Wissenschaftliche Untersuchung Zur NS-Belastung Von Straßennamen
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Wissenschaftliche Untersuchung zur NS-Belastung von Straßennamen Abschlussbericht erstellt im Auftrag des Staatsarchivs Hamburg Dr. David Templin Hamburg, 30.11.2017 Inhalt I. Einleitung: Kriterien und Kategorien zur Bestimmung von „NS-Belastung“ .…………...... 5 1. Vorbemerkungen …………………………………………………………...…………….... 5 1.1. Straßennamen und Geschichtspolitik ……………………………………………………. 5 1.2. „NS-Belastung“ ………………………………………………………………………….. 7 1.3. Auswahlsample ………………………………………………………………………… 13 1.4. Quellenlage …………………………………………………………………………….. 14 2. Kriterien zur Feststellung von „NS-Belastung“ ………………………………………..… 16 2.1. Mitgliedschaften in NSDAP und NS-Organisationen …………………………………. 17 2.2. Politischer Aktivismus / Ämter in NS-Organisationen ………………………………… 21 2.3. Öffentliche Unterstützung des NS-Regimes …………………………………………… 22 2.4. Nationalsozialistische Weltanschauung ………………………………………………... 23 2.5. Materielle Vorteile („Nutznießerschaft“) …………………………………………….… 27 2.6. Schädigung von Personen im Kontext nationalsozialistischer Politik ……………….… 29 2.7. Hilfe für Bedrohte und Verfolgte …………………………………………………….… 30 2.8. Erfahrungen von Ausgrenzung, Schädigung oder Verfolgung ……………………….... 32 3. Typologie – Bildung von Kategorien …………………………………………………….. 33 4. Literaturverzeichnis …………………………………………………………………….... 39 II. Kurzbiographien 1. Adolph Albershardt …………………………………………………………...………….. 41 2. Otto Ameis ……………………………………………………………………………….. 44 3. Albert Bannwarth ……………………………………………………………………….... 46 4. Heinrich Barkhausen ……………………………………………………………………... 49 5. Franz Beckermann ……………………………………………………………………..… 52 6. Carl Bensel ……………………………………………………………………………….. 54 7. Friedrich Bergius ………………………………………………………………………..... 57 8. Christian Boeck …………………………………………………………………………... 60 9. Heinrich Bomhoff ………………………………………………………………………... 64 2 10. Georg Bonne ……………………………………………………………………………. 66 11. Hertha Borchert …………………………………………………………………………. 71 12. Conrad Borchling ……………………………………………………………………..… 74 13. Julius Brecht ……………………………………………………………………..….…... 78 14. Carl Bulcke ……………………………………………………………………..….….... 85 15. Armin Clasen ……………………………………………………………………..….…. 87 16. Lothar Danner ……………………………………………………………………..….… 91 17. Hermann Distel …………………………………………………………………….....… 95 18. Hans Duncker ……………………………………………………………………..…..… 97 19. Wilhelm Dwenger …………………………………………………………………….… 99 20. Kurt Eckelmann ……………………………………………………………………..… 102 21. Erich Elingius ……………………………………………………………………..…… 106 22. Theodor Fahr ……………………………………………………………………..….… 109 23. Ernst Finder ……………………………………………………………………..….….. 113 24. Hans Förster ……………………………………………………………………..….…. 116 25. Walter Frahm ……………………………………………………………………..…… 120 26. Paul Frank ……………………………………………………………………..….….... 124 27. Heinrich Graumann ……………………………………………………………………. 127 28. Gustaf Gründgens ……………………………………………………………………... 129 29. Konrad Hager ……………………………………………………………………..….... 135 30. Christopher Harms …………………………………………………………………….. 137 31. Gerhart Hauptmann ……………………………………………………………………. 138 32. Theodor Heynemann …………………………………………………………………... 144 33. Paul von Hindenburg ………………………………………………………………….. 148 34. Fritz Höger ……………………………………………………………………..…........ 154 35. Arthur Illies ……………………………………………………………………..….….. 160 36. Wilhelm Jensen ……………………………………………………………………..…. 164 37. Fritz Jöde ……………………………………………………………………..….…..… 167 38. Heidi Kabel ……………………………………………………………………..….….. 171 39. Rudolf Klophaus ……………………………………………………………………..... 174 3 40. Friedrich (Fritz) Köhne ………………………………………………………………... 178 41. Kurt-Adolf Körber …………………………………………………………………….. 183 42. Hans Leip ……………………………………………………………………..….….… 187 43. Siegfried Lenz ……………………………………………………………………..…... 192 44. Friedrich Lichtenauer ……………………………………………………………….…. 195 45. Hans Mahler ……………………………………………………………………..…..… 198 46. Helmut Nack ……………………………………………………………………..….… 200 47. Emil Nolde ……………………………………………………………………..….…... 202 48. Franz Oehlecker ……………………………………………………………………..… 208 49. Friedrich Ostermeyer ……………………………………………………………….…. 211 50. Irmgard Pietsch ……………………………………………………………………...… 213 51. Walther Puritz ……………………………………………………………………..…... 215 52. Heinrich Reincke …………………………………………………………………….... 217 53. Richard Schorr ……………………………………………………………………..….. 222 54. Otto Sill ……………………………………………………………………..….….…... 226 55. Adolf Strüver ……………………………………………………………………..….… 229 56. Paul Sudeck ……………………………………………………………………..….….. 231 57. Friedrich Thieding ……………………………………………………………………... 234 58. Adolf Woderich ……………………………………………………………………..… 238 4 Einleitung Kriterien und Kategorien zur Bestimmung von „NS-Belastung“ 1. Vorbemerkungen Das Staatsarchiv Hamburg hat den Verfasser im April 2017 mit der Erstellung eines wissen- schaftlichen Gutachtens beauftragt, das die „Erstellung von Kurzbiographien von 60 Personen […] unter Berücksichtigung einer möglichen Verstrickung in NS-Gewaltverbrechen“ umfas- sen und darüber hinaus „Vorschläge zur Bildung von Kategorien zur Klassifizierung der NS- Belastung entsprechender Personen“ enthalten soll. Im Folgenden sollen zunächst (1.1.) eini- ge Bemerkungen zur geschichtspolitischen Dimension der Ehrung von Personen im Zuge von Straßenbenennungen, (1.2.) zur Definition von „NS-Belastung“ und dem Bedeutungsgehalt des Begriffes im historischen Wandel, (1.3.) dem Sample der untersuchten 58 Personen und (1.4.) zur Problematik der Quellenlage erfolgen, bevor (2) Kriterien zur Feststellung von NS- Belastung bzw. dem Verhalten von Personen im „Dritten Reich“ und gegenüber dem Natio- nalsozialismus und der NS-Herrschaft entwickelt werden. Auf deren Basis erfolgt schließlich eine Bewertung und Einordnung der untersuchten Personen nach dem Ausmaß ihrer NS- Belastung. In Teil II der Studie finden sich die Kurzbiographien der 58 Personen. 1.1. Straßennamen und Geschichtspolitik Wie Dietmar von Reeken und Malte Thießen herausgearbeitet haben, handelt es sich bei Stra- ßenbenennungen (ebenso wie bei Ehrenbürgerschaften oder Denkmälern) um Ehrungen, die kollektive Norm- und Sinnsetzungen zum Ausdruck bringen, nicht selten jedoch zum Gegen- stand gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und Deutungskämpfe werden. Solche Ehrun- gen zielen in der Regel auf die Anerkennung der „Leistungen“ bestimmter Personen sowie die gesellschaftliche Erinnerung an diese. Mit dem historischen Wandel verändern sich jedoch auch die Maßstäbe dessen, was als ehrenwert, verdienstvoll oder vorbildhaft anerkannt wird und was nicht. Vor diesem Hintergrund handelt es sich bei Straßenbenennungen – und das gilt sicherlich im besonderen Maße für Umbenennungen – immer auch um geschichtspolitische Akte. Insbesondere politische Regimewechsel verdeutlichen den Wandel dieser Maßstäbe und damit verbundener „Ehrregime“ (von Reeken/Thießen), auch wenn gleichzeitig Kontinuitäten oder Brüche und Neukonfigurationen aufgezeigt werden können, die ohne Regimewechsel vonstattengingen. So war es etwa im Kaiserreich kaum möglich, Katholiken oder Sozialde- mokraten zu ehren. Das „Dritte Reich“ wiederum brachte eine Fülle an neuen Ehrungen mit sich, indem Straßen und Plätze nach Adolf Hitler, Paul von Hindenburg oder nationalsozialis- 5 tischen „Märtyrern“ wie Horst Wessel oder Leo Schlageter benannt wurden. Parallel dazu wurden Straßennamen, die nach Personen jüdischer Herkunft oder Vertretern linker und re- publikanischer Parteien benannt worden waren, systematisch entfernt. Im Sample der vorlie- genden Studie stammt lediglich jeweils ein Straßenname aus der Weimarer (Hindenburgstra- ße) und der NS-Zeit (Ernst-Finder-Weg), während alle anderen nach 1945 benannt wurden. Für die unmittelbare Nachkriegszeit lässt sich eine erneute Zäsur ausmachen, als zahlreiche eindeutig NS-konnotierte Straßennamen, aber auch solche von Militärs, umbenannt wurden – auch wenn von einer „weitreichenden Entnazifizierung und Entmilitarisierung“ laut Rainer Pöppinghege wohl für kaum eine Stadt die Rede sein kann. Auch in den folgenden Jahrzehn- ten spiegelte sich in Straßenbenennungen oder -umbenennungen der geschichts- und erinne- rungspolitische Wandel. In der Umbenennung der Hamburger Ernst-Thälmann-Straße in Bu- dapester Straße etwa, die 1956 in Reaktion auf die sowjetische Niederschlagung des Aufstan- des in Ungarn und vermutlich auch vor dem Hintergrund des KPD-Verbotes erfolgte, wird anschaulich der Einfluss tagespolitischer Ereignisse, aber auch von makropolitischen Rah- menbedingungen wie dem Kalten Krieg, auf diese Praxis deutlich. Bei vielen Umbenennun- gen in der Bundesrepublik der Nachkriegsjahrzehnte blieb jedoch die Rolle der jeweiligen Namensgeber/innen in der Zeit des „Dritten Reiches“ weitgehend ausgeklammert. In den 1950er und 1960er Jahren kam es in manchen Orten sogar zu einer „Renaissance nationalisti- scher Bezeichnungen“ (Pöppinghege), aber auch Benennungen nach NS-Opfern und Wider- standskämpfer/innen sowie vermeintlich „unpolitische“ Benennungen nach Schriftstel- ler/innen, Künstler/innen und Vertreter/innen der Heimatbewegung waren nun gängige Praxis. Im Fall Hamburgs lässt sich Letzteres etwa an den Benennungen nach „niederdeutschen“ Heimatschriftstellern, -aktivisten und -forschern (vgl. die Biographien von ALBERSHARDT, BOECK, BORCHLING, FINDER, FÖRSTER, FRAHM, WODERICH) zeigen. Die Entwicklungen in der Benennungspolitik seit den 1970er und 1980er Jahren sind noch kaum erforscht, die zuneh- mende Berücksichtigung von jüdischen NS-Opfern bei Benennungen sowie kleinere Umbe- nennungswellen etwa im Fall Hindenburgs legen aber nahe, dass die zunehmende Thematisie- rung und Erforschung des Nationalsozialismus auch in dieser Hinsicht ihre Spuren hinterließ. In den letzten Jahren ist es in