Frank Bajohr, „Arisierung“
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Kontakt: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83 20144 Hamburg Iel.04014313970 E-mail: [email protected] Web: http://www.zeitgeschichte-hamburg.de Frank Bajohr »Arisierung« in Hamburg zU) Die Verdrängung der jüdischen I= I Unternehmer 1933-1945 U Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Band 35 Redaktion: Uwe Lohalm Frank Bajohr »Arisierung« in Hamburg Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933-1945 CHRISTIANS Das Titelfoto zeigt den Boykott jüdischer Geschäfte in Hamburg (Grindelallee) am I. April 1933 Quelle: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Bajohr, Frank: »Arisierung. in Hamburg: die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933-1945 / Frank Bajohr. — Hamburg: Christians, 1997 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte; Bd. 35) Zugl.: Diss. ISBN 3-7672-1302-8 2. Auflage 1998 © Hans Christians Verlag, Hamburg 1997 Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten Ausstattung: Alfred Janietz /Carsten Best Printed in Germany ISBN 3-7672-1302-8 Inhalt Einleitung Wirtschaftliche Existenzvernichtung und »Arisierung« als Problem der historischen Regionalforschung 9 Kapitel I Antisemitismus »von unten« in der Anfangsphase nationalsozialistischer Herrschaft 27 Antisemitische Ausschreitungen 1933 / 34 (27) — Mittelständischer Antisemitismus (33)— Die Kampagne gegen die Beiersdorf AG (36) — Der Fall »Detuve< (42) — Der Boykott vom 1. April 1933 (44) — Erste Entlassungen jüdischer Angestellter (54) Kapitel II Entscheidungsträger und Entwicklungstendenzen der nationalsozialistischen Judenpolitik in Hamburg 1933-1937 59 Rahmenbedingungen und Probleme nationalsozialistischer Ju- denpolitik in Hamburg (59) — Entscheidungsträger der regionalen Judenpolitik (65) — Die Haltung von Handelskammer und Ham- burger Kaufleuten zur nationalsozialistischen Judenpolitik (74) — Das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« (82) — Öffentliche Aufträge und jüdische Unternehmen (96)— Verdrän- gung und frühe »Arisierungen« durch staatliche Intervention (104) — Die Initialfunktion der NSDAP und die Erfassung jüdi- 6 Inhalt scher Betriebe (115) — Judenpolitik in komparativer Perspektive: Hamburg und München im Vergleich (121) Kapitel HI Wirtschaftliche Lage und Gegenstrategien der Betroffenen 129 Zur demographischen und wirtschaftlichen Situation der Ham- burger Juden (129) — Aspekte des Betriebsalltags jüdischer Unter- nehmen nach 1933 — drei Beispiele (136) — Möglichkeiten und Grenzen des ',jüdischen Wirtschaftssektors« (143) — Versuche der Vermögensrettung (153) — Die politischen Initiativen des Ham- burger Bankiers Max Warburg nach 1933 (159) Kapitel IV Der Übergang zur systematischen »Entjudung« der Hamburger Wirtschaft 1936/37 173 Der NSDAP-Gauwirtschaftsberater als Genehmigungsinstanz (174)— Exkurs: Das Ende des Reisebüros Walter Bamberger (186) — Die Devisenüberwachung als Schrittmacher des Enteignungs- prozesses (189) — Devisenpolitik und Liquidierung/»Arisierung« jüdischer Betriebe — fünf Beispiele a) Fa. Walter Jacoby, Zucker- Export (195 )— b) Fa. J. Jacobi & Co. (198) — c) Fa. Labowsky & Co. (zoo) — d) Fa. Gotthold & Co./ Metallwerk Peute GmbH (202) — e) Reederei Arnold Bernstein (204) — Die Devisenstelle des Ober- finanzpräsidenten und die Radikalisierung des Normenstaates (208) — Zur Bedeutung des ,,Kurswechsels«, im Reichswirtschafts- ministerium Ende 1937 (217) Kapitel V »Arisierungen« in scheinlegaler Form (April-November 1938) 223 Akteure und Entscheidungsträger der ',Arisierung,, nach dem 26. April 1938 (223) — Die Organe der gewerblichen Wirtschaft und ihre Beteiligung bei der ',Arisierung,, und Liquidierung jüdischer Unternehmen (227) — Die repressiven Rahmenbedingungen der ',Arisierung,, 1938 (233) — ,,Entjudung,, und Mittelstandsinteres- sen: Die .Arisierung, jüdischer Filialbetriebe in Hamburg (Bot- tina Schuh GmbH, Speiers Schuhwarenhaus, Korsetthaus Gazelle, Inhalt 7 Fiedler's Strumpfläden) (241)— »Arisierung,, zwischen Reichs- und Regionalinteressen: Der Hamburger Reichsstatthalter und der Verkauf begehrter »jüdischer Vermögensstücke,< (Kraftwagen- Handels- und Betriebsgesellschaft mbH, M.M. Warburg & Co., Köhlbrand-Werft Paul Berendsohn, Fairplay Schleppdampf- schiffs-Reederei Richard Borchardt) (251) Kapitel VI Ausverkauf, Liquidation und Bereicherungswettlauf: »Entjudung« und »Arisierung« ab November 1938 265 Die »Reichskristallnacht,, als Radikalisierungsfaktor (265) — Die Liquidierung und Zwangs-»Arisierung» jüdischer Unternehmen (277)— Der Zugriff auf den privaten Grundbesitz der Juden (288) — Die finanzielle Ausplünderung der jüdischen Eigentümer (297) — Korruption und Nepotismus (305) — Die Erwerber jüdischen Eigentums — eine Verhaltenstypologie (315) — Weitere Nutznießer (320) Kapitel VII Ausblick: Jenseits der Stadtgrenzen 325 Hamburger Wirtschaft und nationalsozialistische Expansionspoli- tik nach 1938 / 39 (325) — Die Hamburger Bevölkerung als mate- rieller Nutznießer des Judenmordes (331) Zusammenfassung 339 Verzeichnis jüdischer Unternehmen, die 1938/39 »arisiert« oder liquidiert wurden 347 Tabellenanhang 375 Quellen- und Literaturverzeichnis 389 Verzeichnis der Abkürzungen 40 5 Personenregister 407 Unternehmensregister 413 Einleitung Wirtschaftliche Existenzvernichtung und »Arisierung« als Problem der historischen Regionalforschung Obwohl sich mit der »Arisierung« ' und Liquidierung sogenannter jü- discher Unternehmen' in der NS-Zeit einer der größten Besitzwechsel der neuzeitlichen deutschen Geschichte vollzog, dessen Ausmaß nur 1 Das Wort »Arisierung« setzte sich als rassistisch determinierter Neologismus seit Mitte der dreißiger Jahre in der Behördensprache durch und bezeichnete im enge- ren Sinne den Transfer sogenannten »jüdischen« Eigentums in sogenannten »ari- schen« Besitz. Es wurde jedoch auch als Synonym für den wirtschaftlichen Aus- schaltungsprozeß der Juden insgesamt benutzt, obwohl die Nationalsozialisten dafür parallel auch den Begriff der »Entjudung« verwendeten — eine weitere rassi- stisch motivierte neue Wortschöpfung. In der vorliegenden Untersuchung werden »Arisierung« und »Entjudung« als Begriffe für den gesamten wirtschaftlichen Ausschaltungsprozeß verwendet. In den Erlassen, Verordnungen und Gesetzes- kommentaren findet sich an keiner Stelle eine offizielle Definition beider Begriffe. Ein offiziöser Kommentar verwendet sie unreflektiert. Vgl. Alf Krüger, Die Lö- sung der Judenfrage in der deutschen Wirtschaft. Kommentar zur Judengesetzge- bung, Berlin 194o. z Wenn im folgenden von »jüdischen Unternehmen« die Rede ist, dann sind damit Unternehmen im Besitz von Personen gemeint, die nach nationalsozialistischer Auffassung als »Juden« galten und damit den wirtschaftlichen Diskriminierungs- und Ausgrenzungsmaßnahmen unterworfen waren. Nicht das Selbstverständnis der Betroffenen — von denen nicht wenige zum Christentum konvertiert waren und sich subjektiv gar nicht als Juden begriffen — sondern die äußere Zuschreibung aufgrund der nationalsozialistischen Rassenlehre war für die Einstufung der je- weiligen Person oder des jeweiligen Unternehmens entscheidend. Deshalb müß- ten eigentlich auch die Begriffe »Jude« oder »jüdisches Unternehmen« entweder umschrieben oder als dezidiert nationalsozialistische Kategorien in Anführungs- zeichen gesetzt werden. Es wurde lediglich aus Gründen der Lesbarkeit darauf verzichtet, weil der Text ansonsten mit Anführungszeichen oder komplizierten Umschreibungen (z. B. Jude = sogenannter Jude nach den Kriterien der national- sozialistischen Rassenlehre) überfrachtet worden wäre. to Einleitung noch durch die Enteignungen in der SBZ/DDR nach 1945 übertroffen wurde, ist die wirtschaftliche Existenzvernichtung der Juden nur auf ein begrenztes Interesse der Historiker gestoßen. Im Schatten des mil- lionenfachen Massenmordes an den europäischen Juden stehend, hat die Beschäftigung mit der »Arisierung« bislang eher eine historiogra- phische Nischenexistenz gefristet. Schon der