Windpark Friedersdorf

Errichtung und Betrieb von einer Windenergieanlage im Windeignungsgebiet Nr. 39 „Friedersdorf-West“ in der Gemeinde im Amt -Land im Landkreis Märkisch-Oderland

UVP-Bericht mit integriertem Eingriffs-Ausgleichs-Plan

1. Überarbeitung

Auftragnehmer: Auftraggeber:

K&S Umweltgutachten PROKON Regenerative Energien eG Urbanstraße 67 Kirchhoffstraße 3

10967 Berlin 25524 Itzehoe

21-11-2019

K&S – Büro für Freilandbiologie und Umweltgutachten

Auftragnehmer: K&S Umweltgutachten Urbanstr. 67, 10967 Berlin

Auftraggeber: PROKON Regenerative Energien eG Kirchhoffstraße 3 25524 Itzehoe

Standort: Friedersdorf

Ansprechpartner: T. Schweser

Mail: [email protected]

Telefon: 0331 581847-14

Name des Dokuments: UVP-B mit integriertem EAP

Redaktion: M. Sc. Johanna Erdmann - Text und Erfassung Dipl. Geoökol. Sigrid Marquardt - Text und Erfassung Dipl. Ing. (FH) Matthes Mohns - Text und Erfassung

Dipl. Ing. Volker Kelm

Versionen: UVP-B mit integriertem EAP vom 27.06.2019 1. Überarbeitung des UVP-B mit integriertem EAP vom 21.11.2019

Berlin, den 21-11-2019 Dieses Gutachten wurde nach bestem Wissen und den neuesten wissenschaftlichen Maßstäben ausgear- beitet. Eine Haftung ist ausgeschlossen. Vorstehendes gilt nicht, soweit die Schadensursache auf Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit beruht.

gez. Dipl.-Ing. Volker Kelm

Verzeichnisse

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung ...... 10 1.1 Anlass und Methodik...... 10 1.2 Rechtliche Grundlagen ...... 12 1.3 Planerische Ziele und Vorgaben ...... 13 Raumordnung ...... 13 Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin- (LEP HR) ...... 13 Sachlicher Teilregionalplan „Windenergienutzung“ (REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE 2018a)...... 14 1.4 Landschaftsplanung ...... 15 Landschaftsprogramm Brandenburg ...... 15 Landschaftsrahmenplan des Landkreises Märkisch-Oderland ...... 16 Landschaftsplan ...... 16

2 Alternativenprüfung, Variantenvergleich ...... 17 2.1 Alternativenprüfung ...... 17 2.2 Nullvariante ...... 17

3 Vorhabensbeschreibung ...... 18 3.1 Dauerhafte Bauflächen ...... 18 3.2 Temporäre Bauflächen ...... 19 3.4 Standortbeschreibung WEA 4 ...... 20 3.5 Zusammenstellung aller Wirkfaktoren ...... 21

4 Bestand und Bewertung der Schutzgüter sowie Prognose der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen ...... 22 4.1 Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt ...... 22 Untersuchungsumfang ...... 22 Biotoptypen ...... 22 Brutvögel ...... 26 Zug- und Rastvögel ...... 36 Fledermäuse ...... 37 Sonstige Arten ...... 42 4.2 Fläche ...... 42 Untersuchungsumfang ...... 42 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 43 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 43 4.3 Boden ...... 43 Untersuchungsumfang ...... 43

4 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Verzeichnisse

Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 43 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 44 4.4 Wasser ...... 45 Untersuchungsumfang ...... 45 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 45 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 45 4.5 Klima...... 46 Untersuchungsumfang ...... 46 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 46 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 46 4.6 Landschaftsbild ...... 47 Untersuchungsumfang ...... 47 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 47 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 52 4.7 Menschen und menschliche Gesundheit einschließlich Erholung ...... 54 Untersuchungsumfang ...... 54 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 54 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 58 4.8 Kulturelles Erbe ...... 64 Untersuchungsumfang ...... 64 Bestandsbeschreibung und Bewertung ...... 64 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben ...... 65 4.9 Schutzgebiete ...... 65

5 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ...... 67

6 Zusammenwirken mit anderen bestehenden oder geplanten Vorhaben ...... 69

7 Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen ...... 72 7.1 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 72 7.2 Schutzgut Boden ...... 72 7.3 Schutzgut Landschaftsbild ...... 73 7.4 Schutzgut Mensch einschließlich menschliche Gesundheit und Erholung ...... 73

8 Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan ...... 74 8.1 Kompensationsermittlung ...... 74 Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung des Bodens / Biotope .... 74 Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ... 75 Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung der Fauna ...... 76 8.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ...... 76 8.3 Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung ...... 77

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 5 Verzeichnisse

9 Zusammenfassende Darstellung der potentiellen Auswirkungen und voraussichtlichen Umweltwirkungen ...... 78

10 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen ...... 80

11 Allgemein verständliche Zusammenfassung ...... 81 11.1 Anlass ...... 81 11.2 Bestand und Bewertung der Schutzgüter sowie Wirkungsprognose, einschließlich Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen ...... 81 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften ...... 81 Fläche ...... 85 Boden ...... 85 Wasser ...... 85 Klima ...... 86 Schutzgut Landschaftsbild ...... 86 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit einschließlich Erholung ...... 87 Schutzgut kulturelles Erbe ...... 89 Schutzgebiete ...... 89 11.3 Angaben zur Kompensation des Eingriffs ...... 89

12 Quellenangaben ...... 90

13 Anhang ...... 94

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1: Lage und Umfang Windeignungsgebiet Nr. 39 „Friedersdorf-West“ ...... 10 Abb. 2: geplante Bauflächen der WEA 4 ...... 20 Abb. 3: Blick auf den Anlagenstandort WEA 4 (aus 2017) ...... 20 Abb. 4: Zustand am Abzweig zur WEA 4, Blick nach Westen ...... 20 Abb. 5: Baumreihe entlang der Straße zwischen Dolgelin und Lietzen Vorwerk ...... 23 Abb. 6: Bauflächen im Bereich des geplanten Zuwegungstrichters an der Kreisstraße ...... 26 Abb. 7: ausgeräumte Agrarlandschaft, Fotopunkt 20 nach W ...... 50 Abb. 8: mit Gehölzen umstandener Ackersoll, Fotopunkt 9 nach O ...... 50 Abb. 9: lineare Gehölze, Fotopunkt 18 nach S ...... 50 Abb. 10: Mischwald (Kaaschenheide), Fotopunkt 27 nach NW ...... 50 Abb. 11: „Großer See“, Fotopunkt 28 nach SW ...... 51 Abb. 12: Geländekante vom Odertal, Fotopunkt 17 nach W ...... 51 Abb. 13: Bundesstraße, Fotopunkt 21 nach NW ...... 52 Abb. 14: ebene Ackerfläche mit Windpark ...... 52 Abb. 15: ehemalige Kirchruine in Dolgelin mit neuem Dachaufsatz ...... 65

6 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Verzeichnisse

TABELLENVERZEICHNIS

Tab. 1: geplante Anlagenkonfiguration ...... 18 Tab. 2: Art und Umfang der geplanten Flächeninanspruchnahme zur Errichtung der WEA 4 ...... 19 Tab. 3: Zusammenstellung aller Wirkfaktoren ...... 21 Tab. 4: Biotoptypen im Untersuchungsgebiet ...... 23 Tab. 5: Bewertungskriterien und Klasseneinteilung der Biotoptypen ...... 23 Tab. 6: Schutzbedarf Biotoptypen im Untersuchungsgebiet ...... 25 Tab. 7: Zusammenfassende Bewertung der Eingriffserheblichkeit durch dauerhafte Bauflächen . 26 Tab. 8: Vogelarten im Untersuchungsgebiet des Windenergiestandortes „Friedersdorf“ ...... 29 Tab. 9: Brutplätze von Groß- und Greifvogelarten und deren Abstände zur geplanten WEA 4 ...... 33 Tab. 10: Nachgewiesene Fledermäuse für den Windenergiestandort Diedersdorf ...... 38 Tab. 11: Schutz- und Restriktionskriterien für Fledermäuse in Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz nach MUGV Anlage 1 (MLUL 2018a) ...... 41 Tab. 12: dauerhafter Bodenverlust für die WEA 4 in m² ...... 44 Tab. 13: Schritte zur Ermittlung des ästhetischen Eigenwertes ...... 48 Tab. 14: Bewertung des ästhetischen Eigenwertes innerhalb des Untersuchungsgebietes ...... 52 Tab. 15: Immissionsrichtwerte der TA Lärm (1998) für IO außerhalb von Gebäuden ...... 56 Tab. 16: Ergebnisse der Schallimmissionsprognose für Variante 1...... 59 Tab. 17: Ergebnisse der Schallimmissionsprognose für Variante 2...... 60 Tab. 18: astronomisch maximal möglicher Schattenwurf – Variante 1 ...... 61 Tab. 19: astronomisch maximal möglicher Schattenwurf – Variante 2 ...... 62 Tab. 20: ausgewählte, ortsbildprägende Baudenkmale ...... 64 Tab. 21: Schutzgebiete im 5 km Radius zur Vorhabensfläche ...... 66 Tab. 22: Zusammenstellung der möglichen Umweltauswirkungen und Betroffenheit der Schutzgüter, Identifizierung möglicher Wechselwirkungen...... 67 Tab. 23: Kompensationsermittlung Eingriff Schutzgut Boden (m²) ...... 74 Tab. 24: Zuordnung eines Zahlwertes in Euro pro Meter Anlagenhöhe je nach Wertstufe der Erlebniswirksamkeit und Eingriffserheblichkeit ...... 75 Tab. 25: Zahlungswert je Meter Anlagenhöhe ...... 76 Tab. 26: Eingriffs-Ausgleichs-Plan. R = Rest aus vorangegangener Rechnung ...... 77

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 7 Verzeichnisse

KARTENVERZEICHNIS Karte 1: Bauflächen und Biotope – WEA 4, Maßstab 1:4.000 Karte 2: Brutvögel 2015-2018, Maßstab 1:25:000 Karte 3: Fledermäuse 2015, Maßstab 1:18.000 Karte 4: Landschaftsbildbeschreibung und -bewertung, Maßstab 1:30.000 Karte 5: Flächen- und Erholungsnutzung, Maßstab 1:30.000 Karte 6: Schutzgebiete, Maßstab 1:40.000

8 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Verzeichnisse

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AFB Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag FNP Flächennutzungsplan GH Gesamthöhe HVE Hinweise zum Vollzug der Eingriffsregelung (MLUV 2009A) KSF Kranstellfläche LEP HR Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg LRT Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-Richtlinie NH Nabenhöhe RD Rotordurchmesser ReP Regionalplan TAK Tierökologische Abstandskriterien TUK Kriterien zur Untersuchung tierökologischer Parameter des Windkrafterlasses (MUGV 2011) UG Untersuchungsgebiet WEA Windenergieanlagen WEG Windeignungsgebiet WP Windpark

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 9 Einleitung

1 Einleitung

1.1 Anlass und Methodik Die PROKON Regenerative Energien eG, im Folgenden als Vorhabensträger bezeichnet, plant mit der Er- richtung und Inbetriebnahme von einer Windenergieanlage (WEA) des Typs GE 5.5-158 (mit einer Naben- höhe von 161 m) die Erweiterung eines bestehenden Windparks auf dem Gebiet des Amtes Seelow-Land in der Gemeinde Lindendorf im Landkreis Märkisch-Oderland. Aufgrund der Änderung des Anlagentyps wurde der UVP-Bericht überarbeitet und zugleich an die aktuel- len relevanten Planungsgrundlagen angepasst. Die Änderungen werden im Folgenden zur besseren Über- sicht in blau gekennzeichnet. Der beabsichtigte Anlagenstandort gehört zur Windenergiekulisse des Windeignungsgebietes „Frieders- dorf-West“ (Nr. 39) gemäß des Sachlichen Teilregionalplanes „Windenergienutzung“ der REGIONALEN PLA- NUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE (2018a), der am 28.05.2018 als Satzung beschlossen wurde und mit seiner Veröffentlichung im Amtsblatt für Brandenburg Nr. 41/2018 vom 16. Oktober 2018 in Kraft getre- ten ist (Abb. 1).

Abb. 1: Lage und Umfang Windeignungsgebiet Nr. 39 „Friedersdorf-West“ (REGIONALEN PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE (2018a)

10 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Einleitung

Mit der brandenburgischen Rechtsverordnung zum Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin- Brandenburg (LEP HF) vom 29.04.2019 (in Kraft getreten 01.07.2019) wird ein neuer Rahmen für die Steu- erung wichtiger Themen zur Regionalentwicklung gesetzt. Der integrierte Regionalplan Oderland-Spree 2030 befindet sich daher in Aufstellung. Innerhalb des WEG findet bislang keine Windenergienutzung statt. Sechs weitere WEA sind durch Dritte beantragt. Das Vorhaben fällt in den Anwendungsbereich des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes (§ 1 Abs. 1 Satz 1 UVPG). In der Anlage 1 Nr. 1.6 des UVPG wird je nach Umfang des Vorhabens und Höhe der Anlagen die UVP-Pflicht geregelt. Bei der Errichtung und dem Betrieb einer Windfarm mit einer Gesamthöhe ab 50 m mit • 20 oder mehr Windenergieanlagen besteht eine obligatorische UVP-Pflicht. • sechs bis weniger als 20 Windenergieanlagen ist eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls und • drei bis weniger als sechs Windenergieanlagen ist eine standortbezogene Vorprüfung des Einzel- falls zur Feststellung der UVP-Pflicht durchzuführen. Das Vorhaben sieht die Errichtung und den Betrieb von einer Windenergieanlage vor. Mit den weiteren bereits beantragten sechs Anlagen im WEG sind aktuell insgesamt sieben WEA innerhalb des WEG ge- plant, somit werden die Prüf- und Leistungswerte für eine allgemeine UVP-Vorprüfung erreicht. Eine wei- tere Anlage vom Typ Vestas V44 mit einer Gesamthöhe (GH) von 85 m befindet sich nördlich des WEGs. Südlich von Dolgelin, südöstlich des WEG, sind darüber hinaus weitere 15 WEA in Betrieb. Durch die mög- liche Betroffenheit eines Weißstorchbrutplatzes in Dolgelin werden im Zusammenhang mit den sieben WEA im WEG und den weiteren 15 WEA südlich von Dolgelin sich überschneidende Einwirkbereiche der beiden Windparke nicht ausgeschlossen. Daher strebt der Vorhabensträger im vorliegenden Fall die frei- willige UVP an. Der vorliegende UVP-Bericht beschreibt und bewertet die direkten und etwaigen indirekten, sekundären, grenzüberschreitenden, kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen, ständigen und vorübergehenden Auswirkungen des Vorhabens auf die jeweiligen Schutzgüter nach § 2 Abs. 1 UVPG unter Berücksichtigung bestehender und geplanter Vorhaben im Umfeld. Durch das Vorhaben hervorgerufene Wirkungen wer- den dabei unterschieden in bau-, anlage- und betriebsbedingte Wirkfaktoren. Die Unterscheidung der Wirkfaktoren nach Bauphase ist sinnvoll, da die verschiedenen Baumaßnahmen je nach Dauer, Komplexi- tät und Schwere unterschiedlich wirken. Darüber hinaus werden Vorschläge zur Vermeidung und Vermin- derung der voraussichtlichen Umweltwirkungen unterbreitet. Darüber hinaus stellt die Errichtung von WEA gemäß § 14 BNatSchG einen Eingriff in Natur und Landschaft dar und erfordert daher die Abarbeitung der Eingriffsregelung. Das Vorhaben unterliegt der Verursacher- pflicht, dabei sind vermeidbare Eingriffe nach § 15 BNatSchG vom Verursacher zu unterlassen, unvermeid- bare Eingriffe sind vom Verursacher durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vor- rangig auszugleichen oder anderweitig zu kompensieren. Um der Eingriffsregelung zu entsprechen, wird ein Eingriffs-Ausgleichs-Plan integriert, der die Beschreibung und Erläuterung über die Maßnahmen, die die unvermeidbaren, erheblichen nachteiligen Auswirkungen ausgleichen oder ersetzen sollen, enthält. Der vorliegende UVP-Bericht bildet die Grundlage für die Umweltverträglichkeitsprüfung. Ein entspre- chender Fachbeitrag zum speziellen Artenschutz (AFB) wird gesondert erstellt und den Unterlagen

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 11 Einleitung beigefügt (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019). Insgesamt werden alle vorhandenen Ergebnisse anderer recht- lich vorgeschriebener Prüfungen in Bezug auf die in § 2 Abs. 1 UVPG genannten Schutzgüter in den UVP- Bericht integriert. Nachstehend werden die geplanten Anlagenstandorte nebst ihren Zuwegungen als Vorhabensgebiet oder Plangebiet bezeichnet. Das sich daran anschließende Untersuchungsgebiet ist je nach Betrachtungsge- genstand in seinem Umfang unterschiedlich und wird in den jeweiligen Kapiteln vorab definiert.

1.2 Rechtliche Grundlagen Aus umweltfachlicher Sicht sind bei der Planung und Realisierung von Windenergieanlagen folgende rechtliche Grundlagen in den jeweils aktuellen Fassungen zu beachten. • Gesetz über die Umweltverträglichkeit (UVPG, zuletzt geändert 2019) • Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräu- sche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz - BImSchG) • Gesetz über den Naturschutz und die Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) • Brandenburgisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (BbgNatSchAG) • Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie - FFH-RL) (ABl. EU Nr. L 206 vom 22.7.1992, S. 7); zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1882/2003 des Euro- päischen Parlaments und des Rates vom 29. September 2003 (Abl. EU Nr. L 284 vom 31.10.2003, S. 1) und die Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 (ABl. EU Nr. L 363 vom 20.12.2006, S. 368) • Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutz-Richtlinie - V-RL) (ABl. EU Nr. L 20 vom 26.1.2010, S. 7) • Erlass des Ministeriums für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zur Kompensation von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch Windenergieanlagen (Kompensations- erlass Windenergie) (2018) • MUGV (2011, zuletzt geändert 2018): Beachtung naturschutzfachlicher Belange bei der Auswei- sung von Windeignungsgebieten und bei der Genehmigung von Windenergieanlagen. Erlass des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 01. Januar 2011, einschließlich Anlage 1-4 zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen im Land Brandenburg. Diese hier u.a. definierten Tierökologischen Ab- standskriterien (TAK) dienen der Vermeidung von Konflikten zwischen der Windenergienutzung und den Lebensraumansprüchen von Vogel- und Fledermausarten. • Verordnung zu den gesetzlich geschützten Biotopen (Biotopschutzverordnung) • MLUR (2003): Leitlinie des MUGV zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergieanlagen (WEA-Schattenwurf-Leitlinie) vom 24. März 2003, zuletzt geändert durch Er- lass vom 28. Februar 2015 (ABI./15, Nr. 11, S. 277) (WEA-Schattenwurf-Leitlinie) • MLUL (2019): Anforderungen an die Geräuschimmissionsprognose und die Nachweismessung von Windkraftanlagen (WKA) - (WKA-Geräuschimmissionserlass) – vom 16.01.2019 in Verbindung

12 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Einleitung

mit der sechsten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Tech- nische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Lärm vom 26.08.1998, GMBl Nr. 26/1998 S. 503, geändert 01.06.2017) • LUA (2007): Biotopkartierung Brandenburg. Band 2: Beschreibung der Biotoptypen (mit Angaben zum gesetzlichen Schutz (§ 32 BbgNatSchAG), zur Gefährdung und zur Regenerierbarkeit) • Gesetz über den Schutz und die Pflege der Denkmale im Land Brandenburg (BbgDSchG) • MLUV (2009): Hinweise zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE), herausgegeben vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz • BMVBS (2004): Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen vom 02.09.2004 (BAnz. S. 19937), geändert durch die Allgemeine Verwaltungsvorschrift vom 24.04.2007 (BAnz S. 4471) mit Wirkung zum 29.04.2007, zuletzt geändert durch die Allgemeine Verwaltungsvorschrift (AVV) vom 26. August 2015 (BAnz. 01.09.2015 B4)

1.3 Planerische Ziele und Vorgaben

Raumordnung Die Grundsätze der Raumordnung auf Bundesebene zielen insbesondere auf die Erhaltung und den Schutz von Natur und Landschaft, unzerschnittener Freiräume, den Ressourcenschutz und der Allgemeinheit vor Lärm und Luftverschmutzung ab. Das Landesrecht Brandenburg konkretisiert und ergänzt die auf Bundesebene raumordnungsrechtlich for- mulierten Grundsätze. Die gesetzlich verankerten raumordnerischen Ziele des Landes sind im Landesent- wicklungsprogramm Berlin-Brandenburg (LEPro B-B 2007) (GEMEINSAME LANDESPLANUNGSABTEILUNG BERLIN- BRANDENBURG 2007) und Landesentwicklungsplan (LEP HR) (GEMEINSAME LANDESPLANUNGSABTEILUNG HAUPT- STADTREGION BERLIN-BRANDENBURG 2019) festgehalten sowie in den Regionalplänen konkret dargestellt. Im LEPro B-B wird grundsätzlich festgehalten, dass die Naturgüter Boden, Wasser, Luft, Pflanzen- und Tierwelt in ihrer Funktions- und Regenerationsfähigkeit und ihrem Zusammenwirken gesichert und ent- wickelt werden sollen. Den Anforderungen des Klimaschutzes soll ebenfalls Rechnung getragen werden.

Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR) Mit dem in Kraft treten des Landesentwicklungsplanes Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR 2019) (GEMEINSAME LANDESPLANUNG BERLIN-BRANDENBURG 2019) am 1. Juli 2019 wird der Landesentwick- lungsplan Berlin-Brandenburg (LEP BB 2009) (GEMEINSAME LANDESPLANUNGSABTEILUNG BERLIN-BRANDENBURG 2009) abgelöst. Um eine nachhaltige Raumentwicklung zu gewährleisten, folgt der LEP HR dem Bestreben, die sozialen und die wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologischen Funktionen in Über- einstimmung zu bringen. Das Ziel dabei ist eine dauerhafte, großräumig ausgewogene Ordnung, welche den Bedürfnissen der gegenwärtig lebenden Menschen entspricht, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse einzuschränken. Der LEP HR konkretisiert die raumord- nerischen Grundsätze des Landesentwicklungsprogramms und setzt damit einen Rahmen für die künftige räumliche Entwicklung. Vorhabenbezogen ist vor allem die festgelegte Freiraumentwicklung der Länder relevant. Sie legt den Schutz von Freiräumen gegenüber raumbedeutsamer Inanspruchnahme und

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 13 Einleitung

Zerschneidung fest. Um besonders hochwertige Räume, die wichtige Freiraumfunktionen übernehmen, zu schützen und zu entwickeln, wird im LEP HR ein Freiraumverbund festgelegt. Die für die Festlegung des Freiraumverbundes erforderliche Abwägung der Gebietskulisse mit den Festle- gungen zur Windenergienutzung aus rechtswirksamen und genehmigten sowie im Verfahren fortgeschrit- tenen Regionalplänen hatte zum Ergebnis, dass die zum Zeitpunkt der Erstellung des LEP HR bestandenen regionalplanerischen Festlegungen zur Windenergienutzung nicht Teil der Gebietskulisse des Freiraum- verbundes wurden (GEMEINSAME LANDESPLANUNG BERLIN-BRANDENBURG 2019, Anlage S. 76). Da die Flächen der WEG des Sachlichen Teilregionalplans „Windenergienutzung“ der REGIONALEN PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE (2018a) somit von den Flächen des Freiraumverbundes ausgenommen sind, ist sicherge- stellt, dass die vorliegende Planung den geschützten Freiraumverbund nicht tangiert. Bei Inkrafttreten des LEP HR bereits bekannt gemachte, genehmigte oder als Satzung beschlossene ver- bindliche Bauleitpläne sowie dargestellte Bauflächen (insbesondere u. a. Sondergebiete für Windkraftan- lagen) aus wirksamen Flächennutzungsplänen wurden ebenfalls nicht Teil der Gebietskulisse des Frei- raumverbundes (GEMEINSAME LANDESPLANUNG BERLIN-BRANDENBURG 2019, Anlage S. 76). Die nächsten Freiraumverbundflächen erstecken sich östlich des Vorhabensgebiets entlang der Gelände- stufe zum Oderbruch von Mallnow bis Dolgelin im Landschaftsschutzgebiet „Oderhänge Seelow – “ in ca. 2,8 km Entfernung sowie im Südwesten im Bereich der Seen und Fließgewässer im FFH-Gebiet „Liet- zen / Döbberin“ bei Döbberin in einem Abstand von ca. 3,2 km und im Westen entlang der Schmelzwas- serrinne im Landschaftsschutzgebiet „Seenkette des Platkower Mühlenfließes / Heidelandschaft Worin“ in einer Entfernung von ca. 2,9 km (vgl. Festlegungskarte des Landesentwicklungsplanes Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg vom 29. April 2019 und Erläuterungskarte Freiraumverbund Blatt B5, GEMEINSAME LAN- DESPLANUNG BERLIN-BRANDENBURG 2019).

Sachlicher Teilregionalplan „Windenergienutzung“ (REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT

ODERLAND-SPREE 2018a) Die raumordnerische Steuerung der Windenergienutzung in der Planungsregion Oderland-Spree, zu der das Vorhabensgebiet gehört, erfolgt durch die Festlegung von Eignungsgebieten für die Windenergienut- zung. In diesen Gebieten können andere raumbedeutsame Belange nicht entgegenstehen. Gleichzeitig ist die Windenergienutzung an anderer Stelle im Planungsraum ausgeschlossen. Dadurch bleiben größere und aus raumordnerischer Sicht wertvolle Bereiche frei von einer Nutzung durch Windenergie. Der geplante Anlagenstandort befindet sich im Windeignungsgebiet Nr. 39 „Friedersdorf-West“ des als Satzung in Kraft getretenen Sachlichen Teilregionalplanes „Windenergienutzung“ (REGIONALE PLANUNGSGE- MEINSCHAFT ODERLAND-SPREE 2018a). Da das Vorhaben innerhalb eines bestehenden Windeignungsgebietes liegt, ist der geplante Windener- giestandort bereits vorgeprüft. Durch die Regionale Planungsgemeinschaft sind im Umweltbericht zum Sachlichen Teilregionalplan voraussichtlich keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten bzw. können mögliche erhebliche Beeinträchtigungen durch eine optimierte Anlagenplanung und/oder geeig- nete Maßnahmen vermieden werden (REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE 2018b, S. 184ff).

14 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Einleitung

1.4 Landschaftsplanung

Landschaftsprogramm Brandenburg Das Landschaftsprogramm (LaPro) Brandenburg des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR) des Landes Brandenburg, enthält Leitlinien, Entwicklungsziele, schutzgut-bezogene Zielkonzepte und Ziele für die naturräumlichen Regionen des Landes. Kernstück des Land-schaftspro- gramms Brandenburg sind die landesweiten Entwicklungsziele zur nachhaltigen Sicherung der Leistungs- fähigkeit des Naturhaushalts, zu umweltgerechten Nutzungen für ein landesweites Schutzgebietssystem und zum Aufbau des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“. Naturräumlich gehört das Vorhabensgebiet zur Einheit der „Ostbrandenburgischen Platte“ und innerhalb dieser zu deren Untereinheit „Lebusplatte“ (SCHOLZ 1962), einer Grundmoränenplatte, die östlich des Vor- habensgebietes mit einer Geländestufe zum Oderbruch hin abfällt und im Westen von einer subglazialen Rinne durchschnitten wird. Innerhalb der Schmelzwasserrinne hat sich eine Seenkette ausgebildet. Für die Vorhabensfläche sind folgende für das Vorhaben relevante Aussagen getroffen: • Erhalt bzw. Wiedereinbringung charakteristischer Landschaftselemente in überwiegend landwirt- schaftlich genutzten Bereichen (insbesondere Hecken, lichtoffene Raine, kleinere Feldgehölze so- wie zeitweilige Brachen). Große Ackerflächen sind kleinflächiger zu gliedern und in größerem Um- fang mit genannten Strukturelementen anzureichern • Allg. Anforderungen an die Sicherung der Grundwasserbeschaffenheit in Gebieten mit vorwie- gend bindiger Deckschichten (Sicherung der Schutzfunktion des Waldes) • Bodenschonende Bewirtschaftung überwiegend sorptionsschwacher, durchlässiger Böden im überwiegenden Plangebiet und leistungsfähiger Böden im südlichen Plangebiet • Sicherung von Freiflächen, die zur Durchlüftung eines Ortes von besonderer Bedeutung sind. Für den weiteren Wirkbereich bis zu 3 km sind folgende für das Vorhaben relevante Aussagen getroffen: • Handlungsschwerpunkte zur nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturschutzes lie- gen in den umliegenden FFH- und Naturschutzgebieten, ab 1,8 km vom Plangebiet entfernt • Sicherung der Nahrungsplätze von Zugvögeln entlang des Kleinseengebiets bis nach Heinersdorf im Westen und im Süden (ab 1,3 km vom Plangebiet entfernt) und um die Ortschaft Niederjesar, ab 4,0 km entfernt im Süden • Schutz des Fließgewässers und der fließgewässerbegleitenden Biotopkomplexe als Bestandteil des Feuchtbiotopverbundsystems (entlang des Platkower Mühlenfließes, ab 2,6 km) • Sicherung der Rast- und Sammelplätze, abgeleitet von den Zielarten, hier Schlafplätze Gänse (im Bereich des Großen Sees, > 2,5 km westlich des Plangebietes) • Erhalt und Entwicklung großräumiger, naturnaher Waldkomplexe unterschiedlicher Entwick- lungsstadien in der Kaaschenheide, im LSG gelegen, östlich des Großen Sees (> 1 km westlich) • Erhalt naturnaher Laub- und Mischwaldkomplexe, ab 2,3 km nordwestlich (Sandfichten). Punktuelle Maßnahmen für das Vorhabensgebiet: • Anstreben einer kleinteiligeren Flächennutzung • Standgewässer sind im Zusammenhang mit ihrer typischen Umgebung zu sichern, zu entwickeln • stärkere räumliche Gliederung der Landschaft mit gebietstypischen Strukturelementen anstreben

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 15 Einleitung

Großräumige, störungsarme Landschaftsräume und Niedermoorgebiete und Auen, großräumige, natur- nahe Waldkomplexe unterschiedlicher Entwicklungsstadien sowie störungsarme Räume mit naturnahen Biotopkomplexen liegen außerhalb des hier betrachteten Raums.

Landschaftsrahmenplan des Landkreises Märkisch-Oderland Der Landschaftsrahmenplan wird auf der Grundlage des Landschaftsprogrammes des Landes Branden- burg zur Darstellung der überörtlichen Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege aufgestellt. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat keinen Landschaftsrahmenplan aufge- stellt1.

Landschaftsplan Ein Landschaftsplan, der die Flächen der Gemeinde Lindendorf2 umfasst, wurde aufgestellt. Der Land- schaftsplan steht jedoch online nicht zur Verfügung.

1 LfU: Stand der Landschaftsrahmenplanung. URL: http://www.mlul.brandenburg.de/media_fast/4055/lrp.pdf 2 LfU: Stand der kommunalen Landschaftsplanung. URL: https://mlul.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/lp.pdf

16 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Alternativenprüfung

2 Alternativenprüfung, Variantenvergleich

2.1 Alternativenprüfung Das Vorhabensgebiet liegt innerhalb des Windeignungsgebietes WEG Nr. 39 „Friedersdorf-West“ des Sachlichen Teilregionalplanes „Windenergienutzung“ der REGIONALEN PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND- SPREE (2018a). Da sich das Vorhaben innerhalb des Windeignungsgebietes einpasst, ist den Zielen der Raumordnung entsprochen, indem zur Schonung von Mensch, Umwelt, Natur und Landschaft Vorbelas- tungen an bereits gestörten Standorten gebündelt werden. Alternativen zur Windenergienutzung außer- halb des WEG sind nicht zulässig und werden daher nicht weiter betrachtet. Das Potential aus Wind Strom zu erzeugen wird mit der Errichtung von WEA innerhalb des WEG weiter ausgeschöpft, gleichzeitig wer- den sensiblere Gebiete von der Windenergie freigehalten. Der geplante WEA-Standort selbst ergibt sich einerseits aus den technischen und planerischen Anforde- rungen der einzelnen Anlagen für einen effizienten Betrieb untereinander (Turbulenzen). Andererseits sind die standörtlichen Begebenheiten (Windhöffigkeit, Luftverteidigungsradar, Flugsicherung) sowie die Flächenverfügbarkeit reglementierend. Der Anlagenstandort ist ausschließlich auf weniger wertvollen Biotopen, wie Intensivacker, geplant. Der Errichtungsverkehr ist soweit optimiert, dass kein Gehölzverlust verursacht wird und die vorhandenen Wege im Vorhabensgebiet genutzt werden können.

2.2 Nullvariante Die Windenergienutzung stellt im Gegensatz zur konventionellen Stromerzeugung (Atomkraft-, Kohle- kraftwerk) eine klimafreundliche Alternative dar, die deutlich weniger negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. Die Förderung der Windenergie stellt dabei ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der durch die Landesregierung beschlossenen Energiestrategie 2030 dar. Die zunehmende Nutzung erneuer- barer Energien für eine nachhaltige Energieversorgung findet auch Einklang in dem BNatSchG (§ 1, Abs. 3, Nr. 4), in dem der „Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung insbesondere durch zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien“ eine besondere Bedeutung zukommt. Von gesetzlicher Seite wird damit die Vereinbarkeit von Naturschutz und Windenergie grundsätzlich befürwortet. Bei Nichtdurchführung des Vorhabens an diesem vergleichsweisen konfliktarmen Standort würde das Po- tential zur Erzeugung von klimafreundlichem Strom nicht genutzt.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 17 Vorhabensbeschreibung

3 Vorhabensbeschreibung Die einzelnen Bauflächen der WEA 4 sind in der Karte 1 dargestellt. Eine vollständige Vorhabensbeschrei- bung findet sich in der den Antragsunterlagen beiliegenden Kurzbeschreibung zum Vorhaben. Der Antrag- steller ist nicht Eigentümer, sondern Pächter der Grundstücke. Alle für die Errichtung und den Betrieb notwendigen Flächen (Standorte, Baulasten, Wege etc.) sind vertraglich entsprechend mit den Eigentü- mern gesichert.

3.1 Dauerhafte Bauflächen

Windenergieanlage (WEA) Das geplante Bauvorhaben „Windpark Friedersdorf“ umfasst die Errichtung und den Betrieb von einer WEA vom Typ GE 5.5-158 und einer Gesamthöhe von 240 m. Nachfolgende Tabelle fasst die wichtigsten Parameter des geplanten Vorhabens zusammen:

Tab. 1: geplante Anlagenkonfiguration

Anlagenbe- ETRS89 UTM, 6-stellig (EPSG: Hersteller Bezeichnung Leistung in Nabenhöhe zeichnung 25833) kW (m) Ostwert Nordwert WEA 04 458186 5.815912 GE GE 5.5 5.500 161 m

Der Turm wird auf Fundamentfläche von 491 m² errichtet. Dies entspricht einem Durchmesser von 25 m. Aufgrund der Höhe der Anlage müssen diese mit einer Tages- und Nachtkennzeichnung ausgestattet wer- den. Die Rotorblätter werden mit drei orange/roten Farbstreifen versehen. Der Mast erhält einen 3 bis 4 m breiten verkehrsroten Farbring, beginnend in 40 ± 5 m über Grund. Auf ein weiß blitzendes Gefah- renfeuer bei Tag wird verzichtet. Die Hindernisbefeuerung bei Nacht erfolgt mit einem Stroboskoplicht W, rot 100cd, nach den Vorgaben der jeweils gültigen AVV.

Kranstellflächen Zum Aufbau der WEA wird eine Kranstellfläche im Umfang von 1.582 m² benötigt (ca. 50x30 m). Diese bleibt dauerhaft erhalten und wird teilversiegelt (mit Recyclingschotter). Für die Anlage der Kranstellflä- che wird der humose Oberboden abgeschoben und eine Schottertragschicht hergestellt.

Erschließungswege Die äußere Erschließung erfolgt über die B 167 und weiter über Dolgelin und K 6402 ab. Die K 6402 führt zum geplanten Windpark und von dieser ist der neue Erschließungsweg zum Standort der WEA 4 anzule- gen. Die Herstellung der Zuwegung erfolgt wie die Herstellung der Kranstellfläche (in ungebundener Bau- weise mit Recyclingschotter). An dem Abzweig der Kreisstraße zum WEA-Standort wird eine Zufahrt angelegt, die nach Ende der Bauar- beiten erhalten bleibt. Innerhalb des notwendigen Zuwegungstrichters zur Erschließung der WEA 4 ist ein

18 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Vorhabensbeschreibung

Gehölzverlust vermeidbar. Für die Anlage der neuen Zuwegung ist mit einem dauerhaften Flächenbedarf von 2.733 m² zu rechnen.

3.2 Temporäre Bauflächen

Temporäre Zuwegung Unter Berücksichtigung des Schwenkbereiches der Schwerlasttransporte werden zur Anlieferung der Großkomponenten an der Straße Einfahrts- und Ausfahrtsradien eingeplant, um auf die weitere Zuwe- gung zu gelangen. Ein weiterer Kurvenradius wird im Bereich der weiteren Zuwegung benötigt. Für die Anlage der temporär notwendigen Zuwegungsflächen werden Ackerflächen beansprucht. Die Flächen werden mit Platten ausgelegt. Nach Ende der Baumaßnahmen werden die betreffenden Stellen wieder tiefengelockert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Baumverluste sind nicht geplant. Ein Eingriff findet nicht statt.

Lagerflächen und Stellflächen für den Hilfskran Für die Errichtung der WEA werden Lager- und Stellflächen notwendig. Diese Baunebenflächen werden vorübergehend befestigt. Nach Ende der Bauzeit werden diese wieder aufgenommen. Die Flächen werden ggf. tiefengelockert. Da für diese Flächen ausschließlich Acker in Anspruch genommen wird und diese Flächen wieder zurück gebaut werden, findet hier kein Eingriff statt.

Rotorblattmontage Die Rotorblätter werden am Boden an die Nabe montiert und schließlich mit einem Kran an die Gondel gehangen. Nach Aussage des Vorhabensträgers müssen dafür keine Bereiche freigestellt werden, da vor- gesehen ist, eine Sternmontage auf den Ackerflächen durchzuführen.

3.3 Zusammenfassung Flächeninanspruchnahme Nachstehend wird der geplante Flächenverbrauch für das Vorhaben zusammenfassend dargestellt:

Tab. 2: Art und Umfang der geplanten Flächeninanspruchnahme zur Errichtung der WEA 4 (m²)

Art der Flächeninanspruchnahme Versiegelung Fläche

Fundament dauerhafte Vollversiegelung 491 Stellfläche Hauptkran dauerhafte Teilversiegelung 1.582 Zuwegung dauerhafte Teilversiegelung 2.733 Nebenflächen für Montage und Baustelleneinrichtung zeitweilige Teilversiegelung 2.225 Zuwegung – temporäre Kurventrichter zeitweilige Teilversiegelung 460 Gesamte Flächeninanspruchnahme 7.491 davon dauerhaft 4.806

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 19 Vorhabensbeschreibung

3.4 Standortbeschreibung WEA 4 Die WEA 4 ist auf dem Acker geplant. Die Zuwegung führt von der Kreisstraße (Verbindungsstraße zwi- schen Dolgelin und Lietzen Vorwerk) auf den nördlich angrenzenden Acker. Die Kreisstraße ist im Bereich der Zufahrt auf der südlichen Seite mit Robinien bestanden. Der Bauverkehr wird so gelenkt, dass ein Eingriff in den südlichen Gehölzbestand nicht erfolgt. Die nördliche Seite des Weges ist bereits im Rahmen der Straßensanierung frei von Gehölzen. Der gesamte beanspruchte Baubereich ist daher gehölzfrei.

Abb. 2: geplante Bauflächen der WEA 4

Abb. 3: Blick auf den Anlagenstandort WEA 4 (aus 2017) Abb. 4: Zustand am Abzweig zur WEA 4, Blick nach Westen

20 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Vorhabensbeschreibung

3.5 Zusammenstellung aller Wirkfaktoren Durch das Vorhaben hervorgerufene Wirkungen auf den Landschafts- und Naturhaushalt werden unter- schieden in bau-, anlage- und betriebsbedingte Wirkfaktoren. Die Unterscheidung der Wirkfaktoren je nach Bauphase ist sinnvoll, da die verschiedenen Baumaßnahmen je nach Dauer, Komplexität und Schwere unterschiedlich wirken. Nachstehende Tabelle fasst die Wirkfaktoren, die durch das Bauvorha- ben hervorgerufen werden, zusammen.

Tab. 3: Zusammenstellung aller Wirkfaktoren

Baumaßnahmen baubedingte anlagenbedingte betriebsbedingte Wirkfaktoren Wirkfaktoren Wirkfaktoren 1. Anlage von tempo- • Baulärm, Lärm durch • keine • keine rären Baunebenflä- Baufahrzeuge chen (Stellflächen • Fahrzeugverkehr Hilfskran, Stell- und • Lichtimmissionen Montageflächen) durch Baubetrieb • temporärer Vegeta- tionsverlust (Acker) • temporäre Schotte- rung der Vormonta- geflächen 2. Neubau des Er- • Lichtimmissionen • dauerhafter Vegetati- schließungsweges durch Baubetrieb onsverlust Acker 3. Bau der Kranstellflä- • Baulärm, Lärm durch • Teil/Vollversiegelung che Baufahrzeuge • Herstellung von Ru- 4. Bau der Funda- • Fahrzeugverkehr deralflächen entlang der mentfläche Wege 5. Betrieb von einer • keine • technische Veränderung • Schall-/Schat- Windenergieanlage der Landschaft tenimmissionen • Eiswurf • Flügelrotation (Kolli- sion Vögel, Fleder- mäuse)

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 21 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4 Bestand und Bewertung der Schutzgüter sowie Prognose der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen

4.1 Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt

Untersuchungsumfang Die Analyse beschränkt sich auf die Naturgüter Biotope, Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Amphibien, für die aufgrund ihrer räumlichen Bindung und Wirkung unterschiedliche Untersuchungsradien festgelegt werden. Die Biotopkartierung umfasst den 300 m Radius um den geplanten Anlagenstandort sowie die Biotope entlang der geplanten Erschließungswege einschließlich 50 m beidseits der Zuwegung. Die Untersu- chungsräume für Vögel und Fledermäuse ergeben sich aus der TUK und den TAK-Vorgaben, soweit keine weiteren Abstimmungen erfolgten. Diese beziehen sich auf die Schutz- und Restriktionsbereiche der in Anlage 1 aufgeführten Arten und Kriterien des Windkrafterlasses (MLUL 2018a). Die Kartierungen zur Avifauna wurden von PÖYRY (2016) und UMWELTPLAN (2016a, 2016b, 2018) durchge- führt. Die Kartierungen der Fledermäuse fanden durch ROSENAU in 2015 (ROSENAU 2016) statt. Für die Rep- tilien und Amphibien wird das Umfeld des 300 m Radius um die geplante Anlage betrachtet und die po- tentielle Habitateignung abgeschätzt. Ergänzend zum UVP-Bericht wird der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag (AFB) vorgelegt, in dem die Ver- botstatbestände des § 44 BNatSchG ausführlich diskutiert werden (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019).

Biotoptypen Im Untersuchungsgebiet fand eine flächenhafte Biotopkartierung am 12.06.2019 statt. Die Biotopabgren- zung erfolgte nach dem Biotopkartierschlüssel des Landes Brandenburg (ZIMMERMANN et al. 2007).

4.1.2.1 Bestandsbeschreibung und Bewertung Im Untersuchungsgebiet (300 m Radius) finden sich die in der nachstehenden Tab. 4 aufgeführten Bio- tope. Die Nutzungsdefinitionen wurden aus dem Kartierschlüssel der Biotopkartierung Brandenburg ent- nommen (ZIMMERMANN et al. 2007). Das Untersuchungsgebiet befindet sich auf der Grundmoräne der Le- busplatte in einem Abschnitt mit nur wenig bewegtem Relief und wird durch intensiv genutzte Ackerflä- chen und eine Verkehrsstraße geprägt, die von einer Baumreihe aus Robinien begleitet wird (Abb. 5). Die Baumreihe wird überwiegend aus Jungbeständen gebildet, die ein hohes Entwicklungspotential aufwei- sen. Der sich nördlich anschließende Saumbereich besitzt keine nennenswerte Ausprägung (Tab. 4). Die Ackerflächen nehmen den größten Flächenanteil im Plangebiet ein. Der anstehende Boden weist über- wiegend ein geringes Ertragspotential auf (BÜK 300, LBGR online). Für die lokalen Pflanzengemeinschaften werden nur wenig differenzierte Bedingungen in den abgegrenz- ten Biotopen geschaffen. Die vorhandene Biotopstruktur geht aus den Karte 1 hervor.

22 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Tab. 4: Biotoptypen im Untersuchungsgebiet

Code Bezeichnung Schutz Betroffenheit

03320 Spontanvegetation (Gräser) -- Überbauung 07142 Baumreihen -- keine Überbauung 09130 Intensiväcker -- Überbauung 12652 Wege mit wasserdurchlässiger Befestigung -- Nutzung

Abb. 5: Baumreihe entlang der Straße zwischen Dolgelin und Lietzen Vorwerk (links: Blick von Südwesten; rechts: Blick von Nordosten

Bewertung Im Folgenden sollen die Biotopflächen des Untersuchungsgebiets hinsichtlich ihres ökologischen Werts zur Beurteilung gelangen. Zur Operationalisierung der Bewertung der Untersuchungsgebietsflächen wer- den die Kriterien Naturnähe, Seltenheitsgrad, Diversität (Artenvielfalt) und Regenerationsfähigkeit heran- gezogen (Tab. 5). In einem weiteren Verfahrensschritt wurden die Bewertungen zusammengeführt und zu Wertklassen aggregiert, aus denen schließlich der Schutzbedarf abgeleitet werden kann.

Tab. 5: Bewertungskriterien und Klasseneinteilung der Biotoptypen

Wertstufe 5 4 3 2 1 Kriterium Naturnähe ahemerob oligohemerob mesohemerob euhemerob polyhemerob (natürlich) (naturnah) (halbnatürliche (Kulturland- (naturfern) Kulturlandschaft) schaft) Seltenheitsgrad sehr selten selten verbreitet häufig sehr häufig Diversität sehr hoch hoch durchschnittlich gering artenarm Regenerationsfähig- nicht kaum schwer kurzfristig sofort keit regenerierbar regenerierbar regenerierbar regenerierbar regenerierbar (> 150 Jahre) (15-150 Jahre) (1-15 Jahre) (< 1 Jahr)

• Der Grad der Naturnähe bezeichnet das Maß des menschlichen Einflusses auf den Biotoptyp. Mit zu- nehmender Nutzungsintensität wird der Standort in seinen Faktoren Boden-, Wasserhaushalt und

UVP-Bericht Windprojekt „Friedersdorf“ 23 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Klima verändert, d.h. die Bedingungen für stenöke Arten mit ihren dezidierten Ansprüchen an den Lebensraum verschlechtern sich. Als Indikatoren können hier Vergleiche der tatsächlichen Flora mit der potentiell vorkommenden pflanzensoziologischen Einheit herhalten. Zum Beispiel kann die Anwe- senheit ruderaler Ersatzgesellschaften ein Maß für die menschliche Überprägung sein. Zur Skalierung wurden die verschiedenen Stufenbezeichnungen von JALAS leicht modifiziert (JALAS 1955). • Der Seltenheitsgrad deckt sich häufig mit dem Schutzstatus und bezieht sich allein auf die Formation „Biotoptyp“, der aufgrund der vielfältigen Nutzungsänderungen im Einzugsgebiet nicht mehr häufig erscheint. Bruchwald und Eichenwald wären beispielsweise in dieser Region als selten einzustufen, wohingegen Acker die häufigste Nutzungsform ist. • Die Diversität (Artenvielfalt) gibt für jeden Biotoptyp Auskunft über die Anzahl der potentiell vorkom- menden Spezies der zugehörigen pflanzensoziologischen Einheiten. • Die Frage der Regenerationsfähigkeit wird u. a. von KAULE (1991) diskutiert. In der Bewertung der Bi- otoptypen wird die Dauer des Entstehungsprozesses der jeweiligen Biotoptypen miteinander vergli- chen. Nicht regenerierbare Biotope bleiben den Hochmooren vorbehalten, welche für ihre Entstehung bis zu 10.000 Jahre benötigen und dazu unter den heute vorherrschenden klimatischen Bedingungen als irreversibel gelten. Die Biotopkartierung Brandenburg gibt bereits eine Bewertung der Regerations- fähigkeit aller Biotoptypen vor. Die hier vorgenommene Beurteilung ist an die Biotopkartierung ange- lehnt. Die niedrigsten Wertungen kommen Biotoptypen zu, die kurzfristig ersetzbar oder sofort ersetz- bar sind, d.h. nach 0 bis 15 Jahren.

Ermittlung des Schutzbedarfs In den folgenden Bewertungsklassen sind die Ergebnisse der Biotoptypenbewertung zusammengefasst. Von Klasse IV in Richtung Klasse 0 nimmt der Schutzbedarf immer weiter ab. Mit der Methodik der Dar- stellung von Aussagen in Form einer quasi-kardinalen Werteskala wird versucht, Aussagen über den Land- schaftszustand in Klassen einzuteilen, welche einer Punktzahl zugeordnet sind (KÖPPEL et al. 1998: 96).

• Klasse IV sehr wertvoll / sehr hoher Schutzbedarf (20 bis 16 Punkte) Sehr wertvolle Biotoptypen zeichnen sich durch ihre besondere Lebensraumqualität aus. Die Standortbe- dingungen und das Artenpotential entsprechen sich noch weitgehend; Schutz und Erhalt dieses Potentials muss gewährleistet werden.

• Klasse III wertvoll / hoher Schutzbedarf (15 bis 11 Punkte) Biotoptypen mit einem hohen Schutzbedarf zeichnen sich durch eine mittlere bis hohe Lebensraumqua- lität aus. Das Artenpotential ist von mittlerer Reichhaltigkeit, das Standortpotential ausgeprägt. Wesent- liche Defizite hinsichtlich der vollen Funktionsfähigkeit sind noch nicht vorhanden.

• Klasse II bedingt wertvoll / mittlerer Schutzbedarf (10 bis 6 Punkte) Hierunter fallen Biotoptypen mit durchschnittlicher Lebensraumqualität ohne schwerwiegende Störun- gen des Standortes. Sowohl das Artenpotential als auch das Standortpotential sind weder besonders aus- geprägt noch reichhaltig.

24 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

• Klasse I wenig wertvoll / geringer Schutzbedarf (unter 6 Punkte) Diese Biotoptypen haben nur eine beschränkte Lebensraumbedeutung. Das Standortpotential ist einge- engt und das Artenpotential mäßig. Die Biotoptypen sind verbesserungsbedürftig, allerdings wirkt das Potential einengend, damit wird die Bedeutung dieser Biotoptypen immer eingeschränkt bleiben. Durch vielgestaltige Biotopentwicklungsmaßnahmen kann der Standort aufgewertet werden. Die Siedlungsbereiche werden analog zu den flächenhaften Biotoptypen dem hier zugrunde liegenden fünfstufigen Bewertungssystem zugeordnet und fallen unter die Kategorie II, obwohl eine Vergleichbar- keit nur bedingt gegeben ist.

• Klasse 0 ohne aktuellen Wert / kein Schutzbedarf (- Punkte) Biotoptypen ohne aktuellen Wert sind Flächen, die für Pflanzen und Tiere keinen Lebensraum bieten. Darüber hinaus haben diese Typen teilweise negative Wirkungen, so können sie bspw. zur Verstärkung des oberflächlichen Abflusses mit beitragen.

Die aufgeführten Biotopflächen werden hinsichtlich ihres ökologischen Werts beurteilt. Die nachstehende Tabelle stellt die erfolgte Wertung und die Zuordnung in die unterschiedlichen Wertungsklassen dar:

Tab. 6: Schutzbedarf Biotoptypen im Untersuchungsgebiet

Code Bezeichnung Natur- Selten- Diversi- Regenerati- Gesamtpunkte - nähe heit tät onsfähigkeit Schutzbedarf 03320 Spontanvegetation (Gräser) 1 1 1 1 4 - gering 07142 Baumreihen 2 2 1 2 7 - mittel 09130 Intensiväcker 1 1 1 1 4 - gering 12652 Wege mit wasserdurchlässiger - - - - Einschätzung nicht Befestigung sinnvoll - kein Schutzbedarf

Aus der Bewertung geht hervor, dass es sich beim Vorhabensgebiet des Windenergiestandorts „Frieders- dorf“ um einen für den Landkreis Märkisch-Oderland typischen, durchschnittlichen, zumeist anthropogen beeinflussten Naturraum handelt. Der Großteil des Untersuchungsgebiets mit seinen intensiv genutzten Ackerflächen wird als wenig wertvoll eingeschätzt. Ebenso ist das aus Gräsern bestehende Straßenbegleit- grün am Abzweigungsbereich der WEA-Zuwegung von der K6402 nur als wenig wertvoll einzustufen. Sehr wertvolle oder wertvolle Biotope kommen im Untersuchungsgebiet nicht vor. Die Baumreihe an der K6402 stellt im Kontext der ausgeräumten Agrarlandschaft ein wertvolles Biotop dar. Für diesen Biotoptyp wird ein mittlerer Schutzbedarf abgeleitet.

4.1.2.2 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Durch die Baumaßnahmen werden keine Biotope beeinträchtigt, die als wertvoll eingestuft werden. Es gehen ausschließlich Intensivackerstandorte und Straßenbegleitgrün aus Grasbeständen verloren (vgl. dazu Abb. 6). Für diese Biotoptypen wird eine sehr geringe Eingriffserheblichkeit angenommen, da der Eingriff räumlich und zeitlich kompensierbar ist. Auf den nur bauzeitig beanspruchten Bauflächen findet kein Eingriff statt, da diese wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zurückgeführt werden. Für den

UVP-Bericht Windprojekt „Friedersdorf“ 25 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Lebensraumkomplex am Standort stellt dies nur eine geringe Beeinträchtigung dar. Nachfolgende Tab. 7 fasst die Eingriffserheblichkeit auf die betroffenen Biotoptypen zusammen:

Tab. 7: Zusammenfassende Bewertung der Eingriffserheblichkeit durch dauerhafte Bauflächen für den Standort der WEA 4

Code Bezeichnung Gesamtpunkte Umfang der Eingriff Schutzbedarf Beeinträchtigung 03320 Spontanvegetation 4 - gering 100 m² kein Eingriff, (Gräser) da Wiederherstellung 03320 Spontanvegetation 4 - gering 25 m² sehr geringer Eingriff (Gräser) 01930 Intensiväcker 4 - gering 4.781 m² sehr geringer Eingriff

Abb. 6: Bauflächen im Bereich des geplanten Zuwegungstrichters an der Kreisstraße

Brutvögel Für die Erfassung der Avifauna wurden als Grundlage für die Untersuchungsmethodik und die Auswahl der Untersuchungsräume die Anlage 1 "Tierökologische Abstandskriterien" (TAK) sowie die Anlage 2 "Kri- terien zur Untersuchung tierökologischer Parameter" (TUK) des brandenburgischen Windkrafterlasses (MUGV 2011) herangezogen. Im Umfeld der aktuellen Vorhabensfläche wurden diverse faunistische Un- tersuchungen durchgeführt. Zum einen erfolgten Untersuchungen zum Windpark „Friedersdorf“, deren Untersuchungsräume zum Kartierzeitpunkt größer waren als die aktuelle Planung es vorsehen würde:

26 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

• 2016: Kartierung der Groß- und Greifvögel durch PÖYRY (2016) im 1.000 m Radius um das ehema- lige Untersuchungsgebiet (aktuelle Planung vollständig enthalten). Diese werden durch Kartie- rung von Umweltplan aus 2018 (UMWELTPLAN 2018) ergänzt. • 2016: Raumnutzungsuntersuchungen zum Schwarz- und Weißstorch durch PÖYRY (2017a, 2017b). Die Beobachtungen verliefen parallel an 20 Beobachtungstagen á mindestens sechs Stunden zwi- schen Ende April bis Mitte September 2016 von drei Beobachtungspunkten aus mit drei Kartierern (mindestens 360 Beobachtungsstunden) Zum anderen erfolgten Kartierungen für den angrenzenden Windpark „Diedersdorf“ durch UMWELTPLAN (2018, 2016a, 2016b): • in 2015: quantitative Erfassung der Brutvögel: Eine Revierkartierung nach Anlage 2 des Wind- krafterlasses (MLUL 2018c) fand auf der ursprünglich geplanten Windparkfläche statt (vgl. Karte 2). Dazu fanden sieben Tagesbegehungen zwischen Mitte März und Ende Juni und drei abendliche Begehungen zwischen Mitte März und Ende April statt. Zusätzlich fand eine Begehung im Juli statt zur Erfassung spät brütender Arten. Nach Abschluss der Untersuchung wurde die Windparkfläche um die Standorte im südlichen WEG erweitert (Standort WEA 4 hier enthalten). Eine erneute Re- vierkartierung fand dabei aber nicht statt. Zur Bewertung der Brutsituation am Standort der WEA 4 wird die begutachtete Fläche als Referenzfläche herangezogen (UMWELTPLAN 2016a). Be- gründbar ist diese Vorgehensweise aufgrund gleicher Habitatausstattung beider Untersuchungs- gebiete. Beide Untersuchungsgebiete zeichnen sich durch eine überwiegend offene Flächennut- zung aus, die durch gehölzbegleitende Wege zerschnitten wird. Die Referenzfläche umfasste ca. 616 ha, während das aktuelle Untersuchungsgebiet einschließlich des 300 m Radius eine Fläche von 24 ha umfasst. • 25.07.2016: Erfassung Brutplätze Kranich und Rohrweihe im 300 bis 500 m Radius um südliches WEG (Standort WEA 4 hier enthalten). Zusätzliche Erfassung von Greif- und Großvogelhorste im 1.000 m Umfeld des WEG. An drei Erfassungsterminen wurde das Vorkommen von Seeadler, Schreiadler und Schwarzstorch im 3.000 m untersucht. Da im Jahr 2018 eine erneute Horstsuche von Groß- bzw. Greifvögeln im 1.500 m bzw. 2.000 m Radius zum WEG durchgeführt wurde, wer- den die Kartierungen aus 2016 im Folgenden nicht berücksichtigt, sofern es sich hierbei nicht um Brutplätze von TAK-Arten handelt. • in 2018 Horstsuche und Nachkartierung von Groß- bzw. Greifvogelbrutplätzen im 1.500 m bzw. 2.000 m Radius zum WEG (UMWELTPLAN 2018) (außer Kranich und Rohrweihe, hier Dokumentation revieranzeigender Vögel). Zusätzlich fand eine Datenabfrage beim LFU (Schreiben vom 22.09.2016) zu bekannten Groß- und Greif- vogelbrutplätzen statt (LFU 2016).

4.1.3.1 Bestandsbeschreibung und Bewertung

Artenspektrum Brutvögel Das Untersuchungsgebiet des 300 m Radius um WEA 4 ist stark anthropogen überformt und besteht aus- schließlich aus intensiv bewirtschafteten Ackerflächen. Südlich verläuft eine straßenbegleitende

UVP-Bericht Windprojekt „Friedersdorf“ 27 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Baumreihe. Die Untersuchungen aus 2015 umfassen ebenfalls strukturarme Ackerflächen mit gehölzbe- gleiten-den Wegen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die erfassten Arten auf den Offen- landflächen auch im Bereich des aktuellen Untersuchungsgebietes vorzufinden sind. Die folgende Tabelle stellt alle im Untersuchungsgebiet (bis 6.000 m Radius des aktuellen Vorhabengebiets) nachgewiesenen bzw. der potentiell vorkommenden Vogelarten (Randreviere sind nicht mit dargestellt) mit ihrem Status und ggf. der Anzahl der Brutplätze in den jeweiligen Untersuchungsräumen dar. Die Ergebnisse zu den Groß- und Greifvögeln im erweiterten Untersuchungsgebiet werden nachstehend im Kapitel näher be- schrieben. Des Weiteren sind die Ergebnisse der Datenabfrage beim LFU (20.09.2016) angegeben. Am häufigsten wurden auf der Referenzfläche Feldlerche (94 Reviere), Buchfink (28 Reviere), Goldammer (24 Reviere), Schafstelze (22 Reviere) und Mönchsgrasmücke (20 Reviere) nachgewiesen.

Wertgebende Arten Insgesamt wurden auf der Referenzfläche 67 Brutvogelarten erfasst, davon wurden lediglich 17 Brutvögel als wertgebend eingeschätzt. Die häufigsten wertgebenden Arten waren neben der Feldlerche, Grauam- mer (16 R) und Neuntöter (12 R), gefolgt von Ortolan und Star (je 6 R). Mit dem Nachweis von Baumpieper, Braunkehlchen, Rohrweihe, Steinschmätzer und Trauerschnäpper wurden weitere bestandsgefährdete Arten nachgewiesen.

28 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Tab. 8: Vogelarten im Untersuchungsgebiet des Windenergiestandortes „Friedersdorf“. Fett gedruckt sind die wertgebenden Arten und Fett kursiv alle TAK-Arten Art wissenschaftlicher Referenz- Brutplätze Brutplätze Brutplätze Groß- RL BB RL D BNat EG- BArt VRL Name fläche (300 TAK-Arten TAK-Arten und Greifvögel RYSLAVY RÜNE- ( (G SchG ArtSch SchV m Radius) bis ca. bis bis 2.000 m 2018 & MÄDLOW BERG et VO (UMWELT- 6.000 m aus 3.000 m (UMWELTPLAN 2008) al. 2015) PLAN 2016a) 2016 (PÖYRY 2016 (UM- 2018) 2016) WELTPLAN 2016a) Amsel Turdus merula x § Bachstelze Motacilla alba x § Baumpieper Anthus trivialis 3 R V 3 § Blaumeise Parus caeruleus x § Braunkehlchen Saxicola rubetra 3 R 2 2 § Buchfink Fringilla coelebs x § Dorngrasmücke Sylvia communis x § Feldlerche Alauda arvensis 94 R 3 3 § Feldsperling Passer montanus x V V § Phylloscopus trochi- x Fitis § lus LfU: 1 Flussseeschwalbe Sterna hirundo - 3 2 §§ §§ Anlage I Brutfloß Goldammer Emberiza citrinella x V § Grauammer Miliaria calandra 16 R §§ Grünfink Carduelis chloris x § Grünspecht Picus viridis 1 R §§ Heidelerche Lullula arborea 2 R V §§ Anlage I Kiebitz Vanellus vanellus x 2 2 §§ §§ Klappergrasmü- x Sylvia curruca § cke

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 29 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Art wissenschaftlicher Referenz- Brutplätze Brutplätze Brutplätze Groß- RL BB RL D BNat EG- BArt VRL Name fläche (300 TAK-Arten TAK-Arten und Greifvögel RYSLAVY RÜNE- ( (G SchG ArtSch SchV m Radius) bis ca. bis bis 2.000 m 2018 & MÄDLOW BERG et VO (UMWELT- 6.000 m aus 3.000 m (UMWELTPLAN 2008) al. 2015) PLAN 2016a) 2016 (PÖYRY 2016 (UM- 2018) 2016) WELTPLAN 2016a) Kohlmeise Parus major x § Kranich Grus grus 3 R 2 BP §§ Anhang A §§ Anlage I 2 H + 3 BP: nächster Horst Mäusebussard Buteo buteo §§ Anhang A Nr. 17 570 m zur WEA 4 Mittelspecht Leiopicus medius 1 R §§ Anlage I Neuntöter Lanius collurio 12 R V §§ Anlage I Ortolan Emberiza hortulana 6 R V 3 §§ §§ Anlage I Rohrweihe Circus aeroginosus 2 R 3 §§ Anhang A Anlage I Rotmilan Milvus milvus 2 BP 3 V §§ Anhang A Anlage I Schwarzmilan Milvus migrans 1 BP: 3.015 m §§ Anhang A Anlage I 1 BP (6.355 Schwarzstorch Ciconia nigra 3 §§ §§ Anlage I m) Seeadler Haliaeetus albicilla Ü §§ Anhang A §§ Anlage I 1 H, 2018 Sperber Accipiter nisus nicht mehr V §§ Anhang A §§ vorhanden Star Sturnus vulgaris 5 R 3 § Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 1 R 1 1 § Acrocephalus palus- x Sumpfrohrsänger § tirs Teichralle Gallinula chloropus 1 R V §§ Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 2 R 3 §

30 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Art wissenschaftlicher Referenz- Brutplätze Brutplätze Brutplätze Groß- RL BB RL D BNat EG- BArt VRL Name fläche (300 TAK-Arten TAK-Arten und Greifvögel RYSLAVY RÜNE- ( (G SchG ArtSch SchV m Radius) bis ca. bis bis 2.000 m 2018 & MÄDLOW BERG et VO (UMWELT- 6.000 m aus 3.000 m (UMWELTPLAN 2008) al. 2015) PLAN 2016a) 2016 (PÖYRY 2016 (UM- 2018) 2016) WELTPLAN 2016a) Weißstorch Ciconia ciconia 4 BP + 1 H 1 BP 1 H 3 3 §§ §§ Anlage I Wiesenpieper Anthus pratensis x 2 2 § § Wiesenschaf- x Motacilla flava V § stelze Wiesenweihe Circus pygargus x LfU: 5 BP 2 2 §§ Anhang A §§ Anlage I Phylloscopus col- x Zilpzalp § lybita Abkürzungsverzeichnis Status gesamt Status der Vogelart im gesamten Untersuchungsgebiet Ü = Überflug, BP = Brutpaar, R = Revier, H = Horst ohne Besatz, x = potentiell vorkommend RL BB Rote Liste Brandenburg (RYSLAVY & MÄDLOW 2008) RL D Rote Liste Deutschland (GRÜNEBERG et al. 2015) Kategorien der Roten Listen: 0 = ausgestorben 1 = vom Aussterben bedroht 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet V = Vorwarnliste BNatSchG Bundesnaturschutzgesetzt §§ = streng geschützt, § = besonders geschützt EG-ArtSchVO Anhang A der EG-Artenschutzverordnung (EG Nr. 338/97) BArtSchV §§ = streng geschützt nach Bundesartschutzverordnung (Hinweis: alle europäischen Vogelarten sind nach BArtSchV „besonders geschützt“) VRL Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie (2009/147/EG)

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 31 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

TAK-Arten Im weiteren Untersuchungsgebiet bis 3.000 m um die geplante Anlage konnten in den Untersuchungsjah- ren 2015/2016/2018 insgesamt vier Groß- und Greifvogelarten der TAK (MLUL 2018a) als Brutvögel beo- bachtet werden. Dabei handelt es sich um Kranich, Weißstorch, Rotmilan und Wiesenweihe. Für eine wei- tere TAK-Art, den Schwarzstorch, ist nach den Angaben des LFU ebenfalls ein Brutplatz im Umfeld von 6.000 m bis 7.000 m zur vorgesehenen WEA bekannt: • Brutplätze des Kranichs sind aus 2015 im 1.000 m bis 2.000 m Radius zum aktuell geplanten WEA- Standort festgestellt. Aus dem Brutvogelbericht (UMWELTPLAN 2016a) geht auch hervor, dass im südwestlich gelegenen Gewässer sowie nördlich der geplanten WEA im Jahr 2016 je ein Kranich- paar brütete (laut dem Landeskoordinator für Kranich-Brut des Landes Brandenburg F. EHLERT, vgl. UMWELTPLAN 2016a). Weiteres Brutplatzpotential sowohl für Kranich und Rohrweihe werden für die zwei weitere Gewässer festgestellt: das größere Gewässer der beiden südwestlich der Anlage befindlichen Gewässer sowie das Gewässer südwestlich von Friedersdorf, zwischen L37 und B167. Da im 500 m Radius um die geplante WEA 4 keine Gewässerflächen vorliegen, können auch Brut- plätze von Kranich und Rohrweihen ausgeschlossen werden. • Südlich des Anlagenstandortes befindet sich in ca. 910 m Entfernung ein Verbreitungsschwer- punkt der Wiesenweihe (LfU 2016). Die nächsten bekannten Brutplätze innerhalb des Verbrei- tungsschwerpunktes liegen in über 1.000 m Entfernung zum aktuellen Vorhabensgebiet. • Im 3.000 m Radius befindet sich ein Weißstorchbrutplatz, in Dolgelin. Im Jahr 2016 war dieser Brutplatz besetzt. Bei der Kontrolle in 2018 blieb der Brutplatz unbesetzt. • Im Jahr 2016 wurden durch das LFU zwei Rotmilan-Brutplätze nordwestlich der geplanten WEA bekannt gegeben. PÖYRY (2016) haben zwar Rotmilane im Gebiet 2015 erfasst, ein Brutplatz konnte aber nicht nachgewiesen werden. Durch UMWELTPLAN konnten ebenfalls keine Horste von Rotmilanen sowohl im Untersuchungsjahr 2016 als auch 2018 im 1.500 m bzw. 2.000 m Radius zur geplanten WEA 4 nachgewiesen werden (UMWELTPLAN 2016a, UMWELTPLAN 2018). • Im 3.000 m Radius sind keine Brutplätze der besonders störungssensiblen Arten bekannt. Nach- weise gelangen während der Untersuchungen in 2018 ebenfalls nicht. Durch die Datenabfrage beim LfU ist ein Schwarzstorch-Brutplatz in einer Entfernung von mehr als 6.000 m westlich der geplanten Anlage bekannt. Während der Brutvogelkartierungen in 2015 (durch UMWELTPLAN 2016a) wurden einzelne Seeadler im Untersuchungsgebiet beobachtet. In dem Waldgebiet nörd- lich der geplanten WEA wurde 2015 ein großer Horst auf einer Eiche ermittelt. Für diesen konnte aber keine Brut durch ein Seeadlerpaar beobachtet werden. Die Nachsuchen der Brutplätze in 2016 und 2018 ergaben keinen Brutplatz des Seeadlers im 3.000 m Radius zum WEG. Vielmehr sprechen die Beobachtungen für eine Nutzung der großen Seen aufgrund ihres Reichtums an Beu- tetieren wie Fischen und Wasservögeln als Nahrungshabitat (UMWELTPLAN 2016a). Schreiadler wurde im Untersuchungsgebiet nicht beobachtet (UMWELTPLAN 2016a, 2018).

32 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Weitere Groß- und Greifvögel Im 1.000 m Radius der aktuell geplanten Anlage wurde 2018 als weitere Brutvogelart der Mäusebussard aufgenommen, dessen Horst sich in ca. 700 m Entfernung zur WEA 4, am Wegrand zwischen Dolgelin und der L37, befand. Ein Brutplatz des Schwarzmilans wurde in Lietzen-Nord, in 3.000 m Entfernung zur WEA 4, nachgewiesen. Der Schwarzmilanbrutplatz zwischen Küchensee und Großer See aus dem Jahr 2016 konnte im Rahmen der Nachsuche in 2018 nicht mehr bestätigt werden. In der Tab. 9 sind Brutplätze von Groß- und Greifvögeln sowie ihr Mindestabstand zu der geplanten WEA 4 erfasst.

Tab. 9: Brutplätze von Groß- und Greifvogelarten und deren Abstände zur geplanten WEA 4

Brutplätze im

Art weiteren Untersuchungsgebiet Schutzbereich Restriktionsbereich (bis 3.000 m außer Schwarz- storch) 500 m zum Brutplatz - 2 BP (aus 2015): • BP-1: 1.120 m • BP-2: 1.700 m Kranich 3 BP (Meldung LfU 2016): • BP-3: 900 m • BP-4: 955 m - - • BP 5: 1.665 m 1.000 m zum Horst - 2 Reviere (PÖYRY 2016): Rotmilan • BP-1: 2.340 m - - • BP-2: 2.465 m 3.000 m zum Horst 6.000 m 1 BP (Meldung LfU 2016): Schwarzstorch • BP-1: 6.350 m zu WEA 4 - 1.000 m zum Horst 3.000 m - 1 BP (aus 2018): Weißstorch • Ws-1 Dolgelin: 1.595 m: unbesetzt (in 2016 be- - setzt) 1.000 m zu regelmäßig ge- - 7 BP (Meldung LfU 2016): nutzten Brutplätzen inner- Verbreitungsschwerpunkt: ca. Wiesenweihe halb Verbreitungszent- 910 m Entfernung zur WEA 4 rums (bekannter Brutplatz in 1.975 m) - - - - 1 BP (UMWELTPLAN 2018): Mäusebussard • BP-1: 700 m (Wegrand zwi- schen Dolgelin und L37) - - 1 BP (UMWELTPLAN 2018): Scharzmilan • BP-1: 3.000 m (Lietzen-Nord)

Bewertung des Untersuchungsgebietes hinsichtlich der Brutvogelgemeinschaft Das überwiegende Untersuchungsgebiet (3.000 m Radius) ist aufgrund seiner mangelnden Habitatvielfalt als wenig wertvoll für Groß- und Greifvögel einzuschätzen. Die Habitatausstattung bietet vergleichsweise nur wenige geeignete Standorte für Brutplätze. Mit dem Mäusebussard wurde in 2018 eine sehr geringe

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 33 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Artenvielfalt hinsichtlich der Groß- und Greifvögel festgestellt. Auch hinsichtlich der Brutvögel, die im Be- reich der vollständig zu erfassenden Arten dokumentiert wurden, kann dem Gebiet nur eine lokale Be- deutung zugesprochen werden (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019). Auch unter Beachtung des Bestandes national bzw. landesweit bedeutsamer Großvogelarten bzw. deren potentiellen Nahrungshabitaten erfolgt keine höhere Bewertung für das Untersuchungsgebiet, da die in- tensiv bewirtschafteten Ackerflächen des Untersuchungsgebietes keine bzw. keine besondere Bedeutung als Nahrungsgebiete beispielsweise für die Weißstörche und den Schwarzstorch besitzen und von diesen daher nur sporadisch genutzt werden (PÖYRY 2017a, 2017b).

4.1.3.2 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Ergänzend zum UVP-Bericht wird der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag (ASB) vorgelegt, in dem die Ver- botstatbestände des § 44 BNatSchG ausführlich diskutiert werden. Das Konfliktpotential stellt sich, je nach Betrachtungsgegenstand, im Untersuchungsgebiet wie folgt dar:

Baubedingte Barriere- bzw. Störungswirkung Während der Bauphase werden vorübergehend Ackerflächen in Anspruch genommen, die als Lebensraum für die Brutvögel im Untersuchungsgebiet vorübergehend verloren gehen. Darüber hinaus findet Baulärm statt, der Störungen hervorrufen könnte. Durch den Errichtungsverkehr ergeben sich für die einzelnen Brutvögel unterschiedliche Eingriffsintensitäten. Eine entsprechende Störung muss von dem Tier negativ wahrgenommen werden. Eine Störung ist nur dann erheblich, wenn sich der Erhaltungszustand der be- troffenen lokalen Population einer Art durch die Störung verschlechtert. Im Umfeld der geplanten WEA 4 wurden zwar störungssensible Brutvogelarten nach TAK nachgewiesen. Schutzbereiche werden aber nicht berührt. Mit der Bauzeitenbeschränkung (VASB1) sind keine erheblichen Störungen für diese und die wei- teren im Untersuchungsgebiet vorkommenden Brutvogelarten anzunehmen. Durch die Beseitigung der Vegetationsstrukturen der betroffenen Ackerflächen außerhalb der Brutperiode werden unbeabsichtigte Verletzungen oder Tötungen von Brutvögeln vermieden (vgl. K&S UMWELTGUTACHTEN 2019).

Anlagebedingte Flächeninanspruchnahme Durch die Flächeninanspruchnahme von intensiven Ackerflächen und nur einer sehr geringen zusätzlichen Versiegelung ist der Lebensraumverlust für die Brutvögel sehr gering. Auch Ackerflächen können Brutvö- geln Nistplätze und Nahrungshabitate bieten. Erhebliche Beeinträchtigungen können dann angenommen werden, wenn Brutplätze verloren gehen, die von Brutvögeln regelmäßig, wiederkehrend genutzt wer- den. Eine Zerstörung eines Nistplatzes/Nestes führt i. d. R. zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Fort- pflanzungsstätte. Bei den im Plangebiet nachgewiesenen Arten handelt es sich zumeist um weitverbreitete Arten mit einer höheren Flexibilität hinsichtlich der Wahl des Brutplatzes, so dass diese in der nächsten Brutperiode bin- nen kurzer Zeit neue Nester oder Nistplätze anlegen. Auf den Ackerflächen sind anhand des Arteninven- tars auf der Referenzfläche vorwiegend Feldlerchen, Goldammern und Schafstelzen zu erwarten. Diese legen keine festen Nistplätze an, sondern richten sich in der nächsten Brutperiode neue Gelege an. Mit der Flächeninanspruchnahme von intensiven Ackerflächen stehen im Umfeld genügend vergleichbare Flä- chen zur Verfügung. Werden die Nistplätze außerhalb der Brutzeit beseitigt (VASB1), ist nicht von einer

34 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose erheblichen Beeinträchtigung der Fortpflanzungsstätte auszugehen. Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Groß- und Greifvögeln werden vorhabensbedingt nicht in Anspruch genommen. Darüber hinaus werden sich entlang der Zuwegung ruderale Saumstrukturen entwickeln, die die Habitatausstattung im Untersu- chungsgebiet erhöhen und für bestimmte Arten neue Nist- und Nahrungsplätze darstellen können. Brutplätze, die von bestimmten Arten im nächsten Jahr erneut genutzt werden können (z.B. Baumhöhlen), sind vom Vorhaben nicht betroffen, da Gehölzfällungen vermieden werden (Kapitel 7.1, V2).

Anlage- und betriebsbedingtes Kollisionsrisiko Durch den Betrieb von WEA kann es zu Tötungen von Individuen vor allem im Bereich der Rotoren kom- men. Besonders gefährdet sind Groß- und Greifvogelarten. Das Kollisionsrisiko steigt, je höher die Aufent- haltswahrscheinlichkeit der Tiere im Bereich der geplanten Anlage liegt. Die Aufenthaltswahrscheinlich- keit der Tiere ist im Nahbereich der Horste am höchsten. Insbesondere Jungvögel sind von der Kollision mit einer WEA betroffen. Für die (besonders) schlagsensiblen Arten kann eingeschätzt werden, dass das Kollisionsrisiko nicht signifikant erhöht ist, sofern die empfohlenen Abstände der TAK (MLUL 2018a) ein- gehalten werden. Entsprechend des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages ist für die nachgewiesene TAK- Art Weißstorch eine Einzelfallbetrachtung vorgenommen worden. Zusätzlich wird auf das Kollisionsrisiko weiterer Groß- und Greifvögel, die im Umfeld brüten hingewiesen. Von den TAK-Arten befindet sich ein zuletzt in 2016 besetzter Brutplatz des Weißstorches in Dolgelin. Der Brutplatz des Weißstorches wird durch den Schutzbereich der TAK nicht berührt. Die WEA 4 befindet sich aber innerhalb des Restriktionsbereiches von 3.000 m zu diesem Weißstorchhorst. Die Raumnutzungs- analyse des Weißstorches (PÖYRY 2017b) zeigt, dass am Standort das Kollisionsrisiko aufgrund des Fehlens essentieller Nahrungshabitate im Vorhabensgebiet und dessen näherer Umgebung als gering eingeschätzt werden kann. Vom Brutpaar in Dolgelin wurde zumindest zeitweise das nahe gelegene Grabensystem (außerhalb 3.000 m Radius) sowie der strukturreich ausgeprägte Bereich rund um den Krummen See/Ju- densee und Großer See (innerhalb 3.000 m Radius) angeflogen. Eine Querung des Standortes der WEA 4 erfolgt dabei aber nicht (PÖYRY 2017b) und auch die potentielle Flugroute zu den zeitweilig genutzten Nahrungsgebieten im Bereich Krummen See/Judensee und Großer See wird durch die WEA Planung nicht verstellt. Demzufolge wird ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den Weißstorch nahezu ausgeschlos- sen. Zu den weiteren Groß- und Greifvögeln, die häufig an WEA geschlagen werden, zählt im Untersuchungs- gebiet nur der Mäusebussard, für den im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag ebenfalls eine Einzelfallbe- trachtung durchgeführt wurde. Da sich der nachgewiesene Brutplatz jedoch in einem ausreichenden Ab- stand (> 700 m) zu der geplanten Anlage befindet und das Umfeld der geplanten WEA 4 kein bedeutendes Nahrungshabitat darstellt, wird sich das allgemeine Lebensrisiko für den Mäusebussard durch den Betrieb der Anlage voraussichtlich nicht signifikant erhöhen. Die Brutplätze der aufgenommenen störungssensiblen Arten Kranich, Rotmilan, Schwarzstorch und Wie- senweihe befinden sich alle außerhalb der Schutzbereiche nach TAK (MLUL 2018a) und somit in ausrei- chendem Abstand zum geplanten Vorhaben. Weder Schutz- noch Restriktionsbereiche werden durch die WEA-Planung berührt. Zuletzt nachgewiesene Brutplätze der Arten gelangen in 2016. In 2018 konnten die Arten nicht als Brutvögel in ihren jeweiligen Schutz- bzw. Restriktionsbereichen festgestellt werden. Eine

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 35 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose regelmäßige Nutzung der Flächen innerhalb des Untersuchungsgebietes der WEA 4 kann für diese Arten aufgrund der Habitatausstattung ausgeschlossen werden. Für alle weiteren erfassten Brutvogelarten besteht kein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko, da diese sich nicht über einen längeren Zeitraum im Gefahrenbereich der Rotoren aufhalten. Durch das geplante Vorhaben wird das anlage- und betriebsbedingte Kollisionsrisiko für die Brutvögel nicht signifikant erhöht.

Betriebsbedingte Störwirkungen Weiterhin können durch den Anlagenbetrieb erhebliche Störungen durch u. a. die Rotation der Rotorblät- ter einhergehen. Erhebliche Störeffekte treten dann auf, wenn Vögel im Gebiet vorkommen, die WEA meiden und artspezifische Abstände zu diesen einhalten und sich der Erhaltungszustand der Population verschlechtert. Störungen sind v. a. für die TAK-Arten näher zu betrachten, sofern WEA innerhalb der definierten Schutzbereiche aufgestellt werden sollen. Eine Vielzahl von Untersuchungen und Beobachtungen belegen, dass Greifvögel die Nähe von Windparks während der Nahrungssuche nicht meiden. Daher kann eine erhebliche Störung bei der Nahrungssuche im Gebiet der zu errichtenden WEA 4 für die nachgewiesenen Greifvogelarten ausgeschlossen werden. Brutplätze von (besonders) störungssensiblen Brutvögeln wurden in den Untersuchungsjahren von Weiß- storch, Kranich, Rotmilan und Wiesenweihe im Betrachtungsraum bis zu 6.000 m festgestellt. Da die er- forderlichen Schutzbereiche nach TAK zu den Horsten durch die Anlagenplanung nicht berührt werden, sind betriebsbedingte Störwirkungen durch den Anlagenbetrieb unwahrscheinlich. Der Mäusebussard gilt im Allgemeinen als wenig bis gar nicht störungsempfindlich gegenüber WEA. Häu- fig hält er sich im Umfeld zur Nahrungssuche auf. Es liegen zahlreiche Nachweise von erfolgreichen Bruten des Mäusebussards in unmittelbarer Nähe zu WEA vor (K&S UMWELTGUTACHTEN diverse Untersuchungen).

Zusammenfassung Nachteilige Umweltauswirkungen können durch das Vorhaben weitestgehend ausgeschlossen werden. Die im Sinne des Artenschutzrechtes zu beachtenden Tatbestände (BNatSchG § 44) werden ausführlich im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag diskutiert. Im Ergebnis wird festgestellt, dass durch die Planung der WEA 4 kein Verbotstatbestand unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen einschlägig ist (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019).

Zug- und Rastvögel Als Grundlage für die Erfassung des Zug-, Rast-, Wander- und Überwinterungsgeschehens wurde die von UMWELTPLAN (2016b) in der Zeit von März bis April 2015 sowie von Juli 2015 bis Februar 2016 mit 18 Er- fassungstagen für den ehemals geplanten Windpark „Diedersdorf“ durchgeführte Erfassung der Rastvögel in einem Radius von 1.000 m um das Plangebiet „Diedersdorf“ aus 2015 herangezogen. Der Standort der WEA 4 wurde nicht vollumfänglich durch die Begehungen abgedeckt. Erst nach Anpas- sung des Untersuchungsgebiets im Sommer 2015 wurde das vollständige 1.000 m Umfeld des aktuellen Plangebietes untersucht. D. h. während 15 Terminen wurde das vollständige Untersuchungsgebiet be- trachtet, während drei weiteren Terminen im Frühjahr 2015 wurden die südlichen Flächen nicht kontrol- liert. Da aber auch besondere Randbeobachtungen notiert werden und die angrenzenden Flächen der

36 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

WEA 4 die gleiche Habitatstruktur aufweisen wie das ursprüngliche Plangebiet, werden die Ergebnisse an den nun gültigen Untersuchungsrahmen angepasst und auf die aktuelle Plankulisse übertragen.

4.1.4.1 Bestandsbeschreibung und Bewertung Im 1.000 m Radius um das durch das südliche WEG erweiterte Plangebiet „Diedersdorf“ wurden von den eingriffsrelevanten Arten Nordische Gänse, Kraniche und Singschwäne als Zugvögel erfasst. Im Zuge der vorliegenden Untersuchungen konnten Rasttrupps von geringer Größe bzw. nicht TAK-relevanter Größe von störungssensiblen Arten festgestellt werden. Der vom Landesamt für Umwelt im Rahmen der Daten- abfrage mitgeteilte Schlafplatz Nordischer Gänse mit bis zu 1.000 Individuen am Küchensee konnte nicht bestätigt werden (UMWELTPLAN 2016b). Goldregenpfeifer, Großtrappen oder Kiebitz konnten während der Untersuchungen nicht im Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden. Somit konnte der über die Daten- abfrage beim Landesamt für Umwelt bekannte Kiebitz-Rastplatz nördlich des Plangebietes nicht bestätigt werden. Aufgrund der Beobachtungen von nahrungssuchenden Zugvögeln mit nur sehr geringen Individuenzahlen ist davon auszugehen, dass die Ackerflächen aufgrund ihrer Bewirtschaftung nicht als essentielles Nah- rungshabitat für Zugvögel dienen. Es konnten acht Greifvogelarten als Zugvögel im Untersuchungsgebiet kartiert werden. Am häufigsten wurde der Mäusebussard gesichtet. Abseits der Gewässer wurden auf den Äckern ganzjährig rastende Mäusebussarde und im Herbst und Winter vor allem rastende Raufußbus- sarde registriert. Milane, Falken und Weihen traten in sehr geringer Anzahl auf. Der Seeadler wurde an drei Beobachtungstagen mit bis zu zwei Individuen im April und Dezember rastend gesichtet. Das Unter- suchungsgebiet scheint als Rastgebiet für Greifvögel eine eher untergeordnete bis maximal durchschnitt- liche Rolle zu spielen. An einem Termin wurden drei Schwarzstörche auf einer Ackerfläche gesichtet. Bedeutende Beobachtun- gen wurden nicht getätigt. Insgesamt kann eindeutig festgestellt werden, dass das Untersuchungsgebiet für Zug- und Rastvögel keine besondere Bedeutung besitzt.

4.1.4.2 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Auf Grundlage der TAK (MLUL 2018a) unterliegen wesentliche Rast- und Überwinterungsplätze störungs- sensibler Zugvögel Schutzbestimmungen. Schutzbereiche der TAK für die planungsrelevanten Zug- und Rastvögel werden nicht berührt. Auch eignen sich die in der Umgebung des Plangebietes befindlichen Gewässer nicht als Schlafplätze für zum Beispiel große Trupps Nordischer Gänse. Aufgrund der Beobach- tungen von nahrungssuchenden Zugvögeln mit nur sehr geringen Individuenzahlen ist ebenfalls davon auszugehen, dass die Ackerflächen aufgrund ihrer Bewirtschaftung nicht als essentielles Nahrungshabitat für Zugvögel dienen. Insgesamt kann eindeutig festgestellt werden, dass das Untersuchungsgebiet für Zug- und Rastvögel keine besondere Bedeutung besitzt, sodass erhebliche Beeinträchtigungen auf das Zug- und Rastgeschehen nicht prognostiziert werden.

Fledermäuse

Die Erfassung des Fledermausvorkommens wurde durch ROSENAU (2016) für das Vorhabensgebiet des Windenergiestandortes Diedersdorf durchgeführt. Die Untersuchungen sind an die Anlage 3 des

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 37 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Windkrafterlasses (MUGV 2011) angelehnt. Um das Artenspektrum möglichst komplett darzustellen, wur- den mehrere Erfassungsmethoden angewendet. Die Untersuchungen zur Fledermausaktivität fanden während 25 Begehungen in der Zeit von März bis November 2015 statt. Darüber hinaus wurde ein Netz- fang im August 2015 durchgeführt. Der Netzfang fand am 02.08.2015 auf der kleinen Verbindungsbrücke zwischen Großem See und Küchensee innerhalb des 1.000 m Radius um das damalige Vorhabensgebiet statt. Der Abstand zur geplanten WEA 4 beträgt ca. 3.080 m. Weiterhin wurden im Zuge von zwei Tages- begehungen im Mai und Juni 2015 und mit dem Einsatz einer Endoskopkamera (potentielle) Quartiere erfasst. Es sei darauf hingewiesen, dass das hier gegenständliche Plangebiet sowie die dazugehörigen relevanten Untersuchungsumfänge lediglich einen Teilbereich der in 2015 untersuchten Flächen darstellen und dabei der aktuell erforderliche Untersuchungsumfang abgedeckt ist. Genaue Angaben zur Untersuchungsmethodik können dem Gutachten (ROSENAU 2016) entnommen wer- den. Ergänzend zum UVP-Bericht wird der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019) vorgelegt, in denen die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG ausführlich diskutiert werden. Karte 3 stellt die Ergebnisse der Fledermauskartierung dar.

4.1.5.1 Bestandsbeschreibung und Bewertung

Artenzusammensetzung und Aktivität Im Untersuchungsgebiet von 2015 konnten acht von insgesamt 18 im Land Brandenburg vorkommenden Fledermausarten auf Artniveau nachgewiesen werden (Tab. 10). Auf Grundlage der TAK (MLUL 2018a) wird den drei nachgewiesenen Fledermausarten, Großer Abendsegler, Rauhhautfledermaus und Zwerg- fledermaus, ein im Allgemeinen hohes betriebsbedingtes Gefährdungspotential gegenüber Windenergie- anlagen zugesprochen. In einem Umkreis von 1.000 m um die geplante WEA 4 wurden von den besonders schlaggefährdeten Arten nach TAK (MLUL 2019a) der Große Abendsegler, die Rauhhautfledermaus und die Zwergfledermaus erfasst. Weiterhin könnten die Mückenfledermaus und die Breitflügelfledermaus, die eine geringere Schlagsensibilität aufweisen, im 1.000 m Umfeld der WEA 4 ermittelt werden.

Tab. 10: Nachgewiesene Fledermäuse für den Windenergiestandort Diedersdorf (ROSENAU 2016) im 2 km Radius. Die schlagge- fährdeten Arten (MLUL 2018a) sind fett dargestellt.

Arten Status Status RL FFH RL BNatSchG RL BB D

Großer Abendsegler Nyctalus noctula 3 V IV ++ Rauhhautfledermaus Pipistrellus nathusii 3 n IV ++ Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus P n IV ++ Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus D D IV ++ Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus 3 G IV ++ Braunes Langohr Plecotus auritus 3 V IV ++

Wasserfledermaus Myotis daubentonii P n IV ++

38 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Arten Status Status RL FFH RL BNatSchG RL BB D

Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 1 2 II + IV ++

Abkürzungsverzeichnis

RL BB Rote Liste Brandenburg (DOLCH et al. 1992) RL D Rote Liste Deutschland (MEINIG et al. 2009) Kategorien der Roten Listen: 0 = ausgestorben oder verschollen G = Gefährdung anzunehmen / unbekannten Ausmaßes 1 = vom Aussterben bedroht V (P) = Vorwarnliste (P in Brandenburg) 2 = stark gefährdet D = Daten ungenügend 3 = gefährdet n = derzeit nicht gefährdet R = extrem selten / Arten mit geographischer Restriktion FFH RL Fauna-Flora-Habitatrichtlinie, Anhänge II und IV BNatSchG „streng geschützt“ (++) nach § 7 Abs. 2 Nr. 14 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) (= Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG)

Da das Untersuchungsgebiet „Diedersdorf“ einen wesentlich größeren Untersuchungsbereich umfasst, werden hier ausschließlich die relevanten Ergebnisse zur Planung der Anlage WEA 4 hervorgehoben. Im Untersuchungsgebiet von 2015 wurden mehrere Räume mit hohen Aktivitätswerten festgestellt. Der nächstgelegene Raum befindet sich in > 2 km Entfernung zur WEA 4, in einem Laubwald nördlich der geplanten Anlage (ROSENAU 2016). Innerhalb des 1.000 m Radius um die WEA 4 wurden mittlere bis ge- ringe Aktivitäten ermittelt. Im aktuellen Untersuchungsgebiet der WEA 4 sind der besonders schlagge- fährdeten Zwergfledermaus die höchsten Aktivitätswerte mit 66 % aller Rufaufnahmen zuzuordnen. Die beiden weiteren besonders schlaggefährdeten Arten Großer Abendsegler und Rauhhautfledermaus wur- den demgegenüber mit geringeren Aktivitäten von 11 % bzw. 5 % aller Rufaufnahmen erfasst. Weiterhin konnte die in geringem Maße schlagsensible Mückenfledermaus mit 1 % der Rufaufnahmen registriert werden. Von den weiteren erfassten Arten wurden wesentlich geringere Aktivitäten festgestellt.

Quartiere

Quartiere wurden in einem Radius von 1.000 m zum Vorhabensgebiet nicht erfasst. ROSENAU (2016) schätzt ein, dass sich in dem Laubwald nördlich der geplanten WEA 4 und in den Gehölzbeständen um den Großen See und den Küchensee westlich des Untersuchungsgebiets zwei Quartierverbunde des Gro- ßen Abendseglers mit mehr als 50 Individuen befinden. Beide Quartierverbunde befinden sich in einer Entfernung von über 1.000 m zur WEA 4. Alle Ortschaften in der näheren (und auch weiteren) Umgebung bieten gebäudebewohnenden Fle- dermausarten ein gutes Quartierpotential für Sommer- und Winterquartiere. Aufgrund der hohen Zwerg- fledermausaktivität im gesamten Untersuchungsgebiet ist davon auszugehen, dass sich Wochenstuben- quartiere in Gebäuden in den umliegenden Ortschaften befinden (ROSENAU 2016). Aufgrund eines Abstan- des der WEA 4 von mehr als 1.000 m zu den Ortschaften werden dortige Quartiere durch das Vorhaben nicht berührt. Quartiere von besonderer Bedeutung nach TAK (MLUL 2018a) wurden im relevanten Umfeld der geplan- ten WEA 4 nicht nachgewiesen.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 39 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz nach TAK Im Untersuchungsgebiet der WEA 4 konnten Lebensräume mit besonderer Bedeutung für den Fleder- mausschutz identifiziert werden. Kontinuierlich genutzte Flugkorridore der besonders schlaggefährdeten Arten im Umfeld der WEA 4 stel- len die vom Ortseingang von Dolgelin zur L37 führende Allee im Osten, die Baumreihe an der K6402 im Süden und die von der K6402 zu den Kleingewässern führende Baumreihe im Südwesten dar. Entlang dieser Flugkorridore wurden zudem Jagdaktivitäten ermittelt. Auch an den Kanten des angrenzenden Wäldchens nördlich des Schafsees wurden regelmäßige Jagdaktivitäten erfasst. Die Kleingewässer und ihre Gehölzsäume südwestlich der WEA 4 werden von den besonders schlaggefährdeten Arten beständig bejagt. Weitere Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz wurden innerhalb des 1.000 m Radius der WEA 4 nicht ermittelt. Über diesen Bereich hinaus wird von ROSENAU (2016) der Küchensee und der Große See als ein zusammen- hängendes Jagdgebiet eingestuft, welches saisonal von mehr als 100 Fledermäusen zeitgleich genutzt wird.

4.1.5.2 Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Die möglichen, dauerhaften Auswirkungen von WEA auf Fledermäuse werden unterschieden in: • Kollision mit einer Windenergieanlage • Quartier(potential)verlust • Zerstörung von Leitstrukturen und Verlust von Jagdgebieten Das Konfliktpotential stellt sich im Untersuchungsgebiet für die Chiropterenfauna wie folgt dar:

Schlagrisiko im Bereich von Jagdgebieten, Flugrouten, Migrationskorridoren, Quartieren Von den besonders schlaggefährdeten Arten nach TAK (MLUL 2018a) wurden im Untersuchungsgebiet der Große Abendsegler, die Rauhhautfledermaus und die Zwergfledermaus regelmäßig bzw. häufig nach- gewiesen. Werden WEA entlang von Strukturen errichtet, die essentielle Lebensräume mit einander verbinden, ist mit einer erhöhten Schlaggefahr zu rechnen. Die Anlage 1 des Windkrafterlasses (MUGV 2011) legt zur Operationalisierung des Konflikts Abstandskriterien fest, mit Hilfe derer das Kollisionsrisiko für das ge- plante Vorhaben bewertet wird. Von einer erheblichen Beeinträchtigung durch eine signifikante Erhöhung des Kollisionsrisikos ist für alle im Gebiet vorkommenden schlagrelevanten Arten mindestens dann aus- zugehen, wenn WEA in Gebieten mit besonderer Bedeutung für die Fledermausfauna und deren definier- ten Schutzabstand aufgestellt werden sollen. Im Untersuchungsgebiet konnten folgende wichtige Fleder- mauslebensräume identifiziert werden (Tab. 11):

40 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Tab. 11: Schutz- und Restriktionskriterien für Fledermäuse in Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz nach MUGV Anlage 1 (MLUL 2018a) TAK-Kriterien Schutz- Restrikti- Einschätzung für das Art bereich onsbereich Untersuchungsgebiet Wochenstuben und 1.000 m Kein Nachweis, erst in > -- Männchenquartiere der besonders 1.000 m Verdacht auf zwei schlaggefährdeten Arten mit mehr Quartierverbunde des als 50 Tieren Großen Abendseglers → Keine Verletzung des Schutzbereiches Winterquartiere mit regelmäßig > 1.000 m Kein Nachweis → kein -- 100 überwinternden Tieren oder Konfliktpotential mehr als 10 Arten Reproduktionsschwerpunkte in 1.000 m Kein Nachweis → kein -- Wäldern mit Vorkommen von > 10 Konfliktpotential reproduzierenden Fledermausarten Hauptnahrungsflächen der 1.000 m Kein Nachweis, erst in > 2 -- besonders schlaggefährdeten km zusammenhängendes Arten mit > 100 zeitgleich jagenden Jagdgebiet aus Küchensee Individuen und Großen See → Keine Verletzung des Schutzbereiches Regelmäßig genutzte 200 m Feststellung bedeutender Großer Flugkorridore, Jagdgebiete, Flugrouten und Abendsegler, Durchzugskorridore Jagdgebiete → Keine Rauhhaut-, schlaggefährdeter Arten Verletzung des Zwergfleder- Schutzbereiches, daher maus kein Konfliktpotential Strukturreiche Laub- und Außengrenze Kein Nachweis → kein -- Mischwaldgebiete mit hohem Vor- Konfliktpotential Altholzanteil > 100 ha kommens- und Vorkommen von mindestens gebiet bzw. 10 Fledermausarten Winterquarti oder er und Radius 3.000 m hoher Bedeutung für die Reproduktion gefährdeter Arten

Von einer erheblichen Beeinträchtigung durch eine signifikante Erhöhung des Kollisionsrisikos ist für die im Gebiet vorkommenden besonders schlaggefährdeten Arten Großer Abendsegler, Rauhhautfledermaus und Zwergfledermaus aufgrund ihres Jagdverhaltens für das Vorhaben nicht auszugehen, da die geplante WEA 4 weder in Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz noch in deren Schutzbe- reichen von 200 m liegt. Für die weiteren Arten (Mückenfledermaus, Breitflügelfledermaus) ist aufgrund der nur sporadischen Erfassungen sehr wahrscheinlich keine erhöhte Schlaggefahr gegeben. Im großräumigen Umfeld des Untersuchungsgebietes der WEA 4 wurden weitere Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz ermittelt. Da sich der vorgesehene Anlagenstandort der WEA 4 je- doch außerhalb der Schutzbereiche der nachgewiesenen besonderen Lebensräume befindet, ist ein

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 41 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose signifikant erhöhtes Schlagrisiko für die vorkommenden schlagerelevanten Arten mit hoher Wahrschein- lichkeit auszuschließen. Aufgrund fehlender Hinweise auf mögliche Migrationsereignisse im Untersuchungsgebiet der WEA 4 ist eine erhöhte Kollisionsgefährdung im Bereich von Migrationskorridoren nicht wahrscheinlich. Quartiere von TAK-relevanter Größenordnung wurden im Untersuchungsraum ebenfalls nicht ermittelt. Die im Sinne des Artenschutzrechtes zu beachtenden Tatbestände (§ 44 BNatSchG) werden ausführlich im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag diskutiert. Im Ergebnis wird festgestellt, dass durch die WEA-Pla- nung unter Berücksichtigung der eingeplanten Vermeidungsmaßnahme kein Verbotstatbestand einschlä- gig ist (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019).

Quartierverlust Da im Zuge der Errichtung der Anlage keine Bäume beseitigt werden müssen, ist das Konfliktpotential des Quartierverlustes ausgeschlossen.

Zerstörung von Leitstrukturen und Verlust von Jagdgebieten Die meisten Fledermausarten orientieren sich an Leitstrukturen, um sich zwischen ihren Teillebensräu- men zu bewegen. Dazu gehören im Offenland gehölzbegleitende Wege oder Heckenstrukturen. Als Jagd- habitat dienen oft Wasser-, Wald- und Grünflächen. Im näheren Umfeld des Vorhabengebiets wurden mehrere Leitstrukturen und ein regelmäßig genutztes Jagdhabitat der Fledermäuse festgestellt (ROSENAU 2016). Mit der aktuellen Standortplanung der WEA 4 gehen voraussichtlich keine wichtigen Teilhabitate, wie Leitstrukturen oder ständige Jagdgebiete, verloren, die für die Fledermausfauna von essentieller Be- deutung wären. Da keine linearen Gehölzstrukturen beseitigt werden, ist in diesem Zusammenhang ein Konfliktpotential ausgeschlossen.

Sonstige Arten Aufgrund der Unempfindlichkeit bzw. sehr geringen Empfindlichkeit gegenüber dem vom Vorhaben aus- gehenden Wirkungen und des Mangels an geeigneten Habitaten können relevante Beeinträchtigungen auf weitere Arten weitestgehend ausgeschlossen werden. Bei den Begehungen des Gebietes wurden keine Hinweise auf Vorkommen sonstiger besonderer oder weiterer gegenüber den Wirkungen des Vor- habens empfindlicher Arten festgestellt. Im Umfeld der Vorhabensfläche befinden sich auch keine relevanten Strukturen, die ein Vorkommen von Amphibien oder Reptilien vermuten lassen (K&S UMWELTGUTACHTEN 2019).

4.2 Fläche

Untersuchungsumfang Mit dem UVPG wird dem ressourcenschonenden Umgang für eine nachhaltige und effiziente Flächenin- anspruchnahme Rechnung getragen. Eine besondere Bedeutung kommt den unbebauten, unzersiedelten und unzerschnittenen Freiflächen zu, die in ihrem ökologischen Kontext für eine nachhaltige Entwicklung von Bedeutung sind. Der Flächenverbrauch für das geplante Vorhaben beschränkt sich ausschließlich auf die dauerhaften Bauflächen.

42 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Bestandsbeschreibung und Bewertung Das Vorhabensgebiet befindet sich auf der Grundmoräne der Lebusplatte, deren offene weiträumige Ackerflächen durch Wälder, Alleen, unregelmäßig eingestreute Sölle und von Gewässern durchzogenen Rinnensystemen strukturiert werden. Für die Errichtung der geplanten WEA 4 werden Ackerflächen sowie Gehölzflächen einer lückigen Allee beansprucht. Aufgrund der intensiven Bewirtschaftung besitzen die beanspruchten Flächen keine besondere Bedeutung im Hinblick auf einen ökologischen und nachhaltigen Flächenverbrauch. Eine Änderung der intensiven Bewirtschaftung ist auch in ferner Zukunft nicht abzuse- hen.

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Die mit dem Vorhaben einhergehenden Auswirkungen beschränken sich auf den dauerhaften Flächenver- brauch. Alle temporären Bauflächen werden in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt. Im All- gemeinen ist der Flächenverbrauch im Rahmen der Errichtung von Windenergieanlagen vergleichsweise gering, besonders dann, wenn die Zuwegung zur WEA auf möglichst kurzer Strecke angelegt werden. Es muss nur noch die Zuwegung zu der Anlage auf dem Ackerstandort angelegt werden, da für die Errichtung der neuen WEA die bereits vorhandenen Straßen zum Windpark genutzt werden. Der Flächenverbrauch findet in vollversiegelter und teilversiegelter Bauweise statt. Insgesamt ist mit einem dauerhaften Flä- chenverbrauch im Umfang von 4.806 m² zu rechnen (vgl. Tab. 12, S. 44). Insgesamt ist der notwendige Flächenverbrauch zur Realisierung des geplanten Vorhabens als sehr gering einzustufen. Die Anlage der notwendigen Bauflächen führt nicht zu einer Zerschneidung der Ackerflächen. Die vorhandene ökologische Ausprägung des Standortes wird nicht erheblich verändert. Umweltauswir- kungen im Sinne erheblicher Beeinträchtigungen für das Schutzgut Fläche können nicht prognostiziert werden.

4.3 Boden

Untersuchungsumfang Für die Darstellung des Schutzgutes Boden wird ein Radius von 300 m um das Vorhabensgebiet betrach- tet. Die Grundlagen stellt das Fachinformationssystem Boden (LBGR online) und die Bodenschätzungs- karte des Landes Brandenburg dar.

Bestandsbeschreibung und Bewertung Überwiegend Braunerde-Fahlerden und Fahlerden und gering verbreitet pseudovergleyte Braunerde- Fahlerden aus Lehmsand über Lehm (Nr. 61 der BÜK 300, LBGR online) prägen den Grund des geplanten WEA-Standortes und das weitere Untersuchungsgebiet. Das landwirtschaftliche Ertragspotential innerhalb des WEG ist eher gering. Die Bodenzahlen liegen über- wiegend bei 30-50 und verbreitet bei <30. Die Gefährdung des Oberbodens durch Wassererosion ist auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen mit 1 - 2,5 t/ha/a im Plangebiet gering. Die Gefährdung durch Winderosion wird als mittel bewertet (LBGR online).

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 43 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Braunerde-Fahlerden sind in Brandenburg weit verbreitet, u.a. vor allem in der naturräumlichen Region Barnim und Lebus. Sie besitzen einen an Ton und Humus verarmten Auswaschungshorizont auf ca. 30 cm Tiefe. Ihm folgt ein zu Verdichtung neigender Tonanreichungshorizont (MLUV 2019, online). Die Böden werden vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die Ertragsleistungen liegen im brandenburgischen Mit- tel. Der Nährstoff- und Wasserhaushalt ist im Unterboden begünstigt. Der Bodentyp weist eine mittlere natürliche Austausch- und Speicherkapazität auf. Typischerweise würden sich auf diesen Standorten bei einem ausreichenden Feuchteangebot Buchenwälder entwickeln. Fahlerden sind gegenüber Verdichtung durch die landwirtschaftliche Nutzung stark gefährdet. Verdichtete Oberböden hemmen die Versickerung von Niederschlägen und sind damit verstärkt erosionsanfällig. Die Böden sind in Brandenburg häufig und durch die intensive Nutzung vorgestört. Sie stellen keine schutzwürdigen oder gefährdeten Bodentypen dar. Ihre Schutzwürdigkeit ergibt sich aus der allgemeinen Bedeutung als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen. Insgesamt ist einzuschätzen, dass es sich bei den vorliegenden Böden um Böden mit allgemeiner Funktionsausprägung handelt.

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Bei dem geplanten Bodeneingriff handelt es sich um Böden mit allg. Funktionsausprägung. Durch das Vor- haben ist eine Beeinträchtigung des Bodens durch Versiegelung zu erwarten. Veränderungen der Boden- eigenschaften, wie Nährstoffspeicherung, Bodenwasserhaushalt oder Adsorptionsvermögen, werden in- folge der Versiegelungen dauerhaft gestört. Vollständig versiegelt wird nur die Fundamentfläche mit 491 m2. Auf den begrünten Fundamentflächen kann durch die Überdeckung mit Oberboden das Regenwasser aufgenommen, gespeichert und seitlich abgeleitet werden. Der Oberflächenabfluss des Niederschlagswassers wird dadurch nur geringfügig ver- ändert. Der Bodenaushub wird sachgerecht gelagert und in richtiger Reihenfolge wieder verfüllt. Teilver- siegelt werden die Kranstellflächen und Zuwegungen, die zu der WEA 4 führen). Insgesamt ist ein dauerhafter Bodenverlust von insgesamt 4.806 m2 zu erwarten, davon 4.315 m² Teilver- siegelung (vgl. Tab. 12).

Tab. 12: dauerhafter Bodenverlust für die WEA 4 in m²

Bodenverlust Art der Versiegelung Versiegelungsgrad Fläche Vollversiegelungsäquivalent dauerhaft Fundament Vollversiegelung 100 % 491 491 Kranstellfläche Teilversiegelung 50 % 1.582 791 Zuwegung Teilversiegelung 50 % 2.733 1.366,5 Summe 4.806 2.648,5

Die temporär versiegelten Bauflächen werden nach Ende der Baumaßnahmen wieder zurückgebaut und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Ein dauerhafter Bodenverlust findet nicht statt.

44 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4.4 Wasser

Untersuchungsumfang Das Schutzgut Wasser wird in einem Umfang von 300 m um den WEA-Standort betrachtet, nachfolgend Untersuchungsgebiet genannt. Grundlagen bilden die DTK25 sowie die Hydrogeologische Karte des LGB (KARTENANWENDUNG HYDROLOGIE, online) und die BÜK 300.

Bestandsbeschreibung und Bewertung

Oberflächengewässer Bedingt durch die geologischen Begebenheiten im Gebiet, der Grundmoräne der Lebusplatte, befinden sich im Untersuchungsgebiet keine Gewässer. Außerhalb des Untersuchungsgebietes haben sich in den Senken der Ackerflächen nur in geringem Umfang Kleingewässer gebildet, die aber aufgrund der angren- zenden intensiven Ackernutzung stark verlandet und nährstoffbelastet sind. Nördlich des Untersuchungs- gebietes verlaufen vereinzelt Gräben und südlich des Untersuchungsgebietes befinden sich mehrere Kleingewässer. Die Schmelzwasserabflussrinne westlich vom Untersuchungsgebiet verbindet mehrere Großseen miteinander. Das nächstgelegene größere Gewässer dort ist der „Küchensee“, ca. 2,9 km vom Vorhabensgebiet entfernt.

Grundwasser Das Gebiet um die WEA 4 gehört zum Einzugsbereich des Lietzener Grabens. Am WEA-Standort herrscht verbreitet ein geringer Stauwassereinfluss. Der oberflächig anstehende Grundwassergeringleiter besitzt einen hohen Sandgehalt, bestehend aus weitestgehend trockenen Sanden. Die Grundwasserneubildungs- rate liegt im unteren Bereich bei 50 bis 100 mm/a (bei 95 mm/a) (LGB online). Wasserschutzgebiete bleiben vom Vorhaben unberührt. Das nächste Wasserschutzgebiet in Seelow liegt etwa 3,7 km nordöstlich des Vorhabensgebietes. Insgesamt ist einzuschätzen, dass hinsichtlich des Schutzgutes Wasser Funktionen allgemeiner Bedeutung vorliegen.

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Erhebliche Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Wasser können sicher ausgeschlossen werden. Oberflä- chengewässer werden nicht direkt oder indirekt berührt. Aufgrund des geringen Umfangs vollversiegelter Flächen bleibt der Niederschlagsabfluss gegeben und durch die Bauform wird das Wasser seitlich abgelei- tet und kann in die umgebenden Flächen einsickern. Bei den teilversiegelten Flächen handelt es sich um eine wassergebundene Bauweise, sodass das Versickern des Niederschlagswassers weiterhin möglich bleibt. Der Standort besitzt keine besondere Bedeutung als Grundwasserneubildungsgebiet. Der Grundwasser- schutz ist bei überdurchschnittlicher Grundwasserneubildungshöhe (> 150 mm/a) als prioritär einzustufen (MLUR 2000). Die Priorität ist am Standort der geplanten WEA nicht einzuräumen. Eine Verminderung der Grundwasserneubildungsrate ist außerdem in Folge der versiegelten Flächen nicht anzunehmen. Stoffli- che Einträge in das Grundwassersystem sind bei ordnungsgemäßem Bauablauf auszuschließen. Die WEA

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 45 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose ist so ausgestattet, dass mögliche Schmierstoffe (Öle und Fette) nicht austreten können. Undichtigkeiten werden sofort erkannt und durch ein Auffangsystem zurückgehalten. Erhebliche, nachteilige Umweltwir- kungen sind für das Schutzgut Wasser nicht zu erwarten.

4.5 Klima

Untersuchungsumfang Betrachtet werden hier mikro- und mesoklimatische Prozesse innerhalb eines Untersuchungsraumes von 300 m um den geplanten Anlagenstandort. Auswirkungen auf das Makroklima sind durch die mittelbare

Einsparung von CO2 durch die Erzeugung regenerativer Energie anstelle von fossiler Energieerzeugung als positiv zu werten und nicht weiter Gegenstand der Betrachtung.

Bestandsbeschreibung und Bewertung Der geplante Anlagenstandort gehört zum kontinental beeinflussten Klima Mittelbrandenburgs. Die Jah- resdurchschnittstemperatur beträgt 9,2 °C (Wetterstation Lindenberg, Landkreis Oder-Spree) und der mittlere Jahresniederschlag liegt bei 576,0 mm/a3. Hohe Schadstoffbelastungen sind aus den umliegen- den Verkehrsinfrastrukturen zu erwarten. Die Freiflächen im Untersuchungsgebiet sind Kaltluftproduzenten, die durch einen typischen, hohen Tag- und Nachtamplitudenverlauf der Temperatur gekennzeichnet sind und zur Durchlüftung der umliegenden Ortschaften dienen. Bewaldete Flächen besitzen darüber hinaus eine lufthygienische Ausgleichsfunktion, weil sie Staub und Schadstoffe binden und zur Sauerstoffproduktion beitragen. Bewaldete Flächen sind nur sehr marginal im Plangebiet vorhanden. Insgesamt kommt dem Untersuchungsgebiet nur eine geringe klimatische und lufthygienische Bedeutung zu.

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Veränderungen des Luftaustauschsystems über den Ackerflächen werden mit Errichtung der WEA auf- grund ihrer mastartigen Form nicht erwartet. Waldflächen werden durch das Vorhaben nicht berührt. Die Errichtung von WEA in Offenlandbereichen mit einer geringen Bedeutung für den Transport von Frischluft führt nicht zu einer funktionalen Beeinträchtigung. Die bioklimatischen und lufthygienischen Funktionen werden nicht beeinträchtigt. Erhebliche nachteilige Auswirkungen auf das Schutzgut sind nicht zu erwarten. Schadstoffeinträge, die die Luftqualität negativ verändern, werden durch WEA nicht verursacht. Grundsätzlich ist mit der Errichtung von WEA eine allgemeine Verbesserung des Klimas durch die mittelbare Einsparung von CO2 zu erwarten.

3 Deutscher Wetterdienst. Wetterstation Lindenberg, Landkreis Oder-Spree. URL: http://www.dwd.de/DE/leistungen/kvo/ber- lin_brandenburg.html. Letzter Abruf am 06.02.2017

46 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4.6 Landschaftsbild

Untersuchungsumfang Der Untersuchungsumfang zur Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes ergibt sich aus dem Erlass des Ministeriums vom 31. Januar 2018 (MLUL 2018), der einen Bemessungskreis der 15fachen An- lagenhöhe festlegt. Für das Windenergieprojekt „Friedersdorf“ ist entsprechend der Gesamthöhe der An- lage von 240 m ein Bemessungskreis mit einem Radius von 3.600 m um den WEA-Standort vorgegeben, innerhalb dessen die Beeinträchtigungen auf das Landschaftsbild als erheblich bewertet werden. Inner- halb dieses Untersuchungsraums werden die Erlebnisräume des Landschaftsprogramms Brandenburg (MLUR 2000, Karte 3.6) zugrunde gelegt, für die der Erlass Wertstufen definiert hat. Aus diesen Wertstu- fen heraus wird der Kompensationsumfang für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes unter Berück- sichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten (Ausprägung von Eigenart, Vielfalt und Naturnähe), insbeson- dere der Vorbelastungen des Landschaftsbildes, ermittelt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes für die je- weiligen Erlebnisräume differenziert vorzunehmen. In der Karte 4 sind die landschaftsbildprägenden Wir- kelemente innerhalb des Ermessenskreises dargestellt.

Bestandsbeschreibung und Bewertung Grundsätzlich ist die Einschätzung des bewusst subjektiven Schutzgutes Landschaftsbild stark vom Be- trachter abhängig. Nach ADAM et al. (1986) kann der landschaftsästhetische Eigenwert einer Landschaft über die Kriterien Vielfalt, Naturnähe, Eigenart und Harmonie ermittelt werden, die mit objektiven Wert- maßstäben belegt werden können. Nachfolgend werden die Kriterien beschrieben:

Vielfalt Zur Bewertung der Vielfalt wird die Anzahl der visuell unterscheidbaren Elemente und Strukturen in der Landschaft wie Oberflächenformen, flächige Vegetations-, Gewässer- und Nutzungsformen, Kleinstruktu- ren, Blickschneisen oder markante Einzelgegenstände betrachtet. Je höher die Zahl der visuell unter- scheidbaren Elemente, die typischerweise im Naturraum vorkommen, umso größer ist die ästhetisch wirk- same Vielfalt (ADAM et al. 1986: 178). Die Vielfalt muss als gering eingeschätzt werden, wenn die Land- schaft wenig unterscheidbare Elemente und Strukturen enthält und monoton erscheint.

Eigenart Unter Eigenart wird die Charakteristik einer Landschaft, wie sie sich im Laufe ihrer Geschichte herausge- bildet hat, verstanden (ADAM et al. 1986: 134). Dabei wird als wertvoll betrachtet, was für den entspre- chenden Landschaftsraum als typisch empfunden wird. Da sich die Landschaft in ständigem Wandel be- findet, muss die Veränderung der Eigenart im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt eingeschätzt werden. Beurteilt wird letztlich der Verlust an Eigenart. Damit wird das Ausmaß des landbaulichen Wandels, des Vielfalt- und des Naturnähewandels durch Entfernen typischer bzw. Hinzufügen untypischer Landschaft- selemente beschrieben. Die Eigenart ist demnach gering, wenn Veränderungen mit sehr stark spürbarem Verlust an landschaftstypischen Erscheinungsbildern stattgefunden haben. Die Eigenart ist hoch, wenn das Ausmaß des Wandels gering ist.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 47 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Schönheit Unter dem Kriterium Schönheit wird vor allem die Naturnähe eines Landschaftsraumes in Zusammenwir- ken mit der ästhetisch wirksamen Gliederung der Landschaftsbestandteile verstanden. Die Schönheit be- schreibt den Grad der anthropogenen Überformung. Dieses Maß leitet sich aus den natürlichen bzw. ur- sprünglich empfundenen Wirkungen einzelner Landschaftselemente ab. Kriterien sind dabei: • das Fehlen von typisch anthropogenen Strukturen • das Vorhandensein von Natur mit erkennbarer Eigenentwicklung und • die Beeinträchtigungen für Vegetation, Relief und Gewässer. Dabei genügt der Eindruck scheinbar unveränderter Landschaft oder Landschaftsteile. Es spielt keine Rolle, ob die Vegetation tatsächlich „natürlicherweise” vorkommt. Bspw. wird extensives Grünland ge- genüber Intensivacker als natürlicher eingestuft, obwohl beide Nutzungsformen die potentielle natürliche Vegetation verdrängen. Die Naturnähe wird als gering eingestuft, wenn der Einfluss des Menschen stark und dem gegenüber wenig erkennbare Eigenentwicklung der Landschaft erlebt werden kann sowie wenn der Nutzungscharakter der Landschaft deren Naturcharakter dominiert. Die Naturnähe ist hoch, wenn einerseits der anthropogene Einfluss wenig und andererseits die erkennbare Eigenentwicklung der Natur stark erlebbar ist und wenn der Naturcharakter der Landschaft deren Nutzungscharakter dominiert (MÖN- NECKE 1991, vgl. auch ADAM et al. 1986). Die Schönheit wird dabei auch durch die Stimmigkeit bzw. Maß- stäblichkeit einzelner Landschaftselemente beschrieben. Die weitreichendste Veränderung bei der Errich- tung von WEA ist bei der Maßstäblichkeit zu erwarten, die in diesem Zusammenhang den anthropogenen Charakter des Landschaftsausschnittes verstärkt.

Zusammenfassendes Bewertungsschema Nach der Beurteilung der einzelnen Kriterien wird der ästhetische Eigenwert der Landschaft durch die Synthese der Bewertungen der einzelnen Kriterien gebildet. Dieses Prinzip wird durch nachfolgendes Schema veranschaulicht.

Tab. 13: Schritte zur Ermittlung des ästhetischen Eigenwertes (nach ADAM et al. 1986: 94)

Wertstufen des Indikatoren zur Bestimmung des ästhetischen Gesamtwertes Gesamtwertes Vielfalt Eigenart Schönheit

sehr hoch sehr hoch sehr hoch

sehr gering sehr gering sehr gering sehr gering sehr hoch

Karte 4 gibt einen Überblick über die Ausdehnung des Untersuchungsgebietes und über die sich darin befindlichen, wirkenden Landschaftselemente. Darüber hinaus verdeutlichen die nachstehenden Abbil- dungen die Beschreibung des Landschaftsbildes näher.

48 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4.6.2.1 Bewertungsraum – Erlebnisraum mit aktuell mittlerer Erlebniswirksamkeit Am westlichen Rand des Bemessungskreises, im Bereich des Großen Sees, ist ein schmaler, sich von Nord nach Süd über den See ziehender, Streifen als landwirtschaftlich geprägte Landschaft mit einer aktuell mittleren Erlebniswirksamkeit (MLUR 2000, Karte 3.6) ausgewiesen, die der Wertstufe 2 des Erlasses (MLUL 2018) entspricht. Die Fläche ist Bestandteil des im Westen anschließenden Bereiches, welcher eine stärkere Gliederung der Flur durch einen Wechsel von Wald- und Ackerflächen, tief eingeschnittenen, vielfach von Rinnenseen gefüllten, nacheiszeitlichen Rinnensystemen, sowie kleineren Fließen und Klein- gewässern in vielfältigen Ausprägungen aufweist. Die Vielfalt und Schönheit der Landschaftsformen stel- len ein besonders Charakteristikum dar. Östlich angrenzend an den Großen See stellt der Bereich mit der Kaaschenheide und den Sandfichten eine waldgeprägte Landschaft mit einer aktuell mittleren Erlebniswirksamkeit (MLUR 2000, Karte 3.6) dar, die zur Wertstufe 2 des Erlasses (MLUL 2018) gehört. Das landschaftlich reizvolle Mischwaldgebiet mit starker Reliefierung wird vom Tuchnitzgraben durchfloßen und besitzt eine ausgeprägte Eigenart. Aufgrund des nur geringfügigen Anteils dieser Erlebnisräume im Untersuchungsgebiet werden die Erleb- nisräume mit aktuell mittlerer Erlebniswirksamkeit mit den Erlebnisräumen mit aktuell eingeschränkter Erlebniswirksamkeit gemeinsam abgehandelt.

4.6.2.2 Bewertungsraum – Erlebnisraum mit aktuell eingeschränkter Erlebniswirksamkeit Das Vorhaben sowie der umliegende Bemessungskreis der Anlage befindet sich überwiegend im Bereich von Kulturlandschaften mit einer aktuell eingeschränkten Erlebniswirksamkeit (MLUR 2000, Karte 3.6), die der Wertstufe 1 des Erlasses (MLUL 2018) zugeordnet sind. Das Landschaftsbild am Standort „Frie- dersdorf“ stellt sich divers dar: Die dominierende Flächennutzung der Lebusplatte ist die Landwirtschaft (Abb. 7). Stellenweise haben sich in den Ackerhohlformen Kleingewässer entwickelt, die oftmals einen naturnah ausgeprägten Gehölzsaum aufweisen, sodass diese aus der Entfernung auch wahrzunehmen sind (Abb. 8). Die Ackerflächen werden teilweise von kleineren Gehölz- und Waldflächen sowie meist wegebegleitenden Gehölzlinien unterbro- chen (Abb. 9). Die infrastrukturelle Zerschneidungswirkung ist hoch. Große zusammenhängende Waldbe- reiche sind für diesen Naturraum typischerweise nicht vorhanden. Die kleinen Waldinseln bestehen teil- weise aus naturnahen Laubbaumbeständen (Abb. 10). Die topografischen Bewegungen sind auf der hoch- gelegenen Lebusplatte nur sehr gering.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 49 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Abb. 7: ausgeräumte Agrarlandschaft, Fotopunkt 20 nach W Abb. 8: mit Gehölzen umstandener Ackersoll, Fotopunkt 9 nach O

Abb. 9: lineare Gehölze, Fotopunkt 18 nach S Abb. 10: Mischwald (Kaaschenheide), Fotopunkt 27 nach NW

Im westlichen und östlichen Untersuchungsgebiet fällt das Gelände der Grundmoränenplatte zum einen in eine Schmelzwasserabflussrinne und zum anderen hinter den Seelower Höhen in das Odertal hin ab (BfN, online). Der Geländeabfall stellt einen naturräumlichen Kontrast zur sonst ebenen Ackerplatte dar. Die landschaftliche Eigenart ist in diesen Teilen des Untersuchungsgebiet höher zu bewerten als im zent- ralen Untersuchungsgebiet. Entlang des westlich verlaufenden Rinnentals befinden sich diverse Großseen, die tief in das Gelände ein- geschnitten sind (Abb. 11). Die Geländebewegungen führen in diesem Teil des Untersuchungsgebietes zu einer Erhöhung der Strukturvielfalt. Am östlichen Rand des Untersuchungsgebietes fällt das Gelände zum Odertal ab. Da dieser Teil hier aber bewaldet ist, sind die Geländebewegungen kaum wahrnehmbar (Abb. 12).

50 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Abb. 11: „Großer See“, Fotopunkt 28 nach SW Abb. 12: Geländekante vom Odertal, Fotopunkt 17 nach W

Neben Wald- und Ackerflächen liegen diverse Ortschaften wie Seelow-Zernickow, Friedersdorf, Dolgelin, Libbenichen, Neu Mahlisch, der nördliche Teil von Alt Mahlisch, Lietzen, Lietzen Nord und Lietzen Vorwerk sowie verschiedene landwirtschaftliche Betriebsstandorte im Untersuchungsgebiet. Je nach Ortsrandge- staltung fügen sich die Ortslagen in das Landschaftsbild ein. Während sich das Vorhabensgebiet selbst als nahezu ausgeräumte Ackerflur darstellt, tragen die umge- benden Alleen, Feldgehölze, Hecken und Kleingewässer durchaus zu einer aufwertenden Strukturierung des überwiegend mäßig bewegten Umfeldes bei. Entlang der Verkehrswege sind oftmals junge Bestände wegebegleitend. Diese haben aufgrund ihrer Ausprägung nur ein eingeschränktes Strukturierungspoten- tial. Die Zahl der visuell unterscheidbaren Elemente im Untersuchungsgebiet ist insbesondere in den Randbe- reichen hoch, entsprechend ist der Strukturierungsgrad hier als „hoch“, sonst als „gering bis mittel“ zu bewerten. Die Naturnähe ist aufgrund der starken Überformung nur gering, vereinzelnd sind aber auch natürlich ausgeprägte Räume im Bereich der Seen vorhanden. Der stark agrarische Gesamtcharakter des Landschaftsausschnittes der Lebusplatte bleibt jedoch stets dominant. Analog zur ausgeräumten Agrar- landschaft sind die Eigenart und die Schönheit der Landschaft stark gestört. Die Zerschneidungswirkung ist im Untersuchungsgebiet als hoch zu werten. Als Vorbelastungen sind zu- sammenfassend Folgende zu nennen: • diverse Verkehrswege, wie die B 167 und die L 37, die das Untersuchungsgebiet queren, die neben der Zerschneidungswirkung der Landschaft besonders auditiv störend wirken (Abb. 13) • Windpark südlich von Dolgelin und Windpark Seelow, die in das Untersuchungsgebiet hineinwirken (Karte 4, Abb. 14) • geplante WEA im WEG • Landwirtschaftliche Betriebsstandorte

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 51 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Abb. 13: Bundesstraße, Fotopunkt 21 nach NW Abb. 14: ebene Ackerfläche mit Windpark

4.6.2.3 Zusammenfassung - Bewertung Erlebnisräume der Wertstufen 1 und 2 Nachstehende Tab. 14 fasst die Bewertung der Kriterien für die betroffenen Erlebnisräume zusammen: • landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaften mit einer aktuell eingeschränkten Erlebniswirk- samkeit (Wertstufe 1, dominierend im Untersuchungsgebiet), • landwirtschaftlich geprägte Landschaft des schmalen, sich von Nord nach Süd über den Großen See ziehenden Streifens mit einer aktuell mittleren Erlebniswirksamkeit (Wertstufe 2, geringfügi- ger, randlicher Flächenanteil im Untersuchungsgebiet) und • waldgeprägte Landschaft der Kaaschenheide und der Sandfichten mit einer aktuell mittleren Er- lebniswirksamkeit (Wertstufe 2, geringfügiger, randlicher Flächenanteil im Untersuchungsgebiet)

Tab. 14: Bewertung des ästhetischen Eigenwertes innerhalb des Untersuchungsgebietes

Bewertung Bewertung Indikator Kriterien Erlebnisraum Wertstufe 1 Erlebnisraum Wertstufe 2 Vielfalt Relief gering hoch Vegetation gering mittel Gewässer gering - mittel mittel - hoch Nutzung gering - mittel mittel Formvielfalt mittel mittel Eigenart Vielzahl an landschaftstypischen gering mittel - hoch Elementen Schönheit Naturnähe gering mittel Ursprünglichkeit sehr gering mittel Maßstäblichkeit gering mittel

ästhetischer Eigenwert: gering mittel

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Eine Veränderung des Landschaftsbildes durch die Errichtung und den Betrieb von WEA in der freien Land- schaft findet sinnlich, insbesondere visuell und auditiv statt. Die Schwere des Eingriffs ist dabei abhängig

52 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose von der Wahrnehmbarkeit der WEA. Mit zunehmender Entfernung zwischen Betrachter und WEA nimmt der visuelle Einfluss immer weiter ab. Zum einen wird die Anlage in der Wahrnehmung immer kleiner und zum anderen stellen sich immer mehr Landschaftselemente in das Blickfeld des Betrachters, die die Sicht auf die WEA immer mehr verstellen werden. Gleichermaßen nimmt mit der Beeinträchtigung des Land- schaftsbildes auch die Erlebniswirksamkeit der betroffenen Landschaft ab, da diese maßgeblich von der landschaftlichen Ausstattung abhängig ist. Die Schwere des Eingriffs wird auf der Grundlage der Erlebniswirksamkeit der betroffenen Landschaft in- nerhalb eines definierten Bemessungskreises abgeleitet (MLUL 2018). Die Bewertung der Erlebnis-wirk- samkeit (eingeteilt in drei Wertstufen) ist durch das Landschaftsprogramm Brandenburg (MLUR 2000), Karte 3.6 Erholung, vorgegeben und in Karte 4 dargestellt. Zur Beurteilung der Eingriffsschwere sind die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort ausschlaggebend, die aus der Bewertung der jeweiligen Erlebnisräume (Kapitel 4.6.2.3), die auch die bestehende Vorbelastung berücksichtigt, und der visuellen Verletzlichkeit (nach ADAM et al. 1986) des betroffenen Landschafts- raums abgeleitet werden. Die visuelle Verletzlichkeit einer Landschaft gegenüber landschaftsästhetischen Beeinträchtigungen ist abhängig von der Topografie, vom Strukturreichtum (Kleinteiligkeit) und der Vegetationsdichte. Im viel- fältig strukturierten, bewegten Gelände ist die Beeinträchtigung in der Regel geringer als in weiten, aus- geräumten Landschaften. „Je ,durchsichtiger’ eine Landschaft ist, desto verletzlicher ist sie.” (ADAM et al. 1986).

Eingriffsschwere für Betroffenheit von Erlebnisräumen der Wertstufe 1 Der Bemessungskreis der geplanten WEA tangiert überwiegend Landschaftsräume eingeschränkter Erleb- niswirksamkeit (Stufe 1 nach MLUR 2000). Davon sind landwirtschaftlich geprägte Offenlandflächen in Verbindung mit Verkehrswegen und Ortschaften betroffen. In dieser räumlichen Ausdehnung wird das Relief als flach, die Strukturvielfalt als gering bewertet und aufgrund nur wenig bewaldeter Flächen oder einer ausgeprägten Strukturvielfalt sind kaum großflächige Sichtverschattungen zu erwarten. Innerhalb des Erlebnisraums findet bereits eine Nutzung durch Windenergie statt (Windpark südlich von Dolgelin). Wie Karte 4 zeigt, wird ein Großteil des zu bewertenden Raums bereits durch WEA vorgestört. Darüber hinaus sind innerhalb des WEG weitere sechs WEA durch Dritte beantragt, die als Vorbelastung berück- sichtigt werden. Die Anlagen sind der neu geplanten Anlage räumlich zugeordnet, sodass hier eine Erwei- terung des Windparks vorliegt. Die flächenmäßige Ausdehnung, die ggf. neue Blickachsen verstellt oder den Windparkumfang vergrößert, stellt sich insbesondere für die dem Windpark zugewandten Ortsränder von Dolgelin, Friedersdorf, Lietzen Nord, Lietzen Vorwerk und Neu Mahlisch dar. Die Zerschneidungswirkung innerhalb des Windparks ist bereits durch die Verkehrsachsen sehr hoch. Die oftmals noch jungen wegebegleitenden Gehölze besitzen aber durchaus das Potential, diese vorgestörten Bereiche aufzuwerten. Zusammenfassend ist die Eingriffsschwere für den Bewertungsraum der Erlebniswirksamkeit Stufe 1 unter Berücksichtigung des ästhetischen Eigenwertes („gering“) in Verbindung mit den bestehenden Vorbelas- tungen und der visuellen Verletzlichkeit und der verursachten Neustörung als „gering“ zu bewerten.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 53 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Eingriffsschwere für Betroffenheit von Erlebnisräumen der Wertstufe 2 Der westliche Randbereich des Untersuchungsgebietes ist einem Erlebnisraum mittlerer Wertigkeit zuge- ordnet. Davon betroffen sind die Sandfichten im Nordwesten und die Kaaschenheide im Westen, als wald- geprägte Gebiete sowie ein schmaler, sich von Nord nach Süd über den Großen See ziehenden, Streifens mit landwirtschaftlich geprägten Flächen. Insbesondere die Struktur- und Nutzungsvielfalt in diesem Be- reich des Untersuchungsgebietes ist ausgeprägt und kann daher als „mittel“ bewertet werden. Die visuelle Verletzlichkeit gegenüber WEA kann hier als gering bis mittel bewertet werden. Zum einen bieten die Waldflächen und Ortschaften Sichtverschattung, zum anderen liegen die Flächen tiefer, sodass die Sicht auf die WEA teilweise verstellt sein wird. Überwiegend ist die Beeinträchtigung unter Berück- sichtigung der Vorbelastung „gering“.

4.7 Menschen und menschliche Gesundheit einschließlich Erholung

Untersuchungsumfang Betrachtet werden die nächstgelegenen Siedlungen und Nutzungsstrukturen in einem Umkreis von bis zu 3 km zu der geplanten WEA (nachfolgend Untersuchungsgebiet genannt) sowie die infrastrukturellen Ge- sundheitseinrichtungen bis zu 10 km Entfernung. Zusätzlich wurden vorhabensbezogene Gutachten zu möglichen Belastungen des Wohnumfeldes hinsichtlich der Geräuschbelastung und des Schattenwurfs erstellt, deren Ergebnisse hier dargelegt werden. Das Erholungspotential bezieht sich auf einen Radius von bis zu 5 km um das Vorhabensgebiet.

Bestandsbeschreibung und Bewertung

4.7.2.1 Nutzungsstruktur Nach dem Landschaftsprogramm gehört das Plangebiet zur naturräumlichen Region „Barnim und Lebus“ (MLUR 2000) und zur naturräumlichen Einheit der „Ostbrandenburgischen Platte“ und der Untereinheit „Lebusplatte“/“Land Lebus“ (nach SCHOLZ 1962). In ca. 3 km östlich schließt das Odertal an. Charakteris- tisch für die Region ist die höher gelegene Grundmoränenplatte Lebus, die dann durch einen starken Ge- ländeabfall in den Oderbruch gekennzeichnet ist. Insgesamt ist das Untersuchungsgebiet nur leicht be- wegt. Östlich der Seenkette liegt das Gelände bei etwa 55 m ü. NN und bleibt auf dem Niveau bis zu den Ortschaften im Osten bis es dann schließlich hinter Seelow und dem NSG „Wilder Berg“ auf 9 m ü. NN abfällt (DTK 25, LGB 2017). Mehrere Rinnen und Rinnensysteme prägen das Landschaftsbild auch im Untersuchungsgebiet. Der Plat- kower Mühlenfließ, der die Seenkette im westlichen Untersuchungsgebiet, vom Weinbergssee im Norden bis zum Gabelsee im Süden (südl. von Falkenhagen) verbindet, stellt ein solches Rinnental dar (vgl. dazu Karte 5). Im Untersuchungsgebiet befinden sich diverse Ortschaften und Kleinsiedlungen. Seelow, die nächstgrößte Stadt, liegt ab 3,8 km nördlich des Plangebietes. Zur Gemeinde gehörig ist Friedersdorf (ab 1,9 km nordöstlich), Ludwigslust (ab 3,7 km nordöstlich), Neuentempel (ab 4,2 km nordwestlich) und Die- dersdorf (ab 3,9 km nordwestlich). Dolgelin (ab 1,0 km östlich) gehört zur Gemeinde Lindendorf, ebenso

54 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose wie Neu Mahlisch (ab 1,0 km südlich). Die Gemeinde Lietzen mit dem gleichnamigen Ort liegt 3,3 km süd- westlich, die Ortsteile Vorwerk und Nord befinden sich in 1,4 km bzw. 3,3 km Entfernung südwestlich. Das WEG grenzt im Norden an die B 167, die von Seelow nach Lebus führt, und wird von Nordost nach Südwest von der L 37 (in Richtung Falkenhagen) gequert. Nordwestlich verläuft die B 1 in ca. 4,0 km am Plangebiet vorbei. Ca. 2,9 km östlich führt die Bahntrasse von (Oder) nach Frankfurt (O- der) (vgl. Karte 5). Weitere infrastrukturelle Einrichtungen stellen Ortsverbindungswege sowie landwirt- schaftliche Wege dar. Wie für den Landschaftsraum typisch ist, stellt die vorherrschende Flächennutzung die Landwirtschaft dar. Große zusammenhängende Waldgebiete befinden sich nicht im Untersuchungsraum. Kleinere Waldflä- chen, wie die Sandfichten und die Kaaschenheide im Westen sowie die angrenzende Schmelzwasserab- flussrinne und das Odertal im Osten stellen einen naturräumlichen Kontrast zu den übrigen Agrarflächen dar.

4.7.2.2 Erholungsnutzung Aufgrund seiner naturräumlichen Ausstattung besitzt das Untersuchungsgebiet eine sehr geringe bis mitt- lere Erlebniswirksamkeit. Die Zerschneidung durch die Verkehrswege wirkt im unmittelbaren Untersu- chungsgebiet stark störend. Die Erholungsnutzung konzentriert sich abseits der Verkehrswege, im Westen des Untersuchungsgebietes. Die Endmoränenlandschaft weist hier typischerweise ein hügeliges Gelände auf. Wanderwege entlang der Seeufer sowie die angrenzenden ortsnahen und erschlossenen Waldge- biete stellen attraktive Naherholungsgebiete für die Erholungssuchenden der umliegenden Ortschaften dar. Dieser Bereich ist auch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen (LSG „Seenkette des Platkower Mühlenfließ / Heidelandschaft Worin“) und dient der landschaftsbezogenen Erholungsnutzung. Das Nah- erholungsangebot ist dagegen sehr beschränkt. Angelgewässer befinden sich nicht im Untersuchungsge- biet. Die nächsten ausgewiesenen Angelgewässer liegen bei Falkenhagen. Am östlichen Ortsausgang von Seelow befindet sich eine sehr beliebte und häufig frequentierte Motocrossstrecke. Die Kirchen der um- liegenden Ortschaften sowie das Schloss Diedersdorf stellen die einzigen touristischen Anziehungspunkte dar (Karte 5). Überregional bedeutsame Radwege verlaufen durch das Untersuchungsgebiet: • Der „Oderbruchbahn-Radweg“ verläuft von durch Müncheberg, Falkenhagen, Seelow, Friedersdorf und weiter durch die markante Naturlandschaft des Oderbruchs bis nach . Einzelne Streckenabschnitte führen in ca. 1,5 km Entfernung an der Vorhabensfläche vorbei. • Die „Märkische Schlössertour“ führt auf 174 km Länge durch das Seenland Oder-Spree und ver- bindet zahlreiche, kulturhistorische Schlösser und Herrenhäuser. Ein Tourabschnitt ist auch als Ein-Tages-Tour absolvierbar. Die „Schloss- und Parkerlebnis-Tour“ führt vom Bahnhof Briesen (Mark) weiter nach Norden über Neuentempel und Diedersdorf bis nach Seelow Bahnhof. Der nördlichste Tourabschnitt führt am Plangebiet in ca. 3,9 km Entfernung vorbei. Bedeutsame Erholungsgebiete liegen > 13 km vom Vorhaben entfernt in der märkischen Schweiz, nord- westlich des Plangebiet.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 55 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4.7.2.3 Mensch und menschliche Gesundheit Die Einwohnerdichte im Amt Seelow-Land liegt mit 26 EW/km² weit unter dem Durchschnitt des Land- kreises Märkisch-Oderland (mit 88 EW/km²) und unter dem Durchschnitt des Landes Brandenburg mit 83 EW/km² (Amt für Statistik BB, Stand 31.12.2015). Der nächste Kurort befindet sich in Buckow (Märkische Schweiz) über 20 km entfernt. Die nächsten Kran- kenhäuser und Gesundheitseinrichtungen befinden sich in der Stadt Seelow (> 3 km).

Schallimmissionen Durch den Betrieb der Anlage kommt es zu Schallimmissionen, die für den Menschen eine erhebliche Beeinträchtigung darstellen können. Gemäß des BImSchG ist der Schutz vor schädlichen Umweltauswir- kungen sicherzustellen. Der Erlass des MLUR (2019) zu den Anforderungen an die Geräuschimmissions- prognose und an die Nachweismessung bei Windenergieanlagen (WEA-Geräuschimmissionserlass) im Zusammenhang mit der TA Lärm (1998) legt Richtwerte fest, bei deren Einhaltung eine erhebliche Beein- trächtigung ausgeschlossen wird. Die Grenzwerte richten sich je nach Nutzungstyp des Ortes und werden wie folgt differenziert (ausschlag- gebend ist der Wert außerhalb der Gebäude):

Tab. 15: Immissionsrichtwerte der TA Lärm (1998) für Immissionsorte (IO) außerhalb von Gebäuden

bauliche Nutzung Richtwerte TA Lärm (1998) unter Berücksichti- Immissionsorte (IO) im Ein- außerhalb von Gebäuden gung der Absprachen mit dem LfU wirkbereich der WEA 4 (Windpark Friedersdorf) tags nachts 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr in Industriegebieten 70 dB(A) 70 dB(A) -- in Gewerbegebieten 65 dB(A) 50 dB(A) -- in Kerngebieten, Dorfgebieten und 60 dB(A) 45 dB(A) IO 05, IO 06, IO 08, IO 10, IO Mischgebieten 11, IO 13, IO 14, IO 15 in allgemeinen Wohngebieten und 55dB(A) 40 dB(A) IO 04, IO 12 Kleinsiedlungsgebieten in allgemeinen Wohngebieten und 41 dB(A) IO 02, IO 03 Kleinsiedlungsgebieten, Randlage* in allgemeinen Wohngebieten und 42 dB(A) IO 07, IO 09 Kleinsiedlungsgebieten, Randlage* in reinen Wohngebieten 50 dB(A) 35 dB(A) -- in Kurgebieten, für Krankenhäuser und 45 dB(A) 36 dB(A) -- Pflegeanstalten § 10 BauNVO Sondergebiet zur Erho- 37 dB(A) IO 01 lung * Aufgrund der vorliegenden Umgebungssituation wird von einer sogenannten Gemengelage ausgegangen. Eine Gemengelage liegt gem. Nr. 6.7 TA Lärm dann vor, „…wenn gewerblich, industriell oder hinsichtlich ihrer Geräuschauswirkungen vergleichbar genutzte und zum Wohnen dienende Gebiete aneinandergrenzen…“.

Für das Vorhaben liegt eine vorhabenbezogene Prognose vor, die an 15 Immissionspunkten im Umfeld des Plangebiets den potentiellen Schallpegel durch den Betrieb der geplanten Anlage einerseits und den

56 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Schallpegel unter Berücksichtigung vorhandener Störquellen4 andererseits untersucht (PROKON REGENERA- TIVE ENERGIEN EG 2019a). Zur Berechnung der Vorbelastung werden durch das Gutachten zwei Varianten herangezogen. In der Variante 1 werden 36 WEA (ohne die Windparkerweiterung im WEG) und in Variante 2 werden 42 WEA (mit den sechs weiteren geplanten Anlagen im WEG) berücksichtigt. Als weitere Ge- räuschemittenten, die hier nach TA Lärm zu berücksichtigen sind, und in beiden Varianten Berücksichti- gung finden, sind folgende zu nennen (vgl. PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a: 23-27): • eine Schweinemastanlage in Dolgelin • eine Hennenanlage in Friedersdorf • zwei Biogasanlagen in Dolgelin • zwei Biogasanlagen in Friedersdorf • zwei BHKW in Seelow • eine Truthühnermastanlage in Zernickow • eine Truthühnermastanlage in Seelow • eine Getreidetrocknungsanlage in Friedersdorf

Schattenimmissionen Durch die Rotorbewegung der WEA 4 entsteht je nach Sonnenstand ein periodisch auftretender Schat- tenwurf. Dieser wird rein rechtlich als Immission bewertet (BImSchG). Die WEA-Schattenwurf-Leitlinie (MLUR 2003) legt Immissionsrichtwerte für den Menschen pro Immissionspunkt (IP) fest, die eine astro- nomisch maximal mögliche Beschattungsdauer (worst-case) von 30 Stunden pro Kalenderjahr bzw. 30 Minuten pro Tag beinhalten. Die worst-case Betrachtung schließt folgende Parameter mit ein: • Die Sonne scheint den ganzen Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit maximaler Inten- sität • Es ist strahlend blauer Himmel, keine Wolke verdeckt die Sonne • Die WEA sind ständig und bei voller Leistung in Betrieb • Der Rotor steht senkrecht und damit mit maximaler Kreisfläche zu den Sonnenstrahlen • Die Fenster der Gebäude an den untersuchten Immissionspunkten stehen senkrecht und ohne Neigung und damit mit maximaler Fensterfläche zu den WEA • Kein natürliches oder künstliches Hindernis befindet sich zwischen den WEA und Immissions- punkt. Für die geplante WEA 4 im Windpark „Friedersdorf“ liegt eine vorhabensbezogene Schattenprognose vor (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b). Diese untersucht zehn Immissionsorte in Seelow, Friedersdorf, Dolgelin, Neu Mahlisch, Lietzen und Vierlinden. Als Vorbelastung gingen 35 in Betrieb befindliche Wind- energieanlagen (Variante 1) bzw. 35 in Betrieb befindliche und sechs geplante WEA (Variante 2) in die

4 Dabei sind alle schallkritischen Geräuschquellen (z.B. Windenergieanlagen, Biogasanlagen, ggf. weitere industrielle oder landwirtschaftliche Anlagen), die in den Anwendungsbereich der TA Lärm fallen, berücksichtigt, auch in Abstimmung mit der zuständigen Genehmigungsbehörde.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 57 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Prognose mit ein. Eine Detailbeschreibung der angewandten Methode ist dem Gutachten zu entnehmen (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b).

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben

4.7.3.1 Nutzungsstruktur Das Plangebiet sowie das weitere Untersuchungsgebiet werden derzeit überwiegend intensiv landwirt- schaftlich sowie für den Verkehr genutzt. Auch nach der Bebauung des Eignungsgebietes mit der WEA 4 wird sich an dieser Situation kaum etwas ändern. Lediglich für die Erschließung des Windparks findet eine geringe Beanspruchung bislang intensiv landwirtschaftlich genutzter Fläche statt. Das Maß dieser Beein- trächtigung ist für die Bewirtschaftung ohne wesentliche Bedeutung, zumal größtenteils auf das beste- hende Wegenetz zurückgegriffen wird, um weitere Zerschneidungen zu vermeiden. Eine Zerschneidung von bisher unzerschnittenen Freiräumen findet durch das Vorhaben nicht statt. Freiraumverbundstruktu- ren liegen abseits des Plangebietes, im Bereich der westlichen Seenkette sowie östlich am Übergang zum Odertal (MLUR 2000, LEP HR).

4.7.3.2 Erholungsnutzung Mit der Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen findet eine Beeinträchtigung des Land- schaftsbildes mit der Einbringung eines technischen Bauwerkes in die freie Landschaft statt. Damit ein- hergehend vermindert sich gleichbedeutend der Erlebniswert einer Landschaft und kann direkte Auswir- kungen auf die Erholungsnutzung ausüben. Sowohl das Plangebiet als auch das weitere Untersuchungsgebiet besitzen aufgrund der anthropogenen Überformung keinen besonderen Erlebniswert. Die offenen Ackerflächen und die verkehrsbedingte Zer- schneidungswirkung sind nicht für Erholungssuchende attraktiv. Mit der Errichtung der WEA 4 wird sich dieser Zustand nicht erheblich verschlechtern. Die Gebiete mit einem hohen Erholungspotential sind bspw. im Bereich der Seenkette westlich des Plangebiets zu sehen. Der Erholungswert ist hier aufgrund der naturräumlichen Ausstattung als mittel einzuschätzen. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann für die Erholungsnutzung daraus nicht abgeleitet werden. Mit der Ausweisung von Windeignungsgebieten durch die Regionalplanung findet eine räumliche Steue- rung der Windenergienutzung statt, sodass erholungssensible Räume bzw. Räume mit Erholungspotential von Windenergie freigehalten werden. Dies wird auch mit der vorliegenden Fortschreibung des Regional- plans umgesetzt.

4.7.3.3 Mensch, insbesondere menschliche Gesundheit Für das Schutzgut Mensch sind Beeinträchtigungen durch das geplante Vorhaben zu erwarten. Insbeson- dere von den dem Windpark zugewandten Ortsrändern der Ortschaften Friedersdorf, Dolgelin, Lietzen Vorwerk und Neu Malisch sind Sichtachsen auf den Windpark sehr wahrscheinlich. Hingegen sind für Neu- entempel sowie die Ortsteile von Lietzen (Nord und Vorwerk) aufgrund ihrer Lage bzw. der gehölzreichen Teilflächen zwischen Windpark und Ortslage Sichtverstellungen gegenüber der neuen Anlage zu erwarten. Mit erheblichen Beeinträchtigungen auf die Erlebniswirksamkeit der Landschaft, die nachteilige verblei- bende Umweltauswirkungen zur Folge haben, ist durch das Vorhaben aber nicht zu rechnen. Innerhalb

58 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose der Ortschaften sind Blickbeziehungen auf den Windpark nur punktuell möglich. Die Gehölzstrukturen (gehölzbestandene Wege und Waldflächen) im Offenland und an den Ortsrändern können Sichtverschat- tungen bieten. Durch die Bündelung in bereits erheblich vorgestörten Teilräumen sind die Auswirkungen weitestgehend minimiert.

4.7.3.4 Schallimmission Ein vorhabenbezogenes Gutachten zur Schallimmissionsprognose ist den Antragsunterlagen beigefügt. Im Ergebnis wird für Variante 1 prognostiziert, dass im Hinblick auf die Gesamtbelastung (36 WEA + elf wei- tere schallrelevante Anlagen + WEA 4) an 13 von 15 maßgeblichen Immissionsorten die Immissionsricht- werte nicht überschritten werden (vgl. PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a). An IO 01 und IO 09 kommt es zu einer Überschreitung von mehr als 1 dB(A) aufgrund der vorhandenen Vorbelastung (Tab. 16).

Tab. 16: Ergebnisse der Schallimmissionsprognose mit oberer Vertrauensbereichsgrenze für Variante 1 (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a: 33)

Die Berechnungsergebnisse für die Variante 2 (42 WEA + elf weitere schallrelevante Anlagen + WEA 4) zeigen, dass es zu Überschreitungen der Immissionsrichtwerte gemäß TA Lärm an den Immissionsorten IO 01, IO 08 und IO 09 in der Vor- und Gesamtbelastung kommt (Tab. 17).

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 59 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Tab. 17: Ergebnisse der Schallimmissionsprognose mit oberer Vertrauensbereichsgrenze für Variante 2 (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a: 34)

Die Berechnungsergebnisse beider Varianten zeigen, dass es am IO 01 (Krankenhaus Seelow) und IO 09 (Libbenichen) zu einer Überschreitung des IRW gemäß TA Lärm in der Vor- und Gesamtbelastung um mehr 1 dB(A) kommt. Nach Prüfung des Irrelevanzkriteriums kann aber festgestellt werden, dass der Schallbei- trag der Zusatzbelastung mindestens 15 dB(A) unterhalb des Richtwertes liegt. Damit ist die Überschrei- tung als irrelevant zu betrachten. Am IO 08 kommt es zu einer Überschreitung des Richtwertes für die Variante 1 bei der Berechnung der Gesamtbelastung. Die Überschreitung liegt bei der Anwendung der 90 %-igen Vertrauensbereichsgrenze bei 1 dB(A) (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a). Bei der Betrachtung der Berechnungsergebnisse für Variante 2 wird eine Überschreitung am IO 08 aufgrund der Vorbelastung um maximal 1 dB(A) prognosti- ziert. Laut TA Lärm kann die Genehmigung für diese Anlage nicht versagt werden, da der Schallpegel im verträglichen Bereich liegt. Daraus ergeben sich voraussichtlich keine erheblichen nachteiligen Umweltwirkungen, sodass Vermei- dungs- bzw. Minimierungsmaßnahmen nicht eingeplant werden.

60 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

4.7.3.5 Schattenimmission Im Ergebnis der Schattenwurfprognose wurde sowohl für Variante 1 als auch für Variante 2 (Tab. 18) fest- gestellt, dass es bei der Gesamtbelastung zu einer Überschreitung des astronomisch maximal möglichen Schattenwurfs von 30 Stunden/Jahr durch die bestehende Vorbelastung an den IO 05 und IO 06 kommt.

Tab. 18: astronomisch maximal möglicher Schattenwurf – Variante 1 (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b: 19)

Zusätzlich stellt die Prognose beider Varianten heraus, dass am IO 05 durch die Zusatzbelastung der WEA 4 die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer von 30 Minuten/Tag überschritten wird. Die Berechnungsergebnisse der Variante 2 prognostizieren ebenfalls eine Überschreitung der astrono- misch maximal mögliche Beschattungsdauer von 30 Minuten/Tag an IO 07 (Tab. 19). An den Immissionsorten, an den eine Überschreitung der Richtwerte durch die Vorbelastung prognosti- ziert wurde (IO 05 und IO 06), sind keine additiven Schattenwurfzeiten zulässig. Maßgeblich verantwort- lich für die Überschreitung oder unzulässigen Erhöhung des Schattenwurfs an den Immissionsorten IO 05 (Variante 1 und 2) und IO 07 (Variante 2) ist demnach die geplante WEA 04. Zur Einhaltung des zulässigen Schattenwurfs wird daher an der WEA 4 ein Schattenwurfabschaltmodul installiert (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b: 20).

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 61 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Tab. 19: astronomisch maximal möglicher Schattenwurf – Variante 2 (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b: 19)

4.7.3.6 Infraschallimmissionen Bei der Errichtung von WEA rückt das Themenfeld „Infraschall“ immer weiter in den Fokus, da nachweis- lich durch das Vorbeistreichen der Rotorblätter am Mast oder durch Verwirbelungen an Bauteilen der Anlage tieffrequente Schallwellen entstehen. Die tieffrequenten Töne sind zwar durch den Menschen nicht mehr als Geräusch, sondern vielmehr als Vibration, Pulsation oder einem Druckgefühl im Ohr wahr- nehmbar. Dabei sind die Ausbreitungsbedingungen am Tag anders als in der Nacht. Ob das Ausbreitungs- modell von kleinen WEA auch auf größere WEA übertragbar ist, ist nicht abschließend geklärt, aber anzu- nehmen. Aufgrund der großen Entfernungen zu den Ortslagen sind keine schädlichen Umwelteinwirkun- gen durch tieffrequente Geräusche zu erwarten. Windenergieanlagen werden generell infraschallentkop- pelt fundamentiert, sodass sich der Infraschall nicht über den Boden ausbreiten kann. Der Schall ist nur in unmittelbarer Nähe der WEA wahrzunehmen. Zwischen 150 und 300 m liegt der Infraschall deutlich un- terhalb der Wahrnehmungsschwelle des Menschen (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019a).

4.7.3.7 Sonstige Immissionen • Geruchsbelästigungen: Geruchsbelästigungen fallen bei dem Bauvorhaben nicht an. • Strahlung: Es entsteht keine Teilchen- oder Wellenstrahlung. • Wärme: Es wird keine Wärme produziert. • Abwasser: Abwasser fällt bei dem Bauvorhaben nicht an. • Stoffeinträge in Bodenschichten: Stoffeinträge, die die natürliche Bodenfunktion beeinträchti- gen, finden nicht statt. Die WEA sind so ausgestattet, dass mögliche Schmierstoffe (Öle und Fette)

62 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

nicht austreten können. Undichtigkeiten werden sofort erkannt und werden durch ein Auffang- system zurückgehalten. • Störfallstoffe: Durch den Betrieb von Windenergieanlagen fallen keine Störfallstoffe an. Der ordentliche Betriebsablauf stellt durch bauordnungsrechtliche Vorschriften sicher, dass die oben ge- nannten sonstigen Immissionen während der Bau- und Betriebsphase nicht auftreten und keine etwaigen erheblichen Umweltauswirkungen verursachen. Darüber hinaus wird durch die Verwendung matter Farben und einer leuchtreduzierten und wenn möglich synchronisierten Befeuerung der so genannte „Diskoeffekt“ vermieden (Kapitel 7.3 und 7.4). Alle einge- setzten Farben für die Rotorblätter haben einen Glanzgrad (Rückstrahlungsverhältnis) unterhalb von 5 - 10 %.

4.7.3.8 Abfälle zur Beseitigung und zur Verwertung Als gefährliche Abfälle gelten Abfälle aus gewerblichen oder sonstigen wirtschaftlichen Unternehmen o- der öffentlichen Einrichtungen, die nach Art, Beschaffenheit oder Menge: • in besonderem Maße eine Gefahr für die Gesundheit und/oder die Umwelt darstellen, • explosiv oder brennbar sind, • Erreger übertragbarer Krankheiten enthalten bzw. hervorbringen können. Es fallen während des Aufbaus der WEA sowie während des Betriebs keine gefährlichen Abfälle an.

4.7.3.9 Unfallrisiko Aus rechtlichen Vorgaben sind regelmäßige Prüf- und Wartungspflichten an der Anlage unabdingbar, um eine unzulässige Gefährdung des Menschen auszuschließen (AGATZ 2013). Das Unfallrisiko besteht bei- spielsweise durch Rotorblattversagen oder das Umfallen von WEA. Die Unfallrisiken sind aber mit den heutigen technischen Standards als vernachlässigbar zu werten. Hauptursachen für Schadensfälle sind u.a. zu sehen in verbleibenden Bauteilemängeln, Vorschädigungen oder menschlichem Versagen. Aus ei- ner empirischen Studie geht hervor, dass die Unfallrisikowahrscheinlichkeit pro WEA auf unter 0,000063 Unfälle pro Jahr geschätzt wird. Diese Studie legt jedoch noch ältere Anlagentypen zugrunde. Witterungsbedingt kann es aufgrund der Höhe der Anlage im Rotorbereich zu Eisbildung und während des Betriebs zu Eiswurf kommen. Da die Anlage einen Mindestabstand zu Siedlungen einhält, besteht für die umliegenden Ortschaften keine Gefahr. Wenn WEA in eiswurfgefährdeten Gebieten (süddeutsches Hochland) aufgestellt werden, dann müssen diese mit einer Abschaltautomatik ausgestattet werden. Im norddeutschen Flachland ist die Gefahr weniger groß als im süddeutschen Hochland. Für die weniger ge- fährdeten Gebiete, wie Brandenburg, werden Mindestabstände zu regelmäßig genutzten Verkehrswegen unter Berücksichtigung der Eiswurfweite festgelegt. Die hier anzuwendende Formel beträgt 1,5 x (Rotor- durchmesser + Nabenhöhe)5. Werden WEA näher an Verkehrswegen errichtet, sind die WEA mit einem Abschaltmodul auszustatten. Bei der Betrachtung des geplanten Anlagentyps im Windpark „Friedersdorf“ beträgt der Eiswurfbereich 478,5 m ((158 + 161) x 1,5). Für die geplante Anlage ergäbe sich entsprechend dieser Vorgehensweise die

5 DIN 1055-5: 1975-06, Abschnitt 6

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 63 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Notwendigkeit, die Anlage mit einem Eiswurfabschaltmodul auszustatten. Für die geplante WEA 4 (GE 5.5- 158) wurde eine gutachterliche Stellungnahme zu Risiken durch Eiswurf und Eisfall erstellt (FLUID & ENERGY ENGINEERING GMBH & CO. KG 2019). Die WEA 4 wird mit einem zertifizierten System zur Eiserkennung aus- gestattet, welches den potentiell gefährlichen Eisansatz an der Anlage registriert und den Anlagenbetrieb einstellt. Aber auch bei vorhandener funktionssicherer Eiserkennung besteht stets ein Risiko durch Eisfall in der Umgebung einer WEA. Entsprechend wird die Bewertung des individuellen und des kollektiven Ri- sikos vorgenommen. Im Ergebnis der Prognose ist die Gefährdung durch Eisfall am Standort Friedersdorf „uneingeschränkt akzeptabel bis akzeptabel“. Daher kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass unter Berücksichtigung der Nutzung der Systeme zur Eiserkennung eine Gefährdung durch Eiswurf von der be- trachteten WEA ausgeschlossen werden kann (FLUID & ENERGY ENGINEERING GMBH & CO. KG 2019).

4.8 Kulturelles Erbe

Untersuchungsumfang Der Untersuchungsrahmen ist an die Störwirkung des geplanten Windparks angepasst. Im Umfeld der 15- fachen Anlagenhöhe sind erhebliche Beeinträchtigungen auf die umgebende Landschaft zu erwarten (siehe Kapitel 4.6), darüber hinaus ist die WEA nicht mehr in ihrer vollen Wirkung wahrnehmbar. Mögliche Blickbeziehungen zu Kulturgütern sind daher in erheblichem Maß im 3 km Umfeld (hier Untersuchungs- gebiet) zu erwarten. Darüber hinaus entfalten die umstehenden Baudenkmale aufgrund ihrer Höhen keine Fernwirkungen, die über diesen Radius hinausgehen. Als Grundlage dient insbesondere die Denk- malliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Märkisch-Oderland vom 31.12.2018 (BLDAM 2019 online). Hinweise zu den Bodendenkmalen werden mit der Beteiligung der Denkmalbehörde mitgeteilt.

Bestandsbeschreibung und Bewertung Durch „Satzung geschützte Denkmalbereiche“ liegen nicht im Untersuchungsgebiet. In der nachstehen- den Tabelle sind ausgewählte Baudenkmale im 3 km Umfeld aufgeführt, die das Ortsbild der umliegenden Ortschaften prägen.

Tab. 20: ausgewählte, ortsbildprägende Baudenkmale

Ort Baudenkmale Mindestabstand zur WEA 4 Dolgelin Ruine der Dorfkirche mit mittelalterlichen Putzritzzeichnungen 1,6 km östlich Friedersdorf Dorfkirche 2,1 km nordöstlich Speicher mit technischer Ausrüstung 2,0 km nordöstlich

Laut Denkmalliste des Landkreises Märkisch-Oderland (Stand 31.12.2018) befinden sich keine Boden- denkmale im Bereich der Vorhabensfläche und deren Zuwegung. Derzeit sind im Bereich des Vorhabens und dessen weiteren Umkreis keine Grabungsschutzgebiete ausgewiesen. Nach jetzigem Kenntnisstand werden Bodendenkmale durch das Vorhaben nicht berührt. Nach der Betei- ligung der zuständigen Denkmalbehörde können gesicherte Aussagen getroffen werden.

64 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose

Prognose der zu erwartenden Umweltauswirkungen durch das Vorhaben Baudenkmale besitzen neben ihrer kulturellen Bedeutung auch eine landschaftsbildprägende Funktion, da sie aufgrund ihrer Lage oder ihrer Ausprägung eine Fernwirkung entfalten können. Dazu gehören Blick- beziehungen zwischen dem Denkmal und der näheren Umgebung (Umgebungsschutz), soweit diese für dessen Erhaltung, Erscheinungsbild oder städtebaulicher Bedeutung erheblich ist (BbgDSchG). Bei der Prognose der zu erwartenden erheblichen Auswirkungen auf die umgebenden Baudenkmale ist bei Wind- energievorhaben die Verstellung von Blickachsen auf geschützte Baudenkmale abzuprüfen. Das Untersuchungsgebiet stellt sich im Wesentlichen als offene Landschaft dar, die teilweise in erhebli- chem Maße vorgestört ist und nur wenige Wald- und Gehölzflächen besitzt, die die Störwirkungen durch Sichtverstellung mildern würden. Entsprechend sind mögliche Blickbeziehungen auf wertvolle Teile der Landschaft potentiell von der Störwirkung bereits betroffen. Für die Baudenkmale im Untersuchungsbiet kann Folgendes eingeschätzt werden: • Auf die Kirchruine in Dolgelin können erhebliche Beeinträchtigungen sicher ausgeschlossen wer- den, da zum einen die Kirche keinen erhöhten Turmaufsatz besitzt, wodurch die Fernwirkung ein- geschränkt ist und zum anderen ist der Blick im Hintergrund durch diverse Gehölzstrukturen auf den geplanten Anlagenstandort sichtverstellt (Abb. 15). • Die Barockkirche in Friedersdorf ist ein Feldsteinbau mit einem aufgesetzten Turm nebst Turm- helm und steht im Zentrum der Ortschaft. Mögliche Blickbeziehungen sind von Süden denkbar. Besondere Blickachsen sind aufgrund des starken Infrastrukturausbaus und Landwirtschaftsbe- trieben nicht zu erwarten, entsprechend können auch erhebliche Neustörungen durch das ge- plante Vorhaben ausgeschlossen werden.

Abb. 15: ehemalige Kirchruine in Dolgelin mit neuem Dachaufsatz

4.9 Schutzgebiete Die Vorhabensfläche selbst berührt keine Schutzgebiete. Im Umkreis von 5 km befinden sich die in der nachstehenden Tab. 21 aufgeführten Schutzgebiete. Die räumliche Lageeinordnung findet sich in Karte 6. Durch die regionale Planungsgemeinschaft sind im Umweltbericht zum Sachlichen Teilregionalplan „Windenergienutzung“ die Auswirkungen auf die umliegenden Schutzgebiete bereits vorgeprüft; mit dem Ergebnis, dass voraussichtlich keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten bzw. mögliche

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 65 Bestand, Bewertung und Wirkungsprognose erhebliche Beeinträchtigungen durch eine optimierte Anlagenplanung und/oder geeignete Maßnahmen vermieden werden können (REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE 2018b: 184ff). Die in der Umgebung des Vorhabens befindlichen Schutzgebiete werden nicht in Anspruch genommen bzw. aufgrund ihrer Entfernung von mind. 2,8 km werden diese durch das Vorhaben nicht direkt oder indirekt beeinträchtigt.

Tab. 21: Schutzgebiete im 5 km Radius zur Vorhabensfläche

Schutzgebiet Mindestentfernung zur WEA 4 LSG „Seenkette des Platkower Mühlenfließes / Heidelandschaft Worin“ 2,1 km westlich

LSG „Oderhänge Seelow-Lebus“ 2,8 km östlich

FFH und NSG „Wilder Berg bei Seelow“ 3,0 km nordöstlich

FFH und NSG „Langer Grund-Kohlberg“ 2,8 km östlich

FFH „Lietzen/Döbberin“ 2,7 km südwestlich

FFH und NSG „Lietzener Mühlental“ 4,6 km südwestlich

FFH und NSG „Oderhänge Mallnow“ 4,9 km südöstlich

Europäische Vogelschutzgebiete sind weder im Untersuchungsgebiet noch im großräumigeren Bereich zu finden, so dass erhebliche Beeinträchtigungen für die Erhaltungsziele und den Schutzzweck der maßgeb- lichen Gebietsbestandteile von Europäischen Vogelschutzgebieten mit Sicherheit ausgeschlossen werden können. Im Untersuchungsgebiet liegen die FFH-Gebiete „Wilder Berg bei Seelow“, „Langer Grund-Kohlberg“, „O- derhänge Mallnow“ „Lietzen/Döbberin“ und „Lietzener Mühlental“ bzw. ragen Teile der FFH-Gebiete in das Untersuchungsgebiet hinein (vgl. Karte 6). Aufgrund der Entfernungen von mehr als 2,7 km (vgl. Tab. 21) ist eine erhebliche Beeinträchtigung der Erhaltungsziele und des Schutzzweckes der maßgeblichen Gebietsbestandteile der FFH-Gebiete unwahrscheinlich. Im Rahmen der FFH-Vorprüfung von NATURA 2000-Gebieten im Umweltbericht zum Sachlichen Teilregi- onalplan „Windenergienutzung“ durch die regionale Planungsgemeinschaft wurde für die WEA-Planung des WEG Nr. 39 „Friedersdorf-West“ keine Betroffenheit von Europäischen Vogelschutzgebieten oder FFH-Gebieten festgestellt (REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE 2018b: 186).

66 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

5 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern Von den prognostizierten Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter sind hier speziell diejenigen zu be- trachten, die untereinander Wechselwirkungen bedingen können. Schutzgüter, die miteinander in Bezie- hung stehen sind z. B. das Schutzgut Boden in Verbindung mit den Schutzgütern Grundwasser, Klima, Luft, Biotope, Flora, Fauna und Kulturgüter (Bodendenkmale). So hat die Flächeninanspruchnahme durch (Teil-)Versiegelungen unmittelbare Auswirkungen auf das Schutzgut Boden und damit ggf. auch auf die o.g. Schutzgüter. Mit dem Verlust von Vegetation durch Überplanung von Ackerflächen und Versiegelung gehen Lebensraumfunktionen verloren, die vielgestaltig in das Ökosystem eingebunden sind: Auf den überbauten Flächen können sich keine Biotope mehr entwi- ckeln. Da diese aber zum großen Teil intensiv ackerbaulich genutzt werden, ist der Biotopwertverlust nur als geringfügig einzustufen. Auch langfristig ist nicht mit einer extensiven Nutzung und einer daraus resul- tierenden Veränderung der erfolgten Einschätzung zu rechnen. Der Vegetationsverlust ausschließlich von Ackerflächen bedingt eine zu vernachlässigende Verschlechte- rung der Brutvogelhabitate und des Nahrungsangebotes im Vorhabensgebiet. In diesem Zusammenhang sind keine großflächigen und nachhaltigen Wechselwirkungen zu erwarten, die zu erheblichen Beeinträch- tigungen führen würden. Eine weitere Wechselbeziehung besteht zwischen dem Schutzgut Landschaftsbild und dem Schutzgut Mensch / menschlichen Gesundheit, insbesondere unter dem Aspekt der naturbezogenen Erholungsnut- zung. Landschaftsästhetisch wertvolle Räume sind gegenüber dem Eingriff als sensibel einzustufen. Auf- grund der naturräumlichen Ausstattung und Vorbelastung des Gebietes wird die Erholungseignung aber nur als „mittel“ bewertet. Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führt daher nicht zu einer sich ver- stärkenden Wechselwirkung auf die Erholungseignung der Landschaft. Die nachstehende Tabelle (Tab. 22) stellt die möglichen Umweltauswirkungen und die Betroffenheit der Schutzgüter zusammen. Für verschiedene Schutzgüter sind Wechselwirkungen zu erwarten. Zusammen- fassend kann aber eindeutig festgestellt werden, dass keine sich verstärkenden, erheblichen Wechselwir- kungen zu erwarten sind

Tab. 22: Zusammenstellung der möglichen Umweltauswirkungen und Betroffenheit der Schutzgüter, Identifizierung möglicher Wechselwirkungen

Wirkfaktoren Mögliche, sich ergebene Auswirkungen Betroffenes Schutzgut / mög- liche Wechselwirkungen baubedingt 1. Lärmemissionen Vorübergehende Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungs- Mensch, Erholung durch Bauverkehr funktion und Bauarbeiten Vorübergehende Vergrämung von Arten Fauna Tötungsgefahr Amphibien, Reptilien Fauna Vorübergehende Störung von Brutvögeln Fauna Vorübergehende Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungs- Mensch, Erholung funktion

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 67 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Wirkfaktoren Mögliche, sich ergebene Auswirkungen Betroffenes Schutzgut / mög- liche Wechselwirkungen 2. Staub- und Eintrag von gefährlichen Stoffen in den Boden Boden, Wasser, Flora Schadstoffemissi- onen 3. Flächeninan- temporärer Verlust von Ackerfläche Fauna, Flora, Fläche spruchnahme Temporäre Beanspruchung von Ackerflächen Fauna, Flora, Fläche Vorübergehender Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten Fauna, Flora Vorübergehende Vergrämung von Arten Fauna Vorübergehende Störung von Bodenfunktionen Boden, Wasser anlagebedingt 4. Versiegelung / Dauerhafter Verlust von Bodenfunktionen Boden, Wasser Teilversiegelung 5. Flächeninan- Dauerhafter Verlust von Ackerflächen Fauna, Flora, Fläche, Boden, Was- spruchnahme ser, Mensch, Erholung, Land- schaftsbild, Klima 6. Errichtung eines Mögliche Scheuchwirkung für sensible Arten Fauna mastartigen Bau- Visuelle Veränderung der Landschaft Landschaftsbild, Erholung werks nebst Zu- wegungen betriebsbedingt 7. Rotation Kollisionsgefahr für Vögel und Fledermäuse Fauna Vergrämung, bzw. Barrierewirkung durch Meidung von WEA in Fauna Betrieb Eiswurfgefahr Mensch 8. Emissionen Schallimmissionen Mensch Schattenwurf Mensch Infraschall Mensch

68 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Zusammenwirken mit anderen bestehenden oder geplanten Vorhaben

6 Zusammenwirken mit anderen bestehenden oder geplanten Vorhaben Die nächsten WEA befinden sich südlich von Dolgelin, ca. 1,2 km von der aktuell geplanten Windenergie- kulisse entfernt. Die geplante Anlage wird den Anlagen bei Dolgelin räumlich zugeordnet. Nordwestlich von Seelow befindet sich darüber hinaus eine weitere Windfarm aus 20 in Betrieb genom- men und sechs im Verfahren befindlichen WEA. Beide Windfarmen sind nachstehend zu berücksichtigen. Die Einzelanlage zwischen Seelow und Diedersdorf findet ebenfalls Berücksichtigung bei der nachstehen- den Bewertung. Durch die Windenergieanlagen südlich von Dolgelin bzw. die beantragten Anlagen innerhalb des WEG Nr. 39 werden vergleichbare Auswirkungen hervorgerufen, wie sie hier für den Windpark „Friedersdorf“ be- schrieben worden sind. Diese können aber je nach Standortfaktoren variieren. Kumulierende Wirkungen sind für die Schutzgüter Wasser, Boden, Klima oder Biotope nicht anzunehmen, da aufgrund des geringen Wirkbereiches keine Überlagerungen stattfinden können. Windenergieanlagen haben aber auf die weiteren hier betrachteten Schutzgüter: • Fauna (Vögel, Fledermäuse) • Landschaftsbild • Mensch und Erholung • Kultur- und Sachgüter • Schutzgebiete einen weiteren Einflussbereich, sodass Überlagerungen der Wirkfaktoren der Anlagen hier nicht von vorn- herein ausgeschlossen werden können.

Vögel • Das Gefährdungspotential für Vögel hinsichtlich des Schlagrisikos erhöht sich im Allgemeinen mit dem Zubau von WEA. Die sich verstärkenden Auswirkungen werden aber als nicht erheblich be- wertet, sondern sind über das durch die vorliegende Planung resultierende Konfliktpotential hin- aus nur als marginal zu werten. • Durch die Überbauung von Vegetationsflächen gehen Teillebensräume verloren. Der Verlust wird nur als minimal eingeschätzt, da trotzdem noch genügend Ausweichflächen, die gleichwertige Ha- bitate darstellen, in der Umgebung vorhanden sind. • Während des Vogelzugs können Windfarmen Barrieren für Zugvögel darstellen. Im Untersu- chungsgebiet wurden nur wenige Vogelzugereignisse beobachtet, sodass eine Verstellung von überregional bedeutsamen Flugkorridoren auch unter Berücksichtigung der weiteren WEA nord- westlich und südöstlich nicht in Betracht kommt.

Fledermäuse • Es konnten keine Migrationsflüge während der Untersuchung festgestellt werden, sodass eine zusätzliche erhöhte Gefährdung für migrierende Arten nicht anzunehmen ist. • Da Fledermäuse weite Distanzen zurücklegen, kann eine erhöhte Kollisionsgefährdung für ein- zelne Individuen durch die umstehenden WEA nicht ausgeschlossen werden. Da der

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 69 Zusammenwirken mit anderen bestehenden oder geplanten Vorhaben

Anlagenstandort der WEA 4 aber im Offenland geplant ist und einen ausreichenden Abstand zu Leitstrukturen und Fledermauslebensräumen einhält, ist eine signifikante Erhöhung ausgeschlos- sen. Sich summierenden Auswirkungen sind daher nicht als erheblich zu bewerten.

Landschaftsbild Mit der Errichtung der geplanten WEA wird sich das Landschaftsbild im räumlichen Zusammenhang nicht wesentlich verändern. Das Untersuchungsgebiet ist bereits durch WEA vorgestört ist. Darüber hinaus ist das Untersuchungsgebiet durch die infrastrukturelle Zerschneidungswirkung und der intensiv genutzten Landschaft soweit vorgestört, dass auf diese Weise den Landeszielen entsprochen wird, Windenergiean- lagen in vorbelasteten Gebieten zu bündeln. Das Potential des WEG wird weiter ausgeschöpft, damit land- schaftlich attraktivere Räume mit hohem ästhetischem Wert von WEA freigehalten werden können. In der Zusammenschau der hier betrachteten Windfarm im Kontext weiterer Vorhaben im Umfeld können keine sich verstärkenden, erheblichen Auswirkungen abgeleitet werden.

Mensch und Erholung Für die umliegenden Ortschaften Seelow, Friedersdorf, Dolgelin und Neu Mahlisch sind im Hinblick auf die bereits in Betrieb genommenen WEA sich verstärkende Auswirkungen zwar wahrscheinlich (bspw. durch die Verstellung zusätzlicher Blickbeziehungen von den Ortsrändern aus in die freie Landschaft), sich verstärkende Wirkungen im Kontext mit weiteren WEA im Umfeld sind aber nicht als erheblich zu werten.. Eine sogenannte „erdrückende Wirkung“ kann, aufgrund der Entfernungen der nächsten Windfarmen, für die Ortschaften nicht prognostiziert werden. Einhergehend mit der Veränderung des Landschaftsbildes wird sich auch der Erholungswert verändern. Jedoch nicht in dem Maße, als dass das Gebiet nun durch Erholungssuchende gemieden werden wird. Mit der Errichtung von einer weiteren Anlage in einem bereits vorbelasteten Raum gehen keine erheblichen Beeinträchtigungen einher. Erhebliche Summationswirkungen, die über das bereits beschriebene Maß hinausgehen, sind nicht wahrscheinlich, da die Veränderung räumlich stark begrenzt ist.

Kultur- und Sachgüter Sich verstärkende Auswirkungen ergeben sich, wenn im Wirkbereich des betrachteten Denkmals und sei- ner Umgebung bereits Störungen durch WEA vorhanden sind und diese sich mit den Störwirkungen des geplanten Windparks überlagern. Es finden aber keine kumulierenden Wirkungen statt, da von der ge- planten Anlage ausgehend keine Beeinträchtigungen ermittelt wurden.

Schutzgebiete Kumulationswirkungen, die eine zusätzliche Beeinträchtigung auf die umliegenden Schutzgebiete ausü- ben würden, die als erheblich zu werten sind, können ausgeschlossen werden, da durch das Vorhaben Auswirkungen auf die umliegenden Schutzgebiete ausgeschlossen wurden (Kap. 4.9) und damit keine er- heblichen kumulierenden Effekte entstehen können. Im Wirkbereich der Anlage befindet sich die LSG „Seenkette des Platkower Mühlenfließes/Heidelandschaft Worin“ und „Oderhänge Seelow-Lebus“. Zwi- schen den beiden genannten Schutzgebieten befinden sich die für die Prognose zu berücksichtigenden

70 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Zusammenwirken mit anderen bestehenden oder geplanten Vorhaben

WEA, die den Standort bereits erheblich vorstören. Wechselbeziehungen zwischen den Schutzgebietsflä- chen werden durch das Vorhaben nicht in einem erheblichen Maß gestört.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 71 Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen

7 Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Um erhebliche Umweltauswirkungen durch das geplante Windenergievorhaben zu vermeiden, werden Vermeidungs- bzw. Verminderungsmaßnahmen formuliert. Für die Schutzgüter Wasser, Klima/Luft und Kultur- und Sachgüter ergeben sich nach den Ergebnissen der Wirkungsprognose keine erheblichen Aus- wirkungen, für diese Schutzgüter werden auch keine Vermeidungs- oder Verminderungsmaßnahmen ein- geplant.

7.1 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Biotope • V2: Ein Gehölzverlust ist durch das geplante Bauvorhaben zu unterlassen. Zur Sicherung der an- grenzenden Robinien ist ein ausreichender Abstand einzuhalten, ggf. sind Stammschutz- und Baumscheibenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Einhaltung der DIN 18920 und RAS-LG 4 während der Baumaßnahme zum Schutz der vorhandenen Gehölze.

Avifauna

• VASB1: Die Beseitigung der Vegetationsstrukturen sowie der Beginn der Bautätigkeiten beschrän- ken sich ausschließlich auf außerhalb der Brutzeit der im Plangebiet vorkommenden Brutvögel (31.08. bis 01.03.). Die Bautätigkeiten sollten bestenfalls in diesem Zeitraum abgeschlossen wer- den. Sollten die Bauarbeiten noch in die Brutzeit hinein fortgeführt werden müssen, sind die Ar- beiten ohne lange Unterbrechungen (maximal zwei Wochen) durchzuführen. Sollten Bauunter- brechungen auftreten, muss durch geeignete Maßnahmen ausgeschlossen werden, dass sich in- nerhalb der Bauflächen wieder Brutvögel ansiedeln (z.B. Installation Flatterband, regelmäßiges Freihalten der Baufläche von Vegetation).

Fledermäuse • Hier werden keine Maßnahmen vorgeschlagen, da keine TAK-Kriterien verletzt werden.

7.2 Schutzgut Boden • V3: Die Erschließungswege werden auf dem möglichst kürzesten Weg angelegt um die dauerhafte Teilversiegelung so gering wie möglich zu halten. • V4: Der Ausbaugrad des Erschließungsweges und der Kranstellfläche ist soweit wie möglich zu reduzieren. Dazu werden diese als wassergebundene Decken ausgeführt, so dass ein gewisses Maß an Wasserdurchlässigkeit bestehen bleibt. An den Rändern sind ungenutzte Streifen zu be- lassen. • V5: Stell- und Montageflächen sowie baubedingt herzustellende Baustraßen werden nach Ende der Bauzeit wieder zurückgebaut und in ihren ursprünglichen Zustand geführt. Stark verdichtete Bereiche werden wieder tiefengelockert.

72 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen

7.3 Schutzgut Landschaftsbild • V6: Verwendung matter Farben beim Anstrich der Masten und Rotoren • V7: Hindernisbefeuerung bei Nacht mit Wr 100 cd

7.4 Schutzgut Mensch einschließlich menschliche Gesundheit und Erholung • V8: Installation eines Schattenwurfabschaltmoduls an der WEA 4

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 73 Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan

8 Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan

8.1 Kompensationsermittlung Das Vorhaben unterliegt der Verursacherpflicht nach § 15 BNatSchG. Der Vorhabensträger ist verpflichtet nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege auszugleichen bzw. zu ersetzen. Der Umfang der Kompensation richtet sich für Beeinträch- tigung von Funktionen des Naturhaushaltes nach den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE), herausgegeben vom MLUV (2009). Die Kompensation des Landschaftsbildes richtet sich nach dem Erlass des MLUL (2018).

Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung des Bodens / Biotope

Boden Beeinträchtigungen von Bodenfunktionen durch Versiegelung sind vorzugsweise durch Entsiegelungs- maßnahmen 1:1 auszugleichen. Stehen im Naturraum keine ausreichenden Flächen zur Verfügung kön- nen auch andere Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege herangezogen werden, die die deutliche Aufwertung von Bodenfunktionen übernehmen. Einen adäquaten Ersatz können bspw. die Umwandlung von intensiven zu extensiven Nutzungen oder Gehölzpflanzungen darstellen. Folgender Eingriff findet durch das geplante Vorhaben statt (Tab. 23):

Tab. 23: Kompensationsermittlung Eingriff Schutzgut Boden (m²)

Vollversiegelung Teilversiegelung Vollversiegelungsäquivalent Fundament Kranstellfläche + Zuwegung Verhältnis 1:1 Verhältnis 1:0,5

WEA 4 491 1.582 2.733 2.648,5

Für eine Realkompensation kämen für alle Teilvorhaben zusammengenommen Entsiegelungen im Um- fang von 2.648,5 m² (Faktor 1 nach HVE) bzw. Gehölzpflanzungen oder Extensivierungsmaßnahmen im Umfang von 5.297 m² (Faktor 2 nach HVE) in Frage.

Biotope Die Höhe der Kompensation für betroffene Biotope orientiert sich ebenfalls an der HVE. In der Anlage 1 der HVE sind Vorschläge für Kompensationsmaßnahmen aufgeführt. Analog dazu können auch weitere adäquate Maßnahmen zur Eingriffskompensation angewendet werden. Je nach Betroffenheit eines Bio- toptyps wird eine Kompensationsfaktorspanne aufgeführt, die je nach qualitativer Ausprägung des be- troffenen Biotops zu konkretisieren ist. Der Kompensationsfaktor wird mit dem Eingriffsumfang multipli- ziert, um den Kompensationswert zu ermitteln. Ist ein vollständiger reeller Ausgleich oder Ersatz aufgrund fehlender Flächenverfügbarkeit im geeigneten Naturraum nicht möglich, ist ebenfalls ein Ersatzgeld in Höhe der unterlassenen Ausgleichsmaßnahme zu leisten. Die zu entrichtenden Ersatzgelder sind nach

74 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan

§ 15 Abs. 2 BbgNatSchAG als zweckgebundene Abgabe an das Land zu entrichten, das diese an den Na- turschutzfond weiterleiten. Mit dem Eingriff verbunden ist die Beseitigung von intensiven Ackerflächen im Umfang von 4.781 m² und Spontanvegetation im Umfang von 25 m². Da sich entlang der neu anzulegenden Zuwegung eine ver- gleichbare Spontanvegetation entwickeln wird, ist dieser Eingriff nicht mehr weiter zu betrachten und gilt als ausgeglichen. Aufgrund der geringen Schutzwürdigkeit der Ackerflächen (geringe Lebensraumfunk- tion, geringe Ertragsfunktion) wird ein Kompensationsverhältnis von 1:0,5 vorgeschlagen (HVE 2009). Da- raus resultiert ein Kompensationsbedarf für die Extensivierung von intensiv genutzten Ackerflächen von 2.390,5 m².

Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Mit dem Erlass des Ministeriums für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zur Kompensation von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen vom 31. Januar 2018 (MLUL 2018) wird der Umgang mit den Beeinträchtigungen auf das Landschaftsbild durch WEA geregelt. Dem- nach sind Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes regelmäßig nicht oder nicht vollständig zu kompen- sieren, sodass zur Kompensation ein Ersatzgeld anzusetzen ist. Die Höhe des Ersatzgeldes bemisst sich an der Schwere und Dauer des Eingriffs. Die Schwere des Eingriffs wird auf der Grundlage der Erlebniswirksamkeit der betroffenen Landschaft innerhalb eines Bemessungs- kreises der 15fachen Anlagenhöhe abgeleitet. Die Bewertung der Erlebniswirksamkeit (3 Wertstufen) ist durch das Landschaftsprogramm Brandenburg (2000), Karte 3.6 Erholung vorgegeben. Jeder Wertstufe wird eine monetäre Spannweite gegenübergestellt. Der entsprechende Zahlungswert entspricht der Er- satzgeldzahlung je Meter Anlagenhöhe pro WEA. Je nach örtlicher Gegebenheit muss der Zahlungswert konkretisiert und die untere, mittlere oder obere Spannweite herangezogen werden. Zur Operationalisie- rung dieser Vorgehensweise werden die Wertspannen den fünf Bewertungsstufen der Eingriffserheblich- keit zugeordnet (Tab. 24). Abschließend wird der konkrete Zahlungswert auf den jeweiligen Flächenanteil der betroffenen Wertstufen angerechnet. Je nach Flächenanteil wird der Durchschnittswert als konkreter Zahlungswert ermittelt.

Tab. 24: Zuordnung eines Zahlwertes in Euro pro Meter Anlagenhöhe je nach Wertstufe der Erlebniswirksamkeit und Eingriffs- erheblichkeit

Eingriffserheblichkeit sehr gering gering mittel hoch sehr hoch

Wertstufen der Erlebniswirksamkeit Wertstufe 1 – aktuell einge- 100 137,5 175 212,5 250 schränkte Erlebniswirksamkeit Wertstufe 2 – mittlere Erlebniswirk- 250 312,50 375 437,50 500 samkeit Wertstufe 3 – besondere Erlebnis- 500 575 650 725 800 wirksamkeit

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 75 Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan

Die Anlage selbst sowie der weitere Bemessungskreis (3.600 m Radius) tangiert überwiegend Erlebnis- räume der Wertstufe 1. In geringem Umfang sind landwirtschaftlich geprägte Erlebnisräume mit einem hohen Waldanteil mit mittlerer Wertigkeit (Wertstufe 2) betroffen. Entsprechend der Beurteilung der Ein- griffserheblichkeit im Kapitel 4.6.3, indem die Auswirkungen des Vorhabens auf das Landschaftsbild als „gering“ bewertet wurden, ist ein Ersatzgeld in Höhe von 35.364,60 € zu leisten. Nachstehende Tabelle stellt die ermittelte Ersatzgeldhöhe der WEA dar (vgl. und Tab. 25).

Tab. 25: Zahlungswert je Meter Anlagenhöhe

Gesamt Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Zahlungswert je Wert für WEA Anlagenmeter (€) (240 m GH)

WEA 4 Fläche (ha) 4.071,5 3.842,4 229,1 - Fläche (%) 100 94,4 5,6 - Wert (€) 129,76 17,58 - 147,35 35.364,60

Ermittlung des Kompensationsbedarfs für die Beeinträchtigung der Fauna Mit der Überbauung von Vegetationsflächen entstehen für die Fauna Beeinträchtigungen hinsichtlich des Verlustes von Nahrungs- und Nistplätzen. Der Umfang ist sehr marginal, außerdem stehen ausreichend Ersatzhabitate im Umfeld zur Verfügung, sodass keine erheblichen Beeinträchtigungen prognostiziert werden. Darüber hinaus werden sich entlang der Zuwegung ruderale Saumstrukturen entwickeln, die die Habitatausstattung im Untersuchungsgebiet erhöhen und für bestimmte Arten neue Nist- und Nahrungs- plätze darstellen können.

8.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Der verbleibende erhebliche Eingriff auf Natur und Landschaft ist vorzugsweise durch adäquate Kompen- sationsmaßnahmen zu kompensieren. Auf die Anfrage durch den Vorhabensträger bei der Gemeinde bzgl. möglicher Maßnahmen wurden keine geeigneten Maßnahmen vorgeschlagen. Erwähnenswert ist in die- sem Zusammenhang, dass bereits im benachbarten Windpark Lindendorf zahlreiche Ausgleichs- und Er- satzmaßnahmen umgesetzt wurden und dadurch ein Flächenzugriff für weitere Maßnahmen beschränkt ist. Daher wird eine Ersatzzahlung vorgeschlagen, die auch aufgrund des geringen Eingriffumfangs akzep- tabel erscheint. Der Vorhabensträger führt die Sicherung einer Maßnahmenfläche in einem Umfang von 1.558 m² zur teil- weisen Kompensation der naturschutzfachlichen Eingriffe in die Schutzgüter Boden und Biotope durch (Maßnahmenblatt im Anhang). Zur Kompensation des marginal verbleibenden Eingriffsdefizites wird eine Ersatzzahlung gemäß HVE (MLUV 2009a) vorgeschlagen. Das Ersatzgeld für die Beeinträchtigungen in das Schutzgut Boden und Biotope errechnet sich aus den Kosten für die unterbliebene Ausgleichs- und Ersatz- maßnahme. Für die Beseitigung von Ackerflächen sind vorzugsweise Ackerbrachen einzurichten. Für die Anlage von Ackerbrachen wird ein Betrag in Höhe von 3,60 €/m² angenommen. Für die Entsiegelung von Boden wird ein Betrag in Höhe von 10 €/m² herangezogen. Nachstehend befindet sich der Eingriffs-Ausgleichs-Plan (Tab. 26).

76 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Integrierter Eingriffs-Ausgleichs-Plan

8.3 Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung

Tab. 26: Eingriffs-Ausgleichs-Plan. R = Rest aus vorangegangener Rechnung

Eingriff Bio- Eingriffs- M- Kurzbeschreibung Umfang Anrechnungs- Ausgleich/ Einschätzung der Ausgleichbarkeit/ Er- top- fläche Nr. Maßnahme fläche Ersatz für setzbarkeit - verbleibendes Defizit code Schutzgüter

(m²) (m²) (m²) Bo Bi F Bodenversiegelung - 2.648,5 M1 Extensivgrünland mit 1.558 Faktor 0,5: x x x teilweise ersetzbar, verbleibendes Defizit: (Vollversiegelungsäquivalent) Einzelbaumpflanzungen 779 1.869,5 m²

R: 1.869,5 - - - monetärer Ersatz nach HVE (MLUV 2009a): 10 € pro m² Vollversiegelung = 18.695,00 € → ersetzt Biotopbeseitigung 09130 4.781 M1 Extensivgrünland mit 1.558 Faktor 2: x x x teilweise ersetzbar, verbleibendes Defizit: mit Totalverlust Einzelbaumpflanzungen 3.116 1.665 m²

R: 1.665 - - - monetärer Ersatz nach HVE (MLUV 2009a): 3,60 €/m² 5.994,00 € → ersetzt Beeinträchtigung 1 WEA ------monetärer Ersatz nach MLUL 2018 Landschaftsbild = 35.364,60 € → ersetzt Legende: Bo = Boden, Bi = Biotope, F = Fauna

UVP-B Windprojekt „Friedersdorf“ 77 Zusammenfassende Darstellung der voraussichtlichen Umweltwirkungen

9 Zusammenfassende Darstellung der potentiellen Auswirkungen und voraussichtlichen Umweltwirkungen

Schutzgut Wirkfaktor erhebliche Beein- Verminderung/ verbleibender Eingriff verbleibende trächtigung durch nachteilige Vermeidung erheblich Ausgleich und Ersatz WP Friedersdorf Umweltauswirkungen? Biotope Vegetationsverlust ja V2 ja M1: Extensivgrünland mit Einzelbaumpflanzungen nein (Kap. 4.1.2) Acker 4.781 m² auf 1.558 m² und monetärer Ersatz in Höhe von 5.994,00 € nach HVE (2009a)

Vögel Verlust von Fortpflanzungs- und ja VASB1 nein nicht erforderlich nein (Kap. 0) Ruhestätten durch Überbauung von Ackerflächen Störung von Brutvögeln und nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein Aufgabe von Lebensstätten Barrierewirkung Brutvögel nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein Vogelschlag, Tötung während nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein der Brutzeit Verlust von Rast- und Nahrungs- nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein flächen für Zugvögel Barrierewirkung und Vogel- nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein schlag Zugvögel Fledermäuse Fledermausschlag nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein (Kap. 4.1.5) Zerstörung von Leitstrukturen nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein Beseitigung von Quartieren nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein Sonstige Arten keine (Kap. 4.1.6) ------nicht erforderlich nein Boden Versiegelung ja V3, V4, V5 ja M1: Extensivgrünland mit Einzelbaumpflanzungen nein (Kap. 4.3.3) Vollversiegelung 491 m² auf 1.558 m² und monetärer Ersatz in Höhe von Teilversiegelung 4.315 m² 18.695 € nach HVE (2009a) Schädigung oder Zerstörung von nicht zu erwarten nicht erforderlich ja nicht erforderlich nein Bodendenkmalen

78 UVP-Bericht Windprojekt „Friedersdorf“ Zusammenfassende Darstellung der voraussichtlichen Umweltwirkungen

Schutzgut Wirkfaktor erhebliche Beein- Verminderung/ verbleibender Eingriff verbleibende trächtigung durch nachteilige Vermeidung erheblich Ausgleich und Ersatz WP Friedersdorf Umweltauswirkungen? Wasser keine (Kap. 4.4.3) ------nicht erforderlich nein Klima / Luft keine (Kap. 4.5.3) ------nicht erforderlich nein Landschaftsbild Veränderung der Landschaft ja V6, V7, ja monetärer Ausgleich nach MLUL (2018) nein (Kap. 4.6.3) durch technisches Bauwerk 35.364,60 € Mensch und Er- Gefahr durch Eiswurf ja nicht erforderlich nein nicht erforderlich nein holung (Kap. Schallimmission nein nicht erforderlich nein nicht erforderlich nein 4.7.3.3) Schattenimmission ja V8 nein nicht erforderlich nein Verminderung der Erholungseig- nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein nung Kultur- und Verstellung von Sichtachsen nein nicht erforderlich -- nicht erforderlich nein Sachgüter (Kap. 4.8.3)

UVP-Bericht Windprojekt „Friedersdorf“ 79 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen

10 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen Für die Beurteilung der erheblichen Umweltbelange wurden die im Zusammenhang mit der Antragsstel- lung erforderlichen standortbezogenen Gutachten und Prognosen erstellt. Ausgenommen ist die Erfas- sung der Brutvögel auf der konkreten Eingriffsfläche (MLUL 2018b Nr. 3). Aufgrund des Eingriffsumfangs durch die geplante WEA 4 (Ackerflächen in geringem Umfang) wurde darauf verzichtet. Zur Bestandsdar- stellung und Eingriffsbewertung wurde das weitaus größere Untersuchungsgebiet des unmittelbar be- nachbarten Windparks Diedersdorf herangezogen. Diese Vorgehensweise lässt sich durch eine sehr ähn- liche Habitatausstattung begründen. Im aktuellen Untersuchungsgebiet zur WEA 4 befinden sich keine Sonderstrukturen, für die keine Aussagen getroffen werden konnten. Es ergibt sich mit hinreichender Si- cherheit ein allgemeines Konfliktrisiko, welches unter Berücksichtigung der eingeplanten Maßnahmen vermeidbar ist. Insgesamt erscheint die Datenlage für das geplante Windenergieprojekt vollständig, um Prognosen über die zu erwartenden Auswirkungen zu treffen.

80 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Allgemein verständliche Zusammenfassung

11 Allgemein verständliche Zusammenfassung

11.1 Anlass In der Gemeinde Lindendorf des Amtes Seelow-Land sind die Errichtung und der Betrieb einer Windener- gieanlage (WEA) geplant. Dabei ist die Verwendung des Anlagentyps GE 5.5-158 mit einer Gesamthöhe von 240 m geplant. Das Plangebiet befindet sich innerhalb des WEG 39 „Friedersdorf-West“, welches Be- standteil des als Satzung festgeschriebenen Sachlichen Teilregionalplanes „Windenergienutzung“ der Re- gionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree ist. Die WEA-Planung sieht die Erweiterung des bestehenden Windparks nach Süden vor. Innerhalb des WEG findet bislang keine Windenergienutzung statt. Sechs weitere WEA sind aber durch Dritte beantragt. Der vorgesehene WEA-Standort liegt im Süden des WEG und ist auf einem Acker geplant. Die Errichtung von WEA stellt einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Vermeidbare Eingriffe sind vom Verursacher zu unterlassen, unvermeidbare und erhebliche Beeinträchtigungen sind vom Verursacher durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu kompensieren. Der UVP-Bericht ent- spricht den Anforderungen der Eingriffsregelung. Ein Eingriffs-Ausgleichs-Plan ist im vorliegenden UVP- Bericht integriert. Ergänzend zum Bericht zu den voraussichtlichen Umweltauswirkungen des Vorhabens (UVP-Bericht) wird der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag vorgelegt, in denen die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG ausführlich diskutiert werden.

11.2 Bestand und Bewertung der Schutzgüter sowie Wirkungsprognose, einschließlich Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen

Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften

Biotope Die Biotopausstattung am Standort wird durch intensiv genutzte Ackerflächen und eine Verkehrsstraße geprägt, die von einer Baumreihe begleitet wird. Der sich nördlich an die Verkehrsstraße anschließende Saumbereich besitzt keine nennenswerte Ausprägung. Die Biotopflächen des Untersuchungsgebietes wurden hinsichtlich ihres ökologischen Werts beurteilt. Aus der Bewertung geht hervor, dass es sich beim Vorhabensgebiet des Windenergiestandorts „Friedersdorf“ um einen für den Landkreis Märkisch-Oder- land typischen, durchschnittlichen, zumeist anthropogen beeinflussten Naturraum handelt. Die Baumreihe an der K6402 stellt im Kontext der ausgeräumten Agrarlandschaft ein wertvolles Biotop dar. Zu Gehölzverlusten kommt es bei der Errichtung der geplanten WEA nicht, auch nicht im Bereich des Erschließungsweges. Die das Untersuchungsgebiet dominierenden intensiv genutzten Ackerflächen sind als nur wenig wertvoll einzustufen. Für die Biotopausstattung und die Pflanzenlebensräume stellt der Eingriff in Intensiväcker und Straßen- begleitgrün aus Grasbeständen nur eine geringe Beeinträchtigung dar. Insgesamt findet ein dauerhafter

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 81 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Verlust von 4.781 m² Ackerfläche und von 25 m2 Spontanvegetation aus Gräsern für die Aufstellung der WEA statt.

11.2.1.1 Brutvögel Im Umfeld des Windparks „Friedersdorf-West“ wurden bereits in 2015, 2016 und 2018 umfangreiche Kar- tierungen der Avifauna durch PÖYRY (2016, 2017a, 2017b) und UMWELTPLAN (2016a, 2016b, 2018) vorge- nommen. Die Untersuchungen von UMWELTPLAN (2016a, 2016b, 2018) umfassen weitestgehend das aktu- ell hier gegenständliche Untersuchungsgebiet. Das Untersuchungsgebiet des 300 m Radius um WEA 4 besteht ausschließlich aus intensiv bewirtschafte- ten Ackerflächen. Südlich verläuft eine straßenbegleitende Baumreihe. Insgesamt wurden auf der Refe- renzfläche 67 Brutvogelarten erfasst, davon wurden lediglich 17 Brut-vögel als wertgebend eingeschätzt. Die häufigsten wertgebenden Arten waren neben der Feldlerche, Grauammer und Neuntöter, gefolgt von Ortolan und Star. Aufgrund der vorgefundenen Brutvogelgemeinschaften besitzt das Gebiet insgesamt eine lokale Bedeutung für die Brutvögel. Für störungssensible Arten hat das MLUL (2018a) „Tierökologische Abstandskriterien“ (TAK) festgelegt. Für diese Arten ergeben sich weitere Untersuchungsradien, die an die unterschiedlichen Schutz- und Rest- riktionsbereiche angelehnt sind und die das direkte Umfeld des Brutplatzes sowie essentielle Nahrungs- habitate und die Flugwege dorthin schützen sollen (vgl. Kapitel 0). Als störungssensible TAK-Arten konnten im aktuellen Untersuchungsgebiet Kranich, Weißstorch, Rotmilan und Wiesenweihe ermittelt werden, für die im Jahr 2018 in ihren jeweiligen Untersuchungsradien keine Nachweise erbracht wurden (UMWELTPLAN 2018). Für eine weitere TAK-Art, den Schwarzstorch, ist nach den Angaben des LFU ebenfalls ein Brutplatz im Umfeld von 6.000 m bis 7.000 m zur vorgesehenen WEA bekannt. Da im 500 m Radius um die geplante WEA 4 keine Gewässerflächen liegen, können auch Brutplätze vom Kranich ausgeschlossen werden. Im 3.000 m Radius befindet sich ein Weißstorchbrutplatz, in Dolgelin, welcher im Jahr 2016 zum letzten Mal besetzt war. Durch UMWELTPLAN (2016a, 2018) konnten die durch das LfU mitgeteilten Horste von Rotmi- lanen sowohl im Untersuchungsjahr 2016 als auch 2018 im 1.500 m bzw. 2.000 m Radius zur geplanten WEA 4 nicht nachgewiesen werden. Die nächsten bekannten Brutplätze der Wiesenweihe liegen in über 1.000 m Entfernung zum aktuellen Vorhabensgebiet. Von den weiteren Groß- und Greifvögeln wurde nur der Mäusebussard im relevanten Untersuchungsge- biet erfasst, dessen Horst sich in ca. 700 m Entfernung zur WEA 4, am Wegrand zwischen Dolgelin und der L37, befand. Das überwiegende Untersuchungsgebiet (3.000 m Radius) ist aufgrund seiner mangelnden Habitatvielfalt als wenig wertvoll für Groß- und Greifvögel einzuschätzen. Mit nur dem Mäusebussard wurde in 2018 eine sehr geringe Artenvielfalt hinsichtlich der Greifvögel festgestellt. Im Zuge der Errichtung der geplanten WEA ergeben sich für die nachgewiesenen Brutvögel unterschiedli- che Eingriffsintensitäten. Das Konfliktpotential bezieht sich auf: • baubedingte Barriere- bzw. Störwirkungen • anlagebedingte Flächeninanspruchnahme und • betriebsbedingte Störwirkungen und Kollisionsrisiko

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Grundsätzlich ist das Konfliktpotential hinsichtlich baubedingter Barriere- und Störwirkungen vermeidbar, indem die Bautätigkeiten außerhalb der Brutzeit stattfinden (VASB1 im Kapitel 7.1). Konflikte aufgrund anlagebedingter Verluste von Fortpflanzungs- und Ruhestätten können im Untersu- chungsgebiet unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahme VASB1) ausgeschlossen werden, da keine festen Niststätten beseitigt werden. Bei den potentiell vorkommenden Arten auf den beanspruch- ten Ackerflächen handelt es sich um weitverbreitete Arten mit einer höheren Flexibilität hinsichtlich der Wahl des Brutplatzes, so dass diese in der nächsten Brutperiode binnen kurzer Zeit neue Nester oder Nistplätze bauen. Durch den Betrieb von WEA kann es zu Tötungen von Individuen vor allem im Bereich der Rotoren kom- men. Besonders gefährdet sind Groß- und Greifvogelarten. Das Kollisionsrisiko steigt, je höher die Aufent- haltswahrscheinlichkeit der Tiere im Bereich der geplanten Anlagen liegt. Die Aufenthaltswahrscheinlich- keit der Tiere ist im Nahbereich der Horste am höchsten. Für die schlagsensiblen Arten kann eingeschätzt werden, dass das Kollisionsrisiko nicht signifikant erhöht ist, sofern die empfohlenen Abstände der TAK (MLUL 2018a) eingehalten werden. Besetzte Brutplätze von TAK-Arten wurden in 2018 nicht nachgewie- sen. Schutzbereiche werden durch das geplante Vorhaben nicht berührt, so dass ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko hinreichend ausgeschlossen werden kann. Die Raumnutzungsanalyse des Weißstorches (PÖYRY 2017b) zeigt, dass am Standort das Kollisionsrisiko aufgrund des Fehlens essentieller Nahrungsha- bitate im Vorhabensgebiet und dessen näherer Umgebung als gering eingeschätzt werden kann. Da sich der nachgewiesene Brutplatz des Mäusebussards mehr als 700 m entfernt zur WEA 4 befindet und der Standort der WEA 4 kein bedeutendes Nahrungshabitat darstellt, wird sich das allgemeine Lebensri- siko für den Mäusebussard durch den Betrieb der Anlagen voraussichtlich nicht signifikant erhöhen. Für alle weiteren erfassten Brutvogelarten besteht kein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko, da diese sich nicht über einen längeren Zeitraum im Gefahrenbereich der Rotoren aufhalten. Aufgrund eines fehlenden Nachweises von störungssensiblen Arten können betriebsbedingte Störwirkun- gen, u. a. durch die Rotation der Rotorblätter einhergehen, für Brutvögel im Gebiet nahezu ausgeschlos- sen werden. Für die Avifauna kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG nicht einschlägig werden.

11.2.1.2 Zug- und Rastvögel In der Zeit von März bis April 2015 sowie von Juli 2015 bis Februar 2016 wurden Zug- und Rastvogelkar- tierungen im Umfeld der WEA 4 von UMWELTPLAN (2016b) durchgeführt. Aus diesen Kartierungen folgt, dass das Untersuchungsgebiet der WEA 4 für die planungsrelevanten Arten keine Bedeutung als Rast- oder Durchzugsgebiet hat. Von den planungsrelevanten Arten wurden Nordische Gänse, Kraniche und Singschwäne als Zugvögel beobachtet. Insgesamt wurden acht Greifvögel im Untersuchungsgebiet fest- gestellt. Während der Begehungen wurden keine besonders bemerkenswerten bzw. TAK-relevanten Be- obachtungen getätigt. Die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Ackerflächen sind prinzipiell als Rast- gebiete geeignet, stellten jedoch aufgrund ihrer Bewirtschaftung keine bedeutsamen Nahrungsflächen dar. Auch befinden sich im Untersuchungsgebiet sowie im weiteren Umfeld keine Gewässer, die eine Funktion als Schlafgewässer mit größeren Truppansammlungen ausüben könnten. Überregional

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 83 Allgemein verständliche Zusammenfassung bedeutsame Flugkorridore können im Untersuchungsgebiet ausgeschlossen werden. Nachteilige erhebli- che Umweltauswirkungen auf Zug- und Rastvögel sind daher nicht zu erwarten (Kap. 4.1.4.2).

11.2.1.3 Fledermäuse In 2015 wurde eine Erfassung des Fledermausvorkommens durch ROSENAU (2016) durchgeführt. Im Um- feld der geplanten WEA wurden von den in Brandenburg als besonders schlaggefährdet geltenden Arten der Große Abendsegler, die Rauhhautfledermaus und die Zwergfledermaus regelmäßig bzw. häufig er- fasst. Während die Zwergfledermaus mit den höchsten Flug- und Jagdaktivitäten nachgewiesen wurde, wiesen der Große Abendsegler und die Rauhhautfledermaus vergleichsweise geringe Aktivitäten auf (RO- SENAU 2016). Quartiere von besonderer Bedeutung nach TAK (MLUL 2018a) wurden im relevanten Umfeld der geplan- ten WEA nicht nachgewiesen. ROSENAU (2016) nimmt an, dass sich in dem Laubwald nördlich der geplan- ten WEA und in den Gehölzbeständen um den Großen See und den Küchensee westlich des Untersu- chungsgebiets zwei Quartierverbunde des Großen Abendseglers mit mehr als 50 Individuen befinden. Beide Quartierverbunde befinden sich in einem Abstand von über 1.000 m zu der geplanten WEA. Som- mer- oder Winterquartiere konnten im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen werden. Nach Analyse der aufgezeichneten Kontakte von ROSENAU (2016) wird festgestellt, dass im Untersuchungs- zeitraum regelmäßig mittlere bis geringe Fledermausaktivitäten erfasst wurden. Die von den Fledermäu- sen stärker frequentierten südwestlich gelegenen Kleingewässer einschließlich ihrer Gehölzsäume stellen regelmäßig genutzte Jagdgebiete dar. Im Untersuchungsgebiet konnten bedeutende Flugrouten als Ge- biete mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz identifiziert werden. Bei diesen handelt es sich um die vom Ortseingang von Dolgelin zur L37 führende Allee im Osten, die Baumreihe an der K6402 im Süden, die von der K6402 zu den Kleingewässern führende Baumreihe im Südwesten und die Kanten des Wäldchens nördlich des Schafsees (Kap. 4.1.5.1). Zu allen Lebensräumen mit besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz wird der von der TAK (MLUL 2018a) geforderte Schutzbereich von 200 m eingehalten, sodass hinsichtlich der Schlaggefahr der Tiere von keiner erheblichen Gefährdung auszugehen ist. Teillebensräume wie Jagdgebiete oder Flugrouten werden nicht verstellt oder überbaut. Da im Zuge der Errichtung der Anlage keine Bäume beseitigt werden müssen, ist das Konfliktpotential des Quartierverlustes ausgeschlossen. Migrationskorridore mit beson- derer Bedeutung für den Fledermausschutz wurden innerhalb des Untersuchungsgebietes nicht ermittelt. Aufgrund des großen Abstandes der WEA zu den Ortschaften werden dortige Quartiere durch das Vorha- ben nicht berührt. Für die Fledermausfauna ist entsprechend einzuschätzen, dass sich durch das geplante Vorhaben keine nachhaltigen erheblichen Umweltwirkungen ergeben. Vermeidungsmaßnahmen sind da- her nicht eingeplant (Kap. 4.1.5.2).

11.2.1.4 Sonstige Arten Im Rahmen von Windparkplanungen können die Artengruppen Reptilien und Amphibien betroffen sein, indem zum einen Lebensraum anlagebedingt beseitigt wird, zum anderen kann es im Zuge des Bauver- kehrs zu Tötungen kommen, sofern sich einzelne Individuen im Baubereich aufhalten. Aufgrund des Man- gels an geeigneten Habitaten kann eine Betroffenheit der Reptilien und Amphibien durch das Vorhaben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

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Im Rahmen der Auswertung der faunistischen Unterlagen und bei den Begehungen des Gebietes wurden keine Hinweise auf Vorkommen sonstiger besonderer oder weiterer gegenüber den Wirkungen des Vor- habens empfindlicher Arten festgestellt.

Fläche Für die Errichtung des geplanten WEA-Standortes werden überwiegend intensiv bewirtschaftete Acker- flächen und geringfügig aus Gräsern bestehendes Straßenbegleitgrün beansprucht. Aufgrund der intensi- ven Bewirtschaftung besitzen die beanspruchten Ackerflächen keine besondere Bedeutung im Hinblick auf einen ökologischen und nachhaltigen Flächenverbrauch. Eine Änderung der intensiven Bewirtschaf- tung ist auch in ferner Zukunft nicht abzusehen. Der Flächenverbrauch für das geplante Vorhaben be- schränkt sich ausschließlich auf die dauerhaften Bauflächen. Unter Berücksichtigung der eingeplanten Vermeidungsmaßnahmen (vgl. Kapitel 7.1) ist der dauerhafte Flächenverbrauch auf das Mindestmaß re- duziert. Erhebliche nachteilige Umweltwirkungen sind für das Schutzgut Fläche nicht abzusehen.

Boden Braunerde-Fahlerden und Fahlerden sind im Plangebiet vorherrschend verbreitet. Die Böden sind in Bran- denburg häufig und bilden aufgrund ihrer durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung stark veränder- ten natürlichen Bodenfunktionen und ihrer weiten Verbreitung keinen besonderen Schutzbedarf aus (Kap. 4.3.2). Aufgrund der nur kleinteilig vollversiegelten Fläche des Fundamentes (im Umfang von 491 m²) ist die Beeinträchtigung räumlich begrenzt. Auf der begrünten Fundamentfläche kann durch die Überdeckung mit Oberboden das Regenwasser aufgenommen, gespeichert und seitlich abgeleitet wer- den. Der Oberflächenabfluss des Niederschlagswassers wird dadurch nur geringfügig verändert. Die Bo- deneigenschaften bleiben im Bereich der teilversiegelten Flächen aufgrund des Versiegelungsgrad beste- hen. Insgesamt ist eine Teilversiegelung von 4.315 m² für die geplante WEA zu erwarten (Kap. 4.3.3). Kon- fliktmindernde Maßnahmen sind im Kapitel 7.2 formuliert. Um die Versiegelung so gering wie möglich zu halten, wird festgelegt, dass die Erschließungswege auf dem möglichst kürzesten Weg angelegt werden. Baubedingt notwendige Bauflächen werden nach Ende der Bautätigkeit wieder vollständig zurückgebaut und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht.

Wasser Bedingt durch die geologischen Begebenheiten befinden sich im Untersuchungsgebiet keine Gewässer. Oberflächengewässer werden nicht direkt oder indirekt berührt. Es herrscht verbreitet ein geringer Stau- wassereinfluss und ohne Grundwassereinfluss. Aufgrund der geringen Flächeninanspruchnahme der voll- versiegelten Fläche (durch die Anlage der Fundamentfläche) ist beidseits der Niederschlagsabfluss gege- ben. Bei den teilversiegelten Flächen ist das Versickern des Niederschlagswassers weiterhin möglich. Der Standort besitzt keine besondere Bedeutung als Grundwasserneubildungsgebiet. Stoffeinträge sind bei ordnungsgemäßem Betriebsablauf nicht zu erwarten (Kap. 4.4.3). Erhebliche nachteilige Umweltauswir- kungen auf das Schutzgut Wasser werden durch das Vorhaben ausgeschlossen.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 85 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Klima Die Ackerflächen im Untersuchungsgebiet sind Kaltluftproduzenten, die zur Durchlüftung der umliegen- den Ortschaften dienen. Insgesamt kommt dem Untersuchungsgebiet nur eine geringe klimatische und lufthygienische Bedeutung zu. Die Errichtung von WEA in Offenlandbereichen mit einer geringen Bedeu- tung für den Transport von Frischluft führt nicht zu einer funktionalen Beeinträchtigung der bioklimati- schen und lufthygienischen Funktionen, insbesondere auch weil durch die WEA keine die Luftqualität be- einträchtigenden Schadstoffeinträge verursacht werden. Grundsätzlich ist mit der Errichtung von WEA eine allgemeine Verbesserung des Klimas durch die mittelbare Einsparung von CO2 zu erwarten (Kap. 4.5.3).

Schutzgut Landschaftsbild Die Beschreibung und die Bewertung beruht auf den Vorgaben des Kompensationserlasses Windenergie des Ministeriums vom 31. Januar 2018, der einen Bemessungskreis der 15fachen Anlagenhöhe zur Ermitt- lung des Kompensationsumfangs für die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes festlegt (MLUL 2018). Bei der geplanten Anlagenhöhe ist der Bemessungskreis in einem Radius von 3.600 m festzulegen. Zur Beurteilung der Eingriffsschwere sind die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort ausschlaggebend, die aus dem zu ermittelnden ästhetischen Eigenwert der Landschaft und der visuellen Verletzlichkeit des be- troffenen Landschaftsraums abgeleitet wird. Der landschaftsästhetische Eigenwert wird für die im Untersuchungsgebiet vorherrschenden Ackerland- schaften als gering bewertet (Kulturlandschaft mit einer aktuell eingeschränkten Erlebniswirksamkeit). Zum einen überwiegt der agrarisch genutzte Charakter des Untersuchungsgebietes und die starke infra- strukturelle Zerschneidungswirkung durch diverse Verkehrswege sowie die Vorstörung durch die vorhan- denen WEA. Zum anderen finden sich nur kleinräumig ästhetisch wertvolle Landschaftsräume. Während sich das Vorhabensgebiet selbst als nahezu ausgeräumte Ackerflur darstellt, tragen die umgebenden Al- leen, Feldgehölze, Hecken und Kleingewässer durchaus zu einer aufwertenden Strukturierung des mäßig bewegten Umfeldes bei. Zu den wertvollen Landschaftsräumen gehören ein sich von Nord nach Süd über den Großen See ziehen- der landwirtschaftlich geprägter Raum und die waldgeprägte Landschaft der Kaaschenheide (Kulturland- schaft mit aktuell mittlerer Erlebniswirksamkeit). Für die betroffenen Bereiche dieser Landschaftsräume wird der landschaftsästhetische Eigenwert als mittel bewertet. Ausschlaggebend dafür ist ein größeres Vorkommen an ästhetisch wertvollen Landschaftselementen (insbesondere Gewässer, landschaftlich reiz- voller Mischwald) und die vorherrschende vorhandene besondere Eigenart. Mit der Errichtung von WEA findet eine deutliche Veränderung des Landschaftsbildes statt. Die Schwere des Eingriffs ist dabei abhängig von der Wahrnehmbarkeit der WEA. Mit zunehmender Entfernung zwi- schen Betrachter und WEA nimmt der visuelle Einfluss immer weiter ab. Eine erhebliche Beeinträchtigung ist innerhalb des Bemessungskreises der 15-fachen Anlagenhöhe gegeben (vgl. Kapitel 4.6.3). Da größere Waldflächen im Untersuchungsgebiet fehlen, die den Blick auf die geplante Anlage verstellen würden, ist die visuelle Verletzlichkeit zwar sehr hoch, aufgrund der starken Vorstörung, insbesondere auch durch die Vorbelastung durch vorhandene WEA im Windpark „Dolgelin“, ist der geplante WEA- Standort aber nicht sehr empfindlich gegenüber dem Eingriff. Innerhalb des WEG sind weitere sechs WEA

86 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Allgemein verständliche Zusammenfassung durch Dritte beantragt, die als Vorbelastung berücksichtigt werden. Die Anlagen sind der neu geplanten Anlage räumlich zugeordnet, sodass hier eine Erweiterung des Windparks vorliegt. Die flächenmäßige Ausdehnung, die ggf. neue Blickachsen verstellt oder den Windparkumfang vergrößert, stellt sich insbe- sondere für die dem Windpark zugewandten Ortsränder von Dolgelin, Friedersdorf, Lietzen Nord, Lietzen Vorwerk und Neu Mahlisch dar. Am westlichen Rand des Untersuchungsgebietes wird der ästhetische Eigenwert höher eingestuft ist. Die visuelle Verletzlichkeit gegenüber WEA kann hier als gering bis mittel bewertet werden. Zum einen bieten die Waldflächen und Ortschaften Sichtverschattung, zum anderen liegen die Flächen tiefer, sodass die Sicht auf die WEA teilweise verstellt sein wird. Überwiegend ist die Beeinträchtigung unter Berücksichti- gung der Vorbelastung „gering“. Zusammenfassend ist die Eingriffsschwere für die zwei betroffenen Landschaftsräume wie folgt zu bewer- ten: • Unter Berücksichtigung des ästhetischen Eigenwertes und in Verbindung mit den bestehenden Vorbelastungen (u. a. Verkehrsinfrastruktur, genehmigte und beantragte WEA) ist für die domi- nierende, ackerbaulich geprägte Kulturlandschaft mit einer aktuell eingeschränkten Erlebniswirk- samkeit die Eingriffserheblichkeit als „gering“ zu bewerten. • Unter Berücksichtigung des ästhetischen Eigenwertes und in Verbindung mit der vorhandenen Sichtverschattung ist für die randlich gelegenen Landschaftsräume mit dem sich von Nord nach Süd über den Großen See ziehenden landwirtschaftlich geprägten Streifen und der waldgeprägten Landschaft der Kaaschenheide mit einer aktuell mittleren Erlebniswirksamkeit die Eingriffserheb- lichkeit als „gering“ zu bewerten (Kap. 4.6.2.3). Als Verminderungsmaßnahmen werden die Verwendung matter Farben beim Anstrich der Masten und der Rotoren, eine lichtstärkenreduzierte Befeuerung bei Nacht und die Synchronisierung der geplanten WEA mit den vorhandenen WEA im WEG (wenn möglich), festgelegt.

Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit einschließlich Erholung Die vorherrschende Flächennutzung ist die Landwirtschaft. Die strukturarmen, intensiv genutzten Acker- flächen besitzen nur eine geringe Erlebniswirksamkeit. Kleinere Waldflächen befinden sich nördlich des Vorhabensgebietes, südwestlich am Schafsee und Kalischsee sowie westlich mit der Kaaschenheide. Im Untersuchungsgebiet befinden sich die vorwiegend von Ackerflächen umgebenen Ortschaften Seelow, Friedersdorf, Ludwigslust, Neuentempel, Diedersdorf, Dolgelin, Neu Mahlisch, Lietzen, Lietzen-Vorwerk und Lietzen-Nord. Nördlich verläuft die B 167, die von Seelow nach Lebus führt, und wird von Nordost nach Südwest von der L 37 (in Richtung Falkenhagen) gequert. Nordwestlich vom Plangebiet verläuft die B 1. Östlich am Vorhabensgebiet vorbei führt die Bahntrasse von Bad Freienwalde (Oder) nach Frankfurt (Oder). Das Plangebiet sowie das weitere Untersuchungsgebiet werden derzeit überwiegend intensiv landwirt- schaftlich sowie für den Verkehr genutzt. Auch nach der Bebauung des Eignungsgebietes mit der WEA 4 wird sich an dieser Situation kaum etwas ändern, so dass erhebliche Beeinträchtigungen auf die Nutzungs- struktur ausgeschlossen werden können.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 87 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Das Vorhabensgebiet überschneidet sich nicht mit Freiraumverbundflächen oder Waldflächen mit Erho- lungsfunktion. Aufgrund seiner naturräumlichen Ausstattung, der technogenen Vorprägung und der ver- kehrsbedingten Zerschneidung besitzt das Untersuchungsgebiet eine sehr geringe bis mittlere Erlebnis- wirksamkeit. Die Schwerpunkträume konzentrieren sich im Westen des Untersuchungsgebietes im Be- reich der Seenkette und der Waldgebiete (LSG „Seenkette des Platkower Mühlenfließ / Heidelandschaft Worin“), ab ca. 2,1 km vom Vorhaben entfernt. Im westlichen und östlichen Untersuchungsgebiet fällt das Gelände zum einen in die von Rinnenseen gefüllte, nacheiszeitliche Schmelzwasserabflussrinne des Plat- kower Mühlenfließes und zum anderen hinter den Seelower Höhen in das Odertal hin ab. Im Bereich der Geländestufen liegen mehrere Schutzgebiete. Diese Bereiche weisen eine mittlere bis hohe Erlebniswirk- samkeit auf. Wanderwege entlang der Seeufer sowie die angrenzenden ortsnahen und erschlossenen Waldgebiete stellen attraktive Naherholungsgebiete für die Erholungssuchenden der umliegenden Ort- schaften dar. Mit der Errichtung und dem Betrieb von vermindert sich der Erholungswert der Landschaft und hat direkte Auswirkungen auf Erholungssuchende. Aufgrund der sehr geringen bis mittleren Erlebniswirksamkeit des Plangebietes, verbunden mit der bereits vorhandenen technogenen Vorprägung und insbesondere der verkehrsbedingten Zerschneidung, wird sich mit der Errichtung der WEA 4 der Zustand der Landschaft nicht erheblich verschlechtern. Für das Schutzgut Mensch sind Beeinträchtigungen durch das geplante Vorhaben zu erwarten. Die nächs- ten Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen befinden sich in der Stadt Seelow (> 3 km). Von den dem Windpark zugewandten Ortsrändern der Ortschaften Friedersdorf, Dolgelin, Lietzen Vorwerk und Neu Malisch sind Sichtachsen auf den Windpark sehr wahrscheinlich. Innerhalb der Ortschaften sind Blick- beziehungen auf den Windpark nur punktuell möglich. Die gehölzbestandenen Wege und Waldflächen im Offenland und an den Ortsrändern können Sichtverschattungen bieten. Durch die Bündelung in bereits erheblich vorgestörten Teilräumen sind die Auswirkungen weitestgehend minimiert. Mit erheblichen Be- einträchtigungen auf die Erlebniswirksamkeit der Landschaft, die nachteilige verbleibende Umweltaus- wirkungen zur Folge haben, ist durch das Vorhaben aber nicht zu rechnen. Durch den Betrieb der Anlagen kommt es zu Schallimmissionen und Schattenwurf, die für den Menschen eine erhebliche Beeinträchtigung darstellen können. Für das Vorhaben wurde von PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG (2019a) eine Schallimmissionsprognose erstellt, die 15 Immissionspunkte im Umfeld des Plan- gebiets untersucht. Im Ergebnis wurde prognostiziert, dass im Hinblick auf die Gesamtbelastung (36 bzw. 42 WEA und elf weitere schallrelevante Anlagen und WEA 4) an 13 von 15 maßgeblichen Immissionsorten die Immissionsrichtwerte nicht überschritten werden. Da die den Immissionswert überschreitenden Schallpegel der zwei verbleibenden Immissionsorte im verträglichen Bereich liegen, kann laut TA Lärm die Genehmigung für diese Anlage nicht versagt werden. Daraus ergeben sich voraussichtlich keine erhebli- chen nachteiligen Umweltwirkungen (Kap. 4.7.3.4). Ein vorhabenbezogenes Gutachten zur Prognose des Schattenwurfs ist den Antragsunterlagen ebenfalls beigefügt (PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG 2019b). Im Ergebnis der Schattenwurfprognose wurde fest- gestellt, dass es an drei Immissionsorten zu einer Überschreitung der astronomisch maximal möglichen Beschattungsdauer kommt. Maßgeblich verantwortlich für die Überschreitung oder unzulässigen Erhö- hung des Schattenwurfs an den Immissionsorten IO 05 (Variante 1 und 2) und IO 07 (Variante 2) ist die

88 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Allgemein verständliche Zusammenfassung geplante WEA 04 (Kap. 4.7.3.5). Daher wird die WEA 4 mit einem Schattenwurfabschaltmodul ausgestat- tet (V9, Kap. 7.4). Aufgrund der großen Entfernungen zu den Ortslagen sind keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch tieffrequente Geräusche (Infraschall) zu erwarten (Kap. 4.7.3.6). Weitere Immissionen können ausge- schlossen werden (Kap. 4.7.3.7). Weder bei dem Aufbau der WEA noch während des Betriebes entstehen gefährliche Abfälle (Kap. 4.7.3.8). Hinsichtlich der Eiswurf- bzw. Eisfallgefahr wird eine vorhabenbezogene Stellungnahme vorgelegt, aus welcher hervorgeht, dass durch die Ausstattung der Anlage mit einem Eis- bildungserkennungssystem keine Gefahr von der Anlage ausgeht. Hinsichtlich des Brandschutzes werden hinreichende Vorkehrungsmaßnahmen getroffen, die das Unfall- und Brandrisiko vermeiden werden (vgl. Kapitel 4.7.3.9).

Schutzgut kulturelles Erbe Durch Satzung geschützte Denkmalbereiche liegen nicht im Untersuchungsgebiet. In den umliegenden Ortschaften befinden sich Baudenkmale, die in der Denkmalliste für den Landkreis Märkisch-Oderland geführt sind. Diese weisen überwiegend eine geringe Fernwirkung auf. Erhebliche Beeinträchtigungen auf Denkmale, die durch die Verstellung von Sichtachsen auf Denkmale resultieren, werden für die geplante WEA nicht prognostiziert (Kap. 4.8.3). Derzeit sind im Landkreis keine Grabungsschutzgebiete ausgewie- sen. Bodendenkmale sind im Bereich der Vorhabensfläche und deren Erschließungswegen nicht regis- triert. Nach jetzigem Kenntnisstand werden Bodendenkmale durch das Vorhaben nicht berührt.

Schutzgebiete Die Vorhabensfläche selbst berührt keine Schutzgebiete. Die in der Umgebung des Vorhabens befindli- chen Schutzgebiete werden nicht in Anspruch genommen bzw. aufgrund ihrer Entfernung werden diese durch das Vorhaben nicht direkt oder indirekt erheblich beeinflusst oder beeinträchtigt.

11.3 Angaben zur Kompensation des Eingriffs Der Vorhabensträger führt die Sicherung einer Maßnahmenfläche in einem Umfang von 1.558 m² zur teil- weisen Kompensation der naturschutzfachlichen Eingriffe in die Schutzgüter Boden und Biotope durch. Zur Kompensation des marginal verbleibenden Eingriffsdefizites wird eine Ersatzzahlung gemäß HVE (MLUV 2009a) vorgeschlagen. Auf der Maßnahmenfläche ist die Anlage von Extensivgrünland mit einzel- nen Baumpflanzungen vorgesehen. Das restliche Kompensationsdefizit beläuft sich auf insgesamt 24.689,00 € (Kap. 8.3). Für die Kompensation des Eingriffs auf das Landschaftsbild wird entsprechend der Eingriffsschwere, die sich an den tatsächlichen Begebenheiten im Plangebiet bemisst, ein Ersatzgeld in Höhe von 137,50 € pro Meter Anlagenhöhe für den Erlebnisraum der Wertstufe 1 festgelegt, der überwiegend vom Vorhaben betroffen ist. Für die betroffenen Flächen innerhalb des Erlebnisraums der Wertstufe 2 wird ein Ersatzgeld in Höhe von 312,50 € festgelegt (Kap. 8.3). Insgesamt ergibt sich daraus eine Ersatzzahlung in Höhe von 35.364,00 €.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 89 Quellenangaben

12 Quellenangaben

Literatur

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90 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Quellenangaben

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UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 91 Quellenangaben

PROKON REGENERATIVE ENERGIEN EG (2019b): Schattenimmissionsprognose für 1 neue Windenergieanlage zum Windparkvorhaben „WP Friedersdorf“ – Teil 1 (WEA 04) vom 14.11.2019. Bericht SW-3515- 191114 REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE (2018a): Regionalplan Oderland-Spree, Sachlicher Teil- plan „Windenergienutzung“ mit der Begründung und der zusammenfassenden Erklärung, am 28.05.2018 als Satzung beschlossen, Amtsblatt für Brandenburg Nr. 41/2018 vom 16. Oktober 2018 REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT ODERLAND-SPREE (2018b): Umweltbericht zum Regionalplan Oderland- Spree, Sachlicher Teilplan „Windenergienutzung“, gebilligt am 28.05.2018 auf der 8. Sitzung/6. Amts- zeit der Regionalversammlung der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree ROSENAU, S. (2016): Fledermausuntersuchungen zum geplanten Windenergiestandort Diedersdorf im Land Brandenburg (Märkisch-Oderland) - Endbericht. Januar 2016 SCHOLZ, E. (1962): Die naturräumliche Gliederung , Pädagogisches Bezirkskabinett, Potsdam 1962, 71 S. SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (Hrsg.) (2005): Me- thodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell 792 S. UMWELTPLAN (2018): Windmüllerei BLU Projekt GmbH – WP Diedersdorf: Errichtung von Windenergiean- lagen (WEA) – Horstsuche und Nachkartierung von Groß- bzw. Greifvogelhorsten 2018, August 2018 UMWELTPLAN (2016a): Windmüllerei BLU Projekt GmbH – WP Diedersdorf: Errichtung von 10 Windener- gieanlagen (WEA) – Anlage 1 zum saFB: Bericht zur Brutvogelkartierung 2015, September 2016 UMWELTPLAN (2016b): Windmüllerei BLU Projekt GmbH – WP Diedersdorf: Errichtung von 10 Wind-ener- gieanlagen (WEA) – Anlage 2 zum saFB: Bericht zur Rastvogelkartierung 2015/2016, September 2016 ZIMMERMANN, F., DUVEL, M. & A. HERRMANN (2007): Biotopkartierung Brandenburg, Bd1. + Bd. 2: Beschrei- bung der Biotoptypen. – Landesumweltamt Brandenburg (Hrsg).

Grundlagenkarten

BLDAM (BRANDENBURGISCHES LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE UND ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM) online (2019): Denkmalliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Märkisch-Oderland vom 31.12.2018. URL: https://bldam-brandenburg.de/denkmalinformationen/denkmalliste/ BÜK 300 LBGR: Bodenübersichtskarte 1:300.000 – URL: http://www.geo.brandenburg.de/boden/ BRANDENBURG-VIEWER – URL: http://bb-viewer.geobasis-bb.de/ DTK 25 (LGB 2017): Digitale Topografische Karte 1:25.000 DOP 20 (LGB 2017): Digitale Orthophotos BRANDENBURG-VIEWER – URL: http://bb-viewer.geobasis-bb.de/ LfU, AED-Synergis WebOffice – URL: http://osiris.aed-synergis.de/ARC-WebOffice/synserver?pro- ject=OSIRIS&language=de&user=os_standard&password=osiris LGB, Hydrogeologie - http://luaplims01.brandenburg.de/WebOffice_Public/synserver?project=Hydrologie_www_WO

92 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Quellenangaben

Onlinequellen

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UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 93 Anhang

13 Anhang - Maßnahmenblatt M1 - Kartenmaterial

94 UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ Maßnahmenblatt M1

Bezeichnung des Bauvorhabens: Errichtung und Betrieb von einer Maßnahmen-Nr.: Windenergieanlage (WEA) im Maßnahmenblatt M1 Windeignungsgebiet Nr. 39 „Friedersdorf-West“

Kurzbeschreibung der Maßnahme: Nutzungsextensivierung / Gehölzpflanzung

Konflikt / Beeinträchtigung

Konflikt • primär - Verlust von Biotopflächen (Intensivacker) • primär - Beeinträchtigung von Bodenfunktionen durch Voll- und Teilversiegelung • sekundär - Beeinträchtigung faunistischer Lebensräume (Vögel)

Beeinträchtigung der Schutzgüter Biotope, Boden und Vögel Maßnahme

Lage und Ausgangsbiotop/-nutzungstyp • Gemarkung Libbenichen, Flur 1, Flurstück 57/1 tlw. (1.558 m²), siehe Kartenmaterial • Flurstück ist im nördlichen Bereich mit einem Wohngebäude bebaut, umliegend befinden sich Gartenflächen. • Angrenzende Flächen sind durch intensive landwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet. • Die Maßnahmenfläche selbst ist ebenfalls durch intensive ackerbauliche Nutzung geprägt.

Maßnahmenbeschreibung Auf der Maßnahmenfläche (1.558 m²) ist die Anlage einer lockeren Baumpflanzung mit heimischen Laubbäumen auf artenreichem Extensivgrünland geplant. Im zentralen und östlichen Bereich der Flächen sollen 10 Einzelbaumpflanzungen mit heimischen und standortgerechten Laubbaumarten erfolgen. Es sollen mindestens drei der folgenden Arten Verwendung finden: Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna), Elsbeere (Sorbus torminalis), Rot-Buche (Fagus sylvatica), Felsenbirne (Amelanchier lamarckii). Die Bäume werden in einem Pflanzverbrand von ca. 8-10 x 8-10 m gesetzt. Parallel zur Otto-Grotewohl-Straße erfolgt die Pflanzung einer Baumreihe aus 5 Winter-Linden (Tilia cordata) (Pflanzabstand zur Straße mindestens 3 m). Nach der Pflanzung der Bäume wird ein Gießring und ein Mulchring um jeden Stamm hergestellt (ca. 50 cm vom Stamm, Schichtdicke Mulch 10 cm). Die Standsicherung erfolgt mittels Schrägpfahl oder Dreibock. Die Stämme werden vor Austrocknung geschützt (Besonnungsschutz, bspw. Schilfmatte) und mit einer Verbiss-, Fege-, Nageschutzhülse sowie ggf. mit einem Drahtgeflecht für Dreibock ausgestattet. Auf der übrigen Pflanzfläche erfolgt nach der Durchführung von bodenvorbereitenden Maßnahmen eine Ansaat mit der Regelsaatgutmischung RSM 8.1.1 – artenreiches Biotop (Grundmischung für Standorte ohne extreme Ausprägung).

Begründung / Zielsetzung Die Maßnahme hat zum Ziel, die Bodenfunktionen auf einem verdichteten, beeinträchtigten Standort durch die geplanten Extensivierungs- und Pflanzmaßnahmen zu verbessern. Durch die Ansaat wird der Bodenerosion entgegengewirkt sowie die Wasserhaltefähigkeit verbessert. Durch die Anreicherung von Strukturelementen trägt die Maßnahme zur Aufwertung des Landschaftsbildes bei und bietet zahlreichen Vogel- und Insektenarten Nahrung-, Nist- und Rastplatzmöglichkeiten.

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 1 Maßnahmenblatt M1

Biotopentwicklungs- und Pflegekonzept/Kontrollen Im Rahmen von Pflege und Nachkontrolle erfolgen mehrmalige Pflegegänge, Reparaturen von Standsicherung- und Schutzmaßnahmen und ggf. den Ersatz von Pflanzausfällen. Die Pflegegänge umfassen: • bedarfsgerechtes Wässern der Bäume in der 1. VP (Vegetationsperiode), 2. und 3. VP • Rindenmulch erneuern in der 3. VP • Erziehungs- und Unterhaltungsschnitte in der 1., 2., 3., 5. und 7. VP • Rückbau von Standsicherungen und Schutzmaßnahmen einschließlich ihrer Entsorgung in der 7. VP • einschürige Mahd der Wiese ab September • Mahd streifenweise in zwei Teilabschnitten • Beräumung des Mahdgutes

Zeitpunkt der Durchführung der Maßnahme ☐ vor Baubeginn ☐ mit Baubeginn ☐ während der Bauzeit ☒ nach Fertigstellung des Bauvorhabens

Abnahme: Nach Fertigstellung der Maßnahme 1. Abnahme, nach Ende der 3. Vegetationsperiode Endabnahme ☐ vermieden ☐ vermindert ☐ Netzzusammenhang „Natura 2000" gesichert Eingriff ☐ Netzzusammenhang „Natura 2000" gesichert i. V. m. Maßnahmen-Nr. ☐ ausgleichbar ☐ nicht ausgleichbar ☒ ersetzbar ☐ nicht ersetzbar Flächensicherung

☐ Flächen der öffentlichen Hand jetziger und künftiger Eigentümer: Privat ☒ Flächen Dritter (Flächensicherung durch Gestattungsvertrag)

☐ vorübergehende Flächeninanspruchnahme künftiger Unterhaltungspflichtiger: ☐ Grunderwerb erforderlich PROKON Regenerative Energien ☐ Nutzungsbeschränkung Tuchmacherstraße 47 14482 Potsdam ☒ Bereitschaftserklärung wird eingeholt, schriftliche Bestätigung liegt vor ☒ Eintragung einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 2 Maßnahmenblatt M1

Kartenmaterial

Seelow

WEA 4

Libbenichen

Abb. 1: räumliche Lageeinordnung der Maßnahme M1 (roter Kreis), Grundlage: openstreetmap, ohne Maßstab

Abb. 2: Lage der Maßnahmenfläche in der Gemarkung Libbenichen, Flur 1, Flurstück 57/1 Grundlage: BRANDENBURGVIEWER, ohne Maßstab

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 3 Maßnahmenblatt M1

Abb. 3: Maßnahmenfläche im Detail

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 4 Maßnahmenblatt M1

Abb. 4: Blick auf das Grundstück von Norden, Blickrichtung Südwest

UVP-Bericht Windparkvorhaben „Friedersdorf“ 5 Windpark Friedersdorf Errichtung von einer WEA (WEA 4) im WEG Nr. 39 "Friedersdorf - West"

UVP-Bericht

Legende

500 m Radius WEA Planung Bauflächen Fundament

Kranstellfläche und Zuwegung

temporäre Bauflächen

Freifläche Code - Biotoptext 03320 - Spontanvegetation (Gräser)

07141 - Alleen, lückig (§)

0714103 - Alleen, überwiegend Jungbestände (§)

07142 - Baumreihen

09130 - Intensiväcker

12652 - Wege mit wasserdurchlässiger Befestigung

m ± 0 100 200

Karte 1: Bauflächen und Biotope

Auftraggeber Realisierung

Büro für Freilandbiologie und Regenerative Energien eG Umweltgutachten Kirchhoffstraße 3 Urbanstraße 67 25524 Itzehoe 10967 Berlin

Datum: Maßstab in A3: 1:4.000 Novemberi 2019 Kartengrundlage: ESRI DigitalGlobe (! (! Windpark Friedersdorf (! A! Errichtung von einer WEA (WEA 4) im (! WEG Nr. 39 "Friedersdorf - West"

(! (! UVP-Bericht

Legende

A! WEA in Betrieb A! WEA im Verfahren (! A! WEA Planung (GE 5.5-158, NH 161) (!(! 1.000 m Radius WEA Planung (! 3.000 m Radius WEA Planung (! Brutplätze 2015 (Pöyry 2016) )" Kranich - BP 2015 (! )" Rotmilan - Brutrevier 2016 *# Brutplätze (LfU 2016) (! *# Fss - Flussseeschwalbe (! )" )" )" )" *# ! *# Kch - Kranich A *# A! (! *# Ws - Weißstorch (! A! (! *# Ww - Wiesenweihe A! A! WEA 4 Schwerpunktgebiete (LfU 2016) A! Wiesenweihe - Brutgebiet A! Groß- und Greifvögel 2018 (Umweltplan 2018) (! Kolkrabe *# (! *# A! A! *# (!(! ! (! Mäusebussard ! A A! A (! Nebelkrähe A! A! (! Schwarzmilan *# (! Weißstorch (! A! ! ( A! *# A! A! *# A! ! )" A (! A! ! A m ± *# 0 250 500 1.000 *# *# Karte 2:Brutplätze 2015-2018

AuftAr!aggeber Realisierung A! # *# Büro für Freilandbiologie und * # Regenerative Energien eG Umweltgutachten *# * Kirchhoffstraße 3 Urbanstraße 67 *# 25524 Itzehoe 10967 Berlin ! ADatu!m: ! Maßstab in A3: 1:25.000 NoveAmbAeri 2019 Kartengrundlage: DTK25 (LGB 2018) *# A! A! A! A! A! A! Windpark Friedersdorf Errichtung von einer WEA (WEA 4) im WEG Nr. 39 "Friedersdorf - West"

UVP-Bericht

Legende

A! WEA in Betrieb A! WEA im Verfahren A! WEA Planung (GE 5.5-158, NH 161) 1.000 m Radius WEA Planung !@ Netzfangstandort dauerhaft genutzte Fledermauslebensräume Flugstraße

Jagdgebiet besonders schlaggefährdeter Arten

Waldrandbereiche als Jagdgebiete besonders

schlaggefährdeter Arten Quartiere $+ Großer Abendsegler, Wochenstuben-/Männchen- quartier mind. 16 Tiere $+ Großer Abendsegler, Wochenstuben-/Männchen- quartier mind. 12 Tiere $+ Großer Abendsegler, Wochenstuben-/Männchen- quartier Labornachweis viele Fledermaushaare TAK Schutzbereich (MLUL 2018a) WEA 4 200 m bzw. 1.000 m

m ± 0 500 1.000

Karte 3: Fledermäuse 2015 (Rosenau 2016)

Auftraggeber Realisierung

Büro für Freilandbiologie und Regenerative Energien eG Umweltgutachten Kirchhoffstraße 3 Urbanstraße 67 25524 Itzehoe 10967 Berlin

Datum: Maßstab in A3: 1:18.000 Novemberi 2019 Kartengrundlage: DTK25 (LGB 2018) A! A! A! A! A! A! A! ! A! A A! A! A! A! A! A! A! A! ! A! A! ! A A A! ! ! A A 2 2 Windpark Friedersdorf

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* Windpark Friedersdorf A ; J¯ Errichtung von einer WEA (WEA 4) im WEG Nr. 39 "Friedersdorf - West"

UVP-Bericht

Legende

A! WEA in Betrieb A! A! WEA im Verfahren A! WEA Planung (GE 5.5-158, NH 161) 3.000 m Radius WEA Planung Flächennutzung Acker

A* Gewässer n * A Grünland

Landwirtschaft

Siedlung

Wald * ausgewählte Denkmale A * A Kirche ! Komturei A! ; Rathaus A! * A! A n Schloss A! A! WEA 4 Blickachsen ! A Erholungsnutzung ! A Oderbruchbahn-Radweg A! A! A! Schloss- und Parkerlebnis-Tour ! A! A J¯ Motocrossstrecke A! A! Bewertung Erlebnisräume (MLUR 2000) ! A! eingeschränkte Erlebniswirksamkeit (landw. geprägt) A! mittlere Erlebniswirksamkeit (landw. geprägt) A! mittlere Erlebniswirksamkeit (waldgeprägt) A! A! A! ! m ! A ± A 0 500 1.000

Karte 5: Flächen- und Erholungsnutzung

A! Auftraggeber Realisierung A! Büro für Freilandbiologie und Regenerative Energien eG Umweltgutachten Kirchhoffstraße 3 Urbanstraße 67 ! 25524 Itzehoe 10967 Berlin A A!A! Datum: Maßstab in A3: 1:30.000 A! Novemberi 2019 Kartengrundlage: DTK25 (LGB 2018) A! A! A! A! A! Windpark Friedersdorf Errichtung von einer WEA (WEA 4) im WEG Nr. 39 "Friedersdorf - West"

UVP-Bericht

Legende

A! WEA in Betrieb A! WEA im Verfahren A! WEA Planung (GE 5.5-158, NH 161) 5.000 m Radius WEA Planung Schutzgebiete Landschaftsschutzgebiet (LSG)

Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet)

Naturschutzgebiet (NSG)

WEA 4

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Karte 6: Schutzgebiete im 5 km Radius

Auftraggeber Realisierung

Büro für Freilandbiologie und Regenerative Energien eG Umweltgutachten Kirchhoffstraße 3 Urbanstraße 67 25524 Itzehoe 10967 Berlin

Datum: Maßstab in A3: 1:40.000 Novemberi 2019 Kartengrundlage: DTK25 (LGB 2018)