Thema Südamerika

Marco Alhelm Allgemeine Ergänzung zur Präsenz der heiligen Zahl Sieben in den altperuanischen Kulturen (besprochen in den Artikeln „Die Ruinenstätte von “ und „Die Ruinen von Tarahuasi“¹)

Die in obigen Artikeln bereits be- sprochene Zahl Sieben konnten wir mittlerweile in zwei weiteren altperua- nischen Monumenten sowie in altper- uanischer Ornamentik nachweisen. Beispiel I. Betrachten wir einmal das alte Stadtbild des Dörfchens Ollantaytam- bo (Abb. 1), gelegen zu Füßen der me- galithischen Ruinen gleichen Namens. Wir haben bei diesem präkolum- bischen Straßensystem eine Anord- nung von sieben Querstraßen und vier Längsstraßen (4 x 7 = 28 = Anzahl der Nischen in Tarahuasi). Diese Straßen umfassten einst exakt 21 = 3 x 7 Häu- serblöcke. Ferner weisen die dortigen vier großen Säle 7 Türen auf. [1] Beispiel II. Abb. 1: Blick von den Ruinen auf das Dorf . Nördlich der peruanischen An- denstadt , in etwa 3000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, befi n- det sich das kleine, in malerischer Ku- lisse oberhalb des Rio Lares gelegene Dorf Choquecancha. Auf dem Dorfplatz, gegenüber der Kirche, steht noch eine Mauer aus den Zeiten vor der spanischen Eroberung. Sie weist genau 14 (2 x 7) trapezför- mige Nischen auf. [2] Beispiel III. Die Zeichnung (Abb. 2) zeigt eine Ornamentik auf einer Vase aus der Inkazeit. Zu sehen ist ein Stufenmotiv sowie oberhalb dieser Stufen angeord- nete „Wellen“. Links und rechts des Stufenmotivs ragen zwei Monster- Abb. 2: Stufensymbol aus der Inkazeit. köpfe heraus. Die Symbolik soll den Herabstieg über die Stufen der ersten Kinder der Sonne repräsentieren. Bemerkenswert sind die Details. Es kommen 7 Wellen/Sonnenstrahlen vor, bei einer Stufenzahl von 4. Die Anzahl der Stufen multipliziert mit den Sonnenstrahlen ergibt 28! Eine eindeutige Parallele zu Tarahuasi und Abb. 3: Vasenmalerei aus Nasca. Inkaperiode.

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ein grimmig dreinblickender Dämon ziert (Abb. 6). Die unterhalb dieser merkwürdigen Gestalt platzierte Orna- mentik ist höchst interessant in Bezug auf die Zahl Sieben. Sind doch auch hier 7 kreisförmig angeordnete Wellenmuster abgebildet. Der äußere Kreis weist 14 (2 x 7) Stufenmotive auf. Es sind nicht 12, wie dies Ernst Fuhrmann vermutet [3]. Somit ist auch die Kalenderdeutung hin- fällig. Man kann nämlich sehr deutlich die Ansätze von zwei weiteren Stufendar- stellungen unterhalb des nicht näher zu deutenden Gerätes in den Händen des Dämonen erkennen. Anmerkungen Abb. 4: Zeichnung des Mondgottes Si. Chimu. ¹ siehe www.agrw-netz.de, Rubrik Reise- berichte. Choquecancha und somit ein weiterer Die Zentralfi gur ist der Mondgott Literatur Beleg für die Einbeziehung der Zahl Si. Von ihm gehen 28 (4 x 7) Strahlen [1] Jean-Pierre Protzen: Die Architektur der Sieben bei den alten Peruanern. aus, an deren Enden sich kleine Fisch- Inka. In: Das Inka-Reich. Entstehung chen befi nden, Symbole der Fruchtbar- Beispiel IV. und Untergang, Augsburg 1997 keit. Ferner beachte man die 7 bzw. 14, [2] Hans-Joachim Löwer: Wir sind noch Hier haben wir eine weitere Vasen- da Doppelkreise, seinen Rücken hinun- nicht gestorben. Inka-Maya-Azteken. malerei aus der Inkazeit vor uns (Abb. terlaufenden Kreissymbole (Abb. 4). Einst-Jetzt Reportagen. Nürnberg 1992 3). Gefunden wurde dieses Objekt im Beispiel VI. [3] Ernst Fuhrmann: II. Hagen i.W. Gebiet von Nasca, nahe der perua- und Darmstadt 1922. nischen Küste. Die Interpretation von Dieses Beispiel zeigt ein schwarzes Fachleuten besagt, dass hier der Regen Tongefäß (Abb. 5) aus der präinkaischen Bildnachweis von Kinderseelen hinaustransportiert Ruinenstätte im Norden Abb. 1 – Marco Alhelm, September 2004 wird (wohin eigentlich?). Perus nahe der modernen Stadt Trujillo. Abb. 2 - 4 – aus: Max Tepp: Die Sonnen- Uns interessiert nur die Anzahl der Auf diesem schön bearbeiteten Gefäß kinder im Inkareich. Berlin, Bielefeld, Figürchen: Sieben! sind exakt 7 andine Kreuze (Chacana) München 1955 dargestellt. Beispiel V. Abb. 5 – aus: Gerd Kutscher: Chimu – Eine altindianische Hochkultur. Berlin 1950 Als nächstes Exempel sei ein Motiv Beispiel VII. aus der Chimukultur vorgestellt, eine Als letztes Beispiel muss ein weiteres Abb. 6 – aus: Ernst Fuhrmann: Peru II. Hagen i. W. und Darmstadt 1922 präinkaische Kultur im Norden Perus. Tongefäß der Chimu herhalten, welches ̈

Abb. 5: Tongefäß aus Chan Chan. Abb. 6: Gefäß aus der Chimu-Epoche. 12 SYNESIS-Magazin Nr. 4/2009