D Iplomatisches M Ag Azin
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seit 1959 www.diplomatisches-magazin.de 12/2016 THE AMBASSADOR OF BOSNIA AND HERZEGOVINA H.E. ŽELJKO JANJETOVIĆ “The Membership in the EU is a strategic goal of Bosnia and Herzegovina’s foreign policy.” „Die Mitgliedschaft in der EU ist ein Business International Relations Special Feature strategisches Ziel der Außenpolitik GLOBAL GENDER GAP REPORT US ELECTIONS SECURITY Bosnien und Herzegowinas.“ Gender Inequality What will Change with Protective Measures S. E. Željko Janjetović is on the Rise President Trump? in Germany Diplomatisches Magazin Diplomatisches 6 INTERVIEW INTERVIEW mit dem Botschafter von Bosnien und Herzegowina S.E. Željko Janjetović „Eine Mitgliedschaft in der EU ist ein strategisches Ziel der Außenpolitik Bosnien und Herzegowinas.“ IN SÜDOSTEUROPA tut sich etwas. Mit einer umfassenden Reformagenda bereitet sich der relativ junge Bundesstaat Bosnien und Herzegowina darauf vor, als kommender Beitrittskandidat Mitglied der Europäischen Union zu werden. Dabei werden Themen wie Rechtsstaatlichkeit, gute Regierungsführung, Wettbewerbsfähigkeit sowie die Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik angepackt. Im Interview mit dem Diplomatischen Magazin spricht der Botschafter, S.E. Željko Janjetović, zudem über die Aufarbeitung des Krieges, den Kampf gegen Korruption und die besonderen Beziehungen zu Deutschland. “A Membership in the EU is a strategic goal of Bosnia and Herzegovina’s foreign policy.” THERE IS SOMETHING going on in South-Eastern Europe. With a comprehensive reform agenda, the relatively young federal state of Bosnia and Herzegovina is preparing to become a member of the European Union as a candidate country. Issues such as the rule of law, good governance, competitiveness as well as labor market, social and iscal policy are tackled. In an interview with the diplomatic magazine, Ambassador, H.E. Željko Janjetović, also talks about the critical review of the war, the ight against corruption and the special relations with Germany. INTERVIEW 7 FOTO Mohamed El-Sauaf 8 INTERVIEW Dezember 2016 – Diplomatisches Magazin tigkeit, Toleranz, Versöhnung, Allgemeinwohl, wirtschaftlicher Entwicklung und entwickelter Marktwirtschaft. Heute, 21 Jahre nach dem Krieg, steht Bosnien und Herzegowina an der Schwelle der EU. Wir erwarten, dass sich die Türen öfnen und dass wir im nächsten Jahr den EU-Kandidatenstatus erlangen werden, Im Fokus nach dem wir im besten Fall fünf bis sechs Jah- re harte Arbeit brauchen werden, um EU-Mit- Bosnien und glied zu werden. Herzegowina Jugoslawien iel auseinander, leider in ei- Oizieller Name nem blutigen Krieg. Der Krieg war ein großer Bosnien und Fehler und geschah auf Kosten der aktuellen Herzegowina sowie der kommenden Generationen. Hat der Hauptstadt Krieg irgendjemandem etwas gebracht? Lei- Sarajewo der denken auch heute einige, dass Krieg eine Fläche Lösung für Probleme ist. Zudem können wir 51.197 km² sehen, wie viele Konlikte und kriegerische Bevölkerung Brandherde es in der Welt heute gibt. Wäre der 3,5 Millionen Krieg in Jugoslawien nicht gewesen, wäre die Bevölkerungsdichte Region heute, einschließlich Bosnien und Her- 69 Einwohner/km² zegowina, wirtschaftlich viel stärker als einige Amtssprache EU-Länder. Hunderttausende Leben hätten Bosnisch, Serbisch, gerettet werden können. Wir wären schon in Kroatisch err Botschafter, Bosnien der EU. Wann immer ich an die Neunzigerjah- Staatsform und Herzegowina blickt re des letzten Jahrhunderts denke, muss ich parlamentarische Bun- auf eine bewegte jüngere sagen, dass diese Jahre für die Menschen im desrepublik Geschichte zurück seit ehemaligen Jugoslawien für immer verloren Staatsoberhaupt dem Ende des sozialisti- bleiben. Die Aulösung Jugoslawiens fällt zu- Staatspräsidium, beste- schen Jugoslawiens, der sammen mit dem Zusammenbruch des Kom- hend aus jeweils einem HAusrufung der Republik Bosnien und Herze- munismus in den Ländern Osteuropas sowie Vertreter der bosniaki- gowina 1992, des daraufolgenden Bosnien- mit dem Fall der Berliner Mauer. Plötzlich schen, serbischen und kriegs und schließlich des Abkommens von verschwand die kommunistische Ideologie kroatischen Volksgrup- Dayton 1995. Heute ist Bosnien und Herze- nach 50 Jahren und schuf eine Lücke, die zu pe: Bakir Izetbegović gowina oizieller Beitrittskandidat sowohl der besetzen war, und der Nationalismus kam als (bosniakisch, seit März EU als auch der NATO. Welches politische idealer Weg daher, um diese zu schließen. 2016 Vorsitzender), Resümee ziehen Sie für die vergangenen 21 Es hat sich erwiesen, dass das politische Mladen Ivanić (ser- Jahre? Konzept, das auf unserem Gebiet bestand, bisch), Dragan Čović Bosnien und Herzegowina hat in den nicht der Zeit entsprach. Wir lebten in einigen (kroatisch); der Vorsitz letzten 21 Jahren große Fortschritte gemacht. Formen der politischen und anderen Utopien, rotiert alle 8 Monate. Aber es ist noch ein langer Weg zu dem, was die damals rosarot aussahen. Wir wandten uns Regierungschef wir uns wünschen. Nach der Präambel der der Vergangenheit zu, anstatt in die Zukunft Ministerpräsident Denis Verfassung streben wir nach Frieden, Gerech- zu blicken! Ich glaube, dass die Frage der po- Zvizdić Bosnia quire ive to six years of hard work in order to with the fall of the Berlin wall. All of a sudden Ambassador, and Her- become an EU member. the communist ideology disappeared after 50 zegovina looks back on a turbulent recent his- Yugoslavia fell apart, unfortunately in a years, creating a gap which was to be illed, tory with the end of socialist Yugoslavia, the bloody war. The war was a big mistake and and nationalism came as an ideal way to ill proclamation of the Republic of Bosnia and it happened at the expense of current gener- the gap. Herzegovina in 1992, the subsequent Bosni- ations and generations to come. Did the war It was proved that the political idea that an war and inally the Dayton Agreement in bring about any good to anyone? Unfortu- existed on our area wasn‘t correspondent 1995. Today, Bosnia and Herzegovina is both nately, even today some think that war is a with time. We lived in some shapes of po- an oicial candidate for the EU and NATO. solution to problems. We can also see how litical and other Utopia, which could look What is your evaluation of the political de- many conflicts and potential war hotbeds pink at one time. We turned to the past, in- velopments of the past 21 years? there are in the world today. Had it not been stead of looking at the future! I believe that Bosnia and Herzegovina has made great for the war in Yugoslavia, the region today, the question of the political modernization progress in the last 21 years. But it is still a including Bosnia and Herzegovina, would be is the main question of the people that live long way to that which we desire. As the pre- economically much stronger even than some in this area. After the bloody war in Bosnia amble of the constitution states, we strive for EU countries. Hundreds of thousands of lives and Herzegovina, on the 21st of November peace, justice, tolerance, reconciliation, gener- would have been saved. We would have al- 1995 the Dayton Peace Agreement was con- al welfare, economic development and devel- ready been in the EU. Whenever I think of the cluded, and on December 14 it was oicially oped market economy. Today, 21 years after nineties of the last century, I have to say that signed in Paris. Nowadays, some people are the war, Bosnia and Herzegovina is at the door those years will remain forever lost for the not satisied with the Dayton Agreement. of the EU. We expect the doors to open, and people of the former Yugoslavia. The dissolu- But it continues to live and relects the cur- that next year we will gain the EU candidate tion of Yugoslavia coincides with the breakup rent political situation in Bosnia and Herze- status, after which in the best case we will re- of communism in countries of Eastern Europe, govina. Diplomatisches Magazin – Dezember 2016 INTERVIEW 9 litischen Modernisierung die Hauptfrage der Menschen ist, die in dieser Gegend leben. Nach dem blutigen Krieg in Bosnien und Her- zegowina wurde am 21. November 1995 das Friedensabkommen von Dayton geschlossen, das am 14. Dezember oiziell in Paris unter- zeichnet wurde. Heutzutage sind einige Leute mit dem Dayton-Abkommen nicht zufrieden. Aber es lebt weiter und spiegelt die derzeitige politische Situation in Bosnien und Herzego- wina wider. Das Massaker von Srebrenica jährte sich letz- tes Jahr zum 20. Mal und steht symbolisch für die begangenen Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges. Wie steht es mit der Aufar- beitung des Krieges und welche Folgen davon sind heute noch zu spüren? Kriegsverbrechen wurden in Srebrenica begangen. Tatsächlich gibt es in Bosnien und Herzegowina aber auch andere Orte, in denen Verbrechen begangen wurden und Zivilisten getötet wurden, nur weil sie anderen Nationa- litäten angehörten. Ich empinde tiefe Traurig- keit wegen dieser Verbrechen, die in meinem Land stattfanden und fühle sehr mit den Fa- milien der Opfer. Das Internationale Strafge- richt für das ehemalige Jugoslawien und der Internati onale Gerichtshof bezeichnen die Ver- brechen in Srebrenica in ihren Urteilen als Völ- kermord. Die Republik Srpska bestreitet das Verbrechen nicht, jedoch erkennt sie es nicht als Völkermord an und stimmt der Zahl der Verbrechens. Viele glauben, dass die Verbre- theken der Vergangenheit nicht in die Zukunft Opfer nicht zu, da sie die guten Absichten des chen während des letzten Kriegs in Bosnien getragen werden und die kommenden Genera- Internationalen Strafgerichtshofs