Dossier Deutsche Verteidigungspolitik

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Dossier Deutsche Verteidigungspolitik Dossier Deutsche Verteidigungspolitik bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 2 Einleitung Soldatenstiefel in einer Reihe (© picture-alliance/dpa) Vor mehr als 60 Jahren standen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten unter Waffen: Mit der Gründung der Bundeswehr 1955 wurde eine Armee geschaffen, die anders als ihre Vorläufer auf Demokratie und Rechtsstaat verpflichtet war und als NATO-Partner an vorderster Front des Kalten Krieges stand. Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes wurde die Bundeswehr auch zu einem außenpolitischen Instrument. Ihr Einsatz in internationalen Konflikten ist bis heute Gegenstand gesellschaftlicher und politischer Debatten. Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr, ihrem Wandel von der Wehrpflicht- zur Freiwilligenarmee und den Erfahrungen der Auslandseinsätze haben die Streitkräfte mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 3 Inhaltsverzeichnis 1. Auslandseinsätze 5 1.1 Die Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr 6 1.2 Legalität und Legitimität von Auslandseinsätzen 10 1.3 Auslandseinsätze der Bundeswehr 17 1.4 Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan 25 2. Geschichte der Bundeswehr 34 2.1 Die Tradition der Bundeswehr 35 2.2 Die Politik der Wiederbewaffnung 41 2.3 Die Wehrpflicht. Eine historische Betrachtung 48 2.4 Die Bundeswehr im Kalten Krieg 55 2.5 Die Nationale Volksarmee der DDR 60 2.6 "Armee der Einheit" 67 3. Grundlagen der Verteidigungspolitik 74 3.1 Die NATO 75 3.2 Das Rahmennationenkonzept 82 3.3 Europäische Verteidigungspolitik 88 3.4 Ausnahmefall Deutschland – Die Debatte um einen Einsatz der Bundeswehr im Innern 98 3.5 Das Weißbuch 2016 und deutsche Verteidigungspolitik 104 3.6 Der Verteidigungshaushalt – Trendwende bei den Verteidigungsausgaben? 113 3.7 Demokratie und Wehrsystem 119 3.8 Rechtliche Grundlagen deutscher Verteidigungspolitik 126 4. Militär und Gesellschaft 134 4.1 Militär und Zivilgesellschaft - ein schwieriges Verhältnis 135 4.2 Soldatenbilder im Wandel 141 4.3 Einsatzrückkehrer und Veteranen 150 4.4 Wehrgerechtigkeit 155 4.5 Kriegsdienstverweigerung und Zivildienst 159 5. Redaktion 166 bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 4 bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 5 Auslandseinsätze 1.1.2019 Seit den 1990er-Jahren nimmt die Bundeswehr immer häufiger auch an bewaffneten Auslandseinsätzen teil. Wo war und ist die Bundeswehr im Einsatz? Wie werden die Einsätze politisch und gesellschaftlich diskutiert? Und wer entscheidet darüber, wo und wie die Soldatinnen und Soldaten eingesetzt werden? bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 6 Die Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr Themengrafik zu den Akteuren der Verteidigungspolitik Von Markus Kaim 26.5.2015 Markus Kaim, PD Dr. habil, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er ist Senior Fellow der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP Berlin) und lehrt an der Universität Zürich und an der Hertie School of Governance, Berlin. Er forscht und publiziert u.a. zu Grundfragen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und zu politischen Rahmenbedingungen multinationaler Militäreinsätze. An verteidigungspolitischen Entscheidungen sind in Deutschland mehrere innenpolitische Akteure beteiligt. Auch die internationale Politik spielt dabei oft eine Rolle. Nirgends wird das deutlicher als bei der Entsendung von Soldaten in Auslandseinsätze. Themengrafik: Akteure und Prozess der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Sie können die Grafik hier herunterladen (PDF, 1,02 MB) (http://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Verteidigungspolitik_Auslandseinsaetze_Grafik. pdf). Eine Version der Grafik inklusive Erklärtext können Sie hier herunterladen (PDF, 1,46 MB) (http://www.bpb.de/ system/files/dokument_pdf/Verteidigungspolitik_Auslandseinsaetze_Grafik_Text_neu.pdf). (bpb) Lizenz: cc by-nc- nd/3.0/de/ Die deutsche Verteidigungspolitik ist von einem umfassenden Sicherheitsansatz geprägt. Ein komplexes innenpolitisches Verfahren ist dabei in das internationale System multilateral eingegliedert. bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 7 Innenpolitische Akteure Innenpolitisch wirken die drei Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative zusammen, wobei die Exekutive, also die Regierung, im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik eine Vorrangstellung einnimmt. Während das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) federführend für die Militärpolitik ist und der Minister/ die Ministerin in Friedenszeiten die Befehls- und Kommandogewalt inne hat, spielen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik auch andere Ressorts eine Rolle. Das Auswärtige Amt (AA) ist allgemein zuständig für Außenpolitik und damit auch für die Sicherheitspolitik; seine Zuständigkeiten wirken in die Verteidigungspolitik mit hinein. Auf Grund der politischen Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik tritt koordinierend das Bundeskanzleramt hinzu, nicht zuletzt, da der/die Kanzler/in im Verteidigungsfall die Befehls- und Kommandogewalt innehat. Der Deutsche Bundestag hat indirekte Gestaltungsrechte über das Haushaltsrecht, womit er den Finanzrahmen der Ministerien und die Beschaffungen der Bundeswehr bestimmen kann. Zudem hat er ein Mitwirkungsrecht an verteidigungspolitischen Entschlüssen. Dieses ist jedoch grundlegend darauf beschränkt, Anträgen und Initiativen der Exekutive zuzustimmen oder diese abzulehnen. Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) als juristische Aufsichtsinstanz deutscher Sicherheits- und Verteidigungspolitik nimmt durch seine Auslegungen des Grundgesetzes einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidungen und Regelungsprozesse der deutschen Verteidigungspolitik. Voraussetzungen und Zusammenwirken der Akteure im Fall des Auslandseinsatzes der Bundeswehr Friedenserhaltende bzw. friedenssichernde Auslandseinsätze der Bundeswehr im Sinne der Charta der Vereinten Nationen (VN) waren vierzig Jahre lang weder denkbar noch notwendig. Sie sind im Grundgesetz auch nicht erwähnt. Dort wird in Artikel 87a lediglich die "Verteidigung" als Begründung für die Aufstellung von Streitkräften genannt. Erst nach dem Ende des Ost-West-Konflikts sah sich die Bundesrepublik mit größeren Erwartungen konfrontiert, sich auch militärisch am internationalen Konfliktmanagement zu beteiligen. Die Entscheidungsprozesse bei einem Auslandseinsatz der Bundeswehr veranschaulichen das komplexe Zusammenspiel zwischen den beteiligten innenpolitischen Akteuren sowie denjenigen der internationalen Politik. Sie werden angeleitet von den drei "Leitplanken" für die Auslandseinsätze der Bundeswehr, wie sie das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil im Jahr 1994 festgelegt hat. Wichtig ist an dieser Stelle, dass diese Voraussetzungen nicht im Falle der Landesverteidigung oder eines Einsatzes im Rahmen der Bündnisverteidigung wie dem NATO-"Bündnisfall" zum Tragen kommen. Die erste Voraussetzung ist die Vorlage eines Mandates (Resolution) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Die Beteiligung der Bundeswehr am Kosovo-Krieg, für den ein solches Mandat fehlte, gilt bis heute als Ausnahmefall. Ausgelöst werden die politischen und militärischen Planungen eines Auslandseinsatzes in der Regel durch die Einschätzung in den Vereinten Nationen, der Europäischen Union oder der NATO, dass ein bewaffneter Konflikt in einem Land oder zwischen zwei Staaten eine Bedrohung des internationalen Friedens im Sinne der Charta der Vereinten Nationen (Kapitel VII) darstelle und daher ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft notwendig sei. Dieser Prozess folgt keinen kohärenten Regeln, sondern ist durch die spezifischen politischen Interessen und Beschränkungen der beteiligten Staaten geprägt. Dies erklärt, warum sich in einem Krisenfall ein Staat am internationalen Krisenmanagement beteiligt, in einem anderen, ähnlich gelagerten, aber möglicherweise nicht. bpb.de Dossier: Deutsche Verteidigungspolitik (Erstellt am 11.06.2021) 8 Zeitgleich zu den Beratungen im VN-Sicherheitsrat über die Autorisierung einer Militäroperation und deren genauem Mandat finden bereits informelle Gespräche darüber statt, ob die VN selbst oder eine der Regionalorganisationen der internationalen Politik wie z.B. die EU oder die NATO diese Mission führen könnten. Auslandseinsätze der Bundeswehr haben in der Vergangenheit in all diesen Foren stattgefunden. Ziel dabei ist, in enger Abstimmung der beteiligten Regierungen sicherzustellen, dass die Autorisierung eines internationalen Militäreinsatzes unmittelbar einhergeht mit der Bereitstellung der notwendigen militärischen Fähigkeiten, also Soldaten, Waffen und Fahrzeuge. Dieser multilaterale Handlungsrahmen ist die zweite notwendige Voraussetzung für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Nationale Alleingänge sind für die Bundesrepublik im internationalen Krisenmanagement nicht möglich. Die dritte konstitutive Voraussetzung ist der sogenannte Parlamentsvorbehalt, der den Einsatz militärischer Gewalt im Sinne einer "Parlamentsarmee" an die Zustimmung des Souveräns koppelt, also das Volk, vertreten durch den Deutschen Bundestag. Dies gilt für Einsätze mit der erwartbaren Beteiligung deutscher Soldaten an der bewaffneten Konfliktaustragung. Bislang hat der Bundestag jeden ihm zur Abstimmung vorgelegten Auslandseinsatz gebilligt. Mandatierung von Bundeswehreinsätzen Die Details zur Entsendung deutscher Soldaten in Auslandseinsätze durch
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