Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände GbR . Lindenstraße 34 . 14467 Potsdam

Amt Oder-Welse Bauamt z.Hd. Frau Hübbe 05/2019/Frau Pape

Gutshof 1 Potsdam, den 13.05.2018

16278 Pinnow tel.: 0331/20155-53 Vorab per Mail: bauamt4amt-oder-welse.de

Erneute Stellungnahme der o.g. Naturschutzverbände zum Bebauungsplanes 03 „Windfeld Pinnow/Mark Landin in Landin Hier 1. Entwurf/Stand 27.02.2019

Ihr AZ: ohne Ihre Mail vom 21.03.2019

Sehr geehrte Frau Hübbe, die Verbände bedanken sich für die erneute Beteiligung an o.g. Vorhaben und verweisen auf unsere Stellungnahme vom 30.08.2018, die weiterhin volle Gültigkeit hat:

Der Entwurf enthält Festlegungen zur Höhe der im WEG Pinnow/Mark Landin geplanten WKA, sowie zu Abständen zur Wohnbebauung. Hier fordern wir die Einhaltung von 1.000m Abstand zur Wohnbebauung, angesichts der Höhe der geplanten Windräder. Die vorgesehene Höhe wird mit 295m angegeben. Die Gemeinde sollte im Interesse des Erhalts der Lebensqualität ihrer BürgerInnen eine Begrenzung auf 213 Meter festlegen. Bereits diese Höhe führt zu starken Beeinträchtigungen nicht nur des Landschaftsbildes, sondern auch der Lebensqualität der im Umfeld lebenden Menschen. Die Geräuschentwicklung wird aufgrund der Höhe deutlich zunehmen – einen Eindruck davon kann sich jeder bereits heute am Windfeld Welsow verschaffen, wo die 213 Meter hohen Windräder die Schallimmission der kleineren, älteren Windräder deutlich übertreffen.

Das Windfeld Pinnow/Mark Landin besteht bereits, dort werden 22 WKA betrieben. Davon stehen vier Anlagen außerhalb des festgelegten Windeignungsgebietes. Eine der außerhalb stehenden WKA am südöstlichen Rand des WEG wurde unlängst repowert, anstatt sie den Festlegungen der Abgrenzung des WEG entsprechend zurückzubauen. Der jetzt beschriebene Bereich des B-Plans geht über die Grenzen des festgelegten WEG hinaus. Das beplante Gebiet ist eine ausgedehnte, fast gehölzfreie Ackerlandschaft, mit der typischen Form einer Moränenlandschaft mit gewellter Oberfläche und eingestreuten Feldsöllen.

Landesbüro anerkannter Haus der Natur: Innenhof Tel.:+49(0)331-201 55 50 Berliner Volksbank - IBAN: Naturschutzverbände GbR Lindenstr./Ecke Breite Str. Fax.:+49(0)331-201 55 55 DE17 1009 0000 1802 4350 09 für das Land www.l a n de b ue r o .de info@landesbuero .de BIC: BEVODEBB

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Südöstlich befindet sich der Landiner Haussee, ein naturschutzfachlich bedeutsames Gewässer, das durch Anhebung des Wasserspiegels im Verhältnis zu früheren Gegebenheiten deutlich an Wert für Wasservögel gewonnen hat. Damit steigt auch die Individuenzahl der Brutvogelarten an. Die Untersuchung der Brutvogelarten im Gebiet hat einen außerordentlichen Reichtum an Arten erbracht, wie Rot- und Schwarzmilan, Baumfalke oder Weißstorch. Auch als Nahrungsfläche ist das Gebiet interessant, u.a. für den Seeadler. Die naturräumliche Untersuchung und Untersuchung der nachgewiesenen Brutvögel führt regelmäßig zu der Feststellung des untersuchenden Planungsbüros, dass die Arten nicht beeinträchtigt werden durch aufgestellten WKA. Abgesehen davon, dass es keine zeit- und raummäßig flächendeckenden Untersuchungen gibt, so dass weder Flugbewegungen noch Schlagopfer wirklich vollständig erfasst wurden oder werden, ist zu berücksichtigen, dass die Plastizität des Verhaltens freilebender Tiere, insbesondere Vögel, nicht sicher vorhergesehen werden kann. D.h. weder kann das Meidungsverhalten von Vögeln belegt werden, die den riesigen Hindernissen von vornherein ausweichen und damit auf einen großen Teil ihres Nahrungshabitats verzichten, noch kann prognostiziert werden, welche und wie viele Vögel auf eine Ansiedlung im Gebiet verzichten, weil es durch die technogenen Strukturen unattraktiv gemacht worden ist. Die Ausweisung und Bebauung eines Windeignungsgebietes führt ganz unvermeidbar zum Verlust von Lebensraum von Brut-, Rast- und Zugvogelarten in der Region. Deshalb muss die Betrachtung des Landschaftsraumes in viel größerer Dimension geschehen, um zu erkennen, ob vertriebene Arten anderswo, in der Nähe, ausreichend Platz für ihre Aktivitäten finden. Bei Betrachtung der Karten, die die WEG im Landkreis darstellen, ist unübersehbar, dass ein Riegel von WEG von Nord nach Süd entstanden ist, der nicht nur zahlreichen Brutvogelarten Lebensraum nimmt, sondern dass die traditionell stattfindenden Zugbewegungen von ziehenden Arten wie nordischen Gänsen, Kranichen, Goldregenpfeifern, Kiebitzen und weiteren Arten dauerhaft behindert oder sogar unterbunden werden. Das widerspricht den Schutzzielen der in unmittelbarer Nähe befindlichen Großschutzgebiete Nationalpark Unteres Odertal und UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in eklatanter Weise. Deshalb fordern wir für die Festlegungen des B-Planes die absoluten Minimalvarianten für die Höhenfestlegung zukünftig dort zu errichtender WKA, die Einhaltung der Mindestabstände von 1.000 Meter zur Wohnbebauung, und im Ausgleich zur Neuerrichtung von WKA den Rückbau der außerhalb des WEG stehenden WKA, deren Repowering zu unterbleiben hat.

Im Zuge des weiteren Genehmigungsverfahrens sollte zusätzlich nachfolgender Sachverhalt geprüft und beachtet werden: Sowohl zum Schutz der nahe wohnenden Menschen und Tiere im Gebiet (insb. Fledermäuse) ist die bereits von den Investoren angekündigte bedarfsgerechte Nachtabschaltung der Befeuerung verbindlich zu regeln.

Nach einem aktuellen Bericht sterben jedes Jahr mehr als 250.000 Fledermäuse in Deutschland durch Kollisionen mit den Rotorblättern der Windturbinen. Die meisten davon sind wandernde Arten auf dem Weg in ihre Winterquartiere. Warum die Windparks zu Todesfallen für die Fledermäuse werden, ist bisher nur in Teilen geklärt. Einige baumbewohnende Arten scheinen die Masten mit Bäumen zu verwechseln, warum andere die Windparks teilweise direkt anzufliegen scheinen, ist unbekannt.

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Jetzt haben Forscher vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung einen weiteren Grund für die fatale Anziehung entdeckt: die roten Warnlichter der Windkraft-Anlagen. Wenn das rote LED-Licht angeschaltet wurde, beobachteten die Forscher eine verstärkte Flugaktivität von Mückenfledermäusen (Pipistrellus pygmaeus) und auch einen Trend zu höherer Aktivität für Rauhautfledermäuse (Pipistrellus nathusii).Nach Ansicht der Forscher sprechen ihre Ergebnisse dafür, dass die roten Warnleuchten von Windparks ziehende Fledermäuse anziehen und damit sozusagen in den Tod locken.

Wir bitten um Berücksichtigung der v.g. Hinweise und Bedenken einschliesslich einer weiteren Beteiligung am laufenden Verfahren.

Mit freundlichen Grüßen