Trauer um Johannes Schwantner

Am 11. März ist unser Bundesvorsitzender, Regierungsrat Professor desgeschäftsführerin hatte Novak schäftsführerin Andrea Brunner Johannes Schwantner verstorben. Die Nachricht seines plötzlichen viele Jahrzehnte mit Johannes gear- beschrieb in ihrem Redebeitrag Todes hat uns tief erschüttert. Hannes war Sozialist und Antifaschist beitet. „Ich habe ihn als ehrlichen, Hannes als freundlichen Menschen aus tiefster Überzeugung. Für viele von uns ist mit Hannes ein guter offenen, authentischen Kämpfer und beharrlichen Kämpfer für eine Freund für immer von uns gegangen. Hannes Angehörigen möchten für unsere Bewegung kennenge- aktive Erinnerungskultur. Gemein- wir an dieser Stelle unsere besondere Anteilnahme ausdrücken. lernt“, so Novak. AK-Präsident Ru- sam verbinde sie mit Hannes vor dolf Kaske schloss an Barbara No- allem das Projekt der Website im ie Nachricht über den plötz- Released“, „Bella Ciao“ und „The vaks Gedenkrede mit persönlichen Gedenken an Rosa Jochmann, die lichen Tod von Johannes Times They´re a-Changing“. Kon- Erinnerungen an Hannes an. Rudi gemeinsam mit dem Verein zur DSchwantner führte über stanze Breitebner las Gedichte, Kaske und Hannes verband eine Geschichte der ArbeiterInnenbe- die Sozialdemokratie hinaus zu unter anderem „Der Sozialismus jahrzehntelange Freundschaft. „Es wegung und den Freiheitskämpfe- tiefer Betroffenheit. Hannes war fällt nicht vom Himmel“ von der ist mir eine Ehre und ein Bedürfnis, rInnen entstanden ist. Ein DÖW- ein Mensch der persönlich und Mitarbeiter habe ihr berichtet, dass politisch zu beeindrucken wuss- es nach jeder DÖW-Vorstandssit- te. Er pflegte nicht nur gegenüber zung immer besonders eindrucks- Genossinnen und Genossen ei- voll gewesen sei, wenn Hannes sich nen überaus wertschätzenden und noch Zeit nahm, um mit den Mit- freundschaftlichen Umgangston. arbeiterInnen zu sprechen. Und so herzlich Hannes auch sein konnte, so beharrlich und grund- Gerald Netzl arbeitete in seinen satzorientiert war er in der politi- Worten das politische Schaffen schen Sache. In seiner Funktion als von Hannes heraus. Etwa die an- Bundesvorsitzender der Freiheits- tifaschistische Bündnispolitik der kämpferInnen meldete er sich des FreiheitskämpferInnen während Öfteren auch im SPÖ-Bundespar- Hannes Zeit als Vorsitzender: ob teivorstand zu Wort. Gemäß des bei „Jetzt Zeichen setzen“, De- Gedichts von Erich Fried: „Ein monstrationen der„Offensive ge- Faschist, der nichts ist als ein Fa- gen Rechts“ gegen Identitäre oder Ein Antifaschist, der mehr war als ein Antifaschist: Johannes schist, ist ein Faschist. Aber ein gegen den Akademikerball oder Schwantner (1948-2018) CREDIT: Andreas Schwantner Antifaschist, der nichts ist als ein bei Protesten gegen Schwarz-Blau. Antifaschist, ist kein Antifaschist.“ Schmetterlingen. GenossInnen der den Menschen Johannes Schwant- Hannes hatte Zweifel an Sinnhaf- Sozialistischen Jugend hielten eine ner in den Mittelpunkt zu stellen“, tigkeit und Nutzen mancher dieser Nachdem Hannes Tod am 11. Mahnwache. Von den zahlreichen eröffnete Kaske, der Hannes zu je- Demonstrationen, er nahm auch März zeugten unzählige Trauer- Ehrengästen seien an dieser Stelle ner Handvoll Freunde zählte, die persönlich nicht teil, war aber der meldungen und Presseaussendun- nur einige stellvertretend für alle immer zu ihm gestanden sind. Meinung, wer dort hingehen wolle, gen von dem Respekt, den Hannes genannt: Nationalratspräsidentin solle dies tun. sich im Laufe seiner politischen Doris Bures, Wiens SPÖ-Vor- In seiner Gedenkrede ließ Kaske wie beruflichen Tätigkeiten er- sitzender Michael Ludwig, Alt- vor allem die gemeinsame Zeit in „Alle die heute hier sind zeigen arbeitet hatte. Am 7. April 2018 bundeskanzler Werner Faymann, der Gewerkschaftsschule Revue mit ihrer Anwesenheit ihre Ver- wurde im Rahmen einer offiziellen, AK-Präsident Rudi Kaske, ÖGB- passieren. Gemeinsam hatten die bundenheit und Freundschaft zu überaus würdevollen und sehr gut Präsident Erich Foglar, Ernst Wol- beiden auch eine „Mission“ durch Hannes Schwantner und zu den besuchten Gedenkfeier im Bruno ler sowie Gerald Netzl. die Tätigkeit im Verein „Niemals FreiheitskämpferInnen. Wer Han- Kreisky Forum dem Leben und vergessen“. Erfreut zeigte sich Kas- nes eine Freude machen will und Wirken von Johannes Schwantner Nach der Eröffnung durch Eva ke über den Umstand, dass Hannes sein Vermächtnis weitertragen will gedacht. Musikalisch begleitet wur- Nowotny sprach die Koordinatorin Kinder seine Werte teilen und wir wird unseren Bund nach Kräften de die eindrucksvolle Kundgebung der Gedenkfeier, Genossin Barbara diese Werte alle gemeinsam in die unterstützen!“, endete Netzl, der von The Flavins, die sozialkritische Novak. Als Döblinger Sozialdemo- Zukunft tragen werden. sich bei Michael Ludwig besonders Balladen und ArbeiterInnenlieder kratin, Gemeinderätin, später als für die Verleihung des Goldenen spielten: „Joe Hill“, „I Shall Be Bezirksparteivorsitzende und Lan- Die stellvertretende Bundesge- Verdienstzeichens des Landes Wien

1 ORGANISATION

Über Johannes Schwantner Hannes Schwantner wurde am 7. Februar 1948 geboren. Er arbeitete ab 1976, nach seiner Ausbildung zum Berufsschullehrer, als Lehrer an der Berufsschule für das Gastgewerbe. Ab 1983 war er Jahrgangsleiter der Wiener Gewerkschaftsschule. Im Jahr 1990 wurde er als Mitglied in die Bezirksvertretung des 19. Wiener Gemeindebezirkes gewählt. Von 1988 bis 2001 fungierte er als Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und Opfer des Faschismus in der Bezirksgruppe Döbling. Er engagierte sich stark im Bereich der Jugend- und Erwachsenenbildung und in Die Familie, zahlreiche WegbleiterInnen und FreundInnen nahmen zu der politischen Bildung. Sein Hauptinteresse galt der Hannes Ehren an der Gedenkfeier im Kreisky Forum teil CREDIT: SPÖ Wien Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, der Geschichte von Faschismus und dem Nationalsozialismus. Ab 1994 war er Geschäftsführer des Vereins „Niemals Vergessen“. Von 1999 bis 2012 fungierte er als Direktor der Berufsschule für Gastgewerbe. Im Jahr 2009 wurde er zum Vorsitzenden des Bundes sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und Opfer des Faschismus für Wien gewählt. Ab 2013 war er im Ruhestand und als Initiator und Betreuer der internationalen Sommerakademie in deutscher Sprache an der Gedenkstätte Ausschwitz – Birkenau tätig. Im Jahr 2013 wurde er zum Bundesvorsitzenden des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und Opfer des Faschismus gewählt. Seit 1991 organisierte er jährlich eine Bildungsfahrt mit 30 bis 40 Jugendlichen an die Gedenkstätten der Shoa in Polen. Die Sozialistische Jugend hielt eine Mahnwache CREDIT: SPÖ Wien

an Hannes am 16. Juni 2016 im das immer wieder dazu führte, mer schon für die antifaschistische der Erinnerung. Aufklärungs- und Rathaus bedankte. Ein zweiter Hö- das sich ihre Wege kreuzten. „Wir Arbeit interessiert. Angesprochen Bildungsarbeit, zum Beispiel mit hepunkt in Hannes Karriere war sind beide stark geprägt von Joch- und -geworben hat mich eines Gedenk- und Erinnerungsfahrten sicherlich die Einweihung des Ge- mann und Hindels. Hannes ver- Tages der Bezirksvorsitzende der zu den Schauplätzen des Terrors. denkzeichens an die Februarkämp- einte beide Pole: Er war ein klarer Freiheitskämpfer Otto Binder, der Die Anbringung von Gedenktafeln fe 1934 am 26. April 2017 im Rat- politischer Denker wie Hindels, Schwiegervater von Heinz Fischer.” und Denkmälern und dafür zu sor- hauspark, für die er sich besonders brachte aber auch Emotionen ein gen, dass diese nicht heimlich ver- eingesetzt hatte. Hannes konnte wie Jochmann“, so Ludwig, der von Besonders Hermann Langbein schwinden.” selbst nicht teilnehmen, weil er Schwantner viele Anregungen für hat Johannes geprägt. Langbein gerade eine Studienreise leitete Gemeindebaubenennungen erhielt. war Auschwitz-Überlebender, hat Über das sozialistische Selbstver- und die Terminfindung allgemein seine bitteren Erfahrungen auch ständnis unseres Bundes und das schwierig war. Uneitel wie er war Es war eine wirklich schöne und literarisch verarbeitet. „Wir haben Verhältnis zur Partei machte Han- sagte er aber: „Macht es!“ würdige Gedenkfeier. Sie hätte Jo- uns bei den von ihm initiierten nes im damaligen Interview klar: hannes Schwantner gefallen. Symposien ‚Nationalsozialismus „Wir sollten als Freiheitskämpfe- Den Abschluss der RednerInnen – Ideologie und Wirklichkeit‘ zur rInnen immer wieder aufzeigen auf Hannes Gedenkfeier machte Johannes Schwantner äußerte sich Lehreraus- und Weiterbildung in und uns melden, wie WIR uns den Genosse Michael Ludwig, Wiens in einem Interview mit Gerald Linz kennengelernt.“ Über die Weg der SPÖ vorstellen.“  künftiger Bürgermeister. Ludwig Netzl über den Beginn seiner Mit- wichtigsten Aufgaben des Bundes berichtete ebenfalls über persön- gliedschaft bei den Freiheitskämp- der FreiheitskämpferInnen sagte Lieber Johannes, das werden wir liche Begegnungen mit Hannes fer/innen: „Das war im Jahr 1985. Hannes: „... meiner Ansicht nach ganz in deinem Sinne auch weiter- und das gemeinsamen antifaschis- Ich war in der SPÖ im 19. Bezirk die Gedächtniskultur, also die Er- hin tun und das Andenken an dich tischen Engagement berichtete, in Wien aktiv und habe mich im- innerung und die Aufarbeitung hochhalten! Freundschaft!

2 ORGANISATION

Besuch beim Bundesvorstand ei der zurückliegenden Sitzung des Bundesvorstands am 28. Febru- fen, Ecken und Kanten zu zeigen. Ein neues Statut soll die SPÖ stärker ar in der Löwelstraße konnte mit SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max zur Mitgliederpartei machen. Die weißen Flecken auf der Landkarte, also BLercher ein besonderer Gast begrüßt werden. Genosse Lercher, Orte in denen die SPÖ nicht präsent ist, sollen weniger werden. seines Zeichens Mitglied unseres Bundes, sprach von seinen Aufgaben der Reorganisation und inhaltlich-programmatischen Neuaufstellung der Der Wille und die Motivation von Genossen Lercher waren spürbar. SPÖ. Eine Regierungspartei musste zwangsläufig konsensorientierter Wir wünschen ihm viel Erfolg bei seiner Tätigkeit und werden ihn und sein, als eine Oppositionspartei. Es gelte das inhaltliche Profil zu schär- unsere Partei mit aller Kraft unterstützen. 

V. l. n. r.: Johannes Schwantner, Max Lercher, Gerald Netzl, Werner Anzenberger und Dagmar Casagrande Für unsere KZ-Überlebenden und Hinterbliebenen Die Betreuung der KZ-Überlebenden und ihrer Hinterbliebenen ist Genosse Peter Weidner begleitet die thopädische Versorgung usw.). Weiters neben unserem antifaschistischem Engagement das wichtigste Anlie- KZ-Überlebenden und Hinterbliebenen leisten wir Beratung für die Zuerken- gen des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer auch ins Sozialministeriumservice (vor- nung von Zuschüssen für Spitalsauf- des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen. Jedes Opfer wird, wenn mals Bundessozialamt und noch früher enthalte. Auch bei der Befreiung von gewünscht, von uns besucht. Ein Beitrag von Peter Weidner. Landesinvalidenamt), um dort mit ih- Gebühren für Rezepte und Rundfunk nen um einen Parkausweis nach § 29b sowie der Telefongrundgebühr konn- nsgesamt entfällt im Durchschnitt konnten wir schon oft Hilfestellung anzusuchen und begleitet sie zum ärzt- ten wir schon oft helfen, ebenso bei der lichen Sachverständigen. Diese § 29b- ein Tag pro Woche auf diese, natür- für eine Zuerkennung beziehungsweise Eintragung des Freibetrages aufgrund Parkausweis-Bestimmungen gelten auch Ilich ehrenamtliche, Betreuung. Die Erhöhung des Pflegegeldes geben. des Vorliegens eines Opferausweises Bedeutung der Besuche besteht darin, für Lenkerinnen und Lenker von Fahr- zeugen, während sie einen Menschen, oder einer Amtsbescheinigung. Von durch persönliche Gespräche der Ver- Ein besonderes Anliegen sind uns Be- der diesen Ausweis besitzt, befördern. den von uns Betreuten beziehen viele einsamung der Opfer entgegenzuwir- ratung und Hilfestellung für die Zuer- eine Ausgleichszulage. Für sie wird je- ken. Da alle Betreuten schon sehr be- kennung beziehungsweise die Erhöhung Ebenso ein Anliegen ist uns die Bera- des kaputt gegangene Haushaltsgerät, tagt sind, kümmern wir uns vor allem von Opferrenten aufgrund haftbeding- tung für Zuschüsse zu Heilbehelfen jede neue Brille oder gar ein Zahner- um ihre gesundheitliche Lage. Dabei ter Gesundheitsschäden. (Brillen, Hörgeräte, Zahnersatz, or- satz zum großen finanziellen Problem. Information zur Opferfürsorge Die Einkommensgrenzen für die Vergabe von Leistungen aus dem Ausgleichstaxfonds Opferfürsorge wurden ab 1. Jänner 2018 wie folgt erhöht: Für Aushilfen: Einzelpersonen 1.635 Euro, Ehepaare (oder Lebensgemeinschaft) 2.276 Euro, Erhöhungsbeitrag pro Kind 321 Euro. Alle Beträge, auch die folgenden, netto monatlich. Einmalige Aushilfen werden bei finanzieller Bedürftigkeit insbesondere zur Anschaffung von Wäsche und Bekleidung, zur Bestreitung der Heizkosten sowie zur Instandhaltung der Wohnung gewährt. Finanzielle Bedürftigkeit ist jedenfalls anzunehmen bei Bezieherinnen und Beziehern einer Ausgleichszulage. Außer Betracht bleiben bei den Einkommensgrenzen Opferfürsorge-Grundrenten, Pflegegelder und Unfallrenten. Für Spitals-, Kur-, Reha- beziehungsweise Erholungsaufenthalte: Einzelpersonen 1.961 Euro, Ehepaare (oder Lebensgemeinschaft) 2.520 Euro, Erhöhungsbeitrag pro Kind 321 Euro. Zur Linderung einer Notlage, die im Zusammenhang mit einem stationären Spitalsaufenthalt entstanden ist, kann bei finanzieller Bedürftigkeit eine finanzielle Aushilfe auch an Ehegatt/inn/en beziehungsweise Lebensgefährt/inn/en von Rentenbezieher/inn/en und auch an Opferausweisinhaber/inn/en gewährt werden. Der Spitalsaufenthalt muss von mindestens zehntägiger Dauer gewesen sein. Mehrere Aufenthalte innerhalb eines Jahres können zusammengezählt werden. Die Höhe der Spitalsaushilfe beträgt 300 Euro. Es kann jedoch pro Kalenderjahr jeweils nur einmal eine solche Aushilfe gewährt werden. Für Darlehen: Einzelpersonen 2.359 Euro, Ehepaare (oder Lebensgemeinschaft) 2.799 Euro, Erhöhungsbeitrag pro Kind 321 Euro. Für Aushilfen bei Heilfürsorgeleistungen: Einzelpersonen 1.906 Euro, Ehepaare (oder Lebensgemeinschaft) 2.406 Euro, Erhöhungsbeitrag pro Kind 321 Euro, alles netto monatlich. Zuschüsse für Zahnkronen 120 Euro, einohrige Hörgeräteversorgung 720 Euro, beidohrige Hörgeräteversorgung 1.080 Euro, Krankenbetten und Krankenfahr- stühle 720 Euro, Sehbehelfe und Brillen 285 Euro, orthopädische Schuhe 281 Euro, sonstige Heilbehelfe und Hilfsmittel (Jahresbetrag) 200 Euro, für Wahl- arztkosten (nach Abzug des Krankenkassenbeitrags) 200 Euro im Jahr, psychotherapeutische Behandlungen (ohne Einkommensgrenze) bis zur Höhe des dreifachen Betrages des Kostenzuschusses des Krankenversicherungsträgers. Einmal im Jahr kann beim Ausgleichstaxfonds-Opferfürsorge um eine einmalige finanzielle Aushilfe angesucht werden. Die Höhe der finanziellen Aushilfe beträgt grundsätzlich – außer in Ausnahmefällen – 900 Euro. Bei allen Fragen steht Ihnen Peter Weidner telefonisch unter 0664/533 88 29 oder per E-Mail ([email protected]) mit Rat und Tat zur Seite. Er trifft Sie auch in allen Bundesländern auf dem jeweiligen Hauptbahnhof und lädt Sie in die ÖBB-Lounge ein. Dort berät er Sie auch im Beisein Ihrer Begleitperson, füllt mit Ihnen Formulare aus und leitet diese an die zuständigen Stellen weiter.

3 ORGANISATION

Denkmal für Humboldttempel

m Humboldtplatz 7 stand bis 10. November 1938 die große Favoritner Synagoge – seit 10. November 2017 erinnert ein ADenkmal an den Tempel und seine Zerstörung durch die Nazis und ihre Helfer. Bezirksvorsteher Marcus Franz enthüllte ein gläsernes Ebenbild des Baus. Mit ihrem mächtigen Kuppelbau, einer Galerie und zwei großen Zwiebeltürmen war die 1896 errichtete Synagoge ein eindrucksvoller Blickfang.

In seiner Rede mahnte Genosse Franz, dass es nicht „der spontane Volkszorn“ war, der sich in der Pogrom-Nacht entladen hatte. In Wahrheit war es eine orchestrierte Gewaltaktion im ganzen Dritten Reich, gesteuert und angeführt von Mitgliedern der SS, der SA und der Hitlerjugend. Wenn wir Eines aus der Geschichte lernen können, dann das: Dass wir das „Wehret den Anfängen!“ ernst nehmen müssen! Er schloss damit, dass dieses Denkmal eine Erinnerung für BV Marcus Franz, Bezirksvorsitzender Hannes Harwanegg und Raimund unseren Auftrag sein soll der da heißt: „Niemals vergessen!“  Fastenbauer (IKG Wien) CREDIT: Harald Schuster Anschlussgedenken 2018

Am 12. März vor 80 Jahren ist die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Österreicherinnen und Österreicher waren nach der Annexion durch Nazi-Deutschland Opfer und auch Täterinnen und Täter. Daran erinnerten bei einer Gedenkveranstaltung in der Wiener Hofburg die Spitzen der österreichischen Politik. André Heller erin- nerte daran, „dass am Anfang nicht Auschwitz, sondern die Ausgren- zung stand“. Ein Bericht von Gerald Netzl.

Alexander Van der Bellen „Austrofaschist“ verwendete und bezeichnete die Nazi-Zeit als der unbequeme(re) Worte fand, so Adas dunkelste Kapitel in der sprach er etwa von der „katholischen Geschichte unseres Landes. Wir Diktatur von Engelbert Dollfuß“. müssen unsere Stimme rechtzeitig erheben, sollte es Versuche geben Nicht minder fesselnd war seine Demokratie und Rechtsstaatlich- Erzählung von einem von Helmut keit auszulöschen. Österreich stehe Qualtinger vermittelten Treffen zu seiner Verantwortung und wird mit Carl Zuckmayer (u. a. „Der Rede durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen CREDIT: Peter Lechner/HBF die Erinnerung wachhalten. blaue Engel“, „Der Hauptmann von Köpenick“) in den 1970er Jah- Für Sebastian Kurz waren die anti- ren. Letzterer hatte nach 1933 in Gekreische erfüllt, aus Männer- – und alle anderen Stimmen wa- semitischen Exzesse des März 1938 Österreich eine Zuflucht vor den und Weiberkehlen, das tage- und ren zum Schweigen verurteilt. […] der Beginn der Shoa. Er hatte in Nazis gefunden, bis er mit dem nächtelang weiterschrillte. Und alle Hier war nichts losgelassen als die der Schule das Glück mit Zeitzeu- „“ erneut vor ihnen flüch- Menschen verloren ihr Gesicht, gli- dumpfe Masse, die blinde Zerstö- gen sprechen zu können, seine Ge- ten musste. Er beschreibt in seiner chen verzerrten Fratzen; die einen in rungswut, und ihr Hass richtete sich neration hat die Pflicht zuzuhören. Autobiografie „Als wär’s ein Stück Angst, die anderen in Lüge, die an- gegen alles durch Natur oder Geist Kurz postulierte, dass jeder Mensch von mir“ Wien am 12. März 1938: deren in wildem, hasserfülltem Tri- Veredelte. Es war ein Hexensabbat nicht nur Verantwortung dafür „An diesem Abend brach die Hölle umph. [...] Was hier entfesselt wur- des Pöbels und ein Begräbnis aller trage, was er/sie tut, sondern auch los. Die Unterwelt hatte ihre Pfor- de, hatte mit der ‚Machtergreifung‘ menschlichen Würde.“ dafür, was er/sie nicht tut. ten aufgetan und ihre niedrigsten, in Deutschland, die nach außen hin scheußlichsten, unreinsten Geister scheinbar legal vor sich ging und Für die Mitglieder unseres Bun- André Heller begann so wie man losgelassen. Die Stadt verwandel- von einem Teil der Bevölkerung mit des, die unter den ca. 200 Gäs- es von ihm erwarten konnte: Sehr te sich in ein Alptraumgemälde Befremden, mit Skepsis oder mit ei- ten waren, bleibt der Gedenkakt bildhaft und glaubwürdig gab er die des Hieronymus Bosch: Lemuren nem ahnungslosen, nationalen Idea- aus einem sehr traurigen Grund Verhaftung seines Vaters gleich nach und Halbdämonen schienen aus lismus aufgenommen wurde, nichts wohl unvergesslich: Unmittelbar dem Anschluss wieder wie sie ihm, Schmutzeiern gekrochen und aus mehr zu tun. Was hier entfesselt vor Beginn erhielten sie Kenntnis Jahrgang 1947, von seiner Mutter versumpften Erdlöchern gestiegen. wurde, war der Aufstand des Neids, vom plötzlichen Ableben unse- geschildert worden war. Heller war Die Luft war von einem unabläs- der Missgunst, der Verbitterung, res Bundesvorsitzenden Johannes der einzige Redner, der das Wort sig gellenden, wüsten, hysterischen der blinden böswilligen Rachsucht Schwantner am Vortag. 

4 ORGANISATION

Überreichung des Maly Trostinec-Totenbuches

ürgermeister Michael Häupl erhielt am 10. Jänner von Herausgeberin und 1942 zur Vernichtungsstätte Maly Trostinec nahe Minsk in Weißruss- Waltraud Barton ein persönliches Exemplar von „Maly Trostinec – land transportiert und dort ermordet wurden, aufgelistet. Das Buch enthält BDas Totenbuch“. In diesem umfangreichen Werk hat Waltraud Barton auch historische Erläuterungen und persönliche Nachrufe. Waltraud Barton, in akribischer Kleinarbeit die Namen und letzten Wohnadressen von rund Trägerin der Rosa Jochmann-Plakette, wollte mit diesem Buch „den Toten 10.000 deportierten Wiener Jüdinnen und Juden, die in den Jahren 1941 ihre Namen geben“. An keinem anderen Ort als Maly Trostinec waren mehr Österreicherinnen und Österreicher als Opfer der Shoa ermordet worden. Waltraud Barton gründete 2010 den Verein „IM-MER Initiative Malvine – Maly Trostinec erinnern“, der sich unter anderem die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte in Maly Trostinec zum Ziel gesetzt hat, die die Namen aller österreichischen dort Ermordeten trägt. Der österreichische Nationalrat hat im Oktober 2016 dies einstimmig in einem Initiativantrag beschlossen, der sich diesbezüglich an die Bundesregierung richtet. Die neue Bundesregierung will rasch eine Gedenkstätte schaffen, doch ist zu befürchten, dass das zu eilig ohne Einbindung von IM-MER in die Ver- handlungen vor Ort geschieht. Und dass dann die Toten von Maly Trosti- nec auch 76 Jahre nach ihrer Ermordung namenlos bleiben. Waltraud Barton erläuterte, dass sie zwei Jahre lang täglich daran gearbeitet habe. Bürgermeister Michael Häupl war von dem Buch äußerst beeindruckt und Häupl betonte, dass er sich für die Errichtung der Gedenkstätte einsetzen wer- würdigte die enorme Recherchearbeit, die dahinter steckt CREDIT: wien.gv.at de, die die Namen aller Österreicher und Österreicherinnen trägt.  Holocaust-Gedenkmatinée in Klagenfurt

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz konnte im bis auf den letzten Platz besetzten Künstlerhaus wieder zahlreiche Ehrengäste aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen zur Gedenkmatinée begrüßen.

edenkarbeit und Erinnerungs- innern. Bei der diesjährigen Gedenk- kultur seien „heute bedeuten- matinée sprach Eva Umlauf und las Gder denn je, wir müssen uns Passagen aus ihrem Buch „Die Num- immer wieder die Vergangenheit mit mer auf deinem Unterarm ist blau all ihren Schrecken bewusst machen wie deine Augen“. und uns gegen jede Verharmlosung stellen“, sagte die Bürgermeisterin. Die Kinderärztin und Psychothera- Das würden auch deutlich die uner- peutin wurde in einem Arbeitslager träglichen Ereignisse der letzten Tage des NS- Regimes in der Slowakei ge- Von rechts: Prof. Vinzenz Jobst (Moderation und Träger der Goldenen rund um die Burschenschaft Germa- boren und kam als Zweijährige mit Medaille der Stadt), Stadtrat Markus Geiger, Bürgermeisterin Dr.in nia beweisen. ihrer Mutter in das Vernichtungsla- Maria-Luise Mathiaschitz, Dr.in Eva Umlauf mit dem Goldenen Buch ger Auschwitz. Ihr wurde noch die der Stadt, Vzbgm. Christian Scheider, Univ.-Prof. Dr. Peter Gstettner, Mathiaschitz verwies darauf, dass es KZ-Nummer eintätowiert, der Er- Stadträtin Ruth Feistritzer und Stadtrat Frank Frey CREDIT: StadtPresse/Fritz der Stadt nicht um inhaltsleere Ge- mordung durch Gas entgingen beide denkveranstaltungen gehe, sondern durch viel Glück. Einen Tag vor ihrer sein. So ist Identitätsstiftung und die der salonfähig machen“, so Gstettner. darum, Erinnerungen und Erlebnis- Ankunft in Auschwitz-Birkenau stell- Formung eines kollektiven Erinnerns In ihren Schlussworten dankte Bür- se von Zeitzeugen an die nächsten ten die Nazis die Vergasungen ein, möglich“, mahnte Umlauf. germeisterin Mathiaschitz allen Generationen weiterzugeben. Bei weil die unvorstellbaren Verbrechen RednerInnen und Anwesenden für jeder Gedenkveranstaltung seien es möglichst noch vertuscht werden Der Vorsitzende des Klagenfurter ihre Unterstützung der Erinnerungs- besondere Redner und Rednerinnen sollten. Der Vater von Eva Umlauf Gedenk- und Erinnerungsbeirates kultur der Stadt Klagenfurt und Jan gewesen, die berührend ihr Schicksal wurde zwei Monate vor Kriegsende Peter Gstettner ging ebenfalls darauf Kubis (Slowakei) und Matejka Luz- schilderten. Außerdem wurde der jü- in der Außenstelle Melk des Konzen- ein, dass Erinnern nicht nur eine Sa- nik (Rumänien) für die musikalische dische Friedhof saniert, an der Stelle trationslagers Mauthausen ermordet. che der Vergangenheit ist, sondern Umrahmung. des jüdischen Bethauses gibt es ein Wie man mit so einer Familienge- Mahnung für die Zukunft sein muss. würdiges Mahnmal mit Stelen und schichte umgeht, hat Eva Umlauf Die Frage „Wie ist Auschwitz über- Mit dem Zitat des ehemaligen Texten, mit der Partnerstadt Dach- mit berührenden Worten bei der haupt möglich geworden“ müsse uns UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon au auch eine Gedenkpartnerschaft heutigen Gedenkmatinée der Stadt jetzt und künftig beschäftigen, um – „Lassen Sie uns an die gemeinsam und 2018 werden zum dritten Mal geschildert. „Die gemeinsame Zu- rechtzeitig gefährliche Tendenzen in Verpflichtung erinnern, nie wieder in Klagenfurt sogenannte Stolper- kunft muss man sich erarbeiten, dazu unserer Gesellschaft bekämpfen zu eine solche schreckliche Passage in steine verlegt, die an die in Konzen- gehört die heilende Kraft eines offe- können. „Wir haben den Auftrag unserer Geschichte zuzulassen. Nie- trationslagern ermordeten jüdischen nen Umgangs mit der Vergangenheit, Stellung gegen die zu beziehen, die mals!“ – schloss die Stadtchefin die Mitbürger und Mitbürgerinnen er- mag sie auch noch so schrecklich Rassismus und Antisemitismus wie- heurige Gedenkmatinée. 

5 ORGANISATION

Neue Gedenkstätten in Mattersburg, Kobersdorf und Jabing

Drei Gedenkstätten wurden 2017 im Burgenland feierlich übergeben – staltung der Gedenkstätte war mir Weitere RednerInnen waren neben jene an die jüdischen Gemeinden in Mattersburg und Kobersdorf und wichtig, Bezug auf Gegenwart, Ver- Landeshauptmann Hans Niessl Frau jene an die Roma-Bevölkerung von Jabing. Ein Beitrag von Susanne gangenheit und Zukunft zu nehmen, Talya Lador-Fresher, Botschafterin Steiger-Moser und Gabi Tremmel-Yakali. was ich in Form von drei Stelen zum des Staates Israel, Bgm.in Ingrid Sala- Ausdruck bringe. Gegenwart: Erinne- mon und Dr. Gert Tschögl, Historiker n allen drei Gemeinden war Am Sonntag, dem 5. November rung aufrechterhalten Vergangenheit: der burgenländischen Forschungsge- über lange Jahre die Erinnerung 2017, eröffnete Bundespräsident Geschichte der Jüdischen Gemeinde sellschaft, sein. Als musikalische Un- Ian die ermordeten und vertrie- Alexander Van der Bellen eine neue Zukunft: das Böse kann triumphie- termalung spielten Aliosha Biz, Geige, benen MitbürgerInnen verdrängt Gedenkstätte auf dem Grundstück ren, wenn die Mehrheit schweigt Ein und Sasha Danilov, Klarinette. Der bzw. umstritten. Im Handout zur der ehemaligen Synagoge im Zent- symbolisierter Torbogen, der eng und Oberkantor des Wiener Stadttempels Gedenkstätte von Jabing wird dar- rum von Mattersburg. niedrig ist, soll beim Durchschreiten Shmuel Barzilai sang das Totengebet das Gefühl von Beklemmung, des Ver- „El Maleh Rachamim“. lassens des Heims und die beginnende Shoah vermitteln. Das ausgewählte Einer der jüdischen Bewohner Mat- Material, gerosteter Stahl, deutet das tersburgs war der Gemeindearzt Vergängliche an. Integraler Bestandteil Dr. Richard Berczeller ( geboren sind vier Sitzbänke, die zum Innehal- 1902 in Ödenburg, gestorben 1994 ten und Verweilen einladen.“ in New York). Sein Vater Adolf Berczeller hatte im Königreich Un- Sämtliche Arbeiten, wie Entwurf, garn am Aufbau der Sozialdemo- Konzeption, Beschaffung von För- kratischen Partei mitgewirkt und dermitteln, Projektleitung und PR beteiligte sich später am Aufbau des wurden ehrenamtlich durchgeführt. jungen Bundeslandes Burgenland. Finanziert wird die Errichtung der Er organisierte das Krankenkassen- Gedenkstätte von der Stadtgemein- wesen und war Vizepräsident der de Mattersburg, mit mehr als der Arbeiterkammer Burgenland. Sein Hälfte der Baukosten, Land Bur- Sohn Richard studierte Medizin genland, Nationalfonds und Zu- in Wien und legte in seiner Praxis kunftsfonds. Wert auf Vorsorge- und psychoso- KR Michael Feyer und BP Alexander Van der Bellen bei der matische Medizin. Berczeller wurde Steinniederlegung am neuen Denkmal Itzchak Ehrenfeld, Oberrabbiner während seines Studiums geprägt der orthodoxen Gemeinde Kyriat durch seinen Lehrer Julius Tandler. auf hingeweisen, dass es sich bei den Die Gedenkstätte befindet sich auf Mattersdorf bei Jerusalem und En- Nach dem Februaraufstand 1934 vorherrschenden Gedenkorten in einem zentralen Platz in Matters- kel des letzten Oberrabbiners von schloss sich Berczeller der (verbo- den burgenländischen Gemeinden burg vor dem Hochhaus, das in den Mattersburg, reiste aus Israel an tenen) Bewegung „Revolutionäre großteils immer noch um die Krie- 1960er Jahren errichtet worden ist. und sprach zu den Festgästen Sozialisten Österreichs“ an. gerdenkmäler handelt, bei denen Damals herrschte noch „Vergessen vorwiegend der gefallenen Soldaten und Verdrängen“ vor. Lange Jahre gedacht wird. Es gibt Ansätze in hatte nur eine kleine Tafel hinter dem manchen Gemeinden, die zum Teil Hochhaus daran erinnert, was frü- die Kriegerdenkmäler um Tafeln er- her hier gewesen war. In den letzten gänzt haben, die jüdische Opfer und Jahren formierte sich aber in Matters- manchmal auch Euthanasie-Opfer burg eine Gruppe von engagierten erwähnen – diese Kombination wird Menschen, die für die Erinnerung an in der Gedenkkultur aber heftig dis- die jüdische Gemeinde in Matters- kutiert. Wenn auch festgestellt wer- burg eintrat. Besonders die Historike- den muss, dass neue Gedenkstätten rin Gertraud Tometich forschte und vorwiegend von privater Seite ini- publizierte darüber. Nach ihrem Tod tiiert werden, so ist insgesamt aber im Jahr 2016 übernahm KR Michael das Positive hervor zu heben – es Feyer aus Wien den Verein „Wir erin- bewegt sich trotz allem doch etwas nern- Begegnung mit dem jüdischen im Burgenland! Vielleicht kommt Mattersburg“, gemeinsam mit den es in naher Zukunft dazu, dass zu engagierten Mattersburgern Anna Allerheiligen das offizielle Geden- Benedek, Johann Gallis, Sonja Sieber, ken an die Toten nicht nur an den Hans Koller und Rafaela Strauss. Bürgermeister Klaus Schütz, Landesrat Norbert Darabos, Kriegerdenkmälern und Friedhöfen Generalsekretär Raimund Fastenbauer, Obmann des Gedenk-Vereins stattfindet, sondern auch an diesen Der Entwurf des neuen Denkmals Kobersdorf Erwin Hausensteiner, Vizebürgermeisterin Martina Pauer, Gedenkstätten. stammt von KR Feyer: „Bei der Ge- Bezirkshauptmann Klaus Trummer und Johann Binder

6 ORGANISATION

Schon seit dem Jahre 2013 war über den Verein durch Spenden von Koch, vertreten durch Pfarrer Mag. Hierfür wurde eine Darstellung in der ehemalige Bürgermeister von Privatpersonen und Förderungen Otto Mesmer. Form eines symbolischen Bahn- Kobersdorf Erwin Hausensteiner der öffentlichen Hand finanziert. gleises gewählt. Auf tausenden Ki- bestrebt, ein Mahnmal in Kobers- Ein Teil der Errichtungskosten ist Diese Gedenktafel am Kirchenrie- lometern Schiene rollten aus ganz dorf zu errichten und wandte sich jedoch ungedeckt, weshalb der Ver- gel in Jabing im Südburgenland Europa Menschen ihrem Schicksal mit seinem Anliegen an den Ge- ein nach wie vor auf Spenden ange- folgt einem doppelten Anliegen: in den Konzentrationslagern ent- meinderat. Es wurde damals eine wiesen ist. Trotz allem sind bereits zum einen soll das Leben und der gegen. Weit entfernte Orte wie Arbeitsgruppe eingerichtet, die nächste Schritte geplant. So will Tod der fehlenden JabingerInnen Auschwitz, Ravensbrück oder Bu- sich für die Errichtung des Mahn- sich Erwin Hausensteiner in Zu- dokumentiert werden. Die na- chenwald wurden auch von Jabing mals aussprach. Mangels weiterer kunft auch für die Renovierung der mentliche Nennung jener, die kei- aus erreicht. Rund um die Schie- Initiativen im Gemeinderat wurde Synagoge in Kobersdorf einsetzen. nen Grabstein haben, will ein erster ne sollen Uhudlerstöcke gepflanzt 2014 der Verein „Gedenken an die Schritt sein, um dem Unrecht zu werden – wie auch einst an jenem im Jahr 1938 vertriebenen jüdi- Am Samstag, dem 17. November begegnen. Zum anderen geht es Hang am südlichen Ortsrand, wo schen Einwohner von Kobersdorf - 2017 wurde eine Gedenktafel in dabei auch darum, dass sich die die ermordeten JabingerInnen leb- Mahnmal“ gegründet. Der Verein – Jabing enthüllt - von Diözesanbi- Bevölkerung bewusst wird: auch ten. insbesondere der Vorstand vertreten schof Dr.Ägidius Zsifkovits, Pfarrer in Jabing hat es eine Romasiedlung durch Erwin Hausensteiner, Johann Sebastian Edakarottu, Roma-Pas- gegeben, auch hier fand der Holo- Im Rahmen der Recherchen von Binder, Gabi Tremmel-Yakali und toralassistentin Manuela Horvath caust statt. Das soll in das Ortsge- Jakob Frühmann und Gerhard Claudia Grössing – machte sich in und Superintendent Mag. Manfred dächtnis Eingang finden. Baumgartner wurde der den letzten drei Jahren Versuch unternommen, für die Errichtung der die Jabinger Romnija Gedenkstätte stark. und Roma namentlich zu erfassen. Es ergab sich Der Entwurf für die Ge- dadurch eine umfassende denkstätte stammt von Liste, die auf der Gedenk- Professor Ernst Fuchs, tafel abgedruckt ist. Zu- dessen familiäre Wur- sammengefasst ist von 77 zeln nach Kobersdorf in Jabing geborenen oder reichen. Das Mahnmal hier wohnhaften Perso- besteht aus einer mäch- nen auszugehen, die in tigen, schwarzen Granit- Konzentrationslagern er- tafel. Sie steht aufrecht mordet wurden. Von wei- mit geraden Kanten und teren 45 ist das Schicksal glänzender Oberfläche. ungewiss, wobei für 11 In den Granit wurden von diesen belegt ist, dass die Namen jener 219 sie in ein Konzentrations- jüdischen Kobersdorfe- rinnen und Kobersdorfer lager gebracht wurden. 5 eingraviert, die bis 1938 Personen haben definitiv in der Gemeinde lebten, überlebt – sie konnten in ehe sie vertrieben oder Jabing jedoch nie wieder ermordet wurden. Die Fuß fassen. Auch diese offizielle Eröffnung der sind auf der Tafel na- Gedenkstätte, die sich in mentlich genannt. unmittelbarer Nähe zur Kobersdorfer Synagoge Im Anschluss an die Feier befindet, fand im Rah- fanden in der Volksschu- men des europäischen le Vorträge von Mag. Tages der jüdischen Jakob Frühmann „ Zur Kultur am 3. September Erinnerung an die Jabin- statt. Unter den Ehren- ger Romnija und Roma“ gästen waren Landesrat und DÖW- Leiter Dr. Mag. Norbert Darabos, Gerhard Baumgartner DDr. Manuel Fuchs so- über „Das „Verschwin- wie der Generalsekretär den“ der burgenländi- des Bundesverbandes der schen Roma-Siedlungen“ Israelitischen Kultusge- statt. Danach wurde ein meinden und für jüdi- Film-Ausschnitt aus Pe- sche Angelegenheiten der ter Wagners Film “Stefan Israelitischen Kultusge- Horvath – Zigeuner aus meinde Wien Mag. Rai- Oberwart“ gezeigt und mund Fastenbauer. In Jabing im Bezirk Oberwart gibt es nun eine Gedenktafel zur Erinnerung an jene Roma, und Stefan Horvath las die bis 1938 in dem Ort gelebt haben und während des Nazi-Regimes deportiert und in aus seinem literarischen Das Mahnmal wurde Konzentrationslagern ermordet wurden Werk. 

7 FEBRUAR 1934

Februargedenken in der Steiermark „Das ist doch über 80 Jahre her. Lasst endlich die Gemeinderat Johannes Gsaxner und Bürgermeister Vergangenheit ruhen, hört man gerade seit der An- Peter Koch über die historischen Hintergründe der gelobung der neuen Regierung wieder vermehrt“, austrofaschistischen Diktatur und appellierten eben- sprach Gernot Leskovar, GVV-Steiermark-Bürolei- falls an die Regierung, sich klar zum antifaschisti- ter, bei der Gedenkfeier für die Opfer des Februa- schen Grundkonsens dieser Republik zu bekennen. raufstandes in Kapfenberg. „Jene Ewiggestrigen, die sich, wenn es um ihre schwarz-rot-goldenen Farben Bei den Gedenkveranstaltungen in /Eggen- und ihre Deutschtümmelei geht, gerne auf das Re- berg, die von der Sozialistischen Jugend, den volutionsjahr von 1848 berufen, werfen uns vor, in Kinderfreunden und unserem Bund getragen der Vergangenheit zu wühlen. Wir wühlen nicht in waren, hielt der Landesvorsitzende Werner An- diesen dunkelsten Kapiteln unserer Vergangenheit. zenberger ein Grundsatzreferat über die Entwick- Wir gedenken der Opfer, die für Demokratie und lung der demokratisch-rechtsstaatlichen Ersten Gedenkfeier in Leoben, v.l. : GR Johannes Freiheit ihr Leben ließen, und wir mahnen, damit Republik hin zu den diktatorischen Anmaßun- Gsaxner, NR-Abg Birgit Sandler, ehem. LT- sich die Ereignisse nie wieder wiederholen mögen.“ gen des Dollfuß-Regimes. Ansprachen, unter Abg. Erich Prattes, Vize-Bgm. Max Jäger, Bgm anderen des SPÖ-Vorsitzenden von Graz, Mi- Mario Abl, LT-Abg. Helga Ahrer, LV Werner In Leoben und Bruck/Mur sprachen die Landtags- chael Ehmann, und des Landesvorsitzenden der So- Anzenberger abgeordneten Helga Ahrer und Stefan Hofer sowie zialistischen Jugend, Peter Drechsler, folgten.  Plädoyer für Demokratie und Menschenrechte m erlesenen Kreise unserer Genos- lersdorf, starb er nach Entlassung ßes Dankeschön an alle lieben Pippersteiner fürs Fotografieren sinen und Genossen hielten wir, als gebrochener Mann 1935. Im Genossinnen und Genossen, die und last but not least an Matthias Idie Sozialdemokratischen Freiheits- Max Opravil-Hof zündeten wir zu teilgenommen haben, an die SJ- Postl für die organisatorische Un- kämpferInnen in Meidling, am Meid- Ehren des Namenträgers eine Ker- Meidling mit Sahra Pliem, Michi terstützung.  linger Friedhof, zum 84. Jahrestag ze an und legten rote Nelken unter unser traditionelles Gedenken an die seine Gedenktafel. Max Opravil Opfer der Februarkämpfe von1934 ab. war der Schutzbundkommandant in Meidling 1934 und organisierte Unsere Parteivorsitzende im Bezirk die Flüchtlingshilfe im Auftrag von LAbg. GR Gabriele Mörk stimmte Otto Bauer von der ČSR aus. uns mit ihrer Rede auf das Gedenk- jahr 2018 ein. Wir zogen weiter an Zum Abschluss fanden wir uns im das Grab von Otto und Leopoldine Schutzhaus Doering ein, wo Gen. Glöckel und gedachten seiner zahl- Dr. Josef Fiala einen hochwertigen reichen Schulreformen und Ideen. Vortrag über die Februarkämpfe in Meidling 1934 und die Rolle der Ju- Auch er war ein Opfer des Austro- gend abhielt. faschismus. Nach mehrmonatiger Gabriele Mörk hielt ein eindrucksvolles Plädoyer für Demokratie und Haftstrafe im Anhaltelager Wöl- Von unserer Seite gilt ein gro- Menschenrechte, gegen Faschismus und Sozialabbau. CREDIT: Michi Pippersteiner SPÖ Kärnten im Gedenken an die Opfer des 12. Februar 1934 it Kranzniederlegungen am aufzutreten - da kann und darf es Mahnmal der Opfer für ein keine Missverständnisse, vergesse- Mfreies Österreich auf dem ne Liederbücher oder kalkulierende Klagenfurter Friedhof Annabichl Wort-Verwendungen geben. Die gedachte die SPÖ Kärnten der Er- Grenze dafür beginnt schon weit eignisse vom 12. Februar 1934, dem vor dem Strafrecht“, machte Landes- Beginn der Februarkämpfe, als das hauptmann Peter Kaiser die Aktuali- Dollfuss-Regime mit Waffengewalt tät des Gedenkens für gegenwärtiges gegen den Republikanischen Schutz- Handeln deutlich. bund und die Sozialdemokratie vor- ging und der Demokratie in Öster- An der Gedenkveranstaltung nah- reich ein Ende setzte. men neben SPÖ-Landesparteivor- sitzenden Landeshauptmann Peter „Die Erinnerungen an den 12. Fe- Kaiser, die Witwe Hans Pawliks, Vinzenz Jobst und Peter Kaiser bei der Kranzniederlegung auf dem bruar 1934 mahnen uns, tagtäglich Annie Pawlik, Heinz Pichler und Klagenfurter Friedhof Annabichl für Demokratie, Freiheit und Men- Vinzenz Jobst von den Sozialdemo- schenrechte einzustehen und gegen kratischen FreiheitskämpferInnen, ner-Instituts Kärnten, Harry Koller, SJG und weitere zahlreiche Vertre- jedwede Form von Faschismus und SPÖ-Klubobmann-Stv. LAbg. And- PVÖ-Klagenfurt-Obmann Gerhard terInnnen der Kärntner Sozialdemo- Nationalsozialismus entschieden reas Scherwitzl, der Leiter des Ren- Leitner, sowie eine Abordnung der kratie teil. 

8 FEBRUAR 1934

Wr. Gedenkveranstaltung zum 12. Februar 1934

Die Wiener Bildungsakademie und das Karl-Renner-Institut luden gemein- sam mit der Wiener SPÖ-Bildung, dem Bund Sozialdemokratischer Frei- heitskämpferInnen und der SJ Wien zum Gedenken an die Opfer der Feb- ruarkämpfe 1934. Die diesjährige Kundgebung fand am 12. Februar 2018 im Hernalser Park der Freiheit statt. Ein Bericht von Claus Michl-Atzmüller.

ach den Begrüßungsworten durch GR und foren, in der Straßenbahn sowie den Vorsitzenden der Wiener-SPÖ Bil- in der Familie und im Freundes- Ndung, Ernst Woller, erläuterte Gerald Netzl, kreis. Die Sozialdemokratinnen Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer und Sozialdemokraten sollen auf- FreiheitskämpferInnen Wien, die Gründe, die stehen, wo immer Unrecht pas- Feier in Hernals durchzuführen: Zur Erinnerung siert und zu Recht gemacht wird. an Alexander Eifler, um die Peripherie der Stadt, wo die Kämpfe tobten, aufzusuchen und um Als weiterer Redner trat Josef Cap, Genossen Peter Ulrich Lehner, Vorsitzender der Vorsitzender der SPÖ Hernals, auf Hernalser Bezirksgruppe, zu würdigen. Inhaltlich die Bühne. Es gelte, eine sozialde- sprach Netzl zum Aufstand der Matrosen von Cat- mokratische Hegemonie aufzubau- Die Veranstaltung zählte – trotz widrigen Wetters – rund 300 taro (dazu mehr in dieser Ausgabe auf Seite 16). en. Dafür müsse die Sozialdemo- Besucherinnen und Besucher und war damit hervorragend kratie neue Strategien entwickeln. besucht CREDIT: Robert Plenk Fiona Herzog, Vorsitzende der SJ Wien, erinnerte Historisch hätte das sozialdemokra- an die Großkundgebungen im Jänner 2018, als tische Modell längst gesiegt, doch müsste es immer zu wehren. Die FebruarkämpferInnen waren die zehntausende Menschen gegen die neue Türkis- wieder gegen rechte Angriffe verteidigt werden. ersten, die sich aktiv dem Faschismus entgegen- Blaue Regierung sowie Burschenschafter demons- gestellt haben. Auch heute wäre die Demokratie trierten. Doch sparte sie auch nicht mit Kritik Hauptredner der Veranstaltung war der neue Wie- nicht selbstverständlich, nicht einmal in allen an der europäischen und weltweiten Situation ner SPÖ-Vorsitzende Michael Ludwig. Ludwig europäischen Staaten. Tagtäglich hat die Sozial- der Sozialdemokratie. Für die „Zerbröckelung“ schlug eine Brücke zur Gegenwart. Es sei heute demokratie die Menschen für den Frieden und der Sozialdemokratie trage sie sehr viel Eigenver- dringend notwendig, gegen Rechtspopulismus für ein gutes Zusammenleben zu überzeugen. schulden. Die Sozialdemokratie hätte sich man- und Rechtsextremismus aufzutreten. Ein star- cherorts mit Neoliberalen und Neofaschisten kes Bekenntnis zu sozialdemokratischen Wer- Für den musikalischen Rahmen sorgte die verbündet. Widerstand begänne im Kleinen, im ten sei vonnöten. Denn es gäbe wieder politisch Gruppe „Morgenrot“, die eine Reihe von Lie- Büro, an den Schulen, Universitäten, in Internet- motivierte Gewalt und es gälte den Anfängen dern der Arbeiterbewegung spielte. 

Das austrofaschistische Österreich 1933-1938 Wirtschaftliche und soziale Probleme führten in Österreich zu Beginn der 1930er zu einer massiven Verschärfung der innenpolitischen Gegensätze. In weiterer Folge kam es zu tiefreichenden Veränderungen. An Stelle der demokratischen Republik etablierte der christlichsoziale Bundeskanzler Dollfuß eine eigene Variante des Faschismus: den Austrofaschismus.

ach zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und Nutzenbringer füreinander. Die katholische Kirche dazu legt Emmerich Talós unter Mitarbeit von unterstützte nicht nur den Staatsstreich, sondern half ak- NFlorian Wenninger eine kompakte Darstellung für tiv dem rechten Flügel der Christlichsozialen Partei, sich einen breiteren Leserkreis vor: die Gesamtentwicklung seiner innerparteilichen Gegner zu entledigen. bis zum Anschluss 1938, Akteure und Trägergruppen, interessengeleitete inhaltliche Um- und Neugestaltung Dem besseren historischen Verständnis hätte es gutgetan, wichtiger Politikbereiche bis hin zur Verankerung in der auch auf die linke Seite zu schauen. So wird bei den ersten Bevölkerung und zu den bedeutsamen Beziehungen zum drei Erwähnungen der Amnestien politischer Häftlinge italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialis- in den Jahren 1936 und 1938 nicht erwähnt, dass neben mus. Schließlich war der italienische Faschismus vielfach Nazis auch Sozialdemokraten und Kommunisten betrof- Vorbild für die österreichische Entwicklung. fen waren. Weiters ist zu lesen, dass bereits 1933, verstärkt

aber nach den Februarkämpfen 1934, sich Sozialdemokra- CREDIT: LIT Verlag Anders als die NSDAP in Deutschland unternahm der ten von der Partei abwandten und zur KPÖ gingen bzw. Austrofaschismus in Österreich nie den Versuch, sich ins Privatleben zurückzogen. Warum verschweigt man, Emmerich Talós unter Mitarbeit durch (unfreie!) Wahlen oder Volksabstimmungen (abge- dass nicht wenige unserer Genossen zu den Nazis gingen? von Florian Wenninger: sehen vom März 1938) Legitimität zu verschaffen. Die Das austrofaschistische im Mai 1933 gegründete Vaterländische Front verfügte Sehr informativ sind die breite Darstellung der unsozi- Österreich 1933-1938. als spätere politische Monopolorganisation nie über ein alen arbeitnehmer- und frauenfeindlichen Politik des LIT Verlag, Wien, 2017, eigenständiges Programm. Katholische Kirche und Aus- Regimes, was unschön an die Gegenwart erinnert, und ISBN 978-3-643-50814-0, trofaschismus waren zugleich Nutznießer voneinander die Zeittafel am Ende des Buches.  200 Seiten, € 19,80

9 FEBRUAR 1934

Die Sozialistische Arbeiterhilfe

Der folgende Text von Jacques Hannak erschien am 4. Juni 1946 in werden, den Verteilungsapparat auf- „Gesellschaft der Freunde“ für die der Arbeiter-Zeitung. Gerald Netzl hat ihn wiederentdeckt, wir wollen bauen? Es war ja keine Kleinigkeit, Christenpflicht zu gewinnen, den dieses eindrucksvolle Zeugnis proletarischer Solidarität unseren Lese- etliche tausend Menschen zu unter- Opfern des Faschismus zu helfen. rInnen in Erinnerung rufen. stützen, und noch dazu Menschen, Und der Name der damaligen Lei- auf die die faschistischen Behör- terin der Wiener Quäkergemeinde, er Parteivorstand hat soeben der Februarkatastrophe, kam Walter den ein scharfes Auge hatten. Ein Emma Cadbury (1875-1965, Anm. einen Aufruf zu Spenden für Schevenels, der Generalsekretär des ausgezeichneter Gedanke kam uns Netzl), wird für immer einen Ehren- Ddie SAH, die Sozialistische Internationalen Gewerkschaftsbun- zu Hilfe: Man musste das, was im platz einnehmen. Trotz dem Stirn- Arbeiterhilfe, veröffentlicht. Nun, des, in Wien an. Nur ein paar Ge- Augenblick als „illegal“ galt, einfach runzeln und Grollen der Regierung, die SAH ist noch nicht an die sech- nossen trafen ihn unter den größten legalisieren. trotz aller Versuche, mit jesuitischen zig Jahre alt wie die Partei Victor Vorsichtsmaßnahmen. Er brachte Kniffen eine scheinheilige Hilfsak- Adlers, sie ist noch ein junges Kind nicht nur einen ungeheuren mora- Das heißt, man musste für die Ver- tion der Frau Dollfuß vorzuschie- von zwölf Jahren. Aber was für zwölf lischen Trost mit, die große Ermu- teilung der Unterstützungsbeiträge ben, wurde also hier die erste legale Jahre sind das gewesen! Sie zählen tigung, dass die Internationale uns eine Organisation finden, an die Hilfsorganisation für die Opfer des

Seit 1974 erinnert in Wöllersdorf ein Mahnmal an das austro-faschistische Anhaltelager

doppelt und dreifach. Denn die nicht vergessen habe, sondern er selbst die austrofaschistische Re- Faschismus aufgebaut. Der Interna- SAH hat just in jener Zeit gelebt, in brachte noch etwas anderes, nicht gierung nicht leicht heran konnte. tionale Gewerkschaftsbund sandte der die Partei tot war oder wenigs- unwichtiges, mit: 50.000 Schilling Wir fanden diese Organisation. Es in regelmäßigen Wochenabschnit- tens scheintot, die SAH ist ein Ruh- (2018 180.000 Euro), einen ersten waren die Quäker, die „Gesellschaft ten seine Geldbeträge, Spenden, mesblatt unserer Illegalität. Beitrag zur Milderung der Not, zur der Freunde“ in der Singerstraße die die Arbeiter der ganzen Welt Unterstützung der Familien der Ge- 16, deren warme Menschlichkeit für ihre österreichischen Brüder ge- Als in den blutigen Tagen des Febru- fallenen, der Verwundeten, der tau- Österreich schon wiederholt ge- leistet hat. Sie flossen in die Kassen ar 1934 Partei und Gewerkschaften senden Eingekerkerten – der Opfer holfen hat, insbesondere nach dem der „Gesellschaft der Freunde“ ein, zerschlagen, ihrer Führer beraubt, des Februar. Viel, viel mehr würde Ende des Ersten Weltkrieges. Die und ein ganzes Bataillon „ehemals“ um ihr Vermögen bestohlen, die Par- folgen, versprach er uns – und er Quäker, das waren Menschen, die sozialistischer Männer und Frauen, teiheime und Druckereien besetzt, hielt sein Versprechen. Aber wie das ihr Christentum wirklich praktisch Burschen und Mädel, unter Leitung die Wohnungen aller nur irgendwie Geld seiner Bestimmung zuführen? übten, immer an der Seite derer, von Josef Afritsch und Fritz Jahnel, bekannten Sozialisten überwacht Wie sollte man, ohne sofort von die in Not waren und litten. Es übernahm den Verwaltungsdienst, waren – da, kaum eine Woche nach Polizei und Heimwehr erwischt zu brauchte nicht vieler Worte, um die die Anlegung der Listen und die

10 FEBRUAR 1934

Zustellung der Unterstützungen an der politische Widerstand gegen die neue illegale Organisation auf – Stütze der illegalen Bewegung. Die die Opfer. Es war kein ungefährli- das Dollfuß-Regime immer weitere es war die SAH. Da hatte man nicht Leiterin war die heutige Nationalrä- cher Dienst. Denn obwohl Regie- Kreise der Arbeiterschaft erfasst. mehr die Deckung einer ausländi- tin Wilhelmine Moik – bis sie ver- rung und Polizei unter dem Druck schen religiösen Gesellschaft, da galt haftet wurde. Mit ihr haben andere, der Weltmeinung und der Autorität Die „Revolutionären Sozialisten“ es, ganz auf eigene Gefahr zu han- wie Fini Muhr und Frieda Nödl, der so hoch angesehenen Quäker waren eine illegale Partei gewor- deln, da galt es, täglich und stünd- Gefahr und Verantwortung geteilt. die Aktion gewähren lassen muss- den von einer Größe, die es in der lich mit Verhaftung, Zuchthaus, Sie haben unter Schuschnigg und ten, entlud sich ihre Wut immer Geschichte der Illegalität noch nie Wöllersdorf zu rechnen. Und viele, unter den Nazi Schwerstes zu leiden wieder in der Form, dass die Fürsor- gegeben hatte. Das Anwachsen die- allzu viele wurden auch von diesem gehabt, sie sind nicht gebrochen ger auf ihren Gängen in die Woh- ser politischen Bewegung bedeutete Schicksal erreicht. worden und gehören auch heute nungen der Betreuten verhaftet und auch ein Anwachsen der Verfol- zu unserer Frauenbewegung. Und oft tagelang festgehalten, hie und gungen. Verhaftung auf Verhaftung Aber die SAH wuchs, wurde groß, heute haben wir unsere SAH nicht da auch misshandelt wurden. Half trachtete der Revolutionären Sozi- war das Zuverlässigste, Beste, was mehr als eine Untergrundorganisati- nichts: die sozialistische Solidarität alisten-Bewegung das Rückgrat zu wir in der illegalen Zeit hervor- on, sondern als offizielle Institution ließ sich nicht niederschlagen, und brechen. Es war vergeblich. Aber gebracht haben. Und es war zum der Partei. Sehen wir dazu, dass sie sechs Wochen nach dem Beginn der die Zahl ihrer Opfer stieg täglich überwiegenden Teil eine Leistung so leistungsfähig bleibe, wie sie es Hilfsaktion waren nicht weniger als und für diese aktivste Schicht war unserer Frauen: die „SAH-Frau“ in der illegalen Zeit war – dass sie 10.000 Menschen von ihr erfasst noch keine materielle Hilfe vorge- jedes Bezirkes und Kreises war ins- Solidarität übe, Hilfe bringe, Trost und erhielten ihre regelmäßige Un- kehrt. In der Quäker-Aktion war geheim, nur wenigen bekannt, eine Spende.  terstützung, auch Rechtshilfe und ein ganzer Stab junger Sozialisten ärztliche Hilfe, Lebensmittelanwei- und Sozialistinnen geschult worden, sungen, Kleider, Schuhe; desglei- der es verstand, an Menschen her- Über Jacques Hannak chen gab es große Weihnachtsakti- anzukommen, auch wenn sowohl onen für die Kinder und Pakete für der Besucher wie der Besuchte po- Jacques Hannak (1892-1973) war ein sozialdemokratischer die Inhaftierten. Unter der Nase der lizeilich „beschattet“ waren. Diese Redakteur. Unmittelbar nach dem Anschluss wurde als Jude Dollfuß und Fey und Starhemberg jungen Leute stellten sich nun mit und Sozialdemokrat mehrmals verhaftet und nach Dachau und setzte sich sieghaft die Weltsolida- Begeisterung in den Dienst der neu- anschließend Buchenwald verbracht. Über Belgien und Frankreich rität der Arbeiterklasse durch. Alle en Hilfsorganisation. Sie schieden gelangte er rechtzeitig in die USA. Nach seiner Rückkehr nach diese Unterstützungen waren le- aus der Singerstraße aus, um die der Befreiung verfasste er zahlreiche Artikel und Werke zur diglich bestimmt für die Opfer des dortige polizeilich erlaubte Aktion Parteigeschichte. 12. Februar. Inzwischen aber hatte nicht zu gefährden, und zogen nun

Lehren aus dem Kampf unserer Schutzbündler

Am 12. Februar dieses Jahres gedachten die SPÖ und die Das führt zu tiefer Verunsicherung die die Reichen reicher machen und Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und breiter Bevölkerungsschichten, zu den Armen und dem unteren Mittel- aktive Antifaschisten der blutigen Ereignisse in den Februartagen des Misstrauen gegen den Staat und den stand schaden. Und das ist erst der Jahres 1934. Ein Beitrag von Ali Kohlbacher. staatstragenden Parteien. All das ist Anfang. der Humus für rechtradikale Partei- elche Lehren müssen wir und Verzweiflung der Armen. Heu- en, die einfache, leicht verständliche, 1945, nach der Niederlage der Hit- aus der tragischen Nie- te ringt der globale Neoliberalismus aber falsche Lösungen anbieten. Mit lerdiktatur, an der auch Sozialde- Wderlage der Sozialdemo- seit 2008 neuerlich mit einer tiefen großem propagandistischen Auf- mokratInnen, KommunistInnen, kratie 1934 und den folgenden und langfristigen Finanz- und wand trommeln die Rechtsextremen Kärntner PartisanInnen und andere Jahren der Diktatur, die 1938 in Verwertungskrise, die durch einen in Europa und in Österreich ihre fa- AntifaschistInnen durch ihren Wi- die noch größere Katastrophe der ruinösen Wettbewerb angetrieben schen Parolen und geben den Flücht- derstand beigetragen haben, lautete Nazidiktatur mündete, ziehen? wird. Um der Krise entgegenzu- lingen und islamischen Migranten, der Schwur der Sozialistischen Frei- halten und die Profite zu sichern, dem jüdische Finanzkapital, den heitskämpferInnen und der SPÖ: Wir wissen, dass sich Geschichte wird die Rettung in einer beschleu- „Eliten“ und den Gewerkschaften Nie wieder Faschismus! Wehret den nicht eins zu eins wiederholt. Doch nigten Automatisierung und Digi- und Sozialdemokraten die Schuld an Anfängen! Warten wir nicht zu, bis es gibt historische Konstanten, die talisierung, in illegaler Steuerver- der Misere. Das zeigt Wirkung, wie es zu spät ist. Leisten wir jetzt Wi- Einfluss auf politische, wirtschaft- meidung, Börsenspekulation und die letzten Nationalratswahlen zeig- derstand gegen Sozialabbau und liche und soziale Entwicklungen Abbau des Sozialstaats gesucht und ten. Die FPÖ, die ihre nazistische Aushöhlung der Demokratie. Be- nehmen. Damals wie heute wird rigoros vorangetrieben. Die Folgen Vergangenheit nicht nur nicht be- sinnen wir uns unserer historischen Europa und große Teile der Welt davon sind Firmenzusammenbrü- wältigt hat, sondern durch einzelne Mission, kämpfen wir für den de- von einer Krise des Kapitalismus er- che, wachsende Arbeitslosigkeit Funktionäre immer wieder zum Aus- mokratischen Sozialismus! Damit schüttert. Damals war es die Welt- und Zunahme von Armut bei druck bringt, ist Koalitionspartner gedenken und würdigen wir unsere wirtschaftskrise mit vielen Millio- gleichzeitiger Konzentration des der ÖVP. Diese schwarzblaue Regie- KämpferInnen und Opfer währen nen Arbeitslosen, mit Hunger, Not Reichtums in wenigen Händen. rung hat sofort Maßnahmen gesetzt, der Februartage 1934. 

11 200. GEBURTSTAG KARL MARX

Der Mann, der kein „ist“ sein wollte

Gedanken zum 200sten Geburtstag von Karl Marx und zur ersten Veröffentlichung des „Kommunistischen Manifests“ vor 170 Jahren. Ein Beitrag von Brigitte Pellar.

urze Zeit vor seinem Tod Produktionsinstrumente, also die beiter, die nur so lange leben, als überging, so geht jetzt ein Teil 1883, als man schon begann, Produktionsverhältnisse, also sämt- sie Arbeit finden, und die nur so der Bourgeoisie zum Proletariat Kaus seinen Analysen und Er- liche gesellschaftlichen Verhältnisse lange Arbeit finden, als ihre Arbeit über, und namentlich ein Teil der kenntnissen starre Ideologien zu fortwährend zu revolutionieren … das Kapital vermehrt.“ Vielleich Bourgeoisideologen, welche zum basteln, hielt Karl Marx dem ent- Das Bedürfnis nach einem stets wäre es angesichts der Aktualität theoretischen Verständnis der gan- gegen: „Alles, was ich weiß: Ich zen geschichtlichen Bewegung sich bin kein Marxist.“ Seine Erkennt- hinaufgearbeitet haben.“ Sie sieht nis, dass sich die Entwicklung der der am 5. Mai 1818 im rheinlän- menschlichen Gesellschaft in dia- dischen Trier geborene Sohn aus lektischen Prozessen, also in stän- gut situierter jüdischer Bürgerfami- digen Widersprüchen vollzieht, lie wohl seine eigene Entwicklung war geradezu das Gegenmodell zu zum revolutionären Denker und doktrinärer Erstarrung. Deshalb, so revolutionären Aktivisten. Beide der österreichische Wirtschaftswis- Eltern stammten aus bedeutenden senschaftler und Arbeiterkammer- Rabbinerfamilien, die Vorfahren Experte Eduard März 110 Jahre waren Jahrhunderte zuvor aus nach der Veröffentlichung des von Marx und Engels verfassten Lemberg/Lwiw, Preßburg/Bratisla- „Kommunistischen Manifests“, va und Böhmen vor Verfolgungen wäre er „der letzte gewesen, vor- nach den Niederlanden und dem zugeben, dass es ihm gelungen sei, Rheinland emigriert, aus Gebieten ein für alle Ewigkeiten brauch- also, die 1818 allesamt zum Reich bares Werkzeug der gesellschaft- des Kaisers von Österreich gehör- lichen Erkenntnis zu schaffen“. ten. Der Vater, von Beruf Rechts- anwalt, konvertierte zum Protes- Es ging Karl Marx nie um irgend- tantismus, weil das Voraussetzung eine „reine Lehre“, sondern darum, für seine Gerichtszulassung war. den Weg in eine gerechte Gesell- Sohn Karl hatte, wie später Victor schaft jenseits des Kapitalismus Adler, der Einiger der sozialdemo- zu ebnen. Das galt auch bei der kratischen ArbeiterInnenbewegung Gründung der „Internationalen Österreichs, Zeit seines Lebens ein Arbeiterassoziation“ 1864, wie der gebrochenes Verhältnis zu seiner Freund und Kampfgefährte Fried- jüdischen Herkunft. Trotzdem oder rich Engels im Vorwort zur engli- gerade deshalb dürfte es in beiden schen Ausgabe des „Manifests“ von Fällen nicht von der Hand zu wei- 1888 berichtete: „Die Internatio- sen sein, dass die Erfahrung anti- nale musste ein Programm haben, semitischer Diskriminierung etwas breit genug, um für die englischen zu der Lebensentscheidung beige- Trade-Unions, für die französi- tragen hat, sich für die Emanzipati- schen, belgischen, italienischen „Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten“ - Herbert on der Benachteiligten einzusetzen. und spanischen Anhänger Proud- Sandbergs Illustration der Schlusspassage des „Kommunistischen hons und für die Lassalleaner in Manifests“. Noch wichtiger ist der folgende Satz vor der Aufforderung Die Sozialdemokratie tut sich seit Deutschland annehmbar zu sein. „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“: „Und sie haben eine Welt zu dem Ende des Zweiten Weltkriegs Marx, der dieses Programm zur gewinnen.“ mit ihrem wichtigsten Denker und Zufriedenheit aller Parteien abfass- te, hatte volles Vertrauen zur intel- Impulsgeber schwer, nicht zuletzt lektuellen Entwicklung der Arbei- ausgedehnten Absatz für ihre Pro- dieser Analyse angebracht, dort wo weil sich brutale menschenverach- terklasse, einer Entwicklung, wie dukte jagt die Bourgeoisie über die es um den Kapitalismus geht, ihn tende und demokratiefeindliche sie aus der vereinigten Aktion und ganze Erdkugel … Sie zwingt alle auch wieder als solchen zu benen- Regime auf ihn beriefen und beru- der gemeinschaftlichen Diskussion Nationen, die Produktionsweise nen, statt das System vornehm mit fen. Dem hielt der große deutsche notwendig hervorgehen musste.“ der Bourgeoisie sich anzueignen, „Marktwirtschaft“ zu umschreiben? Sozialdemokrat Willy Brandt 1977 wenn sie nicht zugrunde gehen entgegen: „Was immer man aus Im „Manifest“ legte Marx bereits wollen … In demselben Maße, wo- Das „Manifest“ ist wissenschaftli- Marx gemacht hat: Das Streben die wesentlichen Grundzüge seiner rin sich die Bourgeoisie, d. h. das che Analyse und politisches Pro- nach Freiheit, nach Befreiung der Analyse der Funktionsweise des Kapital, entwickelt, in demselben gramm, aber auch persönliches Menschen aus Knechtschaft und Kapitalismus fest: „Die Bourgeoi- Maße entwickelt sich das Proleta- Bekenntnis: „Wie … früher ein unwürdiger Abhängigkeit war Mo- sie kann nicht existieren, ohne die riat, die Klasse der modernen Ar- Teil des Adels zur Bourgeoisie tiv seines Handelns.“ 

12 200. GEBURTSTAG KARL MARX

Marx und Wien

ünther Haller, studierte Geschichte und Germa- und sachkundig, aber diese ist in umfangreicheren nistik und ist Leiter des Archivs der Tageszeitung Büchern detaillierter und tiefergehender behandelt. G„Die Presse“. In „Marx und Wien“ beleuchtet Haller schildert auch Marx‘ Korrespondententä- Haller die Beziehung Karl Marx‘ zur habsburgischen tigkeit für die liberale „Neue Freie Presse“ ab 1861 Residenzstadt. Der Buchtitel suggeriert, dass das Buch (seine Beiträge waren namentlich NICHT gekenn- Marx‘ Aufenthalt in Wien Ende August 1848 behan- zeichnet). Fazit: Gut lesbar und geeignet für den klei- delt. Das ist aber nur in einem kurzen Kapitel der Fall, nen Lesehunger zwischendurch.  auch wenn Haller die 48er-Revolution breit darstellt. Günther Haller: Marx und Wien. Von den Barrikaden zum Mehr schreibt Haller über Marx‘ und Engels Ideenwelt Gemeindebau. und fast ein Drittel des Buches über die Geschichte Molden Verlag, 2017, ISBN 978-3-222-15007-4, der österreichischen Sozialdemokratie. Lobenswert 192 Seiten, € 22,90 CREDIT: styria Die Erfindung des Marxismus ie Hegemonie des Neoliberalismus, Globalisierung und tung ist die Frage nach der Revolution. Wird diese evolutionär steigende Ungleichheiten führen zu der Frage, wie aktuell oder eruptiv verstanden, mit legalen oder illegalen Mitteln ope- Ddie Lehren von Karl Marx heute noch oder wieder sind. rierend und wie viel Gewalt darf ihr innewohnen? Ein Literaturtipp von Claus Michl-Atzmüller. Das Buch zeichnet den Ursprung der marxistischen Weltanschau- Wie wird aus Theorie Praxis, aus Ideen reale Politik? Die Histo- ung erstmals aus einer erfahrungsgeschichtlichen Perspektive rikerin Christina Morina hat die Form des Gruppenporträts ge- nach. Die gruppenbiografische Untersuchung zeigt eine Gruppe wählt, um davon zu berichten, wie das Theoriegebäude von Karl von sehr selbstbewussten, gebildeten und ehrgeizigen Persönlich- Marx unter die Menschen kam. In ihrem spannenden Buch ver- keiten, die sich berufen fühlten, Geschichte zu schreiben. sammelt Morina neun führende Köpfe, die zwischen 1840 und 1880 geboren wurden und mithalfen, den Marxismus als politi- Doch das Buch entlässt seine LeserInnen mit der Frage, ob auch sche Kraft zu schmieden: den Prager Karl Kautsky, den Berliner heute noch Theoriebildung die Kraft haben kann, aus den For- Eduard Bernstein, die gebürtige Polin Rosa Luxemburg, Victor men der Sozialkritik und des Protests eine Bewegung mit derar- Adler in Wien, Jean Jaurès und Jules Guesde in Paris, den rus- tiger politischer Wirkung zu entfachen.  sischen Philosophen Georgi W. Plechanow, Wladimir I. Lenin und den deutsch-russischen Ökonomen Peter B. Struve. Christina Morina: Die Erfindung des Marxismus. Wie eine Idee die Keiner der Protagonisten des Gruppenporträts stammte direkt Welt eroberte. aus der ArbeiterInnenklasse. Damit wird die Frage zentral, wie Siedler Verlag, München, 2017, sie die soziale Realität der unteren Schichten erfassten, wobei ISBN: 978-3-8275-0099-1, Morina ein weites Spektrum entwickelt. Von besonderer Bedeu- 592 Seiten, € 25,70 CREDIT: randomhouse Ideen können nicht erschossen werden olfgang Häusler war von 1984 bis 2003 Professor für Häusler beschreibt etwa die Märzfeiern unserer Partei in der Österreichische Geschichte an der Universität Wien. Er Monarchie, die gemeinsam mit den Maifeiern die beiden Wverfasste zahlreiche Publikationen, u. a. zur Revolution Höhepunkte unserer Festkultur waren. Erstere standen im von 1848 und zur Geschichte des österreichischen Judentums. Zeichen der Kämpfe um das gleiche Wahlrecht, Letztere um den Achtstundentag. „Ideen können nicht erschossen werden“, sagte der 25-jährige Philosoph und Publizist Dr. Hermann Jellinek vor seiner Hin- Die Erinnerungsorte und Denkmäler der bzw. an die Revo- richtung (zusammen mit Alfred Julius Becher) am 9. Novem- lutionen sind unscheinbar im Vergleich zu den Monumenten ber 1848. Das Ringen in Österreich um Freiheit und Demo- von Absolutismus, Herrschaft und Krieg. Sie weisen trotz kratie war von Verfolgung und blutiger Repression durch die alledem über sie hinaus als Tradition des Widerstands gegen Reaktion begleitet. Im Gefolge der Französischen Revolution Unrecht und Gewalt, als das zukunftsweisende Gedächtnis 1789 entwarfen die ersten österreichischen Demokraten eine der Demokratie. Schade, dass dem gut lesbaren, akribischen politische Neugestaltung im Geist der Aufklärung. Sie wur- Buch Personen- und Ortsregister fehlen.  den mit Richtschwert, Galgen und Kerker unterdrückt, ihr Andenken weitgehend getilgt. 1848/49 scheiterten die bür- Wolfgang Häusler: gerlich-demokratische und die soziale Revolution. Die Ideen Ideen können nicht erschossen werden. Revolution der „siegenden Geschlagenen“ konnten und können jedoch und Demokratie in Österreich 1789 – 1848 - 1918. nicht unterdrückt werden, sie setzen sich fort in Liberalisie- Molden Verlag, 2017, ISBN 978-3-222-15009-8, rung, Parlamentarismus und ArbeiterInnenbewegung. 272 Seiten, € 29,90 CREDIT: styria

13 WORT & BILD

Unbeugsam und umbequem ie Zustimmung zu autoritärer um sich sicher bewegen zu können - Alltagserfahrungen ansetzt. Manche Politik steigt, rechtsextreme im Internet wie auf der Straße? Standpunkte mögen unterschiedlich DParteien sind im Aufwind sein, Einigkeit herrschte jedoch über während Kader der „Identitären“ Diese und viele Fragen mehr haben das Ziel: Unbeugsam bleiben, wenn Netzwerke bilden und Einfluss auf Kathrin Glösel und Hanna Lichten- es darum geht, antifaschistische Hal- Diskurse und Politik nehmen. Die- berger mit AktivistInnen, Journalis- tung zu bewahren. Unbequem für jene sen Entwicklungen zuzusehen, ist für tInnen, PädagogInnen, AutorInnen, sein, die ein rassistisches, völkisches, viele unerträglich. Die Fragen, die PolitikerInnen und couragierten Ein- illiberales und antifeministisches wir uns wie viele andere stellen, sind: zelpersonen aus der Zivilgesellschaft Weltbild propagieren.  Was tun? Wie reagieren, wie selbst diskutiert. Sie haben über Erfahrun- Bilder erzeugen? Richten Demons- gen, Schwierigkeiten und Erfolge in Kathrin Glösel und Hanna trationen etwas aus? Können gut ihren Arbeitsbereichen gesprochen Lichtenberger (Hrsg.innen): recherchierte Texte aufklären? Wie und Einblick in die verschiedenen Unbeugsam und unbequem. sollte politische Bildungsarbeit funk- Handlungsmöglichkeiten gegeben. Debatten über Handlungsräume und tionieren, damit Jugendliche wie Strategien gegen die extreme Rechte. auch Erwachsene über ihre eigenen Dieses Buch ist also kein Theorie- Unrast Verlag, 2018, Werte nachdenken können? Worauf und kein Sammelband, sondern ein ISBN: 978-3-89771-232-4, gilt es als AntifaschistIn zu achten, Debattenbuch, das an Praxen und 296 Seiten, € 18,00

wertete das AutorInnenteam Nach- Der Anschluss in Imst 1938 kriegsakten zu den Vorfällen aus, womit sich ein neues Bild der „Ims- 80 Jahre sind seit der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland vergangen. Nun liegt ein 500-seitiges ter Prozession“ vom 26.April 1938 Buch über den Anschluss in den Bezirken Tirols im Studienverlag vor, für das als Herausgeber der Historiker ergibt. Horst Schreiber verantwortlich zeichnet. Insgesamt bietet der Band zum An- n zwölf Beiträgen wird von den Bewegung im Bezirk und fokussieren Ständestaates verschärfen sich die Ge- schluss in den Bezirken über das einzelnen AutorInnen nicht nur ihre Untersuchung auf die Stadt Imst, gensätze in der Bezirkshauptstadt und Geschehen in Imst hinaus einen Ider Aufstieg der NSDAP in Ti- die als erste Bezirkshauptstadt Ös- eskalieren in der Anschlussnacht und veritablen historischen Einblick in rol beschrieben, sondern erstmals terreichs bereits Anfang 1933 Hitler den darauffolgenden Tagen. die Tiroler Geschehnisse. Die Au- werden auch die unterschiedlichen die Ehrenbürgerschaft verliehen hat- torInnen behandeln die einzelnen Vorgänge in den neun Bezirken te. Schwerpunkt des Beitrages sind Die anschließenden Verhaftungswel- Bezirke mit Genauigkeit und ar- und der Landeshauptstadt des die unmittelbaren Geschehnisse des len mit dafür vorbereiteten Listen beiten die regionalen Besonderhei- Bundeslandes gezeigt. Beleuchtet Anschlusses in den Tagen vom 11. bis durch SA, SS und bereits braunge- ten heraus. Das macht die Lektüre werden die Wurzeln, Ursachen und zum 16. März anhand detailgenauer färbter Gendarmerie sind ein wei- spannend und wissenschaftlich in- Auswirkungen der Propaganda und Beschreibungen und Analysen aus dem terer Gegenstand der Betrachtung. teressant zugleich.  Manipulation auf allen Ebenen noch unerforschten Aktenmaterial. Was die Situation in Imst allerdings des Alltagslebens. Besonders inte- Die Vorgänge in dieser „Anschlusswo- zu einer Einmaligkeit im angeschlos- ressant dabei ist neben der erfah- che“ unterscheiden sich nicht grund- senen Österreich macht, ist die Ex- rungsgeschichtlichen Perspektive legend von jenen in anderen österrei- zessnacht vom 26. April 1938, in auch die Auswertung bisher nicht chischen Städten und Gemeinden, der sich ein weiteres Mal seit dem berücksichtigter Gerichtsakten aus kündigen allerdings bereits das in Imst Anschluss die Rachegelüste der aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Außerordentliche bei der Behandlung dem „Reich“ zurückgekehrten Ims- politischer Gegner an. Die AutorIn- ter „Legionäre“ Bahn brechen. Der Band dokumentiert anhand nen zeichnen dabei ein Bild von den zahlreicher Fotografien nicht nur die Ereignissen, das geprägt ist von Rache, Diese Nacht wird acht Menschen Selbstbeweihräucherung des NS-Regi- Hohn, Spott und brutaler Gewalt. deshalb zum Verhängnis, weil die mes, sondern gibt auch privaten, von Nazis in ihnen die Repräsentan- der offiziellen Propaganda ungeschön- Von den damals ca. 4000 Einwohne- ten des Ständestaates sehen und ten Aufnahmen breiten Raum. Drei rInnen ist der Anteil der NS an der sie dafür büßen müssen, indem sie Fotos, die die gnadenlose Abrechnung erwachsenen Bevölkerung allerdings umringt von einer johlenden Men- mit dem politischen Gegner in der bereits über 30 Prozent stark. Wegen ge und versehen mit Spruchtafeln Bezirkshauptstadt Imst dokumen- des Fehlens einer organisierten Arbei- durch die Hauptstraße der Bezirks- Horst Schreiber (Hrsg.): tieren und die historische Recherche terschaft in Imst stehen seit Beginn stadt Imst getrieben werden. 1938 - Der Anschluss in den um dieses Ereignis, bereichern den der Dreißigerjahre des vergangenen Bezirken Tirols. Beitrag von Schuchter und Hofmann. Jahrhunderts einander Schwarz und Der genaue Ablauf der Ereignisse Studienverlag, 2018, Die Historikerin und der Historiker Braun gegenüber. Mit der Ausschal- dieser Nacht wurde in dieser Form ISBN: 978-3-7065-5660-6, beschreiben die Entwicklung der NS- tung der NS und der Etablierung des bisher noch nie beschrieben. Dabei 536 Seiten, € 24,90

14 WORT & BILD / ZEITGESCHICHTE

Damals bei der Bim

alter Farthofer, verdienst- werden dargestellt und kritisch be- meist durch Flucht. Eine gute Pu- voller Autor von „Tram- leuchtet. Farthofer konnte anhand blikation zur systematischen Aus- Wway Geschichte(n)“ erhalten gebliebener Personalakten beutung ausländischer Arbeitskraft über Widerstand und Verfolgung 1.351 Menschen dokumentieren. mitten unter uns.  bei den Wiener Verkehrsbetrie- Es handelte sich überwiegend um ben (heute: Wiener Linien) hat Niederländer und Belgier, Po- Walter Farthofer: die Zwangsarbeit in diesem Un- len, Sowjetbürger und Griechen. Menschenmaterial: Unbefriedigend, ternehmen erforscht. Mit dem Wichtig: Bei allen handelte es sich Zwangsarbeit bei den Wiener „Anschluss“ Österreichs an das um zivile (Zwangs-)Arbeiter, nicht Verkehrsbetrieben in den Jahren Deutsche Reich nahmen die Nati- um KZler oder Kriegsgefangene. 1938 bis 1945. onalsozialisten das Heft fest in die Die Bedingungen waren trotzdem Echomedia, Wien, 2018, Hand. Menschen, Schicksale, täg- schlecht: 800 von ihnen verließen ISBN: 978-3-903113-25-1, liche Abläufe und der Widerstand das Unternehmen vorfristig, zu- 100 Seiten, € 19,80

Virtuelle Ausstellung zum Ersten Weltkrieg

nter wk1.staatsarchiv.at findet sich eine virtuelle streiks in der kriegswichtigen Industrie. Das fotografische Ausstellung des Österreichischen Staatsarchives Material ist weitestgehend der Fronten-, Nachlass- und Uzum Ersten Weltkrieg. Dem interessierten Pub- Albensammlung des Kriegsarchives entnommen. likum werden etwa 5.000 digitalisierte Archivalien zu- gänglich gemacht, die in 23 Themengruppen geordnet Die Umsetzung des Projekts spart dabei auch nicht mit sind und historisch äußerst bedeutsame Dokumente innovativen Lösungen, wie etwa eine Zoomfunktion. umfassen. Darunter zählen die Kriegserklärung an Ser- Ein besonderes Feature ist eine „Zeitleiste“. Die Internetseite wk1.staatsarchiv. bien, die Prozessprotokolle der Sarajewo-Attentäter oder at vermittelt komplexe Inhalte der Akten und Dokumente zur Kriegsführung und Kriegs- Die konzeptionelle und grafische Herausforderung, Jahre des Esten Weltkrieges in ver- propaganda. Zudem sind Quellen zu den sozialen und eine große Menge an Datenmaterial optisch anspre- ständlicher Form und erfüllt da- politischen Verhältnissen ebenso präsent wie Dokumen- chend, nachvollziehbar und strukturiert aufzubereiten, mit eine wesentliche Aufklärungs- tationen zu Revolten, politischen Protesten und Massen- ist mit diesem Webauftritt absolut gelungen.  und Informationsfunktion Das Revolutionsjahr 1848 und seine Gedenkkultur

Im Gedenkjahr 2018 wird auch dem Jahr 1848 gedacht. Doch nimmt für Beschäftigung, Lohnerhöhungen, Am Zentralfriedhof befindet sich ein das Revolutionsjahr in der Gedenkkultur Österreichs und der österreichi- Arbeitszeitverkürzung und Senkung Denkmal für die Opfer der Märzrevo- schen Bevölkerung keinen breiten Raum ein, es gibt kein wirkliches Ge- der drückenden indirekten Steuern. lution 1848. Das Mahnmal war 1864 denken an die Helden der 1848er Revolution. Eine kritische Darstellung Letztlich konnten nur die Bauern auf dem Schmelzer Friedhof errich- von Claus Michl-Atzmüller. ihre Forderung nach Aufhebung der tet und 1888 auf den Zentralfriedhof Grunduntertänigkeit und damit des transferiert worden, wobei 23 März- as österreichische Bewusstsein sefreiheit und zur Proklamation einer Feudalsystems durchsetzen. Die bür- gefallene exhumiert wurden. Bis zum wird vornehmlich über den Verfassung. 1848 war Österreich von gerlichen Ziele waren im Neoabsolu- Ersten Weltkrieg strömten tausende DFeldherren der Gegenrevoluti- mehreren Revolutionen betroffen, wo- tismus ausgesetzt und wurden erst viel Wiener ArbeiterInnen zu Gedenk- on Graf Radetzky bestimmt. Wer er- bei die Ziele und Interessen grundver- später verwirklicht. Die Anliegen der kundgebungen an diese Stätte. innert sich noch an den erschossenen schieden waren. Sie reichten von der Arbeiter, der Nationalitäten und der Robert Blum oder an den in Abwe- bürgerlichen Verfassungsbewegung, Frauen wurden weiter unterdrückt. Im Vergleich zu dem Monumenten des senheit zum Tode verurteilten Hans der Bauernrevolten, der Protestwelle Absolutismus, Herrschaft und Krieg, Kudlich, an die hingerichteten Revo- der frühindustriellen Arbeiterschaft, lutionäre Wenzel Messenhauser und Auch wenn die Revolutionen 1848/49 präsentieren sich die Erinnerungsorte der nationalen Befreiungsbewegungen Hermann Jellinek? Vielmehr sind die scheiterten, so können die Ideen der und Denkmäler der Revolutionen un- bis zur Frauenemanzipation. Sieger in Erinnerung geblieben: der „siegenden Geschlagenen“ nicht un- scheinbar. Sie sollten sich jedoch ver- junge Kaiser Franz Joseph und seine terdrückt werden. Sie setzten sich fort stärkt in das kollektive Gedächtnis für Generäle Fürst Windischgrätz, Graf Das liberale Bürgertum strebte die in Liberalismus, Parlamentarismus den Start von Demokratie, bürgerliche Jellacic und Graf Radetzky. Meinungs- und Versammlungsfreiheit, und dem Entstehen einer starken Freiheiten, Arbeiterrechte, sowie Parla- die Budgethoheit und die Unantast- ArbeiterInnenbewegung. In diesem mentarismus einprägen. Das Revolu- In Wien brach die Revolution am 13. barkeit des Eigentums an. Die Bauern Zusammenhang darf auf eine kurze tionsjahr 1848 sollte zukünftig einen März 1848 aus und führte zum Sturz protestierten für die Streichung der Buchbesprechung in dieser Ausgabe erhöhten Stellenwert in der Gedenk- des Staatskanzlers Metternich, zu Pres- Feudallasten, die Arbeiter wiederum verwiesen werden (Seite 13). kultur Österreichs einnehmen. 

15 ZEITGESCHICHTE

Der Matrosenaufstand von Cattaro

Bei der diesjährigen Februarfeier in Wien erinnerte Gerald Netzl an den Matrosenaufstand von Cattaro (heute Kotor, Montenegro) vor 100 Jahren. Seine Rede basierte auf einem Artikel von Jacques Hannak, der am 2. Februar 1958 in der Arbeiter-Zeitung erschien. Der Aufstand gehört zu einer langen Kette kleiner und großer Rebellionen in der österreichischen Geschichte, die im öffentlichen Bewusstsein kaum mehr vorhanden sind.

Sirenensignale und Vollständige Vernachlässigung der Vor dem Kriegsgericht gung. Diese wurde oft und zutref- rote Flaggen Mannschaft seitens der Offiziere. b) fend „Kadettenschule der Sozialde- Schlechte Verpflegung der Mann- Zunächst waren es vierzig, die als mokratie“ genannt. nspiriert vom Jännerstreik begann schaft, luxuriöse Verpflegung der „Rädelsführer“ ausgesucht worden es am 1. Februar 1918, zeitig Offiziere. c) Benachteiligung der waren. Ein paar hundert sollten Das Eingreifen Victor Adlers Imorgens: Sirenengeheul auf den Mannschaft durch Zuwendungen folgen. [...] An Franz Rasch, Anton Kriegsschiffen. Das hatte man in den von ihr gehörigen Verpflegsartikeln Grabar, Jerko Sisgoric und Mate In Wien fühlten sich die Behörden Jahren zuvor nie gehört. Es musste zugunsten der Offiziersmenage und Bernicevic wurde die Todesstrafe sicher, dass die Meuterei vertuscht also was Besonderes los sein. Ein Offiziersangehörigen. d) Mangel- vollzogen, am 11. Februar 1918 werden könne. Umso peinlicher war Blick durch das Fernglas bestätigte hafte Bekleidung. e) Wenig Urlaub. um 6.50 vormittags. Die anderen die Überraschung, als Victor Adler die Vermutung: Von den Schloten Die meisten sind sechs bis acht Jahre erhielten Kerkerstrafen von fünf am Abend des 11. Februar, dem Tag der Schlachtschiffe, Kreuzer, Kano- aktiv. Familien haben schlechte Ver- und zehn Jahren. Der Hauptan- der Hinrichtung, vor dem Kriegs- nenboote stiegen mächtige schwarze sorgung. f) Drakonische Bestrafung geklagte Franz Rasch war ein Su- minister erschien und – von dem Rauchwolken auf. Die Flotte unter wegen ganz kleiner Übertretungen. detendeutscher. In seiner Rede geheimgehaltenen Ereignis mehr Volldampf, zur Ausfahrt bereit. Das g) Unmöglichkeit der Vorbringung vor dem Standgericht sagte er mit wusste als der Minister. In Adlers aber war nicht alles: Der Panzer- einer Bitte. Kein Beschwerderecht. Ruhe, Festigkeit und Würde: „Ich Begleitung war Karl Seitz. Letzte- kreuzer „St. Georg“ und das Torpe- wüsste nicht, welche mildernde rer schilderte später den Verlauf der doboot-Mutterschiff „Gäa“ hatten Das sind Gründe, die durchaus er- Umstände ich für mich geltend ma- Unterredung: „Adler teilte dem Mi- auch die rote Flagge gehisst! Das klären, warum die Explosion in so chen könnte. Ich wollte den Frie- nister (Generaloberst Stöger-Steiner) war Aufstand, das war Revolution! gewaltigem Ausmaß erfolgte. Jahre den, ich bereue es nicht. Ich wuss- mit, er sei informiert worden, dass Gleich danach taten der Panzerkreu- und Jahre hatte sich die Erbitterung te, dass es mich das Leben kosten die Matrosen von Cattaro gemeutert zer „Kaiser Karl VI.“, das Stations- in den Seelen der geschundenen kann. Aber schließlich sterbe ich hätten. Als Adler das Wort ‚Meute- schiff „Kronprinz Rudolf“ und das Matrosen angesammelt. Ein letzter dann für meine eigene und nicht rei‘ aussprach, erbleichte der Gene- Schlachtschiff „Monarch“ das glei- Anstoß und alles brannte lichterloh. für eine fremde Sache.“ Rasch kam ral und unterbrach Adler: ,Woher che. Diesen größten und schwersten aus der sozialistischen Jugendbewe- haben Sie diese Nachricht?‘ Adler Kampfschiffen schlossen sich hierauf Der letzte Anstoß aber war die auch die übrigen Kreuzer, Zerstörer gescheiterte Hoffnung auf einen und Torpedoboote an. Zu Mittag Verständigungsfrieden mit dem stand die gesamte Kriegsflotte der revolutionären Russland, der ein Bucht, etwa vierzig Einheiten mit Vorbote des allgemeinen Friedens 5.000 Mann, unter roter Flagge. Mit hätte sein können. Wilhelm II. und einer Ausnahme: Das in der inneren Ludendorff wollten es anders, und Bucht von Cattaro liegende Kano- das bereits todesschwache Öster- nenboot „Novara“ verweigerte den reich fügte sich dem Diktat. Anschluss an die Bewegung, weil es den Landgeschützen vollkommen Nicht genutzte Gelegenheit wehrlos ausgeliefert war. Die Plötzlichkeit des Ausbruchs, Die Gründe des Aufstandes das Fehlen irgendeiner planmäßi- gen Vorbereitung der Erhebung Was aber war es, das die Matrosen wird am besten durch den weiteren in ein solches Unternehmen der Verlauf bewiesen. [...] Es verdient Kühnheit und Verzweiflung getrie- Bewunderung, dass die Matrosen ben hatte? Wir wollen die amtlichen doch nicht sofort zu Kreuze kro- Dokumente sprechen lassen, den chen und mehrere Ultimaten ab- Bericht, den das k. u. k. Kriegsha- lehnten, sodass deren Ultimatum fenkommando Cattaro zwölf Tage immer wieder verlängert wurde. nach dem Unglück an das k. u. k. Doch allmählich wirkte die Zer- Armeeoberkommando in Baden mürbung, ein Schiff nach dem geschickt hat. Es heißt darin: Beim anderen zog am 3. Februar die rote Abschluss des standrechtlichen Ver- Flagge ein und lieferte die „Rädels- fahrens gegen die an der Empörung führer“ der Rache und Strafe aus. auf den Kriegsschiffen Beteiligten Durch die Straßen marschierten meldet das Festungsgericht Cat- unter schwerer Infanterieeskorte taro als Ursachen der Bewegung die verhafteten Männer. Das Stand- Büste von Franz Rasch in seinem Geburtsort Přerov (dt. Prerau, nahe unter den Marinemannschaften: a) gericht begann sein Werk. Olmütz)

16 ZEITGESCHICHTE

erwiderte, dass dies ganz unwichtig (in die Länge zu ziehen). Tatsächlich sei. ,Wichtig ist nur ein Faktor: Ist es hörten die Hinrichtungen auf.“ wahr, dass vier Matrosen erschossen worden sind, dass weitere dreiund- Zuchthausurteile freilich gab es noch vierzig in unmittelbarer Gefahr der zahlreiche. Ein paar Monate später Hinrichtung stehen und ungefähr aber waren alle frei: Es gab keine achthundert noch vors Kriegsgericht Habsburgergefängnisse mehr, weil gestellt werden sollen?‘ Der Kriegs- es kein Habsburg mehr gab. Der minister war sichtlich in tödlicher heldenhafte Aufstand der Matrosen Verlegenheit. ,Ja, im Großen und von Cattaro hat viel zu seinem Ende Ganzen ist es wahr‘, sagte er zögernd. beigetragen. Cattaro war eine Nach- ,Aber, Herr Doktor, Sie begreifen, ahmung der russischen Matrosener- die Meuterei und alles, was damit hebung in Kronstadt 1917. Aber es zusammenhängt, ist strengstes Ge- hat dann noch einmal ein Kronstadt heimnis; nicht ein Wort darf darüber gegeben, das von 1921, als die Re- bekanntwerden!‘ – ,Nun, glauben gierung Lenins dieselben Matrosen, Sie wirklich, Herr General‘, erwider- die ihr zur Macht verholfen hatten, te Adler, ,dass ich schweigen kann, Der Lovcen von der Bucht von Cattaro aus (KA, BS Montenegro 551) niederkartätschen ließ.“ CREDIT: http://wk1.staatsarchiv.at während Sie Leute erschießen lassen? Die Hinrichtungen sind sofort ein- zustellen – sonst stehen morgen die Es ist unsere Pflicht als Antifa- Betriebe!‘ ,Was soll das heißen? frag- schistInnen und sozialdemokra- te eingeschüchtert Stöger-Steiner. tische FreiheitskämpferInnen das ,Sie werden doch nicht den Streik Andenken an die Helden und Mär- ausrufen?‘ – ,Dazu brauchen die tyrer von Cattaro hochzuhalten! In Arbeiter keine besondere Aufforde- den Herzen der KämpferInnen für rung‘, bemerkte Adler. Es wird voll- Sozialismus und Frieden wird die kommen genügen, wenn ich ihnen Erinnerung an sie lebendig bleiben. erzähle, was sich in Cattaro zuträgt; Wir werden an die Ereignisse der das übrige überlasse ich vertrauens- denkwürdigen Tage vom 1. bis 3. voll ihnen.‘ Die Unterredung endete Februar 1918 studieren, um aus der mit dem feierlichen Versprechen des Erfahrung der Geschichte die Lehren Ministers, weitere Hinrichtungen zu für die Gegenwart zu ziehen. Der Kriegsschiff mit Besatzung vor Cattaro (KA, BS Montenegro 1184) untersagen und im Übrigen die An- Kampf gegen Reaktion und Milita- CREDIT: http://wk1.staatsarchiv.at gelegenheit dilatorisch zu behandeln rismus ist niemals zu Ende! 

Die Forderungen der Matrosen Die knapp drei Tage der Meuterei waren geprägt von Debatten der Aufständischen über die weitere Vorgangsweise. Ein Matrosenrat wurde gewählt und die von einigen Teilnehmern des Aufstands bereits vor Beginn der Aktion ausgearbeiteten Forderungen an den festgesetzten Konteradmiral Alexander Hansa übergeben. Die Liste bestand aus zwei Teilen. Neben allgemein-politischen Forderungen standen jene nach konkreten Verbesserungen des Alltags der Matrosen: Was wir wollen 1. Maßnahmen zur Einleitung eines sofortigen allgemeinen Friedens. 4. Einführung eines menschenwürdigen, rascheren Urlauber- 2. Vollständige politische Unabhängigkeit von anderen Mächten. transportes, Erhöhung des Kostgeldes bei Heimaturlauben und 3. Frieden auf Grund des russischen demokratischen Vorschlags, eventuell Ausfolgung der Kost in natura. „ohne Annexionen etz.“ 5. Gerechte Verteilung der Schiffskost. Für Stab und Mannschaft 4. Vollständige Abrüstung (Demobilisierung) und Aufstellung der Einheitsküche. freiwilligen Miliz. 6. Bessere Versorgung mit Rauchmaterialien, für Stab und Mannschaft 5. Selbstbestimmungsrecht der Völker. gleich. 6. Loyale Antwort auf Wilsons Note. 7. Abschaffung der Briefzensur. 7. Für Angehörige Eingerückter größere Unterstützung und 8. Berücksichtigung von Spezialforderungen einzelner Schiffe und genügende Versorgung mit Lebensmitteln und Bekleidung. Boote. 8. Demokratisierung der Regierung. 9. Keine irgend geartete Konsequenz dieser Demonstration. – 1. Infolge Unterernährung Weglassen jeder unnötigen Arbeit und Matrosendelegationen sämtlicher Einheiten. Exerzitien. Für Korvees separate Kostzubuße. 2. Mehr Landgang und von längerer Dauer. Quelle: Richard Georg Plaschka: Avantgarde des Widerstands. 3. Heimaturlaub unbedingt innerhalb 6 Monate einmal in der Dauer Modellfälle militärischer Aufklärung im 19. und 20. Jahrhundert. von 21 Tagen ohne Reisetage. Für Stab gleiche Bedingungen. Bd. 1. Wien, Köln, Graz 2000. S. 135.

17 ZEITGESCHICHTE

und Kulturkreis“ und das Schlagen Solche und solche Burschen der Mensur. Es wäre unzulässig, alle Angehörigen der national-freiheitli- Aktuelle Ereignisse führen dazu, dass Studentenverbindungen, von der breiten Öffentlichkeit sonst kaum chen Korporationen als Nationalso- wahrgenommen, in den Fokus des Interesses rücken. Mag. Paul Hefelle, Chefredakteur des „Freiheitskämp- zialisten zu bezeichnen, es gab unter fers“ der ÖVP-Kameradschaft und selbst Mitglied in katholischen Verbindungen, hat uns diesen Beitrag diesen, wie IKG-Generalsekretär zur Verfügung gestellt. Raimund Fastenbauer im Vorwort zu Roland Girtlers Buch „Farbenstu- ei farbentragenden Studen- des Deutschen Bundes – dement- sahen sich gezwungen ihre Verbin- denten zwischen Weltbürgertum und ten geht es um einen relativ sprechend wurden sie bald verbo- dungen zu verlassen und nur ein Antisemitismus“ festhält, auch Op- Bkleinen Anteil der Bevölke- ten und bestanden im Untergrund kleiner Teil widersetzte sich dem fer. Die Zahl der Widerstandskämp- rung. So bewegt sich die geschätz- weiter. Gerade die national-frei- antisemitischen Mainstream. fer und Gegner des NS-Regimes war te Mitgliederanzahl der national- heitlichen Korporationen berufen aber in den Reihen der Katholisch- freiheitlichen Mittelschüler- und sich gerne auf das Revolutionsjahr Katholisch versus korporierten weit höher. Zudem Hochschulverbindungen um die 1848. antiklerikal waren nicht wenige Träger des NS- 5.000, während die beiden größten Regimes national-freiheitliche Bur- katholischen Verbände ihre Mit- Es würde den Rahmen sprengen, Das in dieser Zeit ebenfalls ver- schenschafter – während Angehörige gliederzahl mit rund 20.000 (MKV hier eine detaillierte Geschichte des schärft zu Tage tretende antikleri- katholischer Verbindungen in nicht = Mittelschüler-Kartell-Verband) Korporationswesens wiederzugeben. kale Element führte zur Gründung geringer Zahl in die Internierungs- bzw. 13.000 (ÖCV = Österreichi- Jedenfalls wurden aber rund um den christlicher (katholischer) Verbin- lager gebracht wurden oder dem scher Cartellverband) beziffern. preußisch-österreichischen Krieg dungen. Die erste auf österreichi- NS-Terror zum Opfer fielen, 26 CV- Hinzu kommen auf katholischer 1866, der darauffolgenden Verdrän- schem Boden war die 1864 ge- Mitglieder wurden von den Nazis bzw. christlicher Seite noch kleinere gung Österreichs aus dem deutschen gründete „ Innsbruck“. Die getötet. Das prominenteste Beispiel Verbände, die an den Mitglieder- Bund und danach die Werte Frei- heute existierenden katholischen ist Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. zahlen gemessen allerdings kaum heit, Demokratie und Weltoffen- Verbindungen sind nichtschlagend Nach dem Zweiten Weltkrieg wur- ins Gewicht fallen. Die auf beiden heit zusehends in den Hintergrund und definieren das Katholische ne- den die katholischen Verbindungen Seiten vorhandenen Mädchenver- gedrängt. Der Deutschnationalis- ben der Lebensfreundschaft, dem wiedergegründet und halten seither bindungen sind zahlenmäßig über- mus innerhalb der Korporationen Vaterland und der Wissenschaft als die Opfer des NS-Regimes in ihren haupt eine vernachlässigbare Größe. verschärfte sich – und wurde zuse- viertes Prinzip. Reihen hoch. Rein äußerlich kann man die un- hends von rassischen Antisemitis- National gesinnte und auch ehe- terschiedlichen Verbände kaum mus begleitet. „Ohne Juda, ohne Demgegenüber stehen die national- malige Nationalsozialisten fanden unterscheiden, was natürlich vor al- Rom bauen wir Germaniens Dom“ freiheitlichen Verbindungen. Sie sich in den national-freiheitlichen lem an den gemeinsamen Wurzeln propagierte Georg Ritter von Schö- unterscheiden sich von den öster- Korporationen wieder. Und haben und noch heute gepflegten Tradi- nerer und erreichte damit viele der reichisch-patriotisch orientierten mit der klaren Abgrenzung zum tionen liegt: Von der Bezeichnung Burschenschafter. Jüdische Verbin- christlichen Verbindungen durch ihr NS-Gedankengut bis heute ihre „Bursch“, die zu den Anfängen dungsstudenten wie Theodor Herzl Bekenntnis zum „deutschen Volks- liebe Not.  universitären Lebens zurückreicht und aus der lateinischen Bezeich- nung „Bursa“ für Studentenheim zurückgeht über altes studentisches Liedgut bis hin zu dreifärbigem Band und Mütze (Deckel), die von Studentenkorporationen aller Richtungen getragen werden.

Ursprünge im 12. und 13. Jahrhundert

Reichen sprachliche und rituelle Ursprünge des heute noch gepfleg- ten Brauchtums bis in das Vagan- tentum des 12. und 13. Jahrhun- derts zurück, so entwickelten sich Studentenverbindungen im heu- tigen Sinne an deutschsprachigen Universitäten ab Beginn des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn standen die Burschenschaften für die Ver- einigung aller Deutschsprachigen aber auch für Weltoffenheit und Freiheit. Und damit im Wider- spruch zu den Herrschenden in Ös- Am 18. Februar 2018 gedachten in der Wiener Innenstadt Vertreter der katholischen Verbände ihrer NS-Opfer terreich und den anderen Staaten CREDIT: ÖCV/Christian Georgescu

18 ZEITGESCHEHEN

die Botschaft aussendet, dass all die Dinge, für Widerstand! die rechtsextreme Burschenschaften stehen, an- gefangen von Rassismus, Antisemitismus und Seit Dezember 2017 wurde in Wien viel demonstriert und protestiert. Den Anfang machte Homophobie bis hin zu Sexismus und Demo- der „Tag X“, der 18. Dezember, als die neue türkis-blaue Bundesregierung angelobt wurde. kratiefeindlichkeit, unter staatlichen Ehren- 3.000 – 5.000 Menschen waren auf der Abschlusskundgebung am Heldenplatz, die sozialisti- schutz gestellt werden. Vor und während des schen Jugendorganisationen waren sehr präsent. Balles demonstrierten bis zu 10.000 Menschen. Negativer aktueller Anlass waren vom „Falter“ sterreich hat nun eine Bundesregierung, schon am Ring angekommen sind waren die enthüllte antisemitische Textpassagen im Lieder- die für viele für autoritäre und men- letzten immer noch am Westbahnhof! buch der Mittelschüler-Burschenschaft „Germa- Öschenverachtende Politik steht. Wie zu nia zu Wiener Neustadt“, deren stellvertretender erwarten errichtete die Polizei zum Schutz der ... aber das Allerallerbeste war, an der Spitze des Vorsitzender FPÖ-NÖ-Spitzenkandidat Udo Regierungsangelobung eine riesige Sperrzone in Zuges durch das Burgtor, die Internationale sin- Landbauer war. Die „Liederbetätigung“ fand der Wiener Innenstadt, um den Protest von der gend, auf den Heldenplatz ‚einziehen‘ zu dürfen. europaweite Beachtung und Entsetzen. Von Und die Menschen, die schon dort standen, gin- feierlichen (?) Angelobung abzuschirmen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und gen zur Seite, schafften so einen Korridor und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner abwärts immer mehr begannen mitzusingen ... da ging Der Protest richtete sich gegen Maßnahmen dann nichts mehr drüber ... und auch nicht wurde Landbauer zum Rücktritt aufgefordert, wie der geplanten Einführung des 12-Stunden- ohne die eine oder andere ‚Träne‘ (Gänsehaut was letztlich geschah. Respekt vor der klaren Tages bzw. der 60-Stunden-Woche, Kürzungen und Pathos pur)! Emotional nicht in Worte zu Haltung von Bundeskanzler Kurz in dieser Frage. bei der Mindestsicherung, rassistische Gesetze fassen! Danke, no pasaran! Venceremos!“ HC Strache sah sich genötigt, beim Akademiker- gegen Geflüchtete und MigrantInnen, sowie die ball ein klares Statement gegen Antisemitismus Einführung flächendeckender Studiengebühren Gegen den Akademikerball am 26. Jänner abzugeben. Ob’s was nutzt? Besonderes positives und natürlich gegen die Regierungsbeteiligung fand schon einen zuvor Tag ein zahlenmäßig mediales Aufsehen bei den Demos erregte die einer offen rechtsextremen Partei. bescheidener „Flashmob of Shame“ vor dem von Monika Salzer gegründete Initiative „Omas Bundeskanzleramt statt. Die Beteiligung von gegen Rechts“. Die unkonventionellen älteren Die Demo am 13. Jänner 2018 übertraf mit MinisterInnen am Ball der schlagenden Bur- Frauen stachen u. a. durch Sprechchöre und 20.000 – 30.000 TeilnehmerInnen die kühns- schenschaften war ein verheerendes Signal, das markante Strickhauben hervor  ten Erwartungen. Inhaltlich war die Stoßrich- tung die Gleiche. Hier ein authentisches Wort von unserem Mitglied des Wiener Landesvor- stands und FSG-Vorsitzenden der WGKK Franz Koskarti, dessen Freude wohl viele teilten: „Liebe Genossinnen und Genossen! Großen großen Dank an alle die diese großartige Kund- gebung am Samstag durch ihre persönliche An- wesenheit unterstützt haben! Aber auch an jene die im Geiste bei uns waren, an alle die uns im Internet und bei SMS unterstützt haben!

Vielen Unkenrufen zum Trotz sind nicht nur Tausende und Abertausende gekommen, son- dern die Kundgebung war auch vollkommen friedlich! Auch der ‚Schwarze Block‘ war nicht dabei (medial wurden 30 Demonstranten der Antifa, die sich schwarz angezogen hatten und sich witzigerweise als ganze Gruppe in ihre Transparente entwickelten, fälschlich als schwar- zer Block tituliert)!

Die Kundgebung und mit ihr die Stimmung war unglaublich, Wahnsinn, amazing, alle Sinne ‚raubend‘, überwältigend, romantisch, erhebend ... mir fiele noch einiges mehr ein ... die Choreo- grafie und Lieder selten so gut...

Auch durfte ich in unserem Namen (FSG WGKK) von der Bühne aus einige Worte an die Tausende gingen auf die Straße, um gegen Rassismus, Sozialabbau und Rechtsextremismus ein Zeichen TeilnehmerInnen richten! Während die ersten zu setzen CREDIT: Sozialistische Jugend

19 DIE LETZTE SEITE

Wir gratulieren: Jänner bis März 2018

97. Geburtstag: Albrecht Anneliese, Wien. 96. Geburtstag: Ploderer Johann, Bruckner Eduard, Wien. 95. Geburtstag: Wachold Kurt, Wien. 94. Geburtstag: Wuttke Lia, Eichgraben; Radner Angela, Linz; Fantl- Brumlik Walter, Wien. 93. Geburtstag: Turnitscher Hubert, Bruck/Mur; Michalica Paula, Seeböck Edith, Wien. 92. Geburtstag: Male Maria, Ferlach; Schmitt Rosina, Linz; Lirsch Elfriede, Schwarzau Am Steinfelde; Sasso Katharina, Winzendorf; Janosch Ernestine, Sidlof Hans, Wien. 91. Geburtstag: Moritz Herbert, Salzburg; Daxböck Hilda, St. Pölten; Slabina Albin, Zelinsky Kurt, Capra Erika, Sedlak Walter, Weisz Otto, Wien. 90. Geburtstag: Dragschits Josef, Klingenbach; Kahlhammer Helmut, Leoben; Gomez Helga, Linz; Oswald Josefine, Tragöss-Sankt Katharein; Kummer Edith, Hofmann Fritz, Seiler Walter, Wien. 85. Geburtstag: Besin Johann, Fischamend; Kysela Amand, St. Pölten; Tschugg Klara, St.Johann/Tirol; Doblinger Walter, Pillwatsch Eveline, Obendorfer Hans, Wien. 80. Geburtstag: Hofbauer Gerhard, Breitenfurt; Zehetner August, Haid Bei Ansfelden; Karner Alois, Lanzenkirchen; Feher Theodor, Müllendorf; Sevcik Johann, Hammer Rupert, Scheidl Josef, Mautner Egon, Wien; Hofbauer Heinrich, Windischgarsten; Ebner Josef, Wöllersdorf; Hold Georg, Zwölfaxing. 75. Geburtstag: Conrad Manfred, Bad Gleichenberg; Grassnigg Wolfgang, Baumgartenberg; Jarmer Johann, Deutsch-Wagram; Helmreich Herta, Herzogenburg; Langanke Albert, Linz; Wlcek Franz, Maria Gugging; Peter Wilhelm, Oberndorf Bei Salzburg; Nasko Siegfried, Pyhra; Schattauer Peter, Salzburg; Höllerl Otto, Schärding; Beuleke Dieter, Schärding; Graenitz Ilona, St. Gilgen; Fiala Josef, Velm-Himberg; Heinrich Kurt, Bucek Josef F., Koskarti Eva, Starcevic Josef, Freiwald Karl, Hirhager Robert, Ocenasek Werner, Lahounik Heinrich, Maierhofer Anna, Hütterer Kamilla, Wien.

In eigener Sache Änderung des Vereinsnamens Liebe Genossin, lieber Genosse! Liebe Leserin, lieber Leser! Seit unserer Bundeskonferenz schreiben Wir bitten um deine Unterstützung! Wir haben festgestellt, dass eine große Anzahl Exemplare wir unseren Vereinsnamen geringfügig unserer Zeitung „Der sozialdemokratische Kämpfer“ an Menschen verschickt wird, die nicht mehr anders, nämlich mit Binnen-I: Bund Sozi- Mitglied unseres Bundes sind bzw. ihren Mitgliedsbeitrag nicht bezahlt haben. Falls du nicht aldemokratischer FreiheitskämpferInnen, mehr Mitglied bist, dein Austritt aber untergangen ist, teile das bitte unserem Sekretariat mit: Opfer des Faschismus und aktiver Anti- Tel. 01/534 27-277 oder [email protected] Solltest du in der Vergangenheit leider nicht kassiert faschistInnen. Wir bitten alle Funktionä- worden sein, entschuldigen wir uns und freuen uns, wenn du deinen offenen Beitrag nachträglich rinnen und Funktionäre, dies zu berück- erlegst! IBAN AT431400010010666916 (Jahresbeitrag: € 15,00). sichtigen (E-Mail-Signaturen, Briefpapier, Vielen Dank und Freundschaft! Die Redaktion. Mitteilungsblätter etc.).

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Ingrid Antes, Werner Anzenberger, Rainer Hofmann, Vinzenz Jobst, Ali Kohlbacher, Dominik Lang, Claus Michl- Atzmüller, Gerald Netzl, Alexander Neunherz, Martin Oppenauer, Brigitte Pellar, Susanne Steiger-Moser, Gabi Tremmel-Yakali, Peter Weidner Grafische Gestaltung: Helmuth Hockauf / Wien Work - Digital Media Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 9. März 2018 Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 1. Juli 2018

Österreichische Post AG Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Bund Sozialdemokratischer MZ GZ02Z033355M FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver Anti- faschistInnen. 1014 Wien, Löwelstraße 18, Telefon: 01/534 27-277, Fax: Dw. 258, E-Mail-Adresse: [email protected], Internetadresse: www.freiheitskaempfer.at. Fotos: Wenn nicht anders vermerkt: Redaktion Freiheitskämpfer Hersteller: Wien Work - Digital Media, 1220 Wien Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Information über neo- faschistische und rechtsextremistische Bewegungen, Vereinsnach- richten, Informationen der Opfer des Faschismus. Die im „Kämpfer“ veröffentlichten Artikel und Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion oder des Bundesvorstandes wieder. Zlnr.: GZ 02Z033355M

20