Adolf TEGTMEIER 23
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MARTIN BERKE DROSTE 101 BEMERKENSWERTE BIOGRAFIEN Martin Berke Die Ruhmeshalle des Ruhrgebiets Martin Berke wurde im Herzen des Reviers (etwas zur Milz hin versetzt) geboren. Eben dort, nämlich in Wanne-Eickel, entdeckte er in den folgenden Jahrzehnten, wie wundervoll das Ruhrgebiet ist. Nachdem er sich als Autor an solch abgelegenen Themen wie Thüringen und dem Vaterdasein versucht hat, kommt er nun zum Wesentlichen: dem Loblied auf die Helden seiner Heimat. Martin Berke Die Ruhmeshalle des Ruhrgebiets 101 bemerkenswerte Biografien Droste Verlag Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 Droste Verlag GmbH, Düsseldorf Umschlaggestaltung: Guido Klütsch, Köln Satz: Droste Verlag Illustrationen: Nina Fandler, Düsseldorf Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-7700-1597-9 www.drosteverlag.de Sollten in der Redaktion oder im Literatur- und Quellenverzeichnis Fehler unterlaufen sein, durch die Rechte Dritter verletzt werden, bitten wir, dies zu entschuldigen. Hinweise und Änderungen nehmen wir gern entgegen. KAPITEL 1: IDEALBILDER HoRST SCHIMANSKI 12 HELMUT RAHN 14 FRANK BUSEMANN 17 THEo GRoMBERG 20 HERBERT KNEBEL 21 BERNARD DIETz 22 ADoLF TEGTMEIER 23 KAPITEL 2: EINWANDERER TANA SCHANzARA 28 DoLLy BUSTER 29 WILLI LIPPENS 31 MooNDoG 33 ALFRED TETzLAFF 35 KAPITEL 3: AUSWANDERER JAMES BoND 40 MANFRED KRUG 42 MANUEL NEUER 44 CLAUDIA SCHIFFER 48 CLAIRE WALDoFF 49 DIETER KüRTEN 51 NENA 53 KAPITEL 4: WELTERKLÄRER PETER SCHoLL-LAToUR 56 UTA RANKE-HEINEMANN 58 THILo SARRAzIN 60 FRIEDRICH ARNoLD BRoCKHAUS 62 KARL BAEDEKER 64 KAPITEL 5: LUSTIG HELGE SCHNEIDER 68 INGo APPELT 70 6 INHALT ESTHER SCHWEINS 72 MAx RAABE 73 HAPE KERKELING 75 KAPITEL 6: ERNÄHRUNGSWESEN WoLFRAM SIEBECK 80 HENRIETTE DAVIDIS 82 FRANK RoSIN 84 oTTo DöNNINGHAUS 86 RAIMUND oSTENDoRP 87 KAPITEL 7: KUNST & LITERATUR MARTIN KIPPENBERGER 92 CoRNELIA FUNKE 95 JoSEF ALBERS 98 HANS-HENNING CLAER 99 ANToN STANKoWSKI 101 CHARLES WILP 102 KAPITEL 8: PERSONENVERBÄNDE DIE KRUPPS 106 DER SCHALKER KREISEL 108 BVB 110 SoDoM & KREAToR 112 KARL & THEo ALBRECHT 115 ANNETTE & INGA HUMPE 117 JoACHIM HERMANN LUGER & MARIE LUISE MARJAN 119 ToTo & HARRy 121 HERBERT & DIETRICH GRöNEMEyER 123 KAPITEL 9: FILMKÜNSTLER HEINz RüHMANN 128 CLAUDE-oLIVER RUDoLPH 129 INHALT 7 HERBERT REINECKER 132 HEINRICH BRELoER 135 SöNKE WoRTMANN 137 CHRISToPH SCHLINGENSIEF 138 KAPITEL 10: WISSENDE CARL HUMANN 142 HEINz KAMINSKI 144 CARL FRIEDRICH KoEPE 146 IDA NoDDACK-TACKE 149 WALTER HoHMANN 151 KoNRAD DUDEN 152 KAPITEL 11: POLITIK & KAPITAL ALFRED HERRHAUSEN 156 FRITz THySSEN 158 BERTHoLD BEITz 160 HUGo STINNES 163 WILHELM zAISSER 164 GUSTAV HEINEMANN 165 ADoLF SAUERLAND 167 KAPITEL 12: FORTBEWEGER ERICH WARSITz 172 KATJA SEIzINGER 173 WERNER MöLDERS 175 THEA RASCHE 177 CLÄRENoRE STINNES 179 ADoLF GALLAND 182 ANNEGRET RICHTER 184 KAPITEL 13: DAS DUNKLE KAPITEL BRIGITTE MoHNHAUPT 188 JüRGEN BARTSCH 190 8 INHALT JoACHIM KRoLL 192 HANS-JüRGEN RöSNER UND DIETER DEGoWSKI 194 DIE ESSENER HEITGER-BANDE 195 PETRAS DoMINAS 198 KAPITEL 14: SEITENWECHSLER RUDI CERNE 204 WIM THoEEEEELKE 205 MANFRED BURGSMüLLER 206 SASHA 208 KELLy TRUMP 209 JULIANE WERDING 211 KAPITEL 15: LEHRMEISTER oTTo REHHAGEL 214 PETER BURSCH 216 JüRGEN KLoPP 217 KARL ADAM 220 HERMANN GERLAND 221 KAPITEL 16: GEBROCHENE HELDEN LEoNARDo DICAPRIo 226 VERA BRüHNE 228 REINHARD LIBUDA 229 WILLI DAUME 231 JüRGEN HINGSEN 233 RUDI ASSAUER 235 HoRST SzyMANIAK 239 WILHELM CANARIS 241 KLAUS NoMI 243 QUELLEN 246 INHALT 9 HORST SCHIMANSKI HELMUT RAHN FRANK BUSEMANN THEO GROMBERG HERBERT KNEBEL BERNARD DIETZ ADOLF TEGTMEIER HORST SCHIMANSKI *9.10.1938 in Stettin Der Mensch-Scheiße-Mensch Aus dem schönen Pommern verschlug es den kleinen Horst ir- gendwie, wohl kriegsbedingt, nach Duisburg-Homberg, wo er vaterlos aufwuchs. Nach der Schulzeit musste Horst, wie sämtli- che Homberger Kinder, den Beruf des Schweißers erlernen. Doch anstatt sich fürderhin redlich zu nähren, geriet Horst auf die schiefe Bahn: Er trat einer Homberger Straßenbande bei und knackte sodann fortwährend Automaten und Autos. Aber zum Glück trat Kommissar Karl Königsberg auf den Plan: Dieser le- benskluge Beamte erkannte, dass der junge Straßenbandit Schimanski nicht durch und durch schlecht war – und schickte ihn auf die Polizeischule, wo Horst alsdann zu jenem Spitzen- polizisten ausgebildet wurde, der sich schließlich am 28. Juni 1981 einer breiteren öffentlichkeit präsentierte. An jenem Tag Horst wird zum nämlich strahlte die ARD im Rahmen ihrer Reihe Spitzenpolizisten „Tatort“ die Folge „Duisburg-Ruhrort“ aus, in wel- cher Kriminalhauptkommissar Schimanski die Mordsache Petschek/Celik aufklärte, und zwar erfolgreich. In der Folgezeit war Schimanski immer wieder auf dem Bild- schirm zu sehen und faszinierte alsbald die Nation, dieweil er ein – für die damalige zeit – durchaus merkwürdiger Kriminalhaupt- kommissar war. Warum? Nun: zunächst schrie Schimmi immer- zu „Mensch!“, öfter aber noch „Scheiße!“ Insbesondere, wenn er was auf die Mappe bekam. Und das bekam er oft. Ungefähr ge- nauso oft, wie er anderen auf die Mappe gab. überdies hatte Schimmi merkwürdige Dinge. Wie zum Beispiel einen Citroën. Und einen Assistenten namens Thanner. Und eine „Schimmi- Jacke“, genauer gesagt, eine amerikanische M-65-Feld jacke in 12 IDEALBILDER Schmadder-Beige, von der die Schulterklappen abgeschnitten waren. Dann hatte Schimmi noch einen untrüglichen Sinn für Gerechtigkeit, mächtige Muskeln, Macho-Allüren, Sex-Appeal sowie starke Gefühle jedweder Art: Wut, Frohsinn, Tränentrau- rigkeit. Vor allem aber hatte Schimanski ziemlich oft einen in der Birne. Kurzum: Er war „einer von uns“, der typische Ruhr- gebietler halt. zu diesem Eindruck trug auch die Kulisse bei: Duisburg bestand zur Gänze aus Abbruchhäusern, Müllbergen, Trüm- mern und Schutt, durchsetzt von rostzerfressenen zechentür- men und toxischen Altlasten aller Couleur. Darüber weste die gräuliche Giftwolke. Prompt protestierten alle: „Werft den Prügel-Kommissar aus dem Programm“, forderte die „NRz“. „Der Ruhrpott kocht: Sind wir alle Mörder oder Trinker?“, se- kundierte die „BamS“ (ließ die Frage jedoch offen). Auch die Stadt Duisburg selbst war not amused. Noch über 35 Jahre nach dem ersten öffentlichen Auftritt Schimanskis verweist sie auf das „verzerrte Stadt-Image“: Duisburg sei Über allem doch in Wahrheit ein „vielseitiger High-Tech- und west die gräuliche Dienstleistungsstandort“! Ts! Dabei ist es doch Giftwolke nur Fernsehen. Allerdings mega-erfolgreiches Fernsehen: Schimanski brachte es bis 1991 auf 29 „Tatort“-Folgen, zwei- mal ging er sogar ins Kino. 1997 machte Horst sich schließlich selbstständig, hernach ermittelte er in lockeren Abständen un- ter dem nahe liegenden Titel „Schimanski“. Wenn Fiktionen derart erfolgreich werden, muss sich die Wirklichkeit bemühen, mit ihnen Schritt zu halten. zunächst nahm sich das Qualitäts-Feuilleton des Schnauzträgers an. zum „letzten proletarischen Helden“ erklärte ihn die FAz, um alsdann in Schimmi noch das „Unbehagen der verwalteten Welt an sich selbst“ zu gewahren. Daraufhin sah sich auch die Stadt Duisburg genötigt, ihrem Findelkind endlich irgendwie SCHIMANSKI 13 zu huldigen. 2014 benannte man eine Straße nach ihm – viel- leicht nicht die allerrepräsentativste, aber immerhin: Mittler- weile kann man von der Dammstraße in die Horst-Schimanski- Gasse abbiegen mit der Konsequenz, dass man nach wenigen Metern, so man nicht rechtzeitig abbremst, in den Vinckekanal fällt. Bis vor kurzem konnte man noch hoffen, dann von Schim- mi höchstpersönlich („Scheiße! Mensch! Scheiße!“) aus dem Wasser gezogen zu werden. Doch seit dem 19. Juni 2016 weiß man, dass dieser wunderbare Ruhrgebietspolizist auf ewig ver- schwunden ist, wohin auch immer. HELMUT RAHN *16. August 1929 in Essen, †14. August 2003 in Essen Der Mann, der Deutschland reparierte „... und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Un- garn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schiiießt ... daneben, daneben! Knapp streicht der Ball am linken Pfosten vorbei, und so kommt es erneut zum Abstoß vom Tore der Ungarn ...“ Kaum vorstellbar, wie die Geschichte dann verlaufen wäre. Hätte sich Ungarns Extraklasse am Ende doch durchgesetzt? Vielleicht war Ferenc Puskás macht irgendwann das 2:3, die Welt dieses Tor gar größer als jener, freut sich mit dem ungarischen Wunderteam, und der es schoss wir, ja wir sind halt die Loser-Nation, was denn sonst? Aber tapfer gekämpft, immerhin. Doch zum Glück ging das Ding aus dem Hintergrund, wie wir alle wissen, unhaltbar für Gyula Grosics ins linke untere Eck. Die Folgen dieses Treffers sind zur Genüge dargelegt: Deutschland war wieder wer, näm- lich der Meister der Welt, unsere Wirtschaft wurde gleich noch 14 IDEALBILDER wundervoller, und ins Ausland reiste man wieder hocherhobe- nen Arm... – nein, Quatsch: Hauptes natürlich. Dieser Links- schuss, dieses 3:2, hatte mithin eine Bedeutung, der kaum ein anderes Tor der doch so reichen Fußballgeschichte gleich- kommt: Deutschland war repariert und, Kehrseite der Medail- le, das ungarische Regime beschädigt; nicht wenige sehen ei- nen zusammenhang zwischen der WM-Niederlage und dem Volksaufstand zwei Jahre später. Als der Schütze jenes über-Tores 2003 zu Grabe getragen wurde, hielt Pfarrer Bernhard Alshut in der St.-Elisabeth-Kir-