Deine Ohren Werden Augen Machen
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Deine Ohren werden Augen machen. 23. Programmwoche 30. Mai – 5. Juni 2020 Samstag, 30. Mai 2020 09.04 – 09.35 Uhr FEATURE Die Dörnthaler Leinöl-Müllerin Von Matthias Körner Es ist wie ein Motiv von Caspar David Friedrich: Im erzgebirgischen Dörnthal, an der Silberstraße gelegen, klappert eine Fachwerk-Mühle am rauschenden Bach, mindestens seit 1650, wie eine Urkunde belegt. Von den damals 11 Mühlen ist sie die einzig übrig gebliebene, steht längst unter Denkmalschutz und ist dennoch kein Museum. Die Mühle klappert im Dreischichtsystem. 10 Tonnen Saat, das bedeutet 3.000 Liter Leinöl. Pro Tag! Christl Braun hat die Mühle von ihrem Vater übernommen. Als die Eltern 1984 früh starben, musste sie sich als junge Frau der Familientradition stellen und die Verantwortung für 10 Mitarbeiter übernehmen. Sie schaffte es und entwickelte eine Begeisterung für den Beruf, die ihr auch heute noch deutlich anzumerken ist. Sie konzentrierte sich auf die alte erzgebirgische Tradition der Herstellung von kalt gepresstem Leinöl für die regionale Spezialität Quark mit Leinöl. Getreu dem Motto: „Ißt Du´s mit dankbar frohem Mut, wird alles kranke sogar gut. Drum ochte drauf in deinem Haus, dass Quork un Leinöl geht nie aus!“ Regie: Andre Lüer Produktion: MDR 2020 - Ursendung - 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN weiter lesen – das LCB im rbb Zsófia Bán liest „Als nur die Tiere lebten“ Am Mikrofon Anne-Dore Krohn Zsófia Bán, aufgewachsen in Brasilien, lebte immer wieder in den USA. Ihr neuer Erzählungsband „Als nur die Tiere lebten“ enthält 15 meisterhafte Geschichten über Auswanderung und Entwurzelung, über einschneidende Vorgänge, die das Leben in ein Davor und eine Danach sortieren, kongenial übersetzt von Térezia Mora. Die 16. Folge unserer Lesebühne in Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin. Pfingstsonntag, 31. Mai 2020 09.04 – 09.30 Uhr GOTT UND DIE WELT Voll des Heiligen Geistes Von Verrückten und Mystikern Von Michael Reitz Flucht aus der unerträglichen Realität und zugleich Suche nach tieferen Einsichten – was aus dem klinischen Blickwinkel wie eine schwere Störung der Seele aussieht, ist nicht selten auch Ausdruck einer spirituellen Krise. Auf ihrer Sinnsuche durchlebten die Mystiker aller Religionen auch Phasen, die aus heutiger Sicht therapiebedürftig sind. Wer von uns wiederum als Irrer betrachtet wird, gilt in manchen Kulturen als besonders begabt, eine höhere Stufe des Bewusstseins zu erklimmen. Geisteskrankheit kann beides sein: Ausweg aus einer entzauberten Welt und Zutrittsmöglichkeit zu bisher verschlossenen Räumen. Die moderne Psychiatrie trägt dem Rechnung, indem sie die spirituelle Dimension der „verrückten“ Patienten in den Blick nimmt. Eine Suche nach den verborgenen Wahrheiten der verwirrten Geister zum christlichen Fest des Heiligen Geistes. 1 Deine Ohren werden Augen machen. 23. Programmwoche 30. Mai – 5. Juni 2020 14.04 – 15.00 Uhr HÖRSPIEL Lieber Nicolas Berggruen Von Ulrike Müller Gartenstraße 7, Berlin-Mitte - eine Adresse, die Begehrlichkeiten weckt. Denn das Altbaumietshaus steht mitten in einem der heißesten Gentrifizierungsgebiete der Hauptstadt. Die Mieter der Gartenstraße 7 haben einen Brief erhalten, in dem sich die Nicolas Berggruen Properties GmbH als ihr neuer Hausbesitzer vorstellt. Vier Mieter des Hauses und vier Schauspieler - als ihre geistigen Untermieter – spielen ein imaginäres Monopoly. Sieger ist, wer am Ende in der Gartenstraße 7 wohnen bleiben kann. Mit Martina Hesse, Franziska Kleinert, Andreas Klumpf, Alexander Schröder, Gerd Wameling Regie: Ulrike Müller Produktion: rbb 2016 Pfingstmontag, 1. Juni 2020 09.04 – 09.30 Uhr GOTT UND DIE WELT Freunde, Feinde, Weggefährten Wie uns unsere Geschwister prägen Von Elena Griepentrog Ob wir es wollen oder nicht: Die Beziehungen zu Geschwistern sind die längsten unseres Lebens. Wir lernen mit ihnen elementare Fähigkeiten wie Teilen, Streiten, Versöhnen und bedingungslose Solidarität. Manchmal auch Lieben. Vor unseren Schwestern und Brüdern können wir vor allem als Kinder kaum etwas verbergen. Im Erwachsenenalter lockern sich nicht selten die Verbindungen. Dann können manchmal unterdrückte Eifersucht oder Wut ungehemmt ausbrechen, die Geschwisterbeziehungen sich sogar regelrecht vergiften. Andere Geschwister dagegen sind sich als Erwachsene wahre Freunde oder engste Vertraute geworden. Doch ob man nun einen engen, losen oder gar keinen Kontakt hat – die Geschwister bleiben genauso wie Eltern die prägenden Menschen unseres Lebens. 14.04 – 15.00 Uhr FEATURE Zum 90. Geburtstag Die Frau in Schwarz Die Chansonnière Barbara Von Jean-Claude Kuner Barbara, eigentlich Monique Serf, hat mit ihrer schönen Stimme und eingängigen Melodien von der Liebe gesungen. Von Liebeskummer und Trennung. Von Einsamkeit und Verlust. Sie sprach in ihren poetischen Songtexten dabei immer auch von sich und ihrem Leben. Das machte sie zur Identifikationsfigur eines Millionenpublikums, das sie in Frankreich bis heute verehrt. Auch nach ihrem Tod 1997 werden ihre Lieder weiterhin gesungen. Sie inspiriert junge Künstler weltweit. Ihrer Lied-Poesie, ihrem ungewöhnlichen Altruismus und sozialen Engagement liegen jedoch zwei Traumata in der Kindheit zu Grunde, über die sie erst am Ende ihres Lebens ausführlich gesprochen hat: Ihr Leben im Versteck als jüdisches Kind während des zweiten Weltkriegs und die belastete Beziehung zu ihrem Vater, der sie als junges Mädchen sexuell missbrauchte. Regie: Jean-Claude Kuner Produktion: rbb 2020 - Ursendung - 2 Deine Ohren werden Augen machen. 23. Programmwoche 30. Mai – 5. Juni 2020 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Kraftwerk Fassbinder Zur Gegenwärtigkeit seines filmischen Werkes Eine Sendung von Ralph Eue Zwischen 1966 und 1982 drehte er mehr als 40 Filme und Fernseh-Serien und war Enfant Terrible und kreativer Motor des deutschen Autorenfilms. Mit seinen radikalen und subjektiven Arbeiten bezog er Stellung zu deutscher Geschichte und Gegenwart und erlangte damit Weltruhm. Auch in die Theatergeschichte der Bundesrepublik hat er sich eingeschrieben. Sein Einfluss ist auch über 30 Jahre nach seinem frühen Tod 1982 ungebrochen. Das zeigt eine umfassende Ausstellung aus Anlass seines 70. Geburtstags im Berliner Martin-Gropius-Bau. Ralph Eue unterzieht Fassbinders Filme einer aktuellen Revision. Dienstag, 2. Juni 2020 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Nadia Fatmi Eine Erfolgsgeschichte aus Marokko Die Marokkanerin Nadia Fatmi führt einen Betrieb, der Arganöl für den internationalen Markt herstellt. Entstanden ist die Firma aus einem Alphabetisierungskurs für Frauen in der Stadt Agadir. Die Schülerinnen schnupperten durch das Lesen und Schreiben Unabhängigkeit und wollten ihr eigenes Geld verdienen, und zwar mit Arganöl, das in ihrer Gegend immer schon produziert wurde. Heute betreiben sie eine erfolgreiche Firma. Aus ihrer Lehrerin wurde eine Betriebschefin. In dem Kulturtermin „Nadia Fatmi – eine Erfolgsgeschichte aus Marokko“ erzählt Tini von Poser von einem bemerkenswerten Projekt und den Frauen dahinter. Mittwoch, 3. Juni 2020 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Der Stimmenfänger Eine akustische Reise durch das Harald von Troschke-Archiv Von Carmen Gräf Er hatte sie alle vor seinem Mikrofon: von Ephraim Kishon bis Yehudi Menuhin, von Therese Giese bis Richard von Weizsäcker. Wer in der Nachkriegszeit Rang und Namen hatte, ließ sich vom Journalisten Harald von Troschke befragen. Er begegnete den prominenten Menschen neugierig, sehr gut informiert und immer mit Respekt. Sein umfangreiches Archiv ist seit ein paar Monaten öffentlich zugänglich. Eine wahre Fundgrube. 3 Deine Ohren werden Augen machen. 23. Programmwoche 30. Mai – 5. Juni 2020 22.04 – 23.00 Uhr FEATURE Zum 40. Todestag von Ernst Busch Der rote Orpheus Ernst Busch, Sänger und Schauspieler Von Renate Beckmann Ernst Busch war ein wandlungsfähiger Sänger. Man nannte ihn den „Barrikaden-Tauber“ und den „roten Orpheus“, wegen seiner politischen Bindung und wegen seiner Stimme. Er stammte aus einer Kieler Arbeiterfamilie, wo ihm seine Weltanschauung quasi in die Wiege gelegt wurde. Der junge Schauspieler und Sänger landete im aufregenden Berlin der 1920er Jahre bei Erwin Piscator und seinem politisch-engagierten Theater. Bald scharten sich Autorinnen und Autoren, Komponistinnen und Komponisten um ihn. Busch war an allen Brennpunkten dabei, sang auf den Massenversammlungen der Arbeiter und bei den Internationalen Brigaden im Spanienkrieg. Die Nationalsozialisten machten ihm wegen Vorbereitung zum Hochverrat den Prozess. In der Anklageschrift hieß es: „Hat durch Gesangsvorträge den Kommunismus in Europa verbreitet.“ Und auch später, von einem DDR-Funktionär wie Ulbricht, ließ sich Busch nicht dirigieren. Er war der personifizierte Widerstand gegen den Dogmatismus in der Kunst, den das Politbüro verordnet hatte. Es kam zum Eklat. Die Kulturbürokratie der DDR wollte ihn zum Schweigen bringen und verstaatlichte seinen Verlag Lied der Zeit. Regie: Angelika Perl Produktion: rbb 2000 Donnerstag, 4. Juni 2020 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN weiter lesen – das LCB im rbb Jakuta Alikavazovic liest „Das Fortschreiten der Nacht“ Am Mikrofon Natascha Freundel Ein Roman über eine asymmetrische Liebe in Zeiten zunehmender Angst, elegant aus dem Französischen übersetzt von Sabine Mehnert. Da ist Paul, Sohn eines Maurers aus der Pariser Banlieue, und da ist Amélia, die im Hotel lebt, das ihrer Familie gehört. Als Amélia plötzlich aus Paris verschwindet, bricht für Paul eine Welt zusammen. Erst Jahre später wird er erfahren, dass Amélia damals nach Sarajevo gegangen ist, um ihre Mutter zu suchen. Jakuta Alikavazovics