jahre lang die Geschicke seines Landes als Regierungschef überaus glück- lich und erfolgreich gestaltet und die Politik der Bundesrepublik Deutsch- land mitgestaltet hat. Sein plötzlicher Tod hat in der CDU Trauer und Bestürzung hervorgerufen. Wer Franz Josef Röder auf den wichtigen Stationen seines öffentlichen Lebens als Ministerpräsident des Saarlandes und als Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Saar begegnete, der lernte einen Mann kennen, der an sein politisches Amt höchste Ansprüche stellte. Geprägt von einem christlichen Elternhaus, von humanistischer Erziehung, vom Studium der Philologie und durch die Erfahrungen des Pädagogen nahm er seinen Weg in die Politik. Er war ein leidenschaftlicher Anwalt der Interessen seiner Mitbürger. In unzähligen Gesprächen, Reden und Interventionen kämpfte er für bessere Lebensbedingungen der Menschen an der Saar. Franz Josef Röder war aber auch ein Mann des Ausgleichs. Er war stets bereit, auch dem Andersdenkenden, dem politischen Gegner die Hand zur Zusammenar- beit zu reichen. Vor wenigen Wochen konnte er das 20jährige Dienstjubiläum als Minister- präsident des Saarlandes feiern. Weit über die Grenzen seines Landes hinaus wurden ihm seine großen Leistungen und Verdienste bescheinigt. Ich verliere mit Franz Josef Röder einen Freund, dem ich in langen Jahrzehnten immer Rat und Unterstützung verdanke. Die Christlich Demo- kratische Union Deutschlands verliert eine Persönlichkeit, die ihr Gesicht und ihren Weg wesentlich mitgeformt hat."

chen. Dies ist ein Ergebnis eines Ge- INFORMATION spräches über bildungspolitische Fra- gen, zu dem am 19. Juni 1979 Mitglieder des Präsidiums der CDU und Vertreter CDU-Gespräch mit des Bundeselternrates in Bonn zusam- Bundeselternrat mengekommen waren. Seitens des Der Bundeselternrat begrüßt die Bemü- Bundeselternrates nahmen daran der hungen der CDU, der gewählten Orga- Bundesvorsitzende Alois Graf Wald- njsation, die mehr als zwölf Millionen burg-Zeil und weitere Vorsitzende, Ge- E|tern in der Bundesrepublik Deutsch- schäftsführer und Ausschußmitglieder land vertritt, ein Anhörungsrecht in den der Landeselternbeiräte teil. Die CDU Parlamenten und bei den Regierungen war u. a. vertreten durch den General- d©s Bundes und der Länder zu ermögli- sekretär Heiner Geißler, die stellvertre- UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 4

tende Vorsitzende, Kultusminister Han- Zeit sei aber ein solcher Eingriff nicht na-Renate Laurien, und die Vorsitzen- erforderlich. Die Einführung einer den der Bundesfachausschüsse Kultur- Höchstgeschwindigkeit von 100 km pro politik und Jugendpolitik, Werner Sche- Stunde auf Autobahnen würde allenfalls rer und Hermann Kroll-Schlüter, MdB, eine Einsparung von fünf Prozent des sowie Kultusminister Werner Remmers. Verbrauchs an Vergaserkraftstoff brin- Übereinstimmend waren die Ge- gen. Die Diskussion um die Einführung sprächsteilnehmer der Auffassung, daß eines Tempolimits sei lediglich der Ver- unter Berücksichtigung der Vielfalt such einer Ablenkung von den wirkli- schulorganisatorischer Angebote mög- chen Problemen im Energiebereich. Die lichst rasch die Einigung über die Aner- energiepolitischen Versäumnisse der kennung vergleichbarer Abschlüsse im Bundesregierung sollen nun offensicht- Bildungswesen herbeigeführt werden lich auf dem Rücken der Autofahrer solle. Dies müsse auch für den Ver- ausgetragen werden. gleich zwischen den Schulen des ge- gliederten Schulwesens und den Ge- Weizsäcker auch 1983 samtschulen gelten. Es wurde verein- bart, die Kontakte zwischen der CDU CDU-Spitzenkandidat in Berlin und dem Bundeselternrat zu vertiefen Bundestagsvizepräsident Richard von und ähnliche Gespräche in regelmäßi- Weizsäcker hat jetzt offiziell seine Be- gen Abständen zu wiederholen. Für die reitschaft erklärt, auch bei den Berliner nächste Gesprächsrunde sind als The- Wahlen im Jahr 1983 als Spitzenkandi- men die Hauptschule, das 10. Bildungs- dat der Berliner CDU anzutreten. Der jahr und die berufliche Bildung vorge- Landesausschuß der Berliner CDU, das sehen. höchste Gremium zwischen den Partei- tagen, begrüßte die Ankündigung und Gegen Tempolimit sprach sich zugleich einmütig dafür Die Einführung einer Höchstgeschwin- aus, bei der Nominierung der elf Berli- digkeit von 100 km pro Stunde auf Bun- ner CDU-Bundestagsabgeordneten auf desautobahnen würde zu einer erhebli- dem Landesparteitag am 21. November chen Beeinträchtigung der persönli- von Weizsäcker an die Spitze der Kan- chen Freiheit führen und tiefe Eingriffe didatenliste zu setzen; bisher hat der in den Straßenverkehr mit sich bringen, CDU-Politiker noch ein rheinland-pfälzi- erklärte MdB Dionys Jobst in Bonn. sches Bundestagsmandat. Sein im März Ständige Verkehrsstauungen und -Ver- erworbenes Mandat im Berliner Abge- stopfungen auf unseren Straßen mit ordnetenhaus will von Weizsäcker im einer Zunahme der Unfallgefahren wä- Herbst niederlegen. Richard von Weiz- ren die Folgen einer solchen Maßnah- säcker sagte, seine Arbeit „in und für me. Ferner würden sich negative Aus- Berlin" könne er am besten dadurch wirkungen auf die Automobilindustrie ausüben, daß er sowohl in Berlin wie in und deren Arbeitsplätze ergeben. Bonn Berliner Angelegenheiten verfol- Bei ernsthaften Schwierigkeiten in der ge. In Berlin gehe es ihm vor allem um Mineralölversorgung müßte im Rahmen einen Beitrag zu den langfristigen Auf- eines breit angelegten Maßnahmenbün- gaben, die sich für die Lebenskraft und dels sicherlich auch ein Tempolimit ins für die deutschlandpolitische Lage der Auge gefaßt werden, erklärte Jobst. Zur Stadt ergäben. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 5

BUNDESTAG Baum hat die Sicherheitskräfte verunsichert und demoralisiert

Ein Minister, der die innere Sicher- Mißerfolg. Diese Kritik muß er auch heit ab- statt aufbaut, der die ihm gegen sich selbst gelten lassen. Seine unterstellten Beamten verunsichert eilfertige Reaktion auf unseren Mißbilli- statt zu schützen, sollte abgelöst gungsantrag ist kaum geeignet, werden. Mit 229 gegen 213 Stimmen verlorengegangenes Vertrauen wieder- bei einer Enthaltung wurde dennoch herzustellen. Bei den Beamten hat es der Mißbilligungsantrag der CDU/ gemischte Gefühle ausgelöst, bei den CSU-Opposition gegen Bundes- bisherigen publizistischen Partnern des Ministers eher Verachtung. Der „Spie- innenminister Baum von den Koalitionsfraktionen abgewiesen. gel" machte das deutlich unter der Überschrift „Ein Mann auf dem Rück- In der Debatte im Bundestag sagte zug". Es heißt dort: „Seither versäumt ' u.a.: „Zwischen der der einst so forsche Liberale kaum eine Einbringung unseresunscioo Mißbilligungsan-miw»»»»•»— passende oder unpassende Gelegen- trags gegen Bundesinnenminister Baum heit, den Geheimbehörden sein .Ver- und der heutigen Debatte sind Wochen trauen' auszusprechen." Ergangen. In dieser Zeit hat unser An- Alfred Dregger faßte zusammen: Der trag bereits eine erste Wirkung gezeigt. Innenminister hat durch sein Verhalten Minister Baum hat versucht, in einer seine Beamten, seine Innenministerkol- Kampagne der Vertrauenswerbung die legen und unsere Sicherheitsdienste schlimmen Folgen seines fehlerhaften verunsichert. Das wird es ihm sehr er- Verhaltens abzuschwächen. Zu diesem schweren, seine wichtigen Aufgaben in Zweck sprach er vor den versammelten Zukunft erfolgreich wahrzunehmen, so Führungskräften des Grenzschutzein- daß sein Rücktritt nahe läge. Für den zeldienstes, er sprach zu den versam- Fall, daß er dazu nicht bereit ist, for- melten Abteilungsleitern im BKA, er rei- dern wir den Bundestag auf, der Bun- ste zur Grenzkontrollstelle nach desregierung folgendes aufzugeben: Aachen. Überall versuchte er, gut Wet- ter zu machen. Wir haben nichts dage- 1. den Bundesinnenminister zu veran- gen einzuwenden. Aber wir fragen, wie lassen, die durch ihn gestörte vertrau- glaubwürdig das ist nach allem, was ensvolle Zusammenarbeit mit den In- vorausgegangen war. nenministern und -Senatoren der Län- der wiederherzustellen; Baum selbst kritisierte vor einiger 2eit die ungünstige Wirkung von Wech- 2. unverzüglich alle nur möglichen selbädern für Beamte: heute größtes Schritte zu tun, um das schwerbelaste- Lob für einen Erfolg gegen die Terrori- te Vertrauensverhältnis zu den Angehö- sten — morgen härteste Kritik für einen rigen des Bundeskriminalamtes, des UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 6

Bundesgrenzschutzes, des Bundesam- Postgebühren tes für Verfassungsschutz, des Bundes- nachrichtendienstes und des Militäri- Regierung übernimmt schen Abschirmdienstes wieder aufzu- bauen. Unionsantrag

— Dazu gehört, daß der Innenminister zur Senkung von überall dort, wo klare Weisungen feh- Fernmeldegebühren len, diese erläßt und die Verantwortung nicht weiterhin seinen Untergebenen Am 23. November 1978 hat die CDU/ zuschiebt; das gilt insbesondere für die CSU-Fraktion den Antrag auf Sen- Sammlung, Aufbewahrung und Verwen- kung der Fernmeldegebühren gestellt. dung von Daten, die für Zwecke der Begründet war der Antrag damit, daß Bekämpfung von Verbrechen und politi- die Post erhebliche Gewinne aus den schem Extremismus benötigt werden. Fernmeldegebühren erzielte. Dadurch wurde die Begehrlichkeit des Finanzmi- — Dazu gehört, daß der Innenminister nisters geweckt, der sich dann auch für Amtshandlungen, die weisungsge- prompt von der Post eine Sonderablie- mäß ausgeführt wurden, sofort und ein- ferung in Höhe von 1,5 Milliarden DM deutig die Verantwortung übernimmt. überweisen ließ. Die Bundesregierung Dazu gehört ferner, daß er alle Bedien- gab dabei das Versprechen, daß es sich steten in Schutz nimmt, wenn sie wegen um eine einmalige Sonderabgabe han- Ausführung ihnen erteilter Aufträge kri- deln sollte. tisiert werden. Dieses Versprechen hat die Bundesre- — Wir fordern ferner, daß der Innenmi- gierung bereits gebrochen, denn in der nister ohne weitere Verzögerung die Kabinettssitzung am 28. Mai 1979 wurde Zulässigkeit von Amtshilfeleistungen die 2. Sonderablieferung in Höhe von durch unmißverständliche Anweisungen 1,5 Milliarden DM gefordert. an die betroffenen Behörden klärt. Damit wird die Gefahr, auf die von der CDU/CSU hingewiesen wurde, immer — Schließlich bestehen wir darauf, daß größer, daß auf dem Umwege über zu der Innenminister die Preisgabe von hohe Telefongebühren den Bürgern Dienstgeheimnissen unterbindet, auf- quasi mit einer Sondersteuer das Geld klärt und ahndet. aus der Tasche gezogen wird. Vom Versagen des Innenministers kann Wie wenig bürgerfreundlich sowohl die sich auch der Kanzler nicht freispre- Bundesregierung als auch die SPD und chen. Wir kritisieren, daß er den Innen- FDP sind, wird daran erkennbar, daß minister weder im Rahmen seiner der Antrag der CDU/CSU-Fraktion vom Richtlinienkompetenz noch in anderer 23. November 1978 von der Koalition Weise korrigiert hat. Auch dafür dürften ablehnend an den Verkehrs-Ausschuß sachfremde Erwägungen ursächlich überwiesen und dort mit der Mehrheit sein. Während es Herrn Baum um Un- der Koalition ebenfalls verworfen wur- terstützung im linksliberalen Bereich de. geht, was immer er darunter verstehen Nun hat sich aber gezeigt, daß man mag, geht es dem Kanzler darum, sei- gegen offensichtliche Mißstände auf nen Koalitionspartner zu schonen. Dauer nicht polemisieren kann. Sowohl UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 7 der Bundespostminister als auch die und jugendpolitischen Vorstellungen Koalition haben inzwischen einsehen durchzusetzen, solange sie noch die müssen, daß eine Senkung der Fernge- Mehrheit dafür hat. sprächsgebühren nötig ist und haben Festzuhalten bleibt, daß die Koalition es praktisch die Vorschläge übernommen, auch im Vermittlungsausschuß abge- die von CDU/CSU bereits 1978 gemacht lehnt hat, eine Vorschrift in das Gesetz wurden. aufzunehmen, wonach die Eltern die Die Koalition hat damit sechs Monate Ziele der Erziehung bestimmen. Die Ab- Zeit gebraucht, um das anzuerkennen, lehnung einer solchen Vorschrift durch was richtig und notwendig ist. SPD und FDP kann nur dahingehend verstanden werden, daß sie die Einfluß- Recht der elterlichen Sorge: nahme auf die Ziele der Erziehung für den Staat und außerfamiliäre Einrich- SPD/FDP lehnten tungen offenhalten und ermöglichen wollen, wie es der 2. Familienbericht Verbesserungs- der Bundesregierung aus dem Jahre vorschläge 1975 gefordert hat. Festzuhalten bleibt, daß der Staat mit der Union ab diesem Gesetz allen Eltern einen be- Anläßlich der Beratung des Ergeb- stimmten Erziehungsstil vorschreibt nisses des Vermittlungsausschus- und allen Eltern das Verbot entwürdi- ses über das Gesetz zur Neuregelung gender Erziehungsmaßnahmen glaubt des Rechts der elterlichen Sorge gab entgegenhalten zu müssen — ohne daß der familienrechtspolitische Sprecher der Gesetzgeber selbst weiß, was damit der CDU/CSU-Fraktion, MdB Anton gemeint ist. Beides ist unter erzieheri- Stark, folgende Erklärung ab: schen Gesichtspunkten fragwürdig, un- Mit Bedauern und Enttäuschung stellt ter verfassungsrechtlichen und rechts- die CDU/CSU-Fraktion fest, daß die politischen Gesichtspunkten bedenklich. Festgehalten werden muß schließlich, Vertreter von SPD und FDP im Vermitt- daß ein Staat und ein Gesetzgeber, der ,ungsausschuß auf keinen der sachlich nicht in der Lage ist, allen jungen Men- begründeten und im Interesse der Stär- kung der Erziehungsfunktion und Erzie- schen einen angemessenen Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz zur Ver- hungsbereitschaft der Eltern notwendi- fügung zu stellen, sich anmaßt, in be- gen Verbesserungsvorschläge des Bun- stimmten Fällen den Eltern vorzuschrei- desrates eingegangen sind. ben, welche Ausbildung oder welcher °ie Ablehnung sämtlicher Vorschläge Beruf für ihre Kinder das richtige ist, des Bundesrates durch SPD und FDP 2 wobei die Haftung für eventuelle Fehl- eigt, daß es der Koalition nicht, wie sie entscheidungen der staatlichen Organe irn Laufe der Beratung immer wieder bei den Eltern verbleibt. vorgesehen hat, darauf ankommt, ein so grundlegendes und wichtiges Gesetz Allein diese drei hier hervorgehobenen auf eine breite Grundlage zu stellen, gesetzlichen Fehlentscheidungen ma- sondern daß es ihr allein darauf an- chen es der CDU/CSU — neben ihren kommt, ihre von tiefem Mißtrauen ge- grundsätzlichen Einwendungen — un- gen die Erziehungsfunktion der Eltern möglich, dem Gesetz zum Recht der und der Familie geprägten familien- elterlichen Sorge zuzustimmen. UID 26 - 28. Juni 1979 • Seite, 8

den wird. Die Teilnehmer waren sich EUROPA einig, daß alle Pläne, die die Arbeitslo- sigkeit als notwendiges Übel oder als Regulativ für die Wirtschaft betrachten, Parteien der Mitte zurückgewiesen werden müssen. arbeiten eng Auf dem Sektor Energieversorgung wurde gemeinsam festgestellt, daß der zusammen sparsame Umgang mit vorhandener Die Vorsitzenden der zehn Mit- Energie und die Suche nach neuen gliedsparteien der Europäischen Energiequellen wesentliche Vorausset- Demokratischen Union (EDU) zung ist, um der zu erwartenden Ener- kommen am 20. und 21. Juli in Lon- gieknappheit zu begegnen. don zur jährlichen Parteivorsitzen- Die Gründung und das erste Parteivor- denkonferenz zusammen. Bei dem sitzendentreffen der EDU hatten im Treffen sollen unter anderem die April vergangenen Jahres auf Schloß Themen Beschäftigungspolitik, Kleßheim bei Salzburg stattgefunden. Energie und Umweltschutz disku- Der Arbeitsgemeinschaft gehören 17 tiert werden. Auf der Tagesordnung christlich-demokratische und konserva- der EDU-Konferenz steht auch die tive Parteien in Europa als Mitglieder Neuwahl eines Vorsitzenden für die (10) oder Beobachter (7) an. Grundlage kommende einjährige Wahlperiode. der Zusammenarbeit ist eine bei der Das Vorbereitungstreffen bei Oslo Gründungsversammlung angenommene fand unter dem Vorsitz des Gene- und unterzeichnete „Erklärung der Ar- ralsekretärs der norwegischen Konser- beitsgemeinschaft christlich-demokrati- vativen, Fridtjov Clemet, statt. Vertreten scher, konservativer und anderer nicht- kollektivistischer Parteien". waren die Generalsekretäre oder deren Beauftragte aus Österreich, Dänemark, Finnland, Frankreich, Bundesrepublik MdB Klepsch zum Sprecher Deutschland, Norwegen, Portugal, der deutschen Christlichen Schweden und Großbritannien. Die spa- Demokraten im EP gewählt nische Zentrumspartei nahm als Beob- achter teil. Die 42 deutschen Mitglieder der zukünf- tigen Christlich-Demokratischen Frak- Der Lenkungsausschuß für das diesjäh- tion im Europäischen Parlament haben rige Treffen schlägt der EDU die Grün- (CDU) zum Sprecher der dung zusätzlicher Unterausschüsse vor, Delegation der deutschen Christlichen die sich mit Fragen der Familienpolitik, Demokraten im Europäischen Parla- der Sicherheit und Zusammenarbeit in ment gewählt. Die Wahl von Klepsch Europa, des Terrorismus und dem The- erfolgte auf der konstituierenden Sit- ma „Wirtschaft und Staat" befassen zung der CDU/CSU-Abgeordneten im sollen. Europäischen Parlament am 19. Juni in Auf der Sitzung bei Oslo wurde deut- Bonn einstimmig. Zu stellvertretenden lich, daß die Beseitigung der Arbeitslo- Sprechern wurden — ebenfalls einstim- sigkeit zu einem der wesentlichen poli- mig — (CSU) und Hans tischen Tätigkeitsgebiete der EDU wer- Katzer (CDU) gewählt. U/D 26 • 28. Juni 1979 • Seite 9

Je mehr Brandt sich aus dem Tagesge- KOALITION schäft zurückzieht und Wehners Einfluß nachläßt, desto stärker wird die Posi- tion von , desto deutli- SPD-Spitze: cher wird die SPD zur „Kanzlerpartei". Das läßt auch die Linke wieder aktiver müde, ratlos werden. und zerstritten „Ich möchte alles tun, um uns daran zu hindern, ein Kanzlerverein ä la CDU der Während die Union ihren Kanzler- fünfziger Jahre zu werden", sagt Hen- kandidaten sucht, vollzieht sich in der SPD fast unbemerkt von der ning Schert, der Bremer Finanzsenator, in dem Schmidt den künftigen Sprecher Öffentlichkeit ein tiefer Wandel. Nur noch mühevoll können die Risse des linken Flügels sieht. Schert: „Ge- in der Führungsspitze zwischen genwärtig ist zu beobachten, daß sich Schmidt, Brandt, Wehner und dem in Vorbereitung des Berliner Parteita- linken Gespann Eppler/Scherf ges Ende des Jahres die innerparteili- verkleistert werden. Auf der Sitzung che Linke wieder rührt, inhaltliche Posi- des Parteibeirates der SPD am tionen besetzt und fordert, daß es eine vergangenen Wochenende ver- neue Debatte gibt." zichtete Helmut Schmidt angeblich Im Deutschlandfunk sagte der linke aus „Zeitgründen" darauf, seinen SPD-Politiker, es müsse deutlich wer- Politischen Lagebericht zu geben, den, daß sich die SPD „an einem ganz um das Dilemma nicht offensichtlich klaren Programm zur Veränderung die- Werden zu lassen. ser Gesellschaft orientiert", und dies sei „etwas anderes, als sozusagen die treue Der größte Dissens zwischen der Werbetruppe des Kanzlers" zu sein. Schmidt-Position und der „reinen SPD-Lehre" besteht zweifellos in der Wie der baden-württembergische SPD- Steuerpolitik und der Kernenergie. Spä- Landesvorsitzende , er- testens auf dem Berliner Parteitag im klärte auch Schert, daß ein Großteil der Dezember werden sich die Fronten klä- wirklichen politischen Diskussion nicht ren. Das Unbehagen bei den Sozialde- mehr innerhalb der SPD stattfinde, son- mokraten ist jedenfalls jetzt schon groß. dern sich in Grüne Listen oder einer Dem Vorsitzenden Brandt wird vorge- „alternativen Bewegung" organisiere. worfen, er ließe die Zügel schleifen. Auf Das müsse für die SPD ein Alarmzei- die Diskussion der aktuellen Probleme chen sein. Zur Zeit verliere die Partei wie Energiesperren, Kernenergie oder an Anziehungskraft und an Attraktivität. Tempolimit nehme er kaum noch Ein- Schert forderte eine „gründliche neue fluß. Darauf angesprochen, reagierte er Debatte" zur Energiepolitik. In der Aus- 9ereizt und lasse sich kaum noch von einandersetzung um ein Tempolimit seinen Freunden beraten. müsse die SPD deutlich sagen, „ob wir nun vor dem ADAC einen Kotau ma- Undurchsichtig wie immer ist die Hal- tung von : Mal rempelt chen oder vor denen, die meinen, Frei- er heit bestünde darin, mit 250 Kilometern gegen die Politik des Kanzlers, mal über die Autobahn zu rasen. •äßt er seiner Wut über die lasche Par- teiführung freien Lauf. Schert bezweifelte, daß Bundeskanzler UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 10

Helmut Schmidt auf dem Berliner Par- tun, als zu den Zeiten, in denen sie die teitag der Sozialdemokraten im Dezem- Regierung stellte, stets nach dem Lei- ber mit dem Rücktritt drohen werde, stungsprinzip verfahren worden ist und wenn sein Energiekonzept keine Mehr- es in den Spitzenpositionen des Mini- heit fände: „Ich denke, das wird anders steriums immer auch Mitglieder der da- gehen." Ziel der Partei müsse es sein, maligen Oppositionsparteien gegeben über „eine Kette von Bezirksparteita- hat. gen eine richtige Parteidebatte zu orga- nisieren". Und an dieser Debatte wür- den dann „mehr als nur der Kanzler" Kommunalpolitiker teilnehmen, meinte Scherf. verlassen die SPD Epplers Position eines langfristigen Anhaltender Linkstrend, Wirklichkeits- Verzichtes auf Kernenergie halte er ferne und widersprüchliche Politik sind „tendenziell für mehrheitsfähig in der nach Angaben des CDU-Sprechers in SPD". Eppler selbst zeigte sich in Schleswig-Holstein, Volker Koop, die einem „Spiegel"-Interview überzeugt, Gründe für „angesehene Kommunalpo- daß sich „die Option, ohne Atomener- litiker der Landes-SPD", die Partei zu gie auszukommen, öffnen läßt". verlassen. Immer mehr gemäßigte Mit- glieder der schleswig-holsteinischen Parteibuchwirtschaft SPD überlassen das politische Feld den im Verteidigungsministerium Parteilinken um Jansen und Matthiesen. Koop nannte drei Beispiele für Austritte Mit der kürzlich erfolgten Ernennung in jüngster Zeit: den früheren Lauen- von zwei zivilen Abteilungsleitern im burger Stadtvertreter und Kreistagsab- Bundesministerium der Verteidigung geordneten Heinz-Dieter Reimers, den hat Minister die einseitige Oberstudienrat Harro Kunst aus Bad Parteipolitisierung seines Hauses fort- Oldesloe (nach 13jähriger Mitglied- gesetzt. Von den neun Ministerialdirek- schaft) und den bisherigen stellvertre- toren des Ministeriums gehören mittler- tenden Ortsvorsitzenden in Burg auf weile sieben der SPD an, zwei stehen Fehmarn, Fritz Haase. der FDP nahe. Unionsangehörige sind aus diesen Spitzenpositionen ausge- schaltet worden. Dabei war es gerade 10. Pflichtschuljahr: Apel, der bei der Übernahme des Ver- FDP stimmte gegen Handwerk teidigungsressorts im Frühjahr 1978 zu- Trotz der Proteste sämtlicher Spitzen- , gesichert hat, er werde keine Personal- entscheidungen vornehmen, denen par- verbände des Handwerks und der Indu- teipolitische Engstirnigkeit nachgesagt strie und der schweren Bedenken, die werden könnte. auch viele Wissenschaftler angemeldet hatten, setzte die SPD/FDP-Koalition im Die CDU/CSU lehnt diese Parteipoliti- Landtag NRW die Einführung eines 10- sierung im Verteidigungsbereich im In- Pflichtschuljahres durch. Auch FDP- teresse der Streitkräfte ab, erklärte der Wirtschaftsminister Horst-Ludwig Rie- Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verteidi- mer, der zuvor seinen energischen Wi- gung, MdB Willi Weiskirch. Sie kann derstand angekündigt hatte, stimmte für das mit um so größerer Berechtigung das Gesetz. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 11

JAHRESTAGUNG DER UdVF Weiter auf das Recht bauen und für die Freiheit kämpfen

Die Union der Vertriebenen und storischen, geistigen und politischen Flüchtlinge in der CDU/CSU — Tradition mit allen positiven und negati- Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung ven Erscheinungen. Dies muß auch die wählte auf ihrer Bundesdelegierten- Grundhaltung deutschen Geschichtsun- tagung am 22./23. Juni 1979 in terrichts sein. Es ist dringend erforder- Bonn den Bundestagsabgeordneten lich, die gemeinsame Geschichte aller Herbert Hupka erneut zu ihrem Deutschen wieder stärker in den Mittel- Vorsitzenden. punkt des Schulunterrichts zu stellen. Wenn weniger als 50 % der Jugend- Als Stellvertretende Vorsitzende wähl- lichen noch wissen, welche Bedeutung ten die Delegierten die Berliner Bun- der 17. Juni 1953 politisch und historisch destagsabgeordnete Liselotte Fieser, den hat, dann ist das vor allem eine Heraus- Münchener CSU-Bundestagsabgeord- forderung für die Bildungspolitik." neten , den niedersächsi- schen Bundestagsabgeordneten Helmut Volksgruppenrecht Sauer (Salzgitter) sowie Professor Emil für Deutsche Schlee (Kiel). Zum Schatzmeister wur- Der Ministerpräsident von Rheinland de Otto Frhr. von Fircks, zum Hauptge- Pfalz, Bernhard Vogel, machte vor den schäftsführer Gerold Rummler wieder- Delegierten grundsätzliche Ausführun- gewählt. gen über die „Verantwortung der Bun- Beisitzer sind: , MdB, desländer für ganz Deutschland". Dabei Sieghard Rost, MdL, Alfred Herold, Ger- bekannte er sich zum Fortbestand hard Dewitz, Erich Weidlich, Hartmut Deutschlands in allen seinen Teilen. Gassner, Alexander Wagner und Georg Über „Volksgruppenrecht für Deut- Hoffman n. sche" sprach Fritz Wittmann, MdB. „Für Auf der Delegiertentagung sprach der und stellt sich die Frage, wie kann das Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Volksgruppenrecht unseren deutschen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Menschen hilfreich sein, die zu einem MdB Burkhard Ritz, für den verhinder- großen Teil nicht einmal als Nationalität ten Parteivorsitzenden Helmut Kohl. in den totalitären Ostblockstaaten sind. Der Bundesvorsitzende der Jungen Unsere Bemühungen, die Bundesregie- union, MdB , behan- rung möge vor allem mit der Volksrepu- delte das Thema „Jugend und die deut- blik Polen über die Einräumung von sche Frage". Er sagte u. a.: „Die Natio- Volksgruppenrechten verhandeln, ha- nen leben aus ihrer Geschichte. So ben zu keinem Erfolg geführt. beruht auch die nationale Identität Im März 1976 hatte Außenminister Gen- Deutschlands auf seiner gesamten hi- scher die Zustimmung der Ministerprä- UrD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 12

sidenten der deutschen Länder zum lands in Freiheit ungebrochen vorhan- deutsch-polnischen Rentenabkommen den. Gerade die jungen Menschen in im Bundesrat mit dem Versprechen er- Mitteldeutschland sind es, die auf die reicht, er werde mit der polnischen Re- Freiheit gesetzt haben. Der Name des gierung über die Einräumung von 22jährigen Nico Hübner aus Ost-Berlin, Volksgruppenrechten an die Deutschen der zu fünf Jahren Freiheitsentzug ver- verhandeln. Geschehen ist bis jetzt urteilt worden ist, ist von symbolträchti- nichts." ger Bedeutung. An unsere Adresse ge- MdB Herbert Hupka führte in seinem richtet, schrieb er in einer Denkschrift: Referat u. a. aus: „Unsere Vereinigung ,Die Politik in der Bundesrepublik ist Teil der Partei, sie arbeitet nicht Deutschland lehnt es leider ab, zur mo- außerhalb oder gar gegen die Partei, ralischen Stütze im anderen Teil sondern mitten in der Partei. Sie gibt Deutschlands zu werden.' Anstöße, wie dies bei der Ausarbeitung Die Freiheit ist unser höchstes Gut. des CDU-Grundsatzprogrammes und Diese gilt in der Bundesrepublik den Erlanger Thesen der CSU zur Euro- pawahl gerade in jüngster Zeit der Fall Deutschland als dem Modellstaat eines war, und setzt Vorstellungen und Pläne erst wiederzuvereinigenden Deutsch- der Partei in den eigenen Reihen um. land zu wahren und zu sichern, denn nur dann, wenn dies gelingt, werden wir den Weg in das freie Deutschland in Ehmke und Polkehn einem freien Europa einschlagen kön- wollen die Anerkennung nen. 30 Jahre Bundesrepublik Deutsch- land, und trotz 34jähriger gewaltsamer Die jüngste Stufe eines deutscherseits Teilung ein deutsches Volk geblieben selbst in Gang gesetzten Teilungspro- zu sein, lassen uns für die Zukunft zesses heißt Anerkennung der Oder- Deutschlands hoffen, auf das Recht Neiße-Linie als Grenze. Entweder legt bauen, für die Freiheit kämpfen." man den Warschauer Vertrag wider den Text so aus, als stünde darin die end- gültige Anerkennung der Oder-Neiße- Erklärung zur Vertreibung Linie als Grenze, oder macht ganz offen aus Vietnam den Vorschlag, wie dies jetzt erst wie- In einer Erklärung zur Vertreibung der der und der aus Ostpreu- Chinesen aus Vietnam wurde an die ßen stammende SPD-Abgeordnete Wal- Parallelität zur Vertreibung 1945/46 von ter Polkehn erklärt, daß endlich territo- Millionen Deutschen erinnert und an die rial alles in Ordnung gebracht werden Solidarität der freien Völker im Kampf müsse, wie es den polnischen Wün- gegen jede Art von Vertreibung und zur schen und Forderungen entspricht. Die tatkräftigen Unterstützung der Vertrie- im Warschauer Vertrag nicht ausge- benen appelliert. sprochene Anerkennung der Oder-Nei- ße-Linie als Grenze solle jetzt endlich Die Delegierten bekräftigen in einer Re- nachgeliefert werden ... sulution ihren entschiedenen Willen, die Einheit der beiden Unionsparteien auch Jenseits von Elbe, Werra und Fulda, weiterhin — schon um der gemeinsa- jenseits von Oder und Neiße ist das men Deutschland- und — zu Verlangen nach der Einheit Deutsch- erhalten und zu bekräftigen. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 13

KOMMUNALWAHLEN CDU-Wähler waren verunsichert Am 10. Juni fanden in Rheinland- nehmen. Dennoch konnte sie einen Teil Pfalz und im Saarland auch der hohen Gewinne bei der letzten Kommunalwahlen statt, deren Kommunalwahl halten und ihre Basis Ergebnisse Unterschiede zur dadurch in den Städten weiter stabili- Europawahl brachten. Nachfolgend sieren. geben die beiden Landesverbände Abgesehen von den bundespolitischen eine Analyse der Ergebnisse: Einflüssen auf den Wahlausgang setz- ten sich die langfristigen Strukturverän- Rheinland-Pfalz derungen der Parteianhängerschaften Mit einem Stimmenanteil von 47,5% fort. Die CDU schiebt ihren Wähleran- •iegt die CDU bei der Kommunalwahl teil in den verstädterten Gebieten von um 5,3%-Punkte vor der SPD, obwohl R'heinland-Pfalz an die 45 %-Miarke her- die SPD gegenüber der letzten Kommu- an; die SPD dagegen liegt in den ländli- nalwahl 1974 6,7%-Punkte hinzuge- cheren Gebieten, z. B. im Regierungs- Wann. bezirk Trier, bei 23% und generell in den Kreistagen bei 40,5 %. Sie erreichte insgesamt nur 42,2 % der Stimmen. Beide Kommunalwahlen, die In den Kreistagen liegt die CDU im jetzige und die von 1974, waren stark Schnitt 8,6%-Punkte vor der SPD, in beeinflußt durch die allgemeine politi- den Stadträten der kreisfreien Städte sche Stimmungslage, die sich jeweils die SPD aber nur 4,5 %-Punkte vor der auf die Mobilisierung der Sympathisan- CDU. In den Städten lag die Wahlbeteili- ten der Parteien unterschiedlich aus- gung um 6,3 %-Punkte niedriger als im wirkte. Landesdurchschnitt, was nicht zuletzt 1974 führte die Guillaume-Affäre zu auf die Wahlenthaltung von CDU-Sym- einer tiefen Verunsicherung und Wahl- pathisanten zurückzuführen ist. enthaltung der SPD-Sympathisanten. Die CDU-orientierten Wähler hingegen Saarland gingen verstärkt zurWahl; dieWahlbetei- Schon Monate vor der Wahl gab es in ligung war mit 81,1 % besonders hoch, den Führungsgremien der CDU Saar die CDU erreichte 51,6% aller Stim- keinen Zweifel, daß ein „Traumergeb- men; die SPD fiel auf 35,5 % zurück. nis", wie bei den 74er Wahlen, nicht zu 1979 nun ist die Wahlbeteiligung gegen- erwarten war. Damals hatte die CDU im über 1974 generell um 3%-Punkte nied- Landesdurchschnitt rund 10% zuge- riger. Die nach der Wahl des Bundes- legt. Im Landesvorstand rechnete man präsidenten erneut einsetzende Diskus- mit einem Verlust zwischen 3 und 4 sion um den Kanzlerkandidaten verun- Prozent, was immer noch die Stabilisie- sicherte die CDU-Sympathisanten und rung von zwei Dritteln des damaligen hielt sie von der Wahl ab. Die CDU Zugewinns für die Partei bedeutet hätte. mußte Verluste von 4,1 %-Punkte hin- Die CDU Saar analysiert zur Zeit die UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 14

Gründe für die Verluste, die noch et- manchen saarländischen Kommunalpo- was höher als erwartet lagen (Ge- litiker zum Trugschluß verleitete, es meindewahlen Minus 4,3%, Kreisrats- könne sowieso nichts schiefgehen. Ein wahlen Minus 4,6%). Man will jedoch relativ niedriger Mobilisierungsgrad der auf jeden Fall nun einen „Schnellschuß Basis im Wahlkampf war ebenfalls nicht aus der Hüfte" vermeiden — nicht zu- geeignet, negative Trends zu neutrali- letzt mit Blick auf die kommenden sieren. Landtagswahlen. 0 Nicht wenige CDU-Bürgermeister Ohne Anspruch auf vollständige Aufli- fühlten und gaben sich in ihrem Amt stung der für dieses Wahlergebnis aus- auch im Wahlkampf als „überparteili- schlaggebenden Faktoren soll daher an che Verwalter der Bürgerinteressen". dieser Stelle nur ein grober Überblick Einerseits richtig, andererseits eine gegeben werden: Verkennung politischer Notwendigkei- O Die CDU konnte diesmal nicht von ten — zumal ihre SPD-Kollegen eben einem Vertrauenstief der Bevölkerung diese noble (aber doch schädliche) gegenüber der SPD profitieren. Eine Zurückhaltung nicht nur „vergaßen". tiefsitzende Verärgerung oder Bestür- Im Gegenteil, dort, wo die Sozial- zung über skandalöse Vorgänge im demokraten den Verwaltungschef stell- Bonner Regierungslager (Guillaume-Ef- ten, stellten sie diesen soweit als mög- fekt im Jahre 1974) kam diesmal nicht lich in den Vordergrund, selbst wenn er zurr^Tragen. gar nicht zur Wahl stand und auf einige © Demgegenüber befindet sich die Jahre abgesichert war. Union im Bund seit Monaten in einer © Statt sachlicher Alternativen zur eist auf dem offenen Markt ausgetra- Politik der Partei in den Kommunen genen Diskussion um Personalfragen. jonglierte die SPD mit vordergründigen Nicht nur sogenannte Wechselwähler, Verbesserungsvorschlägen, wobei sie sondern auch traditionelle CDU-Sympa- zugegebenermaßen geschickt auch lan- thisanten fühlen sich dadurch stark ver- despolitische Themen einbezog und sie unsichert. im örtlichen Bereich umsetzte. 0 Offenbar nie zuvor war der Anteil Inwieweit die angesprochenen Faktoren der bis zum Wahltag unentschlossenen quantitativ bestimmend waren, kann Wähler so groß wie diesmal. Eine Um- jetzt noch nicht gesagt werden. Fest frage der Saarbrücker Staatskanzlei hat steht allerdings, daß nicht nur saarland- dies eindeutig belegt. Eine negative Prä- bezogene Einflüsse die Wahl entschei- sentation der Gesamtpartei schlägt da- dend geprägt haben — dies wird durch her bei vielen Unentschlossenen relativ das fast identische Abschneiden von stark durch. CDU und SPD in Rheinland-Pfalz und 0 Unzufriedenheit des Wählers mit an der Saar belegt. dem Erscheinungsbild der Union ließ Auswirkungen dieser Kommunalwahl auf dieser nicht bei der Europawahl spüren, die CDU/FDP-Koalition auf Landesebe- sondern erteilte die Quittung bei der ne sind nicht zu erkennen. Mut zu einer Kommunalwähl, die offensichtlich eine ehrlichen Analyse und die Bereitschaft Art „Stellvertreter-Rolle" spielen mußte. zur Geschlossenheit — das sind Forde- © Diese Haltung des Wählers wurde rungen, vor die sich nicht nur der Lan- nicht aufgefangen, da das sanfte Ruhe- desverband der CDU Saar gestellt kissen der 74er Wahlergebnisse so sieht. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 15

Hilfe für Vietnam-Flüchtlinge Die seit Monaten anhaltende Flüchtlingswelle aus Vietnam und Kambodscha ist ein vernichtendes Zeugnis für die kommunistischen Regime in beiden Ländern. Was mit den Flüchtlingen geschieht, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erklärte Helmut Kohl vor der Bundestagsfraktion. Wer immer von den Menschenrechten spricht, ist aufgerufen, sofort und ohne Vorbehalte zu helfen. Gerade uns Deutsche im freien Teil Deutsch- lands, die nach dem Krieg Millionen Flüchtlinge integriert und gemeinsam mit ihnen das Deutschland von heute aufgebaut haben, kann das Schicksal von Flüchtlingen nicht unberührt lassen, stellte der Parteivorsitzende fest. Die Lage, in der sich diese Flüchtlinge in Asien befinden, die die Freiheit wollen und der kommunistischen Unterdrückung entflohen sind, ist eine Herausforderung an die freie und wohlhabende westliche Welt. Es ist nicht zu verantworten, die Flüchtlinge und die überforderten asiatischen Nachbar- länder mit ihren Problemen wie bisher nur ungenügend zu unterstützen. Deshalb fordert die CDU/CSU-Bundestagsfraktion die Bundesregierung und die Landesregierungen erneut auf: 1. Aufnahmequoten für Vietnam-Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutsch- land erheblich aufzustocken und das Verfahren zur Ansiedlung in der Bundesrepublik Deutschland zu vereinfachen und abzukürzen. 2. Europäische Initiativen zur Ansiedlung von Vietnam-Flüchtlingen zu verstärken. 3. Neue Verhandlungen mit möglichen Aufnahmeländern aufzunehmen und durch sofortige Entwicklungshilfe die Voraussetzungen für die Ansiedlung von Vietnam-Flüchtlingen zu verbessern. 4. Mehr unmittelbare humanitäre Hilfe zu leisten, um das Schicksal der Flüchtlinge auf den Schiffen und in den Ländern zu erleichtern. 5. Eine gemeinsame Initiative der Bundesregierung mit den westlichen Verbündeten in den Vereinten Nationen, um den Flüchtlingen weltweit zu helfen und die verantwortlichen Länder öffentlich zur Rechenschaft zu ziehen. Demokraten sind dazu da, für die Menschenrechte einzustehen — wann und wo immer sie verletzt oder mit Füßen getreten werden. Gewalt und Unrecht, Unterdrückung und Leid mit Schweigen zu übergehen oder zu bemänteln, ist eines Demokraten unwürdig. Das kalte Schweigen der deutschen Linken, einschließlich der SPD, zur Flüchtlingstragödie in Südostasien ist ebenso beschämend wie entlarvend. UiD 26 • 28. Juni 1979 • Seite 16

UNION BETRIEBS GMBH 5300 BONN ARGELANDERSTRASSE 173 POSTVERTRIEBSSTOCK Z 8398 CX GEBOHR BEZAHLT

6.7. CDU Niedersachsen Vorstand, Hannover TERMINE 6.7. CDU Niedersachsen Frauenvereinigung, Vorstand, 29.6. CDU —Bund Hannover Frauenvereinigung, Europa- 6.18.7. Exil-CDU Sektion, Bonn Deutschlandpolitische Regional- 30. 6. LV Baden-Württemberg tagung, Bad Oeynhausen Mittelstandsvereinigung, Landes- 7.7. LV Baden-Württemberg mittelstandstag, Pforzheim 13. Landesparteitag, Reutlingen 30. 6. LV Hessen, Sozialausschüsse 7.7. CDU Niedersachsen Landesausschuß Landesausschuß, Hannover 30.6. LV Schleswig-Holstein, Sozial- 9.7. CDU — Bund ausschüsse, Jahreskongreß, Präsidium, Bonn Norderstedt 14.115. 7. SU Baden-Württemberg 30.6. Exil-CDU Landestagung '79 Hauptvorstandssitzung, Berlin 22.129. 7. CDU — Bund 30.6. CDU —Bund Frauenvereinigung, Generalver- Frauenvereinigung, Bundes- sammlung der EFU, Bonn vorstand, Bonn 6.8. LV Westfalen-Lippe 30.6.11.7. JU Baden-Württemberg Landesvorstand, Dortmund Landestag '79, Eßlingen-Berkheim 10.111. 8. LV Westfalen-Lippe 30.6.11.7. Mittelstandsvereinigung der Sozialausschüsse. Landestagung CDU/CSU — Bund Fachtagung für Presse- und 10.111.8. KPVINW Öffentlichkeitsarbeit, Oldenburg Hauptausschuß, Höxter 6.7. LV Schleswig-Holstein 11.8. LV Westfalen-Lippe Kreisgeschäftsführerkonferenz, Frauenvereinigung, Landes- Kiel delegiertentagang, Meinerzhagen 6.7. LV Baden-Württemberg 20.8. CDU —Bund Präsidium und Landesvorstand, Präsidium, Bonn Reutlingen 22.8. LV Rheinland 6.7. LV Hannover Kreisgeschäftsführerkonferenz, Vorstand, Hannover Köln

Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demo- kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Heinz Winkler, 5300 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Tel. (0 22 21) 54 41. Verlag: Unions Betriebs GmbH, 5300 Bonn, Argelanderstra- ße 173, Tel. (0 22 21) 2210 81. Vertrieb: Tel. (0 22 21) 5 44-3 04. Verlagsleitung: Peter Müllenbach. Bankverbindung: Sparkasse Bonn, Konto-Nr. 7 504152, BLZ 380 500 00, Postscheckkonto Köln, Nr. 2214 31-502, BLZ 370100 50. Abonnementspreis jährlich 40,— UiD DM. Einzelpreis 1,— DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.