Jahresbericht des Deutschen Kulturrates

Zeitung des Deutschen Kulturrates

Nr. 03/08 · Mai – Juni 2008 www.kulturrat.de 3,00 E · ISSN 1619-4217 · B 58 662

Kulturpolitik der CSU Kultur-Enquete Jahresbericht 2007 puk-Journalistenpreis kultur · kompetenz · bildung Der Vorsitzende der CSU Erwin Hu- Die Bundesminister Bernd Neumann, Welche Themen beim Deutschen Dass Kulturpolitikjournalismus kein Kulturelle Bildung von Anfang an ist ber, der Bayerische Kulturminister und Kulturrat 2007 besonders im Fokus Schattendasein führen muss, belegen das Thema dieser Beilage, die sich Thomas Goppel, die CSU-Bundes- erläutern, welche Empfehlungen aus standen, welche Stellungnahmen ver- die Preisträger des puk-Journalisten- mit der frühkindlichen Bildung be- tagsabgeordnete Dorothee Bär und dem Enquete-Bericht sie in nächster abschiedet wurden, darüber gibt der preises. Die Podiumsdiskussion mit fasst. Dabei wird zum einen auf die der Vorsitzende der Hanns-Seidel- Zeit umsetzen wollen. Die Stellung- Jahresbericht Auskunft. Die Sektionen Günter Beyer, Hans-Juergen Fink, frühkindliche kulturelle Bildung in Stiftung Hans Zehetmair erläutern die nahmen des Deutschen Kulturrates berichten über ihre Arbeit im Jahr 2007, Heribert Prantl und Carola Wedel Kindertagesstätten eingegangen und Grundlagen der CSU-Kulturpolitik. zur Enquete-Kommission werden ebenso die Vertreter des Deutschen wird ebenso dokumentiert wie die zum anderen auf die Angebote freier Olaf Zimmermann kommentiert. dokumentiert. Kulturrates in externen Gremien. Laudatio von Hans Zehetmair. Träger der kulturellen Bildung. Seiten 2 bis 7 Seiten 1, 8 bis 19 Seiten 26 bis 32 Seiten 38 bis 42 Seiten 1 bis 8

Editorial Die Kultur- und Kreativwirtschaft Agendasetzung Eine Branche von großer wirtschaftlicher Bedeutung • Von Michael Glos ie sind keine Interessenverbän- Berater und Dienstleister begann in Kunst, so hat es die Dichterin Bettina regierung gezielt gehandelt und sich Sde, keine Initiativen, sie haben Brüssel, wo Agenturen schon immer von Arnim formuliert, „ist ein schönes bereits in der Vergangenheit mit keine Mission, keine Botschaft, sie ein deutliches Gegengewicht zu den Spielwerk, um den unruhigen, ewig vielfältigen Aktivitäten und Maßnah- sind Dienstleister für Ministerien, klassischen Interessenverbänden begehrenden Menschengeist auf sich men engagiert. Zu nennen sind u. a. Parteien und auch für Verbände. Sie bilden. Jetzt erreichen sie, in zuneh- selbst zurückzuführen, um ihn denken der Deutsche Wirtschaftsfilmpreis, bieten „Public Issues“, „Corporate mendem Maße, auch die deutschen zu lehren und zu sehen“. Diese Worte der Deutsche Filmförderfonds, die Communication“, „Change“, „Crisis“, politischen Strukturen. haben nichts von ihrer Gültigkeit Initiative Musik und der Designpreis. „Corporate Social Responsibility“, Neben diesen Dienstleistern oh- eingebüßt. Heute gilt genauso wie zu Mit der im Oktober 2007 angekün- „Government Relations“, „Reputati- ne Mission gibt es schon seit länge- den Zeiten der Romantik, dass unser digten Initiative Kultur- und Krea- on Management“, „Campaigning“, rer Zeit eine Reihe von Stiftungen, Leben ohne Kunst und Kultur viel är- tivwirtschaft, die ich zusammen mit „Change Communication“ und na- wie zum Beispiel die Bertelsmann mer wäre. Doch Kunst und Kultur sind Staatsminister Neumann angesto- türlich „Agenda Setting“. Sie sind Stiftung, die missionieren, ohne ein mehr: Mit ihnen lassen sich auch neue ßen habe, zielt die Bundesregierung politische Berater und Dienstleister! klassischer Interessenverband zu sein Markt- und Wachstumschancen er- in Anlehnung an die Arbeiten der Und sie gewinnen immer mehr an und gegenüber der Politik erfolgreich schließen. Enquete-Kommission darauf ab, Bedeutung. den Eindruck vermitteln, wie ein die wirtschaftliche Bedeutung der Natürlich kann man sich amüsie- reiner Dienstleister „interessenfrei“ eshalb freut es mich als Wirt- Branche noch stärker als bisher in die ren über das fast manische Bedürfnis, und zusätzlich nur dem Gemeinwohl Dschaftsminister, dass mittler- Öffentlichkeit zu tragen und ihr wirt- die eigene Bedeutung durch beson- verpflichtet zu sein. weile eine öffentliche Debatte zu schafts- und beschäftigungspolitisch ders viele englische Begriffe heben zu Die Interessenverbände müssen ökonomischen Fragen der Kultur- die gleiche Anerkennung zu geben, Bundeswirtschaftsminister wollen und auch die Berufsbezeich- sich dieser Konkurrenz endlich of- politik möglich ist. Die Arbeiten der wie sie den etablierten Wirtschafts- Michael Glos . Foto: Bundesministe- nungen mancher dieser politischen fensiv stellen. Interessen zu haben Enquete-Kommission „Kultur in zweigen zu Teil wird. Vielfach fehlt es rium für Wirtschaft und Technologie Berater, ob nun Senior Berater, CEO ist kein Makel, sondern in einer Deutschland“ haben hierzu einen uns noch an genauen Erkenntnissen, oder mindestens Director künden Demokratie die Voraussetzung für wesentlichen Beitrag geleistet. Un- denn die Branche entwickelt sich möglichkeiten erweitert. Ein Beispiel nicht gerade von Bescheidenheit. politisches Gestalten. Und gerade sere Wirtschaft ist eben nicht nur von sehr dynamisch. Deshalb wollen wir ist das zum 1. Januar 2008 eingeführte Aber die Politik findet diese Dienst- die Interessen der Kulturverbände rauchenden Schlöten, von Fabriken uns marktaktuelle Kenntnisse über „KfW-StartGeld“. Dieses richtet sich leister in zunehmendem Maße ein- zeichnen sich durch ihre Gemein- und Dienstleistungen geprägt, son- die wirtschaftlichen Potenziale, Her- an Gründer, kleine Unternehmen und fach nur toll. wohlverträglichkeit aus. Agendaset- dern auch von den vielen Unter- ausforderungen und Entwicklungs- Freiberufler, deren Gesamtfremdfi- Diese politischen Berater und zung, also das Setzen von Themen- nehmen im Bereich der Kultur- und linien des Bereichs insgesamt sowie nanzierungsbedarf maximal 50.000 Dienstleister liefern etwas, was wir schwerpunkten und Einschätzungen Kreativwirtschaft. Dieser Ansatz ist ihrer Teilbranchen verschaffen. Ein Euro beträgt. Die Empfehlungen Interessenverbände nicht bieten in der öffentlichen Debatte, ist und nicht mit einer Kommerzialisierung weiteres Ziel ist es, der Kultur- und der Enquete-Kommission hat das können. Externe Beratung ohne je- bleibt ein Aufgabengebiet von In- allen kulturellen Schaffens zu ver- Kreativwirtschaft konkrete Hilfestel- Bundesministerium für Wirtschaft des Meckern und Maulen wenn die teressenverbänden. Wir sollten die wechseln. Im Gegenteil, es geht nur lungen dort zu geben, wo es aus Sicht und Technologie aufgegriffen und ein Beratung nicht angenommen wird. Agendasetzung nicht kampflos den um eine Ergänzung. Die Kulturpolitik der Bundesregierung notwendig und Forschungsgutachten vergeben, dass Vollkommen „interessenfrei“, außer kommerziellen Dienstleistern über- hat weiter eine wichtige Aufgabe im sinnvoll ist. Gemeinsam mit allen Tei- u.a. darauf abzielt, die typischen und natürlich den eigenen legitimen öko- lassen. Bereich der öffentlich geförderten len der Branche werden wir deshalb übergreifenden Bestimmungsmerk- nomischen Interessen, sind sie die Kultur. Diese steht vielfach in einer bestehende Hindernisse identifizie- male der Teilbereiche der Kultur- und idealen Partner für den politischen Olaf Zimmermann, Herausgeber engen Beziehung zur erwerbswirt- ren und Lösungen zur weiteren Op- Kreativwirtschaft zu erarbeiten. Wir Apparat. Der Siegeszug der politischen von politik und kultur schaftlich geprägten Kultur. timierung der Rahmenbedingungen erwarten von dem Gutachten weiter- Volkswirtschaftlich trägt die Kul- entwickeln. hin eine verbesserte Lagebeschrei- tur- und Kreativwirtschaft maßgeb- bung der Situation der Kultur- und lich zur Bruttowertschöpfung bei. Meilensteine der Kreativwirtschaft in Deutschland Dies wird eindrucksvoll auch im Ab- aus gesamtwirtschaftlicher Sicht Kultur-Mensch schlussbericht der Enquete-Kommis- Umsetzung sowie ihrer Teilbranchen. Analysiert Peter Michael Ehrle sion dargelegt. Schätzungen zufolge Die Ergebnisse und Empfehlungen der werden sollen in dem Gutachten liegt der Gesamtbeitrag aller Teil- Enquete-Kommission zur Kultur- und auch die bestehenden Rahmenbe- branchen zum Bruttoinlandsprodukt Kreativwirtschaft sind für die Bundes- dingungen, etwa im Hinblick auf Nach 14 Jahren trat Peter Michael Ehr- auf eine solch konsequente Art und noch über dem der Chemischen In- regierung wichtige Orientierungs- und mögliche Hemmnisse für kreative le als Direktor der Badischen Lan- Weise für ihre Überzeugungen eintre- dustrie. Insbesondere der Einsatz der Anknüpfungspunkte für ihre weitere Unternehmer bei der Erschließung desbibliothek zurück, indem er sich ten und dadurch weit mehr als nur neuen digitalen Technologien wirkt Arbeit. Wir wollen die an die Bundes- neuer Märkte im In- und Ausland. vorzeitig in den Ruhestand versetzen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, auch hier als wesentlicher Treiber regierung gerichteten Empfehlungen Erste Zwischenergebnisse und da- ließ. Dieser finale Schritt, der als beeindruckt. für weiteres Wachstum und Innovati- und den darauf aufbauenden Antrag mit auch ein Input für die weiteren Reaktion auf den vom Landesrech- Die Redaktion onen. Nicht zufällig haben wir diesen „Kulturwirtschaft als Motor für Wachs- Arbeiten sollen bereits nach der nungshof geforderten massiven Stel- wichtigen Bereich bei uns im Wirt- tum und Beschäftigung stärken“, der Sommerpause vorliegen. Der Ab- lenabbau bei der Badischen Landes- schaftsministerium in der Technolo- einstimmig im Deutschen schlussbericht wird zum Frühjahr bibliothek zu werten ist, steht sym- gieabteilung angesiedelt. Wir wollen angenommen wurde, prüfen und 2009 erwartet. bolisch für die große Courage des uns in der Bundesregierung vorran- in unsere weiteren Überlegungen Parallel zum Forschungsgutach- ehemaligen Direktors einer der be- gig auf die erwerbswirtschaftlichen einbringen. Dabei lassen wir uns ten werden wir einen Dialog mit deutendsten deutschen Landesbib- Potenziale der Kultur- und Krea- von dem Grundsatz „Sorgfalt geht den einzelnen Teilbranchen füh- liotheken. tivwirtschaft konzentrieren – ohne vor Schnelligkeit“ leiten. Eine Reihe ren. Gemeinsam mit maßgeblichen Dieser Rückzug aus der Berufswelt dabei den öffentlich geförderten von Maßnahmen von denen auch Branchenvertretern wollen wir wirt- ist somit keineswegs als Zeichen der Kulturbereich außer Acht zu lassen. die Kleinstunternehmen und mittel- schaftliche bzw. wirtschaftspolitische Resignation zu deuten, sondern als Im Mittelpunkt stehen dabei die ständischen Betriebe der Kultur- und Themenfelder, wie z.B. auch die letzter Akt des Aufbäumens gegen kreativen und innovativen Unterneh- Kreativwirtschaft profitieren, sind Wirtschaftsförderung, aus Sicht der die Politik des Landes Baden-Würt- men, die mit neuen Ideen zusätzliche bereits im Rahmen der Mittelstands- Teilbranchen in den Blick nehmen temberg, das nicht nur den Stellen- Arbeitsplätze schaffen. initiative umgesetzt worden. So haben und den gegebenenfalls bestehen- abbau in seinem Hause vorantreibt, wir – wie auch von der Enquete-Kom- sondern auch den Verkauf von wert- Ziele der Initiative Kultur- mission angeregt – die Unterstützung Weiter auf Seite 2 vollen Handschriften forcierte. Dass kleiner und mittlerer Unternehmen es immer noch Menschen gibt, die Foto: privat und Kreativwirtschaft auf Auslandsmärkten verstärkt, die Wegen dieser großen Bedeutung der Startbedingungen für Unternehmens- Kultur- und Kreativwirtschaft und gründungen und Kleinunternehmen 4:V;Y ihrer Teilbranchen hat die Bundes- verbessert und die Finanzierungs- Inhaltsverzeichnis / Kulturpolitik der CSU politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

Inhaltsverzeichnis

Editorial Stellungnahme: Starkes Urheberrecht Künstlersozial- Portrait Das Letzte ist für den Kulturbereich unerläss- Agendasetzung lich! 15 versicherung Kölner Überredungskünstler Wie neue Überwachungs-Techniken Von Olaf Zimmermann 1 In ein Wespennest gestochen Ein Porträt des Kunstvermittlers dem freien Journalismus dienen können Stellungnahme: Steuerpolitik für Von Olaf Zimmermann und Dietmar Schneider Von Theo Geißler 48 Kultur-Mensch Kunst und Kultur 15 Gabriele Schulz 33 Von Andreas Kolb 42 Beilage kultur Peter Michael Ehrle 1 Stellungnahme: Kulturwirtschaft Kulturelles Leben Kulturelle stärken und ihre Potenziale kompetenz bildung Bildung Leitartikel fördern! 16 Seit Bücher geschrieben werden, Rückenwind oder Stolpersteine? werden Bücher verbrannt Wie soll sie sein, die Schule nach Von Max Fuchs 1 Die Kultur- und Kreativwirtschaft Stellungnahme: Öffentlich-recht- Von Georg Ruppelt 34 PISA? Von Michael Glos 1 licher Rundfunk sichert Von Kristin Bäßler 43 Kindertagesbetreuung als frühkind- Grundversorgung mit Kunst Ehrenamt und liche Bildung? Kulturpolitik der und Kultur 16 Spitzengehalt Kulturelle Bildung in der Von Thomas Rauschenbach und Ge- Von Christoph Mecking und Darstellenden Kunst rald Prein CSU Stellungnahme: Arbeitsmarkt- und Berit Sandberg 36 Von Günter Jeschonnek 44 2 Zukunft braucht Herkunft Sozialpolitik für Künstlerinnen und Künste machen Kinder kompetent Von Erwin Huber 3 Künstler 17 Stellungnahme: Neue Medien: Von Kristin Bäßler 3 Förderverein 37 Eine Herausforderung für die Bereicherung der Kultur durch Stellungnahme: Kultur in kulturelle Bildung 45 Kunst und Kreativität von Anfang an Dialog Europa 17 puk-Preis Von Gerd Taube 4 Von Dorothee Bär 4 Stellungnahme: Zuwendungsrecht Journalisten vermitteln meisterlich Neue Bücher Aller Anfang ist leicht „Tut etwas dafür!“ und bürgerschaftliches Engage- kulturpolitische Themen – Laudatio Von Peter Kamp 5 Von Thomas Goppel 5 ments 18 anlässlich der Vergabe des puk- Neue Bücher: kurz notiert Journalistenpreises Von Stefanie Ernst 46 Weg vielfältiger Selbstbildung Kulturpolitik im Grundsatzprogramm Stellungnahme: Staatsverständnis, Von Hans Zehetmair 38 Von Monika Mayr 6 der CSU 5 Staatsziel Kultur und öffentliche Kulturfinanzierung 19 Hoffnungsschimmer für ein unge- Bundestags- Mit Musik ins Leben Die kulturpolitische Arbeit der liebtes Thema Von Matthias Pannes 7 drucksachen 47 Hanns-Seidel-Stiftung Auswärtige Podiumsdiskussion Von Hans Zehetmair 6 „Kulturpolitik-Journalismus Geknautscht und gelesen Kulturpolitik in Deutschland“ 39 Von Heinrich Kreibich 8 Geschichte der CSU 7 Auswärtige Kulturpolitik Von 20 Eigensinnig, konservativ, bayerisch Ein Kommentar von Olaf Vom Export zum Netzwerk, vom Zimmermann 7 Event zur Intervention Von Wolfgang Schneider 21 Kulturpolitik der Parteien Kultur-Enquete Europa Bedeutung der vielen Akteure für In der Ausgabe 4/2007 von politik der den Leitantrag zur Kulturpolitik für Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ die Kultur herausgearbeitet Echtes politisches Instrument oder und kultur wurde mit einer Reihe zur den SPD-Parteitag im Oktober 2007 Die Grünen vor. Göring-Eckardt setzte Von Bernd Neumann 8 nur hübsches Beiwerk? Kulturpolitik der Parteien begonnen. mit vorbereitet hatte und Uwe-Karsten sich besonders mit der Frage des Von Kristin Bäßler 22 Es wurde die Frage aufgeworfen, ob Heye als Chefredakteur des Vorwärts, Arbeitsmarktes Kultur auseinander. Kunst und Kultur in sich die Kulturpolitik tatsächlich so der eine stärkere kulturpolitische Aus- Bettin befasste sich mit der Fragen der Deutschland Europa und die Kultur sehr ähnelt, wie es manchmal den richtung anstrebt. Der Herausgeber von Kultur- und Medienpolitik im digitalen Von Brigitte Zypries 9 Von Barbara Gessler 23 Anschein hat, ob in der Kulturpolitik politik und kultur Olaf Zimmermann Zeitalter. Eid stellte die Positionen der weitgehend übereinstimmende Posi- hinterfragte in einem Kommentar die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Kulturelle Bildung für Kinder und Kommentar tionen bestehen und diese gegenüber Kulturpolitik der SPD. Auswärtigen Kulturpolitik vor. Mit der Jugendliche anderen Fachpolitikern vertreten wer- Kulturpolitik in der Hauptstadt befasst Von 10 QUALITÄT VS. QUOTE? den müssen oder ob die Parteien eige- In der Ausgabe 5/2007 stand die sich die Kulturpolitische Sprecherin im Von Hans-Joachim Otto 23 ne kulturpolitische Profile ausbilden. Kulturpolitik der FDP im Mittelpunkt. Berliner Abgeordnetenhaus Alice Strö- Das bürgerschaftliche Engagement Es kam der Vorsitzende der FDP Guido ver. Jan Engelmann informierte über in der Kultur Das Interview Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht Westerwelle zu Wort und erläuterte die die Verankerung der Kulturpolitik in der Von Michael Bürsch 10 die Kulturpolitik der CSU. Wie keine Grundsätze liberaler Kulturpolitik, Hans- Heinrich-Böll-Stiftung. Olaf Zimmer- Die guten Ideen kommen unter der andere Partei bekennt sich die CSU Joachim Otto stellte das Liberale Kultur- mann kommentiert die Kulturpolitik Entwicklung der Kultur- und Kreati- Dusche als christliche Partei und leitet ihre forum vor, Christoph Waitz berichtete von Bündnis 90/Die Grünen. vitätswirtschaft als Interview mit Romen Banerjee 24 Kulturpolitik von diesem Grundver- von der Verankerung der Kulturpolitik Aufgabe ständnis ab. Zugleich anerkennt die in der FDP-Bundestagsfraktion, Ruth Die Kulturpolitik von Die Linke stand Von 11 Jahresbericht 2007 CSU die Vielfalt der Kultur und sieht Wagner setzte sich mit den freiheit- im Mittelpunkt der Ausgabe 2/2008. in der interkulturellen Verständigung lichen Grundsätzen der FDP und der Zu Wort kamen die beiden Vorsitzen- Probleme der politischen Steuerung Jahresbericht des Deutschen Kul- eine wesentliche Aufgabe. Vorgestellt Kulturpolitik auseinander und Wolfgang den der Linken und in der Kulturpolitik turrates e.V. über seine Tätigkeit im wird die Kulturpolitik der CSU von Gerhardt stellte die kulturpolitische . Lafontaine forderte eine Von Max Fuchs 11 Jahr 2007 26 ihrem Vorsitzenden Erwin Huber, Arbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung stärkere Zusammenarbeit von Partei der besonders auf die Grundwerte vor. Der Herausgeber von politik und und Künstlern ein. Bisky bedauerte, Der „aktivierende Kulturstaat“ Bericht aus den Sektionen des Deut- eingeht, auf denen die Kulturpolitik kultur Theo Geissler kommentierte die dass zwischen Ost und West kein Von Tobias J. Knoblich 12 schen Kulturrates 29 der CSU beruht. Dorothee Bär, Mit- Kulturpolitik der FDP. echter Austausch stattfindet und war glied des Kulturausschusses des der Auffassung, dieses zeigt sich auch Stellungnahme: In Kulturelle Vertretung des Deutschen Kultur- Deutschen Bundestags, widmet sich Die Ausgabe 6/2007 widmete sich der in der Kulturpolitik. Lukrezia Jochimsen Bildung investieren! 14 rates in externen Gremien 32 in ihrem Beitrag besonders dem The- Kulturpolitik der CDU. Zu Beginn erläu- erläuterte ihre kulturpolitischen Ideen ma interkultureller Verständigung. terte der Stellvertretende Vorsitzende vor dem Hintergrund eigener biogra- Der Bayerische Staatsminister für der CDU Christian Wulff die Grundsätze fischer Erfahrungen und der Ausein- der Kultur- und Kreativwirtschaft Wissenschaft, Forschung und Kunst der Kulturpolitik der Union, Kulturstaats- andersetzung mit dem Faschismus. Fortsetzung von Seite 1 zu informieren. Jeweils eine der Thomas Goppel rekurriert auf die minister Bernd Neumann stellte die Ak- Thomas Flierl sah das Erfordernis eines Veranstaltungen soll in Nord- , Süd-, Geschichte der bayerischen Kultur- zente seiner Kulturpolitik vor, Wolfgang neuen kulturellen Aufbruchs der Linken. Die Kultur- und West- und Ostdeutschland durchge- politik und leitet daraus die aktuelle Börnsen berichtete von der Verankerung Hier forderte er vor allem die Partei Kreativwirtschaft führt werden. Ich freue mich, dass Verantwortung für Kunst und Kultur der Kulturpolitik in der CDU/CSU-Bun- selbst zu Aktivitäten auf und Birgit das Parlament meinem Haus auch ab. Hans Zehetmair, Vorsitzender destagsfraktion, Johanna Wanka und Klaubert meinte, dass die Länder die den Anpassungs- und Handlungs- die notwendigen Haushaltsmittel der Hanns-Seidel-Stiftung, zeigt auf, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff setzten von ihnen beanspruchte Kulturhoheit bedarf identifizieren. Im Lichte der bereitgestellt hat, mit denen wir die welchen Stellenwert Kunst und Kultur- sich mit der Kulturpolitik der CDU in mit Leben erfüllen müssen. Gabriele Ergebnisse der weiteren Arbeiten großen Potentiale der Kultur- und politik in der Arbeit der Stiftung haben. den Ländern auseinander, Jörg-Dieter Schulz kommentierte die Kulturpolitik werden dann zu einem späteren Zeit- Kreativwirtschaft besser erfassen und Der Herausgeber von politik und kultur Gauger stellte die kulturpolitische Arbeit der Linken. punkt weitere Veranstaltungen zu gemeinsam neue Strategien zu ihrer Olaf Zimmermann kommentiert die der Konrad-Adenauer-Stiftung vor und Spezialthemen geplant und durch- Realisierung entwickeln können. Der Kulturpolitik der CSU. Hans-Jörg Clement ergänzte um die Mit dieser Ausgabe endet der Schwer- geführt. Ferner wollen wir der Kultur- Startschuss für die Umsetzung der In- Akzente in der Künstlerförderung der punkt „Kulturpolitik der Parteien“ in po- und Kreativwirtschaft ein „Schau- itiative soll durch ein branchenweites In der Ausgabe 4/2007 von politik und Konrad-Adenauer-Stiftung. Gabriele litik und kultur. Alle in diesem Schwer- fenster“ zur Verfügung stellen, um Auftaktgespräch gesetzt werden. kultur kam die älteste deutsche Partei, Schulz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin punkt erschienen Artikel, Kommentare, die wirtschaftliche Bedeutung dieses Hierzu wird das Bundesministerium die SPD, zu Wort. Auskunft gaben der des Deutschen Kulturrates, kommen- Dokumente und Zusammenstellungen Wirtschaftsbereichs öffentlichkeits- für Wirtschaft und Technologie in Vorsitzende Kurt Beck, der Vorsitzende tierte die Kulturpolitik der CDU. erscheinen Mitte Mai in dem Buch: Kul- wirksam darstellen zu können. Dies Kürze einladen. Es würde mich sehr des Kulturforums der Sozialdemokratie turpolitik der Parteien: Visionen, Pro- soll durch vier branchenübergreifen- freuen, wenn auch der Deutsche , die kulturpolitische In der Ausgabe 1/2008 erläuterte grammatik, Geschichte, Differenzen. de Veranstaltungen in ganz Deutsch- Kulturrat eine Teilnahme an der Ver- Sprecherin der SPD-Bundestagsfrak- die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo land erreicht werden. Unser Ziel ist anstaltung möglich machen könnte. tion , der für die aus- Grünen die Verankerung Geißler. 1. Auflage. Ca. 108 Seiten. es dabei, möglichst breite Kreise der wärtige Kulturpolitik verantwortliche der Kulturpolitik von Bündnis 90/Die ISBN 978-3-934868-17-5. Das Buch Bevölkerung zu erreichen und diese Der Verfasser ist Mitglied Bundesaußenminister Frank-Walter Grünen. Drei Bundestagsabgeordnete kann beim Deutschen Kulturrat oder im anhand konkreter, anschaulicher des Deutschen Bundestags und Steinmeier, der Regierende Bürger- Katrin Göring-Eckardt, Grietje Bettin und Buchhandel bezogen werden. und einprägsamer Beispiele über die Bundesminister für Wirtschaft und meister von Berlin Klaus Wowereit, Uschi Eid stellten die Kulturpolitik der Die Redaktion wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Technologie Kulturpolitik der csu politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

Zukunft braucht Herkunft Zur Kulturpolitik der CSU • Von Erwin Huber Das Erfolgsgeheimnis erfolgreicher krampfte Begegnung mit anderen Gesellschaften „ist kultureller Na- Kulturen. Ehrlicher Dialog braucht tur“ und schöpft aus der „Kraft von den Respekt vor dem Unterschied. tradierter Identität, Zusammenhalt Dialog der Kulturen, das Lernen über und selbstbewusstem Bürgertum“, so andere und das Lernen von anderen schreibt Cicero-Chefredakteur Wolf- Kulturen dürfen dabei nicht bedeu- ram Weimer. Und „je schneller sich ten, die eigene zu vergessen. Toleranz das Globalisierungskarussell dreht“, heißt nicht kulturelle Beliebigkeit. desto mehr erweist sich eine starke Toleranz darf nicht mit dem Weg- Identität als „Kraftquell und Halt“. Die schauen gegenüber Intoleranz ver- Kulturpolitik der Christlich-Sozialen wechselt werden. Toleranz braucht Union weiß um diese kulturelle Dimen- die kulturelle Kraft, die eigenen Werte sion unserer Kraft zur Zukunft. gegen Unterdrückung, Gewalt und Hass zu verteidigen. n der arbeitsteiligen und offenen Unsere kulturelle Kraft ist für I Welt leben wir in verschiedenen unsere Entwicklung und unseren Lebensbezügen und Lebenskreisen. Platz in der Weltgesellschaft prägend. Dabei schätzen die Menschen gerade Auch deshalb bekennt sich die CSU im Zeitalter der Globalisierung den zur deutschen Kulturnation. Ihre hohen Wert von Geborgenheit und Sprache, Geschichte, Traditionen kulturellem Zusammenhalt. Die Welt- und die christlich-abendländischen gesellschaft ist und wird keine Ein- Werte bilden die deutsche Leitkultur. heitsgesellschaft. Die Menschen hal- Das kulturelle Erbe und die Leistun- ten an ihrer unverwechselbaren Kultur gen in den Jahrhunderten deutscher und Identität fest. Hinzu kommt, in Geschichte sind ein kostbarer Schatz, der zunehmenden Begegnung und dem wir uns verpflichtet wissen und im Kontrast zu anderen schärft sich den es zu erhalten gilt. Die Weiterga- das Bild von sich selbst. Die Menschen be und Weiterentwicklung unserer wollen keine heimatlosen Globali- Kultur in unzähligen Institutionen sierungsnomaden sein. Deshalb hat und Vereinen von den großen Städten die CSU immer betont: Kulturelle bis in die kleinsten Dörfer zeichnet Identität ist mehr als ein Verfassungs- Deutschland aus. Fotos: ACSP der Hanns-Seidel-Stiftung Plakat S: 2285 (links) und 4946 (rechts). konsens. Zusammenhalt, Solidarität Kunst und Kultur sind als mensch- und Heimat brauchen gemeinsame licher Wert zu betrachten, als anre- Kultur- und Sozialstaat“, dieses Gebot ästhetischen Empfindens. Die CSU Der Staat hat die Aufgabe der Bewah- Sprache, gemeinsame Alltagskultur, gende und reflektierende Kraft, die der Bayerischen Verfassung ist uns bejaht den ständigen Dialog mit den rung, Pflege und Weitergabe des kul- gemeinsames Geschichtsbewusstsein. für Staat und Gesellschaft unver- Auftrag, für den Zusammenhang aller Kulturschaffenden, zwischen Politik turellen Vermächtnisses für künftige Zum Stolz auf die eigene Identität ge- zichtbar ist. Kunst und Kultur haben drei Dimensionen unserer freiheit- und Kunst, zwischen Publikum und Generationen. Doch das Bewahren hören für die Menschen ihre Dialekte, meinungs- und bewusstseinsbil- lich-demokratischen Grundordnung Künstlern. Die Freiheit der Kunst und ist nur eine Seite. Lebendige Kultur ihr Brauchtum, der große Schatz ihrer dende Wirkung in der politischen zu arbeiten. der Medien hat ihre Grenzen dort, ist für uns kein musealer Besitzstand. Kulturgeschichte und die Teilhabe am Öffentlichkeit und in den Medien; Die Freiheit der Kunst und die wo die Würde des Menschen verletzt Lebendige Kultur braucht Weiterent- gegenwärtigen kulturellen Leben. in staatlichen Kulturinstitutionen Freiheit der Meinung haben Verfas- wird. Gewaltverherrlichung und ver- wicklung und Innovation. Wir wollen Kulturpolitik leistet einen wich- wie im privaten kulturellen Leben, sungsrang. Die CSU steht für den fassungsfeindliche Inhalte müssen junge Künstler ermutigen, neue Wege tigen Beitrag zu innerer Stärke und in den Vereinen bis in die Familien. gesicherten Freiraum künstlerischer in allen Medien und gerade auch im zu gehen und die Sichtweise auf unse- Selbstvertrauen unserer Gesellschaft. Um diesen grundlegenden Wert Betätigung ein. Die Vielfalt der Aus- Internet verhindert werden. Religiöse Das Wissen um die eigene Kultur ist wissen Grundgesetz und Bayerische drucksformen lässt keinen Platz für Empfindungen und Symbole sind zu auch Voraussetzung für die unver- Verfassung. „Bayern ist ein Rechts-, Monopole der Meinung oder des respektieren. Weiter auf Seite 4

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eine Aufgabe von Bund, Ländern und Auch künftig werden Kunst und Kul- anzuregen und zu fördern. Kunst und Fortsetzung von Seite 3 Kommunen, die eigene und unver- tur ihre herausragende Stellung in Kultur brauchen Kreative, aber auch zichtbare Aufgaben haben. Der Bund der politischen Arbeit der CSU behal- Förderer. Beispielsweise waren Spen- Zukunft braucht Herkunft muss seine kulturellen Aufgaben, ten. Kunst und Kultur sind Inbegriff dengelder von über 15 Millionen Euro, für die er zuständig ist, konsequent menschlicher Lebensäußerung, sie die durch eine Stiftung eingebracht re Welt zu erweitern. Die CSU fördert wahrnehmen: die auswärtige Kul- sind zugleich auch Standortfaktoren wurden, die Initialzündung für den und unterstützt mit ihrer Kulturpoli- turpolitik, die Förderung deutscher für Wirtschaft und Wissenschaft. Bau der Pinakothek der Moderne in tik die vielfältige Gegenwartskultur in Sprache und Kultur im Ausland Kulturelle Identität, Kreativität und München. Wir brauchen mehr Kultur- Musik, Literatur, Theater, Film, Me- sowie der Auslandsschulen, die ge- wirtschaftliche Dynamik bedingen sponsoring. Das bedeutet jedoch nicht, dien und bildender Kunst. Nationale setzliche Verpflichtung zur Wahrung sich gegenseitig. So wissen erfolg- den Staat aus seiner Verantwortung zu und internationale Aufmerksamkeit des Geschichts- und Kulturerbes der reiche Unternehmen sehr genau, wie entlassen. Wir brauchen beides: staat- haben die bayerischen Kulturpreise Heimatvertriebenen. wichtig das Verständnis für die eige- liches und privates Engagement. errungen: Der Bayerische Filmpreis, Einheit in Vielfalt – dieses kulturpo- ne und für andere Kulturen ist. Der Auch in der Kulturpolitik gilt das der Bayerische Fernsehpreis, der litische Credo der Christlich-Sozialen Zusammenhang von Identität und Prinzip der Subsidiarität. Der Staat Bayerische Theaterpreis, der Interna- Union ist historisch wohlbegründet. Kreativität hat in der modernen, von kann die gesellschaftlichen Quellen tionale Buchpreis „Corine“. Schon im Mittelalter und der frühen globalem Austausch und rascher In- unserer Kultur niemals ersetzen. Der kulturelle Reichtum Deutsch- Neuzeit schufen unzählige Künstler novation geprägten Welt Bedeutung Kreativität in Kunst und Kultur, indi- lands speist sich aus der Vielfalt seiner und Architekten eine beeindruckende wie nie zuvor. Hervorragende kultu- viduelle und gesellschaftliche Kraft Regionen. Die Kulturhoheit der Län- kulturelle und künstlerische Vielfalt. relle Einrichtungen wie Museen, The- zur Zukunft, das alles kann nicht „von der ist ein Grundpfeiler der bundes- Fürsten, Bischöfe und Städte besaßen ater oder Opern sind kein „weicher“ oben“ verordnet werden. Zusammen- staatlichen Ordnung Deutschlands, umfangreiche und kulturhistorisch Standortfaktor, sondern sie sind auch Erwin Huber Foto: CSU halt braucht gemeinsame Identität, für den Bayern und die CSU mit wertvolle Sammlungen. Die deutsche wichtige Entscheidungsgrundlagen Solidarität braucht gemeinsame Wer- Nachdruck eintreten. Auf kultureller Kulturnation lebt vom Wettbewerb des für die Ansiedlung in- und auslän- Kulturförderung gehört zu den ori- te, Zukunft braucht Herkunft – dies ist Vielfalt baut auch die europäische regionalen Kulturlebens. Im Wetteifer discher Firmen. Die Förderung von ginären Aufgaben des Staates. Wir wer- zugleich Voraussetzung und Auftrag Zusammenarbeit auf. Deshalb hält der vielen historisch gewachsenen Kunst und Kultur ist für die CSU kein den dabei aber noch mehr Wert darauf moderner Kulturpolitik. die CSU an einer regionalen und regionalen Kulturmetropolen lag Luxus, sondern bei gesamtwirtschaft- legen, dass das private Engagement dezentralen Kulturpolitik fest. Die schon immer eine wesentliche Stärke licher Betrachtung ein Gebot der gestärkt wird. Das bürgerschaftliche Der Verfasser ist Vorsitzender der Förderung von Kunst und Kultur ist unseres Landes. ökonomischen Vernunft. Mäzenatentum ist weiter auszubauen, Christlich-Sozialen Union Bereicherung der Kultur durch Dialog Zur Kulturpolitik der CSU • Von Dorothee Bär „Entfremdet und entwürdigt ist nicht und Pasta, Eis und Cappuccino, ein Die Befugnisse sind auf Bund, Länder nur der, der kein Brot hat, sondern leichteres Lebensgefühl und Stra- und Gemeinden verteilt, wobei das auch der, der keinen Anteil an den ßencafés sind heute nicht mehr aus Schwergewicht der Kulturkompetenz großen Gütern der Menschheit hat“, dem täglichen Leben wegzudenken. im Grundgesetz bei den Ländern und sagte einst Rosa Luxemburg. Und Und die Herausforderungen hal- Kommunen liegt. Der Bund darf nur was derzeit in Tibet geschieht, wird ten an. Auch heute noch kommen in den Teilbereichen der länderüber- vom Dalai Lama als „kultureller Menschen nach Deutschland, nach greifenden Kulturpolitik oder der kul- Völkermord“ bezeichnet. An beiden Bayern, die aus einem anderen Kul- turellen Außenpolitik aktiv werden. Aussagen sieht man, wie wichtig turkreis stammen. Und diese Kultur- Laut Grundgesetz hat der Bund wich- Kultur für den Menschen ist. Kultur kreise werden immer „exotischer“. tige kulturstaatliche Funktionen, so ist nicht nur Wagner in Bayreuth Während die Vertriebenen und die unterstützt die Bundesregierung seit oder Aida in Verona, Kultur ist als erste Generation der Gastarbeiter 1949 einzelne Kultureinrichtungen Gegenbegriff zur Natur die Gesamt- ebenfalls dem christlich-abendlän- von herausragender Bedeutung heit aller menschlichen Leistungen, dischen Kulturkreis entstammten, finanziell. Auch wird die innerstaatli- welche über die Gewährleistung des ist dies heute nicht mehr der Fall. che Kulturpolitik immer mehr in den Grundbedarfs hinausgehen. Doch Neben fremden Sprachen und neuen Aufgabenkreis des Bundes übernom- auch in der Befriedigung unmittel- Gewürzen bringen die Zuwanderer men, was sich zum Beispiel in einigen barer Bedürfnisse wie Essen und auch ihre Religion mit, die sie hier Regierungserklärungen zeigt, die als Trinken, menschliche Nähe oder ausüben wollen. Forum für wichtige kulturpolitische Wohnen zeigen sich unterschied- Dies hat Konsequenzen für ver- Initiativen des Bundes genutzt wer- liche Akzente. Ob die Nahrungsauf- schiedene Politikfelder. Der Begriff den. So ist es nicht verwunderlich, nahme im Schneidersitz auf dem „Kulturpolitik“ ist sehr jung und wird dass die Kulturpolitik innerhalb der Boden erfolgt, mit Stäbchen oder erstmalig in Herders Staatslexikon CSU-Landesgruppe einen hohen mit Messer und Gabel, ob Weihnach- 1929 definiert. Kulturpolitik umfasst Stellenwert hat, können hier doch ten gefeiert wird, Hanukkah oder die Tätigkeit des Staates, aber auch Weichen für die Arbeit in Bayern das Jahresendfest – all dies sind der Kommunen, Kirchen, Parteien, gestellt werden. Äußerungen von Kultur. sonstiger öffentlich-rechtlicher Ins- Kultur ist für die CSU ein wesent- tanzen sowie überstaatlicher und licher Standortfaktor, was sich auch nd genau diese Vielfalt ist für die zwischenstaatlicher Organisationen, darin zeigt, dass der Freistaat jährlich U CSU der Gewinn einer gemein- auf dem Gebiet der Kultur. Dies be- 1,6 Prozent – etwa 545 Millionen samen Welt. In ihrem Grundsatzpro- inhaltet Maßnahmen zur Förderung Euro – des Staatshaushalts für Kunst gramm vom 28. September 2007 stellt und Erhaltung, zur Neugestaltung und Kultur ausgibt. In Nürnberg und sie fest: „Die Weltgesellschaft ist und und Beeinflussung des Kulturellen. Schweinfurt, München und Bern- wird keine Einheitsgesellschaft. Die Zu unterscheiden sind Kulturpolitik Dorothee Bär im Deutschen Bundestag Foto: Büro Bär ried wurden seit 1994 neue Museen Menschen halten an ihrer kulturellen, der staatlichen Regie, bei der der gebaut; aus Privatisierungserlösen religiösen und politischen Identität Staat eigene kulturelle Einrichtungen kunft die unterschiedlichen Kulturen möglich Vorurteile gegen die jeweils wurde der Kulturfonds eingerichtet, fest, weil dies ihrem Bedürfnis nach betreibt, und Kulturpolitik der staat- in Deutschland zu einer verbinden anderen ungefragt annehmen und der kulturelle Projekte in ganz Bayern Geborgenheit unter Gleichgesinnten lichen Garantie, bei der der Staat und dabei doch jede Kultur ihre weitertragen. Nur was man aus eige- fördert; der 1978 herausgegebene entspricht. Die kulturell und national helfend und fördernd zugunsten Eigenständigkeit bewahrt. Unsere nem Erleben kennt, kann man verste- Musikplan zur Fortentwicklung des selbst bestimmten Gemeinschaften nichtstaatlicher, gesellschaftlicher Kinder gehen ganz selbstverständ- hen und akzeptieren. Kennenlernen Musiklebens ist inzwischen Vorbild werden auch bei wachsender Zu- Organisationen eingreift. lich und ohne Berührungsängste vollzieht sich sowohl über Wissen als für fast alle Länder; über das Ate- sammenarbeit und Abhängigkeit der Die Wurzeln unserer modernen mit Fremdem um, sie sind neugierig auch über sinnliche und emotionale lierförderprogramm und die Förder- Staaten weiter bestehen. Dabei wird Kulturpolitik liegen in der Religions-, und wollen Neues entdecken. Sie Erfahrungen. Deshalb sind Feste mit preise für junge Nachwuchskünstler unsere eigene kulturelle Kraft für un- Kirchen- und Schulpolitik, aber auch erleben die Unterschiedlichkeit der Musik, Tanz und Speisen genauso werden zeitgenössische Künstler und sere Entwicklung und unseren Platz in Kulturkampf, -philosophie, -kritik. Kulturen ganz anders als junge Er- wichtig wie Tage der offenen Tür in junge Talente besonders gefördert. in der Weltgesellschaft prägend sein.“ Aus diesem verzweigten Wurzelwerk wachsene oder ältere Menschen. Synagogen, Moscheen oder Kirchen Auch der Bayerische Literaturpreis, Im Weiteren bekennt sich die Christ- heraus lässt sich auch die Vielfalt der Doch gerade weil unsere Kinder mit oder gemeinsame Veranstaltungen verliehen seit 1983 und mit 15.000 lich-Soziale Union zur deutschen Kul- heutigen staatlichen Kulturpolitik diesem gleichberechtigten Neben- mit inhaltlichem Austausch bei Kir- Euro dotiert, die Auszeichnung für turnation und definiert die deutsche erklären, die das Bildungswesen mit einander von Kulturen aufwachsen, chen- oder Katholikentagen. „Verdienste um Wissenschaft und Sprache, Geschichte, Traditionen Schule, Erwachsenenbildung, poli- ist es von entscheidender Bedeutung, „Die Pflege der Traditionen und Kunst in Bayern“ und der berühmte und die christlich-abendländischen tischer Bildung und Jugendbildung, ihnen unsere Kultur, unsere Bräuche, die Förderung der modernen Küns- Bayerische Filmpreis zeigen: der von Werte als gemeinsame Klammer al- die Wissenschaft mit Hochschulwe- unsere Traditionen zu vermitteln, te“ sind der CSU „gleichermaßen der CSU seit über 50 Jahren regierte ler Kulturäußerungen innerhalb sen, Förderung von Wissenschaftsor- damit sie selbstbewusst und tolerant wichtig. Lebendige Kultur ist für uns Freistaat misst Kunst und Kultur Deutschlands. ganisationen und Forschung, Kunst, anderen Kulturen begegnen können. kein musealer Besitzstand. Lebendige einen sehr hohen Stellenwert bei. Die einheimische Kultur hat Förderung von Literatur, Theater, Nur wenn sie ihre Herkunftskultur Kultur braucht Weiterentwicklung Der Bayerische Filmpreis wurde 1979 schon immer Bereicherung von au- Musik, bildender Kunst, Film und schätzen, können sie auch ande- und Innovation. Die CSU fördert und erstmals von Franz Josef Strauß ver- ßen erfahren, hat sich in Auseinan- Naturschutz und Landschaftspflege ren Kulturen mit Wertschätzung unterstützt mit ihrer Kulturpolitik die geben und ist mittlerweile mit insge- dersetzung mit anderen Kulturen beinhaltet. Ein Grundmerkmal des und Hochachtung begegnen. Das vielfältige Gegenwartskultur in Mu- samt 400.000 Euro dotiert. Die große weiterentwickelt und neue Elemente Kulturstaats ist die Achtung der Auto- bedeutet, dass in den Schulen zum sik, Literatur, Theater, Film, Medien Bedeutung kreativer Leistungen für integriert. So nach dem Zweiten nomie der Kultur. Seine Funktionen Beispiel sowohl das Wissen um die und bildender Kunst. Wir wollen jun- den einzelnen und die Gesamtheit Weltkrieg, als mehrere Millionen sind der Schutz der Kultur vor Mono- christlichen Feiertage und ihre Be- ge Künstler ermutigen, neue Wege zu belegt auch die Tatsache, dass Strauß Vertriebene aus den deutschen Ost- polisierungstendenzen gesellschaft- deutung vermittelt werden muss als gehen und die Sichtweise auf unsere einmal einem Straftäter Freigang er- gebieten in die junge Bundesre- licher Gruppen, Förderung da, wo auch die Kenntnis jüdischer oder Welt zu erweitern.“ Die Kunst ist der teilte, um ihm den begehrten Pierrot publik kamen und hier ihre Sitten private Mittel nicht mehr ausreichen, muslimischer Feste. zweite Pfeiler der Kulturpolitik, laut überreichen zu können. und Gebräuche weiterpflegten, ihr die Vermittlung von Kulturgütern In der Gemeinde- oder Stadtteil- Bayerischer Verfassung ist der Frei- Handwerk ausübten und ihre Lieder und zuletzt auch die Gestaltung des arbeit bedeutet dies, Begegnungs- staat nicht nur ein Rechts- und Sozial- Die Verfasserin ist Mitglied des und Tänze weiterleben ließen. Auch kulturellen Lebens. möglichkeiten zu schaffen, so dass staat, sondern auch ein Kulturstaat. Deutschen Bundestages und gehört mit den Gastarbeitern bekam die Besonders die Bildungspolitik ist die einzelnen Bevölkerungsgruppen Prägend für die bundesdeutsche dem Ausschuss für Kultur und deutsche Kultur neue Impulse – Pizza entscheidend dafür, wie sich in Zu- nicht unter sich bleiben und wo- Kulturpolitik ist der Föderalismus. Medien an Kulturpolitik der csu politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

„Tut etwas dafür!“ Aspekte einer bürgerlichen Kulturpolitik • Von Thomas Goppel Als es 1918 zu Ende ging mit der es jetzt dem Freistaat auf dem Säckel Monarchie in Bayern und anderswo, lag und nicht länger den Wittelsba- übernahm die Republik sehr pragma- chern, die – nebenbei gesagt – ihre tisch und beinahe selbstverständlich Theaterleidenschaft weit eher zu das kulturelle Erbe der Monarchie: ruinieren drohte als die Schlösser- die Theater und Opernhäuser, die Or- bauerei Ludwigs II. chester, Museen und Bibliotheken, In den Bereichen Programmatik, kurz all das, was fürstliches Mä- Konzeption und theoretischer Über- zenatentum und herrschaftliches bau war dieser Paradigmenwechsel Repräsentations- und Unterhal- natürlich schwer defizitär, was der tungsbedürfnis in Jahrhunderten Deutsche Kulturrat zu Recht kri- geschaffen hatten. tisiert hätte – wenn es ihn damals schon gegeben hätte. Andererseits er demokratische Staat über- war mit der Übernahme der vormals D nahm all das, ohne sich groß königlichen Kultureinrichtungen den Kopf darüber zu zerbrechen, durch den frischgebackenen Frei- ob diese Kulturformen in die neue staat die Kultur finanzpolitisch gese- Zeit passten. Was Wunder auch! Die hen zur „Pflichtaufgabe“ geworden, Revolution 1918 war ohnehin keine was zur Sicherstellung ihrer Finan- bürgerliche gewesen, in Bayern zierung möglicherweise auch heute zumal trug sie alle Merkmale eines noch substantieller beiträgt als ein „Betriebsunfalls“. Andererseits wa- inbrünstiges Bekenntnis in der Ver- ren Kunst und Kultur auch schon fassung. Damit war auch die heute lange vor dem Ersten Weltkrieg weit- noch bestehende Arbeitsteilung zwi- gehend vom Bürgertum getragen schen Staat und Kommunen in der und konsumiert worden. Besonders Welt. Der Staat – wohlgemerkt der Staatsminister Goppel mit dem Mäzen Udo Brandhorst und Prof. Baumstark von den Bayerischen Staatsgemäldesamm- in Bayern und ganz besonders in Freistaat Bayern! – kümmerte sich lungen anlässlich der Grundsteinlegung des Museums Brandhorst neben der Pinakothek der Moderne in München. München, wo das Kunstkönigtum um die kulturellen Einrichtungen © Peter Hemza Ludwigs I. noch immer nachhaltig von gesamtstaatlicher Bedeutung, Früchte trug. „Die Kunst blüht, die die Kommunen finanzierten die Als sich die Länder nach 1945 – vor Verfassung hielten in der Präambel im übrigen bekanntlich alles andere Kunst ist an der Herrschaft“, hatte der kulturellen Bedürfnisse, die vor Ort dem Bund, den sie sich erst anschlie- fest: „Bayern ist ein Kulturstaat.“ Das als ein Kulturstaat war. Außerdem Neu-Münchner Thomas Mann über bestanden – und das waren nota ßend leisteten – neu organisierten, war keine „Mir san mir“-Demons- hatte diese Feststellung nach meiner die Prinzregentenzeit gejubelt. Und bene in der Summe allemal mehr wurde die bewährte Arbeitsteilung tration. Die Väter der Bayerischen Überzeugung Aufforderungscha- auch wenn diese Blütezeit bald ein als die gesamtstaatlichen. An die zwischen Land und Kommunen im Verfassung wollten sich nicht selbst rakter nach dem Motto: „Tut etwas für allemal vorbei war – es blieben die Reichsregierung in Berlin dachte in Kulturbereich ganz selbstverständ- auf die Schultern klopfen, sondern dafür!“ Einrichtungen. Aus dem königlichen diesem Zusammenhang übrigens lich wieder aufgegriffen: Der Bund sich unter anderem von jenem Hoforchester zum Beispiel wurde ein niemand. Die hatte andere Sorgen, hatte – wieder: damals – andere Sor- deutschen Staatswesen abheben, Staatsorchester, was bedeutete, dass damals. gen. Und die Väter der Bayerischen das die Länder abgeschafft hatte und Weiter auf Seite 6

Kulturpolitik im Grundsatzprogramm der CSU Am 28. September 2007 hat der Wir sind stolz auf die kulturellen, wirt- Die Weltgesellschaft ist und wird keine oder des ästhetischen Empfindens. freiheit müssen die Selbstverpflichtung Parteitag der CSU das neue Grundsatz- schaftlichen und politischen Leistungen Einheitsgesellschaft. Die Menschen Die CSU bejaht den ständigen Dialog auf Wahrheit und die Wahrung der programm „Chancen für alle! In Freiheit der Generationen vor uns. Auf diesem halten an ihrer kulturellen, religiösen mit den Kulturschaffenden, zwischen Menschenwürde verstärkt beachtet und Verantwortung gemeinsam Zukunft Fundament bauen wir Gegenwart und und politischen Identität fest, weil dies Politik und Kunst, zwischen Publikum werden. Die Persönlichkeitsrechte des gestalten“ verabschiedet. Im Folgenden Zukunft auf. ihrem Bedürfnis nach Geborgenheit und Künstlern. Einzelnen sind vor Missbrauch und wird der Abschnitt 10 „Zusammenhalt unter Gleichgesinnten entspricht. Die Verletzung zu schützen. fördern, kulturelle Identität stärken, In- Wir reduzieren die deutsche Vergangen- kulturell und national selbst bestimm- Kulturelles Leben fördern Die Medienpolitik der CSU orientiert tegration unterstützen“ dokumentiert. heit nicht auf die Jahre des Nationalso- ten Gemeinschaften werden auch bei Die Kultur lebt vom Einsatz und von sich am freien und mündigen Bürger, zialismus. Wir stellen uns den dunklen wachsender Zusammenarbeit und Ab- der Begeisterung der Bürger. Privates der die wachsenden Angebote aller Wir wollen das soziale Miteinander Seiten unserer Geschichte. Wir stehen hängigkeit der Staaten weiter bestehen. Mäzenatentum wollen wir verstärkt Medien sinnvoll zu nutzen und kritisch in Heimat und Nation festigen. Zu- zu der damit verbundenen besonderen Dabei wird unsere eigene kulturelle fördern. Künstlerische Begabungen sind zu verarbeiten versteht. Die CSU unter- kunft braucht Herkunft. Solidarität Verantwortung und der Pflicht zu Geden- Kraft für unsere Entwicklung und un- in Schulen und Vereinen zu wecken und streicht deshalb die besondere Bedeu- braucht Identität ken und Aufklärung. Doch nur aus der seren Platz in der Weltgesellschaft zu pflegen. Unser kulturelles Erbe in tung der Medienerziehung insbeson- Die Liebe zur Heimat und zum Land, zu Gesamtheit unserer Geschichte wächst prägend sein. Volksmusik, Brauchtum und Baukunst dere in den Schulen, aber auch in der Volk und Nation hält die Menschen zu- die Identität unseres Landes. Die CSU bekennt sich zur deutschen soll durch Heimatpflege und Denkmal- Erwachsenenbildung. Der Rechtsstaat sammen. Wir in Bayern und Deutsch- Kulturnation. Ihre Sprache, Geschichte, pflege an die kommenden Generationen muss den Jugendschutz konsequent land sind verbunden durch unsere Wir verstehen unser Volk als Kultur-, Traditionen und die christlich-abendlän- weitergegeben werden. Wir wollen das durchsetzen. Das gilt insbesondere für christlich-abendländischen Wurzeln, Solidar- und Schicksalsgemein- dischen Werte bilden die deutsche Leit- kulturelle Leben und das ehrenamtliche das Internet und die elektronischen unsere gemeinsame Sprache, den schaft kultur. Das Verständnis unserer eigenen Engagement vieler Menschen für Kultur, Medien. Brutale, menschenverachten- Stolz auf unsere Tradition und Kultur Uns verbinden die gemeinsame Ver- kulturellen Identität ist nicht zuletzt für Tradition und Brauchtum als wichtige de und pornographische, jugendgefähr- und das Wissen um unsere Geschich- gangenheit unseres Volkes und die den Dialog mit anderen Kulturen eine Leistungen für unser Gemeinwesen dende Darstellungen sind kein Ausweis te mit ihren Höhen und Tiefen. Aus gemeinsamen Aufgaben der Gegenwart Grundvoraussetzung. weiterhin angemessen fördern. von Freiheit, sondern Ausdruck von Ver- diesem Gemeinschaftsbewusstsein und Zukunft. Deshalb sind wir eine Wir vertreten überall mit Nachdruck die Die Pflege der Traditionen und die antwortungslosigkeit. Die Freiheit der heraus übernehmen die Bürger Verant- Solidargemeinschaft und eine Schick- für uns verbindlichen Werte, wie die Förderung der modernen Künste sind Kunst und der Medien hat ihre Grenzen wortung für den Nächsten und für die salsgemeinschaft. Einhaltung der Menschenrechte, das uns gleichermaßen wichtig. Leben- dort, wo die Würde des Menschen künftigen Generationen. Die CSU will Die CSU vertritt einen Patriotismus, der Bekenntnis zum Rechtsstaat, das Ein- dige Kultur ist für uns kein musealer verletzt wird. Gewaltverherrlichung und die Schicksals- und Verantwortungsge- von der Liebe zur Heimat, zur eigenen treten für die freiheitlich-demokratische Besitzstand. Lebendige Kultur braucht verfassungsfeindliche Inhalte müssen meinschaft aller Deutschen stärken. Kultur und zur gemeinsamen nationalen Grundordnung und die Gleichberechti- Weiterentwicklung und Innovation. Die in allen Medien verhindert werden. In der arbeitsteiligen und offenen Welt Identität geprägt ist. Wir bekennen uns gung von Mann und Frau. CSU fördert und unterstützt mit ihrer Religiöse Empfindungen und Symbole leben wir in verschiedenen Lebensbe- zu einem Patriotismus mit Respekt für Kulturpolitik die vielfältige Gegenwarts- sind zu respektieren. zügen und Lebenskreisen. Auch wenn andere Kulturen und deren Werte, soweit Kunst und Kultur prägen unsere kultur in Musik, Literatur, Theater, Film, die Menschen einen unterschiedlichen sie sich nicht gegen unsere staats- und Identität Medien und bildender Kunst. Wir wollen Soziales Miteinander in Deutsch- Zugang und eine unterschiedliche verfassungsrechtliche Ordnung richten. Die Freiheit der Kunst und die Freiheit junge Künstler ermutigen, neue Wege land: weltoffen, aber nicht multi- Verbindung zu ihrer Heimat, zur Nati- Wir lehnen jede Form von Nationalismus der Meinung haben Verfassungsrang. zu gehen und die Sichtweise auf unsere kulturell on, zum Vaterland haben, wissen sie entschieden ab. Nationalismus hat keine Aufgabe des Staates ist es, den Bürgern Welt zu erweitern. Integration ist eine soziale Zukunfts- gerade im Zeitalter der Globalisierung Achtung vor anderen, er bekämpft andere die Teilhabe am kulturellen Leben zu aufgabe für unser Zusammenleben. um den hohen Wert von Geborgenheit Werte und andere Kulturen. Feindbilder, eröffnen. Kunst und Kultur gewinnen Auftrag und Verantwortung der Deutschland ist ein weltoffenes Land, und Zusammenhalt. Es geht der CSU aggressives Verhalten und Angst vor dem ihre Kraft und Lebendigkeit, ihre Größe, Medien in dem über sieben Millionen Aus- nicht um Einheitsmuster, sondern um Fremden beruhen oft auf Unwissenheit Qualität und Schönheit aus der schöp- Information ist für die CSU ein Grund- länder leben. Viele von ihnen sind Gemeinsamkeit in der Vielfalt. über die eigenen Wurzeln sowie über die ferischen Freiheit, aus dem Wissen um pfeiler der Demokratie und unserer integriert und haben eine neue Heimat Das Gemeinschaftsbewusstsein jen- anderer Menschen. Die CSU unterstützt die eigene Identität, aus der regionalen offenen, pluralen Gesellschaft. Die gefunden. Ausländische Arbeitnehmer seits der Einzelinteressen ist der CSU einen Patriotismus des gelassenen Vielfalt und aus der Begegnung mit Medien haben die Aufgabe, auch ein haben in jahrelanger Arbeit einen Bei- eine wichtige gesellschafts- und kultur- Selbstbewusstseins. anderen Kulturen. Auf kultureller Vielfalt breites Angebot an Information und trag zum Wohlstand unseres Landes politische Aufgabe. Aus gemeinsamen Wir werden die Identität unseres Landes baut auch die europäische Zusammen- Bildung zu gewährleisten. Die neue geleistet. Viele Migranten bringen Werten und Bindungen schöpfen wir die nur erhalten können, wenn wir unsere arbeit auf. Deshalb hält die CSU an einer Medienwelt bietet vielfältige Chancen ihre Fähigkeiten in Wirtschaft, Wis- gesellschaftliche und politische Kraft, über Jahrhunderte gewachsene Kultur regionalen und dezentralen Kulturpolitik gerade auch für Ältere und Kranke. Die senschaft, Kultur, Dienstleistungen, die Zukunft zu gestalten. Das großar- wertschätzen und pflegen. Nur mit inne- fest. verfassungsmäßige Ordnung, die Würde Ehrenamt und im Sport ein. Sie tragen tige kulturelle Erbe und die Leistungen rer Stärke und Selbstvertrauen können wir Die CSU steht für den verfassungsrecht- des Menschen, Ehe und Familie sowie zum Allgemeinwohl bei. in den Jahrhunderten deutscher und anderen Kulturen im eigenen Land und in lich gesicherten Freiraum künstlerischer die sittlichen, religiösen und weltan- Wir wollen ein soziales und kulturelles bayerischer Geschichte sind ein kost- der Welt selbstbewusst begegnen. Betätigung ein. Staatliche Förderung schaulichen Überzeugungen müssen Miteinander. Wir lehnen ein multikul- barer Schatz, dem wir uns verpflichtet unterstützt die Vielfalt und die Kre- geschützt werden. turelles Neben- und Gegeneinander wissen und den es zu erhalten gilt. Dazu Die kulturelle Vielfalt ist der große ativität in der Kunst. Die Vielfalt der Der Auftrag des Journalisten ist an die ab, weil es kalt und unsozial ist, die gehören auch Kultur und Tradition der Reichtum unserer gemeinsamen künstlerischen Ausdrucksformen lässt Grundwerte der Verfassung gebunden. Solidarität unseres Volkes untergräbt Heimatvertriebenen. Welt keinen Platz für Monopole der Meinung Im Rahmen der Meinungs- und Presse- und zu Intoleranz und Gewalt führt. Kulturpolitik der CSU politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

müssen und werden wir unterstützen. Fortsetzung von Seite 5 Unter anderem, indem wir sie bei der Verteilung der Fördermittel in Ansatz „Tut etwas dafür!“ bringen. Bereits wesentlich länger als an Der kurze historische Rückblick der Verstärkung der kulturellen Bil- macht manche kulturpolitischen dung arbeiten wir an einer anderen Positionen der CSU verständlicher. Zukunftsaufgabe: zentralistischen Dazu gehört der bürgerliche Hinter- Tendenzen im eigenen Land zu be- grund ebenso wie das Beharren auf gegnen, indem wir dafür sorgen, föderalen Strukturen, die auch dann dass kulturelle Angebote im ganzen nicht zur Disposition gestellt wurden, Land zugänglich sind. Die Kollegen als das wiedervereinigte Deutsch- in anderen Flächenstaaten wie Ba- land dies für manche nahe zu legen den-Württemberg oder Nordrhein- schien. Im Gegenteil: Auch wenn die Westfalen wissen, was ich meine. Wie meisten neuen Länder von Beginn denn generell angesichts ähnlicher an finanziell am Tropf des Bundes Herausforderungen die parteipoli- hingen, so kam etwa in Sachsen, in tischen Unterschiede gerade in der Thüringen oder Brandenburg doch Kulturpolitik zunehmend in den in erstaunlich schneller Zeit wieder Hintergrund getreten sind – sieht man jene Identität zum Vorschein, die einmal davon ab, dass man in Bayern Kultur und Geschichte schenken und traditionell misstrauisch ist gegenü- die die Menschen im Osten davor ber deklamatorischen Bekundungen. bewahrten, primär als die „Bewohner Aber ein wenig Vielfalt soll es ruhig der ehemaligen DDR“ im eigenen auch in der Kulturpolitik geben! Bewusstsein wie dem der westlichen Nachbarn zu verharren. Der Verfasser ist Bayerischer Stichwort Identität: Sie findet ihren Staatsminister für Wissenschaft, sichtbaren Ausdruck im kulturellen Forschung und Kunst Der ehemalige bayerische Kultur- und Landwirtschaftsminister Alois Hundhammer. Foto: ACSP, Plslg. Ph.2. Erbe eines Landes. Das wussten die Wittelsbacher schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts und betrieben in großem Stil Kulturförderung mit dem erklärten Ziel, aus ihren Untertanen Die kulturpolitische Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung bekennende Bayern zu machen. Wie Ein Überblick von Hans Zehetmair nachhaltig das gelungen ist, davon kann der Rest Deutschlands noch Nach einem Wort von Ernst-Wolf- Kurbad der Wittelsbacher nahe dem einen „Nachwuchsförderpreis für und Zeitgeschehen: „Was steht der heute ein Lied singen. Natürlich gang Böckenförde beruht staatliche Tegernsee, Wildbad Kreuth, 1974 ge- junge Songpoeten“ aus, dessen Sieger neuen Musik im Weg ?“ – mit Prof. kann es heute nicht mehr darum ge- Ordnung – gemeint ist diejenige in pachtet und generalsaniert hat, um anschließend gleich bei den „Songs Schultz, dem Staatsintendanten des hen, über die Kulturförderung brave unserer freiheitlich-demokratischen, es als Tagungs- und Bildungszentrum an einem Sommerabend“ ihre Werke Münchner Staatstheaters am Gärt- Patrioten zu generieren (auch wenn westlichen Welt – auf Grundlagen, zu nutzen. Ferner ist sie seit 1978 präsentieren können. Im Rahmen nerplatz, und : „Was soll Theater hier Brauchtum, Heimatpflege etc. in Bay- die sie selbst nicht schaffen kann. im Obermaintal Eigentümerin des der gemeinsamen Veranstaltungen und heute – Event oder Werte- und ern möglicherweise einen höheren Hierzu gehört auch der Bereich der prachtvollen Barockklosters Banz, (Promotionsfachtagungen) mit den Menschenbildung“ – mit dem Opern- Stellenwert genießen als anderswo). Kultur, denn diese umfasst – gemäß das sie ebenso saniert und zur mo- geförderten Studenten hat die Kul- regisseur Peter Konwitschny. Die Im Gegenteil: Gerade in unseren dem Brockhaus-Lexikon – „die Ge- dernen Tagungsstätte ausgebaut hat. tur neben der spezifisch politischen international gefeierte Sopranistin Spitzeneinrichtungen wollen wir die samtheit der typischen Lebensformen In Wildbad Kreuth finden jährlich, Bildung einen hohen Stellenwert. Diana Damrau war bei uns zu Gast, Welt nach Bayern holen, bemühen einer Bevölkerung einschließlich der in Kloster Banz alle zwei Jahre „Tage Nur ein Beispiel: eine dieser Fach- um zu aktuellen Entwicklungen im uns um die besten Köpfe gerade auch sie tragenden Geistesverfassung, der Volksmusik“ statt, hier mit alt- tagungen griff das philosophisch Opernbetrieb zu diskutieren. Die aus den Bereichen Kunst und Kultur. bes. der Wertvorstellungen“. bayerischem Akzent, dort eher mit fundierte Thema „Der Mensch und Stiftung beachtet demnach den Be- Wettbewerb belebt auch in der Kunst fränkischem. Seit 1986 kooperiert die Zeit“ auf, um den Menschen als reich der Kulturpolitik umfassend, das Geschäft, weiß der überzeugte enn ein Staat sich demnach die Stiftung jedes Jahr mit dem Baye- Schöpfer und gleichzeitig Opfer sei- nicht nur die eigentliche Schul- und Föderalist. W als „Kulturstaat“ definiert, so rischen Rundfunk zur Gestaltung des ner Zeitvorstellungen zu erfassen. Ein Hochschul-Politik, der ein spezielles Der Blick auf den Kulturbereich als kann dies auch als ein Eingeständnis Gesangs-Festivals „Songs an einem besonderer Akzent liegt ferner auf der Referat gewidmet ist, sondern auch Wirtschaftsfaktor, als „weicher Stand- zu verstehen sein, dass er in seiner Sommerabend“ in Kloster Banz. Da Förderung von jungen Journalisten, allgemeinere Fragen wie die Mög- ortfaktor“ hat in der bayerischen Stabilität, ja vielleicht sogar in seiner gerade die Jugend eine Chance zur die verbunden wird mit der Beobach- lichkeit der Evaluation kultureller Kulturpolitik nie die Rolle gespielt wie Entstehung, von „Kultur“ abhängt. kulturellen Entfaltung bekommen tung der Medienkultur. anderswo. Und das ironischerweise, Der Freistaat Bayern ist gemäß Art. soll, schreibt die Abteilung „Förde- Um Musik ging es bei den beiden obwohl die Kulturwirtschaft, die 3 S.1 seiner Verfassung „ein Rechts-, rungswerk“ der Stiftung alljährlich Tagungen der Akademie für Politik Weiter auf Seite 7 „creative industries“, in den letzten Kultur- und Sozialstaat“, wenn auch Jahrzehnten ausgerechnet hierzu- für juristische Bedürfnisse der Begriff lande einen rasanten Aufstieg zu ver- „Kultur“ schwierig fassbar bleibt. Art. zeichnen hatte. Es war und ist ja nicht 3 S.1 BV ist vor dem Hintergrund der zuletzt das kulturelle Erbe des Landes, im deutschen Föderalismus veran- das Spitzenkräfte aus Deutschland kerten Kulturhoheit der Länder zu und der ganzen Welt nach München sehen, weshalb Passagen, die dies lockte. Der Anteil der Kulturwirtschaft unterstreichen, auch in anderen am Bruttoinlandsprodukt liegt in Bay- Verfassungen der Länder zu finden ern heute vor der Energiewirtschaft sind. Die Enquete-Kommission des und – nebenbei gesagt – weit vor der Deutschen Bundestages „Kultur in Landwirtschaft. An diese Tatsache Deutschland“, der ich als Sachver- muss man gelegentlich die Kabinetts- ständiges Mitglied angehört habe, kolleginnen und -kollegen erinnern, hat in ihrem Schlussbericht Kultur wenn es um die Verteilung der inves- in einen gesamt-europäischen und tiven Mittel geht. Der Kulturbereich globalen Zusammenhang gestellt ist – auch was die ökonomischen und daher Bund und Ländern emp- Parameter angeht – eine dynamische fohlen, ein besonderes Augenmerk Zukunftsbranche. auf die Umsetzung des UNESCO- Damit er das auch bleibt, werden Abkommens zum Schutz und zur wir uns in den nächsten Jahren noch Förderung der Vielfalt kultureller stärker als in der Vergangenheit mit Ausdrucksformen zu richten. Die dem wichtigsten Thema beschäftigen Hanns-Seidel-Stiftung folgt dieser müssen, mit dem sich die Kultur- Empfehlung in ihrer Bildungsarbeit, politik derzeit ebenso konfrontiert da politische und kulturelle Werte sieht wie der Kulturbetrieb selbst: der nicht voneinander zu trennen sind. kulturellen Bildung. Zum einen sind Das im September 2007 beschlossene sich die Wissenschaftler darin einig, Grundsatzprogramm der Christlich- dass nicht nur die kreativen, sondern Sozialen Union in Bayern bekennt auch die kognitiven Fähigkeiten jun- sich „zu einem besonderen baye- ger Menschen ganz generell durch die rischen Staatsbewusstsein in der Beschäftigung mit musischen Gegen- Vielfalt seiner Kultur [...] In einer ständen gefördert werden. Zum ande- Welt des Wandels wollen wir die ren gab es nie zuvor konkurrierende Identität unserer Nation erhalten, die Angebote in solcher Zahl. Schließlich: Menschlichkeit unserer Gesellschaft Wenn wir unsere kulturelle Identität bewahren und die Unverwechselbar- bewahren und in die Zukunft retten keit unserer Kultur pflegen.“ § 2 der wollen, müssen wir uns verstärkt Ge- Satzung der Hanns-Seidel-Stiftung danken darüber machen, wie wir sie definiert als Stiftungszweck u.a. „die an die nachfolgenden Generationen Förderung kultureller Zwecke, insbe- weitergeben können. Hier sind Eltern sondere die Förderung der Pflege und und Schule genauso gefordert wie Erhaltung von Kulturwerken sowie die die kulturellen Institutionen selbst, Förderung der Denkmalpflege“. Die die sich – und das ist für manche neu Stiftung kommt diesem Zweck bereits – um ihr Publikum von morgen be- dadurch nach, dass sie das ehema- mühen müssen. Diese Bemühungen lige, klassizistisch-biedermeierliche Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung Hans Zehetmair. Foto: Hanns-Seidel-Stiftung Kulturpolitik der csu politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

Fortsetzung von Seite 6 Geschichte der CSU Bildung, die Bildungsforschung, die In verschiedenen bayerischen Orten nellen, antisozialistischen Volkspartei Prittwitz und Gaffron im April 1946 in November 1966 Gründung der Hanns- zur Sicherung der Qualität des Bildung- versammeln sich im Sommer 1945 eingetreten. Als Reichspolitiker fasst er Stuttgart den Führungsanspruch der Seidel-Stiftung. sangebots beitragen muss, schließ- bürgerliche, konservative Kräfte mit eine gesamtdeutsche Partei ins Auge, Berliner CDU für die neu zu gründende lich die Kulturpolitik im Spannungs- der Absicht, eine als Gegengewicht die er mit dem ersten „Reichstreffen“ überzonale Unionspartei ab. Mai 1946 Mai 1973 Auf Initiative von Franz Josef feld zwischen dem Bund und seinen zu SPD und KPD gedachte Partei zu im November 1945 auf den Weg zu Bestätigung von Josef Müller als Partei- Strauß reicht die Bayerische Staatsre- föderalen Gliedstaaten. Das unwill- gründen. Die führenden Köpfe dieser bringen versucht. In Würzburg einigt vorsitzender der CSU. gierung Klage beim Bundesverfassungs- kommene Schlagwort vom „Kampf Bewegung sind Karl Scharnagl, Josef man sich darauf, der neuzugründenden gericht gegen den Grundlagenvertrag der Kulturen“ wird durch unsere Müller, Adam Stegerwald, Fritz Schäffer, Partei den Namen Christlich-Soziale Februar 1947 Konstituierung der „Ar- der Bundesrepublik Deutschland mit Veranstaltungen aufgenommen, um Wilhelm Eichhorn, Michael Horlacher, Union zu geben. Die offizielle Gründung beitsgemeinschaft CDU/CSU Deutsch- der DDR ein. herauszuarbeiten, wie christlich-kon- Alois Hundhammer, Heinrich Krehle, Carl der Partei erfolgt am 13. Oktober 1945 land“ in Königstein i. Taunus. März servative Staatsbürger sich unter der Lacherbauer, Walther von Miller, August in Würzburg. 1947 Treffen des „Ellwanger Kreis, Juli 1973 Das Bundesverfassungsgericht Prämisse der Integrationsförderung Schwingenstein, Alois Schlögl und Anton ein unregelmäßig tagendes Forum verkündet sein Urteil zum Grundlagen- ihren islamischen Mitbürgern gegen- Pfeiffer. Der Parteiname soll Christlich- Im Münchner Rathaus treffen sich im aus CDU- und CSU-Vertretern der drei vertrag mit der DDR und stellt darin klar, über verhalten sollten. Soziale Union sein. Wie in Bayern kam September 1945 20 Personen, die westlichen Zonen, zur Besprechung in welcher Auslegung dieser Vertrag mit Die deutsche Literatur wird, durch- es 1945/46 in ganz Deutschland zur einstimmig den Namen „Bayerische tagespolitischer Ereignisse. Ziel des dem Grundgesetz (GG) vereinbar ist. Es aus ohne Betonung eines ja immer regionalen Gründung christlicher Volks- Christliche-Soziale Union“ beschließen Kreises ist es, die Wiedervereinigung bestätigt die Auffassung der CSU und der strittigen „Kanons“, von der genann- parteien. Die Schwerpunkte lagen neben und einen weiteren Ausschuss zur Vor- Deutschlands auf föderativer Grund- Bayerischen Staatsregierung, wonach ten Akademie besonders anlässlich München in Berlin, Köln und Frankfurt. bereitung der Parteigründung einsetzen. lage in die Wege zu leiten. Der Ge- Deutschland als Ganzes fortbesteht, die runder Jahrestage auf Expertenta- Diese „Redaktionssitzung“, bei der „die sprächskreis löst sich erst Ende der Bürger der DDR deutsche Staatsangehö- gungen diskutiert. Dabei liegt der Nachdem die amerikanische Militärre- Union aus der Taufe gehoben“ wurde, 60er Jahre auf. rige im Sinne des GG sind, und die Wie- Schwerpunkt auf ihren politischen gierung die Wiederzulassung politischer gilt als eigentliche Gründungssitzung der derherstellung der Einheit Deutschlands Bezügen. Denn Literatur ragt auch Parteien angekündigt hatte, verschickt CSU. Im Oktober 1945 beschließen Januar 1948 Ablehnung der CSU, Aufgabe aller Verfassungsorgane bleibt. immer in den politischen Raum der Münchner Oberbürgermeister Karl führende CSU-Gründer, in München ein sich mit den anderen Unionsparteien hinein, ein steriler Ästhetizismus Scharnagl im August 1945 ein Einla- Sekretariat für das Land zu errichten. zusammen zu schließen. November 1976 Die Landesgruppe verbietet sich. So wurde das Werk dungsschreiben an etwa 60 Personen Damit wird der Vorläufer der künftigen beschließt in Wildbad Kreuth, die Frak- von Adalbert Stifter in seiner integra- außerhalb des „sozialistischen Lagers“, CSU-Landesgeschäftsstelle geschaffen. Oktober 1950 erster Bundespartei- tionsgemeinschaft mit der CDU im tiven Bedeutung für Deutsche und um für die Gründung einer Partei auf Im November wird der Aufbau einer tag der Union. Bis auf die CSU, die Deutschen Bundestag zu lösen. Tschechen untersucht, war Walter christlicher Grundlage zu werben. Die landesweiten Organisation der CSU wird selbständig bleibt, schließen sich Kempowski mit einer Lesung aus Versammlung findet am 14.8.1945 statt. eingeleitet. alle Landesvorsitzenden der christ- Im Dezember 1976 schließen nach seinem „Echolot – Abgesang` 45“ Zur Vorbereitung der Parteigründung wird lich-demokratischen Unionsparteien harten Verhandlungen CDU und CSU und als Diskussionspartner zu Gast, ein „Redaktionsausschuß“ berufen, der Vom 14. bis 16. Dezember 1945 findet West-Deutschlands, West-Berlins und wieder einen Vertrag über die Bildung referierte Klaus Harpprecht zum sich am 12.9.1945 bereits wieder auf- in Bad Godesberg ein erstes Treffen der der Exil-CDU zu einer gemeinsamen einer Fraktion. fünfzigsten Todestag von Thomas löst. Eine seiner Hauptaufgaben besteht bis dahin organisierten Unions-Gruppen Parteiorganisation zusammen. Mann über die „Betrachtungen eines in der Erarbeitung erster programma- ohne Vertreter der bis dahin noch nicht Januar 1990 In Leipzig schließen sich Unpolitischen, der keiner war“, tischer Richtlinien, die am 5.9.1945 lizenzierten CSU statt. Ein dort beschlos- 1955 bildet sich im Saarland unabhän- mit Unterstützung der CSU rund ein diskutierte Siegmar Faust über die als Entwurf („Grundsatz-Programm einer sener Zonenverbindungsausschuss, gig und ohne Billigung der bayerischen Dutzend liberal-konservativer und christ- Frage, inwiefern unterschiedliche Christlich-Demokratischen Volkspartei in dem dann auch bayerische Vertreter CSU eine Vereinigung mit dem Namen licher Parteien und Gruppierungen zur Mentalitäten in den alten und neuen Bayern“) vorgelegt werden können. angehörten, sollte ab Anfang 1946 in CSU-Saar (CSU-S), die jedoch eine DSU zusammen. Zum ersten Vorsitzen- Ländern relevant sind, wurden auf Frankfurt die Zusammenarbeit und Ver- unbedeutende Splitterpartei bleibt. den wird Hans-Wilhelm Ebeling, Pfarrer einer Expertentagung überraschen- Der unterfränkische Regierungsprä- einigung zonenübergreifend fördern. Er Sie fusioniert 1947 zunächst mit der der Leipziger Thomaskirche, gewählt. derweise gewisse Gemeinsamkeiten sident Adam Stegerwald versammelt löst sich, nachdem er 26 Tagungen hinter saarländischen CVP, 1959 schließlich Die neugegründete Partei beantragt am zwischen dem lyrischen Werk von im Einvernehmen mit der Militärregie- sich gebracht hat, erst 1951 auf. mit der CDU des Saarlands. 17.6.1990 in der Volkskammer den Gottfried Benn und Bertolt Brecht rung einen Kreis führender Personen sofortigen Beitritt der DDR zur Bundes- entdeckt. Joseph von Eichendorff aus dem Würzburger Raum zu einer Be- Im Januar 1946 Lizensierung der CSU März 1961 Wahl von Franz Josef republik Deutschland. Als sie sich im erfuhr eine Würdigung nicht so sprechung über eine künftige überkon- durch die amerikanische Militärregie- Strauß zum Vorsitzenden der CSU. Er April 1993 auf das gesamte Bundes- sehr als der bekannte romantische fessionelle Partei. Er war schon 1920 rung. Als Vertreter der CSU lehnen hat dieses Amt bis zu seinem Tod am gebiet ausdehnt, kündigt die CSU die Dichter, sondern als politischer für die Gründung einer interkonfessio- Josef Müller und Friedrich Wilhelm von 3.10.1988 inne. Zusammenarbeit auf. Denker, als Exponent der orga- nischen Staatstheorie der Restau- rationszeit. Die Staatsphilosophie der Vergangenheit ist für unsere Tagungsthematik von Bedeutung, sofern sich klare Bezüge zu den Pro- blemen der Gegenwart feststellen Eigensinnig, konservativ, bayerisch lassen, etwa bei dem von Immanuel Zur Kulturpolitik der CSU • Ein Kommentar von Olaf Zimmermann Kant herrührenden Konzept der Republik als einer friedlichen und Die CSU wurde im Jahr 1945 ge- sich bereits im Jahr 1946 nicht in die ein, dass man selbst am liebsten die Grenzen der Kulturpolitik im Bereich freiheitlichen Bürgergesellschaft, gründet, um die konservativen geplante überzonale Unionspartei ein, Federführung innehat, wenn es um die der „Völkerverständigung“. das seine Strahlkraft über mehr als Kräfte als Gegengewicht zur SPD sondern beharrte auf ihrer Selbständig- Vertretung der deutschen Interessen zwei Jahrhunderte bewahrt hat. und KPD zu sammeln. Es sollte keit. So wurde im Jahr 1950 die CDU auf der europäischen Ebene geht. Bemerkenswert an den Beiträgen der Hierher gehört auch das Nach- eine überkonfessionelle Partei ohne Beteiligung der CSU gegründet. War es über viele Jahre hinweg Hans CSU-Politiker ist, dass immer wieder denken über Geschichtsbilder, die auf christlicher Grundlage werden. Zehetmair, der im EU-Kulturministerrat Bezug auf die Künste und Künstler kulturelle Wahrnehmungsformen Der Bezug der CSU auf das Chris- Diese Eigenständigkeit der CSU zeigt für Deutschland sprach, so ist es heute genommen wird. Obwohl ein relativ prägen, und deren typische Mischung tentum kommt in dieser Ausgabe sich gerade auch in der Kulturpolitik. Als Thomas Goppel, der vom Bundesrat weiter Kulturbegriff, wie bei Bär, ge- aus realen und einseitig-ideolo- von politik und kultur deutlich roter Faden zieht sich durch die in die- als Vertreter der Länder für den EU- pflegt wird, sind der Kern die Künste gischen Elementen. Eine Tagung hat zum Ausdruck. So schreibt der sem Schwerpunkt veröffentlichten Bei- Kulturministerrat benannt wurde. Dass Literatur, Bildende Kunst, Musik, The- sich daher den unterschiedlichen Vorsitzende der CSU Erwin Huber, träge das bereits erwähnte Bekenntnis es dabei zu keinen Kollisionen zwischen ater, Tanz. Dieses findet sich auch in Geschichtsbildern in Deutschland dass sich die CSU zur deutschen zur christlich-abendländischen Kultur. den Interessen der Länder und denen der kulturpolitischen Arbeit der Hanns- und Frankreich, dessen wichtigstem Kulturnation bekenne und ihre Das C im Parteinamen wird zumindest des Bundes kommt, dafür sorgt, wie Seidel-Stiftung wieder, über deren europäischem Partner, gewidmet. Sprache, Geschichte, Traditionen mit Blick auf die Grundwerte der Kul- Hans Zehetmair in der Enquete-Kom- Vorsitzender Hans Zehetmair schreibt. Uniformierung ist hier nicht erreich- und christlich-abendländischen turpolitik sehr ernst genommen. Das mission „Kultur in Deutschland“ nicht Bei der Auseinandersetzung mit Litera- bar und auch nicht wünschbar und Werte als Grundlage der deut- Bekenntnis zu den christlich-abendlän- müde wurde zu betonen, der gute tur beispielsweise wird immer wieder erforderlich, da die gegenseitigen schen Leitkultur sehe. So deutlich dischen Wurzeln schließt ein, dass, wie Draht der beteiligten Personen. – So den politischen Implikationen nach- Beziehungen zu stabil sind, um von in ist dieses selten zu lesen. Der Dorothee Bär in ihrem Beitrag ausführt, menschelt es auch in der Kulturpolitik gespürt und so erfährt das Werk Ada- dieser Hinsicht fortbestehenden Di- stellvertretende Vorsitzende der sich anderen Kulturen gegenüber geöff- so manches Mal. lbert Stifters eine ganz neue Dimen- vergenzen ernsthaft belaset werden Schwesterpartei CDU, Christian net wird und diese wiederum Eingang in sion, wenn der Frage seiner integra- zu können. Die gesamt-europäische Wulff, legte in der Ausgabe 6/2007 die heimische Kultur finden. Bär findet Der klare Bezug auf die bayerische tiven Bedeutung für Tschechen und Tendenz kultureller Wahrnehmung von politik und kultur zwar auch dafür das Beispiel von Pizza und Pasta, Heimat, der in den Beiträgen zum Deutsche nachgegangen wird. drückt sich im Projekt der jährlich ein Bekenntnis zur Leitkultur ab, Eis und Cappucino, geht aber noch wei- Ausdruck kommt, bedeutet aber weder wechselnden „Kulturhauptstadt beschreibt diese aber mit den ter, wenn sie unterstreicht, dass offene Heimattümelei noch Ausgrenzung. Im Vorteil und Nachteil sind manchmal zwei Europas“ aus. Es lag daher nahe, das Grundwerten des Grundgesetzes Tage von Synagogen, Moscheen oder Gegenteil, Thomas Goppel schreibt: Seiten einer Medaille, auf die Kulturpoli- Profil der beiden „Kulturhauptstädte“ und der Verantwortung aus der Ge- Kirchen, wichtige Chancen für den in- „Gerade in unseren Spitzeneinrich- tik der CSU trifft dieses Bild zu. Ihr Vorteil Graz und Weimar in einer besonderen schichte. Bei der CDU ist Leitkultur haltlichen Austausch bieten. Dieses Ver- tungen wollen wir die Welt nach Bayern besteht darin, dass sie ihre Kraft und Ei- Tagung unter internationaler Beteili- Verfassungspatriotismus, bei der ständnis von Leitkultur will eben nicht holen, bemühen uns um die besten genständigkeit aus ihrem Bezug auf ein gung zu untersuchen. CSU ein Bekenntnis zu christlich- ausgrenzen, sondern an die kulturellen Köpfe gerade auch aus den Bereichen Land, den Freistaat Bayern, bezieht. Ihr Da sich die Hanns-Seidel-Stif- abendländischen Werten. Grundlagen der Gesellschaft erinnern Kunst und Kultur. Wettbewerb belebt Nachteil liegt darin, dass ihre besondere tung besonders der Vermittlung und zum Dialog aufrufen. Vielleicht sind auch in der Kunst das Geschäft, weiß Ausprägung speziell die Orientierung auf christlicher Werte verpflichtet fühlt, Bei der Planung des Schwerpunktes es auch die Erfahrungen aus dem Kul- der überzeugte Föderalist.“ Interessant die christlich-abendländische Tradition unternahm ein Expertengespräch, Kulturpolitik der Parteien wurde an- turkampf des vorletzten Jahrhunderts, in dem Beitrag von Goppel ist ferner sein auf andere Teile Deutschlands kaum die Spuren christlicher Lehren in fangs überlegt, die Kulturpolitik der die dieses Verständnis von Kultur und Hinweis, dass die Wittelsbacher im 19. übertragbar ist. Die Kulturpolitik der der Gegenwartsliteratur aufzufin- CDU und der Kulturpolitik der CSU in kulturellem Austausch prägen. Jahrhundert sich deshalb so intensiv CSU ist von der Kulturpolitik der CDU den. Exemplarisch las dazu Prof. einer Ausgabe vorzustellen. Schließ- der Kulturförderung widmeten, weil aus weiter entfernt, als die Kulturpolitik der Neumann aus seinem Gedichtband lich arbeiten beide Parteien im Deut- Neben dem Bekenntnis zur christ- den Untertanen bekennende Bayern SPD von der Kulturpolitik der CDU. Die „Pfingsten in Babylon“. Die litera- schen Bundestag in einer Fraktion und lich-abendländischen Kultur prägt werden sollten. Bei aller Wertschätzung Kulturpolitik der CSU ist eigensinnig, rische Reihe wird fortgesetzt, stets bilden oberflächlich betrachtet eine die hier veröffentlichten Beiträge die der bayerischen Kulturpolitik, selbst den konservativ und bayrisch. mit dem besonderen Akzent der poli- dauerhafte inhaltliche Einheit. Sehr Betonung des Föderalismus. Die CSU fernen Preußen entgeht der „Kleinkrieg“ tischen Implikationen von Literatur. schnell wurde von diesen Planungen tritt noch stärker als die CDU für die zwischen Franken, Schwaben, Ober- Der Verfasser ist Herausgeber Abstand genommen und ein Blick in so genannte Kulturhoheit der Länder und Niederbayern nicht, der noch heute von politik und kultur sowie Ge- Der Verfasser ist Vorsitzender der die Geschichte der CSU lehrt, dass ein und unterstreicht deren Bedeutung im Freistaat Bayern von Zeit zu Zeit zu schäftsführer des Deutschen Hanns-Seidel-Stiftung und Staats- dieses richtig war. Die CSU integrierte für die Vielfalt der Kultur. Das schließt Tage tritt. Soviel zu den Chancen und Kulturrates minister a.D. Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

Bedeutung der vielen Akteure für die Kultur herausgearbeitet Von Bernd Neumann Kultur bildet die Grundlage für das des Kulturstaatsministers (BKM) und diensten, sie tritt für das System der Zusammenleben in unserer Gesell- die von ihm finanzierte Kulturstiftung Gegenseitigkeitsverträge ein und schaft. Sie vermittelt Werte und des Bundes kulturelle Projekte in vie- betont die soziale und kulturelle gibt die Denkanstöße, die wir für len Sparten, von der Denkmalpflege Funktion der Verwertungsgesell- die Gestaltung eines lebenswerten bis zur Performance. schaften. Dies ist auch die Linie der Deutschlands brauchen. Förderung Doch Kultur ist nicht nur Sache Bundesregierung. von Kunst und Kultur ist keine Sub- des Geldes: Ich sehe es als meine Im Hinblick auf die wirtschaft- vention, sondern eine Investition in besondere Aufgabe an, optimale Rah- liche Lage der Kulturschaffenden die Zukunft unseres Landes. menbedingungen für Kunst und Kul- weist die Enquete-Kommission nach- tur zu schaffen. Wir werden auch in drücklich auf bestehende Probleme ie Enquete-Kommission „Kultur den kommenden Jahren in wichtigen des Sozialrechts hin. Sie sind zum Teil D in Deutschland“ hat über vier Feldern Zeichen setzen: z. B. bei der hinlänglich bekannt, und es wird seit Jahre hinweg die ganze Vielfalt un- Sicherung und Verbesserung der so- der Einführung der Hartz-Gesetze um serer kulturellen Landschaft genau zialen Bedingungen für Künstler und Lösungen gerungen. Insbesondere untersucht. Und sie hat mit großem der Stärkung des bürgerschaftlichen gilt dies für die seit 1. Februar 2006 Erfolg aus dieser Bestandsaufnahme Engagements. Dazu kommt die För- geltende Verkürzung der Rahmenfrist konkrete und detaillierte Handlungs- derung innovativer und wichtiger für den Bezug von Arbeitslosengeld empfehlungen abgeleitet. Die meis- gesellschaftlicher Bereiche wie der I, die zu berechtigter Kritik in der ten der über 400 Empfehlungen des Kulturwirtschaft und der Kulturellen Filmbranche geführt hat. Hier kön- Schlussberichts der Enquete-Kom- Bildung. Zu diesen Themen hat die nen Arbeitnehmer den Anspruch auf mission richten sich an die Länder Enquete-Kommission wichtige An- Arbeitslosengeld I wegen der oftmals und Kommunen. Sie bringen 88 % der regungen gegeben. nur befristeten Arbeitsverträge nicht öffentlichen Mittel für die Kultur auf, Grundlegend für eine kulturorien- mehr erreichen. Der BKM setzt sich sie sind aufgrund ihres verfassungs- tierte Gesellschaft ist die Pflege ihres im Sinne der Beschäftigten in den mäßigen Auftrags verantwortlich kreativen Potentials. Zu Recht be- betroffenen Branchen dafür ein, dass für die kulturelle Infrastruktur von tont die Enquete-Kommission, dass dies geändert wird. Bühnen, Museen, Bibliotheken und die wirtschaftlichen und sozialen Wichtig ist in diesem Zusammen- soziokulturellen Zentren. Interessen der Künstler und Kultur- hang auch die Förderung der Kul- Es ist aber ein großes Verdienst schaffenden am wirksamsten durch tur- und Kreativwirtschaft, denn die der Enquete-Kommission, auch konkrete gesetzliche Regelungen Kulturwirtschaft hat in Deutschland die Bedeutung anderer Akteure im gewahrt werden können. Seit Be- schon heute eine Produktivkraft, die Bereich der Kulturförderung her- ginn meiner Amtszeit setze ich mich an die der Automobilindustrie heran- ausgearbeitet zu haben: Ohne das dafür ein, dass kulturelle Leistungen reicht. Die Förderung der Kulturwirt- Engagement Privater und ohne die angemessen vergütet werden und schaft ist eine Querschnittsaufgabe. großen Leistungen der Kirchen in das Recht am Geistigen Eigentum Darum haben am 19. Oktober des Deutschland wären unsere kultu- geschützt wird. Es ist ganz im Sinn vergangenen Jahres das Ministerium relle Vielfalt und vor allem die breite der Enquete-Kommission, dass auf- für Wirtschaft und Technologie und Arbeit in der kulturellen Jugendbil- grund der Intervention des BKM die der BKM gemeinsam eine intermi- dung nicht denkbar, und schon ein so genannte Bagatell-Klausel letztlich nisterielle „Initiative Kultur- und Kre- Blick in das Inhaltsverzeichnis des nicht in den Regierungsentwurf zum ativwirtschaft der Bundesregierung“ Schlussberichtes zeigt, dass auch Urheberrecht aufgenommen wurde, vorgestellt. Wichtige Handlungsemp- die Kultur- und Medienpolitik des das am 1. Januar 2008 in Kraft getre- fehlungen des Enquete-Berichtes Bundes die Weichen in wichtigen kul- ten ist. Raubkopieren ist eben kein zum Thema Kultur- und Kreativwirt- Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann. Foto: Bundesbildstelle turpolitischen Feldern stellt – von der Kavaliersdelikt. Es schädigt die geis- schaft wurden dabei als gemeinsame Kulturförderung in der Hauptstadt tigen Urheber, die Künstler. Arbeitsaufträge aufgefasst. An erster Verwaltungsaufwands. Die Verein- Ländern und Kommunen entwickelt bis zur Regelung des Urheberrechts. Das Urheberrecht muss aber auch Stelle steht die Entwicklung positiver fachung der Nachweisprüfung trägt werden. Wegweisend ist in dieser Der Bund ist zum einen Finanzier: Er zum Ausgleich der verschiedenen In- wirtschaftlicher Zukunftsperspek- diesem Anliegen bereits Rechnung. Hinsicht das Projekt „Jedem Kind gibt für die Kultur in Berlin soviel aus teressen führen; die wirtschaftlichen tiven für eine wachsende Branche, Neben der Arbeit von Ehrenamt- ein Instrument“ im Ruhrgebiet, das wie der Berliner Senat und beteiligt Aspekte sind bei weitem nicht die ein- die von sehr kleinteiligen Strukturen lichen ist das Stiftungswesen der über die Kulturstiftung des Bundes sich bundesweit an der Finanzierung zigen, die es zu berücksichtigen gilt. und zunehmender freiberuflicher wichtigste Faktor bürgerschaftlicher mit 10 Millionen € gefördert wird kultureller Einrichtungen von ge- Die Enquete-Kommission „Kultur Tätigkeit gekennzeichnet ist. Verantwortung für die Kultur. Vom und schon in der Anfangsphase auf samtstaatlicher Bedeutung – über 60 in Deutschland“ ist äußerst kritisch Sowohl das Wirtschaftsgut Kultur Gründungsboom bei Stiftungen begeistertes Echo stößt. Die ZEIT werden derzeit dauerhaft gefördert. gegenüber den Empfehlungen der als auch die betrieblichen Strukturen profitiert auch der Kultursektor. Das nannte es kürzlich „das wunder- Darüber hinaus unterstützt das Haus EU-Kommission zu Online-Musik- führen dazu, dass Finanzierungs- und Gesetz zur Stärkung des bürgerschaft- bar größenwahnsinnige Vorzeige- Fördermaßnahmen besonderen An- lichen Engagements nimmt diesen Projekt zur Musikerziehung“. Ein sprüchen genügen müssen, wenn sie starken Impuls auf, indem es die weiteres wichtiges Ziel ist es, die wirklich hilfreich sein sollen. Dabei steuerlichen Abzugsmöglichkeiten Medienkompetenz von Kindern zu geht es auch um die Entwicklung von von Zuwendungen an Stiftungen stärken. Im „Netz für Kinder“ lernen neuen Geschäftsfeldern. Mit einer erweitert. Das Stiftungssteuerrecht Kinder mit der kleinen Netzraupe Kultur-Enquete Reihe von Branchenhearings wer- enthält bereits nicht nur viele Steu- FINN spielend den Umgang mit dem Im Dezember 2007 legte die Enquete- der Enquete-Kommission aufnehmen. den wir wirksame politische Hand- ervorteile für den spendenden Bürger Internet. Eltern können sicher sein, Kommission des Deutschen Bundes- Welche Rolle die Ergebnisse in den lungskonzepte entwickeln, die auch oder ein Unternehmen, sondern es dass in diesem Netzraum nur für tags „Kultur in Deutschland“ ihren Ausschussdiskussionen im Deutschen umgesetzt werden können. Zugleich betrifft auch die steuerliche Behand- die Entwicklung förderliche Inhalte Schlussbericht vor. Der Deutsche Bun- Bundestag spielen, darüber geben die wird ein öffentliches Bewusstsein lung der Stiftungen selbst, sofern sie zu finden sind. Die „Inititative:Le- destag debattierte in der so genannten Vorsitzende des Ausschusses für Wirt- für die Bedeutung der Kultur- und gemeinnützige Zwecke verfolgen. Al- sen“ und das Kinderkulturmagazin Kernzeit von 9.00 bis 11.00 Uhr am 13. schaft und Technologie Edelgard Bul- Kreativwirtschaft als wichtiges Zu- lerdings müssen Regelungen wie die „KiKuMa“ unterstützen die Lese- Dezember 2007 diesen Bericht. mahn, MdB, die Vorsitzende des Aus- kunftsthema geschaffen. zur Stifterrente möglichst bald den kompetenz. schusses für Familie, Senioren, Frauen Viele kulturelle Initiativen sind gesellschaftlichen Gegebenheiten an- Wichtig für die Kulturelle Bildung In politik und kultur 1/2008 kamen und Jugend Kerstin Griese, MdB und aber undenkbar ohne das persön- gepasst werden. Der BKM beschäftigt ist auch, dass wir den Freibetrag für Mitglieder der Enquete-Kommission der Vorsitzende des Unterausschusses liche Engagement für Kultur: Das sich auch mit der Möglichkeit, eine die steuerfreien Einnahmen durch zu Wort und stellten dar, welche Bürgerschaftliches Engagement Mi- Ehrenamt ist die wichtigste Säule „Stiftung europäischen Rechts“ zu nebenberufliche künstlerische Tä- Aspekte aus dem Schlussbericht chael Bürsch, MdB Auskunft. Mit dem im Gefüge der Kulturlandschaft in entwickeln, die es bislang aufgrund tigkeiten auf 2.100 Euro erhöht ihnen besonders wichtig sind und für Staatsbegriff setzen sich Max Fuchs und Deutschland. Eine zentrale Erkennt- des europaweit völlig uneinheitlichen haben. Dies gibt gerade im so be- welche Handlungsempfehlungen sie Tobias Knoblich auseinander. nis der Enquete-Kommission ist, Stiftungsrechts nicht gibt, die jedoch deutenden Feld der musikalischen sich besonders einsetzen wollen. Die dass die größten Kulturfinanzierer gerade für international agierende Bildung wichtige Anreize für Chor- Vorsitzenden der Fachausschüsse des Weiter werden die neun Stellungnah- in Deutschland die Bürgerinnen und Unternehmen oder Privatpersonen leiter und Musiklehrer, ohne deren Deutschen Kulturrates gaben eine men des Deutschen Kulturrates zum Bürger sind: „Zunächst als Marktteil- attraktiv sein könnte. Unterrichtstätigkeit in der Freizeit erste Bewertung zu den Aussagen des Schlussbericht der Enquete-Kommis- nehmer, dann als Spender und in Kulturförderung muss immer keine flächendeckende Versorgung Schlussberichts ab. sion dokumentiert. Sie spiegeln die dritter Linie als Steuerzahler“. Wir wieder den veränderten gesellschaft- denkbar wäre. Diskussionen in den Mitgliedsverbän- haben die bundesrechtlichen Rah- lichen Realitäten angepasst werden. Es wird für die Zukunft unserer Die Literatur stand in der Ausgabe den des Deutschen Kulturrates wider menbedingungen mit dem Gesetz In kaum einem Bereich wird dies au- Gesellschaft entscheidend sein, dass 2/2008 von politik und kultur im Mit- und wurden in den Fachausschüssen zur weiteren Stärkung des bürger- genfälliger als bei der Kulturellen Bil- ein lebendiger Zugang zur Kultur telpunkt. Gabriele Beger, Vorsitzende des Deutschen Kulturrates sowie im schaftlichen Engagements im ver- dung. Besonders in Zeiten globaler für alle Bürgerinnen und Bürger des Deutschen Bibliotheksverbands, Sprecherrat erarbeitet, diskutiert und gangenen Jahr erheblich verbessert. Migration wird Kulturelle Bildung möglich ist. Dies in das öffentliche stellt dar, wie von Seiten des Bi- beraten. In ihnen findet sich eine Wer- Zu den wesentlichen Änderungen mehr denn je zu einer Schlüsselkom- Bewusstsein gebracht zu haben, ist bliothekswesen der Schlussbericht tung des Deutschen Kulturrates zur des Gesetzes gehört, dass die Mit- petenz. Eine Arbeitstagung, die mein eine der großen Leistungen der En- bewertet wird und welche Hand- Arbeit der Enquete-Kommission. Es gliedsbeiträge an Fördervereine von Haus am 21. November des vergan- quete-Kommission des Bundestages lungsempfehlungen jetzt dringend wird dargestellt, welche Empfehlungen kulturellen Einrichtungen auch dann genen Jahres im Jüdischen Museum „Kultur in Deutschland“. Ich danke umgesetzt werden sollen. Rolf Pitsch, der Enquete-Kommission geteilt und steuerlich begünstigt werden, wenn in Berlin veranstaltete und an der allen Beteiligten für ihre profunde Vorsitzender der Stiftung Lesen und unterstützt, genauso welche abgelehnt die Mitglieder Gegenleistungen wie auch der Kulturrat prägend mit- und wegweisende Arbeit, die auch Direktor des Borromäusvereins, setzt werden. z.B. verbilligte Eintrittskarten er- wirkte, bildete den Auftakt für eine weiterhin in viele Entscheidungen sich mit den Aussagen zur Leseförde- halten. Unter anderen steuerlichen Bestandsaufnahme der zahlreichen und Konzepte unserer Kulturpolitik rung auseinander. Die Reihe zur Auswertung des Schluss- Vorteilen für engagierte Bürger wird guten Ansätze. Die Empfehlungen einfließen wird. berichts der Enquete-Kommission wird der steuerliche Spendenabzug auf 20 der Enquete-Kommission zur Kul- In dieser Ausgabe schreiben die Bun- in den nächsten Ausgaben von politik % des Gesamtbetrages der Einkünfte turellen Bildung geben unseren eige- Der Verfasser ist Mitglied des desminister Michael Glos, MdB, Brigitte und kultur fortgesetzt. angehoben. Kulturelles Engagement nen Initiativen starken Rückenwind. Deutschen Bundestags, Beauftragter Zypries, MdB und Staatsminister Bernd soll nicht im bürokratischen Aufwand Dabei stehen keine rechtlichen Re- bei der Bundeskanzlerin, Neumann, MdB, wie sie die Ergebnisse Die Redaktion ersticken. Die Enquete-Kommission gelungen im Vordergrund, sondern Staatsminister für Kultur fordert darum die Verringerung des Konzepte, die gemeinsam mit den und Medien Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 

Kunst und Kultur in Deutschland Zum Abschlussbericht der Enquete-Kommission • Von Brigitte Zypries „Kunst und Kultur – ein „weites Feld“, Künstler gegenüber den kommer- könnte man meinen. Die Enquete- ziellen Verwertern gestärkt. Die En- Kommission des Deutschen Bun- quete-Kommission kommt zu dem destages hat unter dieser Themen- Ergebnis, dass sich diese Regelungen stellung vier Jahre lang die deutsche in der Praxis nicht bewährt hätten Kunst- und Kulturlandschaft unter und empfiehlt eine weitere Stärkung die Lupe genommen und Ende letz- der Urheber. Ich halte es für verfrüht, ten Jahres ihren Abschlussbericht über weitere gesetzgeberische Maß- vorgelegt. Für ihre sehr engagierte nahmen nachzudenken, wenn die und erfolgreiche Arbeit gebührt der faktischen Möglichkeiten, die das Kommission Dank. Gesetz bietet, noch nicht hinrei- chend ausgeschöpft sind. So sollte er Ansatz der Untersuchung ist z.B. die Mediation stärker genutzt D breit: Neben Aspekten wie der werden, um vertragliche Ergebnisse Förderung und Finanzierung von zu erreichen. Kunst, der kulturellen Bildung sowie · Intensiv beschäftigt sich die En- Kultur im Kontext der Globalisie- quete-Kommission in ihrem Bericht rung hat die Kommission auch die auch mit dem Recht der kollektiven rechtlichen Rahmenbedingungen Rechtewahrnehmung. Sie emp- für Kunst und Kultur in Deutsch- fiehlt, das System der Wahrneh- land betrachtet. Dabei hat sich die mung der Urheberrechte durch Kommission nicht auf eine bloße Verwertungsgesellschaften zu ver- Bestandsaufnahme beschränkt, son- teidigen. Deshalb solle sich die dern auch Handlungsempfehlungen Bundesregierung auf europäischer entwickelt. Um im Bild zu bleiben: Ebene dafür einzusetzen, dass die Die Kommission hat das Feld nicht Empfehlung der Europäischen nur vermessen, sondern dem Ge- Kommission vom 18. Oktober 2005 setzgeber auch Flächen gezeigt, über „die länderübergreifende kol- auf denen es nach Auffassung ihrer lektive Rechtewahrnehmung von Mitglieder noch ertragreicher bestellt Urheberrechten und verwandten werden könnte. Wie fruchtbar diese Schutzrechten, die für die Online- Vorschläge für die kommende Ge- Musikdienste benötigt werden“ setzgebung sein können, sei anhand nicht weiter verfolgt wird. In diesem einiger Einzelfragen skizziert: Punkt ist die Meinung der Enquete- Frontansicht des Bundesministeriums für Justiz © Bundesministerium für Justiz · Die Enquete-Kommission hat sich Kommission deckungsgleich mit insbesondere mit dem Urheber- der der Bundesregierung. Diese hat um der Justiz für richtig und prüft Dieser kurze Überblick zeigt, dass das „Zweiten Korb“ ohnehin auf unserer recht und dem Recht der kollektiven sich bereits in der Vergangenheit für derzeit, wie sich die Aufsicht inten- Thema Urheberrecht auch in Zukunft Agenda bleibt. Schließlich ist das Rechtewahrnehmung auseinander das bestehende System der Verwer- sivieren lässt. Ob der Vorschlag der des Schweißes der Edlen wert ist. Urheberrecht das Feld, auf dem gesetzt – zwei Rechtsgebiete, die tungsgesellschaften eingesetzt und Enquete-Kommission, die Aufsicht Das Bundesministerium der Justiz Ideen reifen und Urheber ihre Ernte für die Entwicklung von Kunst und wird dies auch in Zukunft tun. Nur bei einer Regulierungsbehörde des wird sich der Aufgabe stellen und einfahren – in einem Land ohne Kultur in Deutschland eine zentra- beispielhaft sei auf die Stellungnah- Bundes anzusiedeln, aufgegriffen die von der Enquete-Kommission nennenswerte natürliche Rohstoffe le Rolle spielen. Die Kommission me der Bundesregierung vom 30. Juli wird, wird sich zeigen. Ich persön- angesprochenen Punkte erörtern, ein genauso weites wie unverzicht- hebt zutreffend hervor, dass die 2007 zu der Empfehlung der Euro- lich bin jedoch der Auffassung, dass zumal das Thema Urheberrechte in bares Feld! Hauptaufgabe des Urheberrechts päischen Kommission verwiesen. wir den Sachverstand, über den das der Informationsgesellschaft wegen darin besteht, dem Urheber einen Darin wird der von der EU-Kommis- Deutsche Patent- und Markenamt der Entschließungen des Deutschen Die Verfasserin ist ökonomischen Nutzen aus der sion aufgezeigte Weg ausdrücklich als zentrale Institution des geisti- Bundestages und Bundesrates zum Bundesministerin der Justiz Verwertung seiner schöpferischen ablehnt und stattdessen vorgeschla- gen Eigentums verfügt, weiterhin Werke zu sichern. Auch für die gen, das bestehende System der nutzen sollten. Neben ihrer organi- Bundesregierung war und ist dieser Gegenseitigkeitsverträge zwischen satorischen Anregung empfiehlt die Gedanke bei der Gesetzgebungsar- den Verwertungsgesellschaften Kommission der Bundesregierung, Abonnieren oder empfehlen Sie beit leitend. Insbesondere hat das fortzuschreiben und zu korrigieren. den Prüfungsmaßstab für die Auf- puk und Sie erhalten ein ganz Bundesministerium der Justiz stets Auch über das System der Gegensei- sicht zu verschärfen: Die Aufsicht im Auge behalten, dass der Urheber tigkeitsverträge kann dem Bedürfnis solle sich nicht auf eine Evidenz- besonderes Dankeschön! und ausübende Künstler gegenüber der Nutzer entsprochen werden, kontrolle beschränken, sondern den Unternehmen der Kultur- und von einer Verwertungsgesellschaft auch im Einzelfall kontrollieren, Medienwirtschaft strukturell unter- EU-weite Lizenzen für das Weltre- dass die Verwertungsgesellschaften legen ist. Das „Gesetz zur Stärkung pertoire zu halten. ihren gesetzlichen Verpflichtungen der vertraglichen Stellung von Ur- · Auch die Empfehlung der Enquete- ordnungsgemäß nachkommen. Die- hebern und ausübenden Künstler“ Kommission zur Stärkung der Auf- se umfassende Kontrolle aber findet vom 1. Juli 2002 hat daher die Posi- sicht über die Verwertungsgesell- bereits heute statt. Das Deutsche tion der Urheber und ausübenden schaften hält das Bundesministeri- Patent- und Markenamt überprüft die Tätigkeit und Arbeitsergebnisse der Verwertungsgesellschaften auch Streitfall Computerspiele: im Detail und betrachtet hierbei den Computerspiele zwischen Einzelfall. Lediglich dort, wo der kultureller Bildung, Gesetzgeber den Verwertungsge- Kunstfreiheit und sellschaften Beurteilungsspielräume Jugendschutz. einräumt, beschränkt sich die Auf- Abo-Anzeige sichtstätigkeit auf die Frage, ob die Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geißler. 140 Seiten, Verwertungsgesellschaft innerhalb ISBN 978-3-934868-15-1, ISSN: 1865-2689, ihres Ermessenspielraums handelt. Preis: 9,00 Euro (+ 2,50 Euro für Porto und Verpackung) · Die Enquete-Kommission emp- fiehlt, eine Vergütungspflicht für 2. überarbeitete und erweiterte Auflage die Abbildung von Werken im öf- fentlichen Raum einzuführen, wenn ...... die Abbildung gewerblich verwertet wird. Denn bislang kann jeder, ohne Ich möchte politik und kultur (puk) abonnieren den Künstler zu fragen, Kunstwerke ( 18,00/6 Ausgaben im Jahr, inkl. Porto) und erhalte als abbilden, die sich im öffentlichen Geschenk das Buch: Raum befinden und die Ergebnisse zum Beispiel für Postkarten oder Pu- Streitfall Computerspiele blikationen nutzen. Das Bundesmi- nisterium der Justiz wird sich dieser Meine Adresse (=Rechnungsanschrift) Empfehlung noch in der laufenden Ich abonniere puk Legislaturperiode annehmen und im Dialog mit den betroffenen Krei- sen eine Revision des § 59 Urheber- Name rechtsgesetz prüfen. Gleiches gilt für die Vorschläge zur Befreiung der Vergütungspflicht für Veranstaltun- Straße gen der Jugend- und Sozialhilfe (§ 52 Urheberrechtsgesetz), zu der Frage, ob Verwertungsgesellschaften als PLZ Ort Inkassounternehmen für kommer- zielle Unternehmen tätig werden können und die Vorschläge zur Unterschrift/Datum Hinterlegungspflicht nach § 11 Coupon einsenden/faxen an: Deutscher Kulturrat e.V., Absatz 2 Urheberrechtswahrneh- Chausseestraße 103, 10115 Berlin, Fax: 030/24 72 12 45 Bundesjustizministerin Brigitte Zypries Foto: Bundesministerium für Justiz mungsgesetz. Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 10

Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche Kulturpolitische Schnittpunkte und politische Gestaltungsvorschläge • Von Kerstin Griese Die Themen und Forderungen der En- Bundesjugendring und die Bundes- quete-Kommisison „Kultur in Deutsch- zentrale für politische Bildung tragen land“ bilden an vielen Punkten Schnitt- gemeinsam das Aktionsprogramm punkte zu den Ansätzen der Kinder- „Nur wer was macht, kann auch ver- und Jugendpolitik in der aktuellen ändern“ (www.du-machst.de), das Diskussion. Darüber hinausgehend kürzlich im Bundestagsjugendaus- ist aber eine ressortübergreifende schuss diskutiert wurde. Dabei sollen Diskussion nötig, wie gerade Kindern auch bildungsferne Jugendliche be- und Jugendlichen bessere Zugänge sonders angesprochen werden, sich zu Kultur und zu eigenem kreativen einzumischen und zu engagieren. Engagement ermöglicht werden Auf einem großen Festival für junge können. Kinder und Jugendliche brau- Politik und junge Kultur vom 13. chen Chancen, damit ihre eigenen bis 15. Juni 2008 werden Tausende Ausdrucksmöglichkeiten geweckt von Jugendlichen zu Workshops, werden, auch das ist Voraussetzung Diskussionen, Kultur und Konzerten für demokratische Teilhabe an der zusammen kommen. Gestaltung der Zukunft. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit des Freiwilligen Sozi- s zeigen sich besonders in drei alen Jahres (FSJ) im Bereich Kultur, E Bereichen Ansatzpunkte, die sich die von vielen Jugendlichen genutzt auch in der parlamentarischen Bera- wird. Hier ist der Bedarf immer noch tung vom Vorhaben des Bundestagsju- größer als das Angebot. Auch im gendausschusses niederschlagen. Die letzten Jahr wurde der Etat für das Kinderkommission des Bundestages FSJ erhöht. Nach einer öffentlichen hat zudem 2007 einen Schwerpunkt Anhörung im November 2007 hat beim Thema Kulturpolitik gesetzt. der Ausschuss das Gesetz zur Förde- rung von Jugendfreiwilligendiensten Auf den Anfang kommt es an: Frühe abschließend beraten. Mit dem neu- Chancen für Kinder en Freiwilligendienstegesetz wird Einen Schwerpunkt der Arbeit wird der Rahmen des Engagements ver- die Beratung des Kinderförderungs- bessert und wurden weitere flexi- gesetzes (Kifög) bilden, das die Rah- ble Möglichkeiten geschaffen. Der menbedingungen für den weiteren Bundestagsausschuss hat besonders Kerstin Griese im Gespräch mit Bono, dem Frontman von U2. Foto: Büro Griese Ausbau der Kindertagesbetreuung darauf hingewiesen, dass verstärkt für Unter-Dreijährige regeln soll. Migrantenorganisationen für die Medien verbessert werden sollte, wird der Ausschuss ausführlich mit dem Internet zu gewährleisten. Auch hier Bund, Länder und kommunale Spit- Zusammenarbeit mit den bewährten eine wichtige Rolle spielen. In einem Jugendschutz in den online-Medien zeigt sich wieder, dass sich frühe zenverbände haben sich auf dem Trägern des FSJ gewonnen werden ersten Schritt wird zunächst beraten, befassen. Dabei spielt die Stärkung der und altersgerechte Förderung von „Krippengipfel“ im April 2007 dar- sollen. Damit sollen auch interkultu- den Katalog der schwer jugendge- Medienkompetenz von Kindern und Kindern und Jugendlichen als roter auf verständigt, bis zum Jahr 2013 relle Projekte gestärkt werden. fährdenden Trägermedien, die kraft Jugendlichen sowie ihrer Eltern eine Faden durch die politischen Gestal- schrittweise ein bedarfsgerechtes Gesetzes indiziert sind, im Hinblick besonders wichtige Rolle. Im Zeitalter tungsvorschläge ziehen muss. Betreuungsangebot für bundesweit Gute Seiten – schlechte Seiten: auf Gewaltdarstellungen zu erweitern von Medienkonvergenz und Interna- durchschnittlich 35 Prozent der Kin- Medienkompetenz stärken und die im Gesetz genannten Indizie- tionalität wird es nicht mit Verboten, Die Verfasserin ist Mitglied des der unter drei Jahren aufzubauen. Der Auch wenn die Enquete-Kommission rungskriterien in Bezug auf mediale sondern mithilfe von Aufklärung, Deutschen Bundestages, Vorsitzende Bund beteiligt sich an den Investiti- das Thema Jugendmedienschutz nur Gewaltdarstellungen zu präzisieren. Kompetenz in Mediennutzung und des Ausschusses für Familie, Seni- onskosten für die Ausbauphase bis am Rande behandelt hat, soll es hier Außerdem soll die Mindestgröße und eigenen Erfahrungen in der Erstel- oren, Frauen und Jugend, Kirchenbe- 2013 mit 2,15 Mrd. Euro, zusätzlich erwähnt werden. Die Beratung der Sichtbarkeit der Alterskennzeich- lung von Medien und im Umgang mit auftragte der SPD-Bundestagsfrakti- bis 2013 mit 1,85 Mrd. Euro und ab Evaluation des Jugendschutzgesetzes nungen auf Filmen und Unterhal- Informationsvielfalt erfolgreich sein, on und Leiterin des Gesprächskreises 2014 jährlich mit 770 Mio. Euro an aus dem Jahr 2003, mit dem der Ju- tungssoftware gesetzlich festgeschrie- Kindern und Jugendlichen einen al- Jugendpolitik des SPD-Parteivor- den Betriebskosten. Neben dem Aus- gendschutz besonders in den Neuen ben werden. Darüber hinaus wird sich tersgemäßen und sicheren Weg durchs stands bau ist Kernstück der Änderungen die Einführung eines Rechtsanspruchs auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kinder- tagespflege für Kinder ab dem ersten Das bürgerschaftliche Engagement in der Kultur Geburtstag zum 1. August 2013. In Bilanz und Perspektive • Von Michael Bürsch diesem Zusammenhang wird auch die Qualität der Angebote diskutiert. Hinter der Idee der Bürgergesellschaft Budgets sehr wichtig ist. Außerdem von Stiftungen von 307.000 € auf levante Arbeiten vorgenommen. So Wir wollen Qualitätsstandards sowohl steht eine gesellschaftspolitische dürfen gemeinnützige Kulturein- 1.000.000 €; sollen Verfahren zu einer verbesserten in der Kinderbetreuung in Einrich- Vision: Die demokratischen und so- richtungen oder auch Fördervereine · Einführung eines zeitlich unbe- Bürgerbeteiligung (z.B. Planungszelle, tungen als auch in der Tagespflege zialen Strukturen unseres Landes für Spenden oder Mitgliedsbeiträge grenzten Spendenvortrags bei der Bürgergutachten, Bürgerhaushalte, (durch Tagesmütter oder Tagesväter) sollen durch die aktiv handelnden, Bescheinigungen ausstellen, die es steuerlichen Geltendmachung von Community Organizing, Bürgerpanel) sicherstellen. Die Forderungen der an den gemeinschaftlichen Aufga- den Spendern und Beitragszahlern Großspenden auch für kulturelle diskutiert werden, mit denen eine Enquete-Kommission, kulturelle Bil- ben teilnehmenden Bürgerinnen und erlauben, die entsprechenden Beträge Einrichtungen; bessere Partizipation auch in der or- dung in der Früherziehung zu fördern Bürger mit Leben erfüllt, verändert steuerlich geltend zu machen. Für viele · Senkung des Haftungssatzes für ganisierten und institutionalisierten und die langfristige Zusammenarbeit und auf zukünftige gesellschaftliche Vereinigungen im Kulturbereich ist das falsch ausgestellte Spendenquit- Kulturlandschaft ermöglicht wird. Ein von Kitas mit Kultur- und Bildungs- Bedürfnisse zugeschnitten werden. überlebenswichtig, denn öffentliche tungen und fehlverwendete Spenden weiterer Schwerpunkt gilt dem bürger- einrichtungen zu ermöglichen, spie- Das bürgerschaftliche Engagement Institutionen und Stiftungen geben auf 30 % der Zuwendungen (bisher schaftlichen Engagement in Vereinen. len dabei eine Rolle. Ziel der kinder- ist in diesem Zusammenhang eine Zuwendungen in der Regel nur an 40 %); Dabei wollen wir, dies ist gewisserma- und familienpolitischen Initiativen unverzichtbare Grundlage auch für Einrichtungen mit Gemeinnützigkeits- · Anhebung der Besteuerungsgrenze ßen ein Markenzeichen des Unteraus- im Bundestag ist, allen Kindern von die Kultur in Deutschland. Diese status. Das Gemeinnützigkeitsrecht für wirtschaftliche Betätigungen schusses, möglichst direkt mit der Anfang an gleiche Chancen und ei- Feststellung wurde von der Enquete- ist kein eigenständiges Rechtsgebiet, gemeinnütziger Organisationen auf Vereinsszene ins Gespräch kommen, nen Zugang zu Bildung zu ermögli- Kommission des Deutschen Bun- sondern in verschiedenen Gesetzen 35.000 € pro Jahr (bisher 30.678 €); um Grundzüge von Reformen im chen. Dies ist umso dringender nötig, destags „Kultur in Deutschland“ im Rahmen des Einkommensteuer-, · Anhebung der so genannten Übungs- Vereinsrecht abzustecken. In diesem als wir wissen, dass in Deutschland nachdrücklich bestätigt. Ohne das Umsatzsteuer-, Körperschaftssteuer- leiterpauschale auf 2.100 € (bisher Zusammenhang stehen auch wei- die Bildungschancen eines Kindes freiwillige Mitwirken von mehr als drei und Gewerberecht geregelt, was die 1.848 €); tere Verbesserungen der organisato- immer noch stark von der sozialen Millionen Menschen in Musik- und Übersichtlichkeit und Verständlichkeit · Einführung einer steuerfreien Pau- rischen, betriebswirtschaftlichen und Herkunft abhängen. Deshalb wird es Kunstvereinen, Chören, Orchestern, der Materie leider erschwert. schale für Verantwortungsträger in steuerlichen Rahmenbedingungen für beim Ausbau der Kinderbetreuung Laientheatern, literarischen Gesell- Der Bundestag hat im letzten Jahr Vereinen in Höhe von 500 €; das Engagement sowie die Sicherung entscheidend darauf ankommen, schaften und der Soziokultur wäre die das „Gesetz zur weiteren Förderung · Rechtliche Klarstellung, dass Mit- der Europatauglichkeit des deutschen dass Länder und Kommunen in ihrer einzigartig vielfältige Kulturlandschaft des bürgerschaftlichen Engagements“ gliedsbeiträge zu Kulturvereinen Gemeinnützigkeitsrechts. Ausgestaltung ganzheitliche Ansätze in Deutschland nicht vorstellbar. Kul- verabschiedet. Mit diesem Gesetz oder Kulturfördervereinen auch dann Apropos Europa: Die aktive eu- in der Bildungs-, Erziehungs- und Be- turelles Engagement in all seinen konnten einige der Forderungen steuerlich absetzbar sind, wenn dafür ropäische Bürgerschaft steht im Eu- treuungsarbeit fördern, die kulturelle Formen erneuert die Bindekräfte aus der Enquete-Kommission des seitens des Vereins Gegenleistungen ropawahljahr 2009 ebenfalls auf der Bildung einschließen. Dazu gehören der Gesellschaft, weil es Traditionen Deutschen Bundestags „Zukunft des z. B. in Form von Freikarten für Ver- Agenda des Unterausschusses. Hier auch kostenfreie Besuche von Kul- bewahrt, Kreativität fördert und Ge- bürgerschaftlichen Engagements“ anstaltungen gewährt werden. sollen Ansätze und Initiativen zur tureinrichtungen und die Sicherung meinschaftssinn stiftet. aus der 14. Wahlperiode (1998-2002) Diese zugegeben trockenen Be- Förderung der Bürgergesellschaft in öffentlicher Bibliotheken. Einen umgesetzt werden. Die für den Kul- stimmungen sind für viele Kulturorga- der Europäischen Union beleuchtet Schwerpunkt bildet auch das frühe as ist der Hintergrund, vor dem turbereich maßgeblichen Punkte sind nisationen, die nicht gewinnorientiert werden. Weitere Themen sind Mo- Erlernen der deutschen Sprache, das Ddie Frage nach den Rahmen- auch im Bericht der Enquete Kultur sind, von großer Bedeutung. Doch netarisierung des bürgerschaftlichen durch den Ausbau der Kinderbetreu- bedingungen für bürgerschaftliches aufgelistet, u. a. finden sich: bleiben weitere Schritte nötig, um Engagements (Stichwort: Wie viel Be- ung gefördert werden soll, damit alle Engagement in der Kultur gesehen · Vereinheitlichung und Anhebung der das bürgerschaftliche Engagement in zahlung verträgt bürgerschaftliches Kinder die frühe Förderung erfahren, werden muss. Für kulturelle Aktivi- Höchstgrenzen für den Spendenab- der Kultur tatsächlich im Sinne einer Engagement?) sowie bürgerschaft- die sie brauchen. täten und Organisationen im Kultur- zug: Spenden für förderungswürdige gesellschaftspolitischen Vision von liches Engagement als Bildungsziel in bereich ist dabei zunächst das 2007 kulturelle Zwecke können jetzt bis zu Bürgergesellschaft weiterzuentwickeln Schule, Aus- und Weiterbildung. Mitmischen ist angesagt: Partizipa- deutlich verbesserte Gemeinnützig- einer Höhe von 20 % der Gesamtein- und zu fördern. tion von Jugendlichen keitsrecht sehr wichtig. Kulturvereine künfte einer Person steuerlich geltend Der Unterausschuss Bürgerschaft- Der Verfasser ist Vorsitzender des In zahlreichen Projekten fördert der sind, wenn ihre Gemeinnützigkeit gemacht werden (vorher 5-10 %); liches Engagement hat sich für den Unterausschusses Bürgerschaftliches Bund die Partizipation von Jugend- anerkannt ist, steuerbefreit, was vor · Anhebung des Höchstbetrags für die Rest der laufenden Legislaturperiode Engagement des Deutschen lichen. Bundesjugendministerium, allem angesichts der häufig schmalen steuerbefreite Kapitalausstattung noch einige auch für die Kultur re- Bundestags Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 11

Entwicklung der Kultur- und Kreativitätswirtschaft als Aufgabe Der Bundestagsausschuss für Wirtschaft • Von Edelgard Bulmahn Ohne Kultur ist unsere Gesellschaft die Kulturtreibenden immer mehr nicht denkbar. In ihrer Vielfalt sind Arbeitsplätze und haben in den ver- Tradition, Erinnerung und Zukunft gangenen Jahren ein überdurch- aufgehoben. Sie besitzt einen hohen schnittliches Beschäftigungswachs- Eigenwert, ist Mittel zur Orientierung tum verzeichnet. Mehr als 1,4 Milli- und Identitätsbildung und prägt das onen sozialversicherungspflichtige System von Werten und Normen, auf Beschäftigte waren im Jahr 2005 in dem unsere Gesellschaft aufbaut. Deutschland in der Kulturwirtschaft Der Staat kann die Rahmenbedin- tätig. Dies entspricht einem Anteil von gungen setzen, in denen Kunst und 5,5 Prozent der Beschäftigten. Damit Kultur gedeihen, und ein Klima ist die Kulturwirtschaft ein größerer schaffen, in dem alle Bevölkerungs- Arbeitgeber als etwa die Automobil- gruppen dafür aufgeschlossen und industrie, das Kreditgewerbe oder die interessiert werden. Der Staat al- Landwirtschaft. Die Bruttowertschöp- lein kann die kulturelle Vielfalt und fung der Kultur- und Kreativitäts- das kulturelle Leben jedoch nicht wirtschaft lag 2004 bei 58 Milliarden garantieren. Euro und trug somit 2,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. ulturelle Angebote sind nicht Dies sind durchaus beeindru- K nur für die Menschen, die sie ckende Zahlen. Was hat dies alles gestalten oder wahrnehmen, von jedoch mit Wirtschaftspolitik zu besonderem Interesse. Sie prägen tun? Ist dies nicht allein das Thema gleichzeitig in vielfacher Weise das der Kulturpolitik? Wirtschaftspolitik Bild einer Stadt, einer Region oder beschäftigt sich mit der Analyse von eines ganzen Landes. Aus der öko- Wachstumsprozessen, mit der Frage nomischen Perspektive betrachtet wie können Innovationen gefördert wird deutlich, dass Kunst und Kultur und gestützt werden, welche Rah- wichtige Standortfaktoren sein kön- menbedingungen sind notwendig, nen und sind. Unsere Gesellschaft be- welche Förderinstrumente sind ge- findet sich auf dem Weg hin zu einer eignet und wie kann die Teilhabe wissensbasierten Ökonomie. Gerade am wirtschaftlichen Wachstum ge- mit Blick auf die Gewinnung und währleistet werden. Eine politische Edelgard Bulmahn Foto: Büro Bulmahn Bindung von Arbeitskräften erlangen Aufgabe übrigens, die auch im Lis- diese Standortfaktoren einen zuneh- sabon-Prozess der Europäischen staatsminister geführt. Mit einem von zurzeit Vorschläge, mit deren Hilfe für den Spätherbst dieses Jahres zu mend höheren Stellenwert. Immer Union verankert ist. Dieser hat das allen Fraktionen getragenen Antrag, die Außendarstellung des Kultur- erwarten. mehr Menschen nehmen dienstleis- Ziel, die EU bis 2010 zum wettbe- der unter der Überschrift „Kultur- wirtschaftsstandortes Deutschland Bei all unseren politischen Aktivi- tende und wissensintensive Aufgaben werbsfähigsten und dynamischsten wirtschaft als Motor für Wachstum verbessert werden soll. Durch Dialoge täten zur Förderung und Unterstüt- wahr. Qualifizierte Arbeitskräfte und Wirtschaftsraum der Welt zu machen. und Beschäftigung“ stand, unter- mit den jeweiligen Branchen soll de- zung der wirtschaftlichen Aspekte Dienstleistungsbetriebe bevorzugen Die so genannte „creative industrie“ strich der Ausschuss für Wirtschaft ren ökonomische Bedeutung genauer von Kunst und Kultur muss jedoch Standorte mit einer hohen Lebens- als expandierender Wirtschaftszweig und Technologie den Stellenwert der erfasst und ein Zukunftsszenario eines immer im Vordergrund stehen: qualität, die sich im Freizeit- und spielt dabei eine wesentliche Rolle. Kulturwirtschaft für die gesamtgesell- mit konkreten Handlungsschritten Künstlerische Produkte und kulturelle Bildungsbereich, aber eben auch in Die Kulturwirtschaft ist heute sehr schaftliche Entwicklung. Die Bundes- entwickelt werden. Tätigkeiten dürfen nicht allein auf kulturellen Angeboten niederschlägt. breit gefächert. Zu ihr zählen nicht nur regierung wird u.a aufgefordert, die Insgesamt misst das Parlament der ökonomische Verwertungsinteressen Für die Standortentscheidung eines Museen und Theater, sondern auch Entwicklungspotenziale der Kultur- Kultur- und Kreativitätswirtschaft verengt werden. Sie müssen sich auch Unternehmens spielt das Image einer Verlage, Printmedien, die Hörfunk-, und Kreativwirtschaft zu analysieren einen hohen Stellenwert zu. Der jenseits von Marktmechanismen Region ebenfalls eine große Rolle. Fernseh- und Filmwirtschaft, Literatur, und einen nationalen Aktionsplan Anstoß, den insbesondere die En- entfalten können und brauchen ein Dieses Image wird dabei gerade auch Musik, Journalismus, Architektur und vorzulegen. Gleichzeitig sollen die quete-Kommission gegeben hat, ihnen eigenes Experimentierfeld, um vom kulturellen Leben in all seinen Design. Darüber hinaus vertritt die Förderprogramme der Kreditanstalt darf aber nicht verloren gehen. Die Impulse setzen zu können. Kreativität Ausdrucksformen geprägt. Kreativitätswirtschaft auch die Wer- für Wiederaufbau (KfW) auf Existenz- Aufgabe des Wirtschaftsauschusses kann gefördert und unterstützt, aber Kultur wird heute zunehmend bung und die Softwareindustrie. gründer aus dem Kulturbereich ausge- wird es deshalb sein, die Umsetzung nicht angeordnet werden. als Wirtschaftsfaktor und Beschäfti- Der Ausschuss für Wirtschaft und richtet werden. Entsprechende Forde- der Vorschläge voranzutreiben und gungsmotor wahrgenommen. Öko- Technologie des Deutschen Bundes- rungen sind auch im Abschlussbericht zusätzlich selbst Vorschläge zur Die Verfasserin ist nomisch bedeutend sind sowohl tages hat sich bereits im März 2007 mit der Enquete-Kommission „Kultur in Stärkung der Kulturwirtschaft zu ent- Bundesministerin a.D. und die Produktion von Kulturgütern als dem Bereich Kulturwirtschaft ausführ- Deutschland“ zu finden. wickeln. Erste Arbeitsergebnisse in Vorsitzende des Ausschusses für auch private und öffentliche Kultur- lich befasst und dazu Gespräche mit Das Bundesministerium für Wirt- Koordination mit dem zuständigen Wirtschaft und Technologie des angebote. Darüber hinaus schaffen den Akteuren, u.a. mit dem Kultur- schaft und Technologie erarbeitet Bundesministerium sind bereits Deutschen Bundestags Probleme der politischen Steuerung in der Kulturpolitik Überlegungen zum Staatsverständnis des Enquete-Berichtes aus zivilgesellschaftlicher Perspektive • Von Max Fuchs Pius Knüsl, Chef von pro helvetia, lungsfeld Kultur“ und hier im wesent- im schlimmeren Fall pure Ideologie. Kommission am 11.12.2006). Doch derborstig, entziehen sich einer allzu machte bei dem Forum „Kultur und lichen von dem Kunstbetrieb. Dies Wie jede Politik steuert auch Kultur- muss man immer wieder an den fran- glatten Funktionalisierung, machen Ökonomie“ am 06.3.2008 in Bern gilt selbst dort, wo von Brauchtum politik. Und sie steuert nicht nur mit zösischen Kultursoziologen Pierre sie allerdings gelegentlich dann doch aus seiner ambivalenten Bewer- die Rede ist (Abschnitt 3.3.41). Denn den bekannten Steuerungsmedien Bourdieu („Die feinen Unterschiede“, sehr gerne mit. tung des Enquete-Berichtes kein auch hier geht es um Orchester, Chöre Gesetz und Geld, sie hat als legitimes 1987) erinnern, der gezeigt hat, dass Der Umgang mit Künsten ist also ein Geheimnis: Einerseits Bewunde- und Theatergruppen (190). Dies ist weiteres Steuerungsmittel die Beein- eine Wirkung des Umgangs mit den Machtspiel, so dass sich die Frage rung für die fast enzyklopädische natürlich sinnvoll, denn trotz Mexiko flussung der öffentlichen Aufmerk- Künsten wirklich überzeugend belegt lohnt, wer hierbei eine Rolle spielt, Arbeit, andererseits aber auch sind es überwiegend die Künste, sind samkeit und Meinung. Es ist deshalb ist: Dass diese nämlich die entschei- wer die Akteure in diesem Spiel großes Unbehagen wegen der fast es die Künstlerinnen und Künstler auch ein Beleg für die Modernität denden Ursachen dafür sind, dass sind. In dieser Hinsicht befindet 500 Handlungsempfehlungen. Un- sowie die Kunsteinrichtungen, die der neuen UNESCO-Konvention zur sich die – in den Augen Bourdieus: der Enquete-Bericht sich auf dem behagen deshalb, weil er hier eine die Kulturpolitik beschäftigen und kulturellen Vielfalt, dass sie gezielt ungerechten – gesellschaftlichen aktuellen Stand der Diskussion: Er Regelungswut am Werke sah, die die die öffentlichen Kulturetats weit- dieses Machtmittel der öffentlichen Macht-Verhältnisse nicht ändern. unterscheidet die drei Hauptbe- dem Anliegen der Kulturpolitik mög- gehend aufbrauchen. Geht es aber Bewusstseinsbildung in einem eige- Denn die ästhetischen Präferenzen reiche, aus denen kulturpolitische licherweise eher entgegensteht. um Kunst, dann wird die Frage nach nen Artikel (Art. 10) aufgenommen sind aufs engste mit dem politischen Akteure stammen: den öffentlichen Nun kann man Pius Knüsl zwar ein Steuerung, die zugleich eine Frage hat. Und im Vorgriff auf die weiteren und sozialen Platz in der Gesellschaft Bereich (Staat und Kommunen), die wenig beruhigen. Denn die meisten nach Macht und Kontrolle ist, noch Ausführungen: Es ist auch kein Zufall, verbunden, so dass die individuelle Wirtschaft und die Zivilgesellschaft. der Handlungsempfehlungen wollen spannungsvoller. Denn immerhin dass sich diesem unmittelbar ein kulturelle Praxis als Nebenertrag auch Es ist dabei durchaus ein Bemühen keine neuen Ordnungsstrukturen gibt es eine grundgesetzliche Ga- Artikel anschließt, der die Rolle der eine klammheimliche Einordnung in zu sehen, alle drei Bereiche mit ihren schaffen, sondern vielmehr schon rantie der Kunstfreiheit, ist die Rede Zivilgesellschaft als wichtiger Akteur das Macht- und Ohnmachtsgefüge spezifischen Rollen und Aufgaben bestehende verändern, in der Regel von einer „Kunstautonomie“ sehr bei der Umsetzung der Konvention der Gesellschaft bewirkt, die sich angemessen zu berücksichtigen. So sogar in Hinblick darauf, den Ver- verbreitet. hervorhebt. aufgrund der familien- und lagebezo- spricht man (S. 86) von einer „Verant- waltungsaufwand zu vereinfachen. Nicht bloß in den Künsten: Auch in Kulturpolitik ist also Politik und genen ästhetischen Sozialisation von wortungsgemeinschaft mit Dritten“, Doch berührt die Kritik einen emp- der Kulturpolitik findet man diese hat es daher mit Macht und Einfluss Generation zu Generation im wesent- weist zu Recht auf Traditionen in der findlichen Punkt in der Kulturpolitik: Scheu vor Fragen der Macht. Denn es zu tun. Und dies auch deshalb, weil lichen unverändert vererbt. Künste Jugendpolitik hin, in der die Autono- Die Frage nämlich, wer mit welchen gehört zu einem ständigen Ritual der jeder Politiker zumindest intuitiv sind eben auch Medien gesellschaft- mie freier Träger sogar rechtlich ab- Mitteln und mit welchem Ziel steu- Kulturpolitiker, zu versichern, dass sie weiß, welches Machtmittel die Küns- lichen Strukturerhalts. Sie sind daher gesichert ist (vgl. Fuchs, Kulturpolitik ert. Wird überhaupt gesteuert, darf sich nie und nimmer in Kunstabläufe te in der Gesellschaft darstellen. ein Machtmittel von durchschla- 2007). Trotzdem werden in meiner vielleicht überhaupt nicht gesteuert einmischen wollen. Man spricht etwa Zwar beklagt Yvonne Ehrenspeck gender Wirksamkeit, so dass kein Wahrnehmung die drei Bereiche werden? verharmlosend von der „Kulturpolitik kenntnisreich die „Versprechungen Politiker auf den Versuch verzichten nicht gleichberechtigt berücksichtigt. als Moderation“, ganz so, als ob die des Ästhetischen“ (1998), also all die kann, sie steuern zu wollen. Und dies Es gibt vielmehr eine starke Betonung er Enquete-Bericht bezieht sich dem Subsystem Politik zugewiesene vollmundigen Behauptungen von geschieht auch ständig: Durch Mit- der Kulturpolitik der öffentlichen D einleitend auf den weiten Kul- Aufgabe, Entscheidungen herbeizu- – i.d.R. positiven – Wirkungen, die telvergabe, durch Personalentschei- Seite. Aus der Sicht der organisierten turbegriff der UNESCO aus dem Jahre führen und Verantwortung für diese man den Künsten in Hinblick auf dungen bei Kultur-Einrichtungen, Zivilgesellschaft will ich diese These 1982 (Weltkonferenz in Mexiko). zu übernehmen, für die Kulturpolitik den Einzelnen und die Gesellschaft durch Schaffung entsprechender Doch handelt der Rest des Berichtes nicht gilt. Natürlich ist all dies bes- zuspricht (auch hierzu gab es ein Rahmenbedingungen. Natürlich sind Weiter auf Seite 12 fast ausschließlich von dem „Hand- tenfalls ein frommer Selbstbetrug, Expertengespräch der Enquête- Künste und Künstler immer auch wi- Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 12

Kulturminister Carl Heinrich Becker Fortsetzung von Seite 11 – verstanden als „bewusste Einset- zung geistiger Werte im Dienste des Probleme der politischen Volkes und des Staates zur Festigung im Inneren und zur Auseinander- Steuerung setzung mit anderen Völkern nach – durchaus parteilich – an zwei Bei- außen.“ (Reinhard: Geschichte der spielen belegen: der Verwendung des Staatsgewalt, 1999, S. 88). „Leitbildes des aktivierenden Kultur- Das Attribut „aktivierend“ ist staates“ (52) und den sich auf dieses sicherlich positiv besetzt, denn wer Konzept beziehenden Erläuterungen wollte in der heutigen Zeit nicht aktiv zur „Governance“ (93ff.). sein. Ein geistiger Hintergrund dieser Die „Staatslastigkeit“ der Sicht- Begrifflichkeit ist dabei die Diskussi- weise des Berichtes wird bereits bei on über den Kommunitarismus, der den grundlegenden Erörterungen – bei aller Vielfalt der Ansätze – die über Kulturpolitik (Kap. 2) deutlich. kleine Gemeinschaft stützen und der Zwar übernimmt der Enquete-Bericht Staatsinterventionen abbauen will netterweise den Titel meines schon (Etzioni: Die aktive Gesellschaft). Hier älteren Buches über Kulturpolitik konnte dann auch die Bewegung zu (Kulturpolitik als gesellschaftliche einer Verstärkung des bürgerschaft- Aufgabe, 1998), doch geht man bei lichen Engagements ansetzen. Ein der weiteren Verwendung von „Kul- Anliegen ist bei allen Unterschieden turpolitik“ immer davon aus, dass die im Einzelnen ein Rückzug des Staa- öffentliche Seite Motor und Haupt- tes („Umbau“ des Sozialstaates, der akteur ist: „Dabei kann Kulturpolitik in der Realität stets ein Abbau ist), für die Vermittlung zwischen den wobei der Staat seine Einflussnahme verschiedenen am Kulturprozess be- allerdings durchaus beibehalten, viel- teiligten Akteure (Künstlern, Kultur- leicht sogar noch vergrößern will. schaffenden, freien Trägern) ebenso Besondere Prominenz erhielt die sorgen, wie sie freie Institutionen, Aktivierungsrhetorik durch Bodo Künstlerorganisationen, Verbände Hombach, Autor des Schröder-Blair- etc. einbeziehen kann.“ Dieser Satz Papiers und einer der wichtigsten Vor- macht nur dann Sinn, wenn die er- denker der Agenda 2010. Hier gehört wähnte „Kulturpolitik“ das ist, was der Begriff in den geistigen Kontext die öffentliche Seite tut, die dann von Begriffen und Slogans wie „Un- Prof. Dr. Max Fuchs im Gespräch mit Dr. Lukrezia Jochimsen. Foto: Stefanie Ernst freundlicherweise andere mit einbe- ternehmer der eigenen Arbeitskraft“, zieht. Dass kulturpolitische Diskurse der Ich-AG, des Forderns und För- die „organisierende Kraft der Verwal- in den Vereinten Nationen. So hat der spezifischen Verständnisweise von von den genannten nicht öffentlichen derns, kurz: der neoliberalen Wende tung“ gewartet hat, bevor sie initiativ damalige UN-Generalsekretär Kofi „Governance“, klingen möglicher- Trägern durchaus eigenständig ge- der Sozialdemokratie (und anderer wurde. In einigen Fällen musste man Annan eine Gruppe von „eminent weise modisch und aktuell, sind aber führt werden und diese ihrerseits Parteien). Immerhin hat sich inzwi- vielmehr Politik und Verwaltung zum persons“ unter der Leitung des ehe- mit ihrer ideologischen Erblast und gelegentlich die öffentliche Hand ein- schen die SPD in ihrer Programmatik Jagen tragen. Es gibt also – freundlich maligen brasilianischen Staatspräsi- in der verengten Verwendungsweise beziehen, dies kommt den Autoren von dem Konzept des „aktivierenden gesagt – erhebliche Einseitigkeiten in denten Fernando Cardoso berufen, kaum hilfreich bei der Entwicklung dieses Textes offenbar nicht in den Staates“ verabschiedet und spricht der Realitätswahrnehmung, was sich die die Rolle der Zivilgesellschaft eines modernen Verständnisses von Sinn. So heißt es auch konsequent nunmehr von dem „vorsorgenden auch an der einseitigen Rezeption der im UN-Kontext klären sollte. Das Kulturpolitik, die sich als gesellschaft- in der Überschrift 2.1.3 „Kulturpoli- Staat“. Es ist hier nicht der Platz, um Debatte über Governance belegen Ergebnis bestand darin, dass kaum liche Aufgabe versteht. Daher ist der tischer Diskurs mit gesellschaftlichen die Implikationen des Neoliberalis- lässt. ein wichtiges Thema wie Armut, Bericht der Enquete-Kommission Akteuren“. Es ist also völlig klar, wer mus als das tatsächliche Leitbild, das Natürlich gibt es die beschriebene Menschenrechtsverletzungen und sicherlich gut für eine veränderte den Diskurs aktiv führt und sich dann hinter dieser Begrifflichkeit steckt, Traditionslinie bei der Verwendung Gewalt oder Naturzerstörung ohne und modernisierte Auffassung der großzügig zu den „gesellschaftlichen aufzuzeigen (vgl. Deutscher Kulturrat: dieses Konzeptes. Es gibt jedoch die internationalen NGO’s auf die öffentlichen Seite der Kulturpolitik: Akteuren“ begibt. Dies ist in der Tat Konzeption kulturelle Bildung III, S. auch völlig andere Entwicklungsströ- Tagesordnung der UN gekommen Gerade in ihren programmatischen das Leitbild des „aktivierenden Staa- 257 ff.). Insgesamt geht es darum, mungen und Traditionen. So hat die wären. Auf die Mitgliedsstaaten und Aussagen kann sie aufgrund der Ver- tes“, der nur so gedacht werden kann, gesellschaftlich produzierte Risiken Europäische Union im Jahre 2001 ein deren (Regierungs-)Vertreter war bei nachlässigung der zivilgesellschaft- dass er sich im Zentrum des Handelns (u.a. Wirtschaftskrisen) in die Verant- Weißbuch „European Governance“ diesen Fragen wenig Verlass. „Gover- lichen Seiten jedoch nicht als „Bibel sieht und andere nach eigenem wortung des Einzelnen abzuschieben. vorgelegt, weil den Verantwortlichen nance“ und vor allem Good Gover- der Kulturpolitik“ gesehen werden. Gutdünken mit einbezieht. Zu Recht Dabei kann man natürlich durchaus bewusst war, dass es ein erhebliches nance heißt hier ein Handeln, das das Allerdings hat – dies mildert die Kri- weist Fußnote 2 (S. 52) einen Protest der weltanschaulichen Überzeugung Demokratiedefizit in der EU gibt. Ein Spektrum der Akteure erheblich über tik – all dies wenig Einfluss auf die des Sachverständigen Mitglieds Olaf sein, dass diese Sicht auf Wirtschaft, Thema war eine deutliche Verbesse- den Staat hinaus ausdehnt. Beurteilung der restlichen Teile des Zimmermann und – aufgrund der Gesellschaft und Kultur die Richtige rung der Partizipation nichtstaatli- Dies ist auch eine der Grundbot- Berichtes und vor allem auf die Hand- grundsätzlichen staatskritischen ist. Interessant ist jedoch, dass offen- cher Organisationen. Dabei ging es schaften der Konvention zur kultu- lungsempfehlungen. Diese kommen Position des politischen Liberalismus bar fast alle Mitglieder der Enquete- nicht bloß um NGO’s. Auch die Kom- rellen Vielfalt. Man darf es deutlich völlig ohne Bezug auf die genannten verständlich – der FDP aus. Denn Kommission mit der Übernahme munen beklagen seit langem eine sagen: Es gibt weltweit ein erheb- problematischen Konzepte aus und es gehört zu den guten Traditionen dieses Konzeptes von Staat und Kul- mangelhafte Einbindung (vgl. Positi- liches Misstrauen gegenüber dem stehen für sich, so dass die bisherige des politischen Liberalismus, den turpolitik sich einig sind: Es geht um onspapier des Deutschen Städte- und (jeweiligen) Staat, dass dieser auch Beurteilung der entsprechenden Einzelnen vor Einmischungen eines einen sich zurückziehenden Staat, der Gemeindbundes vom November wirklich das Richtige auf die rich- Handlungsempfehlungen durch die allmächtigen Staates zu schützen. jedoch die Zügel auch weiter in der 2001 zu diesem Weißbuch). Es geht tige Weise tut. Eine Optimierung Fachöffentlichkeit zurecht durch- Woher kommt dieses im Bericht Hand behalten will. bei Governance eben nicht nur um des Verwaltungshandelns, so wie es weg positiv ist. Dies gilt auch für die forcierte Konzept des „aktivierenden Diese Tendenz findet sich auch eine technische (technokratische?) dem Tenor des Enquete-Berichtes meisten der Empfehlungen des hier Kulturstaates“? Der Kulturstaats- in dem Abschnitt 3.1.1 über „Orga- Optimierung von Verwaltungsab- entspricht, ist natürlich wünschens- diskutierten Abschnittes. begriff stammt aus dem späten 19. nisationsformen und Steuerungs- läufen, sondern es geht vielmehr um wert. Aber beide Konzepte, das des Jahrhundert und ist eng verbunden modelle“. Der Bericht greift hier Grundfragen der Demokratie. Dies „aktivierenden Kulturstaates“ in Der Verfasser ist Vorsitzender des mit der Bewegung des Kulturpro- das moderne Konzept der „Gover- wird noch deutlicher in den Debatten seiner engen Verbindung mit einer Deutschen Kulturrates testantismus. Im Anschluss an die nance’“ auf. Dieses Konzept wird in Staatstheorie von Hegel gab es eine eine Traditionslinie des New Public große Nähe zwischen dem organi- Managements und des seit den 90er sierten Protestantismus und dem Jahren eingeführten Neuen Steue- preußischen Obrigkeitsstaat, wobei rungsmodells gestellt. Es geht um ein Der „aktivierende Kulturstaat“ ersterer sich als verbindliche geis- zeitgemäßes Management in einer Oder: Von der Methode des richtigen Begriffsgebrauchs • Von Tobias J. Knoblich tige Grundlage des letzteren sah modernen Verwaltung, es geht um die („Leitkultur“). Diese Sichtweise hatte Beseitigung von „Steuerungsdefiziten „Die Bundesrepublik Deutschland Gefüge nur dann eine optimale hier nicht in aller Ernsthaftigkeit bis in die Weimarer Zeit Folgen, als zwischen Politik und Verwaltung“ (92), versteht sich als Kulturnation und Vermittlerrolle übernehmen könne, angewandt werden. Ihre Nennung nämlich in durchaus ehrenwerter um ein neues Verwaltungsleitbild. Kulturstaat“, so die Enquete-Kom- wenn der Kulturstaat zugleich als soll aber als Indiz dafür stehen, dass Absicht der kurzzeitig in die Politik Auch hier ist die Perspektive die der mission „Kultur in Deutschland (Deut- „aktivierender“ funktioniere (eben- sich ein allzu leichter Gebrauch die- gegangene evangelische Theolo- öffentlichen Verwaltung als Motor und scher Bundestag, Hrsg.: Schluss- da, S. 64), haben wir eine weitere ser Grundbegriffe von vorn herein ge Ernst Troeltsch zusammen mit zentraler Organisationsmacht: „Ziel bericht der Enquete-Kommission Variable. Oder aber ein Bewusstsein verbietet. Eduard Spranger das Konzept einer einer öffentlichen Verwaltung muss „Kultur in Deutschland“, Regensburg für den konstruktiven Charakter Zergliedern wir also das Pro- „Kulturpädagogik“ entwickelte. Es es daher sein, die unterschiedlichen 2008, S. 51). Diese auf den ersten kulturpolitischer Rede. blemfeld zumindest in drei große ging dabei darum, den zukünftigen staatlichen und nichtstaatlichen Blick klare und deutliche Aussage Teile: Kulturnation, Kulturstaat und Gymnasiallehrern eine eindeutig Aktivitäten zu organisieren.“ (S. 93). des Abschlussberichts der Enquete- er Zweifel als Ausgangspunkt aktivierender Staat, um in einem vorgegebene Vorstellung „deutscher Dies ist hoheitliche Staatsauffassung Kommission „Kultur in Deutschland“ D des Discours de la méthode ist abschließenden Plädoyer zu zeigen, Kultur“ als Sinnhorizont für Beruf in Reinkultur, die im Staat und nur im verfügt über mindestens drei Fall- die leichteste Übung, doch wie kann dass es weniger die historischen und Leben mitzugeben. Dieses Anlie- Staat den Motor aller Bewegung sieht. stricke, folge ich der Logik Des- er überwunden werden? Wie können Hypotheken sind, die uns an einem gen ist bereits im Ansatz gescheitert, Aber trifft diese Sichtweise die realen cartes’ auf der Suche nach Evidenz wir im Sinne der Erneuerung kultur- pragmatischen Gebrauch des Leit- obwohl es noch gelungen ist, mit Entwicklungen? Man muss sich nur und meide Übereilung und Vorurteil: politischer Programmatik mit dieser bildes „aktivierender Kulturstaat“ Theodor Litt einen Hochschullehrer die kulturpolitischen Aktivitäten auf Kulturnation und Kulturstaat können Ungenauigkeit umgehen? Descartes hindern, als vielmehr die Ideologeme, zu finden, der das Format für die Bundesebene in den letzten Jahren zunächst nicht als Begriffe eindeu- schlägt vor, jedes Problem in so in denen wir uns eingerichtet haben. Realisierung dieses ambitionierten ansehen, um festzustellen, wie wenig tigen Inhalts gelten, sie sind gleich- viele Teile zu zerlegen, wie möglich Die Sprache ist zwar stets klüger als Sinnstiftungsprogramms von oben dieser Ansatz mit der Realität zu tun sam geistesgeschichtliche und po- und notwendig seien, sodann eine ihr Sprecher, aber sie erlaubt auch hatte. Der Staat in diesem Verständnis hat. Die Auseinandersetzung um litische Chiffren; schließlich verhält erleichternde Ordnung hineinzubrin- neue Gewichtungen und Kontextu- ist nicht bloß verantwortlich für ein das GATS-Abkommen, das zivilge- sich die Bundesrepublik vorsichtig gen, also mit den einfachsten Dingen alisierungen, ohne den historischen geregeltes Zusammensein der Bürger, sellschaftliche Engagement für die zu ihnen, sie ist nicht beides, sie zu beginnen und die Komplexität der Gehalt zu tilgen. sondern fühlt sich auch für den Sinn- Konvention zur kulturellen Vielfalt, die versteht sich allenfalls so. Nehmen Erkenntnis zu steigern, um letztlich haushalt seiner Untertanen zustän- Besteuerung ausländischer Künstler wir die programmatische Zuspit- abschließend zu vollständiger Auf- zung hinzu, nach der Kulturpolitik in dig. Kulturpolitik wird konsequent in – dies sind nur wenige Beispiele dafür, zählung und allgemeiner Übersicht Weiter auf Seite 13 dieser Perspektive – so der damalige dass die Zivilgesellschaft nicht auf einem solchermaßen verstandenen zu gelangen. Diese Anleitung kann Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 13

Ritter: Kultur und Kulturpolitik im Bürgergesellschaft nicht zu kritisie- Fortsetzung von Seite 12 vereinigten Deutschland, Bonn/ ren. Auf die konkrete Ausgestaltung Berlin 2000, S. 105 ff.), wird sehr dessen kommt es an, wie wir etwa Kulturnation – Vom Sturm rasch klar, dass eine grundlegende an der Agenda 2010 und den mit ihr zur Abkühlung Diskussion über die Erneuerung der verbundenen Diskussionen sehen Kulturnation und die gemeinsame können. Wir verstehen heute Nation als eine „kulturelle Substanz“ ausgeblieben Darauf allerdings lässt sich das konstruierte, sich unter bestimmten ist, allein weil die Staatsnation durch Leitbild des „aktivierenden Kul- gesellschaftlichen Bedingungen das Wesen der Bonner Republik turstaates“ nicht reduzieren. Es ist verändernde Vorstellung von Ge- quasi gesetzt war und nur territorial vielmehr der Versuch, eine Bewegung meinschaft. Geschichtlich gesehen ist vollendet wurde. Die Nationwerdung weiterzudenken, die in der kultu- der Begriff der Nation ein emanzipa­ – im 19. Jahrhundert mit dem eini- rellen Demokratisierung wurzelt. torischer; neben der imaginierten po- genden Band der Kultur fulminant Die restaurative Nachkriegskultur- litischen Gemeinschaft ist das Symbol diskutiert – ist seit 1990 ein unter- politik war eine Kulturpolitik von ihrer Freiheit der souveräne Staat, so schwelliger Prozess der Anpassung oben (ohne sich explizit Kulturpo- Benedict Anderson in „Die Erfindung mit wenig kulturpolitischer Verve. litik nennen zu wollen), die in der der Nation. Zur Karriere eines fol- Nicht nur die Angst vor einem zu Folge vom Kopf – in dem es um genreichen Konzepts“ (Frankfurt am starken Bund oder Zentralisierungs- Kompensation, Rechtfertigung und Main/New York (2)1996, S. 17). Dem tendenzen spielten da eine Rolle, Repräsentation ging – auf die Füße voraus geht in Deutschland bekannt- sondern auch Vorbehalte gegenüber gestellt worden ist: Kultur wurde lich die Kulturnation, die zugleich den Entwicklungen in vierzig Jahren eine gesellschaftspolitische Aufgabe, Stellvertreterfunktionen für vereitelte DDR, die sich bis in den Enquete- mit emanzipatorischen Formeln wie Einheitsmöglichkeiten im Politischen Bericht hinein nachweisen lassen. „Kultur für alle“ oder „Bürgerrecht übernimmt und vom Bürgertum ge- Einzig die Gründung der Kulturstif- Kultur“. Der aktivierende Kulturstaat tragen wird. In ihrem Zentrum steht tung des Bundes mit Sitz in Halle nimmt die Spannung zwischen Kul- zunächst die Macht der Sprache rekurriert auf eine Brandtsche In- turgestaltung als öffentlicher Auf- (Schiller), im Vormärz jedoch zielt itiative nationaler Dimension. Die gabe und Verfassungsauftrag sowie die Mehrheit der Intellektuellen „auf Kulturnation ist folglich ein Begriff bürgerschaftlicher Eigenaktivität die Schaffung eines sich zunächst geblieben, mit dem mehrheitlich auf. Er stärkt das Individuum, das in kulturell definierenden, aber auf eine grundlegende Gemeinsamkeit der Programmatik der vergangenen politische Einheit drängenden nati- kultureller Eigenschaften und tra- Jahrzehnte noch zu stark den gesell- onalen Bewusstseins hin.“ (Wolfgang dierte Institutionen verbunden wer- schaftlich gewünschten Wirkungen J. Mommsen: Bürgerliche Kultur. den. Heute wird er im Zeichen der untergeordnet worden war. Ferner Künstler, Schriftsteller und Intellek- Gleichsetzung mit dem kulturellen greift er für den Kulturbereich nahe tuelle in der deutschen Geschichte Erbe wiederentdeckt, wie jüngst Tobias J. Knoblich Foto: Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. liegende Modelle von Verantwor- 1830-1933, Frankfurt am Main 2000, auch Sigrid Weigel aufzeigte (Sigrid tungspartnerschaft auf und wertet S. 59). Die Kulturnation wird zum Weigel: Die Flucht ins Erbe. Alle wol- des Staates im Gedanken der Gerech- befähigen mussten, die ungeheuren Akteure im intermediären Bereich wichtigsten Hebel der ideellen Be- len die „Kulturnation“ – warum?, in: tigkeit Bezug, der auch die kulturpoli- Anstrengungen des Zusammenwach- auf. Die Rede von einer Aktivierung stimmung eines (vielgestaltigen) Süddeutsche Zeitung, 01.02.2008). tisch relevanten Themen Freiheit und sens auf kulturellem Gebiet in den in Verbindung mit dem Begriff Kul- deutschen Nationalstaates. Die Bilder Er ist zum einen emotionaler als die Gleichheit impliziert. Zu einseitig Griff zu bekommen: In Artikel 5 EV turstaat reduziert geradezu dessen einer Nation drücken sich auch in der Verpflichtung auf einen Verfassungs- wird oft der Kulturstaatsbegriff an haben sich diese Erfahrungen in der Konnotation, Versorger mit Sinn von Gründung wichtiger Kulturinstitu- patriotismus, der ohne affektive historische Tendenzen ideologischer Empfehlung an die gesetzgebenden oben zu sein. Das Gegenteil ist der tionen aus, etwa des Germanischen Anbindung an die Nation bleibt, zum Vergesellschaftung gebunden, die Körperschaften sedimentiert, sich Fall: der Kulturstaat ist sich seiner Nationalmuseums oder der Berliner anderen weniger normativ als eine ihm jedoch nicht inhärent sind, und mit den in Zusammenhang mit der basalen Funktion als Gewährleister Nationalgalerie. Und dennoch war Leitkultur. Beides müsste vertieft im Kontext der Staatszielbestimmung deutschen Einigung aufgeworfenen optimaler Rahmenbedingungen von der schließlich hergestellte (klein-) werden. Dem Begriff Kulturnation mit einem konservativen Kulturbe- Fragen zur Änderung oder Ergänzung Kulturhandeln bewusst und über- deutsche Nationalstaat nicht von entlehnt sich kurz gesagt die Versi- griff in Verbindung gebracht. Das des Grundgesetzes zu befassen, u. a. nimmt selbst Aufgaben, die ihm im Dauer und durch die Inkongruenz cherung für Herkunft, eine daraus Damoklesschwert der Verfassungs- mit Überlegungen zur Aufnahme von Sinne von Subsidiarität und koope- zwischen Reichs- und Volkstums- abgeleitete Bestimmung sowie rela- klage und die mit ihr möglicherweise Staatszielbestimmungen. Dieser Hin- rativem Kulturföderalismus jeweils grenzen gekennzeichnet, was – wie tive Absenz von Politik. einhergehenden höchstrichterlichen weis reduziert sich keineswegs auf die zukommen, aber er fördert auch Helmuth Plessner herausgearbeitet Begriffsbestimmungen werden etwa Sonderrolle des Bundes im Rahmen das selbsttätige Handeln jener, die hat – den Begriff des Volkes zu einer Kulturstaat – Ein Exempel von Max Fuchs beschworen, ohne die der so genannten Übergangsfinan- als Kulturschaffende, Kulturbürger politischen Idee stilisierte (Vgl. Hel- Praxis der Länderverfassungen auch zierung Kultur, er steht vielmehr für oder strategische Partner von Kultur muth Plessner: Die verspätete Nation. für Performanz nur zu erwähnen (Vgl. Max Fuchs: das kulturpolitische Heraustreten aus Engagement zeigen. Und er beteiligt Über die politische Verführbarkeit Der Begriff Kulturstaat, der gegen- Kulturpolitik, Wiesbaden 2007, S. 102 einem Provisorium. sich aktiv am Diskurs über die Kultur bürgerlichen Geistes, Frankfurt am wärtig vor allem in der Diskussion um ff.). Das Hegelsche Staatsverständnis In Sachsen beispielsweise spielt von morgen, zwar nicht als norma- Main 1974, S. 41). Diese „verspätete eine Staatszielbestimmung ventiliert wird, wie Fuchs befürchtet, durch den die Kulturstaatlichkeit der Verfassung tive Macht, aber auch nicht nur als Nation“ ohne Staatsidee hatte auch wird, ist höchstwahrscheinlich eine Kulturstaatsgedanken gewiss nicht eine explizite Begründungsrolle für Moderator und Vermittler im zivilge- Auswirkungen auf den Gebrauch des Prägung Fichtes. Er trägt von Anfang wieder salonfähig. das Kulturraumgesetz, das umfas- sellschaftlichen Orkus. Die Enquete- Begriffes Kulturstaat. an einen sehr variablen deskriptiven Nach 1945 hatte der Sozialstaats- sendste Kulturfachgesetz Deutsch- Kommission spricht von einer offen Der nationale Gedanke wurde in Charakter und fungiert nicht selten begriff solch eine Konjunktur, dass lands, das direkt aus dem Einigungs- zu gestaltenden Willensbildung, die der Folge immer wieder problema- als Platzhalter. Für Fichte ist Kultur- er gleichsam den älteren Kultur- vertrag gewachsen ist, der im übrigen im Leitbild des aktivierenden Kultur- tisch: im aggressiven Größenwahn staat im wesentlichen ein Synonym staatsbegriff, der vorher durchaus die erstmals mit Verfassungsgewicht staates zum Ausdruck komme. der Nationalsozialisten, im Erbe für Abendland, zugleich fordert er Sozialstaatlichkeit beinhaltete, mar- explizit vom Kulturstaat Deutschland des Deutschen Reiches durch die aber vom Staat konkret, dass er die ginalisierte (Vgl. Jung, a.a.O., S. 57). handelt. Was für die Begründung der Fazit Bonner Republik und deren Verpö- Kultur des einzelnen fördern müsse, Wir wissen, dass spätestens mit der deutschen Einheit gut war und im nung alles Nationalen, in der Rede aber auch die Kräfte des einzelnen Neuen Kulturpolitik der Sozialstaats- Begriffsgebrauch positive Spuren Schien es auf den ersten Blick fast von einer sozialistischen deutschen für seine eigene Kultur in Anspruch begriff offensiv für Kulturbelange er- zeitigte, sollte für das Grundgesetz unmöglich, Kulturstaat und ak- Kulturnation (Walter Ulbricht) und nehmen solle (Otmar Jung: Zum weitert wurde. Nicht zufällig vielleicht gerade recht sein. tivierende Politik reibungsfrei zu der in der deutschen Einigung zu Kulturstaatsbegriff, Meisenheim am treten gerade jene als Verfechter einer koppeln, so überrascht doch das passiv gedachten Idee des „Beitritts“ Glan 1976, S. 21 ff.). Aktivierende verfassungsseitigen Bestimmung Aktivierender Staat – akti- Ergebnis eines „komplementären der DDR zu einem Deutschland, das Kulturpolitik? Max Fuchs verortet Deutschlands als Kulturstaat auf, die Spannungsausgleichs“: was die sich bereits vollständig wähnte. „Man den Kulturstaatsbegriff stärker auf der eine Rückbindung dieser Erweite- vierender Kulturstaat Aktivierung an Liberalisierungsü- fühlte sich als Deutschland, aber Folie der „protestantisch-deutschen rung kulturpolitischer Aktivitäten des Sind die Begriffe Kulturnation und berschuss mitbringen mag, fängt man tat es ohne nationalstaatliche positiven Bewertung des Staates seit Staates an seine Kulturgestaltungs- Kulturstaat komplex und durch un- der demokratisch ausdeutbare Kul- Ambitionen, in deutlicher Abwen- der Reformation, die vom deutschen macht schon immer einklagen, – und terschiedliche Zuschreibungen auf- turstaatsbegriff mit seinem grundle- dung von einer nationalstaatlichen Idealismus unterfüttert wurde und in der Praxis der Förderpolitik häufig geladen, so ist es die Idee eines ak- genden Anspruch staatlichen Han- Geschichte, die offenbar gescheitert die in der Staatslehre Hegels ihre die Macht der Tradition spüren. Es tivierenden Staates nicht minder. delns auf. Historische Hypotheken war“, schreibt Friedrich Dieckmann stringenteste Ausformulierung fand“. reicht möglicherweise nicht mehr Für die einen verdichtet sich in ihr spüre ich in dieser programmatisch (Friedrich Dieckmann: Vom Ein- Für ihn beschreibt der Kulturstaat (im aus, Eingriffsverbote auszusprechen, ein Modernisierungsansatz, der untersetzten Neujustierung durch- bringen. Vaterländische Beiträge, 19. Jahrhundert) das sittlich geregelte sondern es bedarf eines neuen Be- auf eine Reform der öffentlichen aus nicht. Ich glaube, wir brauchen Frankfurt am Main 1992, S. 159). Miteinander; er erscheine letztlich kenntnisses zu Erhalt und Förderung Verwaltung und der institutionellen einen pragmatischen Umgang mit Der Rekurs des Einigungsvertrages als die angemessene Staatsform der des freiheitlichen Kulturlebens, das Strukturen des Sozialstaates sowie den hier problematisierten Be- (EV) auf Kulturnation und Kultur- Kulturnation, was einer konserva- – wie es Peter Häberle überzeugend eine neue Verantwortungsteilung griffen, ohne sie zu unterschätzen staat wird allein deshalb vielerorts tiven Sinndeutung von oben gleich- dargestellt hat – auf einem „offenen zwischen Gesellschaft und Staat oder zu bagatellisieren. Insofern als unangenehm empfunden und komme (Max Fuchs: Bildung, Kunst, Kulturkonzept“ als Grundlage des abhebt, für die anderen deutet sich begrüße ich den sprachlich nicht in seiner gesamtstaatlichen Konse- Gesellschaft. Beiträge zur Theorie Kulturverfassungsrechts basiert (Vgl. die Begrifflichkeit neoliberal aus und absoluten, aber dennoch bewussten quenz überhört. Alles drehte sich um und Geschichte der kulturellen Bil- Peter Häberle: Verfassungslehre als beschreibt einen „schlanken Staat“, Umgang der Kultur-Enquete mit Maßnahmen zur Infrastrukturförde- dung, Remscheid 2000, S. 67). Allein Kulturwissenschaft, Berlin (2)1998, der öffentliche Aufgaben reduziert ihnen. Alle drei Begriffe (wie ande- rung in Ostdeutschland: Überholen der heterogene Begriffsgebrauch in S. 26 ff.). und die Soziale Marktwirtschaft mit re in diesem Kontext auch!) wären ohne Einzuholen, wenn man so will. der Folge und das Ausbleiben einer So knapp eine Staatszielbestim- Blick auf die individuelle Freiheit des geeignet, dekonstruiert zu werden. Alexander Endreß verkürzt diesen solchermaßen starken Kulturstaat- mung ausfällt, sie entfaltet ihre Wir- einzelnen neu formuliert. Dazwi- Dies geschieht letztlich immer auch Befund zu der fast schon zynischen lichkeit bei gleichzeitig explizitem kung im politischen Gebrauch, im schen gibt es weitere Modelle und mit subjektiver oder ideologischer Feststellung, die Wiedervereinigung Begriffsgebrauch sollten uns dazu Maße des diskursiven Rückgriffs auf Schattierungen, die um Begriffe wie Gewichtung. Ich plädiere hingegen habe es notwendig gemacht, auf das veranlassen, hinter ihm nicht die sie. Ein Kulturstaat ist ein Staat (und Kommunitarismus oder Wohlfahrts- für einen zwar vorsichtigen, aber längst überholt geglaubte Konzept Gesinnungskeule zu vermuten. Ot- dies auf allen Ebenen bis zum Bund), pluralismus kreisen. Die Idee aber mutigen Umgang mit ihnen. Was der Kulturpflege zurückzukommen mar Jung hat nachgewiesen, dass der der Grundsätze zur Kulturpolitik ent- – die auch kulturpolitisch interessant zählt, sind die Taten, mit denen wir (Alexander Endreß: Die Kulturpolitik Kulturstaatsbegriff vielmehr dem ma- wickelt, Instrumente der Gestaltung und zeitgemäß ist –, stärker investiv Begriffe mit Leben ausfüllen. des Bundes. Strukturelle und inhalt- terialen Rechtsstaatsbegriff voraus- bereithält und als Vermittler in Sachen und weniger konsumtiv zu denken, liche Neuorientierung zur Jahrtau- geht und lange eine Ersatzfunktion Kultur handelt, – und damit auch ak- also Politik so zu gestalten, dass Der Verfasser ist Vizepräsident der sendwende?, Berlin 2005, S. 123). übernommen hat (Vgl. Jung, a.a.O., tiviert. Dies war sicher die Erkenntnis sie ihre Adressaten nicht versorgt, Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. Liest man die recht schlagwortar- S. 53). Die heutige Charakterisierung der Architekten des Einigungsver- sondern auf deren Mittun und die und stellvertretender Sprecher des tigen Kommentare zur Entwicklung der Bundesrepublik als Kulturstaat trages, als sie den Staat als kultur- Übernahme von Verantwortung ori- Rats für Soziokultur und kulturelle des Artikels 35 EV (Vgl. Waldemar nimmt genau auf diese Fundierung politisch aktiven legitimieren und entiert, ist als Grundlage einer neuen Bildung im Deutschen Kulturrat e V. Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 14 DOKUMENTATION In Kulturelle Bildung investieren! Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den Handlungsempfehlungen zur kulturellen Bildung im Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“

Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Kul- für kulturelle Freiwilligendienste – auch für das sowie Kinder- und Jugendtheaterfestivals zur Be- Jugendlichen den Zugang zu den Kulturein- turrat, der Spitzenverband der Bundeskultur- nicht benannte Feld der Freiwilligendienste in gegnung mit Künstlern und Kulturen zu stärken. richtungen zu erleichtern, unter anderem verbände, begrüßt, dass sich die Enquete-Kom- der Denkmalpflege – und zur Institutionalisie- Er weist aber darauf hin, dass insbesondere die durch Kulturgutscheine. Bei der Einführung mission des Deutschen Bundestages „Kultur rung eines Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur Stadt- und Staatstheater diejenigen Institutionen so genannter Kulturgutscheine muss aber in Deutschland“ sehr deutlich und dezidiert im Ausland über eine langfristige Finanzierung sind, die solche Begegnungen und Festivals beachtet werden, dass zum einen nicht nur für die Förderung der kulturellen Bildung in verhandelt wird. unterstützen und stärken. der rezeptive Charakter der kulturellen Bildung Deutschland ausgesprochen hat. So empfiehlt im Vordergrund steht, sondern auch das aktive die Enquete-Kommission in ihrem Abschluss- Der Deutsche Kulturrat begrüßt des Weiteren Der Deutsche Kulturrat spricht sich für die und kreative Moment. Kulturgutscheine dürften bericht Bund, Ländern und Kommunen, in die die Empfehlung, bundesweite Wettbewerbe Empfehlung der Enquete-Kommission an die nicht zu einseitig benutzt werden. Zudem sind kulturelle Bildung zu investieren. Explizit befasst für alle Sparten der kulturellen Bildung Länder aus, Baukultur in den Fächern Kunst, Kulturgutscheine nur dann sinnvoll, wenn in der sich die Enquete-Kommission mit der kulturellen einzuführen, diese stärker miteinander zu Geografie und Sozialwissenschaft stärker zu Schule kulturelle Bildung tatsächlich umfang- Früherziehung, der kulturellen Bildung in der vernetzen und öffentlichkeitswirksamer zu prä- berücksichtigen. Wichtig ist es aber nach reich vermittelt wird. Schule sowie mit den außerschulischen kultu- sentieren. Der Deutsche Kulturrat fordert aber, Ansicht des Deutschen Kulturrates, dass die rellen Angeboten für Kinder und Jugendliche. dass die Zivilgesellschaft mit in die Konzep- „Baukultur“ lediglich als eine Impulsgebung im Der Deutsche Kulturrat unterstützt nachdrück- Als besonders wichtig erachtet der Deutsche tion solcher Wettbewerbe einbezogen und die Unterricht verstanden, in der Schule aber z.B. lich die Handlungsempfehlung, in der die Kulturrat den Appell, kulturelle Bildung sowohl Durchführung durch Fachorganisationen der keine Architekten ausgebildet werden sollen. Enquete-Kommission den Ländern empfiehlt, als unverzichtbaren, integralen Bestandteil von Zivilgesellschaft erfolgen muss. durch gesetzliche Regelungen die kulturelle Bildung und Kultur als auch als Querschnittsauf- Die Empfehlung der Enquete-Kommission an Infrastruktur im Bereich der außerschulischen gabe verschiedener Politikfelder zu verstehen. Kulturelle Bildung in der Früherziehung die Länder, Mediennutzung und Medienkom- kulturellen Bildung in ihrem Bestand auch Der Deutsche Kulturrat verweist darüber hinaus petenz als Erziehungs- und Bildungsauftrag der qualitativ zu garantieren. Dies gelte aber nicht auf die Unverzichtbarkeit der Kultur als wesent- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Schule zu verstehen, unterstützt der Deutsche nur für das Musik- und Jugendkunstschulwesen, lichem Element der Politik und Gesellschaft. Enquete-Kommission die Notwendigkeit un- Kulturrat mit Nachdruck. Die Filmkunst im Cur- sondern beispielsweise auch für theaterpädago- terstreicht, die kulturelle Bildung als lebens- riculum zu verankern, unterstützt der Deutsche gische, soziokulturelle und medienpädagogische Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat langes Lernen zu verstehen und damit so früh Kulturrat ebenfalls. Allerdings sollte darüber Zentren. Auch sei es wichtig, wie es die Enquete- zu den einzelnen Handlungsempfehlungen des wie möglich zu beginnen. Darüber hinaus unter- nachgedacht werden, auch andere Sparten, wie Kommission erklärt, dass die Angebote der kul- Kapitels „Kulturelle Bildung“ des Abschluss- stützt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung, beispielsweise den Bereich Design, ebenfalls turellen Bildung aus dem rechtlichen Status der berichts der Enquete-Kommission Stellung. Eltern stärker als bisher zu befähigen und zu mit aufzunehmen. „freiwilligen Leistung“ herausgeführt werden, Er bezieht sich dabei auf die Handlungsemp- ermutigen, die kulturellen Ausdrucksmöglich- so dass die Kommunen ihrer Verantwortung fehlungen der Enquete-Kommission in den keiten ihres Kindes von Anfang an zu fördern. Abschließend unterstützt der Deutsche Kulturrat für die kulturelle Bildung als pflichtige Selbstver- folgenden Unterkapiteln, veröffentlicht als Der Deutsche Kulturrat macht aber deutlich, die Empfehlung an Länder und Kommunen, den waltungsaufgabe nachkommen können. Bundestagsdrucksache 16/7000: dass hier nicht nur die Länder und Kommunen, Aufbau von Netzwerken und der Kooperation sondern auch der Bund in die Verantwortung von Schulen und Kultureinrichtungen zu för- Aus- und Fortbildung für kulturelle Bildung · „Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher genommen werden muss. dern und allen Kindern während der Schulzeit die Auftrag“ (Seite 397 - 398). Begegnung mit Künstlern zu ermöglichen. Aller- Aufgrund der zahlreichen gesellschaftlichen · „Kulturelle Bildung in der Früherziehung“ Der Deutsche Kulturrat begrüßt darüber hinaus, dings dürfe dieses nicht zu Lasten des normalen Veränderungen und Herausforderungen un- (Seite 398) dass Bund und Ländern empfohlen wird, die Unterrichts der ästhetischen Fächer gehen. terstützt der Deutsche Kulturrat die Forderung · „Kulturelle Bildung in der Schule“ (Seite Früherziehung in Kultureinrichtungen zu der Enquete-Kommission, dass die Erzieher- 398 - 399) fördern. Zudem begrüßt er die Empfehlung an Außerschulische Kulturelle Bildung ausbildung im Bereich kultureller Bildung · „Außerschulische kulturelle Bildung“ (Seite die jeweiligen Träger, dass die Voraussetzungen unter Einbeziehung der Kulturinstitutionen zu DOKUMENTATION 399) für eine langfristige Zusammenarbeit von Kin- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die verbessern und zu intensivieren sei. Auch die · „Aus-, Fort- und Weiterbildung“ (Seite 399 dertagesstätten und Kultur- und Bildungsein- Enquete-Kommission sich in dem Kapitel zur Einführung einer akademischen Ausbildung - 400) richtungen verbessert sowie der Zugang für außerschulischen kulturellen Bildung dafür aus- von Erzieherinnen und Erziehern begrüßt der · „Kulturelle Erwachsenenbildung“ (Seite Kinder zu Kultur, unter anderem durch einen spricht, dass es einer intensiven Kooperation Deutsche Kulturrat. 405) kostenfreien Eintritt zu öffentlich geförderten von politisch-historischer und kultureller Bil- · „Interkulturelle Bildung“ (Seite 407) Kulturinstitutionen erleichtert werden muss. dung bedarf, um durch zielgruppenspezifische Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat · „Erhalt und Förderung der deutschen Spra- Bildungsangebote und situationenbezogene von den Ländern die schnelle Umsetzung der che“ (Seite 410) Schulische Kulturelle Bildung Bildungsarrangements Kinder und Jugendliche Handlungsempfehlungen, dass dabei zu begleiten, ihren jeweils besonderen · Berufsbilder sozialer Berufe so weiterzu- Der Deutsche Kulturrat folgt in seiner vorlie- Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forde- Platz in der Geschichte zu finden. entwickeln sind, dass zum Beispiel Senio- genden Stellungnahme dieser Einteilung. rung der Enquete-Kommission, dass reneinrichtungen kulturelle Bildungsange- Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat bote unterbreiten können, In dieser Stellungnahme konzentriert sich der · die Fächer der kulturellen Bildung wie von den Ländern die zügige Umsetzung der · Kulturinstitutionen in die Lehreraus- und fort- Deutsche Kulturrat auf die Handlungsemp- Kunst, Musik, Tanz und Darstellendes Spiel Handlungsempfehlungen, dass bildung einzubeziehen sind sowie die Möglich- fehlungen der Enquete-Kommission zur kul- zu stärken und qualitativ auszuweiten keit der regelmäßigen Fortbildung in kultureller turellen Bildung. Diese Stellungnahme steht und sicherzustellen ist, dass der vorgesehene · die Länder, die Förderung von kulturellen Bildung für Lehrkräfte sicherzustellen ist, im Kontext der weiteren Stellungnahmen des Unterricht durch qualifizierte Lehrkräfte Bildungsangeboten verstetigen und neben · die Länder und Hochschulen kulturver- Deutschen Kulturrates zu den Handlungsemp- tatsächlich erteilt wird, befristeten Projekten und Modellversuchen mittelnde Ausbildungsgänge stärker auf fehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in · die Länder und Kommunen dafür Sorge zu auch längerfristige Maßnahmen finanzieren, die berufliche Praxis ausrichten, und in Deutschland“. tragen haben, dass im Rahmen ganztäglicher · die Länder, Programme entwickeln, in künstlerischen Ausbildungsgängen Elemente Bildung und Erziehung auch Angebote von denen Kinder und Jugendliche als aktive der Kulturvermittlung sowie künstlerische Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher Kultureinrichtungen und Kulturvereinen Vermittler, zum Beispiel als Mentoren oder Praktiken für alle Altersstufen obligatorische Auftrag außerhalb der Schule wahrgenommen Multiplikatoren, in die außerschulische kultu- Bestandteile werden, werden können, relle Kinder- und Jugendbildung einbezogen · kontinuierliche Qualifizierung, Weiterbil- Der Deutsche Kulturrat unterstützt nachdrück- · die Länder dafür Sorge tragen, dass in der werden, dung und Vernetzung von Lehrkräften und lich die Forderung der Enquete-Kommission an Grundschule die kulturelle Bildung einem · die Länder denjenigen Kommunen, die sich in Multiplikatoren zum Thema kulturelle Medi- den Deutschen Bundestag und die Bundesre- pädagogischen Leitfaden folgt, der Haushaltssicherung befinden, Finanzie- en- und Filmbildung sowie die Förderung der gierung, dass die Mittel zur Förderung der kul- · die Kommunen die Kooperation von öffent- rungswege ermöglichen, die bedarfsgerechte Zusammenarbeit von Lehrkräften mit Medien- turellen Bildung im Kinder- und Jugendplan lichen und nichtstaatlichen Bibliotheken Angebote der kulturellen Bildung zulassen, pädagogen weiter vorangetrieben wird. des Bundes aufgestockt werden. mit Schulbüchereien institutionalisieren · die Länder sich angemessen an der Finan- sowie Anschaffungsetats und Mittel für Auto- zierung der außerschulischen kulturellen Kulturelle Erwachsenenbildung Darüber hinaus begrüßt der Deutsche Kulturrat renlesungen sichern sollen, Bildung als öffentlicher Gemeinschafts- die Empfehlung an die Bundesregierung, dass · die Länder auch für die kulturelle Bildung aufgabe beteiligen und dass dazu ein Konzept Die Enquete-Kommission verweist in ihrem den Bereichen Kultur und (Neue) Medien in bundesweite Bildungsstandards entwickeln gehört, das auch ein ausgewogenes Verhältnis Abschlussbericht darauf, dass die Entwicklungs- ihren Kinder- und Jugendberichten mehr sollen, zwischen haupt- und nebenberuflichem Perso- möglichkeiten der kulturellen Erwachsenen- Raum gegeben wird. · Bund, Länder und Kommunen Leseförderung nal sowie ehrenamtlich Tätigen vorsieht, bildung mit gleicher Anstrengung durch Politik als Querschnittsaufgabe in der Jugend-, Bil- · die Länder, unter Mitwirkung der Beteiligten, und Gesellschaft verfolgt werden müsse wie die Hinsichtlich der Etablierung einer Bundes- dungs- und Kulturpolitik verankern. Regelungen erarbeiten, die außerschu- kulturellen Bildungsangebote für Kinder und Ju- zentrale für kulturelle Bildung sieht der lischen kulturellen Einrichtungen ein gendliche. Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Deutsche Kulturrat noch erheblichen Diskus- Der Deutsche Kulturrat teilt die Auffassung Zusammenwirken auf Augenhöhe mit den Forderung, dass Bund, Ländern und Kommunen, sionsbedarf. In diese Diskussion sollten sowohl der Enquete-Kommission, dass mit einem allgemein bildenden Schulen ermöglichen. flächendeckende und innovative Angebote die Bundesakademien für kulturelle Bildung möglichen Zentralabitur sicherzustellen ist, kultureller Erwachsenenbildung sicherstellen als auch die relevanten Bundeskulturverbände dass ein Fach der kulturellen Bildung zum Der Deutsche Kulturrat nimmt die Handlungs- und unterbreiten und darüber hinaus Weiterbil- einbezogen werden. verpflichtenden Fächerkanon gehört und empfehlung der Enquete-Kommission zur dung nicht auf einen verengten Begriff beruflicher zudem der Neuaufbau von Schulchören und Kenntnis, in der Bund, Ländern und Kommunen Weiterbildung reduzieren sollen. DOKU Damit das freiwillige Engagement im Kultur- -orchestern zu fördern ist. Grundsätzlich muss empfohlen wird, öffentlich geförderte Kulturein- bereich stärker gefördert wird, empfiehlt die sich aber darüber verständigt werden, wie die richtungen in den Bewilligungsbestimmungen Der Deutsche Kulturrat begrüßt des Weiteren Enquete-Kommission der Bundesregierung, Vielzahl an Inhalten in der verkürzten Schul- zu verpflichten, kulturelle Bildungsangebote für die Forderungen der Enquete-Kommission, die Zahl der Plätze im Freiwilligen Sozialen zeit von 12 Jahren und einer Stundentafel von Kinder und Jugendliche zu entwickeln und nach- dass Jahr Kultur um ein Vielfaches zu erhöhen 36 Stunden pro Woche wirksam verarbeitet zuweisen. Der Deutsche Kulturrat unterstreicht · der Deutschen Bundestag und die Bundesre- und die Förderpauschale entsprechend des werden können. Die ästhetischen Fächer dürfen aber, dass die Kultureinrichtungen dafür gierung, den Bundesaltenplan als bundes- Freiwilligen ökologischen Jahres anzuheben. dabei einer möglichen Straffung der Inhalte zusätzliche Mittel benötigen. Darüber hinaus weites Förderinstrument stärker auch für die Diese Forderung unterstützt der Deutsche nicht zum Opfer fallen. sollte dies nicht nur für Bildungsangebote für kulturelle Bildung von älteren Menschen Kulturrat nachdrücklich. Kinder und Jugendliche gelten, sondern auch nutzen sollen, Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Empfeh- für Erwachsene. · die Länder die Förderung kultureller Erwach- Insbesondere fordert der Deutsche Kulturrat lung an die Länder und Kommunen, die Voraus- von Bund, Ländern und Kommunen die zügige setzungen für Kooperationen mit Kinder- und Der Deutsche Kulturrat unterstützt im Grund- Umsetzung der Handlungsempfehlungen, dass Jugendtheatern im Rahmen von Schulauffüh- satz die Empfehlung der Enquete-Kommission Weiter auf Seite 15 zur Verbesserung der Rahmenbedingungen rungen und Schultheatertagen zu verbessern an Länder und Kommunen, Kindern und Kultur-enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 15

Interkulturelle Bildung erforderlichen Deutschkenntnissen einge- Darüber hinaus unterstützt der Deutsche Kul- DOKUMENTATION Fortsetzung von Seite 14 schult werden und in diesem Zusammenhang turrat die Forderungen, dass Im Hinblick auf die Tatsache, dass es bereits eine Sprachstandserhebung für alle drei- bis · sich die öffentlich-rechtlichen und privaten eine Reihe von guten Projekten im Bereich der fünfjährigen Kinder durchgeführt werden muss, Rundfunkanstalten stärker ihrer sprachlichen senenbildung in Erwachsenenbildungsge- interkulturellen Bildung gibt, unterstützt der um Sprachdefiziten rechtzeitig begegnen zu Vorbildfunktion bewusst werden müssen, setzen und den dazugehörigen Verordnungen Deutsche Kulturtat die Forderung der Enquete- können. Allerdings verweist der Deutsche Kul- · Bund, Länder und Kommunen Gesetzes- verankern sowie die Förderung kultureller Kommission, diese Angebote, ihre Qualität turrat darauf, dass die Kindertagesstätten dies- texte, Verlautbarungen, eigene Werbe- Erwachsenenbildung durch eine institutionelle und die Resultate zu evaluieren, und die bezüglich auch gut ausgebildetes Personal kampagnen, Veröffentlichungen aller Art Sockelfinanzierung sichern sollen, Bildungsforschung zu Fragen der Integration benötigen. Darüber hinaus müsse gewährleistet und die weitergehende Kommunikation · Länder und Kommunen, kulturelle Erwach- zu intensivieren. Zudem begrüßt der Deutsche werden, dass die Kinder, die nicht die nötigen in verständlicher deutscher Sprache senenbildung gleichwertig mit arbeits- Kulturrat die Forderung, dass Sprachkenntnisse besitzen, speziellen Förder- abfassen sollen, markt- und berufsbezogener Weiterbildung unterricht erhalten. · Bund, Länder und Kommunen, im Falle sowie der kulturellen Bildung für Kinder und · die Länder die Ganztagsschule als Chance eines Tätigwerdens als Anteilseigner, Ge- Jugendliche fördern sollen, für den interkulturellen Austausch begreifen Erhalt und Förderung der deutschen Spra- nehmigungsbehörde oder als Fiskus eine · Bund, Länder und Kommunen allen Bevöl- und interkulturelle Bildung in die Lehran- che durchgängige Verwendung der deut- kerungsschichten den Zugang zu kultureller gebote, wie zum Beispiel Theaterprojekte, schen Sprache etwa in Beschilderungen, Erwachsenenbildung durch angepasste Ange- integrieren sollen. Als ebenfalls sehr wichtig Bereits in anderen Stellungnahmen hat der Leitsystemen, Beschriftungen in öffentlichen bote eröffnen sollen und darüber hinaus eine erachtet der Deutsche Kulturrat die Forderung, Deutsche Kulturrat darauf hingewiesen, dass Gebäuden, Bahnhöfen und Flughäfen usw. stärkere Kooperation von Kultureinrich- den Schüleraustausch stärker zu fördern, die deutsche Sprache geschützt werden müs- gewährleisten sollen, tungen mit Weiterbildungseinrichtungen · die Länder bei den Schulen darauf hinwirken se. Deshalb begrüßt der Deutsche Kulturrat · die Bundesregierung sich gegenüber dem zu fordern, um so zur Schaffung einer besse- sollen, die Zusammenarbeit zwischen Schu- die Empfehlung der Enquete-Kommission Rat der Europäischen Union und den eu- ren Infrastruktur kultureller Erwachsenenbil- len und Eltern mit Migrationshintergrund in an die Bundesregierung, die Initiative dafür ropäischen Institutionen für die vollständige dung beizutragen. möglichst vielen Formen zu intensivieren, zu ergreifen, die Bedeutung der deutschen und ausnahmslose Gleichberechtigung · die Länder für den Beruf des Lehrers und den Sprache in das öffentliche Bewusstsein zu des Deutschen als Arbeitssprache sowie Der Deutsche Kulturrat begrüßt darüber hinaus des Sozialpädagogen mehr Menschen mit heben und Initiativen zur Förderung der deut- dafür einsetzen soll, dass bei allen Veröffent- die Forderung der Enquete-Kommission, dass die Migrationshintergrund gewinnen sollen. schen Sprache als Grundlage der Kultur, lichungen, Datenbankstandards, Konferenzen Akteure der kulturellen Erwachsenenbildung Im Bereich der Integration spielt die Sprachför- vor allem im Bereich Erziehung und Ausbildung und Ausschreibungen Deutsch den anderen das Profil der Erwachsenenbildung schärfen, derung eine wichtige Rolle, da sie die Voraus- Heranwachsender, aber auch der Integration dabei verwendeten Sprachen gleichgestellt neue Angebotsformen wie zum Beispiel solche setzung zur Partizipation am gesellschaftlichen von Migranten, stärker zu fördern. wird. für und mit Familien und älteren Menschen Leben darstellt. Der Deutsche Kulturrat fordert, entwickeln, und Angebote zur Entwicklung krea- wie die Enquete-Kommission, die Länder auf, tiver Medienkompetenz etablieren sollen. dafür Sorge zu tragen, dass alle Kinder mit den Steuerpolitik für Kunst und Kultur Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den steuerpolitischen Starkes Urheberrecht ist für den Vorschlägen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Kultur Kulturbereich unerlässlich! in Deutschland“ Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den urheberrechtlichen Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche 4 Einkommenssteuergesetz. Der Deutsche Vorschlägen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskul- Kulturrat erinnert jedoch an seinen eigenen „Kultur in Deutschland“ turverbände, begrüßt, dass sich die Enquete- Vorschlag „Besteuerung ausländischer Künstler Kommission des Deutschen Bundestags „Kultur unkompliziert regeln! – Stellungnahme des Deut- Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Kultur- laufende aber auch künftige Gesetzgebungs- in Deutschland“ mit den steuerpolitischen schen Kulturrates zur beschränkten Steuerpflicht rat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbän- verfahren zum Urheberrecht. Rahmenbedingungen für den Kulturbereich in ausländischer Künstlerinnen und Künstler“ einer de, begrüßt, dass sich die Enquete-Kommission Erfreut ist der Deutsche Kulturrat, dass die Deutschland auseinandergesetzt und konkrete grundlegenden Veränderung der beschränkten des Deutschen Bundestags „Kultur in Deutsch- Enquete-Kommission seine bereits seit einiger Handlungsempfehlungen zu deren Verbesserung Steuerpflicht ausländischer Künstler, der über DOKUMENTATION land“ intensiv mit dem Thema Urheber- und Zeit vorgetragene Forderung nach einer Ver- unterbreitet hat. eine Reparatur am bestehenden System Leistungsschutzrecht befasst und hierzu zwei gütungspflicht für die gewerbliche Nutzung hinausgeht und das System der Besteuerung Anhörungen durchgeführt hat. von Abbildungen von Kunstwerken im öf- Der Deutsche Kulturrat betont bereits seit vielen ausländischer Künstler grundlegend reformiert. fentlichen Raum aufgenommen hat und dem Jahren, dass ein kulturfreundliches Steuerrecht Der Deutsche Kulturrat zieht eine solche grund- Das Urheber- und Leistungsschutzrecht schützt Deutschen Bundestag eine entsprechende einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des legende Reform, die auf europäischer Ebene das geistige Eigentum. Für den Kulturbereich Gesetzesänderung empfiehlt. Der Deutsche kulturellen Lebens in Deutschland leisten kann. ebenso vorangetrieben werden könnte, einer ist der Schutz des geistigen Eigentums uner- Kulturrat fordert die kurzfristige Umsetzung Ein kulturfreundliches Steuerrecht kann zu mehr kleinen Lösung im Rahmen des bestehenden lässlich, da geistiges Eigentum der eigentliche dieser Handlungsempfehlung noch in dieser bürgerschaftlichem Engagement ermutigen. Systems vor. Rohstoff des kulturellen Lebens ist. Ohne Legislaturperiode. Es kann den Markt für Kulturgüter stärken z.B. Texte, Bilder, Noten gäbe es kein kulturelles durch den ermäßigten Umsatzsteuersatz und es Der Deutsche Kulturrat unterstreicht, dass das Leben. Das Urheber- und Leistungsschutzrecht Urheberrechtswahrnehmungsgesetz kann den Kulturaustausch befördern durch eine Anliegen der Enquete-Kommission positiv ist, ermöglicht den Urhebern und ausübenden unbürokratische Besteuerung ausländischer den Status von Künstlern als Selbstständige Künstlern einen ökonomischen Ertrag aus der Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass sich die Künstler. oder als Nicht-Selbstständige im Bereich der Verwertung und Nutzung ihrer Werke. Enquete-Kommission mit dem System der kol- Sozialversicherung und der steuerlichen Veran- lektiven Rechtewahrnehmung in Deutschland Im vergangenen Jahr wurde mit dem „Gesetz lagung einheitlich festzustellen. Der Deutsche Die Digitalisierung macht das Urheber- und befasst hat und im Schlussbericht ein klares zur weiteren Förderung des bürgerschaftlichen Kulturrat sieht bei der vorgeschlagenen Lösung, Leistungsschutzrecht keineswegs überflüssig. Plädoyer für dieses System abgegeben und Engagement“ ein wichtiger Schritt unternommen, die bindende Feststellung des Status als Selbst- Im Gegenteil, eine Gesellschaft, die einen dabei betont hat, dass Verwertungsgesell- um das bürgerschaftliche Engagement – auch im ständiger bzw. Nicht-Selbstständiger von der wachsenden Teil der Wertschöpfung aus kultu- schaften auch wichtige soziale und kulturelle Kulturbereich – zu unterstützen. Es ist sehr positiv, Mitgliedschaft in der Künstlersozialversicherung rellen und kreativen Produkten und Dienstleis- Aufgaben erfüllen. Verwertungsgesellschaften dass die Enquete-Kommission den über diese abhängig zu machen, noch Diskussionsbedarf. tungen gewinnt, ist auf ein funktionierendes üben in diesem Rahmen eine staatsentlas- Reform hinausgehenden Handlungsbedarf zur Urheberrecht dringend angewiesen. tende Tätigkeit aus. In diesem Zusammenhang Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements Umsatzsteuer begrüßt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung skizziert und konkrete Handlungsempfehlungen Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat der Enquete-Kommission dieses System der unterbreitet hat. Darüber hinaus war es beson- Mit Nachdruck unterstützt der Deutsche Kultur- zu den urheber- und leistungsschutzrecht- kollektiven Rechtewahrnehmung aufrechtzu- ders wichtig, dass die Enquete-Kommission rat die Empfehlung der Enquete-Kommission, lichen Handlungsempfehlungen der En- erhalten und zu verteidigen. Das System der durch ihren breit angelegten Untersuchungsauf- am ermäßigten Umsatzsteuersatz für Kul- quete-Kommission Stellung. Er bezieht sich kollektiven Rechtewahrnehmung leistet einen trag Handlungsempfehlungen in weiteren steuer- turgüter festzuhalten. Ebenso unterstützt der dabei folgende Handlungsempfehlungen der wichtigen Beitrag zum Erhalt der kulturellen politischen Handlungsfeldern gemacht hat. Deutsche Kulturrat die Empfehlung der Enquete- Enquete-Kommission veröffentlicht als Bun- Vielfalt in Deutschland. Der Deutsche Kulturrat Kommission, dass gemeinnützigen kulturellen destagsdrucksache 16/7000: begrüßt daher ausdrücklich, dass die Enquete- Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat zu Einrichtungen ein Wahlrecht eingeräumt werden Kommission der Bundesregierung empfiehlt, einzelnen Handlungsempfehlungen der Enquete- sollte, ob sie die Umsatzsteuerbefreiung in · Handlungsempfehlungen 1 bis 3 auf Seite auch auf der europäischen Ebene für dieses Kommission Stellung. Er bezieht sich dabei auf Anspruch nehmen wollen oder nicht. Dieses Op- 266, System einzutreten. Dabei ist zur Sicherung folgende Handlungsempfehlungen der Bundes- tionsrecht sollte auch für privatwirtschaftliche · Handlungsempfehlungen 1 bis 14 auf Seite der kulturellen Vielfalt aktuell vordringlich, tagsdrucksache 16/7000: Kulturbetriebe gelten. Der Deutsche Kulturrat 284. dass die Empfehlung der EU-Kommission zu sieht hier insbesondere einen Handlungsbedarf Online-Musikdiensten nicht weiterverfolgt wird. · die Handlungsempfehlung 8, Seite 190, auf der europäischen Ebene. In der vorliegenden Stellungnahme konzent- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass über diese · die Handlungsempfehlungen 1 bis 12, Seite riert sich der Deutsche Kulturrat auf die Hand- Einzelempfehlung hinausgehend, die Enquete- 257 sowie Kultursponsoring lungsempfehlungen der Enquete-Kommission Kommission der Bundesregierung ein generelles · die Handlungsempfehlung 5, Seite 370 der zum Urheber- und Leistungsschutzrecht. Diese Eintreten auf EU-Ebene für den Schutz des geis- Bundestagsdrucksache 16/7000. Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- Stellungnahme steht im Kontext der weiteren tigen Eigentums und das System der kollektiven fehlung der Enquete-Kommission, dass die Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu Rechtewahrnehmung empiehlt. In der vorliegenden Stellungnahme konzentriert Vorschläge der Kultusministerkonferenz vom 7. Handlungsempfehlungen der Enquete-Kom- sich der Deutsche Kulturrat auf die steuerpoli- November 2007 zur Verbesserung der Rahmen- mission „Kultur in Deutschland“. Der Deutsche Kulturrat hält Transparenz, Effi- tischen Handlungsempfehlungen der Enquete- bedingungen im Bereich des Kultursponsorings zienz und soziale Verantwortung bei der kol- Kommission. Diese Stellungnahme steht im Kon- auch in den noch offenen Punkten vollständig DOKU Urheberrecht lektiven Rechtewahrnehmung für unverzichtbar. text der weiteren Stellungnahmen des Deutschen umgesetzt werden sollte. Der Deutsche Kulturrat Die Enquete-Kommission empfiehlt in diesem Kulturrates zu Handlungsempfehlungen der unterstreicht die Bedeutung einer kostenfreien Der Deutsche Kulturrat begrüßt mit Nachdruck Zusammenhang, dass die Verwertungsgesell- Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“. verbindlichen Auskunft der Finanzämter in die Empfehlung der Enquete-Kommission, schaften bei ihren Rechenschaftsberichten Fragen des Kultursponsorings für die Rechtssi- dass bei Gesetzesänderungen im Deutschen insbesondere auf die Erfüllung der sozialen und Einkommenssteuer cherheit von Sponsoren sowie Gesponsorten. Bundestag die Interessen der Rechtein- kulturellen Zwecke eingehen sollen. Dieses ist haber im Mittelpunkt stehen müssen. Der zu unterstreichen. Als besonders wichtig erachtet der Deutsche Beratung für gemeinnützige Deutsche Kulturrat teilt die Auffassung der En- Kulturrat eine Reform der beschränkten Organisationen quete-Kommission, dass dieses grundlegende Die Forderung nach einer Ausdehnung der Steuerpflicht für ausländische Künstlerinnen Verständnis des Urheberrechts nicht durch die Hinterlegungspflicht von § 11 Abs.2 Urhe- und Künstler noch in dieser Wahlperiode. Die Damit das bürgerschaftliche Engagement weiter Interessen anderer Wirtschaftszweige – wie berrechtswahrnehmungsgesetz auf Tarifstrei- von der Enquete-Kommission unterbreiteten gestärkt wird, begrüßt der Deutsche Kulturrat die etwa der Geräteindustrie – außer Kraft gesetzt tigkeiten bezüglich gesetzlicher Vergütungs- Empfehlungen sind ein Schritt in die richtige Forderung der Enquete-Kommission, dass die werden darf. Diese klare Aussage der Enquete- ansprüche wird vom Deutschen Kulturrat mit Richtung. Dazu gehört auch die vorgeschlagene Länder Beratungsangebote für gemeinnüt- Kommission ist eine Handlungsmaxime für Nachdruck unterstützt. Dynamisierung der Grenzbeträge in § 50 a Abs. zige Vereine schaffen bzw. stärken sollen. Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 16 DOKUMENTATION Kulturwirtschaft stärken und ihre Öffentlich-rechtlicher Rundfunk Potenziale fördern! sichert Grundversorgung mit Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den kulturwirtschaft- lichen Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission des Deut- Kunst und Kultur schen Bundestags „Kultur in Deutschland“ Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den medienpolitischen Handlungsempfehlungen im Schlussbericht der Enquete-Kommission Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Kultur als Standortfaktor des Deutschen Bundestags „Kultur in Deutschland“ Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskul- turverbände, begrüßt, dass die Enquete-Kom- Der Deutsche Kulturrat unterstützt die For- mission des Deutschen Bundestags „Kultur in derung, dass die Kommunen die bestehen- Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Rundfunkanstalten begrüßt der Deutsche Deutschland“ dem Thema Kulturwirtschaft ein den kultur- und kreativwirtschaftlichen Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskul- Kulturrat eine Festlegung der Werbefreiheit eigenes Kapitel gewidmet hat und damit die Strukturen und ihre Potenziale fördern turverbände, begrüßt, dass sich die Enquete- der öffentlich-rechtlichen Programmange- Bedeutung der Kulturwirtschaft für das kultu- sollen. Dabei sollte den wechselseitigen Kommission des Deutschen Bundestags bote unter der Voraussetzung, dass ein ad- relle Leben in Deutschland unterstreicht. Beziehungen zwischen Markt, Staat und „Kultur in Deutschland“ auch mit Fragen des äquater finanzieller Ausgleich für die daraus Drittem Sektor, wie die Enquete-Kommis- Kulturauftrags und der kulturellen Tätigkeit erwachsenen finanziellen Mindereinnahmen Der Deutsche Kulturrat teilt die Aussage der sion formuliert, besondere Aufmerksamkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und gefunden wird. Enquete-Kommission, dass es vielfache Wech- geschenkt werden. Ebenso unterstützt der der privaten Medien befasst hat. selbeziehungen zwischen Markt, Drittem Sek- Deutsche Kulturrat die Empfehlung, dass Der Deutsche Kulturrat teilt weiterhin die tor und Staat gibt und dass diesen Wechsel- die wissenschaftliche Forschung zu Kultur In dem Bericht hat die Enquete-Kommission Forderung der Enquete-Kommission, Kul- beziehungen besondere Beachtung geschenkt als Standortfaktor und zur Kulturwirtschaft besonders hervorgehoben, welch großer turbeiträge verstärkt zu Hauptsendezeiten werden sollte. Der Deutsche Kulturrat betont verstärkt werden sollte. In diese Forschungen Stellenwert den elektronischen – den neuen auszustrahlen und der Kultur somit mehr zugleich, dass Grundlage zur Betrachtung der sollte auch der Aspekt Kultur als Tourismus- digitalen wie auch den klassischen – Medien Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die Kulturwirtschaft ihre erwerbwirtschaftliche faktor einbezogen werden. bei der Vermittlung von Kunst und Kultur und zusammenhängende Ausstrahlung musika- Ausrichtung sein muss. Darin unterscheidet bei der kulturellen Bildung zukommt. Dies- lischer Beiträge ist zu begrüßen, generell sich die Kulturwirtschaft grundlegend von der Kultur und Tourismus bezüglich verweist die Enquete-Kommission plädiert der Deutsche Kulturrat jedoch für staatlichen Kulturförderung sowie den gemein- besonders auf die große gesellschaftliche eine zusammenhängende Ausstrahlung von nützigen Kulturinstitutionen der Zivilgesell- Der Deutsche Kulturrat teilt die Einschätzung, Verantwortung, die aus dieser Tätigkeit be- allen künstlerischen Angeboten. schaft, die gerade nicht erwerbswirtschaftlich dass Kultur ein wichtiger Faktor für die Tou- sonders für die öffentlich-rechtlichen Rund- ausgerichtet sind. Dieser Unterschied sollte rismuswirtschaft ist. Eine Verbesserung des funkanstalten heraus erwächst. Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die gerade auch mit Blick auf europäische und Marketings kann für viele Akteure Vorteile be- privaten Sender ihre Angebote hinsichtlich internationale Diskussionen zur Liberalisierung deuten. Dabei kann eine stärkere Kooperation Der Deutsche Kulturrat geht bei seiner Stel- des kulturellen Mehrwertes einer kritischen der Dienstleistungs- und damit auch der Kul- von Städten und Regionen im Kulturtourismus lungnahme von einem weiten Kulturbegriff Prüfung unterziehen und die Qualität ihres turmärkte im Blick behalten werden. sinnvoll sein. aus. Wichtiges Definitionskriterium ist hier Angebotes entsprechend verbessern. Die Ge- die Vielfalt der Kultur, welche dauerhaft und sellschaftsverträglichkeit der ausgestrahlten Der Deutsche Kulturrat bedauert, dass die Kulturcluster zuverlässig gewährleistet werden muss. Angebote sollte dabei stets berücksichtigt Enquete-Kommission im Kapitel Kulturwirt- werden. Zudem werden die privaten Sender schaft nicht auf verschiedene Branchen ein- Der Deutsche Kulturrat teilt die Einschätzung, Unter der Prämisse dieses Kulturbegriffs ver- dazu aufgefordert, die Vielfalt der Kultur in gegangen ist. Ähnlich den Ausführungen zur dass Cluster für Unternehmen der Kultur- steht der Deutsche Kulturrat die Leistungen ihrer ganzen Breite zu berücksichtigen. öffentlichen Kulturförderung, bei denen auf wirtschaft nutzbringend sein können. Der des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als kulturelle Einrichtungen wie Theater, Orches- Deutsche Kulturrat ist allerdings skeptisch, einen wichtigen und unverzichtbaren Be- Der Deutsche Kulturrat schließt sich der ge- ter, Museen, Bibliotheken und soziokulturelle ob eine geplante Clusterbildung im Kulturbe- standteil zur Sicherung der Grundversorgung nerellen Forderung der Enquete-Kommission Zentren eingegangen wurde, wäre es auch reich den gewünschten Erfolg bringen kann. der Gesellschaft mit Kunst und Kultur. Bei der nach Zurückdrängung der Gestaltung des

DOKUMENTATION wichtig gewesen, auf die Spezifika und beson- Statt der Festlegung auf Kulturcluster hält der konkreten Ausgestaltung dieser kulturellen Programms durch freie Mitarbeiter in dieser deren Anforderungen der unterschiedlichen Deutsche Kulturrat eine bessere Abstimmung Grundversorgung durch den öffentlich-recht- Form nicht an. Zwar ist sich der Deutsche Branchen wie z.B. Buchmarkt, Kunstmarkt, zwischen Kultur- und Wirtschaftsförderung für lichen Rundfunk bedarf es der ständigen Kulturrat der Tatsache bewusst, dass freie Veranstaltungsmarkt, Musikmarkt einzugehen zielführender. internen wie öffentlichen Diskussion zur Mitarbeiter oftmals zu anderen Konditionen und hier konkrete Handlungsempfehlungen Sicherung von Qualitätsstandards. als Festangestellte beschäftigt werden. In zu unterbreiten. Ebenso ist bedauerlich, dass Zwischennutzung von Liegenschaften diesem Zusammenhang appelliert er an die die Enquete-Kommission nicht auf die Be- Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat Arbeitgeber, die Arbeit von Freien finanziell schäftigungswirkungen und den Arbeitsmarkt Der Deutsche Kulturrat begrüßt die For- zu den medienpolitischen Handlungsempfeh- angemessen zu honorieren. Oftmals, dies Kulturwirtschaft eingegangen ist. derung der Enquete-Kommission, dass lungen der Enquete-Kommission Stellung. Er gilt es zu bedenken, wird die Vielfalt der brachliegende öffentliche und private bezieht sich dabei auf die Handlungsempfeh- Beiträge gerade durch die Beschäftigung von Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat Liegenschaften stärker durch Unternehmen lungen 1 bis 9, Seite 157 der Bundestags- freien Mitarbeitern gewährleistet. Wichtig ist, zu einzelnen Handlungsempfehlungen der der Kulturwirtschaft und für Künstler genutzt drucksache 16/7000. dass die inhaltliche und gestalterische Qua- Enquete-Kommission Stellung. Er bezieht sich werden sollten. lität auch im Rahmen dieses „Outsourcings“ dabei auf folgende Handlungsempfehlungen In der vorliegenden Stellungnahme kon- weiterhin gewährleistet wird. der Enquete-Kommission veröffentlicht als Förderung der Kulturwirtschaft zentriert sich der Deutsche Kulturrat auf Bundestagsdrucksache 16/7000: die medienpolitischen Handlungsempfeh- Der Deutsche Kulturrat lehnt die Handlungs- Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forde- lungen der Enquete-Kommission. Diese empfehlung der Enquete-Kommission, in · die Handlungsempfehlungen 1 bis 3, Seite rung, dass insbesondere kleine und Kleinst- Stellungnahme steht im Kontext der weiteren der vorgeschlagen, wird den Kulturauftrag 349, unternehmen der Kulturwirtschaft stärker ge- Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den · die Handlungsempfehlungen 1 und 2, Seite fördert werden sollten. Der Deutsche Kulturrat zu Handlungsempfehlungen der Enquete- Rundfunkstaatsverträgen zu präzisieren, in 354, geht dabei davon aus, dass damit auch die Kommission „Kultur in Deutschland“. dieser Absolutheit ab. Vielmehr gilt es zuerst · die Handlungsempfehlungen 1 bis 3, Seite freischaffenden Künstler gemeint sind. Dabei zu prüfen, in welcher Form der Kulturauftrag 355, sollten sich nach Auffassung des Deutschen Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- in den einzelnen Verträgen bereits implizit · die Handlungsempfehlungen 1 bis 6, Seite Kulturrates die Instrumente der Kulturförde- fehlungen der Enquete-Kommission, oder explizit vorhanden ist. 358, rung bzw. kulturpolitischen Intervention und · die Handlungsempfehlungen 1 und 2, Seite der Wirtschaftsförderung ergänzen. Mit Nach- · dass der Kulturauftrag in den Leitlinien Der Deutsche Kulturrat lehnt ebenfalls die 360 sowie druck unterstreicht der Deutsche Kulturrat die und Selbstverpflichtungserklärungen Forderung nach der Beauftragung einer · die Handlungsempfehlungen 1 und 2. Empfehlung der Enquete-Kommission, dass der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal- externen Institution zur Evaluierung der alle künstlerischen Sparten gleichermaßen ten fortlaufend festgeschrieben wird. Eine Erfüllung des Kulturauftrages durch die öf- In der vorliegenden Stellungnahme konzent- in Fördermaßnahmen einbezogen und ggfs. transparentere und nachvollziehbarere fentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ab. riert sich der Deutsche Kulturrat auf die Hand- branchenspezifische Lösungen entwickelt Festlegung von Sendezeit, Erstausstrah- Zwar stimmt der Deutsche Kulturrat dem lungsempfehlungen der Enquete-Kommission werden müssen. lung, Eigenproduktion und Genrevielfalt ist Grundgedanken zu, dass die Erfüllung des zur Kulturwirtschaft. Diese Stellungnahme zu begrüßen, Kulturauftrags geprüft werden sollte. Aller- steht im Kontext der weiteren Stellungnahmen Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- dings ist dies keine staatliche Aufgabe. Die des Deutschen Kulturrates zu Handlungsemp- fehlungen der Enquete-Kommission nach · dass sich die öffentlich-rechtlichen und Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen fehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in einem besseren Zugang kulturwirtschaftlicher privaten Rundfunkanstalten dazu verpflich- Rundfunks ist ein hohes Gut. Es sollten Deutschland“. Unternehmen zu Krediten. ten, die Kulturberichterstattung in den daher eher die Aufsichtsgremien der öffent- Hauptnachrichtensendungen fest zu lich-rechtlichen Rundfunkanstalten gestärkt Erfassung der Kulturwirtschaft Sehr kritisch beurteilt der Deutsche Kulturrat verankern, werden. Sofern sie zu einer solchen Tätigkeit die Empfehlung an Länder und Kommunen nicht ausreichend ausgebildet wurden, muss Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Empfeh- kulturwirtschaftliche Kompetenzagenturen · dass die Sicherung der Klangkörper des eine Qualifizierung der entsprechenden Gre- lungen der Enquete-Kommission die Kultur- zu schaffen, Management-Sharing-Pro- öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den mien vorgenommen werden. wirtschaft intensiver zu untersuchen und einen gramme sowie auch externe Serviceleistung Selbstverpflichtungserklärungen bzw. in den Bundes-Kultur- und Kreativwirtschaftsbe- zu fördern. Diese Empfehlung kann an den Leitlinien festgeschrieben werden soll, Der Deutsche Kulturrat bedauert, dass sich richt vorzulegen. Dabei sollte jedoch nicht Bedürfnissen des Marktes vorbeigehen. die Enquete- Kommission nicht mit dem

DOKU von vorneherein ein Modell zur Darstellung der Erfolgversprechender erscheinen Beratungs- · dass die Sicherung der rundfunkspezi- Spannungsverhältnis zwischen Rundfunk Kulturwirtschaft (Drei-Sektoren-Modell bzw. und Fortbildungsmaßnahmen der Berufs- und fischen Kunstformen in den Selbstver- und Film auseinandergesetzt hat und dem- Wertschöpfungskette) vorgegeben werden. Fachverbände, die über das entsprechende pflichtungserklärungen bzw. in den Leitli- entsprechend auch keine Handlungsemp- Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erscheint die Branchen-Know-how verfügen. Die Teilnahme nien festgeschrieben werden soll, fehlungen ausgesprochen hat. Der Bereich Methodenvielfalt als der geeignetere Weg, an solchen Fortbildungsprogrammen sollte Film gehörte nicht zum Untersuchungsauftrag um die Kultur- und Kreativwirtschaft in einem unterstützt werden. · dass neben den öffentlich-rechtlichen der Enquete-Kommission und wurde daher Bericht abzubilden. Wichtiger als die vorherige Rundfunkanstalten auch die privaten Me- nicht behandelt. Festlegung auf ein Modell ist die Einpassung Kulturwirtschaft als Querschnittsaufgabe dien ihre Verantwortung für Kunst, Kultur eines solchen Berichts an die europäische und kulturelle Bildung annehmen und ihre Ebenso ist bedauerlich, dass keine Hand- und internationale Debatte. Dieses gilt glei- Der Deutsche Kulturrat teilt die Einschätzung kulturellen Leistungen diesbezüglich einer lungsempfehlungen zu den Herausforde- chermaßen für den Ausbau der Statistik (z.B. der Enquete-Kommission, dass Kultur- und kritischen Prüfung unterziehen. rungen und Chancen der Digitalisierung für Umsatzsteuerstatistik, Beschäftigtenstatistik). Kreativwirtschaft als Querschnittsaufgabe den Rundfunk formuliert wurden. Ebenso sollte bei der Überarbeitung der verschiedener Ressorts, wie z.B. Kultur, Bil- Ergänzend zur Festschreibung des Kulturauf- Wirtschaftszweigklassifikation die Kultur als dung, Recht, Finanzen, Arbeit und Soziales, trags in den Leitlinien und Selbstverpflich- Wirtschaftsfaktor berücksichtigt werden. angegangen werden sollte. tungserklärungen der öffentlich-rechtlichen Kultur-enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 17 DOKUMENTATION Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik für Künstlerinnen und Künstler Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den arbeits- und sozialrechtlichen Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission des Deutsche Bundestags „Kultur in Deutschland“

Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Kul- Künstler und Publizisten festzuhalten. § 36 Abs. 4 dahingehend zu ändern, dass zu kurz greift. Ein Atelier, ein Übungs- oder turrat, der Spitzenverband der Bundeskultur- Dieser offene Rechtsbegriff hat sich in der die Bundesagentur für Arbeit auch dann Probenraum ist für die künstlerische Arbeit verbände, begrüßt, dass die Enquete-Kommis- Vergangenheit bewährt und entspricht dem vermittelnd tätig werden darf, wenn die unerlässlich und sollte daher grundsätzlich sion in ihrem Schlussbericht ein erhebliches sich dynamisch entwickelnden Feld der künst- Personen überwiegend selbständig sind. ausgenommen werden. Augenmerk auf die soziale und wirtschaftliche lerischen und publizistischen Arbeit. Diese Form der Vermittlung entspricht der Lage der Künstler gelegt hat. Künstler schaffen Entwicklung des Arbeitsmarktes Kultur, der Weiter unterstützt der Deutsche Kulturrat die Werke, die von anderen verwertet oder Als eine drängende Zukunftsaufgabe sieht in besonderem Maße durch selbständige Tä- die Empfehlung, Arbeitsgelegenheiten in vermittelt werden können. Sie schöpfen die der Deutsche Kulturrat die Entwicklung von tigkeit geprägt ist. Viele Personen in diesem Kultureinrichtungen tatsächlich nur für Werke, die später in den Kultureinrichtungen, sozialen Sicherungsmodellen für in Kulturbe- Bereich sind wechselnd abhängig beschäftigt zusätzliche Aufgaben zu fördern. Arbeitsge- Museen, Bibliotheken oder Theatern, gezeigt rufen selbständig Tätigen, die nicht von der und selbständig tätig. Der Deutsche Kulturrat legenheiten dürfen nicht dazu missbraucht werden. Ohne zeitgenössische Kunst würde Künstlersozialversicherung erfasst werden. Der hat dieses bereits in seiner Resolution „Arbeit werden, den Kultur- oder Bildungshaushalt das kulturelle Leben verarmen und sich nur Deutsche Kulturrat unterstützt mit Nachdruck der Künstlerdienste der Bundesagentur für zu entlasten. noch auf die Vergangenheit beziehen. Daher die Empfehlung der Enquete-Kommission an Arbeit stärken – Deutscher Kulturrat fordert ist von eminenter Bedeutung, dass Künstler die Bundesregierung hier tätig zu werden. Änderung des Sozialgesetzbuches“ formuliert. Ausbildung und wirtschaftliche Künstler- von ihrer künstlerischen Arbeit leben können Darüber hinaus sieht der Deutsche Kulturrat Ebenso teilt der Deutsche Kulturrat die Auf- förderung und dass sie im Krankheits- oder Pflegefall die öffentlichen Zuwendungsgeber in der fassung, dass bei den Künstlerdiensten der Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- sowie für ihr Alter abgesichert sind. Verantwortung die von ihnen geförderten Kul- Bundesagentur für Arbeit der alte Zustand fehlungen der Enquete-Kommission, Künstler tureinrichtungen und -institutionen finanziell so wieder hergestellt werden sollte. besser auf den Markt vorzubereiten. Dies gilt Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat zu unterstützen, dass sozialversicherungs- insbesondere für die Empfehlungen: zu den arbeits- und sozialrechtlichen Hand- pflichtige Beschäftigungsverhältnisse Der Deutsche Kulturrat sieht nach wie vor lungsempfehlungen der Enquete-Kommission erhalten bzw. geschaffen werden können Probleme für Angehörige der Kulturberufe mit · in der Hochschulausbildung besser auf Stellung. Er bezieht sich auf dabei folgende und nicht in Werkverträge, Dienstverträge wechselnden und befristeten Anstellungen, den Markt vorzubereiten, von grundlegender Handlungsempfehlungen der Enquete-Kom- oder ähnliche Vertragsformen ausgewichen die erforderliche Rahmenfrist für den Bezug Bedeutung sind in diesem Zusammenhang mission veröffentlicht als Bundestagsdruck- werden muss. des Arbeitslosengeldes I einzuhalten. Der Kenntnisse im Urheber- und Leistungsschutz- sache 16/7000: aktuelle Rechtszustand führt dazu, dass zwar recht, im Steuerrecht sowie im Arbeits- und Der Deutsche Kulturrat bedauert, dass sich die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung abge- Sozialrecht, ebenso sollten auch Beratungs-, · Handlungsempfehlungen 1 bis 8 Enquete-Kommission nicht mit dem Problem führt wird, Arbeitslosengeld I aufgrund der ver- Fort- und Weiterbildungsangebote zur Exis- auf Seite 244, befasst hat, dass Künstler und Publizisten kürzten Rahmenfrist aber nicht in Anspruch tenzgründung und vor allem Existenzsiche- · Handlungsempfehlung 9 auf Seite 251, von Verwertern künstlerischer Leistungen genommen werden kann, da Künstler die er- rung dazu gehören, · Handlungsempfehlungen 1 bis 4 gedrängt werden, GmbHs zu gründen. Dieses forderliche Zahl an sozialversicherungspflichtig · interdisziplinäre Aspekte in der Hoch- auf Seite 292, besonders in der Designbranche anzutreffende beschäftigten Tagen innerhalb von zwei Jahren schulausbildung angemessen zu berück- · Handlungsempfehlungen 1 bis 5 Problem bedarf einer Lösung. nicht erreichen. Der Deutsche Kulturrat fordert sichtigen, auf Seite 297, daher, den alten Rechtszustand wiederher- · die wissenschaftliche Ausbildung in den · Handlungsempfehlungen 1 bis 3 Weiter unterstützt der Deutsche Kulturrat zustellen, nach dem die erforderliche Zahl Bereichen der neuen Medien und der Li- auf Seite 300, die Empfehlung der Enquete-Kommission an an sozialversicherungspflichtig beschäftigten teratur zu verstärken, · Handlungsempfehlungen 1 bis 5 Bund und Länder, ein besonderes Augenmerk Tagen in drei Jahren erreicht werden muss. · bestehende Instrumente der wirtschaft- auf Seite 302, auf die Einkommenssituation von Künstlern Sollte der alte Rechtszustand nicht wieder lichen Künstlerförderung zu evaluieren · Handlungsempfehlungen 1 bis 6 und Publizisten zu richten und dabei die be- hergestellt werden, teilt der Deutsche Kulturrat und gegebenenfalls weiterzuentwickeln, auf Seite 305, stehenden Ansatzpunkte im Urheberrecht mit die Empfehlung der Enquete-Kommission, · die Erforschung und Förderung „neuer Tätig- DOKUMENTATION · Handlungsempfehlungen 1 bis 6 zu berücksichtigen. dass eine Sonderregelung für in Kulturberufen keitsfelder und Märkte“ fortzuführen, auf Seite 312, Tätige geschaffen werden sollte und verweist · die Entwicklung von auf Künstlern zuge- · Handlungsempfehlungen 1 und 2 Als zentral erachtet der Deutsche Kulturrat auf seine Resolution „Rahmenfrist zum Bezug schnittenen Kreditmöglichkeiten. auf Seite 313 und die Empfehlung der Enquete-Kommission an für Arbeitslosengeld I den Anforderungen des · Handlungsempfehlungen 1 und 2 die Länder, die soziale Künstlerförderung Kulturbereiches anpassen“, die der der En- Mit Blick auf künftige Kultur- und Kreativ- auf Seite 317. zu evaluieren und gegebenenfalls auszubau- quete-Kommission entspricht. wirtschaftsberichte empfiehlt die Enquete- en. Das gilt nach Auffassung der Deutschen Kommission, eine verstärkte Aufmerksamkeit In der vorliegenden Stellungnahme kon- Kulturrates gleichermaßen für die Deutsche Mit Blick auf das Arbeitslosengeld II begrüßt auf selbständige Künstler und Publizisten zu zentriert sich der Deutsche Kulturrat auf die Künstlerhilfe, die in der Verantwortung des der Deutsche Kulturrat, dass die Enquete-Kom- richten und die Vor- und Nachteile der Selb- arbeits- und sozialrechtlichen Handlungsemp- Bundes und der Länder liegt und beim Bun- mission das Problem der möglichen Anrech- ständigkeit umfassend in den Blick zu neh- fehlungen der Enquete-Kommission. Diese despräsidenten angesiedelt ist. nung der Arbeits- und Produktionsmittel men. Diese Empfehlung wird vom Deutschen Stellungnahme steht im Kontext der weiteren sowie von Kunstwerken als Vermögen bei der Kulturrat mit Nachdruck unterstützt. Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu Mit Blick auf die Statusfeststellung, ob ein Grundsicherung gesehen hat. Der Deutsche Handlungsempfehlungen der Enquete-Kom- Künstler als selbständiger oder als abhängig Kulturrat ist allerdings der Auffassung, dass Ebenso begrüßt der Deutsche Kulturrat die mission „Kultur in Deutschland“. Beschäftigter gilt, gibt es zwischen der sozial- die Empfehlung der Enquete-Kommission, Empfehlung der Enquete-Kommission, Künst- versicherungsrechtlichen und der steuerrecht- nur selbstgeschaffene Arbeits- und Produk- ler bei der Erschließung neuer Aufgaben- Künstlersozialversicherung lichen Beurteilung Unterschiede. Der Deutsche tionsmittel sowie Kunstwerke auszunehmen, felder zu unterstützen. Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Kulturrat sieht weiteren Diskussionsbedarf mit Enquete-Kommission sich unmissverständlich Blick auf die Empfehlung der Enquete-Kom- und klar zur Künstlersozialversicherung mission, dass die Statusfeststellung durch die bekennt und dass die Künstlersozialversi- Künstlersozialkasse auch für die Finanzverwal- Kultur in Europa cherung als „wichtiges Element der sozialen tung bindende Wirkung erhalten sollte. Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den europakulturpoli- und kulturellen Künstlerförderung“ weiterhin tischen Handlungsempfehlungen des Schlussberichts der Enquete-Kom- gestärkt werden soll. Dieses gilt gleicherma- Abgabepflichtige Unternehmen mission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“ ßen für die Künstlersozialversicherung als Der Deutsche Kulturrat unterstreicht die grundlegender Säule der Alterssicherung Empfehlung der Enquete-Kommission an von selbständigen Künstlern und Publizisten. die Künstlersozialkasse, besser über ihre Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche · „Europäische Normsetzung und ihr Einfluss Der Deutsche Kulturrat unterstreicht, dass Arbeit zu informieren. Ebenso unterstützt Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskul- auf Kultur in Deutschland“ (Seite 419), es aus Gründen der Beitrags- und Wettbe- der Deutsche Kulturrat die Empfehlung, dass turverbände, begrüßt, dass sich die Enquete- · „Vertretung deutscher Kulturpolitik in der werbsgerechtigkeit unabdingbar ist, dass alle die Künstlersozialkasse mit gemeinnützigen Kommission des Deutschen Bundestages Europäischen Union“ (Seite 420), künstlersozialabgabepflichtigen Unternehmen Vereinen Einzelvereinbarungen zur Abgeltung „Kultur in Deutschland“ in ihrem Abschluss- · „Kulturhauptstädte Europas und europäische tatsächlich ihrer Verpflichtung nachkommen. rückwirkender Vergütungsansprüche schließen bericht sehr deutlich dafür ausgesprochen hat, Kulturprojekte“ (Seite 424 bis 425), Der Deutsche Kulturrat unterstützt in diesem kann. Mit einer besseren Informationspolitik dass sich die Bundesregierung für den Aufbau · „Der Prozess globaler Normentwicklung Zusammenhang die zurzeit stattfindende kon- sollten solche rückwirkenden Vergütungsan- kreativer Partnerschaften zwischen dem durch die UNESCO-Konventionen“ (Seite sequente Prüfung von Unternehmen durch die sprüche nicht mehr entstehen. Kultursektor und anderen Sektoren einsetzen 429), Deutsche Rentenversicherung. und verstärken soll, um die gemeinsamen · „Kultur in den internationalen Handelsbezie- Der Deutsche Kulturrat wendet sich gegen europäischen Grundwerte zu betonen. hungen“ (Seite 429), Der Deutsche Kulturrat nimmt zur Kenntnis, die Empfehlung der Enquete-Kommission · „WTO/GATS“ (Seite 431) sowie auf dass die Enquete-Kommission empfiehlt, den bei der Künstlersozialabgabe eine Geringfü- Als besonders wichtig erachtet der Deutsche · „Situation und Förderung der UNESCO- Bundeszuschuss bei 20% stabil zu halten. gigkeitsgrenze von 300,– Euro einzuführen. Kulturrat den Appell an die Bundesregierung, Welterbestätten in Deutschland“ (Seite Der Deutsche Kulturrat sieht keinen Grund, Eine solche Geringfügigkeitsgrenze läuft dem die zivilgesellschaftlichen Akteure bei der 208). von seiner bestehenden Forderung einer Wie- Ziel entgegen, alle abgabepflichtigen Unter- Gestaltung einer europäischen Kulturpolitik derherstellung des alten Bundeszuschusses nehmen tatsächlich zur Künstlersozialabgabe einzubeziehen. Der Deutsche Kulturrat verweist Der Deutsche Kulturrat folgt in seiner vorlie- von 25% abzurücken. heranzuziehen. aber darauf, dass die zivilgesellschaftlichen Ak- genden Stellungnahme dieser Einteilung. teure Unterstützung und Ressourcen bedürfen, DOKU Ferner begrüßt der Deutsche Kulturrat die Weiter begrüßt der Deutsche Kulturrat fol- um den Prozess einer gemeinsamen europä- In dieser Stellungnahme konzentriert sich der Empfehlungen der Enquete-Kommission, dass gende Empfehlungen: ischen Gestaltung von Kultur voranzutreiben. Deutsche Kulturrat auf die europapolitischen die unter die Generalklausel fallenden Un- · Bildung von Schwerpunktausschüssen bei Handlungsempfehlungen der Enquete-Kom- ternehmen sowie die Eigenwerber weiterhin der Deutschen Rentenversicherung für das Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat zu mission. Diese Stellungnahme steht im künstlersozialabgabepflichtig sein sollen. Aufgabengebiet Künstlersozialversicherung, einzelnen Handlungsempfehlungen zur Kultur Kontext der weiteren Stellungnahmen des Damit unterstreicht die Enquete-Kommission · Prüfung, inwiefern Verwerter mit Sitz im in Europa des Schlussberichts der Enquete- Deutschen Kulturrates zu den Handlungsemp- nochmals die Bedeutung des Bundesverfas- Ausland, die im Inland Entgelte an selb- Kommission Stellung. Er bezieht sich dabei fehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in sungsgerichtsurteils aus dem Jahr 1987 zum ständige Künstler und Publizisten zahlen, in auf die Handlungsempfehlungen der Enquete- Deutschland“. Kreis der abgabepflichtigen Unternehmen. die Künstlersozialversicherung einbezogen Kommission in den folgenden Unterkapiteln, werden können. veröffentlicht als Bundestagsdrucksache Versicherte Künstler 16/7000: Als besonders wichtig erachtet der Deutsche Arbeitslosenversicherung Kulturrat, dass die Enquete-Kommission Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- · „Entwicklung eines europäischen Kulturver- Weiter auf Seite 18 empfiehlt, am offenen Rechtsbegriff der fehlung der Enquete-Kommission SGB III ständnisses“ (Seite 414 bis 415), Kultur-Enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 18

DOKUMENTATION koordinieren und eine gegenseitige Informa- · an die Bundesregierung, sich in den euro- den Weg zu bringen und im Rahmen eines Fortsetzung von Seite 17 tion und Abstimmung erfolgt. Der Deutsche päischen Gremien dafür einzusetzen, dass Ausführungsgesetzes eine innerstaatlich ver- Kulturrat vertritt ebenfalls die Ansicht, dass an andere Staaten keine Forderungen pflichtende Bindungswirkung für das Welterbe Deutschland auf EU-Ebene eine gemeinsame betreffend der Kultur- und Mediendienst- zu schaffen und die Verpflichtungen aus der Entwicklung eines europäischen Kultur- starke Vertretung braucht. leistungen gerichtet und keine abschlie- Welterbe-Konvention in Bundesgesetzen verständnisses ßenden Listen von Kulturinstitutionen und zu verankern. Der Deutsche Kulturrat macht Instrumente europäischer Kulturpolitik und -einrichtungen zur Einbeziehung in die GATS- darüber hinaus deutlich, dass es eine klare Der Deutsche Kulturrat nimmt zur Kenntnis, ihre Wirkungen auf Kultur in Deutschland Verhandlungen erstellt werden, Richtung bezüglich der Zuständigkeiten dass die Enquete-Kommission Bund und · an die Länder, sich im so genannten „Be- der Welterbe-Konvention geben müsse, so Ländern empfiehlt, den für die europäische Aufgrund der Tatsache, dass viele Förderungen sonderen Ausschuss“ nach Artikel 133 EG- dass Bund und Länder nicht gegeneinander Kulturpolitik vorgeschlagenen Prozess der für kleinere Kulturanbieter daran scheitern, Vertrag ebenfalls dafür einsetzen, dass von agieren. Diese Klärung sollte von der Politik offenen Koordinierung unter Wahrung des dass der Verwaltungsaufwand für die Förder- europäischer Seite in den GATS-Verhand- ausgehen, ggf. im Form einer Mediations- Prinzips der Subsidiarität zu unterstützen anträge sehr hoch ist, unterstützt der Deutsche lungen für den Kultur- und Medienbereich stelle, die beim Beauftragten der Bundesre- und aktiv mitzugestalten. In seinem Positi- Kulturrat die Forderung der Enquete-Kom- keine Angebote gemacht werden. gierung für Kultur und Medien und dem dort onspapier zur Mitteilung der EU-Kommission mission an Bund und Länder, sich für eine bestehenden Referat für die Angelegenheiten „Eine europäische Kulturagenda im Zeichen Vereinfachung der Antragsmodalitäten auf Situation und Förderung der UNESCO- der deutschen UNESCO-Welterbestätten der Globalisierung“ hat sich der Deutsche der EU-Ebene und praktikablere Abrech- Welterbestätten in Deutschland angesiedelt ist, und die die Aktivitäten der Kulturrat ausführlich mit der offenen Metho- nungsmechanismen einzusetzen. verschiedenen Bundesressorts koordiniert de der Koordinierung beschäftigt. Er verweist Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion um und abstimmt, so wie es die Enquete-Kom- noch einmal darauf, dass die Befugnisse der Kulturhauptstädte Europas und europä- das UNESCO-Welterbe des Dresdner Elbtals mission in ihrem Abschlussbericht fordert. Mitgliedstaaten mit dieser Form der Zusam- ische Kulturprojekte unterstützt der Deutsche Kulturrat mit Nach- Der Deutsche Kulturrat sieht aber noch wei- menarbeit nicht untergraben werden dürfen druck die Forderung der Enquete-Kommission teren Diskussionsbedarf bei der Forderung, und, wie es die Enquete-Kommission fordert, Der Deutsche Kulturrat teilt die Auffassung der an die Bundesregierung, ein Vertragsgesetz dass die Zuweisung von Bundesmitteln an die das Subsidiaritätsprinzip und vor allem die Enquete-Kommission, dass sich die Bundesre- zur Umsetzung der UNESCO-Welterbekon- Verpflichtung zur Teilnahme an einer Mediation Eigenständigkeit der einzelnen Kulturpolitiken gierung dafür einsetzen muss, dass Formen der vention in Abstimmung mit den Ländern auf im Konfliktfall geknüpft werden. stets gewahrt bleiben müssen. Deklaration und Würdigung zeitgenössischer Europäischer Kunst entwickelt werden. Europäische Normsetzung und ihr Einfluss auf Deutschland Der Deutsche Kulturrat unterstützt zudem die Handlungsempfehlung der Enquete-Kommis- Zuwendungsrecht und bürger- Insbesondere fordert der Deutsche Kulturrat sion, dass Gespräche mit den Akademien der schaftliches Engagements von Bund und Ländern die zügige Umsetzung Künste in der Bundesrepublik Deutschland, Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den engagementpolitischen der Handlungsempfehlung, insbesondere mit der vom Bund finanzierten Handlungsempfehlungen im Schlussbericht der Enquete-Kommission des Akademie der Künste zu Berlin, gesucht werden Deutschen Bundestags „Kultur in Deutschland“ · den Konsens in der Europäischen Union sollen, um die Arbeit an einem europäischen darüber zu erhalten, dass die Nationalstaa- Netzwerk von Akademien der Künste der ten und ihre Gebietskörperschaften in ihrer Nationalstaaten der Europäischen Union zu Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche durch ein angepasstes Zuwendungsrecht Entscheidung, was sie in der Kultur fördern, fördern und gemeinsame Überlegungen der Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskul- bürgerschaftliches Engagements unterstützt autonom bleiben, Akademien für einen institutionellen Rahmen turverbände, begrüßt, dass die Enquete-Kom- werden kann. Die Handlungsempfehlungen · sich für eine kohärente europäische Kulturpo- wie zum Beispiel eine europäische Akademie mission des Deutschen Bundestags „Kultur der Enquete-Kommission zielen neben einer litik bei gleichzeitiger Wahrung der Subsidi- der Künste zu entwickeln. Als ein gutes Bei- in Deutschland“ einen deutlichen Akzent auf Entbürokratisierung insbesondere darauf ab, arität einzusetzen und bei der Europäischen spiel für einen solchen institutionellen Rahmen das bürgerschaftliche Engagement im Kultur- die Rahmenbedingungen zur Eigenerwirtschaf- Kommission darauf hinzuwirken, dass die sieht der Deutsche Kulturrat die European bereich gelegt hat. Die Enquete-Kommission tung von Mitteln bei Zuwendungsempfängern Kulturverträglichkeitsklausel des Amsterda- Film Academy an, die sich mit Preisen und hat ihrem Bericht unterstrichen, dass das zu stärken. Dieses ist zu begrüßen. Insbeson- mer Vertrags mit Leben erfüllt wird. Workshops für die Förderung und Stärkung kulturelle Leben in Deutschland durch das dere fordert der Deutsche Kulturrat von den DOKUMENTATION einer europäischen Filmkultur einsetzt. bürgerschaftliche Engagement, den öffent- öffentlichen Zuwendungsempfängern in Bund, Darüber hinaus begrüßt der Deutsche Kultur- lichen Kulturbetrieb sowie die Kulturwirtschaft Ländern und Gemeinden die Umsetzung der rat die Forderung der Enquete-Kommission Der Deutsche Kulturrat fordert, wie die Enquete- geprägt ist. Erst aus dem Zusammenwirken Handlungsempfehlung, an die Bundesregierung und die Europäische Kommission, dass sich die Bundesregierung zu- dieser verschiedenen Akteure entsteht das Kommission, besser über europäische Ent- dem dafür stark macht, dass eine Initiative zur kulturelle Leben in Deutschland. Als besonders · dass ein ausgewogenes Verhältnis von ins- scheidungsprozesse zu informieren und eine Schaffung einer Europäischen Kulturstiftung wichtig erachtet der Deutsche Kulturrat den titutioneller Förderung und Projektförderung nationale Positionsfindung zu erleichtern. ergriffen wird, die in Anlehnung an das Modell Appell an Bund und Länder, die Rahmenbedin- hergestellt wird, Der Deutsche Kulturrat spricht sich ebenfalls der Kulturstiftung des Bundes staatenübergrei- gungen für bürgerschaftliches Engagement so · dass stärker das Instrument der Festbe- dafür aus, dass zugleich die Partner im euro- fende Kulturprojekte initiiert und das Forum für zu gestalten, dass sich die Bürger unabhängig tragsfinanzierung genutzt wird, um Anreize päischen Dialog auch mit Blick auf die Zahl der einen paneuropäischen Kulturdialog darstellt. von ihrem sozialen Status engagieren können. zur Erwirtschaftung von Eigenmitteln zu Menschen bzw. Institutionen, die sie vertreten, Der Deutsche Kulturrat unterstreicht, dass Bürgerschaftliches Engagement ermöglicht im schaffen und dass diese Umstellung zu kei- stärker berücksichtigt und einbezogen werden es wichtig ist, dass zum einen dieser Fonds Kulturbereich vielen Menschen den Zugang zu ner Reduzierung der Förderung führen soll, müssen. Weiter sollten die Ergebnisse der em- staatsfern Mittel vergibt und zum anderen die Kultur. Der Laienkultur wird dabei vom Deut- · dass, wenn Fehlbedarfsfinanzierungen pirischen Kulturforschung häufiger genutzt Vergabemuster eines solchen Fonds im Vorfeld schen Kulturrat ein besonderer Stellenwert gewährt werden, gewährleistet wird, dass werden. Das gilt insbesondere auch für den klar benannt werden müssen. eingeräumt. Leertitel eingerichtet werden, damit zusätz- Dialog mit den in der Zivilgesellschaft ver- liche Mittel von möglichen Spendern nicht zu ankerten Organisationen der Nationalstaaten. Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Handlungs- Mit dem klaren Bekenntnis zur Zeitspende Rückforderungen bei Zuwendungen führen, So unterstützt der Deutsche Kulturrat die Emp- empfehlung der Enquete-Kommission an die als einer tragenden Säule des Engagements · dass vermehrt Mittel zur Selbstbewirtschaf- fehlung der Enquete-Kommission an die Bun- Bundesregierung, das EU-Jugendprogramm im Kulturbereich eröffnet die Enquete-Kom- tung zugewiesen werden, desregierung und Europäische Kommission, „Jugend in Aktion“ und den Europäischen mission eine neue Sichtweise auf die Leis- · dass vermehrt vereinfachte Verwendungs- die Zivilgesellschaft und ihre Organisationen Freiwilligendienst zum Erwerb interkulturel- tungen bürgerschaftlich Engagierter und nachweise als Beleg für die ordnungsge- in die Lage zu versetzen, die europäische Kul- ler Kompetenzen aktiv dadurch zu fördern, zivilgesellschaftlicher Organisationen. Die im mäße Mittelbewirtschaftung ausreichen, turpolitik sparten- und bereichsübergreifend dass die Programme in der Bundesrepublik Bericht angesprochene monetäre Bewertung · dass das Besserstellungsverbot gelockert zu begleiten, nationale Diskussionsprozesse Deutschland beworben und die Antragsverfah- der Zeitspende eröffnet die Chance zu einer wird, zu europäischen Diskussionen und den Kon- ren vereinfacht werden. Darüber hinaus fordert realistischeren Bewertung der Eigenleistung · dass die Zeitspende als geldwerte Leis- takt zu ähnlichen Zusammenschlüssen aus der Deutsche Kulturrat, dass das Programm von Vereinen und Verbänden. tung bei Förderungen als Eigenleistung an- anderen EU-Mitgliedsstaaten zu fördern. Der „Jugend in Aktion“ stärker für den Jugendkul- erkannt wird sowie Abrechnungsmodalitäten Deutsche Kulturrat verweist diesbezüglich turaustausch geöffnet wird. Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat besser abgestimmt werden, noch einmal darauf, dass darüber hinaus auch zu einzelnen Handlungsempfehlungen der · dass die Zuwendungsgeber über die recht- die politisch legitimierten Partner für einen Kultur in den internationalen Handelsbe- Enquete-Kommission (Bundestagsdrucksache lichen Verpflichtungen aus der Künstlerso- solchen Dialog identifiziert werden müssen. ziehungen 16/7000) Stellung. Er bezieht sich dabei auf: zialversicherung informieren, Diese Dialogstrukturen müssen eigenständig · dass ein Teil der öffentlichen Zuschüsse für wachsen. Der Deutsche Kulturrat fordert die zügige · die Handlungsempfehlungen 1 bis 7, Fundraising verwandt werden kann. Umsetzung der Handlungsempfehlung der Seite 171, Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- Enquete-Kommission an Bund und Länder, · die Handlungsempfehlungen 1 bis 7, Über die Handlungsempfehlungen der En- fehlung der Enquete-Kommission an Bund, ein besonderes Augenmerk auf die Umset- Seite 189 sowie quete-Kommission hinausgehend regt der Länder und Kommunen, bei Privatisierungen zung des „UNESCO-Übereinkommens zum · die Handlungsempfehlung 3, Seite 199. Deutsche Kulturrat an, dass die Haushaltstitel im Kulturbereich dafür Sorge zu tragen, dass Schutz und zur Förderung der Vielfalt kul- von Zuwendungsempfängern gegenseitig de- diese Privatisierungen nicht zu einer rein tureller Ausdrucksformen“ (Konvention Kul- In der vorliegenden Stellungnahme konzentriert ckungsfähig sein sollten. wirtschaftlichen Betrachtung der Kulturein- turelle Vielfalt) zu legen. Zudem unterstützt der sich der Deutsche Kulturrat auf die engage- richtung führen und bei diesen Entscheidungen Deutsche Kulturrat die Forderung, dass unter mentpolitischen Handlungsempfehlungen der Der Deutsche Kulturrat lehnt die Handlungs- mögliche europarechtliche Implikationen be- Einbeziehung der Bundeskulturverbände Enquete-Kommission. Diese Stellungnahme empfehlung der Enquete-Kommission, dass reits im Vorfeld beachtet werden sollen. evaluiert werde, inwieweit die Anforderungen steht im Kontext der weiteren Stellungnahmen die Kooperation und Vernetzung von Zu- an kulturelle Vielfalt bereits erfüllt werden und des Deutschen Kulturrates zu Handlungsemp- wendungsempfängern zu einer Bedingung Vertretung deutscher Kulturpolitik in der welche Maßnahmen zur Erfüllung der Konven- fehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in der öffentlichen Förderung gemacht wird, DOKU Europäischen Union tion noch ergriffen werden müssen. Deutschland“. ab. Eine solche Bedingung ist ein Eingriff in die Trägerautonomie. Kooperation und Vernet- Bereits in seiner Stellungnahme zur Mittei- GATS und WTO Handlungsempfehlungen zum zung können nicht verordnet werden, sondern lung der EU-Kommission „Eine europäische Zuwendungsrecht müssen auf einer freiwilligen, vertrauensvollen Kulturagenda im Zeichen der Globalisierung“ Der Deutsche Kulturrat fordert die zügige Um- Zusammenarbeit beruhen. hat der Deutsche Kulturrat Bund und Länder setzung der Handlungsempfehlung Vereine und Verbände im Kulturbereich finan- aufgefordert, sich aktiv an der Ausgestaltung zieren ihre Arbeit neben dem bürgerschaft- Ebenso lehnt der Deutsche Kulturrat die Emp- einer europäischen Kulturagenda zu beteili- · an die Bundesregierung, dass von der Euro- lichen Engagement sowie den Einnahmen fehlung ab, dass Fördermodelle entwickelt gen und stärker als bisher gemeinsam diesen päischen Union keine Liberalisierungsan- aus Mitgliedsbeiträgen teilweise zusätzlich werden sollen, nach denen eine Förderung Prozess inhaltlich zu begleiten und zu steuern. gebote für den Kultur- und Medienbereich aus Zuwendungen der öffentlichen Hände. erst dann gewährt wird, wenn weitere Mit- Dementsprechend unterstützt der Deutsche und auch im Falle von Handelszugeständ- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass sich Kulturrat die Forderung der Enquete-Kommis- nissen in anderen Dienstleistungsbereichen die Enquete-Kommission ausführlich mit sion an Bund und Länder, dass sie im Rahmen keine Zugeständnisse bei Kultur- und Medi- dem Zuwendungsrecht befasst hat und Weiter auf Seite 19 von Artikel 23 Absatz 6 GG ihr Vorgehen eng endienstleistungen gemacht werden, hier konkrete Vorschläge unterbreitet, wie Kultur-enquete politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 19

Verwaltungsaufwands, da zumeist unterschied- Der Deutsche Kulturrat begrüßt die For- Der Deutsche Kulturrat fordert wie die En- DOKUMENTATION Fortsetzung von Seite 18 liche Anforderungen gestellt werden. derung der Enquete-Kommission, einen quete-Kommission die Länder auf, dass in den eigenen Fonds für Laienkultur einzurichten Sparkassengesetzen die Kulturförderung Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass Bund und sieht hier die Bundesregierung in der verankert bzw. beibehalten werden sollte. tel aus anderen Quellen gewonnen werden. und Ländern empfohlen wird, im Kulturfinanz- Pflicht. Auch hier wird die Frage der Trägerautonomie bericht private Spenden und Sponsoring Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forde- berührt. Der Deutsche Kulturrat ist der Auffas- zu erfassen, um so eine noch aussage- Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forde- rung, dass ähnlich Bund, Ländern und Gemein- sung, dass es Vereinen und Kultureinrichtungen kräftigere Kulturstatistik zu erhalten. Der rung an den Bundesrechnungshof, dass er den auch Stiftungen stärker das Instrument offen stehen sollte, mit einem oder mehreren Deutsche Kulturrat fordert darüber hinaus, in seinen Berichten eine geprüfte Institution der institutionellen Förderung nutzen sollten, Förderern zusammenzuarbeiten. Die Vorgabe dass auch die Zeitspende und Mitglieds- in Gänze würdigt und vor der Kritik zunächst um die kontinuierliche Arbeit im Kulturbereich einer Zusammenarbeit mit mehreren Förderern beiträge in der Kulturstatistik berücksichtigt die gelungenen Aspekte der Arbeit heraus- zu unterstützen. führt teilweise zu einem Dominoeffekt, dass, werden. Sowohl die Zeitspende als auch die stellt. Ebenso teilt der Deutsche Kulturrat die Der Deutsche Kulturrat teilt die Handlungs- wenn eine Förderung nicht gewährt wird, auch Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen stellen Empfehlung der Enquete-Kommission, dass empfehlung der Enquete-Kommission, dass die die anderen zurückgezogen werden und damit eine verlässliche Größe bei den Eigenein- Vorberichte der Öffentlichkeit nicht zugänglich Künstlersozialkasse Kulturvereine spezifiziert ein Vorhaben als solches gefährdet wird. Darü- nahmen von Vereinen dar und sollten daher gemacht werden dürfen und mögliche Verstö- über die Abgabepflicht informieren und dabei ber hinaus bedeutet eine Zusammenarbeit mit Bestandteil einer verbesserten Kulturstatistik ße gegen diesen Vertrauensschutz geahndet auch auf die Möglichkeit von Ausgleichsverei- mehreren Förderern generell eine Erhöhung des werden. werden müssen. nigungen hinweisen sollte.

Staatsverständnis, Staatsziel Kultur und öffentliche Kulturfinanzierung Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den übergreifenden Fragestellungen im Schlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“

Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche der Abgeordneten besonders hervorgehoben, Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Kindesalter. Weiter begrüßt der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundes- dass der Bürger der größte Kulturfinanzier in Empfehlung der Enquete-Kommission, den Kulturrat die Empfehlung, dass ein Bericht kulturverbände, begrüßt, dass die Enquete- Deutschland sei. Und zwar zuerst als Nutzer Deutschen Übersetzerfonds in seiner zur gegenwärtigen Förderung von Interkultur Kommission „Kultur in Deutschland“ ihren von Kulturangeboten, dann als bürgerschaft- finanziellen Ausstattung den anderen Fonds und Migrantenkultur erarbeitet werden soll- Schlussbericht pünktlich zur Hälfte der Legis- lich Engagierter durch Zeit- oder Geldspen- gleichzustellen. te. Ebenso geht der Deutsche Kulturrat mit laturperiode vorgelegt hat. Es besteht so die den und erst zum Schluss als Steuerzahler. der Empfehlung der Enquete-Kommission Chance, dass Handlungsempfehlungen der Das private Engagement, sei es ökonomisch Der Deutsche Kulturrat unterstützt mit konform, die Forschung in diesem Feld zu Enquete-Kommission von Abgeordneten des oder mäzenatisch, trägt also zu einem großen Nachdruck die Empfehlung, die Förder- und verstärken. Deutschen Bundestags oder von der Bundes- Teil den Kulturbereich. Dennoch durchzieht Trägerstiftungen von Bund, Ländern und regierung aufgenommen und entsprechende den Schlussbericht der Enquete-Kommission Kommunen entweder mit einem ange- Kultur und demografischer Wandel Gesetzesanträge in dieser Legislaturperiode ein Verständnis, das den Staat in den Mit- messenen Stiftungskapital auszustatten in den Deutschen Bundestag eingebracht telpunkt rückt. Dies beginnt mit dem Begriff oder aber langfristige Finanzierungsver- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass sich die werden. des aktivierenden Kulturstaats, der ein einbarungen einzugehen. Nur so kann die Enquete-Kommission mit den Auswirkungen Proprium des Staates im kulturellen Leben Stiftungsidee umgesetzt werden. Ebenso des demografischen Wandels auf das kul- Der Schlussbericht der Enquete-Kommission beinhaltet und endet damit, dass zwar auf sollten die Entscheidungsgremien staatsfern turelle Leben auseinandergesetzt hat. Der (Bundestagsdrucksache 16/7000) ist das die spezifischen Anforderungen der verschie- besetzt werden. Deutsche Kulturrat selbst hat sich in seiner umfänglichste Kompendium zur „Kultur denen Kultureinrichtungen wie Bibliotheken, Stellungnahme „Kulturelle Bildung – Eine in Deutschland“, das bislang vorgelegt Museen, soziokulturellen Zentren und Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Emp- Herausforderung durch den demografischen wurde. Es wurde der gesamte Kulturbereich Theatern eingegangen, die Kulturwirtschaft fehlung, nach der Bund und Länder ihre Wandel“ mit dem Themenkomplex demo- DOKUMENTATION in Deutschland in Hinblick auf Strukturen aber über einen Kamm geschoren wird und Förderpraxis zum Erhalt der kulturellen grafischer Wandel und kulturelle Bildung und Rahmenbedingungen vermessen. Der spartenspezifische Bedingungen und Anfor- Substanz in den neuen Ländern fortfüh- befasst und hat hier konkrete Forderungen Dreiklang Bestandsaufnahme, Problem- derungen keine Berücksichtigung finden. Der ren sollen. Ebenso begrüßt der Deutsche zur Sicherung der kulturellen Bildungsland- beschreibung und Handlungsempfehlung Deutsche Kulturrat hätte begrüßt, wenn die Kulturrat die Ausdehnung des „Leuchtturm- schaft auch in strukturschwachen und in ermöglichte eine Beschreibung des Ist- Enquete-Kommission statt eine Grundent- programms“ der Bundesregierung auf alle bevölkerungsarmen Regionen unterbreitet. Zustands, eine Analyse der vorhandenen scheidung für das Leitbild des aktivierenden Bundesländer. Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass diese Probleme sowie die Skizzierung von kon- Kulturstaats zu fällen, der Kulturwirtschaft, Vorschläge von der Enquete-Kommission kreten Vorschlägen zur Lösung dieser der Zivilgesellschaft und dem bürgerschaft- Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Empfeh- aufgegriffen wurden und dass die Enquete- Probleme. Dank dieses Vorgehens liegen lichen Engagement eine grundlegendere lung, die Kulturfinanzierung in der Haupt- Kommission eine verstärkte interkommunale nunmehr fast 500 Handlungsempfehlungen Bedeutung gegeben hätte. stadt gemäß Art. 22 Abs. 1 Grundgesetz Zusammenarbeit und mobile Angebote für vor, die sich an die Bundesregierung, den durch ein Bundesgesetz festzulegen. solche Regionen empfiehlt. Deutschen Bundestag, die Länder, die Kom- Staatsziel Kultur munen sowie an die unmittelbaren Akteure Die Empfehlung der Enquete-Kommission, Kulturarbeit gemäß § 96 Bundesvertrie- und ihre Organisationen richtet. Bereits in ihrem Zwischenbericht hat sich nach der ein regelmäßiges Projekt- und benengesetz die Enquete-Kommission klar für das Zuwendungscontrolling stattfinden sollte, Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Staatsziel Kultur im Grundgesetz ausge- ist aus Sicht des Deutschen Kulturrates Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Enquete-Kommission ihren Untersuchungs- sprochen und empfohlen, Art. 20 GG um interessant. Bevor ein weiteres zusätzliches Enquete-Kommission das Thema Kulturar- und Beratungsauftrag so verstanden hat, einen Abschnitt b mit dem Wortlaut „Der Berichtswesen eingeführt wird, muss aber beit gemäß § 96 Bundesvertriebenengesetz auch den Ländern und Kommunen konkrete Staat schützt und fördert die Kultur“ zu zunächst zusätzliches Personal für die jewei- aufgegriffen und sich damit auseinanderge- Handlungsempfehlungen zur Verbesserung ergänzen. Diese Handlungsempfehlung der ligen Zuwendungsempfänger bereitgestellt setzt hat. der Rahmenbedingungen für Kunst und Kul- Enquete-Kommission wird vom Deutschen werden, damit diese Berichtsaufgaben wahr- tur zu unterbreiten. Nur so war es möglich, Kulturrat nachdrücklich unterstützt. Diese genommen werden können. Jede zusätzliche Kultur im ländlichen Raum dem umfassenden Untersuchungs- und Be- Handlungsempfehlung sollte noch in dieser Evaluierung ohne zusätzliches Personal geht ratungsauftrag der Enquete-Kommission und Legislaturperiode umgesetzt werden, um sonst zu Lasten der geförderten Vorhaben. Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die dem Anspruch, die Kultur in Deutschland in ein nachdrückliches Signal für die Kultur in Enquete-Kommission auch das kulturelle den Blick zu nehmen, gerecht zu werden. Deutschland zu setzen. Der Deutsche Kulturrat lehnt die Empfehlung Leben abseits der Metropolen in den Blick der Enquete-Kommission ab, nach der die genommen hat. Kultur findet eben nicht nur Der Deutsche Kulturrat bezieht in einzelnen Öffentliche Kulturfinanzierung Kulturstiftung des Bundes und die Fonds in den Metropolen, sondern gerade auch in Stellungnahmen zu den spartenübergreifen- zur Künstlerförderung ihre Förderentschei- der Fläche statt. den Handlungsfeldern in folgenden Feldern Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Vorschläge dungen in internen Protokollen begründen Position der Enquete-Kommission für eine Stärkung und diese Begründungen auf Antrag den je- Der Deutsche Kulturrat wird sich in der der interregionalen und interkommunalen weiligen Antragstellern zur Verfügung stellen nächsten Zeit stärker dem kulturellen Leben · Arbeit und Soziales, Zusammenarbeit. Ein Baustein sollte dabei sollen. Ebenso lehnt der Deutsche Kulturrat im ländlichen Raum widmen. · Bildung, die Zweckbindung von Haushaltsmitteln für die Empfehlung ab, diese Begründungen · Bürgerschaftliches Engagement, Kultur im kommunalen Finanzausgleich sein. mit einer verstärkten Beratung zu verbinden. Kulturstatistik · Europa, Ebenso unterstützt der Deutsche Kulturrat die Eine solche Empfehlung geht an der Arbeit · Kulturwirtschaft, Empfehlung, dass aus öffentlichen Mitteln der Fonds und der Kulturstiftung des Bundes Eine aussagekräftigere Kulturstatistik kann · Medien, finanzierte Kulturfördereinrichtungen deut- vorbei und würde einen unverhältnismäßigen für politische Entscheidungen hilfreich sein, · Steuern und lich machen sollten, „an welche Adressaten Mehraufwand bedeuten. Wichtiger sind ein da sie Datenmaterial liefert, auf deren · Urheberrecht. sie sich richten, welche Ziele und Grundsätze transparentes Vergabeverfahren mit klaren Grundlage diese Entscheidungen getroffen sie verfolgen, nach welchen Kriterien sie Kriterien und die Besetzung der auswählen- werden können. Der Deutsche Kulturrat In den Stellungnahmen setzt er sich mit fördern und wie die Entscheidungsverfahren den Jurys durch Fachleute aus den jeweiligen begrüßt daher die Empfehlung der Enquete- den jeweiligen Handlungsempfehlungen der von der Sichtung bis zur Entscheidungsbe- künstlerischen Arbeitsfeldern. Kommission, eine verbesserte Kulturstatistik Enquete-Kommission auseinander und führt gründung geregelt sind“. zu erstellen und sieht Bund und Länder in der aus, welche Handlungsempfehlungen vom Kultur und Kirche Pflicht, die hier gemachten Vorschläge aufzu- DOKU Deutschen Kulturrat unterstützt und welche Mit Nachdruck unterstützt der Deutsche greifen. Um ein abgerundetes Bild beispiels- abgelehnt werden. Kulturrat die Empfehlung der Enquete-Kom- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die weise der Kulturfinanzierung in Deutschland mission, dass die öffentliche Hand den von Enquete-Kommission sich mit dem Thema zu erhalten, sollten die kulturellen Tätigkeiten In der vorliegenden Stellungnahme po- ihr geförderten Fonds die Mittel zur Selbst- Kultur und Kirche befasst und die Bedeu- der Kirchen in der Kulturstatistik mit berück- sitioniert sich der Deutsche Kulturrat zu bewirtschaftung nach § 15 Abs. 2 Bundes- tung der Kirchen für das kulturelle Leben in sichtigt werden. übergreifenden Fragestellungen, die im haushaltsordnung zuweisen möge. Deutschland deutlich herausgestellt hat. Schlussbericht der Enquete-Kommission Gleiches gilt für das bürgerschaftliche Enga- angesprochen wurden. Der Deutsche Kulturrat verweist in diesem Migrantenkultur/Interkultur gement und für die Querschnittsfelder der Zusammenhang auf seine Stellungnahme kulturellen Bildung sowie für die verschie- Staatsverständnis zu den engagementpolitischen Vorschlägen Der Deutsche Kulturrat unterstützt die denen Branchen der Kulturwirtschaft. Dass der Enquete-Kommission. Hier nimmt der Empfehlung der Enquete-Kommission, die die deutsche und europäische Kulturstatistik Bei der Bundestagsdebatte zum Schlussbe- Deutsche Kulturrat auch zu anderen zuwen- Rahmenbedingungen zum Erlernen der kompatibel zu sein hat, sollte angesichts des richt der Enquete-Kommission im Deutschen dungsrechtlichen Vorschlägen der Enquete- deutschen Sprache zu verbessern. Dies gilt europäischen Integrationsprozesses eine Bundestag am 13.12.2007 wurde von Seiten Kommission Stellung. insbesondere für die Sprachförderung im Selbstverständlichkeit sein. Auswärtige Kulturpolitik politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 20

Auswärtige Kulturpolitik Die dritte Säule der Außenpolitik • Von Peter Gauweiler Die Auswärtige Kultur- und Bildungs- großer Bedeutung erwiesen. Trotz politik ist fester Bestandteil unserer angespannter Haushaltslage ist es in Außenpolitik und wird zu Recht als vielen Bereichen gelungen, erheb- dritte Säule der Außenpolitik be- liche Mittelsteigerungen für die Um- zeichnet. Über den unmittelbaren setzung neuer Aufgaben zu erhalten. Wirkungskreis hinaus zielt sie auf Zwischen 1998 und 2005 waren die die langfristige Vertiefung und Stär- Haushaltsmittel für die auswärtige kung unserer Beziehungen zu den Kulturpolitik massiv gesunken. Im Gesellschaften und Menschen in Jahr 2005 war der absolute Tiefpunkt anderen Staaten ab. Das liegt im erreicht. Mit einer Steigerung um 3,8 deutschen außenpolitischen Inter- Prozent gegenüber 2006 hatte die esse: Die internationale Zusammen- Koalition bereits im ersten Haushalt arbeit in Kultur und Bildung veredelt eine Trendwende eingeleitet. Für den Beziehungen und reicht dauerhafter Haushalt des Jahres 2008 gelang eine über die Tagespolitik hinaus. Auf Aufstockungen der Ansätze für die derartige Verbindungen können wir Auswärtige Kultur- und Bildungspo- uns auch langfristig verlassen. Es litik um 15,6 Mio. Euro. geht also um eine große Sache. Und Während in der Amtszeit zwi- Deutschland selbst überlebt ohnehin schen 1998 und 2005 noch 17 Goethe- nur als Kulturnation. Oder es über- Institute geschlossen wurden, gab es lebt als Nation gar nicht. seit 2006 11 Neueröffnungen. Fazit: Wir nehmen die Ankündigung einer ie Große Koalition hat sich grundsätzlichen Trendwende ernst. D schon in ihrem Koalitionsvertrag Durch den gemeinsamen Antrag bemüht, wieder Bewegung in die von CDU/CSU und SPD zur Stärkung Auswärtige Kulturpolitik zu bringen der Goethe-Institute Anfang letzten und es nicht nur bei Absichtser- Jahres wurde eine Krise bei den Goe- klärungen belassen. Auswärtige the-Instituten zur Chance gemacht. Kulturpolitik ist wieder Chefsache Nach ausführlichen Beratungen und geworden. Außenminister Franz einer großen Anhörung vor dem Walter Steinmeier hatte schon in den Unterausschuss, in der offene Kritik ersten zwölf Monaten seiner Amtszeit in Sachen innerer Situation, Erschei- mehr Goethe-Institute besucht hat nungsbild und Programmatik des als sein Vorgänger in sieben Jahren. Goethe-Institutes klar ausgesprochen Bundeskanzlerin Merkel besucht bei und gleichzeitig eine Fülle positiver Auslandsreisen regelmäßig deutsche Anregungen vorgetragen worden wa- Kulturinstitutionen, Goethe-Institute, ren, hat der Deutsche Bundestag eine Auslandsschulen, aber auch deutsche institutionelle und personelle Neuor- Auslandsgemeinden der Kirchen, die ganisation des Goethe-Institutes auf ja auch unser Kulturgut repräsentie- den Weg gebracht. Damit wurde der ren und weitergeben. finanzielle und strukturelle Abbau, Dies zeigte nicht nur das persön- der gelegentlich auch programma- liche Interesse der Koalitionsreprä- tische Armut nach sich zog, nicht nur sentanten, sondern signalisiert auch gestoppt, sondern in sein Gegenteil den nachgeordneten Verwaltungen verkehrt. Die Finanzbasis der Goethe- eine neue Prioritätensetzung für den Institute wurden aufgestockt, auch Dr. Peter Gauweiler und der Filmemacher Peter Schamoni 2004 bei der Ausstellungseröffnung „Peter Schamoni – Filmstü- Umgang mit dem Thema. Die Wieder- um Hausaufgaben nachzuholen und cke“ in der Berliner Landesvertretung des Freistaates Bayern. Foto: Landesvertretung Bayern einsetzung des Unterausschusses für neue Schwerpunkte in vielen Teilen Auswärtige Kultur- und Bildungspo- der Welt setzen zu können. Gleichzei- Ein Beispiel dafür war die Konferenz lenthalben positiv gesehen. Die Zahl trument der Konfliktverhütung ver- litik durch die Große Koalition, den tig hat der Bundestag unterbunden, „Menschen bewegen – Kultur und der ausländischen Studierenden in standen wird. Terrorismus mit Kultur es in den Fünfziger- und Sechziger- dass solche neuen Aktivitäten in fer- Bildung in der deutschen Außenpo- Deutschland ist seit 2004 um 65 Pro- zu bekämpfen, sei „naiv“, lautet der jahren – also in der unmittelbaren nen Ländern zulasten des kulturellen litik“ vom letzten Jahr, die auch von zent gestiegen. Deutschland belegt Einwand. „Möglicherweise – sagte Nachkriegszeit – mit nur kurzen und wirtschaftlichen Umfeldes in Eu- allen Feuilletons deutscher Zeitungen zwischenzeitlich den dritten Platz bei Daniel Barenboim, als er zu seinem Unterbrechungen gab, war eine ropa – um Deutschland herum – und als „Leuchtfeuer“ herausgestellt wor- den beliebtesten Studienstandorten arabisch-israelischen Orchester ge- wichtige Stärkung der Auswärtigen seiner dortigen besonders wichtigen den ist. in der Welt. In Osteuropa ist neben fragt wurde – stimmt das“. „Das, was Kulturpolitik durch das Parlament. Kulturrepräsentanzen geschehen. Das wichtigste: Weltweit wurde dem Englischen das Deutsche eine wir machen, ist ziemlich naiv. Aber Diese Maßnahme hat sich auch Kulturpolitisch wirkt das Aus- wieder ein großes Interesse an der verbindliche Sprache geworden. In zu erwarten, dass sich die Menschen für den Haushalt der Auswärtigen wärtige Amt durch die neue Regie- deutschen Sprache geweckt. Und den Staaten der GUS liegt der Anteil versöhnen, nachdem man erst ganze Kultur- und Bildungspolitik als von rungsrichtlinie geradezu animiert. erstaunlicherweise wird auch dies al- von „Deutschsprechern“ zwischen- Stadtteile niedergebombt und ver- zeitlich bei über 38 Prozent. Das brannt hat, halte ich für viel naiver.“ sind Zahlen, an denen niemand vor- Wir haben mit großer Hilfe des beigehen kann. Und wir werden die Auswärtigen Amtes in Kairo letztes Osteuropäer als Stammkundschaft Jahr unsere Kulturattachés und die Der Kultur-Kompass für Deutschland pflegen. Ortsbeauftragten der Mittlerorga- jetzt bei ConBrio Ein weiteres großes Projekt der nisationen aus Ländern des Nahen Koalitionsfraktionen, an dem wir Ostens, aus Israel ebenso wie aus den zurzeit intensiv arbeiten, wird ein arabischen Ländern, versammelt, die Antrag zur Verbesserung der Situa- uns dort eine Fülle von Vorschlägen tion der Auslandsschulen sein. Die gemacht haben, den geplagten Men- Auswärtige Kultur- und Bildungspo- schen dieser Konfliktzone mit einigen litik verfügt mit ihrem großen Netz kulturellen Lichtstrahlen das Leben deutscher Auslandsschulen nicht ein bißchen zu veredeln und wir wer- nur über das älteste, sondern auch den diese Vorschläge umsetzen. Der über ein überaus erfolgreiches und Unterausschuss hat auch festgelegt, nachhaltiges Instrument. Dieses dass das Auswärtige Amt dem Parla- soll nach unseren Plänen nachhaltig ment bei allen aktuellen außenpoli- unterstützt und gefördert werden, tischen Krisen und Konfliktherden im Angebotsbereich noch ausgebaut zu berichten hat, was Deutschland Kultur in Deutschland und noch besser mit den deutschen dort kulturell zu bieten hat und wie Hochschulen vernetzt werden. Das dies für eine „Entschärfung“ nutzbar Abschlussbericht der Enquete- Auswärtige Amt hat eine Initiative gemacht werden könnte. Kommission des Deutschen Bundestages ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, „Mit Politik kann man keine Kul- ein weltumspannendes Netz von bis tur machen …“, hat Theodor Heuss Nach vierjähriger Tätigkeit hat die Enquete- zu 1000 Partnerschulen der Bundes- gesagt. Das stimmt. Man muss den Kommission „Kultur in Deutschland“ ihren republik Deutschland zu schaffen, Satz umdrehen. Unsere auswärtige Abschlussbericht dem Bundestag übergeben. Der Bericht enthält die umfangreichste Bestands- die exzellenten Deutschunterricht Kulturpolitik kann Rahmenbedin- aufnahme zur Kultur in der Bundesrepublik, die und eine verstärkte Vermittlung von gungen bieten, dass deutsches Kul- bislang je erschienen ist – und eine überparteilich Informationen über Deutschland turschaffen rund um den Globus für abgestimmte Liste von 465 Handlungsempfeh- anzubieten. Dabei handelt es sich den Künstler, für sein Werk wirbt und lungen an die Politik. nicht ausschließlich um einen gestei- Verständnis zwischen den Völkern Als Buch mit DVD – sie enthält unter anderem gerten „Export“ deutscher Sprache sowie Freundschaft und Respekt auch alle Einzel-Gutachten – ist dieser Abschluss- und Kultur, sondern auch darum, für unsere Nation begründen kann. bericht nun bei ConBrio erschienen. eine Basis für langfristige und stabile Dann wirkt Kultur stilbildend für die Beziehungen der Schülerinnen und Politik.

ConBrio Verlagsgesellschaft Schüler zu Deutschland zu bereiten Brunnstr. 23 und die Schulen untereinander zur Der Verfasser ist Mitglied des Deut- Paperback, 774 Seiten ISBN 93053 Regensburg [email protected] Kooperation anzuregen. schen Bundestags und Vorsitzender Mit DVD € 978-3-932581-93-9 Tel.: 0941-94593-0 € 35,- CB 1193 Fax: 0941-94593-50 Ich finde es auch sehr gut, dass des Unterausschusses Auswärtige Kulturpolitik zunehmend als Ins- Kulturpolitik Auswärtige kulturpolitik politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 21

Vom Export zum Netzwerk, vom Event zur Intervention Zum Wandel Auswärtiger Kulturpolitik • Von Wolfgang Schneider „Die Pflege der Beziehung zu auswär- Bildungspolitik“ des Deutschen Bun- ebenso wie für die Deutsche For- tigen Staaten ist Sache des Bundes“, destages und der kulturpolitischen schungsgemeinschaft. heißt es in Artikel 32 Absatz 1 des Öffentlichkeit nachgeholfen werden. · Auswärtige Kulturpolitik braucht Grundgesetzes der Bundesrepublik Wenn, ja wenn Auswärtige Kulturpo- eine Beschreibung der Gegen- Deutschland. Konzeptionelle Überle- litik als Gegenstand von Forschung standsbereiche durch die Wissen- gungen zur Kulturpolitik, insbesonde- und Lehre an den Hochschulen wahr- schaften, um die Rolle der Politik re zum Kulturaustausch, hat es schon genommen wird. Derzeit ist die AKP und die Rolle der Kultur beschreiben viele gegeben. noch Desiderat in den Politischen und analysieren zu können. Grund- Wissenschaften und den Kulturwis- sätzlich wird dabei immer zu fragen s ist an der Zeit, Kulturpolitik senschaften. Seit einer Konferenz sein, durch welche politischen Eneu zu denken, es ist an der Zeit, des Instituts für Auslandsbeziehun- Ideen und Theorien Auswärtige internationale kulturelle Zusammen- gen zum Theoriedefizit in der Aus- Kulturpolitik definiert ist und durch arbeit neu zu konzeptionieren. Die wärtigen Kulturpolitik 2001 gibt es welches Verständnis von Kultur und einseitigen kulturellen Aktivitäten immerhin einen wissenschaftlichen mit welchem Kulturbegriff Auswär- im internationalen Bereich, die dem Arbeitskreis, der das Forschungsfeld tige Kulturpolitik geprägt wird. Prinzip der Einbahnstraße folgten und thematisiert. Aus dieser Zeit stam- · Auswärtige Kulturpolitik der nächs- sich beispielhaft unter dem Grundsatz men die folgenden Anmerkungen, die ten Jahre wird sich vor allem um eine „dem anderen bringen, was unser nach wie vor ihre Gültigkeit haben. Integration in Europa zu bemühen ist“ zusammenfassen ließen, wurden · Auswärtige Kulturpolitik ist Außen- haben; ein Gegenstandsbereich der durch den Gedanken der Gegensei- politik und Kulturpolitik zugleich. zu diversen Feldforschungen Anlass tigkeit ersetzt: Zusammenarbeit findet Deshalb bedarf es auch einer inter- bietet, um einer Europäischen Aus- im Austausch in der gegenseitigen disziplinären Herangehensweise, wärtigen Kulturpolitik Gestalt zu Darstellung der Kulturen statt, ge- will man sich diesem Lehr- und geben. (Schneider 2003) legentlich als Dialog bezeichnet. Forschungsgebiet nähern. Die Begrifflichkeiten wären klar zu · Auswärtige Kulturpolitik ist nicht Reform der Auswärtigen definieren. Ist Austausch alles? Ist eine tagesaktuelle Angelegenheit. Dialogisierung genug? Und wie steht Auswärtige Kulturpolitik hat eine Kulturpolitik ist notwendig! es in einem geeinten Europa um die historische Dimension und diese Vom Export zum Netzwerk, so lautet Auswärtige Kulturpolitik? Schon lange ist in allen Zeiten abhängig von den jetzt die Losung. Netzwerkbildung wird ein europäisches Kulturinstitut jeweiligen gesellschaftlichen und gilt als erfolgreiches Prinzip, das diskutiert, seit geraumer Zeit gibt es kulturellen Rahmenbedingungen. ausbaufähig erscheint. Es geht um bi- und trinationale Programme und · Auswärtige Kulturpolitik ist im bes- den kulturellen Mehrwert in ge- Projekte, vereinzelt auch gemein- ten Fall auch immer Spiegel einer meinsamen Kulturprojekten. Selbst same Häuser. Eine kulturpolitische Kulturpolitik im Inneren. Daraus Goethe-Granden bekunden ihre konzertierte Aktion ist aber noch lan- ergeben sich einige Forschungsan- Vorbehalte gegenüber dem Apparat, ge nicht in Sicht. sätze, die den Interdependenzen selbstkritisch und auffällig wird auch nachgehen sollten, die Gemein- schon einmal gegen die Bürokratie Prozesse kulturellen samkeiten und Unterschiede her- (im eigenen Hause) gewettert. Kein auszufinden haben und die Modelle Wunder; denn Mc Kinsey war da. Schaffens von Kooperation und Koproduktion Denn das Goethe-Institut will effek- Da die Förderung der Kreativität und reflektieren könnten. tiver werden. Von Umstrukturierung die Wahrung der kulturellen Vielfalt · Auswärtige Kulturpolitik wissen- ist die Rede. Und das heißt zunächst zu den zentralen Zielen der heutigen schaftlich zu untersuchen, heißt Personalabbau in der Zentrale. 50 von Wolfgang Schneider Foto: privat Kulturpolitik gehören, sollte die inter- nicht nur Institutionenkunde zu 280 Arbeitsplätzen sollen wegfallen. nationale Zusammenarbeit in ihren betreiben, vielmehr geht es um Es ist sicher wichtig, den Instituten sollte deshalb auch über eine Vielfalt führen auch zu Änderungen in Grundsätzen eine gewisse Bereit- Aufgaben und Ziele, sowie um Mit- vor Ort mehr Autonomie zu gewäh- der kulturpolitischen Mittel sinnie- der Sprache, im Verhalten, in den schaft zur Offenheit, Flexibilität und tel und Möglichkeiten bei deren ren, das sollte aber nicht zu Lasten ren. Dies gilt im Äußeren genauso menschlichen Räumen und in den Prozessorientierung beinhalten; die Umsetzung. der Programmatik gehen, die durch- wie im Inneren. „Auswärtige Kultur- Beziehungen der Körper zu diesen Instrumentalisierung der Kultur, also · Auswärtige Kulturpolitik als Gegen- aus von München aus formuliert und Bildungspolitik findet in einem Räumen. Die Kulturelle Bildung darf der Einsatz der Kultur zur Erreichung stand universitärer Forschung kann und umgesetzt werden sollte. Wer größeren Netzwerk statt, als wir das also nicht nur innerhalb der Schule bestimmter, unmittelbarer Zwecke aber nicht allein auftragsorientiert zentrale Ziele verfolgt, kann nicht bislang gewohnt waren. Museen, einen Ort haben, sondern auch und sowie die Einführung eines Über- der Politik Zuarbeit leisten, sie muss nur auf dezentrale Strukturen setzen. Stiftungen, Organisationen der Zi- ganz besonders in Einrichtungen, maßes an Vorschriften beschränken unabhängig von der Politik sowohl Kulturpolitische Interessen könnten vilgesellschaft wie der Deutsche Kul- die in besonderer Weise der Kultur die Experimentierfreudigkeit und die ihre Forschungsansätze als auch der polyphonen Beliebigkeit geopfert turrat, Unternehmen des kulturellen dienen. Der Kulturvermittlung kulturelle Zusammenarbeit in ihrem ihre Forschungsmethoden wählen werden. Es braucht auch die Veror- Sektors, andere Behörden und nicht kommt in diesem Zusammenhang eigentlichen Kern. dürfen. Dazu gehört auch die Frei- tung der Kultur im eigenen Lande, zuletzt die Kulturstiftung des Bundes eine große Aufgabe zu. Entwicklungszusammenarbeit heit, die die Politik gewährleisten insbesondere wenn zusammen- (...) sind Teil dieses Netzwerkes“, sagt · Die Instrumentalisierung der Kultur als kulturelles Programm ist als De- muss, um Zugänge zu ermöglichen kommen soll, was zusammengehört: mittlerweile auch schon der Bun- muss in jeder Beziehung – ob reli- siderat zu beschreiben. Die Fort- und Materialien zur Verfügung zu Innen- und Außen-Kultur-Politik. desaußenminister. „Hierzu müssen giös, wirtschaftlich, politisch oder schrittskonferenzen der Gesellschaft stellen und Gesprächsbereitschaft Nur so kann der Wandel in der AKP wir die Auswärtige Kultur- und Bil- gesellschaftlich – vermieden wer- für technische Zusammenarbeit sind anzubieten. gestaltet werden. Eine Stärkung der dungspolitik auch in der internen den. Die kulturelle Erfahrung ist in dabei die Ausnahme von der Regel. · Auswärtige Kulturpolitik als Gegen- weltweit tätigen Institute macht nur Organisation anpassen, dass sie für erster Linie eine Erfahrung von Lust, Es fehlen Projekte, wie wir sie von stand von universitärer Lehre kann Sinn, wenn dafür ein Gesamtkonzept möglichst viele Partner eine Plattform Infragestellung und Entdeckung. unseren nordischen Nachbarn und sich nicht darin erschöpfen, die vorliegt; ein Konzept, das zunächst wird, an die anzudocken sich lohnt.“ · In diesem Sinne muss Kulturelle deren entwicklungspolitischen Agen- Ansprüche in Form von Konzepten der Kultur verpflichtet ist, ein fle- (Steinmeier 2007) Bildung eine Erfahrung von Frei- turen SIDA, NORDA u.a. kennen. und politischen Willenserklärungen xibles Konzept, das sich im Prozess heit, insbesondere von kultureller Im diesem Sinne darf nicht nur zusammenzutragen, es gilt in beson- auf die Partner einlassen kann, ein Kulturvermittlung als Freiheit sein. Es muss gewährleis- der Wert des durch die Zusammen- derer Weise die Wirklichkeit anhand Konzept, das vielfältige Formen und ten sein, dass jedem Einzelnen die arbeit geförderten kulturellen Pro- von Beispielen aus der Praxis u. a. Beteiligungen der internationalen Kulturpolitik Entscheidung überlassen bleibt, dukts, sondern es muss in gleicher von Sprachförderung, Kulturaus- kulturellen Zusammenarbeit ermög- Aus der Erörterung Auswärtiger Kul- was er sehen und verwirklichen Weise die Bedeutung des Prozesses tausch und Wissenschaftstransfer licht. Ein solches Gesamtkonzept turpolitik ergeben sich letztendlich will. Jedes Land hat seine eigenen des kulturellen Schaffens betont wer- zu hinterfragen. Besonders geeignet könnte auch die Schließung einiger folgende kulturpolitische Postulate: geschichtlichen Erfahrungen auf den; dabei ist durchaus das Risiko in erscheinen auch Praktika der Stu- Institute verkraften, wenn mit den · Die für die Kultur im Allgemei- diesem Gebiet, und diese gilt es so Kauf zu nehmen, dass es zu keinem dierenden vor Ort, wo Auswärtige somit „erwirtschafteten“ Mitteln nen sowie die für die Kultur in der gut wie möglich zu verbreiten. Dem bestimmten, abgeschlossenen Werk Kulturpolitik Alltag ist. neue Wege geebnet werden, wenn Bildung verwendeten Mittel sind Einzelnen muss Gelegenheit und im herkömmlichen Sinne kommt; · Auswärtige Kulturpolitik muss es darum geht, lokale Verbündete Investitionen in gesellschaftliche Anreiz geboten werden, Kultur ohne die Zusammenarbeit während des Gegenstand angewandter Wissen- zu finden, wenn man weg will vom Prozesse, die dem friedlichen Mit- Bevormundung zu erfahren, außer- Entstehungsprozesses ist genauso schaften sein, um im Dialog von Event und Kulturarbeit mehr als einander dienen. halb der Schule, bei freier Wahl von wichtig oder sogar noch wichtiger Theorie und Praxis auch die Rolle Intervention versteht. Eine Einmi- · Die Kultur steht im Mittelpunkt des Inhalt, Ort und Zeit. als die Zusammenarbeit im Bereich von Politikberatung begleiten zu schung der Kulturschaffenden ist Bildungsprozesses, auch als Quelle Wir brauchen eine Kulturpolitik der Produkte. können. erforderlich. Denn interessiert tat- zur Bestimmung der Inhalte der der projektorientierten, aber auch Was wird eigentlich durch die · Auswärtige Kulturpolitik bedarf sächlich jemanden in Mumbai, Osaka neuen gesellschaftlichen Informa- personellen Kooperation mit Bil- Mittler vermittelt? Vorwiegend Tanz! der internationalen Betrachtung, oder Salvador, ob die Künstler aus tions- und Kommunikationsmittel. dungs- und Kultureinrichtungen in Vorwiegend kleine Besetzung! Vor- also auch des komparatistischen Deutschland stammen? Ist es nicht · Die Präsenz der Kultur in der Bil- aller Welt. wiegend mit wenig Sprache! Aber Ansatzes, der vergleichenden Wis- eher das Interesse an interessanten dung ist die Voraussetzung, um die Wir brauchen eine umfassende ist die Vermittlung von Gastspielen, senschaften. Und sie ist nicht nur de- Musikern und Theatermachern, das in der internationalen Konvention Kulturpolitik, die den europäischen Ausstellungen und Konzerten noch finiert durch die jeweiligen regie- letztlich ausschlaggebend ist für die der Vereinten Nationen festgelegten und internationalen Entwicklungen zeitgemäß? Wo bleibt die künstleri- renden Politiker, sondern auch durch Partizipation in Projekten? Und ist Rechte der Kinder zu gewährleis- Rechnung trägt, also eine Kultur- sche Zusammenarbeit? Und welche die jeweiligen kulturell Tätigen. ein solcher Ansatz nur mit der bishe- ten sowie die Einbeziehung aller politik für innen und außen, eine Rolle spielt eigentlich Kulturpäda- · Auswärtige Kulturpolitik braucht rigen Struktur leistbar? Es geht doch in dem immer anspruchsvolleren integrative Konzeption, europäisch gogik, also die Kunst, die Künste zu als permanente Reflexion die Wis- eigentlich gar nicht darum, Büros zu kulturellen Entwicklungsprozess orientiert, der internationalen kultu- vermitteln? senschaften, wie die Wirtschafts- mieten oder gar Institute zu bauen. unserer Zeit. rellen Zusammenarbeit verpflichtet. und Arbeitsmarktpolitik ihre re- Büroinstitute, die will sowieso kei- · Die Präsenz der Kultur in der Bil- AKP – Desiderat der Wis- gelmäßigen Forschungsarbeiten ner. Es geht doch vielmehr zunächst dung ist unentbehrlich für die Der Verfasser ist Direktor des Ins- und Gutachten. Es muss deshalb darum, lokale Partner ausfindig zu Kenntnis des Erbes der Vergangen- tituts für Kulturpolitik, Dekan des senschaften selbstverständlicher Bestandteil machen, um dann eher symbolische heit und für das Verständnis der Fachbereichs Kulturwissenschaften Beim öffentlichen Nachdenken kann der Auswärtigen Kulturpolitik sein, Räume zu schaffen, die ein Zusam- Bilder der Gegenwart. und Ästhetische Kommunikation dem Auswärtigen Amt, dem Un- Lehre und Forschung zu fördern: menarbeiten ermöglichen. Wer von · Die in jüngster Zeit erkennbaren sowie Mitglied im Stiftungsrat der terausschuss „Auswärtige Kultur- und ein Auftrag für das Auswärtige Amt, einer Vielfalt der Kulturen spricht, umfassenden Paradigmenwechsel Universität Hildesheim Europa politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 22

Echtes politisches Instrument oder nur hübsches Beiwerk? Anhörung im Ausschuss für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments • Von Kristin Bäßler Als die UNESCO-Konvention in Afrika in ihren jeweiligen Rechtssystemen experte Jan Wouters sowie Vertreter und Südamerika angenommen wur- anzuwenden. Wie aber wird die Kon- aus dem Kulturbereich wie die Vize- de, so heißt es, wurde in den dor- vention Kulturelle Vielfalt, die nicht präsidentin der Deutschen UNESCO- tigen Parlamenten laut geklatscht nur deutsches, sondern auch innerge- Kommission Verena Metze-Mangold, und gesungen. So enthusiastisch meinschaftliches europäisches Recht Yvon Thiec von Eurocinema und Olaf wurde der Umsetzung des „Über- darstellt, umgesetzt? Die Antwort des Zimmermann, Geschäftsführer des einkommens zum Schutz und zur EU-Kulturkommissars Jan Figel‘ auf Deutschen Kulturrates. Sie alle ver- Förderung der Vielfalt kultureller die Anfrage der CDU-Abgeordneten suchten in ihren Statements deutlich Ausdrucksformen“ (UNESCO-Kon- des Europäischen Parlaments Ruth zu machen, welchen Stellenwert die vention Kulturelle Vielfalt) entgegen- Hieronymi machte deutlich: Die Kon- Konvention Kulturelle Vielfalt hat gesehen. Am 18. März 2007 ist die vention Kulturelle Vielfalt ist nicht und welche Hoffnungen mit ihr ver- Konvention, nachdem sie von mehr nur für die Mitgliedstaaten bindend, bunden sind. als 52 Staaten unterzeichnet wurde, sondern auch für die Europäische in Kraft getreten. Union. So heißt es in der Antwort: Rechtsstaatliches „Die Gemeinschaft ist verpflichtet, as Interesse und die Hoffungen das UNESCO-Übereinkommen bei Instrument Din die Konvention Kulturelle der Ausübung ihrer Zuständigkeiten Jan Woyters fasste in seinem Vortrag Vielfalt sind groß – auf der ganzen in den vom Übereinkommen erfass- die rechtlichen Implikationen der Welt. Auch in Europa. Das zeigte die ten Bereichen anzuwenden“. Diese Konvention Kulturelle Vielfalt zusam- im November 2007 vom Ministerrat Bereiche umfassen den freien Dienst- men und unterstrich, dass die For- der Europäischen Union verabschie- leistungs- und Kapitalverkehr, den mulierungen der Konvention große deten „Kulturagenda im Zeichen der Wettbewerb und den Binnenmarkt Spielräume bei der Interpretation Globalisierung“, die die Konvention einschließlich des geistigen Eigen- und Anwendung zuließen. Welche Kulturelle Vielfalt explizit anspricht. tums. Doch scheinbar hapert es noch Auswirkungen die Konvention auf die So heißt es in der Mitteilung: „Die ra- in der Anwendung der Konvention Politik innerhalb der EU und außer- sche Umsetzung des UNESCO-Über- Kulturelle Vielfalt auf europäischer halb zu Drittstaaten habe, müsse sehr einkommens über den Schutz und Ebene, denn in einer Mitteilung der sensibel analysiert werden. Wichtig die Förderung der Vielfalt kultureller EU-Kommission zu „Kreativen On- sei es, dass es mit ihr ein rechtsstaatli- Ausdrucksformen unterstreicht die line Inhalten im Binnenmarkt“ blieb ches Instrument gebe, dass den Dop- neue Rolle der kulturellen Vielfalt auf die Konvention Kulturelle Vielfalt pelcharakter von Kultur herausstellt: internationaler Ebene: Die Gemein- ohne Erwähnung und das, obwohl Als Träger kultureller Werte und auch schaft und ihre Mitgliedstaaten haben die Gemeinschaft im Bereich des als Wirtschaftsgut. sich verpflichtet, eine neue kulturelle Binnenmarktes die Konvention an- Verena Metze-Mangold erklärte in Säule des globalen Regierens und der wenden müsste. Welche Rolle spielt ihrem Redebeitrag, dass die Anwen- nachhaltigen Entwicklung zu stärken, also die Konvention, welchen Status dung des internationalen Rahmen- vor allem durch die Förderung der erhebt sie im Verhältnis zum EU-Ge- abkommens für die Kulturpolitik internationalen Zusammenarbeit.“ meinschaftsrecht – und das sowohl eine große Chance darstelle: Die innerhalb als auch außerhalb der EU Konvention Kulturelle Vielfalt würde Die Gemeinschaft und die mit Drittstaaten? eine Brücke zwischen Wirtschaft Um diese Fragen zu klären, veran- und Kultur schlagen. Dies sei ins- Mitgliedstaaten staltete der Ausschuss für Kultur und besondere durch den wachsenden Sowohl die Europäische Gemein- Bildung des Europäischen Parlaments Markt der so genannten Creative schaft als auch die europäischen Mit- in Brüssel am 27. Februar dieses Jah- Industries von großer Bedeutung. gliedstaaten haben die Konvention res eine öffentliche Anhörung. Einge- Abschließend richtet Metze-Man- Kulturelle Vielfalt unterschrieben und laden wurden neben zwei Vertretern gold die Bitte an die Parlamenta- sich damit dafür ausgesprochen, sie der EU-Kommission der Rechts- rier, dass diese die Umsetzung der Konvention Kulturelle Vielfalt auf europäischer Ebene sowie die Be- Das nmz-Fernsehen richtspflichten der EU-Kommission regelmäßig überwachen sollten. Das Europäische Parlament in Brüssel. Foto: Kristin Bäßler Auch Yvon Thiec von Eurocinema unterstrich, dass es nun, da die Kon- die Vertragsparteien die Absicht machten deutlich: Artikel 151 des vention in Kraft getreten sei, darauf verfolgen sollen, „Partnerschaften EG-Vertrags von Amsterdam, der ankäme, die Umsetzung jährlich zu mit der Zivilgesellschaft, mit nicht- die Kulturständigkeiten der EU re- Das Auge hört mit. überprüfen und diese auch in ande- staatlichten Organisationen und mit gelt, bleibt bestehen, was bedeutet, re Politikfelder mit einzubeziehen. dem privaten Sektor sowie zwischen dass die EU in die kulturpolitischen diesen zu verstärken und damit die Belange der Mitgliedstaaten nicht Einfluss auf die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen korrektiv, sondern nur fördernd, TV-Programm zu begünstigen und zu fördern.“ eingreifen darf. Wichtig sei es aber, Kulturlandschaft Kultur-Kompass für Deutschland so die Kommissionsvertreter, dass Präsentation des Enquete-Berichts „Kultur in Deutschland“ Was aber bedeutet die Konvention Und das Europäische die Konvention Kulturelle Vielfalt als Kulturelle Vielfalt ganz konkret für eine Art Querschnittsrecht angesehen Nach vierjähriger Tä- die Kulturlandschaft der Mitglied- Parlament? werden muss, die alle Politikfelder tigkeit hat die Enquete- Kommission „Kultur in staaten in Bezug auf die Europä- Die Vorsitzende des Kulturaus- gleichermaßen tangiere. Dafür müsse Deutschland“ dem Deut- ische Union? Olaf Zimmermann schusses des Europäischen Parla- insbesondere die Kommunikation schen Bundestag ihren zeigte anhand konkreter Beispiele ments Katerina Batzeli, erklärte, dass zwischen den Generaldirektionen Abschlussbericht überge- auf, in welchen Bereichen die Kon- das Parlament bei der Umsetzung der verbessert und verstärkt werden. ben. Er enthält die um- vention Kulturelle Vielfalt greifen Konvention Kulturelle Vielfalt stärker fangreichste Bestands- aufnahme zur Kultur in würde. Auf Deutschland bezogen mit einbezogen werden müsse. Helga Offene Fragen der Bundesrepublik, die wäre dies möglicherweise der öf- Trüpel von den Grünen unterstrich bleiben bislang erschienen ist fentlich-rechtliche Rundfunk, die die Bedeutung, die die Konvention – mit 465 Handlungs- Künstlersozialversicherung, die beim Austausch von Kulturgütern Wie wird die Konvention Kulturelle empfehlungen an Politik, Besteuerung ausländischer Künstler und der Mobilität von Künstlern Vielfalt nun angewandt und in die Eu- Verwaltung und Kultur- Organisationen. oder die Verwertungsgesellschaften. spielt, und Ruth Hieronymi schlug ropäische Politik implementiert wer- Sehen Sie die Eröffnungsrede von Bundestagspräsident und ein In- Zimmermann führte aus, dass es vor, dass die Kommission konkrete den? Wird es ein Instrument sein, das terview mit , der Vorsitzenden der Enquete-Kommission, anlässlich beispielsweise Bestrebungen des Vorgaben zur Umsetzung der Kon- konkret kulturelle Ausdrucksformen der Präsentation in der Berliner „Akademie der Künste“. Bunds deutscher Steuerzahler gäbe, vention unterbreiten solle. Bei der schützt oder in Sachen Kulturpoli- beim Europäischen Gerichtshof eine Anhörung vor dem Kulturausschuss tik ein stärkeres Mitspracherecht, Musik im Alter Klage gegen die Künstlersozialver- des Europäischen Parlaments wurde beispielsweise der Zivilgesellschaft, 3 Fragen an Bundesministerin sicherungs-Abgaben anzustrengen. aber deutlich, dass die Konvention legitimiert? Kulturpolitik ist, und das So eine Klage könnte mit Verweis auf Kulturelle Vielfalt auf europäischer zeigte sich auch bei der Anhörung in Erstmals verlieh der Deutsche Musikrat im die Konvention Kulturelle Vielfalt ab- Ebene noch mit Leben gefüllt wer- Brüssel, eine Querschnittsaufgabe Februar den „Musik- gewiesen werden mit dem Hinweis, den muss. Da es sich nicht um ein und die Konvention Kulturelle Vielfalt preis 50+“ in Berlin. dass die Künstlersozialkasse eine primäres Recht handelt, liegt es demnach ein Querschnittsinstru- „Wie wichtig ist das kulturell vielfältige Kulturlandschaft teilweise im Ermessen der Politik, ment, dass nach Ermessen in ver- Musizieren für die äl- gewährleistet wird. Neben diesem wo und wie es seine Anwendung schiedene Politikfelder Anwendung tere Generation? Was leistet Ihr Bundes- sehr konkreten Beispiel hob Zim- findet. Darüber hinaus handelt es finden muss. Wie und in welcher ministerium in dieser mermann hervor, dass die Zivilge- sich um ein gemischtes Abkommen, Form wird die Zukunft zeigen. Dafür Hinsicht? Welche Rolle sellschaft neben dem Europäischen dass Kompetenzbereiche der Europä- bedarf es aber dem Engagement aller: spielt das Musizieren Parlament und der EU-Kommission ischen Union und der EU-Mitglied- der Europäischen Gemeinschaft, der in Ihrer Familie?“ - ein wichtiger Partner in Bezug auf die staaten umfasst. Dies zieht die Frage Europäischen Abgeordneten, der drei Fragen, die nmz- Media der Bundesmi- Umsetzung der Konvention Kultu- nach sich, ob es zu Kollidierungen nationalen Regierungen sowie der nisterin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellte. relle Vielfalt sei. Die Zivilgesellschaft bezüglich des Subsidiaritätsprinzips Zivilgesellschaft. Das Instrument ist müsse politisch legitimiert und kommen kann. Kann also die EU, die geschaffen, nun muss es seine An- finanziell so ausgestattet sein, dass durch die Ratifizierung das Recht auf wendung finden. Möglichkeiten zur Mitgestaltung eine eigenständige Kulturpolitik hat, Exklusiv und kostenlos unter gegeben sind. Verwiesen werden diese innerhalb der EU anwenden? Die Verfasserin ist wissenschaft- kann auf Artikel 12 c der Konvention Die Vertreter der EU-Kommissi- liche Mitarbeiterin des www.nmzmedia.de Kulturelle Vielfalt, der besagt, dass on M. Troussard und Valérie Panis Deutschen Kulturrates Europa / Kommentar politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 23

Europa und die Kultur Die Kulturagenda gewinnt an Dynamik • Von Barbara Gessler Es wird konkret: Die Umsetzung der hier wie dort nicht zur Zerstörung bei der Umsetzung der Kulturagenda Kulturgütern und -dienstleistungen. dieser Fragen nun konkret erarbei- Kulturagenda hat an Fahrt gewon- der lokalen Kultur führt und – wie mit einzubeziehen. Von der Kommis- Er weist auf die problematische Selb- ten werden, hat die Kommission, nen, namentlich in den europäischen innerhalb der EU auch – Nachhaltig- sion wünscht sich das Dokument ständigkeit der Künstlerinnen und wie auf einer Forumsveranstaltung Institutionen, also im Wesentlichen keit bereits durch bessere Bildung in mehr Details zur Einbeziehung der Künstler hin, die häufig in instabilen mit Kulturschaffenden im Februar im Ministerrat und im Europäischen diesem Bereich gefördert wird. Das Zivilgesellschaft, zur Offenen Me- Arbeitsbedingungen resultiert. Das angekündigt, einen Aufruf zur Be- Parlament. Letzteres hat in seiner Europäische Parlament fordert die thode der Koordinierung aber auch Unternehmertum in diesem Bereich teiligung an den Plattformen für die vergangenen Plenarsitzung mit Entwicklung konkreter Indikatoren der Finanzierung. Graca Moura solle auf allen Ebenen ermöglicht Zivilgesellschaft veröffentlicht, die dem Bericht Graca Moura über die für die Entwicklung des Handels mit betont auch die wichtige Rolle der und erleichtert werden. Einen großen die Arbeiten des Rates begleiten und Mitteilung der Kommission zur Eu- Kulturprodukten und bekräftigt, dass bestehenden Partnerschaften auf den Raum nimmt im Bericht die Frage ergänzen sollen. Zwei Schwerpunkte ropäischen Kulturagenda und dem Kulturtourismus Chance und Gefahr verschiedensten Ebenen und hebt nach einer korrekten Haltung in Ur- sollen bearbeitet werden, einerseits Bericht Bono über Kulturindustrien gleichzeitig bedeuten kann. Der Be- deren nötige Anerkennung hervor. heberrechtsfragen in einem digitalen der Zugang zur Kultur, worunter in Europa zwei wichtige Dokumente richterstatter ist der Meinung, dass Der strukturierte Dialog mit der Zivil- Umfeld ein, wobei er einerseits eine auch Themen wie Kulturtouris- verabschiedet, in denen ein breites praxisrelevante Maßnahmen getrof- gesellschaft sei unabdingbar. Er for- adäquate Remuneration und den mus und Kulturelle Bildung zählen, Spektrum an Überlegungen darge- fen werden müssen, um Künstlern dert, dass die Strukturfonds stärker Schutz für Rechteinhaber fordert, und das Potenzial der kulturellen legt ist. nicht nur Mobilität zu ermöglichen, für kulturelle Anliegen zum Einsatz gleichzeitig aber auch vor unange- und kreativen Industrie, für das die sondern eine sichere soziale Situation kommen können, wobei transparente messener Kriminalisierung der Kon- Kommission ein Grünbuch im kom- n seinem umfassenden Papier innerhalb eines soliden rechtlichen Regeln für Private-Public-Partner- sumenten warnt. Bono empfiehlt eine menden Jahr angekündigt hat. Die Inimmt Berichterstatter Graca Mou- Rahmens in den Bereichen Steuern, ships hilfreich seien. Die Interessen Förderung, die nicht nur finanzielle konstituierende Sitzung für diese ra auch die Stellungnahmen der Arbeitsrecht, Sozialer Sicherung und im Urheberrecht seien abzuwägen, Unterstützung sondern auch andere Plattformen soll im Juni stattfinden, anderen Ausschüsse (Entwicklung, Urheberrecht geschaffen wird. Die die Krise der Verlage anzuerkennen. Maßnahmen wie Steuerkredite oder angelegt sind sie jedoch auf längere Internationaler Handel, Regionale Finanzausstattung der bestehenden Während dieser Bericht eindeutig reduzierte Mehrwertsteuern umfas- Sicht, um Nachhaltigkeit sicherzu- Entwicklung) auf und schafft dadurch Programme sei unzureichend und formuliert, Kultur sei auch als Selbst- sen könnte. Er hebt die wichtige Rolle stellen. Gleichzeitig nimmt die Kom- ein recht detailliertes Tableau der müsse dringend überarbeitet werden, zweck und Reichtum per se anzuer- der kleinen und mittleren Unterneh- mission die Studien in Angriff, die Probleme und Möglichkeiten für eu- sowie spezifische komplementäre kennen, geht der Bericht Bono stärker men in diesem Zusammenhang her- ihr im Rahmen des Pilotaktivität zur ropäische Kulturpolitik, das neue wie Programme etwa zur Förderung von auf die Rolle der Kreativwirtschaft im vor. Den Kommunen und Mitglied- Künstlermobilität des Europäischen auch wiederkehrende Forderungen Kreativität eingerichtet werden. Er Lissabonprozess ein. Dieser Bericht, staaten schlägt er die Förderung einer Parlaments aufgetragen wurden. an diese enthält. Die Kommission regt an, insbesondere im Bereich in den die Stellungnahmen der Aus- besseren Kommunikation zwischen Es ist zu hoffen, dass mithilfe all wird aufgerufen, die UNESCO-Kon- klassisches Kulturerbe, literarische schüsse für Industrie sowie für Frau- Finanziers und Unternehmern im dieser konkreten Untersuchungen vention zum Schutz der kulturellen Übersetzungen und Sprachen tä- enrechte eingeflossen sind, fordert kreativen Bereich vor, aber auch die und Arbeiten dann in Zukunft auch Vielfalt mit Leben zu füllen, u.a. in- tig zu werden und wiederholt den eine Klärung der Strategie in diesem Bildungseinrichtungen sieht er be- echte Lösungsvorschläge auf euro- dem sie diese auch stringent in ihren Wunsch nach einem Europäischen Bereich und die Schaffung struktu- reits hier in der Pflicht. Auch er betont päischer Ebene möglich sein werden. eigenen Kompetenzbereichen wie der Kulturgutlabel und könnte sich ein reller politischer Maßnahmen. Auch die Bedeutung der Anwendung der Evaluieren kann man das sicher Binnenmarkt-, Handels- oder Ent- jeweils einem oder einer großen hier wird die Forderung nach strin- Konvention Kulturelle Vielfalt und bereits im Jahr für Kreativität und wicklungspolitik anwendet. So möge europäischen Künstler/in gewid- genter Anwendung der horizontalen fordert die Beibehaltung der Position Innovation, das für 2009 ausgerufen sie die dort verankerten Schutzme- metes Europäisches Jahr vorstellen. Kulturklausel in allen europäischen der EU in den Welthandelsrunden für wurde und das einen besonderen chanismen in bilateralen Abkommen Besonders hebt der Bericht hervor, Kulturbereichen explizit aufgestellt. Dienstleistungen. Fokus auf die Kultur legen soll. und Freihandelsabkommen zur Gel- dass es in den Mitgliedstaaten un- Von der Kommission erwartet Bono Während im Ministerrat einzelne tung kommen lassen und dafür Sorge umgänglich sei, andere Ebenen wie konkret ein Grünbuch zur Förderung Arbeitsgruppen aus Vertretern der Die Verfasserin ist Leiterin der tragen, dass Marktliberalisierung die regionale und kommunale Ebene der Mobilität von Kulturschaffenden, Mitgliedstaaten und Experten viele EU-Vertretung in Bonn

QUALITÄT VS. QUOTE? Von Kuppel- und Castingshows im öffentlich-rechtlichen Rundfunk • Von Hans-Joachim Otto Der öffentlich-rechtliche Rundfunk es jedoch, wenn dieser Rahmen sys- tionsauftrages – der im Übrigen von hat „der Information, Bildung, tematisch und offenkundig dauerhaft der Medienpolitik viel präziser gefasst Beratung und Unterhaltung zu gesprengt wird. werden muss – zurückkehren. Das dienen. Er hat Beiträge insbe- sollten sie schleunigst einleiten, nicht sondere zur Kultur anzubieten.“ Bei immer mehr öffentlich-rechtlichen zuletzt um ihre Legitimität und ihr So sieht es § 11 Absatz 2 des Unterhaltungsangeboten muss dies in- öffentliches Ansehen vor dauerhafter Rundfunkstaatsvertrages – die zwischen konstatiert werden. Er begin- Beschädigung zu bewahren. Dass zentrale Auftragsgrundlage des nt bei den zahlreichen Reproduktionen analog zur Reihenfolge im Gesetz gebührenfinanzierten öffentlich- von im privaten Rundfunk erfolgreichen – „Information, Bildung, Beratung und rechtlichen Rundfunks – vor. Ihre Seifenopern, geht über die fast voll- Unterhaltung“ – diese Bereiche auch Existenzgrundlage entnehmen ständige Übernahme erfolgreicher entsprechend gewichtet werden soll- ARD, ZDF und Co. – jenseits der Quizshow-Formate oder „Beratungs- ten, ist mit Sicherheit keine abwegige Herleitung aus der grundgesetz- sendungen“ a là „Bruce“ und endet Forderung. Dass auch weiterhin die lich geschützten Rundfunkfreiheit bei den zahlreichen (schlechten!) Unterhaltung ihren Platz im öffent- (Grundgesetz Artikel 5 Absatz 1 Kopien von ausgelutschten Kuppel- lich-rechtlichen Fernsehen haben Satz 2) – dem ersten Absatz dieses und Castingshows. Ein großer Teil des soll, bleibt davon unbenommen. Paragraphen: Sie haben als „Me- Vorabendprogramms im öffentlich- Schließlich können sich Unterhaltung dium und Faktor des Prozesses rechtlichen Rundfunk ist – mit Verlaub und Qualität auch gut vertragen, das freier individueller und öffentlicher – eine Katastrophe. haben mehrere öffentlich-rechtliche Meinungsbildung zu wirken“. Produktionen wie z.B. „Die Gustloff“ Bei diesem Befund müssten eigent- (ZDF) und „Eine einzige Tablette“ Schon hier offenbart sich ein zen- lich die zuständigen Aufsichtsgremien (WDR) eindrucksvoll bewiesen. Vor trales Dilemma für den öffentlich- der Rundfunkanstalten einschreiten. allem aber muss der explizite Schwer- rechtlichen Rundfunk. Sie dürfen Spätestens im Rahmen des vom punkt „Kultur“ noch viel deutlicher im kein Anbieter einer beliebigen kom- Rundfunkstaatsvertrag vorgesehenen Programm abgebildet werden. Im- merziellen Ware namens „Rundfunk“ Berichts der Rundfunkanstalten „über merhin wird die kulturelle Bedeutung sein. Ihre Existenz begründet sich die Erfüllung ihres jeweiligen Auftrags, des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vielmehr aus der besonderen Bedeu- über die Qualität und Quantität der von den Verantwortlichen – zu Recht! tung von Rundfunk für die individuelle Angebote und Programme sowie die – mit Nachdruck bei jeder Gelegen- und öffentliche Meinungsbildung. geplanten Schwerpunkte der jeweils Hans-Joachim Otto. Foto: Büro Otto heit betont. Der sture Blick auf die Quote, der anstehenden programmlichen Leis- das Wesen vieler kommerzieller tungen“ (§ 11 Absatz 4) müsste ein gut für Dich ist“ auch nach gründlicher wird von vielen Programmstrategen In den künftigen Programmchef der Angebote bestimmt, verbietet sich Aufschrei zu verzeichnen sein. Da das Suche nicht entdecken. Zweitens: verkannt: Die Bürger wollen für ihre ARD setze ich hier große Hoffnungen. somit. Auf der anderen Seite gebietet Prinzip der „Binnenkontrolle“ auch niemand will schlechte öffentlich- üppigen Gebühren – rund 7,5 Milli- Aber auch die Medienpolitik muss tä- die vorgesehene wichtige Rolle für hier versagt, muss die Politik aktiv rechtliche Kopien von Kuppeleien, arden Euro Jahr für Jahr – auch eine tig werden. Konkretisierung des Auf- die Meinungsbildung eine gewisse werden. Castings und Co. im öffentlich-recht- entsprechende Gegenleistung. trages und Schaffung einer externen gesellschaftliche Relevanz. Erreichen lichen Fernsehen sehen! Das zeigen und unabhängigen Aufsicht lauten die öffentlich-rechtlichen Angebote Warum muss sie das? Erstens: die an- die jüngst veröffentlichten und breit „Bruce“ – um es an einer einzelnen hier die dringlichsten Aufgaben. Denn nur wenige Menschen, leidet zwangs- gesprochenen Unterhaltungsformate kommentierten Zuschaueranteile ganz Sendung festzumachen – ist also gerade für die politische und mediale weise eben diese. Im Umkehrschluss haben ein Niveau erreicht, dass das deutlich. Das ist auch das eigentlich weder vom öffentlich-rechtlichen Kultur ist ein gut funktionierender, bedeutet das, dass der Zuschaueran- wesentliche und in der öffentlichen Erstaunliche an dieser Programmpoli- Funktionsauftrag gedeckt, noch vom qualitativ hochwertiger und damit teil auch nicht gleichgültig ist. Wahrnehmung entscheidende Privileg tik. Die Verantwortlichen versuchen, Zuschauer gewünscht. Das bedeutet gesellschaftlich breit akzeptierter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hohe Quoten mit niedrigem Niveau gleichzeitig, dass weder dem An- öffentlich-rechtlicher Rundfunk eine Den Programmverantwortlichen steht – die staatlich geschützte Gebühren- herbeizuführen. Sie trauen dem Zu- spruch an hohe Qualität noch dem unverzichtbare Säule. somit – auch wegen der ebenfalls finanzierung – nicht mehr rechtfertigt. schauer ganz offensichtlich nicht zu, an gesellschaftliche Relevanz Genüge verfassungsrechtlich vorgegebenen „Public-Value“ oder „öffentlich-recht- dass sie die Öffentlich-Rechtlichen getan wird. Dieser Kritik muss sich Der Verfasser ist Vorsitzender des Staatsferne des Rundfunks – ein licher Mehrwert“ ist in aller Munde einschalten, um eben nicht dieselben an vorderster Stelle der (scheidende) Ausschusses für Kultur und Medien relativ großer Rahmen zur Verfü- (das gilt auch für die Verantwortlichen Programme wie bei den Privaten zu ARD-Programmdirektor stellen. des Deutschen Bundestages und gung, in dem sich ihre Planungen in den Anstalten), lässt sich aber bei sehen. Diese aus medienpolitischer Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkan- Vorsitzender der FDP-Kommission bewegen dürfen. Problematisch wird der „Bruce-Show“ oder „Ich weiß, wer Sicht eigentlich erfreuliche Tatsache stalten müssen zur Erfüllung des Funk- für Internet und Medien Das Interview politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 24

Die guten Ideen kommen unter der Dusche Künstler und Werk: politik und kultur- Interview mit Romen Banerjee

Die Schöpfung der Form Foto: Romen Banerjee puk: Herr Banerjee, das Verständnis schöpferischen Prozess durchlebt und Sie gute Kunst aus? Ist gute Kunst erhofften Effekt ein. Ich kenne kaum die sich ganz eindeutig in Ihren Bildern von Kunst ist einem ständigen Wan- etwas materialisiert, fungiert er als innovative Kunst oder technisch gut Künstler, die dieses nach dem Markt oder in Zyklen widerspiegeln, die be- del unterworfen. Kunst galt einst als Medium. Der Einfall, die Idee rauscht gemacht Kunst? und nach dem Verkauf Schielen über stimmte Phasen Ihres Lebens zeigen? gestaltende Tätigkeit des schöpferisch- quasi durch ihn hindurch, sofern er es Banerjee: Gute Kunst hat nichts damit längere Zeit ohne qualitative Einbrü- Banerjee: Es gibt auf jeden Fall immer menschlichen Geistes, dann wurde zulässt. Das meine ich, wenn ich sage, zu tun, ob sie innovativ ist im Sinne che durchgehalten haben. wieder bestimmte Werkgruppen, die kommuniziert, dass Kunst nicht von dass eine Idee nicht durch Denken von neu. Auch wenn der Kunstmarkt puk: Sie haben sich eingehend mit den einen bestimmten Entwicklungsstand Können komme. Was macht für Sie entsteht, sondern trotz Denken. Das zurzeit genau so funktioniert. Da geht Themen „Wachsen und Scheitern“ bei mir aufzeigen. Nach der Hochschu- Kunst aus? Denken steht dem eher im Weg. Jeder es um das Besetzen von Nischen, es befasst. Scheitern bedeutet für Sie die le bin ich auf dem Markt sehr schnell Romen Banerjee: Kunst spiegelt die kennt das: Die guten Ideen kommen geht darum, Alleinstellungsmerkmale Möglichkeit, über sich hinauswachsen erfolgreich gewesen und hab eine menschliche Existenz wider. Die tatsächlich unter der Dusche. Der zu produzieren. Meiner Meinung nach zu können. Greifen Sie damit nicht recht steile Karriere hingelegt. Diese Kunst, wie die Menschheit im Ganzen, Künstler ist darauf trainiert diesen hat gute Kunst ausschließlich mit ausschließlich den positiven Ansatz Phase meines Lebens war schon stark hat sich letztendlich immer nur mit Moment des Einfalls – etwas fällt von Authentizität zu tun. Du musst nicht des Scheiterns heraus? Scheitern kann von Euphorie geprägt. Es ging um der einen Frage beschäftigt: „Wer bin außen in einen hinein – auszudehnen. neu oder originell sein, es geht um ja auch sehr negative Auswirkungen Werte wie Genialität und um diese ich?“. Das ist es, was den Menschen Dies ist ein Zustand der Selbstverges- die Wahrhaftigkeit der Entscheidung, haben und in völliger Destruktion Faszination an der Ohnmacht im Mo- umtreibt; der einzige Ansatz oder die senheit, eine Aufhebung der Abge- die der Künstler im schöpferischen enden. loch Großstadt. Irgendwann kam dann einzige Orientierung. Diese Frage ist trenntheit. Eine Trennung zwischen Prozess trifft. Und das wiederum hat Banerjee: Auf meinem Briefkopf hat- der Bruch. Damals habe ich sehr große wie ein Kompass, den der Mensch hat. Subjekt und Objekt findet dann nicht nichts mit gesellschaftlichem Kon- te ich einige Jahre stehen: „Scheitern Projekte organisiert, auch mit anderen Der Künstler hat die gesellschaftliche mehr statt. Ein solcher Zustand ist sens bezüglich bestimmter Qualitäts- der Pläne – Kapitulation des Denkens“. Künstlern. Das bekannteste war das Aufgabe, dieser Frage mit seiner ge- ein großes Glücksgefühl. Er geht mit merkmale zu tun. Kunst ist, wenn der Bei dem Scheitern von dem ich spre- Projekt x 94, wo wir 40.000 Besucher samten Existenz nachzuspüren. Das der dritten Sichtweise einher, die ich Künstler vollkommen frei, allein und che geht es darum, dass Gedanken auf- aus aller Welt hatten und einen großen macht er natürlich nicht unbedingt persönlich am treffendsten finde: radikal eine Entscheidung trifft, die hören zu existieren. Das ist das A und O Artikel im Stern bekamen. Es war eine bewusst, oft wird dies überlagert von Ich erkenne, dass Form und Formlo- sich aus einer inneren Notwendigkeit bei allem Schöpferischen. Die Gedan- tolle Zeit, in der man auch körperlich Profilneurosen, dem Streben nach sigkeit, Leere und Fülle gleichzeitig jenseits psychologischer Prägungen ken stehen dem Schöpferischen, also voll im Saft stand. Damals dachte ich, einem Alleinstellungsmerkmal und sind. Dies ist für mich während eines ergibt. Und diese zutiefst subjektive der Authentizität, im Weg. Das Mentale dass es ewig so weiter geht und ich nie vielem mehr. Das Spannende ist, dass intensiven schöpferischen Prozesses Entscheidung schlägt dann in objek- kann das alles reflektieren, aber es an meine Grenzen kommen würde. der Künstler – stärker noch als andere am deutlichsten und unmittelbar tive Qualität um. kann es nicht ersetzten, sonst würde Ich habe rund um die Uhr gearbeitet, Menschen – sich in seiner Existenz zur spürbar – aber im Grunde endet diese puk: Auch als Künstler muss man von es dekorativ und oberflächlich. Man immer nur ein paar Stunden geschla- Disposition stellt. Wahrnehmung nicht beim Verlassen etwas leben. An dieser Stelle kommt muss sich von jeglichen Vorstellun- fen. Irgendwann habe ich dann meine puk: Bedeutet das, dass der Prozess des des Ateliers. naturgemäß der Betrachter ins Spiel. gen und Erwartungen lossagen. Und Grenzen heftig überschritten. Deshalb Schaffens von Kunst für Sie wichtiger puk: Das würde – transformiert man Versteht der Betrachter und damit um auf Ihre Frage zurückzukommen: bin ich damals in mich gegangen und ist als das Endprodukt? das Gesagte in religiöse Kategorien der potentielle Käufer die Motive, den Destruktion ist eine Folge zwanghaften habe versucht herauszufinden, worum Banerjee: Das Entscheidende ist der – voraussetzen, dass es so etwas wie Schaffensprozess und den Schöp- Denkens. Konstruktives Denken ist ein es im Leben geht und mich gefragt, hinter dem Kunstwerk, hinter dem „eine höhere Macht“, gibt? fungsakt? Oder ist das letztendlich gar Denken, dass den schöpferischen Akt, was wirklich wichtig ist. Dann habe Schaffensprozess stehende Lebens- Banerjee: Nein, genau das wollte ich nicht so wichtig? der in einem gedankenfreien Raum ich angefangen, mich intensiver mit entwurf; also genauer: die Haltung. nicht sagen. Diese Vorstellung von Banerjee: Der Betrachter macht eine stattfindet, analysiert. psychologischen Mechanismen zu Kunst-Machen, das ist sozusagen der höheren Macht, dass etwas von Erfahrung, wenn er sich Kunstwerke puk: Scheitern Sie also schon während befassen und verschiedene Ausbil- ein Nebenprodukt; das Kunstwerk außen einwirkt, das wäre der zweite anschaut. Oder er macht sie nicht. des Schaffens mehrmals, um dann zu dungen gemacht. Ich bemerkte, dass selber materialisiert die aus einer be- Ansatz. Ich bin kein religiöser Mensch. Dass führt dann dazu, dass er kauft einem Ergebnis zu gelangen? die großen Gefühle gar nicht immer stimmten Haltung hervorgegangene Es geht vielmehr um die Erfahrung oder eben nicht. Darüber hinaus hängt Banerjee: Ich scheitere quasi mit dem im Außen liegen, sondern auch in den Handlung lediglich. Diese Haltung des in der Kontemplation, dass es genau der Kauf noch von vielen anderen Um- Umsetzen meiner Vorstellung. Dem kleinen Dingen, sowohl im Innern als Künstlers ist es, die dann als Authen- diese Abgetrenntheit nicht gibt. Es ständen ab – beispielsweise, ob er Geld kann ich vorbeugen, indem ich diese auch in der Welt. Das hat meine Kunst tizität im Kunstwerk erfahren wird. gibt keine höhere Macht. Vielmehr hat, ob sein Umfeld sagt, dass er das Vorstellungen sein lasse. Im Laufe natürlich ganz stark verändert. Thema- Dem Betrachter steht ein Raum für ist es vergleichbar mit dem was ge- Kunstwerk braucht oder eben nicht. des Lebens lernt man, sich weniger tisch ging es anfangs nun mehr um das eine Begegnung mit der Wahrhaftigkeit schieht, wenn man einen Gedanken Letztendlich sollte das Kaufverhalten Vorstellungen zu machen, oder sie für Materialisieren von Glaubenssätzen. zur Verfügung. Er wird, wenn er das denkt. Man nimmt den Gedanken für den Künstler keine Rolle spielen, weniger wichtig zu nehmen. Das ist Ich entdeckte die Meditation und Kunstwerk genießt, auf sich zurückge- in dem Moment wahr, in dem man denn so etwas bringt den Künstler vom Prinzip her genau das, was im Ate- die Kontemplation, was meine Kunst worfen und macht so eine Erfahrung, ihn denkt. Und es gibt keinen Un- nicht weiter. Weder in Hinblick auf sei- lier passiert. Der Künstler beherrscht erneut veränderte. Verrückterweise die keiner Erklärung mehr bedarf. terschied zwischen Schöpfung und ne künstlerische, noch seine persön- die Techniken, besitzt ein Repertoire haben sich genau zu diesem Zeitpunkt, puk: Während dieser Prozesshaftigkeit Wahrnehmung. Es ist der gleiche Akt. liche Entwicklung. Das ist verschwen- von inneren Strategien zur Klärung als ich das Künstler-Sein als Identität des Malens findet folglich noch etwas Ein Beispiel: Wenn man träumt, dann dete Lebenszeit. Ich hab viele Kollegen, der Frage wie ein Bild werden soll. Und völlig aufgegeben hatte, neue Mög- anderes statt? Etwas, was Sie als Künst- erscheint alles so wirklich, aber nach die bekannt oder namhaft sind, aber um so schneller er es schafft, all das lichkeiten aufgetan. In dieser Zeit hab ler nicht beeinflussen können? dem Aufwachen weiß man, dass es sich dieser Ruhm hält meist nur relativ kurz über Bord zu werfen, desto mehr wird ich nur noch Kunst für mich gemacht Banerjee: Im Wesentlichen gibt es um einen Traum handelte. Die Dinge an. Was dem Künstler unabhängig von er überrascht von dem, was passiert, unter der Annahme, dass sie sich nie drei Möglichkeiten, Schöpfung zu be- im Traum haben keine Substanz an seinen Rahmenbedingungen bleibt, wenn er die Dinge einfach laufen lässt. jemand anschauen würde. Als ich das schreiben. Erstens: der Künstler drückt und für sich. Sie existieren nicht aus ist dieses Glücksmoment, das in der Abschließend kann man noch ein paar Ziel aufgegeben hatte, Erfolg haben zu sich durch seine Kunst zuallererst sich selbst heraus. Dennoch hat man Wahrhaftigkeit immer, also auch beim Schnörkel anfügen und etwas ästheti- wollen, hat er sich wieder eingestellt einmal aus. Er bringt sein Innerstes die Erfahrung gemacht. Der überaus Kunst-Machen, auftritt. Wenn Künstler sieren – wenn es sein muss. – wenn auch, oder besser, glücklicher- nach außen. Dies scheint mir eine erstaunliche Genuss in der Kunst ist: sich verbiegen oder versuchen für puk: Zu Beginn des Gesprächs haben weise anders, als zuvor. recht oberflächliche Beschreibung ich bin gleichermaßen und gleichzeitig einen Markt zu produzieren, führt wir kurz über Lebensumstände und zu sein. Die zweite Sichtweise wäre Schöpfer wie Schöpfung. das eher zur Frustration, bringt aber, über Brüche gesprochen. Gibt es in Weiter auf Seite 25 die Folgende: Wenn der Künstler den puk: Herr Banerjee, was macht für soweit ich weiß, nie dauerhaft den Ihrem Leben als Künstler Stationen, das Interview politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 25

Fortsetzung von Seite 24 puk: Und hat sich die Kunst während dieser Zeit verändert? Würden Sie sagen: Meine Kunst damals war bei Weitem nicht so gut, wie meine Kunst heute ist? Banerjee: Wenn ich alte Sachen von mir sehe, bin ich immer wieder fas- ziniert. Denn sie strahlen eine Kraft aus, haben aber gleichzeitig etwas Getriebenes. Heute verspüre ich beim Betrachten den Impuls, den Jungen, der ich damals war, in den Arm zu nehmen und mir selbst zu sagen „Alles ist gut – entspann dich mal“. Damals war ich sehr euphorisch, hatte das Gefühl herausfinden zu müssen, wie man mitmischen kann. Das war eine große Herausforderung, und hat dann auch ein Stück weit funktioniert. Ir- gendwann ging der Reiz aber verloren. Ich hatte zu der Zeit wenig Muße die Schönheit in den Dingen, im Leben wahrzunehmen. Vieles hat sich um meine Schaffenskraft, um meine Engel Foto: Romen Banerjee Genialität gedreht. Aus heutiger Sicht ist das schon ein bisschen vertrödelte weise Heike Ruschmeyer, die ich sehr Folie für Ihre Zukunft wünschen? Lebenszeit, wenn man zu sehr in dieser schätze, die noch nie versucht haben Banerjee: Ehrlich gesagt habe ich Art auf sich selbst fixiert ist. Dennoch sich anzubiedern. Sie haben immer darüber schon sehr, sehr lange nicht will ich die Zeit nicht missen. Sie war nur ihre Sache gemacht. Es gibt aber mehr nachgedacht. Ich glaube, dass wild und toll – und notwendig. Heute auch Andere, die sich stets spekulativ die Arbeit, die ich mache und das, was kann ich sie besser genießen, meine verhalten. Mein Eindruck ist, dass ihre ich für mich herausbekommen habe Zeit jetzt und hier. Insofern würde ich Kunst dadurch in einem pubertären auch für Andere relevant sein kann. nicht tauschen wollen. Meine heutige Zustand stecken bleibt. Bei ihnen Es freut mich natürlich, wenn es Men- Kunst ist reifer geworden. Es ist nicht verschwindet das Getriebene nicht. schen gibt, denen meine Kunst etwas mehr so ein Sprühen in alle Rich- Das kann zu einer großer künstlerisch bedeutet. Es gibt einige, die orientieren tungen, sondern sehr konzentriert, da Produktivität führen – der Markt un- sich an mir, meiner Kunst, meiner ich weiß, was mir wichtig ist. terstützt eine solche Haltung. Und es Haltung in Kunst und Leben. Diesen puk: Mich würden die Ausbildungen gibt natürlich auch Künstler, die einen Menschen Unterstützung zu sein, ist interessieren, die Sie gemacht haben. ähnlichen Bruch haben wie ich. Einige mir eine große Freude. In diesem Sinne Banerjee: Als Kind und Jugendlicher hören dann sogar auf und gehen dann wünsche ich mir Erfolg. Ansonsten ist hab ich Cello, Gitarre, e-Bass und Key- konventionellere Wege. alles gut, so wie es ist. board gespielt und dann auch noch als puk: In früheren Werken drückte sich puk: Vielen Dank für das Gespräch. Frontmann einer Band gesungen. Stu- das Getrieben-Sein in der Kunst aus. diert habe ich Kunst und Physik. Die Nun haben Sie Ihre innere Ruhe ge- Das Interview führte Stefanie Ernst therapeutische Ausbildung kam dann funden. Was würden Sie sich auf dieser Kontakt: [email protected] etwas später: Zum einen habe ich eine Ausbildung in NLP, dem Neuro-Lin- guistischen-Programmieren, bei dem Romen Banerjee, Künstler Urgestein der Szene Johann Kluczny Geboren 1963 in Berlin gemacht. NLP wurde in Amerika ent- 1984 bis 1990 Studium bei Prof. Wolfgang Petrick, wickelt und ging mit dem Aufkommen Hochschule der Künste, Berlin der Videotechnik einher. Damals ha- 1988 Gründung der Ateliergemeinschaft Tempelhofer Ufer, Berlin ben zwei Studenten bei Therapeuten 1994 bis 1995 Lehrauftrag an der Hochschule der Künste Berlin hospitiert und versucht herauszufin- den, warum manche Therapeuten Ausstellungen in diversen Galerien, u.a.: erfolgreicher sind als andere. Dabei 2009 Galerie Tobias Schrade, Ulm haben sie entdeckt, dass es Kommuni- 2008 DIE BERÜHRUNG, Galerie M, Berlin kationsmuster gibt, die hauptsächlich 2007 WACHSEN UND WERDEN, mit Rorf Scharrer, simple fact, Nürnberg nonverbal ablaufen. Diese Erkennt- 2006 ELEMENTARES, mit Ralf Kehrbach und Michael Franke, Galerie Berlin nisse haben sie neben einigen weiteren DER WILLE ZUR KUNST mit Menno Fahl und Frank Paul, Galerie Entdeckungen mit anderen Schulen, im Turm, Berlin etwa der Gestaltungstherapie, kombi- 2005 F40, mit Detlef Günther u.a., Berlin niert. Besonders im Business-Kontext BERAUSCHUNG mit Stas Belopolskiy und Wernher Gambs, wird NLP angewendet. Nicht zuletzt, Stiftung Starke, Berlin weil man damit ungemein geschickt 2004 F40, mit Goessel, Heyder, Paul, Horbach, Wenzel, Berlin Andere manipulieren kann. Es ist eine 2003 Kunsthaus Eching sehr starke Technik, um sich selber und 2000 KARMA, Installation mit M. Paul für Nina Hagen, Volksbühne Berlin Andere zu beobachten und zu interve- 1998 mehrere Projekte u.a. mit M. Paul nieren. Dazu kam der schamanistische 1997 Kunst 30 Tage – 30 Künstler, Galerie Wolf, Berlin Ansatz des HUNA, den die Indianer Wahrnehmung – Perception, Galerie Wolf, Berlin auf Hawai leben und Methoden des 1996 Wahrnehmung – 1,2,3,4, ..., Einblicke, Galerie Schüppenhauer, Familienstellens nach Bert Hellinger. Köln Auch dies ist eine sehr starke Arbeit, bei Zwei Maler, mit Rainer Küchenmeister, Galerie Trost, Lippstadt der es insbesondere um systemische 1995 Leuchtmontagen – ein erotischer Konsens, RaabGalerie, Berlin Zusammenhänge geht. TRIOLOGIE, mit Christian Rothmann und Frank Paul, puk: Und sind diese Erfahrungen, die Galerie Steiger, Lübeck Sie durch die Ausbildungen gemacht 1994 X POSITION, X 94 Festival Junge Kunst und Kultur, habe, in Ihre Kunst eingeflossen? Akademie der Künste, Berlin Banerjee: Ja, all das hat mich verän- Ein starkes Stück Berlin, Ausstellungsraum Harry Zellweger, dert. Ich habe es völlig aufgegeben, Basel irgendwelche Galeristen oder Kritiker 1993 Arbeiten nach NY, Eröffnungsausstellung der Galerie zu hofieren. Das alles interessiert mich Tilo Steiger, Lübeck nicht mehr. Natürlich führt ein solches Artline Borken, Deutsche Bank, Borken Verhalten dazu, dass bestimmte Kon- Sommerwind, Künstler der Galerie, Raab Galerie, Berlin takte abbrechen, aber die Lebensquali- Künstler der Galerie, Galerie Wilfriede Maaß, Berlin tät verbessert sich durch einen solchen 1992 Dr. Mutabor empfiehlt, Raab Galerie, Berlin Schritt erheblich. Ich hatte damals den Umbau, mit W. Petrick u.a., Berlin Eindruck, dass man ab einer bestimm- Häute, mit Regina Frank, Galerie Wilfriede Maaß, Berlin ten Bekanntheit nur noch mit Leuten Ausstellung für einen Tag, mit C.Ciervo, O. Schulten, zu tun hat, wo neben dem sich gegen- A. Zappalorto, Berlin seitigen Benutzen keine Begegnung 1991 Schlaraffenland, Akademie der Künste zu Berlin, Berlin mehr möglich ist. Jetzt geht es wirklich Accrocharge, W.G. Asperger, Knittlingen nur noch um Qualität in dem bereits 1990 Grenzsituationen, Gewalt, Kunstverein Rothenburg ausgeführten Sinne. Projekt Leuschener Damm, Berlin puk: Kommt es bei vielen Künstlern Art in Space, Space Agency, Berlin in ihrem Umfeld früher oder später A brainticket meets a trip, mit HELMA, Galerie Loulou Lasard, ConBrio zu einem Bruch mit der Kunstszene, Berlin dem Markt? Resultat, W.G. Asperger, Knittlingen Banerjee: Ich habe schon den Ein- 1998 IG - Metall Kunstpreisausstellung, Haus am Lützowplatz, Berlin druck, dass es Vielen so geht. Ande- Eröffnungsausstellung der Galerie Loulou Lasard, Berlin www.conbrio.de rerseits gibt es Künstler, wie beispiels- Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 26

Jahresbericht des Deutschen Kulturrates e.V. über seine Tätigkeit im Jahr 2007

as Jahr 2007 war in vielerlei Aufgaben. Sie nimmt den Jahresab- seines Vorsitzenden Friedhelm von der Debatten. Hier wurde auf der on „Zukunft des Bürgerschaftlichen D Hinsicht ein ereignisreiches schluss des Vorjahres entgegen und Notz zusammen. Im Mittelpunkt einen Seite anerkannt, dass die EU Engagements“ aus der 14. Wahlpe- Jahr: Die Reform des Gemeinnützig- entlastet Vorstand und Geschäftsfüh- der Ausschussdiskussion stand die eine offensivere Kulturpolitik plant riode aufgenommen worden waren. keitsrechts wurde abgeschlossen, das rung. Ebenso verabschiedet sie den Erarbeitung einer Stellungnahme und das Instrument der so genann- Mit dem Referentenentwurf waren Künstlersozialversicherungsgesetz Haushalt des kommenden Jahres. Im des Deutschen Kulturrates zum The- ten Kulturverträglichkeitsprüfung die vom Deutschen Kulturrat heftig novelliert und der so genannte Zweite Jahr 2007 hat die Mitgliederversamm- menfeld Arbeitsmarkt Kultur. Im stärken will. Kritisch wurde allerdings kritisierten Vorschläge des Wissen- Korb „Urbeberrecht in der Informa- lung nach intensiver und teilweise Ausschuss wurde ausgelotet, welche auch angemerkt, dass das Subsidiari- schaftlichen Beirats des Bundes- tionsgesellschaft“ unter Dach und kontroverser Debatte die Erhöhung Probleme in den verschiedenen Seg- tätsprinzip erhalten bleiben müsse. finanzministeriums aus dem Jahr Fach gebracht. Die Debatte um Com- der Mitgliedsbeiträge beschlossen. menten des Arbeitsmarktes Kultur Gefordert wurde, dass die Verbände 2006 vom Tisch. Die „Stellungnahme puterspiele, die zunächst sehr erregt Die Geschäftsstelle des Deutschen bestehen, wie sich der Arbeitsmarkt der Zivilgesellschaft in die Lage des Deutschen Kulturrates zum Re- begonnen hat und bei der die Emo- Kulturrates hat die Aufgabe, die Be- Kultur voraussichtlich entwickeln versetzt werden müssen, die Debat- ferentenentwurf für ein Gesetz zur tionen hoch kochten, wurde, mit der schlüsse der Gremien umzusetzen wird und welche Forderungen zur Ver- ten auf der europäischen Ebene zu weiteren Stärkung des bürgerschaft- Planung der Bundesregierung, einen und gegenüber Politik, Verwaltung besserung der Rahmenbedingungen verfolgen und sich aktiv einzubrin- lichen Engagements“ kann im Inter- Deutschen Computerspielepreis aus- und Öffentlichkeit zu vertreten. Eine im Arbeitsmarkt Kultur an die Politik gen. Zur EU-Kulturagenda hat der net (http://www.kulturrat.de/detail. zuloben und die erforderlichen Mittel besondere Funktion kommt dabei gerichtet werden können. Ein beson- Fachausschuss eine Stellungnahme php?detail=935&rubrik=4) abgerufen bereit zu stellen, zu einem positiven dem Geschäftsführer des Deutschen derer Schwerpunkt sind dabei Fragen erarbeitet, die vom Sprecherrat ver- werden. Zur Stellungnahme des Bun- Ende geführt. In der ersten Jahreshälfte Kulturrates, Olaf Zimmermann, zu. der sozialen Sicherung in Kulturbe- abschiedet wurde. Die Stellung- desrats zum Gesetzesentwurf der fand der G8-Gipfel im Heiligendamm Die Vertreter in den Gremien des rufen. Der Ausschuss setzt im Jahr nahme des Deutschen Kulturrates Bundesregierung hat sich der Deut- statt, bei dem auch das Urheberrecht Deutschen Kulturrates arbeiten eh- 2008 die Arbeit an der Stellungnahme zur Mitteilung der EU-Kommission sche Kulturrat ebenfalls positioniert. ein Thema war, Deutschland hatte renamtlich. Sie erhalten weder eine fort. Aus aktuellem Anlass hatte der „Eine europäische Kulturagenda im Die Stellungnahme „Reform des Ge- zudem in der ersten Jahreshälfte die Aufwandsentschädigung noch eine Fachausschuss eine Resolution zu den Zeichen der Globalisierung“ kann meinnützigkeitsrechts: Licht und EU-Ratspräsidentschaft inne. Der Erstattung der Reisekosten. Lediglich Künstlerdiensten der Bundesagentur im Internet (http://www.kulturrat. Schatten in der Stellungnahme des EU-Ministerrat verabschiedete in für die Vorstandsmitglieder werden für Arbeit vorbereitet. Die Resoluti- de/detail.php?detail=1131&rubrik=4) Bundesrats“ wird ebenfalls im Inter- der zweiten Jahreshälfte auf der Basis die Reisekosten übernommen. on „Arbeit der Künstlerdienste der abgerufen werden. net (http://www.kulturrat.de/detail. einer Mitteilung der Kommission eine Im Jahr 2007 waren in der Ge- Bundesagentur für Arbeit stärken php?detail=1015&rubrik=4) zugäng- EU-Kulturagenda und bekannte sich schäftsstelle der Geschäftsführer, – Deutscher Kulturrat fordert Ände- Fachausschuss Medien lich gemacht. damit erstmals zu einer Kulturpolitik zwei angestellte wissenschaftliche rung des Sozialgesetzbuches“ kann Der Fachausschuss Medien debat- Im Rahmen der Reform des Ge- der Europäischen Union. Das gesamte Mitarbeiterinnen sowie eine wissen- im Internet (http://www.kulturrat. tierte am 03.07.2007 unter der Lei- meinnützigkeitsrechts hat sich der Jahr stand unter dem Motto „Jahr der schaftliche Mitarbeiterin auf Honorar- de/detail.php?detail=985&rubrik=4) tung des Ausschussvorsitzenden Deutsche Kulturrat intensiv dafür Geisteswissenschaften“. Im Sommer basis tätig. Daneben wurden studen- abgerufen werden. Heinrich Bleicher-Nagelsmann über eingesetzt, dass Mitgliedsbeiträge des Jahres 2007 wurde darüber hinaus tische Aushilfen beschäftigt. Im Fachausschuss wurde über die die Auswirkungen der Digitalisie- zu Kulturfördervereinen steuerlich der Nationale Integrationsplan ver- Arbeit des Runden Tisches Künstler- rung auf den Rundfunk. Diskutiert abzugsfähig sind. Nach einer heftigen abschiedet. Im Dezember des Jahres Begleitung von Gesetzge- sozialversicherung, den der Deut- wurden u.a. die Frage des Rundfunk- Auseinandersetzung mit der dama- legte die Enquete-Kommission des sche Kulturrat gemeinsam mit dem begriffs, der Gegenüberstellung von ligen Parlamentarischen Staatsse- Deutschen Bundestags „Kultur in bungsverfahren Bundesministerium für Arbeit und Rundfunkunternehmen und den kretärin im Bundesministerium der Deutschland“ ihren Schlussbericht Die Begleitung von Gesetzgebungs- Soziales durchführt, regelmäßig be- Kabelweiterleitungsunternehmen Finanzen, Barbara Hendricks, MdB, vor. verfahren ist eine wesentliche Auf- richtet. Es findet so eine kontinuier- und die Frage des allgemein zu- war der Knoten bei der Bundesre- Der Deutsche Kulturrat hat sich gabe des Deutschen Kulturrates. Er liche Begleitung und Rückbindung an gänglichen Zugangs zu Information, gierung geplatzt und es konnte mit an all diesen Debatten und verschie- positioniert sich zu Referenten- bzw. die im Deutschen Kulturrat versam- Bildung und Unterhaltung über den der Reform die Änderung umgesetzt denen weiteren beteiligt. Er hat in die Gesetzesentwürfen und verleiht melten Fachleute statt. Rundfunk. Am 11.09.2007 wurde werden, dass Mitgliedsbeiträge zu Debatten die Position der Bundeskul- damit den Positionen der organi- diese Diskussion anhand eines ers- Kulturfördervereinen steuerlich turverbände eingebracht und eine sierten Zivilgesellschaft Ausdruck. Fachausschuss Europa/ ten Entwurfs der Stellungnahme geltend gemacht werden können. wichtige Vermittlungsfunktion in den Die Stellungnahmen des Deutschen Internationales fortgeführt. Dieses ist ein wichtiger Beitrag zur Kulturbereich hinein, aber auch aus Kulturrates geben keine unverbind- Der Fachausschuss Europa befasste Stärkung des Bürgerschaftlichen dem Kulturbereich in die öffentlichen lichen Einzelmeinungen wieder, sich in seiner Sitzung am 19.04.2007 Fachausschuss Steuern Engagements. Als Wermutstropfen Diskussionen hinaus eingenommen sondern sind die Positionen der Bun- unter der Leitung des Ausschuss- Der Fachausschuss Steuern hielt verbleibt lediglich, dass nach wie vor und seine Beratungsfunktion gegenü- deskulturverbände. Darüber hinaus vorsitzenden Prof. Dr. Max Fuchs seine erste Sitzung im Jahr 2007 am die Mitgliedsbeiträge zu Vereinen, die ber der Politik (Exekutive, Parlament, entwickelt der Deutsche Kulturrat mit der Umsetzung der Konvention 12.01.2007 unter der Leitung des Aus- nach der Abgabenordnung der Frei- Parteien) wahrgenommen. Positionen zu weiteren Themen, um Kulturelle Vielfalt in nationales Recht schussvorsitzenden Peter Raue ab. In zeitbetätigung zugeordnet werden, Dieses war nur möglich dank der gegebenenfalls gesetzliche Rege- sowie mit der deutschen EU-Ratsprä- der Sitzung wurde der Referentenent- nicht abzugsfähig sind. engagierten Arbeit vieler Menschen lungen anzuregen. sidentschaft. Die im Fachausschuss wurf des Bundesfinanzministeriums Der Deutsche Kulturrat hat auch in den Gremien des Deutschen Kul- Im Deutschen Kulturrat haben vertretenen Bundeskulturverbände des Gesetzes zur weiteren Stärkung im Jahr 2007 in der Projektgruppe turrates. Wesentlichen Anteil an der sich zuerst die Fachausschüsse mit verbinden große Erwartungen mit des bürgerschaftlichen Engagements „Reform des Gemeinnützigkeits- Erarbeitung der Stellungnahmen und den Fragen befasst, bevor dann eine der Konvention Kulturelle Vielfalt intensiv debattiert und die Stellung- und Spendenrechts“ mitgewirkt. In Positionen des Deutschen Kulturrates Diskussion im Sprecherrat stattfand. und erhoffen sich hieraus auch eine nahme des Deutschen Kulturrates zu dieser Projektgruppe diskutieren haben die Fachausschüsse. Hier Stärkung der nationalen Kulturpoli- dem Referentenentwurf vorbereitet. die Geschäftsführer von Spitzen- beraten Experten aus den Mitglieds- Fachausschuss Arbeit und Soziales tik. In seiner Sitzung am 15.06.2007 Der Referentenentwurf erschien vor verbänden der unterschiedlichen verbänden des Deutschen Kulturrates Der Fachausschuss Arbeit und Sozi- stand die EU-Mitteilung „Eine Eu- der Weihnachtspause 2006 und sorgte Engagementfelder (Sport, Umwelt, und externe Experten gemeinsam ales trat am 24.01.2007, am 28.03.2007 ropäische Kulturagenda im Zeichen für viel Furore, da zahlreiche positive Wohlfahrtpflege, Stiftungen usw.) rechts-, sozial-, bildungs- und kul- und am 12.06.2007 unter der Leitung der Globalisierung“ im Mittelpunkt Anregungen der Enquete-Kommissi- über Fragen des Gemeinnützig- turpolitische Fragen. Im Jahr 2007 keits- und Spendenrechts. Darüber arbeiteten sieben Fachausschüsse. hinaus wirken in der Projektgruppe In den Fachausschüssen werden Wissenschaftler und Richter des Bun- die Stellungnahmen des Deutschen desfinanzhofes mit. Die Reform des Kulturrates vorbereitet. Hier werden Gemeinnützigkeitsrechts wurde von Kompromisse ausgelotet und For- der Projektgruppe intensiv begleitet. derungen entwickelt. Verabschiedet Über die Arbeit der Projektgruppe werden die Stellungnahmen vom wurde im Fachausschuss Steuern Sprecherrat des Deutschen Kultur- berichtet und Anregungen aus dem rates. Hier findet eine nochmalige Ausschuss wurden wiederum in die Debatte aller Stellungnahmen sowie Projektgruppe eingebracht. So gelang die Beschlussfassung statt. Im Spre- es Bündnispartner zur Durchsetzung cherrat sind alle Sektionen durch spezieller kulturpolitischer Anliegen zwei Sprecher und zwei Stellvertreter zu gewinnen. vertreten. Der Sprecherrat wählt aus Mit der beschränkten Steuer- seiner Mitte den Vorstand des Deut- pflicht ausländischer Künstler be- schen Kulturrates. Der Vorstand des fasste sich der Ausschuss in drei Deutschen Kulturrates (Prof. Dr. Max Sitzungen 18.04.2007, 21.06.2007 Fuchs, Christian Höppner, Dr. Clau- und 31.10.2007. Ausgangspunkt war dia Schwalfenberg) wurde im April dabei das Scorpio-Urteil des EUGh. 2007 für zwei Jahre bestätigt. Da Dr. Laut diesem Urteil muss Deutsch- Schwalfenberg im Dezember 2007 ih- land sein System der beschränkten ren Lebensmittelpunkt in die Schweiz Besteuerung ausländischer Künstler verlegt hat, war eine Nachwahl des verändern, damit Betriebs- und Wer- Stellvertretenden Vorsitzenden er- bungskosten direkt an der Quelle forderlich. In dieses Amt wurde Dr. abgesetzt werden können. Im Aus- Georg Ruppelt gewählt. Die Amtszeit schuss berichtete Dick Molenaar aus des Vorstands dauert bis Frühjahr den Niederlanden sehr ausführlich 2009. Der Mitgliederversammlung Prof. Dr. Max Fuchs, Gitta Connemann, MdB, Vorsitzende der Enquete-Kommission, und Olaf Zimmermann, Sachver- des Deutschen Kulturrates obliegen ständiges Mitglied der Enquete-Kommission (v.l.n.r.) bei der Abschlussveranstaltung der Enquete-Kommission „Kultur in Weiter auf Seite 27 in erster Linie vereinsrechtliche Deutschland“ Foto: Stefanie Ernst politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 26 Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 27

Fachausschuss Bildung Fortsetzung von Seite 26 Der Fachausschuss Bildung hatte von allen Ausschüssen des Deut- über das niederländische Modell der schen Kulturrates im Jahr 2007 die Besteuerung ausländischer Künstler. höchste Beratungsdichte. Er trat am In den Niederlanden werden auslän- 23.01.2007, 12.03.2007, 16.04.20007. dische Künstler, die ihren Wohnsitz 02.05.2007, 05.09.2007, 24.10.2007 in Staaten haben, mit denen ein und 04.12.2007 zusammen. In jeder Doppelbesteuerungsabkommen der sieben Ausschusssitzungen fand besteht, nicht besteuert. Die in den zunächst eine Grundsatzaussprache Niederlanden erzielten Einnahmen zu Fragen der kulturellen Bildung müssen im Wohnsitzland versteuert sowie zu Vorhaben, Projekten und werden. Im Fachausschuss wurden Initiativen der Mitglieder des Fach- sehr ausführlich die Erfahrungen ausschusses statt. mit der Besteuerung ausländischer Konkret erarbeitet wurden drei Künstler in Deutschland seit der Stellungnahmen. Eine vierte befand Reform in der 14. Wahlperiode (1998– sich im Jahr 2007 in Erarbeitung. 2002) ausgewertet. Die Erfahrungen Die Diskussionen sind inzwischen bei Veranstaltern, die nur geringe (April 2008) abgeschlossen. Beson- Gagen zahlen, sind positiv. Bereits ders kontrovers und intensiv war bei Veranstaltern mit mittleren Gagen die Diskussion bei der Erarbeitung treten aber massive Probleme auf. der Stellungnahme „Interkulturelle Der Fachausschuss kam nach einge- Bildung – eine Chance für unsere Ge- henden Beratungen zu dem Schluss, sellschaft“. Auch wenn im Ausschuss auch für Deutschland das niederlän- sehr schnell Einvernehmen über die dische Modell zu favorisieren. Eine Bedeutung der interkulturellen Bil- entsprechende Stellungnahme wurde dung erzielt werden konnte, musste vorbereitet und vom Sprecherrat die Formulierung von konkreten verabschiedet. Die Stellungnahme Forderungen sehr genau abgewogen Dr. Claudia Schwalfenberg, Dr. Fritz Pleitgen, Prof. Dr. Max Fuchs, Olaf Zimmermann, Prof. Monika Grütters und Christian „Besteuerung ausländischer Künstler werden. Es ging darum, interkultu- Höppner (v.l.n.r.) bei der Verleihung des Kulturgroschens 2007 im Max-Liebermann-Haus. Foto: Stefanie Ernst unkompliziert regeln! – Stellungnah- relle Bildung als Prinzip der kultu- me des Deutschen Kulturrates zur rellen Bildung ernst zu nehmen. Die bauliche und freiräumliche Kultur- spiele zu fördern, war für den Deut- kussionen und Veranstaltungen von beschränkten Steuerpflicht auslän- Debatten im Fachausschuss glichen leistung“ steht im Internet (http:// schen Kulturrat besonders wichtig, Dritten ein. Im Folgenden sollen eini- discher Künstlerinnen und Künstler“ dabei einer Zweibahnstraße. Zum www.kulturrat.de/detail.php?deta sich der Computerspieleszene gegen- ge besondere vorgestellt werden. kann im Internet (http://www.kul- einen wurde der Sachstand aus den il=1005&rubrik=4) zum Abruf zur über zu öffnen. Diese Szene ist, wie turrat.de/detail.php?detail=1218&ru Mitgliedsverbänden des Deutschen Verfügung. alle kulturwirtschaftlichen Branchen, Zukunftskongress der EKD brik=4) abgerufen werden. Darüber Kulturrates in den Ausschuss trans- Mit der Stellungnahme unter- sehr vielgestaltig. Viele Künstler ar- Die EKD führte vom 25. bis 26.01.2007 hinaus hat sich der Fachausschuss mit portiert und bildete die Grundlage für streicht der Deutsche Kulturrat die beiten inzwischen für diese Branche, in Wittenberg einen Zukunftskon- dem Problem befasst, dass in zuneh- die Diskussion. Zum anderen wurden kulturpolitische Bedeutung der Bau- so dass sie sich zu einem zunehmend gress durch. Zu diesem Kongress mendem Maße Finanzbehörden für Anregungen aus dem Ausschuss kultur. wichtigeren Arbeitsfeld entwickelt. haben die jeweiligen Landeskirchen Unternehmen der Kulturwirtschaft, zurück in die Mitgliedsverbände des – Allein aus diesem Grund wäre es die Teilnehmer benannt. Der Ge- die ähnliche Aufgaben wie öffentliche Deutschen Kulturrates gegeben und Streitfall Computerspiele sträflich, würde diese Branche länger schäftsführer des Deutschen Kul- Kultureinrichtungen wahrnehmen, sorgten hier wieder für Debatten. Es Besondere Aufmerksamkeit erlangte kulturpolitisch ignoriert werden. – In turrates, Olaf Zimmermann, wurde die Umsatzsteuerbefreiung beantra- war daher nicht verwunderlich, dass im Jahr 2007 die Diskussion um einem Chat bei der Bundeszentrale von der Evangelischen Landeskirche gen. Hiervon sind vor allem Unter- die Erarbeitung der Stellungnahme, Computerspiele, die im Deutschen für politische Bildung, an dem sich Berlin-Brandenburg schlesische nehmen der Veranstaltungsbranche die im Internet (http://www.kultur- Kulturrat unter der Überschrift viele junge Menschen beteiligten, Oberlausitz (EKBO) gebeten, am Zu- betroffen. rat.de/detail.php?detail=1057&rubri „Streitfall Computerspiele“ geführt diskutierten der nordrhein-westfä- kunftskongress mitzuwirken und zur k=4) zur Verfügung steht, einige Zeit wurde. Anlass der Debatte war der lische Kulturstaatssekretär Hans- innerkirchlichen Diskussion des The- Fachausschuss Urheberrecht in Anspruch nahm. Bundesratsantrag des damaligen Heinrich Grosse-Brockhoff und Olaf mas Kultur und Kirche einen Beitrag Der Fachausschuss Urheberrecht hielt Neben der umfassenden Stellung- bayerischen Innenministers Günther Zimmermann über Computerspiele. zu leisten. Neben der Mitwirkung in am 05.02.2007 eine Sitzung ab. Geleitet nahme zur interkulturellen Bildung Beckstein, gewalthaltige Computer- Der Chat zeigte, dass insbesondere Arbeitsgruppe bestand die Gelegen- wurde diese vom Ausschussvorsitzen- wurden zwei weitere Stellungnah- spiele Erwachsenen erst ab 25 Jahren junge Menschen Computerspiele als heit, eines der Impulsreferate beim den Prof. Dr. Ferdinand Melichar. Ne- men, teils in Unterarbeitsgruppen zugänglich zu machen. Eine solche Teil ihrer Kultur begreifen. Zukunftskongress zu halten. ben einer ausführlichen Information vorbereitet, vom Fachausschuss für Ausdehnung von Jugendschutzvor- Der Geschäftsführer des Deut- zum aktuellen Stand der Beratungen den Sprecherrat erstellt. Eine be- schriften auf Erwachsene löste eine schen Kulturrates, Olaf Zimmer- Nationaler Integrationsplan zum Entwurf eines zweiten Gesetzes fasst sich mit der „Akkreditierung Diskussion um Computerspiele aus. mann, nahm am Runden Tisch Ver- Der Vorsitzende des Deutschen Kul- zur Regelung des Urheberrechts in von Fortbildungsveranstaltungen“, Der Deutsche Kulturrat hat eine Bei- antwortung der Computerspiele- turrates, Max Fuchs, war Mitglied der der Informationsgesellschaft wurde abrufbar im Internet (http://www. lage kultur · kompetenz · bildung wirtschaft als Experte teil. Weiter Arbeitsgruppe Kultur des Nationalen die Anhörung der Enquete-Kommis- kulturrat.de/detail.php?detail=10 zur Zeitung politik und kultur des war Olaf Zimmermann als Experte Integrationsplans. Sein besonderes sion „Kultur in Deutschland“ zum 56&rubrik=4). In der anderen wird Deutschen Kulturrates dem Thema zum Symposion Computerspiele und Augenmerk galt der Frage der inter- Urheberrechtswahrnehmungsgesetz gefordert, den Sachverstand aus den Computerspiele gewidmet. Nach ei- Kultur geladen. kulturellen Bildung. Anregungen von ausgewertet. Darüber hinaus hat Fachverbänden der kulturellen Bil- ner Einführung des Geschäftsführers ihm fanden Eingang in den Natio- der Ausschuss eine Stellungnahme dung bei Jedem Kind ein Instrument des Deutschen Kulturrates, Olaf Zim- Kultur und Kirche nalen Integrationsplan. Jetzt geht es zur Umsetzung der Enforcement- einzubeziehen, ebenfalls im Internet mermann, wurde das Thema Com- Fortgesetzt wurde die Auseinanderset- darum, diese Anregungen tatsächlich Richtlinie in nationales Recht vor- (http://www.kulturrat.de/detail.php? puterspiele aus unterschiedlichen zung zum Thema Kultur und Kirche. umzusetzen. bereitet. Die „Stellungnahme des detail=1030&rubrik=4) abrufbar. Perspektiven beleuchtet. Behandelt Nachdem im Jahr 2006 ein Schwer- Deutschen Kulturrates zum Entwurf In der zweiten Jahreshälfte 2007 wurden pädagogische und kultur- punkt zu diesem Themenkomplex Konvention Kulturelle Vielfalt eines Gesetzes zur Verbesserung behandelte der Fachausschuss Fra- wirtschaftliche Aspekte sowie Fragen in politik und kultur erschienen war, Vom 25. bis 28.04.2007 veranstaltete der Durchsetzung von Rechten des gen der Medienbildung bzw. Ver- des Jugendschutzes. Scharf kritisiert wurde das Thema das gesamte Jahr die Deutsche UNESCO-Kommission geistigen Eigentums“ steht im Inter- mittlung von Medienkompetenz. wurde teilweise die Äußerung des 2007 über weiter verfolgt. Die in poli- eine internationale Tagung zur Um- net (http://www.kulturrat.de/detail. Hier prallten teilweise Positionen Geschäftsführers des Deutschen tik und kultur erschienenen Beiträge setzung der Konvention Kulturelle php?detail=986&rubrik=4) zum Abruf aufeinander. Meinten die einen, dass Kulturrates, Olaf Zimmermann, dass wurden in dem Buch „Die Kirchen, die Vielfalt in nationales Recht. Der Vor- bereit. kulturelle Bildung einen Beitrag dazu Computerspiele auch Kunst sein unbekannte kulturpolitische Macht“ sitzende des Deutschen Kulturrates, leisten sollte, Kinder und Jugendliche können. Weiter wurde von verschie- noch einmal veröffentlicht. Max Fuchs, war in die Vorbereitung Kulturpolitischer Diskurs vom Medienkonsum fernzuhalten, denen Seiten der Hinweis, dass Kunst der Tagung eingebunden. Er hielt sind die anderen der Meinung, dass auch gewalthaltig sein kann, scharf Kulturpolitik der Parteien eines der Impulsreferate und mode- Neben der Positionierung zu kon- Medienbildung ein integraler Be- zurückgewiesen. Die Debatte um Als neues Thema wurde im Jahr 2007 rierte einen Workshop. kreten Gesetzesvorhaben, die den standteil der kulturellen Bildung Computerspiele wurde innerhalb in politik und kultur die Kulturpoli- Kulturbereich betreffen, beteiligt sein müsse. Auch bei dieser Stellung- des Deutschen Kulturrates sehr kon- tik der Parteien aufgegriffen. Ziel ist Runder Tisch Künstlersozialversi- sich der Deutsche Kulturrat intensiv nahme gelang wieder der Diskurs in trovers geführt. Ebenso widmete sich es darzustellen, inwieweit sich die cherung an kulturpolitischen Debatten bzw. beide Richtungen. Die Diskussionen die Politik dem Thema ausführlich. In kulturpolitischen Konzepte der im Wie in den Vorjahren wurde der Run- initiiert teilweise Diskussionen. Diese im Fachausschuss beförderten die politik und kultur wurde die Debatte Deutschen Bundestag vertretenen de Tisch Künstlersozialversicherung Debatten reichen über das kulturpo- Debatten in den Mitgliedsverbänden kontinuierlich begleitet bis hin zur Parteien unterscheiden. Den Anfang fortgesetzt. Zum Runden Tisch wird litische Tagesgeschäft hinaus und be- des Deutschen Kulturrates. Verabschiedung der Pläne für einen machte die Kulturpolitik der SPD in gemeinsam vom Bundesministerium treffen unter anderem die Diskussion Deutschen Computerspielepreis. der Ausgabe 4/2007, gefolgt von der für Arbeit und Soziales und Deutschem nach dem Stellenwert von Kultur in Fachausschuss Bürgerschaftliches Dabei kamen sowohl Befürworter als FDP in der Ausgabe 5/2007 und dann Kulturrat eingeladen. Am Runden Tisch der Gesellschaft. Insbesondere der Engagement auch Kritiker von Computerspielen der CDU in der Ausgabe 6/2007. Die nehmen neben den Veranstaltern Ver- Vorstand sieht sich in der Pflicht, Der Fachausschuss Bürgerschaft- zu Wort. Die Beiträge aus politik und Reihe zur Kulturpolitik der Parteien treter von Verbänden der Versicherten solche Diskussionen anzuregen und liches Engagement führte am 16.04. kultur wurden in dem Buch „Streitfall wird im Jahr 2008 fortgeführt. und von Verbänden der Abgabepflich- zu befördern. Von den Fachausschüs- und am 04.06.2007 eine Sitzung Computerspiele: Computerspiele tigen teil. Ziel ist es, bereits frühzeitig sen trifft dies in besonderer Weise auf durch. Den Vorsitz des Ausschusses zwischen kultureller Bildung, Kunst- Beratungsfunktion mögliche Probleme bei der Künstler- den Fachausschuss Bildung und den hat Hildegard Bockhorst. Im Mit- freiheit und Jugendschutz“ noch sozialversicherung zu debattieren und Fachausschuss Bürgerschaftliches telpunkt der Ausschussberatungen einmal veröffentlicht. Das Buch fand Eine wichtige Aufgabe des Deutschen gegebenenfalls gemeinsame Lösungs- Engagement zu. Im Jahr 2007 wurde stand der Freiwilligensurvey sowie eine so große Resonanz, dass es be- Kulturrates ist es, seine gebündelten ansätze zu entwickeln. darüber hinaus ein neuer Fachaus- Überlegungen einer Veranstaltung reits ein halbes Jahr nach Erscheinen Informationen anderen zugänglich zu schuss Kulturwirtschaft eingerichtet, zum Tag des Ehrenamts. vergriffen war und Anfang 2008 eine machen und damit einen wichtigen Anhörung Finanzausschuss der sicherlich ebenfalls eine wichtige zweite, erweiterte Auflage erschien: Beitrag zur kulturpolitischen Debatte Der Finanzausschuss des Deutschen Schnittstellenfunktion zwischen kon- Baukultur Ein Beleg für die Notwendigkeit der zu leisten. Ein wichtiges Instrument Bundestags führte am 11.06.2007 kreter Arbeit zu Gesetzgebungsvor- Die Sektion Rat für Baukultur erarbei- Diskussion und sachlichen Infor- sind dabei die bereits erwähnten eine Anhörung zur Reform des Ge- haben und kulturpolitischem Diskurs tete im Jahr 2007 eine Stellungnahme mation. Stellungnahmen des Deutschen Kul- meinnützigkeitsrechts durch. Als einnehmen wird. Der neue Fach- zum Stadtumbau. Diese Stellung- Neben der wichtigen inhaltlichen turrates. Über die Stellungnahmen Experte für den Kulturbereich war ausschuss Kulturwirtschaft hat im nahme wurde in den Sprecherrat Debatte, die bundespolitisch darin des Deutschen Kulturrates bringen Januar 2008 seine Arbeit aufgenom- eingebracht und dort verabschiedet. mündete, durch den Deutschen Com- Vertreter des Deutschen Kulturrates Weiter auf Seite 28 men. Die Stellungnahme „Stadtumbau als puterspielepreis wertvolle Computer- ihren Sachverstand aber auch in Dis- Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 28

mentation erscheint Anfang des Fortsetzung von Seite 27 Jahres 2008. Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium für Bildung der Geschäftsführer des Deutschen und Forschung sowie der Gerda Hen- Kulturrates, Olaf Zimmermann, zu kel Stiftung unterstützt und fand in der Anhörung geladen und wurde von Kooperation mit der EKD statt. den Abgeordneten mehrmals zu den Besonderheiten des Kulturbereiches Öffentlichkeitsarbeit und befragt. Bereitstellung von kultur- Bundesparteitage politischen Informationen Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, Öffentlichkeitsarbeit hielt am 16.06.2007 auf Einladung Die Öffentlichkeitsarbeit des Deut- des Bundesvorsitzenden der FDP, schen Kulturrates hat sich zu einem , eine Rede beim Markenzeichen entwickelt. Die Mo- Bundesparteitag der FDP. Er stellte bilisierung der Öffentlichkeit ist er- u.a. die Erwartungen der Bundeskul- forderlich, um kulturpolitisch Be- turverbände an die Kulturpolitik der wegung zu erzeugen. Nur wenn ein Parteien vor. Am 29.10.2007 war Olaf Thema präsent ist, wird es als wichtig Zimmermann Gast beim Bundespar- wahrgenommen. teitag der SPD und hielt hier ebenfalls Der Deutsche Kulturrat informiert eine Rede zur Bundeskulturpolitik. die Öffentlichkeit mit Pressemittei- lungen sowie einen mehrmals in der Kulturelle Bildung Woche erscheinenden Newsletter. Im Der Vorsitzende des Deutschen Kul- Newsletter wird auch auf Artikel und turrates, Prof. Dr. Max Fuchs, war an Informationen in anderen Medien der Vorbereitung des ersten Sym- verwiesen. posions des Kulturstaatsministers Zusätzlich führt der Deutsche zur kulturellen Bildung beteiligt. Er Kulturrat regelmäßig Pressegespräche nahm an der abschließenden Podi- durch. Eine Auflistung der Pressege- umsdiskussion teil und verwies hier spräche befindet sich unten. besonders auf die bestehenden zivil- Prof. Dr. Thomas Sternberg, Olaf Zimmermann, Pfarrer Christhard Neubert und Theo Geißler (v.l.n.r.) bei der Pressekonfe- gesellschaftlichen Strukturen zur kul- renz zur Buchvorstellung „Kultur und Kirche“ in der St. Matthäus Kirche in Berlin. Foto: Stefanie Ernst Bereitstellung von turellen Bildung. Weiter wirkte an der Informationen Auswertung des Symposions mit. Tagung Games Convention der ersten, der auf die möglichen Geisteswissenschaftler arbeiten in Das Wissensportal www.kulturrat.de Vom 23. bis 24.08.2008 führte der Gefahren einer Liberalisierung auf- Museen, Bibliotheken, Theatern usw. stellt einen besonderen Informati- Kultur-Enquete Deutsche Kulturrat eine Veranstal- merksam gemacht hat. Die Laudatio Sie erschließen und vermitteln Kunst onsservice des Deutschen Kulturrates Der Geschäftsführer des Deutschen tung für Multiplikatoren zum The- hielt Staatsminister Bernd Neumann, und Kultur. Bei dem Kongress sollte dar. Am Tag nutzen zwischen 2.500 Kulturrates, Olaf Zimmermann, ge- ma Computerspiele bei der Games MdB. Die Veranstaltung fand wie be- ausgelotet werden, wie sich dieses bis 3.000 Benutzer das Internetange- hörte als Sachverständiges Mitglied Convention in Leipzig durch. Es reits in den Vorjahren in Kooperation Arbeitsfeld und dieser Arbeitsmarkt bot zu. Insgesamt sind 20.000 Zugriffe der Enquete-Kommission „Kultur in war eine Kooperationsveranstal- mit der Stiftung Brandenburger Tor verändert, welche Qualifikationen (Hits) täglich zu verzeichnen. Neben Deutschland“ an. Es handelte sich da- tung des Deutschen Kulturrates, im Max-Liebermann-Haus am Pari- von Geisteswissenschaftlern erwartet Pressemitteilungen, Informationen bei um eine Berufung ad personam. der Bundesvereinigung Kulturelle ser Platz in Berlin statt. werden, welche Beschäftigungsmög- über den Deutschen Kulturrat, Texten Dennoch war es möglich, Themen, Jugendbildung, der Landesverei- lichkeiten für Geisteswissenschaftler und Dokumenten werden in insge- die im Deutschen Kulturrat debattiert nigung Kulturelle Jugendbildung Kongress Geisteswissenschaften im Kulturbereich es gibt und welchen samt 22 Dossiers umfassende Infor- wurden und zu denen ein Konsens Sachsen, der Bundeszentrale für Vom 26. bis 27.09.2007 führte der Stellenwert selbstständige Tätigkeit mationen zu kulturpolitischen Fra- unter den Mitgliedsverbänden des politische Bildung, der Sächsischen Deutsche Kulturrat den Kongress hat. Der Kongress wurde von Minis- gen zusammengestellt. Zu folgenden Deutschen Kulturrates besteht, in die Landesmedienanstalt, des Deutschen „Kultur als Arbeitsfeld und Arbeits- terin Dr. , MdB eröff- Themenfeldern wurden Dossiers Enquete-Kommission einzubringen, Kinderhilfswerks und der Universität markt für Geisteswissenschaftler“ net. Referiert haben Wissenschaftler angelegt: Arbeitsmarkt Kultur, Aus- so dass sie Eingang in den Schlussbe- Leipzig. Am ersten Tag wurden nach durch. Die Tagung stand im Zusam- und Experten aus der Praxis. Der wärtige Kulturpolitik, Bürgerschaft- richt fanden. einer Einführung in Arbeitsgruppen menhang des Jahres der Geisteswis- Kongress stieß auf so große Resonanz, liches Engagements, Computerspiele, verschiedene Themen rund um senschaften. Der Kulturbereich ist dass die ursprünglich geplante Teil- Veranstaltungen Computerspiele erörtert. Dabei ging traditionell ein wichtiger Arbeits- nehmerzahl von 200 auf 300 erhöht es um Jugendschutzfragen, um das markt für Geisteswissenschaftler. werden musste. Die Tagungsdoku- Weiter auf Seite 29 Neben den bereits traditionellen Thema Kunst und Computerspiele, Veranstaltungen wie der Verleihung um rechtliche Implikationen usw. Am des Kulturgroschens des Deutschen zweiten Tag bestand die Möglichkeit, Kulturrates und der Verleihung des unter Hilfestellung von Studierenden Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates puk-Journalistenpreises fanden im der Universität Leipzig selbst zwei Jahr 2007 zwei zusätzliche Tagungen Spiele zu spielen. Die Teilnehmer im Jahr 2007 statt. konnten ferner die Games Conventi- · Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Referentenentwurf für ein Gesetz zur weiteren Stärkung des bürger- on besuchen und sich so ein Bild von schaftlichen Engagements (21.01.2007) puk-Journalistenpreis der Computerspielebranche machen. · Resolution: Arbeit der Künstlerdienste der Bundesagentur für Arbeit stärken – Deutscher Kulturrat fordert Änderung Der puk-Journalistenpreis wurde am Die Veranstaltung stieß auf eine sehr des Sozialgesetzbuches (13.03.2007) 27.01.2007 im Radialsystem in Berlin positive Resonanz. Eine Fortsetzung im Anschluss an ein Konzert von ist für das Jahr 2008 in Planung. · Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Durchsetzung von Rechten DeutschlandRadio Kultur verliehen. des geistigen Eigentums (13.03.2007) In einer Umbaupause wurde die Vor- Kulturgroschen des Deutschen · Stellungnahme: Stadtumbau als bauliche und freiräumliche Kulturleistung (16.04.2007) sitzende der Enquete-Kommission Kulturrates „Kultur in Deutschland“ Gitta Con- Am 26.09.2007 wurde der Kultur- · Reform des Gemeinnützigkeitsrechts: Licht und Schatten in der Stellungnahme des Bundesrats (27.04.2007) nemann, MdB zum puk-Journalis- groschen des Deutschen Kulturrates · Sachverstand aus den Fachverbänden der kulturellen Bildung bei „Jedem Kind ein Instrument“ einbeziehen tenpreis sowie zum Kulturpolitikjour- an Dr. h.c. Fritz Pleitgen verliehen. (14.05.2007) nalismus in Deutschland interviewt. Der Deutsche Kulturrat würdigte Ausgezeichnet wurden im Jahr 2007 damit die besonderen Verdienste · Akkreditierung von Fortbildungsveranstaltungen (17.06.2007) Wilfried Mommert, dpa; Tamara Ti- von Fritz Pleitgen für den öffentlich- · Interkulturelle Bildung – eine Chance für unsere Gesellschaft (18.06.2007) schendorf, freie Hörfunkjournalistin, rechtlichen Rundfunk, speziell im sowie das Feuilleton der Frankfurter Zusammenhang mit internationalen · Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zur Mitteilung der EU-Kommission „Eine europäische Kulturagenda im Allgemeinen Zeitung. Die Laudatio Debatten wie den GATS-Verhand- Zeichen der Globalisierung“ (19.09.2007) hielt Gitta Connemann, MdB. lungen. Fritz Pleitgen war einer · Besteuerung ausländischer Künstler unkompliziert regeln! – Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zur beschränkten Steuerpflicht ausländischer Künstler (05.12.2007) Fachausschüsse des Deutschen Kulturrates · Fachausschuss Arbeit und Soziales Vorsitz: Georg Halupzek (Rat für Soziokultur und kulturelle Bildung) Im Jahr 2007 durchgeführte · Fachausschuss Bildung Vorsitz: Christian Höppner (Deutscher Musikrat) Pressegespräche · Fachausschuss Bürgerschaftliches Engagement · Buchvorstellung: Reform des Künstlersozialversicherungsgesetzes (05.03.2007) Vorsitz: Hildegard Bockhorst (Rat für Soziokultur und kulturelle Bildung) · Vermittlung naturwissenschaftlicher und kultureller Bildung (18.05.2007) · Fachausschuss Europa/Internationales Vorsitz: Prof. Dr. Max Fuchs (Rat für Soziokultur und kulturelle Bildung) · Buchvorstellung: Streitfall Computerspiele (09.08.2007) · Fachausschuss Kulturwirtschaft · Games Convention: Kultur <-> Games <-> Bildung?! – Computerspiele im Spannungsfeld von Unterhaltung, Lernen Vorsitz: Bernd Fesel und Kultur (16.08.2007) · Fachausschuss Medien · Bundeskulturpolitik: Halbzeitbilanz der Großen Koalition (10.09.2007) Vorsitz: Heinrich Bleicher-Nagelsmann (Sektion Film und Medien) · Fachausschuss Steuern · Buchvorstellung: Die Kirchen, die unbekannte kulturpolitische Macht (25.10.2007) Vorsitz: Prof. Dr. Peter Raue · Verwertungsgesellschaften – unverzichtbar für die kulturelle Vielfalt (13.11.2007) Fachausschuss Urheberrecht · · Tanz als eigenständige Kunstform in der öffentlichen Wahrnehmung stärken – Vorstellung des Schwerpunktes Tanz in Vorsitz: Prof. Dr. Ferdinand Melichar (Deutsche Literaturkonferenz) der Beilage kultur ⋅ kompetenz ⋅ bildung zu politik und kultur (14.12.2007) Stand: April 2008 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 28 Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 29

Veröffentlichungen Darüber hinaus kann es im Internet Sehr herzlich danken wir den Zuwen- Zu danken ist den Autorinnen und Fortsetzung von Seite 28 Wie in den Vorjahren erschien auch abgerufen werden. Mit dem Dossier dungsgebern. Einmal dem Beauftrag- Autoren von politik und kultur, die im Jahr 2007 die Zeitung politik und gelang es, auch Kreise anzusprechen, ten der Bundesregierung für Kultur in der Regel die Beiträge kostenlos Daseinsvorsorge, EU-Kulturpolitik, kultur sechs Mal. Die Ausgaben stie- die urheberrechtlichen Fragen ansons- und Medien für die Finanzierung des zur Verfügung stellen. Von ihren Bei- Föderalismusreform I, Föderalis- ßen generell auf eine große Resonanz. ten reserviert gegenüber stehen. Vorhabens „Bündelung verbandlicher trägen lebt die Zeitung. Kontroversen musreform II, Geisteswissenschaften, Jede Zeitung ist neben der Printaus- Da sowohl die Schwerpunkte Kul- Kulturpolitik unter spartenübergrei- sind hier ausdrücklich gewünscht. Gemeinnützigkeitsrecht, Kultur und gabe (Auflage 5.000) als pdf-Datei tur und Kirche sowie Streitfall Compu- fendem Blickwinkel und Politikbera- Weiter gilt unser Dank dem Con- Kirche, Kultur-Enquete, Kulturelle im Wissensportal www.kulturrat. terspiele auf eine so große Resonanz tung durch den Deutschen Kulturrat Brio Verlag. Stets unkompliziert, Bildung, Kulturelle Vielfalt, Kultur- de verfügbar. Über das Jahr gesehen bei den Leserinnen und Lesern von e.V.“. Dieses Kernprojekt umfasst schnell und flexibel setzen die Mitar- finanzierung, Kulturpolitik der Par- wird jede Ausgabe etwa 20.000 Mal politik und kultur stießen, wurden die mit Ausnahme des Fachausschusses beiterinnen und Mitarbeiter unsere teien, Künstlersozialversicherung, aus dem Internet abgerufen werden. zu diesen Themen erschienen Beiträge Bildung alle Fachausschüsse des Wünsche um. In diesen Dank schlie- Leitkulturdebatte, Medienpolitik, Die im ConBrio Verlag erscheinende nochmals gesammelt in Büchern ver- Deutschen Kulturrates sowie die darin ßen wir die Zusammenarbeit beim Staatsziel Kultur, Steuerrecht (Kultur), Zeitung ist neben den Abonnement öffentlicht. Beide Bücher „Die Kirchen, erarbeiteten Stellungnahmen. In dem KIZ ein. Urheberrecht, Verwertungsgesell- auch an Bahnhöfen, Flughäfen so- die unbekannte kulturpolitische Vorhaben ist neben dem Geschäfts- Besonders danken wir auch schaften. Die Dossiers stoßen auf wie großen Kiosken erhältlich. Die Macht“ sowie „Streitfall Computer- führer eine wissenschaftliche Mitar- Deutschlandradio Kultur bei der Koope- großes Interesse bei den Nutzerinnen Zeitung politik und kultur wird von spiele: Computerspiele zwischen beiterin tätig. Wir danken auch dem ration zur Verleihung des puk-Journa- und Nutzer. Speziell aus dem Hoch- Olaf Zimmermann und Theo Geiß- kultureller Bildung, Kunstfreiheit und Bundesministerium für Bildung und listenpreises. Ebenfalls herzlich dan- schulbereich kommt sehr oft die ler herausgegeben. Sie richtet sich Jugendschutz“ wurden sehr positiv Forschung für die Unterstützung des ken wir der Stiftung Brandenburger Tor Rückmeldung, dass das Wissenspor- an Entscheidungsträger aus Politik, aufgenommen. Die erste Auflage des Projektes „Umsetzung der Konzeption für die bereits bewährte Kooperation tal von großem Wert für Studierende Verwaltung, Vereinen, Verbänden, Buches „Streitfall Computerspiele“ Kulturelle Bildung“. Im Rahmen dieses bei der Verleihung des Kulturgroschens und Lehrende sei. Stiftungen sowie die kulturpolitisch war innerhalb eines halben Jahres Vorhabens werden die Stellungnah- des Deutschen Kulturrates. Die Zu- Ebenfalls im Internet zugänglich interessierte Öffentlichkeit. In der Zei- vergriffen. men vom Fachausschuss Bildung sammenarbeit mit beiden Kooperati- ist das Kulturinformationszentrum tung sind kontroverse Diskussionen erarbeitet. Außerdem betreut die onspartnern ist stets durch Vertrauen (KIZ) www.nmz.de/kiz, das der Deut- erwünscht. Es geht darum, ein Thema Dank zuständige wissenschaftliche Mitar- und Teamgeist geprägt. sche Kulturrat zusammen mit dem aus unterschiedlichen Perspektiven zu beiterin die Beilage kultur ∙ kompetenz Den Mitarbeiterinnen des Deut- Conbrio-Verlag unterhält. Geht es beleuchten und darzustellen. Die Arbeit des Deutschen Kulturrates ∙ bildung zu politik und kultur. Unser schen Kulturrates gilt ebenfalls un- beim Wissensportal www.kulturrat.de Im Jahr 2007 lag der Zeitung die wäre nicht möglich ohne die Unter- herzlicher Dank gilt ebenfalls dem ser Dank. Ihr Engagement und ihre darum, neben aktuellen Meldungen Beilage kultur ∙ kompetenz ∙ bildung stützung der Menschen, die sich für Bundesministerium für Bildung und Identifikation mit der Arbeit sind eine vor allem Hintergrundinformationen bei, die sich speziell Fragen der kultu- den Deutschen Kulturrat einsetzen, die Forschung für die Unterstützung des unverzichtbare Grundlage für den bereit zu stellen, so zielt das KIZ dar- rellen Bildung widmete. Themen im ihn unterstützen, die in den Gremien Kongresses „Kultur als Arbeitsmarkt Erfolg des Deutschen Kulturrates. auf ab, tagesaktuelle Informationen Jahr 2007 waren u.a. Interkulturelle mitwirken. Unser Dank gilt daher und Arbeitsfeld für Geisteswissen- Wir wünschen uns eine weitere aus dem gesamten Kulturbereich Bildung sowie der Zusammenhang besonders den Mitgliedern der Fach- schaftler“. Ebenfalls herzlich danken gute Zusammenarbeit mit allen, die anzubieten. Auch das KIZ erfreut sich von naturwissenschaftlicher und kul- ausschüsse sowie den Sprecherinnen wir der Gerda Henkel Stiftung für die zum Gelingen der Arbeit des Deut- einer sehr großen Resonanz. tureller Bildung. Die Beilage dient und Sprecher. Ihre Arbeit ist unersetz- finanzielle Unterstützung der Tagung. schen Kulturrates einen Beitrag leis- Über aktuell im Deutschen Bun- zum einen dazu, die Diskussion um lich. Nur durch sie ist es möglich, die Der EKD danken wir besonders für ten. Da Demokratie auch von Kritik destag beratene Gesetzesentwürfe, kulturelle Bildung zu vertiefen und unterschiedlichen Positionen aus dem die Kooperation. Den Verwertungs- lebt, freuen wir uns weiterhin über Anträge und Anfragen informiert der zu unterstreichen, welche Akteure in Kulturbereich tatsächlich zu bündeln. gesellschaften GEMA, GVL, VG BILD- Lob und Kritik und vor allem über Deutsche Kulturrat in der Zeitung diesem Feld bereits aktiv sind. Sie informieren, wo es „brennt“, wo KUNST und VG WORT danken wir sehr spannende Diskussionen. politik und kultur durch Beiträge Weiter wurde in der Ausgabe Handlungsbedarf besteht, aber auch herzlich für die Finanzierung der Bei- sowie die Bereitstellung der entspre- 6/2007 ein Dossier Verwertungsgesell- welche Gesetzesänderungen sich po- lage Verwertungsgesellschaften. Dabei Prof. Dr. Max Fuchs, Vorsitzender chenden Drucksachennummer, so schaften veröffentlicht. Das Dossier sitiv auswirken. Die Anregungen, die möchten wir besonders hervorheben, Christian Höppner, dass jeder Interessierte die Drucksa- diente dazu, die Arbeit der Verwer- Kritik aber auch das Lob spornen an. dass kein Einfluss auf die Redaktion Stellvertretender Vorsitzender chen von der Homepage des Deut- tungsgesellschaften einem breiteren Besonders hervorzuheben ist, dass ne- genommen wurde. Die Verwertungs- Dr. Georg Ruppelt, schen Bundestags (www.bundestag. Publikum zugänglich zu machen. Das ben dem Sachverstand auch Geldwert gesellschaften sahen ebenso wie die Stellvertretender Vorsitzender de) unkompliziert herunterladen Dossier wurde in einer Print-Auflage eingebracht wird, da die Kosten selbst anderen Leserinnen und Leser erst das Olaf Zimmermann, kann. von 9.000 Exemplaren veröffentlicht. getragen werden. fertige Produkt. Geschäftsführer Bericht aus den Sektionen des Deutschen Kulturrates

Im Folgenden berichten die Ge- sion mit DMR-Vizepräsident Prof. Generalversammlung mit World Rahmen der Popkomm im Septem- Bundesverbandes der Deutschen schäftsführer beziehungsweise Dr. Hans Bäßler und Prof. Dr. Ortwin Music Forum des Internationalen ber 2007. Gesellschafter sind die Musikinstrumenten-Hersteller konnte Sprecher der Sektionen des Deut- Nimczik abgerundet. Musikrats hat, widmet das offizielle GVL und der Deutsche Musikrat, aus einem inhaltlich breiten Spektrum schen Kulturrates über die Arbeit der Eröffnungskonzert einem gemein- der bei der Initiative Musik durch der über 80 Anmeldungen auswählen. Sektion im Jahre 2007, die teilweise Auswärtige Musikpolitik samen Orchester aus Mitgliedern sein Präsidiumsmitglied Prof. Dieter Im Rahmen eines Festaktes im Berliner in das Jahr 2008 hineinreicht. Der Deutsche Musikrat und das Goe- des Bundesjugendorchesters und Gorny vertreten wird und der zum Musikinstrumentenmuseum über- the-Institut haben am 19. Juni 2007 des Central Conservatory Peking Aufsichtsratsvorsitzenden der „Initi- reichten Bundesministerin Ursula von Deutscher Musikrat in einem Kooperationsvertrag eine unter der Leitung des chinesischen ative Musik gemeinnützige Projekt- der Leyen und der Juryvorsitzende die engere Zusammenarbeit beschlos- Dirigenten Hu Yongyan sowie des gesellschaft mbH“ gewählt wurde. Zu Auszeichnungen. Der Deutsche Musikrat (DMR) hat sen. Im Beisein des Staatsministers jungen deutschen Dirigenten Patrick seinen Stellvertretern wurden Steffen sich im Berichtszeitraum schwer- im Auswärtigen Amt, , Lange, der als Stipendiat des Deut- Kampeter, Haushaltspolitischer Christian Höppner, Sprecher des punktmäßig mit den folgenden The- und des Bundesbeauftragten für schen Dirigentenforums soeben zum Sprecher der CDU/CSU-Bundes- Deutschen Musikrates im Deutschen men befasst: Kultur und Medien, Staatsminister Chefdirigenten des Genfer Kammer- tagsfraktion und , Kulturrat Bernd Neumann, unterzeichneten orchesters berufen wurde und den Haushaltspolitischer Sprecher der Musikalische Bildung die Präsidentin des Goethe-Instituts, Europäischen Kulturpreis 2007 in der SPD-Bundestagsfraktion, berufen. Die musikalische Bildung ist und Prof. Dr. Jutta Limbach, der Präsident Sparte Nachwuchsdirigent erhielt. Zu den vorgesehenen Aktionsfeldern Rat für darstellende Kunst bleibt das Generalthema der Arbeit des Deutschen Musikrates, Martin gehören unter anderem die Nach- des Deutschen Musikrates (DMR), Maria Krüger, der Generalsekretär Venezuela wuchsförderung, die Integration von und Tanz weil sie als Querschnittsaufgabe die des Deutschen Musikrates, Christian Die im Juli 2006 zwischen dem Grün- Jugendlichen mit Migrationshinter- Im Jahr 2007 fanden zwei Sitzungen Grundlage für nahezu alle Bereiche Höppner, sowie der stellvertretende dungsdirektor des Projektes „Sozialar- grund sowie die Exportförderung. des Rates für darstellende Kunst und unserer Arbeit bildet. Ziel ist es, die Generalsekretär des Goethe-Instituts, beit durch Musik“ (FESNOJIV), Dr. José Tanz statt, nämlich am 21. März und zentrale Bedeutung der musika- Jürgen Maier, die Kooperationsverein- Antonio Abreu, und Musikratspräsi- Es ist nie zu spät – Musizieren 50+ am 11. September in Köln. lischen Bildung für die Zukunftsfä- barung im Auswärtigen Amt. Durch dent Martin Maria Krüger in Caracas „Es ist nie zu spät!“ lautete die zentrale Auf der Tagesordnung der Früh- higkeit unserer Gesellschaft in einer den Kooperationsvertrag soll die im Rahmen eines Festkonzertes der Botschaft des Deutschen Musikrates jahrssitzung stand zunächst turnus- Weise deutlich zu machen, die zu Arbeit beider Institutionen wirksamer nationalen Jugendorchester Venezue- auf einem gleichnamigen Kongress, gemäß die Wahl der Sprecher und entsprechenden Konsequenzen im gestaltet werden: Schwerpunkt der las und Deutschlands unterzeichnete der in Wiesbaden und Mainz mit der Sprecherinnen des Rates für darstel- politischen Handeln führt. Jedes Zusammenarbeit soll die Förderung Absichtserklärung zur Vertiefung der Unterstützung der Wiesbadener Mu- lende Kunst und Tanz. Als Sprecher Kind, gleich welcher sozialen oder des musikalischen Nachwuchses und Zusammenarbeit trägt nun Früchte: sikakademie, des Landesmusikrates des Rates für darstellende Kunst und ethnischen Herkunft, muss die Chan- des Laienmusizierens werden. 16 deutsche Musikpädagogen sind seit Rheinland-Pfalz, des Verbandes deut- Tanz wurden Herr Bolwin, Geschäfts- ce für eine umfassende und qualifi- Auf Einladung des Schweizer Mu- dem 01.04.2008 für vier Monate in Mu- scher Musikschulen und der Deut- führender Direktor des Bühnenver- zierte musikalische Bildung erhalten. sikrates trafen sich auch in diesem sikschulen des „Sistema“ in Venezuela schen Orchestervereinigung stattfand. eins, sowie Herr Herdlein, Präsident Die inhaltliche Arbeit wird maßgeb- Jahr die Musikräte Deutschlands, tätig. Sie erhalten so die Möglichkeit, Mit dem „2. Berliner Appell“ und der der GDBA, wiedergewählt. Als stell- lich vom Bundesfachausschuss Mu- Österreichs und der Schweiz zur D- sich mit dem vorbildlichen Kinder- „Wiesbadener Erklärung“ wurde die vertretender Sprecher wurde Herr sikalische Bildung begleitet, dessen A-CH-Tagung. Schwerpunktthemen und Jugendorchestersystem Venezue- Politik aufgefordert, bundesweit die Hoffmann, Arbeitskreis Kirche und Beratungsergebnisse in der bereits waren Europäische Kulturpolitik, die las vertraut zu machen und dabei neue Rahmenbedingungen für das Mu- Theater e.V. in der EKD, bestätigt und dritten erweiterten Auflage des Heftes UNESCO-Konvention zur kulturellen Erfahrungen zu sammeln die wertvolle sizieren auch älterer Menschen zu als neue stellvertretende Sprecherin „Positionspapiere zur musikalischen Vielfalt und die medienpolitischen Impulse in unser Land tragen werden. verbessern. In der Folge wurde zum Frau Wollenberg für den Deutschen Bildung“ nachzulesen sind. Entwicklungen. Die drei Musikräte Dieses Musikvermittlungsprojekt wird ersten Mal der Musikpreis 50+ aus- Bundesverband Tanz e.V. gewählt. Der DMR veranstaltete in Zusam- vereinbarten, gemeinsam mit dem Eu- gefördert von der Rektorenkonferenz geschrieben, der sich sowohl an Mu- Außerdem wurde ausgiebig über die menarbeit mit dem Verband Deut- ropäischen Musikrat eine intensivere der deutschen Musikhochschulen, sikensembles richtet, die sich Gene- Arbeit des Deutschen Kulturrats und scher Schulmusiker im Berliner Mu- Präsenz auf EU-Ebene anzustreben. der Deutschen Orchestervereini- rationen übergreifendem Musizieren seiner Fachausschüsse berichtet. sikinstrumentenmuseum zum ersten gung (DOV), dem Auswärtigen Amt, oder Musizieren im Alter verschrieben Im Fachausschuss Steuern war Mal das Forum Musikalische Bildung, China dem Goethe-Institut, der Konrad- haben, als auch an Initiativen oder Pro- eine Resolution zur Reform des das vom Präsidenten des DMR, Mar- Der Kontakt zwischen dem Deut- Adenauer-Stiftung sowie dem Verband jekte, die diese Bereiche konzeptionell Gemeinnützigkeitsrechts verabschie- tin Maria Krüger, eröffnet wurde. Die schen und dem Chinesischen Musi- Deutscher Musikschulen. betreuen, begleiten oder fördern, bzw. det worden. Der Fachausschuss Steu- beiden Grundsatzreferate hielten Bun- krat (Chinese Musicians‘ Association) Weiterhin arbeitet der DMR im neue Ideen in der Musikvermittlung ern hatte sich im Berichtsjahr auch destagspräsident Dr. Norbert Lammert hat sich vertieft. Der Chinesische IMC und der Deutschen UNESCO- umsetzen. Die Jury mit Christian noch einmal mit dem Thema Dop- und der Philosoph Prof. Dr. Bernhard Musikrat, welcher als Partner des Kommission mit. Höppner (Vorsitz), Professor Dr. Hans pelbesteuerung und Umsatzsteuer Waldenfels. Das Programm wurde Internationalen Musikrats die Fe- Bäßler, Vizepräsident des Deutschen für ausübende Künstler beschäftigt. durch Impulsreferate von Prof. Dr. Karl derführung für das musikalische Initiative Musik Musikrates, Carsten Dufner, Musik- Heinrich Ehrenforth und Christian Begleitprogramm der vom 11. bis 16. Die Initiative Musik startete mit chef des Hessischen Rundfunks und Weiter auf Seite 30 Höppner sowie eine Podiumsdiskus- Oktober in Peking stattfindenden einer Eröffnungsveranstaltung im Gerhard A. Meinl, Vorsitzender des Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 30

Fortsetzung von Seite 29 Deutsche Literaturkonferenz Beide Aktivitäten wurden vom Rat Das Jahr 2007 war von vielfältigen mit der Maßgabe unterstützt, der Aktivitäten der Deutschen Lite­ Deutsche Kulturrat möge sich für eine raturkonferenz und ihrer Mitglieder Verbesserung der augenblicklichen gekennzeichnet. Situation der darstellenden Künstler Im Berichtszeitraum fanden zwei und Tänzer einsetzen. Der Fachaus- Symposien statt. Das traditionell auf schuss Arbeit und Soziales, in dem der der Leipziger Buchmesse von der Rat für darstellende Kunst und Tanz Deutschen Literaturkonferenz durch- ebenfalls vertreten ist, beschäftigte sich geführte Symposion beschäftigte sich vorrangig mit dem Reformentwurf zum mit dem Einfluss von Übersetzungen Künstlersozialversicherungsgesetz. Au- auf die deutsche Sprache. Wird diese ßerdem hatte der Deutsche Kulturrat durch Übersetzungen bereichert oder eine Resolution zu den Künstlerdiens- besteht im Gegenteil die Gefahr der ten der Bundesagentur für Arbeit ver- „Verarmung“? Über diese und weitere abschiedet. Beide Anliegen hat der Rat Fragen diskutierten die Wissenschaft­ unterstützt. Einen Schwerpunkt bildete lerin Nicole Baumgarten, die Überset- der Bericht über die Sitzung des Beirats zerinnen Karin Krieger, Ilma Rakusa Tanz am 22. November 2006. und Christa Schuenke sowie der Lektor Der Rat für darstellende Kunst Klaus Siblewski und der Autor Imre und Tanz hatte im Jahr 2006 diesen Török. Das Podiumsgespräch mit dem Beirat eingerichtet, der die Sektion Titel „Lost in translation: Der Einfluss vorrangig im Bereich der Tanzpolitik von Übersetzungen auf die deutsche beraten, aber auch die Möglichkeit Sprache“ wurde aufgezeichnet und bieten soll, dass die speziell im Tanz ist auf der Website der Deutschen Prof. Dr. Gerhard Pfennig, Prof. Dr. Ferdinand Melichar, Olaf Zimmermann und Prof. Harald Heker (v.l.n.r.) bei der Presse- engagierten Verbände in vertiefter Literaturkonferenz unter www.lite- konferenz zur Vorstellung des Dossiers „Verwertungsgesellschaften“ in der Akademie der Künste. Foto: Stefanie Ernst Form die speziellen Anliegen im Be- raturkonferenz.de/symposien-2007 reich Tanz diskutieren können. In der eingestellt. PONATEC) in Köln seinen ersten vor allem das Know-how seiner Mit- Ausstellungsreihe in Angriff genom- Sitzung des Beirats waren vor allem Im Oktober lud die Deutsche Li- öffentlichen Auftritt. Mit der Frage- glieder bei. Neu aufgenommen wurde men, an der erstmals 48 professionelle verschiedene Begrifflichkeiten, die in teraturkonferenz zusammen mit dem stellung „Was ist KunstWERT“ war der Verband unabhängiger Kunst- Veranstalter und Galerien mit über der öffentlichen Diskussion der Sparte Institut für Gewerblichen Rechtsschutz hier ein Thema vorgegeben, das für sachverständiger (VUKS), der sich die 530 Künstlern teilgenommen haben. Tanz verwendet werden, mit dem Ziel und Urheberrecht der Humboldt-Uni- alle Mitgliedsverbände des Deutschen Neufassung der Bestellungsvoraus- Außerdem arbeitet der BBK Im Auftrag diskutiert worden, eine definitorische versität zu Berlin zum Symposion „Auf- Kunstrats von Bedeutung ist. Handelt setzungen für Kunstsachverständige des Bundesministeriums für Bildung Festlegung zu erreichen, die immer stieg oder Fall der Wortautoren im di- es sich doch um eine Frage, die sich zum Ziel gesetzt hat und das weitere und Forschung an einer Studie, die wieder auftretende Missverständnisse gitalen Zeitalter“ ein, in dessen Verlauf immer wieder von Neuem stellt, und Vordrängen von bloßen „Hausrat-Ex- ermitteln soll, inwieweit professio- vermeidet. die teilnehmenden Wissenschaftler, deren Antworten über den jeweiligen perten“ in seinen Kompetenzbereich nelle Künstler künftig auch Kinder Außerdem befasste sich der Rat für Verleger und Autoren zu Themen wie Zeitgeist hinausgehend möglichst auf zu blockieren versucht. In diesem und Jugendliche – insbesondere aus darstellende Kunst und Tanz mit dem die Zukunftsaussichten der Wissen- objektiven Kriterien gründen sollten. Zusammenhang befasst sich VUKS sozial schwachen Familien – im schu- Thema Kulturelle Bildung. Es wurde schaftsverlage, digitale Bibliotheken In den Statements der Referenten auch mit der Aus- und Weiterbildung lischen und außerschulischen Bereich betont, dass zur Verankerung der kul- und Urheberrecht, die Kulturflatrate des Symposiums wurde eine ganze von Kunsthistorikern zu Sachverstän- unterrichten können. Die GEDOK turellen Bildung auf jeden Fall die Ko- oder der elektronische Pressespiegel Reihe von Kategorien und Maßstäben digen. engagiert sich für KünstlerINNEN in operation mit den theaterinteressierten zum Teil recht unterschiedliche Auf- formuliert, die den Facettenreich- Der Verband Deutscher Kunsthis- allen Sparten. Besonders aktiv war Pädagogen an den Schulen besonders fassungen vertraten. tum des Themas „KunstWERT“ vor toriker seinerseits war 2007 weitge- die niedersächsische GEDOK-Sek- wichtig sei. Bedauert wurde seitens der Die im Gedenken an Karl Benjamin Augen führten. Für Kunsthistoriker hend mit den Vorbereitungen für den tion, die anlässlich ihres 80jährigen INTHEGA, dass sich viele Kommunen Preusker (1786–1871), den Gründer beispielsweise ist die „Qualität“ eines internationalen Kunsthistorikerkon- Bestehens in Hannover die Ausstellung mit Bespielbetrieben nicht mehr für der ersten deutschen Bürgerbibliothek Werkes für dessen Wertbestimmung gress, der 2012 in Nürnberg stattfinden „Scharf – die Frau in der Gesellschaft die Kulturarbeit engagierten. Dies im sächsischen Großenhain, von der entscheidend; hierzu bedarf es vor wird, beschäftigt. Auch der Bundesver- heute“ in Zusammenarbeit mit den wurde vom Rat für darstellende Kunst Deutschen Literaturkonferenz gestifte- allem des Vergleichs der Werke unter- band Kunsthandwerk überschreitet Jüdischen Gemeinden Niedersachsens und Tanz als bedenkliche Entwicklung te Karl-Preusker-Medaille wurde 2007 einander und einer Rückbesinnung die nationalen Grenzen und hat das ausgerichtet hat. Eine Ausstellung im bewertet. Georg P. Salzmann verliehen. Er erhielt auf das historische Kulturgut. Der Sekretariat des World Crafts Council Neuen Rathaus Hannover informierte In der Herbstsitzung am 11. Sep- diese Auszeichnung in Würdigung Restaurator hingegen fragt nach dem Europe in seine Geschäftsstelle in überdies über die Geschichte der GE- tember 2007 wurde ein neues Mit- seiner Leistungen beim Aufbau der Erhaltungszustand und rekurriert Frankfurt integriert. Für die Mitglieder DOK und seine Gründerin Ida Dehmel. glied aufgenommen, nämlich die weltweit wohl einmaligen „Bibliothek in seiner Bewertung primär auf die wurden neue Ausstellungsmöglich- Ein Schwerpunkt in der Arbeit des Ausbildungskonferenz Tanz. Dieser der verbrannten Bücher“. Er hat mehr Materialität eines einzelnen Objektes. keiten geschaffen und es wurde eine Bundesverbandes Deutscher Galerien Ausbildungskonferenz Tanz gehören als 10.000 Bände – meist Erstausgaben Die Kunsthandwerker bedauerten, Konferenz zum Thema „Reflexionen und Editionen (BVDG) lag in der Sen- fast alle deutschen Tanzhochschulen – von etwa 100 Autoren, deren Bücher dass der Hype um die zeitgenössische zur Qualität angewandter Kunst“ ver- sibilisierung der Öffentlichkeit für die an. Ziel dieser Vereinigung ist es, die von den Nationalsozialisten verbrannt Malerei den Blick auf die Ästhetik anstaltet. „Qualität“ war auch das ent- Relevanz des künstlerischen Originals Verbesserung der Tanzausbildungs- oder verboten wurden, zusammen- des ohnehin unterbewerteten Kunst- scheidende Kriterium, nach dem die in strikter Abgrenzung zu Falsifikaten. situation in Deutschland zu erzielen. getragen. „Diese Sammlung“, so Prof. handwerks verstellt hat. Während die Stiftung Kunstfonds rund 1,4 Mio. Euro Auf der Kunstmesse Art Cologne hat Außerdem wurde über die Arbeit des Volker Hoffmann von der Ludwig- Galeristin schon aus wirtschaftlichen für Künstlerstipendien, Ausstellungs- der BVDG im Rahmen eines vom Deutschen Kulturrats im zweiten Maximilians-Universität München, Gründen werthaltige – vulgo markt- projekte sowie Publikationen zur zeit- BKM finanzierten Förderprogramms Halbjahr und insbesondere die dort ge- „ist von unschätzbarem kulturhisto- gängige – Künstler vermitteln muss, genössischen Kunst ausgegeben hat. kostenfreie Stände an zwei Dutzend plante Erhöhung der Mitgliedsbeiträge rischen Wert, zum einen im Blick auf schlägt ihr Herz eigentlich für eher In Kooperation mit dem Land NRW junge Künstler vergeben. Weitere beraten. Der Rat beschäftigte sich auch die ideellen Grundlagen der demokra­ schwer verkäufliche Arbeiten. Sie hat konnte darüber hinaus ein Archiv für Highlights waren die Kunstpreise an mit der Bedeutung von Computerspie- tischen Kultur der Bundesrepublik damit denjenigen, die stets den Kom- Künstlernachlässe realisiert werden, den legendären Entdecker-Galeristen len für das kulturelle Leben. Einigkeit Deutschland, zum anderen im Blick merz als Feind der Kunst präjudizie- das ab 2009 in einer ehemaligen Abtei Erhard Klein und an das Künstlerduo bestand dahingehend, dass angesichts auf die Literaturgeschichte der ersten ren, ebenso den Wind aus den Segeln in der Nähe von Köln seinen Stamm- Gert und Uwe Tobias. Der Arbeitskreis der Bedeutung von Computerspielen Hälfte des 20. Jahrhunderts.“ genommen wie der Museumsdirektor, sitz haben wird. Die Spezialisierung Deutscher Kunstvereine (ADKV) hat als Freizeitfaktor dies ein Thema für die Im Berichtszeitraum fanden zwei der dem Kunsthandel eine besondere der Mitglieder des Verbandes deut- Im November zum Abschluss des Kultur sei. Es wurde aber mit Rücksicht Mitgliederversammlungen statt, am Erfahrungskompetenz hinsichtlich des scher Restauratoren (VDR) bildet die zweijährigen Projektes CROSSKICK auf die weitreichenden Initiativen des 23. März 2007 in Leipzig und am 12. Erkennens und Herausfilterns von her- ganze Vielfalt dieses für den Kultur- Studierende von dreißig europäischen Kulturrats auch davor gewarnt, sich Oktober 2007 in Frankfurt/Main. ausragenden Kunstwerken zuspricht. erhalt so wichtigen Berufsfeldes ab. Kunsthochschulen zu einer einwö- zu sehr diesem Thema zu widmen. Der VdS Bildungsmedien wurde Bekanntheit, Provenienz, Aura, Stilbil- Die Verantwortung reicht von archä- chigen CROSSKICK ACADEMY nach Die Frage sei, ob Computerspiele vor als neues Mitglied in die Deutsche dung und nicht zuletzt nationale Iden- ologischen Objekten über Gemälde Berlin eingeladen. Dieses Programm allem unter künstlerischen Aspekten Literaturkonferenz aufgenommen. tifikation sind Stichworte, die für eine bis hin zu technischem Kulturgut. Zur eines kooperativen Austauschs von diskutiert werden könnten. Ursprünglich als Verband der Schul- museale Würdigung von Kunstwerken weiteren Professionalisierung arbeitet europäischen Kunsthochschulen mit Ausgiebig beschäftigte sich der Rat buchverlage gegründet vertritt der VdS ausschlaggebend sind. Der Aspekt des der VDR an Standards der Ausbildung deutschen Kunstvereinen war nach- für darstellende Kunst und Tanz weiter Bildungsmedien heute die Interessen Innovativen spielt vor allem für avan- und Berufsausübung und hat sich ein haltig erfolgreich. Außerdem hat der mit dem Thema „Kulturelle Bildung“. all jener Firmen, die Medien – sei es auf cierte Kunstvereine eine gewichtige Berufstitelschutzgesetzes als nächstes ADKV den Preis für Kunstvereine Der Rat hat einen Arbeitskreis gebildet, Papier, elektronischen Trägern oder Rolle: sie wollen im besten Falle junge Ziel gesetzt. Die Internationale Gesell- (Wolfsburger Kunstverein) und einen in dem vorrangig die Themen „Schule“ online – für das Bildungswesen pro- Positionen zeigen, die noch nicht in schaft der Bildenden Künste (IGBK) Preis für Kunstkritik (Ludwig Seyfarth) und „Migration“ behandelt werden duzieren: für Schulen, die berufliche aller Augen sind. Die Kunstkritiker hat pünktlich zu ihrem 50-jährigen Ju- verliehen. Die 1993 begründete Reihe sollen. Dieser Arbeitskreis wird nun re­ Bildung und die Erwachsenenbildung, wenden sich gegen den repetitiven biläum den Band „Reality Check - who „Schriften zur Kunstkritik“ der deut- gelmäßig im Zusammenhang mit der für das Lernen in öffentlichen Bil- Kult, der mit Künstlern betrieben wird, is afraid of master of arts?“ zur Reform schen Sektion des Internationalen Sitzung des Rates tagen. Der Rat beriet dungseinrichtungen sowie die private die den Olymp erklommen haben der europäischen Kunsthochschulen Kunstkritikerverbandes AICA hat mit außerdem den Fortgang der Gespräche Weiterbildung. und zu Stars geworden sind. Und die herausgeben. Außerdem realisierte die einer Veröffentlichung über Arno zur Künstlersozialabgabe auf direkt an Die Deutsche Literaturkonferenz Künstler selbst? Sie sind im Deutschen IGBK ihr Projekt „Dreams of Art Spaces Breker mittlerweile Band 17 erreicht. Künstler gezahlte Projektfördermittel. vereint nunmehr 24 Mitgliedsverbän- Kunstrat mit fünf unterschiedlichen Collected“, in dessen Rahmen Künstler Der Verband hat überdies das Wiesba- Die Vertreter der Freien Theater, die de und -institutionen. Sprecher des Organisationen vertreten und haben und Kuratoren in China, Europa und dener Museum für seine qualifizierte von den entsprechenden Absichten Vereins ist der Übersetzer Dr. Burkhart einen Repräsentanten entsandt, der Australien zur aktuellen Kunstszene und innovative Vermittlungsarbeit als der Künstlersozialkasse besonders Kroeber, Stellvertreter des Sprechers ist als Lehrer einer Kunstakademie vom befragt wurden. Der Deutsche Künst- „Museum des Jahres“ gewürdigt; als betroffen sind, bedankten sich für die Dr. Georg Ruppelt. Ringen junger Künstler um Anerken- lerbund hat seine Arbeit in kulturpo- „Ausstellung des Jahres 2007“ wurde Initiative des Bühnenvereins, hierzu nung ein Lied zu singen wusste (siehe litischen Gremien intensiviert, u.a. die Brice-Marden-Schau im Hambur- Gespräche mit den maßgeblichen Iris Mai, Geschäftsführerin der Deut- auch puk, Nr. 1/2008). als Mitglied im Sachverständigen- ger Bahnhof (Berlin) ausgezeichnet. Institutionen zu führen, um zu verhin- schen Literaturkonferenz Aktuelle Informationen über den kreis „Kunst am Bau“ beim BMVBS. Der Deutsche Museumsbund war dern, dass diese Praxis die finanzielle Deutschen Kunstrat sowie Links zu Konkrete Vermittlungsarbeit findet 2007 als wichtiger Gesprächspartner Förderung der Freien Theater weiter den zwei Dutzend Mitgliedsverbänden vor allem durch vielfältige Ausstel- in der brisanten Restitutionsdebattte einschränkt. Deutscher Kunstrat finden sich neuerdings auf dem Kul- lungsaktivitäten im Projektraum des gefordert. Neben Öffentlichkeits- und turserver Nordrhein-Westfalen unter: Deutschen Künstlerbundes in Berlin Lobbyarbeit hat der Museumsbund Rolf Bolwin, Geschäftsführer und Der Deutsche Kunstrat hatte im Herbst http://kunstrat.kulturserver-nrw.de. statt. Der Bundesverband Bildender Sprecher des Rates für darstellende des vergangenen Jahres anlässlich Der Kunstrat ist eine stabile Säule Künstlerinnen und Künstler hat eine Weiter auf Seite 31 Kunst und Tanz einer Museumstechnik-Messe (EX- des Deutschen Kulturrats; dazu trägt als Triennale angelegte, bundesweite politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 30 Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 31

Bundestages dokumentiert, dass sich muss dringend und zwar möglichst verbände an: z.B. bei der Games Convention 2007 Fortsetzung von Seite 30 Bürger im Bereich der Baukultur, außer kurzfristig Abhilfe schaffen und dieses 1. Bundesvereinigung des Deutschen in Leipzig oder dem Fachforum zum für die Bewahrung erhaltenswerter „Schlupfloch“ einer KSA-Vermeidung Films e.V. (BUFI) Jahr der Geisteswissenschaften im erstmals einen praktischen Schwer- historischer Bausubstanz für Denk- durch Verwerter zu schließen. 2. ver.di, Fachgruppe Rundfunk/Film/ Herbst 2007 in Berlin. Die Mitglieder- punkt gesetzt und einen Einkaufsfüh- malpflege in der Stadtplanung und Von den weitere Aktivitäten der Audiovisuelle Medien sammlung des Rates für Soziokultur rer für Museen herausgegeben – eine bei Bürgerbefragungen zu Bauvorha- Sektion Design/Deutscher Desig- 3. Bundesverband der mittelstän- und Kulturelle Bildung fand am 18. Ja- nützliche Serviceleistung rund um ben engagieren. Der Bericht enthält nertag soll hier stellvertretend eine dischen Fernsehanbieter e.V. nuar 2007 in Berlin statt. Neu gewählt die Themen Sicherheitstechnik, Prä- ganz im Sinne des Rats für Baukultur Tagung aufgeführt werden, die der (BMF) werden mussten die Sprecherinnen sentation, Restaurierung u.v.a. mehr. die Empfehlung, die Länder sollten Deutsche Designertag mit der Evan- 4. Arbeitsgemeinschaft Dokumentar- und Sprecher für den Sprecherrat. Gemeinsam mit seinen französischen Baukultur in den Schul-Lehrplänen gelischen Akademie Loccum, dem film (agdok) Einstimmig in ihrem Amt bestätigt Kollegen hat die deutsche Sektion des verstärkt berücksichtigen. Institut für Designforschung und dem 5. Bundesverband der Fernseh- und wurden Prof. Dr. Max Fuchs und An- Internationalen Dachverbandes der Das Vorhaben, der kritischen Stellung- Deutschen Werkbund Nord durchge- Filmregisseure in Deutschland dreas Kämpf als Sprecher der Sektion. Museen ICOM in Kooperation mit dem nahme des Rats für Baukultur zum führt hat. Die Schirmherrschaft hatte e.V.(BVR) Als Stellvertreter gewählt wurden Dr. Technikmuseum Berlin die Tagung Stadtumbau im Jahr 2007 ein Papier die UNEP, United Nations Enviroment 6. Spitzenorganisation der Filmwirt- Karl Ermert und Tobias J. Knoblich. „Wissenschaftsmuseen im deutsch- mit dem Titel „Baukultur ist Kultur“ Programme, Paris. schaft e.V. (SPIO) Neu bestimmt werden musste ferner französischen Dialog“ veranstaltet. folgen zu lassen, das an die aktuelle Vom 1. bis 3. Juni 2007 fand in 7. Bundesverband Kamera (BvK) die laufende Geschäftsführung für Nahezu einhundert Experten aus den politische Diskussion zur Kultur mit der Evangelischen Akademie Loc- 8. Verband deutscher Drehbuchau- den Rat. Diese wurde für weitere zwei Wissenschaftsmuseen der Partnerlän- den Positionierungen von FDP, SPD cum eine weitere Tagung zum The- toren (VDD) Jahre der BKJ-Vertreterin im Rat, Frau der stellten hier im Oktober 2007 zu- und CDU einerseits und den Bericht ma „Ein Grünes Bauhaus?“ statt. Im 9. Bundesverband kommunale Film- Hildegard Bockhorst, übertragen. kunftweisende Projekte vor. Besondere der Enquete-Kommission „Kultur in Mittelpunkt stand dabei der Aspekt arbeit In dieser Ratssitzung beschlossen Schwerpunkte bildeten dabei Vorträge Deutschland“ andererseits anknüpft, „Umweltgestaltung im Zeichen der Die jeweiligen Aktivitäten der wurde auch das Positionspapier „Kul- zur Wissenschaftskommunikation und war zu ehrgeizig. Ein gemeinsames Nachhaltigkeit.“ Angesichts einer im- Mitgliedsverbände sind auf den home- tur und demografischer Wandel: Kon- zum Lernen im Museum. Empfehlungspapier, mit dem der Rat mer intensiver geführten Debatte über pages bzw. in einschlägigen Veröffent- sequenzen für kulturelle Bildung und für Baukultur das Ziel verfolgt, mit Klima- und Umweltveränderungen lichungen dokumentiert. Soziokultur“. Es ergänzt und konkre- Birgit Maria Sturm, Sprecherin und den Bundestagsfraktionen ins Ge- wird auch im Bereich des Design und Sektionssprecher sind Heinrich tisiert die Stellungnahme „Kulturelle Geschäftsführerin des Deutschen spräch zu kommen, wurde auf 2008 der Umweltgestaltung verstärkt dar- Bleicher-Nagelsmann (ver.di) und Bildung: Eine Herausforderung durch Kunstrates verschoben. über nachgedacht, welche Einflüsse Detlef Roenfeldt (BVR), der aufgrund den demografischen Wandel“ des und Auswirkungen die Gestaltung von Arbeitsbelastungen sein Mandat Deutschen Kulturrates vom 20.09.06 Peter Schabe, Sprecher auf Lebenswelt und Umwelt hat. In nicht wahrnehmen konnte. Stellver- um die Perspektive des Rates für Rat für Baukultur des Rates für Baukultur ökologischer Hinsicht leben alle Indus- tretende Sprecher/Sprecherin sind Soziokultur und kulturelle Bildung. trieländer weit über ihre Verhältnisse, Rolf Zitzlsperger (BMF) und Anna Der Text basiert auf einer Vorlage der Im Jahr 2007 ist über Baukultur viel mit immer noch steigender Tendenz. Fantl (BuFi). Arbeitsgruppe Dr. Karl Ermert, Bun- gesprochen worden, wodurch das Sektion Design So verbraucht die EU insgesamt 2,2 Mal desakademie für kulturelle Bildung, Bewusstsein für die Thematik weiter soviel natürliche Ressourcen wie ihr Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Spre- Wolfenbüttel, Gerda Sieben, Institut geschärft wurde. Die Bundesstiftung Die Arbeit der Sektion Design, die aufgrund ihrer biologischen Kapazität cher und Geschäftsführer der Sektion für Bildung und Kultur, Remscheid, Baukultur hat ihre Arbeit mit der Ta- allein vom Deutschen Designertag eigentlich zustünde. „Europa lebt, als Film und Medien sowie Christiane Ziller, Bundesver- gung des Gründungskonvents am 21. inklusive seiner Mitgliedsverbände gäbe es die Erde zweimal – zu Lasten einigung Soziokultureller Zentren, September 2007 an ihrem Sitz in Pots- gebildet wird, war – wie auch in den zukünftiger Generationen“, so der Berlin, und ist über die Homepage dam offiziell aufgenommen. Ihrem Ruf vergangenen Jahren – im zurücklie- WWF. Der ökologisch-soziale Problem- Rat für Soziokultur und des Deutschen Kulturrates zugäng- waren rund 400 Vertreter des Planens genden Berichtszeitraum wesentlich druck übersetzt sich zunehmend auch lich. Die inhaltliche Gliederung dieser und Bauens sowie Träger und Stifter geprägt durch die Wahrnehmung der in einen ökonomischen. Der Schwer- Kulturelle Bildung Positionierung umfasst: bedeutender Baukulturpreise gefolgt, Interessen der Designer im Deutschen punkt dieser spannenden Tagung lag Im Jahr 2007 gab es überdurchschnitt- 1. den politischen Kontext, um die künftigen Arbeitsinhalte der Kulturrat. Von den in diesem Zeitraum auf dem Verhältnis von Politik zur Ge- lich viele soziokulturelle Bildungsthe- 2. das Alter und seine Konsequenzen Stiftung miteinander zu erörtern und durchgeführten Aktivitäten des Deut- staltung der Umwelt. Weitere Informa- men, die durch ihre gesellschaftspo- – für einen Potenzialdiskurs, den aus 13 Mitgliedern bestehenden schen Kulturrates, insbesondere auch tionen über den Designertag und den litische Relevanz für den Deutschen 3. die multikulturelle Dimension Stiftungsrat mit Peter Conradi, Andrea seiner Ausschüsse an denen die Sekti- Newsletter „DT-Informationen“ sind Kulturrat insgesamt Bedeutung hat- des bevölkerungsstrukturellen Gebhard, Martin zur Nedden, Michael on Design beteiligt ist, wird an anderer auf der Homepage des Designertages ten und daher sektionsübergreifend Wandels, Sachs und Prof. Dr. Werner Sobek als Stelle berichtet. Von den weiteren Akti- www.designertag.de aufgeführt. bearbeitet wurden. Hierzu zählten 4. die Rolle von Soziokultur und kul- von der Bundespolitik unabhängige vitäten der Sektion Design/Deutscher insbesondere der „Demografische tureller Bildung, Fachexperten zu komplettierten. Designertag sollen hier stellvertretend Kai Ehlert, Sprecher und Wandel“, die „Konvention Kulturelle 5. den Zugang zu Kultur für alle Außerdem wurden 15 Mitglieder zwei aufgeführt werden. Geschäftsführer der Sektion Design Vielfalt“, der „Streitfall Computer- Altersgruppen als Aufgabe kultu- des 20-köpfigen Beirats der Stiftung Ein wichtiges Thema, das den spiele“, die kulturpolitischen Per- reller Bildung in unterschiedlichen gewählt. In diesem Gremium ist der Deutschen Kulturrat und die Sektion spektiven für „Bürgerschaftliches Einrichtungen und unterschied- Rat für Baukultur u.a. durch seine Design schon lange beschäftigt und Sektion Film und Medien Engagement“, die EU-Ratspräsi- lichen Bildungsformen, Mitglieder Bundesingenieurkammer, auch weiter beschäftigen wird, ist das dentschaft und die Perspektiven für 6. den Demografischen Wandel als Bund Deutscher Architekten und Thema der sozialen Sicherung. Ein In der vergangenen Berichtsperiode „Europäische Kulturpolitik“, das ressortübergreifende politische Deutsche Stiftung Denkmalschutz in immer noch aktueller Punkt in die- hat es aus unterschiedlichen Gründen Thema Migration und die Herausfor- Herausforderung. Person der Professoren Schwinn und sem Zusammenhang, speziell für die keine gemeinsamen Sitzungen aller derung „Integration durch Kulturelle Für die zukünftige Arbeit der Kiesow und Kaspar Kraemer vertre- Profession der Designer, aber auch Sektionsmitglieder gegeben. Die Zu- Bildung“. Dementsprechend haben Sektion sind die Herausforderungen ten. Als Vorstandsvorsitzender der zunehmend für Publizisten, ist das sammenarbeit einzelner Sektionsmit- sich die Mitglieder des Rates für Migration, Integration und Teilhabe Bundesstiftung Baukultur wurde im Thema der 1-Personen-GmbHs. glieder erfolgte bei konkreten Anlässen Soziokultur und Kulturelle Bildung die nächsten Fach- und Arbeitsthe- Dezember der Stadtplaner Prof. Dipl.- Im Zuge der verstärkten Erfassung fachspezifischer Art. Die gegenseitige im Jahr 2007 zahlreich in die Arbeit men. Ing. Michael Braum bestellt. und Überprüfung der abgabepflichti- Information erfolgte per E-Mail bzw. der Fachausschüsse des Deutschen Dass sich das Bundesprogramm gen Unternehmen durch die Deutsche über die einschlägigen Publikationen Kulturrates eingebracht und zudem Hildegard Bockhorst, Geschäftsfüh- Stadtumbau mancherorts in den öst- Rentenversicherung werden Künstler/ der Verbände. Der Sektion gehören engagiert an den Veranstaltungen des rerin des Rates für Soziokultur und lichen Bundesländern zunehmend Publizisten in erheblich gestiegenem zur Zeit die nachfolgenden Mitglieds- Deutschen Kulturrates mitgewirkt, Kulturelle Bildung mehr zu einem Programm für den Ab- Maße von ihren Auftraggebern massiv riss erhaltenswürdiger Altbausubstanz gedrängt und genötigt, ihre selbstän- in Innenstadtbereichen entwickelt hat, dige Tätigkeit in der Rechtsform einer Sektion des Sprecherrat des Deutschen Kulturrats gab weiterhin Anlass zur Sorge. Auch GmbH auszuüben. In vielen Fällen Deutschen Kulturrats Vorstand des Sprecherrates der Rat für Baukultur hatte sich mit sind die Einkaufsabteilungen der seiner 2007 vom Deutschen Kultur- Auftraggeber von ihren Geschäftslei- Deutscher Musikrat ­ · Christian Höppner (Deutscher Musikrat) rat veröffentlichten Stellungnahme tungen angewiesen worden, Aufträge · Hartmut Karmeier (Deutsche Orchestervereinigung) „Stadtumbau als bauliche und frei- für künstlerische und publizistische · Prof. Dr. Udo Dahmen (Percussion Creative) räumliche Kulturleistung“ zu dieser Leistungen nur noch an juristische · Prof. Dr. Eckart Lange (Konferenz der Landesmusikräte) Problematik positioniert. Der Bund hat Personen zu vergeben. Der Grund sich die vorgebrachten Einwände nun dafür ist, dass der Auftraggeber und Rat für darstellende Künsté ­ · Rolf Bolwin (Deutscher Bühnenverein) zu eigen gemacht und die Länder auf- eigentlich abgabepflichtige Unter- · Hans Herdlein (Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger) · Klaus Hoffmann (Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel + Theater) gefordert, künftig mindestens die Hälf- nehmer dann von der Zahlung der · Barbara Wollenberg (Deutscher Bundesverband Tanz) te der mit dem Stadtumbauprogramm Künstlersozialabgabe (KSA) befreit ausgewiesenen Bundesfinanzhilfen ist und der Künstler/Publizist die KSA Deutsche Literaturkonferenz ­ · Dr. Burkhart Kroeber (Übersetzer) ­ für die Förderung der Aufwertung selbst tragen muss. Die Umgehung · Dr. Georg Ruppelt (Bibliothek und Information Deutschland) von Stadtquartieren einzusetzen. der KSA durch die Auftragsvergabe · Prof. Dr. Ferdinand Melichar (Verwertungsgesellschaft Wort) · N.N. Außerdem soll generell der Rückbau nur an juristische Personen ist ein von vor 1919 errichteten Gebäuden in Missbrauchstatbestand, der vom Ge- Kunstrat ­ · Birgit Maria Sturm(Bundesverband Deutscher Kunstverleger) straßenparalleler Blockrandbebauung setzgeber bislang geduldet wird. · Ingo Terrumanum (ver.di, Fachgruppe Bildende Kunst) (Vorderhäusern) oder anderen das Viele freiberuflich arbeitende Desi- · Annemarie Helmer-heichele (Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) Stadtbild prägenden Gebäuden eben- gner, die vielfach nur einen oder zwei · Wolfgang Suttner (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine) so wenig mehr förderfähig sein wie der Kunden haben, sind dadurch bereits Rat für Baukultur ­ · Dr. Katrin Bek (Vereinigung der Landesdenkmalpfleger) ­ Rückbau von denkmalgeschützten in eine existenzbedrohende Situation · Dr. Peter Schabe (deutsche Stiftung Denkmalschutz) Gebäuden. geraten, weil sie freiberuflich und · Dipl. Ing Wolgang Esser (Vereinigung Freischaffender Architekten) Erfolg verspricht das von Bundes- nicht in Form einer GmbH arbeiten. · Jost Hähnel (Bundesingenieurkammer) regierung und Bundesrat verabschie- Es kommt hier zu Wettbewerbsver- dete „Gesetz zur weiteren Stärkung des zerrungen zwischen Designern, die Sektion Design ­­ · Kai Ehlert (Deutscher Designertag) · Henning Krause (Deutscher Designertag) bürgerschaftlichen Engagements“. Mit freiberuflich arbeiten und Designern, dem Gesetz sollen das Gemeinnützig- die in Form einer GmbH arbeiten, die Sektion Film und Medien ­ · Heinrich Bleicher-Nagelsmann(verd.di Hauptvorstand) keits- und Spendenrecht großzügiger nicht mehr zu vertreten sind. Als Folge · Detlef Rönfeldt (Bundesverband Regie) ­ geregelt werden, was auch dem eh- des scharfen Wettbewerbs, insbeson- · Anna Fantl (Bundesvereinigung des Deutschen Films) renamtlichen und bürgerschaftlichen dere auch im Rahmen der EG, kann · Rolf Zitzlsperger (Bundesverband mittelständischer Fernsehanbieter) Engagement für die Baukultur zugute der Künstler/Publizist die Mehrkosten, Rat für Soziokultur ­ · Prof. Dr. Max Fuchs (Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung) kommt. die durch eine GmbH entstehen, auch und kulturelle Bildung · Andreas Kämpf (Bundesvereinigung soziokultureller Zentren) Der Ende 2007 vorgelegte Schluss- nicht in sein Honorar einkalkulieren, · Dr. Karl Ermert (Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel) bericht der Enquete-Kommission „Kul- da der Wettbewerb solche Preiserhö- Stand: April 2008 · Tobias Knoblich (Kulturpolitische Gesellschaft) tur in Deutschland“ des Deutschen hungen nicht zulässt. Der Gesetzgeber Jahresbericht 2007 politik und kultur • Mai – Juni 2008 • Seite 32

Vertretung des Deutschen Kulturrates in externen Gremien

Vertreter des Deutschen Kulturrates Haus der durch mehr biografische Elemente vor allem die Reihe „Bauer sucht Nutzung von klassischen Medienan- brachten in verschiedenen externen Geschichte besser zu vermitteln. Die Termi- Frau“, die über alle Zielgruppen und geboten zum Teil verschwinden bzw. Gremien die Anliegen der Mitglieds- nierung richtet sich nach dringend Regionen hinweg von Interesse sei. schaffen fließende Übergänge. In verbände des Deutschen Kulturrates Die Arbeit der Stiftung Haus der notwendigen Sanierungsarbeiten am Fortgesetzt hat sich die Entwick- Programmplanung, Produktion und und damit des kulturellen Lebens in Geschichte der Bundesrepublik Haus der Geschichte. lung, dass deutsche Produktionen Distribution stellt sich die Deutsche Deutschland ein. Über die Tätigkeit Deutschland stand 2007 im Zeichen Neben den Dauerausstellungen in im Bereich Serien im Vergleich zu Welle mit dem Projekt „Umstruktu- in den Gremien wird regelmäßig im von Kontinuität und Neubeginn. Am Leipzig und Bonn diskutierte der Ar- amerikanischen nur eine geringe rierung der Programmdirektion“ auf Sprecherrat des Deutschen Kultur- 5. Juni 2007 ernannte das Stiftungs- beitskreis gesellschaftlicher Gruppen Zuschauerakzeptanz verzeichnen. diesen Anforderungen ein. Unter der rates berichtet und dadurch eine kuratorium Prof. Dr. Hans Walter am 15. Mai 2007 in Bonn und am 17. Zurückzuführen sei dies auf höhere Headline Programmgrundsätze heißt Rückbindung an die Sektionen des Hütter zum neuen Präsidenten, November 2007 in Leipzig vor allem Produktionskosten und beliebtere es dazu: Deutschen Kulturrates gewährleis- der damit Nachfolger von Prof. Dr. aktuelle Wechselausstellungen, unter Erzählweisen der US-amerikanischen · Wir überwinden Grenzen zwischen tet. Im Folgenden wird die Arbeit Hermann Schäfer wurde. Hütter anderem die im Dezember 2007 in Produktionen. Medien. der Vertreter des Deutschen Kul- war bereits seit Februar 2006 kom- Bonn eröffnete Ausstellung „Skandale Dr. Norbert Lammert verlässt mit · Wir bündeln inhaltliche Kompe- turrates in ausgewählten Gremien missarischer Leiter der Stiftung und in Deutschland seit 1945“. Besonders dem Jahr 2008 den RTL-Programm- tenz. vorgestellt. seit 1991 stellvertretender Direktor. erfreulich aus Sicht des Deutschen ausschuss. Seine Stelle wird aus dem · Wir definieren uns über Kompetenz Nach seiner Ernennung kündigte Kulturrates ist die konsequente Be- Kreis der CDU neu besetzt. für Sprachen und Regionen. Deutsche UNESCO- Hütter an, die erfolgreiche Arbeit der sucherorientierung des Hauses der Der stellvertretende Vorsitzende · Wir schaffen multimediale Redak- Vergangenheit durch neue Akzente Geschichte, die auch international des Kulturrats, Christian Höppner, tionen. Kommission fortzuentwickeln, insbesondere das hohe Anerkennung findet. So dient hat in einer Pressemitteilung das · Wir bauen neue Kompetenz auf Als Mitglied der Deutschen UNESCO- Motto Geschichteerleben® weiter das Haus der Geschichte als positives Sendeformat „Deutschland sucht den ohne vorhandene Kompetenz zu Kommission und ihres Kulturaus- zu stärken. Im Frühjahr 2008 stellt er Beispiel für die vom Europäischen Superstar“ scharf kritisiert, weil die schwächen. schusses habe ich 2007 zwei Schwer- sein Konzept für die nächsten fünf Parlament geplante Errichtung eines gezielte Erniedrigung durch eine ent- Keine Frage, dass dieser Umstel- punktthemen bearbeitet. Zum einen Jahre in den Stiftungsgremien zur Hauses der Europäischen Geschichte. sprechende Regie ein hohes Maß an lungsprozess für alle Beschäftigten ging es um die Auswertung des ersten Diskussion, unter anderem im Ar- Das gesamte Präsidium des Euro- medialer Brutalität und gesellschafts- mit zusätzlichen Herausforderungen Weltkongresses zur künstlerischen beitskreis gesellschaftlicher Gruppen, päischen Parlamentes besuchte das politischer Verantwortungslosigkeit und Belastungen verbunden ist. Bildung im März 2006 in Lissabon. in dem der Deutsche Kulturrat 2007 Bonner Haus der Geschichte am offenbare. Höppner forderte die RTL- Die Umsetzungsprozesse der soge- Dort wurde abschließend eine „Road- durch seine stellvertretende Vorsit- 13. September 2007. Für das inhalt- Geschäftsführerin Anke Schäferkordt nannten „Phase I“ für die Sprachen Map“ diskutiert. zende Dr. Claudia Schwalfenberg liche Konzept hat das Parlament auf auf, dafür Sorge zu tragen, dass RTL Deutsch und Englisch sowie das Die deutsche Delegation verab- vertreten war. Vorschlag von Parlamentspräsident mit seiner Multiplikatorenrolle ver- Verbreitungsgebiet Mittel- und Süd- redete, insbesondere zur Frage der Hervorstechende Beispiele für die Hans-Georg Pöttering inzwischen antwortungsvoller umgehe. osteuropa zeigen jedoch, dass der Erfassung von Wirkungen kultureller programmatische Verbindung von sogar ein neunköpfiges Expertengre- eingeschlagene Weg richtig und bei Bildung eine Folgetagung in Deutsch- Kontinuität und Neubeginn beim mium berufen, dessen Vorsitzender Christian Höppner, Stellvertretender allen damit verbundenen Schwierig- land durchzuführen, an der Experten Haus der Geschichte sind die Neuge- Walter Hütter ist. Vorsitzender des Deutschen keiten auch realisierbar ist. aus anderen europäischen Ländern staltung der beiden Dauerausstellun- Kulturrates Eine Konsequenz dieses Umstel- beteiligt werden sollten. Diese Tagung gen im Zeitgeschichtlichen Forum in Claudia Schwalfenberg, von 2004 bis lungsprozesses für die Mitglieder der fand vom 13. bis 15. Mai 2007 in Leipzig und im Haus der Geschichte 2007 stellvertretende Vorsitzende des Ausschüsse Hörfunk und Telemedien Wildbad Kreuth statt. Es wurden in in Bonn. Das Zeitgeschichtliche Fo- Deutschen Kulturrates und seit 2008 Rundfunkrat ist, dass beide Ausschüsse seit Mitte Arbeitsgruppen zu Musik, Darstel- rum Leipzig, dessen Schwerpunkte für den Schweizerischen Ingenieur- des Jahres 2007 gemeinsame Sit- lendem Spiel, Medien, Kunsterzie- die Sowjetische Besatzungszone und und Architektenverein in Zürich Deutsche Welle zungen durchführen. hung und Tanz Arbeitsprogramme die DDR sind, konnte seine erstmals tätig. Der Deutsche Kulturrat ist im Rund- Die crossmediale Verwertung der mit offenen Forschungsfragen dis- 1999 gezeigte Dauerausstellung durch funkrat der Deutsche Welle durch den Inhalte auch des Kulturprogramm kutiert, die Impulse für die weitere einen Zugewinn an Fläche erheblich Sprecher der Sektion Film und Medi- der Deutschen Welle ist eine weitere Forschung geben sollten. erweitern. Unter dem ebenfalls er- Programmausschuss en, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, positive Folge dieser Entwicklung. Im Jahre 2008 ist eine weitere weiterten Titel „Teilung und Einheit, der auch Vorsitzender des Fachaus- Betroffenen sind dabei alle Themen europäische Tagung – ebenfalls in Diktatur und Widerstand“ eröffnete von RTL schusses Medien ist, vertreten. von der auswärtigen Kulturpolitik Wildbad Kreuth – zur Umsetzung der Kulturstaatsminister Bernd Neumann Im Jahr 2007 hat sich der Programm- Im Berichtszeitraum haben drei über die Berlinale und Buchmes- Lissabonner Road-Map geplant. die neu gestaltete Dauerausstellung ausschuss von RTL unter dem Vorsitz Sitzungen des Rundfunkrates sowie se (Frankfurt) bis zu Bildung und Der zweite Schwerpunkt war die am 9. Oktober 2007. Der Arbeitskreis von Prof. Dr. Hilmar Hoffmann in entsprechend viele Sitzungen des Wissenschaft sowie Fragen der Re- Umsetzung der inzwischen auch gesellschaftlicher Gruppen nahm die zwei Sitzungen über die Entwick- Fernsehausschusses und des Aus- ligion und des Dialogs der Kulturen. von Deutschland ratifizierten und Ausstellung einen Monat später näher lung des RTL Programms und der schusses Telemedien der Deutschen Das Kulturangebot der Deutschen vom UNESCO-Generaldirektor am in Augenschein. Auf einer Fläche von Marktanteile informiert und diese Welle stattgefunden, in denen Hein- Welle im engeren Sinn findet sich 18. März 2007 in Kraft gesetzten etwa 2.000 qm überzeugt sie mit rund diskutiert. rich Bleicher-Nagelsmann ebenfalls unter Kultur & Panorama unter der Konvention zur kulturellen Vielfalt. 3.200 beziehungsreich in Szene ge- Die RTL und VOX Gruppe zeigt Mitglied ist. Adresse http://www.dw-world.de/ Höhepunkt war der europäische setzten Objekten, darunter mehr als sich im Vergleich zur Konkurrenz Die im September 2006 beschlos- dw/0,2142,1534,00.html. Das Maga- Kongress „Kulturelle Vielfalt – un- 800 erstmals ausgestellte Exponate. insbesondere in der Kernzielgruppe sene Aufgabenplanung der Deut- zin euromaxx hat es bis nach China ser gemeinsamer Reichtum“ vom Zu den neuen inhaltlichen Akzenten zwischen 14 und 49 Jahren stärker. schen Welle 2007–2010 stellt mit ihrer geschafft, was wieder einmal darauf 26. – 28. April 2007 der Deutschen zählen die Abgrenzung der Blöcke Insgesamt verlieren jedoch alle groß- Fortschreibung vom 21. September hinweist, dass die Überwindung von UNESCO-Kommission in Essen. im Kalten Krieg und die Entwicklung en Sender Marktanteile aufgrund der 2007 die wesentliche Grundlage der Grenzen mit Kultur sich deutlich er- Über 450 Teilnehmerinnen und nach der friedlichen Revolution von fortschreitenden Digitalisierung. Vor Arbeit der Deutschen Welle dar. Im folgversprechender realisieren lässt Teilnehmer aus über 60 Ländern dis- 1989 bis in die Gegenwart. dem Hintergrund der Verbreiterung ersten Jahr des Planungszeitraumes als mit Politik. Der jeweils aktuelle kutierten alle Facetten dieses neuen Die Überarbeitung der Daueraus- und Vertiefung des Angebots der öf- konnte ein erheblicher Teil der vor- Stand zu den Ereignissen im Vorfeld kulturpolitischen Instruments. Mein stellung im Haus der Geschichte in fentlich-rechtlichen Sender durch die gesehenen Maßnahmen eingeleitet der olympischen Spiele in China Beitrag war ein doppelter: Eine Bonn, die einen Überblick über die Digitalisierung und der Planung eines bzw. umgesetzt werden. Hierzu ge- findet sich ebenfalls auf den Kultur- Keynote zum Forum „Kulturelle deutsche Geschichte ab 1945 bis heu- gemeinsamen Nachrichtensenders hören u.a. die Positionierung im seiten von dw-world. Bildung und Bewusstseinsbildung“ te vermittelt, erstreckt sich vor allem von ARD und ZDF sieht RTL den priva- arabischen Raum, die bessere Ab- Die von Kent Nagano dirigierte und die Leitung des Forums zur auf die Zeit Ende der 1940er bis Mitte ten Konkurrenzmarkt ins Ungleichge- stimmung der Angebote in Mittel-, Aufnahme „Monumente der Klassik“ Rolle der Zivilgesellschaft. Eine der 1960er Jahre. Die Überarbeitung wicht kommen und die Medienpolitik Ost- und Südosteuropa sowie die hat beim World-fest in Houston den Dokumentation ist inzwischen er- zielt einerseits darauf ab, neue wis- in der Verantwortung. Regionalisierung von DW-TV in Special Price der Jury und den Pla- schienen. senschaftliche Erkenntnisse und neu Besonders erfolgreich im vergangen Asien, insbesondere Indien. tinum Remi Award gewonnen. Auch erworbene Objekte aufzunehmen, Jahr zeigt sich neben Formaten, wie Als bisher nicht realisierbar haben andere Redaktionen der Deutschen Max Fuchs, andererseits die Ausstellungsinhalte „Deutschland sucht den Superstar“ sich anvisierte und wünschenswerte Welle konnten sich bei internati- Vorsitzender des Ausweitungen des Programmange- onalen Wettbewerben erfolgreich Deutschen Kulturrates botes auf unterschiedlichen Platt- platzieren. Aus unterschiedlichen formen erwiesen, deren Finanzie- Anlässen findet sich die online-Re- rungsanforderungen den bewilli- daktion immer wieder erfolgreich Kulturstiftung des gten Etat überschreiten würden. im Spitzenfeld vor der internatio- Dies betrifft ein russisches Fenster nalen Konkurrenz. Bei DW-TV ist Bundes bei DW-TV sowie ein chinesisches die Abteilung „Gesellschaft und Im Jahre 2007 gab es in der Kultur- Fenster. Letzteres unabhängig von Unterhaltung“ Spitzenreiter unter stiftung des Bundes einen neuen Lizensierungsfragen. Wegen der den Preisträgern. Schwerpunkt: Kulturelle Bildung. zunehmenden Bedeutung der Na- Für alle, die bisher von der Deut- Zwar hat die Stiftung auch schon tionalstaaten in der ehemaligen schen Welle im Netz immer noch früher einzelne Projekte (z. B. Bunny Sowjetunion und dem Wiederaufle- nicht Kenntnis nehmen wollten, sich Hill) gefördert, doch mit dem Tanz- ben der Nationalsprachen wäre eine aber bei „you tube“ gern einloggen, plan (mit starken Bildungsakzenten) verstärkte Präsenz von DW-Radio in gibt es nun auch dort die Chance, den und der Beteiligung an der Initiative Georgien, Kasachstan und Armenien Weg zur Deutschen Welle zu finden. „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi“) durchaus erwünscht. Die euromaxx-Reihe „Die Wahrheit gab es eine deutliche Schwerpunkt- Schwerpunkte in der Diskussion über Deutschland“ ausgezeichnet mit setzung mit erheblichem finanziellen des Rundfunkrates und aller Ausschüs- dem „Certificate of Excellence“ läuft Engagement. Es geht dabei darum, se war im vergangenen Jahr neben dem auch bei „you tube“. Den besten und zumindest in einer ersten Region jeweiligen Umsetzungsstand der Auf- umfassendsten Zugang für deutsche flächendeckend Kindern einen Zu- gabenplanung und spezifischen singu- Interessenten an den Programmen gang zum Erlernen eines Musikins- lären Ereignissen die Realisierung der der Deutschen Welle liefert aber truments zu geben. Im Grundsatz ist Multiplattformstrategie der Deutschen zweifellos immer noch DW-online; diese neue Schwerpunktsetzung zu Welle. Die Konvergenz der Medien und erreichbar unter der Internet-Adresse begrüßen. der damit einhergehende wandelnde http://www.dw-world.de. Medienkonsum verändern sowohl Max Fuchs, die Rundfunklandschaft als auch die Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Mit- Vorsitzender des Max Fuchs beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Horst Köhler Rundfunkangebote. Die technischen glied des Rundfunksrates der Deut- Deutschen Kulturrates Foto: Thomas Rafalzyk Möglichkeiten lassen die Grenzen der schen Welle Künstlersozialversicherung politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 33

In ein Wespennest gestochen Zur Reform des Künstlersozialversicherungsgesetzes • Von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz Am 1. Januar dieses Jahres konnte die denen sich hätte orientiert werden versicherungsrecht. Im Deutschen Hiervon sind auch viele betroffen, Künstlersozialkasse ihr 25jähriges Be- können. Zum zweiten riss der Wider- Kulturrat wurde bereits vor Jahren deren Berufskollegen vor Jahren in stehen feiern. Genau am 01.01.1983 stand von Seiten der Verwerter gegen über eine Amnestieregelung für die Kulturinstitutionen als Angestellte nahm sie ihre Arbeit in Wilhelmshaven dieses neue Gesetz nicht ab. Dieser Wi- Unternehmen nachgedacht, die der beschäftigt waren. Das Outsorcing von auf. Damit mündete ein langer Ge- derstand mündete schließlich in einer Abgabepflicht nicht nachkommen und bestimmten Leistungen, das Wegfallen setzgebungsprozess in die praktische Klage vor dem Bundesverfassungsge- die sich bis zu einem festzulegenden bzw. die Nichtbesetzung von Stellen Umsetzung. Und – damit endete eine richt, das im April 1987 urteilte, dass Stichtag melden müssten. Eine solche in öffentlichen oder öffentlich-ge- Zeit, in der Bildende Künstler mit das Gesetz verfassungsgemäß ist. Das Amnestieregelung wurde stets von förderten Kultureinrichtungen führt Kunstwerken die Behandlung beim Künstlersozialversicherungsgesetz den Verbänden der Kulturwirtschaft dazu, dass die Zahl der so genannten Zahnarzt bezahlten, eine Zeit, in wurde in seinen Grundzügen von den abgelehnt, die die Ansicht vertraten, Alleindienstleister im Kulturbereich der das Sozialamt den Arztbesuch Bundesverfassungsrichtern bestä- dass die Negierung von gesetzlichen steigt. Diese steigende Zahl an Selb- von Künstlern zahlen musste, da sie tigt. Sie gaben dem Bund allerdings Vorschriften weder geduldet noch ständigen wird teilweise als Wachstum keine Krankenversicherung hatten, auf, den Kreis der abgabepflichtigen belohnt werden sollte, in dem keine der Kulturwirtschaft gefeiert, verges- eine Zeit, in der Künstler im Alter auf Verwerter größer zu ziehen und auch Nachzahlung fällig wird. sen wird dabei, dass dieses Wachstum Sozialhilfe angewiesen waren, da sie die so genannten Eigenwerber sowie Die Komplexität des Gesetzes auf einem sehr fragilen Grund erfolgt. keine Renten erhielten. jene Unternehmen, die nicht der als Grund für seine Nichtbeachtung Denn was ist in 20 Jahren, wenn die Kulturwirtschaft angehören, aber anzuführen, ist schon sehr mutig. erste Generation dieser Alleindienst- ass der Gesetzgebungsprozess Leistungen selbständiger Publizisten Heißt dies, dass die Nichtzahlung von leister das Rentenalter erreicht und D so lange dauerte, lag zum einen und Künstler in Anspruch nehmen, Steuern auch gerechtfertigt ist, weil bis auf kurze Phasen, in denen sie daran, dass versucht wurde für frei- in die Abgabepflicht einzubeziehen. die Steuergesetzgebung komplex ist. vielleicht mal angestellt waren, keine berufliche Künstler und Publizisten Daraus entstand die so genannte Ge- – besser gesagt, die Sozialversiche- Das würde doch sicherlich kaum einer Ansprüche in der gesetzlichen Ren- eine Versicherung zu bilden, die neralklausel, in der die Unternehmen rungsbetrug begehen. behaupten. tenversicherung erworben haben und der gesetzlichen Sozialversicherung erfasst sind, die nicht nur gelegentlich Denn eines ist unbestritten, durch Verbände, wie der DIHK oder deren Verdienst in ihrer Berufstätigkeit nachgebildet ist. Zum anderen wur- Aufträge an selbständige Künstler und die Eingliederung der Künstlerso- der ZdH, wären vielmehr gefordert, nicht ausreichte, um sich privat abzu- de gegen diese Versicherung immer Publizisten erteilen. Der Begriff „nicht zialversicherung in das gesetzliche ihre Mitglieder regelmäßig über die sichern. Damit hier nicht die nächste wieder Sturm gelaufen. nur gelegentlich“ wird nach dem ak- Sozialversicherungssystem handelt es Künstlersozialversicherung zu infor- Gruppe an Altersarmen aus dem Der erste Gesetzesentwurf wurde tuellen Gesetzeslaut mit mehr als drei sich hier um eine Pflichtversicherung. mieren. Das Engagement der IHKs Kulturbereich entsteht, ist es wichtig im Jahr 1976 vorgelegt. In diesem Mal im Jahr beschrieben. Eine Pflichtversicherung für selbstän- vor Ort für Kultur würde dadurch an jetzt zu handeln. Die Enquete-Kom- Gesetzesentwurf ist die Künstlerso- Nach dem Urteil des Bundesverfas- dige Künstler und Publizisten, sofern Glaubwürdigkeit gewinnen und den mission des Deutschen Bundestags zialversicherung der gesetzlichen sungsgerichts kam die Künstlersozial- sie das Mindesteinkommen erreichen Mitgliedsunternehmern wäre ein guter „Kultur in Deutschland“ hat dieses Sozialversicherung mit Ausnahme der versicherung in ruhigere Fahrwasser. und die sonstigen Voraussetzungen Dienst erwiesen. Problem beschrieben und die Bun- Arbeitslosenversicherung nachgebil- Die Verwerter aus dem Kulturbereich erfüllen und eine Pflichtversicherung Der Deutsche Kulturrat hatte dem desregierung aufgefordert, Lösungen det. Die versicherten freiberuflichen hatten sich mit der Künstlersozialver- für die abgabepflichtigen Unterneh- DIHK mehrfach angeboten, in Artikeln zu entwickeln. Künstler und Publizisten sollten den sicherung arrangiert und andere wie men, die, wenn sie ihrer Abgabepflicht für deren Zeitschriften über die Künst- Hier ist Pioniergeist gefragt. Der Arbeitnehmeranteil entrichten und z.B. die Chemieindustrie, die Kirchen nicht nachgekommen sind und dann lersozialversicherung zu informieren. Mut derjenigen, die gegen viele Wi- die Verwerter künstlerischer Leistun- oder auch die Parteien gründeten bei einer Prüfung als abgabepflichtig Das Angebot wurde stets abgelehnt. derstände vor über 30 Jahren die gen den Arbeitgeberanteil. Gegen Ausgleichsvereinigungen, die den eingestuft werden, wie bei der Sozial- Künstlersozialversicherung auf den diesen Entwurf gab es erheblichen bürokratischen Aufwand im jeweiligen versicherung üblich, Beiträge für die Noch offene Baustellen Weg gebracht haben, kann dabei ein Widerstand von Seiten der Verwerter. Unternehmen reduzieren, da Vorort- letzten fünf Jahre entrichten müssen. Vorbild sein. Vielleicht dauert es dieses Er scheiterte im Bundesrat. prüfungen entfallen und nur noch Nach wie vor offen ist die Baustelle, wie Mal nicht sieben Jahre, bis eine gesetz- Mit dem zweiten Gesetzesentwurf die jeweilige Ausgleichsvereinigung Flächendeckende jene Selbständige in Kulturberufe sich liche Regelung in Kraft tritt. aus dem Jahr 1979 wurde erstmals geprüft wird. sozial absichern können, die weder die ein Bundeszuschuss eingeführt, mit Erfassung Voraussetzungen erfüllen, um nach Olaf Zimmermann ist Geschäfts- dem der Tatsache Rechnung getragen Neujustierung durch Das „Dritte Gesetz zur Änderung dem Künstlersozialversicherungsge- führer des Deutschen Kulturrates. werden sollte, dass Künstler auch ohne des Künstlersozialversicherungsge- setz versichert zu werden, noch ein Gabriele Schulz ist wissenschaftliche Einschaltung eines professionellen Reformen setzes“ aus dem vergangenen Jahr ausreichendes Einkommen erwirt- Mitarbeiterin des Deutschen Vermarkters direkt an den Endver- Seit Bestehen der Künstlersozialver- ermöglicht nun, alle Unternehmen schaften, sich privat abzusichern. Kulturrates. braucher ihre Werke verkaufen. In sicherung bestand immer wieder in Deutschland zu überprüfen, ob sie einem dritten und vierten Entwurf Reformbedarf. Sei es, dass die Bei- künstlersozialabgabepflichtig sind. wurde weitere Veränderungen vorge- tragsüberwachung verschärft wurde, In vier großen Wellen (2008 – 2011) Künstlersozialversicherungsgesetz – Hintergründe nommen, bis das Gesetz schließlich sei es, dass Neuerungen bezüglich der untersucht die Deutsche Rentenversi- und aktuelle Anforderung vom Deutschen Bundestag verab- Berufsanfängerzeit eingeführt wurden, cherung Unternehmen mit sozialversi- (2. erweiterte und aktualisierte Auflage) schiedet wurde und zum 01.01.1983 sei es, dass die Möglichkeit geschaffen cherungspflichtigen Beschäftigten, ob in Kraft trat. wurde, das erforderliche Mindestein- sie künstlersozialabgabepflichtig sind Grundgedanke des Gesetzes war kommen zu unterschreiten. und ob die Abgabe entrichtet wurde. Die Autoren Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates) und und ist, dass professionelle Künstler Mit den Novellen wurde das Künst- Die ersten Ergebnisse zeigen, die- Gabriele Schulz (Wissenschafliche Mitarbeiterin des Deutschen Kulturrates) des und Publizisten im Rahmen der ge- lersozialversicherung jeweils aktuellen se Reform war überfällig. Bereits in Buches „Künstlersozialversicherungsgesetz - Hintergründe und aktuelle Anforderung“ setzlichen Sozialversicherung – mit Gegebenheiten angepasst. Das ist für der ersten Untersuchungswelle im informieren in dem Buch über die Entwicklung der Künstlersozialversicherung. Die Ausnahme der Arbeitslosenversi- ein Sozialversicherungsgesetz weder vergangenen Jahre wurden zahlreiche Grundsätze der Künstlersozialversicherung und die einzelnen Reformschritte wer- cherung – versichert werden. Diese neu, noch etwas besonderes. Sondern Unternehmen gefunden, die abgabe- den skizziert. Die Autoren stellen den Arbeitsmarkt Kultur vor und bereiten aktuelle Grundannahme setzt voraus, dass ganz im Gegenteil, das Sozialgesetz- pflichtig sind und bislang keine Ab- Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Künstlern und Publizisten auf. Die ein bestimmtes Mindesteinkommen buch, in dem die Kranken-, Renten-, gabe entrichtet haben. Sie mussten Sonderstellung der Künstlersozialversicherung im Sozialversicherungssystem wird aus selbständiger künstlerischer und Pflege- und Arbeitslosenversicherung Nachzahlungen leisten, werden nun geschildert und die Autoren gehen auch auf die künftigen Herausforderungen zur publizistischer Arbeit erzielt wird. Die geregelt sind, wird kontinuierlich den als regulär abgabepflichtige Unter- Sicherung der Künstlersozialversicherung ein. Besonderen Raum nehmen die Maß- nahmen zur Reform des Künstlersozialversicherungsgesetzes im Jahr 2007 ein. Künstlersozialversicherung ist keine aktuellen Erfordernissen angepasst. nehmen geführt und zur Abgabe her-

Volksversicherung, sondern wurde Das grundlegende Problem der angezogen. Inhaltsverzeichnis vielmehr für bestimmte Berufsgrup- Künstlersozialversicherung bestand Weiter regt sich seit Dezember · Vorwort Minister pen entwickelt. Weiter wurde direkt seit ihrer Gründung aber darin, alle letzten Jahres Widerstand von Sei- · Vorwort der Autoren zu Beginn festgelegt, dass auch für die abgabepflichtigen Verwerter tatsäch- ten des Deutschen Industrie- und · Einführung in das Künstlersozialversicherungsgesetz Honorare an Künstler und Publizisten, lich zu erfassen. Gelungen ist dieses Handelskammertags (DIHK) sowie · Die Praxis des Künstlersozialversicherungsgesetzes die nicht Mitglied in der Künstlerso- in den Branchen, in denen es eine des Zentralverbands des deutschen · Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze: Die Maßnahmen der dritten zialkasse sind, Künstlersozialabgabe Ausgleichsvereinigung gibt. Hier sor- Handwerks (ZdH), der darauf hindeu- Novelle des Künstlersozialversicherungsgesetzes gezahlt werden muss. Damit sollte ver- gen die Unternehmen der jeweiligen tet, dass mit dieser Gesetzesänderung · Veränderungen des Arbeitsmarktes Kultur hindert werden, dass Verwerter, um die Branche dafür, dass alle einzahlen, offensichtlich in ein Wespennest ge- · Die Künstlersozialkasse in Zahlen Künstlersozialabgabe zu sparen, nur damit Konkurrenten sich keinen Wett- stochen wurde. · Finanzierung der Künstlersozialversicherung mit selbständigen Künstlern und Pu- bewerbsvorteil erschleichen können. Der DIHK beklagt in seinen Pres- · Das Künstlersozialversicherungsgesetz – ein einmaliges Modell in Europa blizisten zusammenarbeiten, die nicht Auch in der Kulturwirtschaft gelingt semitteilungen die flächendeckende · Von der Künstlersozialkasse anerkannte künstlerische und publizistische Berufe versichert sind. – Weiter ist an dieser es den Unternehmen in der Regel Prüfung der Unternehmen und die von A bis Z Stelle darauf hinzuweisen, dass es sich nicht, die Künstlersozialversicherung rückwirkende Veranlagung. Ebenso · Literaturverzeichnis bei der Künstlersozialversicherung zu umgehen. Zu eng war inzwischen wird er nicht müde darauf hinzuwei- · Zu den Autoren auch für Künstler keineswegs um eine die Erfassung der abgabepflichtigen sen, dass es sich um ein kompliziertes freiwillige, sondern vielmehr um eine Unternehmen die bereits im Firmen- Gesetz handele. · 25 Jahre Künstlersozialkasse – Rückblick mit Perspektive von Sabine Schlüter, Pflichtversicherung handelt. – Die- name (Galerie, Verlag, o.ä.) als abga- Diese Äußerungen müssen ver- Leiterin der Künstlersozialkasse se beiden Grundannahmen erweisen bepflichtiges Unternehmen durch wundern, da sie sich gegen ihre eige- sich bis heute als richtige Grundsatz- die Künstlersozialkasse identifiziert nen Mitglieder richten. Die ehrlichen Das Buch „Künstlersozialversicherung – Hintergründe und aktuelle Anforderung“ entscheidungen. werden könnten. Eine Lücke bestand Mitglieder der IHKs vor Ort bezahlen kann in der Printversion kostenlos nur beim Bundesministerium für Arbeit und bis zur Reform des Künstlersozialver- bereits seit Jahrzehnten die Künstler- Soziales bezogen werden. Künstlersozialversicherungsgesetz – Hintergründe und aktuelle Klarheit durch das Bundes- sicherungsgesetzes im Sommer letzten sozialabgabe – letztendlich zahlen sie Jahres bei der Erfassung der Unterneh- für die Trittbrettfahrer mit. Es müsste Anforderung • von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz Vorwort: Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz verfassungsgericht men, die nicht dem Kulturbereich zu eigentlich im Interesse des DIHK sein, 2. erweiterte und aktualisierte Auflage Dennoch, Ruhe kehrte zu Beginn der zuordnen sind. Hier bestand bereits dass endlich Wettbewerbsgerechtigkeit 224 Seiten, Hardcover, 22 x 15 cm, ISBN 978-3-00-020400-5 80er Jahre des letzten Jahrhunderts seit einigen Jahren die Vermutung, dass erzielt wird und alle abgabepflichtigen noch nicht ein. Zum einen hatte die noch erhebliche Erfassungslücken be- Unternehmen auch tatsächlich ihrer Kostenlos beziehbar mit der Bestell-Nr.: A299 beim Künstlersozialkasse mit Anfangs- stehen. Diese Erfassungslücken führen gesetzlichen Verpflichtung nachkom- Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Referat Information schwierigkeiten zu kämpfen. Schließ- dazu, dass die Unternehmen, die sich men. Gleiches gilt für die Regelung, 53107 Bonn, Tel: 0180/51 51 51 0, Fax: 0180/51 51 51 1 lich wurde erstmals ein solches Ver- gesetzeskonform verhalten und die dass nicht gezahlte Beiträge für die E-Mail: [email protected] sicherungssystem für Freiberufler Künstlersozialabgabe entrichten, für letzten fünf Jahre rückwirkend ver- Als pdf-Datei ebenfalls kostenlos abrufbar unter: eingeführt und auch im Ausland gab die Unternehmen mitbezahlen müs- anlagt werden. Dieses entspricht http://www.kulturrat.de/dokumente/ksvg-buch.pdf (1,4 MB) es keine vergleichbaren Systeme, an sen, die diese Abgabe nicht leisten den üblichen Regelungen im Sozial- kulturelles leben politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 34

Seit Bücher geschrieben werden, werden Bücher verbrannt Über die Angst der Macht vor dem Geist • Von Georg Ruppelt „Seit Bücher geschrieben werden, lich Philipp Christian Gottlieb Yelin) Tell’ nicht mehr aufgeführt wird und werden Bücher verbrannt. [...] Die war von den Franzosen nicht zu er- in der Schule nicht mehr behandelt Geschichte des Geistes und des mitteln, aber Anzeichen wiesen auf wird. Ich bitte Sie, hiervon vertraulich Glaubens ist zugleich die Geschichte Nürnberg als Druckort und Palm als Herrn Reichsminister Rust und Herrn des Ungeistes und des Aberglau- Verleger hin. Palm wurde verhaftet Reichsminister Dr. Goebbels zu ver- bens. Die Geschichte der Literatur und am 26. August 1806 in Braunau ständigen.“ (Vgl. dazu puk 2/2006.) und der Kunst ist zugleich eine am Inn erschossen. Geschichte des Hasses und des Freilich konnte auch in ganz Papierzuteilung und Neides. Die Geschichte der Freiheit „normalen Zeiten“ der Vertrieb durch ist, im gleichen Atem, die Geschich- eine restriktive Auslegung des Ge- Indices te ihrer Unterdrückung [...]. Das werberechtes behindert werden. Der Ein effektives Mittel, die Produktion blutige Rot der Scheiterhaufen ist Konzessionszwang, der im deutschen von Verlagen zu steuern, bietet in immergrün.“ Buchhandel bis 1872 galt, erlaubte es Planwirtschaften die Papierbewirt- nur demjenigen Bücher zu drucken schaftung. Unter dem Hinweis der it diesen Sätzen wies Erich und verbreiten zu lassen, der die Papierknappheit wurden im natio- M Kästner auf der Hamburger polizeiliche Zulassung erlangt und nalsozialistischen Deutschland seit PEN-Tagung 25 Jahre nach den na- behalten hatte. – Ein Mittel, Bücher 1936 die Verlage gezwungen, sich tionalsozialistischen Bücherver- aus dem Ausland nicht an die Leser Papierkontingente bewilligen zu brennungen darauf hin, dass die des eigenen Landes gelangen zu las- lassen. In der DDR wurde bereits Geschichte der Literatur auch die sen, ist die Beschlagnahmung durch 1951 das Amt für Literatur und Ver- Geschichte ihrer Unterdrückung ist. Zollbehörden. lagswesen gegründet. Dieses konnte Die Praxis, Texte zu zensieren und zu Verlagslizenzen genehmigen oder vernichten, oder diejenigen zu ver- verweigern. Es bewertete alle einge- folgen, die sie geschrieben, gedruckt, Heine reichten Manuskripte und teilte die verlegt oder auch nur gelesen haben, Wenn von Zensur im Allgemeinen ge- Papierkontingente zu. gehört zu den dunkelsten Seiten der redet wird, ist häufig damit die „Vor- Eines der bekanntesten Mit- Kulturgeschichte der Menschheit. Die zensur“ gemeint. Amtlich bestellten tel, die Verbreitung und Rezeption erste literarisch bezeugte Bücherver- Zensoren müssen Manuskripte oder literarischer Texte zu verhindern brennung im Abendland (auch aus Druckfahnen vorgelegt werden. Erst oder wenigstens einzudämmen, dem alten China sind Bücherver- wenn diese sie freigeben, gegebe- ist die Indizierung, also die Erstel- brennungen bezeugt) fand im 5. Jahr- nenfalls mit Änderungs- oder Elimi- lung von Listen verbotener Bücher. hundert v. Chr. in Athen statt. Dort nierungsauflagen, können die Texte Der berühmteste Index ist der der wurden Schriften des bedeutenden zum Druck gelangen. Besonders römisch-katholischen Kirche, der Sophisten Protagoras (480 bis 410 v. Zeitungen wurden im 19. Jahrhundert 1559 zum ersten Mal erschien und Chr.) verbrannt, weil er in einer seiner von diesem Verfahren behindert. dessen Wirkung erst 1967 außer Kraft Schriften die Existenz von Göttern Berüchtigt waren die sogenannten gesetzt wurde. Angedroht wurde bei bezweifelt hatte. „Karlsbader Beschlüsse“ mit ihren Lektüre der darin aufgeführten Titel Mit diesem frühen überlieferten Bestimmungen über die Freiheit der die Exkommunikation, der Leser aber Fall von Bücherverbrennung ist einer Presse von 1819, die bis 1848 für alle sollte beim Lesen eines dieser Bücher der Hauptgründe für Maßnahmen deutschen Bundesstaaten galten. eine Todsünde begangen haben. Lis- gegen Literatur benannt, nämlich Neben der Nachzensur wurde hier ten verbotener Bücher gibt es aber Zensur aus religiösen Gründen. Im die Vorzensur für alle Regierungen auch in Ländern, in denen Zensur Wesentlichen lassen sich drei Grün- bindend vorgeschrieben, und zwar – wie es im deutschen Grundgesetz de für Zensurmaßnahmen in der für alle Bücher mit weniger als 20 heißt – nicht stattfindet. Diese Listen Geschichte anführen. Zensur wird Bogen Umfang und für Zeitschriften. dienen vor allem dem Zwecke des Ju- ausgeübt Zunächst gingen die oft in letzter gendschutzes. Die Bundesprüfstelle · gegen Schriften, die (tatsächlich Minute vorgenommenen Zensur- für jugendgefährdende Schriften, oder vermeintlich) den religiösen striche tatsächlich als Striche mit in 1954 in der Bundesrepublik Deutsch- Vorstellungen von Machtträgern den Druck. land gegründet, indizierte vor allem entgegenstehen; Berühmt ist Heinrich Heines Schriften obszönen oder pornogra- · gegen Texte, die (tatsächlich oder listige vorgetäuschte Zensurmaß- phischen Inhaltes – oder was man in vermeintlich) den Vorstellungen nahme. Auf einer Seite des zweiten diesen Jahren dafür hielt. von Staat und Politik widerspre- Teiles seiner „Reisebilder“ finden sich chen; außer der Kapitelnennung nur vier Ad usum delphini · aus moralisch-sittlichen oder vor- deutsche Wörter. Oben heißt es nach geblich moralischen Gründen. einer Reihe von Zensurstrichen „die Die Herausgabe gereinigter Fas- Man kann drei grundlegende Funk- deutschen Censoren“, dann folgen sungen ist eine wesentlich modera- tionen von literarischer Zensur un- Plakat von Bibliothek & Information Deutschland, der Deutschen Literaturkon- wieder Zensurstriche, danach folgt tere Zensur-Maßnahme gegen Texte. terscheiden: ferenz, dem Deutschen Kulturrat und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek das Wort „Dummköpfe“ und schließ- Es sei z. B. an Jugendbücher mit dem · Zensur als Kontrolle der Entstehung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung im Mai 1933 lich wieder Zensurstriche. Eindruck „ad usum delphini“ erin- literarischer Produktionen. Dabei nert, was ursprünglich nichts anderes erstrecken sich die Sanktionen auf vielfach angewandt zur Zeit des „Nathan“ im Vergleich zu Lessings po- Schiller bedeutete, als daß diese Ausgaben den Autor und auf die Auslöschung „Dritten Reiches“ (Konzentrations- lemischen Schriften! Ein sehr erfolg- für den französischen Thronfolger, seines Geistesprodukts. lager) oder durch Einweisung in reiches Mittel der Zensur, mißliebige Zu seinen Lebzeiten, aber auch im 19. den Dauphin, gedacht waren. Ludwig · Zensur als Kontrolle der litera- psychiatrische Anstalten, wie in der Autoren am Publizieren zu hindern, und 20. Jahrhundert wurden nahezu XIV. ließ von dem Theologen Bossuet rischen Distribution. Diese zielt auf Sowjetunion. Beides sind Beispiele war und ist das Berufsverbot – eine alle Stücke Schillers durch Zensurein- und dem Philosophen und Lehrer des die Multiplikatoren (Drucker, Verle- für Gewaltanwendung gegen die Maßnahme, die weitaus effektiver griffe regelmäßig verhunzt. Angeblich Dauphin, Huet, eine Ausgabe der an- ger, Händler und Bibliothekare). Person des Autors. sein kann als die Einzelzensur. Eines Revolutionäres wurde vor allem in tiken Klassiker unter Weglassung der · Zensur als Kontrolle der litera- der wirkungs- und schmachvollsten den „Räubern“ beseitigt: Während anstößigen Stellen besorgen. In diesen rischen Aufnahme. Hier werden Lessing Beispiele bietet die Reichsschrifttums- der Regierungszeit des Kaisers Franz Zusammenhang gehört auch das die Leser ins Visier genommen, um kammer im nationalsozialistischen (1792-1835) musste die Frage des Einschwärzen von Textpassagen – ein missliebigem Gedankengut ent- Schriftsteller an der Produktion Deutschland. Nur wer Mitglied der Räubers Schweizer an seinen Kolle- Verfahren, das auch in der zweiten gegenzutreten und seine weitere von Texten zu hindern, gelang auch Reichsschrifttumskammer war, hatte gen Roller „Franz heißt die Canaille?“ Hälfte des 20. Jahrhunderts durchaus Verbreitung zu verhindern. durch Schreibverbote. Ein berühmtes Zugang zum literarischen Markt und gestrichen werden. In keiner Wiener noch üblich war, etwa wenn in einem Beispiel bietet Gotthold Ephraim durfte publizieren. Autoren, Verle- Aufführung war die Frage zu hören. Straf- oder Zivilprozeß das Gericht auf Maßnahmen gegen Lessing. Herzog Carl von Braun- ger und Buchhändler wurden auf Der Zensor meinte, dies könne als Unterlassung bestimmter Aussagen in schweig entzog dem Bibliothekar ihre „erforderliche Zuverlässigkeit Anspielung auf seine Majestät, den einem Buch entschied, der Text aber Autoren der Wolfenbütteler Bibliothek 1778 und Eignung“ geprüft. Autoren oder Kaiser, genommen werden. bereits gedruckt worden war. Um ihre Ziele zu erreichen, bedient die sechs Jahre zuvor erteilte Zensur- Buchdistributoren, die aus politischen In den ersten Jahren nach 1933 sich die Zensur verschiedener Ins- freiheit und verbot ihm kurz darauf oder rassistischen Gründen abgelehnt wurde Schillers „Wilhelm Tell“ als Na- Bibliothekssäuberungen trumente. Für die Funktion, die als überhaupt, die Religion betreffende wurden, konnten so auf Dauer am tional- und Führerdrama in Deutsch- erste genannt wurde – Zensur zielt Texte ohne vorherige Genehmi- Publizieren gehindert werden. land hoch geschätzt. Hitler hatte für Seit dem Aufkommen kommerzieller auf die Entstehung von Texten – ist die gung drucken zu lassen. Anlass war das achte Kapitel von „Mein Kampf“ Leihbibliotheken im 18. Jahrhundert extremste Maßnahme die Tötung des der sogenannte Fragmentenstreit, Palm die Überschrift „Der Starke ist am haben sich öffentlich zugängliche Bi- Autors. Er wird auf diese Weise an der in dem sich Lessing kritisch mit mächtigsten allein“ aus dem „Tell“ bliotheken der besonderen Aufmerk- Produktion von Texten gehindert, die der protestantischen Orthodoxie in Ein tragisches Beispiel für eine Maß- gewählt. 1934 wurde der Film „Wil- samkeit der staatlichen Macht erfreut. der staatlichen oder religiösen Macht Hamburg auseinandergesetzt hatte. nahme gegen einen Distributor von helm Tell“ („frei nach Schiller“) ur- So kam es bei politischen Umbrüchen als gefährlich gelten. In vergangenen Dieses Verbot ist damit – wenn man Texten bietet der Nürnberger Buch- aufgeführt. Am 20. April 1938 wurde immer wieder zu umfassenden Säu- Jahrhunderten konnte dies im Rah- so will – letztendlich verantwortlich händler Johann Philipp Palm. Palm der „Tell“ im Wiener Burgtheater als berungen von Bibliotheken mit Hilfe men bestehenden Rechts oder auch für eines der wichtigsten Werke der musste für seine Agitation gegen „Festvorstellung zum Geburtstag von Index- und Aussonderungslisten. durch Lynchjustiz geschehen. Der deutschen Literatur, nämlich „Na- Napoleon mit dem Leben bezahlen. des Führers“ mit großem Pomp und Dies betraf etwa im nationalsozialis- Fall Salman Rushdie zeigt in unserer than den Weisen“. Lessing schrieb In einer anonymen Broschüre mit Aufgebot gegeben. tischen Deutschland vor allem die Gegenwart auch den Versuch, einen am 6. September 1778 in einem Brief dem Titel „Deutschland in seiner Damit war es gegen Ende des Öffentlichen Bibliotheken, weniger Autor mit terroristischen Mitteln, also an seine Freundin Elise Reimarus: tiefen Erniedrigung“, die bei Palm Jahres 1941 vorbei. Am 3. Juni 1941 die wissenschaftlichen. In letzteren Mord, zu eliminieren. „Ich muß versuchen, ob man mich 1806 in erster Auflage und einen verließ eine streng vertrauliche und wurde mißliebige oder als gefährlich Ein gegen den Autor gerichtetes auf meiner alten Kanzel, auf dem Monat später schon in einer zweiten von Reichsleiter Martin Bormann un- geltende Literatur meist in sogenann- Mittel ist auch das zum Verstummen Theater wenigstens, noch ungestört Auflage erschien, wurde gegen die terzeichnete Anweisung das Führer- bringen durch Polizeimaßnahmen, will predigen lassen.“ Wie ungleich französische Fremdherrschaft zu hauptquartier: „Der Führer wünscht, Weiter auf Seite 35 im 20. Jahrhundert in Deutschland größer aber war doch die Wirkung des Felde gezogen. Der Autor (vermut- dass Schillers Schauspiel ‘Wilhelm kulturelles leben politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 35

Fortsetzung von Seite 34 te Giftkammern oder Giftschränke gestellt, die nur mit offizieller Erlaub- nis und nachgewiesenem wissen- schaftlichen Interesse dem Benutzer zugänglich waren.

Gutenberg und Internet

Eingangs wurde bemerkt, dass die Geschichte von Zensur auch die Geschichte ihrer Überwindung sei. Schon im Zeitalter der Handschriften war es schwierig, alle Abschriften eines verbotenen Textes aufzuspüren, um ihn zu vernichten. Fast aussichts- los waren diese Maßnahmen dann nach der Erfindung der Buchdru- ckerkunst durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts. Denn nun war es im Prinzip möglich, unbe- grenzt Texte zu vervielfältigen, und wenn auch die Zensurmaßnahmen bestimmte Texte für eine Weile unter- drücken konnten, so überlebten sie meist in einzelnen Exemplaren und kamen nach Jahren oder Jahrzehnten wieder zum Vorschein. In unserer Zeit erleben wir ein ähnliches Phänomen, allerdings in einem unvergleichlich größeren Ausmaß. Das Internet macht eine effektive, geschweige denn absolut erfolgreiche Zensur unmöglich. Frei- lich ist auch anzumerken, dass jede Benutzung des Internet — anders als die Buchlektüre — Spuren hinterläßt Heinrich Heine: Reisebilder. 2. Aufl. 1831. und dass im Extremfall die Gefahr besteht, dass der Nutzer für die Wahr- das Einschmuggeln verbotener Staatsbibliothek zu Berlin und in onalsozialistische Unrechtsregime. Verbotener Katalog nehmung oder auch nur das Lesen Literatur in die Verbotsländer hat verschiedenen Instituten in Deutsch- (Dazu mehr in einer späteren puk- verbotener Bücher von Internetangebote verfolgt und lange Tradition. Der Aufschwung land, den Niederlanden, USA, Eng- Ausgabe.) haftbar gemacht werden kann. des Druckwesens in Holland im land und Frankreich werden so ge- Verbote reizen dazu, diese zu über- 17. Jahrhundert beispielsweise nannte Tarnschriften gesammelt, die Poetische Camouflage treten. Dies gilt auch für die Literatur. Der Zensur zum Trotz gründete zum großen Teil auf der während der nationalsozialistischen Zensurmaßnahmen können sogar Zensurpraxis in anderen Staaten. Zeit in das Deutsche Reich geschleust Im Jahr 1991 ging ein Vorfall durch die geeignet sein, ein Werk zu adeln oder Das über Jahrhunderte hinweg Der Ideenreichtum, wie im Laufe wurden. Eine kleine, aber durchaus Weltpresse, welcher der chinesischen seine Verbreitung zu fördern. Wie lau- probateste Mittel, Autoren, Verle- der Jahrhunderte geschmuggelt repräsentative Sammlung besitzt Regierung außerordentlich peinlich tet doch der schöne Goethe-Vers: ger und Drucker von verbotener worden ist, würde Bände füllen. die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibli- war. Die Frankfurter Allgemeine Zei- „Eines wird mich verdrießen für Literatur vor der staatlichen oder Hier sei auf einige Beispiele aus dem othek in Hannover, die dazu mehrere tung vom 3. April 1991 berichtete: meine lieben Gedichtchen: Wenn sie kirchlichen Macht zu schützen, war 20. Jahrhundert hingewiesen. Ausstellungen gezeigt und einiges „PEKING, 2. April. Die Tagung die W. [iener]- Zensur durch ihr Verbot es, eine Schrift anonym oder unter publiziert hat. des Nationalen Volkskongresses, die nicht bekränzt.“ einem Pseudonym erscheinen zu Tarnschriften Unter Tarnschriften versteht man den Pekingern normalerweise nicht Ein Katalog verbotener Bücher lassen. Beliebt waren auch fingier- Druckerzeugnisse, die zwischen mehr als ein Gähnen abnötigt, hat in kann ein gesuchter Führer zu Literatur te Druckorte oder Verlagsnamen. In der Deutschen Nationalbiblio- harmlosen, unverfänglichen Um- diesem Jahr eine komische Note. Auf werden, die aus politischen, religiösen Auch der Druck im Ausland und thek in Frankfurt und Leipzig, in der schlagdeckeln und einem fingierten den Gesichtern, in denen sonst nur oder moralischen Gründen verfemt ist. Impressum Texte gegen die Nazidik- Resignation gegenüber Politik und So wurde der österreichische „Cata- tatur enthielten. Wo Goethe drauf Propaganda zu erkennen ist, zuckt logus librorum prohibitorum“ in der stand, war nicht immer Goethe drin. ein Lachen, wenn der Name des zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Berühmt ist zum Beispiel die Tarn- Ministers Li Peng erwähnt wird, und zu einem der von Sammlern und schrift von der „Kunst des Selbstrasie- es folgt die Frage ‚Haben Sie es auch Liebhabern am meisten geschätzten rens“. Das ist eine nur fünf mal sieben schon gelesen?’ Bücher. Die Anzeige eines Buches Zentimeter große Mini-Broschüre, ‚Es’ ist ein Gedicht, das die Über- in diesem Werk war ein Qualitäts- die Rasierapparaten zur Unterwei- seeausgabe der ‚Volkszeitung’ am merkmal und für viele Händler und sung in der Kunst des Rasierens bei- ersten Tag des Volkskongresses druck- Käufer eine Empfehlung; mit den gelegt wurde. Innen aber enthielt die te. In dem mit ‚Frühling’ betitelten indizierten Büchern, aber auch mit angebliche Gebrauchsanweisung mit Gedicht hat der Autor eine politische dem Katalog selbst ließ sich viel Geld Werbeeinlagen das Partei-Programm Botschaft versteckt. Liest man das verdienen. der Exil-SPD. Gedicht entlang der Diagonale von Die Behörden, welche die Katalog- Nachdem die Widerstandsgrup- rechts oben nach links unten, so steht verbreitung sehr begünstigt hatten, pierungen in den ersten Jahren der da ‚Li Peng soll zurücktreten, um mussten schließlich einsehen, dass nationalsozialistischen Herrschaft vor den Zorn des Volkes zu beschwich- er den Absichten der Zensurhofkom- allem in Deutschland hektographierte tigen’. Nach uralter chinesischer mission entgegenwirkte. So kam es zu oder im Kleinoffset-Verfahren herge- Literaturmanier wird hier dem Mi- dem kuriosen Fall, dass der Katalog stellte Schriften verteilten, ging man nisterpräsidenten, der das Massaker der verbotenen Bücher 1777 selbst später dazu über, Tarnschriften mit im Juni 1989 zu verantworten hat, auf den Index gesetzt wurde. Lich- aufwendigeren Drucktechniken im eine Ohrfeige versetzt, die in ihrer tenbergs Wunsch, dass „das Buch, Ausland zu produzieren. Dabei wurde Publikumswirksamkeit kaum zu das in der Welt am ersten verboten zu der Umschlag eines gängigen Titels überschätzen ist. Nicht nur hat sich werden verdiente, ein Katalogus von faksimiliert, bald wurden auch noch in China die Botschaft in Windeseile verbotenen Büchern“ wäre, war damit Titelblatt und Anfangs- und Schluss- verbreitet, die Volkszeitung wird auch Wirklichkeit geworden. seiten originalgetreu nachgebildet. in allen chinesischen Gemeinden In der Mitte aber befand sich der außerhalb Chinas verbreitet. Auf der Der Verfasser ist Stellvertretender subversive Text. Häufig wurden diese ganzen Welt kann man das lesen, Vorsitzender des Deutschen Schriften dann noch auf fotomecha- freut sich ein Pekinger Student.“ Kulturrates nischem Wege verkleinert und im Dünndruck hergestellt, um sie etwa in Tee- oder Filmtüten nach Deutsch- land einschmuggeln zu können. Konzerte für Kinder Die Inhalte des getarnten Schrift- praktische Modelle auf dem Prüfstand tums entsprachen den politischen Intentionen der jeweiligen kommu- nistischen, sozialdemokratischen Barbara Stiller: oder katholischen Gruppierung. Die Erlebnisraum Konzert Schriften wollten über geheim ge- Prozesse der Musikvermittlung in haltene Vorgänge im „Dritten Reich“ Konzerten für Kinder aufklären oder über Aktivitäten der verschiedensten Exilgruppen, über 252 Seiten, Paperback Veranstaltungen und Manifeste ConBrio Fachbuch · Band 13 informieren. Auch literarische Texte CB 1190 mit politischer Intention wurden ISBN 978-3-932581-90-8 Martin Bormann an Reichsminister Heinrich Lammers, 3. Juni 1941. (Bundesar- abgedruckt – kurz: alle diese Schriften 39,– E chiv. Akten der Reichskanzlei: R 43 II/1253). dienten dem Kampf gegen das nati- kulturelles leben politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 36

Ehrenamt und Spitzengehalt Was Manager in Stiftungen erhalten • Von Christoph Mecking und Berit Sandberg „Wer verdient was und verdient er Vermutung, dass der Ehrenamtliche Titel „Stand und Perspektiven des Stif- Sie verdienen aber deutlich weniger. Zwar sind Vergütungsgrundsätze es auch?“ – das ist eine umstrit- seine Leistungen für die Körperschaft tungsmanagements in Deutschland“ Ein hauptamtlicher Stiftungsvorstand gewerblicher Unternehmen nicht tene Frage in der derzeitigen ge- ohne Aufwendungsersatzanspruch vorlegte, zeigte besondere Defizite im erhält im Durchschnitt ca. 81.000 € prinzipiell für gemeinnützige Orga- sellschaftspolitischen Debatte. Sie erbringt. Für Stiftungen wird diese Bereich des Personalmanagements im Jahr. Bei der Vergütungshöhe gibt nisationen passend, doch setzen sie wird illustriert durch die Stichworte Vorstellung zusätzlich in manchen auf. es jedoch erhebliche Unterschiede. durchaus Maßstäbe für eine konkrete „Mindestlohn“, „überbordende Ma- Landesstiftungsgesetzen normiert. In Einzelfällen werden vor allem in Kosten-Nutzen-Analyse, etwa wenn nagergehälter und -abfindungen in Die dynamischen Rahmenbedin- Erste Studie zu Förderstiftungen Spitzengehälter von die Kosten des „outsourcing“ einer Auf- großen Publikumsgesellschaften“, gungen, denen auch gemeinnützige bis zu 250.000 € gezahlt. Hauptamt- gabe höher wären als die Erledigung aber auch „unverhältnismäßig hohe Organisationen ausgesetzt sind, er- Stiftungsgehältern liche Geschäftsführer erhalten ein „inhouse“. Ganz generell muss gelten, Vergütungen bei UNICEF“. fordern allerdings eine effiziente Tä- Vor diesem Hintergrund war es an der durchschnittliches Jahresgrundgehalt dass nur Vergütungsvereinbarungen tigkeit in Zweckerfüllung, Finanzma- Zeit, sich diesem Bereich zuzuwen- von ca. 59.000 €. Anders als in der Pri- mit einem krassen Missverhältnis zwi- ie Debatte um die „richtige“ Ver- nagement, Mittelbeschaffung und den und zum ersten Mal eine wis- vatwirtschaft sind erfolgsabhängige schen Leistung und Gegenleistung zu D gütung wird damit auch – und Selbstdarstellung und damit nicht zu- senschaftlich fundierte und auch Gehaltsbestandteile die Ausnahme, beanstanden sind. Für eine generelle gerade – bei gemeinnützigen Orga- letzt Mitarbeiter, die diese Aufgaben für die Praxis nutzbare Studie zu und nur jede zehnte Stiftung gewährt Ungleichbehandlung von Vergütungen nisationen geführt. Stiftungen, die oft leisten können. Zu groß ist die Gefahr, Vergütungsstrukturen von Führungs- ihren Führungskräften finanzielle oder zwischen gewerblichem und gemein- mit Wohlstand und Unternehmens- dass schlecht bezahltes Personal nur kräften in deutschen Stiftungen vor- geldwerte Zusatzleistungen, wie zum nützigem Sektor ist kein Rechtsgrund nähe assoziiert werden, die aber auch unzureichende Arbeit macht, die mit gelegen. Die Studie wurde von den Beispiel eine Altersversorgung oder ersichtlich, zumal er etwa auch beim mit gemeinnützigen Gesellschaften zurückgehenden Einnahmen und Verfassern durchgeführt, die Ergeb- einen Dienstwagen. Haftungsumfang nicht angenommen und Vereinen verbunden sind, kön- folglich einem noch geringeren Vergü- nisse – auch zu Motivationsstruktur Die Privatwirtschaft ist bei der Fest- wird. Gemeinnützige Organisationen nen sich insoweit besonderer Auf- tungsspielraum einherginge. Gerade und Vergütungszufriedenheit – liegen legung von Gehältern nur selten Vor- sind in ihren Rekrutierungsmög- merksamkeit sicher sein. Bei ihnen die Führung von gemeinnützigen Or- unter dem Titel „Vergütung haupt- bild, nicht einmal bei unternehmens- lichkeiten ohnehin eingeschränkt, wie bei anderen steuerbegünstigten ganisationen ist immer mehr zu ei- und ehrenamtlicher Führungskräfte nahen Stiftungen. Ungefähr jede zweite weil sie schon mangels Masse keine Körperschaften besteht intern eine ner anspruchsvollen Managementauf- in Stiftungen: Die Ergebnisse der Stiftung orientiert sich stattdessen an Instrumente wie recrutainments, große Unsicherheit bei der Frage gabe geworden, die Professionalität, Vergütungsstudie 2007“ vor (Essen den Gehaltsschemata der öffentlichen employers branding und aufwändige nach der Angemessenheit der Vergü- besondere Motivation und hohe Qua- 2008, ISBN 978-3-9812114-0-5; www. Hand wie dem BAT. Entscheidend Career Websites einsetzen können. tung. So gibt es in der Praxis des Insti- lifikation der handelnden Personen stiftung-sponsoring.de). für die Höhe des Gehalts sind das Ein Vorstandvergütungsoffenlegungs- tuts für Stiftungsberatung regelmäßig erfordert. „Wenig Gehalt, aber glücklich“ Anforderungsprofil der Position und gesetz, wie es für börsennotierte Ak- Anfragen nach einem Gutachten zur Was beim Kampf um die besten Köpfe titelte die Süddeutsche Zeitung zum die Leistung. Bei den individuellen tiengesellschaften seit August 2005 in Klärung von Vergütungsfragen. im Wettbewerb mit dem öffentlichen Inhalt der Untersuchung: „Chefs von Faktoren wirken sich Ausbildung und Kraft ist, existiert für gemeinnützige und dem privaten Sektor angemessen Stiftungen werden gering bezahlt, Berufserfahrung am stärksten aus. Ein Körperschaften nicht. Mit der Ver- Gesetzliches Leitbild ist, bedarf der stetigen Diskussion, doch sie lieben ihre Arbeit“. In der akademischer Titel wird bei Vorständen gütungsstudie wurde zumindest für die ohne eine empirische Grundlage Tat wird die Arbeit der Vorstände in zum Teil mit einem Gehaltszuwachs deutsche Stiftungen ein erster Schritt und Wirklichkeit von Daten und Fakten nicht seriös gemeinnützigen Stiftungen zu 90% eh- von über 30% honoriert. in Richtung Transparenz gemacht In der Tat ist die Privatautonomie der geführt werden kann. Empirische Be- renamtlich durchgeführt. Ehrenamt- und Aufmerksamkeit für mehr Pro- freien Gehaltsfindung im gemein- funde zur Personalstruktur und zum liche spenden nicht nur Zeit, sondern Auf Augenhöhe im fessionalität geschaffen. Fragen der nützigen Bereich besonders aufgrund Personalmanagement sind aber rar. verzichten auch auf Geld. Nicht einmal Legitimation und Rechenschaftslegung steuerrechtlicher Vorgaben einge- Das Stiftungswesen, mit gut 15.500 jede zweite Stiftung erstattet ehren- Wettbewerb und insbesondere des guten Personal- schränkt. Der Abgabenordnung liegt bekannten Stiftungen ein der Zahl nach amtlichen Führungskräften Auslagen, Mit Blick auf die zu recht von der Öf- managements und der richtigen Vergü- immer noch das Leitbild zu Grunde, kleiner, dem Vermögen (geschätzt 80 wie etwa Fahrtkosten. Nur jede vierte fentlichkeit an Stiftungen und andere tung werden in der Governance-Debat- dass die Mitarbeit in den Organen und Mrd. Euro) nach aber nicht unbedeu- zahlt Aufwandsentschädigungen, Sit- Gemeinnützige gestellten Qualitäts- te im Dritten Sektor eine zunehmend auch die Verwaltung der Körperschaft tender, wenn auch in der öffentlichen zungsgelder oder Honorare. ansprüche ist die niedrige Vergütung wichtige Rolle spielen. Dabei darf aber eine ehrenamtlich zu erledigende Auf- Wahrnehmung meist überschätzter Die Befragung von 2.000 Personen, ihrer Führungskräfte trotz beruflicher auch das Element der Ehrenamtlich- gabe sei. Es wird auf das Auftragrecht Bestandteil des Dritten Sektors, gilt die eine Stiftung (davon 29,2% auch Zufriedenheit und hoher intrinsischer keit nicht aus dem Blick geraten. verwiesen, das durch Unentgeltlichkeit als intransparent, insbesondere was mit dem Förderzweck von Kunst Motivation (dazu Mecking/Sandberg, und Fremdnützigkeit geprägt ist. Den Fragen der Personalqualifikation, und Kultur) leiten, ergab außerdem: Stiftung&Sponsoring 5/2007, S. 22 f.) Christoph Mecking ist geschäfts- Mitgliedern des Vorstandes und ande- Karrierewege und nicht zuletzt die Ver- Hauptamtliche Vorstände und Ge- problematisch. Eine verantwortungs- führender Gesellschafter des Instituts rer Gremien steht daher lediglich ein gütungspolitik angeht. Eine empirische schäftsführer sind häufig qualifizierter und leistungsgerechte Bezahlung für Stiftungsberatung in Berlin; Berit Anspruch auf Aufwandsentschädigung Studie zur betriebswirtschaftlichen als Führungskräfte, die sich in der in Stiftungen muss im Prinzip auch Sandberg lehrt und forscht an der bzw. Kostenersatz gemäß §§ 27 Abs. 3, Orientierung von Stiftungen, die Prof. Privatwirtschaft oder in Verbänden einem ökonomischen Fremdvergleich Fachhochschule für Technik und 670 BGB zu. Dabei gilt die widerlegbare Dr. Berit Sandberg 2007 unter dem auf vergleichbaren Positionen finden. zu Wirtschaft und Staat standhalten. Wirtschaft in Berlin.

Streitfall Computerspiele Die Kirchen Kulturpolitik der Parteien Computerspiele zwischen kultureller Bildung, Kunst- die unbekannte kulturpolitische Macht Visionen, Programmatik, Geschichte, Differenzen freiheit und Jugendschutz

Sind Computerspiele „Kulturgüter“ oder handelt es Spielen die Kirchen überhaupt eine Gibt es Unterschiede in der kulturpolitischen Pro- sich um „Schund“? Sollten Computerspiele strenger Rolle in der Kulturpolitik oder haben grammatik der Parteien? Sind sich Kulturpolitiker kontrolliert werden oder reichen die bestehenden sich Kultur und Kirche voneinander immer einig? Ist Kulturpolitik eigentlich unpolitisch Jugendschutzbestimmungen aus? Sollten qualitativ entfernt? Sind die Kirchen noch wichtige oder doch hochpolitisch, weil es um Fragen des hochwertige Computerspiele von der öffentlichen Auftraggeber für Künstler oder wurden Zusammenlebens geht? Welche Rolle spielen die Hand gefördert werden oder soll es der Markt sie von Akteuren insbesondere dem Markt Künste in der Kulturpolitik der Parteien? Welche richten? Wie soll der neue Deutsche Computerspie- längst abgelöst? Vermitteln die Kirchen Ideen entwickeln die Parteien für eine zukunftsfä- lepreis aussehen? Mit diesen Fragen wurde sich Kunst und Kultur? Ist Kultur in der Kirche hige Kulturpolitik? Auf welchem Fundament beruht in verschiedenen Ausgaben von politik und kultur selbstbezüglich oder auf die Gesellschaft die Kulturpolitik der Parteien? Mit diesen Fragen befasst. Im Band „Aus politik und kultur 1“ Streitfall orientiert. Markus Lüpertz sagt in dem befassen sich die Beiträge in diesem Buch. Computerspiele werden die wichtigsten Beiträge Buch, dass Künstler den Engeln sehr nahe sind noch einmal zusammengefasst veröffentlicht. und stellt damit eine enge Verbindung zwischen Kunst und Kirche her. Trifft dieses auch auf an- dere Künste zu? Mit diesen und weiteren Fragen Autoren des Buches sind u.a.: Frank-Walter Stein- Autoren des Buches sind u.a.: Günther Beckstein, befassen sich die Beiträge in dem vorliegenden meier, Kurt Beck, Guido Westerwelle, Wolfgang Max Fuchs, Wilfried Kaminski, , Sammelband. Gerhardt, Christian Wulff, Bernd Neumann, Claudia Christian Pfeiffer, Klaus Spieler, Olaf Wolters, Roth, Uschi Eid, Lothar Bisky, Oskar Lafontaine, Wolfgang Zacharias und Olaf Zimmermann Erwin Huber, Thomas Goppel, Olaf Zimmermann. Autoren des Buches sind u.a.: Petra Bahr, Karl Lehmann, Wolfgang Huber, Max Fuchs, Katrin Kulturpolitik der Parteien: Visi- Göring-Eckardt, Thomas Sternberg, Christhard- onen, Programmatik, Geschichte, erscheint Streitfall Computerspiele: Georg Neubert und Olaf Zimmermann Differenzen. Hg. v. Olaf Zimmer- Ende Mai Computerspiele zwischen mann und Theo Geißler. Ca. 108 kultureller Bildung, Kunst- Die Kirchen, die unbekannte kulturpolitische Seiten. ISBN 978-3-934868-17-5 freiheit und Jugendschutz. Macht. Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geiß- Hg. v. Olaf Zimmermann ler. 108 Seiten, ISBN 978-3-934868-14-4 und Theo Geißler. 2. erwei- terte Auflage, 140 Seiten, ISBN 987-3-934868-15-1

Jeder Band 9,00 Euro zuzüglich Versandkosten Bestelladresse: Deutscher Kulturrat Fax: 030/24 72 12 45 j i oder www.kulturrat.de/shop.php Förderverein politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 37

Verein zur Förderung des Informationen

Verein zur Förderung des Deutschen Kulturrates Deutschen Kulturrates Der „Verein zur Förderung des Deutschen Kul- der Freunde des Deutschen Kulturrates“ versteht ehrenamtliches Engagement einen Beitrag zur c/o Deutscher Kulturrat e.V. turrates“ will zur Finanzierung des Deutschen seine Förderung subsidiär. Jeder ist eingeladen, Stärkung des Deutschen Kulturrates zu leisten. Chausseestraße 103, 10115 Berlin Kulturrates beitragen und damit einen Beitrag im „Verein zur Förderung des Deutschen Kultur- Vereinsmitglieder erhalten die Zeitung politik und Tel: 030/24 72 80 14, zu dessen Unabhängigkeit leisten. Der „Verein rates“ mitzuwirken und durch finanzielles oder kultur kostenlos. Fax: 030/24 72 12 45 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.kulturrat.de/foerderverein Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Schon der Titel der Zeitung „ puk – politik und Der Deutsche Kulturrat ist für mich ein wichtiges Kunst und Kultur sind ganz im Sinne der ZEIT, kultur“ scheint einen Widerspruch in sich zu Sprachrohr für die Interessen der Künstler. Er Vorstand daher unterstütze ich sehr gern Ihre Initiative zur zeigen. Können wir Kultur in die Politik bringen? spricht Themen an, um die sich Künstler eher Dr. Georg Ruppelt (Vorsitzender) Gründung eines Vereins zur Förderung des Deut- Können wir eine Verbindung herbeiführen? Der ungern kümmern, da sie sie von ihrer Kunst Regine Lorenz (Stellvertretende Vorsitzende) schen Kulturrates und schließe mich dem Kreis Versuch ist es wert. Die Aktivitäten des Deut- abhalten. Es ist daher wichtig, dass der Deut- Stefan Piendl (Stellvertretender Vorsitzender) der Gründungsmitglieder an. Ich freue mich auf schen Kulturrates haben schon viel erreicht, und sche Kulturrat diese kräftige Stimme ist. Ich eine gute Zusammenarbeit und den Austausch sie sollen unterstützt werden, also will ich gerne bin darum gerne Mitglied im Förderverein des Schriftführerin: über das kulturelle Leben in Deutschland und ein Freund des Kulturrates werden. Deutschen Kulturrates, um den Kulturrat zu Gabriele Schulz wünsche dem Deutschen Kulturrat weiterhin viel unterstützen. Erfolg bei seiner Arbeit.“ Klaus G. Saur, Vorsitzender der Geschäfts- führung und geschäftsführender Gesell- Heinz Rudolf Kunze, Musiker Rainer Esser, Geschäftsführer DIE ZEIT schafter der Walter de Gruyter GmbH & Co. und Textdichter KG, Berlin

Mitgliedschaft im Förderverein des Deutschen Kulturrates Bitte senden Sie mir unverbindlich Informationen zur Mitgliedschaft im „Verein zur Förderung des Deutschen Kulturrates“ zu:

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Verein zur Förderung des Deutschen Kulturrates c/o Deutscher Kulturrat e.V. Chausseestraße 103, 10115 Berlin Tel: 030/24 72 80 14 Fax: 030/24 72 12 45 E-Mail: [email protected] Rainer Esser © DIE ZEIT Klaus G. Saur Foto: Walter de Gruyter Heinz Rudolf Kunze Foto: Nicolei Georgiew

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8%3"O[FJHFÁ1PMJUJLVOE,VMUVS 4BJTPOÁYNN 4BU[TQJFHFMÁDNZL puk-Preis politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 38

Journalisten vermitteln meisterlich kulturpolitische Themen Laudatio anlässlich der Vergabe des puk-Journalistenpreises • Von Hans Zehetmair Der puk-Journalistenpreis wird heute der Politik hier zusammengebunden zum vierten Mal für die allgemein- werden. verständliche Vermittlung kulturpo- Kulturpolitik ist ein Politikfeld litischer Inhalte vergeben. – und das lassen Sie mich hier als langjährigen Bayerischen Staatsmi- ie, verehrter Herr Prantl, Herr nister für Wissenschaft und Kunst S Finck für die Feuilletonredaktion sagen – in dem es darum geht, Spiel- des Hamburger Abendblatts, Herr räume zu eröffnen und eben nicht zu Beyer als freier Hörfunkjournalist und beschneiden oder einzugrenzen. Ein Sie, geehrte Frau Wedel, als Fernseh- Politikfeld, in dem es um die Siche- journalistin, befinden sich damit in rung der Freiheit der Kunst geht. Ein einer Reihe mit Heinrich Wefing von Politikfeld, in dem sich um die soziale der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sicherung von Künstlern gekümmert mit Wilfried Mommert, dpa und mit wird. Und vor allem ein Politikfeld, in dem Radiofeuilleton von Deutsch- dem nicht nur bis zur nächsten Wahl landradio, um nur einige der bishe- gedacht werden darf, sondern lange rigen Preisträger zu nennen. Zeiträume in den Blick genommen Der Preis wird für die allgemein- werden müssen, schließlich geht es verständliche Vermittlung kulturpo- um die Bewahrung des kulturellen litischer Inhalte vergeben. Ist dieses Erbes und die Ermöglichung neuer nicht bereits eine Tautologie? Ist zeitgenössischer Kunst. nicht jeder Journalist per se bemüht, Die heute auszuzeichnenden insbesondere derjenige, der sich an Preisträger des diesjährigen puk- ein größeres Publikum richtet, all- Journalistenpreises befassen sich gemeinverständlich zu sein? Gehört auf jeweils sehr unterschiedliche, es nicht zum journalistischen Hand- aber immer ausgezeichnete Weise werkszeug, auch komplexe Materien mit dem zunächst spröde anmu- so zu präzisieren und zu vereinfa- tenden Thema Kulturpolitik, und sie chen, dass sie allgemeinverständ- vermitteln dieses Thema allgemein- lich und einem breiteren Publikum verständlich. zugänglich werden? Uns, der Jury des puk-Journalis- Kulturpolitikjournalismus Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair bei seinen Laudationes auf die diesjährigen Preisträger. Foto: ZDF/Juergen Detmers tenpreises, reicht bei der Auswahl der Preisträger dieses selbstverständliche mehr als Feuilleton den Skriptorien zu verdanken, dass heberrecht geschützt werden, und Persönlichkeitsrechte der Kunstfrei- Handwerkszeug nicht aus. Wir erwar- Dass Kulturpolitik keineswegs nur in Werke wie z.B. das Nibelungenlied der freie Zugang zu urheberrecht- heit Grenzen setzt. ten mehr als ein gutes Gesellenstück. das Feuilleton gehört, beweist Heri- oder die Carmina Burana überliefert lich geschützten Werken zwei Paar Prantl belässt es in seinen Artikeln Uns kommt es auf den Blick für das bert Prantl mit seinen Arbeiten. Als wurden, kulturelles Erbe also bewahrt Schuhe sind. aber nicht bei der Beschreibung Ganze an, auf die Ausschöpfung der Chef des Ressorts Innenpolitik der wurde, so besteht heute die Gefahr, Neben Fragen des Urheberrechts, der Urteile, er zeigt vielmehr deren spezifischen Möglichkeiten des je- Süddeutschen Zeitung hebt er Kul- dass künstlerische Werke flüchtig fast schon ein Steckenpferd von Wirkungen auf. Er macht deutlich, weiligen Mediums – letztlich auf den turpolitik immer wieder auf die Seite werden. Heribert Prantl, befasst er sich in dass Künstler heute weniger fürch- Meister. Und – uns ist es wichtig, dass 3 einer großen Zeitung, und er zeigt Prantl macht in dem Beitrag deut- seinen Beiträgen mit Fragen der ten müssen, dass ein Staatsanwalt über den Tellerrand des klassischen damit, um welche grundlegenden lich, dass das Urheberrecht, in dessen Kunstfreiheit und hier besonders mit ein Werk verbieten will, als vielmehr Feuilletons hinausgeschaut wird. So Fragen es bei der Kulturpolitik geht. Mittelpunkt der Schutz des geistigen höchstrichterlichen Entscheidungen, Rechtsanwälte, deren Mandanten sehr wir alle eine gute Buchbespre- In seinem Beitrag „Internet: Ende Eigentums steht, eine große Kreation ob ein Werk der Öffentlichkeit zu- sich durch das Werk entweder zu re- chung, den Bericht über eine Ausstel- der Kultur?“ befasst sich Heribert der Aufklärung ist. Sie geht einher gänglich gemacht werden darf. alitätsgetreu oder aber zu verfremdet lung, ein Konzert oder Theaterstück Prantl mit den Auswirkungen der mit der sukzessiven Emanzipation Die Jury hebt in diesem Zusam- dargestellt sehen, und daher gegen schätzen, uns geht es bei diesem Digitalisierung auf die Kultur und des Künstlers von weltlichen und menhang zwei Beiträge von Heri- die Veröffentlichung klagen. Preis um etwas anderes. Nämlich speziell die Möglichkeit bzw. Unmög- kirchlichen Auftraggebern, mit der bert Prantl besonders hervor: Zum Im Fall „Eine einzige Tablette“ um die Vermittlung kulturpolitischer lichkeit für Künstler, einen ökono- Entstehung eines Marktes für Kunst einen seinen Artikel „Kein Abbild geht es um einen zweiteiligen Fern- Inhalte. mischen Nutzen aus der Verwertung und Kultur. Dieser Markt ist heute in der Wirklichkeit“, in dem er sich mit sehfilm zum Contergan-Skandal der Kulturpolitik ist jenes Politikfeld, ihrer Werke zu ziehen, wenn diese Gefahr. Unter dem Deckmantel des der Freigabe des Films „Eine einzige 60er Jahre. Bis der Film im Herbst des dass sich immer im Spannungsfeld illegal kopiert werden. freien Zugangs zu Informationen Tablette“ befasst, und zum anderen vergangenen Jahres gezeigt werden zwischen der Vision – den schönen Prantl erhebt nicht den mora- versuchen einige, die kostenfreie Nut- seinen Artikel „Die Kunstrichter von konnte, mussten mehrere juristische Künsten – und der Realität – dem lischen Zeigefinger. Er spannt viel- zung urheberrechtlich geschützter Karlsruhe“, in dem es um den Roman Instanzen überwunden werden, schnöden Mammon – befindet. Ein mehr den Bogen von der Arbeit der Werke zu rechtfertigen. „Esra“ von Maxim Biller geht. bis das Bundesverfassungsgericht Politikfeld, das für manche bereits Kopisten in den Skriptorien der Prantl macht deutlich, dass der In beiden Fällen haben Gerichte letztlich entschied, dass der Film einen Widerspruch in sich birgt, weil Klöster bis hin zu Tauschbörsen freie Zugang zu Informationen, die entschieden, wie weit die Kunstfrei- ausgestrahlt werden darf. Kunstfrei- die Freiheit der Kunst und die Zwänge im Internet. Ist es den Kopisten in als solche auch nicht durch das Ur- heit geht und wann der Schutz der heit wurde hier über die Persönlich- keitsrechte gestellt und zugestanden, dass ein Kunstwerk kein Abbild der Realität ist. Ganz anders die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Fall des Romans „Esra“ von Maxim Biller. Gegen die Veröffentlichung des Romans klagte eine ehemalige Freundin des Autors, die sich als zu authentisch beschrieben sah. Ihrer Auffassung gab die Mehrheit der Richter recht – drei Richter ent- schlossen sich zu Minderheitenvoten. Die Mehrheit urteilte, dass in dem Roman zu viel Wahrheit über Billers ehemalige Freundin und zu wenig Kunst zu finden sei. „Je stärker Abbild und Urbild übereinstimmen, desto schwerer wiegt die Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts“, so die Bundesverfassungsrichter. Prantl prägte für diese Entschei- dung den Begriff „Jedesto-Formel“. Er schreibt: „Je mehr Verfremdung, des- to mehr Kunst, und desto geringer die Gefahr beeinträchtigt zu werden; je mehr Erkennbarkeit, desto größer die Beeinträchtigung, und desto größer die Gefahr des Verbots.“ Diese „Jedes- to-Formel“ tauchte später in vielen anderen Artikeln zum „Esra-Urteil“ auf, was auf die sprachliche Brillanz und Prägnanz der Prantl´schen Bei- träge verweist. Heribert Prantl belässt es aber in beiden Fällen nicht bei der Darstel- lung der Urteile. Er zeigt vielmehr de- ren Folgen für die Kunstfreiheit und

Hans-Juergen Fink, der stellvertretend für die Feuilletonredaktion des Hamburger Abendblattes den Preis entgegennahm, im Gespräch mit Christian Höppner, Stell- Weiter auf Seite 39 vertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates Foto: Stefanie Ernst puk-preis politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 39

Jugend, die in einer durch Uniformi- alliierten als Tauschgut überlassen Sie lässt die verschiedenen Seiten zu tons. Hier wird der Frage nach der Fortsetzung von Seite 38 tät geprägten Stadtlandschaft Origi- werden könnten. Ironie der Geschichte Wort kommen, so dass der Zuschauer Finanzierung der Elbphilharmonie nale schaffen. ist, dass dieses Verhalten dazu führte, sich ein Urteil erlauben kann und ebenso nachgegangen wie der nach die Pressefreiheit auf. Wenn Künst- dass gerade das Gold der Merowinger muss. den kulturellen und musikalischen ler oder Journalisten zunehmend Raubgut und Beutekunst über viele Jahrzehnte hinweg als ver- Potenzialen Hamburgs und wie diese fürchten müssen, dass ihre Arbeiten schollen galt. Ein Urteil sich bilden durch die Elbphilharmonie besser verboten werden, weil sich jemand Einmalige Originale früherer Epo- Die im Moskauer Puschkin-Muse- profiliert werden können. in seinen Persönlichkeitsrechten chen befanden sich in den Staatli- um und der St.-Petersburger-Eremi- können Aber nicht nur die Elbphilharmo- verletzt sieht, so kann dieses zu einer chen Museen zu Berlin. Am Beispiel tage gezeigte Ausstellung hob diese Ein Urteil müssen sich die Ham- nie steht im Mittelpunkt des Feuil- Schere im Kopf führen, die schließ- der Ausstellung zum „Gold der Me- Schätze ans Tageslicht. Sie konnten burger über die Kulturpolitik in letons des Hamburger Abendblatts; lich die Freiheit der Kunst noch vor rowinger“ im Moskauer Puschkin- angeschaut werden. In die Freude ihrer Stadt bilden. Das Feuilleton ebenso geht es um die Potenziale des dem eigentlichen Verbot gefährdet. Museum vergangenes Jahr arbeitet über diese Ausstellung mischte sich, des Hamburger Abendblatts leistet Kulturmarketings, es geht um Fragen Dieses ist die eigentliche Gefahr, die Carola Wedel in ihrem 45-minütigem so der damalige Präsident der Stiftung seinen Beitrag dazu, dass über Kul- der Soziokultur und vieles mehr. in einem höchstrichterlichen Urteil Fernsehbeitrag das Thema „Raubgut Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Die- turpolitik der Stadt und Kulturpolitik Das Feuilleton des Hamburger wie im Fall „Esra“ liegt. und Beutekunst“ auf. ter Lehmann, in den Film von Carola in der Stadt diskutiert wird. Es wird Abendblatts kommt mit seinen Bei- Der Beitrag erscheint in der ZDF- Wedel der Schmerz, dass die Schätze mit dem puk-Journalistenpreis für trägen seiner Aufgabe als kritischer Durch Wort und Ton Reihe „Jahrhundertprojekt Museums- nicht in Deutschland sind. die kontinuierliche kulturpolitische Begleiter der Hamburger Kultur- insel“. Diese Fernsehreihe wird durch Wedel lässt in ihrem Film keinen Berichterstattung ausgezeichnet. politik nach und weitet mit seiner visualisieren ein Internetangebot auf ZDF.de unter- Zweifel daran aufkommen, dass die Nachrichtenstrecke den Blick auf die Mit Kunstfreiheit, wenn auch auf ganz stützt. In diesem Internetangebot sind Bundesrepublik völkerrechtlich im Denn daran darf kein Zweifel be- nationale und internationale Kultur. andere Weise, befasst sich ebenfalls zahlreiche zusätzliche Informationen Recht ist, dass auf die Rückgabe des stehen, es kommt nicht nur auf ein- der Beitrag von Günter Beyer „Nar- zu den Filmen zu finden. nach Russland verbrachten Kultur- zelne Meisterleistungen im Kulturpo- Vier Ideen von Kulturpoli- renhände – oder: Die Zeichen an der Carola Wedel zeigt einerseits auf, guts gepocht wird. Sie wirft aber die litikjournalismus an – so wichtig und Wand. Eine Sendung über Graffiti“. welche schmerzlichen Lücken in den Frage auf, ob bei den Verhandlungen auszeichnenswert diese sind. Wichtig tikjournalismus Günter Beyer wird für diese Sendung Sammlungen der Staatlichen Museen mit der russischen Seite immer di- ist, dass die Kulturpolitik vor Ort Vier Preisträger des puk-Journalis- ebenfalls mit dem puk-Journalisten- zu Berlin durch die noch in Russland plomatisch klug agiert wurde. Sie stetig und nachhaltig begleitet wird. tenpreises und vier unterschiedliche preis ausgezeichnet. befindlichen Beutekunst-Stücke unterstreicht, dass Mitte der 50er Die Medien werden als die vierte Ideen von Kulturpolitikjournalismus. Wer kennt sie nicht, die Graffitis? vorhanden sind. Sie lässt aber ande- Jahre Beutekunst von Russland zu- Macht im Staat bezeichnet. In ihnen Von der kritischen Begleitung der Kul- Auch Schmierereien genannt. Wer hat rerseits keinen Zweifel daran, dass rückgegeben wurde und dass zu wird berichtet, wird aufgedeckt, wird turrechtspolitik, über die Vorstellung sich noch nicht geärgert, wenn bei die Ursache für diesen großen Verlust Beginn der 90er Jahre zwischen dem kommentiert, wird glossiert, werden einer kulturellen Ausdrucksform, einer U- oder S-Bahn nicht aus dem an Kulturgut der verbrecherische damaligen Bundeskanzler Kohl und Fakten geliefert. die Auseinandersetzung mit den Fenster geschaut werden kann, weil von Deutschland ausgehende Zweite dem russischen Präsidenten Jelzin Für die Kulturpolitik ist es wichtig, kulturpolitischen Auswirkungen des es besprüht ist? Wer hat nicht schon Weltkrieg ist. Am Beispiel des Goldes eine Atmosphäre des Vertrauens dass es das Korrektiv der Presse gibt 2. Weltkriegs bis hin zur kontinu- mal den Eindruck gehabt, dass eine der Merowinger macht sie deutlich, bestand, die die Rückgabe von Kul- und dabei kommt den Zeitungen vor ierlichen Begleitung des kulturpoli- Hauswand, die mit Graffitis besprüht dass die nationalsozialistische Form turgut ermöglichte und beiden Seiten Ort eine besondere Rolle zu. Deren tischen Tagesgeschehens. Bei allen ist, verschandelt ist? der Verbringung von Kulturgut in der erlaubte, das Gesicht zu wahren. Redakteure kennen die örtlichen vier war sich die Jury des puk-Jour- Günter Beyer setzt sich in seinem Endphase des 2. Weltkriegs einen we- Neben den nach wie vor beste- Akteure, sie wissen um die Debatten, nalistenpreises einig: hier gelingt die Hörfunkbeitrag mit dem Phänomen sentlichen Anteil daran hat, welche henden schleppenden diploma- sie können einschätzen, welche Fol- allgemeinverständliche Vermittlung Graffiti auseinander und schafft es Teile heute wieder in Deutschland tischen Beziehungen sind es heute, gen kulturpolitische Entscheidungen kulturpolitischer Inhalte. Und dazu meisterhaft, in diesem Beitrag durch sind und welche nicht. so Wedel in ihrem Film, vor allem haben und vor allem können sie mit gratuliere ich Ihnen, nicht ohne dies Wort, Musik und Töne ein visuelles Das Gold der Merowinger wurde die jeweiligen Museumsdirektoren, ihren Beiträgen zur Meinungsbildung mit der Erwartung auf weitere inter- Thema vor dem geistigen Auge des vom damaligen Direktor des Museums die sich auf der fachlichen Ebene beitragen. essante Artikel, Hörfunk- und Fern- Betrachters auszubreiten. Beyer für Vor- und Frühgeschichte im Zoo- bemühen, zumindest das Kulturgut Das Hamburger Abendblatt leistet sehbeiträge zu verbinden. spannt einen Bogen von den stein- bunker wie ein Augapfel gehütet. Er zu sichern und so weit es möglich ist, diese Arbeit als eine große Regional- zeitlichen Höhlenmalereien über wehrte sich in der letzten Kriegsphase zugänglich zu machen. zeitung. Insbesondere der Bau der Der Verfasser ist Vorsitzender der die Geschichte um Belsazar über dagegen, dass diese Kunstschätze aus Wedel arbeitet in ihrem Film das Elbphilharmonie, ein Prestigeprojekt Hanns-Seidel-Stiftung und Staats- die Kritzeleien in Karzern bis hin zu Berlin nach Westen verbracht wurden, komplexe Thema Beutekunst sehr des Hamburger Senats steht immer minister a.D. Er gehört der Jury für den heutigen Graffitis. Er lässt junge da er befürchtete, dass sie den West- anschaulich und gut verständlich auf. wieder im Mittelpunkt des Feuille- den puk-Journalistenpreis an. Graffitikünstler ebenso zu Wort kom- men wie Polizeibeamte von einem Schwerpunktdezernat Graffiti und einen Magister Artium, der sich in seiner Abschlussarbeit mit Graffiti Hoffnungsschimmer für ein ungeliebtes Thema befasst hat. Podiumsdiskussion „Kulturpolitik-Journalismus in Deutschland“ Diejenigen, die nicht mit dieser Jugendkultur vertraut sind, erfahren, Ernst Elitz: Kulturpolitikthemen, in was tags und was pieces sind. Junge all ihren Verästelungen, sind nicht Graffitikünstler beschreiben, wie gerade ein Reißer in den Medien. sie arbeiten, wie sie ihren Namen Und dennoch gibt es einen Hoff- entwickelt haben, wie sie langsam nungsschimmer. Bei uns sind vier ihren eigenen Stil gefunden haben. Journalisten, die diesen kulturpo- Einige von ihnen haben inzwischen litischen Themen immer wieder eine künstlerische Laufbahn einge- in die Zeitung, ins Radio und ins schlagen, andere setzen sich bewusst Fernsehen bringen und dafür danke von der etablierten Kunstszene ab ich Ihnen ganz herzlich. Im Laufe und verweisen auf die subversive der Diskussion werden Sie sagen, Dimension ihrer Arbeiten. Es wird mit welchen Tricks Sie das machen, über unterschiedliche Materialien welche Schwierigkeiten sie dabei und Techniken gesprochen, es wird haben und welche Erfolge. über die Entwicklung einer unver- Carola Wedel arbeitet für das wechselbaren Handschrift, einem ZDF. Im Fernsehen muss alles immer Alleinstellungsmerkmal, reflektiert anschaulich sein, eine schöne Bildse- und es wird sich mit der Frage der quenz bieten. Was fällt denn dann bei Konkurrenz bzw. der Zerstörung der Kulturpolitik weg? von Graffiti durch andere Sprayer Carola Wedel: Alles, was abstrakt ist, auseinandergesetzt. Zahlen bedeutet und was sich nicht Unterbrochen sind die einzelnen in Form einer Geschichte erzählen Wortbeiträge durch kurze Hip-Hop- lässt. Es ist richtig, dass sehr schnell Musik-Sequenzen, dem Schütteln abgeschaltet wird. Das ist auch das von Spraydosen sowie dem Sprayge- Damoklesschwert, das über uns als räusch. Aus diesem Wechselspiel zwi- Kulturredakteure und Kulturjour- schen Wort, Musik und Geräuschen nalisten schwebt. Gerade in den entsteht eine bemerkenswert dichte Hauptnachrichtensendungen des Atmosphäre. ZDF ist klar, dass in 30 Sekunden- Beyer schafft es, sich mit Graf- einheit gerechnet wird. Und wenn fitis und jungen Graffitikünstlern dann der Kulturbeitrag etwas mehr auseinanderzusetzen, ohne sich hat, als der davor liegende Sportbei- Dr. Heribert Prantl, Olaf Zimmermann, Hans-Juergen Fink, Carola Wedel und Prof. Ernst Elitz während der Podiumsdis- anzubiedern oder dem Gegenstand trag, was sich kaum vermeiden lässt, kussion (v.l.n.r.) Foto: Stefanie Ernst zu verfallen. Er lässt Hausbesitzer zu dann hat man schon ganz schlechte Wort kommen, die sich über Graffitis Karten und muss sich da sehr lebhaft und die bildliche Ebene überlegen. Elitz: Kulturpolitik wird, wie alle Poli- beiden Frauen, die wir aufgetan ärgern wie auch einen Polizeibeam- durchsetzen. Auch für einen eher trockenen, po- tik, schließlich für Menschen gemacht haben, waren weit in den 80ern und ten des Schwerpunktdezernats Graf- Elitz: Ein Ausstellungsbericht, der litischen oder kontroversen Sujet- und irgendeiner ist schließlich immer sagten zunächst „Das machen wir fiti in . Er unterstreicht, dass kulinarisch ist, hätte also die größe- zusammenhang. Erst dann kann ich davon betroffen. Insoweit wäre das nicht mehr, um Gotteswillen. Da ist das Sprayen gesetzeswidrig ist und ren Chancen? Aber Ihnen gelingt es die Geschichte erzählen, sinnlich eigentlich einfach. Es macht aber sehr so ein schweres Leid, wir wollen da benennt den seit dem Jahr 2005 ver- ja doch, Beutekunst, Haager Kon- erzählen. Bei der Beutekunst hatten viel mehr Mühe, Menschen für solche gar nicht mehr dran erinnert wer- größerten strafrechtlichen Rahmen. vention und Duma-Gesetzgebung wir die Objekte, das Gold, das nach Sendungen, für die Darstellung ihrer den“. Das war ganz mühsam, sie Als roter Faden zieht sich durch ins Programm zu bringen. Das lässt Russland transportiert wurde, das Probleme zu gewinnen. dennoch zu gewinnen. Und meine Beyers „die Auseinandersetzung mit sich nicht so leicht bebildern. Wie eine hohe Attraktivität hat. Da hat Wedel: Suchen, recherchieren, auf- russische Mitarbeiterin musste große Zeichen“. Zeichen an der Wand des schaffen Sie das? man dann bessere Chancen, dass die zuschließen: Bei der Beutkunstdo- Überzeugungsarbeit leisten, hat die Nebukdnazar, die von drohendem Wedel: Ich habe den Weg eigentlich Leute dran bleiben. Und zudem ist kumentation in Russland lag eines Frauen besucht, hat Tee mit Ihnen Unheil künden, Zeichen von Corps­ für mich gefunden. Wir haben immer ganz wichtig: Man muss einfach über der Hauptprobleme darin, gerade in getrunken und Pralinen ausgetauscht studenten, deren Reputation durch das Primat des Textes, das heißt, ich Menschen erzählen, eine Geschichte St. Petersburg Menschen zu finden, Karzeraufenthalte steigen konnte kann gar nicht gegen das Bild texten. vermitteln, auch bei komplexen Zu- die von der Leningrader Blockade Weiter auf Seite 39 und Zeichen einer individualisierten Ich muss mir erst die Bildgeschichte sammenhängen. erzählen konnten und wollten. Die puk-Preis politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 40

viel Rendite herausholen wollen, sie Fortsetzung von Seite 39 also nur als Renditeobjekt und nicht als Kulturgut betrachten. Das sage Podiumsdiskussion ich gerade hier in Berlin mit Absicht. Und ich denke, Zeitung ist nicht erst und dann irgendwie ihr Herz für uns dann ein Kulturprodukt, wenn sie erwärmt. Dann mussten sie mich einen möglichst hohen Anteil an kennen lernen und merken, ob ihr Rezensionen von hochqualitativen Vertrauen gerechtfertigt ist und seh- Aufführungen hat. Zeitung ist dann en, dass wir uns große Mühe geben, ein Kulturprodukt, wenn sie etwas dass es eben nicht um ein Vorführen leistet, was Aufklärung heißt. Dann geht. Sie haben dann gespürt, dass findet man Kultur auch in Zusam- ich sie in ihrer Problematik sehr ernst menhängen, in denen man sie gar genommen habe. Das war das erste nicht erwartet. Natürlich ist es Kultur, Interview, das sie über die Zeit der wenn man über die Bedeutung von Blockade, über das, was mit ihrer Fa- Urheberrecht schreibt. Und natürlich milie passiert ist, was sie als Soldatin ist es einsichtig, warum das so ist. erlebt hat, gegeben hat. Das machte Denn Urheberrecht bedeutet: Geld deutlich, warum sie die Position ver- für Künstler, Geld für Autoren, Geld trat: „Wir geben diese Sachen eben für Musiker –Urheberrecht ist die nicht nach Deutschland zurück“. Voraussetzung dafür, dass diese krea- Am Ende war es dann so, dass die tiven Berufe existieren können. Wenn Kollegen von der Eremitage, wo sie man selber Lust dabei hat, sperrige gearbeitet hat und noch heute mit Themen in ihrer Relevanz zu er- 85 Jahren das Wirtschaftsimperium klären, dann glaube ich, kann man leitet, gesagt haben: „Bitte, können die Bedeutung eines Themas wie wir das Interview haben“. Sie haben Urheberrecht schon vermitteln. dann das gesamte Interview auf DVD Aber ich finde die Kultur noch ganz bekommen, das haben meine Kolle- woanders. Wenn es um eines meiner gen vom ZDF ermöglicht. klassischen politischen Themen, Der Preisträger Dr. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung. Foto: Stefanie Ernst Elitz: Heribert Prantl ist Politik- und also etwa um die Innere Sicherheit nicht Kulturredakteur bei der Süd- geht. Nehmen wir die große Aus- das eigentlich? Die Feuilletonisten Stücken im politischen Berlin mehr chen? Der neue Intendant kam zum deutschen Zeitung. Er kann uns jetzt einandersetzung zwischen Freiheit nehmen sich gerne der politischen beachtete werden, an dem Leser geht Beispiel in die Stadt und hat bei einer berichten, was es für heiße Gefechte und Sicherheit: da geht es auch um Ereignisse an, betrachten sie etwas das vorbei. Der Leser ist von ganz Veranstaltung gesagt „Hamburg hat bei der Redaktionssitzung gibt, wenn Kultur, um eine Kultur der Freiheit. hintergründig. Franziska Augstein anderen Dingen gepackt. ja gar kein 1A-Orchester“. Auf diese es darum geht, ein kulturpolitisches Und damit bin ich bei einem Kul- hat einmal in diesem Saal bei einer Elitz: Hans-Juergen Fink ist Feuille- Art und Weise sind wir beispielsweise Thema wie zum Beispiel das Urhe- turbegriff, der mir ganz wichtig ist, Diskussion gesagt, wenn den Politi- tonchef des Hamburger Abendblattes. zu einer Serie darüber gekommen, berrecht zu diskutieren. Wahrschein- und der unter dieser Überschrift in kredakteuren ein Thema zu schwierig Wie wichtig ist denn Kulturpolitik für wie gut Hamburgs Orchester sind lich müssen sie sich dort gegen zehn Redaktionskonferenzen selten disku- ist, dann sagen sie, den Feuilleton- eine Regional- oder Lokalzeitung? und unter welchen Bedingungen andere Interessenten, die sich auch tiert wird, aber der, wenn man es gut redakteuren fällt schon irgendetwas Hans-Juergen Fink: Das ist mit eines sie arbeiten. Das ist ein Thema, das platzieren wollen, durchsetzen. Oder anpackt, dann schon um Ausdruck dazu ein. der wichtigsten Themen für uns. Wir vor wenigen Jahren noch undenkbar wie ist das? kommt, als Ergebnis von Leitartikeln, Prantl: Manchmal machen es auch wollen Kultur direkt in die Familien, gewesen wäre. Heribert Prantl: Erst einmal hab ich als Ergebnis von Analysen. Dann die Politikredakteure umgekehrt und direkt in die Haushalte transportie- Elitz: Haben Sie damit auch die mich ja gefragt, wie ich zu einem ist die Arbeit, die wir als politische sagen: Mein Gott, der Leitartikel ist ren. Und Kulturpolitik setzt die Rah- Koalitionsverhandlungen etwas auf- Kulturpreis komme: womöglich wie Journalisten betreiben, auch so et- nur 138 Zeilen lang. Das ist ein biss- menbedingungen für diese Kultur. gemischt? der Pontius Pilatus ins Credo ... Ich was wie Aufklärung. Es geht also um chen kurz, wir würden gerne mal ein Bei uns geht es natürlich etwas weni- Fink: Aus den Koalitionsverhand- dachte, Mensch Prantl, Kultur? Natür- Kultur, wenn debattiert wird, ob Er- bisschen ausholen, in die Geschichte ger um die großen Themen, die dann lungen zwischen der Hamburger lich schreiben politische Journalisten kenntnisse, die irgendwo auf der Welt gehen, Zusammenhänge darstellen. auch mit Berlin verbunden sind. Bei CDU und den Grünen hat man über ab und zu auch im Feuilleton, das ist erfoltert worden sind, von deutschen Die politischen Leitartikel leiden ja uns geht es um relativ bodenständige Kultur bisher sehr wenig gehört. Das schon richtig. Ich mache das sogar Sicherheitsbehörden verwertet wer- oft daran, dass sie Politikmechanis- Themen. Zum Beispiel: Muss man könnte jetzt so aussehen, als gebe ausgesprochen gerne. Aber wenn sie den dürfen. Letztlich geht es darum, men beschreiben, Mechaniker-Leit- eine Kinderbibliothek, die man vor es dort einen Konsens. Ich bin aber im Feuilleton schreiben, schreiben sie ob wir in unserer Sicherheitspolitik, artikel sind. Und wenn ich selber über anderthalb Jahren eingerichtet hat, ganz sicher, den gibt es dort nicht meistens auch dort über Politik. Aber in unserer Rechtspolitik zurückfal- die Leitartikel nachdenke, die ich für die man aus den Stadtteilen die in allen Punkten. Wir haben deshalb zurück zum Preis: Dann dachte ich len hinter dem, was die Aufklärung eigentlich lieber nicht geschrieben Bücher zusammengeholt hat und die eine A- bis Z-Liste der Knackpunkte mir, es gibt ja so etwas wie politische geleistet hat. Und man kommt zu hätte, sind es immer solche, in denen im beschaulichen Eimsbüttel lag, an in der Hamburger Kulturpolitik für Kultur; und es gibt auch so etwas, um einem Ergebnis, das für die kultur- man immer irgendwelche politischen den Hauptbahnhof verlegen, wo aber die nächste Legislaturperiode vor- meine Urprofession, die Juristerei zu politische Debatte ganz wichtig ist: Prognosen macht, die nach zwei kaum jemand seine Kinder hinschi- bereitet. nehmen, wie Rechtskultur. Vielleicht Dass Aufklärung nicht etwas ist, das Wochen schon überholt sind, weil cken würde – nur weil es billiger ist,? Elitz: Sie können uns ja schon mal sa- ist der Begriff Kultur, wie wir ihn land- einmal vom Himmel gefallen ist und die Wahlen ganz anders ausgegangen Es geht um Themen wie Musikunter- gen, wann das erscheint, damit wir in läufig gebrauchen, ein bisschen eng das eine (kunst-)historische Epoche sind. Was wirklich bleibt, das sind richt: Warum fällt so viel aus? Es geht Berlin zum Bahnhof Friedrichstraße gefasst. Es gibt Kultur in ganz anderen darstellt, sondern etwas, das immer die Stücke, die grundsätzlicherer um Themen wie Kirchenmusik: Wieso gehen und das Hamburger Abend- Zusammenhängen, es gibt, zum Bei- wieder neu erworben werden muss: Art sind. Stücke, die etwa darüber gibt es in Hamburg erschreckend we- blatt kaufen. spiel, Zeitungskultur. Wenn wir alle die Errungenschaften der Aufklärung nachdenken, wie verändert sich niger Kirchenmusikerstellen als noch Fink: So bald wie möglich. Ich will es Kulturen, mit denen wir uns befassen, müssen immer wieder neu verteidigt politische Kultur; oder: wie schauen vor einigen Jahren. Es geht aber auch Ihnen nicht zu einfach machen – und zusammen nehmen, dann kommt werden. Es geht um Kultur – wir sind Inszenierungen in der Politik aus; um Feinheiten: Wenn im Wahlkampf wir wollen natürlich lieber sieben so was wie die Zeitungskultur dabei bei der einer Kultur der Aufklärung. oder: wie schaut die Kultur des Al- versprochen wird, dass der Ham- Ausgaben verkaufen als nur eine. heraus – eine Kultur, die vielfach ge- Elitz: Wir haben sehr viele politische terns in dieser Gesellschaft aus? Das burger Kulturhaushalt um 2 oder 2,5 Elitz: Günter Beyer, freier Journalist fährdet ist, wie ich meine. Auch, um Themen auch im Feuilleton. Wir ha- sind ganz fundamentale Themen. Ich Prozent aufgestockt wird, dann muss für das Radio und für Zeitungen. es einmal ganz deutlich zu sagen, von ben aber weniger kulturelle Themen habe den Eindruck, diese Themen geklärt werden: vom Kulturhaushalt Von Ihnen habe ich hier bei uns im einigen Verlegern, die Zeitungen be- auf den ersten Seiten der Zeitung, sind beim Leser viel beliebter. Man oder vom Gesamthaushalt. Und Deutschlandradio im Kulturpro- trachten wie eine Auto- oder wie eine nämlich dort, wo die Politikredak- kriegt hier ein Echo ganz anderer Art. notfalls muss man sich auch mal mit gramm ein Feature über das Thema Marmeladenfabrik, die nur möglichst teure das Wort haben. Wie kommt Man mag mit den 08/15 politischen dem Kühlwassersystem der Elbphil- Graffiti gehört. Das ist jetzt nicht die harmonie beschäftigen, wenn der übliche soziale Desperadogeschichte, Bau dadurch teurer wird und erneut die man sich da so vorstellen könnte, in die Diskussion gerät. sondern der Beitrag behandelt auch Elitz: Welcher Artikel in der letzten die rechtlichen Diskussionen die- Zeit hat denn das größte Aufsehen er- ser Jugendkultur: Wo beginnt die regt und vielleicht die Politik auch ein Sachbeschädigung, wo beginnt die bisschen durcheinander gebracht? Kunstfreiheit? Hätte die Redaktion Dafür sind wir Journalisten doch denn das Thema akzeptiert, wenn zuständig, dass mal ein bisschen Be- Sie so etwas nicht in einem farbigen wegung und Aufregung in die Politik Feature, sondern in einem juristi- kommt. schen 5-Minuten Beitrag angeboten Fink: Also, das Thema Elbphilharmo- hätten? nie beschäftigt uns natürlich in vielen Günter Beyer: Wir haben im Radio, Facetten. Das ist ein Prestigeprojekt vielleicht anders als im Fernsehen, für Hamburg, das die Stadt sich ans die große Möglichkeit, eigentlich auf Revers geheftet hat, nachdem man allen Klaviaturen zu spielen. Dieses Olympia nicht bekommen hat. Und Haus selber nennt sich Deutsch- als die Hafencity noch ohne einen landradio Kultur, ist Kulturprogramm, über neue Büros und Wohnungen man muss hier nicht erklären, dass hinausgehenden Sinn konzipiert wir mehr Kultur hören, dass wir wurde, da hat unser Kollege Joachim mehr Kultur machen wollen. Und Mischke heftig mitgeholfen, dass auch die anderen ARD-Anstalten da nicht ein weiteres Bürogebäude haben alle ihre Kulturprogramme. hinkam. Jetzt sind wir einen Schritt Es gibt Redaktionen, bei denen das weiter, das Gebäude ist im Entstehen gut reinpasst. Deshalb gut reinpasst, und jetzt müssen wir uns damit be- weil es ein bisschen quergestrickt ist. schäftigen, was da eigentlich gespielt Was mich bei der Graffiti Recherche werden soll. Die Idee eines tollen interessiert hat, war gerade dieses Konzerthauses, das unter den zehn Crossover zwischen Kultur und Po- besten der Welt mitspielt, muss mit Die Preisträgerin Carola Wedel mit den Jurymitgliedern Klaus-Dieter Lehmann und Ernst Elitz Inhalt gefüllt werden. Wir fragen: Was Weiter auf Seite 41 Foto: ZDF/Juergen Detmers haben wir, was fehlt, wer soll das ma- puk-preis politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 41

Print Produkt. Und natürlich machen Fortsetzung von Seite 40 wir uns viele Gedanken darüber, wie man eine Information weitergeben litik. Es gab ja im Jahr 2005 noch kann. Und der Kulturrat gehört schon unter der Rot-Grünen Koalition eine zu denen, denen es auch gelingt, In- Veränderung des Paragraphen zur formationen weiter zu geben. Sachbeschädigung, hinfort wurde Elitz: Der Deutsche Kulturrat ist sogar dann vor allem auf Intervention des berüchtigt dafür. Innenministers Graffiti nicht mehr Zimmermann: Ja, weil ich fest davon nur als reine Sachbeschädigung überzeugt bin, dass man manche behandelt, sondern es gab einen Informationen nicht nur freiwillig ir- zusätzlichen Satz, in dem es heißt, gendwo unterbringen kann, sondern strafbar macht sich auch der, der „das man sie so oft wiederholen muss, Erscheinungsbild einer fremden Sa- bis auch der Letzte es verstanden che nicht nur unerheblich und nicht hat. Das ist manchmal schwierig nur vorübergehend verändert“. Das und ich gebe auch zu, dass man heißt also, der Gesetzgeber macht manchmal penetrant sein muss, sich auf und sagt: „Moment mal, das damit man gehört wird. Trotzdem Erscheinungsbild dieser Mauer, das wird man bei bestimmten Themen Erscheinungsbild einer bestimmten nicht gehört. Also, wenn ich heute Ecke in der Stadt hat sich geändert.“ „Waldschlösschenbrücke“ sage oder Das fand ich vor dem Hintergrund „Deutschland sucht den Superstar“, sehr interessant, dass es Graffiti seit dann habe ich gar kein Problem, dass 30-35 Jahren gibt und die Frage nun das morgen auf den Titelseiten des ist, wie eigentlich diese Szene darauf Feuilletons steht. Aber es gibt andere reagiert? Hinzu kam die Frage: Was Inhalte, nehmen sie z.B. ein Thema wird aus unseren Städten? In diesem wie das Künstlersozialversicherungs- Feature wird auch die Frage gestellt, gesetz, das für 155.000 Künstler und wie das Erscheinungsbild einer Sache Publizisten in diesem Land enorm verändert wird. Redet denn eigent- wichtig ist, da sie darüber sozial ab- lich auch einmal jemand über diese gesichert werden. Und jetzt hat die hässlichen Blockbuchstaben weiß auf Wirtschaft zum Sturm geblasen, dass blau des Discounters oder das große das Künstlersozialversicherungsge- A, das da steht? Sind das nicht auch setz abgeschafft werden soll. Es ist Der Freie Journalist Günter Beyer bei seinen Dankesworten. Foto: Stefanie Ernst Änderungen des Erscheinungsbildes, unglaublich schwer, im Feuilleton in einer bestimmten Fußgängerzone irgendeine Reaktion zu erhalten. Das haltes in allgemein Verständliches.. dass auch große Redaktionen und Feuilleton so machen, dass die Leser oder in einer Gründerzeitstraße? Bei ist es, was mir Sorge macht. Wenn Komplizierte Probleme muss man Zeitungen ihre Archive abgeschafft sagen: Wir fahren lieber nach Berlin. diesen Fragen geht um ein Kultur- es bestimmte Fragen gibt, für die übersetzen. Aber nicht für alle kom- haben, mit dem törichten Argument, Es geht aber auch andersrum. Wenn thema, es ist aber eines mit starken man eine Hintergrundinformation plizierten Probleme in der Reaktion es gibt doch das Internet in dem man Sie klarmachen: In Hamburg gibt es politischen Implikationen. braucht, und es schwer ist, dem Leser gibt es Fachleute. Das ist eine Schwie- alles findet. Zeitdruck - es liegt auch nicht nur eine Oper, drei große Thea- Elitz: Quasi eine Tarnung des öffent- diese Information zu übermitteln, rigkeit. Nun kann man sich sehr daran, dass man von Zeitungsjour- ter und die Musikhalle, sondern auch lichen Nahverkehrs. zu erklären, wie beispielsweise diese häufig, auch das ist Journalismus, nalisten erwartet, nun auch in den sehr lebendige Rock-, Literatur, Off- Beyer: Eine Tarnung des öffentlichen verrückte Künstlersozialversicherung mit einem guten Dilettantismus be- anderen Medien crossover tätig zu Theater- und Kunstszenen, und wer Nahverkehrs und wiederum auch des funktioniert, dann verschweigen sich helfen, indem man fehlendes Wissen sein. Das bedeutet, dass wenn man da nicht hingeht, verpasst etwas. Erscheinungsbildes. Das Radio kann Journalisten sehr oft. Das finde ich durch originelles Denken oder eine um fünf Uhr einen Artikel abgege- Elitz: Nun gibt es auch das Internet. natürlich, weil es viele Sendeplätze bedauerlich. Ich finde, dass es schon starke Meinung ersetzt. Noch besser, ben soll, bereits schon um 13 Uhr Das ZDF hat einen erstaunlichen und hat, immer noch einen Raum geben, dazu gehört, dass wenn ich im Feuil- in dem ich mich in das Thema rein- für die Onlineausgabe etwas fertig viel beachteten Onlineauftritt mit in dem viele Facetten gewünscht leton über die Kultureinrichtungen arbeite. Reinarbeiten rentiert sich in haben muss und wenn es noch einen dem Jahrhundertprojekt Museumsin- sind. Sicherlich wäre auch ein ent- und über die neusten Aufführungen einer Redaktion aber nur dann, wenn angegliederten Fernsehsender gibt, sel auf ZDF.de. Werden jetzt komplexe sprechend nüchterner Beitrag über berichte, auch zu erklären, wie über- man die Sicherheit hat, dann dafür auch über den noch etwas absetzen Darstellungen wie diese ins Internet Für und Wider der Veränderung des haupt diese Kunst und Kultur zu- auch Platz zu bekommen. Bei dem muss. Alles vom gleichen Journalis- abgeschoben? Paragrafen 303 möglich gewesen. Ich stande kommt. Wie können Künstler Thema Künstlersozialversicherung ten. Hier erhöht sich ein Druck, der Wedel: Soweit ist es Gott sei Dank habe aber als freier Autor das Privileg, davon leben, wie können sie sich stellen sich bei den Redaktionslei- ganz extrem zu Lasten der Qualität noch nicht. Es ist schon so, dass Vorschläge zu machen, das kulina- sozial absichern? All das gehört zum tern wahrscheinlich erst einmal die geht, der zu Lasten des Inputs gehen sich beides noch gut ergänzt. In der risch aufzubereiten, also nicht nur im Produktionsprozess dazu und da gibt Haare auf, da die Materie vielleicht kann. Es wird immer mehr Output Tat haben wir tatsächlich als Medi- Sinne eines Berichts zu machen. es eine sehr, sehr große Lehre in der zu trocken und schwer zu vermitteln verlangt und es ist immer wenige Zeit enpartner der Stiftung Preußischer Elitz: Herr Zimmermann, machen deutschen Medienlandschaft. ist. Für 50 Zeilen wird sich niemand für Input. Kulturbesitz seit sieben Jahre die denn nicht möglicherweise auch die Elitz: Aber vielleicht kann Herr Prantl die Mühe machen, sich eine Woche in Fink: Der ganze Beruf hat sich ver- Berichterstattung zum Wiederauf- Kulturpolitik und die Kulturverbän- uns sagen, warum denn beispiels- ein Thema einzuarbeiten. Das kostet ändert. Das weiß jeder, der länger als bau und die Komplettierung der de etwas falsch, wenn sie so wenig weise über eine bestimmte Art der Mühe und Zeit. drei Jahre dabei ist. Durch die neuen Museumsinsel auf unsere Fahnen berücksichtigt werden? Man klagt Altersversorgung, zum Beispiel über Elitz: Und hat man die Zeit in den Produktionsweisen sind erheblich geschrieben. Dies mit ZDF und 3sat immer darüber, aber wenn man ein die Abgeordnetenaltersversorgung Redaktionen? mehr technische Aufgaben in die als Partner. Unsere Marketingabtei- Thema an einem Journalisten verkau- in den Zeitungen heftiger und aus- Prantl: Zeit – das ist ein großes und Redaktionen hineingewandert. Und lung hat zum Beispiel, eher als die fen will, dann muss man sich auch führlicher diskutiert wird als über wichtiges Thema für den Journa- die Etats sind ja auch meistens auch Stiftung, einen virtuellen Rundgang überlegen, wie man das möglichst die Künstleraltersversorgung. Liegt lismus. In den Untersuchungen nicht gewachsen. entwickelt. Das passierte vor zwei geschickt macht. das an den Journalisten oder an wem von Journalistikprofessoren kommt Elitz: Wie viel Leute haben Sie in ihrer Jahren, als Intendant Schächter Olaf Zimmermann: Es wurde ja hier liegt das? Bei den Abgeordneten sind heraus, dass jeder dritte Journalist Kulturredaktion? dieses Projekt zur Chefsache ge- schon deutlich, dass es immer darauf doch viel weniger betroffen. sagt, ihm fehle die Zeit, sich über be- Fink: Wir haben für den täglichen macht hat. Hier ist das ganze Haus ankommt, was man vermitteln kann. Prantl: Ich glaube, es liegt schon an stimmte Themen auf dem Laufenden Kern unseres Kulturteils, die Me- eingebunden. Zum Beispiel wird Da gibt es verschiedene Möglich- den Journalisten. Journalismus ist ja zu halten. Es ist dies tatsächlich ein dienseiten eingeschlossen, derzeit Wetten Dass? eine Außenwette auf keiten. Fernsehen hat andere Mög- oft schlichtweg die Übersetzung eines alarmierender Befund. Das liegt acht Redakteure und 2 feste freie der Museumsinsel machen, was viel lichkeiten als das Radio oder als ein komplexen, komplizierten Sachver- auch am Spardruck. Es liegt daran, Mitarbeiter. Damit kommt man meist Publikum ansprechen wird. Darüber ganz gut aus. hinaus gehört dazu die Mediathek, Elitz: Und wie viel Seiten füllen Sie in die Dokumentation, die weltweit im der Woche? Internet abrufbar ist. Das ist eine tolle Fink: Das kommt darauf an, wie Herausforderung für uns. Zum einen, Sie rechnen. Wir haben einen klas- wie Herr Prantl bereits sagte, führt die sischen Kulturteil, der an manchen Verdichtung zu einem hohen Maß an Tagen gern noch umfangreicher Mehrarbeit, zum anderen bleibt man sein könnte. Dazu eine Medienseite, nur so konkurrenzfähig und erreicht und den Veranstaltungsservice von die jüngere Zielgruppe. „Hamburg LIVE“ mit einer täglichen Elitz: Wenn sich eine sehr enge Seite und jeden Donnerstag 24 Ta- Auslegung des Rundfunkänderungs- bloid-Seiten. Und eine monatliche staatsvertrages durchsetzt, dann Musikseite und alle drei Monate könnte es sein, dass der Auftritt von eine Museumsbeilage. Und das, was ZDF online zur Museumsinsel als anderswo im Blatt steht, auf der Seite nicht programmbezogen gilt, da er 3 oder in den Kommentaren. Wenn ja nicht das widerspiegelt, was direkt man das alles zusammen nimmt, im Programm gelaufen ist. Das hie- dann hat die Kultur im „Hamburger ße, Herr Prantl, dass beispielsweise Abendblatt“ in etwa soviel Platz wie eher die Süddeutsche Zeitung oder die Lokalredaktion. das Hamburger Abendblatt derar- Elitz: Liegt es vielleicht an den Lesern, tige Internetauftritte bieten müssen, an der sozialen Struktur der Stadt, weil es ja die Verleger sind, die das dass das Feuilleton bei Ihnen so groß dem Fernsehen aus Wettbewerbs- ist? Ich könnte mir Städte vorstellen, gründungen verbieten möchten. wo die Begeisterung für ein Feuilleton Dann bekämen Sie enormen Mög- nicht so groß ist wie in einer bürger- lichkeiten, Kultur in ihren Internet- lichen Stadt wie Hamburg. angeboten darzustellen. Können die Fink: Also, die Begeisterung für ein Verlage solche Aufgabe im Internet Feuilleton ist dann groß, wenn das überhaupt stemmen? Feuilleton diese Begeisterung täg- lich neu wecken kann. Sie können Weiter auf Seite 42 Für wunderbare musikalische Unterhaltung sorgten Marie Seférian und Benjamin Attiche. Foto: Stefanie Ernst auch in einer Stadt wie Hamburg ein puk-Preis / Portrait politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 42

dieser Entwicklung sich so positionie- Minute 30 schildern immer nur die schaft sein müsste, weil tatsächlich hinaus werden wir uns in diesem Fortsetzung von Seite 41 ren kann, dass er auch dann noch ein Spitze des Eisberges und es sollte die Gefahr besteht, dass der Künstler Zusammenhang auch mit der Außen- Partner für das breite Publikum ist. selbstverständlich sein, dass die kaputt gemacht wird, derjenige, der politik beschäftigen, da dieses Forum Podiumsdiskussion Und deswegen muss man eine ver- Zusatzinformationen ins Internet ge- schöpferisch arbeitet, weil ihm sein ja der „Weltort der Kulturen“ werden nünftige Einigung finden. Ich glaube stellt werden. Wenn wir beispielhaft Lohn entgeht und weil er, wenn er wird. Wir möchten schauen, wie in Prantl: Wer gut ist, muss sich vor nicht, dass man sagen kann, dass die bei einem Beitrag zum Künstlerso- diesen nicht mehr hat, nicht mehr anderen Teilen der Welt mit Kultur niemandem fürchten. Die Zeitungen einen ein Monopol auf das gedruckte zialversicherungsgesetz das Thema künstlerisch arbeiten kann. Und dann umgegangen wird, insbesondere mit sind gut. Sie haben immer noch Wort haben und die anderen ein personenbezogen aufziehen, dann kommt man wieder zu der Frage, wie den indigenen Völkern. Wir werden überlegene Kompetenzen. Derzeit Monopol auf das Gesprochene und sollte man sich im Internet vertiefend das Urheberrecht entstanden, wie es uns also mit der Frage beschäftigen, ist ja das Internet für sie immer noch wieder andere das Monopol auf das über die Zahlen und Fakten informie- aus den Händen der Fürsten genom- wie man das Humboldt-Forum in- so was wie ein Appetizer, den wir Bild. Sondern wir werden mit den ren können. men worden ist, die ursprünglich ein- haltlich gestaltet kann, als Ort der Printjournalisten gerne nutzen. Weil neuen Technologien anders arbeiten Elitz: Herr Beyer, was sind die nächs- mal ein Nachdrucksprivileg gegeben Wissenschaften in Verbindung mit es schön ist, dass der Leser einen müssen und das bedeutet für uns alle ten Themen, die Sie in der Zeit bear- haben. Wie das Urheberrecht zum den Kulturen der Welt, und auch wie Kommentar schon vor dem Erschei- eine Herausforderung. Wir sehen es beiten wollen? Persönlichkeitsrecht des Musikers, es gestaltet sein muss, damit es für nen in der Zeitung abrufen kann. ja schon heute, wie Informationen Beyer: Mich interessiert die Verbin- des Schriftstellers, des Theaterautors 80.000 Menschen am Tag attraktiv Ich erlebe oft, dass Abgeordnete aus abgerufen werden. Welche Möglich- dung zwischen unserer optischen geworden, der mit dem, was er produ- wird, die man braucht, damit sich Berlin einem schon um 16.00 Uhr keiten alleine Spiegel-Online bietet. und akustischen Umwelt und den ziert, Geld verdienen kann, um davon das Forum rechnet. Darüber hinaus Rückmeldung auf die Dinge geben, Was für eine Meinungsführerschaft Gestaltungsmöglichkeiten dafür. Ein zu leben. Wenn das Internet diese muss gefragt werden, wie es gestaltet die im Internet stehen. Das ist sehr Spiegel-Online übernommen hat, um Thema, was mich persönlich sehr Idee der Aufklärung kaputt macht, werden muss, damit es wirklich ein ausbaufähig. Das kostet aber auch. bestimmte Themen zu setzen. Es ist ärgert ist, dass wenn ich bei einer dann schauen wir nicht gut aus. Das Ort für die Kulturen der Welt wird, Und diese Kosten müssen sich ren- ja manchmal schon erschreckend zu großen Firma anrufe und versuche ist eines von den ganz vielen Themen, für Afrika, Südamerika und Ozeanien, tieren. sehen, dass das, was bei Spiegel Online mit einem zuständigen Mitarbeiter die über allen Alltagsaktualitäten, und nicht aus Sicht der Europäer, Elitz: Eine solche systematische am Mittag gebracht wird eine größere zu sprechen, mir am Ende, nach über all dem politischen Gewusel, Christen, Abendländer, die immer Darstellung zu dem Projekt Mu- Dominanz hat, als der Leitartikel der unzähligen automatischen Stimmer- dass uns oft so wichtig ist, stehen glauben, alles besser zu machen und seumsinsel kenne ich von keinem wichtigsten Zeitungen am nächsten kennern und Anrufbeantwortern, – ein Thema, das eine Relevanz hat, zu wissen. Das soll dort gerade nicht Verlagsangebot. Hat denn der Deut- Tag. Damit werden wir uns beschäf- eine automatische Stimme sagt: „Ich die man zwar erkennt, zu der man passieren. Es soll ein Ort auf Augen- sche Kulturrat eine Meinung zu dem tigen müssen. Für den öffentlich- kann Sie nicht verstehen, sagen Sie aber im Alltag viel zu wenig kommt. höhe und der Begegnung entstehen. Thema: Beschränkung des Online- rechtlichen Rundfunk bedeutet das, das bitte noch einmal“. Mich würde Elitz: Frau Wedel was ist ihr nächstes Das wird ein spannender Prozess. Das auftritts der öffentlich-rechtlichen dass er die Chance haben muss, sich interessieren, wie diese Form der Un- Projekt? sinnlich und spannend zu erzählen Rundfunkanstalten? auch in diesen Bereichen entwickeln terhaltung unsere Kommunikations- Wedel: Wir machen mit den großen wird, gerade für das Fernsehen, eine Zimmermann: Wir haben uns in die- und positionieren zu können. kultur bestimmt und beeinflusst. Dokumentationen zusammen mit Herausforderung. Es ist toll, dass ser Frage sehr klar positioniert und Fink: Es geht in dieser Debatte gar Elitz: Herr Prantl, welches kulturpo- der Medienpartnerschaft weiter. man das im öffentlich-rechtlichen gesagt, dass der öffentlich-rechtliche nicht so sehr darum, wer sich wohin litische Thema brennt Ihnen auf den Diese geht jetzt noch drei Jahre. Fernsehen machen kann. Rundfunk eine Entwicklungsgarantie entwickelt und wer was inhaltlich Nägeln? Dieses Jahr haben wir uns etwas Elitz: Wir haben jetzt eine Stunde haben muss. Und dazu gehört, dass macht. Alle Verleger wären doch Prantl: Ein brennendes Thema ist ganz schwieriges vorgenommen, darüber geredet, wie wichtig Kultur- er sich in allen Bereich entwickeln zufrieden, wenn nach der langen wirklich das Urheberrecht, das Recht nämlich das Humboldt-Forum. Da politik für die Medien ist und wie man können muss. Besonders, dass er Zeit, in der der öffentlich-rechtliche des geistigen Eigentums im Inter- es das Gebäude noch nicht gibt, ist sie allgemein verständlich vermitteln nicht abgeschnitten werden darf im Rundfunk Gebühren bekommt und netzeitalter. Was passiert da? Wird es dementsprechend eine große kann. Das ist auch das Thema gewe- Bereich der neuen Technologien, die die Zeitungen freiwillige Abonnenten dieses Recht zermahlen, zerrieben in Herausforderung, dem Zuschauer sen, dass die puk-Preisjury besonders möglicherweise auch irgendwann haben, diese Finanzierungsmodelle diesem Internetprozess? Wo bleiben das darzustellen und schmackhaft zu interessiert hat. Und nach dieser einmal die Zuschauer und Zuhörer mal getauscht würden. die Rechte der geistigen Eigentümer? machen. Wir werden über den Archi- Podiumsdiskussion mit unseren vier ganz besonders erreichen werden. Es Wedel: Das öffentlich-rechtliche Das ist schon ein wichtiges Thema, tekturwettbewerb, werden über die Kulturpolitikjournalisten werden ist ja nicht klar, wie wir in 20 Jahren Fernsehen muss diese Leistung sogar über das meine Reaktion ab und Genese des Schlosses und die Wett- Sie nun über das Ergebnis der Jury- Radio hören oder Fernsehen schauen erbringen können. Das halte ich für an auch einmal ein größeres Stück bewerbe, die im Vorfeld und parallel entscheidung nicht mehr so ganz werden. Es muss klar sein, dass der einen selbstverständlichen Service. schreibt, das aber eigentlich ein zum Abriss des Palastes der Republik erstaunt sein. Ich bedanke mich bei öffentlich-rechtliche Rundfunk in Gerade diese kurzen Beiträge von 1 Dauerthema in dieser Internetgesell- gelaufen sind, berichten. Darüber unseren Diskussionspartnern. Kölner Überredungskünstler Ein Porträt des Kunstvermittlers Dietmar Schneider • Von Andreas Kolb Berufsbezeichnung Organisator – die- ich auch den Lokalteil der Presse für sen Eintrag findet man im Telefon- Kunstberichte gewinnen. Das gab es buch, wenn man dort nach dem vorher nicht, jeder sagte, da musst du Kölner Kunstförderer und Kunst- zum Feuilleton.“ promoter Dietmar Schneider sucht. Unkonventionelle Aktionen wa- Die schöne Berufsbezeichnung ren für Schneider willkommenes „Überredenskünstler“ gab ihm ein- Transportmittel für die Sache. In Köln mal der Kölner Stadt-Anzeiger. Ga- unvergessen ist die Publikumsdis- lerist wollte er nie sein und war er kussion im Jahr 1971 anlässlich der nie, er selbst nennt sich selbst seit Eröffnung der vierten Ausstellung vielen Jahren Kunstvermittler und Aktuelle Kunst Hohe Straße Köln mit liefert zu dieser Definition gleich die dem damals noch sehr umstrittenen kritische Anmerkung mit dazu: die Joseph Beuys. Eine Edition mit Foto- heutige Eventkultur habe ernsthafte material und Tonband erinnert an die Kunstvermittlung längst kommer- Kunstaktion. zialisiert. Schneider gilt als der Erste, der ab Mitte der 60er-Jahre in der Bun- uch wenn Schneiders bürgerli- desrepublik Kunstvermittlung durch A cher Beruf Versicherungskauf- Sponsoren ermöglichte. Beispielhaft mann war, sein familiärer Back- dafür mögen der 1980 gegründete ground war künstlerisch geprägt: Sein Kunstpreis Glockengasse gelten, Vater Josef war Opernsänger in Köln der von 4711 gefördert wurde, oder und Breslau und sein Onkel Willy ein das Gothaer Kunstforum sowie der populärer Volkssänger. Zur Kunst kam Toyota-Fotokunstpreis. Schneider der 1939 geborene Dietmar Schneider arbeitete auch erfolgreich mit Luft- über den Bildhauer Hans Gerdes, den hansa und der Kölner Stadtsparkasse Lebenspartner seiner Klavierlehrerin. zusammen. Wenn er diese ersten Von Gerdes lernte er viel über Kunst, Jahre und die heutige Realität bei der und im Gegenzug half er ihm beim Sponsorenakquise vergleicht, sieht er Vermitteln seiner Arbeiten. Die erste große Veränderungen in der Spon- Ausstellung, die Schneider orga- soringkultur der Unternehmen: „Die Joseph Beuys (li.) und Dietmar Schneider 1977 in Düsseldorf. Foto: Ernest Pflüger nisierte, war 1966 im italienischen Firmen rücken von der ernsthafteren Kulturinstitut in Köln. Vermittlung ab. Wenn sie überhaupt und der internationalen Szene do- krete Angebote gibt es aus Berlin und nicht nur ein Publikum zwischen Heinrich Böll sagte später einmal Kultur unterstützen, dann eben das kumentiert. Im Mittelpunkt stehen aus Zürich – doch am liebsten sähe Köln und Düsseldorf anspricht. zu ihm, wenn er zuerst einen Schrift- Event. Auch die Einflussnahme auf die Kunstwerke und ihre Protagonis- Schneider es, wenn die Archive in Nor- Dass Schneider sich erlaubt, für steller getroffen hätte, hätte Schneider die Künstler nimmt zu. Im Gegensatz ten, Künstler, Sammler, Galeristen: drhein-Westfalen bleiben könnten. die Kölner Skizzen einen Düsseldor- Schriftstellern geholfen, wäre es ein zu früher stellen Geldgeber immer schwarz-weiß, ohne Blitz, ohne Seit 1978 gibt Schneider die vier- fer Fotografen zu engagieren, cha- Schauspieler gewesen, Schauspielern. häufiger Bedingungen. Das ist nicht aufwändige Beleuchtung, manchmal teljährlich erscheinenden Kölner rakterisiert den unabhängigen Geist Es sollte eben ein Bildhauer sein. Eine meine Welt.“ inszeniert, manchmal unspektakulär Skizzen heraus. Die Titelbilder macht des Rheinländers treffend. „Ich habe der ersten Aktionen des jungen Kölner Schneider lernte Andy Warhol und nüchtern. Schneiders Foto- „seit Urzeiten“ – wie Schneider sagt mir immer erlaubt, über die Grenzen Kulturvermittlers war spektakulär und und Roy Lichtenstein kennen, er sammlung ist eine der bedeutendsten – der Düsseldorfer Fotograf Bernd raus zu denken. Unter den Künstlern hatte Folgen. 1968 überredete er 13 suchte den Kontakt zu Künstlern, Chroniken von über drei Jahrzehnten Jansen. In dem schmalen Heft pflegt ist das auch überhaupt kein Problem. Geschäftsleute auf der Kölner Hohe die er interessant fand und die spä- Kunstbetrieb. Schneider – ausgehend von seinen Die Probleme beginnen dann erst bei Straße, in ihren Schaufenstern Platz zu ter Namen in der Kunstwelt wurden: Über hundert Künstler haben Fotos – eine dezente Schwarzweiß- den Politikern.“ ‚Kunst für Alle’ heißt machen für Kunst. 1973, im letzten Jahr Günther Uecker, Nam June Paik, wiederum mit diesen Fotos von sich Ästhetik auf Hochglanzpapier. „Man auch heute noch das Credo Schnei- dieser Ausstellungsreihe, beteiligten Heinz Mack, Otto Piene, Sigmar Pol- gearbeitet, sie übermalt, collagiert, fühlt sich heute überrollt von der ders: „Kunst für alle, da kann man sich 70 Läden. ke, A. R. Penck, Jochen Gerz, Jürgen zum Objekt gemacht, oder wie Chris- Farbe, von dem Dekorativen“, sagt auch das Wort ‚Kultur’ einsetzen statt „Ich bin immer sehr stolz darauf Klauke, Klaus von Bruch oder der to, sie verdeckt. Auch diese Arbeiten Schneider. Die Anmutung der Kölner ‚Bildender Kunst’.“ gewesen, das so genannte ‚einfache Verpackungskünstler Christo. zählen zur Schneider-Sammlung. Wo Skizzen hat mit Zeitgeist nichts zu Publikum’ vor den Schaufenstern für Als Fotograf hat Schneider in über seine Sammlungen später einmal sein tun, und genau darin liegt der Reiz Der Verfasser ist Redakteur von Kunst zu begeistern. Damals konnte 90.000 Negativen die Kunstwelt Kölns werden, steht noch nicht fest. Kon- dieses Kunstklassikers, der natürlich poltik & kultur kulturelle bildung politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 43

Wie soll sie sein, die Schule nach PISA? Ein Symposium der Bucerius ZEIT-Stiftung holte reformpädagogischen Meinungen an einen Tisch • Von Kristin Bäßler Kaum ein Text über bildungspoli- ne-Lange Schule in Wiesbaden. In tische Veränderungen, ohne den Bezug auf das Nach-PISA-Problem, PISA-Schock aus dem Jahr 2000 zu ein gefordertes Lernpensum in einer nennen: Leistungsbeschreibungen, bestimmten Zeit durchzuziehen, Rankings, Standardisierung, Eva- ohne Reflexion und eigenständigem luierung, Vergleichbarkeit, Quali- Erleben, wird dort mitunter so gelöst, tätsmanagement: Die Bildung in dass sich nicht starr an die Lehrpläne Deutschland musste erneuert wer- gehalten, sondern der Unterricht den. Und nun? Wie sieht es mit der freier gestaltet wird. Am Ende stellen Bildung im Jahr 2008 aus? Und vor viele Lehrer fest, dass sie auch auf allem wie die Schulen? diese Weise bereits viel Bildungsziele erreicht haben – aber eben auf einem ie Bucerius-Zeit Stiftung, die sich individuellen Weg, vielleicht auch D seit vielen Jahren intensiv mit angelehnt an die individuellen Be- Bildungsfragen auseinandersetzt und dürfnisse und Interessen der Schüler. zahlreiche Projekte unterstützt, die Interessant, dass bei dem ZEIT-Sym- insbesondere bildungsbenachteiligte posium gerade ein Schüler die These Schülerinnen und Schüler fördert, vertrat, dass Lehrer häufiger einmal veranstaltete im März dieses Jahres bestimmte, vielleicht auch unpopu- ein Symposium, das in verschiedenen läre Themen durchnehmen müssten, thematischen Foren die Folgen nach und nicht so schnell klein beigeben, PISA untersuchen wollte. Eingeladen wenn die Schüler, anstatt Wagners waren Experten aus dem Hochschul- Ring lieber die Filmmusik von Herr bereich, der Lehrerbildung, dem der Ringe durchnehmen möchten. Kulturbereich und Lehrerinnen und Sein Wunsch wären vielfältige Ange- Lehrer. Die übergeordnete These bote, die Zugänge zu Epochen und der Veranstaltung hieß: Schule ist Werken schaffen, die vielleicht nicht mehr als PISA, was übersetzt so viel jedem Kind mit der Geburt mit gege- bedeutet wie: Schule ist mehr als das ben werden. Reinpauken von Wissen und die För- PISA selber, auch wenn es gerne als derung kognitiver Fähigkeiten. Ursache für schlechte Bedingungen angesehen wird, ist tatsächlich nicht Schule ist mehr das Problem. Klaus-Jürgen Tillmann von der Universität Bielefeld machte Schule muss ausgerichtet sein auf die noch einmal deutlich, dass die PISA- Entwicklung des ganzheitlichen Men- Ergebnisse Probleme, die in Deutsch- schen und muss neben den kogni- land vielleicht niemand wahrhaben tiven Fähigkeiten auch emotionale, wollte und die daher lange verdrängt soziale und physische vermitteln, wurden, offenkundig zu Tage geführt so Julian Nida-Rümelin, ehemaliger hat. Dieser Umstand ist erst einmal Staatsminister für Kultur und Me- positiv. Die Frage ist nur, wie man dien und heute Philosophieprofes- diese Erkenntnisse umsetzt: PISA, sor an der Maximilians Universität so Hans Brüggemann, Professor für München. Sein Impulsreferat gab Grundschulpädagogik an der Univer- und Jugendlichen fördern, vielleicht ihrem Wesen wahrgenommen fühlen formuliert und Bildungsziele verein- nicht nur Anregungen für das Forum sität Siegen, ist kein Instrument. Es auch destruktives Schülerverhalten und motiviert sein. Sein Fazit: „ Keine bart, sollte tatsächlich nicht vergessen „Ästhetische Bildung“, sondern auch diagnostiziert, bekämpft aber nicht abbauen. Dies ist, so fand Joachim Motivation ohne zwischenmensch- werden, dass die Bildung eines Men- einen grundsätzlichen Unterbau der die Symptome. Das Problem ist also Bauer, u.a. Oberarzt für psychosoma- liche Beziehungen“. schen grundsätzlich schon einmal Veranstaltung. In der Schule müssen weniger PISA selber, als vielmehr die tische Medizin in Freiburg, in einer Lernen braucht Zeit. Das steht im eines benötigt: Zeit. die Schüler im Mittelpunkt stehen, Reaktion darauf, die an manchen Studie heraus, der Hauptbelastungs- Widerspruch zu G8 und zu den Ba- Mit ihrem Symposium hat die die es individuell zu fördern gilt. Der Stellen wie eine Torschlusspanik faktor von Lehrerinnen und Lehrern. chelor- und Masterstudiengängen. ZEIT-Stiftung gerade innerhalb der kognitiven Schlagseite, wie es Nida- wirkt, und all das wegmäht, was „Der Kern der Probleme, denen sich Die Frage ist, wollen wir 23-jährige Debatte um G8 einen wichtigen Im- Rümelin nannte, müsse ein ästhe- eben gerade nicht in die zu erzie- Lehrkräfte (in der Begegnung mit Schlauköpfe, die durch zwölf Jahre puls gesetzt und Anregungen dazu tischer Gegenpol geboten werden. Als lenden Bildungsziele passt. Dem ihren Schülern) gegenüberstehen, Schule und vier Jahre Studium durch- gegeben, wie Schule gestaltet werden Bildungsanspruch müsse gelten: Der zum Opfer fallen häufig als erstes betrifft ... die Fähigkeit eines wirk- gerannt sind, die aber keine Zeit für kann und sollte. Mensch muss lernen, der Autor seines die ästhetischen Fächer, die, weil sie samen, die Beziehung zum Gegen- Erfahrungen oder Muße hatten? Sind eigenen Lebens zu werden. eben nicht per se auf Leistungsori- über gestaltenden Umgangs.“ Nur dies die besseren Arbeitnehmer von Die Verfasserin ist wissenschaftliche Diese Forderung war bei der Ver- entierung und Leistungsmessung durch Aufnahme von empathischen morgen? Bei allen Überlegungen, wie Mitarbeiterin des Deutschen anstaltung allgemeiner Konsens, die ausgerichtet sind, zwar andere Qua- Beziehungen, würden sich Kinder in man Schule gestaltet, Lehrpläne aus- Kulturrates Frage ist nur: Wie kann diese indivi- litäten haben (darin sind sich die duelle Förderung tatsächlich realisiert Bildungspolitiker einig), die aber werden angesichts von G8, sinkenden gegebenenfalls auch mal ausfallen, Etats, die Verkürzung des Lehramts- fachfremd unterrichtet oder einfach studiums durch den Bologna-Prozess, zur Wahl gestellt werden können. Geisteswissenschaftler: Kultur als stärkerem Rückzug vieler Eltern aus Dass diese Herangehensweise falsch der Erziehungsverantwortung und ist, mahnen seit Jahren die Fachleh- einer steigenden Zahl von Kindern, rer der ästhetischen Bildung und deren Erstsprache nicht deutsch ist. der außerschulischen kulturellen Arbeitsmarkt mit Perspektive? Beim Blick auf diese Fragen wurde bei Bildung inklusive des Deutschen der Konferenz der ZEIT-Stiftung deut- Kulturrates. Wie wichtig ästhetische Der Kulturbereich ist traditionell ein wichtiger Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaft- lich, dass es unterschiedliche Ansätze Erfahrungen, sei es mit der Musik, ler. Geisteswissenschaftler arbeiten in Museen, Bibliotheken und Theatern. Sie er- gibt. Die einen, die glauben, dass die der bildenden oder darstellend Kunst schließen und vermitteln Kunst und Kultur. Bei dem Kongress wurde ausgelotet, wie Lehrer nur genug Engagement zeigen sind, referierten Winfried Kneip müssten, dann würden diese Heraus- von der Jehudi Menuhin Stiftung sich dieses Arbeitsfeld und dieser Arbeitsmarkt verändern. Welche Qualifikationen forderungen gelöst werden können, Deutschland und die Intendantin des von Geisteswissenschaftlern erwartet werden, welche Beschäftigungsmöglichkeiten die anderen, die den Schlüssel in einer Ernst Deutsch Theaters Isabella Vé- für Geisteswissenschaftler im Kulturbereich es gibt und welchen Stellenwert selbst- besseren Lehrerausbildung sehen, die rtes-Schütt. Kneip appellierte an die die Studenten intensiver und praxis- Schulen, das die ästhetische Bildung ständige Tätigkeit hat. bezogener auf ihren künftigen Beruf nicht als Zusatz in den Nachmittag vorbereitet. Und wiederum andere, abgeschoben werden darf, sondern Mit Beiträgen von: die einfach sagen: Wir brauchen mehr Teil des Kernbereichs werden muss. · Hartmut Dorgerloh Geld. Wie kann Schule lebenswert ge- · Max Fuchs Die Lösung? Eine Mischung aus staltet werden? Eine sehr plausible allem. Ansätze muss es auf vielen These für eine Lösung innerhalb · Annette Schavan Ebenen geben. Das Stichwort Parti- des Forums „Engagement und Par- · Wolfgang Schmitz zipation, eingebracht durch die Re- tizipation als Basis von Schulkultur“ · Olaf Zimmermann u.a. ferentin Anne Sliwka, Professorin für sah die Schulpädagogikprofessorin Bildungswissenschaften, könnte so Katrin Hömann in der Einführung etwas sein. Ausgehend von ihren Er- der Gesamtschulen, der Ganztags- Kultur als Arbeitsfeld und Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler fahrungen, die sie in Kanada gemacht schule und der späteren Trennung Hg. v. Deutschen Kulturrat, 182 Seiten, ISBN: 978-3-934868-16-8, hat, plädierte sie für eine stärkere der Schüler. Bildung sollte nicht nur Partizipation aller an der Schule be- auf den Fachunterricht beschränkt Preis 14,90 Euro (+ 2,50 Euro für Porto und Verpackung). teiligten: Schüler, Lehrer und Eltern. werden, sondern – und dies lässt Insbesondere Schüler erfahren somit sich in gebundenen Ganztagschu- Das Buch kann unter http://www.kulturrat.de/shop.php bestellt werden. Der Titel ist Selbstwirksamkeit und Anerkennung, len besonders sinnvoll erreichen die für eine auf gegenseitige Achtung – auch Pausen und Freizeitphasen auch über jede Buchhandlung beziehbar. beruhende Schulkultur unabdingbar beinhalten, die außerunterrichtlichte Deutscher Kulturrat e.V., Chausseestraße 103, 10115 Berlin, Telefon: 030-24 72 80 geworden ist. Lernangebote und besondere Aktivi- 14, Fax: 030-24 72 12 45, E-Mail: [email protected] Gute Beispiele dafür sind die La- täten umfassen. Dies würde auch die borschule in Bielefeld oder die Hele- individuellen Lernwege von Kindern kulturelle bildung politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 44

Kulturelle Bildung in der Darstellenden Kunst Konzeptionelle Überlegungen des Fonds Darstellende Künste • Von Günter Jeschonnek In den letzten drei Jahren haben die Förderanfragen von Künstlern aller Genres der Darstellenden Künste, professionellen Theater- und Tanzpädagogen und freien Bildungsträgern mit künstlerischer Ausrichtung für Projekte ästhe- tischer und kultureller Bildung al- ler Altersgruppen kontinuierlich zugenommen. Inzwischen machen diese Projekte fast 20 Prozent der beim Fonds Darstellende Künste eingereichten Förderanträge aus. Zugleich verdoppelte sich in den letzten zehn Jahren auch die Anzahl aller eingereichten Projektanträge auf 700 – mit einem an den Fonds gerichteten Förderbedarf von ca. 7 Millionen Euro. Der Fonds kann aber nur ca. 120 Projekte im Jahr fördern, weil der finanzielle Spielraum trotz der Verdopplung der Zuwendungen durch die Kulturstiftung des Bundes auf jährlich eine Million Euro nicht größer geworden ist. Das hat auch Auswirkungen auf die Fördermög- lichkeiten des Fonds von Projekten Kultureller Bildung.

or dem Hintergrund der vielfach V belegten gesellschaftlichen Be- deutung ästhetischer und kultureller Bildung für breite Bevölkerungs­ schichten und den immer wieder geäußerten Problemen, für derartige Projekte geeignete Finanzierungs- partner in den Kommunen, den Ländern und beim Bund zu finden, regten deshalb die Gremien des Fonds im letzten Jahr ein erstes För- derprogramm mit Mitteln des Bundes an. Damit könnten schnell und ohne großen administrativen Aufwand kul- turelle Bildungsprojekte aller Sparten der Darstellenden Kunst gefördert Erde, Stock und Stein, Produktion des HELIOS Theaters Hamm, gefördert vom Fonds darstellende Künste. Foto: HELIOS Theater werden, die modellhaft sind und auf Innovation, Komplexität und Nach- kann. Zudem bieten die Besonder- und rezeptiv-kreativen Prozessen und von Vermittlungs- oder rezeptiven mit den Ländern und Kommunen. haltigkeit angelegt sind. Allerdings heiten der Darstellenden Kunst, ist Bildung mittels Kunst und Kultur. Prozessen nicht so direkt und sinnlich Mit dem angeregten Förder- wäre dafür eine Erhöhung der Zu- dass ihre Akteure Gestalter und Ma- Kulturelle Bildungsprozesse werden nachvollziehbar zu haben. programm soll perspektivisch die wendungen des Fonds notwendig. terial zugleich sind und die direkte als künstlerische Prozesse verstan- Das ist auch der wesentliche Bildung von theater- und tanzpäd- Nicht nur nach Auffassung der interpersonale Kommunikation von den, weshalb Kulturelle Bildung Grund, weshalb der Fonds Projekte agogischen Kompetenzzentren und Gremien des Fonds eignet sich die Akteuren und Zuschauern konstitutiv immer auch als Ästhetische Bildung Kultureller Bildung nicht allein auf Netzwerken gefördert werden, die Darstellende Kunst in besonde- ist, umfangreiches Material für die gedacht ist. Während der Erwerb von die produktiven eigenschöpferischen nachhaltige Projekte Kultureller Bil- rer Weise für die Realisierung von phantasievolle und kreative Ausein- Fähigkeiten und damit die Wirksam- Prozesse reduziert sehen, sondern dung gemeinsam mit freien Künst- Projekten Kultureller Bildung, weil andersetzung mit künstlerischen keit des Bildungsprozesses in den den Zusammenhang von produk- lerinnen und Künstlern entwickeln, sich in ihren Werken alle anderen Prozessen. produktiven eigen-schöpferischen tiven und rezeptiven Kunstprozessen realisieren und evaluieren. Vorausge- Schwesternkünste vereinen und die Hier setzt einer der Schwerpunkte Prozessen anhand der Qualität des hervorheben möchte. Diese Wech- setzt werden u. a. die Wechselwirkung Darstellende Kunst erst durch das des Förderkonzeptes des Fonds an: Produktes oder anhand der Qualität selwirkung und das Zusammenspiel und das Zusammenspiel von Schaf- gelungene Zusammenspiel aller Kulturelle Bildung vollzieht sich in einer Fertigkeit direkt erfahrbar wird, sollen in den vom Fonds geförderten fensästhetik und Wirkungsästhetik Künste ihre Einzigartigkeit entfalten produktiven eigenschöpferischen ist ein solcher Beleg für die Wirkung Projekten komplex und nachhaltig sowie ausgewiesene künstlerische untersucht werden können. Auch und pädagogische Fachkompetenz deshalb stehen nicht die Förderung der Projektverantwortlichen. singulärer Events, reiner theater- Die Projekte sollen im Sinne des und tanzpädagogischer Projekte Konzeptes „Lebenslanges Lernen“ oder herkömmlicher Theater- und allen Altersgruppen offen stehen und Tanzprojekte, die sich in der Regel angesichts der demografischen Ent- jeweils entweder auf Kunstproduk- wicklung unserer Gesellschaft auch tion, Kunstvermittlung oder Kunst- generationsintegrative Schwerpunkte rezeption beschränken, im Zentrum enthalten. des Konzeptes. Die hier in Kurzform beschriebene Wesentliches Ziel dieses Förder- Fokussierung bewusster und aus- instruments ist die signifikantere drücklicher Verankerung Kultureller Verankerung Kultureller Bildung im Bildung im Freien Theater und Tanz Freien Theater und Tanz sowie bei in Deutschland schließt selbstver- den freien Bildungsträgern von Thea- ständlich mit ein, dass nur über eine ter- und Tanzarbeit in Deutschland. Erweiterung auf alle Künste und an- Nach Auffassung des Fonds ist dere Kulturinstitutionen bundesweite gerade das breite Spartenspektrum Strukturen und Netzwerke Kultureller des Freien Theaters und Tanzes auf- Bildung entwickelt werden können. grund seiner spezifischen Ästhetiken, Auch deshalb plädieren die Gremien Innovationen, Mobilität, Flexibilität des Fonds Darstellende Künste für und über vierzigjährigen Arbeitser- einen „Nationalen Kulturellen Bil- fahrungen mit Publikum jenseits der dungsplan“, dessen Ziel es sein müss- Stadt- und Staatstheater dafür prä- te, über die Förderung von einzelnen destiniert, kultur- und bildungsferne Modellprojekten hinaus die Qualität Schichten für Projekte Kultureller Kultureller Bildung in Deutschland Bildung zu begeistern und somit eine deutlich zu verbessern. breite und aktive Teilhabe an Kultur Angesichts der umfangreichen und Kunst zu erreichen. Aber das aktuellen Empfehlungen der En- Freie Theater und der Tanz sowie die quete-Kommission zur Kulturellen freien Bildungsträger verfügen nach Bildung und der in den letzten Jahren wie vor nicht über ausreichende fi- entwickelten Konzepte der einschlä- nanzielle und personelle Kapazitäten, gigen Fachinstitutionen ist es an der um komplex und nachhaltig ange- Zeit, die schrittweise Umsetzung legte Projekte Kultureller Bildung voranzutreiben. Der Fonds will dafür zu realisieren. Deswegen ist nach seinen Beitrag leisten. Auffassung des Fonds eine besondere Förderung der Freien Szene gerecht- Der Verfasser ist Geschäftsführer des HELIOS Theater Hamm. Foto: HELIOS Theater fertigt und notwendig – gemeinsam Fonds Darstellende Künste Kulturellle Bildung politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 45

Neue Medien: Eine Herausforderung für die kulturelle Bildung Stellungnahme des Deutschen Kulturrates Berlin, den 11.04.2008. Kulturelle in virtuellen Räumen, auf unsere Ge- Informationen zum Medienumgang Neue Medien in die Möglichkeit, spezifische künstle- Bildung ist Teil der Allgemeinbildung sellschaft, insbesondere auf Kinder und von Kindern und Jugendlichen und rische Angebote unter Einbeziehung und öffnet Zugänge zu komplexen Jugendliche, sollte weiterhin untersucht zur Vermittlung von Medienkompetenz der Schule Neuer Medien zur Verfügung zu stel- Lebenswelten und Kunstformen. und wissenschaftlich begleitet werden, bieten u.a. das Bundesministerium für Es ist eine aktuelle Herausforderung len. Dabei geht es sowohl um deren Kulturelle Bildung vermittelt Schlüs- da zu vermuten ist, dass sich dadurch Familie, Senioren, Frauen und Jugend an die Schule, Medienkompetenz und kommunikative und künstlerische selkompetenzen, die aus gesellschaft- das Wahrnehmungs- und Kommunika- oder die Landesmedienanstalten auf Medienbildung zu vermitteln. Dies gilt Nutzungsmöglichkeiten als auch um licher und ökonomischer Perspektive tionsverhalten verändern kann. ihren Internetseiten. für den Umgang mit Filmen, mit Bü- die Vermittlung von Funktionsweisen von größter Bedeutung sind. Medien- chern, aber auch mit digitalen Medien. und Risiken. bildung als Teil der kulturellen Bildung Wie und in welchem Umfang Medien Der Deutsche Kulturrat fordert Darüber hinaus können Neue Medien ermöglicht dem Menschen, sich in genutzt und gebraucht werden, hängt darüber hinaus die Stärkung der in der Schule einen Beitrag leisten, Besonders den soziokulturellen und einer medial geprägten Gesellschaft vielfach vom Bildungshintergrund und Infrastruktur der kulturellen Bil- Chancengleichheit herzustellen, Zu- kulturpädagogischen Einrichtungen zurecht zu finden. Ziel muss sein, der sozialen Lage der Familien ab. dungseinrichtungen, um den Bereich gangsschwellen für sozial benachteiligte geht es um die Berücksichtigung des den Umgang mit Neuen Medien in Untersuchungen haben gezeigt, dass der Medienbildung und Medienkom- Kinder und Jugendliche zu senken und sozialen Aspekts der Neuen Medien, allen Handlungsfeldern der kulturellen zwischen dem Medienumgang und petenz in den Familien zu stärken. damit Teilhabechancen aufzubauen, mit nämlich den gleichberechtigten und Bildung zu ermöglichen, kulturelle dem Bildungshintergrund, insbeson- Zusätzlich sollten alle Bildungsein- denen eine kompetente und kritische kompetenten Zugang aller jungen Medienkompetenz zu stärken und den dere bei Heranwachsenden, eine enge richtungen qualifiziert werden, die Nutzung ermöglicht wird. Menschen zu den Informationstech- kritischen Umgang mit Neuen Medien Verbindung besteht. Je höher der Medienkompetenz von Familien zu nologien. So gibt es vermehrt Initi- zu fördern. Bildungshintergrund, desto kreativer, fördern. Zudem sollten Positivlisten, In vielen Bundesländern gehört die Me- ativen, die in Kooperation mit den kompetenter und differenzierter werden beispielsweise von guten Computer- dienkompetenz bereits zum Bildungs- vor Ort ansässigen Jugendzentren Wann immer es neue technische Mög- die Potentiale und Möglichkeiten des spielen, stärker öffentlich verbreitet ziel. Dies kann durch Faktenwissen, und Bürgerhäusern medienpädago- lichkeiten gibt, haben diese Rückwir- Computers und des Internets in seiner werden, um Eltern Orientierungshilfe durch eigene praktische gestalterische gische Projekte mit Neuen Medien kungen auf Kunst und Kultur. Das galt Bandbreite genutzt. beim Kauf zu geben. Erfahrungen und davon ausgehende anbieten. Darüber hinaus bieten viele für inzwischen etablierte Bereiche wie Reflexionen des eigenen Handelns und Träger und Einrichtungen kultureller den Buchdruck, den analogen Rund- Neue Medien bereichern die Vielfalt Neue Medien in Kinderta- Rezipierens angestrebt werden. Künstle- Jugendbildung jungen Menschen, die funk, die Tonaufzeichnungen mittels und das Ausdrucksspektrum kultureller rische Fächer wie Musik, Kunst, Darstel- am Beginn des Berufslebens stehen, Tonträger oder auch für elektronische Bildung. Sie leisten einen Beitrag dazu, geseinrichtungen lendes Spiel sowie Unterricht in Litera- beispielsweise durch das Freiwillige Bildaufzeichnungen. Insofern gibt es Bereiche der kulturellen Bildung kreativ Bereits in Kindertagesstätten können tur-, Film-, Baukultur und Tanzprojekten Soziale Jahr in der Kultur (FSJ Kultur), immer auch eine Wechselwirkung zu nutzen und neue Herangehenswei- Voraussetzungen geschaffen werden, können dazu einen Beitrag leisten. die Möglichkeiten, Kompetenzen für zwischen den digitalen elektronischen sen an die Künste zu ermöglichen. Neue Medien kennen zu lernen und Besonders dem Kunstunterricht kommt die neu entstehenden Medienberufe Medien und Kunst und Kultur. Der Durch den persönlichkeitsstärkenden Kinder dazu anzuleiten, auch mit Neu- dabei eine wichtige Funktion zu. Durch zu erlernen, für die neben technischen Deutsche Kulturrat befasst sich in die- Aspekt der kulturellen Bildung wird en Medien künstlerisch-kreativ tätig zu das breite Themenspektrum des Faches Kenntnissen vor allem auch Kreativi- ser Stellungnahme mit dem Wechsel- wiederum der kritische und kompetente werden. Häufig allerdings gibt es hier werden nicht nur die herkömmlichen tät und das Interessen am Gestalten verhältnis von digitalen elektronischen Umgang mit Neuen Medien unterstützt, Hemmschwellen und Befürchtungen, bildkünstlerischen Ausdrucksformen notwendig sind. Medien und Kommunikationsmitteln Gefahren im Umgang mit Neuen Medien Neue Medien in die frühkindliche Bil- benutzt, sondern durch den Gebrauch und der kulturellen Bildung. Er ver- können erkannt und Medienkompetenz dung mit einzubeziehen. von Neuen Medien auch ein Beitrag Um tatsächlich einer breiten Gruppe wendet für die digitalen elektronischen gefördert werden. zur Medienbildung und Bildkompetenz von Kindern und Jugendlichen die Medien und Kommunikationsmittel In den Kindertageseinrichtungen geleistet, wie es die Ständige Konferenz künstlerische Auseinandersetzung den Begriff „Neue Medien“. Kulturelle Bildung weckt Neugierde, die herrscht mitunter eine Trennung zwi- der Kultusminister der Länder in der mit Neuen Medien zu ermöglichen, Möglichkeiten der Neuen Medien aktiv schen „alten“ und „neuen“ Medien vor Bundesrepublik Deutschland in ihrem ist medienpädagogische Kompetenz Neue Medien gehören zur Alltagskultur und kreativ zu nutzen. Heute muss sie (Malen, Zeichnen gegenüber dem Spie- Beschluss zur „Rahmenvereinbarung des pädagogischen Personals unab- unserer Gesellschaft. Der Umgang mit darüber hinaus Jugendliche unterstüt- len am Computer). Neue Medien werden zur Ausbildung für das Unterrichtsfach dingbar. den vielfältigen Möglichkeiten des In- zen, mit der Vielzahl an Angeboten aber in der häuslichen Alltagswelt der Kunst für alle Lehrämter“ fordert. Der Deutsche Kulturrat fordert für ternets wie die Kommunikation z.B. in kritisch, reflektiert und verantwortungs- Kinder bereits vielfach genutzt, d.h. das Der Deutsche Kulturrat ist der An- die außerschulischen Träger der Chaträumen, über Weblogs, das Pod- bewusst umzugehen. Dafür bedarf es Nebeneinander verschiedener Medien sicht, dass der kritische und kreative kulturellen Bildung medienpädago- casting, mobile Kommunikation mit der Vermittlung von Medienkompetenz. ist Realität. Dem sollte die kulturelle Einsatz von Computerspielen ein gische Qualifizierungsmaßnahmen Handies, digitaler Rundfunk und das Zu einem kompetenten Umgang mit Bildung in Kindertagesstätten Rechnung Bestandteil der kulturellen Bildung sowie technische und personelle Spielen interaktiver Computerspiele ist Neuen Medien gehört neben dem tragen. Die klassische kulturelle Bildung sein sollte. Ressourcen, die ein kunstnahes mittlerweile ein fester Bestandteil un- Auswählen und Nutzen von Medienan- wie Musizieren, Malen, Tanzen, Lesen Arbeiten mit Neuen Medien ermög- serer Alltagskultur. Auch für Erwachse- geboten, auch das kreative Gestalten und Theaterspielen ist für die frühkind- Durch den Einsatz Neuer Medien im lichen. Zudem bedarf es der Stär- ne, die das Internet und den Computer von Medienbeiträgen, das Verstehen liche Entwicklung von grundlegender Unterricht verändern sich auch die An- kung der medienpädagogischen bislang eher als Arbeitsinstrument und Bewerten von Medienprodukten, Bedeutung. Darüber hinaus sollten Kin- forderungen an die Lehrkräfte, die sich Einrichtungen, die sich bereits genutzt haben, bekommt der Aspekt und die Auseinandersetzung mit dem der frühzeitig auch für die unterschied- nicht nur technisch, sondern auch me- seit Jahren für die Vermittlung von des Spielens, der Kommunikation bis Einfluss der Medien auf gesellschaft- lichen Gestaltungsmöglichkeiten Neuer dienpädagogisch mit den Möglichkeiten, Medienkompetenz einsetzen. Dafür hin zur kreativen Nutzung eine immer liche Prozesse. Vor dem Hintergrund Medien sensibilisiert und Intermedialität dem Einfluss und der Rezeption Neuer ist eine stärkere Netzwerkbildung größere Bedeutung. Neben dem Wis- der Diskussion um den Missbrauch befördert werden. Medien auseinandersetzen müssen. sowie ein Fachaustausch zwischen senserwerb und dem Selbstausdruck urherbrechtlich geschützter Produkte, Der Deutsche Kulturrat erachtet So ist es erforderlich, dass Lehrkräfte den vorhandenen Einrichtungen dienen diese Medien demnach auch insbesondere der Nutzung von Musik die Integration Neuer Medien in die praxisnah ihre neuen Lehraufgaben in von großer Bedeutung, um eine der sozialen Interaktion und gewähren und Filmen, ist es notwendig, dass frühkindliche Bildung als eine Berei- Weiterbildungsangeboten erlernen. breitere Öffentlichkeit zu errei- Möglichkeiten der gesellschaftlichen Medienbildung auch den „Wert der cherung für die kulturelle Bildung. Der Deutsche Kulturrat fordert chen. und kulturellen Teilhabe. Kreativität“ vermittelt und damit auch Neue Medien können die kulturelle daher die Öffnung und die syste- in dieser Hinsicht ein verantwortungs- Bildung unterstützen, kreative Pro- matische Weiterentwicklung der Neue Medien in den Die neuen und schnellen Distribu- bewusster Umgang mit Neuen Medien zesse befähigen und Medienkompe- Lehrerbildungs- und Lehrerweiter- tionswege digitaler Medien haben erlernt wird. tenz ausbilden. bildungsangebote. Der Deutsche Kultureinrichtungen einen unmittelbaren Einfluss auf die Kulturrat fordert die systematische Aus den Kultureinrichtungen sind Entwicklung unserer Kultur und damit Neue Medien in der Der Einsatz Neuer Medien in Kinder- Umsetzung der Ergebnisse aus dem heutzutage Neue Medien nicht mehr auch auf die Aufgaben der kulturellen tagseinrichtungen bietet eine große Modellprojekt „Kulturelle Bildung im wegzudenken. Computer, CD-ROMs, Bildung. So bilden sich neue kulturelle Familie Chance für die vielfältigen Möglichkeiten Medienzeitalter“ (KUBIM) der Bund- Computerspiele, Onlinebibliotheken, Orte wie Chaträume, E-Communities Kinder kommen in der Familie schon zum selbstständigen und individuellen Länder-Kommission für Bildungs- Multimedia werden zur Wissens- oder Clans. Seit der Einführung bei- frühzeitig mit Medien in Kontakt, so Lernen und zur Förderung der Kreati- planung und Forschungsförderung, vermittlung und als künstlerischer spielsweise des so genannten Web auch mit Neuen Medien. Das thema- vität. Es existieren bundesweit bereits das Modelle zur Einbeziehung der Bestandteil beispielsweise von Aus- 2.0, bei dem die Internetbenutzer tische Zusammenspiel von Hörspielen interessante Modelle zur medienpäda- digitalen Medien in die Fächer stellungen genutzt. So findet man in eigene Medieninhalte produzieren, auf CD, Büchern, Computerspielen gogischen Arbeit in Kindertagesstätten. Kunst, Musik, Theater und Literatur vielen Museen Computerterminals, ins Netz stellen und somit neue speziell für Kinder, Internetseiten, Forschungsergebnisse, ab wann Kinder entwickelt und erprobt hat. die Ausstellungsinhalte durch Zusatz- selbstorganisierte Kommunikations- Fernsehsendungen (z.B. „Die Sendung altersgerecht mit Neuen Medien umge- Um dies zu realisieren, bedarf es zum informationen erweitern und vertiefen. prozesse stattfinden, produzieren die mit der Maus“) ist vielen Kindern schon hen können, sollten dabei Berücksich- einen der zeitgemäßen technischen Diese so genannten Point-of-Infor- Internetnutzer eine neue Dimension früh vertraut und wird ganz selbstver- tigung finden. Ausstattung. Diese dürfen nicht ein- mation-Systeme dienen der Orien- von Kultur. Über You Tube können ständlich genutzt. Eltern sehen sich vor Der Deutsche Kulturrat fordert die malig sein, sondern müssen sich stetig tierung im Haus und der jeweiligen eigene Videos oder über My Space die Aufgabe gestellt, ihren Kindern den Länder und Kommunen auf, die Öff- an den technischen Veränderungen Ausstellung. An diesen Informations- selbstkomponierte Musik ins Internet sinnvollen Umgang mit dem Computer, nung der Kindertageseinrichtungen orientieren. Zum anderen bedarf es der computern findet man Einführungen gestellt werden. Durch die vielfältigen dem Internet und Computerspielen zu für Neue Medien zu stärken und in Verbesserung der Rahmenbedingungen in die Ausstellungsthemen und in Möglichkeiten, sich als Produzent vermitteln. Angesichts der wachsenden der Breite zu fördern. Daraus folgt und Organisation von Schulen wie Zeit- die verschiedenen Bereiche und von Kunst und Kultur im Internet frei Rolle von Medien in der Gesellschaft die Notwendigkeit einer spezifisch takten, Räumen und Ausstattung. Präsentationen der Museen. Diese darzustellen, wird das Internet auch und der sich schnell verändernden medienpädagogischen Ausbildung Systeme können komplexe Sachver- zu einem identitätsstiftenden Medium. technischen Erneuerungen, muss die der Erzieherinnen und Erzieher und Neue Medien in der halte verdeutlichen und den kreativen Die unterschiedlichen Möglichkeiten medienpädagogische Förderung in und der Erarbeitung von Vermittlungs- Umgang mit dem vorhandenen Da- der Selbstdarstellung im Internet für Familien stärker unterstützt werden. methoden, um Kinder bereits in den außerschulischen Kinder- tenmaterial ermöglichen. Damit sind können auch Einfluss auf die Iden- Ein wichtiger Ort für die Vermittlung Kindertagesstätten für Neue Medien und Jugendbildung Neue Medien ein wichtiger Bestandteil titätsentwicklung der Internetnutzer von Medienkompetenz für Familien sensibilisieren und sie kompetent im zur Vermittlung kultureller Bildung. haben, mit allen positiven und proble- sind medienpädagogische Zentren, Umgang mit Neuen Medien machen Medienpädagogische Angebote spie- matischen Aspekten. Die zunehmende die Familien Orientierungshilfen für die zu können. Darüber hinaus fordert len in der Arbeit der außerschulischen Auch Bibliotheken ermöglichen durch Virtualisierung von Lebenswelten ist Förderung der Medienkompetenz ihrer der Deutsche Kulturrat die konti- kulturellen Kinder- und Jugendbildung, die Anwendung von Neuen Medien demnach eine zusätzliche Heraus- Kinder an die Hand geben. Wichtig nuierliche Medienausstattung in wie z.B. in Medienwerkstätten, Kunst- einem großen Bevölkerungskreis einen forderung für die kulturelle Bildung ist, dass sich Eltern mit der medialen Kindertageseinrichtungen sowie die schulen, Musikschulen, theaterpäd- breiten Zugang zur kulturellen Bildung. und damit auch für die angestrebte Alltagswelt ihrer Kinder auseinander- vermehrte Förderung von Medien- agogischen Zentren, soziokulturellen Fast alle Bibliotheken stellen ihre Kata- Medienkompetenz. Die Auswirkungen setzen und beschäftigen, um einen projekten, die den eigenständigen, Zentren und öffentlichen Bibliotheken, dieser Virtualisierung, des – auch verantwortungsbewussten Umgang mit kreativen Medienumgang der Kinder eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Weiter auf Seite 46 zeitlich – zunehmenden Aufenthalts Neuen Medien zu sichern. Hilfreiche frühzeitig fördern. Strukturen haben diese Einrichtungen Kulturelle Bildung / neue Bücher politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 46

dies unter Wahrung des Urheber- integriert. Dazu gehört auch der und zu bewerten. Dafür bedarf es der Der Deutsche Kulturrat fordert Fortsetzung von Seite 45 rechts der Autorinnen und Autoren Ausbau von Medienwerkstätten, Fähigkeit, mit den neuen Technologien daher die öffentlich-rechtlichen geschehen muss. die es insbesondere Erwachsenen umgehen zu können. Ältere Menschen sowie privaten Medien auf, ihre loge bereits ins Internet, über die man ermöglichen, ihre Hemmschwellen lernen anders als junge Menschen. Verantwortung in Bezug auf die sich über den Bestand informieren Neue Medien in der gegenüber Neuen Medien abzubau- Erst der barrierefreie Zugang zu Infor- Mediennutzung stärker wahrzu- und darüber hinaus online bestellen en, und den kreativen Umgang mit mationen kann der Forderung nach nehmen. kann. Damit wird ein barrierefreier Erwachsenenbildung Neuen Medien zu fördern. kultureller Teilhabe Rechnung tragen. Zu denken wäre dabei an spezi- Zugang zu Bibliotheksbeständen Neue Medien leisten gerade im Bereich Der Deutsche Kulturrat fordert daher elle Programme zur Vermittlung auch über die Landesgrenzen hinaus des lebenslangen Lernens einen wich- Auch immer mehr ältere Menschen spezifische Weiterbildungsangebote von Medienkompetenzen sowie ermöglicht. Mittlerweile entstehen tigen Beitrag. Viele Erwachsene haben interessieren sich für die Möglichkeiten für die verschiedenen Zielgruppen und an Informationssysteme, die An- neben den traditionellen Bibliotheken jedoch Probleme, mit den sich schnell der Neuen Medien und beginnen die- Erwachsenenalter sowie deren barriere- leitungen für einen verantwor- und Bücherhallen auch so genannte verändernden Techniken und Möglich- se zu nutzen. Das Internet bietet die freien Zugang zu Neuen Medien. tungsbewussten Umgang mit Neu- digitale Bibliotheken, die einen Online- keiten, die Neue Medien bieten, umzu- Möglichkeit, trotz körperlicher oder en Medien geben. So könnten die Zugang zu Büchern und Texten bietet. gehen und sie aktiv zu nutzen. Dies gilt seelischer Einschränkungen am ge- Neue Medien in Medien als Navigationssystem für Das Ziel dieser digitalen Bibliotheken z. B. für Weblogs oder das Aneignen von sellschaftlichen und kulturellen Leben das Zusammenspiel von Neuen ist es, umfangreiche Grundlagentexte Informationen aus dem Internet durch zumindest partiell teilzunehmen. Die den Medien Medien und kultureller Bildung fun- beispielsweise aus Literatur, Kunst Suchmaschinen oder Online-Daten- praktische Arbeit mit Medien, sei es Das Fernsehen, der Hörfunk, Verlage gieren. Darüber hinaus fordert der oder Geisteswissenschaften elektro- banken, zumal wenn Erwachsene nicht zur Nutzung bestehender Angebote und Zeitungen nutzen Neue Medien Deutsche Kulturrat die Stärkung nisch zu erfassen, um einem breiten einen selbstverständlichen eigenen oder zur eigenen Gestaltung, erfordert heutzutage als wichtigen Bestandteil von Einrichtungen, die Institutio- Interessentenkreis die Möglichkeit Zugang zu Neuen Medien haben. zunehmend Kenntnisse und Fertigkeiten ihrer Verbreitung. Eigene Webseiten, nen aus dem kulturellen, wissen- des Forschens und Informierens zu im Umgang mit technischen Systemen. Podcasts oder Newsletter sind zu einem schaftlichen und politischen Be- ermöglichen. Der Deutsche Kulturrat fordert, dass Notwendig sind inhaltliche und metho- wichtigen Teil der Präsentation und Ver- reich die Möglichkeit bieten, ihre Der Deutsche Kulturrat begrüßt die die Erwachsenenbildung vermehrt dische Fähigkeiten, z.B. um die jewei- mittlung ihrer Arbeit geworden. Damit Inhalte und Veranstaltungen einer Digitalisierung der Bibliotheksbe- die Vermittlung von Medienkompe- lige „Sprache“ der Medien und somit haben die Medien einen maßgeblichen breiteren Öffentlichkeit vorzu- stände, fordert aber zugleich, dass tenz anbietet und in ihre Programme auch ihre Botschaften zu verstehen Einfluss auf die kulturelle Bildung. stellen.

Neue Bücher: kurz notiert Zusammengestellt von Stefanie Ernst Carmen Mörsch. Schnittstelle Kunst Religiosität und zur Alltagsrelevanz Private Spenden für Kultur. Be- Kulturfinanzierer Deutschlands. schaftlichen Verlags- und Vertriebsge- – Vermittlung. Hrsg. vom Landesver- religiöser Gefühle und Gottesbilder. standsaufnahme, Analyse, Perspek- Dann kommt er in der Funktion des sellschaft. band der Kunstschulen Niedersachsen. tiven. Rainer Sprengel und Rupert Graf Spenders und erst danach in der des Sind die Grenzen des Sammelns Bielefeld 2007. 390 Seiten. Erschienen Jahrbuch 2008. Jahresprogramm Strachwitz. Stuttgart 2008. 115 Seiten. Steuerzahlers zum tragen. Diese und angesichts überquellender Depots im transcript Verlag. 2008. Tätigkeitsbericht 2007. Hrsg. Erschienen im Lucius & Lucius Verlag. weitere spannende Erkenntnisse erreicht? Können Museen ihren Sieben Kunstschulen in Niedersach- von der Stiftung Mitarbeit. Bonn 2007. Die Publikation beinhaltet ein Gut- liefert die Publikation. Sie ist allen zu Anspruch, kulturelles Erbe zu be- sen stellen ihre jeweiligen Projekte 80 Seiten. Erschienen im Verlag Stif- achten, das der Enquete-Kommis- empfehlen, die sich für die Bereiche wahren, langfristig aufrechterhalten? vor, die sie von 2005 bis 2006 im tung Mitarbeit. sion „Kultur in Deutschland“ des Stiftungswesen und „Ehrenamt“ Diesen und anderen Fragen gehen Rahmen der landesverbandlich initi- Die Publikation gliedert sich in zwei Deutschen Bundestages zum Thema interessieren. unterschiedliche Autor nach. Sie ierten Modellprojektes „Schnittstelle Bereiche. Durch das vorangestellte bürgerschaftliches Engagement und verfassen Situationsberichte aus Kunst – Vermittlung. Zeitgenössische Jahresprogramm erhält der Leser Stiftungswesen vorgelegt wurde und Ent-sammeln - Neue Wege in der dem Alltag deutscher Museen und Arbeit in Kunstschulen“, konzipiert einen Überblick über die in 2008 an- die Ansicht der meisten Enquete-Mit- Sammlungspolitik von Museen. liefern eine Bestandsaufnahme aus und durchgeführt haben. In den Be- stehen Veranstaltungen und erschei- glieder grundlegend veränderte. Das Verschenken, Tauschen, Verkaufen, den europäischen Nachbarländern. richten schildern die Kunstschulen, nenden Publikationen der Stiftung Ergebnis, das viele überrascht haben Verbrauchen, Entsorgen. Hrsg. von Zusätzlich erhält der Leser einen um- denen bei der Vermittlung ästhetisch- Mitarbeit. Im zweiten Teil wird durch dürfte, lautete: Der Bürger in der Rolle Dirk Heisig. Aurich 2007. 131 Seiten. fangreichen Anhang mit Materialen kultureller Bildung eine besonders die alphabetisch angelegte Übersicht als Marktteilnehmer ist der größte Erschienen in der Ostfriesisch Land- und Richtlinien. wichtige Aufgabe zu Teil wird, ihre Er- die Tätigkeit der Stiftung im vergan- fahrungen und zeigen die Probleme genen Jahr aufgezeigt. Abschließend ebenso wie die Potentiale der Arbeit werden im Anhang nähere Informa- auf, die im Zwischenraum von Kunst tionen zur Stiftung aufgeführt. und Bildung zu verorten ist. Der Pu- Grundlegende Einführung blikation liegt eine CD-Rom bei, die Evaluation als Grundlage und Instru- Publikation „Kulturpolitik“ von Max Fuchs erschienen spannendes Zusatzmaterial zu den ment kulturpolitischer Steuerung. einzelnen Projekten beinhaltet. Hrsg. von Karl Ermert. Wolfenbüttel Am 24. Januar dieses Jahres stellte zuvor theoretisch diskutierte, wird sehr gute Hilfestellung für das weitere 2008. 151 Seiten. Erschienen bei der der Vorsitzende des Ausschusses für nun an aktuellen kulturpolitischen eigene Studium. Das Buch erfüllt sei- Das barrierefreie Museum. Theorie Bundesakademie für kulturelle Bildung Kultur und Medien des Deutschen Themen exemplifiziert. Auch hier nen Anspruch, eine Einführung in die und Praxis einer besseren Zugäng- Wolfenbüttel. (Wolfenbütteler Akade- Bundestags das Buch „Kulturpoli- geht Fuchs in einem Unterkapitel Kulturpolitik zu sein, ausgezeichnet. lichkeit. Ein Handbuch. Hrsg. von mie-Texte, Band 34) tik“ von Max Fuchs vor. Das Buch „Auswärtige Kultur- und Bildungspo- Es bietet eine politikwissenschaft- Patrick S. Föhl, Stefanie Erdrich, Hartmut Der Band beinhaltet Beiträge der erscheint in der Reihe „Elemente litik“ auf die internationale Dimensi- liche Einordnung der Kulturpolitik John, Karin Maaß. Bielefeld 2007. 518 gleichnamigen Fachveranstaltung der Politik“ des VS Verlag für So- on der Kulturpolitik ein. und zeigt an einigen konkreten Bei- Seiten. Erschienen im transcript Verlag. vom 29. und 30. August 2007, die an zialwissenschaften. Es richtet sich Abgerundet wird das Buch durch spielen Kulturpolitik praktisch. Damit Der demografische Wandel schreitet der Bundesakademie für kulturelle an Studierende und Lehrende der ein ausführliches Literaturverzeich- wird das Buch über den eigentlichen weiter voran, eine Tatsache, der sich Bildung Wolfenbüttel stattfand. Im Politikwissenschaften und bietet auf nis sowie ergänzend ein nach Ka- Adressatenkreis hinaus für alle, die auch die Museen in den kommenden Mittelpunkt der Publikation steht knappen Raum eine grundlegende piteln geordnetes kommentiertes sich mit Kulturpolitik befassen zu Jahren verstärkt stellen müssen. Diese die Frage nach der Nützlichkeit und Einführung in die Kulturpolitik. Literaturverzeichnis, in dem einige einer interessanten Lektüre. Publikation trägt dem Rechnung. Un- Nutzbarmachung von Evaluations- einschlägige Werke zur Kulturpolitik terschiedliche Autoren befassen sich methoden und Evaluationstheorien as Buch ist nach einer Einfüh- kurz vorgestellt und auf Zeitschriften Max Fuchs. Kulturpolitik. Wiesbaden mit der Frage, wie besonders ältern im Kulturbereich. D rung gegliedert in drei große und Handbücher verwiesen wird. Ge- 2007, 133 Seiten. Erschienen im VS ebenso wie behinderten Menschen Kapitel. Im Kapitel „Grundlagen“ rade letzteres ist für Studierende ein Verlag für Sozialwissenschaften. der barrierefreie Zugang zu Museen Zwischen Markt und Staat. Gedächt- wird sich zunächst kulturtheoretisch gewährleistet werden kann. So erhält nisschrift für Rainer Walz. Hrsg. von dem Begriff Kultur genähert, um der Leser u.a. spannende Einblicke in , Friedrich Kübler, Claus Ott anschließend sich mit dem Begriff die Erarbeitung von Museumspro- und Karsten Schmidt. Köln/Berlin/Mün- Politik auseinander zu setzen. Nach grammen für Autisten oder kann sich chen 2007. 829 Seiten. Erschienen im einer Darstellung der Kulturfunkti- über die Finanzierungsmöglichkeiten Carl Heymanns Verlag. onen kommt Fuchs zum Begriff der solcher Projekte informieren. Wichtiges Kompendium, welches Kulturpolitik und setzt sich hier mit deutsch- und englischsprachige Bei- verschiedenen Ansätzen auseinan- Religionsmonitor 2008. Hrsg. von der träge enthält, die von den Themen der. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2007. Jagd im stiftungseigenen Forstbe- Im Kapitel „Dimensionen der Kul- 285 Seiten. Erschienen im Gütersloher trieb, über die Reform des schwei- turpolitik“ geht es um die Akteure, Verlagshaus. zerischen Vereinsrechts bis hin zur um Konzeptionen, Ziele und Aufga- Der Untersuchung liegt eine Befra- Gemeinnützigkeitsfähigkeit des benverteilungen in der Kulturpolitik gung von 21.000 Menschen zugrunde, Staats reichen. sowie um Begründungsweisen in der die weltweit über ihre Religiosität Kulturpolitik. Schlägt Fuchs bereits befragt wurden. Berücksichtigung Und alles Unglücks Ende. Pre- in den vorangegangenen Abschnit- finden die großen Weltreligionen. digten zu Liedern und Gedichten ten den Bogen zu internationalen Der regionale Schwerpunkt liegt auf Paul Gerhardts. Hrsg. von Petra Debatten so widmet er sich im letz- Deutschland, Österreich und der Bahr und Christhard-Georg Neubert. ten Unterkapitel dieses Abschnitts Schweiz. Die Publikation beinhaltet Berlin 2007. 100 Seiten. Edition St. explizit der internationalen Kultur- Beiträge namhafter Psychologen, Matthäus. politik. Religionswissenschaftler, Soziologen Die Publikation enthält eine Auswahl Das letzte Kapitel heißt „Aktuelle und Theologen, die sich mit dem von Predigten über Gedichte und Probleme und Herausforderungen“. Einfluss der Religiosität auf Fragen Lieder von Paul Gerhardt. Gehalten Fuchs greift hier einige aktuelle der Erziehung, der Politik, des Na- wurden die Predigten in der St. Matt- Debatten wie den demografischen turverständnisses oder der Sexua- häus-Kirche im Berliner Kulturforum. Wandel als kulturelle Herausforde- lität befassen. Neben einer Vielzahl Die sehr anschauliche Gestaltung des rung, die Diskussion um Leitkultur, grafischer Darstellungen beinhaltet Buches basiert auf dem gekonnten die Debatte um das Staatsziel Kultur der umfangreiche Anhang zum Bei- Zusammenspiel von Originaltext, er- sowie die ökonomische Seite der Kul- spiel den Fragebogen der Interviews läuternder Predigt und illustrierenden tur heraus, um auf dieser Folie kultur- Hans-Joachim Otto und Prof. Dr. Max Fuchs bei der Buchvorstellung sowie Statistiken zur internationalen Bildern zeitgenössischer Künstler. politische Fragen zu diskutieren. Das „Kulturpolitik“. © Tim Hoesmann Bundestagsdrucksachen politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 47

Bundestagsdrucksachen

Im Folgenden wird auf Bundestags- drucksachen mit kulturpolitischer Relevanz hingewiesen. Berücksichtigt werden Kleine und Große Anfragen, Anträge, Entschließungsanträge, Beschlussvorlagen, Schriftliche Fra- gen, Mündliche Fragen sowie Bun- destagsprotokolle. Alle Drucksachen können unter folgender Adresse aus dem Internet heruntergeladen wer- den: http://dip/bundestag.de/par- fors/parfors.htm.

Berücksichtigt werden Drucksachen zu folgenden Themen: · Auswärtige Kulturpolitik, · Bildung, · Bürgerschaftliches Engagement, · Daseinsvorsorge, · Erinnern und Gedenken, · Europa, · Föderalismusreform · Informationsgesellschaft, · Internationale Abkommen mit kul- tureller Relevanz, · Kulturelle Bildung, · Kulturfinanzierung, · Kulturförderung nach § 96 Bundes- vertriebenengesetz, · Kulturpolitik allgemein, · Kulturwirtschaft, · Künstlersozialversicherungsgesetz, · Medien, · Soziale Sicherung, · Steuerrecht mit kultureller Rele- vanz, · Stiftungsrecht, · Urheberrecht.

Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude Fotonachweis: Deutscher Bundestag Kulturpolitik allgemein Drucksache 16/7857 (23.01.2008) Drucksache 16/8110 (13.02.2008) der Fraktion der FDP Bundestagsdebatten thar Bisky, Dr. , Cornelia Antrag der FDP-Fraktion Kleine Anfrage Auswirkungen der Novellierung Hirsch, weiterer Abgeordneter und Zehn Jahre Washingtoner Konferenz der Fraktion der FDP des Künstlersozialversicherungs- der Fraktion DIE LINKE - Initiative für eine Nachfolgekonfe- Rechnungslegung und Transparenz gesetzes Plenarprotokoll 16/145 (21.02.2008) „Fair-Work“-Siegel für Computer- renz in Deutschland im Gemeinnützigkeitssektor Deutscher Bundestag spiele Stenographischer Bericht (Drucksache 16/8178) Drucksache 16/8298 (27.02.2008) Drucksache 16/8325 (29.02.2008) Auswärtige Kulturpolitik 145. Sitzung Redner: Dorothee Bär (CDU/CSU), Kleine Anfrage Antwort Tagesordnungspunkt 8: Christoph Waitz (FDP), Monika der Fraktion DIE LINKE. der Bundesregierung Drucksache 16/7970 (05.02.2008) a) Beschlussempfehlung und Be- Griefahn (SPD), Dr. Lothar Bisky Projekt „Kunststimmen gegen Ar- auf die Kleine Anfrage der FDP- Beschlussempfehlung und Bericht richt des Ausschusses für Kultur und (DIE LINKE), Grietje Bettin (BÜND- mut“ Fraktion des Auswärtigen Ausschusses (3. Medien NIS 90/DIE GRÜNEN), Philipp – Drucksache 16/8110 – Ausschuss) - zu dem Antrag der Abgeordneten Mißfelder (CDU/CSU) , Jörg Tauss Drucksache 16/8304 (28.02.2008) Rechnungslegung und Transparenz zu dem Antrag der BÜNDNIS 90/DIE Dorothee Bär, Wolfgang Börnsen (SPD) Antwort im Gemeinnützigkeitssektor GRÜNEN (Bönstrup), , weiterer der Bundesregierung – Drucksache 16/6604 – Abgeordneter und der Fraktion der Zusatztagesordnungspunkt 6: auf die Kleine Anfrage der Fraktion Drucksache 16/8323 (29.02.2008) Neujustierung der Auswärtigen CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Antrag der Abgeordneten Hans-Joa- BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Antwort Kulturpolitik Monika Griefahn, Jörg Tauss, Martin chim Otto (Frankfurt), Christoph – Drucksache 16/8133 – der Bundesregierung Dörmann, weiterer Abgeordneter Waitz, , weiterer Europäisches Jahr des interkultu- auf die Kleine Anfrage der Fraktion Drucksache 16/8034 (12.02.2008) und der Fraktion der SPD: Abgeordneter und der Fraktion der rellen Dialogs 2008 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Druck- Antwort Wertvolle Computerspiele fördern, FDP sache 16/8095 – der Bundesregierung Medienkompetenz stärken Zehn Jahre Washingtoner Konferenz Drucksache 16/8593 (14.03.2008) Diskriminierende Altersgrenzen auf die Kleine Anfrage der FDP- - zu dem Antrag der Abgeordneten - Initiative für eine Nachfolgekonfe- Antwort im Bereich des bürgerschaftlichen Fraktion Grietje Bettin, , Ekin renz in Deutschland der Bundesregierung Engagements – Drucksache 16/7775 – Deligöz, weiterer Abgeordneter und (Drucksache 16/7857) auf die Kleine Anfrage der Fraktion Zur Ausrichtung und Finanzierung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Redner: Hans-Joachim Otto (Frank- DIE LINKE. deutscher Auslandsschulen NEN furt) (FDP), Monika Grütters (CDU/ – Drucksache 16/8298 – Bildung Hochwertige Computerspiele för- CSU), Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE Projekt „Kunststimmen gegen Ar- dern und bewahren LINKE), (Cottbus) mut“ Drucksache 16/8380 (05.03.2008) Kulturelle Bildung (Drucksachen 16/7116, 16/7282, (SPD), Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS Antrag Drucksache 16/8003 (12.02.2008) 16/8033) 90/DIE GRÜNEN), Rita Pawelski Drucksache 16/8638 (12.03.2008) der Fraktion der CDU/CSU sowie der Beschlussempfehlung und Bericht b) Antrag der Abgeordneten Dr. Lo- (CDU/CSU) Unterrichtung Fraktion der SPD des Ausschusses für Kultur und Me- durch die Bundesregierung Rahmenbedingungen für lebens- dien (22. Ausschuss) Bericht über die Ergebnisse des PPP- langes Lernen verbessern – Weiter- a) zu dem Antrag der CDU/CSU-Frak- Eignungstests zur Wiedererrichtung bildung und Qualifizierung ausbau- tion und der SPD-Fraktion des Berliner Stadtschlosses/Bau en und stärken politik & kultur DOSSIER des Humboldt-Forums im Schlos- - Drucksache 16/7116 - sareal Drucksache 16/8546 (12.03.2008) Wertvolle Computerspiele fördern, Gesetzentwurf Medienkompetenz stärken der Bundesregierung b) zu dem Antrag der Fraktion BÜND- Verwertungsgesellschaften Bürgerschaftliches Entwurf eines Ersten Gesetzes zur NIS 90/DIE GRÜNEN Engagements Änderung des Jugendschutzge- - Drucksache 16/7282 - Auf 32 Zeitungsseiten wird im ausführlichen puk-Dossier die Arbeit der setzes Hochwertige Computerspiele för- Verwertungsgesellschaften GEMA, GVL, VG BILD-KUNST und VG WORT Drucksache 16/7966 (01.02.2008) dern und bewahren vorgestellt und beleuchtet. Antwort Drucksache 16/8589 (13.03.2008) Außerdem werden die Perspektiven der künftigen Arbeit der der Bundesregierung Antwort Drucksache 16/8295 (20.02.2008) Verwertungsgesellschaft diskutiert. Hierbei kommen Abgeordnete des auf die Kleine Anfrage der FDP- der Bundesregierung Kleine Anfrage Deutschen Bundestags und Wissenschaftler zu Wort. Themen sind hier unter Fraktion auf die Kleine Anfrage der Fraktion der Fraktion DIE LINKE. anderem: die Aufsicht über die Verwertungs- gesellschaften und die Frage – Drucksache 16/7776 – DIE LINKE. Bildungspolitische Konsequenzen wie mit DRM-Systemen umgegangen werden soll. Beauftragter der Bundesregierung – Drucksache 16/8295 – der verabschiedeten EU-Dienstleis- für ZivilEngagement Bildungspolitische Konsequenzen tungsrichtlinie Das puk-Dossier Verwertungsgesellschaften kann unter http:// der verabschiedeten EU-Dienstleis- www.kulturrat.de/dossiers/verwertungsgesellschaften.pdf Drucksache 16/8095 (13.02.2008) tungsrichtlinie Kulturwirtschaft kostenlos in Internet als pdf-Datei geladen werden. Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Drucksache 16/8178 (20.02.2008) NEN Künstlersozialversicherung Antrag Als Printausgabe (32 Seiten, Zeitungsformat) ist das Dossier gegen Diskriminierende Altersgrenzen der Fraktion DIE LINKE. Voreinsendung von 1,44 Euro Portokosten in Briefmarken beim Deutschen im Bereich des bürgerschaftlichen Drucksache 16/8440 (05.03.2008) „Fair-Work“-Siegel für Computer- Kulturrat, Chausseestraße 103, 10115 Berlin beziehbar. Engagements Kleine Anfrage spiele das Letzte politik und kultur · Mai – Juni 2008 · Seite 48

Zeichnung: Dieko Müller

Kurz-Schluss Impressum Wie neue Überwachungs-Techniken dem freien Journalismus dienen können Bekanntlich geriet unser Autor vor sich überraschenderweise „Küchen- schlicht: Ich klärte Vaterschaften. einem Jahr in den Genuss einer Krach“ herausgeschält – weit vor Sehr schnell stellte sich heraus, dass Spezialausbildung durch das Bun- „Bettgeschichten“ und „Licht im die Informationen der Gen-Daten- desministerium des Innern (siehe Klo“. banken beste Voraussetzungen zur Zeitung des Deutschen Kulturrats puk 03/2007, Seite 40 und 04/2007 Zum sympathischen Nebenge- qualifizierten Quantifizierung sozi- Seite 32). Ein verlängertes „Mental- schäft entwickelte sich die gezielte aler Gerechtigkeit bieten. Das Interes- Deutscher Kulturrat e.V. Wellness-Wochenende“ im Ahrtaler Weiterleitung vertraulicher E-Mails – se von Versicherungsgesellschaften, Bundesgeschäftsstelle Wolfgang-Schäuble-Haus veränderte seien sie privater oder professioneller Banken und Arbeitgebern allgemein Chausseestraße 103, 10115 Berlin seine bis dahin eher sehr beschei- Provenienz – an einschlägige Interes- an differenzierten Auskünften über Tel: 030/24 72 80 14, Fax: 030/24 72 12 45 dene berufliche Laufbahn drama- senten (Ehe- oder Geschäftspartner). Krankheiten, Lebenserwartung und Internet: www.kulturrat.de, E-Mail: [email protected] tisch zum Besseren. Doch die Zeit Dank meines uneingeschränkten möglichen Charakter-Deviationen Herausgeber schreitet fort – rasch. Daten-Zugangs zur „Bundeszentrale ist fast genau so stark ausgeprägt wie Olaf Zimmermann und Theo Geißler für Datenspeicherung im Dienste der der Wissensdurst vor allem des aufge- ch kann Ihnen sagen: Der seriöse Terrorismus-Bekämpfung“ – kurz: klärten Individuums über sich selbst. Redaktion I Journalistenberuf macht derzeit BZfDsiDdTB – kann ich auch aus- Hier zu vermitteln ist mein Service. Olaf Zimmermann (verantwortlich), Gabriele Schulz, Andreas Kolb Entwicklungssprünge in einer Ge- gefallene Informations-Wünsche Bei besonders übler Prognose ver- schwindigkeit durch, die der des ebenso zielgenau und individuell wie makle ich auch schon mal die Adresse Redaktionsassistenz Lichtes in nichts nachsteht. War ich eben auch lukrativ befriedigen. So einer Schweizer Sonder-Hospiz-AG Stefanie Ernst gerade noch komfortabel embedded, etwas nennt man bekanntlich Win- als Zusatz-Nutzen – (nicht dass ich ministeriell pauschal honoriert und Win-Situation. darauf angewiesen wäre). Anzeigenredaktion Martina Wagner, Tel: 0941/945 93 35, Fax: 0941/945 93 50 relativ exklusiv, bin ich mittlerweile Den Schwerpunkt meiner journa- Im Rahmen einer solchen fina- E-Mail: [email protected] nur noch ein Sandkorn am breiten listischen Recherche-Tätigkeit habe len Beratung vertraute mir gerade Strand der vom BMI inzwischen ein- ich meiner humanistischen Grund- – wohl etwas sentimental geworden Verlag gebetteten Redaktionen aller erdenk- haltung entsprechend freilich in - ein enger deutscher Freund des ConBrio Verlagsgesellschaft mbH lichen Medien und Ressorts. einen zutiefst menschlichen Bereich ehemaligen Weltbank-Chefs Paul Brunnstraße 23, 93053 Regensburg, E-Mail: [email protected] Mein Coach, Mentor und Kumpel verlegt – in die Gen-Forschung. Das Wolfowitz den Termin eines doch aus dem Schäuble-Haus, Oberst Ernst Ganze begann – stets in kollegialer recht überraschenden Treffens mit: Herstellung Petra Pfaffenheuser, ConBrio Verlagsgesellschaft Rundpfuhl, hatte die Zeichen der Kooperation mit dem Gesundheits- Ende Mai fände in Tripolis ein sehr Zeit früh erkannt und sich schon im und dem Justizministerium ein wenig intimes (…aber er könne mir Zugang Druck vergangenen Oktober als Ausbilder verschaffen…) Meeting zur Abwen- Gießener Anzeiger Verlags GmbH und Co KG, Gießen für Sicherheitskräfte und Gaszentri- dung der Welt-Währungskrise unter fugen-Bedienerinnen in den Iran ver- besonderer Berücksichtigung der Erscheinungsweise setzen lassen – bei verdoppelten Be- Interessen von Hedge-Fonds-Spe- 6 Ausgaben im Jahr zügen und Beförderung zum General. kulanten statt. Teilnehmer: Neben Aber ich will nicht klagen. Wenn man Bundeswirtschaftsminister Michael Preis/Abonnement beweglich ist, tun sich angesichts Glos und Deutsche-Bank-Chef Josef 3,00 Euro, im Abonnement 18,00 Euro, inkl. Porto im Jahr guter Kontakte doch auch zuhause Ackermann Amerikas künftiger Prä- Aboverwaltung/Bestellmöglichkeit: immer wieder neue Betätigungsfelder sident John McCain, Libyens Gadaffi Deutscher Kulturrat e.V., Chausseestraße 103, 10115 Berlin, auf. sowie Osama Bin Laden und Papst Fax: 030/24 72 12 45, E-Mail: [email protected] So habe ich – meine Beziehungen Benedikt. zum BND sind ungetrübt – kürz- Nun: Können Sie sich meinen puk ist im Abonnement, in Bahnhofsbuchhandlungen, großen Kiosken lich einen kleinen, feinen, bestens Gewissenskonflikt vorstellen? Soll ich sowie an Flughäfen erhältlich. abonnierten Internet-Fernsehsen- als integrer Journalist handeln – und Alle Ausgaben von politik und kultur können von der Homepage des Deutschen der namens „My-Home-TV“ (www. die Weltöffentlichkeit von diesem Kulturrates (http://www.kulturrat.de) heruntergeladen werden. myhome.tv) eingerichtet. Ein halbes sensationellen, hoffnungsträchtigen Ebenso kann der kostenlose Newsletter des Deutschen Kulturrates hundert traditionell unterforderter Event in Kenntnis setzen? Mit dem (2-3mal die Woche) unter http://www.kulturrat.de abonniert werden. Medienwissenschafts-Studenten Risiko, es auf diese Weise vielleicht zu Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine stellen für zehn Euro pro Stunde gefährden? Oder soll ich schweigen, Haftung. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Na- Bilder der gut siebzigtausend über hinfahren und den Beruf wechseln: mentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Deutschen Kulturrates e.V. wieder. deutsche Haushalte verteilten Spy- Kapital-Flüsse haben mich schon Cams zu wirklich charmanten Real- immer stärker fasziniert als die Do- Gefördert aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Life-Streams thematisch strukturiert Theo Geißler, Herausgeber von politik nau… Medien ins Netz. Als absoluter Bestseller hat und kultur Theo Geißler kultur n kompetenz n bildung Konzeption Kulturelle Bildung

Mai – Juni 2008 Regelmäßige Beilage zu politik & kultur Ausgabe 16

© Salvadore Brandt

Rückenwind oder Stolpersteine? Max Fuchs Kulturelle Bildung in der Praxis

Wenn die Vorlage dicker Texte ein Kriteri- dung ist eines der Schwerpunktthemen, – unser gemeinsamer Reichtum“, den die vom Deutschen Kulturrat im Jahre 2005 als um für die Relevanz eines Politikfeldes ist, das nicht nur vergleichsweise ausführlich Deutsche UNESCO-Kommission als einen Ergebnis eines vom Bildungsministerium dann haben Kulturpolitik und kulturelle dargestellt wird, sondern zu dem auch der Höhepunkte der deutschen EU-Rats- finanzierten aufwendigen Recherche- und Bildung zurzeit auf alle Fälle Konjunktur. eine Reihe sinnvoller Empfehlungen for- präsidentschaft im April 2007 in Essen Diskussionsprozesses vorgelegten „Kon- Das aktuellste Beispiel ist der Bericht muliert werden. Nicht weniger relevant durchgeführt hat. Auch hier ist kulturelle zeption kulturelle Bildung III: Kulturelle der Enquête-Kommission des Deutschen – allerdings in der Öffentlichkeit noch Bildung ein Schwerpunktthema, dieses Bildung in der Bildungsreformdiskussion“ Bundestages „Kultur in Deutschland“ mit nicht angemessen zur Kenntnis genom- Mal in Hinblick auf ihre Notwendigkeit – ebenfalls fast 500 dichtbedruckte Seiten 500 dichtbedruckten Seiten und fast 500 men – ist die Dokumentation des Euro- bei der Umsetzung der Konvention zur mit zahlreichen Handlungsimpulsen – zu Handlungsempfehlungen. Kulturelle Bil- päischen Kongresses „Kulturelle Vielfalt kulturellen Vielfalt. Und nicht zuletzt ist die nennen.

Nun haben solche Bestandsaufnahmen und be- Zu den Bildern zu rot erstellt, sie haben Bücher zu Farben aus Eine Insel der Glückseligen also? Mit Blick auf gründete Forderungskataloge durchaus einen der Bibliothek ausgeliehen, sie haben Lieder das Engagement sicherlich nahe dran. Hier Wert für sich, doch genügt das bloße Vorliegen Die Bilder dieser Ausgabe hat Salvadore Brandt zu rot gesungen, sie haben den Rhythmus der geht es nicht um Elitenbildung. Ganz im Ge- von Texten in der Regel nicht, um Wirkungen bei einer Zirkusaufführung in einer städtischen Farbe Rot erkundet usw. So wurden alle Farben genteil, gerade das gemeinsame Aufwachsen in der Praxis zu erzielen. Es war daher eine Kindertagesstätte in Berlin-Charlottenburg ge- sinnlich erfahren, bis jedes Kind sein Farbbuch von Kindern mit und ohne Handicap, von sinnvolle Entscheidung des Bildungsministe- macht. Die älteren Kinder (4 bis 6 Jahre) haben erstellt hatte. Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, riums, den Deutschen Kulturrat eine gewisse für die jüngeren Kinder (3 Monate bis 4 Jahre) Das Arbeitsprinzip kulturelle Bildung bedeutet von Kindern mit sehr unterschiedlichem sozia- Zeit bei der Implementierung seiner Konzeption eine Zirkusvorstellung durchgeführt. Die Kita auch, dass selbstverständlich die Kinderbibli- len Hintergrund schult soziales Lernen sowie Kulturelle Bildung zu unterstützen. Vieles ist ist eine Integrationskindertagesstätte, in der othek des Stadtteils aufgesucht wird. Es heißt, Unterschiede als Variationen und nicht als seit der Vorlage der Konzeption geschehen. Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam dass bei Feiern wie der Weihnachtsfeier die Abweichung kennen zu lernen. Problematisch Einige Beispiele seien hier benannt. So hat die spielen, lernen und betreut werden. Mit großer Kinder singen, Tänze vorführen, Gedichte sind die Vorgaben von außen. Wenn der Er- ästhetische Früherziehung in den letzten Jahren Begeisterung und Eifer haben die Älteren für die aufsagen usw. Es schließt ein, dass bereits zieherschlüssel bei jedem Geburtstag eines das Interesse gefunden, das sie verdient. Inzwi- Zirkusvorstellung geübt. Sie haben getanzt, ba- im Krippenbereich (8 Wochen bis 3 Jahre) der Kita-Kinder neu berechnet werden muss, schen dürften alle davon überzeugt sein, dass lanciert, gesungen usw. Sie waren glücklich und Fingerspiele, zu denen gesungen wird, eine da ein Kind nach den Vorgaben der Berliner eine frühe Begegnung mit einer künstlerisch- stolz, ihr Können den Kleineren zu zeigen. Selbstverständlichkeit sind. Verwaltung pünktlich zu jedem seiner Geburts- ästhetischen Praxis Vorteile für alle Aspekte der Kulturelle Bildung ist ein durchgängiges Ar- Die kulturelle Bildung ist entsprechend dem tage einen geringeren Betreuungsbedarf hat. Entwicklung des Kindes bringt. Und vor allem: beitsprinzip in dieser Kita. Dabei werden die Berliner Bildungsprogramm verzahnt mit den Wichtige Zeit bei der Beobachtung und Doku- Eine solche Arbeit mit Kindern wird inzwischen verschiedensten künstlerischen Sparten und anderen Bildungsbereichen. Kinder im Vor- mentation, der Vorbereitung von Projekten und als ernsthafte Bildungsarbeit und nicht bloß alle Sinne angesprochen. In einem Projekt schulalter lernen spielerisch, sie lernen mit Vorhaben fehlt aufgrund des Personalschlüssels als netter Zeitvertreib anerkannt. Es wurden Farbe wurden z.B. die Grundfarben erkundet. Begeisterung und mit allen Sinnen. Hier gibt es bei der Bildungsarbeit mit den Kindern. zahlreiche entsprechende Angebote entwickelt. Die Kinder haben Gegenstände zunächst in zum Glück noch keine Unterteilung in Fächer, Ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung Allerdings gibt es Schwachstellen. Die vielleicht der Farbe rot im Kitagebäude gesucht und sondern vielmehr gemeinsame Vorhaben, de- des Bildungsangebots in Kindertagesstätten wichtigste Schwachstelle ist die Qualifikation

diese fotografiert, sie haben einen Tisch mit nen sich ganz unterschiedlich genähert wird. wären daher nicht noch mehr Vorschriften der Fachkräfte. Hier gibt es eine Schnittstelle

roten Sachen errichtet, sie haben ein rotes So werden, bevor Schnecken im Wald gesucht oder Bildungsziele, sondern ein besserer Per- mit einer generellen Auseinandersetzung dar- Frühstück gehabt – rot gekleidet, mit roten Le- werden, zunächst welche geknetet, gemalt, der sonalschlüssel. über, dass fast nur noch in Deutschland die bensmitteln – sie haben Gemeinschaftsarbeiten Gang der Schnecke erkundet usw. Gabriele Schulz Seite 2 kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

Einsicht hat sich die Kulturpolitik inzwischen in bereich wurde das Konzept einer „Kulturaktiven gogischen Einrichtungen zu einer Qualifizierung  Fortsetzung von Seite 1 einer Weise zu eigen gemacht, wie es bislang Schule“ entwickelt, etwa nach dem Muster des ihrer Arbeit in Richtung kulturelle Bildung zu nicht der Fall war. So gibt es zahlreiche kultur- Vorzeigebeispiels der Helene-Lange-Schule in ermutigen. In all diesen Debatten spielte der Rückenwind oder politische Förderprogramme, die z.T. – wie bei Wiesbaden oder den „Pilotschulen Kultur“ in Deutsche Kulturrat selbst, spielten die Sektionen Stolpersteine? dem Programm „Kultur und Schule“ in NRW Hamburg. Schulentwicklung ist allerdings ein und deren Mitglieder, also die Fachstrukturen – mit erheblichen Mitteln ausgestattet sind. schwieriges Feld voller Fallstricke. Schwierig ist für Kultur, Medien und kulturelle Bildung, eine entsprechenden Berufe nicht über ein Studium Bundesländer erklären sich inzwischen zu einem es, in der derzeitigen Schuldebatte, die stark zentrale Rolle. Rahmenbedingungen, insbe- erlernt werden. Dabei verdienen gerade die „Modellland kulturelle Bildung“ und versuchen, – viele meinen: zu stark – auf das nächste PISA- sondere dort, wo es um Gesetze geht, kann Entwicklungsimpulse in den ersten Jahren die zuständige Ressorts wie Schule, Jugend und Kul- Ergebnis fixiert ist, einen angemessenen Platz für nur der Staat schaffen. Doch ist es gerade zum beste Unterstützung. Immerhin sind zahlreiche tur zu einem gemeinsamen Handlungskonzept kulturelle Bildung zu finden. Dies war auch ein Thema kulturelle Bildung zu einer intensivierten Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen worden. zusammenzubringen. Es gibt inzwischen breit Ergebnis des ersten internationalen UNESCO- Zusammenarbeit der staatlichen Organe mit der In meiner eigenen Einrichtung wurde unter der diskutierte und konsensfähige Kriterienkataloge Kongresses über künstlerische Bildung im März Zivilgesellschaft gekommen – zum Nutzen beider Leitung von Ulrich Baer eine große Zahl un- für eine gelingende Zusammenarbeit von Schule 2006 in Lissabon: Die schulpolitischen Kon- Seiten. Das nunmehr zu Ende gehende Projekt mittelbar in der Praxis anwendbarer Methoden und außerschulischen Einrichtungen (vgl. das sequenzen aus PISA bringen die Gefahr einer und die Beilage „kultur · kompetenzen · bildung“ einer wirkungsvollen Kulturarbeit mit Kindern Projekt „Kultur macht Schule“ der BKJ, www. Marginalisierung künstlerischer Fächer mit sich. haben ihre Impulsfunktion und die Aufgabe einer entwickelt (Projekt: Ganzheitliche Frühförderung bkj.de). Natürlich gibt es in der Praxis auch Vielleicht ist es – als eine Strategie unter anderen ständigen Thematisierung von Fragen kultureller kultureller Intelligenz; vgl. Baer (Hg.): Entdecken zahlreiche Stolpersteine. So verläuft immer – doch nützlich, sich vertieft mit PISA auseinan- Bildung erfolgreich wahrgenommen. – Gestalten – Verstehen, Münster: Ökotopia noch die Begegnung zwischen Lehrerinnen und der zu setzen. Inzwischen ist ein erster ernstzu- Neben der ständigen Beilage, die nicht nur 2007). Lehrern, Künstlerinnen und Künstlern sowie nehmender Generalangriff auf Grundkonzepte pragmatische Fragen, sondern immer auch Eine zweite Baustelle, die in der Konzeption des Kulturpädagoginnen und Kulturpädagogen nicht und ihre methodische Umsetzung sowie generell konzeptionelle und theoretische Probleme bis Kulturrates eine wichtige Rolle spielt, ist die rund immer problemfrei. Es treffen unterschiedliche auf die Seriosität des Forschungsdesigns von hin zur Frage nach der „Schönheit“ in der letz- um den PISA-Schock begonnene Einführung Sichtweisen über Kunst, Pädagogik und Schule PISA vorgelegt worden (Jahnke u.a.: PISA & ten Ausgabe aufgegriffen hat, gab es eine Fülle von Ganztagsschulen. Zwar besuchen erst 15 % zusammen. Notwendig ist also auch hier bei den Co., 2006). Diese Fundamentalkritik ist deshalb von breit diskutierten Stellungnahmen zu vielen der Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs neuen Lehrkräften die Vorbereitung darauf, die so wichtig, weil als Konsequenz des Lissabon- Bereichen und Problemen einer zeitgemäßen eine solche Schule. Auch sind die Modelle von Schule als Teil einer kommunalen Bildungspart- Kongresses die Frage nach der Wirksamkeit Bildung (u.a. Medien, demographischer Wandel, Ganztagsbildung – entsprechend der föderalen nerschaft zu verstehen, so wie es der Deutsche kultureller Bildungsangebote auf der Agenda frühkindliche kulturelle Bildung, Migration und Struktur der Bundesrepublik – ausgesprochen Städtetag bei seinem großen Bildungskongress sehr weit nach oben gerückt ist. Integration). vielfältig. Doch hat mit großer Dynamik nicht im November 2007 in Aachen diskutiert hat. Weitere Schwerpunkte, die in den letzten Jah- Impulse und Anregungen gibt es also viele. bloß eine Debatte über eine gute Ganztags- Und die bereits innerhalb und außerhalb der ren an Bedeutung gewonnen haben, sind etwa Es wird nunmehr darauf ankommen, dass die bildung begonnen, es gibt auch eine ständig Schule arbeitenden Fachkräfte müssen in Fort- Seniorenkulturarbeit, die Rolle der neuen Me- vielen Empfehlungen des Deutschen Kultur- wachsende Praxis. Hierbei ist heute – durchaus bildungen auf dieses oft neue Arbeitsfeld vor- dien als Teil der kulturellen Bildung oder die rates und der Enquête-Kommission umgesetzt als Ergebnis der letzten Jahre – die Einsicht un- bereitet werden. Nach vielfältigen Erfahrungen erhöhte Aufmerksamkeit auf eher vernachläs- werden. Arbeit genug, denn es gibt beides: strittig, dass die Schule nicht alleine den Ganztag mit solchen Kooperationsprojekten stellt sich als sigte Kultur-Bereiche (Kino, Tanz). Es gibt in der Rückenwind und Stolpersteine. bestreiten soll. Sie braucht insbesondere aus neue Entwicklungsaufgabe neben der Schaffung Umsetzung der Konzeption Kulturelle Bildung dem Bereich der Kultur und der außerschu- kommunaler Bildungsnetzwerke das Problem, Überlegungen, mit spezifischen Gütesiegeln, Der Verfasser ist Vorsitzender des lischen kulturellen Bildung Unterstützung. Diese dass sich Schulen verändern müssen. Im Kultur- Kultureinrichtungen, Schulen und kulturpäda- Deutschen Kulturrates

Kindertagesbetreuung als frühkindliche Bildung? Einflüsse von Migration und Bildungsstatus • Von Thomas Rauschenbach und Gerald Prein

Angeregt durch den Anspruch nach einer Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass früheren pädagogischen Förderung von neuerdings die Migrationsfrage so stark am Kindern und verstärkt durch die Diskus- Kindergarten festgemacht und die Frage der sion um eine verbesserte Integration von sprachlichen Entwicklung und Förderung so eng Kindern mit Migrationshintergrund wird mit dessen Inanspruchnahme verbunden wird. mit Blick auf die Kindertageseinrichtungen Hier liegt die Hoffnung zugrunde, dass eine inzwischen immer häufiger deren Bil- frühe öffentliche Förderung die sich sonst im dungscharakter betont. Doch können sie Laufe der Bildungsbiographie verschärfenden diesem Anspruch auch wirklich gerecht herkunftsbedingten Unterschiede rechtzeitig werden? Und welchen Einfluss hat dabei ausgleichen könnte. der Migrationshintergrund oder der Bil- dungsstatus der Eltern? Kinder mit Migrationshintergrund

Die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen in Kindertageseinrichtungen Betreuungsplatz für Kinder ab 3 Jahren bis zum Wie sieht unterdessen die Inanspruchnahme Schuleintritt war Mitte der 1990er-Jahre die von Kindertageseinrichtungen bei Kindern mit Initialzündung zur Entwicklung der öffentlichen Migrationshintergrund überhaupt konkret aus? Kinderbetreuungsangebote in Westdeutschland. Zum einen zeigen zwar die vorliegenden Daten, Wenn man sich klar macht, dass es in der dass Kinder aus Familien mit Migrationshinter- Bundesrepublik vor 1970 im Schnitt noch nicht grund zu signifikant geringeren Anteilen das einmal für jedes dritte Kind ab drei Jahren bis Kinderbetreuungsangebot in Anspruch nehmen, zum Schuleintritt einen Kindergartenplatz gab im Schnitt lässt sich in allen Altersjahrgängen – und diesen dann meist nur als Vormittagsplatz ein rund zehn Prozent geringerer Anteil bei –, dann war die öffentliche Kindertagesbetreu- Kindern aus Migrantenfamilien feststellen. Zum ung vor drei, vier Jahrzehnten noch weit davon anderen wird aber zugleich auch sichtbar, dass entfernt, ein Regelangebot für alle Kinder zu ab dem vierten Lebensjahr mehr als über 80 sein. Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien eine Ganz anders sieht die Situation heute aus: Der Kindertageseinrichtung besuchen. Von daher Kindergarten für die 3- bis 6-Jährigen ist das kann bei Kindern mit Migrationshintergrund am stärksten nachgefragte freiwillige Angebot pauschal von einem zu geringen Kindergarten- in Deutschland – und das trotz Gebühren und besuch nun wirklich nicht die Rede sein. Hier ohne jeden Zwang. Auch ohne eine Kinder- geht es allenfalls um eine kleine Gruppe. gartenpflicht, die immer wieder gefordert wird, Leider wissen wir für diesen Teil immer noch kann man feststellen, dass im März 2007 fast 90 zu wenig über die Gründe der Nicht-Teilnah- Prozent der 3- bis 5-jährigen Kinder aus freien me. Klar ist jedoch, dass diese ausgesprochen Stücken einen Kindergarten besucht haben. Das unterschiedlich sind und sich keinesfalls allein sind fast zwei Millionen Kinder. auf migrationsspezifische Aspekte reduzieren lassen. Im Gegenteil: Insgesamt überlagern Das Thema Migration sich hier Bildungs- und Migrationseffekte als Einflussvariablen. Das heißt: Kinderbetreuung- Kindertageseinrichtungen stehen vor der Her- sangebote werden verstärkt von jenen Eltern ausforderung, die soziokulturelle Heterogenität nachgefragt, die einen höheren Bildungsab- der Familien und ihrer Kinder zu einem konzep- schluss haben – egal, ob mit oder ohne Migra- tionellen Bezugspunkt ihrer Arbeit zu machen. tionshintergrund. Die Inanspruchnahme ist bei Sie müssen sich in punkto Migration auf eine Eltern mit Abitur durchweg deutlich höher als bislang unterschätzte Ausgangslage einstellen: bei Eltern mit Hauptschulabschluss. Bundesweit weist inzwischen mehr als jedes dritte Kind unter 6 Jahren insofern einen Mig- Bildungswirkungen des Besuchs rationshintergrund auf, als es entweder selbst von Kindertageseinrichtungen oder aber mindestens ein Elternteil zugewandert © Salvadore Brandt ist. In den westlichen Bundesländern haben im Ein Motiv – hoffentlich nicht das einzige –, das Schnitt 36 Prozent sowie in vielen Regionen und im Zusammenhang mit dem Ausbau frühkind- Wie und ob sich der Besuch einer Kinderta- Studie für 2003, vor, die zeigen, wie sich Kinder, Stadtteilen auch mehr als 50 Prozent der Kinder licher Bildung immer wieder genannt wird, ist geseinrichtung beim Übergang in die Schule die gar nicht oder nur bis zu einem Jahr eine in diesem Alter einen anderen soziokulturellen die Vorbereitung der Kinder auf die Schule. In auswirkt, kann anhand vorliegender Studien nur Kindertageseinrichtung besucht haben, in ihrer

Hintergrund – und dies hat Auswirkungen nicht diesem Kontext wird immer wieder gefragt, ansatzweise geprüft werden. Gleichwohl liegen Leistung von denen unterscheiden, bei denen nur in sprachlicher Hinsicht, sondern auch mit welche Auswirkungen der Besuch einer Kin- Daten aus den internationalen Vergleichsstudi- dies länger als ein Jahr der Fall war.  Blick auf Religion, Kultur, Lebensstile, Erziehungs- dertageseinrichtung auf die Schulfähigkeit und en, der so genannten Grundschulstudie „IGLU“ verhalten, Werte, Normen und vielem mehr. Schulbiographie eines Kindes hat. aus den Jahren 2001 und 2006 sowie der PISA- Seite 3 kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

und Migrationshintergrund der Eltern. Und Alternativangebote bereitgestellt werden, die · Bei Kindern aus Familien mit geringeren Bil-  Fortsetzung von Seite 2 diese wirken sich ebenfalls auf die schulischen genauso gut auf die Schule vorbereiten. Of- dungsressourcen – aber ohne migrations- Kompetenzen der Kinder aus. So zeigen ver- fen bleibt allerdings, ob dies auch für andere hintergrund – hat der längere Besuch einer Und die Ergebnisse sind eindeutig: Frühkindliche tiefende Analysen, dass die Lesekompetenz Kompetenzen – etwa soziale oder personale Kindertageseinrichtung unterdessen ganz Bildungsprozesse in Kindertageseinrichtungen bei Kindern aus Familien, in denen zu Hause Kompetenzen – gilt. Dass es bei den iGLU- offensichtliche positive Effekte. Diese Kinder spielen für die Vorbereitung der Kinder auf die nur Deutsch gesprochen wird, höher ist als bei Messungen zur Lesekompetenz keine Unter- profitieren in erheblichem maße von einem Schule offenbar eine wichtige Rolle. In beiden Kindern aus Familien, in denen dies nicht der schiede gibt, bedeutet somit noch lange nicht, Besuch einer Kindertageseinrichtung. IGLU-Studien erreichen Kinder, die länger als Fall ist. Der Kompetenzvorsprung der Kinder mit dass der Besuch einer Kindertageseinrichtung Somit lassen sich Bildungseffekte in der Tat ein Jahr eine vorschulische Einrichtung besucht längerem Besuch einer Kindertageseinrichtung für Kinder aus dieser Gruppe nutzlos wäre. nachweisen, auch wenn man hinsichtlich der hatten, in der vierten Klasse eine höhere Lese- ist zumindest zum Teil auf die Hintergrundvari- Nur wurde dies bislang nicht gemessen. davon profitierenden sozialen Gruppe diffe- kompetenz als diejenigen Kinder, die nur kurz ablen Bildungsstand und Migrationshintergrund · Kinder, deren eltern sowohl geringere Bil- renzieren muss. Unbestreitbar ist jedoch, dass oder gar nicht eine vorschulische Einrichtung der Eltern, und damit nicht ausschließlich auf dungsressourcen als auch einen migrati- es eine gesellschaftliche Aufgabe sein muss, besucht haben. Mit den Ergebnissen der PISA- den Besuch einer Kindertageseinrichtung, zu- onshintergrund haben, profitieren hinsicht- möglichst vielen Kindern von Anfang an die Studie 2003 deuten sich auch längerfristige rückzuführen. lich schulischer Leistungen nicht oder nur bestmögliche Unterstützung zu gewähren. Die Wirkungen an, da selbst bei den 15-Jährigen Drei Ergebnisse bezüglich der Konsequenzen in geringerem Maße vom Besuch einer Kin- Möglichkeit des Besuchs einer Kindertages- mit längerem Kindergartenbesuch in allen drei des Besuchs einer Kindertageseinrichtung auf dertageseinrichtung. inwieweit dies mit der einrichtung ist dabei ein wichtiger Teil dieser getesteten Kompetenzbereichen der PISA-Studie die Schulfähigkeit eines Kindes lassen sich aus mangelnden Qualität der Sprachförderung umfassenden frühkindlichen Bildung. (Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften) einer differenzierten Analyse der IGLU-Studie zusammenhängt oder aber damit, dass sich die durchschnittlich erreichte Punktzahl höher 2006 ableiten: Kinder aus Familien mit migrationshinter- Thomas Rauschenbach ist Direktor liegt als in den Vergleichsgruppen. · In Familien mit einem hohen kulturellen Ka- grund in einzelnen Einrichtungen gehäuft fin- des Deutschen Jugendinstituts und Mit einer Überinterpretation dieser Ergebnisse pital spielen Kindertageseinrichtungen als den und dort eher unter sich sind, sich mithin Professor für Sozialpädagogik an muss man jedoch vorsichtig sein. Wie bereits Bildungsangebote für das schulische Lernen schon in Kindertageseinrichtungen Segrega- der TU Dortmund. Gerald Prein ist erwähnt, ist der Besuch einer Kindertagesein- eine geringere Rolle. Offensichtlich können tionseffekte beobachten lassen, lässt sich ge- wissenschaftlicher Referent am Deut- richtung tendenziell abhängig vom Bildungs- in diesen Fällen durch das elternhaus auch genwärtig nicht abschließend klären. schen Jugendinstitut in München.

Künste machen Kinder kompetent Kristin Bäßler Einführung von Bildungs- und Erziehungsplänen in Kindertageseinrichtungen

Seit PISA gibt es nicht nur Reformbestre- bungen im schulischen Bereich: Zu er- innern sei hier an die Diskussion um Bildungsstandards, Länge der Schulzeit, Vielgliedrigkeit des Schulsystems. Nein, PISA hat auch Auswirkungen auf die Kin- dertageseinrichtungen. Nach PISA soll es in den Kindertageseinrichtungen nun vermehrt um die vorschulische Bildung gehen. Weht nun ein anderer Wind in den Kindertageseinrichtungen? Sind die Zeiten, in denen in Kindergärten zweckfrei „nur“ noch gespielt und gebastelt wurde, endgültig vorbei?

Bereits 2004 haben die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und die Jugendministerkon- ferenz einen Beschluss für einen gemeinsamen Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen verabschiedet. Das erklärte Ziel ist, Kinder frühzeitig und vor allem individuell und ganzheitlich zu fördern. Während man vor einigen Jahren eher von der Frage ausging, wie Pädagogen bestimmte Fähigkeiten vermitteln können, wird nun auf die Kinder selbst, als lernaktive und selbstbestimmte Wesen reagiert und geschaut, wie kindliche Potenziale frühzeitig gefördert und ausgebaut werden können.

Wie setzen die Bundesländer diese Bildungsziele um? Das Positionspapier der Kultusministerkonferenz und der Jugendministerkonferenz stellt fest: „Bildungspläne sind Orientierungsrahmen, auf © Salvadore Brandt einer Grundlage die Tageseinrichtungen unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten träger- oder einrichtungsspezifische Konzep- sowie körperlicher Entwicklung und Gesund- interkulturelle Begegnung und Verständigung ermöglicht und vielfältige Gestaltungsmöglich- tionen erstellen.“ Das bedeutet, dass den Kin- heit. Darüber hinaus unterstreicht das Papier, erlernen. Auch die Medienbildung wird be- keiten eröffnet werden. dertageseinrichtungen genug Freiraum beim dass zur Werteerziehung auch die Auseinan- reits in der frühkindlichen Bildung als wichtig Ablauf und bei der pädagogischen Arbeit ge- dersetzung und Identifikation mit Werten und erachtet. Neben Medienkompetenz soll auch Frühkindliche kulturelle Bildung geben wird, um auch individuelle Unterschiede Normen sowie die Thematisierung religiöser die Fähigkeit vermittelt werden, Medien zweck- und spielerische Lernformen zu berücksichtigen. Fragen gehört. bestimmt und kreativ zu nutzen und eigene Schaut man sich diese Bildungsbereiche an, so Grundsätzlich geht es darum, Kinder in ihren „Werke“ zu erstellen. stellt man fest, dass die kulturelle Bildung eine Entwicklungsbereichen zu unterstützen und Mathematik, Naturwissenschaft, (Informa- Querschnittsaufgabe in fast all diesen Bereichen die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Eigen- tions-)Technik Körper, Bewegung, Gesundheit darstellt. Mit Hilfe der kulturellen Bildung, sei ständigkeit und Identität zu fördern und dass, In diesem Bereich soll es laut der Kultusminister- Insbesondere für Kinder aus der Stadt, die mög- es durch die so genannte „education through indem sensorische, motorische, emotionale, konferenz und der Jugendministerkonferenz nicht licherweise weniger Spielraum zur Verfügung the arts“ oder aber „education in the arts“, ästhetische, kognitive, sprachliche und ma- darum gehen, Kinder bereits im Vorschulalter zu haben als Kinder im ländlichen Raum, ist der werden Kindern eine Reihe von Fähigkeiten thematische Fähigkeiten geschult werden. Als kleinen Mathematikern zu erziehen. Vielmehr Bereich der Bewegung von großer Bedeutung. vermittelt. Kulturelle Bildung als Vehikel von Bildungsbereiche werden genannt: soll die genuine Neugierde und der natürliche So erklären die Kultus- und Jugendminister, dass Kompetenzen ist mehr als Basteln und Malen: Entdeckungsdrang von Kindern genutzt werden, die Bewegung eine wichtige Rolle spielt, da sie Es kann die Neugierde anregen, beispielsweise Sprache, Schrift, Kommunikation „den entwicklungsgemäßen Umgang mit Zahlen, neben dem Aufbau eines natürlichen Körperge- auch für den naturwissenschaftlichen Bereich. Der Bildungsbereich Sprache, Schrift und Mengen und geometrischen Formen, mathema- fühls auch wichtig für die kognitive, emotionale Kulturelle Bildung ermöglicht die Heranführung Kommunikation hat zum Ziel, Kinder dazu zu tische Vorläuferkenntnisse und -fähigkeiten zu und soziale Entwicklung eines Kindes sei. an verschiedene Medien wie Bücher, Hörspiele befähigen, sich sinnvoll und differenziert auszu- erwerben“. Dazu gehört auch, so die Minister und Neue Medien und unterstützt in diesem drücken. Bei der Vermittlung dieser Fähigkeiten, der Länder, die Vermittlung von Kenntnissen Natur und kulturelle Umwelten Sinne die Sprach- und Lesekompetenz; sie gibt die insbesondere die Kommunikationsfähigkeit über die Verwendungs- und Funktionsweisen Mit Natur und kultureller Umweltbildung wird Anregungen für das aktive Musizieren und die mit einbezieht, sollen vor allem die kindlichen von technischen und informationstechnischen Naturbegegnung, Gesundheit und Werterhal- Betätigung bildender Gestaltung; kulturelle Erfahrungen berücksichtigt werden. Geräten wie beispielsweise Computer. tungen und Freizeit- und Konsumverhalten Bildung vermittelt Wissen über unterschiedliche gemeint. Wichtig sei es, dass bereits in Kinder- kulturelle Einflüsse und gibt zugleich Anre- Personale und soziale Entwicklung, Wer- Musische Bildung/Umgang mit Medien tageseinrichtungen auf die Behebung bereits gungen, sich kreativ mit ihnen auseinander teerziehung/religiöse Bildung Musische Bildung im Sinne von ästhetischer Bil- entstandener ökologischer Schäden und die zusetzen; und sie vermittelt verschiedene Aus- Personale und soziale Entwicklung sind eines dung meint musikalische Früherziehung sowie Wechselwirkungen zwischen Ökologie, Ökono- drucksformen im Bereich Rhythmik, Bewegung,

der Hauptziele, die Kinder in einer Kindertages- künstlerisches Gestalten, das die Sinne und die mie und Sozialem im Sinne der Bildung für eine Tanz und darstellendem Spiel, die ebenfalls für

stätte erlernen sollen. Dazu gehört, so die Kul- Emotionen anspricht, die Fantasie und Kreativi- nachhaltige Entwicklung aufmerksam gemacht die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern von

 tusminister- und die Jugendministerkonferenz, tät sowie die personale, soziale, motorische und wird. Um Kindern diese Aspekte zu vermitteln, großer Bedeutung sind.  neben der Stärkung der Persönlichkeit auch kognitive Entwicklung fördert. Darüber hinaus müssen ihnen die Begegnung mit der Natur Seite 3 die Förderung von Kognition und Motivation sollen die Kinder eine Aufgeschlossenheit für und den verschiedenen kulturellen Umwelten Seite 4 kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

© Salvadore Brandt

Kunst und Kreativität von Anfang an Gerd Taube Zur Bedeutung frühkindlicher ästhetischer Bildung in Deutschland

Beim Stafettenwechsel an der Spitze der Kul- nicht nur in der Kindertagesstätte, sondern und 7,7 % in den westlichen Bundesländern. Im Voraussetzungen, beispielsweise gibt es zu tusministerkonferenz hat die saarländische selbstverständlich auch in der Familie und April 2007 hat die Bundesfamilienministerin wenige Räume für Bewegungsübungen aber Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und an anderen öffentlichen Lernorten vollzieht. Ursula von der Leyen angekündigt, dass Bund, auch für Theater, Tanz und Musik in der Kinder- Kultur, Annegret Kramp-Karrenbauer, die Doch während die Empfehlungen für die Länder und Gemeinden bis 2013 die Betreu- tagesstätte und in manchen Einrichtungen gibt auf den Berliner Bildungssenator Prof. Dr. Kindergarten- und Vorschulkinder bereits ungsangebote für Kinder unter drei Jahren auf es überhaupt keine Wickelplätze. Förderung in E. Jürgen Zöllner folgt, die frühkindliche umgesetzt werden, mangelt es bei der ad- 750.000 Plätze in Kindertagespflege oder in der frühen Kindheit muss individuelle Förde- Bildung als einen Schwerpunkt ihrer Prä- äquaten Betreuung der unter Dreijährigen Tageseinrichtungen zu erhöhen. Das bedeutet, rung sein, doch individuelle Förderung braucht sidentschaft genannt. Die Kultusminister- an Kapazität und Kompetenz. Und eine dass für etwa ein Drittel der Kleinsten ein Be- Aufmerksamkeit für das einzelne Kind. Die konferenz legt damit den Akzent auf ein angemessene Betreuung hätte auch den treuungsangebot entstehen wird. gegenwärtigen Personalschlüssel und üblichen Feld der Bildungspolitik, in dem sich in den Schwerpunkt der ästhetischen Bildung, Ein wesentliches Kriterium für eine bedarfsge- Gruppenstärken erlauben keine individuelle letzten Jahren in vielen Bundesländern et- dessen zunehmende Bedeutung für die rechte Betreuung ist neben der ausreichenden Förderung. was getan hat. In den Bildungsplänen der Bildungs- und Erziehungsprozesse von Anzahl von Plätzen vor allem die Qualität der Die Erzieherinnen sind nicht ausreichend für Länder für die Altersgruppe der Kinder bis Kleinkindern in den Bildungsplänen be- Betreuung. In den meisten Kindertageseinrich- die Betreuung von Kindern unter drei Jahren zehn Jahren haben sich die Forschungser- schrieben ist, kompetent umzusetzen. Auch tungen sind gegenwärtig die Bedingungen für ausgebildet. In der Ausbildung der Erzieher- gebnisse der Neurowissenschaften ebenso dafür fehlen wichtige Voraussetzungen. die Betreuung von Kindern unter drei Jahren innen und Erzieher, die praxisorientiert und niedergeschlagen, wie die Erfahrungen nicht oder nur unzureichend gegeben. In den nicht akademisch sein soll, konkurrieren im aus anderen europäischen Ländern und Die Betreuung von Kleinkindern in Kindertages- Kindereinrichtungen fehlen Kenntnisse und Moment verschiedene Ansätze (Fachschul- die Erkenntnisse der Kindheits- und früh- stätten ist in Deutschland noch nicht die Regel. Erfahrungen in der Bildung und Erziehung von ausbildung, Fachhochschulausbildung und kindlichen Bildungsforschung. Bildung wird Im Jahr 2006 standen insgesamt 285.000 Be- unter Dreijährigen, denn sie sind gegenwärtig Hochschulausbildung). Konsens ist, dass es in als sozialer Prozess begriffen, in dessen treuungsplätze zur Verfügung, das entspricht ei- noch auf Kinder von drei bis sechs Jahren spezi- der Ausbildung Gelegenheit und Raum für die Mittelpunkt das Kind steht und der sich ner Quote von 11,7 %, bei 37 % in den östlichen alisiert. Es fehlen räumliche und infrastrukturelle eigene ästhetische Erfahrung der zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher geben muss, denn wer solche Erfahrung nicht selbst gemacht zusammenarbeiten und gemeinsam die Verant- Kompetenzen bemerkt werden, ist es sinnvoll, hat, kann sie auch nicht an Kinder vermitteln.  Fortsetzung von Seite 3 wortung sowohl für die Bildungsentwicklung bereits früh zu beginnen, Potentiale zu fördern Sechzig Prozent der Erzieherinnen und Erzieher als auch für den Übergang in die Grundschule und Defizite festzustellen. Den Erzieherinnen und der Tagesbetreuerinnen und -betreuer Artikel Bäßler übernehmen müssen. Die Zusammenarbeit und Erziehern kommt dabei eine besondere Ver- fühlen sich jedoch gegenwärtig für die Arbeit muss sich also weiter öffnen und Übergänge antwortung zu: Sie müssen ihre Arbeit nicht nur mit Kindern unter drei Jahren nicht ausreichend Die Bundesländer erleichtert werden. gezielter ausrichten, sondern auch dafür sorgen, vorbereitet. dass nach Möglichkeit alle Kinder beim Eintritt in Dies sind nur einige Beobachtungen aus der Die Bildungsbereiche, wie von der Kultus- „Wie geht’s im Job?“ die Grundschule die gleichen, oder zumindest Praxis in den Kindertageseinrichtungen, denn minister- und der Jugendministerkonferenz annährend die gleichen Vorraussetzungen, auf- empirisches Wissen über den kulturellen Bil- vorgeschlagen, werden von den Ländern im Die GEW hat eine Studie mit dem Titel „Wie weisen. Diese Aufgaben werden sich noch weiter dungsalltag in Kindertageseinrichtungen fehlt Grundsatz so übernommen. Ausnahmen bilden geht’s im Job?“ durchgeführt. Bei der Untersu- differenzieren, wenn die Bestrebungen der Bun- und es existiert gegenwärtig praktisch keine die Länder Nordrhein-Westfalen, Bremen und chung kam heraus, dass die Erzieherinnen und desregierung zum Ausbau des Erziehungs- und wissenschaftliche Forschung zur gelingenden Baden-Württemberg, die in ihre Bildungspläne Erzieher insgesamt mit ihrem Beruf zufrieden Betreuungsprogramms (Gesetz zum Qualitäts- ästhetischen Bildung in Kindertageseinrich- nicht den Bereich Mathematik und Naturwis- sind und mit viel Engagement und Innovati- orientierten und bedarfsgerechten Ausbau der tungen. senschaften aufgenommen haben. Den Schwer- onsfreude die Bildungspläne in den Ländern Tagesbetreuung) realisiert werden. Geplant ist Angesichts dieser Situation sind die Initiativen punkt aller Bildungspläne bilden aber sicherlich umsetzen. Und das, obwohl die Erzieherinnen ein Rechtsanspruch auf ein Betreuungsangebot einiger in der Bundesvereinigung Kulturelle die ästhetischen Bereiche. und Erzieher im Gegenzug über Personal- und für alle Kinder vom vollendeten ersten bis zum 3. Kinder- und Jugendbildung (BKJ) organisierter Die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen ist Zeitmangel klagen und im Durchschnitt schlech- Lebensjahr und damit einhergehend der Ausbau Verbände zur Förderung und Entwicklung des aber nur so gut, wie sie auch weitere Anwen- ter bezahlt werden, als in anderen vergleich- der Plätze für unter Dreijährige auf 750.000 Feldes ästhetischer Bildung für Kleinkinder dung in der Grundschule finden bzw. diese baren Berufen. Plätze bis zum Jahr 2013. nicht hoch genug einzuschätzen. Schon 2003 in der Grundschule weitergeführt werden. So Dass Bildungspläne bereits in Kindertageseinrich- hatte die BKJ sich mit der Tagung „Kinder fordern viele Bundesländer, unter ihnen Nord- tungen einführt wurden, ist sicher eine nachvoll- Die Verfassern ist Wissenschaftliche brauchen Spiel & und Kunst“ diesem Thema rhein-Westfalen oder Bremen, dass Grund- ziehbare Konsequenz aus den Ergebnissen von Mitarbeiterin des Deutschen Kultur- schulen vermehrt mit Kindertageseinrichtungen PISA. Damit nicht erst in der Schule fehlende rates Seite 5 kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

Bildung in Deutschland verschafft und sich in werden. Für die weitere Entwicklung von Kon- denn vor allem künstlerische Projekte zur äs-  Fortsetzung von Seite 4 Vorträgen und Arbeitsgruppen über das soziale zepten für die ästhetische Bildung in der frü- thetischen Bildung von kleinen Kindern werden Potential der Künste für die ästhetische Bildung hen Kindheit sollten die bereits vorhandenen noch allzu oft skeptisch beäugt und nur selten fachlich genähert und im Herbst 2007 war kleiner Kinder verständigt. Vertreter von The- Anknüpfungspunkte in den Bildungsplänen der positiv beschieden. Hier tut Aufklärung über sie Kooperationspartner zu der im Rahmen atern, Musikschulen, der Konzertpädagogik, Länder oder der Bildungsforschung zur frühen das soziale und das ästhetische Potenzial von des Modellprojekts „Theater von Anfang an! der Leseförderung, der Museumspädagogik Kindheit gesucht werden und Allianzen mit Kunst und Kreativität in der frühen Kindheit Vernetzung, Modelle, Methoden: Impulse für und des Tanzes berichteten über die Konzepte Partnern (Kindertageseinrichtungen, Verbände dringend Not. das Feld frühkindlicher ästhetischer Bildung“ und die Wirkungen ihrer Arbeit, die Kinder, der Bildungsarbeit und der Kinder- und Ju- des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Künstler und Erzieherinnen sowie die Eltern gendarbeit, GEW, Ausbildungseinrichtungen, Weitere Infos: www.bkj.de Bundesrepublik Deutschland veranstalteten und ihre Kinder in ästhetischen Prozessen in Hochschulen und einzelne Wissenschaftler Tagung „Kunst und Kreativität von Anfang einen Dialog bringen. Eine wichtige Erfahrung mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit) einge- Der Verfasser ist Leiter des Kinder- und an!“. Künstlerinnen und Künstler, Kunst- und aus allen Bereichen betrifft die Bedeutung der gangen werden. Neben der Verbesserung der Jugendtheaterzentrums in der Bun- Kulturpädagoginnen und -pädagogen, Wis- Arbeit mit den Eltern, als wichtiger Bestandteil Bedingungen in den Einrichtungen und der desrepublik Deutschland (KJTZ) und senschaftlerinnen und Wissenschaftler und der ästhetischen Bildung in der frühen Kindheit. Entwicklung einer adäquaten Ausbildung für stellvertretender Vorsitzender der Erzieherinnen hatten sich einen Überblick Denn nur so kann es gelingen, dass Kunst und Erzieherinnen muss aber auch die Förderpraxis Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- über die Praxis der frühkindlichen ästhetischen Kreativität zum Bestandteil des Familienlebens der Kommunen und Länder überprüft werden, und Jugendbildung (BKJ)

© Salvadore Brandt

Aller Anfang ist leicht Peter Kamp Jugendkunstschulen als Akteure frühkindlicher Bildung

Kulturelle Bildung ist das Einfache, das Fläche zu kommen und hier auch diejenigen zu Agenda aller an der kulturellen Kinder- und zuzulassen. mit den „zentralen Bildungs- schwer zu machen ist. Ob Kultur nun schlau erreichen, die nicht von sich aus den Weg in die Jugendbildung beteiligten gesellschaftlichen bereichen“ Körper, Bewegung, Gesundheit, macht oder nicht (man ist da neuerdings „Jugendkunstschule“ fanden, weil Elternhaus Kräfte“ verknüpft. Der Bundesverband der Soziales, Sprachen, Bildnerisches Gestalten, wieder etwas zurückhaltender); keinen und Verwandte sowieso schon sensibilisiert oder Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Musik, Mathematik und Natur ist das volle überrascht wirklich, dass die neue Global- womöglich selbst schon da gewesen waren. Einrichtungen unterstützt diesen Appell und Programm kultureller Bildung gefordert. referenz Hirnforschung mit ihren minuti- Drittens durch Beratung und Fortbildung, weil verspricht sich hiervon Handlungsfolgen in „Hauptsache Musik“ wäre hier zu wenig. ösen Befunden über die Neuroplastizität der Anspruch, selbst „Schule der Fantasie“ zu mindestens drei Dimensionen: naturwissenschaftlich untermauert, was sein, ergänzt werden musste durch die Pro- In allen drei Feldern können und wollen die 400 alle irgendwie dunkel ahnten: Alle Selbst- filerweiterung zum „Kompetenzzentrum für 1. Neben der Ganztagsschulentwicklung ist Jugendkunstschulen, ihre 13 Landeszusammen- bildung beginnt mit dem ästhetischen kulturelle Bildung“, wollte man das Ziel, alle es unabdingbar, das breite Feld der vor- schlüsse als dezentrale Kompetenznetzwerke Lernen, und dieses wiederum ist das erste oder möglichst viele zu erreichen, ernsthaft im schulischen Betreuungseinrichtungen in der und der Bundesverband bjke die Initiative der Lernen überhaupt. kommunalen Raum verankern. Fläche ans kulturelle Bildungsnetz anzu- Kulturministerkonferenz aktiv begleiten und un- Heute erreichen 400 Jugendkunstschulen mit schließen. Das gelingt nur durch neue Kom- terstützen. Sie können dabei auf konzeptionelle Kulturelle Bildung von Anfang an ist das Kern- 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jähr- petenzenmischungen, die nicht umsonst zu Ressourcen, innovative Projekte aller künstleri- geschäft der Jugendkunstschulen. Schon immer, lich 500.000 Kinder und Jugendliche, sicher ein haben sind. schen Sparten und fast 40 Jahre Felderfahrung d.h. seit ihrer Gründung Ende der 1960er Jahre, Grund dafür, warum die Enquete-Kommission 2. Parallel zur regionalen Grundversorgung zurückgreifen, die im Folgenden beispielhaft haben sie ihr multimediales Bildungsangebot „Kultur in Deutschland“ sie zur Infrastruktur als modell (Ruhrgebietsinitiative „Jedem dargestellt seien. Ähnliche strukturierte Bil- („Alle Künste unter einem Dach“) in mindestens kultureller Bildung rechnet. Kind ein instrument“) ist es unverzichtbar, dungskonzepte für Vorschulkinder hält jede drei Dimensionen verfolgt: in allen Bundesländern Kompetenzzentren größere Jugendkunstschule vor: Erstens im eigenen, zentralen oder dezentralen „Erster Lernort Kindergarten“ – Po- und Anlaufstellen zur Vermittlung frühkind- Angebot, das Tanz und Bewegung, Spiel und licher kultureller Bildung anzusiedeln, die Kreative Frühförderung im Jugendkunst- Theater, Bildkunst und Gestaltung, aber auch tentiale aus Jugendkunstschulsicht der Vielfalt kindlicher Bildungspotentiale schulangebot Schreiben, Lesen, Musik, Geschichtenerzählen Es ist zu begrüßen, wenn die Präsidentin der entsprechend breite Anregungs- und Ange- In seiner aktuellen “Orientierungshilfe Ju- oder Buchproduktion themenorientiert und al- Kultusministerkonferenz, die saarländische botsprofile ermöglichen. gendkunstschule” stellt der Deutsche Städtetag tersdifferenziert vorhält, um wirklich jede und Bildungs-, Familien- und Kulturministerin 3. Von allergrößter Bedeutung ist die mode- exemplarisch den Frühförderbereich der MuKS

jeden ihren und seinen Neigungen und Bega- Annegret Kramp-Karrenbauer, die Bedeutung ration eines gleichgerichteten entwick- Bruchsal vor, einer Musik- und Kunstschule in

bungen entsprechend anzuregen, zu fördern der frühkindlichen Bildung unterstreicht und lungsprozesses in den Ländern. Ziel muss Trägerschaft eines interkommunalen Zweck-

 und ggf. auch langfristig zu begleiten. den Blick auf den „ersten Lernort Kindergarten“ es sein, weder an der Vielfalt kultureller verbands in Baden-Württemberg. Der „Bereich Zweitens in Kooperationen speziell mit Kinder- mit dem Appell zur Qualifizierungsoffensive Bildung noch an der strukturellen Entwick-  Seite 5 gärten, um breiter und demokratischer in die und dem Vorschlag zu einer „gemeinsamen lung dieser Vielfalt substanzielle abstriche Seite 6 kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

 Fortsetzung von Seite 5 Monika Mayr AllerAnfang ist leicht Weg vielfältiger Selbstbildung Rhythmisch-musikalische Erziehung im Vielklang der aktuellen Bildungspolitik der kreativen Frühförderung [...] umfasst die Felder: Musik und Bewegung stehen in enger Arbeitsansätze und wird sowohl als Fach, noch dem Entwicklungstempo. Dabei müssen wir in die · Bildende Kunst: Sehen üben, Formen finden, Beziehung innerhalb der rhythmisch-mu- stärker aber als musikpädagogische und bewe- Welt der Kinder eintauchen, um ihnen dort zu be- Proportionen darstellen, mit Ton und Farben sikalischen Erziehung. Sie sind wesentliche gungsorientierte Methode zur Persönlichkeitsent- gegnen und sie nicht aus den Augen zu verlieren. experimentieren, Drucken Bestandteile unseres Alltags und gerade in wicklung in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern Eine zunehmende Anzahl von Einrichtungen be- · Tanz: Bewegungsübungen zur Musik, Rhyth- Zeiten gesellschaftlicher Veränderung eine eingesetzt müht sich bereits, diese Umsetzung frühkindlicher musgefühl, freie tanzformen, entwicklung Quelle enormer Kraft. Rhythmisch-musi- Bildungsansätze vielschichtig zu überdenken: kleiner Tanzgeschichten kalische Erziehung, kurz und im folgenden Die Chance Rhythmik: Faszination frühkind- Rhythmik ist dabei eine der Perspektiven. · Theaterspiel: Rollenspiele, Grundlagen für „Rhythmik“ genannt, ist ein wunderbares licher Förderung freies theaterspiel, kleine Übungen zur Kommunikations- und Ausdrucksmittel für Rhythmik unterstützt Kinder in ihren individuellen Die Lehre Rhythmik: Säule ästhetischer stimmlichen und körperlichen ausdrucksfä- Jung und Alt, für Menschen aller sozialer und sozialen Entwicklungsprozessen. In jedem Bildung higkeit, kleine Szenen Schichten und Kulturen. Diesem „rhyth- Kind sind vielfältige Entwicklungspotentiale an- Rhythmik ist Teil der „ästhetischen Bildung“. Im · Musik: Singen, Instrumentenspiel, graphische mischen Schatz“ im Vielklang der aktuellen gelegt, die entdeckt und entfaltet werden können Sinne der „aísthesis“ – griechisch für „sinnliche Notation, entwicklung der Hörfähigkeit und Bildungspolitik Aufmerksamkeit und Ent- – oder bei mangelnder Unterstützung ungenützt Wahrnehmung“ – kann sie auch als ästhetisches der rhythmischen Sicherheit, Instrumente und faltungsmöglichkeit zu schenken, ist eine bleiben. Rhythmik bietet als ganzheitlicher Ansatz bzw. wahrnehmendes Denken verstanden wer- musikalische Grundbegriffe kennen lernen. Chance von unschätzbarem Wert. unterschiedliche Möglichkeiten, damit Kinder im den. Das Kind sammelt Eindrücke durch seine · Die angestrebte ganzheitliche Förderung [...] spielerischen-sinnlichen Umgang mit Musik, Be- visuelle, akustische und taktile Wahrnehmung, will zu frühe Spezialisierung vermeiden und Das Fach Rhythmik: Idee impulsnutzender wegung, Sprache, Instrumenten und Materialien verknüpft diese mit schon bekannten Erkennt- bezieht daher Tanz, Theaterspiel und Bilden- Interaktion ihre wahrnehmenden, motorischen, kreativen nissen und gibt sie vielfältig zum Ausdruck (in de Kunst phasenweise in das angebot ein. Rhythmik ist eine interaktionspädadogische und sozialen Fähigkeiten individuell und im Kon- Tanz, Malen, Musik, mit der Stimme, in der Spra- (Nach: Deutscher Städtetag 2003, Download Methode, die das spezifische Ineinandergreifen takt mit anderen entwickeln können. che…). Das Sammeln ästhetischer Erfahrungen unter www.lkd-nrw.de). von Musik, Bewegung und Sprache nutzt, um In der Rhythmik lernen Kinder mit den Händen ist Voraussetzung frühkindlicher Bildung – von den Menschen als eigenständige Persönlichkeit und Füßen zu denken, mit Verstand zu handeln Beginn an. Kreative Frühförderung als Kooperations- zu entwickeln. Im Zentrum dieser Arbeitsweise und mit Vergnügen zu verstehen – durch aktive angebot für KiTas steht bewegtes Lernen durch sinnliche Erfah- Erfahrungen und Lernprozesse. Jedes Kind Das Bildungswerk Rhythmik: Wegbereiter Mit dem aktuellen Programm „Kulturelle Bildung rungen durch Vertiefung der individuellen Erleb- kann – besser: muss! – seinen eigenen Lernweg zukünftiger Modelle für Kinder. Musische Erziehung mit Tanz, Musik, nis- und Ausdrucksfähigkeiten. Die Vernetzung gehen, da kein Mensch dem anderen in seiner Das Bildungswerk Rhythmik e.V. (BWR) wurde Theater und Gestaltung von Anfang an“ trägt unterschiedlicher Wahrnehmungsfelder schafft Lernentwicklung gleicht. Rhythmik leistet somit 1982 als gemeinnütziger Verein in Darmstadt der Elementarbereich der Jugendkunstschule Voraussetzungen zur Differenzierung der kogni- einen wesentlichen Beitrag zur frühkindlichen gegründet und leistet seit über 25 Jahren die Unna (68.000 Einwohner) dem gewachsenen tiven, emotionalen und motorischen Fähigkeiten. Bildung. Die Verantwortung hierfür ist groß, denn fachliche berufsbegleitende Aus- und Weiterbil- Bedarf nach frühästhetischer Bildung Rechnung. Im Dialog von Musik und Bewegung werden es werden grundlegende Strukturen und Wege dung – neben der Möglichkeit des Hauptstudiums Unter den zentral oder dezentral buchbaren Phantasie und Kreativität sowie nonverbale und angelegt, die sich lebenslang auf die Weltsicht an verschiedensten Musikhochschulen – inner- Themenprojekten aller Sparten für Kindergär- verbale Kommunikation gefördert. und die Persönlichkeit des Kindes auswirken und halb der Rhythmik. Das BWR arbeitet bundes- ten mit Fachkräften der Jugendkunstschule Der methodische Ansatz geht zurück auf Anfang so unsere Gesellschaft prägen. weit und bietet seinen Mitgliedern und anderen bietet die Einrichtung seit 2004 regelmäßig ein des 20. Jahrhunderts entstandene Ideen des Interessentinnen und Interessenten Fort- und theaterpädagogisch konzipiertes Angebot zur Schweizer Musikpädagogen Emile Jaques-Dal- Die Perspektive Rhythmik: Kraft bewegter Weiterbildungsveranstaltungen an. Die Landes- musischen Sprachförderung in Kindergärten croze und hat heute in verschiedene pädago- Nähe arbeitsgemeinschaften entwickeln auf regionaler an, das sich speziell an Kindergärten mit einem gische, therapeutische und künstlerische Berufe Die Aussage „Wir holen das Kind dort ab, wo Ebene weitere Aktivitäten. hohen Anteil an Migrantenkindern richtet. Eine Eingang gefunden (Kindergarten, Hort, Schulen, es steht“ ist zwiespältig: Denn das Kind „steht“ Interessenten können sich durch Angebote des exemplarische Befragung ausgewählter Ju- Musikschulen, Heil- und Sonderpädagogische selten, es ist ständig in Bewegung und geht BWR zielgruppenorientiert weiterqualifizieren und gendkunstschulen im Ruhrgebiet beziffert den Einrichtungen, Freizeitzentren, Erwachsenen- selbständig seine Erfahrungs- und Lernwege. so im persönlichen Arbeitsumfeld die musik- und aktuellen Anteil der Kita-Kooperationen auf 10 bildung, Seniorenarbeit, Sozialpädagogischen Ziel ist, das Kind auf diesem individuellen Weg zu bewegungspädagogische Arbeitsweise adäquat bis 15 % des Gesamtangebots, weitere 20 % Ausbildungsstätten). begleiten und zu unterstützen. Das Kind „läuft“ integrieren. Die Möglichkeit, nach einigen Jahren entfallen auf Schulkooperationen. Rhythmik eignet sich besonders für integrative und es ist nicht leicht, immer Schritt zu halten mit der praktischen Arbeit durch die Angebote des BWR neue Inputs für sich persönlich und gleich- Forum für kreatives Lernen – Jugendkunst- zeitig für den Berufsalltag zu bekommen, wird schule als Fortbildungspartner vielfältig genutzt. Aus dieser Multiplikatorenar- In Kooperation mit der Bezirksarbeitsgemein- beit folgern zwei „Gewinner“: Die Kursteilneh- schaft Forum für kreatives Lernen unterhält der merinnen und Kursteilnehmer melden erneute Verein Kreativitätsschule Bergisch Gladbach seit Freude im Berufsalltag, durch die Methodenviel- mehr als zehn Jahren ein strukturiertes Fortbil- falt größere Flexibilität und Gelassenheit und dungsangebot, das sich landesweit an päda- vielerlei Erfolge gerade auch in der Integration gogische Fachkräfte, speziell an Erzieherinnen von Kindern mit besonderen Bedürfnissen zurück. in Kindertagesstätten richtet. Das strukturierte Darüber hinaus erfahren die Kinder selbst durch Angebot baut auf der Reggio-Pädagogik auf. Im die rhythmische Arbeit die zuvor beschriebene Mittelpunkt der Fortbildung stehen die Vermitt- individuelle und lustvolle Förderung. lung von Kenntnissen zum Bild vom kompetenten Kind (Säuglingsforschung, Entwicklungspsycho- Zusammengefasst: Rhythmik – Weg vielfäl- logie, Hirnforschung), Fragen der ästhetischen tiger Selbstbildung Bildung (u.a. bildnerisches Denken und Handeln, Kinder sind von Anfang an Musiker und Tänzer. multimediale Methodenkenntnisse, Raumgestal- Fähigkeiten wie Singen und rhythmische Bewe- tung und Materialbedeutung) und der Erwerb gungen bringen sie bereits mit. Ziel ist, diese sozialer Kompetenzen (u.a. systemisches und Anlagen aufzugreifen und dem Alter und der prozessorientiertes Denken, Elternbildung, Öf- Entwicklung entsprechend weiter zu führen und fentlichkeitsarbeit). Aufgrund der Organisations- zu stützen. Dazu brauchen Pädagoginnen und partnerschaft zwischen Bildungseinrichtung (Kre- Pädagogen verschiedenes Rüstzeug, das sie sich ativitätsschule) und Weiterbildungsträger (Forum innerhalb der Rhythmikweiterbildung aneignen Kreativitätspädagogik) ist der Wirkungsradius können. dieses Fortbildungsangebots für Erzieherinnen Rhythmik bietet die Chance einer erlebnisorien- und Erzieher besonders groß. tierten Wahrnehmungsdifferenzierung. Durch vielfältige kreative Ausdrucksmöglichkeiten Ausblick: Prekäre Balance von findet das Kind immer stärker zu sich und seiner Umwelt. Die rhythmische Erziehung zielt auf die Staat und Markt Schulung der Wahrnehmung, Persönlichkeitsent- Zusammenfassend lässt sich sagen: Konzep- wicklung, der Kooperation und Kommunikation, tionell sind die Jugendkunstschulen, ihre Lan- nimmt Einfluss auf die Sprachentwicklung, desorganisationen und ihr Bundesverband verfeinert das Hören, Sehen, Fühlen, entdeckt geborene Bündnispartner einer neuen Entwick- das Instrument Stimme und Körper. Rhythmik lungsoffensive zur Aktivierung frühkindlicher steigert das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bildung in eigenen Angeboten, neuen Vermitt- Gruppe. Durch das Spielen und Lernen in der lungsnetzwerken und Qualifizierungsoffensiven. Gemeinschaft entwickelt das Kind seine sozialen Um der möglichen Vielfalt kultureller Bildung Kompetenzen. Rhythmik ist – gerade heute – ein zu nachhaltiger Wirkung zu verhelfen, benötigt hervorragender Weg zur „vielfältigen Selbstbil- die Agenda nicht nur gute Ideen, sondern auch dung“. tat- und finanzkräftige Unterstützung. Aber so Zum Weiterlesen: Anlässlich des 25-jährigen banal es klingt: Wo ein Wille ist, finden sich BWR-Jubiläums ist ein Buch erschienen mit dem hoffentlich auch Wege. Titel: „Bewegen – Begegnen – Begeistern“ – eine Sammlung unterschiedlichster Fachbeiträge Zum Weiterlesen: Das Thema „Entdecken, Erfor- verschiedenster Dozenten des Bildungswerk schen, Erfinden. Ästhetisches Lernen und wie es Rhythmik. funktioniert“ steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe von infodienst aktuell, dem Quartals- Zum Weiterinformieren: www.bw-rhythmik.de magazin für kulturelle Bildung der bjke. Weitere Infos: www.bjke.de Die Verfasserin ist Erste Vorsitzende im Bildungswerk Rhythmik e.V., leitet die Der Verfasser ist Vorsitzender des Zusatzausbildung zur „Qualifikation Bundesverbands der Jugendkunst- für Rhythmische Erziehung“ und lehrt schulen und Kulturpädagogischen u.a. an der Universität für Musik und Einrichtungen (bjke) e.V. © Salvadore Brandt Darstellende Kunst in Wien kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

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Mit Musik ins Leben Matthias Pannes Musikalische Bildung von Anfang an

„Musikalische Bildung beginnt neun Mo- Grundlegende sensorische Fähigkeiten werden das Erlernen von „Kulturtechniken“ zur Heraus- Einzelthemen in diesem Bereich werden von den nate vor der Geburt – der Mutter“. Zoltan durch musikalische Bildungsprozesse genauso forderung für das Kind. Spiel, Selbstausdruck, Landesverbänden der Musikschulen angeboten. Kodaly wird dieses Zitat zugeordnet, gestärkt wie Wahrnehmung und Aufmerksam- Identifikation mit Rollenangeboten haben zwar Jetzt geht es verstärkt um einen systematischen welches pointiert zum Ausdruck bringt, keit, gerade auch hinsichtlich intermodaler nach wie vor Bedeutung, doch kommt hier mit Ansatz für Fortbildungen für das Alter U3/4, dass musikalische Bildung in den frühen Wahrnehmung. Rituale und Wiederholungen den Möglichkeiten, ein Instrument zu erlernen da, wie dargelegt, „Musikalische Bildung von Lebensjahren eine große Bedeutung für die helfen der Gedächtnisleistung (etwa im Tanz oder zu einem musikalischen Abstraktionsgrad Anfang an“ grundlegend, notwendig und un- Persönlichkeitsentwicklung hat. Vor allem oder beim musikalischen Bewegungsspiel auch zu gelangen – etwa durch Notenschrift –, ein verzichtbar ist. Bei der musikalischen Bildung für zeigen diese Gedanken auf, dass bei einem über das Bewegungsgedächtnis), wirken aber Bildungsgeschehen im engeren Sinne zum die Jüngsten kommen Aspekte wie Entwicklung Abriss der Vermittlungskette nicht nur ein auch im Sinne einer verlässlichen Außenwelt Tragen. von Selbstempfindung und Emotionsausdruck, Bruch von Tradition oder musikalischer als Voraussetzung für neue Lernerfahrungen Der VdM hat in seinem Projektvorhaben zur von Motorik und Interaktion ins Spiel, vor allem Wert- bzw. Kompetenzvermittlung erfolgt, durch Spielen, Nachahmen und Erkunden. Hier „Musikalischen Bildung von Anfang an“ das aber auch Spracherwerb, der vielfach auch über sondern dass bestimmte emotionale, moto- gilt es zu beachten, dass nur konkretes Handeln Voranbringen der musikalischen Bildungsarbeit musikalische Wege erzielt wird. rische, interaktive Entwicklungspotenziale neuronale Rückmeldungen und damit erst Re- für die frühkindlichen Lebensphasen im Fokus. In Übergeordnetes Ziel ist, dass die frühe musi- von Kindern im Bildungs- und Erziehungs- präsentanzen ermöglicht. Alles Lernen sollte diesem Projekt, das vom Bundesministerium für kalische Bildungsarbeit stärker Eingang in den prozess nur unzureichend geweckt werden handelndes Lernen sein. Bildung und Forschung unterstützt wird, sollen größeren Zusammenhang von Erziehung und und verkümmern können. Was Musik und Aber: Bildung als Orientierung in der Welt · konzeptionelle arbeit im Bereich der eltern- Bildung findet und damit auch im politischen musikalische Bildung für die neuronalen nimmt auch Sinn und Werte in den Fokus. Kind-Gruppen erfolgen (z.B. Formulierung Raum stärker wahrgenommen wird. Die Bil- Entwicklungen bei jungen und jüngsten Musik kann Sinn des Schöpferischen und Sinn von Gelingensbedingungen), die in Bildungs- dungspläne der Länder für den Vorschulbereich Menschen zu befördern vermögen, kann des Erlebens bedienen, kann helfen, Leid zu pläne des VdM einbezogen bzw. integriert sind weitgehend substanzarm, was die Defi- hier in der Kürze nicht ausgeführt werden. verarbeiten, kann transzendentale Aspekte werden sollen. Hierbei geht es um das Bezie- nition musikalischer Bildungsziele betrifft. Ob Aber dass musikalische Bildung in den ers- aufweisen. Max Fuchs räumt Musik eine emo- hungsgefüge von Musik im Erlebnisraum des das eine Folge davon ist, dass maßgebende ten Lebensjahren, von der Geburt an, mit tionale Ordnungsfunktion ein, durch den Kom- Kleinkindes, im Verhältnis der Sprach-, Bewe- Koryphäen, die von der Politik zu Rate gezogen Freude, Neugier, Entdeckung von Können, munikationsraum, den Musik darstellt und durch gungs- und Interaktionsanlässe; werden wie etwa Fthenakis oder auch andere, Bewegungsdrang und Glücksgefühl ein die Ausdrucksfähigkeit, die Menschen durch sie · eine qualitative Intensivierung der Kooperati- wenig Substanzielles zu musikalischer Bildung Optimum an Lernbereitschaft erwirkt, ist verliehen wird. on mit Tageseinrichtungen für Kinder erreicht sagen können und die Vertreter der Musikpäd- vielfach nachgewiesen und praktisch erlebt. Nun sind Entwicklungsphasen des frühkind- werden, sowohl im Sinne der Musikalisierung agogik nicht zu Rate gezogen wurden, mag da- Hier wird per se kein statischer Bildungsbe- lichen Lebensalters überlappend, trotzdem kann vielfältiger Lernanlässe des Kindergarten- hingestellt bleiben. Notwendig ist jedoch, dass griff zugrunde gelegt, sondern es werden man (nach dem pränatalen Stadium, in dem alltags als auch durch die „Musik im mittel- die Bildungsverantwortlichen in den Ländern (vgl. Dieter Lenzen) über „Lernen in opti- Musik auch schon eine wichtige Rolle spielen punkt“ als Einbeziehung strukturierter Musik- – vielleicht über die Kultusministerkonferenz malen Konstellationen“ Bildungsprozesse kann) grob die vier Phasen von Baby, Kleinkind, angebote in die KiTa mit Hilfe von Lehrkräften – zur Nachbesserung ihrer Bildungspläne in als Selbstentwicklungsprozesse angelegt. Vorschulkind und Grundschulalter als Eintei- der Elementaren Musikpädagogik; Bezug auf frühe musikalische Bildung aufge- lungsmöglichkeit akzeptieren. In Kürze seien · eine Bestandsaufnahme der musikalischen fordert sind. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, Welche Aspekte sind beim frühkindlichen Lernen musikbezogene Essentials der Phasen genannt: Früherziehung an musikschulen erfolgen, in dass sich die neue Präsidentin der Kultusmi- von Bedeutung? Lernen bedarf der Anknüpfung Während im Babyalter Affektabstimmung und denen der kreative umgang der Kinder mit nisterkonferenz, die saarländische Ministerin an vorhandene Assoziationsnetze, egal auf Emotionsregulation in der Eltern-Kind-Interak- den angeboten ebenso untersucht wird wie Annegret Kramp-Karrenbauer, dezidiert für eine welch früherer Erfahrungsstufe dies erfolgt. tion eine besondere Bedeutung haben, kommt musikalische Basiskompetenzen und Motiva- Stärkung der Lernorte früher Bildung ausspricht Dabei ist eine Grundfähigkeit des Menschen im Kleinkindalter das Spiel in den Vordergrund tion; und die Schaffung bestmöglicher Konstellatio- die Wahrnehmungsverarbeitung (neuronale mit dem Aktivierungszirkel von Spannung und · Fortbildungen entwickelt werden, die in dem nen als Voraussetzung für das Gelingen von Muster). Die neuere Kognitionswissenschaft Entspannung. Beim Vorschulkind gewinnen Bereich des alters vor der Kindertagesein- Bildungsverläufen als eine Querschnittsaufga- und „Neurodidaktik“ gehen vom Lernen in Er- Symbol- und Rollenspiel an Bedeutung, worauf richtung (unter drei bzw. vier Jahren) zu kind- be von Politik definiert und einfordert. Nicht eigniszusammenhängen und Handlungsfolgen die Musikalische Früherziehung durch Einbet- und sachgerechten Kompetenzen für musika- weniger verdienen die künftigen Akteure einer (Episoden) aus. Gerd Schäfer folgend lässt sich tung in szenische Spielzusammenhänge und mit lische Bildungsangebote führen sollen. Zivilgesellschaft, die Bildung und Kreativität zum z.B. sagen, dass die „Bilder“, die ein Kind sam- vielfältigen Identifikationsangeboten eingeht, Musikschulen und der VdM als ihr kommunaler Überleben braucht. melt, in sein „Denken“ eingehen, es „denkt“ in die eine Selbstdefinition im Sinne der Rollen- Träger- und Fachverband, sind seit Jahrzehnten Bildern und Empfindungen und es verarbeitet übernahme ebenso ermöglicht wie musikalische erfolgreich in der musikalischen Früherziehung Der Verfasser ist Bundesgeschäfts- diese in Gestaltungsprozessen. Dabei ist Bil- Grundfertigkeiten vermittelt, etwa durch Lied aktiv und seit vielen Jahren auch in Eltern-Kind- führer des Verbands deutscher Musik- dung auch für Schäfer immer „Selbstbildung“. oder Bewegungsspiel. Im Grundschulalter wird Gruppen unterwegs. Vielfältige Fortbildungen zu schulen kultur kompetenz bildung politik und kultur • mai – Juni 2008 • Seite 

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Geknautscht und gelesen Heinrich Kreibich Schwerpunkte der Stiftung Lesen im Bereich frühkindliche kulturelle Bildung Impressum Sie werden gebissen, geknautscht sowie e.V., der Bundeselternrat und der Paritätische Vorlese-Verhalten von Familien mit türkischem auf unzählige andere Arten strapaziert Gesamtverband e. V. die Aktion. Ideelle Partner Migrationshintergrund: Hier ist die Anzahl von kultur · kompetenz · bildung – und das in rund 100 Prozent aller Fälle sind neben dem Bundesverband Druck und Vorlesern noch geringer – 80 Prozent lesen ihren aus purer Zuneigung: Die 500.000 Bilder- Medien e. V. die Bibliotheksverbände: der Deut- Kindern nicht oder nicht regelmäßig vor. Daher bücher, die beim aktuellsten Projekt der sche Bibliotheksverband, der Deutsche Verband muss bei frühkindlichen Bildungsinitiativen in kultur · kompetenz · bildung erscheint als Stiftung Lesen und ihrer Partner eingesetzt evangelischer Büchereien, der St. Michaelsbund besonderer Weise der kulturelle Hintergrund regelmäßige Beilage zur Zeitung politik werden. Die Bücher müssen viel aushalten, e.V. und der Borromäusverein e.V. Sie führen berücksichtigt werden. und kultur, herausgegeben von Olaf Zim- haben jedoch dafür eine wichtige Funktion: die in den Kinderarztpraxen gesetzten Impulse Lesestart ist im wahrsten Sinne des Wortes mermann und Theo Geißler. Als Bestandteile der „Lesestart“-Pakete für gezielt fort. Es freut mich sehr, dass zahlreiche ein „Start“. Die Aktion ist eingebunden in junge Eltern leisten sie einen Beitrag dafür, Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Medien ein Gefüge von Projekten der Stiftung Lesen dass frühkindliche kulturelle Bildung in das Projekt als „Botschafter“ unterstützen, um zur frühkindlichen Bildung: Das Spektrum Deutscher Kulturrat e.V. Deutschland neu positioniert wird. für die Bedeutung von Spracherziehung zu sen- reicht von Fortbildungsangeboten im Bereich Chausseestraße 103 sibilisieren: zum Beispiel die Bundesministerin Vorlesen und Spracherziehung insbesondere 10115 Berlin Der Kern des Projektes „Lesestart – die Lese- für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. für Familien mit Migrationshintergrund, für Tel: 030/24 72 80 14 Initiative für Deutschland“, das am 29. Mai Ursula von der Leyen, die ZDF-Journalistin Ma- Pädagogen in Kindertagesstätten, Bibliotheken Fax: 030/24 72 12 45 2008 auf der drupa-Messe in Düsseldorf offi- rietta Slomka, der Sänger Henning Krautmacher und Schulen bis hin zum „Vorleseclub“. Rund Internet: www.kulturrat.de ziell ins Leben gerufen wird, sind Sprach- und oder der Schauspieler Sky du Mont. 9.000 ehrenamtliche Vorleser lesen – nach E-Mail: [email protected] Leseförderungsimpulse in Kinderarztpraxen. Das deutschlandweite Projekt beruht auf der einer Schulung – in pädagogischen Einrich- Im Laufe von zwei Projektjahren erhalten rund britischen Bookstart-Initiative und besitzt er- tungen vor. Redaktion 500.000 Eltern bei der Vorsorgeuntersuchung folgreiche Vorläufer auf regionaler Ebene, die Diese Projekte verbindet die Stiftung Lesen mit Olaf Zimmermann (verantwortlich), U 6 ein kostenloses Lesestart-Set. Bestandteile von der Stiftung Lesen etwa im Rahmen von bildungspolitischer Lobbyarbeit für das Lesen: Gabriele Schulz, sind neben dem Bilderbuch aus dem Ravens- Schirmherrschaften unterstützt werden. Die Deutschland muss Leseförderung als nationale Andreas Kolb, burger-Buchverlag ein persönlicher Brief von erste große Regionalinitiative konnte dank des Aufgabe ernst nehmen und entsprechendes In- Kristin Bäßler Bundespräsident Horst Köhler, Schirmherr der Engagements der sächsischen Landesregierung vestment leisten. Denn wir halten international Stiftung Lesen, in dem er den Stellenwert von und mit Unterstützung des Bundesministeriums nicht Schritt. In diesem Zusammenhang ist es Lesefertigkeiten hervorhebt. Außerdem ein Vor- für Familie, Senioren, Frauen und Jugend so- begrüßenswert, dass die Präsidentin der Kultus- Verlag leseratgeber für Eltern, dessen Hauptaussagen wie des Ravensburger Buchverlages realisiert ministerkonferenz, Ministerin Annegret Kramp- ConBrio Verlagsgesellschaft mbH ins Türkische und Russische übersetzt sind, ein werden: „Lesestart – Mit Büchern wachsen“ Karrenbauer, frühkindliche Bildung zu einem Brunnstraße 23 Poster, ein Mitmach-Tagebuch und eine Buch- versorgt seit 2006 in Sachsen Eltern mit einem künftigen KMK-Arbeitsschwerpunkt macht. Die 93053 Regensburg empfehlungsbroschüre. Das Kampagnenvolu- Lesestart-Paket. Die Evaluation der Universität Stiftung Lesen ist gerne mit dabei, wenn es Internet: www.conbrio.de men ist einzigartig: Im Projektzeitraum werden Leipzig belegt: Das Projekt wird von den Kinder- darum geht, Konzepte umzusetzen. Aus unserer E-Mail: [email protected] rund ein Drittel aller Eltern von Kleinkindern ärzten sehr positiv beurteilt (Durchschnittsnote: Sicht ist hier „Lesestart“ vorrangig: Bislang kann eingebunden. 1,8) und die Eltern überzeugt das Angebot: 30 über die Lesestart-Kampagne „nur“ ein Drittel Möglich wird dies durch ein leistungsfähiges Prozent von ihnen haben ihr Vorlesepensum aller Eltern mit einjährigen Kindern versorgt Herstellung, Layout Netzwerk: Allen voran setzt sich der Verband aufgrund von Lesestart erhöht. werden. Eine Lesestart-Vollversorgung sollte ConBrio Verlagsgesellschaft Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. Wie wichtig dies ist, das verdeutlicht die Situati- für ein Land wie Deutschland selbstverständlich Petra Pfaffenheuser (VDMA) in erheblichem Maße ein – er ist ge- on der familiären Vorlesekultur in Deutschland. sein. Im Interesse unserer Kinder. meinsam mit der Stiftung Lesen Initiator der Hier ist die Studie „Vorlesen in Deutschland Gefördert vom Bundesministerium für bundesweiten Lesestart-Kampagne. Hinzu 2007“ der Deutschen Bahn AG in Kooperation Weitere Infos: www.stiftung-lesen.de Bildung und Forschung kamen als starke Partner Unternehmen der mit der Stiftung Lesen und der Wochenzeitung Druck- und Papierbranche. Auch namhafte Insti- Die Zeit einschlägig: 42 Prozent der Eltern von Der Verfasser ist Geschäftsführer der tutionen und Verlage tragen zum Gelingen von Kindern im „besten Vorlesealter“ unter zehn Stiftung Lesen und Chairman der in- „Lesestart“ bei. Als Sozialpartner unterstützen Jahren lesen unregelmäßig oder gar nicht vor. ternationalen Leseförderungs-Platt- der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Erstmalig untersuchte eine Studie auch das form EU Read