Freiligrath, Barmen Und Das Hermannsdenkmal
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Freiligrath, Barmen und das Hermannsdenkmal von Detlev Hellfaier Druckfassung in: Grabbe-Jahrbuch33 (2014) 2015, S. 154-176. „Wenn man aber auf einer der Höhen, Nachdem sich Bandel wegen der welche das Gefilde der Varusschlacht vermeintlichen Nähe zum Schauplatz der überschauen, auf der Grotenburg bei Varusschlacht und der guten Fernsicht Detmold, einem der höchsten Punkte des für die Grotenburg als Standort für das Osnings, dem Hermann eine kolossale Denkmal entschieden und die Ruhmessäule in einem kupfernen Felsformation der Externsteine als Standbilde aufrichtet, so ist das eine Idee, solchen verworfen hatte, galt es, im der man um des deutschen Fürstentum Lippe geeignete Gemeingefühls willen, alles Gedeihen Ansprechpartner für das ehrgeizige Ziel wünschen muß.“ 1 Mit diesen Worten zu gewinnen. Fremd in Detmold fand er begleitet Ferdinand Freiligrath in seinem in seinem ehemaligen Kommilitonen an „Malerischen und romantischen der Münchner Kunstakademie Wilhelm Westphalen“ das ambitionierte Vorhaben Tegeler (1793-1864) einen geeigneten des Ansbacher Bildhauers und Intervenienten.3 Der aus hiesiger Gegend Architekten Ernst von Bandel (1801- 1876), dem Cheruskerfürsten Arminius meinem Leben. Hrsg. von Adolf Gregorius ein Denkmal zu errichten. Als das Werk (Sonderveröffentlichungen des 1841 im Druck erschien, war der Naturwissenschaftlichen Vereins für das Land Grundstein zum Hermannsdenkmal Lippe, 4). Detmold 1937; Hans-Ernst Mittig: Zu längst gelegt und der Bau des Sockels Joseph Ernst von Bandels Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald. In: Lippische schritt stetig seiner Vollendung entgegen. Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde Vier Jahre waren seither vergangen, seit 37, 1968, S. 22-223; Günther Engelbert (Hrsg.): Bandel im Herbst des Jahres 1837 aus Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal, 1875- Hannover kommend den Teutoburger 1975 (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Wald durchwandert hatte, um einen für Vereins für das Land Lippe, 23). Detmold sein „Armindenkmal“ geeigneten 1975; Karl-Alexander Hellfaier: Das Standort zu finden; ein Jugendtraum Hermannsdenkmal – ein Kolossaldenkmal des sollte damit seine Erfüllung finden. 19. Jahrhunderts. Sein Schöpfer und die Entstehung und frühe Geschichte des Baugeschichte. In: Friedrich Hohenschwert (Bearb.), Der Kreis Lippe. Teil II: Denkmalsprojekts sind weitgehend Objektbeschreibungen (Führer zu bekannt und es scheint daher archäologischen Denkmälern in Deutschland, ausreichend, einige wenige Eckpunkte in 11). Stuttgart 1985, S. 143-153; Burkhard Erinnerung zu rufen. 2 Meier: Das Hermannsdenkmal und Ernst von Bandel. Zum 200. Geburtstag des Erbauers. Detmold 2000; Dirk Mellies: Die Bau- und 1 Ferdinand Freiligrath: Das malerische und Forschungsgeschichte des Hermannsdenkmals romantische Westphalen. Mit 30 Stahlstichen – ein Resümeé. In: Stefanie Lux-Althoff von Karl Schlickum. Barmen, Leipzig 1841, S. (Bearb.), 125 Jahre Hermannsdenkmal. 38-41; als Ausz. wieder abgedr.: Ferdinand Nationaldenkmäler im historischen und Freiligrath, Der Teutoburger Wald und das politischen Kontext. Lemgo 2001, S. 41-57; Hermannsdenkmal. In: Hermann der Stephan Berke (Red.): 2000 Jahre Cherusker und sein Denkmal. Detmold 1925, S. Varusschlacht: Mythos. Hrsg. vom 20-22. Landesverband Lippe. Stuttgart 2009, S. 351- 361; Michael Zelle: Hermannsdenkmal 2 Herangezogen wurden im Wesentlichen: (Lippische Kulturlandschaften, 25). Detmold Hermann Schmidt: Ernst von Bandel. Ein 2014. deutscher Mann und Künstler. Hannover 1892; Hans Kiewning: Bandels erstes Projekt zum 3 Über ihn vgl. Gerhard Peters: Der Detmolder Hermannsdenkmal und der Schinkelsche Maler Wilhelm Tegeler (1793-1864). In: Entwurf. In: Mitteilungen aus der lippischen Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Geschichte und Landeskunde 12, 1926, S. 1-71; Landeskunde 21, 1952, S. 5-45; der spätere Josef Ernst von Bandel: Erinnerungen aus Briefwechsel ist bearb. von Rose Hellfaier: URL: http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2014-7.html 1 stammende Tegeler hatte trotz Handlungsvollmacht ausgestattet und erfolgreicher Ausbildung als Porträt- und nahm unverzüglich die Arbeit auf. 4 Landschaftsmaler die Kunst weitgehend Bereits am 20. Februar 1838 an den Nagel gehängt und eine Stelle als erließ der Verein einen ersten Registrator bei der Fürstlich-Lippischen umfangreichen Appell, der das Vorhaben Rentkammer angenommen; jetzt mit enthusiastischen Worten beschrieb, eröffnete er Ernst von Bandel den den Baumeister vorstellte und zu Zugang zu einflussreichen und Spenden für die Errichtung des interessierten Kreisen in der lippischen Denkmals aufrief. Deutschlandweit fand Residenz. Er fand diese in den führenden dieser Aufruf, dem im Laufe der Zeit Männern des Kabinetts und der weitere folgen sollten, Verbreitung, und Regierung, nämlich in in 12 deutschen Städten, darunter in Regierungspräsident Wilhelm Arnold Hannover, Berlin, Stuttgart und Eschenburg (1778-1861), München, aber auch in Mainz, Schwerin Justizkanzleidirektor Friedrich Ernst und Königsberg, bildeten sich sog. Ballhorn-Rosen (1774-1855), „Unter- oder Nebenvereine“, die in ihrem Schlosshauptmann August Funck von Einzugsbereich dafür Sorge trugen, die Senftenau (1792-1856), Geh. Kammerrat Denkmalsidee zu verbreiten und Dr. Wilhelm Rohdewald (1789-1861) Geldmittel einzuwerben. Die und Kanzleirat Moritz Leopold Petri einkommenden „Beiträge werden (1802-1873); als Rechnungsführer trat einstweilen in einer öffentlichen Kasse noch der Kammerassessor Stein hinzu. niedergelegt, und über den Anfang sowol, Besonders Petri nahm sich mit wie später über die Verwendung soll Nachdruck der Sache an und wurde für durch die Hannöversche Zeitung Bandel vorrangiger Ansprechpartner. Nachricht gegeben werden“, versicherte Aus seiner Feder rührt die entscheidende der Verein in Detmold. Für das Folgende Vorlage an den Fürsten vom 19. nicht unbedeutend ist der Hinweis am November 1837, die Leopold II. Schluss des Aufrufs, wo es u.a. heißt: veranlasste, „gerne die Errichtung eines „Sollten die Vereine an den einzelnen Herrmanns-Denkmal [!] auf der Orten sich zur Förderung der Sache auch Grotenburg“ zu genehmigen und den der Verbreitung von Zeichnungen und dazu erforderlichen Platz ausweisen zu Nachbildungen, von welchen der Ertrag lassen. Zudem scheint Serenissimus für das Denkmal bestimmt ist, keine Bedenken geltend gemacht zu unterziehen wollen, so werden die haben, als die genannten fünf höchsten Unterzeichneten auf die Anzeige davon Regierungsbeamten umgehend den zur Mittheilung derselben (…) bereit Detmolder „Verein für das Hermanns- sein.“ 5 Um die Förderbereitschaft Denkmal“ ins Leben riefen. Sie folgten anzufachen, griff man also zu einer damit den Vorstellungen Bandels, der durchaus modernen Werbemethode, wohl bereit war, die künstlerische indem man dem Publikum visuelle und Verantwortung zu übernehmen und das haptische Vorstellungen vom Denkmal dem deutschen Volke zu Spendenzweck in Aussicht stellte. Zum schenken, jedoch sich von der Beschaffung der erforderlichen 4 Vgl. Heinz Schmidt: „dann müssen Andere sich Geldmittel und von allen bürokratischen der Sache annehmen.“ Die Verwaltung des Hermannsdenkmals durch den „Verein für das Hürden entbunden sehen wollte. Petri Hermannsdenkmal“, die Lippische Regierung wurde in dem kollegialen Verein, der u. d. „Kuratorium der Hermannsdenkmal- wohl eher als „Komitee“ anzusprechen Stiftung“. In: Günther Engelbert (Hrsg.), Ein wäre, mit besonderer Jahrhundert Hermannsdenkmal (wie Anm. 2), S. 151-165. 5 Der Aufruf findet sich abgedruckt bei Heinrich Thorbecke: Zur Geschichte des Ernst von Bandel an Wilhelm Tegeler. Briefe Hermannsdenkmals. Festschrift für den Tag zur Entstehung des Hermannsdenkmals 1850- der Übergabe an das deutsche Volk; mit einer 1864 (Nachrichten aus der Lippischen biograph. Skizze Ernst von Bandels. Detmold Landesbibliothek Detmold, 5). Detmold 1975. 1875, S. 34-36. URL: http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2014-7.html 2 Zeitpunkt des Spendenaufrufs lagen „durch thätige Verwendung für die allerdings weder vervielfältigte DenkmalsSache in meinem Kreise nach Ansichten – Lithographien oder Stiche – Kräften nachgekommen“ und der noch Modelle in handlicher Größe vor; Empfänger werde „wahrscheinlich schon die Umsetzung sollte jedoch in vom Erfolge meiner deßfallsigen absehbarer Zeit erfolgen. Bemühungen unterrichtet sein.“ Der In der schriftlichen Überlieferung Hinweis am Schluss, dass er einen Brief des Vereins für das Hermannsdenkmal, 6 des Kanzleirats Petri „in in der die Sammeltätigkeit einen DenkmalsSachen richtig erhalten“ habe, umfangreichen Niederschlag gefunden belegt, dass im Falle Freiligraths hat, haben sich auch einige Briefe von vermutlich sogar zweigleisig – nämlich Ferdinand Freiligrath aus Barmen sowie offiziell durch den Verein und aus von dem Barmer Kaufmann Wilhelm freundschaftlicher Verbundenheit durch Osterroth erhalten. Diese deuten darauf Weerth – um Mithilfe nachgesucht hin, dass man seitens des Vereins und worden ist. der ihm Nahestehenden über den Aufruf Wie man in Detmold auf den hinaus die Methode des Fabrikanten Wilhelm Osterroth (1782- Direktmarketings verfolgte, indem 1859) gestoßen ist, bleibt verborgen. Zielpersonen unmittelbar angeschrieben Zweifellos handelte es sich bei ihm um und diese ersucht wurden, in ihrem eine bekannte, einflussreiche und Umfeld tätig zu werden. Denn in seinem führende Unternehmerpersönlichkeit in Schreiben vom 23. April 1838 an den der Industrieregion an der Wupper: er Verein nimmt Wilhelm Osterroth, ein