Marco Alhelm Rätselhafte Ruinen in den peruanischen Anden Die Ruinen von Tarahuasi Die Ruinen von Tarahuasi (Abb. che nach verheerenden Katastrophen 1) liegen ungefähr auf halbem Wege nach Tampu Tocco¹ (?) zwischen Cuzco und Abancay, nahe geflüchtet sein sollen. Erwähnt hat des Ortes Limatambo, in 2650 Metern diese Geschichte der Chronist Fernan- Höhe. Zu sehen gibt es hier einen zum do de Montesinos im 17. Jahrhundert, Teil rekonstruierten Bau in typisch po- der viele seiner Angaben aus den Bü- lygonaler Inkabauweise. chern des Jesuitenpaters Blas Valera² Betrachtenswert ist hier unter an- bezog. Montesinos berichtet uns hier derem der so genannte Margaritenstein von sechzehn Halbgöttern, denen 46 (Abb. 2), ein besonders fein gearbei- Abb. 3: Der Palast oberhalb von teter Stein am rechten Aufgang. Das Cuzco Hauptgebäude hat einen rechteckigen Grundriss und ist aus perfekt ineinan- seiner Version begann der Schöpfergott der gefügten Steinen zusammengesetzt. Viracocha3 nach der Sintfl ut damit, die Freigelegt ist bisher nur der äußere Teil Menschen in Tiahuanaco zu erschaf- des Gebäudes, welches auch keinen Ein- fen. Es existieren in Südamerika noch gang hat, sondern nur 28 trapezförmige zahlreiche weitere Sintfl utgeschichten Nischen, welche an drei Außenmauern, dieser Art, die uns alle, ebenso wie die die eine ungefähre Höhe von 2,50 Me- Chroniken, weit in die Zeit zurück ver- tern haben, eingebaut sind. Solcherart weisen, ganz in der Tradition der global Nischen sind häufi g in der altperuani- Abb. 2: Mauer in Tarahuasi im polygonalen Stil anzutreffenden Sintfl utmythen. schen Architektur zu fi nden, wie etwa mit dem so genannten Margaritenstein Dass die Sintfl ut auch im andinen der der Sage nach von Manco Capac Raum bekannt war, kann daher als erbaute Colcampata Palast oberhalb Priesterkönige folgten. Diesen folgten sicher angenommen werden. Cuzcos (Abb. 3), wo identische Nischen dann 28 Könige. Weitere sagenhafte Regierungszeiten zu sehen sind, hier sieben an der Zahl. Entgegen den zumeist aufgeführten fi nden wir bei dem Chronisten Sarmien- dreizehn Inka-Herrschern, beginnend to de Gamboa, welcher von 1530 bis 1580 mit Manco Capac, führt Fernando de lebte. Er nennt zwar nur dreizehn Herr- Montesinos eine Liste mit 103 Herr- scher, weist diesen allerdings im Gesam- schern auf, unterteilt in vier Dynastien ten eine Regierungszeit von 968 Jahren zu je tausend Jahren, welche wiederum zu, den Ursprung dieser Dynastie legt er in Zeitalter, so genannte Pachacutecs, in das Jahr 565, beginnend mit Manco was so viel wie Zeitenwende oder Wel- Capac, welcher nach Gamboas Chrono- tenwende bedeutet, eingeteilt sind. logie hundert Jahre an der Macht war. Erster Herrscher war hier Pirua Pacari Nach allgemeiner Lehrmeinung aber ist Manco. Hier die Auflistung der vier der Ursprung des Inkareiches etwa in Abb. 1: Die Ruinen von Tarahuasi Zeitalter nach Montesinos: das Jahr 1200 zu datieren. Daher wird zumeist gar nicht erst auf diese Chrono- 1. Das Zeitalter der Piruas Innenräume sind in Tarahuasi bisher logien eingegangen, man spricht sie der 2. Das Zeitalter der Amautas Fantasie der Chronisten zu, stuft sie als keine auszumachen, hinter den Mauern 3. Die Tampu Tocco Dynastie liegt noch jede Menge Erde, die gedul- unglaubwürdig und unzuverlässig ein 4. Das Zeitalter der Inkas dig auf fl eißige Ausgräber wartet, sodass oder erwähnt diese erst gar nicht. Je- man noch nicht genau den Zweck des Ebenso sind, leider unvollständig, doch sind dies nicht die einzigen Chro- Baues bestimmen kann. Bisher geht die Regierungszeiten jedes einzelnen man davon aus, dass diese Anlage ein Herrschers angegeben, welche mitunter Wehrposten der Inkas war. Der Zweck enorm lang waren. Regierungszeiten der 28 Nischen ist bislang ebenso un- von hundert Jahren waren keine Sel- geklärt. Interessant ist, das hier, wie in tenheit. Montesinos erwähnt auch noch Colcampata, wieder einmal die heilige eine weitere Sage, wonach sechshundert Sieben in Stein verewigt wurde (sieben Jahre nach der Sintfl ut vier Ureltern aus Nischen in Colcampata und 4 x 7, also dem Süden mit einem Wandergefolge 28 Nischen in Tarahuasi). aus Familienbanden nach Cuzco ka- Mir kam in Tarahuasi die Legende men. Ebenfalls von einer Sintfl ut berich- Abb. 4: Blick auf Cuzco vom Colcampata Palast von den 28 Königen in den Sinn, wel- tet der Chronist Christobal de Molina. In aus

4 EFODON-SYNESIS Nr. 4/2005 Die Ruinen von Tarahuasi Akakor soll in Hieroglyphen abgefasst worden sein. Was uns an dieser Stelle interessiert, sind jedoch nur die Daten, welche die Chronik über die Inka enthält. Und nach diesen wurde das Inkareich im Jahre -2470 unter Viracacocha gegrün- det. Wie ich oben schon erwähnte, ist die Chronik von Akakor sehr umstrit- ten, der Vollständigkeit wegen aber dennoch hier erwähnt. Ein weiteres Zeugnis liefert uns der Chronist Salinas y Córdoba, der in seinen im Jahr 1630 erschienen Auf- zeichnungen ebenso von vier Zeitaltern Abb. 5: Eine der sieben Nischen in Colcampata nisten, welche solch großen Zeiträume und lange Abfolgen von Herrschern im alten nennen. Der Bilderchronist Felipe Huaman Poma de Ayala4 erzählt uns ebenso von vier Zeitaltern vor den Abb. 7: Illustration der vier Zeitalter von Huaman dreizehn mehr oder weniger historisch Poma de Ayala gesicherten Inkaherrschern und gibt uns auch noch hübsche Zeichnungen nur in Peru (Abb. 10), sondern auch in dazu (Abb. 6-9). Huaman nennt einen San Augustín, im Hochland Kolum- Gesamtzeitraum von 6870 Jahren bis biens (Abb. 11), als Felszeichnungen zum 11. Inka Huayna Capac. im Tassili Gebirge in Nordafrika sowie Da wäre das erste Zeitalter, in dem als riesige Bodenzeichnung in England die ersten Herrscher, die Vari Viracocha (Abb. 12), alle drei Figuren halten eben- Runa „Viracocha Männer des Landes“ so wie in Peru in jeder Hand einen Stab. 830 Jahre herrschten. Ihnen folgten die Auch wurde Baal (Abb. 13), Gott der Vari Runa „Bewohner des Landes“, eine Phönizier im alten Libanon, oftmals mit Rasse von Riesen, die sich 1312 Jahre zwei Stäben in den Händen dargestellt, vermehrten. Ihnen wiederum folgten genauso wie die altägyptische Gottheit die Purun Runa „Bewohner der Wüste“, Osiris (Abb. 14) und der Urmensch sie vermehrten sich 1132 Jahre lang. Auf (Urgott?) Gayomard im Iran (Abb. diese folgten dann die Auca Runa „Men- 15). Wurde hier ein- und derselbe Gott schen des Krieges“. Diese vermehrten Abb. 6: Illustration der vier Zeitalter von Huaman dargestellt und verehrt, in Peru, Kolum- sich stolze 2100 Jahre. Aus diesem Ge- Poma de Ayala bien, Nordafrika, Ägypten, Libanon, schlecht gingen dann die wahren Be- Iran und England? Hat Viracocha etwa gründer der Inkadynastie hervor (laut berichtet. Die Dauer der einzelnen Wanderungen zu anderen Kontinenten Huaman), namentlich Tocay Capac Zeitalter gibt er mit 1000, 500, 1000 unternommen, oder sollte ich besser und Pinay Capac. Hier beginnt nun das und 1100 Jahren an, also insgesamt sagen, dass er dorthin flog? Abwegig Zeitalter der Inka, welches 1496 Jahre 3600 Jahren, erst dann folgten die drei- scheint mir dieser Gedanke nicht, da umfasste, bis zum 11. Inka. zehn Inkaherrscher. Wahrlich weit auch eine Übersetzung des Namens Erwähnen möchte ich an dieser zurück reichen diese Zeitalter, zu weit, Viracocha „Windwesen“ lautet und eine Stelle auch noch die sehr umstrittene verglichen mit den offi ziellen Angaben andere „Gott, der im Donner und den Chronik von Akakor. Diese Chronik über das Alter der südamerikanischen Sturmwolken kommt“ (wer denkt da wurde dem deutschen Journalisten Kulturen. nicht gleich an den biblischen Jahwe, Karl Brugger in Jahre 1972 von Tatunca Doch archäologische Funde der letz- der ebenso in Donner und Rauch aus Nara, dem Häuptling der Ugha Mongu- ten Jahre rütteln an dem alten Bild der den Wolken herabkam?). Baal war ja lala, Dacca und der Haischaindianer im amerikanischen Geschichtsschreibung. auch als „Wolkenreiter“ bekannt und Amazonasgebiet, erzählt. Karl Brugger So wurde 190 Kilometer nördlich von Osiris ist der Sage nach auch weit her- veröffentlichte seine Aufzeichnungen Lima in der Region Norte Chico im umgekommen und in fremden Ländern dieser Gespräche dann 1976 in einem Jahr 2003 eine alte Scherbe mit einer als Lehrmeister tätig gewesen. Buch. Die Chronik erzählt die süda- Darstellung des „Stabgottes“, vielfach Doch diese Thematik soll nicht Ge- merikanische Geschichte von -13000 als der andine Schöpfergott Viracocha genstand dieses Artikels sein, sondern bis zum Jahr 1981, beginnend mit der gedeutet, gefunden. Das Gefäß wurde wird in einem späteren genauer unter Ankunft der Götter und endend mit ei- auf -2250 datiert und ist damit die die Lupe genommen. ner dritten großen Katastrophe im Jahr derzeit älteste Darstellung eines Gottes Ich möchte aber eine weitere (zu- 1981, die aber offensichtlich ausgeblie- in Amerika [16]. Darstellungen eines fällige?) Parallele zwischen der Alten ben ist. Das Original der Chronik von „Stabgottes“ fi nden sich übrigens nicht und Neuen Welt noch kurz aufgreifen,

EFODON-SYNESIS Nr. 4/2005 5 Die Ruinen von Tarahuasi Paul Herrmann äußerte sich fol- Welt“ aufweist. In diesem Punkt gibt gendermaßen in seinem Buch zu dieser es noch Einiges an Forschungsarbeit zu erstaunlichen Tatsache: leisten, um vernünftige Erklärungen „Das ist selbstverständlich kein Zufall für die zahlreichen Parallelen zu fi nden, und kein bloß sprachlicher Gleich- die von der Architektur bis hin zu den klang; man würde der Phantasie zu Überlieferungen reichen, die erstaunli- viel abverlangen, wollte man behaup- che Übereinstimmungen enthalten, wie ten, eigenartigerweise seien die Bam- z. B. die global vorkommende Erwäh- bara ohne äußere Beeinfl ussung von nung einer Sintfl ut. sich aus zu dieser Wortbildung gelangt. Ebenso in Nordperu gelegen ist Ca- Hier muss irgendein unbekannter ral, die bisher älteste Stadt in der „Neu- Kontakt mit der Welt der Südsee vor- en Welt“. Mitte 2001 wurde ihr Alter liegen“. mithilfe der Radiokarbondatierung Dem ist wohl nichts hinzuzufügen, von Wissenschaftlern des Chicago’s ich kann mich dieser Meinung nur an- Field Museums in den USA ermittelt schließen, dass diese auffällige Parallele [17]. Demnach entstand wahr- nicht einfach als Zufall abgetan werden scheinlich zwischen -2600 und -2000 kann. Weiteres Gewicht bekommt das (andere Forscher datieren Caral bis auf Ganze schließlich noch durch die Dar- -3000 [22]), ungefähr zur selben Zeit stellungen des Stabgottes beiderseits des als die alten Ägypter nach offizieller Atlantiks. Lehrmeinung ihre Pyramiden (Pyra- Kehren wir zurück nach Peru. Nahe miden gibt es natürlich auch in Peru) in dem Fundort der Scherbe mit der Dar- Abb. 8: Illustration der vier Zeitalter von Huaman die Landschaft setzten und andere alte Poma de Ayala stellung des Stabgottes liegen die Rui- Hochkulturen in der Blüte standen, wie die Sumerer oder die Industalkultur. die Paul Herrmann in seinem 1956 Ähnlich weit zurück reichen Radiokar- erschienenen Buch „Zeigt mir Adams bondatierungen aus den Ruinen der Testament“ veröffentlichte. In diesem Huaca de los Idolos in Nordperu. Die Buch schreibt er, dass der afrikanische Ergebnisse ergaben hier ein Alter von Stamm der Bambara, ebenso wie die -3970 +/- 145 Jahren [15]. Völker in Alt-Peru und auf einigen In- seln der Südsee, die Worte Koung-Tighi für „Herr, Chef, Direktor“ etc. benutzt. In Peru war Kon-Tiki ein Name für Viracocha, manchmal auch in Kombi- Abb. 10: „Stabgott” in Peru, Museo Larco Hoyle, nation mit Viracocha gebraucht, also Lima Kon-Tiki-Viracocha. Auf den Südsee- inseln war Kon-Tiki ein Ahnengott, der nen von Queneto im Virutal, welche in aus dem Osten kam (aus Peru?). ganz Peru aufgrund der Form, in der sie erbaut worden, einzigartig sind. Inner- halb von rechteckigen Feldern stehen hier Monolithe von enormer Größe so- wie große glatte Platten, die eine neben die andere gesetzt wurden. Das ganze Bauwerk erinnerte mich stark an den Obeliskentempel in Byblos (Jbail) im Libanon. Die Angaben über das Alter dieser megalithischen Stätte im nahen Osten gehen bis ins -4. Jahrhundert zurück, das Alter der Ruinen von Que- neto in Peru wird mit maximal -3800 Abb. 11: „Stabgott” in Kolumbien, Stele in San angegeben [21, 22]. Demnach wurden Augustín beide Anlagen in etwa zur gleichen Zeit erbaut, allerdings an einigen tausend Dass noch zahlreiche versunkene Kilometern voneinander entfernten Städte in Mittel- und Südamerika ihrer Orten. Hier muss die Frage erlaubt Wiederentdeckung harren, beweist auch sein, ob beide Anlagen unabhängig die Entdeckung zweier Inkastädte in voneinander entstanden, ohne gegen- den peruanischen Anden im Jahre 2002 seitige Beeinfl ussung, oder ob dieselben [18, 19] oder gar das Auffi nden einer Baumeister am Werke waren. Zudem ist gänzlich unbekannten 1600 Jahre alten Queneto nicht die einzige Ruinenstätte Kultur, wie dies 2003 in Nicaragua in Südamerika, die verblüffende Ähn- Abb. 9: Illustration der vier Zeitalter von Huaman geschah [20]. Man sieht also, dass man Poma de Ayala lichkeiten zu Bauwerken in der „Alten sich noch auf weitere archäologische

6 EFODON-SYNESIS Nr. 4/2005 Die Ruinen von Tarahuasi

Abb. 12: Bodenzeichnung des „Stabgottes“ in England

Überraschungen in Südamerika gefasst Dynastie, und die alten mesopotami- machen muss, und ich hoffe, dass eines schen Schriften berichten unter ande- Abb. 14: „Stabgott“ Osiris, Relief in Sakkara, Tages Entdeckungen gemacht werden, rem von zehn Königen, die vor der Sint- Ägypten die auch von offi zieller Seite die alten fl ut 456.000 Jahre regierten. Dagegen Kulturen Südamerikas endlich älter als wirken die altperuanischen Königslisten bisher angenommen anerkennen. doch recht bescheiden. Werkzeuges zur Bearbeitung der Steine Zurück nach Tarahuasi: Eine weitere interessante Sache in vor uns. Merkwürdig ist allerdings, Ich vermute, dass vielleicht Statuen Tarahuasi findet man an der schon dass dieser nicht beseitigt wurde. Aus- oder gar Mumien (im alten Peru Mal- oben beschriebenen Mauer, in der sich zuschließen ist natürlich auch nicht, quis genannt) der von Montesinos er- die 28 Nischen befinden. Geht man dass irgendwer in neuerer Zeit sich an wähnten legendären 28 Könige einst links um das Hauptgebäude, kann diesen Ruinen zu schaffen gemacht hat, in den 28 Nischen des Gebäudes in man am oberen Ende der Mauer einen es ist schließlich billiges Baumaterial. Tarahuasi standen. Die Anlage könnte Beispiele hierfür gibt es zuhauf, man zu diesem Zweck angelegt worden sein, muss sich nur im Dörfchen Ollanta um- die Chronisten stützen diese Annah- sehen, wo die Einheimischen auch ihre me. Wie etwa Garcilaso de la Vega, der Häuser mit Steinen aus den Ruinen von schrieb: aufgebaut haben, oder „Zu beiden Seiten des Sonnenbildnisses das kleine Dorf Tiahuanaco nahe den befanden sich als Söhne dieser Sonne Ruinen gleichen Namens in Bolivien, die Körper der toten Könige, nach dem wo ebenso die Steine aus den Ruinen für Alter geordnet, einbalsamiert (man den Häuserbau verwendet wurden. weiß nicht wie), dass sie wie lebendig In Tarahuasi konnte mir leider auch aussahen“. niemand weitere Informationen zu der Dadurch, dass eben nicht nur ein kreisförmigen Bearbeitungsspur sagen, Chronist von mehr als nur einer Inka- so bleibt nur die Vermutung, dass es sich dynastie spricht, denke ich, dass man um eine alte Spur handelt. Vielleicht diese überlieferten Chronologien nicht stößt man ja irgendwann auch bei ande- einfach ignorieren sollte. Die Ruinen ren Ruinen auf ähnliche Spuren, sodass von Tarahuasi mit den 28 Nischen sind man Genaueres dazu sagen kann. vielleicht ein weiteres Indiz für die Rich- Anmerkungen tigkeit dieser umstrittenen Angaben der ¹ Tampu Tocco, was übersetzt aus Chronisten. dem Quechua „Haus der Fenster“ Zudem findet man solche enorm bedeutet, fi ndet häufi g Erwähnung weit in die Vergangenheit reichenden Abb. 13: „Stabgott“ Baal, Stele aus Ugarit, 1300 in den zahlreichen Ursprungsmy- Königslisten nicht nur in Peru. Man v. Chr. then im alten Peru, insbesondere in denke nur an die Königslisten im alten der Gegend um Cuzco. Nach den Ägypten und im mesopotamischen Mythen gab es einen Berg namens Raum, wo ebenfalls Aufzeichnungen kreisrunden, wie mit dem Zirkel gezo- Tampu Tocco, welcher drei Fenster existieren, die gleichfalls unglaublich genen „Einschnitt“ betrachten (Abb. oder Höhlen enthielt. Aus dem mitt- lange Herscherlisten verzeichnen. Die 16), der durchgehend drei Steine streift. leren dieser drei Fenster, Capac Toco ägyptischen führen uns bis ins Jahr Vielleicht haben wir hier die Spur ei- genannt, was das „reiche Fenster“ -20970 zurück, in die so genannte Ptah nes von den Baumeistern verwendeten bedeutet, sollen die Urahnen der

EFODON-SYNESIS Nr. 4/2005 7 Die Ruinen von Tarahuasi „Gott, der im Donner und den Sturmwolken kommt“ „Erdmacher“ etc. Viele Forscher nehmen an, dass es sich bei den vielen Zeichnungen oder Reliefs von „Stabgöttern“ im alten Peru, wie etwa auf dem Sonnentor in Tiahuanaco im heutigen Bolivien, um Darstellungen des Gottes Vira- cocha handelt. 4 Der Chronist Felipe Huaman Poma Abb. 16: Alte Bearbeitungsspur an einer Mauer de Ayala wurde 1567 in Huamanga, in Tarahuasi? Abb. 15: „Stabgott“ Gayomard, Sasanidisches dem heutigen Ayacucho, in Peru Siegel, ca. 225 v. Chr, Iran geboren. Er verfasste einen fast 1200 [16] Ältestes amerikanisches Gottesbild Seiten umfassenden Brief an den gefunden, Artikel auf Spiegel Online, Inka, eine Gruppe von vier Brüdern damaligen König Philipp III., in 15.04.2003 und Schwestern, auf Geheiß Vira- welchem er über die Welt der Inka [17] Caral ist die älteste Siedlung der neu- cochas hin herausgekommen sein, berichtete. Titel des Berichtes war en Welt, Artikel auf Wissenschaft.de, um fruchtbares Land zu suchen, „Nueva Corónica y buen Gobierno“. 03.05.2001 was ihnen auch nach längerer Suche Der Bericht enthielt neben dem Text [18] Archäologen entdecken unbekannte gelang, als sie sich in dem Tal nieder- zusätzlich fast 400 Zeichnungen, die Inka-Stadt, Artikel auf Spiegel Online, ließen, wo sich heute die Stadt Cuzco das Alltagsleben und die Kultur der 07.06.2002 befindet, die von ihnen gegründet Inka sowie Rituale und Zeremonien [19] Riesige Inkastadt in Südperu entdeckt, worden sein soll. zeichnerisch darstellen. Huamans Artikel auf Science.orf.at, 2002 2 Brief war nahezu 400 Jahre verschol- [20] Archäologen entdecken versunke- Der gelehrte Jesuitenpater Blas Vale- ne Kultur, Artikel auf Spiegel Online, ra wurde 1538 oder 1539 in Chacha- len, bis er im Jahre 1908 in Kopenha- gen wiederentdeckt wurde. 19.05.2003 poyas, Peru, geboren und besuchte [21] Rafael Larco Hoyle Peru – Archae- eine Lateinschule des Jesuitenordens ologia Mundi, Genf 1966 in Trujillo im Norden Perus. [22] www.enigmasperu.org Er studierte die Sprachen der Einhei- Literatur [23] Thor Heyerdahl, Wege übers Meer- mischen, Quechua und Aymara, um [1] Bertrand Flornoy, Rätselhaftes Inka- Völkerwanderungen in der Frühzeit, Informationen über die Geschichte reich, 1956 1980 Perus von den Einheimischen zu [2] Garcilaso de la Vega, Wahrhaftige Kom- [24] Karl Brugger, Die Chronik von Aka- erlangen. Über seine erlangten In- mentare zum Reich der Inka, Lissabon kor, 1976 formationen verfasste er Berichte für 1609, Berlin 1983 den Jesuitenorden. Leider sind seine [3] Juha J. Hiltunen, Ancient Kings of Peru, wichtigsten Schriften verloren gegan- the Reliability of the Chronicle of Fern- Bildnachweis gen, sodass es schwer nachprüfbar ando de Montesinos, Helsinki 1999 Kopfgrafik entnommen aus „Gott muss ist was Fernando de Montesinos von [4] W. Alva/M. Longhena, Die Inka – Das Peruaner sein“, H. D. Disselhoff, 1956 ihm übernommen hat. In einem ano- große Volk der Anden, 1999 Abb. 01, 02, 14, Marco Alhelm, Oktober nymen Bericht mit dem Titel „De las [5] Gary Urton, Mythen der Inka, 2002 2003 costumbres antiguas de los naturales [6] Walter Krickeberg, Märchen der Azte- Abb. 03, 04, Marco Alhelm, Oktober de Peru“, herausgegeben 1879 von ken, Inkaperuaner, Maya und Muisca, 2004 Marcos Jiménez in den „Tres relaci- 1968 Abb. 05 entnommen aus: Karsten Rafael, ones de Antigüedades Peruanes“ ist [7] A. Métraux, Die Mythologie der Süd- Das altperuanische Inkareich und seine wahrscheinlich eine verkürzte Schrift amerikaner, Beitrag in: Pierre Grimal Kultur, Leipzig 1949 von Blas Valera mit eingegangen. (Hrsg.), Mythen der Völker, 1967 Abb. 06-09 entnommen aus: Gary Ur- 3 Viracocha war im alten Peru der [8] R. Linárez, Indianische Märchen aus ton, Mythen der Inka, 2002 oberste Schöpfergott und wurde Peru, 1981 Abb. 10 Marco Alhelm, September 2004 auch noch von den Inka neben ihrem [9] Kai Ferreira Schmidt Peru/Bolivien Abb. 11 entnommen aus: Prof. Dr. H. Inti, dem Sonnengott, verehrt. Die Reisehandbuch, Reise Know-How Ver- Trimborn, Das alte Amerika, 1959 Bedeutung des Namens Viracocha, lag, 4., aktualisierte Aufl age 9/2004 Abb. 12 entnommen aus: Gerd von Hass- der im Laufe der Zeit zahlreiche [10] S. Waisbard/M. Bruggmann, Die ler, Rätselhaftes Wissen, 1977 Wandlungen und Ergänzungen, wie Kultur der Inkas, 1980 Abb. 13 entnommen aus: Karl-Heinz etwa Kon Tiki Viracocha, erhalten [11] Heinrich Cunow, Geschichte und Kul- Bernhardt, Der alte Libanon, 1976 hat, ist nach wie vor nicht eindeutig tur des Inkareiches, Amsterdam 1937 Abb. 14 Marco Alhelm, April 2003 geklärt. Die geläufi gste Übersetzung [12] E. von Vestenbrugg, Eingriffe aus dem Abb. 15 entnommen aus: Prof. Dr. Burch- ist „Schaum oder Fett des Meeres“. Kosmos, 3. Aufl . 1977 ard Brentjes, Alte Siegelkunst des Vorde- Es gibt aber auch noch zahlreiche [13] Louis Delaporte, Die Babylonier, ren Orients, Leipzig 1983 weitere, wie etwa die Folgenden: Assyrer, Perser und Phöniker, Beitrag Abb. 16 Marco Alhelm, Oktober 2003 in: Die antiken Völker des Orients, „Gott des feuerfl üssigen Inhalts der Freiburg 1933 Erde“ Besuchen Sie uns auch im Netz unter [14] Erdogan Ercivan, Das Sternentor der „See der Winde, Windwesen“ www.agrw-online.de (Arbeitsgruppe Pyramiden, 3. Aufl . April 2000 Geheimnisse und Rätsel dieser Welt) „Der unsichtbare Gott“ [15] J. Q. Jacobs, Early Monumental Ar- „Meister und Schöpfer der Welt“ chitecture on the Peruvian Coast, 2000 „

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