Naturverträglicher Kanutourismus am – Erstellung einer wissenschaftlichen Studie zum naturverträglichen Kanutourismus am Glan von Glan-Münchweiler bis Odernheim

Gutachten Erstellt im Auftrag der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (Rheinland-Pfalz)

Landau, im Mai 2013

Wilko Heimann & Ralf Schulz Institut für Umweltwissenschaften Universität Koblenz-Landau Fortstraße 7 76829 Landau/Pfalz

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© Institut für Umweltwissenschaften. Zu zitieren als: Heimann, W. & Schulz, R. (2013). Naturverträglicher Kanutourismus am Glan – Erstellung einer wissenschaftlichen Studie zum naturverträglichen Kanutourismus am Glan von Glan-Münchweiler bis Odernheim. Gutachten für die Struktur- und Genehmigungs- direktion Süd, Institut für Umweltwissenschaften, Universität Koblenz-Landau, Landau, Deutschland

Planung: Ralf Schulz & Wilko Heimann Bearbeitung: Wilko Heimann, Colette Waitz, René Gergs Bericht: Wilko Heimann & Ralf Schulz Titelbilder: links Wilko Heimann; rechts Colette Waitz

Landau, Mai 2013

Inhaltsverzeichnis

1 Zusammenfassende Bewertung und Folgerungen 1 1.1 Generelles 1 1.2 Aufbau des Berichts 1 1.3 Konkrete Situation, deren Bewertung und Folgerungen 1

2 Einleitung 4

3 Untersuchungskonzept 6

4 Untersuchungsgebiet 8

5 Material und Methoden 9 5.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten 9 5.2 Identifikation von artenschutzrechtlichen Konfliktbereichen 10 5.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanu- verleihern 11 5.4 Befragung von Kanutouristen 11 5.5 Ableitung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungser- gebnissen des Wasserstandes, der Gewässerstruktur und der touristischen Infrastruktur 12 5.6 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus 12

6 Ergebnisse 13 6.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten 13 6.2 Identifikation von artenschutzrechtlichen Konfliktbereichen 18 6.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanu- verleihern 20 6.4 Befragung von Kanutouristen 24 6.5 Erforderliche touristische Infrastruktur für einen naturverträglichen Kanutourismus und derzeitige Ausprägung am Glan 25 6.6 Ableitung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungs- ergebnissen des Wasserstandes, der Gewässerstruktur und der touristischen Infrastruktur 30 6.7 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus 36

7 Erläuternde Diskussion zur Umsetzung einer naturverträglichen Form des Kanutourismus 38 7.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten 38 7.2 Bewertung artenschutzrechtlicher Konfliktbereiche 41 7.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanu- verleihern 43 7.4 Befragung von Kanutouristen 45 7.5 Gewässerregulierungen in anderen Fließgewässersystemen und die der- zeitige Ausprägung einer kanutouristischen Infrastruktur am Glan 46

7.6 Bewertung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungs- ergebnissen des Wasserstandes, der Gewässerstruktur und der touristischen Infrastruktur 47 7.7 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus 54

8 Literatur 56

9 Anhang 62

1 Zusammenfassende Bewertung und Folgerungen

1.1 Generelles

Aufgabe des vorliegenden Gutachtens war es, basierend auf Datenerhebungen zu bisher nur unzureichend bekannten Sachverhalten Konzepte zu entwickeln, die eine nachhaltige und naturverträgliche Form des Kanutourismus auf dem Glan ermöglichen. Dabei galt es auch zu überprüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen ein naturverträglicher Kanutourismus am Glan unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen wie z.B. den Vorgaben zur Zielerreichung der EU-WRRL derzeit und zukünftig zu realisieren ist. Die Entwicklung eines nachhaltigen und naturverträglichen Kanutourismus erfordert einen umfassenden Handlungsrahmen und die Absprache mit allen betroffenen Gemeinden, Betrieben und Behörden. Wichtig ist, dass diese Gruppen einbezogen werden und ihre Ideen und Anliegen vor der Umsetzung potentieller Maßnahmen darlegen können. Da sich die Ausgangsvoraussetzungen am Glan nach plangemäßer Fertigstellung der Freilanderhebungen (Sommer 2011), welche die empirische Grundlage für das vorliegende Gutachten bilden, aufgrund seitens der SGD Süd durchgeführter Gewässerentwicklungsmaßnahmen verändert haben, erfolgt im Rahmen dieses Gutachtens zunächst eine Einschätzung der Verhältnisse auf der Basis der bis Sommer 2011 vorliegenden und durch unsere Erhebungen vor Ort widergespiegelten Situation. Im Anschluss daran werden die im Nachgang zu unseren Freilanderhebungen durchgeführten gewässermorphologischen Maßnahmen beschrieben, die eine aktualisierte Bewertung der Umsetzbarkeit einer naturverträglichen Form des Kanutourismus am Glan erforderten.

1.2 Aufbau des Berichts

Die Einführung in die Thematik des naturverträglichen Kanutourismus erfolgt im Abschnitt 2 gefolgt von einer Vorstellung des Untersuchungskonzeptes (Abschnitt 3). Nach der Beschreibung des Untersuchungsgebietes (Abschnitt 4) und der Darstellung der verwendeten Materialien und Methoden (Abschnitt 5) werden die Untersuchungsergebnisse dargestellt und Maßnahmen vorgeschlagen (Abschnitt 6), welche im Abschnitt 7 ausführlich diskutiert werden.

1.3 Konkrete Situation, deren Bewertung und Folgerungen

Generell sind eine gut ausgebaute Infrastruktur und ein Leitsystem für die Kanutouristen beim naturverträglichen Kanutourismus von außerordentlich hoher Bedeutung (vgl. Abschnitt 6.5). Diese Entwicklung von besucherlenkenden Maßnahmen ist der erste Schritt zur Minimierung des Konfliktpotentials zwischen dem Kanutourismus und dem Naturschutz sowie Anwohnern, welcher im Abschnitt 6.6 und 7.6 beschrieben ist. Im Anschluss daran sollten die Lösungsvorschläge von den Beteiligten diskutiert und selektiert werden, um gegebenenfalls einen naturverträglichen Kanutourismus ohne inakzeptable Schädigung des Lebensraumes und vereinbar mit den Zielen der EU-WRRL umzusetzen. Eine unumgängliche Maßnahme zur Zielerreichung ist nach den Ergebnissen unserer Erhebungen bis zum Sommer 2012 die Erteilung eines ganzjährigen Befahrungsverbotes für den Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis . Dieses begründet sich aus dem hohen Anteil an Flachwasserzonen und den diversen schwer oder nicht überwindbaren Hindernissen in diesem Bereich (Abschnitt 6.1), den diversen Abbruchkanten, den hohen Dichten konfliktträchtiger Vogel- (Eisvogel- und Wasseramsel) und Libellenarten (Blauflügel-Prachtlibelle und potentiell der Asiatischen Keiljungfer, Grünen Keiljungfer,

- 1 - gemeinen Keiljungfer, Zangenlibelle und Grünen Flussjungfer) (Abschnitt 6.2), sowie den Schutzzielen des Naturschutzgebietes Steinalbmündung und des Landschaftsschutzgebiets von Glan-Münchweiler bis . Darüber hinaus wäre eine weitere wichtige Maßnahme, die zeitliche Befahrungsbeschränkung des Gewässerabschnittes von Lauterecken bis Odernheim von 9-17 Uhr während der gesamten Bootssaison von Mai bis September. Eine weitere erforderliche Maßnahme besteht in dem Schutz der hochsensiblen und aus gewässerökologischer und naturschutzfachlicher Sicht wichtigen Abbruchkante kurz vor durch das Anlegen einer Alternativroute und weiteren Maßnahmen zum Schutz vor einer unmittelbaren Vorbeifahrt an der Abbruchkante. Hier ist allerdings anzumerken, dass auch die hier vorgeschlagene Alternativroute sicher nur einen aus naturschutzfachlicher Sicht schwer zu begründenden Kompromiss darstellt. Darüber hinaus sollte zum Schutz der Flachwasserzonen des Gewässerabschnittes zwischen Lauterecken und Odernheim, die von den Larven verschiedener Libellenarten und Fischarten wie der Groppe, Barbe und dem Bachneunauge genutzt werden, eine Befahrung unterhalb eines Wasserstandes von 108 cm (bzw. 105 cm bei geringerer Bootszuladung) am Pegel Odenbach unterlassen werden. Schließlich sind weitere z.T. aufwändige flussbauliche Maßnahmen an diversen Gewässerabschnitten vorzunehmen, die das Risiko einer nachhaltigen Beeinträchtigung der Gewässersohle deutlich reduzieren können. Die Restwasserstrecken unmittelbar unterhalb der Wehre müssten zum Schutz der Flachwasserzonen umtragen werden. Zudem gilt ein Betretungsverbot des Gewässerufers außerhalb der gekennzeichneten Ein- und Ausstiegsstellen (beschriebene Maßnahmen in Abb. 6.6.2 zusammengefasst). Durch die Betretungsverbote der Ufer außerhalb der gekennzeichneten Ein- und Ausstiegsstellen, den Maßnahmen zum Schutz der Flachwasserzonen und dem Schutz der Abbruchkante Odenbach vor Bootsbefahrungen wird nach der Sachlage zum Zeitpunkt der damaligen Kartierungen Großteilen der artenschutzrechtlichen Konfliktpotentiale Rechnung getragen. Dieses gilt insbesondere für den Eisvogel, die Wasseramsel, die kieslaichenden Fischarten, die diversen Libellenarten und bedingt auch für die schützenswerte Würfelnatter. Es ist festzuhalten, dass die vorgeschlagenen oder in ähnlicher Weise wirksamen Maßnahmen z.T. mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden sind. Allerdings bietet die Aktion Blau Plus des Landes Rheinland-Pfalz sehr gute Möglichkeiten zur stark finanziell unterstützten Umsetzung solcher Maßnahmen. Über eine durchgeführte Befragung von Kanutouristen konnte zudem gezeigt werden, dass diese Maßnahmen eine ausreichende Akzeptanz besitzen würden. Durch die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen ließe sich das Konfliktpotential zwischen dem Naturschutz und dem Kanutourismus nach den Ergebnissen unserer bis zum Sommer 2012 durchgeführten Erhebungen erheblich reduzieren (Abschnitt 6.4). Die vorgeschlagenen flussbaulichen Maßnahmen zum Schutz der Flachwasserzonen und zum Schutz der Abbruchkante vor einer unmittelbaren Befahrung durch Kanutouristen sind nur mit einem relativ hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand zu realisieren. Die Entscheidung zur Umsetzung der Maßnahmen liegt bei den zuständigen Behörden. Selbst wenn alle vorgeschlagenen Maßnahmen so oder in ähnlicher Weise realisiert werden würden, wären jedoch gewisse Kompromisse in der Gewässerentwicklung hinzunehmen. Diese begründen sich z.B. aus der Notwendigkeit der dauerhaften Erhaltung einer ausreichenden Wassertiefe, die aufgrund der Flussdynamik regelmäßig zu überprüfen wäre und ggf. bauliche Anpassungen erforderlich machen könnte. Der Glan ist ein von Rheinland-Pfalz ausgewiesenes und mit den Gemeinden abgestimmtes Schwerpunktgewässer zur Zielerreichung der EU-WRRL. Dementsprechend scheint die Ableitung einer naturverträglichen Form des Kanutourismus, je nachdem wo und in welcher Form die flussbaulichen Maßnahmen durchgeführt wurden bzw. durchgeführt werden sollen, unterschiedlich gut mit den Zielen der EU-WRRL vereinbar. Als konkretes Beispiel zur

- 2 - Illustration dieses Umstandes seien hier die im Anschluss an die im Rahmen des vorliegenden Gutachtens durchgeführten eigenen Kartierungen vor Sommer 2012, von der Regionalstelle der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd durchgeführten Gewässerentwicklungsmaßnahmen zu nennen. Diese basieren auf einer Defizitanalyse zur Umsetzung der EU-WRRL am unteren Glan. Die durchgeführten Gewässerentwicklungsmaßnahmen machen eine aktualisierte Bewertung von einigen in diesem Gutachten gemachten und weiter oben dargestellten Sachverhalten erforderlich (vgl. Abschnitt 6.7; 7.7). Konkret handelt es sich um Maßnahmen zur Verbesserung der Sohl- und Uferstruktur, die in der gesamten frei fließenden Gewässerstrecke des unteren Glan im Zuständigkeitsbereich der SGD Süd bis zur Kreisgrenze von Odenbach zu Meisenheim realisiert wurden. Durch die seit Herbst 2012 umgesetzten bzw. weiter umgestalteten sechs Strömungslenker zwischen und Odenbach und die dadurch entstandene Seitenerosion mit den Sekundäreffekten einer Ansammlung von Totholz im Gewässer bzw. zahlreicher in bzw. über das Gewässer gefallener Uferbäume hat sich die Gewässermorphologie lokal stark verändert. Insbesondere die über das Gewässer gefallenen Uferbäume und die nun geringere Uferstabilisierung, machen unter den gegebenen Bedingungen eine Fortführung des Kanutourismus in diesem Gewässerabschnitt praktisch unmöglich. Von den neu geschaffenen Totholzstrukturen geht ein schwer kalkulierbares Risiko für den Kanuverkehr aus, weswegen aktuell von jeglichen Befahrungen in diesem Abschnitt Abstand genommen werden sollte. Wenn dieser Weg der Gewässerentwicklung weiter beschritten wird, ist die resultierende Situation vor Ort nicht mit einem Kanutourismus am Glan im Gewässerabschnitt zwischen Medard und Odenbach vereinbar. Vergleichbare Gewässerentwicklungsmaßnahmen, wie sie bisher im Zuständigkeitsbereich der SGD Süd zwischen Medard und Odenbach durchgeführt wurden, sind im ersten Bewirtschaftungszyklus der EU-WRRL (bis zum Jahr 2015) im Gewässerabschnitt des Zuständigkeitsbereiches der SGD Nord flussabwärts der Kreisgrenze zwischen Meisenheim und Odernheim nicht vorgesehen. Aufgrund dessen ist für den Gewässerabschnitt flussabwärts der Kreisgrenze Kusel grundsätzlich von einem deutlich geringeren Konfliktpotential zwischen Kanutourismus und Gewässerentwicklung auszugehen. Auch diese kanutouristische Nutzung setzt allerdings die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen zur Reduktion des Konfliktpotentials voraus, die sich allerdings bei weitem weniger aufwändig darstellen. Als Einstiegsstelle, welche den Bedürfnissen der Kanutouristen anzupassen ist, könnte der Rastplatz an der rechten Uferseite flussabwärts der Glanbrücke (L 382 Hauptstraße) genutzt werden. Die Einstiegsstelle liegt in der Ortsgemeinde Odenbach und somit im Zuständigkeitsbereich der SGD Süd. Sie ist aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur und der für Tagesausflüge ausreichend langen verbleibenden Befahrungsstrecke im flussabwärts gelegenen Abschnitt prädestiniert. Somit könnte eine naturverträgliche Form des Kanutourismus im unteren Flussabschnitt des Glans sichergestellt werden.

Das vorliegende Gutachten strebt eine Beschreibung der Situation vor Ort an, die wie aufgezeigt wird, in der jüngsten Vergangenheit einer sehr dynamischen Entwicklung unterlegen hat. Unter Nutzung der Möglichkeiten der Aktion Blau Plus erscheint in der Gesamtbetrachtung eine abschnittsweise kanutouristische Nutzung des Glans unter gewissen Voraussetzungen hinsichtlich der Aufklärungsarbeit, der Minimalwasserstände und konkreter wasserbaulicher Maßnahmen möglich. Die Entscheidungen zur Umsetzung empfohlener Maßnahmen bzw. der Unterlassung einer abschnittsweisen Glanbefahrung und auch die Frage, welchen Abschnitt dies betrifft, liegen selbstverständlich bei den zuständigen Entscheidungsträgern. Die Abwägung aller sonstigen diese Entscheidung determinierenden Einflussfaktoren geht weit über die Zielsetzung und Abgrenzung der Aufgabenstellung des vorliegenden Gutachtens hinaus.

- 3 - 2 Einleitung

Die Binnengewässer in Deutschland gewinnen zunehmend an Bedeutung für touristische Nutzungen und die Freizeitgestaltung (Haass 2011). In Deutschland etablierte sich der Wassertourismus erst seit Anfang der 90iger Jahre zu einem anerkannten Segment des Tourismus (Haass 2011). Das Entwicklungspotential ist hierbei in Deutschland ausgesprochen gut, da Deutschland das längste und ausgedehnteste Wasserstraßennetz Europas besitzt (Haass 2011). In Rheinland-Pfalz ergibt sich beispielsweise eine ganzjährig befahrbare Gewässerstrecke von 680 km (BKT 2005). Das gestiegene Interesse des Wassertourismus zeigte sich in den vergangenen Jahren auch am Beispiel des Kanutourismus am Glan zwischen Lauterecken und Odernheim. Diese Entwicklung verlief hierbei nach dem deutschlandweiten Trend eines gestiegenen Interesses am Kanutourismus, welches u.a. an einer Verdreifachung der gewerblich verleihenden Kanubetriebe von 1990 zu 1998 zu erkennen ist (Winkelmann & Wilken 1998). Derzeit gibt es in Deutschland etwa 1,3 Millionen Kanuten (BKT 2005). Die Zahl teilt sich auf in ein Drittel, die nur gelegentlich dem Kanufahren nachgehen und in zwei Drittel, die häufig Kanu fahren.

Potentiell problematisch ist hierbei, dass Kanutouristen aufgrund ihrer Naturverbundenheit vorwiegend naturnahe und durchgängige Gewässer ohne Verbauungen bevorzugen, wobei insbesondere diese naturnahen Gewässer und ihre Uferzonen Habitate diverser gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sind (Winkelmann & Wilken 1998). Hinzu kommt, dass nur noch 10 % der europäischen Flussläufe und weniger als 10 % der bundesdeutschen Gewässer als naturnahe Gebiete zu bezeichnen sind (Biedenkapp & Stührmann 2004; Gerlach 2006) und somit dringend vor Belastungen jeglicher Art zu schützen sind. Nach Zoepp (2005) liegt das Hauptproblem in der starken räumlichen und zeitlichen Konzentration der Kanutouristen sowie dem hohen Grad an Fahranfängern. Da zunehmend mehr sport- und freizeitorientierte Menschen auf immer knapper werdenden Flächen aufeinandertreffen sind intelligente und verbindliche Konzepte zur Reduktion des Konfliktpotentials erforderlich (Jägemann & Strojec 1996). Hierbei sind die Selbstbeschränkungsmaßnahmen beispielsweise an der Jagst, der Ammer und in der Eifel an schönen Wochenenden als gescheitert anzusehen (Jägemann & Strojec 1996), wodurch der Bedarf an verbindlichen Konzepten für den Glan deutlich wird.

Der Wassertourismus hat sich in den vergangenen Jahren auch zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt. Dieser Wirtschaftsfaktor wurde bereits intensiv in der Grundlagenuntersuchung von der Bundesvereinigung Kanutourismus (BKT 2005) dargestellt und betrifft insbesondere eine strukturschwache Region wie die des Glan. Hierbei ist der Wassertourismus regionalwirtschaftlich gesehen immer ein Gewinn für Kommunen und Regionen (Haass 2011). Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg- Vorpommern (2000) betragen die Ausgaben im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bei Kanutouristen pro Tag beispielsweise rund 24,80 Euro ohne Bootsmiete. Dieses entspricht Gesamtausgaben pro Jahr von rund 8,1 Mio. Euro.

Inwiefern der Kanutourismus, der auf die Natürlichkeit der Landschaft angewiesen ist, mit dem Schutz sensibler Bereiche am Glan in Rheinland-Pfalz in Einklang zu bringen ist, soll in diesem Bericht eingehend erörtert werden. Somit bedürfen die mit dem Kanutourismus verbundenen potentiellen Veränderungen am Glan einer eingehenden Untersuchung und einer Bewertung, ob eine nachhaltige, zukünftige kanutouristische Nutzung des Flusses ohne eine Gefährdung der Ziele der EU-WRRL möglich ist (European Union 2000). Hierbei gilt es, die vom AK Kanusport und Naturschutz NRW (1993) getroffene Einschätzung einer Unvereinbarkeit vom Massenbetrieb des Kanusports mit den Zielen des Naturschutzes am konkreten Beispiel des Glan zu überprüfen. Hierzu wurde von den am Glan liegenden

- 4 - Verbandsgemeinden Altenglan, Lauterecken, Meisenheim und ein Entwicklungskonzept für einen naturverträglichen Kanutourismus und eine Verbesserung der Erlebbarkeit des Glan von Altenglan bis Odernheim in Auftrag gegeben. Der Kerninhalt dieses Gutachtens (Dongus et al. 2010) war eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation, die das entstehende Konfliktpotential zwischen der Bootsnutzung und dem Naturschutz und verschiedenen Nutzergruppen betrachtete. Aufgrund des Fehlens eines Gesamtkonzeptes zur Besucherlenkung auf dem Glan wurde im Rahmen dieses Gutachtens ein Entwicklungskonzept für den Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odenheim erarbeitet bzw. die Umsetzbarkeit einer naturverträglichen Form des Kanutourismus bewertet. Um konkrete Maßnahmenvorschläge für einen naturverträglichen Kanutourismus zu erstellen, die den gesamten Flussverlauf des Glan von Glan-Münchweiler bis Odernheim betrachtet, waren weitere Untersuchungen notwendig, deren Ergebnisse in diesem Bericht zusammengefasst sind. Die Prüfung einer möglichen Nutzung des Glan durch Kanutouristen unter gleichzeitigem Erhalt einer intakten Natur und Landschaft und die Verbesserung des derzeitigen ökologischen Zustandes des Glan waren hierbei die obersten Ziele. In vergleichbaren Studien an anderen Flüssen konnte durchaus aufgezeigt werden, dass das Schadpotential dieser Tourismusform durch die Konzeption einer naturverträglichen touristischen Flussnutzung reduziert werden kann (z.B. Schulz 1997; Jüttner 2007). Das vorliegende Gutachten soll wissenschaftlich fundierte Informationen zur Situation am Glan liefern und vorhandene Wissenslücken schließen. Die entsprechenden Entscheidungen müssen von den zuständigen Behörden bzw. der Politik getroffen werden. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken, die uns mit den unterschiedlichsten Beiträgen in unseren Untersuchungen unterstützt haben und ohne deren Informationen und Hilfe diese Arbeit nicht in diesem Umfang hätte stattfinden können.

Ein besonderer Dank gilt der SGD Süd in Neustadt/Weinstraße sowie dem MULEWF für die Auftragserteilung und die gute Kooperation. Die Regionalstelle Kaiserslautern der SGD Süd hat neben der fachlichen Kooperation umfangreiche Informationen bereit gestellt, wofür wir ebenfalls sehr dankbar sind. Weiterer Dank gilt dem LUWG für die Bereitstellung von Umweltdaten, den kanuverleihenden Betrieben für die Kooperation und Auskunftsbereitschaft und den Ortsbürgermeistern für die Erlaubnis zur und Unterstützung bei der Durchführung der Untersuchungen.

- 5 - 3 Untersuchungskonzept

Unter Einbeziehung des vorliegenden Entwicklungskonzeptes zum naturverträglichen Kanutourismus am Glan (Dongus et al. 2010) wurden weitere Fragestellungen betrachtet, um die Umweltverträglichkeit des gestiegenen Tourismusaufkommens ausreichend bewerten zu können. Hierbei wurden anhand eigener Datenerhebungen und -auswertungen Empfehlungen erarbeitet, die eine nachhaltige und naturverträgliche kanutouristische Nutzung des Glan unter Beachtung der gesetzlichen Grundlagen sicherstellen könnten. Die Empfehlungen folgen dem Grundsatz, so viel zu reglementieren wie nötig und so wenig zu reglementieren wie möglich (vgl. Hübner 2004). Hierzu wurden folgende sechs Themenschwerpunkte bearbeitet:

1) Für einen naturverträglichen Kanutourismus ist ein ausreichend hoher Wasserstand von wesentlicher Bedeutung. Die Ergebnisse des vorliegenden Entwicklungskonzeptes (Dongus et al. 2010) deuteten wasserstandsbedingte Befahrungsschwierigkeiten einiger Glanabschnitte im Sommer an. Hierbei werden Wasserstände ab einer Wassertiefe von < 30 cm als potentiell kritisch angesehen. Da in dem Entwicklungskonzept (Dongus et al. 2010) keine Vermessung des Gewässers erfolgte, konnte kein Bezugspegel für die Pegelmessstelle Odenbach angegeben werden, bei dem eine Befahrung des Glan ohne Bodenkontakt möglich ist. Es erfolgt daher in der vorliegenden Studie eine Festlegung eines solchen geeigneten Pegelstandes. Hierauf basierend werden die für Kanutouren geeigneten Tage und die Überschneidung mit touristisch attraktiven Phasen anhand von langjährig Pegeldaten (letzten zehn Jahre) der Messstationen Eschenau (Fluss-km 33,8) und Odenbach (Fluss-km 14,5) ermittelt. Neben der Gewässervermessung dient ein angepasstes Hochwassermodell des Glan zur Ableitung eines für den Kanutourismus ausreichenden Wasserstandes. Mit Hilfe von ausgebrachten Pegelloggern konnten zudem mehrwöchige Pegelschwankungen an ausgewählten Stellen des Glan bewertet werden.

2) Die Bewertung von artenschutzrechtlichen Konfliktstellen des Glan erfolgt auf Basis des Entwicklungskonzeptes (Dongus et al. 2010) sowie über eigene Kartierungen durch eine Gewässerbefahrung, wobei überwiegend Vögel und Libellen sowie deren lebensnotwendige Habitatstrukturen betrachtet wurden. Darüber hinaus wurde auch das Vorkommen der Würfelnatter und das Auftreten schützenswerter Fischarten im Glan anhand von Literaturquellen bewertet und in der Gesamtbetrachtung der Schutzwürdigkeit und der Konfliktpotentiale mit dem Kanutourismus mit einbezogen.

3) Zur Ermittlung der Befahrungsintensität durch Kanutouristen (differenziert nach gewerblich/privat) wurde diese an acht Tagen im August 2011 an verschiedenen Standorten entlang des Glan aufgenommen. Darüber hinaus erfolgte eine Bewertung der beobachteten Verhaltensweise von Kanutouristen hinsichtlich ihrer Naturverträglichkeit. Zur Betrachtung der ganzjährigen Befahrungsintensität wurden Daten von Kanuverleihern für die Jahre 2010 und 2011 ausgewertet, um daraus eine Gesamtbewertung vorzunehmen.

4) Über eine Befragung von Kanutouristen an ausgewählten Abschnitten des Glan an acht Tagen im August 2011 konnten die Erwartungen seitens der Touristen an eine Flussbefahrung quantitativ bewertet werden. Neben den Erwartungen und dem Verhalten der Kanutouristen, wurde auch das Verständnis für naturschutzbedingte Befahrungsbeschränkungen ermittelt. Hierdurch kann die Akzeptanz solcher Vorgaben bereits vor der Umsetzung analysiert werden, wodurch sich die Erfolgsaussichten für einen nachhaltigen Kanutourismus am Glan deutlich erhöhen würden. Durch eine nach Nutzergruppen differenzierte Aufnahme (gemietetes Boot, Vereinsboot, Privatboot) konnten zudem Unterschiede in der Erwartungshaltung und dem Verständnis für Befahrungsbeschränkungen analysiert werden.

- 6 -

5) Anhand einer Flusskartierung im August 2011 erfolgt eine eingehende Analyse der kanutouristischen Infrastruktur. Anhand der Auswertung erfolgt eine Entwicklung von Besucher lenkenden Maßnahmen zur Minimierung des durch Kanutourismus verursachten Konfliktpotentials.

6) Anhand einer photographischen Dokumentation des aktuellen Gewässerzustandes Anfang 2013 erfolgte eine aktualisierte Bewertung, inwiefern die vorwiegend im Herbst 2012 von der Struktur- und Genehmigungsdirektion zur Zielerreichung der EU-WRRL durchgeführten Gewässerentwicklungsmaßnahmen das Konfliktpotential zwischen dem Kanutourismus und dem Naturschutz beeinflussen. Daraus ergibt sich die Gesamtbewertung einer naturverträglichen Form des Kanutourismus am Glan.

Aufbauend auf der Bearbeitung der sechs Themenschwerpunkte sollen insbesondere folgende Fragen in Rahmen der Studie beantwortet werden:

- Sollen zeitliche und örtliche Befahrungsbeschränkungen in Abschnitten oder des gesamten Untersuchungsabschnittes des Glan erfolgen? - Auf welchem Weg können Verhaltensregeln insbesondere durch die gewerblichen Betriebe des Kanuverleihs an Touristen erfolgen? - Welche Besucher lenkenden Maßnahmen sind am Glan sinnvoll und durchführbar (Hinweisschilder, Ein- und Ausstiegsstellen, Rastplätze, Wehrumgehung usw.)? - Inwiefern ermöglichen die im Herbst 2012 durchgeführten und zukünftig geplanten Gewässerentwicklungsmaßnahmen am Glan grundsätzlich einen Kanutourismus? - Sind die aus der Befragung von Kanutouristen herausgestellten Ansprüche mit einem naturverträglichen Kanutourismus vereinbar?

- 7 - 4 Untersuchungsgebiet

Der 90 km lange Glan entspringt in der saarpfälzischen Stadt und mündet bei Odernheim/ in der Nähe von Bad Sobernheim in die , wobei der Fluss ca. 350 Höhenmeter überwindet. Das Untersuchungsgebiet mit einer Flussstrecke von 54 km erstreckt sich von Glan-Münchweiler (Fluss-km 56,4) bis Odernheim (Fluss-km 2,4). Auf dieser Strecke durchfließt der Glan im Untersuchungsgebiet die Ortschaften , , Godelhausen, , , Mühlbach, Altenglan, Patersbach, , , Ulmet, , Eschenau, Gumbsweiler, St. Julian, Glanbrücken, Offenbach-Hundheim, , Lauterecken, Medard, Odenbach, Meisenheim und (vgl. Abb. 4.1).

Abb.4.1: Der Flussverlauf des Glan (Kartenursprung: Wikipedia; relevante Orte hinzugefügt).

- 8 - 5 Material und Methoden

5.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten

Die im Entwicklungskonzept (Dongus et al. 2010) identifizierten und anhand eigener Vorkartierungen ermittelten höheren Anteilen an Flachwasserzonen im Gewässerabschnitt von Erdesbach bis Lauterecken, die eine naturschonende Befahrung in den Sommermonaten unmöglich macht, rechtfertigten eine abweichende Untersuchungsmethodik zur Kartierung von Flachwasserzonen für den Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Lauterecken gegenüber dem Abschnitt von Lauterecken bis Odernheim. Für den Abschnitt zwischen Glan- Münchweiler bis Lauterecken erfolgte am 22.8.2011 eine Gewässervermessung mit zwei 4er- Kanadier (Pegel Odenbach 110 cm; Eschenau 42 cm), wobei alle Flachwasserzonen mittels eines GPS Gerätes kartiert wurden, deren tiefste Stelle im Gewässerquerschnitt geringer als 30 cm war. Hierzu wurde an jedem Kanu am Bug ein Holzbrett mit einer höhenverstellbaren Pegelstange fixiert. Ein Umkippen der Pegelstange signalisierte einen Bodenkontakt, wobei auch neben der Befahrungslinie offensichtliche Flachwasserbereiche aufgenommen wurden. Der Wasserstand während der Vermessung von 110 cm (Pegel Odenbach) entsprach einem typischen sommerlichen Wasserstand, welcher in den Monaten von Mai bis September der Jahre 2000 bis 2010 an 30 % der Tage sogar noch unterschritten wurde. Die Anteile an Flachwasserzonen konnten mittels einer in GIS erstellten Karte mit dem Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim verglichen werden (Anhang 5; Elektronischer Anhang 1). Zusätzlich wurden im gesamten Glanverlauf Hindernisse wie umgestürzte Bäume (unterteilt in „mühsam befahrbar“ oder „nicht befahrbar“) oder Wehre kartiert. In dem Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim wurden am 22.8.2011 alle Flachwasserbereiche aufgenommen, welche an mindestens einer Stelle im Gewässerquerschnitt eine Wassertiefe geringer 30 cm aufwies. Ausgenommen wurden hierbei die ufernahen Bereiche bis zu einem Abstand von 50 cm zur Uferlinie. Anhand dieser aufgenommenen Flachwasserbereiche (GPS Koordinaten) erfolgte an den Folgetagen vom 23. bis 25.8.2011 und am 10. bis 11.10.2011 die detaillierte Gewässervermessung über die Aufnahme von Querprofilen (bei unterschiedlichen Wasserständen). Hierbei wurden bei längeren Flussabschnitten mit Flachwasserbereichen mehrere Querprofile in einem Abstand von 10 m aufgenommen. Die Messung der Wassertiefe erfolgte im Gewässerquerschnitt in einem Abstand von jeweils einem Meter mittels eines skalierten Messstabes. Basierend auf diesen Ergebnissen erfolgte eine pegelstandsabhängige Empfehlung (Bezugspegel Odenbach) einer Gewässerbefahrung. Da die erstmalige Aufnahme von Gewässerquerschnitten für den Abschnitt zwischen Lauterecken bis Odernheim am 23. und 24.8.2011 erfolgten, wurden beide Vermessungstage auf einen Pegel Odenbach von 108 cm bezogen. Die Aufnahmen am 25.8.2011 entsprachen einem Pegel Odenbach von 123 cm und die Aufnahmen vom 10. Bis 11.10.2011 einem Pegel Odenbach von 111 cm. Da kein ausreichend lang anhaltender konstanter Wasserstand zwischen dem Bezugspegel Odenbach von 111 und 123 cm kartiert werden konnte, wurde eine Veränderung der Flachwassersituation für den Pegel Odenbach von 116 cm berechnet. Hierbei wurde für jeden Messwert des Querschnittes bei einem Bezugspegel Odenbach von 111 cm eine Wasserstandserhöhung um 5 cm veranschlagt. Zur besseren Bewertung wurden die Flachwasserzonen des Gewässerabschnittes Lauterecken bis Odernheim bei unterschiedlichen Wasserständen charakterisiert. Hierbei wurde das Querprofil mit Flachwasserbereichen ( 30 cm) bis auf den äußersten Meter des Flussufers bewertet und jeder Querschnitt einer der vier folgenden Kategorien zugeordnet: - Flachwasserbereiche liegen ausschließlich im Randbereich des Querprofils, sodass eine Gewässerbefahrung in der Mitte des Flussverlaufes (mindestens 4 m Breite) zu keiner Grundberührung führt

- 9 - - vereinzelte Flachwasserbereiche (max. 3 Messwerte) im Querschnitt, die nicht in den Randbereichen liegen - nur schmaler Korridor (mindestens 2 m Breite) im Gewässerquerschnitt ohne Grundberührung befahrbar, der nicht immer in der Mitte des Flussverlaufes liegt - im gesamten Gewässerquerschnitt Flachwasserbereiche vorhanden

Die langfristige Datenauswertung des Abflussregimes des Glan erfolgte für den Zeitraum der Jahre 1966 bis 2010 für die Messstationen Odenbach und Eschenau. Zudem konnte aus den Ergebnissen der Jahre 2001 bis 2010 Abschätzungen vorgenommen werden, an wie vielen Tagen im Jahr und in welcher Jahreszeit ein für den Kanuverkehr kritischer Wasserstand unterschritten wird. Da bauliche Maßnahmen an dem Glan, wie die am 22.10.2008 vollzogene Renaturierungsmaßnahme unterhalb der Pegelmessstelle Odenbach (mdl. Mitteilung Frau Hinrichs vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht in Rheinland- Pfalz) zu einer Veränderung des Wasserstandes führten, war eine langfristige Auswertung von Wasserständen (W) nicht sinnvoll. Aufgrund dessen erfolgte eine Auswertung der langfristigen hydrologischen Verhältnisse anhand des Abflusses (Q) und wurden über eine aktuell gültige W/Q- Beziehung auf heutige Wasserstände bezogen. Die hydrologische Modellierung diente dazu, die wasserstandsbedingt potentiell kritischen Gewässerabschnitte des Glan zu identifizieren und mit den Daten der Gewässervermessung zu vergleichen. Das Ursprungsmodell stammt aus dem TIMIS flood Projekt (Datenbereitstellung durch das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht in Rheinland- Tab. 5.1.1: Kategorien zur Bewertung der Pfalz). Das Modell basiert hierbei auf 396 Befahrbarkeit des Glan für das entwickelte Querschnitten die im Glanverlauf zwischen Odernheim GIS Modell basierend auf den Daten des und Glan-Münchweiler vermessen wurden, wobei die TIMIS flood Hochwassermodells. Querschnitte teilweise mehrere Hundert Meter   auseinander lagen. Das Modell basiert auf einem 0,1   MHQ Ereignis, welches einem Pegel Odenbach von   3   1,64 cm (12,595 m /s) und einem Pegel Eschenau von 3   97,5 cm (8,652 m /s) entspricht. Obwohl ein exakter   Bezug des 0,1 MHQ Ereignisses auf niedrige Wasserstände nicht möglich ist, wurden aus dem Modell die Pegelstände für jede Stelle des Glans gleichermaßen auf einen sommerlich charakteristischen Wasserstand bezogen (108 cm Pegel Odenbach). Zur Bewertung der wasserstandsbedingten Befahrungsschwierigkeiten wurden die in Tabelle 5.1.1 dargestellten Kategorien gebildet.

Die Auswertung von mehrwöchigen Wasserstandsschwankungen erfolgte über 9 vom 4. bis 28.8.2011 ausgebrachte Pegellogger (Firma Solinst, Modell 3001) zwischen Altenglan und Odernheim (15-minütiges Aufnahmeintervall). Darüber konnte das Ausmaß der Pegelstandsveränderungen an unterschiedlichen Standorten analysiert werden. Insbesondere die Wasserstände unmittelbar hinter den Wehrkonstruktionen (Restwasserstrecken) konnten hierüber detailliert betrachtet werden. Die Pegellogger wurden zur Auswertung über einen Barologger (Firma Solinst, Modell 3001) barometrisch kompensiert.

5.2 Identifikation von artenschutzrechtlichen Konfliktbereichen

Für die Bewertung der artenschutzrechtlichen Konfliktbereiche mit dem Kanutourismus fanden Kartierungen der schützenswerten Fauna (Vögel und Libellen) und wertvoller Strukturelemente vom 16.-17.8.2011 von Glan-Münchweiler bis Odernheim mittels einer Befahrung des Gewässers statt. Erweitert wurden die Kenntnisse durch Literaturauswertungen und die Integration von Expertenwissen zum Vorkommen der Würfelnatter und dem

- 10 - Auftreten schützenswerter Fischarten in dem Glan, welche die Grundlage für eine Gesamtbewertung des artenschutzrechtlichen Konfliktpotentials ergab. Hierbei galt es zum einen besonders schützenswerte Gewässerabschnitte zu identifizieren und gegebenenfalls für die übrigen Abschnitte Maßnahmen zur Reduktion des Konfliktpotentials zwischen Kanutourismus und schützenswerten Arten vorzuschlagen.

5.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanuverleihern

Zur Aufnahme der Befahrungsintensität erfolgte anhand eines Erfassungsbogens (Anhang 1) mit dem Datum, Uhrzeit, Standort der Aufnahme, Anzahl der Personen im Boot, der Bootstyp (Kajak, Kanadier oder Sonstiges) und der Bootsbesitz (gemietet, Privat- oder Vereinsboot oder nicht ersichtlich) aufgenommen wurden. Zusätzlich wurde erfasst, ob das Boot an der Aufnahmestelle vorbeigefahren war oder ob es sich um Fahrtbeginn oder -ende handelte. Außerdem wurden ggf. auffällige Verhaltensweisen der Kanutouristen dokumentiert (Schlangenlinie, gerammtes oder betretenes Ufer, tiefer Paddelstich und unangemessene Lautstärke). Die Aufnahme der Befahrungsintensität erfolgte an den Ein- und Ausstiegsstellen in Medard, Meisenheim, Rehborn und Odernheim an den Wochenenden der 33. und 34. Kalenderwoche, sowie in der 34. Kalenderwoche von Montag bis Donnerstag an den Standorten Medard und Rehborn. Über die Aufnahme der Befahrungsintensität an der Ausstiegsstelle Medard konnte auf einen Fahrtbeginn in Lauterecken geschlossen werden. Die Überprüfung der Befahrungsintensität in Wiesweiler wurde nach dem 20.08.2011 eingestellt, da keine Boote aufgenommen werden konnten.

Die aufgenommene Befahrungsintensität des Glan wurde zudem mit Daten von den Kanuverleihern für die Jahre 2010 und 2011 verglichen. Über eine Datenauswertung konnte die jahreszeitliche Variabilität der Befahrungsintensität ermittelt werden. Von Outdoor Live wurde ergänzend angegeben, dass die Daten zur Befahrungsintensität um 10-15 % zu hoch sein, da dieser Anteil an Fahrten ausgefallen sei, ohne in den Daten bereinigt zu sein, weswegen um 12,5 % niedrigere Befahrungsanzahlen angenommen wurden. Vom Kreis- Jugend-Ring konnte keine Angabe zur Befahrungsstrecke gemacht werden, weshalb zur Berechnung eine Befahrungsstrecke von Lauterecken bis Odernheim veranschlagt wurde. Zudem konnte vom Kreis-Jugend-Ring nicht zweifellos abgesichert werden, ob alle Befahrungen auch wirklich auf dem Glan stattgefunden haben, da hier nur der Bootsanhänger mit acht Booten vermietet wurde. Nach Auskunft des Vermieters ist die Nahe im Sommer größtenteils nicht befahrbar, sodass eine ausschließliche Befahrung des Glans veranschlagt wurde. Nach Auskunft des Vermieters wurden durchschnittlich 6 Boote pro Vermietungstag genutzt, weswegen die Berechnungen auf dieser Angabe basierten.

5.4 Befragung von Kanutouristen

Die Befragung der Wassersportler am Glan zur Charakterisierung der Kanutouristen erfolgte über einen für dieses Gutachten entwickelten Fragebogen (Anhang 2) an den Ein- und Ausstiegsstellen Medard, Meisenheim Rehborn und Odernheim an den Wochenenden der 33. und 34. Kalenderwoche sowie zusätzlich vom 22.-25.8 an den Standorten Medard und Rehborn. Es wurde pro Boot jeweils nur eine, mindestens 16 Jahre alte Person befragt.

- 11 - 5.5 Ableitung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungsergebnissen der Gewässerstruktur und touristischer Infrastruktur

Zur Erfassung der touristischen Infrastruktur und potentiellen Konfliktstellen des Glan wurde eine Befahrung von Glan-Münchweiler bis Odernheim vom 20-25.8.2011 vorgenommen und relevante Bereiche mittel eines GPS Gerätes aufgenommen und fotographisch dokumentiert. Auf Basis der erhobenen Daten wurde mit Hilfe des Geoinformationssytems (ArcGIS) eine Karte zur touristischen Infrastruktur (Anhang 6) und zur Besucherlenkung inkl. Maßnahmenvorschlägen zur Reduktion des Konfliktpotentials zwischen Kanutourismus, Naturschutz und sozialen Aspekten erstellt (Abb. 6.6.2). Alle Erhebungen der Wasserstände, Befragungen und sonstige Kartierungen vor Ort wurden vor September 2011 durchgeführt und abgeschlossen. Die danach im Herbst 2012 durchgeführten Gewässerentwicklungsmaßnahmen wurden auf der Basis von Anfang 2013 seitens der SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern zur Verfügung gestellten Bildmaterials berücksichtigt und führten in Teilen zu einer geänderten Situationseinschätzung und Bewertung.

5.6 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus

Die Bewertung der Vereinbarkeit aktuell im Herbst 2012 durchgeführter und zukünftiger Gewässerentwicklungsmaßnahmen mit dem Kanutourismus erfolgte basierend auf einer photographischen Dokumentation der Maßnahmen und anhand von Kartenmaterial zur Verortung der bereits umgesetzten Maßnahmen. Beides wurde von der Regionalstelle Kaiserslautern der SGD Süd zur Verfügung gestellt und wird im Abschnitt 6.7 ausführlich erläutert. Darüber hinaus wurden von der Regionalstelle Kaiserslautern Informationen zu zukünftig geplanten Gewässerentwicklungsmaßnahmen in den fließenden Gewässerabschnitten des Glans zur Verfügung gestellt, die sich aus der Defizitanalyse zur Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie ergeben. Nach Informationen der Regionalstelle Kaiserslautern liegt für den Gewässerabschnitt flussabwärts der Kreisgrenze Kusel (Zuständigkeitsbereich der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord) ebenfalls ein erster Maßnahmenplan zur Umsetzung der WRRL vor, der jedoch nicht im ersten Bewirtschaftungszyklus umgesetzt wird. Aufgrund dessen ist in diesem Bereich aktuell nicht von Gewässerentwicklungsmaßnahmen in den nächsten Jahren auszugehen, welches dementsprechend in der Gesamtbetrachtung berücksichtigt werden kann.

- 12 - 6 Ergebnisse

6.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten

Anhand der Kartierungsergebnisse konnten für den Gewässerabschnitt von Glan- Münchweiler bis Erdesbach (16,2 km Länge) 74 Stellen mit einer Wassertiefe < 30 cm an der tiefsten Stelle im Gewässerquerschnitt identifiziert werden. Somit führt eine Gewässerbefahrung durchschnittliche alle 219 m zu einer unausweichlichen Grundberührung des Bootsrumpfes (elektronischer Anhang 1; Tab. 6.1.1). Des Weiteren befanden sich in dem Gewässerabschnitt 15 mühsam und drei nicht befahrbare Hindernisse durch umgestürzte Bäume oder Treibholz (Abb. 6.1.1) sowie fünf Wehre (Tab. 6.1.1).

Tab. 6.1.1: Anzahl an Flachwasserzonen, Wehren und Hindernissen des Glan zwischen Glan-Münchweiler bis Odernheim bei einem Bezugspegel Odenbach von 110 cm.

                     

Abb. 6.1.1: Beispiele für unbefahrbare Gewässerabschnitte durch umgestürzte Bäume zwischen Glan- Münchweiler bis Erdesbach. Fotos: Colette Waitz.

In dem Gewässerabschnitt zwischen Erdesbach und Lauterecken (18 km Länge) sind bedeutend mehr Flachwasserzonen nachweisbar (Tab. 6.1.1). Somit befindet sich auf diesem Gewässerabschnitt alle 87 m eine Flachwasserzone, welche bei einem Tiefgang von < 30 cm zu einem unvermeidbaren Kontakt mit der Gewässersohle führt. Hierbei konzentrieren sich Großteile der Flachwasserzonen auf die Restwasserstrecken unmittelbar unterhalb der Wehre (vgl. Abb. 6.1.2), während in den Staubereichen vor den Bauwerken nahezu keine Flachwasserbereiche auftreten (elektronischen Anhang 1). Der Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim (20,1 km Länge) enthielt mit 56 Flachwasserbereichen die wenigsten wasserstandsbedingt kritischen Stellen. Auch in diesem Abschnitt befindet sich ein hoher Anteil der Flachwasserzonen unmittelbarer unterhalb der Wehre (elektronischer Anhang 1). Zudem gibt es in diesem Abschnitt fünf Wehre aber keine nicht- oder mühsam befahrbaren Hindernisse.

- 13 - Abb. 6.1.2: Flachwasserbereiche in den Restwasserstrecken unterhalb des Wehrs in Wiesweiler (links) und Gumbsweiler (rechts). Fotos: Wilko Heimann.

Anhand der Detailkartierung der wasserstandsabhängigen Flachwasserzonen des Gewässerabschnitts von Lauterecken bis Odernheim im Anhang 3 konnte der hohe Anteil an Flachwasserzonen unterhalb der Wehre bestätigt werden. Insgesamt wurden in diesem Gewässerabschnitt bei einem Bezugspegel Odenbach von 108 cm 152 Querprofile mit einer geringeren Wassertiefe von 30 cm an irgendeiner Stelle des Querschnittes (ausgenommen des ersten Meters zur Uferkante) festgestellt. Würden die Restwasserstrecken unterhalb von Wehren und die gewässerbaulichen Maßnahmen an der Abbruchkante in Odenbach von der Befahrung ausgenommen, reduzieren sich die potentiell kritischen Flachwasserzonen von 152 auf 91 (Tab. 6.1.2). Hierbei reduzieren sich insbesondere die Flachwasserbereiche mit einer unausweichlichen Grundberührung um über 50 % von 38 auf 18 Querprofile. Bei diesen 18 Querschnitten handelt es sich um wasserwirtschaftliche Bauwerke in Form von eingebrachten Störsteinen oder um die natürliche Gewässersohle. Während in 34 Querprofilen nur ein schmaler Korridor von mindestens 2 m Breite ohne Grundberührung befahren werden kann, ließe sich in 39 Querprofilen eine Grundberührung durch die Meidung von flachen Uferbereichen verhindern (Tab. 6.1.2).

Tab. 6.1.2: Die Flachwasserbereiche des Glan von Lauterecken bis Odernheim in Abhängigkeit verschiedener Wasserstände. Angeben sind die Anzahlen an Flachwasserbereichen ausgenommen den Abschnitten unmittelbar unterhalb der Wehre (Restwasserstrecken) und der Abbruchkante vor Odenbach, da eine Befahrung hier zukünftig unterlassen werden soll. Die Charakterisierung der Flachwasserbereiche erfolgte nach den im Abschnitt 4.1 genannten Kriterien. Die Situation der Flachwasserbereiche beim Bezugspegel Odenbach von 1,16 cm wurde berechnet, da wasserstandsbedingt keine Freilandmessung erfolgen konnte (vgl. Abschnitt 4.1).

                                                  

Anhand der Tabelle 6.1.2 und des Anhangs 3 ist eine deutliche Reduktion der Flachwasserbereiche bei einem Wasserstandsanstieg zu erkennen. Hierbei reduzieren sich die Querprofile mit Flachwasserzonen im gesamten Querschnitt und solche, bei denen nur ein schmaler Korridor ohne Grundberührung befahrbar ist, bereits bei einem Wasserstandsanstieg am Pegel Odenbach um 3 cm von 108 auf 111 cm. Durch den Wasserstandsanstieg um 3 cm treten zudem an sechs Querprofilen keine Flachwasserbereiche mehr auf. Durch einen weiteren Wasserstandsanstieg um 12 cm am Pegel Odenbach auf 123 cm reduzieren sich insbesondere die Querprofile mit Flachwasserbereichen im gesamten Querschnitt (auf zwei - 14 - Querprofile) und solche, bei denen nur ein schmaler Korridor befahrbar ist (auf 10 Querprofile) deutlich (Tab. 6.1.2). Gleichzeitig steigt der Anteil an Querprofilen, die keine Flachwasserbereiche mehr aufweisen mit 43 % deutlich an. Anhand des Anhangs 3 ist zu erkennen, dass sich der Anzahl an Flachwasserbereichen hinter den Wehren (insbesondere Rehborn und Meisenheim) und an der Abbruchkante vor Odenbach bei einem Wasserstandsanstieg am Pegel Odenbach nur geringfügig reduziert. Anhand einer langjährigen Auswertung von Pegeldaten für die Jahre 2001 bis 2010 konnte festgestellt werden, dass die in der Tabelle 6.1.2 dargestellten Bezugspegel für die Analyse der Flachwasserbereiche überwiegend in den Monaten Juni bis Oktober unterschritten wurden (Tabelle 6.1.3). Der Pegel Odenbach von 123 cm wurde in den Monaten von Juni bis Oktober an über 70 % der Tage unterschritten. Der Bezugspegel Odenbach von 111 cm wurde in den Monaten Juni bis Oktober hingegen durchschnittlich an 39 % der Tage unterschritten.

Tab. 6.1.3: Durchschnittliche Anzahl an Tagen pro Monat (Jahre 2001 bis 2010) an denen der jeweilige Wasserstand am Pegel Odenbach unterschritten wird. In Klammern ist der prozentuale Anteil an Monatstagen angegeben, an den der Wasserstand unterschritten wurde. Grün = Wasserstand an max. 10 Monatstagen unterschritten; Orange = zwischen 10 bis 20 Monatstagen unterschritten; Rot = an über 20 Monatstagen unterschritten (Datengrundlage: Messdaten vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht).

                                                                            

Anhand des Gewässermodells (basierend auf Daten des TIMIS flood Projektes) konnte in Einklang mit den Kartierungsergebnissen der Flachwasserzonen (vgl. Tab. 6.1.1) ein besonders hoher Anteil an Flachwasserzonen zwischen Erdesbach und Lauterecken (Bezugspegel Odenbach 108,8 cm) modelliert werden, die zu einer unausweichlichen Grundberührung des Bootsrumpfes führen würden (elektronischer Anhang 1). Die Modellergebnisse verdeutlichen zudem, dass die Flachwasserzonen in dem Gewässerabschnitt von Erdesbach bis Lauterecken häufig nicht nur unmittelbar unterhalb der Wehre, sondern auch weit von diesen entfernt auftreten. Die Modellergebnisse stützen zudem die Kartierungsergebnisse für die übrigen Gewässerabschnitte von Glan-Münchweiler bis Erdesbach und von Lauterecken bis Odernheim. Hierbei wird basierend auf den Modell- und Messergebnissen für den Abschnitt von Lauterecken bis Odernheim der geringste Anteil an Flachwasserzonen erkennbar, weswegen eine Gewässerbefahrung in diesem Abschnitt zu einer geringeren Beeinträchtigung der Gewässersohle führt. In dem Gewässerabschnitt von Wiesweiler bis Odernheim treten vereinzelt Abweichungen der Flachwasserkartierung von den Modellergebnissen auf (elektronischer Anhang 1). Hierbei werden in dem Modell vereinzelt wasserstandsbedingt kritische Bereiche ausgegeben, welche anhand von Kartierungsergebnissen nicht zu bestätigen waren (z.B. oberhalb und unterhalb der Abbruchkante bei Odenbach), oder genau anders herum (z.B. unmittelbar unterhalb von Odenbach).

Die Analyse der langfristigen Wasserstandsschwankung des Glan beinhaltet einen Zeithorizont von 45 Jahren (1966 bis 2010). Hierbei musste u.a. die bauliche Maßnahme am Pegel Odenbach im September 2008 beachtet werden, wie sie bereits in Dongus et al. (2010) beschrieben wurde, weswegen die Abflusswerte auf die heutigen W/Q Beziehungen umgerechnet wurden (vgl. Abb. 6.1.3).

- 15 - 400 2007 2008 2009 350 2010

300

250

200

PegelOdenbach [cm] 150

100

50 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 1.10 1.11 1.12 Datum Abb. 6.1.3: Wasserstandsänderung am Pegel Odenbach von 2007 bis 2010 anhand von Tagesmittelwerten. Der blaue Kreis markiert den durch die bauliche Veränderung am Pegel Odenbach verursachten Wasserstandsanstieg (Datengrundlage: Messdaten vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht).

Anhand der Abb. 6.1.4 ist zu erkennen, dass trotz eines deutlich abweichenden Querschnittes und absoluter Abflussmengen der Pegelmessstellen Odenbach und Eschenau, die relativen Änderungen des Abflusses nahezu identisch sind. Die Abflussmengen schwanken in Odenbach stärker als in Eschenau. Aufgrund der nahezu identischen relativen Abflussschwankungen erfolgt die Auswertung der langfristigen Abflussentwicklung ausschließlich anhand der Pegelmessstelle Odenbach.

80 Odenbach 2010 50 Eschenau 2010 45 70 40 /s] 3

/s] 60 3 35 50 30

40 25

20 30 Abfluss Eschenau [m EschenauAbfluss Abfluss Odenbach [m AbflussOdenbach 15 20 10 10 5

0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Monat

Abb. 6.1.4: Abflussschwankungen am Pegel Odenbach und Eschenau im Vergleich für das Jahr 2010 anhand von Tagesmittelwerten (Datengrundlage: Messdaten vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht).

Bei der Betrachtung der langfristigen Abflussentwicklungen der letzten 45 Jahre ist ein leichter Trend zu einer geringeren Abflussmenge am Pegel Odenbach zu erkennen (Abb. 6.1.5), welche jedoch statistisch nicht nachweisbar ist (lineare Regression; p = 0,640;

- 16 - r2 = 0,005). Diese Abnahme entspricht 0,778 m3/s in dem Betrachtungshorizont von 45 Jahren. Dies entspricht bei der heute zugrunde gelegten W/Q Beziehung einer Erniedrigung des Wasserstandes von beispielsweise 107,5 auf 100 cm. Steigung = -0,0177 18

16

14 /s 3 12

10

8

6

4 ø Abfluss m Odenbach Abfluss ø 2

0 1966 1971 1976 1981 1986 1990 1995 2000 2005 2010 Jahr Abb. 6.1.5: Abflussschwankungen von 1966 bis 2010 an der Pegelmessstelle Odenbach mit Angabe einer linearen Trendlinie anhand von Jahresmittelwerten (Datengrundlage: Messdaten vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht).

Monat veränderter Abfluss Tab. 6.1.4: Veränderung des Die jahreszeitlich differenzierte Januar 3.11 monatlich betrachteten Ab- Abflussentwicklung am Pegel Februar -1.02 flusses in m3/s an der Pegel- März 4.2 messstelle Odenbach vom Odenbach erfolgte ebenfalls anhand April -2.43 des Betrachtungszeitraumes von 1966 Mai -5 Jahr 1966 zum Jahr 2010 Juni -1.76 ermittelt aus Tagesmittel- bis 2010. Hierbei stiegen die Juli -1.64 werten. Abflussmengen in 45 Jahren in den August -2.01 September -2.75 Monaten Januar, März und November Oktober -0.76 deutlich an, während sie in den übrigen November 1.25 Monaten abgenommen haben (Tab. Dezember -0.61 6.1.4). Auffällig sind hierbei die Monate April, Mai, August und September die im Verlauf der 45 Jahre einen um über 2 m3/s niedrigeren Abfluss an der Pegelmessstelle Odenbach aufwiesen. Ein statistischer Zusammenhang zwischen der Zeit und dem der monatlichen Abflussmenge konnte jedoch nicht nachgewiesen werden (p- Wert zwischen 0,223 und 0,933).

Die mehrwöchige Überprüfung der Pegelschwankungen an neun Pegelloggern und den zwei vorhandenen Messstationen Eschenau und Odenbach ergaben eine standortbedingt hohe Variabilität der Pegelschwanken (Anhang 4). Anhand des Anhangs 4 ist zu erkennen, dass die Pegelschwankungen in der Restwasserstrecke des Wehrs in Gumbsweiler (1) deutlich geringer ausfallen als vor dem Wehr (Messstation Eschenau) und nach dem Rückfluss des Ausleitungswassers (Gumbsweiler 2). Bei niederschlagsbedingten Änderungen des Wasserstandes wie am 7.8.2011 als auch vom 12. bis 23.8.2011 sind jedoch an allen Pegelloggern deutliche Wasserstandsanstiege sichtbar. Darüber hinaus sind die absoluten Pegelschwankungen unabhängig der exakten Position flussabwärts von Lauterecken deutlich höher als vor dem Zufluss der (Anhang 4; vgl. Abb. 6.1.4).

- 17 - 6.2 Identifikation von artenschutzrechtlichen Konfliktbereichen

Bei der durchgeführten Kartierung konnten folgende Arten mit einem potentiell artenschutzrechtlichen Konfliktpotential zum Kanutourismus vor Ort kartiert werden: Wasseramsel (Cinclus cinclus), Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), Eisvogel (Alcedo atthis), Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Grünschenkel (Tringa nebularia) und Blauflügel- Prachtlibelle (Calopteryx virgo) (vgl. Abb. 6.2.1). Nach Aussage von Dongus et al. (2010) ist zudem mit einem Auftreten der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes) und der Grünen Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) zu rechnen. Die Asiatische Keiljungfer steht unter FFH- Schutz (Anhang IV) und in der Bundesdeutschen Roten Liste wird eine Gefährdung für diese Art angenommen, die Grüne Flussjungfer steht ebenfalls unter FFH-Schutz (Anhang II) und gilt laut der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet. Nach Auskunft der SGD Süd (Ref. 42) ist zudem mit einem Auftreten der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia), der gemeinen Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und der Zangenlibellen (Gattung Onychogomphus) zu rechnen. Alle drei Arten bzw. Gattungen sind auf der deutschen Roten Liste aufgeführt, die Gemeine und die Grüne Keiljungfer sind dort als „stark gefährdet“ eingestuft. Die Grüne Keiljungfer befindet sich zudem im Anhang II der FFH Richtlinie. Da die Larven der Arten im sandigen Gewässergrund vergraben leben (vgl. Dijkstra & Lewington 2006), sind solche Bereiche aus artenschutzrechtlichen Gründen möglichst vor einer mechanischen Schädigung der Gewässersohle zu schützen. Darüber hinaus ist auch mit einem Auftreten der Würfelnatter (Natrix tessellata) im unteren Glan zu rechnen, welche nach persönlicher Mitteilung (SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern, Herr Lorig) in den Jahren 2011 vereinzelt im Einflussbereich der Wehre nachgewiesen werden konnte. Hierbei konnten zwei Tiere (Adulttier und Jungtier) am Wehr Niedermühle bei Odernheim und ein Häutungsfund am Wehr Bannermühle bei Odernheim festgestellt werden. Die geringe Populationsdichte am Glan wurde mit der individuenarmen Population aus dem angrenzenden Naheabschnitt begründet, wobei eine temporäre Nutzung des Glan als Lebensraum angenommen werden kann. Nach Simon & Kiewitz (2011) beschränkt sich das autochthone deutsche Verbreitungsgebiet der Würfelnatter auf die Flusstäler der Nahe, Mosel und Lahn und damit ausschließlich auf Rheinland Pfalz, wobei sie mittlerweile auch am unteren Glan nachgewiesen werden konnte. Aufgrund des hohen Schutzstatus (Rote Liste Bundesrepublik Deutschland  vom aussterben bedroht; FFH-Richtlinie Anhang IV streng zu schützende Art) ist diese Art vor möglichen Störungen zu schützen. Darüber hinaus konnten diverse als Bruthabitate genutzte Abbruchkanten (überwiegend für den Eisvogel, vereinzelt für Uferschwalben (Riparia riparia)) aufgenommen werden. Brinkmann (1998) bestätigt, dass bei einer Bewertung des Schadpotentials der Freizeitnutzung an Fließgewässern nur aussagekräftige Tiergruppen bzw. Leitarten untersucht werden sollten. Als aussagekräftige Tiergruppen gelten hierbei solche, die eine möglichst flächendeckende Bewertung der Schutzwürdigkeit des Gebietes zulassen. Als Leitarten dienen insbesondere Arten mit einer engen Bindung an Fließgewässerlebensräumen (Schorr 1990).

Abb. 6.2.1: Wasseramsel Cinclus cinclus (links), Eisvogel Alcedo atthis (mitte), Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (rechts). - 18 - Die Kartierung zwischen Glan-Münchweiler und Odernheim ergab eine hohe Anzahl an Abbruchkanten (Anhang 5; elektronischer Anhang 2), welche größtenteils natürlich entstanden sind jedoch vereinzelt auch künstlich geschaffen wurden wie beispielsweise kurz vor Odenbach (Abb. 6.2.2 rechts). Zwar wird derzeitig nicht jeder Uferabbruch als Brutplatz für Vögel genutzt, jedoch rechtfertigen diese als potentielle Bruthabitate einen besonderen Schutz.

Abb. 6.2.2: Abbruchkante kurz vor Lauterecken (links) und kurz vor Odenbach (rechts). Fotos: Wilko Heimann.

Ein Großteil der Abbruchkanten befindet sich auf dem Flussabschnitt zwischen Glan-Münchweiler bis Lauterecken (14 Stück) (Anhang 5; elektronischer Anhang 2). Von den 14 Abbruchkanten werden neun als Bruthabitate genutzt, während fünf als potentielle Bruthabitate zur Verfügung stehen. Zwischen Lauterecken und Odernheim befindet sich nur eine Abbruchkante kurz vor Odenbach (Abb. 6.2.2 rechts). In dem Gewässerabschnitt zwischen Glan-Münchweiler bis Lauterecken konnte zudem ein über der Wasserfläche hängendes Nest einer Beutelmeise (Remiz pendulinus) kartiert werden (Abb. 6.2.3). Auf der den Abbruchkanten gegenüberliegenden Seite des Flusses entwickelten sich häufig Kiesbänke, welche einigen Fischarten als wertvolle Laichhabitate dienen Abb. 6.2.3: Über dem Wasser können (Abb. 6.2.2 links). Hierbei sind insbesondere die hängendes Beutelmeisennest zwischen Gimsbach und Godelhausen. Foto: schützenswerten Fischarten Barbe (Barbus barbus) und Wilko Heimann. Groppe (Cottus gobio) zu nennen, welche im Glantal vorkommen, sowie das Bachneunauge (Lampetra planeri), für das ein potentielles Vorkommen denkbar ist (Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland Pfalz 2000). Anhand von Elektrobefischungen an der rauen Rampe bei Medard in 2008 von der SGD Süd (Neustadt a.d. Weinstraße) konnte ebenfalls eine juvenile Barbe identifiziert werden. Weitere Fischarten in dieser Untersuchung waren Döbel (Leuciscus cephalus), Elritze (Phoxinus phoxinus), Gründling (Gobio gobio), Hasel (Leuciscus leuciscus), Nase (Chondrostoma nasus), Schmerle (Barbatula barbatula) und Schneider (Alburnoides bipunctatus). Die drei erwähnten Fischarten Barbe, Groppe und Bachneunauge befinden sich auf der Roten Liste von Rheinland-Pfalz und im FFH-Anhang II oder V. Diese Arten werden durch eine mechanische Belastung der Gewässersohle stark beeinträchtigt, was zu einer Zerstörung von Fischlaichplätzen und Fischlaich führen kann und den Ansprüchen des Artenschutzes somit nicht gerecht wird.

- 19 - Die Blauflügel-Prachtlibelle kommt in dem Gewässerabschnitt zwischen Glan-Münchweiler bis Lauterecken mit 16 Sichtungen (0,5 Sichtungen pro Fluss km) deutlich häufiger vor als in dem Abschnitt von Lauterecken bis Odenheim mit sechs Sichtungen (0,3 Sichtungen pro Fluss-km) (Tab. 6.2.1). Die Dichten an Wasseramseln (u-Test; p = 0,001; r = -0,205) und Eisvögeln (u-Test; p = 0,001; r = -0,142) sind zudem in dem Gewässerabschnitt von Glan- Münchweiler bis Lauterecken signifikant häufiger als in dem Abschnitt Lauterecken bis Odernheim (Tab. 6.2.1; Anhang 5). Hierbei konnten in 33,5 Fluss-km von Glan-Münchweiler bis Lauterecken 42 Eisvögel und 55 Wasseramseln festgestellt werden und in 20,1 km von Lauterecken bis Odernheim acht Eisvögel und sechs Wasseramseln. Zudem konnten ausschließlich in dem Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Lauterecken auch juvenile Tiere von Wasseramseln und Eisvögeln identifiziert werden.

Tab. 6.2.1 : Dichten kartierter Arten in zwei Gewässerabschnitten des Glan von Glan-Münchweiler bis Odernheim.

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6.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanu- verleihern

Bei der Aufnahme der Befahrungsintensität konnte festgestellt werden, dass der häufigste Bootstyp der „3er-Kanadier“ war (72,3 %) (Kanadier insgesamt 87,5 %) (Abb. 6.3.1). Der Anteil gemieteter Boote betrug 83,9 %, während der Anteil privater (9,7 %) und Vereinsboote (1,7 %) deutlich geringer war (Abb. 6.3.2). Die mittlere Personenzahl (arithmetisches Mittel) betrug hierbei 2,5 Personen pro Boot (Abb. 6.3.3). In seltenen Fällen waren auch Boote mit 5 Personen besetzt, größtenteils dann jedoch durch Familien mit Kindern. Generell konnten an den Wochenendtagen bedeutend mehr Boote gezählt werden als innerhalb der Woche (Abb. 6.3.4). Hierbei erfolgen tendenziell etwas mehr Befahrungen an Samstagen als an Sonntagen. An den vier Wochentagen (Montag den 22.8, keine Boote festgestellt) wurden an der Aufnahmestelle Medard und Rehborn ca. 14,6 % der Bootsbewegungen festgestellt, während es an den vier Wochenendtagen rund 85,4 % waren.

                  

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Abb. 6.3.1: Relative Häufigkeit der Bootstypen der Abb. 6.3.2: Relative Häufigkeit des Bootsbesitzes der bei der Befahrungsintensität aufgenommenen Boote. bei der Befahrungsintensität aufgenommenen Boote.

- 20 -               

               Abb. 6.3.3: Relative Häufigkeit der Personenanzahl Abb. 6.3.4: Relative Häufigkeit der aufgenommenen pro Boot bei der Befahrungsintensität Boote pro Aufnahmetag in Medard und Rehborn. aufgenommenen Boote.

Anhand der Abbildung 6.3.5 und 6.3.6 ist zu erkennen, dass sich die Anzahl am Wochenende startender und ankommender Boote in Abhängigkeit des Standortes signifikant unterschied (ANOVA). Dabei starten in Medard pro Tag signifikant mehr Boote als an allen anderen Orten (Abb. 6.3.5). Die meisten Boote beenden am Wochenende ihre Fahrt in Rehborn, gefolgt von Odernheim und vereinzelt in Meisenheim (Abb. 6.3.6).

Abb. 6.3.5: Anzahl startender Boote pro Tag am Abb. 6.3.6: Anzahl an Booten pro Tag mit Fahrtende Wochenende. Die Buchstaben stellen die am Wochenende. Die Buchstaben stellen die Signifikanzen nach den Tukey Post-hoc-Test dar und Signifikanzen nach den Tukey Post-hoc-Test dar und entsprechen dem Signifikanzniveau von p < 0,05. entsprechen dem Signifikanzniveau von p < 0,05.

Derzeitig befinden sich vier gewerbliche Kanuverleiher am Glan (HKM-Events aus Meisenheim, Outdoor Live aus Bad Kreuznach, Natur und Freizeit und Fun-Con-Action aus ) sowie ein kanuverleihender Verein in Bad Sobernheim (Kreis-Jugend-Ring). Anhand der Daten zur Befahrungsintensität von Kanuverleihern konnte eine deutlich höhere Befahrungsintensität an Samstagen gegenüber Sonntagen festgestellt werden. Durch Outdoor Live fanden beispielsweise am Samstag (2010 und 2011) rund 10 % mehr Bootsvermietungen statt als Sonntags, während bei Natur und Freizeit das Verhältnis noch deutlich größer ausfiel (in 2010 63 % und in 2011 56 % aller Bootsvermietungen an Samstagen). Dieser Zusammenhang konnte anhand eigener Aufnahmen im August 2011 nur am ersten Wochenende (20.-21.8.2011) festgestellt werden (vgl. Abb. 6.3.4). Die insgesamt geringeren Vermietungszahlen innerhalb der Woche gegenüber dem Wochenende konnten bei allen Kanuverleihern in unterschiedlichem Ausmaß mit Ausnahme des Kreis-Jugend-Rings, der zu Großteilen an Jugend- und Freizeitgruppen vermietet, festgestellt werden (Tab.6.3.1). Bei den Betrieben HKM-Events und Outdoor Live ist der Vermietungsanteil innerhalb der Woche mit 41-49 % an den Gesamtvermietungen deutlich höher als dieses aus den eigenen Aufnahmen

- 21 - zu erkennen war (Tab. 6.3.1; vgl. Abb. 6.3.4). Die Vermietungszahlen von Fun-Con-Action und Natur und Freizeit bestätigen hingegen die eigenen Ergebnisse deutlich höherer Bootsanzahlen am Wochenende (Tab. 6.3.1).

Tab. 6.3.1: Anteile der Bootsvermietungen an Werktagen/Wochenenden der Kanuverleiher am Glan.

                             

Anhand der ausgewerteten Daten ist eine deutliche jahreszeitliche Variabilität der Bootsvermietungen zu erkennen, welche jedoch in Abhängigkeit des verleihenden Betriebes leicht variiert (Tab. 6.3.2). Hierbei sind die Bootsvermietungen in den Monaten Juni, Juli und August am größten (Tab. 6.3.2). Bei dem Betrieb Natur und Freizeit sind die Vermietungszahlen in den Monaten Mai und September ebenfalls noch sehr hoch. Die Vermietungszahlen im April und Oktober sind hingegen bei allen Betrieben verschwindend gering. Somit ist trotz der starken Beeinflussung der Wetterverhältnisse eine jahreszeitliche Regelmäßigkeit des Verleihbetriebes erkennbar. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die eigene Datenaufnahme der Befahrungsintensität im August 2011 in dem Monat des höchsten Bootsverkehrs erfolgte.

Tab. 6.3.2: Jahreszeitliche Vermietungszahlen der Kanuverleiher am Glan der Jahre 2010 und 2011.

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Insgesamt wurden durch HKM-Events im Jahresdurchschnitt 2010 und 2011 rund 969 Boote, durch Outdoor Live 753, durch den Kreis-Jugend-Ring 273, durch Fun-Con-Action 220 und durch Natur und Freizeit 733 Boote vermietet, wodurch sich eine jahresdurchschnittliche Anzahl an Bootsvermietungen von 2948 Booten ergibt. Zuzüglich 11 % nicht gewerblich gemieteter Boote errechnet sich eine jährliche Gesamtanzahl an Bootsbefahrungen von ca. 3272. Ein Vergleich der eigens im August 2011 aufgenommenen Befahrungsintensität mit Ergebnissen von Kanuverleihern zeigt eine sehr gute Übereinstimmung (vgl. Tab. 6.3.3). Während die Abweichung zur Befahrungsintensität an den Messstationen Lauterecken, Medard und Odernheim sehr gering sind, sind sie an den Standorten Meisenheim und Rehborn etwas höher. Trotz alledem kann zumindest für die untersuchten Wochenenden eine Befahrung des Glan durch größere Gruppen mit Kanus von nicht erfassten, da weiter entfernt - 22 - angesiedelten, Kanuverleihern ausgeschlossen werden. Anhand der Ergebnisse der Tabelle 6.3.2 kann die Hauptfahrstrecke von Medard bis Rehborn anhand der Tabelle 6.3.3 bestätigt werden. Hierbei erfolgen die Befahrungen ab Lauterecken insbesondere durch die Betriebe HKM-Events und Fun-Con-Action, während die Fahrten in Odernheim überwiegend durch gemietete Boote von Outdoor Live beendet werden (Tab. 6.3.3). Insgesamt konnten anhand eigener Aufnahmen im August durchschnittlich 145 Boote pro Wochenende auf dem Glan am Standort Medard aufgenommen werden (Maximal 156 Boote).

Tab. 6.3.3: Der Vergleich der angegebenen Befahrungsintensität durch Kanuverleiher mit eigens aufgenommenen Daten zur Befahrungsintensität im August 2011 für verschiedene Glanabschnitte.

                                                     

Die im Entwicklungskonzept (Dongus et al. 2010) benannte Befahrung ab Gumbsweiler/St. Julian durch Fun-Con-Action und den Kreis-Jugend-Ring konnte anhand eigener Datenaufnahmen- und auswertungen nicht bestätigt werden. Nach Auskunft von Fun-Con- Action wurden die Befahrungen ab St. Julian der Untersuchungsjahre 2010 und 2011 aufgrund des niedrigen Wasserstandes unterlassen. Bei der Datenauswertung sind die von Outdoor Live angebotenen geführten Kanutouren hervorzuheben, welche in 2011 stark zugenommen haben und rund 24 % aller Bootsbewegungen des Betriebes ausmachten. Als Besonderheit ist der bei HKM-Events hohe Anteil an kurzen Befahrungsstrecken von Lauterecken bis Meisenheim (8,1 km Länge) festzuhalten, der rund 90 % aller Befahrungen des Anbieters ausmacht. Während der Aufnahme der Befahrungsintensität im August 2011 konnte bei 25 % der Boote auffällige Verhaltensweisen beobachtet werden. Die häufigste Verhaltensweise war hierbei das Rammen des Gewässerufers (8 % der Boote) und eine unkontrollierte (schlangenlinien- artige) Befahrung des Gewässers (6 % der Boote). Der Anteil an Personen mit einer auffälligen Verhaltensweise ist bei Mietbooten vergleichbar mit Personen mit einem eigenen Boot oder Vereinsboot (Abb. 6.3.7). Hierbei ist eine schlangenlinienartige Befahrung des Gewässers bei eigenen- und Vereinsbooten etwas häufiger zu beobachten als bei gemieteten Booten, während es bei dem Rammen des Gewässerufers genau umgekehrt ist. Der Anteil der Boote mit einem tiefen Paddelstich (professionelle Paddeltechnik) wird von Personen mit einem eigenen und Vereinsboot häufiger praktiziert als bei Personen mit einem gemieteten Boot. Aufgrund der bedeutend höheren Anzahl gemieteter Boote ist der Gesamteffekt der auffälligen Verhaltensweisen bei gemieteten Booten deutlich höher als bei Vereins- oder eigenen Booten (Abb. 6.3.8).

- 23 -                     

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6.4 Befragung von Kanutouristen

Anhand der Befragung von Kanutouristen konnten insgesamt 201 gültige Fragebögen mit jeweils 19 Fragen ausgewertet werden (Anhang 2). Anhand der Umfrage konnte ein mit 89 % etwas höherer Anteil an gemieteten Booten gegenüber 84 % aus den Aufnahmen der Befahrungsintensität festgestellt werden. Da der Anteil privater- und Vereinsboote jedoch identisch war, sind die aus der Befahrungsintensität keinem Bootsbesitz zuzuordnenden Boote als gemietete Boote zu bewerten. Zudem konnte festgestellt werden, dass 80 % der befragten Personen einen Tagesausflug und 20 % einen Urlaubsausflug mit auswärtiger Übernachtung unternahmen. Dieses entspricht den Aussagen, dass 21 % der Befragten eine Anreise von über 100 km hatten, während bei 68 % der Befragten die Anreise zwischen 10 und 100 km betrug und 11 % der befragten Personen einen Anfahrtsweg von weniger als 10 km hatten. Nur 24 % der Personen gaben an, einen eher starken oder starken Bezug zum Glan zu haben, während 74 % einen sehr schwachen und eher schwachen Bezug angaben. Von allen befragten Personen die einen starken oder eher starken Bezug zum Glan angaben, hatten 67 % der Personen einen Anfahrtsweg von weniger als 50 km. Mehr als die Hälfte der Personen die eine Befahrung unternahmen, gaben selber an, wenig (35 %) oder gar keine (22 %) Erfahrung im Umgang mit dem Boot zu haben, während nur 12 % der befragten Personen Angaben sehr erfahren zu sein. Nach Ansicht der befragten Kanutouristen sollten die Aspekte “Naturschutz“, “Wasserqualität“ und “Durchgängigkeit für Fische“ am stärksten gefördert werden (Abbildung 6.4.1). Diese Ansicht wird von Personen mit Vereinsboten in etwas stärkerer Weise vertreten als von Personen mit privaten oder gemieteten Booten, wobei die weiteren Aussagen der Personen unterschiedlichen Bootsbesitzes vergleichbar sind. Die Wasserkraftnutzung, die Zugänglichkeit ans Gewässer und die wassersportliche Nutzung werden unabhängig des Bootsbesitzes als weniger förderungswerte Aspekte erachtet. Der Ausbau der Infrastruktur zur besseren wassersportlichen Nutzung wird von 69 % der befragten Personen zumindest teilweise befürwortet, jedoch nur 20 % würden hierfür Beeinträchtigungen und eventuelle Beeinträchtigungen der Natur hinnehmen. Dieses Bewusstsein wird auch dadurch verdeutlicht, dass 70 % der befragten Personen ein wasserstandsbedingtes Befahrungsverbot akzeptieren würden, um dadurch Schäden an der Natur zu verhindern.

- 24 - Zusätzlich 22 % der Personen hätten Verständnis für ein Befahrungsverbot, wenn davon nur wenige Tage im Jahr betroffen wären, während für 6 % der Personen ein temporäres Befahrungsverbot des Glan nicht akzeptabel wäre. Ein Großteil der befragten Personen (68 %) würde hierbei gerne über das Internet über ein Befahrungsverbot informiert werden, während 20 % eine Pegellatte am Gewässer und 9 % eine Tonbandansage per Telefon bevorzugen. Für 68 % der befragten Personen wäre ein wasserstandsbedingt erforderliches Ausweichen auf einen anderen Flussabschnitt kein Problem, während dieses 21 % der Befragten kompliziert erscheint bzw. 8 % auf

Abb. 6.4.1: Mittlerer Priorisierungsgrad verschiedener eine Befahrung verzichten würden. Von allen Aspekte in Abhängigkeit des Bootsbesitzes (5 = sehr befragten Personen würden 27 % eine stark fördern; 1 = gar nicht fördern). Verlängerung des Anfahrtsweges bis zu 10 km, 39 % eine Verlängerung bis zu 20 km und 19 % von bis zu 50 km akzeptieren. Für 9 % der befragten Personen erscheint eine Verlängerung des Anfahrtsweges hingegen inakzeptabel. Für 87 % der befragten Personen wäre sogar ein generelles Betretungsverbot des Ufers außerhalb ausgewiesener Ein- und Ausstiegsstellen akzeptabel, während 10 % dafür eher kein oder kein Verständnis hätten. Vor der Gewässerbefahrung haben sich 71 % der Personen nicht bis wenig über Ein- und Ausstiegsstellen, Wasserstände, Lokalitäten und Rastmöglichkeiten am Glan informiert, während nur 17 % der Personen angaben, sich sehr gut informiert zu haben. Die meisten Personen nutzten hierbei als Informationsquellen das Internet (46 %) und andere Personen (46 %), während Bücher und Zeitschriften nur von 5 % genutzt wurden. Von der befragten Personen erachten nur 10 % eine Befahrung des Glan mit wenigen Hindernissen (Wehre, wasserstandsbedingte Beeinträchtigungen) als sehr wichtig, während dieses für 87 % der befragten Personen gar nicht oder nur mäßig wichtig ist. In den Bemerkungen des Fragebogens wurde die Beschilderung am Fluss, das Fehlen geeigneter Rastplätze und Toiletten in Flussnähe sowie die schlechte Nutzbarkeit von Ein- und Ausstiegsstellen für Kanutouristen mehrfach bemängelt.

6.5 Erforderliche touristische Infrastruktur für einen naturverträglichen Kanu- tourismus und derzeitige Ausprägung am Glan

Die erforderliche touristische Infrastruktur für einen naturverträglichen Kanutourismus

Direkte Belastungen des Gewässerlebensraumes durch den Kanutourismus entstehen zum einen an den Ein- und Ausstiegsstellen und zum anderen während der Befahrung des Gewässers. An Ein- und Ausstiegsstellen kann es zu Beschädigungen der Ufervegetation inkl. Röhrrichten und Unterwasserpflanzen, aber auch zur vermehrten Uferversiegelung des Bodens kommen. Darüber hinaus können an Rastplätzen beispielsweise Abfälle, Fäkalien und Lärm zu weiteren Beeinträchtigungen führen (Winkelmann & Wilken 1998). Weiterhin können durch Befahrungen störungsempfindliche Tierarten wie Wasser gebundene Vogelarten beunruhigt, aufgeschreckt oder sogar auf Dauer vertrieben werden (Jürging & Patt 2005). Außerdem kann bei niedrigen Wasserständen die Gewässersohle nachhaltig

- 25 - beeinträchtigt werden, wodurch u.a. durch Sedimentaufwirbelungen Laichsubstrate von Fischen und Wirbellosen zerstört werden (Reichholf 1996; Bachon et al. 1998; Winkelmann & Wilken 1998; Bundesvereinigung Kanutouristik 2005). Zur Bewertung der Belastungsfaktoren sind die Dauer, Häufigkeit, Intensität sowie die räumliche und zeitliche Verteilung der Störungen zu berücksichtigen (DKV e .V. 1998). Eine gut ausgebaute Kanuinfrastruktur kann hierbei das Konfliktpotential zwischen Kanutourismus und Naturschutz deutlich mindern, wodurch die Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit langfristig sichergestellt werden kann (BKT 2005). Hierbei können die Kanutouristen am Gewässer von besonders empfindlichen Bereichen fern gehalten werden, indem sie beispielsweise zu fest angelegten und ausgezeichneten Ein- und Ausstiegsstellen geleitet werden (vgl. Jüttner 2007). Eine kanutouristische Infrastruktur sollte hierbei folgende Elemente mit der jeweiligen Ausstattung aufweisen:

1) Ein- und Ausstiegsstellen sollten für Kanuten im Gewässerverlauf etwa alle 5-6 km eingerichtet sein (Haass 2011). Je nach Uferbeschaffenheit gibt es verschiedene Möglichkeiten das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, wobei hierbei vorwiegend Steganlagen, Rampen oder Treppenanlagen (Abb. 6.5.1) zu nennen sind (BKT 2005). Zudem sind Vorrichtungen zum festmachen der Boote vorteilhaft (Faltin 2011). Eine Zuwegung zur Ein- und Ausstiegsstelle, Parkplätze und Einrichtungen zur Müllentsorgung sowie Toilettenlagen und Sitzmöglichkeiten wären von Vorteil. Toilettenanlagen könnten in Form von Komposttoiletten errichtet werden, wobei hierfür eine regelmäßige Kontrolle (Bereitstellung von Sägespäne und Kleinreparaturen) erforderlich ist (Gemeinschaftsinitiative Equal 2006). Um Kanutouristen direkt am Gewässer über die wasserstandsabhängige Befahrbarkeit eines Flusses zu informieren, ist es sinnvoll Rot-Grün-Pegel an Einstiegsstellen anzubringen (Abb. 6.5.2) (Hessischer Kanu-Verband 2009).

Abb. 6.5.1: Treppenanlage zum Ein- und Abb. 6.5.2: Angabe der Befahrbarkeit des Aussteigen an der Saale (Faltin 2011). Flusses über farbliche Pegellatte (Hessischer Kanu-Verband 2009).

2) Rastplätze sollten etwa im Abstand von fünf Kilometern beziehungsweise einer Stunde Fahrzeit angelegt werden, wobei die Ein- und Ausstiege an Rastplätzen identisch wie an Ein- und Ausstiegsstellen gestaltet werden können und selbige Infrastruktur aufweisen (BKT, Vortrag). Allgemein sollte bei der Standortauswahl auf Synergieeffekte mit anderen Tourismusformen, insbesondere Rad- und Wandertourismus, geachtet werden (BKT 2005).

3) Oftmals sind Querbauwerke wie Wehre so gestaltet, dass diese nicht oder nur schwer befahrbar sind und ein Umtragen des Bauwerkes unausweichlich ist. Bei geringem Wasserstand in den Restwasserstrecken unterhalb des Bauwerks muss das Boot bis zur Wiedereinleitung des Wassers gezogen werden oder der Bereich komplett umtragen - 26 - werden (Jüttner 2007). Wenn ausreichend Wasser unterhalb des Querbauwerks zur Verfügung steht, können Querbauwerke auch über Bootsgassen und Bootsrutschen oder über das Auflösen der Fallhöhen mittels Riegelbauwerken durchgängig gemacht werden (Abb. 6.5.3). Über Borstenelemente können die Durchlässe auch bei niedrigeren Wasserständen befahren werden, da das Wasser hier künstlich angestaut wird (Abb. 6.5.4). Die Methode verursacht relativ geringe Kosten und erfordert nur einfache wasserbauliche Maßnahmen (Faltin 2011). Die kostengünstigere und schneller umzusetzende Maßnahme ist das Umtragen der Bauwerke (möglicherweise unter Zuhilfenahme eines transportablen Bootswagens), wobei zunächst geeignete Ein- und Ausstiegsstellen geschaffen werden müssen (Jüttner 2007). Das Anlegen von Bootsrutschen kann an den größeren Wehren wie Medard, Meisenheim und Rehborn als nicht sinnvoll erachtet werden, da die Wasserstände unmittelbar unterhalb der Wehre für eine naturverträgliche Gewässerbefahrung zu niedrig sind. Zudem sollen nach Auskunft der SGD Süd (Neustadt a.d. Weinstraße) diese Bereiche aufgrund der potentiellen Nutzung durch kieslaichende Fischarten vor einer Befahrung geschützt werden.

Abb. 6.5.3: Wehrüberwindungsanlage aus Abb. 6.5.4: Beckenpass mit versetzten Querriegeln an der Haßlach (Faltin Borstenelementen an der Großen Aue 2011). (Faltin 2011).

4) Um ein umweltgerechtes Kanufahren zu ermöglichen, ist die Vermittlung einer umweltverträglichen Verhaltensweise unerlässlich. Hierbei sind Verhaltensregeln auf und am Gewässer und konkrete Hinweise zu örtlichen Gegebenheiten zum einen über die Kanuverleiher als auch über das Internet zu vermitteln. Eine ausreichend hohe Ausbildungsqualität der Kanuverleiher (inkl. ausreichenden Sicherheitsstandards, Servicequalität und ausreichende Information von Kanutouristen) kann über die Erwerbung des Qualitäts- und Umweltsiegels von VIABONO sichergestellt werden (Gretzschel 2006). Zur Information vor Ort können Faltblätter, aber auch feste land- und wasserseitige Beschilderungen am Gewässer dienen (BKT 2005; Jüttner 2007).

5) Zur wasserseitigen Beschilderung zählen vor allem Hinweise an Ein- und Ausstiegsstellen, Rastplätzen und Hindernissen, beispielsweise Wehren. Einstiegsstellen sind geeignete Orte, um den Kanutouristen Informationen über die touristische Infrastruktur, den Gewässerverlauf mit besonderen Stellen, Schutzgebieten, Befahrensregelungen und ein umweltgerechtes Verhalten zu vermitteln (Jüttner 2007).

- 27 -

Die einheitliche Gestaltung der Schilder führt hierbei zu einer hohen Wiedererkennung und erleichtert den Kanutouristen die Anpassung ihres Verhaltens (Jüttner 2007). Von der Bundesvereinigung Kanutouristik e.V. werden unter anderem folgende Symbole in der Abbildung 6.5.5 vorgeschlagen. Abb. 6.5.5: Relevante Piktogramme zur Beschilderung (BKT 2005, verändert nach Jüttner 2007).

6) Als Übernachtungsmöglichkeiten für mehrtägige Kanutouren bieten sich Camping- bzw. Biwakplätze, Pensionen oder Hotels an. Für die naturverbundenen Kanutouristen sind Besonderheiten wie Heuhotels oder Tipi-Dörfer besonders ansprechend, wobei alle Betriebe auch an Wochenenden und Feiertagen geöffnet haben sollten (BKT Vortrag). Die Versorgung der Kanutouristen könnte über mobile Verkaufsstände mit regionalen Produkten direkt am Gewässer erfolgen (Jüttner 2007).

Die vorhandene kanutouristische Infrastruktur und konfliktträchtige Lebensräume am Glan

Gegenwärtig ist eine umfassende touristische Infrastruktur am Glan nicht vorhanden. Seitens der Kommunen gab es bisher keine Initiative die touristische Infrastruktur gezielt auszubauen. Lediglich die Kanuanbieter „HKM-Events“ und „Outdoor Live“ haben für ihre Kunden vereinzelt infrastrukturelle Maßnahmen ergriffen (vgl. Dongus et al. 2010). Der Kanutourismus ist auf dem gesamten Glan bisher uneingeschränkt und ohne jegliche Befahrungsregelungen freigegeben (DKV 2011), wird von gewerblich vermieteten Booten jedoch größtenteils nur von Lauterecken bis Odernheim genutzt.

Von Glan-Münchweiler bis Medard sind keine Einstiegsstellen landseitig ausgeschildert, während an den Wehren in Medard, Meisenheim und Rehborn Umtragestrecken zur Wiedereinstiegsstelle ausgeschildert sind (Abb. 6.5.6). In Medard gibt es eine offizielle Einstiegsstelle mit einer Steganlage sowie eine “private“ Einstiegsstelle der Kanuanbieter HKM-Events und Outdoor Live. In Lauterecken erfolgt der Einstieg von gewerblich vermieteten Booten über ein Gelände, dessen Betretung untersagt ist. Alle Einstiegsstellen sind generell äußerst schlecht ausgeschildert und sind für eine kanutouristische Nutzung bisher wenig geeignet. Als Ausstiege sind lediglich die drei Stellen vor den Wehren in Medard, Meisenheim und Rehborn ausgewiesen (Abb. 6.5.7), jedoch sind auch diese für eine kanutouristische Nutzung kaum geeignet. Eine Ausstiegsstelle vor dem Wehr in Odernheim ist nicht ausgeschildert.

- 28 -

Abb. 6.5.6: Wiedereinstiegsstellen unterhalb der Wehre in Medard (links), Meisenheim (mitte) und Rehborn (rechts). Fotos: Colette Waitz.

Abb. 6.5.7: Ausstiegsstelle in Medard (links), Meisenheim (mitte) und Rehborn (rechts). Fotos: Colette Waitz.

Im gesamten Flussverlauf von Glan-Münchweiler bis Odernheim liegen vier Rastplätze in unmittelbarer Nähe zum Glan. Diese befinden sich in Gumbsweiler, 1,2 km unterhalb der Wiedereinstiegsstelle in Medard, Odenbach und Rehborn. Bei der Raststelle unterhalb von Medard handelt es sich um eine Kiesbank mit angrenzender Wiese am Waldrand mit einer Feuerstelle aus Steinen. Hierbei ist ausschließlich der Rastplatz in Rehborn, der am Ende der Umtragestrecke des Wehres liegt, für Kanutouristen ersichtlich, wobei sowohl Hinweisschilder, als auch angemessene Ein- und Ausstiegsstellen oder Bootsanlegestellen an allen Raststellen fehlen. Zusätzlich befindet sich vor dem Wehr in Rehborn das Gartenlokal “Zum Radler“, welches mit einer Steganlage ausgestattet ist.

Im Untersuchungsgebiet von Glan-Münchweiler bis Odernheim befinden sich 14 Quer- bauwerke in Form von Wehren (Glan-Münchweiler, Rehweiler, Godelhausen, unterhalb von Rutsweiler, Patersbach, Erdesbach, Gumbsweiler, Offenbach–Hundheim, Wiesweiler, Lauterecken, Medard, Meisenheim, Rehborn und Odernheim). Da kein Wehr bei sommerlich typischen Wasserständen befahrbar ist, müssen diese umtragen werden (vgl. Abb. 6.5.8). Lediglich für die Wehre in Medard (Abb. 6.5.9), Meisenheim und Rehborn ist eine Umtragestrecke ausgeschildert. Besonders kritisch ist die Situation hierbei am Wehr in Meisenheim, da hier die Hochwasserschutzmauer landseitig mit dem Kanu überwunden werden muss (Abb. 6.5.10).

- 29 - Abb. 6.5.8: Stauwehr bei Patersbach- Abb. 6.5.9: Ausgeschilderte Abb. 6.5.10: Hochwasser- Bedesbach. Foto: Wilko Heimann. Umtragestrecke in Medard. schutzmauer in Meisenheim. Foto: Colette Waitz. Foto: Colette Waitz.

Informationen zum Glan findet man vereinzelt auf den Internetseiten der Kanuanbieter. Genaue Streckenbeschreibungen mit Erläuterungen zu dem Querbauwerken und einer angemessenen Verhaltensweise werden dort jedoch nicht zur Verfügung gestellt. Faltblätter oder Informationstafeln über den Fluss sind an dem Glan nicht vorhanden. Die Einführung der Kanutouristen durch Kanuanbieter kann größtenteils nicht beurteilt werden.

Die einzig ausgewiesene Übernachtungsmöglichkeit unmittelbar am Glan befindet sich beim Gartenlokal „Zum Radler“. Dort können eigene Zelte aufgestellt oder ein Tipi angemietet werden. Eine Ausschilderung zu Einkaufsmöglichkeiten in den anliegenden Ortschaften fehlt im gesamten Flussverlauf.

6.6 Ableitung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungs- ergebnissen des Wasserstandes, der Gewässerstruktur und der touristischen Infrastruktur

Derzeitig ist das Kanufahren auf dem gesamten Glan zugelassen. Aufgrund der hohen Anzahl an Flachwasserzonen, der vielen Hindernisse im Flussverlauf, den diversen Abbruchkanten, dem Naturschutzgebiet Steinalbmündung (07-NSG-7336-104), dem Landschaftsschutzgebiet von Glan-Münchweiler bis Altenglan, dem höheren Anteil an gesetzlich geschützten Biotopen (§ 30 des BNatSchG) und dem höheren Anteilen an artenschutzrechtlichen Konfliktstellen sollte eine Befahrung des Gewässerabschnittes von Glan-Münchweiler bis Lauterecken aus naturschutzfachlichen Gründen ganzjährig untersagt werden. Eine weitere Befahrung des Naturschutzgebietes „Steinalbmündung“ könnte das Entwicklungsziel eines Erhaltes und der Entwicklung einer naturnahen Flußauenlandschaft langfristig gefährden. Da in diesem Gewässerabschnitt weder extern organisierte (Daten 2010 und 2011) noch eigens organisierte Befahrungen erkennbar waren, sollte ein Befahrungsverbot auch hier zu keiner Einschränkung des Kanutourismus führen. Der sehr hohe Anteil an Flachwasserzonen um Glanbrücken und unterhalb der Wehre in Offenbach-Hundheim und Wiesweiler rechtfertigen ein Befahrungsverbot. Zudem sind an den beiden genannten Wehren keine Umtragestrecken eingerichtet, die aufgrund der Verteilung der Flachwasserzonen unterhalb des Wehrs in Offenbach-Hundheim zudem ca. 2 km lang sein müsste (elektronischer Anhang 1). Entsprechend werden Besucher lenkende Maßnahmen lediglich für den Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim vorgeschlagen. Die detaillierte Bewertung verschiedener Vorschläge bezüglich der Besucher lenkenden Maßnahmen erfolgt schließlich im Abschnitt „Erläuternde Diskussion“. Die in dem Abschnitt 5.6 mit „a“ gekennzeichneten Lösungsvorschläge sind den mit „b“ gekennzeichneten jeweils vorzuziehen. Die Vorschläge sollten hierbei mit den zukünftigen Zielen der EU-WRRL - 30 - vereinbar sein (European Union, 2000). Hierbei wurde der Maßnahmenplan für den Glan I. Ordnung beachtet (Bereitstellung von der SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern) und auf ein Konfliktpotential mit den empfohlenen besucherlenkenden Maßnahmen überprüft. Die empfohlenen Maßnahmen sollten hierbei die ökologische Verbesserung des Gewässerzustandes durch das Anlegen neuer Uferstreifen/Gehölzreihen, gezielten Gewässerstrukturgüteverbesserungen und der Verbesserung der Sohl- und Uferstruktur keineswegs gefährden. Aufgrund dessen wurde bei diversen erforderlichen, baulichen Maßnahmen vorwiegend die Verwendung von Naturbaustoffen (vorwiegend Holz) empfohlen, bei denen mit einer ökologischen Aufwertung des Lebensraumes zu rechnen ist. Diverse bauliche Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung von Fließgewässern sind in dem DWA Merkblatt 610 ausführlich beschrieben und wurden in die Besucher lenkenden Maßnahmen integriert (DWA 2010). Bei den Besucher lenkenden Maßnahmen wird zwischen „Empfehlungen“, deren Umsetzung für einen naturverträglichen Kanutourismus förderlich ist und zwischen „verbindlichen Regelungen“, deren Umsetzung für einen naturverträglichen Kanutourismus unverzichtbar ist, unterschieden.

Empfehlungen für den Glan von Lauterecken bis Odernheim

Tab. 6.6.1: Lösungsvorschläge für Ein- und Ausstiegsstellen.

Benennung Stelle Lösungsvorschläge Einstieg Lauterecken Unterhalb der a) Treppenanlage Fußgängerbrücke am b) Zweigeteilte Treppenanlage linken Ufer Ausstieg Medard Oberhalb des Wehrs am Ausbau des Ausstiegs am linken Ufer mit breiter linken Ufer Treppenanlage (Wieder-) Einstieg Unterhalb des Wehrs am a) Ausbau der (Wieder-) Einstiegsstelle auf der Medard rechten oder linken Ufer rechten Flussseite durch Kiesaufschüttung b) Ausbau der (Wieder-) Einstiegsstelle der Kanuanbieter HKM-Events und Outdoor Live am linken Flussufer mit einer schmalen Treppe und einer angrenzenden Rollbahn zum Transport des Bootes ans Wasser Ein- und Ausstieg Unterhalb der Auto- schmale Treppenanlage Rastplatz Odenbach brücke am rechten Ufer Ausstieg Meisenheim Unterhalb des Wehrs Es müssen keine weiteren Maßnahmen getroffen unmittelbar an der werden Rampe Einstieg Meisenheim Unterhalb des Wehrs Breiter Bootsteg unter Brücke unter der Brücke Ein- und Ausstieg In der Höhe des Aldi Schmale Treppenanlage mit angrenzender Rastplatz Parkplatz am rechten Rollbahn Meisenheim Ufer Ausstieg Rehborn Am Gartenlokal „Zum a) Kombination Treppenanlage mit Bootssteg Radler“ am linken Ufer b) Schmale Treppenanlage mit angrenzender Rollbahn Ausstieg Rehborn Oberhalb des Wehrs am Breite Treppenanlage mit einer Rollbahn am rechten Ufer Wall neben der Treppe (Wieder-) Einstieg Unterhalb des Wehrs Schmale Treppenanlage mit angrenzender Rehborn und dem Rastplatz am Rollbahn linken Ufer Ausstieg Odernheim Oberhalb der Zweigeteilte Treppenanlage Eisenbahnbrücke oder oberhalb des Wehrs am rechten Ufer

- 31 - Um die Uferbereiche an den Ein- und Ausstiegsstellen zu schonen und den Kanutouristen ein leichtes Ein- und Aussteigen zu ermöglichen, sollten entlang des Flusses mehrere Ein- bzw. Ausstiegsstellen geschaffen werden (Tab. 6.6.1). Bei den elf Ein- bzw. Ausstiegsstellen in Lauterecken, Medard, Odenbach, Meisenheim, Rehborn und Odernheim sind die Ein- und Ausstiegsstellen an Querbauwerken und Rastplätzen bereits schon inbegriffen.

Von Lauterecken bis Odernheim sollte etwa alle fünf Kilometer ein Rastplatz in Gewässernähe vorhanden sein, weswegen auf dieser Strecke insgesamt drei Rastplätze erforderlich sind. Diese sind demnach in Odenbach, in Meisenheim und in Rehborn anzulegen (Tab. 6.6.2). In Odenbach und Rehborn sind bereits Rastplätze vorhanden, wobei diese bisher noch nicht ausreichend ausgestattet sind.

Tab. 6.6.2: Geeignete Orte für Rastplätze.

Benennung Stelle Lösungsvorschläge Rastplatz Odenbach Unterhalb der Autobrücke am Ausstattung nach den in Abschnitt 5.5 rechten Ufer genannten Kriterien Rastplatz Meisenheim Am Einstieg am Aldi Parkplatz am Ausstattung nach den in Abschnitt 5.5 rechten Ufer (Autobrücke) genannten Kriterien Rastplatz Rehborn Unterhalb des Wehrs am Ende der Ausstattung nach den in Abschnitt 5.5 Umtragestrecke am linken Ufer genannten Kriterien

Da nahezu keine Beschilderung am Glan vorhanden ist, muss diese stark ausgebaut werden. Alle Schilder sollten hierbei einheitlich nach den Vorgaben der BKT gestaltet sein (Tab. 6.6.3). Darüber hinaus sollten die Kanuanbieter vor dem Fahrbeginn eine Einführung in die Paddeltechnik, die angemessene Verhaltensweise während der Befahrung und die Beschilderung anbieten.

Tab. 6.6.3: Beschilderung (Piktogramme (BKT 2005) teilweise verändert nach Jüttner 2007).

   Ein- und Die Beschilderung sollte sowohl an Land als auch im Ausstiegsstellen Wasser angebracht werden. Zusätzlich sollten Informationstafeln aufgestellt werden

Rastplätze Eine wasserseitige Beschilderung ist ausreichend

Querbauwerke Rechtzeitige Ausschilderung

Uferabbruchkante Rechtzeitige Ausschilderung mit Informationen; Hinweis auf Verhaltensregeln

Das Qualitätsmanagement der Kanuanbieter steht in engem Zusammenhang mit dem Naturschutz. Aus diesem Grund ist die Sicherung der Qualitätskriterien ein entscheidender Aspekt für einen naturverträglichen Kanutourismus und sollte sichergestellt werden (Tab. 6.6.4). Zudem sollte das Angebot geführter Bootstouren weiter ausgeweitet werden.

Tab. 6.6.4: Qualitätsmanagement (nach Gretzschel 2006).

Benennung Siegel Beschreibung Qualitäts- und Umsetzung des Kriterienkatalogs im Themenbereich Umweltsiegel des Umwelt- und Naturschutz BKT und Viabono Lizenzausbildung zum Kanutouristiker  - 32 - Verbindliche Regelungen für den Glan von Lauterecken bis Odernheim Für die drei Wehre in Medard, Meisenheim und Rehborn müssen Lösungen entwickelt werden, die die Flachwasserzonen unterhalb der Wehre vor einer Befahrung schützen. Hierbei können die Maßnahmen sowohl Verbesserungen an Umtragestrecken, als auch bauliche Veränderungen am Wehr selbst beinhalten (Tab. 6.6.5).

Tab. 6.6.5: Lösungsvorschläge für Querbauwerke.

Benennung Lösungsvorschläge Wehr Medard Umtragen am Feld (+ Bootswagen) entlang zum (Wieder-) Einstieg am rechten Ufer Wehr Meisenheim Schwimmsteg an der linken Wehrseite; Treppe mit angrenzender Rollbahn am Wehr und Holzsteg bis zur Rampe danach: a) Ein Holzsteg an der Wasserkante führt bis zur Brücke auf denen die Touristen gehen, während das Boot im Wasser verbleibt und mit einem Seil neben sich geführt wird b) Ab der Rampe wird die Flachwasserzone am Fuße der Stadtmauer entlang bis zu einem Holzsteg an der Brücke mit einem Bootswagen umtragen Wehr Rehborn Umtragen durch den Ort zum (Wieder-) Einstieg am linken Ufer unter Zuhilfenahme eines Bootswagen oder Einrichtung eines „Shuttle - Service“ für Boote durch Kanuanbieter

Neben den Flachwasserzonen in den Restwasserstrecken unterhalb der Wehre befinden sich noch weitere kritische Bereiche im übrigen Flussverlauf (Anhang 3). Nach Möglichkeit soll ein Aussteigen und Umtragen dieser Bereiche zur Schonung des Gewässerufers vermieden werden. Aufgrund dessen werden die in Tabelle 6.6.6 dargestellten Maßnahmen vorgeschlagen.

Tab. 6.6.6: Lösungsvorschläge für Flachwasserzonen.

Benennung Lösungsvorschläge Flachwasserzonen im Sperrung des Glan bei einem Pegelstand < 108 cm am Pegel Odenbach Flussverlauf Flussbauliche Maßnahmen bei Standorten mit: 1.) Flachwasserzonen im gesamten Querschnitt (18 bei Pegel Odenbach 108 cm) durch einbringen von im Ufer und in Sohle fixierten Baumstamm (40 cm Durchmesser) zum Wasserstandsanstieg + Kennzeichnung über Bojen 2.) schmal befahrbaren Korridor (34 bei Pegel Odenbach 108 cm) über Kennzeichnung der Fahrrinne über fixierten Baumstamm (nur in Gewässermitte auf Flusssohle aufliegend oder über Sockel fixiert) oder in der Sohle fixierten Schwimmbalken aus Holz Ab einem Pegel < 108 cm Verringerung des Bootstiefgangs durch Reduktion des maximalen Zuladungsgewichtes um 100 kg bei 3er + 4er Kanadier (entspricht ca. einer Person) wodurch eine absolute Gewässersperrung erst ab einem Pegelstand von < 105 cm (Pegel Odenbach) erforderlich ist

Die Fixierung des Totholzes in der Gewässersohle kann hierbei auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen (Abb. 6.6.1). Bei dem Cabeling erfolgt die Fixierung über Stahlseile an am Ufer stehenden Bäumen, Wurzelstümpfen oder Pflöcken. Das unmittelbare Pflocken von Totholz über Holzpflöcke im Gewässer ist eine weitere Möglichkeit der Fixierung. Das Totholz kann jedoch auch durch Beschwerung mit Gewichten beispielsweise über mit Stahlseilen verbundenen Wasserbausteinen erfolgen. Die letzte und aufwändigste Möglichkeit der Fixierung von Totholz ist die Fixierung im Ufer, bei der ein Teil des Totholzes im Ufer vergraben wird.

- 33 - a) b)

c) d)

Abb. 6.6.1a-d: Lösungsmöglichkeiten zur Fixierung von Totholz in Fließgewässern nach Gerhard & Reich (2001). a) Cabeling; b) Pflocken; c) Beschwerung; d) Fixierung im Ufer.

Da die Uferabbruchkante kurz vor Odenbach als Bruthabitat für den Eisvogel dient und die gegenüberliegenden Flachwasserzonen als potentielle Reproduktionshabitate für Fische genutzt werden können, ist dieses ein besonders sensibler Bereich. Aufgrund dessen sollte eine Vorbeifahrt an der Abbruchkante und den Flachwasserzonen unbedingt vermieden werden. Kurz vor der Uferabbruchkante teilt sich der Flussverlauf auf, wobei die Hauptströmung links an der Uferabbruchkante entlang fließt. Der rechte Flussarm zeichnet sich bisher durch eine geringe Wasserführung aus, weswegen einige Maßnahmen empfohlen werden (Tabelle 6.6.7).

Tab. 6.6.7: Lösungsvorschläge für die Uferabbruchkante vor Odenbach.

Benennung Lösungsvorschläge Uferabbruchkante Absperrung des linken Flussarmes mit einer Seilkonstruktion (Seilvorhang) Odenbach über zwei Pfosten + Beschilderung des Befahrungsverbotes a) Leitwerk zur Erhöhung des Wasserdurchflusses und Vertiefung des rechten Flussarmes auf einem Meter Breite b) Plattform an Ausstiegs- und Einstiegsstelle + Holzsteg (für Person) mit Rollbahn (für Boot) am rechten Flussarm

Die für den Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim vorgeschlagenen verbindlichen Regelungen werden in der Tabelle 6.6.8 zusammengefasst.

Tab. 6.6.8: Vorgeschlagene verbindliche Regelungen für den Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim.

Benennung Beschreibung Zeitliche Kontingentierung Befahrungsverbot von 17:00 bis 9:00 Uhr und von Oktober bis einschließlich April Pegelstandsregelung Der Glan darf erst ab einem Bezugspegel Odenbach von 108 cm befahren werden. Erst ab dem erlaubten Pegelstand dürfen Kanus vermietet werden (Schmidt 1998), wobei ein Befahrungsverbot über Pegellatten vermittelt wird Reduktion der maximalen Der Glan darf bereits ab einem Bezugspegel Odenbach von 105 Gesamtzuladung von 3er und 4er- cm nur von Booten mit geringem Tiefgang befahren werden, Kanadier um jeweils 100 kg (entspricht wodurch sich tiefgangsbedingte Wirkungen an der ca. einer Person) Gewässersohle reduzieren (Knösche et al. 2000) Uferbetretungsverbot Das Ufer darf nur an den ausgewiesenen Ein- und Ausstiegsstellen sowie den Rastplätzen betreten werden Befahrungsverbot hinter Wehren Die Befahrung der Restwasserstrecken hinter den Wehren in Medard, Meisenheim und Rehborn wird bis zur Wiedereinstiegsstelle wasserstandsunabhängig untersagt Passierverbot Abbruchkante Odenbach Das Passieren der Abbruchkante ist zu untersagen und die Durchfahrt des rechten Flussarms muss gewährleistet werden

- 34 - Abb. 6.6.2: Empfehlung Besucher lenkender Maßnahmen im Glanverlauf von Lauterecken bis Odernheim.

- 35 - 6.7 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus

Beim Glan handelt es sich um ein von Rheinland-Pfalz ausgewiesenes Schwerpunktgewässer zur Zielerreichung der EU-WRRL, weswegen hier aktuell und zukünftig Gewässerentwicklungsmaßnahmen erfolgen. Diese Gewässerentwicklungsmaßnahmen wurden bereits im Anschluss an den Kartierungen, die diesem Gutachten zugrunde liegen, im Herbst 2012 im Zuständigkeitsbereich der Regionalstelle Kaiserslautern zwischen Medard und Odenbach begonnen. Diese sollen im Folgenden kurz dargestellt werden. Die beschriebenen Maßnahmen sollen bereits im ersten Bewirtschaftungszyklus bis zum Jahr 2015 auf dem gesamten Abschnitt des Glan zwischen Lauterecken und der Kreisgrenze Odenbach/Meisenheim ausgeweitet werden und werden dementsprechend bewertet. Dieses sind vorwiegend Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der Sohl- und Uferstruktur, welche bisher durch den Einbau von sechs Strömungslenkern in Kombination mit der Entfernung von Ufersicherungen im Gewässerabschnitt zwischen Medard und Odenbach umgesetzt wurden (Abb. 6.7.1). Bei den Strömungslenkern handelt es sich um massive Steinschüttbauwerke, die quer zur Fließrichtung so in das Gewässer eingebracht wurden, dass nur noch an einer Uferseite eine Durchströmung auf einer deutlich kleineren Querschnittsfläche der ursprünglichen Gewässerbreite möglich ist (vgl. Abb.6.7.2). Hierbei erfolgte bereits kurze Zeit nach dem Einbau der Strömungslenker eine starke Seitenerosion des Flusses mit dem Sekundäreffekt einer Ansammlung von Totholz durch quer über das Gewässer gefallene Sturzbäume aus dem Ufergehölz (Abb. 6.7.2). Diese Totholzansammlung verhindert in ihrer momentan vorliegenden Form eine Kanubefahrung des Gewässerabschnittes quasi ganz bzw. erhöht das Unfallrisiko erheblich. Darüber hinaus sollten die Maßnahmen auch zu einer Erhöhung der Sedimentationsdynamik und einer ständigen Verlagerung von Flachwasserzonen führen, welches die Realisierung einer naturverträglichen Form des Kanutourismus zusätzlich erschweren dürfte.

Abb. 6.7.1: Bereits von der SGD Süd angelegte Strömungslenker zwischen Medard und Odenbach (Karte: Bereitstellung von der SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern, Herr Lorig).

- 36 - Wenn diese Maßnahmen unter Einbau von Strömungslenkern auf dem gesamten Abschnitt von Lauterecken bis Odenbach ausgeweitet werden, muss von einer Befahrung dieses Abschnittes aus ökologischen und Gründen und Sicherheitserwägungen dringend abgeraten werden. Allerdings wären dann für diesen gesamten Abschnitt und auch für die Abbruchkante in Odenbach keine Maßnahmen mehr zur Reduktion des Konfliktpotentials zu treffen. Es wäre zu entscheiden, ob ein vollständiger oder teilweiser Rückbau der Strömungslenker vorzunehmen ist, um auch in diesem Bereich des Glan anderen Nutzungsinteressen, wie dem Kanusport und der Tourismusentwicklung nachzukommen.

Da vergleichbare Gewässerentwicklungsmaßnahmen wie die Errichtung von Strömungslenkern im Zuständigkeitsbereich der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (flussabwärts der Kreisgrenze Kusel) nach derzeitigem Stand der Information nicht vorgesehen sind, könnte der Kanutourismus in diesem Abschnitt in einer naturverträglichen Form unter Beachtung der in Abschnitt 6.6 vorgeschlagenen Maßnahmen erhalten bleiben. Als Einstiegsstelle, welche den Bedürfnissen der Kanutouristen anzupassen ist (vgl. Abschnitt 6.5), könnte der Rastplatz der rechten Uferseite flussabwärts der Glanbrücke (L 382 Hauptstraße) genutzt werden. Obwohl die Einstiegsstelle damit noch in der Ortsgemeinde Odenbach und somit im Zuständigkeitsbereich der SGD Süd liegt, sollte die Stelle aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur und der für Tagesausflüge ausreichend langen Befahrungsstrecke von 12,7 km ausgewählt werden. Somit könnte eine naturverträgliche Form des Kanutourismus in einem klar abgrenzbaren Flussabschnitt des Glan erhalten bleiben. Durch die ausschließliche Befahrungen des Gewässerabschnittes von Odenbach (Einstiegsstelle am Rastplatz) bis Odernheim ließe sich zudem der Anteil der durch bauliche Maßnahmen zu schützende Flachwasseranteil deutlich reduzieren. Von den ehemals 18 Stellen mit Flachwasserbereichen im gesamten Querschnitt und 34, bei denen nur ein schmaler Korridor befahrbar ist (Gewässerabschnitt Lauterecken bis Odernheim; vgl. Tab. 6.6.6) verblieben bei der angesprochenen Verkürzung der Befahrungsstrecke nur noch 8 Stellen mit Flachwasserbereichen im gesamten Querschnitt und 15 Stellen, bei denen nur ein schmaler Korridor befahrbar ist, wodurch sich die erforderlichen Maßnahmen weiter reduzieren ließen.

Abb. 6.7.2: Photo Strömungslenker Nr. 4. Umbaumaßnahme am 20.11.2012 (links) und am 6.12.2012 (rechts) (Photo: Bereitstellung von der SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern, Herr Lorig).

- 37 - 7 Erläuternde Diskussion zur Umsetzung einer naturverträglichen Form des Kanutourismus

7.1 Erfassung wasserstandsbedingter Befahrungsschwierigkeiten

Eine Befahrung des Flusses mit Kanus kann bei einer zu geringen Wassertiefe zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Gewässersohle sowie der Flora und Fauna führen. Die von Gerlach (2006) empfohlene Mindestwassertiefe von 50 cm unter dem Bootskiel ist hierbei als sehr hoch zu bewerten. Problematischer erscheint vielmehr eine Unterschreitung der Wassertiefe von 30 cm, da die Einstechtiefe der Paddel bis zu 30 cm betragen kann (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993). Durch das Aufwirbeln des Untergrundes wird die für die Flussfauna so bedeutende Differenzierung der Korngrößen stark verändert und kann z.B. zu einer nachhaltigen Zerstörung von Laichsubstraten von Fischen und dem Lebensraum benthischer Wirbellose führen (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993; Bachon et al. 1998; Winkelmann & Wilken 1998). Darüber hinaus könnten laichbereite Fische bei Ihrem Laichgeschäft gestört und verscheucht werden. Schmidt (1999) konnte für die Jagst eine deutliche Beeinträchtigung des Makrozoobenthos (Larven von Eintags-, Köcherfliegen und Libellen), verursacht durch Grundberührungen des Bootsrumpfes, nachweisen. Darüber hinaus wirken sich die direkten Reibwirkungen des Bootsrumpfes schädigend auf die Eier und Larven von kies- und sandlaichenden Fischarten aus (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993). Durch Paddelberührungen des Substrates bzw. Grundberührungen des Bootes können Libellenlarven übersandet, verdriftet, verletzt und getötet werden und der bootsbedingte Wellenschlag erhöht das Mortalitätsrisiko von schlüpfenden Libellen (Schorr 2000). Neben der niederschlagsbedingten Zufuhr an Trübstoffen kann auch ein bootsbedingtes Aufwirbeln der Sedimente zu einer lokalen Gewässertrübung führen, die sich nachteilig auf die Qualität der Lebensbedingungen im Wasser auswirkt, zu einer Kolmation des Sand- und Kieslückensystems führt (Schemel & Erbguth 2000) und eine Reduktion des Sauerstoffgehaltes im Wasser bewirken kann.

Eine pegelstandsabhängige Befahrung des Glan wird hierbei als sinnvolle Maßnahme zum Schutz der Gewässersohle erachtet, bei der mögliche Beeinträchtigungen für Flora und Fauna weitestgehend minimiert werden. Um einen naturverträglichen Kanutourismus zu gewährleisten müssen eine Mindestwassertiefe von 30 cm (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993; AUbE 2004; DWA 2007) und eine Gewässerbreite von mindestens einer Bootslänge (Bachon et al. 1998) bzw. drei Meter (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993) respektive fünf Meter (DWA 2007) vorliegen. Die Gewässerabschnitte der Restwasserstrecken unterhalb von Wehren werden bei dieser Empfehlung nicht beachtet, da diese Abschnitte auch aus weiteren ökologischen Gründen von einer Befahrung ausgenommen werden sollten (z.B. Laichplätze für kieslaichende Fischarten).

Anhand von Kartierungsergebnissen wies der Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Erdesbach deutlich weniger Flachwasserbereiche (< 30 cm) auf als der Gewässerabschnitt zwischen Erdesbach bis Lauterecken, welches unter anderem mit den diversen Wehren und dadurch hervorgerufenen Staubereichen vor den Wehren in dem Abschnitt Glan-Münchweiler bis Erdesbach zu begründen ist. Dadurch und durch den höheren Anteil an Sturzbäumen ist der Anteil an schwer oder nicht überwindbaren Hindernissen in dem Abschnitt Glan- Münchweiler bis Erdesbach ebenfalls deutlich höher als in den übrigen Abschnitten. Im Vergleich zu den dargestellten Gewässerabschnitten weist der Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim mit Abstand den geringsten Anteil an Flachwasserzonen und Hindernissen auf.

- 38 - Die in im Entwicklungskonzept (Dongus et al. 2010) beschriebene ganzjährige Befahrung des Gewässerabschnittes von Altenglan bis Erdesbach (Pegel Odenbach 104 cm) und von Wiesweiler/Lauterecken bis Odernheim (Pegel Odenbach 108 cm) kann anhand eigener Ergebnisse nicht unterstützt werden. Insbesondere der Gewässerabschnitt am Ortseingang von Altenglan enthält diverse Flachwasserbereiche, welche während der gesamten Sommermonate (ausgenommen bei Regenereignissen) ein potentielles Risiko für die Gewässerökologie darstellen (elektronischer Anhang 1). Bei dem nachweisbaren hohen Anteil an Flachwasserzonen zwischen Glan-Münchweiler bis Erdesbach erscheint eine Ableitung einer pegelstandsabhängigen Befahrung nicht sinnvoll zu sein, da der notwendige Mindestpegel zur Vermeidung von Schäden an der Gewässersohle nur an wenigen Tagen (insbesondere im Sommer) erreicht wird. Als Konsequenz erscheint ein ganzjähriges Befahrungsverbot von Altenglan bis Erdesbach die einzig sinnvolle Maßnahme zum Schutz des Lebensraums zu sein. Dasselbe gilt für den Gewässerabschnitt zwischen Erdesbach und Lauterecken sowie aufgrund der hohen Anzahl an Hindernissen (Sturzbäume und Wehre) für den Abschnitt von Glan-Münchweiler bis Altenglan.

Die Einschätzung von Dongus et al. (2010) eines sehr vereinzelten Auftretens von Flachwasserzonen ohne Befahrungsprobleme zwischen Odenbach und Odernheim kann anhand eigener Kartierungsergebnisse bei einem Wasserstand von 110 cm (Pegel Odenbach) ebenfalls nicht bestätigt werden. Für diesen Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim erfolgte eine detailliertere Untersuchung der wasserstandsabhängigen Anzahl an Flachwasserbereichen. Unter Ausschluss der Restwasserstrecken scheint eine wasserstandsabhängige Befahrung des Gewässerabschnittes zwischen Lauterecken und Odernheim vertretbar zu sein, wenn zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Flachwasserzonen getroffen werden. Bei Benutzung der Umtragestrecken dieses Abschnittes reduzieren sich die 152 Querprofile mit potentieller Grundberührung bei einem Bezugspegel Odenbach von 108 cm um 61 Querprofile, wobei sich insbesondere die Querprofile mit einer unausweichlichen Grundberührung des Bootes um mehr als die Hälfte reduzieren. Die Ergebnisse einer wasserstandsbedingten Veränderung der Flachwasserzonen verdeutlichen aber auch, dass eine Befahrung des Glan ohne eine Berührung der Gewässersohle von Lauterecken bis Odernheim selbst bei einem Pegel Odenbach von 123 cm ohne weitere Maßnahmen zum Schutze der Gewässersohle nicht möglich ist. Mögliche Maßnahmen zum Schutze der Gewässersohle werden in dem Abschnitt 7.6 näher diskutiert. Ein pegelstandsabhängiges Befahrungsverbot unterhalb von 105 bzw. 108 cm (Pegel Odenbach) würde eine Befahrung an zahlreichen Sommertagen noch ermöglichen (nur an 19 % der Tage der Monate Juni - September Wasserstand von 105 cm am Pegel Odenbach unterschritten) (Tab. 6.1.3).

Die modellierte wasserstandsabhängige Veränderung der Flachwasserbereiche des Glan unterstützen die Kartierungsergebnisse bezüglich der Anteile und Verteilungen der Flachwasserzonen. Auch die Modellergebnisse rechtfertigen ein Befahrungsverbot zwischen Erdesbach und Lauterecken (Bezugspegel 108 cm Odenbach) bzw. Glan-Münchweiler bis Erdesbach (insbesondere Matzenbach, Godelhausen, Mühlbach und Altenglan). Die angesprochenen vereinzelten Abweichungen der Modellergebnisse von den Kartierungsergebnissen für den Abschnitt von Wiesweiler bis Odernheim sind überwiegend mit der geringen Auflösung des Modells zu begründen. Da die zugrundeliegenden Querprofile für das Modell vereinzelt mehrere Hundert Fluss-Meter voneinander entfernt lagen, konnten kleinräumige Verhältnisse bzw. Bauwerke (Sohlgleiten, Störsteine) nur ungenügend präzise modelliert werden (Abb. 7.1.1). In diesen Bereichen wird von dem Modell bei fehlender Aufnahme der baulichen Veränderung keine Flachwasserzone vorhergesagt, obwohl diese bei eigenen Kartierungen festgestellt werden konnten. Kleinere Abweichungen zwischen dem

- 39 - Pegelmodell und den Kartierungsergebnissen sind auch darin zu begründen, dass die aus der Hochwassermodellierung stammenden Wasserstände für alle Gewässerabschnitte in gleichem Maße erniedrigt werden mussten. Daraus können sich Ungenauigkeiten ergeben, da die Wasserstände im Flussverlauf nicht einheitlich schwanken (vgl. Anhang 4). Trotz alle dem kann das Modell zur überblicksartigen Modellierung von Flachwasserbereichen bei unterschiedlichen Wasserständen verwendet werden und liefert näherungsweise vergleichbare Ergebnisse zu den Kartierungen.

Abb. 7.1.1: Abbildung von Sohlgleiten mit Störsteinen im Flussverlauf des Glan. Fotos: links Wilko Heimann, rechts Colette Waitz.

Der Einfluss von baulichen Maßnahmen am Gewässer auf den Wasserstand wird anhand der Abbildung 6.1.3 deutlich, weswegen die Auswertung der langfristigen hydraulischen Entwicklungen anhand der Abflussmengen erfolgte. Die Abbildung 6.1.4 zeigt, dass eine Ableitung von langfristigen hydrologischen Veränderungen anhand einer Pegelmessstation (Odenbach oder Eschenau) ausreichend ist, da die relativen Abflussschwankungen der beiden Messstationen trotz des großen Wasserzuflusses der Lauter vergleichbar waren. Der Glan ist hierbei durch einen niedrigen sommerlichen Grundabfluss charakterisiert (Mitte Juni bis Oktober), der regenbedingt kurzfristig ansteigen kann (Abb. 6.1.3; 6.1.4). Die langfristigen Auswertungen am Pegel Odenbach verdeutlichen die hohen Abflusswerte der Wintermonate Januar, Februar und März und die niedrigsten Abflusswerte in den kanutouristisch attraktiven Monaten Juli, August und September.

Im langfristigen Trend (1966 bis 2010) haben die Abflüsse nur geringfügig abgenommen, deutlich werden aber die ausgeprägten jahreszeitlichen Schwankungen der Abflussmengen (Tab. 6.1.1). Durch den Klimawandel ist mit einer höheren Frequenz und Intensität von Niedrigwasser- und Trockenperioden im Sommer zu rechnen (Hennegriff et al. 2008; Meyer 2008).

Die geringen Pegelschwankungen unmittelbar unterhalb der Wehrmauer (Gumbsweiler) (Anhang 4) sind darauf zurückzuführen, dass bei einem geringen Wasserstandsanstieg ohne Überfließen des Staubauwerkes auch kein Wasserstandsanstieg unterhalb des Wehrs erreicht wird. Sobald das Staubauwerk überflossen wird, erfolgt jedoch ein zum vor dem Wehr gelegenen Messstelle (z.B. Eschenau) vergleichbarer Wasserstandsanstieg. Die flussabwärts von Lauterecken gelegenen höheren Abflussschwankungen gegenüber den flussaufwärts gelegenen Probestellen sind u.a. durch die großen Wasserzufluss der Lauter zu erklären, wobei der Glan bei Odenbach z.B. bei einem Wasserstand von 140 cm nur noch zu 40 % aus dem Wasser des Glan oberhalb von Lauterecken gespeist wird.

- 40 - 7.2 Bewertung artenschutzrechtlicher Konfliktbereiche

In dem Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Lauterecken, der nicht durch den Kanutourismus beeinflusst ist, finden sich bedeutend mehr Abbruchkanten insbesondere für den Einsvogel sowie eine höhere Dichte an Wasseramseln und Eisvögeln gegenüber dem Abschnitt Lauterecken bis Odernheim. Das vorkommen juveniler Wasseramseln und Eisvögel in dem Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Lauterecken spricht zudem für eine natürliche Reproduktion entlang dieses Gewässerabschnitts. Für die höheren Dichten an Wasseramseln und Eisvögeln in dem Abschnitt Glan-Münchweiler bis Lauterecken kann die Gewässerstrukturgüte nicht ursächlich sein, da der Abschnitt Lauterecken bis Odernheim eine bessere Gewässerstrukturgüte aufweist. Vielmehr könnte das Fehlen von spezifischen Habitatstrukturen ursächlich für die geringeren Vogeldichten in dem Abschnitt Lauterecken bis Odernheim sein, welche in der Strukturgütekartierung nur unzureichend erfasst wurden. Hierbei sind z.B. das Fehlen von Abbruchkanten für den Einsvogel oder die schnell fließenden Gewässerabschnitte mit vereinzelt aus dem Wasser ragenden größeren Steinen für die Wasseramsel zu nennen. Der Kanutourismus kann ebenfalls als möglicher Einflussfaktor für die geringeren Bestandsdichten von Wasseramsel und Eisvogel herangezogen werden. Wie bereits in Dongus et al. (2010) vermutet, stellen die auf dem Fluss fahrenden Boote einen Störkomplex aus optischen und akustischen Reizen insbesondere für die wasserassoziierten Vögel dar. Hierbei ist zu beachten, dass die störungsempfindlichen Vogelarten wie der Eisvogel zur Fortpflanzungszeit sensibler als außerhalb dieser Periode sind (Jägemann & Strojec 1996). Die Störung empfindlicher Tiere vor allem durch Lärmbelästigung während der Brutzeit kann zu Stress bis hin zu Brutabbrüchen führen, wobei der Eisvogel deren Brutzeit von Anfang März bis Mitte Juli andauert als besonders empfindliche Art gilt (AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993; Bauer & Berthold 1996; Arroyo & Razin 2006; Karp & Root 2009; Rochelle et al. 2011). Vom AK Kanusport und Naturschutz (1993) wurde eine deutliche Beeinträchtigung des Brutgeschehens beschrieben, sobald eine Distanz von 50 m vom Bruthabitat unterschritten wurde. Hierbei kann insbesondere die wiederholte Gewässerbefahrung kleinerer Flüsse und Bäche zu Gelegeverlusten oder Vertreiben von Brutpaaren aus ihren Revieren führen. In der Studie von Mattes und Meyer (2001) wurde zwar beobachtet, dass die Häufigkeit der Fütterungen des Eisvogels kaum von der Anzahl an Bootsdurchgängen beeinflusst wurde. Jedoch zeigte sich auch, dass vorbeifahrende Boote zu einem Vertreiben der fütterungsbereiten Tiere von der Brutstelle führten. Schmidt (1998) stellten einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Bootsverkehr und niedrigeren Einflügen des Eisvogels in Bruthöhlen fest. Darüber hinaus konnte er eine Reihe von gescheiterten Fütterungsversuchen und größere Fütterungslücken zu Zeiten des Kanuverkehrs feststellen. Weitere Folgen von Störungen des Eisvogels sind vor allem die verminderte Nutzung des Habitats oder die Abwanderung in andere Gewässer (Schmidt 1998). Durch die enge Gewässerbindung ist ein Ausweichen auf andere Lebensräume für den Eisvogel jedoch sehr unwahrscheinlich. Darüber hinaus ist von einer starken Beeinflussung des Kanuverkehrs auf den Jagderfolg des Eisvogels auszugehen, wenn dieser regelmäßig bei der Nahrungsaufnahme gestört wird (Mattes & Meyer 2001). Somit ist ein unmittelbar negativer Zusammenhang zwischen vorbeifahrenden Booten und dem Eisvogelbestand an dem Glan aufgrund des natürlichen Fluchtverhaltens wahrscheinlich, sodass die potentiellen Konfliktbereiche (insbesondere die Abbruchkanten) aus naturschutzfachlichen Gründen dringend vor einer Befahrung zu schützen sind. Falls ein Zusammentreffen von schützenswerten Vogelarten wie dem Eisvogel und Kanutouristen unvermeidbar ist, sollte ein möglichst großer Abstand zu Bruthöhlen und nachwuchsführenden Wasservögeln eingehalten werden und die Stelle zügig und leise passiert werden (Gerlach 2006).

- 41 - Eine äußerst enge Bindung ans Gewässer ist auch für die Wasseramsel (Rote Liste Rheinland- Pfalz Kategorie 3) nachgewiesen (Dongus et al. 2010). Die Art benötigt eine starke Strömung im Idealfall mit einem vorwiegend steinigen Bach- oder Flussbett (Mattes & Meyer 2001). Die auch in Dongus et al (2010) beschriebene Empfindlichkeit der Wasseramsel gegenüber dem Bootsverkehr kann anhand eigener Beobachtungen bestätigt werden. Die Wasseramsel flüchtete bei unseren Kartierungen mehrmals bei Störungen dem Wasserverlauf folgend, bis sie teilweise von anderen Wasseramseln aus dem nächstgelegenen Revier zur Umkehr gezwungen wurde. Eine dem Gewässerverlauf folgende Flucht der Wasseramsel als Reaktion auf Kanuverkehr bringt zudem unter Umständen ein erneutes Aufscheuchen durch ein und dasselbe Boot mit sich, weswegen von einem großen Konfliktpotential mit dem Kanutourismus auszugehen ist (Mattes & Meyer 2001). Auch für diese Art sollten Störungen durch Boote auf dem Glan so gering als irgend möglich gehalten werden. Da die Auswirkungen auf die Wasseramseln und Eisvögel sehr vielseitig und von der Fluchtdistanz und dem Störempfinden der jeweiligen Art abhängig sind, ist die großräumige Gewässersperrung des Abschnittes von Glan-Münchweiler bis Lauterecken für Kanus eine auch aus naturschutzfachlicher Sicht unabdingbare Maßnahme.

Der bei der Kartierung beobachtete Flussuferläufer ist als Brutvogel in ganz Deutschland sehr selten (Bauer et al. 2005). In dieser Studie konnten keine Nistplätze des Flussuferläufers kartiert werden, jedoch die naturnahen Kiesflächen sind als potentielle Bruthabitate von besonderer Bedeutung. Bei der Kartierung konnten ebenfalls einige Bruthöhlen von Uferschwalben (Rote Liste Rheinland-Pfalz Kategorie 3) in Abbruchkanten identifiziert werden. Obwohl das Brutgeschäft von Uferschwalben zum Zeitpunkt der Kartierung schon abgeschlossen war, konnte von der Bauform der Bruthöhlen auf eine vereinzelte Nutzung von Abbruchkanten als Bruthabitat geschlossen werden. Auch für diese Art ist mit Beeinträchtigungen des Brutgeschäftes durch vorbeifahrende Boote zu rechnen, sodass ähnlich wie für den Eisvogel, ein vorbeifahrt in unmittelbarer Nähe der Abbruchkante zu unterbinden ist. Die bei der Kartierung relativ häufig identifizierten Gebirgsstelzen weisen ebenfalls eine enge Bindung zum Gewässer auf, da ihre Nahrungssuche hauptsächlich unmittelbar am Gewässer erfolgt. Obwohl keine Nester von Gebirgsstelzen identifiziert wurden, ist eine Brutaktivität in unmittelbarer Nähe zum Wasser sehr wahrscheinlich, weswegen auch für diese Art die Störungen so gering als irgend möglich sein sollten.

Für eine Reihe der am Glan vorkommenden Tierarten mit enger Bindung zum Wasser (z.B. einige Vogel- und Libellenarten, Würfelnatter und Fische) ist durch intensiven Kanusport ein höheres Störungspotential gegeben. Im Rahmen dieser Studie wurden keine eigenen Kartierungen der Fischfauna vorgenommen, obgleich Erkenntnisse zum Auftreten von Fischarten im Glan aus anderen Studien mit betrachtet wurden. Aus diesen Quellen ist bekannt, dass kieslaichende Fischarten wie die Barbe und die Groppe im Glan vorkommen (Ministerium für Umwelt, Forsten Rheinland Pfalz 2000; Erhebungen der SGD Süd im Jahr 2008), während das Vorkommen des Bachneunauges als potentiell möglich erachtet wird (Ministerium für Umwelt, Forsten Rheinland Pfalz 2000). Eine Beeinträchtigung des Laichgeschehens der Barbe und eine Schädigung des Laiches im Mai bis Juli sollten durch fahrende Boote unbedingt vermieden werden. Hierbei ist die mechanische Beanspruchung der Gewässersohle durch aufsetzende Boote unbedingt zu vermeiden. Aufgrund der starken Substratbindung der beiden Arten Groppe und Bachneunauge gelten die für die Barbe gemachten Aussagen für diese Arten in gleichem Maße. Die am Glan relativ häufig vertretene, jedoch bundesweit und in Rheinland-Pfalz als gefährdet eingestufte, Blauflügel- Prachtlibelle besitzt ebenfalls eine sehr enge Bindung an aquatische Lebensräume mit ausgeprägter Ufervegetation, welches für die ebenfalls schützenswerten Arten Asiatische Keiljungfer und Grüne Flussjungfer in sehr ähnlicher Weise gilt. Aufgrund dessen könnte sich

- 42 - eine allgemein reduzierte und durch geeignete Maßnahmen und Information auf bestimmte Punkte konzentrierte Uferbetretung durchaus positiv auf diese Arten auswirken. Bei einer ausschließlichen Befahrung des Gewässers ohne Grundberührung und Uferbetretung ist hingegen für die Libellenarten mit keinerlei Beeinträchtigungen zu rechnen. Eine mechanische Beschädigung der Sohle durch Grundberührung könnte hingegen zu Beeinträchtigungen für Libellenlarven führen, welche aufgrund der Schutzwürdigkeit der Arten zu verhindern ist.

Neben den Flachwasserzonen, die ebenfalls für die Würfelnatter eine außerordentlich hohe Bedeutung haben, sind die bisher im Glan wenig ausgeprägten jedoch für die Würfelnattern bedeutenden Habitate der Kolkbereiche zu schützen (SGD Süd, Regionalstelle Kaiserslautern, Herr Lorig). Obwohl für diese Art die bisherigen Vorraussetzungen für eine zunehmende Ausbreitung als eher gering angesehen wurden, könnten sich die derzeitigen und zukünftigen Gewässerentwicklungsmaßnahmen ebenfalls positiv auf die Bestandsentwicklung der Würfelnatter auswirken, die durch eine Fortführung des Kanutourismus nicht gefährdet werden sollte.

Bei den eigenen Kartierungen erwiesen sich der Eisvogel und die Wasseramsel als die störanfälligsten Vogelarten. Starke Störungen an den Brutplätzen der Eisvögel am Glan können zu einer langfristigen Gefährdung der Populationen führen. Die naturverträgliche Lenkung des Kanutourismus (mit ausreichender Entfernung von Brutplätzen) und der Schutz von sensiblen Gewässerabschnitten durch Befahrungsverbote scheinen die einzig sinnvollen Maßnahmen zum Schutze sensibler Arten zu sein. Somit ist neben der wasserstandsbedingten Beeinträchtigung der Befahrungen des Abschnittes von Glan-Münchweiler bis Lauterecken eine ganzjährige Sperrung des Abschnittes für den Kanutourismus auch mit dem hohen Anteil an schützenswerten Vogelarten zu rechtfertigen. Zudem ist in dem Abschnitt der Anteil an Uferabbruchkanten, die als potentielle Bruthabitate von Eisvögeln und Uferschwalben dienen am höchsten. Des Weiteren liegt das Naturschutzgebiet Steinalbmündung inmitten dieses Gewässerabschnittes und der gesamte Gewässerabschnitt von Glan-Münchweiler bis Altenglan ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen (Anhang 5). Somit ist resümierend aus gewässerbaulicher Sicht (Wehre) als auch unter artenschutzrechtlicher Bewertung unter Integration von Ergebnissen zu Flachwasserbereichen und Schutzgebieten ausschließlich eine kanutouristische Nutzung zwischen Lauterecken bis Odernheim möglich. In diesem Gewässerabschnitt sind weitere Maßnahmen zum Schutz von Flachwasserzonen, des Gewässerufers und der Abbruchkante vorzunehmen, welche im Abschnitt 6.6 bereits dargestellt wurden.

7.3 Aufnahme der Befahrungsintensität und Vergleich mit Daten von Kanuverleihern

Der Glan wird auf dem untersuchten Gewässerabschnitt zwischen Lauterecken bis Odernheim vorwiegend (89 %) von Mietbooten des Bootstyps 3er-Kanadier befahren (Abb. 6.3.1; 6.3.2). Nach Wedepohl (2007) hat der gewerbliche Kanutourismus einen durchschnittlichen Anteil von 54 % am gesamten Bootsverkehr, obwohl die Anteile gewässerabhängig stark schwanken können. Nach Jüttner (2007) beträgt der Anteil gewerblicher Verleiher auf dem Kocher rund 75 %. Somit ist der Anteil vermieteter Boote auf dem Glan als außerordentlich hoch zu bewerten, wobei laut Haass (2011) die Nachfrage an gewerblichen Angeboten im Wassertourismus noch weiter steigen wird, während der Bedarf an vereinsorganisierten Wassersportarten eher zurückgeht.

- 43 - Aufgrund der höheren Vermietungszahlen an Wochenenden ist das potentielle Konfliktpotential zwischen Kanutourismus und Naturschutz an diesen Tagen als besonders hoch zu bewerten. Hierbei befindet sich die Hauptfahrstrecke am Wochenende zwischen Medard bzw. Lauterecken und Rehborn (Abb. 6.3.5; 6.3.6; Tab 6.3.3). An Werktagen starten ebenfalls die meisten Boote in Medard, wobei die Fahrt an diesen Tagen überwiegend in Meisenheim beendet wird. Der Vermietungsanteil der mit 8,1 km vergleichsweise kurzen Befahrungsstrecke von Lauterecken bis Meisenheim ist bei HKM-Events mit 90 % an den Gesamtvermietungen besonders hoch, während die Befahrungsstrecken der anderen Betriebe eher länger sind. Die aus den Befragungen herausgestellte durchschnittliche Befahrungsstrecke auf dem Glan beträgt 11 km, während sie an Werktagen mit durchschnittlich 7,5 km Länge deutlich kürzer ist. Somit ist die Befahrungsstrecke deutlich geringer, als die in Schemel & Erbguth (2000) (15-25 km) und vom AK Kanusport und Naturschutz NRW (1993) (15-30 km) angegebene durchschnittliche Befahrungsstrecke. Diese Aussagen bezogen sich jedoch primär auf privat organisierte Kanutouren, die somit über eine deutlich größere Distanz gingen.

Während die meisten Boote in Medard zwischen 10-12 und bedingt von 12 bis 14 Uhr ihre Fahrt aufnahmen wurde die Fahrt in Rehborn und Odernheim vorwiegend zwischen 14-16 Uhr und bedingt von 16-18 Uhr beendet. Ein Großteil der Bootsvermietungen erfolgte hierbei in den Sommermonaten Juni bis August. Die Anzahl an Booten an den untersuchten Augustwochenenden des Jahres 2011 ist in Medard mit bis zu 81 Booten und 190 Personen pro Tag und durchschnittlich mit 145 Booten pro Wochenende als durchaus hoch zu bewerten. Die vom Kanutourismus stark frequentierte Lahn wird beispielsweise an Tagen des Wochenendes bei Weilburg nur von über 100 und bei Limburg von knapp 30 Wasserwanderern genutzt (Biedenkapp & Stührmann 2004). Auch in Mattes & Meyer (2001) konnte an sechs Flüssen in NRW nur an einem Standort und an einem Untersuchungstag eine vergleichbar hohe Anzahl an Kanus mit dem Glan bei Medard festgestellt werden (maximal 91 Boote auf der Werse bei Münster). Die durchschnittliche Anzahl an Booten der Werse am Wochenende viel mit 66 Booten jedoch deutlich geringer aus. Das Regierungspräsidium Kassel gibt seit 2006 für einige Abschnitte der Fulda Befahrungsbeschränkungen an Tagen und Booten aus (Kanu-Nordhessen 2006). Hierbei darf die Strecke von Gersfeld bis Bronzell (ca. 25 km Länge) nur 20 Tage im Jahr durch 20 Boote pro Tag genutzt werden. Auch ganzjährig nutzbare Strecken wie von Fulda bis Gläserzell (ca. 6 km Länge) dürfen maximal von 70 Booten pro Tag befahren werden (Allgemeinverfügung). Die hohe Befahrungsintensität des Glan wird auch dadurch verdeutlicht, dass der Fluss im Jahresdurchschnitt (2010 und 2011) von 3272 Booten und über 80 Booten pro Tag eines Standortes befahren wird. An der Jagst, einen Nebenfluss des Neckars, befuhren Ende des letzten Jahrhunderts jährlich rund 3000 Boote den Mittellauf und 5000 Boote den Unterlauf (Schmidt 1999). Zudem konnten täglich bis zu 100 Boote pro Tag gezählt werden. Somit war die Befahrungsintensität der Jagst sogar noch deutlich höher als die des Glan. Aufgrund der Befahrungsintensität wurden jedoch auch für diesen Fluss Verordnungen erlassen. Die von den Kanuverleihern angegebenen Daten der Vermietungen und Befahrungsstrecken sind hierbei größtenteils deckungsgleich mit eigens im August aufgenommen Daten der Befahrungsintensität. Die von Outdoor Live geführten und von Kanutouristen vermehrt angenommenen Kanutouren sind hierbei positiv hervorzuheben, da durch die größere Kontrollfunktion von einer naturverträglicheren Verhaltensweise der Kanutouristen auszugehen ist. Aufgrund dessen dürfen Großteile des Lippeverlaufes nur noch durch geführte Gruppenfahrten befahren werden (Hübner 2004). Trotz der geführten Kanutouren auf dem Glan ist nach Auswertungen der Ergebnisse mit einem potentiellen Konfliktpotential zwischen dem Kanutourismus und Naturschutz für den Gewässerabschnitt von Lauterecken bis Odernheim auszugehen. Die häufigsten auffälligen Verhaltensweisen der Kanutouristen

- 44 - mit potentiell nachteiligen Effekten für das Ökosystem sind hierbei das Rammen des Ufers und die schlangenlinienartige Gewässerbefahrung, bei der ersichtliche Flachwasserzonen nicht aktiv umfahren werden können. Der von geübten Fahrern vereinzelt praktizierte tiefe Paddelstich kann bei niedrigen Wasserständen negative Auswirkungen auf die Gewässersohle haben sowie die unkontrollierte Betretung des Ufers erhebliche Schäden an Flora und Fauna bewirken. Das Schadpotential von Trittbelastungen auf den Uferbewuchs, wie beispielsweise Röhricht, als auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Abbruches der Uferkante konnte auch durch Steingrube & Scheibe (2007) nachgewiesen werden. Diese Schäden können sowohl durch Trittschäden, als auch durch das Anlanden der Kanus entstehen, wobei eine unkontrollierte Betretung von Kiesbänken mit einer nachteiligen Veränderung des Substrates verbunden sein kann. Darüber hinaus kann eine unkontrollierte Uferbetretung auch zu einem hohen Konfliktpotential mit Anwohnern kommen. In der Studie von Mattes & Meyer (2001) wurde bereits aufgezeigt, dass eine undisziplinierte Fahrweise und Verhaltensweise an Ein- und Ausstiegsstellen zu einer größeren Beeinträchtigung der Gewässersystems führt. Laut Literatur fahren insbesondere weniger erfahrene Mieter häufig im „Zick-Zack-Kurs“ und berühren somit häufiger das Ufer, fahren auf Kiesbänke auf oder kentern (Jüttner 2007). Ein weiterer nachteiliger Einfluss auf die Gewässerfauna wird durch die Geräuschkulisse der Kanutouristen verursacht, die bei größeren Gruppen ein besonders ausgeprägt Störpotential darstellt (DKV e .V. 1998). Ein derartiges Verhalten kann insbesondere an ökologisch sensiblen Lebensräumen wie den Uferabbruchkanten des Glan mit bedeutenden Konsequenzen für brütende Vögel verbunden sein.

Aus Gesprächen mit Anwohnern und Anglern hat sich herausgestellt, dass neben dem Konfliktpotential zwischen Naturschutz und Kanutourismus auch ein sozialer Konflikt durch den intensivierten Kanutourismus entstanden ist. Das Störpotential durch die gestiegene Geräuschkulisse sorgt hierbei bei Anwohnern und Anglern für eine mangelnde Akzeptanz des Kanutourismus. Dieser Konflikt wird durch die teilweise beobachteten Betretungen von Privatgelände insbesondere an den Wehren noch verstärkt.

7.4 Befragung von Kanutouristen

Anhand der Befragung konnte herausgestellt werden, dass der Kanutourist tendenziell eine wenig informierte naturfreundliche Person mit geringer Bootserfahrung und geringem Bezug zum Glan ist. Die befragten Personen am Glan reisen hauptsächlich aus einem Umkreis von bis zu 100 km an, um mit dem Mietboot einen Tagesausflug zu machen. Die geringe Erfahrung im Umgang mit dem Boot, als auch die mangelnde Identifikation mit dem Fluss könnten hierbei ursächlich für die teilweise wenig naturschonende Verhaltensweise sein, obwohl genau dieses Naturbewusstsein bei den interviewten Personen sehr ausgeprägt war. Hierbei ist zu vermuten, dass die Touristen vor der Befahrung nicht ausreichend über eine naturverträgliche Verhaltensweise sensibilisiert wurden. Als Hauptinformationsquelle über den Glan und deren Befahrungsmöglichkeiten wird vorwiegend das Internet genutzt. Durch eine zusätzlich intensivere Aufklärung seitens der Kanuverleiher bezüglich einer naturverträglichen Verhaltensweise der Kanutouristen ließe sich die generell naturfreundliche Einstellung besser nutzen. Da ein Großteil der Bootsaktivität des Glan durch gemietete Kajaks verursacht wird, kommt den bootsvermieteten Betrieben ein hohes Verantwortungspotential zu.

Die Umfrage hat ergeben dass Großteile der Touristen für den Ausbau des Glan zur besseren wassersportlichen Nutzung sind, jedoch nur wenn dadurch der Fluss nicht zusätzlich geschädigt wird. Das grundsätzlich ausgeprägte Naturbewusstsein der Befragten kommt auch

- 45 - dadurch zum Ausdruck, dass naturbezogene Faktoren wie Naturschutz, Natürlichkeit und Wasserqualität für förderungswürdig gehalten wurden. Zudem scheinen durch den aktuellen Wasserstand bedingte Befahrungseinschränkungen oder Hindernisse, die eine durchgängige Befahrung des Glan verhindern, für die Kanuten akzeptabel zu sein. Das vereinzelte Umtragen von Hindernissen scheint somit vielleicht sogar eine willkommene Abwechslung zu sein, die durch mitgeführte Bootswagen auch zumutbar erscheint. Ein in Abhängigkeit des Wasserstandes geltendes Befahrungsverbot ist für einen Großteil der Touristen akzeptabel und auch ein großräumiges Ausweichen auf andere Gewässerabschnitte scheint für den überwiegenden Teil der Touristen akzeptabel zu sein. Über wasserstandsabhängige Befahrungsverbote möchte ein Großteil der Touristen über das Internet informiert werden.

Die aus dem Fragebogen entnommene und als mangelhaft bewertete Ausschilderung sowie das Fehlen geeigneter Rastplätze und Toiletten in Flussnähe wird im Abschnitt 7.6 näher betrachtet. Das Fehlen sanitärer Anlagen wurde auch an der Lahn bemängelt, worauf hier 2004 eine Arbeitsgemeinschaft Sanitäre Anlagen gegründet wurde (Biedenkapp & Stührmann 2004).

Insgesamt zeigte die Befragung, dass bei einem sehr großen Teil der befragten Kanutouristen die Akzeptanz für Einschränkungen wie der nicht vollständige Ausbau der Infrastruktur am Fluss sowie die Sperrung einzelner Abschnitte oder zeitweise auch des ganzen Flusses durchaus gegeben ist, wenn dadurch die Natürlichkeit des Gewässers erhalten bzw. verbessert werden kann.

7.5 Gewässerregulierungen in anderen Fließgewässersystemen und die derzeitige Ausprägung einer kanutouristischen Infrastruktur am Glan

Für viele Gewässersysteme gibt es naturschutzrechtliche Einschränkungen zum Schutz der Umwelt. Derzeit liegen deutschlandweit etwa 600 Gewässerregulierungen in Form von Uferbetretungsverboten und Befahrungsverboten vor (DKV 2011). Aufgrund des starken Anstiegs der kanutouristischen Gewässernutzung hat sich der Konflikt mit dem Naturschutz verstärkt und die Anzahl der Regulierungen ist deutlich angestiegen. Aus dieser Entwicklung heraus kann sich die Situation an den Gewässern ohne Befahrungsbeschränkungen aufgrund von Verdrängungseffekten zunehmend verschlechtern. Ein Beispiel hierfür sind die Flüsse Jagst und Kocher in Baden-Württemberg. Hierbei wurde die Jagst so stark reglementiert, dass der Kanutourismus auf den Fluss Kocher ausgewichen ist, wo mittlerweile durch die intensivierte Nutzung ebenfalls Reglementierungen erforderlich wurden (BKT 2005). Neben den rechtlichen Regelungen wie Befahrungsverboten und –einschränkungen (vollständig oder zeitlich begrenzt) kann es auch zur Kontingentierung der Bootszahl pro Tag oder maximaler Gruppengrößen, pegelstandsabhängigen oder qualitativen Einschränkungen kommen (Jüttner 2007). Zur freiwilligen Selbstbeschränkung zählen Kooperationen zwischen verschiedenen regionalen Parteien und allgemeine Verhaltensregeln in der Natur. Besucherlenkende Maßnahmen beinhalten hierbei Informationen, Leitsysteme und infrastrukturelle Elemente für die Kanutouristen (Jüttner 2007).

Die derzeitige Infrastruktur am Glan ermöglicht es nicht, dass bestehende Konfliktpotential zwischen dem Kanutourismus und dem Naturschutz zu reduzieren. Hierbei könnten bereits einige Veränderungen in der Infrastruktur auf der Hauptfahrstrecke zwischen Lauterecken bis Odernheim das Fahr- und Naturerlebnis für Kanuten erhöhen und eine naturverträglichere Befahrung ermöglichen. Besonders zukunftsträchtig sind nach Auskunft des Deutschen Tourismusverband e.V. (2003) die stärkere Verknüpfungen zwischen land- und

- 46 - wasserseitigen Angeboten, welche am Glan ebenfalls anzustreben sind. Als Beispiel hierfür kann das erfolgreiche ostfriesische Projekt „Paddel und Pedal“ angegeben werden (www.paddel-und-pedal.de). Auch Haass (2011) bestätigte den zunehmenden Bedarf an Paket- und Komplettangeboten im Wassertourismus.

7.6 Bewertung Besucher lenkender Maßnahmen basierend auf Kartierungsergeb- nissen des Wasserstandes, der Gewässerstruktur und der touristischen Infrastruktur

Im Folgenden sollen die im Abschnitt 5.6 vorgeschlagenen Lösungsvorschläge für Besucher lenkende Maßnahmen zur Reduktion des Konfliktpotentials für den Gewässerabschnitt Lauterecken bis Oderheim bewertet werden. Die Empfehlungen sind in Abbildung 6.6.2 dargestellt und orientieren sich hierbei in Ausschnitten an die vom AK Kanusport und Naturschutz NRW (1993) angegebenen 10 goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur. Bei anstehenden Baumaßnahmen soll wenn möglich auf die Verwendung nicht natürlicher Baumaterialen verzichtet werden. Aufgrund dessen werden möglichst viele Baumaßnahmen mit dem Naturstoff Holz durchgeführt. Die außerordentliche Bedeutung von Totholz für die gesamte Gewässerökologie wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen (vgl. Anderson et al. 1984; Harmon et al. 1986; Hoffmann & Hering 2000; Gerhard & Reich 2001; Kail 2004) und ist aufgrund dessen auch von zentraler Bedeutung für die Zielerreichung des guten ökologischen Zustandes, welcher von der EU- Wasserrahmenrichtlinie eingefordert wird. Die Besiedlung durch Makroinvertebraten und die Artenzusammensetzung wird hierbei von verschiedenen Faktoren wie der Oberflächenstruktur, dem Zerfallsgrad, dem Grad der mikrobiellen Besiedlung und der Baumart beeinflusst (Dudley & Anderson 1982; Anderson et al. 1984; Harmon et al. 1986). Diese strukturelle Aufwertung unterstützt hierbei die in Maßnahmenplänen des Glan erarbeitete Aufwertung des ökologischen Zustandes und damit die Zielerreichung der Vorgaben der EU-WRRL.

Empfehlungen für den Glan von Lauterecken bis Odernheim

Ein- und Ausstiegsstellen

Für die Einstiegsstelle in Lauterecken gibt es zwei relativ ähnliche Lösungsvorschläge. Lösung a) sieht eine breite Treppenanlage am Ufer vor, von der aus die Kanutouristen in ihr Kanu einsteigen können. Der Lösungsvorschlag b) beinhaltet eine zweigeteilte Treppenanlage, wobei der Vorteil in dem geringeren Materialverbrauch und der geringeren Verbauung des Gewässerufers liegt. Bei beiden Vorschlägen sind Befestigungsösen an der Treppe anzubringen, um ein Wegtreiben des Kanus zu verhindern.

Die Ausstiegsstelle in Medard sollte baulich identisch mit der Einstiegsstelle in Lauterecken sein. Die Errichtung der Ausstiegsstelle an der linken Seite ist aufgrund der geringen Wasserströmung und der größeren Distanz zur Wehrkrone zu präferieren. Zur Schonung des Gewässerufers und zur leichteren Orientierung der Kanutouristen sollte lediglich eine (Wieder-) Einstiegsstelle in Medard eingerichtet werden. Aufgrund der erforderlichen kostenintensiveren baulichen Maßnahmen am steilen linken Gewässerufer (Privatgrundstück), sollte ausschließlich die (Wieder-) Einstiegsstelle des rechten Ufers genutzt werden, bei der nur ein wenig Kies aufgeschüttet werden müsste.

An der Ein- bzw. Ausstiegsstelle des Rastplatzes Odenbach sollten die Boote an dem steilen Ufer im Wasser belassen und mit einem Seil an der schmalen Treppenanlage gesichert

- 47 - werden. Je nach Frequentierung durch rastende Kanutouristen könnte es hier jedoch phasenweise zu einer Ansammlung von Booten kommen. Falls eine Befahrung des Glan zukünftig erst ab Odenbach angestrebt wird (vgl. Abschnitt 6.7), sollte die Einstiegsstelle nach den für Lauterecken empfohlenen Kriterien gestaltet werden.

Hinter dem Wehr in Meisenheim sollte eine Ausstiegsstelle an der vorhandenen Rampe eingerichtet werde, für die aber keine weiteren baulichen Maßnahmen notwendig sind. Die baulichen Maßnahmen zur Überwindung der Wehrmauer werden später dargestellt. Für die Wiedereinstiegsstelle in Meisenheim unter der Autobrücke sollte ein breiter Holzsteg gebaut werden, damit diese stark frequentierte Stelle von vielen Kanutouristen gleichzeitig genutzt werden kann.

Da die Uferböschung an der Einstiegsstelle in Meisenheim (Nähe des Aldi Parkplatzes) an dem geplanten Rastplatz relativ dicht bewachsen ist, sollte der Einstieg relativ schmal gestaltet und eine schmale Treppe mit angrenzender Rollbahn für das Kanu errichtet werden.

Da eine Ausstiegsstelle in Rehborn an dem Gartenlokal liegt, sollte der Zugang zum Gewässer auf für Besucher des Restaurants attraktiver gestaltet und eine breite Treppenanlage errichtet werden. Die bisherige Ausstiegsstelle vor dem Wehr in Rehborn liegt am rechten Ufer und führt von dort direkt auf die bisherige Umtragestrecke. Der Ausbau einer Ausstiegsstelle am linken Ufer würde die Umtragestrecke um etwa 100 m verkürzen, jedoch wäre dieses mit großen baulichen Veränderungen verbunden (u.a. Neugestaltung von Wegen). Deswegen wird eine breite Treppenanlage mit einer Rollbahn am Wall des rechten Ufers als bauliche Maßnahme empfohlen. Selbige Baumaßnahme wird auch für die (Wieder)- Einstiegsstelle in Rehborn empfohlen.

Als Ausstiegsstelle in Odernheim wird unabhängig von einer eventuell verkürzten Flussbefahrung ab Odenbach der Standort kurz vor der Eisenbahnbrücke auf der rechten Uferseite vorgeschlagen, da die angrenzende Wiese genügend Platz zum Ausstieg und abstellen von Kanus bietet. Um das Ufer nicht zu stark zu verbauen und die Kosten gering zu halten, sollte eine zweigeteilte Treppenanlage angelegt werden. Ein Problem könnten die Besitzverhältnisse der Wiese darstellen, da aus der Begehung nicht ersichtlich war, ob es sich um ein Privatgrundstück handelt. Als Alternative könnte ein kleines Wiesenstück kurz vor dem Wehr auf der rechten Uferseite genutzt werden, deren bauliche Konstruktion der alternativen Ausstiegsstelle gleichen sollte.

Rastplätze

Die Standortauswahl für die drei Rastplätze erfolgte nach dem Kriterium alle fünf Kilometer einen Rastplatz anzulegen (BKT 2005)(Abb. 6.6.2). In Odenbach und Rehborn sind bereits Rastplätze vorhanden deren Ausstattung jedoch noch erweitert werden muss (Anhang 6). Die Grundausstattung von Rastplätzen für Kanuwanderer sollte beschattete Sitzgelegenheiten, Müllentsorgungseinrichtungen sowie Toilettenanlagen aufweisen (BKT Vortrag). Alle drei Standorte haben einen Anschluss ans öffentliche Straßennetz, wodurch die Müllentsorgung und die Unterhaltung der Toiletten problemlos erfolgen könnten. Der Rastplatz in Odenbach sollte bereits vor der Abbruchkante ausgeschildert werden, um die Touristen von einer unkontrollierten Rast an der Abbruchkante abzuhalten. Die vorgeschlagene Errichtung eines Rastplatzes vor der Abbruchkante in Odenbach (Dongus et al. 2010) wird nicht empfohlen, da keine geeignete Ausweichstelle ausfindig gemacht werden konnte und ein Rastplatz bereits 2,5 km unterhalb der Einstiegsstelle in Medard aufgrund der geringen Fahrtzeit noch nicht

- 48 - notwendig erscheint. Darüber hinaus sollte ein weiterer Ausbau der Raststelle 1,2 km unterhalb von Medard als offizielle Raststelle zur Schonung des Gewässerufers unterlassen werden.

Beschilderung

Die landseitige Beschilderung der Einstiegsstellen ist wichtig, um die Kanutouristen zu den Einstiegsstellen und Parkplätzen zu leiten. An den Einstiegsstellen selbst sollten Informationstafeln aufgestellt werden, die die Kanuten über den Fluss, die konfliktträchtigen Bereiche und das weitere Leitsystem informieren. Diese sind vorrangig in Lauterecken, Medard und in Meisenheim an der Rampe zum Fluss zu platzieren, da ein Großteil der Kanutouristen hier ihre Flussbefahrung beginnt. Falls die Befahrungen zukünftig vorwiegend am Rastplatz in Odenbach beginnen sollten (vgl. Abschnitt 6.7), ist auch an diesem Standort die beschriebene Beschilderung vorzunehmen. Neben der Information der wasserstandsabhängigen Gewässerbefahrung über des Internet sollten an den Einstiegsstellen in Lauterecken, Medard und Meisenheim (und ggf. in Odenbach) farbige Pegellatten in das Flussbett eingebracht werden, damit eine Information über ein Befahrungsverbot auch vor Ort ermöglicht wird (vgl. Abb. 6.5.2). Diese Pegellatten sind mit einer unmissverständlichen Farbmarkierung zu versehen (vgl. AK Kanusport und Naturschutz NRW 1993). Im Flussverlauf sollte zudem eine wasserseitige Kennzeichnung der Ausstiegsstellen, Rastplätze, Querbauwerke und der Uferabbruchkanten über Beschilderungen erfolgen. Es ist wichtig diese Stellen rechtzeitig und in ausreichender Größe zu kennzeichnen, damit dem ungeübten Fahrer immer noch genügend Zeit zum reagieren bleibt. Darüber hinaus sind die Ausstiegsstellen im Flussverlauf an den vorherigen Ein- und Ausstiegsstellen über die Angabe einer Kilometrierung und der durchschnittlichen Fahrtzeit anzukündigen, damit der unkontrollierten Uferbetretung und der Nutzung nicht ausgewiesener Rastmöglichkeiten entgegen gewirkt wird.

Qualitätsmanagement

Durch die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen und die Lizenzausbildung der Kanuanbieter zum Kanutouristiker würde die Umstellung zu einem naturverträglichen Kanutourismus am Glan deutlich erleichtert werden. Neben den Vorteilen für den Naturschutz kann der Anbieter seinen Betrieb zertifizieren lassen, wodurch ein verstärktes Vertrauen zum Kunden geschaffen werden kann. Wichtig ist hierbei die Weitergabe an Informationen an die Kanutouristen, damit sich diese naturverträglich verhalten können. Hierzu zählt eine professionelle Einweisung in die Paddeltechnik, als auch die Sensibilisierung für eine naturverträgliche Verhaltensweise und den Gegebenheiten vor Ort (Gretzschel 2006). Förderlich für die Umsetzung ist auch die Führung von Bootsgruppen durch eine ausgebildete Person, wie sie beispielsweise bei Outdoor Live immer häufiger in Anspruch genommen wird (mdl. Mitteilung Herr Helms).

- 49 -

Verbindliche Regelungen für den Glan von Lauterecken bis Odernheim

Wehre

Da eine Befahrung der Restwasserstrecken unmittelbar unterhalb der Wehre unabhängig des Wasserstandes vermieden werden soll, wurden Alternativen zur kanutouristischen Nutzung erarbeitet. Die Umtragestrecke zur Wiedereinstiegsstelle der rechten Flussseite in Medard ist etwa 100 m länger als zur linken Flussseite, jedoch sollte diese als offiziell ausgeschilderte Stelle aufgrund geringer baulicher Maßnahmen genutzt werden. Um den Kanutouristen die lange Umtragestrecke von ca. 800 m zu erleichtern, sollte unbedingt ein Bootswagen mitgeführt werden.

Die aktuelle Umtragestrecke des Wehres in Rehborn beginnt am rechten Ufer und führt durch den Ort zur (Wieder-) Einstiegsstelle. Durch einen „Shuttle-Service“ seitens der Kanuverleiher könnte den Kanutouristen das Umtragen erleichtert werden, obwohl das Umtragen generell mit dem Bootswagen auch ohne großen Kraftaufwand möglich ist.

Die Situation am Wehr Meisenheim ist bisher als besonders kritisch zu bezeichnen, da hier zum Umtragen des Wehrs und der dahinter liegenden Flachwasserzone eine Hochwasserschutzmauer überwunden werden muss. Die Möglichkeit der Hilfestellung seitens der Kanuverleiher ist hierbei nur als Notlösung anzusehen. Durch eine bauliche Umbaumaßnahme am Wehr und an dem darauf folgenden Flachwasserbereich könnte auf das bisherig weiträumige Umtragen des Wehres verzichtet werden. Kurz vor der Wehrkrone am linken Gewässerufer könnte ein für Kanuten gut zugänglichen Schwimmsteg eingerichtet werden von dem eine Treppe am Wehr mit angrenzender Bootsrollbahn zum Bootstransport installiert werden. Am Fuße des Wehrs sollte ein Holzsteg bis zur Rampe (Abb. 7.6.1) am linken Gewässerufer führen. In dem darauf folgenden Abschnitt bis zur Autobrücke könnte der Bootssteg entweder an der Wasserkante bis zur Autobrücke weiterführen, oder das Boot mittels des Bootswagens am Fuße der Stadtmauer befördert werden (Abb. 7.6.2). An der Brücke sollte ein Breiter Holzsteg oder Plattform den Wiedereinstieg erleichtern. Aufgrund des höheren Aufwandes für die Kanutouristen wird die vorgeschlagene Maßnahme mit dem durchgängigen Holzsteg bis zur Wiedereinstiegsstelle bevorzugt. Der landseitige Ein- und Ausstieg könnte unabhängig welche Maßnahme realisiert wird unmittelbar hinter dem Wehr über die bereits vorhandene Rampe am Ufer erfolgen (Abb. 7.6.1).

Abb. 7.6.1: Rampe zur Flachwasserzone hinter Abb. 7.6.2: Optionale Gestaltung eines Weges dem Wehr in Meisenheim. Foto: Colette Waitz. am Wehr Meisenheim zur Schonung des Flachwasserbereiches. Foto: Wilko Heimann.

- 50 -

Flachwasserzonen

Die Auswertung der Flachwasserbereiche in Abhängigkeit des Pegelstandes ergab, dass eine Befahrung ab einem Pegel Odenbach von 1,08 m ohne häufige Grundberührungen im Gewässerabschnitt Lauterecken bis Odernheim möglich ist. Zur Vermeidung jeglicher Grundberührungen sind jedoch weitere Maßnahmen zum Schutz der Gewässersohle an besonders kritischen Flachwasserbereichen zu treffen. Dieses sind Bereiche, an denen eine Grundberührung bei einem Pegel Odenbach von 108 cm unausweichlich ist (18 Stellen) oder im Gewässerquerschnitt nur ein schmaler Korridor mit einer ausreichenden Wassertiefe zur Verfügung steht (34 Stellen). Die schmalen Befahrungskorridore sind hierbei über in die Gewässersohle fixierte Schwimmbalken oder am Ufer fixierte horizontale Baumstämme kenntlich zu machen. Entscheidend ist, dass die Baumstämme hierbei nur am Ende auf der Gewässersohle aufliegen und leicht vertikal zum Gewässerufer verlaufen, damit die Gewässerhydraulik möglichst wenig verändert wird. Alternativ könnte der Baumstamm über einen Sockel in der Sohle fixiert werden und horizontal zum Gewässerufer verlaufen. Eine vermehrte Ansammlung von Treibholz an diesen Stellen kann durch eine inklinale (stumpfwinklige) Anordnung der Holzstämme/Schwimmbalken zum Ufer verhindert werden. Bei den in Tab. 6.1.2 dargestellten 18 Querschnitten mit einer unausweichlichen Grundberührung sollte mittels im Uferbereich der Gewässersohle fixierter Holzstämme und den dadurch erreichten Wasserstandsanstieg im übrigen Querschnitt eine Grundberührung zukünftig verhindert werden. Zusätzlich sollten diese Holzstämme durch Schwimmbojen gekennzeichnet werden, um den Befahrungskorridor auch bei einem Überströmen des Baumstammes kenntlich zu machen. Die natürliche Dynamik der Gewässermorphologie des Flusses wie auch die baubedingte Veränderung von Flachwasserzonen durch Schutzmaßnahmen erfordert eine regelmäßige Kontrolle der Verlagerung der Flachwasserbereiche. In Abhängigkeit von den Ergebnissen dieser Kontrollen müssen ggf. beschriebene Maßnahmen zum Schutz vor umfangreichen Grundberührungen durch die Befahrungen mit Kanus getroffen werden.

Bei einer Reduktion des maximal zulässigen Zuladungsgewichtes bei 3er und 4er-Kanadiern wäre eine Befahrung des Glan ab einem Pegel Odenbach von 105 cm ohne wesentliche Schädigung der Gewässersohle möglich. Eine Gewässerbefahrung unterhalb dieses kritischen Wasserstandes ist nicht zu empfehlen, da die mechanische Beeinträchtigung des Gewässergrundes die Laichplätze von Fischen und der Larvalhabitate von Libellen zerstören könnte. Das aus der Befragung von Kanutouristen herausgestellte Verständnis für wasserstandsabhängige Gewässersperrungen sollte hierbei die Umsetzung der Maßnahmen erleichtern und widerspricht damit der in Dongus et al. (2010) angedeuteten nicht möglichen Durchsetzbarkeit. Der hohe Anteil gemieteter Boote (89 %) ermöglicht zudem die Durchsetzung der Vorgaben über die Kanuverleiher.

Da der Glan trotz der Stauhaltungen einen Sedimenttransport und eine strömungsbedingte Morphodynamik aufweist, können sich die Flachwasserbereiche im Flussverlauf durchaus verlagern (vgl. Gorrick & Rodriguez 2012). Dieses erfordert eine in Abhängigkeit des Wasserstandes/Abflusses regelmäßige Überprüfung der Lage der Flachwasserbereiche zum Schutze dieser Bereiche vor kanubedingten Grundberührungen. Ein konstantes zeitliches Intervall zur Überprüfung der Flachwasserbereiche erscheint jedoch nicht zielführend zu sein. Bei einer Verlagerung der Flachwasserbereiche sind weitere Maßnahmen zum Schutz der Gewässersohle zu treffen.

- 51 - Uferabbruchkante

Die kurz vor Odenbach gelegene Abbruchkante unterliegt einem hohen kanutouristisch verursachten Störpotential für die Fauna, da ein Großteil der auf dem Glan fahrenden Boote die Abbruchkante in unmittelbarer Nähe passiert (Abb. 7.6.3; Abb. 7.6.5). Die auf der gegenüberliegenden Seite gelegene Kiesbank wird zudem häufig als Rastmöglichkeit genutzt, wodurch sich das Störpotential für empfindliche Vogelarten noch verstärkt. Das Konfliktpotential kann nur reduziert werden, indem die Abbruchkante von Kanutouristen im möglichst großen Abstand passiert wird. Um den linken Flussarm an der Uferabbruchkante aus artenschutzrechtlichen Gründen vor einer Befahrung zu schützen sind bauliche Maßnahmen erforderlich. Da in die Gewässersohle geschlagene Holzpflöcke zur Gewässersperrung des linken Flussarmes eine ungewollte Stauwirkung verursachen, die durch angesammeltes Treibgut noch verstärkt wird, wurde eine andere Lösung bevorzugt. Das Durchfahrtsverbot des linken Flussarmes sollte zunächst über aufgestellte Schilder sowie mittels eines in ausreichender Höhe über dem Wasser gespannten Seiles, welches über zwei in der Gewässersohle fixierte Pfosten gespannt wird, kenntlich gemacht werden. Von diesem Seil sollten im regelmäßigen Abstand Seile senkrecht zur Wasseroberfläche führen, sodass das Befahrungsverbot durch eine Art “Seilvorhang“ verdeutlicht wird. Als Alternative zu den Seilen könnten auch Ketten verwendet werden, wobei diese windbedingt zu einer stärkeren Geräuschentwicklung und dadurch zu einer möglichen Beeinträchtigung des Brutgeschäftes führen könnten. Inwiefern sich eine Konstruktion über der Gewässeroberfläche auf den Eisvogel auswirkt, kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden, wobei der Störeffekt durch vorbeifahrende Kanutouristen sicherlich um ein vielfaches höher ist.

Abb. 7.6.3: Vorbeifahrende Abb. 7.6.4: Rechter Flussarm an Abb. 7.6.5: Luftbildauf- Kanutouristen an der Uferabbruchkante der Abbruchkante kurz vor nahme der Abbruchkante kurz vor Odenbach. Foto: Wilko Odenbach. Foto: Wilko Heimann. vor Odenbach (Landesamt Heimann. für Umwelt, Wasserwirt- schaft und Gewerbeaufsicht RLP) verändert nach Wilko Heimann.

Zur Befahrung des rechten Flussarmes ohne Grundberührung müsste in diesem eine enge und ausreichend tiefe Fahrrinne geschaffen werden (Abb. 7.6.4). Hierzu müsste bei einem Flussquerschnitt von z.B. einem m Breite nur wenig Wasser von dem linken Flussarm entnommen werden (Leitwerk aus Holz verstärkt durch eingebrachten Kies). Als Alternative zu einer künstlich geschaffenen Fahrrinne könnte man im rechten Flussarm einen Holzsteg mit einer angrenzenden Rollbahn für das Kanu anlegen. Durch die Berücksichtigung der zu erwartenden Pegelstände könnte der Steg in angemessener Höhe errichtet werden, sodass er auch bei einem Pegelanstieg noch begehbar bleibt. Da der Flussarm teilweise wenig Wasser führt (Abb. 7.6.4), kann das Kanu derzeitig nicht im Flussbett gezogen werden, weswegen eine Konstruktion einer Rollbahn neben dem Steg erforderlich wäre. Aufgrund der höheren Attraktivität für die Kanutouristen und des geringeren Lärmpegels beim Umfahren der Uferabbruchkante ohne einen Ausstieg aus dem Kanu, sollte die Variante der durchgängigen

- 52 - Befahrung des rechten Flussarmes präferiert werden. Es soll aber an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass es sich bei diesem Flussabschnitt um einen aus ökologischer Sicht sehr wertvollen Bereich handelt und insofern auch die Befahrung des rechten Armes und die dafür notwendigen Maßnahmen mit erheblichen und aus naturschutzfachlicher Sicht schwer zu begründeten Kompromissen verbunden wäre

Kontingentierung/rechtliche Regelungen

Obwohl der Eisvogel (Alcedo atthis) in der Lage ist Defizite in den Fütterungszeiten auszugleichen (Schmidt 1998), beansprucht er bei der Fütterung seiner Brut eine Störungsfreiheit und eine ausreichend lange Zeitspanne mit Tageslicht. Um u.a. dem Eisvogel genügend Ruhezeiten für die Fütterung zu ermöglichen, sollte der Bootsverkehr auf 9-17:00 und Mai bis September beschränkt werden. Da 70 % der befragten Kanutouristen ein wasserstandsbedingtes Befahrungsverbot uneingeschränkt akzeptieren, kann davon ausgegangen werden, dass diese Regelung zum Schutz der Natur auch erfolgreich umgesetzt werden kann. Ein Kanuverleih unterhalb des kritischen Wasserstandes von 108 cm sollte zur Befahrung des Glan zudem untersagt werden. Ausgenommen hiervon sind Bootsnutzer, deren maximales Zuladungsgewicht der 3er und 4er-Kanadier um 100 kg reduziert wird. Bei der Umsetzung am Glan sollten hierbei die 3er-Kanadier mit maximal zwei erwachsenen Personen besetzt (vgl. Knösche et al. 2000) bzw. die vermehrt auftretenden 4er-Kanadier mit maximal 3 Erwachsenen besetzt werden. In diesem Fall wird eine Befahrung des Glan ab einem Pegel Odenbach von 105 cm erlaubt. Schulz (1997) hat am Beispiel des Küstrinchener Baches in Brandenburg den Einfluss des Bootsgewichtes auf den Tiefgang und die damit verbundenen negativen Einflüsse auf die Gewässerökologie aufgezeigt. Die Trübungswerte des Wassers nahmen hierbei bei Befahrungen durch 1er- zu 2er-Kajaks deutlich zu, welches ausschließlich auf den Tiefgang des Bootes zurückgeführt wurde. Die durch die geringere Besetzungsrate bedingte Erhöhung der Bootsanzahl auf dem Glan ist hierbei als weniger kritisch zu bewerten, als ein Sohlkontakt mit dem Bootsrumpf.

Auf das von den Kanutouristen nachweislich akzeptierte Uferbetretungsverbot außerhalb der ausgewiesenen Ausstiegsstellen sollte durch die Kanuverleiher und über Schilder an den Einstiegsstellen hingewiesen werden. Hierdurch kann der Kanutourismus auf bestimmte Stellen konzentriert werden, während die restlichen Bereiche in sehr geringem Ausmaß beeinflusst werden (Boomers et al. 2005). Zudem sollte ein Befahrungsverbot der Restwasserstrecken unterhalb der Wehre zum Schutz der Gewässersohle bis zur Wiedereinstiegsstelle umgesetzt werden.

Auf eine Beschränkung einer maximalen Anzahl an Booten, die pro Tag eine Glanbefahrung vornehmen dürfen sowie eine Lenkung der zeitlichen Verteilung der Boote und einer maximalen Gruppengröße, wird bewusst verzichtet, da genauere Daten, die eine auf den Ergebnissen basierende Festlegung rechtfertigen würden, fehlen. Durch Mattes & Meyer (2001) wird die Schwierigkeit der Festlegung einer maximalen Gruppengröße oder Anzahl an Booten pro Tag bestätigt, da der direkte Einfluss auf die Avi- und Limnofauna schwer nachweisbar ist. Mattes & Meyer (2001) konnten zudem zeigen, dass nicht die Anzahl an Booten pro Tag eine Relevanz für den Lebensraum besitzt, sondern die Anzahl an Störungen. Zudem gelten die in älteren Berechnungsmodellen veranschlagten Richtwerte von höchstem einem Boot pro ha Wasserfläche als unzureichend bewiesen und riskant (Haass 2011) und rechtfertigen eine Ableitung für den Glan somit keineswegs. Außerdem erweist sich auch die Kontrolle der Einhaltung und die Umsetzung für Kanutouristen mit Privat- und Vereinsbooten

- 53 - als äußerst schwer realisierbar. Darüber hinaus ist bei der Einhaltung der Befahrungsregeln mit keinen Schäden des Ökosystems Glan zu rechnen.

Die im Abschnitt 6.6 dargestellten und im Abschnitt 7.6 diskutierten Maßnahmen für einen naturverträglichen Kanutourismus auf dem Glan verdeutlichen bereits den hohen Zeit- und Kostenaufwand der erforderlichen Maßnahmen. Insofern ist eine Realisierung vermutlich nur unter starker Ausnutzung der finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten durch die Aktion Blau Plus des Landes Rheinland-Pfalz denkbar. Zudem sind in Abhängigkeit der geplanten Maßnahmen zur Umsetzung der EU-WRRL gewisse Kompromisse zwischen einer kanutouristischen Nutzung des Gewässers und Gewässerentwicklungsmaßnahmen erforderlich. Um die Entwicklungsziele der Strukturentwicklungsmaßnahmen nicht zu gefährden sind weitere Restriktionen für die kanutouristische Nutzung des Glan erforderlich, wie sie bereits im Abschnitt 6.7 dargestellt wurden und im Abschnitt 7.7 diskutiert werden. Die entsprechenden Entscheidungen zur Umsetzung empfohlener Maßnahmen und inwiefern dieser Aufwand gerechtfertigt bzw. darstellbar ist, muss von den zuständigen Behörden bzw. der Politik unter Abwägungen aller weiteren, über den Rahmen der in diesem Gutachten berücksichtigten, weit hinausgehenden Nutzungsinteressen getroffen werden.

7.7 Durchgeführte Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Anschluss an eigene Kartierungen vor Ort mit potentiellen Folgen für den Kanutourismus

Die im Abschnitt 6.7 dargestellten Maßnahmen zur Verbesserung der Ufer- und Sohlstruktur in dem Gewässerabschnitt zwischen Medard und Odenbach, die noch im ersten Bewirtschaftungszyklus der EU WRRL auf den Bereich bis Lauterecken ausgeweitet werden (SGD Süd; Regionalstelle Kaiserslautern) sind in dieser Form mit einem naturverträglichen Kanutourismus nicht vereinbar. Durch den Einbau von Strömungslenkern und der damit verbundenen massiven Ansammlung von Treibholz durch Sturzbäumen kann eine sichere Flussbefahrung in keiner Weise mehr garantiert werden. Die durchgeführten Maßnahmen bedeuten also für den Bereich Medard und Odenbach bei unverändertem Zustand das Aus eines sinnvollen Kanusportbetriebes. Inwiefern hier nun unabänderliche Fakten geschaffen wurden oder in naher Zukunft weitere Modifikationen vorzunehmen sind, ist Entscheidung der Politik und der zuständigen Behörden. Da die im Abschnitt 6.6 für den Glan genauer beschriebenen Anpassungsmaßnahmen zur Gewährleistung eines naturverträglichen Kanutourismus in dem Flussabschnitt von Lauterecken bis Odenbach kein Kanutourismus ermöglichen und auch weitere Maßnahmen wie das weiträumige Umtragen der Hindernisse keine akzeptable Alternative darstellt, erscheint eine Unterlassung der Befahrung unter den aktuell vorliegenden Bedingungen die einzig sinnvolle Konsequenz. Dadurch würden die sehr zeit- und kostenintensiven Maßnahmen zum Schutze der Abbruchkante in Odenbach, sowie die Diskussionen, welche Maßnahmen den artenschutzrechtlichen Belangen gerecht werden, hinfällig werden.

Da Maßnahmen mit einem vergleichbar stark negativen Einfluss auf den Kanusport für den Gewässerabschnitt flussabwärts von Odenbach (Zuständigkeitsbereich der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord) nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht vorgesehen sind, wäre eine naturverträgliche Form des Kanutourismus unter Beachtung der im Abschnitt 6.6 dargestellten Maßnahmen in diesem Bereich auch aktuell durchaus möglich. Durch die Nutzung der im Abschnitt 6.7 beschriebenen Einstiegsstelle in Odenbach sollte die Befahrungsstrecke mit 12,7 km bis Odernheim noch ausreichend groß für Halbtags- oder Tagesausflüge sein und könnte mit einem anderweitigen touristischen Rahmenprogramm am Glan kombiniert werden. Dadurch ließe sich mit einem nicht unerheblichen Zeit- und

- 54 - Kostenaufwand eine naturverträgliche Form des Kanutourismus erhalten, welche für die gesamte Region einen sehr bedeutenden Stellenwert besitzt ohne damit die ökologischen Gewässerentwicklungsziele zu gefährden.

- 55 - 8 Literatur

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- 58 - umweltakademie.de%2FDokumente%2FWassersport%252BNaturschutz_End.pdf&ei=D9e7T ry9I4zPsgaLrZg4&usg=AFQjCNFBjNnT3S1_oQSY6XQ_bHFjBC5E_A&cad=rja

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BKT (Vortrag): Anforderungen an die kanutouristische Infrastruktur. 24 pp. http://www.bvww.org/fileadmin/user_upload/bvww/PDF_Dateien/seminare_vortraege/Works hop_Klink/Referat_LotharKrebs.pdf

BKT (Bundesverband Kanutouristik)(Hrsg.) (2005): Grundlagenuntersuchung zur Bedeutung und Entwicklung des Kanutourismus in Deutschland. Marburg. 72 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=grundlagenuntersuchung%20zur%20bedeutung%20 und%20entwicklung%20des%20kanutourismus%20in%20deutschland&source=web&cd=2& sqi=2&ved=0CCIQFjAB&url=http%3A%2F%2Fwww.kanutouristik.de%2Fdownload%2FK T-Studie-Langfassung.pdf&ei=iiq5Ts2EJcjBswbEldzqBg&usg=AFQjCNEAlV4EQ5iccf0IE CjfYmyUSlg2Cg&cad=rja

Bundesvereinigung Kanutouristik (Hrsg.) (2005): Kurzfassung der Grundlagenuntersuchung zur Bedeutung und Entwicklung des Kanutourismus in Deutschland. Druckhaus Marburg, Marburg. 32 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=kurzfassung%20der%20grundlagenuntersuchung%2 0zur%20bedeutung%20und%20entwicklung%20des%20kanutourismus%20in%20deutschlan d&source=web&cd=1&ved=0CBwQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.kanutouristik.de%2 Fdownload%2Fkt-studie-kurz.pdf&ei=wiy5TveKBaaO4gTrgf2bCA&usg=AFQjCNEpuOk 20lpVuC4MbZCroh4qnP7I_Q&cad=rja

Deutschen Tourismusverband e.V. (2003): Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in Deutschland – Ist-Zustand und Entwicklungsmöglichkeiten. 102 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=%2C%20naturschutz%20und%20wasser- %20sport.%20dokumentation%20der%20fachtagung&source=web&cd=1&sqi=2&ved=0CCI QFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.bfn.de%2Ffileadmin%2FMDB%2Fdocuments%2Fskrip t113.pdf&ei=Fk_rTrTFD4mssAaNu8HEBw&usg=AFQjCNF__6xXxCxVtYLzu1R5GpEcva x8uw&cad=rja

Gemeinschaftsinitiative Equal. (2006): Arbeitshilfe zur Einrichtung von Rast- und Biwakplätzen im Oderland. 45 pp. http://www.oder-wasser.de/assets/applets/Arbeitshilfe_Biwakplatze.pdf

DKV e .V. (1998): Leitbild Kanusport, Duisburg. 30 pp. http://www.kanu.de/nuke/downloads/leitbild.pdf

DKV (2011): Verzeichnis der Befahrungsregelungen. 24 pp. www.kanu.de/go/dkv/_ws/mediabase/downloads/freizeit/gewaesser/Befahrungsregelungen.pdf

- 59 - Faltin, J. (2011): Anlagen für Kanusportler an Querbauwerken - Empfehlungen zu festen Anlegern, schwimmenden Anlegern, Kanugassen, Fisch-Kanu-Pässen, Sohlgleiten, Umgehungsgerinnen. (Hrsg Deutscher Kanu-Verband e.V.). 39 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=anlagen%20f%C3%BCr%20kanusportler%20an%2 0querbauwerken%20&source=web&cd=1&ved=0CFEQFjAA&url=http%3A%2F%2Fserver. selltec.com%2Fgo%2Fdkv%2F_ws%2Fmediabase%2Fdownloads%2Ffreizeit%2Fgewaesser %2FAnlagen_fuer_Kanusportler_an_Querbauwerken.pdf&ei=NKumTryTLoWMswaYjamG Dg&usg=AFQjCNH9962jaFy1UgSdRQZbjfypVGhz6w&cad=rja

Gretzschel, A. (2006): Fachpublikation zum Qualitäts- und Umweltsiegel im Kanutourismus - für Vertreter des Naturschutzes und alle Interessenten des naturverträglichen Kanufahrens. Roth. 16 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=fachpublikation%20zum%20qualit%C3%A4ts- %20und%20umweltsiegel%20im%20kanutourismus&source=web&cd=1&ved=0CCAQFjA A&url=http%3A%2F%2Fwww.kanutouristik.de%2Fdownload%2Fgraky02t.pdf&ei=Lq2mT pL_G87EtAbs0oDQDQ&usg=AFQjCNGREnW5mTMss8ZdSHavNhQ4atntnQ&cad=rja

Hessischer Kanu-Verband (2009): Durchgängigkeit von Fließgewässern - Anforderungen aus Sicht des Kanusports. 25 pp. http://www2.hmuelv.hessen.de/imperia/md/content/internet/wrrl/4_oeffentlichkeitsbeteiligung /beirat/ab2009-01/091030_hessischer_kanu_verband_durchg_ngigkeit.pdf

Jüttner, K. (2007): Kanutourismus auf dem Kocher: Konzeption für eine naturverträgliche touristische Flussnutzung. Diplomarbeit an der technischen Universität Berlin. 129 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=kanutourismus%20auf%20dem%20kocher&source =web&cd=1&ved=0CB0QFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.hohenloheaktiv.de%2Fpdf%2 FKanutourismusKocher.pdf&ei=fjC5To2HBsXN4QSjxbCRCA&usg=AFQjCNGTVFYMJH Qk4MDtJxPVg_wJQTo0bA&cad=rja

Kanu-Nordhessen (2006): http://www.kanu-nordhessen.de/index.php?content=regeln&nav=2&flussid=2

Schmidt, B. (1998): Auswirkungen von Freizeit- und Wassersportaktivitäten an der Jagst auf das Verhalten und den Bruterfolg des Eisvogels (Alcedo atthis) als Grundlage für eine planerische Konzeption und notwendige Besucherlenkungsmaßnahmen. Gutachten. http://www.bfn.de/natursport/info/SportinfoPHP/litseiten.php?lit_id=1853&neu=ja&z=&lang =de

Simon, L. & Kiewitz, H. (2011): Artenschutzprojekt Würfelnatter. Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft, Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. 3pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=w%C3%BCrfelnatter%20monitoring%20glan%202 011&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDAQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.luwg.rlp .de%2FAufgaben%2FNaturschutz%2FArten-und- Biotopschutz%2FArtenschutzprojekte%2Fbinarywriterservlet%3FimgUid%3De8c405ce- 9949-a631-eeb7-0bd3defa5a20%26uBasVariant%3D11111111-1111-1111-1111- 111111111111&ei=AhYSUZjDDKia1AWfhYCgAw&usg=AFQjCNH1p8qJXGr0F_mygYR DekpcNpspuA&bvm=bv.41934586,d.d2k

Wedepohl, M. (2007): Chancen und Potenziale im Kanutourismus (Vortrag auf der Tagung: Mit Kanutourismus auf Erfolgskurs – Modellprojekte aus dem In- und Ausland“ in Neuruppin)

- 60 - http://www.potsdam.ihk24.de/starthilfe/festigung_wachstum/brancheninfo/tourismus/Themen tourismus/wassertourismus/1076256/Konferenz_Mit_Kanutourismus_auf_Erfolgskurs_- _Modellprojekte_aus.html;jsessionid=8026574CB540912895DDFA9F3B75EA58.repl2

Zoepp, S. (2005): Den Spreewald anders erfahren. Landschaftsinterpretation als Bildungskonzept für den Kanutourismus im Biosphärenreservat Spreewald. Diplomarbeit am Institut für Landschaftspflege und Naturschutz der Universität Hannover und am Geographischen Institut der Universität Tübingen, 143 pp. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=den%20spreewald%20anders%20erfahren.%20land schaftsinterpretation%20als%20%20bildungskonzept%20f%C3%BCr%20den%20kanutouris mus%20im%20biosph%C3%A4renreservat%20spreewald&source=web&cd=3&ved=0CFYQ FjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.interp.de%2Fdokumente%2Fspreewald2005.pdf&ei=iC- 5TvqzBYXP4QTtufWVCA&usg=AFQjCNF2CMpxzng1QxG- JaUWAvkPWMSRfA&cad=rja

Bildquelle:

Abb. 4.1 Kartenursprung: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Karte_Nahe_Einzugsgebiet.png&filetimesta mp=20070523192804http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Karte_Nahe_Einzugsge biet.png&filetimestamp=20070523192804

Abb. 6.2.1: Wasseramsel (links): http://www.nordenwind.de/vastergotland/halleberg/schmuckstuck/by- klev/wasseramsel.jpg

Eisvogel (mitte): http://www.homepagestart.de/userdaten/000447/03/bilder/bilderverzeichnis/ eisvogel.1.jpg

Blauflügel-Prachtlibelle (rechts): https://naturfotografen- forum.de/data/o/74/373312/image::Charles_Milisits_prachtlibelle_libelle_blaufluegel.jpg

- 61 -

9 Anhang

Anhang 1: Aufnahmebogen Befahrungsintensität des Glan (jedes Boot).

Bootsnummer:

Anzahl Boote in kurzer Zeit (nur zusammenfassen wenn alle „Merkmale“ gleich sind!):

Datum: Uhrzeit: Standort:

Personenzahl im Boot: Kajak Kanadier Sonstiges Bootstyp: 1er 2er 3er 4er 1er 2er 3er 4er

        

Bootsbesitz: gemietetes Boot eigenes Boot Vereinsboot nicht ersichtlich    

Boot: nur vorbeigefahren Fahrtbeginn Fahrtende (nicht Pause)   

Auffällige Verhaltensweise: Schlangenlinie  gerammtes Ufer  tiefer Paddelstich  unangemess. Lautstärke  Uferbetretung (nicht Ein- und Ausstiegsstellen) 

- 62 -

Anhang 2: Umfrage zum Kanutourismus an dem Glan.

Datum: Uhrzeit: Startort: Reiseziel: Kajak Kanadier Sonstiges 1) Welcher Bootstyp? 1er 2er 3er 4er 1er 2er 3er 4er         

2) Personenanzahl im Boot? 1 2 3 4    

3) Handelt es sich um ein gemietetes Boot privates Boot Vereinsboot   

Tagesausflug Urlaubsausflug (Übernachtung 4) Machen Sie einen (Übernachtung zuhause) nicht zuhause)

 

5) Entfernung vom unter 10 km unter 50 km unter 100 km größer Wohnort?    

6) Wie würden Sie Ihre sehr erfahren erfahren wenig erfahren nicht erfahren Erfahrung mit dem Boot     einschätzen?

7) Wie stark ist Ihr Bezug sehr schwach eher schwach eher stark stark zum Fluss Glan?    

8) Wie stark sollte man aus Ihrer Sicht die folgenden Aspekte an dem Glan fördern? Bewerten Sie folgende Aspekte von 1 - 5 mit einem Kreuz (1 = gar nicht fördern; 5 = sehr stark fördern) 1 2 3 4 5 weiß nicht

Hochwasserschutz      

Natürlichkeit/Naturschutz       Wasserqualität      

Erholungsmöglichkeit      

Wassersportliche Nutzung       Zugänglichkeit      

Durchgängigkeit für Fische      

Wasserkraftnutzung      

9) Haben Sie sich vor der Befahrung über den Glan informiert (z.B. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, Wasserstände, Lokalitäten, Rastmöglichkeiten)? ja, sehr gut ein wenig eigentlich nicht nein, ich kenne das schon aus Erfahrung

    weiter auf Seite 2

Kontakt: Dipl. Biol. Wilko Heimann, Universität Koblenz-Landau, Fortstraße 7, 76829 Landau; [email protected]

10) Wenn ja, auf welchem Weg haben Sie Internet Buch/Zeitschrift andere Personen sich über den Glan informiert    (Mehrfachnennung möglich)?

11) Würden Sie den Ausbau der Infrastruktur zur ja teilweise nein weiß nicht besseren wassersportlichen Nutzung befürworten?    

12) Fänden Sie einen Ausbau der Infrastruktur für Boote ja vielleicht nein weiß nicht auch gerechtfertigt, wenn dadurch die Natürlichkeit     beeinflusst wird?

13) Empfinden Sie die Anzahl an Booten ja nein kann ich nicht einschätzen auf dem Glan als zu hoch?   

14) Wie wichtig ist Ihnen eine Glanbefahrung unwichtig mäßig wichtig sehr wichtig mit wenigen Hindernissen (Wehre,    wasserstandsbedingte Beeinträchtigungen)?

15) Hätten Sie Verständnis dafür, die Befahrung des Glan zeitweise wasserstandsbedingt zu verbieten, weil dadurch die Natur geschädigt wird?

ja nur wenn es wenige Tage im Jahr betrifft nein

  

16) Auf welchem Weg würden Sie gerne über ein Befahrungsverbot informiert werden?

Internet Tonbandansage Telefon Pegellatte am Gewässer

  

17) Wäre ein Ausweichen auf einen anderen Flussabschnitt für Sie akzeptabel?

ja erscheint mir kompliziert Nein, dann würde ich ganz verzichten   

18) Welche Verlängerung der Anfahrts- keine bis 10 km bis 20 km bis 50 km strecke würden Sie dafür in Kauf nehmen?    

19) Wäre es für Sie akzeptabel das Gewässerufer des Glan nur an ausgewiesenen Ein- und Ausstiegsstellen betreten zu dürfen? ja eher nicht nein   

Haben Sie noch Fragen oder Kommentare?

Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit!

Kontakt: Dipl. Biol. Wilko Heimann, Universität Koblenz-Landau, Fortstraße 7, 76829 Landau; [email protected]

Anhang 3: Veränderung der Flachwasserbereiche in Fließrichtung des Glan zwischen Lauterecken (Fluss-km 21,9) bis Odernheim (Fluss-km 2,4) in Abhängigkeit verschiedener Bezugspegel (Odenbach).

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Anhang 4: Pegelstandsentwicklungen an ausgewählten Standorten des Glan im Längsverlauf vom 4.- 28.8.2011. Die Pegelmesswerte wurden auf einen Anfangswert eingestellt und die jeweiligen Pegelschwankungen dargestellt.

              

 





      

- 66 -

Anhang 5: Anordnung naturräumlicher Elemente im Glanverlauf von Glan-Münchweiler bis Odernheim.

- 67 -

Anhang 6: Anordnung infrastruktureller Elemente im Glanverlauf von Glan-Münchweiler bis Odernheim.

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