Inhaltsverzeichnis

11 Vorwort Entdecken Sie die Vielfalt Graubündens

12 Einführung So macht das Wandern Spass

18 Die Wanderungen und Varianten nach Schwierigkeitsgrad

Bündner Oberland – An der Quelle

26 Vom Oberalppass zum Piz Cavradi Am Ursprung des Rheins

30 Vom Garveragrat zur Greina-Hochebene Vom Wasser zum Strom

34 Hoch über Disentis Quellen der Kraft

39 Von Trun nach Rueun An der Quelle der Bündner Geschichte

Dieses Buch ist eine aktualisierte, überarbeitete und neu gestaltete Ausgabe des 2009 unter dem Titel «Das grosse Wanderbuch Graubünden» im AT Verlag erschienenen Werks. Von Ilanz bis Bonaduz – Der Berg im Tal

46 Rund um den Flimserstein © 2018 AT Verlag, Baden und München Das Erbe der Zyklopen Kartenausschnitte: Atelier Guido Köhler & Co., Binningen 51 Rheinschlucht ISBN 978-3-03800-061-7 Abheben über dem Canyon www.at-verlag.ch

Der AT Verlag, AZ Fachverlage AG, wird vom Bundesamt für Kultur 57 Tenna mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt. Der Bergsturz aus der Vogelperspektive Zwischen Vorderrhein und Hinterrhein – Bündner Herrschaft und Churer Rheintal – Auf Walserspuren Der Süden im Norden

62 Rund um das Bärenhorn 122 Malans, Vilan, Seewis Auf Säumerpfaden hinein in Walsertäler Berg und Bahn

66 Safiental 126 Malans, Fläsch, Regitzerspitz Wo die letzten Walser wohnen Über den Nebeln

71 Vals, Zervreila 131 St.Margrethenberg, Vazer Alp, Calanda Vom Wasser geprägt Auf zum höchsten Churer

136 Rund um den Dreibündenstein Misox und Calancatal – Italien in der Schweiz Zum Hochsitz des Bündnertums

79 Sentiero Alpino Gratwegs ins Misox Prättigau – Das Nischenreich

83 San Bernardino 142 St. Antönien Bekannt, aber unentdeckt Kleine grosse Wanderwelt

89 Val Cama 148 Sassauna und Prättigauer Höhenweg Natur pur Unter steilen Flühen

94 153 Furna und Hochwang Wilde Wunderwelt Von wilden Chrachen und sanften Ebenen

Domleschg und Schams – Schutz und Trutz Schanfigg – Mittendrin

102 Domleschg 160 Zwischen den Fideriser Heubergen Auf den Spuren des Jörg Jenatsch und dem Fondei Rund um das Mattjisch Horn 109 Viamala Schlucht des schönen Schreckens 165 Zwischen Arosa und Tschiertschen Von den «Churfirsten» zu den Churer Alpen 114 Schams Kulturelle Faszination im Val Schons 170 Sapün und Mederger Flue Bernina und Puschlav – Schöne Aussichten Bei den Walsern 224 St. Moritz, Fuorcla Surlej und Val Roseg 175 Zwischen Aroser Rothorn und Erzhorn Willkommen auf dem Logenplatz Im Reich der armen Minen 229 Vom Piz Languard zum Piz Lagalb Che bella vista! Albula – Auf der Durchreise 234 Bernina und Puschlav 182 Bergün, Val Tuors, Val Tisch Auf besten Wegen ins Veltlin Bahnwunder Albula

187 Rund um den Piz Ela Landschaft Davos – Tal der Täler Das Echo vom Ela 242 Zwischen Vereina und Flüela 191 Im Umkreis der Keschhütte Obendrüber statt untendurch Kesch und mehr 247 Dischma und Sertig Von der Enge in die Weite Avers, Julier, Maloja, Bergell – Scheidewege 251 Monstein 198 Septimerpass Rückblicke und Ausblicke Am Nabel der Welt

203 Avers Die Nationalparkregion – Nischenwelt Geschützt und ausgesetzt

208 Bivio 258 Schweizerischer Nationalpark Babylon in den Alpen Ein Park für alle

212 Oberengadin 263 Unterengadin Himmel auf Erden Ein Tal im Durchzug

218 Bergell 268 Müstair Geadelte Berge Wo Natur und Kultur verschmelzen

273 S-charl Ein entdecktes Kleinod Nirgends sieht man den Biancograt der Bernina Entdecken Sie die Vielfalt so schön wie auf der Fuorcla Surlej. Graubündens

Kein Kanton in der Schweiz ist so vielgestaltig wie Graubünden, das aus Dutzenden von Talschaften besteht – jede mit ihrer Eigenart, ihren The- men und ihren Naturschätzen. «Das Wanderbuch Graubünden» ist dieser Vielgestaltigkeit auf der Spur. In 13 Regionen zusammengefasst, finden sich 46 attraktive Wandergebiete mit über 300 Wanderungen und Varian- ten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Darin eingestreut sind auch etliche Geheimtipps. Zudem steht jede Region im Licht eines Schwer- punktthemas, das sich in eine kaleidoskopartige Gesamtschau des Kantons eingliedert. Dieses Buch ist mehr als ein herkömmliches Wanderbuch. Die sorg- fältig recherchierten Einleitungstexte und viele thematische Einschübe machen es zu einer gehaltvollen Lektüre nicht nur für Wanderer aus dem In- und Ausland, die Graubünden kennenlernen wollen, sondern auch für Menschen, die sich in Graubünden heimisch fühlen. Sie werden ihre Wohn- oder Ferienumgebung im Buch neu entdecken und animiert wer- den, auch die anderen Regionen des Kantons zu erkunden. Damit dies stressfrei gelingen kann, enthält jedes Wandergebiet einen ausführlich gehaltenen Serviceteil mit allen nötigen Informationen zu An- fahrt, Unterkunft und Verpflegung, Charakter der Touren und Routenver- lauf. Sämtliche Wanderungen sind ohne spezielle Ausrüstung begehbar. Je rund ein Drittel der Touren eignen sich besonders für Familien mit Kin- dern, für Gelegenheitswanderer oder für erfahrene Bergwanderer – beach- ten Sie dazu die Symbole s bis sss bei den einzelnen Wanderungen, die Farbgebung in den Übersichtskärtchen und das Verzeichnis auf Seite 18ff. Lassen Sie sich ins Bündner Wanderland entführen, staunen Sie über die neuen Horizonte, die Ihnen jedes Gebiet erschliesst, pflücken Sie eine Tour heraus und dann noch eine und noch eine, bis sie die einzigartige Vielfalt Graubündens glücklich bereichert in sich aufgenommen haben. Dabei wünsche ich Ihnen viel Spass.

David Coulin

10 11 Bündner Oberland – An der Quelle

Blick ins Val Frisal, im Hintergrund der Bifertenstock.

Auch wenn Sie zu den bergbegeisterten Gipfel- Jahr 700 hat hier der Einsiedler Sigisbert aus Der Lag Britt muss fressern und Gletscherflöhen zählen, lohnt es sich Franken zusammen mit dem Bündner Mönch erdauert sein. Umso in der Surselva, nicht nur auf den Bergspitzen, Placidus eine Einsiedelei errichtet. Damals war schöner glitzert dann sondern auch unten im Tal die Augen offen zu das Gebiet noch vollständig bewaldet, eine die Wasserfläche halten. Darum möchten wir Sie mit diesem Buch «grüne Wüste» sozusagen, worauf der Name zwischen den nicht nur auf Berge und Pässe führen, sondern Disentis (von lat. desertina, Wüste) schliessen Granitblöcken. ebenso in Kirchen und Klöster, in die Häuser der lässt. Zum Kloster gehören heute noch vierzig Menschen und selbst in ihre Herzen und Hirne Benediktinermönche. Sie sind mehrheitlich hinein. Denn die Berge und ihre Menschen gehö- als Lehrer am dortigen Gymnasium oder als Geist- ren zusammen. Man kann die einen nicht ohne liche in den näheren oder auch ferneren Kirch- die andern verstehen. gemeinden tätig – der Priestermangel macht sich auch im Bündner Oberland bemerkbar. Disentis und sein Kloster Der Einfluss des Klosters mag ein Grund dafür Die Abteikirche ist eines der stolzesten barocken sein, dass es in keinem andern Landstrich Grau- Baudenkmäler der Schweiz. Ihre Fassade mit den bündens ein so dichtes Netz von Kirchen und – beiden Zwiebeltürmen bildet zusammen mit dem auch privat erbauten – Kapellen gibt wie in der Kloster eine mächtige Front, welche die freund- Surselva. Eine grosse Zahl von ihnen beherbergt liche Dominanz der Abtei über das Dorf auch op- nicht unbedeutende Arbeiten der Bildhauerei tisch zum Ausdruck bringt. Man merkt: Hier üben und Malerei. Die meisten Werke stammen aus bescheidene Mönche einen ganz unbescheidenen dem Barock, der Zeit der Gegenreformation. Einfluss aus, und das seit 1300 Jahren. Um das

zeichen für einen mit Kristallen ausgefüllten Hohlraum. In monate- oder Quellen der Kraft gar jahrelanger, oft gefahrvoller Arbeit «graben» sich dann die Kristall- sucher mit Hammer und Meissel in den Berg, in der Hoffnung, dass sich diese Hoch über Disentis Kluft einst mit mineralienreichem Wasser gefüllt hat. Denn wenn die Kluft entsprechend gross ist und die Mineralien sauber auskristallisieren konn- ten, kann hier das ans Tageslicht kommen, was zum Beispiel im Bündner Zwischen den Flanken des Piz Cavardiras und Disentis vereinigen sich Naturmuseum in Chur zu bestaunen ist: eine tonnenschwere Kristallstufe. neben der geis tigen Ausstrahlung des Klosters zwei weitere Elemente, von Auch wenn diese Funde dem Wanderer vorenthalten bleiben – das denen das ausgeht, was als Energie spürbar werden kann. Eine solche Quel- Wasser, aus dem Kristalle entstehen, ist überall präsent. Es plätschert vom le der Kraft sind die Granite und Gneise, aus denen der Bergkranz über natürlichen Fels im Wellnessbad Bogn Sedrun, ruht im Lag Serein, glitzert, der Cadi – dem ehemaligen Hoheitsgebiet der Abtei Disentis – aufgebaut umgeben von mächtigen Granitblöcken, im Lag Brit und speiste lange Zeit ist. Dies umso mehr, als sich im Innern dieser Gesteinspakete einzigartige als radonhaltige Quelle die Heilbäder im Hotel Disentiserhof. Mineralienschätze verborgen halten. Sollte man bei der Wanderung von Damit aber nicht genug der Reize: Wenn man diese Gebirgsflanken Caischavedra über den Lag Serein und den Lag Brit in ungewöhnlicher Höhe durchwandert, erfreut zudem ein immerwährender Panoramablick. Er das Trommeln von Spechten hören, kann man deshalb davon ausgehen, fällt hinunter in die Cadi, weitet sich bis ins Tujetsch hinauf und bran- dass es sich um zweibeinige Steinspechte handelt, um Strahler. Meist weist det im Süden an die Gletscher des Piz Medel. Nur darf man dabei nicht nur ein kleiner Spalt oder ein wenig vorstehender Gesteinsabsatz darauf vergessen, auch vorwärtszukommen. Denn obwohl die Distanz und die hin, dass sich hinter der ebenmässigen, kantigen Felswand eine Zerrkluft Höhenunterschiede nicht so gross scheinen, so gilt es doch, teilweise über verbirgt. Mürbes und ausgelaugtes Umgebungsgestein ist ein weiteres An- Stock und Stein und in einem steten Auf und Ab von Geländemulde zu

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Geländemulde zu gelangen. Das braucht Zeit – deutlich mehr Zeit, als Piz Lumpegna die Wanderwegweiser einem weismachen wollen. Und natürlich braucht Foppas V a Piz Cavardiras l es auch Kraft, vor allem im langen Abstieg vorbei am Sendeturm Runfop- L pa bis nach Disentis zurück. Aber es ist eine Kraft, die angesichts so viel Lag Brit u V m energiegeladener Schönheit spielend wieder zurückfliesst. Wer sich darauf a p Piz Ault l Lag Crest Ault e S nicht verlassen mag und eher eine gemächliche Wanderung anstrebt, wird Alp Lumpegna g o n indes nicht enttäuscht. Etwas vorgelagert, lädt die heidekrautüberwachse- g a V n

ne Kuppe des Bostg zum Verweilen – und Staunen. Denn wohl von keinem V Lag Serein a a P l l l anderen Punkt des Bündner Oberlandes kann man die Weite und Länge A c C a l e l c der Surselva so gut ermessen wie von hier. Piz da Strem t a t i 2 a v Disla a n Ilanz i V Caischavedra e Wanderung 1 s einen Sattel und von dort auf gutem Wanderweg, a v Disentis/ l S e Mustér Von Sedrun über Bostg nach Caischavedra einen Talkessel traversierend, hinüber nach g n a s Charakter: Gemütliche Bergwanderung über die Caischavedra. Acletta Waldgrenze zum mit Alpenrosensträuchern über- Varianten: P deckten Bostg. Wer seine Kniegelenke schonen – Statt von Sedrun von Segnas (Bus, Taxi oder Segnas will, kann von Caischavedra mit der Seilbahn zu Fuss ab Disentis) zum Bostg aufsteigen Bostg 1 hinuntergondeln. (T2, 1½ Std.). Mompé- T ujetsch Schwierigkeit: T2 – Abstieg von Caischavedra nach Segnas/ Bugnei Wanderzeit: 3 Std. Disentis (T2, 1½ Std.). P Höhendifferenz: Aufstieg: 600 m, Abstieg: 50 m Sedrun Route: Von Sedrun über einen Wiesenpfad zum Wanderung 2 ss – sss Bahngeleise. Nach der Überquerung umgeht man Von Caischavedra über den Lag Serein und den die grosse Runse hinter dem Bahnviadukt zu den Lag Brit zur Alp Lumpegna und nach Disentis malerischen Lag Brit. Ein letzter Effort bringt ei- nach der Steilstufe über Plaun Tir und Casa La- Häusern von Bugnei. Hinter den Häusern auf Charakter: Je weiter man auf dieser recht langen nen von dort hinauf zu einem Gratfortsatz, auf vinaras hinunter nach Disentis (T2, 5½–6 Std.). Wanderweg durch den Waldgürtel hinauf zum Panoramatour fortschreitet, umso einsamer, dessen Nordostseite die Wegspuren in einer wei- Bostg. Von dieser Kuppe leicht absteigend in wilder und schöner wird sie. Geheimtipp! ten Rechtskurve ins Val Lumpegna führen. Beim Ausgangspunkt Schwierigkeit: Zuerst T2, dann T3 Stavel la Val münden die Wegspuren in Disentis/Mustér (1143 m): Anreise mit öffent- Wanderzeit: 6 Std. (Achtung: Die Zeitangaben einen breiten Alpweg, der zur Alp Lumpegna lichem Verkehr: RhB von Chur oder MGB von auf den Wanderwegweisern sind recht knapp führt. Von dort auf einer Schotterstrasse zum Andermatt über den Oberalppass; mit Auto von bemessen!) P. 1629 (Wanderwegweiser). Nun entweder direkt Chur via Ilanz oder über den Oberalppass Höhendifferenz: Aufstieg: 750 m, Abstieg: 1400 m hinunter zur Antennenanlage Runfoppa und von (www.disentis-sedrun.ch). Route: Von der Seilbahnstation Caischavedra führt dort auf Kiesstrasse hinunter nach Disentis oder der Weg gut bezeichnet auf die Geländeterrasse südwestwärts zum Val Sogn Placi und von dort Verpflegung unterwegs des Lag Serein über dem Aclettatobel. Nach einer hinunter nach Disentis. Restaurantbetrieb bei der Seilbahn-Bergstation kurzen Steilstufe zieht er weiter die Höhenkurven Varianten: Caischavedra. entlang zum zeitweise ausgetrockneten Lag Crest – Abstiegsmöglichkeiten vom Lag Serein oder Ault und – wieder mit einer Steigung verbunden vom Lag Crest Ault. Karten und auf zunehmend beschwerlichem Weg – zum – Die beiden oben beschriebenen Touren können Landeskarte 1:25000, 1213 Trun zu einer mittelschweren Tour kombiniert wer- Landeskarte 1:50000, 256 Disentis den: von Sedrun oder Segnas via Bostg nach Disentis hat sich zum Regionalzentrum Caischavedra, dann weiter zum Lag Serein und entwickelt.

36 37 Misox und Calancatal – Italien in der Schweiz

Auf dem Pass di Passit. nutzte Weideflächen sind vergandet, der Schulbus nach wurde gestrichen, Dorfl äden schliessen ihre Türen für immer. Wie andere Berg- täler lebt auch das Calancatal, das weniger als ein Drittel seiner Finanzmit- tel aus eigener Kraft aufbringen kann, zu einem guten Teil von Entwick- lungshilfe aus der übrigen Schweiz. Und doch sieht das Tal für sich eine Zukunft. Nicht nur kehrt da und dort eine Familie zurück, seit die Strasse verbessert wurde und das Pendeln zum Arbeitsort im Raum Bellinzona möglich macht. Das Tal verfügt auch über zwei Güter, die in Zeiten knapper werdender Ressourcen an Bedeu- tung gewinnen werden: Wasser und Strom. Wenn die Landschaft nicht mehr gepflegt würde, wäre das nicht nur für die Wanderer mühsam, die ihre Wege nicht mehr finden würden: Das Tal würde nach jedem Unwetter zu einem Sicherheitsrisiko für die Indus-

Wilde Wunderwelt Val Calanca

Das Val Calanca vereinigt viel von dem in sich, was man als romantisch be- zeichnet: schroffe Felsen, malerische Dörflein auf schmalen Terrassen, die wie im Falle von zu den stärksten Orten der Kraft unseres Landes zählen, knorrige Menschen vor einfachen Alphütten, und vor allem: Ruhe Links: Von der Alp und Verlassenheit. Piöv di Fuori führt Das war nicht immer so. Im frühen 16. Jahrhundert drängten sich bis der Weg durch eine zu 3000 Menschen in dem engen Tal, dessen Flanken sich über 2900 Hö- Geländemulde zum henmeter aufsteilen bis zum 3202 Meter hohen Puntone di Fracion. Das Nordostgrat des Tal kennt nur einen fahrbaren Ausgang: nach Süden in Richtung Bellinzo- Mottone (im Hinter- grund). na. In diese Richtung zog es denn auch die Calancini, die heute in den In- Oben: Ziegen am dustriebetrieben im Nordtessin besseres Geld verdienen als auf dem Berg- Mottone. bauernhof hinten im Tal. Seither befindet sich das Calancatal in einem Unten: Blick auf langsamen, aber stetigen Abbauprozess. Noch vor wenigen Jahrzehnten ge- Landarenca.

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Wanderung 1 s Zum Wasserfall des Rià Pianca: – Cima de Nomnom Landarenca–Cavaionc–Bodio Torent Alto

Charakter: Einfache Wanderung durch abwechs- lungsreiches Gelände zur Sonnenterrasse von Piöv di Fuori P Cascata Landarenca. Badegelegenheit in einem der Cavaionc Bodio Wasserbecken beim Wasserfall des Rià Pianca. Pizzo di Campedell 3

Schwierigkeit: T1, einzelne Stellen T2. Die P Orientierung fordert Wachsamkeit. Boliv Selma Wanderzeit: 4½–5 Std. Landarenca Höhendifferenz: Aufstieg: 760 m, Abstieg: 670 m Alp Baraccon Route: Von Arvigo über die lange Dorftreppe zum Mottone 1 Braggio oberen Dorfrand. Die Dorfstrasse entlang bis zur Alp di Rossiglion

Abzweigung nach Landarenca. Auf breitem Weg Pizzo di Claro Arvigo P Stabbio nach Mont, dann zuerst leicht ansteigend, am 2 Schluss steil über Treppenstufen zu einer Kapelle und auf schmalem Weg weiter bis Landarenca. P. 2140

Von der Seilbahnstation des Weilers auf Weg- Pass Pian spuren steil hinauf bis zur Abzweigung, an der di Renten

Lego signalisiert ist. Über Steintreppen und Punta di Renten ein schmales Band zum markierten Weg, der von Boliv herüberführt zur Häusergruppe von Lego. Von dort hinab zum Weiler Cavaionc. Nach Dasga der Unterquerung der Seile einer Transportseil- bahn nach links aufsteigen. Kurz vor dem Wald- Piz de Molinera

rand Verzweigung «Cascata» beachten und dieser Santa Maria folgen. Auf Wegspuren ins Seitental hinein und in Calanca

zum Wasserfall. Gleicher Weg zurück bis zum Seil Castaneda

der Transportseilbahn. Rund 100 Höhenmeter Grono hinunter zu den Hütten von Rave und weiter nach Bodio. Roveredo Varianten: – Mit der Seilbahn nach Landarenca (1½ Std. Höhendifferenz: Aufstieg: 700 m, Abstieg: 1020 m – Diese Wanderung bildet auch den Abschluss Oben: Im Abstieg von kürzer). Route: Von Braggio (berühmt geworden durch den des Sentiero Alpino Calanca (siehe dazu Pian Renten – Von Bodio weiter nach Selma (Seilbahnstation Bestseller «Kraftorte der Schweiz» von Blanche Wandergebiet «San Bernardino», Seite 83). Unten: Lawinen- Landarenca, ½ Std. länger). Merz) im kleinen Val Meira steil hinauf zur Alta verbauungen Via del Val Calanca. Diese entlang südwärts zum Wanderung 3 sss am Mottone. Wanderung 2 ss Pass Pian di Renten. Der Abstieg nach Santa Mit den Schafen per Du: Landarenca–Alp Piöv Orte der Kraft: Braggio–Pian Renten– Maria in Calanca ist gut bezeichnet und führt di Fuori–Mottone–Landarenca Santa Maria vorab durch bewaldetes Gebiet hinunter in den Charakter: Eine Bergwanderung, die vor allem an Charakter: Eine Pässewanderung mit einem Ort (Postauto). die Spurenlesekunst einige Anforderungen stellt. Anfangs- und Endpunkt, in dem Kultur und Varianten: Sie bietet aber auch alles, was das Wandern im Natur eine Symbiose eingehen. – Vom Pian di Renten ist es lohnend, als Ab- Val Calanca speziell macht: lichte Waldpartien, Schwierigkeit: T2 stecher nordöstlich noch etwas aufzusteigen abgelegene Alpen, tosende Wasser über Granit- Wanderzeit: 4–5 Std. bis zu P. 2140 (weglos, T3, 1 Std. länger).

96 97 platten, romantische Stiegen auf einsame on auf und folgt der nur noch schwach bezeichne- Aussichtspunkte … ten Alpstrasse weiter, bis sie nur mehr als Weg- Schwierigkeit: T3 spur auf eine Schulter führt (P. 2270). Blasse Wanderzeit: 5 Std. Wegzeichen weisen den Weg – ungefähr auf Höhendifferenz: 940 m gleicher Höhe bleibend – weiter südwestwärts Route: Von Landarenca zur Alpsiedlung Plan. Von bis zu einer fett gekennzeichneten Abzweigung. dort führt der Weg teilweise ausgesetzt (Aussicht Hier beginnt der Gipfelzustieg zum Pizzo di Claro, auf Landarenca!) zum Bosco del Ross. Bei der Ab- der einen einmaligen Tiefblick in die Leventina zweigung vor dem Wald nach links hinauf halten und in die Tessiner Bergwelt bietet. Auf dem- (nicht nach Lego). Der Weg führt zuerst im Wald, selben Weg zurück (T3, 8–9 Std., 1400 m). dann über fette Wiesen und lichte Baumbestände zur Alp Piöv di Fuori. Nun führen Wegspuren hin- Ausgangspunkte auf in Richtung Pizzo di Campedell und hinein Landarenca (1254 m): Mit dem Postauto von in die Geländemulde, die es an geeigneter Stelle Grono nach Selma, dann mit der Seilbahn nach zu traversieren gilt. Wichtig: Es gibt einen Weg, Landarenca; mit Auto auf der Kantonsstrasse bis er ist sogar sorgfältig aufgemauert und zweigt Selma, Parkplätze bei der Seilbahn; Unterkunft in rechts von den Felsbändern, auf denen man auf- der Herberge Landarenca, Telefon 078 872 37 22, steigt, ab. Auf diesem Weg durch den Kessel hin- www.ostellolandarenca.ch durch (Achtung: Wildbäche) und durch die Schutt- Braggio (1285 m): Mit dem Postauto von Grono halde zwischen Pizzo di Campedell und Mottone nach Arvigo, dann mit der Seilbahn nach Braggio; zum Nordostgrat des Mottone. Dieser wird auf mit Auto auf der Kantonsstrasse bis Arvigo, Park- einem Bergweg mit extra angelegten Treppenstu- plätze bei der Seilbahn; Unterkunft im Ristorante fen relativ leicht erklommen. Auf der andern Seite Val Meira, Telefon 091 828 10 75. steil zwischen Lawinenverbauungen hinunter bis zu den verfallenden Ställen der Alp Baraccon. Der Unterkunft und Verpflegung unterwegs Weg fällt nun weiter ab und verliert sich. Weglos Keine Blick über die historische Kirche von hinweg ins untere Misox. weiter hinuntersteigen bis zum Wanderweg, der von der Alp di Rossiglion nach Landarenca führt. Karten triezonen in der unteren Leventina. Noch ist es aber nicht so weit, noch Variante: Wer sich eine Bergtour auf einen der Landeskarte 1:25000, 1294 Grono sorgen arbeitsame Hände dafür, dass das Val Calanca trotz aller Schroffheit schönsten Aussichtspunkte des Landes gönnen Landeskarte 1:50000, 277 Roveredo auch eine gewisse Behaglichkeit und Gastfreundlichkeit ausstrahlt. Beson- will, der steigt von Landarenca zur Alp di Rossigli- ders stimmungsvoll ist Landarenca, das auf einer Trogschulter liegend mit einer modernen Seilbahn mühelos erreichbar ist. Von dort ergeben sich nach einer Übernachtung Tagestouren, die den ganzen Reiz des Tales auf eindrückliche Weise erfahrbar machen. Über lichte Auenwälder gelangt man auf von Schafen gut gedüngte Magerwiesen, die ihrerseits abgelöst werden von einer Steinwelt aus bestem Granit. Wenn man hier den Kon- takt mit der Aussenwelt nicht sucht und das Handy ausgeschaltet lässt, kommt die befreiende Gewissheit hoch: Hier findet mich niemand. Man wird dann auf warmem Fels ausspannen, den Blumen nachspüren, dem Gebimmel ferner Schafherden nachhorchen oder auf den Mauerresten eines verfallenden Stalles die getrocknete Wurst in feine Scheiben schnei- Die Maighelshütte – letzterDer Teehalt Mottone vor den. Man wird Raum und Zeit verschmelzen lassen und schliesslich sagen: dem Piz Cavradi. im Überblick. Ich komme wieder.

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