Seneca in Den Annalen Des Tacitus
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Seneca in den Annalen des Tacitus Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Michael Brinkmann aus Düsseldorf Bonn 2002 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1. Berichterstatter: Prof. Dr. Zwierlein 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Jakobi Tag der mündlichen Prüfung: 25. April 2002 Vorwort III Vorwort Das Vorwort des Verfassers ist eine Danksagung, in der es an erster Stelle den Doktorvater, Herrn Professor Dr. Otto Zwierlein, zu erwähnen gilt. Sein kritisches Urteil hat die Arbeit korrigierend begleitet, ihm ist die Finanzierung der Dissertation durch ein Stipendium des an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelten DFG-Graduiertenkollegs „Der Kommentar in Antike und Mittelalter“ zu verdanken. Prof. Zwierlein danke ich ebenfalls für zwei durch ihn ermöglichte Auslandsaufenthalte in Oxford, wo ich intensiv mit Frau Dr. Miriam Griffin, Somerville College, zusammenarbeiten durfte. Sie ist gleichsam die Doktormutter dieser Arbeit, der ich herzlich für ihren fachlichen Einsatz und ihre Gastfreundschaft danke. In den arbeitsreichen Wochen von Berufseinstieg und Abschluß der Disserta- tion konnte ich auf hilfreiche Unterstützung bauen: Dr. Hendrik Müller- Reineke danke ich für seine kritische Lektüre der vorliegenden Arbeit. Größten Dank schulde ich Thomas Riesenweber, der als unermüdlicher Korrekturleser und Layout-Experte die zügige Niederschrift der Arbeit erst ermöglichte. Cornelia Kück schließlich danke ich für die intensiven Diskussionen im Entstehungsprozeß der Arbeit. Inhaltsverzeichnis IV Inhaltsverzeichnis I. Einleitung...................................................................................................... 1 II. Interpretationsgrenzen: Zur Quellenfrage.............................................. 5 III. Das Gespräch zwischen Seneca und Nero (ann. 14.53-56) ................. 14 1. Die Rede Senecas (ann. 14.53-54) ........................................................ 17 De beneficiis und der Dialog zwischen Seneca und Nero (Tac. ann. 14.53-56) .................................................................................. 24 2. Ergebnisse ............................................................................................. 53 3. Die Rede Neros (ann. 14.55-56) ........................................................... 54 4. Ergebnisse ............................................................................................. 69 IV. Das Gespräch zwischen Seneca und Nero im Kontext der Nerobücher der Annalen ......................................................................... 71 1. Die Peripetiefunktion des Textes .......................................................... 71 2. Senecas Darstellung in den Annalen vor und nach dem Ge- spräch mit Nero ..................................................................................... 76 V. Die Bedeutung von ann. 14.53-56 für die Darstellung Senecas bei Tacitus ................................................................................................. 85 VI. Tac. ann. 15.60.2ff.: Die Sterbeszene Senecas ...................................... 91 1. Einleitung .............................................................................................. 91 a) Zur Rezeptionsgeschichte ................................................................ 91 b) Forschungsergebnisse: Zur Kontroverse um ann. 15.60.2ff.......... 100 2. Der Text ann. 15.60.2-65 und seine Folien......................................... 104 a) Folien im Werk des Tacitus ........................................................... 104 Die Pisonische Verschwörung und ihre Opfer (ann. 15.48- 74).............................................................................................. 104 Sterbeszenen in ann. 16.................................................................. 114 Magnae mortes außerhalb der Annalen: Agricola und Otho........................................................................................... 131 b) Folien außerhalb des taciteischen Werkes: Senecas Tod vor dem Hintergrund seiner philosophischen Schriften....................... 137 VII. Schlußwort ........................................................................................... 155 VIII. Appendices.......................................................................................... 158 1. Die Octavia als Quelle für Tacitus? .................................................... 158 2. Sen. nat. 3 praef. 1-18 als Referenztext für Tacitus............................ 166 Bibliographie................................................................................................ 171 I. Einleitung 1 I. Einleitung „Es existieren nicht viele Aufgaben, die reizvoller wären als zum Beispiel die, ei- nen Künstler wie Tacitus zu befragen, mit welchen Mitteln es ihm gelingt, den Leser noch heute unwiderstehlich in den Bann seiner dämonischen Kunst zu zwingen.“ (Richard Heinze)1 „Dem Bemühen, die künstlerische Eigenart des Tacitus zu fassen, stellt sich als Hauptschwierigkeit der Verlust der in den Annalen und Historien benutzten Quellen entgegen.“ (Heinz Heubner)2 Zahllose Altertumswissenschaftler, so möchte man auf die 1906 gesprochenen Worte Richard Heinzes antworten und im Rückblick auf die intensive Ausein- andersetzung der althistorischen und philologischen Forschung der vergange- nen einhundert Jahre mit Tacitus urteilen, sind der dämonischen Kunst dieses Autors erlegen. Die Fülle der in diesem Zeitraum zu Tacitus und seinem Werk publizierten Aufsätze und Monographien ist gewaltig und erschien bereits Momigliano verdächtig, der im Jahr 1961 ausgerechnet in seiner Rezension von R. Symes „Tacitus“ die „heutige Überproduktion über Tacitus“ tadelte.3 Ein Blick in die umfangreichen Bibliographien Benarios und Suerbaums führt vor Augen, daß auch in den folgenden Jahrzehnten die Zahl der Veröffentli- chungen zu unserem Autor beständig gewachsen ist.4 In der Tat scheint Taci- tus bis heute auch die wissenschaftlichen Leser in den Bann seiner Erzählkunst zu zwingen. Die Flut der Publikationen dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß wir gewohnt sind, Tacitus – um eine Formulierung Friedrich Klingners zu verwenden – „als großen Einzelnen“ zu betrachten.5 Als solcher, so gilt es 1 Heinze, R., Die gegenwärtigen Aufgaben der Römischen Literaturgeschichte, in: Neue Jahr- bücher 10 (1907), S. 161ff., hier: S. 170f. Ich folge der leicht veränderten Fassung des Zita- tes, wie es Heubner, H., Studien zur Darstellungskunst des Tacitus, Würzburg 1935, ab- druckt. 2 Heubner, Studien, S. 1. 3 Momigliano, A., Rezension Syme, R., Tacitus, in: Gnomon 33 (1961), S. 55f., hier: S. 55. 4 Vgl. Benario, H.W., Six Years of Tacitean Studies. An Analytic Bibliography on the „An- nals“ (1981-1986), in: ANRW 2.33.2, Berlin 1990, S. 1477ff.; Suerbaum, W., Zweiundvier- zig Jahre Tacitus-Forschung: Systematische Gesamtbibliographie zu Tacitus’ Annalen 1939-1980, in: ANRW 2.33.2, Berlin 1990, S. 1032ff. 5 Vgl. Klingner, F., Tacitus und die Geschichtsschreibung des 1. Jahrhunderts n.Chr., in: MH 15 (1958), S. 194ff., hier: S. 194. I. Einleitung 2 einschränkend festzustellen, stellt er sich dem neuzeitlichen Leser jedoch al- leine vor dem Hintergrund der denkbar schlechten Überlieferung seiner auc- tores dar. Eine Untersuchung der Quellen, die genauen Aufschluß über die Eigenheiten der taciteischen Erzählkunst geben könnte und an deren Ende vielleicht eine gewisse Entzauberung unseres Autors stünde, ist unmöglich. Diese überlieferungsgeschichtlich bedingte Unschärfe wird auch in Zukunft dazu beitragen, daß die Flut der Publikationen zum Thema Tacitus nicht ab- reißen wird. Vor dem Hintergrund der Forschungsgeschichte der vergangenen einhundert Jahre liegt es auf der Hand, daß der Leser einer heute mit dem Titel „Seneca in den Annalen des Tacitus“ vorgelegten Arbeit erwarten darf, daß ihm zu- nächst die Gründe dargelegt werden, weshalb nach Meinung des Verfassers die Darstellung des bekannten Philosophen in dem viel gelesenen Werk des Historikers einer erneuten Untersuchung bedarf.6 Die Annalen des Tacitus enthalten mit den Passagen ann. 14.53ff., dem Ge- spräch zwischen Seneca und Nero, und ann. 15.60.2ff., der Sterbeszene Sene- cas, die wichtigsten, uns erhaltenen Quellentexte zum Leben des Philoso- phen. 7 Die erstaunlich widerspruchsvollen Ergebnisse der bisherigen For- schung werden der Bedeutung der Texte, an denen aufgrund ihres Quellen- wertes neben dem Philologen auch Philosophen, Historiker und Theologen erhebliches Interesse haben dürften, freilich nicht gerecht. So konnte etwa im Hinblick auf die wesentliche Frage, wie der Autor der Annalen die Person Senecas bewertet, bislang keine Einigkeit erzielt werden: Tacitus wird kühle Distanz gegenüber dem Philosophen zugeschrieben, darüber hinaus habe er ihn als einheitlichen Charaktertypen nicht zu erfassen und seine Person künstlerisch nicht zu bewältigen vermocht (Alexander, Dyson, Henry/Wal- ker). In den Augen Dürrs verehrt Tacitus das Opfer Neros, Griffin weist auf die apologetische Tendenz hin, die dem Portrait Senecas innewohnt. Syme gibt zu bedenken, ob nicht die Ambiguität der Darstellung Senecas als bril- lanter Kunstgriff des Autors zu werten sei, Flach schließlich übt Kritik an dem bisherigen unergiebigen Meinungsstreit zum Senecabild des Tacitus und sieht 6 Als bisherige Darstellungen zu unserem Thema sind insbesondere zu nennen: Dürr, K., Se- neca bei Tacitus, in: Gymnasium