AUSGABE 2 | 2016 IM NORDEN Landesverbände WIR und Schleswig-Holstein DAS MAGAZIN FÜR DIE WIRTSCHAFT Grafik: Martina Grigoleit

Seite 8 Für eine starke Seite 26 Parlamentarischer Abend Seite 46 Das Trugbild der Schere

parlamentarische Demokratie der norddeutschen Landesverbände zwischen Arm und Reich

PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG bezahlt Entgelt 55030 PVST

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EDITORIAL

Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg ein Jahr ist es her, dass ein neuer Landesvorstand gewählt wurde. Volksabstimmungen koppeln nicht nur die Entscheidung von der Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Zunächst möchte ich mich politischen Verantwortung ab, sondern reduzieren komplexe und im Namen meiner Vorstandskollegen bei unseren Mitgliedern weitreichende Fragen auf ein simples Ja oder Nein. So können für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung bedanken. Zusammen schwierige, in die Zukunft gerichtete Entscheidungen nicht ge- konnten wir in den letzten zwölf Monaten an zahlreichen Schrau- troffen werden. Welche dramatischen Folgen eine Volksabstim- ben drehen. Mit Erfolg, meine ich! Die Mitgliederzahl steigt, die mung zu äußerst komplexen Problemen haben kann, musste Landesfachkommissionen wurden weiter ausgebaut und unsere Europa am 24. Juni auf schmerzliche Weise erfahren: Der „Brexit“ Veranstaltungen finden große Resonanz. Das Wichtigste dabei: ist eingetreten – und nicht Wenige wünschen sich, sie hätten das Die Stimme des Wirtschaftsrates findet wieder Gehör in der Kreuz doch lieber bei „remain“ gesetzt. Freien und Hansestadt Hamburg. Neben Volksabstimmungen ist es vor allem die Bürgerbeteiligung Die Flüchtlingskrise ist nach wie vor das beherrschende Thema in Gestalt von einflussreichen Verbänden, gerade im Bereich des und beschäftigt auch den Wirtschaftsrat. Dabei folgen wir unse- Umwelt- und Naturschutzes, die Verwaltungsverfahren um Jah- rem Credo, der Sozialen Marktwirtschaft. Als Unternehmer sind re in die Länge ziehen und wichtige Groß- und Infrastruktur-

Eine Volksabstimmung zu äußerst komplexen Problemen kann dramtische Folgen haben. wir gefordert, gerade in der jetzigen Situation dem Vorbild des projekte – wie die Anpassung der Elbfahrrinne – auf Eis legen Ehrbaren Kaufmanns zu folgen und Verantwortung zu über - kann. Die Elbvertiefung zieht sich nun mehr als 14 Jahre hin. nehmen. Der Wirtschaftsrat und einige seiner Mitgliedsunter- Auch nach mehr als 6.500 Seiten Planungsunterlagen ist das Ende nehmen unterstützen daher aktiv das Projekt W.I.R von der nicht in Sicht. Dazu hat der EuGH maßgeblich beigetragen, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. „Chapeau“ indem er das Verbandsklagerecht in den letzten Jahren erheblich sage ich außerdem zu unseren jungen Unternehmern, die mit viel ausgeweitet hat. persönlichem Einsatz in Harburg ein Pilotprojekt zur Sprachför- derung von Flüchtlingen auf die Beine gestellt haben. Mehr dazu Als Wirtschaftsrat treten wir für eine Stärkung der parlamenta- lesen Sie in dieser Ausgabe. rischen Demokratie ein. Im Rahmen des Wirtschaftstages in Ber- lin am 21. Juni haben wir deshalb das Positionspapier „Für eine Unsere repräsentative Demokratie hat sich in fast sieben Jahr- starke parlamentarische Demokratie“ vorgestellt. Der Inhalt ist zehnten sehr gut bewährt. Dennoch ist ein verstärkter Trend hin auf den Seiten 10 bis 13 zusammengefasst. zu mehr direkter Demokratie festzustellen. Die Bevölkerung möchte mehr Mitsprache, z.B. bei Infrastrukturprojekten. Ohne Wie ein Blick auf die Veranstaltungsvorschau verrät, erwarten Zweifel ist es wichtig und notwendig, dass die Bürger politisch uns auch in der zweiten Jahreshälfte wieder spannende Themen- engagiert sind und in Projekte einbezogen werden. Viele Vorha- vorträge und hochkarätige Referenten. Ich freue mich darauf und ben können durch eine frühzeitige Bürgerbeteiligung schneller hoffe, Sie weiterhin zahlreich begrüßen zu können. zum Erfolg gebracht werden. Aber: Die Einbeziehung der Bürger darf nicht so weit gehen, dass sie Infrastrukturprojekte verzögert oder sogar unmöglich macht.

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 3 4 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN MOMENTAUFNAHME Neue Michel-Glocken in einer Feierstunde (19. Juni) eingeweiht. 99 Jahre nach dem Einschmelzen der alten Glocken für Kriegsmunition erklangen die Vaterunser-Glocke und die Friedensglocke wieder mit vollem Geläut. Nun hat der Hamburger Michel wieder alle 10 Glocken beisammen und kann alle vier Uhrschlagglocken erklingen lassen.

Foto: Michel-Stiftung

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg 5 INHALT

START TITEL VERANSTALTUNGEN

EDITORIALS PARLAMENTARISCHE MITGLIEDERVERSAMMLUNG 3 Landesverband Hamburg DEMOKRATIE 17 Landesverband Hamburg u Gunnar Uldall, Senator a.D. 8 Demokratie und Rechtsstaat dürfen nicht gegeneinander ausgespielt EUROPA AM SCHEIDEWEG: 45 Landesverband werden DROHT DER BREXIT? Schleswig-Holstein u Prof. Dr. Dres. h.c. 18 Mittagsveranstaltung u Reimer Tewes Hans-Jürgen Papier mit David McAllister

MOMENTAUFNAHME 10 Für eine starke parlamentarische WIRTSCHAFTSRAT VOR ORT 4 Neue Michel-Glocken Demokratie 20 Besichtigung der Baustelle u Positionspapier des des neuen KINDER-UKE Wirtschaftsrates PATIENT HAFEN 14 Wie steht es um die parlamen- 22 Podiumsdiskussion mit tarische Demokratie in Hamburg? Branchenexperten u Fünf Fragen an Fraktionsvorsitzende der EUROPA IN DER ZEITENWENDE Hamburgischen Bürgerschaft 24 Der Wirtschaftstag 2016

PARLAMENTARISCHER ABEND 26 Zu Gast in der DZ Bank in Berlin Foto: Hamburgische Bürgerschaft, Daniel Posselt

WIE WEIT IST DIE INTEGRATION IN HAMBURG? Titel: 30 Abendveranstaltung mit Für eine starke Sönke Fock und Dr. Volker Schneider Parlamentarische Demokratie DAS TRUGBILD DER SCHERE Positionspapier des ZWISCHEN ARM UND REICH Wirtschaftsrates 46 Stormarner Wirtschaftsforum Seite 10 BIG DATA, INDUSTRIE 4.0 UND BEPS 50 CFO-Event Sylt 2016 Veranstaltung: Wie weit ist die Integration in POLITIK ZU GAST BEI EINEM Hamburg? WELTMARKTFÜHRER mit Sönke Fock und 54 Sektion Herzogtum Lauenburg fotolia.com © kentoh Dr. Volker Schneider Seite 30 ALLIANZ FÜR DEN NORDEN! 58 Sektion Kiel

„DAS MUSS UNS SORGEN MACHEN!“ 59 Sektion Lübeck

Veranstaltung: STRATEGISCHE RESERVE Big Data, Industrie 4.0 FÜR DIE INNERE SICHERHEIT und BEPS 60 Sektion Schleswig/Flensburg CFO-Event Sylt 2016 Seite 50 „KEINE ANGST VOR EINEM GROSSEN PLATZ“ 67 Sektion Neumünster

6 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN INHALT

LANDESFACH- AKTUELLES KOMMISSIONEN

AUS DEN BUNDESLÄNDERN Hamburg 28 27. Hanseatisches Golfturnier JUNGES HAMBURG auf Gut Kaden 32 Integration von Flüchtlingen: Junge Unternehmer 40 Hafengeburtstag 2016 übernehmen Verantwortung Eine Nachlese u Dr. Christian Conreder

62 Plädoyer für ein INTERNET UND bedarfsgerechtes Handeln DIGITALE WIRTSCHAFT u Reimer Tewes 34 Digitalisierung ist disruptiv u Ludolf Baron von Löwenstern AUS DEM MITGLIEDERKREIS 44 Neue Mitglieder in den ENERGIE- UND Landesverbänden INDUSTRIEPOLITIK 27. Hanseatisches Golfturnier 42 Neues Mitglied stellt sich vor 35 Vier-Punkte-Papier zur Hamburger Gut Kaden war ein ausgezeichneter Patrick Steeger Fernwärmeversorgung Gastgeber für unsere Golfer aus den u Ulf Gehrckens 68 125 Jahre Gut Gayen fünf norddeutschen Bundesländern Seite 28 WACHSTUM UND INNOVATION AUS DER 36 Herausforderungen für den LANDESGESCHÄFTSSTELLE Standort Hamburg auf den 69 Schleswig-Holstein: Gebieten der Hochtechnologie und Im Übrigen... Dienstleistung u Dr. Hubert Baltes

LOGISTIK UND INFRASTRUKTUR JUNGER 37 Hamburg auf dem Weg zur WIRTSCHAFTSRAT digitalisierten Stadt? u Prof. Dr. Peer Witten NEUER LANDESVORSITZENDER Schleswig-Holstein GEWÄHLT IMMOBILIENWIRTSCHAFT 39 Raphael Neuburg 64 Der Wohnungsmarkt unter der Knute des Mietpreisspiegels LANDESFACHKOMMISSION FRAGEN AN EIN NEUES u Wolfgang Weinschrod Junges Hamburg MITGLIED Integration von Flüchtlingen: 39 Nicolas Gildemeister GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Junge Unternehmer übernehmen Verantwortung 65 Qualitätssteuerung für den Pilotprojekt des Wirtschaftsrates zur TECHNOLOGIEFÜHRER IN stationären und ambulanten Sprachförderung in Erstaufnahme- DER DIGITALEN REVOLUTION Sektor einrichtung gestartet 55 Technologische Revolution des u Florian Friedel globalen Zahlungsverkehrs Seite 32 56 Hörfunktechnologie im Wandel ENERGIEWIRTSCHAFT von analog zu digital 66 Windenergie am Fortschritt des Netzausbaus ausrichten ZU GUTER LETZT u Dr. Stefan Liebing VERANSTALTUNGSVORSCHAU 43 Landesverband Hamburg 70 Landesverband Schleswig-Holstein

fotolia.com © sdecoret 70 Impressum

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 7 TITEL Parlamentarische Demokratie Demokratie und Rechtsstaat dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden

Das Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier, führte Christian Ströder.

WIR: Was ist unter dem Begriff Bürger- ger wird in der Tat immer wieder die Idee beteiligung eigentlich zu verstehen? ins Feld geführt, die repräsentative Demo- Papier: Man muss zwischen der Betrof - kratie um Formen der unmittelbaren oder Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier fenenbeteiligung im Planungs- oder Ge - plebiszitären Demokratie zu ergänzen. Ich Präsident des Bundesverfassungsgerichts nehmigungsverfahren einerseits und der habe Zweifel, ob die Einführung neuer 2002-2010 Bürgerbeteiligung mittels direkter Demo- Formen der unmittelbaren Demokratie kratie andererseits unterscheiden. Bei der verfassungspolitisch sinnvoll wäre und die Betroffenenbeteiligung geht es um die erhofften Wirkungen zeigen würde. Ins- rade Verkehrsinfrastrukturprojekte haben Beteiligung der unmittelbar von einem besondere die Gesetzgebungsarbeit kann oftmals nicht nur regionale Bedeutung. Großprojekt Betroffenen, also derjenigen, in modernen Demokratien ab einer gewis- Wer soll aber darüber abstimmen, wenn in deren subjektive Rechtspositionen ein- sen Größenordnung nur durch eine kon- sie überregionale, nationale oder gar euro- gegriffen wird oder die in sonstiger Weise tinuierlich und vor allem gesamtverant- päische Bedeutung haben? Das zweite nachteilig durch das Projekt betroffen sein wortlich arbeitende Instanz, das heißt Problem hinsichtlich der direkten Beteili- können. Eine derartige Beteiligung ist in durch die vom Volk gewählten Parlamen- gung des Volkes liegt in der Komplexität den verschiedenen Planungs- oder Ge - te, geleistet werden. Volksabstimmungen des Abstimmungsgegenstands. Die Zulas- neh migungsverfahren für Großprojekte zu punktuellen und dabei nicht selten sung eines Großprojekts ist nur scheinbar heute bereits ziemlich umfänglich vorge- populistisch zugespitzten Fragen laufen eine eng umgrenzte Fragestellung, die mit sehen. Sehr viel politischer und grundle- Gefahr, das parlamentarisch-repräsenta- Ja oder Nein beantwortet kann. Vielmehr gender ist die Frage, inwieweit eine stär- tive System zu schwächen, ohne dass auf ist in der Regel eine schwierige Abwä- kere Bürgerbeteiligung mittels direkter der anderen Seite ein wirklicher Gewinn gungsentscheidung zu treffen, in die die Demokratie möglich ist und worauf sie an Effizienz und Rationalität ersichtlich verschiedensten Aspekte eingestellt wer- sich eigentlich beziehen könnte. Bei die- wäre. Es besteht umgekehrt sogar die den müssen und die in Wechselwirkung ser zweiten Kategorie der Bürgerbeteili- Gefahr, dass statt mehr Demokratie eine mit anderen Bereichen steht, die ebenfalls gung geht es um die Entscheidung über Herrschaft gut organisierter Minderheiten im Blick gehalten werden müssen. Gera- ein Vorhaben als solches, also über die über die stets relativ unorganisierte Mehr- de wegen der Komplexität des Entschei- Planung dem Grunde nach und über den heit Platz greift. dungsgegenstands bei Großprojekten soll- Bedarf eines solchen Großprojekts. te man sich wieder auf die Vorzüge der WIR: Die Hamburger haben entschieden: repräsentativen Demokratie besinnen. Die WIR: Die parlamentarische Demokratie Nein zu Olympia! Wo sehen Sie die prak- repräsentative Demokratie hat den Vor- steht unter Druck, Politik- und Parteiver- tischen Grenzen von Volksabstimmungen, teil, dass durch sie eine gleichförmige drossenheit nehmen zu. Sind Volksab- gerade bei Großprojekten? Beteiligung aller Gruppen und Interessen stimmungen wirklich der richtige Weg, Papier: Im Hinblick auf die Bürgerbetei- sichergestellt werden kann. Stimmen hin- wie gerne behauptet wird, um diesem ligung mittels direkter Demokratie erge- gegen Bürger selbst unmittelbar über ein Trend entgegenzuwirken? ben sich zahlreiche Probleme. Zunächst Großprojekt ab, so besteht die Gefahr, dass Papier: Als ein Gegenmittel zu der Poli- stellt sich die Frage, wer ist im Fall von sich die regelmäßig kleine Gruppe der tik- oder Parteienverdrossenheit der Bür- Großprojekten eigentlich „das Volk“? Ge- unmittelbar negativ Betroffenen gegen die

8 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN TITEL Parlamentarische Demokratie

sondern als staatliche Entscheidung dem Vorrang von Verfassung und Gesetz un- terliegt und insbesondere an die Grund- rechte gebunden ist.

WIR: „Steigende Bürgerbeteiligung führt zur Trennung von Entscheidungskompe- tenz und Ergebnisverantwortung.“ Wie bewerten Sie diese Aussage? Papier: Wir dürfen unsere verfassungs- rechtlichen Grundstrukturen nicht über Bord werfen. Es gehört zum Rechtsstaat, dass Entscheidungen in Verwaltungsan- gelegenheiten von der Stelle getroffen wer- den, die dazu gesetzlich berufen ist. Diese ist dafür dann politisch und juristisch verantwortlich und kann für Fehlent- scheidungen möglicherweise in Haftung genommen werden, anders als wenn die Entscheidungsmacht bei einer apokry- phen Gruppe liegt. Wir dürfen mithin nicht Demokratie gegen Rechtsstaat aus- spielen, sondern müssen beide Elemente – demokratische Struktur und Rechts- regelmäßig große Gruppe der nicht un - Betroffenenanhörungen gibt, eine weitere staatlichkeit – miteinander in Einklang mittelbar negativ Betroffenen durchsetzt, Ausdehnung der Anhörung würde diese bringen, und das gelingt eben am Besten weil Letztere einfach kein so großes Inter- Verfahren völlig dysfunktional machen. in dem System der repräsentativen Demo- esse an dem Projekt hat und einer Abstim- kratie. Ich kann mit anderen Worten die mung mit einer gewissen Gleichgültigkeit WIR: Seit 14 Jahren läuft das Planungs- in der Fragestellung zum Ausdruck kom- gegenübersteht. verfahren zur Elbvertiefung. Umwelt- mende Feststellung nur bestätigen. schutzverbände begleiten den Prozess WIR: Bürger- und Verbändebeteiligung an intensiv, trotzdem häufen sich Verbands- WIR: Wie beurteilen Sie die Einführung Verwaltungsverfahren sorgt für Transpa- klagen. Was läuft hier schief? eines bundesweit einheitlichen Wahlrechts renz und bringt notwendiges Fachwissen Papier: Diese Frage möchte ich nicht für Landtagswahlen? ein. Wie lassen sich Beteiligungsrechte beantworten, da es hier um spezifisch Papier: Der Bund besitzt hierfür nach und Verfahrensbeschleunigung in Ein- hamburgische Verhältnisse geht. dem Grundgesetz keine Regelungskom- klang bringen? petenz. Man muss auch berücksichtigen, Papier: In den vergangenen Jahren wur- WIR: Bei der Umsetzung von Großpro- dass die Bundesländer im bundesstaatli- de die Diskussion um Großprojekte vor jekten trifft Betroffenenbeteiligung nicht chen Gefüge Deutschlands über eigene allem durch Überlegungen zur Beschleu- selten auf private Projektträger. Werden Staatsqualität verfügen und daher ihr nigung des Verwaltungsverfahrens ge - deren Rechte übermäßig eingeschränkt? Wahlrecht und ihr Wahlsystem eigen- prägt. Es ist in der Tat die Frage, wie sich Papier: Bei den Regelungen der Bürger- ständig regeln. Nur die Wahlrechts- dieses Ziel der Verfahrensbeschleunigung beteiligung darf die Stellung der Projekt- grundsätze wie die Freiheit, Gleichheit, mit der Forderung nach stärkerer Bürger- träger nicht übersehen werden. Handelt es Allgemeinheit und Unmittelbarkeit der beteiligung in Einklang bringen lässt. sich um private Projektträger, ist deren Wahlen sind von der Bundesverfassung Denn es ist nahezu zwangsläufig, dass Grundrechtsposition genauso zu berück- vorgegeben. Im Übrigen ist auch zu be- mehr Bürgerbeteiligung zu längeren Ver- sichtigen, wie die der vom Vorhaben rücksichtigen, dass sich die Bundesländer fahren führen muss. Es ist also jeweils zu betroffenen Bürger. Der die Bürgerbetei- hinsichtlich ihrer Größe und Struktur untersuchen, ob und wie sich dieses ligung regelnde Gesetzgeber hat einen durchaus voneinander unterscheiden. Es Dilemma lösen und ein Weg finden lässt, angemessenen Ausgleich dieser gegenläu- macht etwa einen Unterschied, ob es um eine sinnvoll ausgestaltet Bürgerbeteili- figen Grundrechtspositionen herbeizu- die Landtagswahlen in einem großen gung mit der Verfahrensbeschleunigung führen. Es darf die Bürgerbeteiligung Flächenstaat oder um die in einem Stadt- in Einklang zu bringen. Im Hinblick auf nicht so weit ausdehnen, dass die Grund- staat geht. Auch die Schaffung eines ein- die förmlichen Verwaltungsverfahren rechtspositionen der privaten Projektträ- heitlichen Wahltermins für alle Landtags- kann es daher allenfalls um qualitative ger in unangemessener Weise zurückge- wahlen stößt im Übrigen auf verfassungs- Verbesserungen gehen, nicht aber quanti- stellt werden. Es ist darauf hinzuweisen, rechtliche Bedenken. Auch hier bestünden tative Ausweitungen. Wir wissen, dass es dass auch eine Abstimmung des Volkes erhebliche praktische Schwierigkeiten bei in gewissen Verfahren schon heute fünf nicht im rechtsfreien Raum erfolgen kann, der dauerhaften Durchsetzung. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 9 TITEL Parlamentarische Demokratie

In einer komplexen und heterogenen derung von pluralistischen Interessen und Gesellschaft wie der deutschen steht die „Es muss sichergestellt werden, Wertvorstellungen, eine Annäherung von parlamentarische Demokratie für den dass die Entscheidungskompetenz Verwaltung und Beteiligten sowie die För- Ausgleich von Interessen, sie ermöglicht und die Ergebnisverantwortung derung von Konsens und Akzeptanz. langfristige politische Strategien und zeigt bei den demokratisch gewählten Nicht zuletzt wird die Verfahrensbeteili- sich robust gegen populistische Tenden- gung der Bürger als eine Art vorgelagerter Volksvertretern liegen.“ zen. Innen- wie außenpolitisch sorgt sie Rechtsschutz interpretiert. für Stabilität und fördert die soziale Prof. Dr. jur. Ulrich Karpen Natürlich ist es wichtig und notwen- Gerechtigkeit. Kurzum: In mehr als sechs Hochschullehrer dig, dass Bürger politisch engagiert sind Jahrzehnten hat sich die parlamentarische und frühzeitig in Projekte einbezogen Demokratie in Deutschland sehr gut werden. Die Bürgerbeteiligung darf aber bewährt. Jedoch ist schon seit den 1970er nicht so weit gehen, dass sie die Entschei- Jahren in Deutschland und anderen Län- ten bei fast allen politischen Wahlen. Vor dungskompetenz und Handlungsfähigkeit dern ein Trend hin zu einer erweiterten, diesem Hintergrund gebe die direkte Bür- der demokratisch gewählten Volksvertre- direkten Bürgerbeteiligung erkennbar. gerbeteiligung der schwächelnden parla- ter untergräbt. Gleiches gilt für das Ver- Und dieser Trend wird stärker. mentarischen Demokratie einen Legiti- bandsklagerecht, das in den vergangenen Mehr direkte Bürgerbeteiligung wird mierungsschub. Als weitere Argumente Jahren durch den Europäischen Gerichts- gern mit der allgemeinen Politik- und Par- werden diskutiert: Eine bessere Infor- hof (EuGH) stark ausgeweitet wurde und teiverdrossenheit begründet – festgemacht miertheit der Bürger, mehr Transparenz das parlamentarische Entscheidungen an den stetig sinkenden Beteiligungsquo- und Kontrolle in der Verwaltung, die För- aus hebelt. Für eine starke parlam

Im Rahmen des Wirtschaftstages in Berlin hat der Wirtschaftsrat Hamburg das Positionspapier „Für eine starke parlamentarische Demokratie“ vorgestellt. Das Papier zeigt auf, wo es Spannungen zwischen direkter und parlamen tarischer Demokratie gibt und unterbreitet konkrete Verbesserungs vorschläge. Ansatzpunkte sind strengere Auflagen für Volksabstimmungen, Verschärfungen des Verbands- klagerechts und eine Reform des Hamburgischen Wahlrechts.

Text: Christian Ströder

10 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN TITEL Parlamentarische Demokratie

Baustelle 1: für die gesamte Stadt Bedeutung haben. Das Hamburgische Wahlrecht „Die Beteiligungsrechte von ■ Sowohl Volks- als auch Bürgerent- Mit seinem eigenwilligen Wahlrecht Verbänden müssen auf die scheide stellen bei den Initiativen, Begeh- macht Hamburg es der parlamentarischen Möglichkeit der Einbringung des ren und der Abstimmung selbst zu gerin- Demokratie schwer. Die Hamburgische dort vorhandenen Sach- und ge Anforderungen an die Zahl der Betei- Variante – eine Verhältniswahl mit offe- ligten. Die Quoren sind zu niedrig, als Fachwissens begrenzt werden.“ nen Wahlkreislisten (Mehrmandatswahl- dass sie wirklich den Bürgerwillen wider- kreise) und offenen Landeslisten – bringt Dr. Ralf Hüting spiegeln. Ein Beispiel: Der Bezirk Berge- mehrere Probleme mit sich: ZENK Rechtsanwälte dorf hat rund 123.300 Einwohner (Stand ■ Die Parteien können Schlüsselfunk- 31.12.2014) und 91.626 Wahlberechtigte tionen nicht gezielt und mit hinreichen- (Stand 15.03.2015). 1% = 916 Wahlbe- der Wahrscheinlichkeit mit kompetenten scher Entscheidungskompetenz und Er - rechtigte können also den Fortgang der Kandidaten besetzen. gebnisverantwortung: Verwaltung blockieren. ■ Das Kumulieren und Panaschieren ■ Mit dem Bürgerschaftsreferendum verkompliziert das Wahlrecht unnötig. zur Olympia-Bewerbung haben sich der Baustelle 3: Um fragen offenbaren den geringen Be - Senat und die Parlamentsmehrheit ihrer Bürgerbeteiligung an kannt heitsgrad vieler Abgeordneter und ureigenen politischen Gestaltungsverant- Verwaltungsentscheidungen zeigen, dass das Ziel einer engeren Bindung wortung entzogen und eine für die lang- Neben den Behörden und Vorhabenträ- des Wahlerfolgs an die persönlichen Leis - fristige Entwicklung der Stadt einmalige gern sind an wichtigen, langfristigen Pla- tungen und Meinungen einzelner Abgeord - Chance aus der Hand gegeben. nungsentscheidungen auch die Bürger entarische Demokratie

neter und Kandidaten nicht erreicht wird. ■ Die Möglichkeit, in Volksentscheiden und die Öffentlichkeit beteiligt. Dazu ■ Das aktuelle Wahlrecht fördert die über Gesetze oder andere Gegenstände zählen Betroffene wie Nachbarn und An - Wahlkreisorientierung der Abgeordneten abzustimmen, erlaubt es Bürgerinitiativen lieger, Vertreter individueller Interessen und verleitet eher zu populären und kurz - in unverhältnismäßiger Weise, in das wie Wirtschaftsunternehmen und auch fristig orientierten politischen Initiativen, Haushaltsrecht der Bürgerschaft und das Verbände als Vertreter überindustrieller die den persönlichen Bekanntheits- und Regierungs- und Verwaltungshandeln ein- Interessen und ideeller Ziele. Beliebtheitsgrad steigern. zugreifen. Beispiele sind die versuchte Verbände haben besondere Beteili- ■ Das aktuelle Wahlrecht wird vielfach Verhinderung der Teilprivatisierung des gungsrechte, z.B. sind sie in Raumord- nicht verstanden und schreckt potentielle Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK) nungsplanungen oder in die Verkehrs- Wähler ab. und der Rückkauf der Energienetze. infrastrukturplanung einzubeziehen. Als ■ Volksentscheide stellen keine hinrei- Be standteil der Öffentlichkeit können sie Baustelle 2: chenden Anforderungen an eine sachge- sich in alle Planungs- und Genehmigungs- Volksabstimmungen rechte und differenzierte Formulierung verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung In Sachen Volksabstimmung ist Hamburg und Begründung von Initiativen. einschalten. Darüber hinaus genießen im Bundesvergleich besonders aktiv. Hier ■ Bürgerentscheide auf Bezirksebene Ver bände umfassende Privilegien: Sie er - gibt es die Volkspetition und den Volks - erlauben es Initiatoren, Gegenstände zur halten finanzielle Förderungen, werden ent scheid, sei es auf Initiativen „von unten“ Abstimmung zu stellen, die rechtlich zwar frühzeitig über anstehende Verfahren (Volksinitiative und Volksbegehren) oder nur Angelegenheiten der Bezirksver- informiert, können Verfahrensunterlagen sei es auf Antrag „von oben“ (Bürger- sammlungskompetenz sind, faktisch aber einsehen und Stellungnahmen dazu abge- schaftsreferendum). Von den zahlreichen ben. Nach Abschluss eines Verfahrens Möglichkeiten machen die Hamburger steht ihnen die Möglichkeit offen, Rechts- rege Gebrauch: Seit 1997 gab es 45 Volks - mittel einzulegen (s. hierzu Baustelle 4: initiativen und sieben Volksentscheide „Die direkte Demokratie ist Verbandsklage). (Stand 4. Mai 2016), von denen fünf erfol- keine eigene, authentischere Die Praxis zeigt, dass die Bürgerbe- greich waren. Auf Bezirksebene gab es bis Legitimationsquelle. Sie hat eher teiligung in Gestalt von einflussreichen 2012 23 Begehren und vier Entscheide; Verbänden, insbesondere im Bereich des der Stabilisierung des Repräsen - allein seit 2012 weitere 23 Begehren und Umwelt- und Naturschutzes, Verwal- vier Entscheide. tationssystems zu dienen.“ tungsverfahren um Jahre in die Länge zie- Mit ihren vielfältigen Beteiligungsfor- Dipl.-Volkswirt Thies G.J. Goldberg hen und wichtige Groß- und Infrastruk- men befördert die Hamburgische Volks- Goldberg Consulting GmbH turprojekte – wie die Anpassung der Elb- gesetzgebung die Trennung von politi- fahrrinne – auf Eis legen kann.

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 11 TITEL Parlamentarische Demokratie

Baustelle 4: Verbandsklage Wer beteiligungsberechtigt ist, ist auch Die zentralen Forderungen und klagebefugt. Dieser Grundsatz gilt, wenn Rechtsvorschriften des Verfahrensgegen- standes, meist aus dem Natur- und Umweltschutz, oder des Verwaltungsver- fahrens selbst verletzt worden sind. Das öffnet die Tür für sehr aufwendige Ver- bandsklagen. Der Europäische Gerichtshof hat das Verbandsklagerecht in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet und damit Planungs- und Genehmigungsverfahren erschwert: ■ Ursprünglich verlangte die Kernvor- schrift des UmwRG (§2 Abs. 1) als Klage- voraussetzung für Verbände, dass Rechts- vorschriften verletzt sein müssen, die dem Umweltschutz dienen und Rechte Einzel- ner begründen sowie für die Entscheidung der Verwaltungsbehörden von Bedeutung sein können. Es muss also – wie im Ver- waltungsprozess üblich – die Verletzung subjektiver Rechte behauptet werden. Der EuGH verwarf diese Voraussetzung: Ver- bände können auch klagen, wenn keine Rechte Einzelner im Streit sind. ■ Es wurde die Voraussetzung gekippt, Foto: Hamburgische Bürgerschaft, Daniel Posselt es müsse die Verletzung von Umwelt- schutzrechten geltend gemacht werden. Zum Wahlrecht schlossen werden. Für eventuell ent- Ein einfacher Rechtsverstoß, etwa im Das aktuelle Hamburgische Wahlrecht stehende Haushaltsbelastungen sind kom plizierten Planungsverfahren, genügt krankt an einer Reihe von Defiziten, die zwingend Deckungsvorschläge vorzu- für den Zugang zum Gericht, egal, ob er sich sowohl auf die Arbeit der Parteien legen. die Umwelt betrifft oder nicht. und der Bürgerschaft als auch auf die ■ Grundsätzlich muss eine Fragestel- ■ Letztlich hat der EuGH auch eine Wähler selbst negativ auswirken. Das lung für eine Volksabstimmung mit Hürde niedergerissen, die der Verfah- Wahlrecht bedarf daher einer grundle- einer belastbaren Aussage über die rensbeschleunigung dienen sollte. Das genden Reform. Der Wirtschaftsrat Ham- Budgetauswirkungen verbunden wer- UmwRG sah vor, dass Verbände Argu- burg fordert, dass mindestens die Hälfte den. mente und Einwände, die sie in Verwal- der Mandate nach dem Verhältniswahl- ■ Bürgerentscheide in den Bezirken tungsverfahren nicht vorgetragen haben, recht über von den Parteien aufgestellten sind auf Angelegenheiten zu be- im Verfahren der Verbandsklage nicht Landeswahllisten besetzt wird. schrän ken, in denen die Bezirksver- mehr einbringen dürfen (Verspätung, sammlung Beschluss fassen darf und „Präklusion“, §2 Abs. 2). Der jetzige Zu Volksabstimmungen die auch faktisch nur bezirkliche Aus- Rechtszustand bedeutet, dass Verbände im Die bestehenden Instrumente der direk- wirkungen haben. Prozess letztlich unbegrenzt neue Argu- ten Demokratie in Hamburg sind zu eva- ■ Die Quoren bei Volksabstimmungen mente vorbringen dürfen, die dann von luieren, auf ihre Handhabbarkeit hin zu müssen erhöht werden. den Behörden und Vorhabenträgern ggf. überprüfen und zu reformieren: durch Gegeneinwände, Planänderungen ■ Das Bürgerschaftsreferendum ist er - Zur Bürgerbeteiligung an u.a. widerlegt werden müssen. satzlos abzuschaffen. Eine Zustim- Verwaltungsentscheidungen Das Ergebnis dieser Änderungen ist, mung von Senat und Bürgerschaft ■ Die Beteiligungsrechte der Bürger dass sich wichtige Groß- und Infrastruk- vermittelt ausreichende Legitimität sind von dem jeweils zuständigen turprojekte um Jahre und mit großen jeder politischen Entscheidung. Gesetzgeber grundsätzlich darauf zu- wirtschaftlichen Schäden verzögern. Bei- ■ Definition eines Themenkatalogs für rück zuführen, wozu sie gedacht sind: spiele sind der Bau des Kohlekraftwerkes zulässige Abstimmungsgegenstände. Das Einbringen von Sach- und Fach- Moorburg oder die Fahrrinnenanpassung ■ Nicht nur Volksentscheide über Haus- wissen in das Verwaltungsverfahren der Elbe. Letztere zieht sich nun mehr als haltspläne, sondern auch über wesent- zu ermöglichen. 14 Jahre hin. Auch nach mehr als 6.500 liche Haushaltsrisiken sollten ausge- ■ Darüber hinaus ist der Gesetzgeber Seiten Planungsunterlagen ist das Ende nicht in Sicht. ■ 12 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN PR-BERICHT Hamburg Ein roter Teppich für den Michel Empfehlungen im Überblick Elf Millionen Besucher haben Spuren hinter- lassen. 2009 wurde ein neuer grüner Teppich sichtigt wurden, verbunden mit einem in der Kirche verlegt. Nun fordert das Ham- Argumentationsnachtragsverbot. ■ Von der Klagebefugnis ausgeschlos- burger Schmuddelwetter seinen Tribut: Aus sen werden müssen Verbände, die edler Auslegeware ist ein schmutzig-grüner über keine innere demokratische Struktur verfügen und die nicht durch Bodenbelag mit Flecken aller Art geworden. die öffentliche Planung in eigenem Recht verletzt werden (Verfahrens- Rot soll der neue Teppich sein. Rot wie die rechte). Liebe und warm wie ein Feuer. Ein Roter Teppich wird die Ausstattung vollenden. Mit dem Ausufern der Zahl der Klagebe- Schon im Weiß der Wände ist viel rote Far- fugten vor den Verwaltungsgerichten – be enthalten, um einen warmen Farbton zu teilweise unter Wegfall der Voraussetzung erhalten. Zusammen mit dem Braun der der eigenen Betroffenheit – ist die Prü- Bänke und dem Gold der Ornamente wird fungsaufgabe der Gerichte im Sinne eines eine wunderbare Atmosphäre entstehen, die vernünftigen Ausgleichs zwischen Zu - die Leichtigkeit und Größe des Kirchraums gangsrechten und Prüfungsumfang zu erdet und jeden Besucher freundlich emp- überdenken. Der Wirtschaftsrat Hamburg fängt. empfiehlt: Roter TeppichRot ist seit alters her die ■ Die verwaltungsgerichtliche Kontrol- Farbe der Schönheit und Macht: Die pur- le sollte nicht vom Amtsermittlungs- purroten Gewänder der Kaiser und Könige grundsatz bestimmt werden, sondern zeugen davon oder die roten Schuhe frühe- nur der Überprüfung dessen dienen, rer Päpste. Noch heute wird stets ein roter was von den Klägern vorgetragen Teppich ausgerollt, wenn prominente Gäste gefordert, die Beteiligungsrechte zu wird. Ähnlich wird es in Frankreich erwartet werden. Doch der rote Michel-Tep- konkretisieren: Es ist klar zu definie- gehandhabt. pich wird anders sein. ren, wer genau zu beteiligen ist, wann ■ Nach dem Wegfall des Ausschlusses Der neue Rote Teppich grenzt nicht aus, die Beteiligung beginnt und wann sie von verspäteten Anträgen oder Argu- sondern zeigt an, dass jeder Mensch, der endet, welchen Gegenstand die Be - menten im Verfahrensprozess (Prä - ihn betritt von „Gott bei seinem Namen teiligung umfassen soll und welche klusion) durch die Rechtsprechung gerufen ist“, wie der Prophet Jesaja Vorhaben für eine Bürgerbeteiligung des EuGH sollte in den Verfahrensge- schreibt. Für Gott entscheidet sich Promi- geöffnet werden. setzen der Gerichte festgelegt werden, nenz nicht am öffentlichen Ansehen. Bei dass bis zu einem bestimmten Zeit- ihm ist jeder Mensch in seinem wahren Zur Verbandsklage punkt alle maßgeblichen Argumente Wesen erkannt und willkommen. Wenn wir Das Verbandsklagerecht ist maßgeblich vorgetragen sein müssen. Hierdurch im Michel einen roten Teppich ausrollen, durch Entscheidungen des EuGH be - kann eine „Never Ending Story“ ver- dann um jeden unserer Gäste einzuladen, stimmt, die der Bund umzusetzen ge - mieden werden. dieses zu spüren: „Fürchte Dich nicht! ich zwungen ist. Der Wirtschaftsrat Hamburg ■ Der Gesetzgeber sollte darüber nach- habe Dich bei deinem Namen gerufen. Du fordert den Senat und die Hamburger denken, ob die üblicherweise eingrei- bist mein.“ Bundestagsabgeordneten dazu auf, sich fende aufschiebende Wirkung von Für das Ausrollen des Roten Teppichs über die Bundesorgane auf EU-Ebene und Rechtsmitteln vor dem Hintergrund brauchen wir Ihre Unterstützung. Beginnen im Bundesrecht dafür einzusetzen, dass der Erweiterung der Beteiligungs- sollen die Arbeiten im September/Oktober das Verbandsklagerecht auf Fälle tatsäch- rechte in jedem Fall aufrechterhalten dieses Jahres. Der alte Teppich muss ent- licher, durch öffentliche Planung erwar - werden kann. fernt und 394 Quadratmeter hochwertiger tete und relevante Rechtsverletzungen ■ Planungsrechtlich sind Instrumente Teppichboden in der Kirche und auf der beschränkt wird. Des Weiteren fordert der der Legalplanung und der Verein - Chorempore verlegt werden. 65.000 Euro Wirtschaftsrat Hamburg: fachung von Vorhabenplanungen zu fehlen noch, um diese Arbeiten beauftragen ■ Die Klagebefugnis ist auf Verbände zu nutzen. zu können. reduzieren, die sich an Planungsver- ■ Es ist systematisch zu prüfen, wie an- fahren beteiligen und deren konkrete dere Länder der europäischen Union Mit einer Spende können Sie uns tatkräftig Einwände nicht entkräftet oder durch mit dem weitreichenden Verbands- beim Ausrollen des roten Teppichs unter- Planungsänderungen nicht berück- klagerecht in der Praxis umgehen. stützen. [email protected]

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 13 TITEL Parlamentarische Demokratie Wie steht es um die parlam Demokratie in Hamburg? Die Redaktion WIR IM NORDEN hat bei Fraktionsvorsitzenden der Hamburgischen Bürgerschaft nachgefragt.

Das Verbandsklagerecht wurde in den vergangenen Jahren durch EuGH- Entscheidungen deutlich ausgeweitet: Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Wir sehen das Verbandsklagerecht kri- tisch. Warum dürfen Lobbygruppen wie die Umweltverbände eine Sonderrolle bei der Durchsetzung von Gemeinwohlinter- essen übernehmen? Sie sind durch nichts demokratisch legitimiert, schaffen es aber immer wieder dringend notwendige, par- André Trepoll lamentarisch beschlossene und von den Vorsitzender der Menschen gewollte Infrastrukturprojekte CDU-Bürgerschaftsfraktion jahrelang hinausgezögert. Wir brauchen Dr. Anjes Tjarks hier dringend eine Überarbeitung der der- Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion Bündnis 90/Die Grünen GAL Hamburg zeitigen Regelungen und haben dazu vor Direkte oder repräsentative kurzem konkrete Vorschläge gemacht. Demokratie: Was meinen Sie? Die repräsentative Demokratie hat den Das Hamburger Wahlrecht gilt als Direkte oder repräsentative Menschen in unserem Land Jahrzehnte äußerst komplex. Besteht aus Ihrer Demokratie: Was meinen Sie? Frieden, Freiheit und Wohlstand gesi- Sicht Änderungsbedarf? Wir GRÜNE machen uns stark für direk- chert. Zur Demokratie gehört auch das Das Hamburger Wahlrecht ist für viele zu te Demokratie in Form von Bürgerbetei- Bohren dicker Bretter, das Vermitteln von einem Qualrecht mutiert. Untersuchun- ligung. In Hamburg und in anderen Bun- Kompromissen, das Ausgleichen unter- gen haben klar gezeigt, dass es bei den desländern besteht inzwischen eine schiedlicher Interessen. Das ist die beson- letzten beiden Wahlen viele Menschen Mischung aus beiden Ansätzen. In Ham- dere Stärke der parlamentarischen Demo- vom Wählen abgeschreckt hat. Die Wahl- burg haben wir zuletzt das Instrument kratie. beteiligung ist gesunken, die Zahl der „Referendum“ mit den anderen Fraktio- ungültigen Stimmen gestiegen. Das Wahl- nen in die Verfassung gestimmt. Aus unse- In welchen Fällen halten Sie direkte recht hat damit nicht zu einem Mehr, son- rer Sicht ist Hamburg in Sachen Direkte Bürgerbeteiligung für sinnvoll bzw. dern zu einem Weniger an Demokratie Demokratie gut aufgestellt. Wir sehen hinderlich? geführt. Das ist schlecht und darf so nicht aktuell keinen grundsätzlichen Verände- Ich habe Verständnis, dass Bürger sich bleiben. rungsbedarf. besonders in der Kommunal- und Lan- despolitik mehr Beteiligung wünschen, als Können Formen der direkten Bürger- In welchen Fällen halten Sie direkte nur alle paar Jahre zur Parlamentswahl zur beteiligung die Komplexität von Bürgerbeteiligung für sinnvoll bzw. gehen. Deshalb ist es sinnvoll, die Men- Regierungsentscheidungen abdecken? hinderlich? schen an Entscheidungsprozessen vor Ort Es ist absurd, dass inzwischen Parlaments - Aus meiner Sicht sollten keine Haushalts- direkt zu beteiligen. Wir müssen aber auf- wahlen bis ins Groteske verkompliziert pläne, keine bundespolitischen Themen passen, dass Sachentscheidungen nicht worden sind, komplexe Sachfragen aber in sowie keine Gebühren über einen Volks- ständig von den lautesten Partikularinter- vereinfacht zugespitzten Ja-Nein-Abstim- entscheid festgelegt werden. Aktuell arbei- essen bestimmt werden. Deshalb brau- mungen entschieden werden. Die Welt ist te ich daran, dass es nicht zu einem Volks- chen wir angemessenen Mindestquoren, nicht nur schwarzweiß. Simplifizierungen entscheid zur Flüchtlingsunterbringung die uns vor dem Diktat kampagnenfähi- auf ein plumpes Pro-und-Contra wird kommt. Dieses Thema könnte das politi- ger Minderheiten schützen. vielen Fragen einfach nicht gerecht. sche Klima in Hamburg vergiften.

14 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN entarische

Dr. Andreas Dressel Das Verbandsklagerecht wurde in den Vorsitzender der vergangenen Jahren durch EuGH- SPD-Bürgerschaftsfraktion Entscheidungen deutlich ausgeweitet: Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Direkte oder repräsentative Ich unterstütze die Ausweitung der Rech- Demokratie: Was meinen Sie? te durch den EuGH. Insbesondere dann, Das Fundamt ist und bleibt die repräsen- wenn die Betroffenen von politischen tative Demokratie, sie wird aber von Entscheidungen sich selbst kaum wehren zusätzlichen Beteiligungsinstrumenten können, wie z. B. im Umwelt- oder im flankiert. Mit unserer verfassungsrechtlich Tierschutzbereich. geregelten Volksgesetzgebung sind wir in den letzten Jahren bundesweit zum Vor- Das Hamburger Wahlrecht gilt als reiter bei der direkten Demokratie gewor- äußerst komplex. Besteht aus Ihrer den. Wir sollten weniger das Gegeneinan- Sicht Änderungsbedarf? der betonen, sondern das Ergänzende. Erst einmal haben 97% der Wählenden das Hamburger Wahlrecht in seinen In welchen Fällen halten Sie direkte Grundzügen verstanden. Auch die Tatsa- Bürgerbeteiligung für sinnvoll bzw. che, dass dieses Wahlrecht gegen die hinderlich? Volksparteien über einen Volksentscheid Politik muss heutzutage mehr denn je Gesetz wurde, gebietet dem parlamentari- damit umgehen, dass sich die Bürgerinnen schen Gesetzgeber Rücksichtnahme auf und Bürger auch jenseits von Wahltermi- den Volksgesetzgeber. Seit 2009, indem die nen zu Wort melden, sich engagieren und in der Bürgerschaft vertretenden Parteien organisieren. Hier bei uns in Hamburg dem heutigen Wahlrecht zur Vermeidung nehmen viele Menschen regen Anteil an eines zweiten Volksentscheides zuge- dem, was in ihrem unmittelbaren Umfeld stimmt haben, sind jedoch ein paar Wahl- passiert, seien es Verkehrsprojekte, der en vergangen. Deswegen sehen auch wir Wohnungsbau oder ganz aktuell die vie- GRÜNE in einigen Bereichen Verbesse- len Aspekte rund um die Unterbringung rungsbedarf. An dem Kernanliegen des und Integration der Geflüchteten. Wer das Wahlrechts - nämlich die Mitbestimmung ignoriert oder gar als lästig empfindet, der Wähler über die Parteikandidaten - kann in der Politik nicht erfolgreich sein. wollen wir festhalten. Deswegen schlagen Vielmehr gilt es aktiv dafür zu sorgen, dass wir vor, mit den Änderungsvorschlägen bei kleineren wie größeren Projekten der Parteien zuerst eine Übereinstimmung immer auch Beteiligungsmöglichkeiten mit den Initiatoren des Wahlrechts zu mitberücksichtigt und mitgeplant werden. suchen. Aktuelles Beispiel ist der jetzt anlaufende Beteiligungsprozess rund um die Verlän- Können Formen der direkten Bürger- gerung der U4 in Horn und der neuen U5 beteiligung die Komplexität von nach Bramfeld. Das ist dann zwar manch- Regierungsentscheidungen abdecken? mal ein etwas längerer und vielleicht auch Manchmal ja, manchmal schwierig. Bei mühseliger Weg, aber es hilft der Sache den bisherigen Abstimmungen z. B. beim insgesamt, schafft Akzeptanz und stärkt Verkauf der städtischen Krankenhäuser letztlich auch das Vertrauen in die Arbeit und dem Rückkauf der Energienetze ist von Verwaltung und Politik. Im Übrigen dies gelungen. regelt unsere Volksgesetzgebung auch

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 15 TITEL Parlamentarische Demokratie

ganz klar, was zum Beispiel als Volksi- gen in Bund und Ländern. Auch die Ham- nitiative rechtlich zulässig ist und was burger Wirtschaftsbehörde kann dazu nicht. Und bei rechtlichen Zweifeln ist es ihren Beitrag leisten, indem sie bspw. den dann auch völlig in Ordnung, wenn das Bund im Rahmen einer Bundesratsinitia- Verfassungsgericht eine Prüfung vor- tive auffordert, bei der Umsetzung der nimmt. EuGH-Entscheidungen für klare Regelun- gen zu sorgen. Das Verbandsklagerecht wurde in den vergangenen Jahren durch EuGH- Das Hamburger Wahlrecht gilt als Entscheidungen deutlich ausgeweitet: äußerst komplex. Besteht aus Ihrer Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Sicht Änderungsbedarf? Das wird erkennbar irgendwann kritisch Die Hamburger FDP befürwortet das - insbesondere, wenn es um Großprojek- bestehende Wahlrecht, insbesondere die te von überragendem Interesse der Allge- Möglichkeit bis zu fünf Stimmen jeweils meinheit geht. Aber ich sehe keine echte Katja Suding für Landes- und Wahlkreisliste zu vertei- Vorsitzende der Chance für Mehrheiten, mit denen man len. Zur weiteren Vereinfachung schlägt FDP-Bürgerschaftsfraktion das wieder zurückdrehen kann. die FDP Folgendes vor: ■ Die Einführung einer Parteistimme Das Hamburger Wahlrecht gilt als auch auf den Wahlkreislisten zur Harmo- äußerst komplex. Besteht aus Ihrer Direkte oder repräsentative nisierung der Stimmzettel. Sicht Änderungsbedarf? Demokratie: Was meinen Sie? ■ Die Reihenfolge der Parteien auf dem Gerade die soziale Spaltung beim Wahl- Direkte Demokratie ist eine Ergänzung Stimmzettel soll wieder nach den Ergeb- recht macht uns Sorgen. Da sehen wir in und kein Ersatz für parlamentarische nissen der letzten entsprechenden Wahl der Tat Handlungsbedarf. Es braucht Demokratie. Letztere hat den Auftrag, sich erfolgen. dafür aber einen breiten Konsens im Par- über Einzelinteressen hinaus am Allge- ■ Die Berufsbezeichnung auf den lament und darüber hinaus. Alle Aspekte meinwohl zu orientieren. Stimmzetteln sollte auf die aktuell tatsäch- rund um das Thema Wahlrechtsreform lich ausgeübte Tätigkeit der Kandidaten werden momentan im Verfassungsaus- In welchen Fällen halten Sie direkte konkretisiert werden. schuss zwischen den Fraktionen sehr sorg- Bürgerbeteiligung für sinnvoll bzw. fältig erörtert. hinderlich? Können Formen der direkten Bürger- Einwendungen von Bürgern sind sinnvoll, beteiligung die Komplexität von Können Formen der direkten Bürger- wenn sie möglichst frühzeitig ermöglicht Regierungsentscheidungen abdecken? beteiligung die Komplexität von und ernst genommen werden. Dadurch Frühzeitiges Einbinden der Bürger in Regierungsentscheidungen abdecken? können Widerstände abgebaut werden. wichtige politische Prozesse halte ich für Natürlich gibt es Themenbereiche, die sich Hinderlich kann es werden, wenn die richtig. Wir Freie Demokraten trauen den nicht so einfach auf ein schlichtes Ja oder gegenseitigen Positionen stark verkrusten Menschen zu, solche Entscheidungen für Nein herunterbrechen lassen. Aber die und nur noch juristisch gelöst werden sich zu treffen. Das Gegenteil erleben wir Komplexität eines bestimmten Sachver- können. Wird direkte Demokratie infla- gerade unter Rot-Grün in Hamburg: Hier halts mag auch jeder unterschiedlich tionär ausgeweitet und werden parlamen- wird Bürgerengagement bspw. in der Fra- bewerten, insofern würde ich das nicht als tarische Entscheidungen dadurch ständig ge der Flüchtlingsunterbringung nicht Maßstab heranziehen wollen. Es gibt aber „rückgängig“ gemacht, droht außerdem ernst genommen. Die Menschen fühlen einzelne Anwendungsbereiche, die aus der Verlust von Planungssicherheit für die sich mit ihren Sorgen allein gelassen und guten Gründen von der Volksgesetzge- Wirtschaft. der Senat fördert so eher die Ablehnung bung ausgenommen sind, so zum Beispiel anstatt das Miteinander. ■ Haushaltspläne, Abgaben oder Tarife in Das Verbandsklagerecht wurde in den öffentlichen Unternehmen. Im Übrigen ist vergangenen Jahren durch EuGH- es ja auch nicht so, dass Regierungsent- Entscheidungen deutlich ausgeweitet: scheidungen durch Bürgerbeteiligung Wie bewerten Sie diese Entwicklung? überflüssig gemacht werden. Planungs- Wir müssen aufpassen, dass hier die rich- werkstätten zum Beispiel im Bereich Ver- tige Balance gehalten wird: Das Verbands- kehr oder ganz aktuell das Projekt „Fin- klagerecht muss wichtigen gesellschaftli- ding Places“, bei dem sich Bürgerinnen chen Interessen dienen, nicht dem Gel- und Bürger aktiv an der Suche nach geeig- tungsdrang einzelner Verbände. Wichtig neten Standorten für die Unterbringung ist, dass Großprojekte wie bspw. die Elb- von Geflüchteten beteiligen, liefern wich- vertiefung auch zukünftig planbar sind. tige Hinweise und helfen dabei, Entschei- Für die Beteiligten müssen Rechts- und dungsprozesse von Politik und Verwal- Planungssicherheit gewährleistet sein. Das tung zu unterstützen und zu verbessern. sicherzustellen, ist Aufgabe von Regierun -

16 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Mitgliederversammlung

Mitgliederversammlung 2016

Hamburgs Vertreter für die Bundesdelegiertenversammlung gewählt

Am 7. April fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Wirtschaftsrates Hamburg statt. In den traditionsreichen Räumen der Patriotischen Gesellschaft wählten die Mitglieder ihre Interessenvertreter für die Bundesdelegiertenversammlungen am 21. Juni 2016 und für das Jahr 2017 in Berlin.

Text: Christian Ströder / Alena Wulf

I m Rahmen der Versammlung freute nehmen ein und appellierte an die Zuhö- aufgrund der jüngsten Ereignisse, denn sich der Landesvorsitzende Gunnar rer: „Heute ist es wichtiger denn je, dass „Gewalt und Terror sind längst in der Uldall, gleich vier anwesenden Mitglie- sich die Unternehmerschaft in der Öffent- Lebensrealität angekommen und hier dern – Ulf-Axel Herold, Dr. Günter lichkeit engagiert und geschlossen die so- muss eine Gegenpositionierung erfolgen, Schneider, Hans Jürgen Lickfett und Peter ziale Marktwirtschaft sichert und weiter die unumstritten unsere Art der Freiheit Nordwald – Ehrenurkunden für ihre ausbaut. Durch die gegenwärtige Tendenz postuliert“, machte Heintze deutlich. Dies langjährige Mitgliedschaft im Verband zu – weg von der europäischen Einigung hin könne nur europäisch durch eine stärkere überreichen. Als Gastredner sprach außer- zu einer Neugestaltung politischer Struk- Vernetzung der Sicherheitsbehörden ge- dem der Landesvorsitzende der CDU turen und Machtverhältnisse in den euro - lingen. Gefühlte und faktische Sicherheit Hamburg, Dr. Roland Heintze, über aktu- päischen Mitgliedsländern – lässt sich die bildeten das Fundament für freiheitliches elle stadt- bzw. landespolitische Themen zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Handeln. und die Schwerpunkte seiner Partei. für das unternehmerische Handeln sehr Das Kernthema der CDU, die Wirt- In seiner Begrüßungsrede würdigte schwer einschätzen.“ schaftspolitik, sei in den letzten Jahren aus Gunnar Uldall die gute Arbeit im Landes- Diese Sichtweise teilte auch Roland dem Fokus geraten, obwohl „wirtschafts- verband und schilderte die erfreulichen Heintze: „Die derzeitige politische Situa- politische Entscheidungen klare Rahmen- Entwicklungen: Das seit vielen Jahren sta- tion ist fremd für die Unternehmerland- bedingungen konstituieren, um den nöti- bile Niveau von 1.000 Mitgliedern konnte schaft, da nicht zuletzt der ordnungspoli- gen Spielraum zu haben für alle anderen 2015 nicht nur gehalten, sondern durch tische Blick verloren gegangen ist, der für politischen Themen“, erklärte Heintze. den Beitritt von 116 Neumitgliedern leicht rationale und konstruktive Entscheidun- Aufgrund dessen habe der Landesverband ausgebaut werden. Dieser Trend setze sich gen Voraussetzung ist.“ Aus diesem Grund Hamburg der CDU sich verschiedene offensichtlich fort, denn seit Jahresbeginn sei es zentral, dass wirtschaftspolitischer Querschnittsthemen auf die Agenda ge- entschieden sich bereits 50 weitere Unter- Sachverstand aktiv eingebracht werde und schrieben. So werde im Bereich der Inno- nehmerinnen und Unternehmer für eine die Politik durch Klarheit, Wissen und vation der Fokus verstärkt auf der Förde- Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat Ham- Verantwortungsbewusstsein mitgestalte. rung der Gründerszene liegen, um den burg. Durch das starke Engagement der Die CDU Hamburg positioniere sich Weg zu ebnen von der reinen Idee hin verschiedenen Landesfachkommissionen nach der Bürgerschaftswahl ganz klar für zum realen Markteintritt. konnten im letzten Jahr zudem sechs Posi- einen wachsenden Wirtschaftsstandort Mit der anschließenden Bekanntgabe tionspapiere erarbeitet und an die poli - Hamburg. Die Kernthemen der Legis - der Wahlergebnisse ging der offizielle Teil tischen Entscheidungsträger Hamburgs laturperiode würden zunächst bei den der Mitgliederversammlung zu Ende, die herangetragen werden. „Die Zeiten der ordnungspolitischen Themen der Inneren von Illustratorin und Mitglied Martina Unruhen sind damit offiziell vorbei und Sicherheit und Familienpolitik sowie der Grigoleit per „Graphic Recording“ visuell wurden von einem erfreulichen Aufwärt- Kernkompetenz der CDU, der Wirt- festgehalten wurde. Insgesamt 39 Dele- strend abgelöst“, zog Uldall Bilanz. schaftspolitik, liegen. gierte und 13 Ersatzdelegierte wurden Darüber hinaus ging er auf das aktu- Vor allem das Thema der Inneren gewählt, die Interessen des Landesver- ell schwierige politische Umfeld für Unter- Sicherheit stehe vor einer neuen Situation bandes in Berlin zu vertreten. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 17 VERANSTALTUNG Mittagsveranstaltung UPDATE Am 23. Juni 2016 hat Großbritannien über den Austritt aus der Europäischen Union abgestimmt. Ergebnis: Bei einer Wahlbeteiligung von 72,2 Prozent hat sich eine knappe Mehrheit von 51,9 Prozent für den Brexit entschieden. Der Wirtschaftsrat bedauert das Er - gebnis der Volksabstimmung in Groß- britannien sehr und bewertet es als schwersten Rückschlag für Europa seit den fünfziger Jahren.

Europa am Scheideweg:

„No to Brexit! Yes to remain! Together we are better, Er verwies in diesem Zusammenhang auf eine Aussage des britischen Botschafters stronger and saver! Für ein starkes Großbritannien in der Bundesrepublik, Sir Simon Mc- in einer starken Europäischen Union“, bekräftigte Donald: „Uns ging es weniger darum, den David McAllister, Mitglied des Europäischen Parla- Frieden in Europa zu zementieren (was die Gründerstaaten getan hatten), sondern ments, am 15. April 2016 beim Wirtschaftsrat. Im wir wollten unseren Wohlstand sichern“, Übersee-Club sprach er über die politische Situation hatte der Diplomat in der ZEIT über den EWG-Beitritt Großbritanniens 1973 ge- auf der Insel, die Bedeutung des Landes für die EU schrieben. In der Nachkriegszeit geriet und die Folgen eines Austritts. Groß britannien, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in eine Rezession. Text: Christian Ströder / Alena Wulf Schon damals kam die Frage auf, ob Euro- pa die richtige Antwort ist auf die Frage nach dem strategischen Platz des Insel- staats in der Welt. Der öffentliche Diskurs I n wenigen Wochen stimmt Groß - darüber hält bis heute an. britannien über seinen Verbleib in der Angesichts der aktuellen Herausfor- Europäischen Union ab. Premierminister derungen für Europa ist es nach Ansicht David Cameron löst damit sein Wahlver- von David McAllister wichtiger denn je, sprechen ein. Er selbst wirbt vehement für die Vorteile eines vereinten Europas zu den Verbleib, spürt aber selbst aus der postulieren und der Öffentlichkeit zu ver- David McAllister eigenen Partei rauen Gegenwind. Es zeich- deutlichen, dass die Annehmlichkeiten Ministerpräsident a.D. und seit 2014 net sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwi- und Freiheiten nicht der Ewigkeit unter- Mitglied des Europäischen Parlaments schen Befürwortern und Gegnern ab. worfen sind. Eben diese Privilegien müss- Wie David McAllister erläuterte, sind ten individuell auf jede Familie und Ein- es vor allem die historischen Rahmenbe- zelperson in England heruntergebrochen dingungen, die das Referendum prägen. und konkretisiert werden.

18 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Mittagsveranstaltung

ten mit finanzpolitischer Vernunft gefunden hat und sich einen Verbleib in der Euro- päischen Gemeinschaft wünscht. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Ent- wicklung des Binnenmarktes, des Frei- handels, der Sicherheitspolitik und der Droht der Brexit? Wahrung gemeinsamer Werte.

Mit Blick auf den Ausgang des Refe- rendums kommt David Cameron eine Schlüsselrolle zu. Das Plebiszit als Wahl- versprechen diente dem Parteivorsitzen- den der Conservative Party als Werkzeug, Katja Suding und Gunnar Uldall um das stärkste Wahlargument der UK Independence Party (UKIP) zu zerschla- gen und somit zu beweisen, dass nicht das Establishment regiert, sondern immer noch die britische Bevölkerung das poli- tische Geschehen maßgeblich bestimmt. Im Weiteren ging der Europapolitiker Unter den Zuhörern: Dr. Hellmut Kruse (links) auf die aktuellen Umfrageergebnisse ein und Aygül Özkan (Mitte) und skizzierte ein generelles Muster: Für „leave“ spricht sich primär die ältere und weniger gebildete Bevölkerung aus, für „remain“ die jüngere Bevölkerung mit höherem Bildungsgrad. Als problematisch schätzt McAllister den hohen Motivati- onsgrad der Europagegner ein und be - fürchtet, dass es „bei der Abstimmung nicht nur um den Verbleib in der europäi- Mehrheit und die aktuell noch 25 Prozent Als einer der führenden Außenhan- schen Gemeinschaft geht, sondern auch der unschlüssigen Stimmberechtigten zu delsstandorte Deutschlands kommt dem um Themen wie Zuwanderung, Globa - mobilisieren und zu motivieren, dass sie 23. Juni 2016 auch für die Hansestadt lisierung bis hin zu Banalitäten wie dem ihr Kreuz bei remain setzen.“ Hamburg eine große Bedeutung zu. Dies schlechten Wetter. Sie möchten ihrem Zusammenfassend bleibt zu sagen, war auch deutlich beim anschließenden Frust Ausdruck verleihen. Daher gilt es dass Deutschland mit dem Vereinigten Mittagsessen zu spüren. Es wurde intensiv nun die schweigende, proeuropäische Königreich einen natürlichen Verbünde- über einen möglichen Brexit diskutiert. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 19 VERANSTALTUNG WIRTSCHAFTSRAT vor ORT Wirtschaftsrat besichtigt Baustelle des neuen KINDER-UKE

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) W ist eine Institution in Hamburg und genießt international eite Wege vermeiden, Kompetenzen an einem Ort bündeln und disziplinen- einen sehr guten Ruf. Neueste Medizintechnik und übergreifend arbeiten – das sind unsere innovative IT-Systeme kommen hier zum Einsatz. primären Ziele“, schreibt das UKE über die neue Klinik. Im Rahmen der Veran- Mit der Grundsteinlegung für die neue UKE-Kinderklinik staltungsreihe WIRTSCHAFTSRAT vor am 3. September 2015 fiel der Startschuss für das künftig ORT hatten unsere Mitglieder Gelegen- modernste Kinderkrankenhaus Europas. heit, die Baustelle in der Martinistraße zu besichtigen und von den Klinikverant- wortlichen Details über das Großprojekt Text: Christian Ströder / Alena Wulf zu erfahren. Auf Einladung des UKE fand außerdem ein gemeinsames Frühstück statt. Mit Baukosten von insgesamt 69,5 Millionen Euro ist das Projekt veran- schlagt. Astrid Lurati, Finanzchefin des UKE und Vorstandsmitglied des Wirt-

20 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG WIRTSCHAFTSRAT vor ORT

schaftsrates Hamburg, erläuterte das wider: „Der wesentliche architektonische Medizin anzubieten, dem Haus müsse Finanzierungskonzept: „Das Großprojekt Gedanke hinter den drei in sich verzahn- durch Leben, Freude und Bildung eine hat zur Auflage, ein Drittel des Gesamt- ten, quadratischen Baukörpern beruht auf Seele gegeben werden, so Muntau. Sie volumens durch Spender, Gönner und dem Bestreben, einen Ort zu schaffen, der sieht die Einzigartigkeit der hochtechni- Freunde zu akquirieren.“ Der Hamburger den Patienten einen Raum für das Leben schen Klinik in der Zusammenführung Senat übernehme seinerseits ein Drittel und miteinanderleben ermöglicht“, erklär- aller medizinischen Disziplinen rund um der Kosten, das UKE selbst investiere etwa te der für den Bau zuständige Projekt leiter, das Kind. Die Ärztin hob auch die Ver- 26 Millionen Euro. Nach derzeitigem Eike Deuter. Man schaffe auf drei Etagen antwortung hervor, die nächste Genera- Stand fehlten an Spendengeldern noch Begegnungsstätten für unterschiedlichste tion in der universitären Kinderklinik aus- rund 6 Millionen Euro zur vollständigen Anforderungen, um allen gerecht werden. zubilden. Deckung der Kosten. Lurati zeigte sich Gerade dieser Aspekt ist für die Leite- Wie ernst es dem UKE ist, seine Spit- optimistisch, auch diesen letzten Schritt rin der Klinik für Kinder- und Jugendme- zenposition auszubauen und den Patien- zu schaffen: „Das Bauvorhaben schreitet dizin am UKE, Prof. Dr. Ania Muntau, ten bestmögliche Versorgung zu bieten, seit der Grundsteinlegung rapide voran besonders wichtig: „Das neue Kinder- zeigt sich nicht zuletzt an einem zweiten, und bleibt insgesamt im Zeit- und Finan- UKE wird zu einem Ort des Lernens und ehrgeizigen Projekt: dem neuen Herzzen- zierungsplan.“ Zudem werde das skizzier- des Lehrens, das ist der große Unterschied trum. „Auch die Herzmedizin erlebt zur- te Finanzierungskonzept auch für zukünf- zu anderen Krankenhäusern. Eben aus zeit einen Paradigmenwechsel, dem das tige Bauvorhaben am UKE eine wichtige diesem Grund braucht die Stadt Hamburg UKE durch neue Methoden und Ent- Rolle spielen. und die Universität diese Klinik. Unsere wicklungen Rechnung tragen möchte“, Der ärztliche Direktor und Vorstands - Patienten sind unsere Gäste!“ Für die sagte Burkhard Göke. Schon 2020 soll das

Abbildungen: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) vorsitzende des UKE, Prof. Dr. Burkhard meis ten, der an komplexen und häufig neue Gebäude einsatzbereit sein. Vielleicht Göke, sagte nicht ohne Stolz über die Kli- noch unerforschten Erkrankungen lei- ist auch der Wirtschaftsrat dann wieder nik, die im Herbst 2017 eröffnet werden denden Kinder, werde das Krankenhaus vor Ort… ■ soll: „Das Kinder-UKE hat für uns eine zu einem integralen Bestandteil des all- zentrale Bedeutung. Wir wollen mit die- täglichen Lebens und zu einem zweiten i sem ‘Gesellenstück’ zeigen, dass es unter Lebensmittelpunkt für die Familienan- Die Baukosten der neuen universitären unserer Regie möglich ist, sowohl im Zeit- gehörigen. Daher reiche es nicht aus, nur Kinderklinik von 69,5 Millionen Euro werden zu einem Drittel aus Spenden finanziert. Mehr als 1.300 Spenderinnen und Spender haben die Klinik bereits unterstützt, damit sie so realisiert werden kann, wie sie geplant ist. Weitere interessierte Unterstützer sind herzlich willkommen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Fördererbetreuung des UKE, Tel.: 040 - 7410-58384. Weitere Infos finden Sie auf www.kinder-uke.de. Spendenkonto: Hamburger Sparkasse IBAN: DE54 2005 0550 1234 3636 36 BIC: HASPDEHHXXX Stichwort: Kinder-UKE

als auch im Kostenrahmen zu bleiben.“ Die neue Klinik werde für viele Menschen Prof. Dr. Burkhard Göke, dieser Stadt eine zentrale Bedeutung Ärztlicher Direktor haben. In dem Fortschritt, den die Kinder - und Vorstandsvorsitzender medizin zurzeit durchläuft, erkennt der des UKE Arzt eine „unglaubliche Chance für das Kultur- und Medizinangebot der Stadt Hamburg.“ Die strukturelle und bauliche Entwicklung am Campus ermögliche es, moderne Medizinkonzepte umzusetzen und den Bereich im nationalen und inter- nationalen Vergleich auf Weltklasseniveau zu heben. Angelika Sieveking, Der hohe Anspruch zeigt sich nicht Astrid Lurati und Clemens Knisel nur in der technischen Ausstattung und der medizinischen Betreuung, sondern spiegelt sich auch in der Architektur

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 21 VERANSTALTUNG Podiumsdiskussion

Patient Hafen: Das wirtschaftliche Herz Ha Podiumsdiskussion mit Branchenexperten Nach Jahren des stetigen Text: Christian Ströder / Anna Geyer Wachstums ging der Container- MÖHRLE HAPP LUTHER, Dr. Ulrich Gesamtumschlag im Möhrle und Matthias Chuchra, die Mit- Hamburger Hafen in 2015 um glieder und Gäste und gaben einen kurzen Einblick in die Unternehmensgeschichte 5,4 Prozent zurück – während und -philosophie. die Konkurrenz in Rotterdam „Der Hafen ist die Wirtschaftssäule und Antwerpen zulegen Nr. 1 in Hamburg“, eröffnete der Landes- vorsitzende Gunnar Uldall die von ihm konnte. moderierte Diskussionsrunde. Daran nah- men als Hafen- und Logistikexperten teil: Werner Gliem, Sprecher der Geschäfts- führung der Logistik-Initiative Hamburg, v.l.: Matthias Chuchra; Patrick Won; Jens Kaß, Geschäftsführer bei C. Mack- Gunnar Uldall, Senator a.D.; Werner Gliem; prang jr. GmbH & Co. KG und Patrick Dr. Ulrich Möhrle; Jens Kaß Die Gründe sind vielfältig, von Über - Won, Managing Director der Hanjin Ship- angeboten an Schiffsraum über sinkende ping Europe GmbH & Co. KG. Gunther Löschplätzen machten insbesondere tech- Frachtraten bis zu Nachfrageeinbrüchen Bonz, Präsident des Unternehmensver- nische Probleme im Umgang mit diesen in China und Russland. Es sind jedoch vor bandes Hafen Hamburg e.V., musste seine Schiffen dem Universalhafen Hamburg zu allem die sogenannten Mega-Container- Teilnahme kurzfristig absagen. schaffen, beispielsweise in Bezug auf schiffe, die den Hafen an seine infrastruk- Von den 150.000 Arbeitsplätzen im Revierfahrten und Transitzeiten. Zudem turellen Belastungs- und Kapazitätsgren- Hamburger Hafenumfeld seien in den würde die Verladung von LKWs, z.B. zen bringen. Welche Zukunft hat also das kommenden fünf Jahren 15.000 durch den durch die Überbelastung der Köhlbrand- wirtschaftliche Herz Hamburgs? Umschlagsrückgang akut bedroht, pro- brücke, noch immer viel Zeit und Res- Um dieser Frage nachzugehen hatte phezeite Patrick Won. Die Ursache liege in sourcen schlucken. Diese Missstände sei- der Wirtschaftsrat Hamburg zu einer Po - der rapiden Größenentwicklung der Schif- en seit Jahrzehnten bekannt, wurden di umsdiskussion in das ehemalige Spiegel- fe, welche von 5.000 TEU im Jahr 2006 jedoch bisher ignoriert. Im Ergebnis hät- Gebäude eingeladen. Bei traumhaftem über 10.000 TEU im Jahr 2011 auf mitt- ten Reeder in Hamburg 30 Prozent mehr Blick über die Innen- und Speicherstadt lerweile 20.000 TEU gewachsen seien. Kosten als in den niederländischen Kon- begrüßten zunächst die Gastgeber von Neben dem fehlenden Tiefgang und kurrenzhäfen.

22 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Podiumsdiskussion

anbindung und Digitalisierung von Pro- zessen. Diese „USPs“ gelte es, schnell und gezielt auszubauen, um „die Lawine ins Rollen zu bringen“ und eine Vorreiter- rolle in Europa einzunehmen. Der „nord- lastige“ Bundesverkehrswegeplan sei ein Schritt in die richtige Richtung, da die pri- orisierten Projekte sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene für erhebliche Entlastung sorgten. Weiterhin treibe das Projekt smartPORT die digitale Verkehrs- steuerung sowie die digitalisierte Prozess- optimierung der Anlieferung und des Ver- ladens stark voran. In Anlehnung an Barack Obamas „Yes we can!“ bzw. Angela Merkels „Wir schaf- fen das!“, forderte Gunnar Uldall die Ham- burger Unternehmerinnen und Unter- nehmer auf, sich nicht zu verkriechen, mburgs auf dem Prüfstand

sondern mit Optimismus zur Tat zu schreiten. Auch wenn Patrick Won beton- te: „Die Ladung sucht sich ihren Weg selbst.“ „Wir werden alles daran setzen, Volles Haus in den dass dieser Weg über Hamburg führt“, neuen Räumlichkeiten erklärte Uldall und fasste die wichtigsten von MÖHRLE HAPP Forderungen der Podiumsdiskussion noch LUTHER einmal zusammen: ■ Zügige Umsetzung der für Nord- deutschland positiven Projekte, die im Bundesverkehrswegeplan 2030 ge- nannt werden, wie z.B. der Ausbau der A26, die Eisenbahnanbindung, der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals, die den teilweise bürokratische Maßnahmen Fehmarnbeltquerung den Zugang zu lukrativen internationalen ■ Sicherstellung der erforderlichen Was- Märkten versperren. Als Beispiel nannte sertiefen innerhalb des Hamburger Kaß Zertifizierungen, die Produzenten Hafens von Gerste benötigten, um in den chine- ■ Bessere Steuerung des LKW-Verkehrs sischen Markt exportieren zu können. von und zum Hafen durch die Digi- v.l.: Dr. Jutta von der Decken, Dr. Helge Hirschberger, Diese könnten derzeit nur in Frankreich talisierung Dr. Sebastian Bednarz und Skandinavien ausgestellt werden, ■ Entlastung der Hafenkosten durch doch Hamburger Behörden schenkten der eine Reduzierung der Gebühren Jens Kaß nannte weitere konkrete An - Problematik wenig Aufmerksamkeit. ■ Keine Nutzungsänderung für Indu- satzpunkte für die Politik. Im Allgemeinen „Es krankt nicht nur Hamburg, wenn strie- und Gewerbeflächen an see- könne der Export stark vorangetrieben die Logistik nicht läuft, es krankt die ganze schifftiefem Wasser für hafenfremde werden, wenn es freien, bezahlbaren Um - Bundesrepublik“, brachte Werner Gliem Zwecke schlagsraum geben würde. Derzeit liege das Ausmaß der Entwicklung auf den dieser in den Händen weniger Großbe- Punkt. Trotzdem helfe es wenig, den Kopf An die kritische und konstruktive Podi- triebe, die hohe Gebühren forderten. Auch in den Sand zu stecken, sondern es gelte, umsrunde schloss sich auf Einladung des frei zugängliche Silos in Wassernähe wür- mit Optimismus und Weitsicht die richti- Gastgebers ein Get-together mit Finger- den auf einfache Weise den Umschlag gen Weichen zu stellen. Hamburg habe food und Getränken an, bei dem nicht nach oben treiben können. Zudem wür- zwei Asse im Ärmel: die gute Hinterland - weniger intensiv diskutiert wurde. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 23 VERANSTALTUNG Wirtschaftstag Der Wirtschaftstag 2016 Europa in der Zeitenwende

„Europa in der Zeitenwende“ lautete das Motto des diesjährigen Wirtschaftstages, der am 21. Juni in Berlin stattfand. Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft diskutierten über drängende Handlungsnotwendigkeiten in Deutschland und Europa. Text: Christian Ströder Der Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe (Mitte) und Prof. Hans Helmut Schetter, Vizepräsident des I m Mittelpunkt standen zentrale Zu - der Vorstandsvorsitzender von Daimler, Wirtschaftsrates, hören Nicolas Sarkozy gespannt zu kunftsthemen: Die Chancen der Digitali- Dr. Dieter Zetsche. Auf vier hochkarätig sierung, die Eckpunkte einer wettbewerbs - be setzten Podien wurde über folgende In der Bundesdelegiertenversammlung hat fähigen Energiepolitik, die Erfordernisse Themen diskutiert: der Landesverband Hamburg des Wirt - der Mobilität von morgen sowie Antwor- Podium I: schaftsrates zwei Anträge eingebracht. ten auf die Flüchtlingsmigration und den Digitaler Binnenmarkt – Chance für Zum einen werden Bundesvorstand und demografischen Wandel. Indus trie und Mittelstand Präsidium gebeten, sich bei der Bundesre- gierung dafür einzusetzen, dass noch vor Podium II: Zu den prominenten Teilnehmern gehör- Ablauf der aktuellen Legislaturperiode die Herkulesaufgaben für Europa: Flüchtlings - ten u.a. Dr. MdB, Euro- Weichen für ein Digitalministerium ge- krise, Nullzins, Bevölkerungsalterung gruppenchef Jeroen Dijsselbloem, der stellt werden. Die beiden Gremien werden ehemalige französische Staatspräsident Podium III: zum anderen gebeten, von den politischen Nicolas Sarkozy, EU-Kommissar Günther Marktwirtschaftliche Weichenstellung für Entscheidungsträgern einzufordern, dass H. Oettinger, Bundesfinanzminister Dr. einen starken Energie- und Industrie - sie sich für ein mit wichtigen Infrastruk- Wolfgang Schäuble MdB, Bundeskanzler - standort tur- und Großprojekten verträgliches amtschef MdB, Bundesver - Podium IV: Verbandsklagerecht stark machen. Beide kehrsminister Alexander Dobrindt MdB, Mobilität 4.0 – Zukunft von Mobilität und Anträge wurden von der Bundesdelegier- Deutsche-Bank-Chef John Cryan und Infrastruktur tenversammlung angenommen. ■

24 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN

VERANSTALTUNG Parlamentarischer Abend Parlamentarischer der norddeutschen Landes

Exklusiv ging es zu beim traditionellen Parlamentarischen Abend der fünf norddeutschen Landesverbände des Wirtschaftsrates. Im futuristisch anmutenden Gebäude der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin fanden sich rund 300 Mitglieder, Bundestagsabge- ordnete und Gäste ein, um sich auf den Wirtschaftstag einzustimmen.

Text: Christian Ströder

Der Präsident des Wirtschaftsrates stellte anschließend die Herausforderun- gen Europas in den Mittelpunkt seiner v.l.o: Volker Rühe, Bundesminister der Verteidigung a.D.; Werner M. Bahlsen, Rede: „Der Zustand der Europäischen Präsident des Wirtschafts rates der CDU e.V.; Stefan Zeidler, Mitglied des Union ist nicht zum Lachen“, sagte Bahl- Vorstandes, DZ Bank AG; Gunnar Uldall, Senator a.D., Landesvorsitzender sen ohne Umschweife. Die Finanzkrise Hamburg des Wirtschaftsrates der CDU e.V. einerseits und die Flüchtlingskrise ande- rerseits hätten zu einem starken Ausein- Gunnar Uldall, Vorsitzender des Landes- Heute wird das Sparen nicht mehr be - anderdriften der europäischen Staaten ge- verbandes Hamburg, begrüßte als Ehren - lohnt, sondern im Ernstfall sogar bestraft“, führt, was sich u.a. im Zulauf für Nationa- gäste den Präsidenten des Wirtschaftsrates so Uldall und sprach von einer „falschen der CDU e.V., Werner Michael Bahlsen, Entwicklung“. Sie führe dazu, dass eine der und den ehemaligen Bundesminister der Grundvoraussetzungen für eine positive Verteidigung, Volker Rühe. Entwicklung der Marktwirtschaft – die In seiner Eröffnungsrede ging Uldall dauerhafte Vermögensbildung, um dau- neben den derzeit schwierigen innen- und erhafte Investitionen zu ermöglichen – er - außenpolitischen Verhältnissen auch auf schwert werde. „Daher geht unser Appell die aktuelle Zinspolitik ein. Diese laufe an die politischen Verantwortungsträger, völlig konträr zu dem, was die deutsche darauf hinzuwirken, dass die Zinspolitik Politik über Jahrzehnte unterstützt hatte: wieder in eine vernünftige Bahn gelenkt Astrid Hamker, Schatzmeisterin des Holger Wessling und „Wir haben das Sparen durch verschiede- wird“, resümierte der Hamburger Landes- Wirtschaftsrates der CDU e.V., im ne, umfangreiche Programme gefördert. vorsitzende. Gespräch

26 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Parlamentarischer Abend

sollten Fragen, die national, lokal und scheint die Auflage ‘Jeder der Mitglied Abend regional besser zu handhaben seien, auch wird, muss den Euro anstreben‘ wie eine dort belassen werden. Nach Brüssel soll- Lebenslüge.“ Niemand habe den Mut auf- ten nur solche Themen gehen, die wirk- gebracht, zu sagen, dass die EU auch sehr lich internationale Bedeutung haben, z.B. gut mit verschiedenen Währungen leben verbände die Sicherheitspolitik, die Außenpolitik könne. oder der europäische Binnenmarkt. Der Im Weiteren wandte Rühe den Blick Präsident des Wirtschaftsrates betonte die nach Russland und warnte Europa, sich Einheit Europas, warnte aber im gleichen immer weiter davon zu entfernen: „Russ - Atemzug davor, die Vielfalt und die Unter- land wird immer unser Nachbar sein. Die schiede, die Europa und seinen Charme tragische Geschichte mit 20 Millionen ausmachten, glattzubügeln: „Was die Bri- Toten verbindet uns auch. Wir müssen ten jetzt veranstalten, zeigt, dass sich Euro- durch politische Angebote versuchen, pa in eine zu stark einseitige Richtung ent- Russland einzubinden“, so der außenpo- wickelt hat. Wenn Großbritannien die litische Experte. Mit Blick auf den NATO- Union verlässt, wird das unsere Gemein- Gipfel am 8. und 9. Juli in Warschau schaft massiv treffen“, warnte Bahlsen und erwartet Rühe Sensibilität und historisches forderte eine neue politische Debatte über Verständnis. Das Treffen solle nicht nur Europa. Nicht umsonst habe der Wirt- dem militärpolitischen Krisenmanage- schaftsrat den Wirtschaftstag 2016 unter ment dienen, sondern auch Angebote zur das Motto „Europa in der Zeitenwende“ Vertrauensbildung in Richtung Russland gestellt. hervorbringen. Denn: „Wenn es kritische Zu guter Letzt wandte sich Bahlsen an Situationen, aber kein Vertrauen gibt, die Unternehmer: „Unsere Wertegemein- kann alles Mögliche passieren“, so der ehe- schaft, die Demokratie, die Rechtsstaat- malige Bundesverteidigungsminister. lichkeit und stabile Investitionsbedin - Ohne jeden Zweifel sei die Annexion gungen sind sehr viel wert. Es wäre wün- der Krim ein Völkerrechtsbruch gewesen. schenswert, dass mehr Unternehmer sich Jedoch sei es wichtiger, der Ukraine auf öffentlich dazu bekennen und die Soziale dem Weg zu einem erfolgreichen europäi- Marktwirtschaft, Europa und den Zusam- schen Staat zu helfen als Russland zu menhalt auch nach außen vertreten.“ bestrafen. Der Kampf gegen Korruption, Volker Rühe griff das Stichwort von die Etablierung einer unabhängigen Ge- der Zeitenwende auf und sagte ähnlich wie richtsbarkeit, klare Rahmenbedingungen der Präsident des Wirtschaftsrates: „Wir für internationale Investments und ein brauchen ein neues Nachdenken über die attraktives politisches System würden Architektur der EU.“ Der ehemalige Ver- nicht nur die Ukraine positiv verändern, listen und Rechtspopulisten zeige. Dabei teidigungsminister hält es für falsch, an sondern sich auch auf Russland auswir- müsse allen klar sein, dass die Europäische der Vorstellung von den „Vereinigten Staa- ken. Rühe sprach sich zusammenfassend Union ein großartiges, aus einem Konti- ten von Europa“ festzuhalten. Es werde dafür aus, über die militärischen Grenzen nent der Feindschaft hervorgegangenes keine europäische Staatlichkeit geben. Die hinweg Türen zu öffnen, z.B. russischen Friedenswerk sei. Entwicklungen in vielen Ländern seien Studenten und Wissenschaftlern Visafrei- „Wir müssen Europa neu denken. Wir genau konträr dazu. Exemplarisch kriti- heit zu gewähren. brauchen ein Mehr an Europa, ein stärke- sierte Rühe die one currency union, die Das anschließende Get-together nutz- res Zusammenwachsen – aber nur dort, Währungsunion: „Wenn wir uns ansehen, ten die Teilnehmer zum länderübergrei- wo es Sinn macht“, erklärte Bahlsen wei- wie heterogen die Situation schon unter fenden Austausch und zum Dialog mit ter. Nach dem Prinzip der Subsidiarität den jetzigen Eurozone-Ländern ist, er - den Bundestagsabgeordneten. ■

Dr. Hubert Baltes Aygül Özkan und Katharina Wolff Stefan Beismann v.l.: Christina Block, Ulf Gehrckens, Norbert Basler und und Reimer Tewes Gunnar Uldall und Friederike Hagenbeck Torsten Schmidt-von Kleist

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 27 VERANSTALTUNG 27. HANSEATISCHES GOLFTURNIER Gut Kaden Gastgeber

Marion und Carl-Heinz Klimmer gingen als große Sieger beim Ernst-Werdermann-Pokal vom Platz.

Marion und Carl-Heinz Klimmer zusammen mit den beiden Geschäftsführern von „Der Hamburger“ und „Sehnsucht Deutschland“, David Pohle (links) und Torsten Biege (Mitte) sowie dem Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates Hamburg, Hauke Harders

Zu diesem traditionellen Turnier fanden sich knapp 60 Golferinnen und Golfer im schleswig-holsteinischen Alveslohe auf der Kadener Anlage ein. Gespielt wurde in drei Vorgabenklassen, und es ging wie immer über 18 Löcher mit einer sehr angenehmen Unterbrechung an der Halfway-Station, an der es Würstchen, Kaffee und Kuchen gab. Die Spieler reisten aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen an. Text: Ehrhard J. Heine

dernisse und die tiefen, dicht bewach - topunkte, aber auch 37 Nettopunkte ein- senen Roughs so manchen Ball von der brachte. Zu den harten Verfolgern gehör- Bildfläche verschwinden ließen. Also, ten seine Ehefrau Marion (23 Brutto- keine Punkte am Loch, dennoch auf zum Punkte) und die Aukrugerin Magdolna nächsten! Gergely (22 Punkte). So ging es für viele Spieler an diesem Dank der Ausschreibung Netto vor Montagnachmittag. Jedoch nicht für Carl- Brutto gewann Carl-Heinz Klimmer den Heinz Klimmer, der schon bei vorange- gefühlt tonnenschweren Wanderpokal, Punkt 12:30 Uhr gingen alle, dank des gangenen Wirtschaftsrat-Turnieren in der denn keiner war an diesem Tag auf dem Kanonenstarts, auf die Runde. Das nach Bruttowertung ganz vorn mitspielte. In sportlichen Kadener Course besser als er. Stableford gewertete Wettspiel machte Kaden behielt er die Fäden in der Hand Seine Frau Marion nahm den Bruttopokal großen Spaß, da die vielen Wasserhin - und die Bälle im Spiel, was ihm 25 Brut- entgegen, die Nettowertung der Klasse A

28 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG 27. HANSEATISCHES GOLFTURNIER war ein ausgezeichneter für unsere Golfer

Gunnar Uldall, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Hamburg

Das Siegerfoto: Die Preisträger des diesjährigen Golfturniers

v.l.: Carl-Thomas Epping, Heinz Papenhagen, Dr. Ernst Werdermann und Hauke Harders

ging an Carl-Thomas Epping (WRGC) für tungen „Nearest“ gingen an Marion Klim- derschönen Herrenhauses und einer sehr 35 erspielte Punkte. Magdolna Gergely mer und Prof. Dr. Karsten Witt (Kitze- herzlichen Ansprache durch Gunnar und Andreas Wulff (Pinnau) belegten mit berg). In der kleinen Gruppe der „Schnup- Uldall – so ging ein wunderbarer Golftag 34 Punkten den geteilten 2. Rang in der perer“ stellte sich Gisela-Elsita Rittberger zu Ende. ■ Klasse A. am geschicktesten an und wurde von Pro- In der Klasse B siegte Kirsten Seiden- Assi Stefan Maschelski mit einem Preis Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung von: sticker (Rügen) mit 36 Punkten vor Dirk bedacht. Kloos (Walddörfer) und Torsten Biege Die Siegerehrung nahm unser Lan- (Flottbek), beide 27 Punkte. Die Klasse C desgeschäftsführer Hauke Harders in führte Thies Rixen (Treudelberg) mit 29 bewährter Form vor und übergab die ge - Punkten vor Marcus Griephan (Mecklen- sponserten Preise an die Gewinner. Ein burg-Strelitz) und Michael Moebus (Cel- köstlicher Abend mit einem glanzvollen le), beide 28 Punkte, an. Die Sonderwer- Dinner im festlichen Ambiente des wun-

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 29 VERANSTALTUNG Abendveranstaltung

Flüchtlinge im Arbeitsmarkt: Wie weit ist die Integration Wirtschaftsrat informiert sich über Erfahrungswerte, Hintergründe und Aussichten

„Integration“ ist der wohl häufigste Begriff, den man im Kontext der Flüchtlingskrise hört. Zu Recht, denn die soziale und berufliche Eingliederung ist die Grundvoraussetzung, um die Krise nicht nur irgendwie in den Griff zu bekommen, sondern die Situation für den Wirtschaftsstandort Hamburg zu nutzen.

Text: Christian Ströder / Anna Geyer Dr. Volker Schneider Sönke Fock Fachanwalt für Arbeits- Vorsitzendes Mitglied recht und Partner der der Geschäftsführung Luther Rechtsanwalts- der Agentur für Arbeit gesellschaft mbH Hamburg

Die Integrationshürden sind hoch: Sprachkenntnisse fehlen, gesetzliche Rege- lungen beschränken den Zugang zum Arbeitsmarkt und Informationen über die berufliche Qualifikation der Asylbewer- ber sind rar. Viele Flüchtlinge befinden sich mitt- lerweile seit einigen Monaten in Hamburg. Zeit für den Wirtschaftsrat, sich aus erster Hand über den Integrationsfortschritt zu informieren. In den Räumlichkeiten der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH am Gänsemarkt sprachen Sönke Fock, Vor- sitzendes Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, und Dr. Volker Schneider, Fachanwalt für Arbeits- recht und Partner der Luther Rechtsan- waltsgesellschaft mbH, über Erfahrungs- werte, Hintergründe und Aussichten. Zur Einführung sagte der Landesvor- sitzende Gunnar Uldall: „Die Soziale Markt wirtschaft steht wie kein anderes Wirtschaftssystem für eine gerechte und leistungsfähige Gesellschaftsstruktur. Sie gibt uns die Freiheit, unternehmerisch tätig zu sein. Diese Freiheit in der Gesell- schaft bedeutet gleichzeitig Verantwor- tung für die Gesellschaft. Es gelte daher, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um

30 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Abendveranstaltung

erfolgreiche Integration realisieren zu können“, fasste Sönke Fock zusammen. Als Experte für Arbeitsrecht betrach- tete Volker Schneider das Thema aus Un - in Hamburg? ternehmersicht: Welche Besonderheiten müssen bei der Anstellung von Flüchtlin- gen in der Praxis beachtet werden? Kurz gefasst: Für Flüchtlinge gelten, sobald die Arbeitserlaubnis vorliege, die gleichen rechtlichen Bestimmungen wie für alle anderen Arbeitnehmer. Mindestlohn, Ur- laubsanspruch, Kündigungsfrist etc. seien somit standardmäßig anzuwenden. Auch Arbeitsverträge und Kündigun- Marcus Weinberg MdB, gen müssten nicht übersetzt werden, son- Ariam Buck und dern lediglich genügend Zeit für eigene Dr. Christoph v. Burgsdorff, Übersetzungen eingeräumt werden. Um LL.M. den Einstieg ins Berufsleben zu erleich- tern, eigneten sich für Flüchtlinge insbe- sondere die vom Mindestlohn ausgenom- menen Formate der Einstiegsqualifizie- möglichst vielen, lernwilligen Menschen rung und des Orientierungspraktikums. über die praktische Arbeit in den Betrie- Erstere „dient der Vorbereitung für einen ben die soziale, kulturelle und sprachliche anerkannten Ausbildungsberuf, um nach Integration zu erleichtern. sechs bis zwölf Monaten mit der Aus- Sönke Fock gab anschließend einen bildung beginnen zu können“, wobei die Überblick über die allgemeinen Rahmen- Vergütung nach entsprechendem Antrag bedingungen der Integration und zog von der Bundesagentur für Arbeit erstat- Bilanz zu den letzten Monaten in Ham- tet werde. Das Orientierungspraktikum burg. Wie auch in den Medien kommuni- „dient der Vorbereitung auf eine Ausbil- ziert, seien 80 Prozent der Ankommenden dung oder auf ein Studium.“ Dabei müs- nach deutschen Standards geringqualifi- se es geeignet sein, dort hinzuführen – die ziert und 98 Prozent hätten keinerlei tatsächliche Aufnahme im Nachhinein Deutschkenntnisse. Man müsse jedoch spiele keine Rolle. Grundvoraussetzung hinterfragen, inwiefern fachliche Erfah- für jegliche Beschäftigung sei eine Geneh- rung und Motivation nicht eine deutlich migung der Ausländerbehörde, die man wichtigere Rolle spielten und das deutsche, sich in jedem Fall vorlegen lassen sollte. stark formalisierte System die Problema- Im Anschluss an die Vorträge folgte tik überbetone. eine lebendige, teils emotionale und kon- Der Knackpunkt liegt für den Chef troverse Diskussion, welche die Aktualität der Arbeitsagentur vielmehr in der Unge- und hohe Priorität der Thematik für Un - wissheit über den Aufenthaltsstatus vieler ternehmer zum Ausdruck brachte. Das Flüchtlinge. Durch Intensivierung der Zu - kürzlich im Kabinett beschlossene Inte- sammenarbeit zwischen Agentur für grationsgesetz stand dabei genauso im Arbeit, BAMF und Behörden soll hier Mittelpunkt wie die deutschen Standards schneller Klarheit geschaffen werden. des dualen Ausbildungssystems. Meinun- Denn mit dem Erhalt der Aufenthaltser- gen und Ideen wurden beim anschließen- laubnis gehe auch eine Arbeitserlaubnis den Get-together ausgetauscht und weiter einher. Bezüglich der Erfolgswerte legte vertieft. Sönke Fock die Karten offen auf den Der Wirtschaftsrat Hamburg und ei- Tisch: Bis dato hätten 12.000 Hamburger nige seiner Mitgliedsunternehmen unter- Flüchtlinge einen geklärten Aufenthalts- stützen aktiv das Projekt W.I.R von der status, die Zahl der erfolgreich Vermittel- Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und ten sei jedoch an einer Hand abzuzählen. Integration. Der Junge Wirtschaftsrat hat Der Integrationsprozess umfasse zum ei - seinerseits ein Pilotprojekt zur elektroni- nen sehr viele Schritte und sei zum ande- schen Sprachförderung von Flüchtlingen ren hochindividualisiert. „Wir benötigen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neu- den mittleren oder längeren Atem, um graben-Fischbek gestartet. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 31 LANDESFACHKOMMISSION Junges Hamburg Integration von Flüchtlingen: Junge Unternehmer übernehmen Verantwortung Pilotprojekt des Wirtschaftsrates zur Sprachförderung in Erstaufnahmeeinrichtung gestartet

Wie kann die Integration von Flüchtlingen möglichst unbürokratisch und nachhaltig unterstützt werden? Diese Frage stellte sich die Landesfachkommission Junges Hamburg zu Beginn des Jahres. Sechs Monate später war die Antwort gefunden: Am 6. Juni startete in der DRK-Erstaufnahmeeinrichtung im Geutensweg in Neugraben-Fischbek offiziell ein Pilotprojekt zur elektronischen Sprachförderung der dortigen Bewohner.

Die Intention hinter dem Projekt ist, über die Sprachförderung teilt. Die übrigen Computer werden später in zwei Schulungs- vor allem einen Beitrag zur Arbeitsmarktintegration zu leisten. containern noch angeschlossen. Unterstützt wird das Projekt von Der Einrichtung im Bezirk Harburg wurden acht Computer, der Sprachlern-App Babbel, die zunächst 500 Gratiszugänge für Monitore und Headsets übergeben, die aus dem Mitgliederkreis ihre Online-Sprachkurse vom Level A1 bis B2 zur Verfügung stellt. heraus organisiert und mit großem persönlichen Einsatz auch ein- Diese Kurse können entweder an den Computern oder auch über gerichtet wurden. Die ersten Geräte sind auf zwei Sozialräume ver- die persönlichen Mobilgeräte der Bewohner absolviert werden.

32 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN LANDESFACHKOMMISSION Junges Hamburg

Christian Hillemeyer, Director of PR and Internal Communicati- ons, war als Vertreter von Babbel vor Ort und unterstützte die ersten Bewohner bei der Registrierung. Viele Flüchtlinge sind motiviert und wollen lieber heute als morgen eine Arbeit aufnehmen. Das Erlernen der deutschen Spra- che ist der Schlüssel. Je früher die Menschen damit beginnen, desto besser. Das Hauptproblem ist, dass die staatlichen Sprachkurse hoffnungslos überfüllt und für Monate ausgebucht sind. Daher wollen wir mit unserem Projekt allen Lernwilligen die Möglich- keit geben, bereits erworbene Kenntnisse zu vertiefen und ein höheres Sprachlevel zu erreichen.

Mit ihrem Projekt wollen die jungen Unternehmer im Wirt- schaftsrat auch ihrer Verantwortung im Sinne der Sozialen Markt- wirtschaft gerecht werden: „Die Soziale Marktwirtschaft ist die Gesellschaftsordnung der Freiheit und des menschlichen Miteinanders. Beides gehört untrennbar zusammen“, hatte es Altkanzler einst in einer Rede beim Wirtschaftsrat auf den Punkt gebracht. ■

Dr. Christian Conreder Vorsitzender der Landesfachkommission

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 33 LANDESFACHKOMMISSION Internet und Digitale Wirtschaft

Digitalisierung ist disruptiv

Die Digitalisierung hat Gesellschaft und Wirt- modelle werden konsequent digitalisiert und neue Geschäfts- modelle werden für das digitale Zeitalter initiiert. Aktuell sind schaft grundlegend verändert – und es geht es so um die 50 und beispielhaft nenne ich das einzigartige unaufhaltsam weiter. Sie verändert Produkte Fashion-StartUp-Collins, limango, myToys, bon prix, manu- factum. Ein Credo von OTTO lautet: Daten sind die Basis der und Produktion. Sie stellt Geschäftsmodelle in digitalen Transformation. Business Intelligence wird bei OTTO Frage und reiht Wertschöpfungsketten neu auf. unter anderem auch dafür eingesetzt vorherzusagen, was der Kunde will, ihn zu inspirieren und um originäre Geschäftsmo- Text: Ludolf Baron von Löwenstern delle zu entwickeln. OTTO ist dafür bestens aufgestellt, denn der Datenschatz hat dafür ein überlegenes Potenzial. Digitalisierung ist disruptiv. Änderungen sind oft grundlegend und plötzlich. Aber auch die Digitalisierung folgt Mustern und Trends. Dr. Rainer Hillebrand Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Man könnte und Ludolf Baron von auch sagen, dass Daten das neue Gold sind, sieht man sich etwa Löwenstern, Vorsitzen- den 26 Mrd.-schweren Kauf des Karriere-Netzwerks LinkedIn der der Landes - von Microsoft an, um mal eben an über 100 Millionen aktive fachkommission (v.l.) Nutzer- und damit Kundendaten – round the world verteilt – zu kommen! Die digitale Revolution schreitet unaufhaltsam voran und In der März-Sitzung beschäftigten wir uns mit dem Thema „Digi- wir müssen aufpassen, dass Silicon Valley nicht das alleinige tale Aggression fur ein besseres Business“, vorgetragen von Mission Control Center wird. Wir brauchen eine Digitale Ethik. Professor Wippermann. Für die Erhebung, Verarbeitung und Weiterleitung von Daten Hamburg und seine Schulpolitik, das ist eine besondere müssen für alle verbindliche Regeln gelten. Unsere Sicherheit im Thematik und deshalb haben wir uns von Frau Karin Prien, Netz, die Sicherheit unserer Daten, aber auch die Integrität unse- MdHB, Stellv. Fraktionsvorsitzende CDU und Fachsprecherin für rer digitalen Infrastruktur muss gewährleistet bleiben. Schulpolitik, mittels ihrem Vortrag „Sind die Schüler fit für die Ein Thema bestimmt derzeit den politischen Alltag: Der digitale Zukunft? Welchen Stellenwert haben Internet und Wirt- BREXIT. Der britische Premier hat den Bürgern die Wahl ge - schaft an Hamburgs Schulen“ in der Sitzung im April einen lassen. Sie haben sich mehrheitlich für den Austritt aus der EU Ein- und Überblick geben lassen. entschieden – wohlgemerkt bei einer 72-prozentigen Wahlbetei- Green Mobility, gepaart mit Smart City ist ein brandaktuel- ligung. Aber: Drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen Briten wollen les Thema und Peter Siegert, Key Account Manager Fleet & Green in der EU bleiben. Sie tragen nun für den Rest ihres Lebens die Mobility der Mitsubishi Motors Deutschland, hat uns hierzu im Konsequenzen der Entscheidung der Alten. Nur wer an die Wahl- Mai eine Strategie zu einer nachhaltigen Verkehrs- und Energie - urne geht, kann mitbestimmen. Dieser Austritt erfolgt jedoch wende vorgestellt. nicht sofort. Und man muss erst einmal abwarten, ob es über- haupt einen Austritt geben wird... Die Vereinigten Staaten von Europa sind eine Idee von Poli- tikern – aber vielleicht keine mehr, die die Bürger begeistert? Peter Siegert Großbritannien ist die Sollbruchstelle, der nun der große Riss und Ludolf Baron von folgen könnte. Europa muss sich auf seine Erneuerung einlassen. Löwenstern (v.l.) Die EU der Institutionen, der Bürokratien, der Hinterzimmer, der schwer durchschaubaren Prozeduren muss sich dringend reformieren. Die Studie „Das Zeitalter der Selbstoptimierer“ zeigt, dass Aus der Arbeit der Kommission Gesundheit der wichtigste Branchenmotor der Zukunft ist. Was ist eigentlich Gesundheit? Das wollte die Trend- und Zukunfts- „Vom OTTO Katalog zu Collins – Wir irren uns empor“, so lau- forscherin sowie Autorin Corinna Mühlhausen, die auch den tete das Thema unserer Kommissionssitzung im Februar und der Begriff „Healthstyle“ geprägt hat, wissen und teilte uns ihre Ergeb- Vortragende war Herr Dr. Rainer Hillebrand, stellv. VV der Otto nisse in ihrem interessanten Vortrag „Selbstoptimierung. Ein Group, Konzern-Vorstand Konzernstrategie, E-Commerce und gesellschaftlicher Megatrend“ mit. Das Zeitalter der Selbstopti- Business Intelligence. Der Handels- und Dienstleistungskonzern mierer zeigt, dass Gesundheit der wichtigste Branchenmotor der OTTO Group ist und bleibt ein Branchen-Primus. Im interna- Zukunft ist. Healthstyle, der gesunde Lifestyle, ist erwachsen tionalen Vergleich ist die OTTO Group die # 2 im elektronischen geworden. Dieser Wertewandel wird die Arbeitskultur in den Handel nach Amazon. Der Weg der digitalen Transformation nächsten Jahren massiv verändern, der War for Talents sorgt für ist beschritten – von OFF- zu ONLINE. Bestehende Geschäfts- zusätzlichen Zündstoff. ■

34 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN LANDESFACHKOMMISSION Energie- und Industriepolitik

Vier-Punkte-Papier zur Hamburger Fernwärmeversorgung

Die Landesfachkommission Energie- und Industriepolitik hat ein Vier-Punkte-Papier zur Weiterentwicklung der Hamburger Fernwärmeversorgung vorgestellt. Damit setzt sich der Wirtschaftsrat dafür ein, dass Politik, Industrie, Energiewirtschaft und Wissenschaft eine gemeinsame und marktwirtschaftliche Ulf Gehrckens Strategie für die Fernwärmeversorgung der Hansestadt entwickeln. Vorsitzender der Landesfachkommission

Nachdem der Senat von einem neuen GuD-Kraftwerk in Wedel ■ Die Nutzung der in Moorburg bei der industriellen Strom- Abstand genommen hat und auf dezentrale Lösungen setzt, ist es erzeugung anfallenden Wärme zur Fernwärmeversorgung ist umso wichtiger, dass der Ausbau der Fernwärmeinfrastruktur mit ideologiefrei zu prüfen. Weitblick und ohne ideologisch-grüne Brille vorankommt. Vor ■ Im Einklang mit geografischen und hydraulischen Erforder- diesem Hintergrund hat die Kommission folgende Kernforde- nissen sollten industrielle CO2-freie Abwärmepotenziale für die rungen formuliert: Fernwärmeversorgung in Hamburg genutzt werden. ■ Der energiewirtschaftliche Dreiklang ist strikt einzuhalten, d.h. neben der Ökologie sind Ökonomie und Versorgungssicher - Es ist unbedingt wünschenswert, dass alle innovativen und mög- heit gleichberechtigte Säulen der Energiewirtschaft. lichen Wärmeoptionen für Hamburg in die Planungen einbezo- ■ Jede Nachfolgelösung für Wedel muss so konzipiert und gen werden. Zeitnah müssten gemeinschaftliche und möglichst fertiggestellt werden, dass sie mindestens eine komplette Heiz- marktwirtschaftliche Lösungen erarbeitet und umgesetzt werden, periode auf das alte Wedeler Kraftwerk als Redundanzkapazität die für Hamburg zukunftsfähig sind: Im Sinne des Umwelt- und für den Notfall zurückgreifen kann, sofern die noch nicht durch Klimaschutzes, im Sinne von Versorgungssicherheit und Arbeits- alternative BHKWs und Heizwerke abgedeckt ist. plätzen in Hamburg und nicht zuletzt im Sinne der Fernwärme- ■ Die Wirtschaftlichkeit ist zu beachten: Die Modernisierung kunden, die einen Anspruch auf eine sichere wie bezahlbare der Fernwärme-Erzeugung unter den zwei zuvor genannten Versorgung haben. Für diesen Dialog stehen der Wirtschaftsrat Rahmenbedingungen muss mit Augenmaß erfolgen, um die Hamburg und seine Landesfachkommissionen Energie- und ■ Kostensteigerungen in Folge der Reduzierung des CO2-Ausstoßes Industriepolitik mit ihrer Expertise jederzeit bereit. in vertretbaren Grenzen zu halten.

35 LANDESFACHKOMMISSION Wachstum und Innovation

Herausforderungen für den Standort Hamburg auf den Gebieten der Hochtechnologie und Dienstleistung

Der Standort Hamburg steht vor enormen Herausforderungen wie der digitalen Transformation, dem Übergang zur Wissensgesellschaft, der Globalisierung und damit einer wachsenden internationalen Konkurrenz auf den Gebieten der Hochtechnologie und der Dienstleistung.

Dr. Hubert Baltes Vorsitzender der Landesfachkommission von NextBrand eine Renaissance der Marken. Der Aufbau von Plattformen und der Übergang etablierter Service-Anbieter zu Plattform-Providern wird laut Thies Rixen von T-Systems die kommenden Jahre bestimmen. Andreas Weinberger von Zur Bewältigung dieser Herausforderungen muss die Freie und Donner & Reuschel sieht besonders in seiner Branche die Re- Hansestadt Hamburg die folgenden Aufgaben aktiv angehen: gulierung als einen bestimmenden Faktor der zukünftigen Entwicklung. Die Hamburger Gründerlandschaft Hinter all diesen Facetten der Digitalisierung steht als Kern- Auf der Liste der führenden Start-up-Standorte Deutschlands frage, wer der Halter des Geschäftsmodells ist – und hier hat konkurriert Hamburg mit München um Platz 2. Die Stärken der Deutschland, getrieben von einer systematischen Unterschätzung Hansestadt liegen dabei im Bereich der Spieleentwicklung für von Dienstleistungen trotz einiger Erfolge erheblichen Nach- Handys und Computer, der Medien und der Dienstleistung. holbedarf. Nachholbedarf hat Hamburg hauptsächlich im Bereich der Tech- nologie. Die Landesfachkommission Wachstum & Innovation wird sich Daher muss die Förderung des Gründergeistes auf breiter nach Kräften bemühen, hier als Korrektiv aufzutreten. ■ Front eine Kernaufgabe der Hamburger Universitäten werden. Studierende und Hochschulmitarbeiter sollen hier frühzeitig für Ralf Klein-Bölting Entrepreneurship begeistert werden. Dieser Aufbruch sollte sich Geschäftsführer in einem adäquaten – heute leider noch unterdurchschnittlichen NEXTBRAND GmbH – Abruf der entsprechenden Bundesmittel widerspiegeln. Maßstab dieser Bemühungen ist die Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze! In Hamburg muss sie durch eine Erhöhung der Neugründungsquote, eine Senkung der Liquidationsrate, eine Beschleunigung des Mitarbeiterwachstums und eine Erhöhung der Anzahl der Exits massiv gesteigert werden.

Die Digitalisierung Die Digitalisierung erfasst unsere gesamte Gesellschaft und stellt das Wirtschaftsleben auf den Kopf. Es zählen nicht mehr die G&V oder der Discounted Cash Flow, sondern – zumindest in der Auf- bauphase – Kundenorientierung, Reichweite und Skalierbarkeit. Thies Rixen Die Fähigkeit, extremes Umsatzwachstum (manchmal um einen Vice President Sales & Purchasing Faktor 10 in nur 3 Monaten wie bei Zalando) unternehmerisch T-Systems International GmbH abzubilden, wird zur Nagelprobe. In etablierten Firmen erzwingt diese Entwicklung eine Verjüngung des Managements und wird zum Balanceakt zwischen Flexibilität und Vertrautheit mit den Andreas Weinberger Bankdirektor und Leiter Informationstechnologie neuen Medien auf der einen Seite und unternehmerischer Erfah- DONNER & REUSCHEL AG rung auf der anderen. Aber auch Altvertrautes hat seine Chance: So gelten die Gesetzmäßigkeiten der Markenbildung bis heute, alleine die Spiel- regeln der Kommunikation haben sich verändert. Aufgrund der neuen Transparenz der Produktleistung sieht Ralf Klein-Bölting

36 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN LANDESFACHKOMMISSION Logistik und Infrastruktur

Hamburg auf dem Weg zur digitalisierten Stadt?

Die Voraussetzungen dafür sind gut: Mit DAKOSY verfügt der Hamburger Hafen über eines der modernsten Datenkommunikati- onssysteme weltweit. Und auch die Hamburger Hochbahn AG hat sich dem Ausbau der Digitalisierung verschrieben.

Intelligente Mobilität für eine lebenswerte Zukunft: Digitalisierung im ÖPNV Prof Dr. Peer Witten Henrik Falk, seit dem 1. Februar 2016 Vorstandsvorsitzender der Vorsitzender der Landesfachkommission Hamburger Hochbahn AG, berichtete der Landesfachkommission im April über die Digitalisierung im öffentlichen Nahverkehr. Das langfristige Ziel des öffentlichen Nahverkehrs sieht der Hochbahn-Chef darin, Voraussetzungen für das Wachstum Ham- Dank DAKOSY, dessen Gesellschafter die HHLA und ande- burgs zu schaffen. Ein intelligentes Verkehrsnetz soll die Kunden re Hamburger Umschlagsunternehmen sind, ist der Hafen eine überzeugen, dass ein eigenes Fahrzeug, gerade in einer Großstadt quasi papierfreie Zone. Als Datenplattform ist das System neu- wie Hamburg, nicht nur verzichtbar, sondern auch nicht mehr tral und die Anbindung daran freiwillig. Faktisch aber sind nahe- zeitgemäß ist. „Zu diesem Punkt müssen wir gelangen, um auch zu alle in den Umschlagsprozess involvierten Betriebe und Be- dem Thema Nachhaltigkeit gerecht zu werden“, sagte Falk. hörden an die Plattform angeschlossen. Die Bereitschaft dazu Falk machte außerdem deutlich, dass die Digitalisierung auch ist hoch, weil jeder, der seinerseits Informationen bereitstellt, von die Logistik und den Transport erheblich verändert wird. Einen der großen Datenvielfalt profitiert. zentralen Schritt sieht der Hochbahn-Chef darin, „Partner zu - So stellt die Import Message Platform (IMP) für die import- sammenzubringen, um neue Strukturen zu schaffen für Ideen seitigen Abwicklungsprozesse Statusinformationen zu den Trans- und dabei in fremde Bereiche zu blicken.“ Zur Bündelung von porten bereit und sorgt für einen schnellen, teils automatisierten Kräften und Ressourcen arbeiten Hamburg und Berlin zukünf- Informationsaustausch zwischen Speditionen, Carriern, Impor- tig zusammen, denn nur so entstehe „ein Netzwerk neuer Ideen teuren, Terminals, Hinterlandtransport und Behörden sowie Zoll. und Prozesse“, aus dem innovative und zukunftsorientierte Ideen Die exportseitigen Transport- und Transitprozesse laufen über hervorgehen. Eine Zusammenarbeit mit der Hermes Logistik die Export Message Platform (EMP). Anfang 2014 wurde mit Gruppe ist bereits Bestandteil der Strategie HOCHBAHN 2030. großem Erfolg das Port River Information System Elbe (PRISE) eingeführt, das eine bessere Zu- und Ablaufsteuerung der Schif- Digitalisierung als Wettbewerbsfaktor für die Logistik fe auf der Elbe und im Hafen sicherstellt. Im Juni hatte die Kommission den CEO der DAKOSY Datenkom- Die Leistungsfähigkeit des Systems hat sich bis in die Luft- munikationssystem AG, Ulrich Wrage, zu Gast, um mehr über fahrtbranche herumgesprochen. Zum 1. Januar 2015 startete den Datenverkehr im Hamburger Hafen und das dahinterste- am Frankfurter Flughafen „FAIR@Link“, ein von DAKOSY ent- hende Kommunikationssystem – eben DAKOSY – zu erfahren. wickeltes Cargo Community System. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 37 AKTUELLES Hamburg

MESSE-VORSCHAU 2016 Hamburg Messe und Congress 15.06. – 15.11.2016 Glasfassade der Messehallen Fotoausstellung „Die Vierte Wand“ / Klaus Frahm

23.07. – 25.07.2016 Messegelände, A-Gelände Nordstil – Regionale Ordertage Hamburg (Hallen A1, A3, A4), B-Gelände

24.07. – 31.07.2016 CHH 13th International Congress on Mathematical Education 2016

21.08. – 24.8.2016 CHH 45th International Congress and Exposition on Noise Control Engineering – inter.noise 2016

06.09. – 09.09.2016 Messegelände SMM – the leading international maritime trade fair

07.09. – 09.09.2016 CHH, Halle H COTECA – COFFEE • TEA • COCOA

14.09. – 17.09.2016 CHH 112. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

21.09. – 24.09.2016 CCH Viszeralmedizin 2016 – 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten mit Sektion Endoskopie

22.09. – 24.09.2016 Messegelände, Halle A2 D3 Digital, Design and Development Fair 2016

27.09. – 30.09.2016 Messegelände Hallen A1, A4, B1- B7 WindEnergy Hamburg

27.09. – 29.09.2016 CHH WindEurope Summit 2016

27.09. – 30.09.2016 CCH 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Raphael Neuburg ist neuer Landesvorsitzender

Text: Christian Ströder

D er Junge Wirtschaftsrat Hamburg hat mit Raphael Neuburg einen neuen Landesvorsitzenden. Der 30-jährige Unternehmens- berater von Roland Berger wurde am 17. Juni 2016 von der Mit- gliederversammlung einstimmig für zwei Jahre in das Amt gewählt. Der neue Landesvorsitzende dankte seinem Vorgänger Tim Albrecht für seinen mehrjährigen Einsatz für die junge Unter- nehmerschaft in Hamburg. Michael Semder, Rechtsanwalt bei Dabelstein & Passehl, wurde zum stellvertretenden Landesvorsit- zenden gewählt.

In den Vorstand wurden außerdem gewählt: ■ Tobias Bruns Geschäftsführer / Online Concepts Bruns UG ■ Dr. Christian Conreder Rechtsanwalt / KPMG Law v.l.: Dr. Christian Conreder, Tobias Bruns, ■ Friederike Hagenbeck Michael Semder, Friederike Hagenbeck, Geschäftsführerin / Tierpark Hagenbeck Raphael Neuburg, Carsten Ovens MdHB und Jan Brorhilker Als weitere Mitglieder wurden Carsten Ovens MdHB, Landesvor- sitzender / Junge Union Hamburg, und Jan Brorhilker, Partner der Ernst & Young GmbH, in den neuen Landesvorstand des Jun- gen Wirtschaftsrates kooptiert. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und die Arbeit mit einem tollen Team! Gemeinsam wollen wir die junge Stimme der Sozialen Markwirtschaft in Hamburg noch hörbarer machen“, sagte Raphael Neuburg nach seiner Wahl. ■

FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED

Warum sind Sie Mitglied im Jungen Nicht zuletzt durch die Flüchtlingskrise, Wirtschaftsrat? steigt der Bedarf an bezahlbarem Wohn- Der Junge Wirtschaftsrat bietet eine ideale raum in atemberaubender Geschwindig- Plattform um in angenehmer Atmosphäre keit. Um den grünen und lebenswerten ein breitgefächertes Netzwerk aufzubauen. Charakter von Hamburg nicht zu zerstören, Hinzu kommt, dass die Einflussnahme beispielsweise durch die zusätzliche Bebau- Nicolas Gildemeister Projektentwickler, HANSAINVEST durch die Wirtschaft in die Politik wichti- ung von Grünflächen, steigt der Bedarf an Hanseatische Investment GmbH ger denn je erscheint. Aus diesem Grund intelligenten Lösungen, um Bestands- halte ich es zur heutigen Zeit für besonders flächen neu zu entwickeln und damit opti- wichtig, einen Teil dazu beizutragen. mal zu nutzen. Die hierzu erforderlichen schlossen und hat großes Interesse daran Maßnahmen sind nicht zuletzt durch die sich gegenseitig auszutauschen. Ich durfte Welche inhaltlichen Themen möchten Politik einzuleiten. mit Freude feststellen, dass sich die eigene Sie weiter voranbringen? Meinung zu einem Thema deutlich effizi- Als Immobilienprojektentwickler beobach- Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der enter und umfassender bildet, wenn man te ich mit großem Interesse die Verände- Mitglieder untereinander? zuvor in angenehmer Atmosphäre darüber rungen und Entwicklungen in Hamburg. Der Junge Wirtschaftsrat ist sehr aufge- diskutieren konnte. ■

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg 39 AKTUELLES Aus Hamburg Hafengeburtstag 2016

Eine Nachlese. Hamburg feierte Anfang Mai zum 39. Mal hintereinander den nunmehr 827. Hafengeburtstag. Die offizielle Gründung des Hafens am 7. Mai 1189 geht zurück auf einen angeblich von Kaiser Barbarossa auf diesen Tag ausgestellten Freibrief zum Handel zwischen Hamburg und Cuxhaven. Das erste Hafenbecken gab es an der Mündung der Bille, etwa an der Stelle, wo heute das Nikolaifleet in die Elbe fließt. Text: Wilfried H.H. Remmers

Foto: Katrin Neuhauser

Gefeiert wird dieses Ereignis unter Be - teiligung der Bevölkerung erst seit 1977. Der damalige Wirtschaftssenator Dr. Wilhelm Nölling initiierte dieses Fest zunächst vor den Landungsbrücken im kleinen Schaustellerkreis unter der Orga- nisation der ebenfalls damaligen „Ham- burg Information“. Bis zum heutigen Hafenfest mit einem über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannten Status war es ein langer Weg. Durch einen Feiertag konnte diesmal vier Tage gefeiert werden, damit hat die Veranstaltung an Strahlkraft und Beliebtheit weiter gewonnen. Ent- Hamburger Carlheinz Hollmann als Mit- Freiluftbühnen platziert. Live-Musik der scheidenden Anteil an diesem Großereig- organisator und Moderator. Hollmann rief örtlichen Radiosender sorgte auf den Büh- nis hatte der schon 2004 verstorbene auch das „Hamburger Alstervergnügen“ nen für große Stimmung und kulturelle ins Leben. Darbietungen, Kunsthandwerk und kuli- Dieses Hafenfest wurde mit einer narische Genüsse gaben der Meile Ab- Feier auf der Rickmer Rickmers und mit wechslung. Das einzigartige Flair sowie einem anschließenden ökumenischen die maritimen Attraktionen auf dem Was- Got tesdienst im Michel eröffnet. Mehr als ser und an Land brachten von früh bis 1,6 Millionen Besucher aus dem In- und spät, beste Volksfeststimmung. Ausland kamen vom 5. bis 8. Mai bei Auf dem Wasser war alles vertreten: durch gehendem „Kaiserwetter“ zum Von den drei- und viermastigen Wind- größ ten Hafenfest der Welt. Von der jammern fiel besonders die Kruzenshtern, HafenCity bis zum Museumshafen Oevel- eine 114 Meter lange, russische Viermast-

Foto: Romanus Fuhrmann gönne waren rund 350 Buden, Stände und bark auf. Sie wurde 1926 in Bremerhaven

40 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN AKTUELLES Aus Hamburg

Die deutsche Fregatte Brandenburg wiederspitze mit Verkaufsständen, Fol- unter dem Kommandanten Ivo Schneider klore, kulinarischen Genüssen. 700 Unter- führte die Einlauflaufparade an. Mehr als nehmen sind am Handel mit Ungarn 300 Schiffe unterschiedlichster Bauarten beteiligt. hatten an den vier Festtagen ihren Auftritt. Eine Umfrage (2014) der Behörde für „Der Hafen ist das wirtschaftliche Herz Wirtschaft, Verkehr und Innovation bei Hamburgs und eine touristische Attrak- den Besuchern des Hafengeburtstages tion für Gäste aus aller Welt. Die Taufe der ergab durchschnittlich eine Ausgabe von AIDAprima war ein würdiger Höhepunkt 52 Euro pro Besucher (2011 waren es 48 und für alle Gäste ein unvergessliches Euro). Die von auswärts angereisten Gäste Erlebnis“, resümierte Wirtschaftssenator waren durchschnittlich 2,5 Tage in der Foto: Hartmut Zielke Frank Horch. Stadt, davon übernachteten 69 Prozent in der Hansestadt. Diese Zahlen der bwvi Träume großer und kleiner Sehleute belegen auch, dass kulturelle Einrichtun- wurden wahr gen, Geschäfte und Dienstleister im Um - Bildunterschrift Bild -

Foto: Nicolas Maack Der Hafen und die wasserseitige Meile feld des Festes profitieren. Diese Miet- unterschrift Bildunter- schriften waren bestens bestückt mit Traditionsseg- /Standpreise wurden für die viertägige Bildunterschriften lern, Museumsschiffen bis hin zu Einsatz- Veranstaltung auf der Bunten Meile auf- Bildunterschriften fahrzeugen von Behörden und Institu - gerufen: Crepes (4x4 Meter = 1.927,09 €), tionen wie Zoll, Bundespolizei, Wasser- Fisch (8,5 x 4,5 Meter = 4.183,85 €), schutzpolizei, Feuerwehr, Fischereischutz, Schwenkgrill (4 x 5 Meter = 1.989,77 €), dem Technischen Hilfswerk (THW). Ausschank (8 x 4,5 Meter = 4.074,61 €) Sport boote aller Couleur ergänzten die (Quelle: BWVI Hamburg). Kulisse. Eine Institution ist das Schlep- Die Auslaufparade am Sonntag wur- perballett: Unter der Regie von Kapitän de mit zahlreihen Besuchern am Ufer ent- Michael Schnabel drehten die vier Kraft- lang der Elbe gefeiert. Den nächsten Ha- pakete zu klassischen Klängen und Musi- fengeburtstag feiern wir vom 5. bis 7. Mai cal-Songs auf dem Wasser vor den Lan- 2017. Länderpartner wird dann Frank- dungsbrücken ihre Pirouetten. Dabei sind reich sein. Same procedure next year? Timing und ein gutes Zusammenspiel See you. ■ zwischen Dirigent und DJ in der Kom- mandozentrale entscheidend. Die Krönung inszenierte das Ros to - cker Kreuzfahrtunternehmen AIDA mit der Schiffstaufe der AIDAprima. Das ab- schließende eindrucksvolle Feuerwerk

über dem Hafen setzte den atemberau- Foto: Romanus Fuhrmann benden Schlussakkord der Taufinszenie- rung. Das Partnerland Ungarn präsentierte sich als Pate des Hafenfestes einblickge- bend, weltoffen und für internationalen Austausch werbend gekonnt auf der Kehr-

gebaut und von der Reederei F. Laeisz be - trieben und musste 1946 als Reparations- leistung an die damalige UdSSR abgege- ben werden. Sie gilt als wahre Schönheit unter den Großseglern. Festgemacht hat- ten u.a. die Mir, das in Danzig 1987 gebau- te russische Vollschiff, sie ist im Heimat- hafen St. Petersburg zu Hause, sowie das schlanke polnische Segelschulschiff „Dar MłodzieŜy“ mit 3.138 m² Segelfläche. Die Alexander von Humboldt II sowie auch zum ersten Mal der portugiesische 4- Mast schoner Santa Maria Manuela er -

gänzten die einzigartige Hafenkulisse. Foto: Nicolas Maack

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 41 AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

NEUES MITGLIED STELLT SICH VOR Ein Netzwerk für die Gesundheit

„Wir für Gesundheit“ ist ein Kliniknetz- chern möchte, meist nicht so günstige werk für Qualitätsmedizin, das sich als Konditionen erhalten wie sein Arbeitge- Partner von Unternehmen in Sachen ber. So erhält der Mitarbeiter eine hoch- Wir für Gesundheit Gesundheit für die Mitarbeiter versteht. wertige Leistung, die er selbst vielleicht Patrick Steeger Der Fachkräftemangel nimmt weiter nicht bereit wäre zu zahlen. Daher wird Regionalleiter Kooperationsmanagement zu. Unternehmen müssen daher kreativ eine solche Zusatzleistung von den Arbeit- Nord-West werden, wenn es um Mitarbeitergewin- nehmern meist als echter Benefit und nung und -bindung geht. Das Thema Mit- auch als Wertschätzung wahrgenommen spielen keinerlei Rolle beim Abschluss. arbeitergesundheit gewinnt immer mehr – vor allem, wenn dies als „Rundum-Sorg- Und: Die sonst übliche Gesundheitsprü- an Bedeutung, wenn Firmen sich auf dem los-Paket“ innerhalb eines gemanagten fung entfällt. Markt als attraktive Arbeitgeber posi - Systems angeboten wird. „Wir für Gesundheit“ möchte mit sei- tionieren wollen. Eine betriebliche Kran- Hier setzt „Wir für Gesundheit“ mit ner Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat kenzusatzversicherung ist ein wichtiger den PlusCard-Tarifen seines Partners Deutschland mit Unternehmen in den Baustein eines modernen betrieblichen Debeka Krankenversicherungsverein a. G. Dialog treten. Im direkten Austausch las- Gesundheitsmanagements. an. „Diese umfassen immer Privatpatien- sen sich neue Ideen und Konzepte ent- „Mit einem solchen Baustein im Port- ten-Komfort und je nach Tarif Anspruch wickeln, die zum einen zur Zufriedenheit folio kann ein Arbeitgeber zur Mitarbei- auf ein Zweitbett- oder Einbettzimmer, von Mitarbeitern beitragen und damit zum terzufriedenheit beitragen“, sagt Patrick mit oder ohne Chefarztbehandlung, wenn anderen Mitarbeiter motivieren können. Steeger. Aber auch die Arbeitnehmer pro- gewünscht auch mit einem Check-up alle fitieren von einer betrieblichen Kranken- zwei Jahre“, erläutert Steeger. Der güns - i zusatzversicherung. Ein Mitarbeiter kann, tigste Tarif beginnt bei fünf Euro. Alter Weitere Informationen: wenn er sich selbst krankenzusatzversi- oder Vorerkrankungen der Mitarbeiter www.wir-fuer-gesundheit.de

MARINE Zum Tode von Rudolf Stilcken Ludolf Baron von Löwenstern ist im Rah- Der Gestalter der Sozialen Marktwirtschaft ist von uns gegangen men der Reservistentagung des Marine- kommandos am 15. April 2016 in Rostock zum „Berater für Reservistenangelegen- heiten der Marine“ ernannt worden. Von Löwenstern ist Fregattenkapitän der Re- serve und seit vielen Jahren Vorsitzender der Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft des Wirtschaftsrates Hamburg.

Als sich der Wirtschaftsrat der CDU e.V. 1963 gründete, war er mit viel Elan dabei. Seine Ideen und seine Fähigkeiten als PR-Mann waren es, die dem Wirtschafts-

rat maßgeblich zu dem sowohl heute als auch damals bestehenden Einfluss ver- Foto: Eckhard Arndt holfen haben. Bis zuletzt stand er wie kein anderer für die Idee des „Vaters der Sozialen Marktwirtschaft“ und vertrat diese teils laut, teils leise. Er prägte mit sei- nem politischen Gespür Begriffe wie „die WAAGE“ oder „Nur echt mit der Unter- schrift des Erfinders Erhard!“ und stand als Berater immer an Erhards Seite. Rudolf Stilcken stand aber nicht nur für „PR“ oder die „Soziale Markwirt- schaft“, er stand auch und ganz besonders für gesellschaftliches Engagement. So gründete er 1989 bspw. den Plan International Deutschland e.V. und verlieh u.a. Fkpt d.R. Ludolf Baron von Löwenstern, mehrfach den „Hamburger Preis für Kultur-Kommunikation“. Kpt zS d.R. Andreas Quitte, Wir verabschieden uns mit großer Dankbarkeit von einem Menschen, der Flottillenadmiral Rainer Endres, nicht nur unbeschreiblich viel für die Soziale Marktwirtschaft getan hat sondern Kpt zS d.R. Kay Rupprecht auch für die Menschen in ganz Deutschland. Hauke Harders

42 Landesverband Hamburg | 2/2016 | WIR IM NORDEN AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

JUNI 6. September 2016 Abendveranstaltung mit Eva-Maria Bauch, Geschäftsführerin G+J Digital Products, JULI und Benjamin Schröter, Gründer und CEO Facelift AUGUST 14. September 2016 Abendveranstaltung mit SEPTEMBER Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungsgerichts a.D. OKTOBER

NOVEMBER 30. September 2016 Abendveranstaltung mit Frank Dopheide, Geschäftsführer Verlagsgruppe Handelsblatt DEZEMBER GmbH & Co.KG JANUAR

18. November 2016 FEBRUAR Mittagsveranstaltung mit Stanislaw Tillich,

6. Dezember 2016 Foto: Sächsische Staatskanzlei / Laurence Chaperon Ministerpräsident Freistaat Sachsen Kunstführung im Hotel Grand Elysée 15. Dezember 2016 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Dominik Winterling, Geschäftsführer Stiftung Elbphilharmonie 23. Dezember 2016 „Open House“ in der Landesgeschäftsstelle

BITTE VORMERKEN

30. Januar 2017 Neujahrsempfang mit Prof. Dr. MdB, Präsident des Deutschen Bundestages Foto: Deutscher / Achim Melde Foto: Otto Group 21. Februar 2017 Abendveranstaltung mit Dr. Michael Otto, 11. Mai 2017 Aufsichtsratsvorsitzender Otto Group 6. Norddeutscher Wirtschaftstag

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Hamburg 43 AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN:

LANDESVERBAND HAMBURG Patrick Steeger Axel Link Regionalleiter Kooperationsmanagement Geschäftsführender Gesellschafter Nord-West TV Link GmbH Asklepios Kliniken GmbH Wir für Gesundheit GmbH Köln Thomas Boger Birgit Stegmeier Martin Lorenzen Partner Audit Geschäftsführender Gesellschafter KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Christoph Strelczyk Apel Lorenzen GmbH & Co. KG Rechtsanwalt Neumünster Babette Brennecke GSK Stockmann + Kollegen Partnerin – Leitung Health Rechtsanwälte Steuerberater Lutz Mordhorst KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Partnerschaftsgesellschaft mbB Geschäftsführender Gesellschafter SHAKE GmbH Stephan Buchholz Dipl.-Volkswirt Thomas Wilde Bordesholm Senior Account Manager Managing Partner ias Aktiengesellschaft TOPOS Personalberatung GmbH Dr.-Ing. Detlef Much Inhaber, Manager On Demand Dussmann Service Deutschland GmbH Dr. Thomas Wolfram Kiel CEO Björn Dymek Asklepios Kliniken GmbH Hendrik Murmann Managing Director/Key Account Manager Geschäftsführender Gesellschafter UniCredit Leasing GmbH Werner Wüpper J. P. Sauer & Sohn Maschinenbau GmbH Geschäftsführer Kiel Eike Folkerts WMC Wüpper Management Consulting Senior Consultant GmbH Matthias Neumann T-Systems International GmbH Geschäftsführender Gesellschafter WMC Wüpper Management Consulting GmbH Krebs Infrastruktur und Betonbau Joachim Gemmel GmbH & Co. KG Geschäftsführender Direktor Neumünster Asklepios Klinik Nord LANDESVERBAND Finn Plotz (JW) Nicolas Gildemeister SCHLESWIG-HOLSTEIN Geschäftsführender Gesellschafter Projektentwickler Vion Technologie GmbH HANSAINVEST Hanseatische Investment Glückstadt GmbH Apel Lorenzen GmbH & Co. KG Neumünster Frank Pörschmann Martina Grigoleit Geschäftsführer Ulrich Apel iDIGMA GmbH Jessica Hallermayer Geschäftsführender Gesellschafter Hamburg Local Partner Apel Lorenzen GmbH & Co. KG White & Case LLP Neumünster Harro Possel Geschäftsführender Gesellschafter Kai Hankeln Heinrich Beckmann IPP Ingenieurgesellschaft Possel und Konzerngeschäftsführer CEO Geschäftsführer Partner GmbH Asklepios Kliniken GmbH Bockholdt KG Kiel Lübeck Johannes Harder Prof. Dr. Thorsten Reitmeyer Controller Dr. Jörg Brechtefeld Executive Partner Euler Hermes Deutschland AG General Manager Kampmann, Berg & Partner Wärtsilä ELAC Nautik GmbH Hamburg Martin Heimes Kiel Geschäftsführer Mirko Schönfeldt Ventus Ventures GmbH Alexander Eck Geschäftsführer Inhaber Baltic Facility Solutions Robert Heinemann Alexander Eck Beteiligungen GmbH GmbH & Co. KG Senior Director Center Management Dänischenhagen Neustadt/Holstein ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG Andrea Hardt Holger Suhl Geschäftsführerin General Manager D A CH Christian Helbich HELIOS Klinik Schloß Schönhagen Kaspersky Labs GmbH Vorstand Schönhagen Ingolstadt Bundes-Versorgungs-Werk der Wirtschaft und der Selbständigen e.V. Harald-Peter Hartmann Nadine Sydow Geschäftsführender Gesellschafter Geschäftsführende Gesellschafterin Dr. Christian Höftberger Böger + Jäckle Gesellschaft beratender Solvoluta GmbH Geschäftsführender Direktor Ingenieure mbH & Co. KG Kiel Asklepios Klinik Altona Henstedt-Ulzburg Felix Thimm (JW) Julian Kleindienst Mark Helfrich MdB Prokurist Anson's Herrenhaus KG Mitglied des Deutschen Bundestags Schnoor Industrieelektronik Dägeling GmbH & Co. KG Kai-Momme Osburg Büdelsdorf Niederlassungsleiter Armin Höhnke Dussmann Service Deutschland GmbH Geschäftsführender Gesellschafter Andro Voß W. Reuse GmbH Vorstand Jörg Richter Brunsbüttel Raiffeisenbank eG Geschäftsführer Heide Mollwitz Massivbau GmbH Kaspersky Labs GmbH Ingolstadt W. Reuse GmbH Dr. Klaus E. Schmolling Brunsbüttel Geschäftsführender Direktor Dr. Rembert Graf Kerssenbrock (JW) Asklepios Klinik St. Georg Rechtsanwalt Wärtsilä ELAC Nautik GmbH Graf Kerssenbrock & Kollegen Kiel Angelika Seifert Kiel / Hamburg Abteilungsleiterin Anke Wiek Firmenkundengeschäft DZ Bank AG Krebs Infrastruktur und Betonbau Geschäftsführende Gesellschafterin Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank GmbH & Co. KG HUCKEPACK-WIEK GmbH & Co. KG Neumünster Lübeck Conrad Seiffert Viola Leist Carl-Frederic Zitscher (JW) Dr. Hubert Spechtenhauser Prokuristin / Kaufmännische Leiterin Geschäftsführender Gesellschafter Geschäftsführer / Senior Vice President Georg Opfermann GmbH PAYONE GmbH UniCredit Leasing GmbH Flensburg Kiel

44 Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN EDITORIAL

Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

D ie Wirtschaftsdaten sehen für Deutschland zwar nicht Als Wirtschaftsrat müssen wir dem Land und dem Bund schlecht aus, aber wir bewegen uns auf brüchigem Eis. Zum einen dringend empfehlen, die Investitionsschraube maximal weit sind die kurzfristigen Vorteile von ultraniedrigen Zinsen längst aufzudrehen. Nicht nur die niedrigen Zinsen stehen für ihre zum Tragen gekommen, während die eher mittel- und lang - einmalige Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Aufgabe der fris ti gen Nachteile langsam anfangen zu greifen. Kommt es zu Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt erfordern Zinserhöhungen, explodieren die Staatsschulden, bleibt die Wachstum und Beschäftigung. Ohne Großprojekte wie die feste Europäische Zentralbank auf ihrem Kurs, implodiert die Alters- Fehmarn-Belt-Querung und die A 20 könnte das Eis brechen. vorsorge. Und dann drohen – befördert durch einen plötzlich negativ Ähnlich sieht es mit den Flüchtlingen aus. Die erste große durchschlagenden Mindestlohn – Massenarbeitslosigkeit bei Welle hat zunächst einmal den Konsum angekurbelt und zu einer steigenden Steuer- und Abgabelasten und eine explodierende zusätzlichen Arbeitsnachfrage geführt. Die Lasten treten zwar Verschuldung.

Deutschland auf brüchigem Eis – maximal investieren!

zum Teil jetzt schon zutage, weil die Unkalkulierbarkeit zu drasti - Das Land Schleswig-Holstein hat die Investitionsquote auf schen Fehlplanungen bei den Kommunen geführt hat. Ihr Groß- ein historisches Tief gedrückt, die Konsumausgaben maximal auf- teil wird aber erst in den folgenden Jahren auf die Steuer- und gedreht und damit den eigentlich komfortablen Haushalt bis an Abgabenlast durchschlagen. Die Hoffnung, daß die Flüchtlinge den Anschlag ausgereizt. „Nach fest kommt ab“, merkte kürzlich unsere demographische Flanke auf dem Arbeitsmarkt werden der Kieler Oberbürgermeister an. Die jetzige Regierung wird in schließen können, war von Anfang an für informierte Kreise der Konstellation nicht erneut in Verantwortung kommen und keine. Die Mär anrückender Ärzte und Ingenieure wirft wie bei die Suppe selber auslöffeln müssen. Sie regiert deshalb offenbar der Schere zwischen Arm und Reich Fragen auf, ob die Presse nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut!“. nicht informiert ist oder andere Aspekte über ihren Informations - auftrag stellt. Gerade im öffentlich-rechtlichen Bereich hat der Ihr zwangsverpflichtete Gebührenzahler Anspruch auf redliche Recherchen und wahrhafte Behauptungen. Verstöße sollten trans- parent werden und finanzielle Konsequenzen haben.

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 45 VERANSTALTUNG Sektion Stormarn

Stormarner Wirtschaftsforum Das Trugbild der Schere zwi

Das Auseinanderklaffen armer und reicher Bevölkerungsschichten erregt die Öffentlichkeit. „Doch zahlreiche Untersuchungen zeigen entgegengesetzte Entwicklungen. Nicht nur bei den Einkommen, auch bei den Vermögen“, berichtet Dr. Judith Niehues. Auf dem diesjährigen Stormarner Text: Heiko Kolz Wirtschaftsforum am 09. Mai 2016 im Jagdschloss Malepartus verwies Sektions- sprecher Uwe Möllnitz in seiner Begrü - Befanden sich 1970 noch 38 Prozent Wahrnehmung der „Schere“ ßung auf das von Marcel Fratzscher ver- der Weltbevölkerung (3,7 Milliarden) un - in Deutschland fasste Buch „Verteilungskampf – Warum ter der von der UN definierten Armuts- Dr. Judith Niehues, die sich als Senior Eco- Deutschland immer ungleicher wird“, in grenze von einem Euro, so waren es 2015 nomist am Institut der deutschen Wirt- welchem er den von Ludwig Erhard gefor- nur noch 10 Prozent, bei einer Weltbevöl- schaft Köln im Rahmen ihrer Untersu- derten Wohlstand für alle als gefährdet kerung von 7,2 Milliarden Menschen. Dies chungen auf die Lage in Deutschland kon- beschreibt. „Bei solchen Aussagen und entspricht bei einem Vergleich der abso- zentriert, erklärt dessen Entwicklung auch der derzeitigen medialen Ausschlachtung luten Zahlen einer Halbierung der welt- mit einer Verlagerung der Wertschöpfung dieses Themas kann und darf der Wirt- weit in Armut lebender Menschen inner- in andere Länder. Das erkläre aber noch schaftsrat nicht länger weghören“, so halb von 45 Jahren. „Bei einem derartigen nicht den angeblichen Widerspruch der Möllnitz. Fortgang könnte schon 2030 die weltwei- nationalen mit der globalen Entwicklung. te Armut verschwunden sein“, so Birkner. Hierzu sei festzustellen, daß die Wahr- Globale Entwicklung der Kluft Und: „Die weltweite Schere hat sich mit nehmung der Bundesbürger zur Einkom- „Es reicht in der heutigen Zeit nicht mehr großer Macht geschlossen.“ mensverteilung in Deutschland nicht den aus, sich über die herkömmlichen Me dien wie Zeitung oder Fernsehen zu informie- ren“, moniert Olaf Birkner. Als erfolgrei- cher Startup-Unternehmer in der IT- 1970 2015 Branche faszinieren ihn Globalisierung, Südasien Südasien technische Innovationen und die Aus - Ostasien Ostasien Osteuropa Osteuropa wirkungen auf die Menschheit. Er zitiert Latein Amerika Latein Amerika

dazu den renommierten Professor für Armutsgrenze OECD-Staaten Armutsgrenze OECD-Staaten Afrika Afrika Internationale Gesundheit am Karolinska Quelle: www.gapminder.org Institute in Solna (Schweden), Hans Rosling. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Datenbanken der OECD und $1 $ 10 $ 100 $1 $ 10 $ 100 Dollar pro Tag Dollar pro Tag der Weltbank als interaktive Grafiken unter www.gapminder.org anschaulich aufzubereiten (siehe Abbildungen rechts).

46 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN schen Arm und Reich

Messergebnissen entspricht. Der Abstand senschaftlichen Daten hin zu einer voran- telschicht (Abbildung 3), während die zwischen Arm und Reich habe sich in den schreitend ungleichen Verteilung. Abbil- falsche Wahrnehmung durch eine Bericht- letzten zehn Jahren nach der Umsetzung dung 2 zeigt das Ergebnis einer Umfrage erstattung getrieben werde, zu der auch der Hartz IV-Reformen nicht vergrößert, zur Einschätzung der gesellschaftlichen seriöse Zeitungen durch Ummünzen von wenn man den Untersuchungen des SOEP Aufteilung nach Einkommen und Ver- erfreulichen Nachrichten in schlechte folgt, welches über 30.000 Menschen in mögen, bei der Typ A und B am häufigs- Schlagzeilen beitragen würden. Deutschland regelmäßig zu ihren Ein- ten ausgewählt werden. kommens- und Vermögensverhältnissen Die Wissenschaft zeige keine Mehr- In der anschließenden Podiumsdiskussion befragt. Dagegen entwickele sich das ge - heit der unteren Schichten, sondern die ergänzte Dr. Jens Boysen-Hogrefe, stell- sellschaftliche Gefühl entgegen der wis- Form eines Kreisels, also eine starke Mit- vertretender Leiter des Prognosezentrums

Wie die Deutschen die Gesellschaft sehen... vs. ...tatsächliche Einkommensschichtung in Deutschland

Abbildung 2: Zustimmung im Jahr 2009 in Prozent Abbildung 3: Bevölkerungsanteile im Jahr 2009 in Prozent Quelle: ISSP; EU-SILC; eigene Berechnungen: Dr. Niehues J. Quelle: ISSP; EU-SILC; eigene Berechnungen: Dr.

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 47 VERANSTALTUNG Sektion Stormarn

Das Podium v.l.: v.l. Dr. Andreas Ellendt, Dr. Jens Boysen-Hogrefe, Moderator Uwe Möllnitz, Dr. Judith Niehues und Olaf Birkner im Diskurs über die Schere zwischen Arm und Reich

des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, „Das Auseinanderdriften der Schere die Ausstattung der einkommensschwa- dass der demografische Wandel die Un - zwischen Arm und Reich auf globaler chen Bevölkerungsschichten, die sich in gleichheitsentwicklung in Zukunft stärker und nationaler Ebene ist also ein wissen- den letzten Jahrzehnten drastisch verbes- beeinflussen werde als der Abstand zwi- schaftlich nicht belegbarer Mythos. Nun sert habe. „Am Ende steht auch die Frage, schen Arm und Reich. „Die Kluft zwi- ist es die dringende Aufgabe des Wirt- ob es sozial gerecht sei, die eigenen Be- schen Darstellung und Wirklichkeit ist das schaftsrates und der Politik, durch eine dürf tigen stärker zu unterstützen, obgleich eigentliche Problem der heutigen Zeit. offensive Berichterstattung über die posi- Arme in anderen Teilen der Welt viel Dem können wir nur mit einer besseren tiven Entwicklungen mittels anschauli- mehr auf eine solche Hilfe angewiesen Bildung begegnen“, mahnte Dr. Andreas cher, belegbarer Daten zu informieren und sind.“ ■ Ellendt, stellvertretender Vorsitzender der aufzuklären“, so Dr. Bertram Zitscher, Christlich Demokratischen Arbeitneh- Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsra- merschaft Schleswig-Holstein. tes in Schleswig-Holstein. Beispielhaft sei

Entwicklung des materiellen Wohlstands der armen Haushalte in Deutschland von 1985 bis 2015

Ausstattung von unteren Haushaltsschichten, Anteil der Haushalte mit ausgewählten Gebrauchsgütern in Prozent (Ausstattungsgrad) Quellen: Statistisches Bundesamt (laufende Wirtschaftsrechnung), Institut der deutschen Wirtschaft Köln

48 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN

VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

CFO-Event Sylt 2016: Big Data, Industrie 4.0 und BEPS

dem dafür aufzugeben und was nicht.“ Big Data, also die perfekt abgestimmte Analyse aus Sorgen machte auch die Sicherheit im vorhandenen Technologien, aus bisher nicht absehba- Netz. Da werde zu wenig investiert, so Hans-Wilhelm Dünn, Vizepräsident des ren Datenmengen und unterschiedlichen Quellen – Cyber-Sicherheitsrates Deutschland. Wäh- dazu das Ganze in nahezu Echtzeit, das wird die große rend dem Innenministerium Milliarden zur Verfügung gestellt würden, unterstüt- Herausforderung der Zukunft sein. ze man das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gerade einmal Text: Kai Pörksen mit zehn Millionen. „Das Problem wird nicht ernst genommen.“ Die Globalisierung schreitet mit Rie- I n Rantum tagten am 6. Mai 2016 sieht neben den Chancen aus Big Data, dass senschritten voran, doch die Steuergesetz- Fi nanzvorstände aus bundesdeutschen auch diejenigen wirtschaftlichen Mehr wert gebungen der einzelnen Staaten hält nicht Unternehmen zum Thema „Big Data, schöpfen könnten, die nicht unbedingt er - Schritt. BEPS heißt die Initiative der G-20- Industrie 4.0 und BEPS“ im Rahmen des wünscht seien. Das müsse nicht unbedingt Staaten, die größte Veränderung im Steu- ersten CFO-Events Sylt des Wirtschafts - kriminelle Hintergründe haben. Wenn errecht der vergangenen Jahrzehnte, ein rates Schleswig-Holstein. beispielsweise Google eine Schnittstelle in beispielloser Umbruch der Gesetzgebung, Die Diskussion zum Thema Big Data europäischen Automobilen habe, werde in dem neue Mindeststandards und Emp- polarisierte. Martin Lochte-Holtgreven, das nicht jedem Hersteller ge fallen. „Bei fehlungen vorgegeben werden, um Nach- Geschäftsführer der Consist Software allem Optimismus sollten wir auch Pro- teile im Wettbewerb durch Standortfakto- Solutions in Kiel, ist von den Chancen blembewußtsein mitbringen“, so Dr. von ren zu vermeiden. Betroffen sind vor allem überzeugt. Man könne neue Kombinatio- Notz MdB. Einig waren sich die Teil neh - multinationale Unternehmen mit mehr als nen von Datenquellen nutzen und das mer der Diskussionsrunde zum The ma Big 750 Millionen Euro Umsatz, die Doku- sogar evolutionär. Analysen könnten in Ist- Data, dass insgesamt etwas mehr Pragma- mentation ist umfangreich (Country- zeit Steuerungsprozesse in Unternehmen tismus gewagt werden müsse. by-Country-Report). Eine Einführung in optimieren. Knackpunkt sei allerdings Industrie 4.0: Immer komplexere Ent- das Thema gab Andreas Buchner, Master zukünftig der direkte Draht zum Kunden, wicklungen in der Industrie bedeuten Risi- Principal Solution Consultant von Oracle sprich zum Endverbraucher. Wer den nicht ken für den deutschen Mittelstand, wenn Deutschland, wies zugleich aber auch auf habe, gebe sein Feld leicht an die Großen er entsprechende Schnittstellen und Steue- die Risiken hin, sollte es nicht gelingen, des Internets wie Amazon und Google ab. rungsmöglichkeiten nicht nutzt. Maik die Transferpreispolitik fair und verteidig- Risiken sieht auch Dr. Konstantin von Notz Beermann MdB (CDU), Mitglied im Aus- bar darzustellen: Steuernachforderungen, MdB. Der Obmann im Ausschuss Digita- schuss Verkehr und Digitale Infrastruktur: Image verlust. Chancen sieht Buchner aber le Agenda und stellv. Vorsitzende der Bun- „Wir müssen uns als Politiker allerdings durchaus in der Möglichkeit von Ansied- destagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, fragen, was wir bereit sind, an Bestehen- lungen aufgrund steuerlicher Gesichts-

50 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

punkte, zur Senkung der Konzernsteuer- Initiative sei es, eine Wettbewerbsgleich- Country-Reporting sollte nur für die quote durch ein internationales Steuerge- heit bei Steuerzahlungen länderübergrei- Finanzbehörden gelten und nicht für eine fälle. Seine Empfehlung: Austausch nur mit fend zu erlangen. „Als deutscher Fiskus Veröffentlichungspflicht der Unterneh- Staaten mit entsprechender Schiedsstelle. sollten wir jedoch darauf achten, dass der men. Diese müssten wissen, dass sie die Doch wie sieht es aus mit der politi- größte Teil der Steuern hier bei uns gezahlt Steuern nur einmal bezahlen. „Doch die schen Umsetzung? Dazu äußerte sich Dr. wird“, so Middelberg. Das Country-by- Problematik bei BEPS ist: Die anderen Mathias Middelberg (MdB), Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundes- tages und Vorsitzender der Landesgruppe Industrie 4.0: v.l. Marek Borgstedt, Niedersachsen der CDU-Fraktion. Ziel der Hans-Wilhelm Dünn, Johannes Pichler, Maik Beermann MdB, Norbert Franchi, moderiert von Wasilij Geist

Big Data: v.l. Dr.-Ing. Thorsten Vogel, Dr. Konstantin von Notz MdB, Dr. Veronica Lange, Nils Seebach und Moderator Frank Pörschmann

BEPS: v.l. Hardy Mehl, Erik Just-Wartiainen, Andreas Buchner, Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Thomas Middelberg MdB und Moderator Frank W. Grube

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 51 VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

sieht schon heute Schwierigkeiten bei der Das CFO-Event Sylt 2016 wurde von den Transparenz und starke Unsicherheit bei Teilnehmern als erfolgreiche und effektive den Steuerbehörden. So startete die Firma Tagung gelobt – nicht zuletzt ein Resultat eine Produktion in Singapur, doch eine der hochkarätigen Referenten und Dis- exakte Auskunft durch die Steuerbehör - kussionsteilnehmer. Entspannung gab es den läßt bis heute auf sich warten. „So liegt im Rahmenprogramm. So besuchten die das volle Risiko einer Doppelbesteuerung Teilnehmer am Vorabend die Spielbank beim Hersteller“, gibt Mehl zu beden - Sylt zum gegenseitigen Kennenlernen und Axel Link, geschäftsführender Gesellschafter der TV Sylt1 GmbH überraschte die ken. Als Mittelständler wünschte er sich, trafen Ehrengast Ingbert Liebing (MdB), Teilnehmer im Nachgang mit einer genialen schnel ler Rechtssicherheit zu bekommen. Spitzenkandidat der CDU für die Land- Fernsehreportage des CFO-Events Das könnte schwierig werden, gab Middel - tagswahl 2017. Nach der Tagung am 6. Mai berg MdB zu. Eine personelle Aufstockung ging es mit dem Reeder Sven Jensen mit Staaten wollen an unseren Kuchen ran“, so bei den Behörden sei geplant, aber in wel- dem Kutter „Gret Palucca“ der Adler-Ree- der Bundestagsabgeordnete. cher Höhe, müsse der Bundestag erst noch derei auf See, am Folgetag gleich früh mor- Hardy Mehl, Finanzchef der BASLER beschließen. Die geplante Veröffentli- gens auf eine Wattwanderung, die mit AG, einem Unternehmen mit 90 Millionen chungspflicht empfinde er als „Schießen einem gemeinsamen Frühstück im Restau- Euro Umsatz und 500 Mitarbeitern im mit Schrot in die Menge“. Die SPD schieße rant Strönholt oberhalb des Golfplatzes Bereich digitaler Industriekameratechnik, damit weit über das Ziel hinaus. Budersand ihren Abschluss fand. ■

Der Inhaber der Adler-Redderei, Sven Paulsen, begrüßte die Teilnehmer an Bord der „Gret Palucca“ mit kalten Getränken, Nordseekrabben und einer edlen Fischsuppe „Seebär“ Karsten Freundt ließ für die jungen Piraten an Bord die Kanone donnern

Auf der Wattwanderung am nächsten Morgen mit einem erfahrenen Wattführer

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Ergebnisse des ersten CFO-Event Sylt 2016

Digitale Souveränität erfordert digitale Regulierungen, da Innovation an den schen Steuerverwaltung, die Maßnahmen Kompetenz! Konvergenzstellen von Branchen entsteht rechtmäßig umzusetzen ■ Förderung von breitflächigen Initia- ■ Beschleunigung der Gesetzgebung ■ Wettbewerbsnachteile für die deut- tiven zur Datennutzung in allen Alters- durch Einsatz agiler Projektmanagement- sche Wirtschaft vermeiden, indem alle gruppen und Berufen in Abgrenzung methoden und Förderung von Regulie- BEPS-Staaten zumindest die Mindest- zu den klassischen Informatikangeboten rungs-Start-Ups (RegTech’s) standards tatsächlich umsetzen und Berücksichtigung digitaler Arbeits- ■ Verschlüsselungsmechanismen (end- ■ Vertraulichkeit sicherstellen, d.h. modelle bereits in der Schule to-end) fördern und in Regulierungs- jüngste Vorschläge der EU-Kommission, ■ allgemeine Schärfung des Bewusst- maßnahmen verankern Unternehmensinterna auch der Öffent- seins für einen eigenverantwortlichen ■ Vernetzte Automatisierungssysteme lichkeit und damit zugleich nationalen Umgang mit persönlichen und sensiblen gegen Risiken aus dem Internet absichern. und internationalen Wettbewerbern zu- Informationen IT-Sicherheit, Datenschutz und „industri- gänglich zu machen, sind dringend abzu- ■ Anpassung der Bildungssysteme zur al cyber security“ müssen auf hohem Qua- lehnen beschleunigten Aufnahme und Anpas- litätsniveau in deutschen Unternehmen ■ Eine verpflichtende Einführung für sung interdisziplinärer Ausbildungsgänge etabliert und rechtlich definiert werden. die Unternehmen erfordert eine ausrei- (Berufsschulen und Hochschulen) und Das IT-Sicherheitsgesetz ist ein erster chende Vorlauffrist, sowohl in Deutsch- schnellere Anerkennungsverfahren für Schritt in die richtige Richtung land als auch in der EU. Ein country neue datenbezogene Berufsbilder und by country-Reporting kann nicht wie von Ausbildungswege Deutschland braucht ein flächendecken- der OECD vorgesehen, bereits vor dem ■ bundesweite Förderung von mehr des Hochleistungsnetz! 1.1.2017 beginnen dualen Ausbildungs- und anwendungsbe- ■ Fiber-to-the-Bauernhof: Ausbau des ■ Etablierung verpflichtender Schlich- zogene Forschungszentren in Verbindung flächendeckendes Giga-Bit-Netzes tungsverfahren durch unabhängige mit mittelständischen Unternehmen ■ Deutschlands Infrastrukturdefizit auf- Instanzen. Dafür ist das Bundeszentralamt lösen und zum führenden Digitalstandort für Steuern finanziell und personell adä- Wirtschaft braucht faire Wettbewerbsbe- in Europa ausbauen quat auszustatten dingungen! ■ diskriminierungsfreie Suchergebnis- eHealth als Schlüsseltechnologie ent- se, geringe Toleranz und hohe Strafen bei wickeln! Verstößen ■ Rahmenbedingungen schaffen für ■ Auflösung oder Unterbindung markt- flächendeckend effiziente Medizin u.a. beherrschender Stellungen durch eine Entscheidungsfrist für die GEMATIC zur Festlegung der Schnitt- Digitalisierung braucht einen funktiona- stellenstandards len Ordnungsrahmen! ■ Innovation fördern durch geschützten ■ zentrale Koordination und Bündelung Entwicklungsrahmen für Pilotprojekte aller Internetkompetenzen durch Etab - ■ Pseudonymisierung in EU-DSGVO lierung einer politisch verantwortlichen aufnehmen Stelle, z.B. durch Schaffung eines Inter- ■ Ausbau der Gesundheitskarte mit netministeriums oder eines Querschnitt- neuen Funktionen (elektr. Patientenkarte) ressorts im Kanzleramt ■ Etablierung eines Chief Data Officers BEPS-Strategien wirksam begegnen! in der Bundes- und den Landesregierun- ■ OECD/G20-Vorschläge als äußerste gen für informationsstrategische Frage - Grenze der gesetzgeberischen Hand- stellungen in Abgrenzung zum CIO des lungsoptionen begreifen, um volkswirt- Bundes, der den technischen Betrieb schaftlich schädliche Doppelbesteuerun- sichert gen zu vermeiden. Kein „race to the top“ ■ Steigerung der digitalen Fach- und zwischen den Staaten als Wettlauf gesetz- Methodenkompetenz bei allen Regulie- geberischer Vorgaben rungsbeteiligten ■ Regelungen vor einer Einführung kri- ■ Durchsetzung des One-Stop-Shop- tisch auf ihre Praktikabilität unter Berück- Prinzips in Abstimmung mit Daten- sichtigung bereits bestehender Regelun- schutzbehörden (eine zuständigen Daten- gen überprüfen. Ein hoher Administrati- schutzbehörde für alle Anwendungsfälle onsaufwand schwächt die Wettbewerbs- und -Orte eines Unternehmens) fähigkeit des exportstarken deutschen ■ Verhinderung branchenspezifischer Mittelstands und die Fähigkeit der deut-

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 53 VERANSTALTUNG Sektion Herzogtum Lauenburg

Politik zu Gast bei einem Weltmarktführer

Gast auf Einladung der Sektion Herzogtum Lauenburg des Wirtschaftsrates am 10. März 2016 war Norbert Brackmann MdB, Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags. Gastgeber war Seniorunternehmer Kurt Stürken mit seinen Söhnen, die den Leuchtturm Alben-Verlag, Weltmarktführer bei Sammelalben für Briefmarken und Münzen, gemeinsam durch die Umbrüche in den Märkten führen.

Text: Dr. Bertram Zitscher

v.l. Norbert Brackmann MdB, Sektionssprecher Rudolph Freiherr von Schröder und Gastgeber Kurt Stürken, Leuchtturm Albenverlag, Geesthacht

Z wei große Trends habe man zu be - dig für Verkehr und die digitale Infra- wältigen: einen Rückgang der Sammler struktur und Vorsitzender des Bundes- von Briefmarken und der Wandel des Ver- finanzierungsgremiums sowie stellver- triebs in den digitalen Raum. Den zweiten tretender Verwaltungsratsvorsitzender der Trend haben die Söhne früh erkannt und BImA. Neben den durch die gute Beschäf- eine E-Commerce-Tochter gegründet, die tigung in Deutschland sprudelnden Steu- heute ein Drittel des Umsatzes bestreitet ereinahmen gewinne man jährlich 25 Mil- und sich von den alten Produktlinien voll- liarden Euro allein durch Zinsersparnisse. kommen gelöst hat. „Der Umsatzanteil im Diese Situation wecke jetzt erhebliche Internet hat sich in den letzten 15 Jahren Begehrlichkeiten der Ressorts und Länder, von 30 Prozent auf 80 Prozent verändert“, ob gleich sie einerseits zum Abfedern der so Axel Stürken, der älteste der inzwischen Demographie und als Spielraum für Zins- vier Brüder in dem erfolgreichen Famili- steigerungen erhalten bleiben müssten. enunternehmen. Kurt Stürken berichtet Deutschland habe derzeit die geringste von der Gründungsgeschichte des Leucht- Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 1991, aber turm-Albenverlags, der in den siebziger die höchste Sozialquote. Weitere Ausga- Jahren durch mehrere Übernahmen ge - ben sollten daher strikt auf Investitionen wachsen ist und heute 500 Beschäftigte beschränkt bleiben. an sieben Standorten, u.a. in Tunesien, Während die Geschichte der erfolg- China und Schweden, hat. Die Wettbe- reichen Unternehmerfamilie begeistern werber im Briefmarkensegment hätten konnte, hinterließen die finanzpolitischen nicht überlebt oder kämpften ums Über- Aussichten bei den 15 Teilnehmern eher leben. Sorgenfalten auf dem Heimweg, der ihnen Die Politik rechnet in anderen Finanz- aber durch ein mit eigenem Namen sphären und hat ihre eigenen Herausfor- bedruckten „Leuchtturm1917-Notizbuch“ derungen. 306 Milliarden Euro umfasse versüßt wurde. ■ der Haushalt. Brackmann MdB ist zustän-

54 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Technologieführer in der Digitalisierung Technologische Revolution des globalen Zahlungsverkehrs „FINTec ist das Thema“, so Carl Frederic Zitscher am 16. März 2016 beim Treffen des Jungen Wirtschaftsrates als Gründer und Geschäftsführer der PAYONE GmbH, die seit ihrer Gründung schnell gewachsen ist und im letzten Jahr von der Sparkassengruppe als Speerspitze im Wettbewerb mit den Großen der Welt mehrheitlich übernommen wurde.

Text: Dr. Bertram Zitscher

Die Märkte sind im ständigen Wan- Markt sei das Zahlverfahren der deut- del und machen beim Scheitern auch schen Kreditwirtschaft „paydirect“, an nicht mehr vor großen Unternehmen dem die Sparkassengruppe beteiligt ist. halt.“ Nicht nur „click and buy“ sei in der Die Zahlungskultur in Europa und der Abwicklung, sondern kürzlich sei auch Welt sei sehr heterogen und werde durch YAPITAL, eine 100 Millionen Euro In - die global auftretenden Anbieter tech - vesti tion der Otto-Gruppe, vom Markt nologisch revolutioniert. Der Zahlungs- Carl Frederic Zitscher verschwunden. Und der Markt werde sich verkehr wandle sich von „stationär“ und Geschäftsführender Gesellschafter der weiter wandeln. Während PayPal sich an „materiell“ zu „online“ und „mobil“, wobei PAYONE GmbH Konsumenten richte, biete PAYONE einen das Bargeld in Deutschland zwar noch auf zentralen Zugang für alle Bezahlsysteme einem international hohen Niveau, aber seiner 3.000 Händlerkunden. Neu auf dem eindeutig auf dem Rückzug sei. Bei Onlinekäufen in Deutschland liege PayPal mit 30,5 Prozent derzeit vorne, ob- Wo und wie finden heute Payments statt? gleich es die vergleichsweise höchsten Ge- bühren verlange. Beim stationären Han- del führe die Girocard mit fast 80 Prozent im Kartenmarkt. Insgesamt nehme mit der steigenden Zahl von Akteuren auch die Dynamik im Wettbewerb zu. Und am Horizont sei schon die nächste große dis- ruptive Welle erkennbar: der Wechsel vom Bargeld der Zentralbanken hin zu neuen staatenlosen Geldmengen, wie sie bitcoin und andere Anbieter entwickelt haben und neu entwickeln werden. ■ Die Evolution des Payments

Beispiel Australien –eine Darstellung von PayPal Grafiken: PAYONE GmbH Grafiken: PAYONE

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 55 JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Technologieführer in der Digitalisierung Hörfunktechnologie im Wandel von analog zu digital

„Jeder Mensch hört 12,3 Jahre seines Lebens Radio, in 14 Tagen aber nur 1,4 Radiosender im Durchschnitt“, erläuterte Dirk van Loh am 27. April 2016, langjähriger Geschäftsführer bei der REGIOCAST GmbH, einem privaten Radiokonzern mit 100 Millionen Jahresumsatz und deutschlandweit 16 Radiosendern, der dreißig weitere Radiosender mit modularisierten Nachrichten beliefert und damit täglich 13 Millionen Menschen erreicht.

Text: Dr. Bertram Zitscher

Das Nachrichtengeschäft sei aufwen dig, aber der Weg von analogen zu digita len Radioangeboten bringe große Herausfor- derungen mit sich, auf die man strategisch reagieren müsse. Positiv sei, dass digitale Vermarktungsansätze deutlich wertiger sein können als analoge. Allerdings sei der Bereich noch sehr klein im Vergleich zum Anteil der analogen Hörer. In Zukunft würden die Angebote in der digitalen Welt maßgeschneidert auf das Hörver halten und die prognostizierten Präfe renzen sein. „Wer bei Country-Musik den Sender Der Junge Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein zu Gast wechselt, bekommt zukünftig keine beim privaten Radiokonzern Regiocast GmbH in Kiel Country-Musik mehr zu hören“, bringt es van Loh auf den Punkt. Im Gegenzug möglichkeiten zum Musikverhalten der Punkt resigniert. Er sei ein Freund öffent- erhalte die Werbeindustrie Informationen, Konsumenten. lich-rechtlicher Berichterstattung, aber der die in Sekundenbruchteilen verarbeitet In der anschließenden Diskussion Wettbewerb der privaten gegen den werden. Obgleich Spotify derzeit eigent- fragte der Junge Wirtschaftsrat auch nach öffentlich-rechtlichen Medienkomplex sei lich nicht profitabel sein könne, generiere der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz im auf allen Ebenen aussichtslos, weil die es ohne Zweifel hochinteressante Analyse - Markt. Dirk van Loh zeigte sich an diesem Politik die Regeln mache und tief mit dem

Real-Time Bidding Is Really 0.36 Seconds Quelle: REGIOCAST

56 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

öffentlich-rechtlichen Mediensektor ver- Er konzentriere sich daher voll auf die klärung über den rechtlichen Rahmen bunden sei. So müsse man damit leben, Chancen der REGIOCAST-Unterneh- schnell wieder von dieser Idee“, so van Loh dass neue erfolgreiche Konzepte mit mensgruppe im Zuge der Digitalisierung, abschlie ßend. einem Vielfachen an Mitteln einfach über- was beispielsweise eine konsequente Aus- Der Junge Wirtschaftsrat dankte herz- nommen würden oder im Rundfunk- richtung der Personalentwicklung erfor- lich für die Gastfreundschaft und stellte staatsvertrag das Werbeverbot der öffent- dere. Die länderrechtliche Regulierung des fest, es sei Zeit, die Wettbewerbsbedin- lich-rechtlichen Hörfunksender auf die Marktes in Deutschland habe auch Vor- gungen im deutschen Radio- und Fern- Prime Time des Fernsehens beschränkt teile: „Jeder ausländische Konkurrent, der sehmarkt einmal näher unter die Lupe zu ist, obgleich das Radio bekanntermaßen diesen Markt in Deutschland erobern nehmen. ■ von 6 bis 9 Uhr die meisten Hörer habe. möchte, verabschiedet sich nach der Auf-

Das Vermarktungs-Ökosystem der digitalen Welt Quelle: REGIOCAST

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 57 VERANSTALTUNG Sektion Lübeck

Hochschulen und Technik: Allianz für den Norden! Bei der Diskussion länderübergreifender Strategien im Januar 2016 mit den Regierungs - chefs der beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, zu Gast bei der Jungheinrich AG in Kaltenkirchen, blieben die Felder Hochschulen und Forschung offen. Deshalb trafen sich am 25. Mai 2016 vor der Sektion Lübeck Vertreter beider Länder, um unter der Moderation von Bernd Jorkisch als Vorstandsvorsitzender des Hansebelt Initiativkreises e.V. eine gemeinsame Hochschulstrategie im nordeuropäischen Kontext auszuloten.

Text: Dr. Bertram Zitscher

Die Impulse für den Wirtschaftsrat kamen aus der Industrie: Norbert Basler, Aufsichtsratsvorsitzender des Basler AG, die in Ahrensburg Industriekameras ent- wickelt und weltweit vertreibt, empfiehlt für die Hochschulen eine größere Freiheit, Prof. Dr. Ing. Eckart Kottkamp, um sich selbständig in dem hochdynami- Vorsitzender des Hochschulrates schen Umfeld erfolgreich entwickeln zu der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg können. Schleswig-Holstein habe keine eigene Technische Universität, weshalb Kooperationen mit der Industrie seitens wachse ein immenser Forschungs- und der Hochschule besonders gesucht werden Ausbildungsbedarf, dessen Schlüssel in der sollten. Ein Wissenschafts- und Wirt- Technik liege. Erst mittels der Technik wer- schaftsstandort könne nur erfolgreich sein, de eine Lösung praktisch wertvoll. Dieses wenn dort nicht nur Geld zu Wissen, son- „T“ von MINT gelte es gezielt zu fördern dern auch Wissen zu Geld gemacht werde. und zwar über die gesamte Prozesskette v.l. Prof. Dr.-Ing. Eckart Kottkamp, Die Digitalisierung eröffne neue groß - von den Schulen über die Hochschulen bis Volker Dornquast MdL, Moderator artige Chancen, die im Wettbewerb mit hin zur beruflichen Weiterbildung, wobei Bernd Jorkisch, Dr. Sven Tode MdHB den technologieführenden Standorten in der dualen Ausbildung größte Bedeutung und Norbert Basler Asien und den U.S.A. systematisch ent- beizumessen sei. Ein erster Schritt sei dabei wickelt werden sollten. Er empfahl den eine Verbesserung der mathematischen beiden Bundesländern erst einmal ein Grundkenntnisse. Häufig führten hier gra- gemeinsames Be kenntnis, auf dessen vierende Lücken in der Schulausbildung zu Grundlage man dann die Kraftvektoren frühzeitigem Scheitern im Studium. Nach der Länder parallel ausrichten könne. Vorgesprächen mit mehreren Senatsberei- Daran knüpfte Prof. Dr. Ing. Eckart chen der Freien und Hansestadt Hamburg Kottkamp an: Aus der Digitalisierung er - sei 2012 eine gemeinsames Projekt der

58 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Sektion Kiel

MINT-Fakultäten aller staatlichen Hoch- schulen mit den betroffenen Behörden „Das muss gestartet worden, um Maßnahmen zur Verbesserung der Vorkenntnisse bei Stu- dienantritt zu definieren und umzusetzen. uns Sorgen Alle Hochschulen hätten sich zum Wintersemester 2015 entschieden, den online-basierten verbindlichen Mathema- tik-Orientierungstest MINTFIT einzu- machen!“ führen. Hier bei erkennbare Defizite führ- ten auf die Empfehlung zur Teilnahme 30 Milliarden Schulden in Schleswig-Holstein, dazu ein an den angeschlossenen Brückenkurse OMB+ oder via MINT. kaum kalkulierbares Risiko durch die HSH Nordbank in Die beiden Abgeordneten Volker Höhe von mindestens weiteren zwölf Milliarden Euro Kosten Dornquast MdL, hochschulpolitischer – für Schleswig-Holsteins Finanzen sieht es nicht gut aus. Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein, und Dr. Sven Tode Was tun? MdHB, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion aus Hamburg, nahmen Text: Kai Pörksen diese Empfehlungen wohlwollend entge- gen und verwiesen auf bereits erfolgreiche Kooperationen, wie im Bereich Life Scien- ce mit der Norgenta. Dornquast MdL Dr. Aloys Altmann, Präsident des Steu- berichtete von zufriedenstellenden wis- erzahlerbundes Schleswig-Holstein, mach - senschaftlichen Ergebnissen und einer te sich im Kieler Kaufmann am 15. März Vielzahl projektbezogener Zusammen - 2016 dazu seine Gedanken. „Ich vermisse Dr. Aloys Altmann arbeit der Hochschulen im Norden. Dr. vor allem den Mut zur politischen Gestal- Präsident Bund der Steuerzahler Tode MdHB räumte allerdings ein, dass tung“, so der ehemalige SPD-Staatsekretär SH e.V. man bei den Exzellenzclustern und den und Präsident des Landesrechnungshofs. Bundesforschungsinstituten in Hamburg Denn: „Die Zukunft lässt sich nur ge - bisher nicht gut abgeschnitten habe, was stalten, wenn man sie auch finanzieren auch auf die fehlende Tradition industrie- könne.“ Da wundere er sich, wenn Ralf Problem Niedrigzinsen. „Sie animieren bezogener Wissenschaft im Vergleich zu Stegner verkünde, die Haushaltskon so - zum Ausgeben von Geld, das man gar Bayern und Baden-Württemberg zu er - lidierung sei nun vorbei. Die CDU stehe nicht verdient hat.“ klären sei. Eine gemeinsame Strategie der für soziale Marktwirtschaft, europäische Altmann appellierte an eine Verant- beiden Länder gäbe es bislang nicht, auch und deutsche Einigung. Nicht geklärt wortungsethik: „Wir müssen das Beste nicht in An sätzen. seien aber bis heute die Entwicklung der nicht nur wollen, sondern auch tun!“ In die konstruktive Diskussion schal- Energiewende, die Zukunft des Euros und Dazu müsse man eine vernünftige Finanz- teten sich auch die Gäste aus der Leitung die Frage der Zuwanderung. Unter der planung finden – und auch weiterhin spa- der Lübecker Hochschulen ein. Neue Stra- schwarz/rot/gelben Regierung sei man gut ren. „Wir müssen viel gezielter vorgehen tegien aus den Unternehmen seien will- vorangekommen, doch in der aktuellen und dort helfen, wo es unbedingt erfor- kommen, man dürfe die Hochschulen aber Konstellation sei vieles Erreichte wieder derlich ist. Sparen ist kein Selbstzweck.“ nicht überfrachten, sondern müsse ihnen zunichte gemacht worden. „Viele kleine So könne man eine kluge Ausgabenpoli- den Rücken freihalten. Die Hochschulge- Geschenke werden wie ein Wohlfühl- tik machen, Baukosten beispielsweise bis setze gingen an den Herausforderungen schleier aus Puderzucker übers Land zu 30 Prozent reduzieren, mehr auf Qua- vorbei. Prioritäten und Leitplanken seien gebracht“, kritisierte Altmann. lität setzen, effiziente Strukturen schaffen. hilfreich, aber Zusammenarbeit könne Die Wirtschaftslage schätzte Altmann Und vor allem: Bürokratie abbauen. In- nicht ausschließlich an Nachbarschaft aus- als gut ein, wenn gleich auch sehr fragil. vestitionen in die Zukunft seien erforder- gerichtet werden. Bernd Jorkisch plädiert „Die Grenzen sind wieder dicht, Schengen lich in den Bereichen Bildung und innere deshalb abschließend für einen Blick auf in Gefahr, und damit auch unser Wohl- Sicherheit. Bessere Rahmenbedingungen Ostsee und die internationale Fehmarn- stand“, befürchtet er. Hinzu komme das für Unternehmen seien zu schaffen, der beltregion, in der 54 Hochschulen und 18 Steuerdschungel zu durchforsten, der Soli Forschungsinstitute Schnittstellen für abzuschaffen. Steuern sollten durch den Kooperationen und konkrete Anwendun- Bund und nicht durch die Länder geregelt gen suchen. Es brauche einer Allianz für werden. „Klare Ansagen konsequent den Norden! Hamburg und Schleswig- durchsetzen“, forderte Altmann. Sozial Holstein sollten diese zukünftig im Kern und effizient seien keine Gegensätze, so gemeinsam vorantreiben. ■ der Präsident abschließend. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 59 VERANSTALTUNG Sektion Schleswig/Flensburg Strategische Reserve für die Innere Sicherheit

Die innere Sicherheit ist der wichtigste Standortfaktor für den Tourismus- und Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein und die Herausforderungen für die Polizei sind im Zuge der letzten Monate ruckartig und strukturell gewachsen. Deshalb hat die Sektion Schleswig-Flensburg den vor einem Jahr ins Kabinett nachgerückten Innenminister Stefan Studt am 23. Mai 2016 zu Danfoss Silicon Power eingeladen. Sektionssprecher Hauke Präger (li) begrüßt Schleswig-Holsteins Innenminister Text: Dr. Bertram Zitscher Stefan Studt

Der in der vorangehenden Mitgliederversammlung der Sektion Schleswig-Flensburg neu gewählte Vorstand: v.l. Sektionssprecher Hauke Präger, Dr. Sabine Sütterlin-Waack MdB, Viola Leist, Dr. med. Klaus Weil, Jörg Boldt, Benjamin Feindt und Dr. Frank Markus Döring

Danfoss Silicon Power GmbH gewährte anschließend Einblicke in ihre hochautomatisierte Der Minister räumte ein, dass der plötz- Produktion elektronischer Steuerungsmodule liche Flüchtlingszustrom die Behörden in Bund und Ländern zwischenzeitlich über- ge bereiten, zumal die Aufklärungsquote tionierende Schnittstellen zu Wach- und fordert habe, weil die Schnittstellen und auf niedrigem Niveau leider rückläufig sei. Schließgesellschaften. Außerdem sollten eine gemeinsame Datenverwaltung fehl- Man habe mit einer polizeilichen Schwer- Schreibkräfte eingestellt und Polizisten ten. Man habe daraus gelernt und auch bei punktbildung reagiert und arbeite zudem mehr auf der Straße und durch eine der Polizei nachgesteuert. So sei das Aus- an einem Programm, das zukünftige Ein- Nutzung des technischen Fortschritts bildungskontingent kurzfristig von 275 auf brüche regional prognostizieren können effektiver eingesetzt werden. Zudem wur- 400 Polizeianwärter aufgestockt worden, soll. Allerdings empfiehlt Studt der Wirt- de empfohlen, eine strategische Reserve was aber im nächsten Jahr nach dem dop- schaft und der Bevölkerung, eigene bauli- vorzuhalten, die notfalls, bei einer schwer- pelten Abiturlehrgang deutlich schwieri- che Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Das wiegenden Beeinträchtigung der gefühlten ger auszufüllen sei. Ergänzend habe man Land könne hier unterstützen, gegebenen- Sicherheitslage auch nachhaltig mobilisiert glücklicherweise Dienstzeiten verlängern falls auch durch Bauvorschriften wie beim werden könne. Sektionssprecher Hauke und sogar einige Pensionäre wieder ein- Brandschutz, aber niemand könne alle Präger dankte dem Minister am Ende für stellen können. Obgleich einige Aufgaben Risiken vor Verbrechen ausschalten. den Dialog und bat darum, bei der Flücht- im Zusammenhang mit den Flüchtlingen Zudem brauchte es strukturelle Entlas - lingsunterbringung keine Ghettos zuzu- inzwischen wieder abgegeben werden tungen der Polizei, die bei Einsätzen für lassen. Er verwies abschließend auf ein konn ten, schiebe man noch gewaltige Schwerlasttransporte, durch eine ausge- erwünschtes Pilotprojekt für eine Wieder- Überstunden vor sich her. Dabei sei bei weitete Halterhaftung bei Verkehrsdelik- aufbauschule, das anknüpfend im Rahmen den Flüchtlingen keine besondere Krimi- ten und neue Techniken bei Blutalkohol- der nächsten Sektionsveranstaltung im nalitätshäufigkeit feststellbar, allerdings tests erwartet werden können. Mittelpunkt stehen werde. ■ würden die zunehmende Wohnungsein- In der anschließenden Diskussion gab brüche durch osteuropäische Banden Sor- es weitere Vorschläge. Wichtig seien funk-

60 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN PR-BERICHT Reisen Neue Flussabenteuer mit A-ROSA Paris, Seine, Normandie Wie anders lässt sich die schönste Zeit des Jahres am besten verbringen als sich gemütlich an Bord eines schwimmenden Hotels über die schönsten Flüsse Europas treiben zu lassen. Das ist „Verstehen zu leben“ oder wie es auch heißt „Savoir vivre“.

Reisebeispiel: Die 7-Nächte-Reise „Seine Erlebnis Normandie“ wird zwischen April und Oktober 2017 an 28 Terminen angeboten und führt von Paris aus über Rouen, Caudebec, Les Andelys und Vernon zurück nach Paris.

i Mehr Informationen, Buchung und Katalog im Reisebüro, unter Telefon +49-381/20 26 001 Die typische französische Lebensart Andelys können Reisende vom Schiff oder www.a-rosa.de/flusskreuzfahrten begegnet den A-ROSA Gästen nicht nur aus einen Spaziergang durch die ro man - entlang der Rhône und Saône sondern tischen Gassen oder einen Ab stecher ab März 2017 auch entlang der Seine. zur Burganlage des berühmten Château Denn mit der Destination Seine bricht Gaillard unternehmen. Die kleine, im die Rostocker Reederei auf zu neuen Seine-Tal gelegene Stadt Vernon, ist Ufern und dies auf sechs unterschied- Ausgangsort für einen Besuch des Hau- lichen Routen. Die Vier- bis Sieben- ses von Claude Monet in Giverny, des- Nächte Reisen beginnen – wie soll es sen bezaubernder Garten mit dem See- auch anders sein – in der Stadt der rosenteich den Maler für seine Gemäl- Liebe Paris und führen durch die Nor - de inspirierte. ENERGIEVERSORGUNG man die mit ihren pittoresken Fischer- Die A-ROSA Städtereisen auf der ENTSORGUNG dörfern und malerischen Flussland- Seine bieten vielfältige Möglichkeiten schaften. Auf allen Städtereisen haben den Urlaub zu gestalten. Mal entspannt ÖPNV die Gäste ausreichend Zeit die franzö- an Bord auf dem Sonnendeck, am Pool sische Haupt stadt zu erkunden, erklärt oder im Spa-Bereich. Mal aktiv an Land Die Neuwert GmbH Jörg Eichler, Geschäftsführer und CEO beim Shoppen, Sightseeing oder einer bringt die Interessen der der A-ROSA Flussschiff GmbH: „Wir Fahrradtour. Jeder Gast entscheidet, wollen unseren Gästen eine Alternative wie sein ganz persönlicher Traumurlaub Politik und der Unterneh- zur Flug-Städtereise liefern. So liegen aussieht. An Bord erwartet die Reisen- men zu sammen. Sie wir in Metropolen wie Paris über Nacht den ein Premium Alles-Inklusive Pro- im Hafen, so dass ausgiebig Zeit zum dukt. Das bedeutet, dass Gourmet-Buf- fühlt sich dem Gemein- Ausgehen bleibt.“ fets, hochwertige Getränke, Nutzung wohl verpflichtet. Neben Rouen, der Hauptstadt der des SPA- und Fitnessbereichs, Trans- Nor mandie, die auch Stadt der 100 ferleistungen sowie viele weitere Leis - NEUWERT Glockentürme genannt wird, macht tungen im Reisepreis inklusive sind. Beratungsgesellschaft mbH A-ROSA VIVA in der Caudebec-en-Caux Alle Reisen für 2017 sind ab sofort Grillenberg 15 · 24145 Kiel fest. Von hier aus bietet sich beispiels- buchbar, es gelten attraktive Super- Telefon: 0431-66 99 888 weise ein Ausflug nach Honfleur an, Frühbucherermäßigungen bei Buchung Fax: 0431-66 99 889 einem alten an der Seine-Mündung bis 30.11.2016 von bis zu 300 Euro Mobil: 0170-215 79 33 gelegenen Hafenstädtchen. In Les pro Person. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 61 INTERVIEW Der Landesvorsitzende Schleswig-Holstein Plädoyer für ein bedarfsgerechtes Handeln WIR im Norden, das Magazin für die Wirtschaft des Wirtschaftsrates der Landesverbände Hamburg und Schleswig- Holstein, lud den Sektionssprecher für Kiel, Reimer Tewes, zum Interview zu aktuellen Themenkomplexen. Tewes ist gleich- zeitig Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein und Mitglied im Bundesvorstand.

Reimer Tewes Das Interview führte Kai Pörksen WIR: Herr Tewes, als Sektionssprecher Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein Kiel liegt Ihnen die Landeshauptstadt am Herzen. Was könnte besser laufen? Tewes: Kiel ist ein starker Standort, den es zu erhalten und ausbauen gilt. Dazu ge - das man nicht so einfach anderen überlas- eine wichtige Rolle. Schon jetzt hat Kiel hört, die Verkehrsanbindungen bedarfsge- sen darf. Denken Sie beispielsweise an das etliche Vorzeigeunternehmen: TKMS, recht zu gestalten. Dazu gehört aber auch, wachsende Kreuzfahrtgeschäft. Glückli- Spiegelblank, Lubinus, REMONDIS, aber ein besonderes Augenmerk auf den Hafen cherweise wurde das nun auch langsam auch die Christian-Albrechts-Universität zu legen: 95 Prozent aller Güter gehen über vom Bund erkannt, der jetzt in den Aus- oder das Universitätsklinikum Schleswig- das Wasser. Der Hafen ist also ein Terrain, bau des Nord-Ostsee-Kanals investieren Holstein, um nur einige zu nennen. Das will. Spät, hoffentlich nicht zu spät, denn Potenzial ist jedoch größer, wenn man viele Reeder meiden die Abkürzung zwi- bedenkt, dass von den bundesweit 500 BUCHVORSTELLUNG schen Nord- und Ostsee inzwischen wegen größten Familienunternehmen nur neun der Unwägbarkeiten, die mit den maroden in Schleswig-Holstein zu finden sind. Donna Leon feiert ein Jubiläum: Schleusen zu tun haben. Hobby in Fockbek, ACO in Büdelsdorf, Im Mai erschien der fünfundzwanzigste Fall des Für Kiel ist das ehemalige MFG-5- Bela und Nordschrott in Kiel – auch hier Commissario Brunetti, Ewige Jugend. Auch als Gelände ein Schlüsselfaktor. Die gemein- nur eine Auswahl. Das sind Leuchttürme Hörbuch, gelesen von Joachim Schönfeld. same Betriebsführung Hafen und Flugha- in der Region. Wir müssen die Bedin- fen läuft gut, und durch den Ausbau des gungen für weitere solche Unternehmen unterhalb des Flughafens liegenden MFG- attraktiv gestalten und sie willkommen 5-Geländes darf dieser Zustand nicht heißen. gefährdet werden. Auch wenn die Idee von Viele Branchen sind aber auf eine Wohnbebauung in dieser Lage verführe- gute Anbindung zu Wasser, Luft, Schiene risch sein sollte, sinnvoller wird es sein, und Straße angewiesen. Eine optimale dort Gewerbe anzusiedeln, um nicht Ge- Erreichbarkeit muss unser oberstes Ziel fahr zu laufen, den Betrieb des Flughafens sein, davon leben nicht nur die Industrie, zu gefährden. Stichwort Geräuschemis - sondern auch Handel und Tourismus im Contessa Lando-Con - sionen. Auch scheint mir die Idee eines Lande. tinui, eine Freundin Freihafens charmant. von Brunettis Schwie- WIR: Zur guten Infrastruktur zählt auch gereltern, möchte ihren WIR: Da sind wir beim Thema Industrie- die Energie. Wie kann diese gewährleistet Frieden finden. Doch jene Nacht lässt sie nicht ansiedlungen. Gibt es in Kiel da Nachhol- werden? los, als ihre Enkelin in den Canale di San Boldo bedarf? Tewes: Um wettbewerbsfähig zu sein und stürzte. In ewiger Jugend ist Manuela seitdem Tewes: Unbedingt. Für Kiel sollte man zu bleiben, muss eine hohe Verfügbarkeit gefangen. Und wenn es mehr als ein Unfall war? Neuansiedlungen aktiv vorantreiben. Da - vorhanden sein. Dazu braucht es ein län- Die Contessa fragt den Commissario um Rat. zu muss die Stadt auf Augenhöhe mit den derübergreifendes Gesamtkonzept für die Diogenes Verlag, Zürich 2016, 336 Seiten in Frage kommenden Betrieben kommu- Energieversorgung, eines mit Kraftwer- ISBN: 978-3-257-06969-3, 24,00 Euro nizieren. Und: Es müssen ausreichend ken, die sicher, bezahlbar und umweltver- Flächen vorgehalten werden. Da spielt träglich sind. Dazu gehört auch, offen mit dann auch wieder das MFG-5-Gelände dem Thema Abschaltplänen für netz -

62 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN PR-BERICHT Neueröffnung

5.000 Quadratmeter „made in Britain“: Hugo Pfohe eröffnete Jaguar stabilisierende Maßnahmen umzugehen. Land Rover Flagshipstore Wünschenswert wäre meiner Meinung nach auch eine auf längere Sicht stärkere Beteiligung der Stadt an den Stadtwerken, die bisher 49 Prozent beträgt. Denn die Stadtwerke müssen sicherstellen, dass die Energieversorgung bedarfsgerecht und zu wettbewerbsfähigen Preisen erfolgen kann.

WIR: Das bedingt einen stabilen Haushalt. Gibt es den zurzeit? Tewes: Für alle wünschenswerten Maß- nahmen ist ein finanzieller Spielraum nötig. Den sehe ich momentan nicht. Zu mindest können keine nachvollziehba- ren Ergebnisse vorgewiesen werden. Sinn- voll wäre es, der Stadt eine unabhängige Kommission zur Seite zu stellen, eine Art Normenkontrollrat. Denn die Stadt Kiel unterhält einen sehr großen Verwaltungs- apparat, und abgesehen von der Einfüh - rung eines Bürgertelefons sind bisher kei- ne einschneidenden Maßnahmen bekannt Nach rund 16 Monaten Bauzeit eröffnete Hugo Pfohe Anfang April an der Alster- geworden, obgleich die Stadt regelmäßig ein Defizit im Haushalt verbuchen muss. krugchaussee sein neues Autohaus im modernen Jaguar Land Rover Design. Mit der Neuausrichtung des kommunalen Finanzausgleichs sollte der Anspruch Der 5.000 Quadratmeter große Flag - dass an der Alsterkrugchaussee 50 Mit- bestehen, spätestens 2020 einen ausgegli- ship store für die britischen Traditions- arbeiter und 5 Auszubildende beschäf- chenen Haushalt zu erreichen. Da müsste marken ist das erste Autohaus Nord- tigt sind“, erklärt Danny Wegsel, Leiter ein entsprechender Konsolidierungspfad deutschlands mit dem neuen Corpo rate- der Hugo Pfohe Jaguar Land Rover Nie- entwickelt werden. Das ist auch unsere Design des Premiumherstellers. Funk- derlassung. Verpflichtung für die kommenden Gene- tionalität und Design prägen die neue Hugo Pfohe nimmt am Standort Als - rationen. Hugo Pfohe Markenrepräsentanz von terkrugschaussee auch am „Approved“ Jaguar Land Rover: Rund 700 Quadrat - Gebrauchtwagenprogramm von Jaguar WIR: Da sprechen Sie den Nachwuchs an. meter Ausstellungsfläche bieten Platz Land Rover teil. Auf einer Fläche von Tewes: Genau, und der muss gut, vor für die gesamte Fahrzeugpalette der 400 Quadratmetern präsentiert das allem aber bedarfsgerecht ausgebildet wer- englischen Premiummarken. Unternehmen hochwertige gebrauchte den. Das ist ein hohes Gut. Dazu gehört „Wir wollen mit Jaguar und Land Fahrzeuge, die nach einem 165-Punk- beispielsweise, die Gymnasien zu erhalten, Rover an unserem neuen Standort wei- te-Check geprüft und mit 24-Monate sonst lässt sich das Potenzial der Jugend- ter wachsen. Neben hochwertiger Archi- Gebrauchtwagengarantie und TÜV- lichen nicht ausschöpfen. Und wenn man tektur, größeren und lichtdurchfluteten Gebrauchtwagensiegel versehen sind. bedenkt, dass im Lande 99,7 Prozent aller Verkaufsflächen, mehr Parkplätzen und „Seit 15 Jahren sind wir in Hamburg Betriebe kleine und mittlere Betriebe sind, einer großen Tiefgarage haben wir vor Partner von Jaguar und Land Rover. die nicht nur Abiturienten, sondern auch allem den Servicebereich auf rund Rund 500 verkaufte Neufahrzeuge und Schüler mit guten anderen Abschlüssen 3.000 qm ausgebaut. 300 gebrauchte Fahrzeuge im abgelau- brauchen, ist auf jeden Fall mehr Vielfalt Mit drei Dialogannahmeplätzen und fenen Geschäftsjahr 2015 stimmen uns gefordert als zurzeit angestrebt. So sollte 13 Werkstattplätzen im neuen Auto haus optimistisch für die Zukunft. Zumal die die duale Berufsausbildung weiter ent- und dem angrenzenden Grundstück ga - beiden Marken ein anhaltendes Modell- wickelt, die Hochschul- und Weiterbil- rantieren wir hier den gewohnt besten feuerwerk zünden. Neben dem Jaguar dung auf ein europäisches Spitzenniveau Service für unsere Kunden – dazu zählt F-PACE, der bereits ab Mitte April im gebracht werden. Auch sollte man die auch die zertifizierte Durchführung von Schauraum steht, feiern wir Anfang Juni Sozialarbeit an den Schulen stärker eta- Aluminium-Reparaturen. Darüber hin- auch den offiziellen Marktstart das blieren und die Ausbildung von Lehrern aus haben wir mit dem neuen Autohaus Range Rover Evoque Cabriolet“, er gänzt verbessern. ■ fünf neue Arbeitsplätze geschaffen, so Geschäftsführer Philip Pfohe. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 63 LANDESFACHKOMMISSION Immobilienwirtschaft

Der Wohnungsmarkt unter der Knute des Mietpreisspiegels

In der Sitzung am 9. März 2016 standen folgende Beiträge zur Diskussion:

Dr. Marc Weinstock, geschäftsführender Gesellschafter der DSK Wolfgang Weinschrod BIG-Gruppe, berichtet aus der Bundesfachkommission. Bun- Vorsitzender der Landesfachkommission desminister Maas plane eine neue Berechnung des Mietspiegels als Grundlage für die Berechnung der Mietpreisbremsen. Der Berechnungszeitraum solle zukünftig 10 Jahre in die Vergangen- heit zurückreichen, was dazu führe, dass niedrige Mieten aus Thomas Stritzl MdB, Mitglied im Rechtsausschuß des Deutschen älteren Mietverträgen die aktuellen Mietspiegel prägten, deren Bundestages, berichtet aus der politischen Praxis in Berlin. Ein Niveaus dadurch sinken würden. Diese Form der Überregulie- gezielter Aktionismus der größten deutschen Boulevardzeitung rung verunsichere Investoren auch aus dem Ausland. Es sei gegen Vermieter habe in der Bevölkerung zu einem negativen typisch, dass man den Wirkungen der Mietpreisbremse auf In - Meinungsbild geführt. Grundsätzlich solle der Konsument vestoren nun durch günstigere Sonderabschreibungsregelungen Medienberichterstattungen gegenüber kritisch sein. Einen Miet- motivieren wolle, um die Investoren für Neubauvorhaben zu spiegel auf einer Zehnjahresbasis werde die CDU jedenfalls gewinnen. Anstelle beider Regulierungen wäre gar keine in jeder nicht mittragen. Hinsicht besser. Achim Georg, Georg Consulting, berichtet über die aktuelle und Klaus Schütt, geschäftsführender Gesellschafter der Hans Schütt zukünftige Wohnungsmarktsituation in Schleswig-Holstein. Im Immobilien GmbH, berichtet aus seiner aktuellen Vermietungs- Jahr 2013 existierten ca. 1,4 Millionen Haushalte, was statistisch praxis über die Auswirkungen der jüngsten Gesetzesände rungen. eine durchschnittliche Haushaltsgröße von zwei Personen be- Das im Sommer 2015 eingeführte „Bestellerprinzip“ gefährde deute. Die Wohnungsnachfrage werde bis ins Jahr 2025 trotz der Marktteilnehmer in ihrer Existenz, die im Schwerpunkt Miet- demografischen Entwicklung weiter wachsen, bedingt durch die wohnungen vermittelten und nach der Gesetzesänderung weni- ansteigende Zahl der ein bis zwei Personenhaushalte. ger Aufträge erhielten. Neugegründete Internetplattformen, wel- che die entstandene Marktlücke zu schließen suchten, seien zum Dr. Patrick Hansen, Referat Klimaschutz/Energiewende im Teil schon wieder vom Markt verschwunden, da sich professio- Ministe rium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und nelle Arbeit von Immobilienvermittlern nicht durch Internet- ländliche Räume, berichtet über die Energiewende im Gebäu- plattformen ersetzen lasse. Etablierte Plattformen wie Immobili- debereich. Im Jahr 2013 seien durch Gebäude 40 Prozent der enscout24.de, die lediglich Angebote zeigten, seien nicht reprä- gesamten Energie verbraucht worden, was zur Zielsetzung ge- sentativ, da dort überteuerte Immobilien von unprofessionellen führt habe, zwischen 2008 und 2050 klimaneutrale Gebäude zu Privatvermietern angeboten werden würden. Das obere und das schaffen. Niedrigstenergiegebäudestandards für Neubauten und untere Sechstel seien nicht berücksichtigt und eine Differenzie- die Weiterentwicklung der Energieeinsparverordnung (EnEV) rung in zwei Lagequalitäten nicht marktgerecht. Sein Unterneh- und des Erneuerbare Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) sol- men biete beispielsweise keine Immobilie über diese Plattformen len Einsparungen voranbringen. Zur Erreichung der Ziele sehe an. Mietpreisspiegel in Regionen mit Mietpreisbremse seien die EU Neufassungen der EU-Gebäude-, der Erneuerbaren-Ener- schwer anzuwenden, da Staffel- und Indexmietverträge nicht zu gien- sowie der Energieeffizienz-Richtlinien vor. Zur Wärme- erfassen seien und das bewährte Instrument der ortsüblichen Ver- wende sei in Schleswig-Holstein geplant, dass die Landesliegen- gleichsmiete außer Kraft gesetzt sei. Unberücksichtigt bleiben schaften Vorbildcharakter entwickeln, gefördert durch zwei Faktoren wie Betriebskosten, möblierte oder teilgewerbliche Sondervermögen: Quartiersansatz mit KfW-Programm „Ener- Angebote. Ein Mietspiegel soll abbilden, jetzt müsse er steuern getische Stadtentwicklung“ und Einsatz von Wärmenetzen mit und gestalten. Insgesamt würden gutverdienende Mieter in Szene - großen Wärmespeichern. Die Ziele und Strategien sollen im lagen von Städten begünstigt und die Miete gegenüber dem Kauf geplanten Energiewende- und Klimaschutzgesetz verankert wer- bevorteilt. Aufgrund der tiefgreifenden Eingriffe in das Eigentum den. Einen genauen Zielpfad zu klimaneutralen Gebäuden bis ist mit Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht unter den 2050 gäbe es nicht. Regionale Gegebenheiten zur Gebäudeeffizi- Aspekten Vertragsfreiheit, Eigentum sowie aufgrund einer Viel- enz, zu erneuerbaren Energien und zu bezahlbarem Wohnraum zahl unbestimmter Rechtsbegriffe zu rechnen. seien zu berücksichtigen. ■

64 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN LANDESFACHKOMMISSION Gesundheitswirtschaft

Qualitätssteuerung für den stationären und ambulanten Sektor

In der Sitzung am 9. März 2016 standen folgende Beiträge zur Diskussion:

Dr. John Friedrich Näthke, Geschäftsführer HELIOS Kliniken GmbH berichtet über Ergebnisqualität und Qualitätsmanage- Florian Friedel ment am Beispiel der HELIOS Klinik Schleswig auf der Basis von Vorsitzender der Landesfachkommission Routinedaten. Auffälligkeiten werden direkt mit den Fachabtei- lungen besprochen, beispielsweise auf der Grundlage von Mor- talitätsdaten in der Kardiologie. Hausinterne Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen regen kontinuierliche Verbesserungen überfälligen Entscheidungen der GEMATIC zu den technischen an. Die QM-Ergebnisse werden auf der Website veröffentlicht und Schnittstellenstandards und einer Ertüchtigung der Gesundheits- in den Kliniken öffentlich ausgehängt. Nach der Entlassung der karte müsse auch geklärt werden, wie die technische Umrüstung Patienten werden keine weiteren Daten erhoben. Durch das QMS für eine medienbruchfreie Kommunikation der Leistungserbrin- soll keine Rangliste aufgestellt werden. Es dient vielmehr als Ziel- ger finanziert werden kann. fernrohr, um Verbesserungen zu entdecken. Es wird bisher auch nicht genutzt, um Therapieentscheidungen der Ärzteschaft aus- Otto Melchert, Vorstand Lubinus-Stiftung, berichtet zum Kran- zuwerten. Es besteht Einigkeit, daß die Daten Qualität messen kenhausstrukturgesetz, dass es die Krankenhauslandschaft nach- können. Für eine Nutzung als Basis von Vergütungen sind sie haltig verändern werde. Ziel des Gesetzes sei es, die Qualität und allenfalls im Kontext von Patientenkarrieren aussagekräftig, da die Finanzierung der Krankenhäuser zu verbessern und weiter- ein Wechsel des Leistungserbringers oder eine spätere Kompli- hin eine gute Erreichbarkeit sicherzustellen. Seiner Meinung nach kation nicht mehr vom Anbieter erfasst werden kann. Zudem werde dieses Ziel jedoch verfehlt. Er kritisiert, dass für gleiche ist zu klären, inwieweit Risikoadjustierungen im Hinblick auf Leistungen in Deutschland nicht das gleiche Geld bezahlt werde. Schweregrade notwendig sind, weil diese zu systematischen Darüber hinaus würden steigende Kosten in den Häusern häufig Benachteiligungen von Spezialkliniken führen würden. Die Pro- nur unvollständig nachvollzogen. Hierzu sollen nunmehr Ori- bleme scheinen für Teilbereiche lösbar, erfordern aber eine deut- entierungswerte gebildet werden, um die tatsächliche Kosten- lich vergrößerte Datenbasis, die nur durch die Krankenkassen entwicklung transparenter zu machen. Das Krankenhausstruk- gestiftet werden kann. turgesetz sähe verschiedene finanzielle Förderprogramme vor. Hierzu gehört zum Beispiel die Stärkung der Pflege am Bett. Das Dr. Johann Brunkhorst, Leiter Landesvertretung Schleswig-Hol- Gesetz sei jedoch nicht geeignet, um die Kostenentwicklung in stein der Techniker Krankenkasse, weist darauf hin, dass das SGB den meisten Krankenhäusern günstig zu gestalten. Seines Erach- V § 135a alle Leistungserbringer (z.B. Vertragsärzte, medizini- tens werden große „Player“ am Markt die Abschlagsmodelle sche Versorgungszentren, Krankenhäuser, Rehakliniken) zur leichter verkraften als kleine Häuser. Eine Vollkostenkalkulati- Sicherung und Verbesserung der Qualität nach dem jeweiligen on gibt es nicht mehr. Auch die Prinzipien der Kostenerstattung Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und in der fachlich ge - wurden verändert. Zukünftig wird es notwendig werden, mit botenen Qualität verpflichtet. Es sei insofern erforderlich, ent- anderen Häusern Kooperationsverträge abzuschließen. Darüber sprechende Qualitätsparameter sektorenübergreifend zu defi- hinaus soll die Qualität zukünftig größeren Einfluss auf die Kran- nieren und zu überwachen. Bei den Planungen in SH spielt die kenhausplanung und die Leistungsentgelte nehmen. Durch das Erreichbarkeit der Häuser eine zentrale Rolle. Dafür sollen Minu- Versorgungsstärkungsgesetz wurde unter anderem das Entlass- tenwerte definiert werden, in denen die Bevölkerung eine be - management verbessert. Abschließend fasst er zusammen, dass stimmte Behandlung in einem Krankenhaus erreichen kann. Je durch das Krankenhausstrukturgesetz der Konzentrationspro- spezieller die Behandlung ist, desto größer wird der Kreis der zess beschleunigt, die Qualität verbessert, der Verbund gestärkt Erreichbarkeit zu ziehen sein (§ 136c Abs.3 SGB V). und der Wettbewerb intensiviert wird. Dr. Bertram Zitscher weist in der anschließenden Diskussi- on darauf hin, daß der Wirtschaftsrat für eine monistische Finan- Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen zierung der Krankenhäuser eintrete, die DRGs also durch Inves - Vereinigung Schleswig-Holstein, stellt fest, dass die Qualitätssi- titionsaufschläge ergänzt werden sollten und die Landeskran- cherung in der ambulanten Versorgung andere Merkmale zu kenhausplanung damit von der Landespolitik auf den Markt berücksichtigen habe als der stationäre Sektor. Nicht immer lägen übertragen wird. Im Übrigen sei offenbar vollkommen offen, wie enddefinierte Diagnosen vor, die Hälfte aller Patienten seien chro- die augenfällig notwendige digitale Aufrüstung des Gesundheits - nisch krank, wozu teilweise jahrzehntelange Behandlungsverläufe sektors über Programme gefördert werden kann. Neben den gehören, ohne dass es klare Endpunkte gebe. Die Patientenfüh-

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 65 LANDESFACHKOMMISSION Gesundheitswirtschaft | Energiewirtschaft

rung mit Erreichung von Lebensqualitätszielen stellten insofern rungen und die Dokumentationsprüfung. Alle Qualitätssiche- die strukturellen und prozessualen Qualitätsfaktoren dar. Der - rungsanforderungen sind mit Sanktionsmaßnahmen belegt. zeit gäbe es pro Jahr etwa 580 Millionen Behandlungsfälle im am - Gearbeitet werde auch mit Qualitätsindikatoren. Der AQUIK- bulanten Bereich. Derzeit seien 50 Prozent aller abgerechneten Katalog der KBV enthält derzeit 48 valide Qualitätsindikatoren. Leistungen seien qualitätsgesichert. Qualitätssicherungsvereinba - Sorgfältig betrachtet werden müsse der Zusammenhang zwischen run gen würden zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereini- Patientenperspektive und Qualität. Da eine valide Qualitätsmes- gung (KBV) und dem GKV Spitzenverband enthalten die persön - sung auf Ebene der Ergebnisqualität ausreichend hohe Ereignis- liche Anforderungen, Indikationsstellungen, gerätetechnische zahlen, eine Risikoadjustierung sowie eindeutige Zuschreib- und prozessuale Vorgaben. Zu den Instrumenten gehören barkeiten erfordere, sei dies auf Praxisebene kaum möglich. Die Kommissions prüfungen, Praxisbegehungen, Patientenbefragun- Qualitätssicherung in der ambulanten Versorgung sei somit auf gen, Geräteprüfungen, die Sicherstellung räumlicher Anforde- die Struktur- und Prozessqualitäten ausgerichtet. ■

Windenergie am Fortschritt des Netzausbaus ausrichten

In der letzten Sitzung am 4. Mai 2016 war der Bundestagsabgeordnete und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Ingbert Liebing MdB zu Gast.

Themen waren Änderungen des EEG, Umstellung auf Aus- schreibungen, Netzschwankungen, wenn das Kernkraftwerk Brokdorf vom Netz geht, der ungewisse Netzausbau gen Süden und der notwendige Ausbau auf der Verteilnetzebene, Reserve- Dr. Stefan Liebing kapazitäten, Windeignungsflächen und Abstandsregelungen, das Vorsitzender der Landesfachkommission Offshore-Ausbauziel der Bundesregierung und die Akteursviel- falt beim Betrieb von Windkraft. Die Kommission warb dafür, dass Ausbauziel für die Wind- energie an dem Fortschritt beim Netzausbau auszurichten, die net für die Energiewende, unternehmerische Phantasie sei erfor- Privilegierung der Windkraft aus dem Baugesetzbuch zu strei- derlich, die geeigneten Rahmenbedingungen müssen aus Berlin chen und die Abstandsregelung den Gemeinden zu überlassen. kommen. Bei Stromspeichern ist rechtlich nicht eindeutig, ob sie Das Know-how bzw. Forschungsergebnisse der Hochschulen und Empfänger, Lieferant oder nur Transporteur sind. Die Digitali- Unternehmen in Schleswig-Holstein sollten als „Exportschlager“ sierung der Wirtschaft bleibe ein Schlüsselfaktor. Zudem sei eine vermarktet und die Zusammenarbeit der Hochschulen mit Unter- Flexibilisierung der Stromtarife zwischen Erzeuger und Ver- nehmen gefördert werden. Die Bundesnetzagentur sei ungeeig- braucher notwendig. ■

66 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN VERANSTALTUNG Sektion Neumünster „Keine Angst vor einem großen Platz“

Sind das Designer Outlet Center und die 2015 neu errichtete

Holsten-Galerie der ECE-Gruppe Umsatzkiller für die Geschäfte Uwe Döring von der SPD-Stadtfrak- am Großflecken? Und wie könnte gegengesteuert werden? tion betonte, dass die Pflasterung schon Auf Einladung des Wirtschaftsrates der CDU diskutierten am seit Jahrzehnten ein Ärgernis sei. Aber: „Man muss die gesamte Innenstadt be- 13. April 2016 Politik und Wirtschaft über Chancen und trachten und gedanklich mit einbeziehen“, Risiken einer Umgestaltung des Großfleckens. so der Politiker. Man solle auch nicht nur an den Einzelhandel denken, sondern Text: Kai Pörksen auch das Wohnen mit einbeziehen. Und: „Wir dürfen keine Angst vor einem leeren Platz haben.“ Doch auch der Großflecken als sol- cher habe seine Tücken, so Reinhard Ruge, FDP-Fraktion Neumünster. So fehlten sei- ner Meinung nach attraktive Ziele am süd- lichen Ende. Und er richtete ein Appell an die Stadt: „Denkt an die Haushaltskonso- lidierung!“ Zunächst solle man den Platz sicherer für die Passanten machen. „Das Protagonisten für die Einkaufsstadt Neumünster: v.l. Thomas Michaelis ist die Pflicht. Die Kür der Verschönerung (CDU), Matthias Neumann (Stadtmarketing Neumünster), Uwe Döring sollte man aus wirtschaftlichen Gründen (SPD), Holger Bajorat (Moderator und Sektionssprecher), Thomas Krampfer (Bündnis 90/Die Grünen), Matthias Neumann (Stadtmarketing zu den Akten legen.“ Neumünster), Mark Hädicke (CIMA Beratung + Management GmbH), „Steine werden nichts verändern“, so Reinhard Ruge (FDP) und Bernd Heilmann (Stadt Neumünster) Einzelhändler Gerd Grümmer aus dem Publikum. Wichtig sei vielmehr, die Auf- Z unächst formulierte Mark Hädicke, gutes Beispiel entwickelt. Ein neues Innen- enthaltsqualität zu verändern, Gastrono- Projektleiter der Gesellschaft CIMA Bera- stadtkonzept sei von der Ratsversamm- mie und Sortimente aufzuwerten. Gutes tung und Management: Der Umsatz sei lung 2014 beschlossen worden. Drei Ent- Beispiel: die Holtenauer Straße in Kiel. für den Bereich Großflecken/Innenstadt wicklungsbüros hätten Gestaltungsvor- Uwe Döring zog Eckernförde als positives von 2006 bis 2015 fast gleichgeblieben schläge für den Großflecken vorgelegt. Beispiel heran. Man müsse über die Inhal- (+ 6,3 Prozent), die Kaufkraft habe aber Apotheker Mattias Neumann, Spre- te sprechen, Handel und Eigentümer an um 18 Prozent zugenommen. Der Bereich cher des Stadtmarketings, hat große Be - einen Tisch bringen. Thomas Michaelis: habe also an Bedeutung verloren. „Neu - denken, wenn durch jahrelange Baustel- „Die Gastronomie spielt eine Schlüssel- münster ist eben noch keine Marke als len die Wettbewerbsfähigkeit der Anlieger rolle.“ Herr Martin Lorenzen (Immobi- Shoppingstadt“, so Hädicke. Und das, ob- weiter eingeschränkt werden sollte. Zu - lien): Die Holsten-Galerien haben Stan- wohl es viele Vorzüge habe. So werde die dem sei der Großflecken hoch frequentiert dards gesetzt, daran müsse sich der Groß- Wasserlage nicht genutzt, der Wochen- durch Veranstaltungen. „Die Flächen für flecken nun messen. Da seien aber auch markt falsch bestellt (Billiganbieter). „Ver- Feste und Veranstaltungen müssen erhal- die Eigentümer stark gefordert, unter- leihen Sie der Innenstadt ein Gesicht“, ten bleiben“, so Neumann, der jedoch mit strich Heilmann von der Stadt Neu- forderte der Experte auf. Nicht förderlich einer besseren Pflasterung des Bereiches münster. seien da unzählige verschiedene Pflaster- durchaus einverstanden ist. Am Ende relativierte sich der Kosten- und allein sieben Pollerarten als Möblie- Thomas Michaelis, CDU-Kreisvor- rahmen etwas. Die veranschlagten acht rung der Fläche. „Räumen Sie da erstmal stand Neumünster, erinnerte daran, dass Millionen Euro für die Umgestaltung des ein wenig auf“, so sein Appell. der seit 1991 so gestaltete Großflecken Großfleckens seien eine Menge Geld, so Bernd Heilmann, Abteilungsleiter schon damals viel Kritik hervorgerufen waren sich die Parteien einig. Doch auf 40 Stadt planung und -entwicklung der Stadt habe. Eine Renovierung sei unabdingbar. Jahre Haltbarkeit verteilt seien es eben Neumünster, hielt dagegen. Von 1981 bis Sein Vorschlag: Platz attraktiver gestalten, doch nur 200.000 Euro im Jahr. Und die 2011 habe die Stadt viel Geld in die Innen- bessere Übergänge schaffen, positive Ef - seien dann doch ganz gut angelegt, um stadtsanierung gesteckt, historische Ge - fek te der Holsten-Galerie auch für den mehr Kaufkraft in die Stadt zu bekom- bäude restauriert und den Kleinflecken als Großflecken nutzen. men. ■

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 67 AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

125 Jahre Gut Gayen

Der alte Kuhstall – Das Gut Gayen hat seine Entstehung Wirtschaftsgebäude König Christian IV zu verdanken. Zur Ver - sorgung seiner Lebensgefährtin Wiebke Kruse und der beiden gemeinsamen Kin- der kaufte dieser das Gut Bramstedt, und vergrößerte es durch Zukäufe erheblich. Sie erhielt im Jahr 1633 zusätzlich die Sybille und landesherrliche Mühle und unter dem Konrad Butschek vor Namen Mönkegayen den ehemals zum ihrem Uhrenhaus Kloster Reinfeld gehörigen Grundbesitz im Raum Bad Bramstedt, allerdings nicht als freies Eigentum, sondern zur Nutzung für sich und ihre Nachkommen. Die Urenkelin heiratete den ungari- 1891 erhielt der Betrieb ein Wohnhaus noch heute gehört. Betriebsschwerpunk- schen Grafen Schmiedegg. Da Mühle und sowie umfangreiche Wirtschaftsgebäude te sind Land- und Forstwirtschaft sowie Mönkegayen nicht veräußert werden und wurde somit ein eigenständiger land- Vermietung. Dr. Kuno Strauß und Frau konnten, blieb dieser Besitz bis Schleswig- wirtschaftlicher Betrieb. sowie Michael Hannemann und Frau vom Holstein 1866 preußische Provinz wurde Nach verschiedenen Besitzerwechseln Sektionsvorstand Segeberg gratulierten bei diesen Nachkommen von Wiebke erwarb 1928 die aus Westpreußen kom- Sibylle Butschek geb. Kuhrt mit unserem Kruse. Die Flächen wurden von umlie- mende Familie Kuhrt den landwirtschaft- Mitglied Konrad Butschek zum Jubiläum. genden Betrieben bewirtschaftet. Erst lichen Betrieb, deren Nachkommen er ■

Nachruf Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann

Der Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein trauert um sein Mit- glied des Landesvorstandes, dem er seit dem Jahr 1994 angehörte, und ehemaliges Bundesvorstandsmitglied. Wir nehmen Abschied von einem überzeugten Vertreter der sozialen Marktwirtschaft, dessen Mitwirken im Wirtschafts- rat und dessen Einsatz für das freie, sozialverpflichtende Unternehmertum im Sinne Ludwig Erhards beispielgebend bleibt. Mit seinem Tod hat die Region eine herausragende Persönlichkeit und der Wirtschaftsrat einen engagierten Ver- treter und Förderer verloren. Driftmann war nicht nur in her- nehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein, als vorragender Weise als persönlich haftender und geschäfts- Honorarkonsul der Republik Venezuela und in vielen wei- führender Gesellschafter der Peter Kölln KGaA in Elmshorn teren Funktionen vorbildliches gesellschaftliches Engagement unternehmerisch tätig, sondern er hat als Präsident des gezeigt. Ein besonderes Erbe stiftet der Nachwelt „sein“ Ver- Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und ein zur Förderung der Politischen Nachwuchsbildung in als Vizepräsident der UV-Nord, Vereinigung der Unter - Schleswig-Holstein e.V.

68 Landesverband Schleswig-Holstein | 2/2016 | WIR IM NORDEN AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Im Übrigen...

Neben der Sektion Schleswig/Flensburg (siehe Seite 60) hat auch Die sechste Nordeuropäische E-Mobil Rallye am 11.-12. Juni die Sektion Lübeck einen neuen Vorstand und Sprecher gewählt: 2016 stand mächtig unter Strom. Die chinesische Titan Media Group hat fünf Gewinnerteams zur Teilnahme an der Interna- tionalen Dongting Lake E-Mobil Rallye in der Provinz Hunan in China vom 11. bis 16. Oktober 2016 eingeladen, weshalb die 54 Teams von Kiel über Eckernförde, Schleswig nach Enge-Sande und am Folgetag über Husum, Rendsburg zurück nach Kiel bei der Wettfahrt besonders motiviert waren. Unser Team Wirtschaftsrat mit Dr. Klaus Weil und seinem Sohn Moritz aus Glücksburg landete auf einem BMW 3i zwar nur im Mittelfeld, dafür lockt aber bereits die 7. Nordeuropäische E-Mobil Rallye mit neuen Chancen, die vom 2. bis 4. September 2016 auf Initiative des Landesverbandes Bremen des Wirt- schaftsrates der CDU e.V. diesmal von Bremen durch das Weser- land an die Nordsee führen wird. Der neue Vorstand Lübecks (v.l.) Anke Wiek, Heinrich Beckmann, Hanno Brüggen, Thomas Mein und Mathias Roch (nicht im Bild: Johannes Kalläne und Peter Schultheiß)

Seit dem 01. Mai 2016 unterstützt uns die an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Volkswirtschaftslehre studierende Frau Jette Grimm.

Jette Grimm Das Team Wirtschaftsrat: Moritz und Dr. med. Klaus Weil Der Landesgeschäftsführer dankt dem im vierzehnten Amts- jahr scheidenden Sektionssprecher Lübeck, Herr Dr. Wilhelm Wessel, ganz herzlich für die großartige Sektionsführung und Der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Werner übergibt ihm ein dickes Buch mit allen Pressemitteilungen und Bahlsen ehrt für die besten Sektionen den Sprecher der Sektion Berichten der Sektion aus dieser stets angenehmen und produk- Neumünster Holger Bajorat beim Sektionssprechertreffen am tiven Zusammenarbeit. 21. Juni 2016 in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin. Den Festvortrag hielt Christian Freiherr von Stetten MdB.

Präsident Werner Bahlsen (re.) ehrt Holger Bajorat, Sprecher der Sektion Neumünster

(v.l.) Dr. Bertram Zitscher und Dr. Wilhelm Wessel

Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer

WIR IM NORDEN | 2/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein 069 IMPRESSUM

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

11. Juli 2016 | Elmshorn 22. Juli 2016 | Neumünster Im Zusammenwirken mit der WEP „Deutsch-Chinesische Firmenbesichtigung Entwicklungschancen“ der Jan Heitmann GmbH, Vorbereitung der Delegationsreise JUNI Dr. Harald Schroers, Geschäftsführer vom 5. - 12. November 2016 der WEP - Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des 3. August 2016 | Neumünster JULI Kreises Pinneberg Betriebsbesichtigungen der Spedition Voigt und GISMA 13. Juli 2016 | Kiel Steckverbinder AUGUST Landesfachkommission Fritz Güntzler MdB, Mitglied im Verkehrsinfrastruktur Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags SEPTEMBER 14. Juli 2016 | Bad Bramstedt „Eigenkapitalbildung von Familienun- Klaus Buchmüller, Referatsleiter ternehmen und Personengesellschaften Auslandseinsätze des und der Stand der Erbschaftsteuer“ Technischen Hilfewerks (THW) OKTOBER „Integration von Flüchtlingen, 8. September 2016 | Kiel Asylsuchenden und Migranten im Mitgliederversammlung THW sowie Capacity Building für die der Sektion Kiel NOVEMBER Zivil- und Katastrophenschutz - strukturen Syriens“ 8. September 2016 | Kiel Christian Longardt, Chefredakteur DEZEMBER 15. Juli 2016 | Oeversee Kieler Nachrichten Julia Iversen, Landesbüro „Die regionale Tageszeitung im digita- Schleswig-Holstein der Deutschen len Zeitalter – Chancen und Risiken“ JANUAR Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) 7. Oktober 2016 | Kiel „Auftrag und Arbeit der Gesellschaft Landesfachkommission für Internationale Zusammenarbeit Gesundheitswirtschaft (GIZ) im Kontext von Flucht und Migration“ 5. - 12. November 2016 | China Delegationsreise

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