GEPHYRA 13, 2016, 49-82 Beiträge zur kleinasiatischen Münzkunde und Geschichte: 12. Mastaura am Fuße der Mesogis – Überlegungen zu den Patriatraditionen einer wenig bekannten antiken Polis Johannes NOLLÉ In memoria di Giacomo Manganaro, l'eminente studioso e stimato collega che ci ha lasciato il 24 Febbraio 2016, ma la cui presenza e memoria permane indelebile con le sue opere Wenig beachtet und verachtet Leider ist das antike Mastaura, das oberhalb des Mäanders am Südfuß des Mesogisgebirges auf ca. 193 m Höhe liegt, bis heute eine recht unbekannte Stadt geblieben. In der Forschung hat sie kaum Beachtung gefunden,1 obwohl ihre Lage nördlich von Nazilli, gegenüber der Einmündung des Har- pasos/Akçay in den Mäander/Büyük Menderes, bereits seit 1745 bekannt ist: Schon der englische Kleriker und Orientreisende Richard Pococke (1704-1765) hatte erfahren, dass es oberhalb von Nazilli ein Dorf namens Mastavra gebe, das er richtig mit dem antiken Mastaura in Verbindung brachte, doch scherte er sich nicht weiter um den Ort.2 Mastauras exakte Lokalisierung und erste Autopsie haben wir dem englischen Geologen und Orientforscher William John Hamilton (1805- 1867) zu verdanken. Während seiner Erkundungen im Mäandertal, die auf Strabon aufbauten, hörte im Oktober 1835 auch er von jenem Dorf Mastavra in der Hügellandschaft oberhalb von Nazilli und besuchte es.3 Der griechische Archäologe Konstantinos Kourouniotis (1872-1945), der an der Münchener Universität promoviert wurde, hat Mastaura zweimal – im Herbst und Winter * Prof. Dr. Johannes Nollé, Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI, Amalienstr. 73b, D- 80799 München (
[email protected]). 1 Mastaura erscheint weder in Magies Standardwerk über Kleinasien (Magie 1950) noch in Thonemanns Studie zu einzelnen Mäanderregionen (Thonemann 2011); auch in der ‹Princeton Encyclopedia of Classical Sites› (Stillwell 1976) gibt es keinen Eintrag.