CDU-Informationsdienst Union in Deutschland , den 22. Januar 1998 2/1998 Rot-Grün = verzögern, verhindern, blockieren Der Streit um Garzweiler II in Nordrhein-Westfa- len belegt deutlieh: Rot-grün heißt Stillstand. Bei HEUTE AKTUELL der Tagebaudiskussion geht es nur noch darum, • Rot-Grün eine endgültige Entscheidung hinauszuzögern. Bundeskanzler : Schon bei den zähen Koalitionsverhandlungen im Massive Wählertäuschung. Seite 3 Frühjahr 1995 konnten sich SPD und Grüne nicht • Mülheim-kürlicli über den Tagebau Garzweiler II einigen. Im Koaliti- : Genehmigungs- onsvertrag vom I. Juli 1995 schrieben beide Seiten verfahren für Großprojekte ver- lediglich ihre Positionen fest. einfachen. Seite 7 • Innere Sicherheit Bundesinnenminister Manfred 50.000 Arbeitsplätze Kanther: Meilensteine der Ver- stehen auf dem Spiel brechensbekämpfung. Seite 8 Wolfgang Schäuble: Die Bürger Doch Nordrhein-Westfalen braucht eine klare Ent- haben ein Recht auf Sicherheit. scheidung für Garzweiler. 50.000 Arbeitsplätze ste- Seite 20 hen auf dem Spiel. Den von einer Umsiedlung betrof- • Europa fenen Menschen und den im Tagebau Beschäftigten Unsere europäischen Partner bau- bleibt weiterhin nur quälende Ungewissheit. Das Ge- en auf Bundeskanzler Helmut Kohl. CDU/CSU-Kongreß in nehmigungsverfahren darf mit Rücksicht auf den Ar- Bonn. Seite 14 beitsmarkt und wegen der Glaubwürdigkeit staatli- chen Handelns nicht weiter verschleppt werden. • Hessen Hans-Peter Kepnik: Wirtschafts- Es ist verhängnisvoll, daß auch andere für unsere Zu- und finanzpolitisch unsinnige kunft entscheidende Projekte von der Willkür grüner Steuervorschläge. Seite 16 Sonderparteitage abhängig sind. So ist der Bau der • Sachsen-Anhalt Ostseeautobahn A 20 der größte Streitpunkt in der rot- PDS zeigt ihr wahres Gesicht. S. 32 grünen Koalition Schleswig-Holsteins. Die Grünen • Kurz & bündig Fortsetzung auf Seite 4 ARGUMENTE: Neun Punkte zum „Sicherheits jahr '98". Seite 33 Stichtag 1. Januar 1998. • Dokumentation Gesetze, Maßnahmen und Erster Bericht über die Entwick- lung der Pflegeversicherung. Verordnungen Grüner Teil Seite 2 ■ UiD 2/1998 DAS WICHTIGSTE DER WOCHE

Kurz & gut Für organisierte Verbrecher wird es künftig ungemütlich EURO-Hürde Gangsterwoh- verletzlichkeit stündigen Ver- mit Geistlichen, nen die Gesetze genommen nungen sind kein derWohnung in handlungsmara- Strafverteidigern ein Zeugnisver- Schutzraum, Zukunft nicht thon in der und Abgeordne- weigerungsrecht Um rund 14 Milliarden DM und der organi- mehr für seine Nacht vom 7. auf ten. Besondere einräumen, wie unter der Neuverschul- sierte Verbre- Zwecke miß- den 8. Januar Beschränkungen z.B. bei Ärzten dung des Jahres 1996 ist geeinigt. Ausge- gelten für die und Journali- mit 64,4 Milliarden DM die cher kann den brauchen. Dar- Nettokreditaufnahme des grundgesetzlich auf haben sich nommen von Verwertung von sten. - Der Bun- Haushaltsjahres 1997 ge- verbürgten Re- Koalitionspartei- der neuen Ab- abgehörten Ge- destag hat am blieben. Damit hat jeden- spekt des Staa- en und SPD nach hörmöglichkeit sprächen bei Be- 16. Januar zuge- falls der Bund nach Ab- tes vorder Un- rufsgruppen, de- stimmt. schluß des 97er Haushalts seinen Beitrag dazu gelei- stet, das Maastrichter Defi- zitkriterium für den Beitritt zur Europäischen Wäh- „Die Bevölkerung fordert heute eher rungsunion zu erfüllen. DAS WICHTIGSTE I |\|R mehr als weniger Reformen - schlechte Zeiten also für rot-grüne Blockierer und Mehr als 8000 ^| DER WOCHE ' große Herausforderungen für uns." Arbeitsplätze Wolfgang Schäuble, Vorsitzender wird Europas größtes Elek- AUF EINER SEITE der CDU/CSU-Bundestagsfraktion tronikprojekt „300 plus" auf Dauer in Deutschland schaffen, das dieser Tage in enger Zusammenarbeit Große Steuerreform: Die Entscheidung darüber Wirtschaft, Forschung und Staat gestartet haben. Der technologische „Quanten- müssen am 27. September die Wähler treffen sprung" liegt in der Her- stellung größerer Silizium- Eine deutliche und ausgewogene Senkung • : „Die SPD ist zu einer aus- scheiben. Mehr bzw. größ- aller Steuersätze bei Lohn-, Einkommen- gewogenen Senkung der Steuersätze und ere Chips können in einem und Körperschaftssteuer ist nach wie vor damit zu einer sachgerechten Tarifgestal- Arbeitsgang produziert das Ziel der Koalition. tung sowie zur notwendigen Verlagerung werden. Die Herstellungs- von direkten auf indirekte Steuern nicht kosten verringern sich da- Über die Weihnachtsfeiertage und „zwi- durch um 40 Prozent: ent- schen den Jahren" könnte der Eindruck ent- scheidender Wettbewerbs- standen sein, daß die große Steuereform vorteil auf dem weltweit kein Thema mehr ist. In der Fülle der Nach- Erneute Gespräche mit der SPD boomenden Halbleitermarkt. richten schon in den ersten Tagen des neuen machen keinen Sinn Jahres über Kurdenflucht, Massaker in Alge- Mit neun rien, Telekom-Ablöse-Gebühren, Rot/Grün in • Bundesfinanzmister : „Wenn NRW und Garzweiler darf nicht untergehen: die SPD nur mit ihrer alten Neidkampagne Milliarden DM um den Spitzensteuersatz kommt, dann „Die Koalition hält an ihrem im Sommer be- macht es keinen Sinn, weiter zu verhan- hat die Deutsche Bahn AG schlossenen Petersberger Konzept zur 1997 ihre Schienenwege ausgebaut. Für die vier Steuereform fest." • Wolfgang Schäuble: „Es ist niemand in Jahre seit der Bahnreform Nach einer Koalitionsrunde der Partei- und ergibt sich damit zur Ver- der Koalition zufrieden, daß die Mehrheit Fraktionsvorsitzenden von CDU, CSU und besserung der Schienen- des Bundesrates die notwendige Zustim- FDP unter Vorsitz von Bundeskanzler Helmut Infrastruktur eine Investiti- mung zu dem vom verabschiede- Kohl hat Kanzleramtschef Friedrich Bohl das on ten Steuerreformkonzept verweigert hat." 35 Milliarden. Bunde noch einmal bekräftigt. kehrsminister : Die Investi- Die Koalition ist sich allerdings auch darüber Die Entscheidung über die Steuerreform tionen werden in den Jah- klar geworden: Erneute Gespräche mit der SPD müssen nun am 27. September die Wähle- ren 1998 bis 2002 weiter über die Steuerreform machen keinen Sinn. rinnen und Wähler treffen. auf diesem Niveau fortge-

Von 5 auf Unternehmen im Aufwind Unnötig und schädlich 10 Millionen DM Gut wird nach eige- (IWHI ergeben. Ein hat der verteidigungs- len in der Bundes- nen Angaben die Si- weiteres Ergebnis politische Sprecher wehr mit rechtsradi- sind die Geldmittel zur För- tuation vieler Unter- der Untersuchung: der CDU/CSU-Bun- kalem Hintergrund derung von Städtepartner- nehmen in den neu- vier Fünftel der klei- destagsfraktion, Paul genannt. Seiner Mei- schaften erhöht worden. In en Bundesländern nen und mittleren Breuer, die von der nung nach „hat die seiner letzten Sitzungswo- bewertet. Aussichten Unternehmen sind in SPD erzwungene Ein- selbst che 1997 hat das Europäi- für die Zukunft: posi- setzung des Verteidi- das geeignete Instru- sche Parlament entschei- ostdeutschem Eigen- dend dazu beigetragen, zu- tiv! Das hat eine Un- tum, und etwa die gungsausschusses mentarium, um alle sätzliche Möglichkeiten der tersuchung des Insti- Hälfte aller Beschäf- als Untersuchungs- bekannten Vorfälle Begegnung von Menschen tuts für Wirtschafts- tigten arbeitet in die- ausschuß zur Unter- untersuchen und ahn- in Europa zu schaffen. forschung Halle sen Unternehmen. suchung von Vorfäl- den zu können".

Herausgeber: CDU-Bundesgeschäftstelle ■ Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit • Konrad-Adenauer Haus ■ 53113 Bonn ROT-GRÜN UiD 2/1998- Seite 3 Bundeskanzler Helmut Kohl: Massive Wählertäuschung Zum Parteitag der nordrhein-westfäli- auf Dauer gesichert. Dabei ist auch ihnen schen Grünen in Jüchen und zum rot- klar - und der Fraktionsvorsitzende der grünen Streit um Garzweiler II erklärte Grünen im Deutschen Bundestag hat es der Partei Vorsitzende, Bundeskanzler gerade noch einmal unmißverständlich zur Helmut Kohl: Bedingung gemacht -, daß ein rot-grünes Am Wochenende haben die Grünen ge- Bündnis in Bonn eine Änderung der ener- zeigt, daß sie bereit sind, für die Erringung gie- und steuerpolitischen Rahmenbedin- der Macht in Bonn jeden Preis zu zahlen. gungen und damit das wirtschaftliche Aus Die rot-grüne Koalition in Nordrhein- für Garzweiler II bringen würde. Westfalen ist praktisch am Ende, ausge- zehrt durch einen permanenten inneren Rot-Grün = Streit, Konflikt. Zum gemeinsamen politischen Stillstand und damit Handeln - oder gar zu vorwärtsweisenden Niedergang für unser Land Entscheidungen - ist sie nicht mehr in der Lage. Rot-grün ist nicht in der Lage - weder in Gleichwohl haben die nordrhein-westfäli- Düsseldorf noch in Bonn -, zu einer ge- schen Grünen am Samstag auf ihrem Son- meinsamen Energiepolitik und zu den für derparteitag in Jüchen beschlossen, an die- die Sicherung der Arbeitsplätze notwendi- ser Koalition festzuhalten. Es ging dabei gen Entscheidungen zu kommen. Das Er- in Wahrheit nicht um Energiepolitik und gebnis des Grünen-Parteitages ist schlimm erst recht nicht um Arbeitsplätze. Es ging für Nordrhein-Westfalen, denn wegen der um Posten und Pfründe in Düsseldorf - rot-grünen Lähmung findet zukunftsge- und um die Hoffnung darauf in Bonn. richtete Landespolitik auch weiterhin Gelöst ist mit dem Parteitag der Grünen nicht statt. Noch schlimmer aber wäre es, nichts - weder der Streit um Garzweiler II wenn solche Verhältnisse in ganz Deutsch- noch die Dauerkrise der rot-grünen Koali- land herrschen würden. tion. Der tiefe Riß in der Düsseldorfer In dieser Phase weltweiter Veränderungen Landesregierung wurde nur ein weiteres kann sich unser Land keine rot-grüne Re- Mal übertüncht. Der Streit wird weiter ge- gierung leisten, die wegen jeder Einzelent- hen - denn sowohl SPD als auch Grüne scheidung in der Wirtschafts- und Energie- haben ihre Wähler massiv getäuscht: politik, beim Autobahnbau, in der Techno- • Die Grünen haben ihre Wähler logie- und Innovationspolitik, bei der Ver- getäuscht, indem sie den Eindruck er- brechensbekämpfung oder in der Außen-, wecken, sie könnten Garzweiler II im Sicherheits- und Verteidigungspolitik am Rahmen der Düsseldorfer Koalition doch Rand des Zusammenbruchs stünde. noch verhindern. Dabei wissen sie, daß sie SPD und Grüne sehen die rot-grüne Koali- dazu keine rechtliche Handhabe mehr ha- tion in Düsseldorf als „Modell für Bonn". ben. In Wahrheit ist sie ein abschreckendes • Und die Sozialdemokraten haben ih- Beispiel. Sie macht deutlich, was Rot- re Wähler getäuscht, wenn sie so tun, als Grün bedeutet: Streit, Stillstand und damit seien die Arbeitsplätze in Garzweiler II Niedergang für unser Land. ■ Seite 4 ■ UiD 2/1998 ROT-GRUN

Arbeitsplatzvernichtungskoalition Deutschlandfunk-Interview mit zutaktieren. Die Regierung muß end- Helmut Linssen, Vorsitzender der lich sagen: Hat sie Möglichkeiten, zu CDU-Fraktion im nordrhein-west- verhindern, Ja oder nein, oder kann fälischen Landtag, zur rot-grünen sie nur verzögern? Wir sind überein- Koalition in NRW stimmend mit Clement und Matthie- Frage: „Ein schlimmer Tag für sen der Meinung, daß sie allenfalls Nordrhein-Westfalen", so der knap- verzögern kann, und das wird Nord- pe Kommentar des CDU-Landes- rhein-Westfalen wieder Arbeitsplätze vorsitzenden Blüm auf die Entschei- kosten. Dies ist eine Arbeitsplatzver- dung der Bündnis/Grünen, die Ko- nichtungskoalition, und das ist das alition mit der SPD in Düsseldorf Schlimme für Nordrhein-Westfalen. aufrecht zu erhalten. Wie enttäuscht waren sie? Alle werden es merken Helmut Linssen: Ich habe damit ge- Wenn es nach Recht und Gesetz zu- rechnet. Ein bißchen Hoffnung war geht, dann kann es nur eine Genehmi- natürlich da, und es wäre vor allen gung für Garzweiler II geben, aber, Dingen für Nordrhein-Westfalen sehr diese Koalition versucht, über die viel besser gewesen, wenn diese Ko- Bundestagswahl zu kommen, und sie alition nun endlich nach zweieinhalb versucht dann, wenn Rot-Grün gewin- Jahren pausenlosen Hickhacks ausein- nen würde, über Energiesteuer oder andergeflogen wäre. andere Energiepolitik Garzweiler II Ja oder Nein? kaputtzumachen. Das werden natür- lich auch die Mitglieder der SPD mer- Ich habe verlangt, daß Rau in einer ken, das werden die Arbeitnehmer Regierungserklärung die Position der Regierung zu dem Fünf-Punkte- merken, das werden die Kumpel mer- Programm von Frau Höhn darlegt. ken, und deshalb erwarte ich einen Da gibt es ja sehr unterschiedliche Riesenzirkus noch bis zur Sommer- Interpretationen. Herr Clement, Herr pause. Das werden die sich ja nicht Matthiesen sagen, das ist nichts wert, gefallen lassen, und die werden auch Herr Rau versucht, darüber hinweg- nicht stillhalten.

Fortsetzung von Seite 1 Holsteins ist das kategorische „Nein" zum Transrapid. Gegen das Magnetschwebe- verwenden ihren ganzen Ehrgeiz darauf, bahnbedarfsgesetz hat die Landesregie- den zur wirtschaftlichen Entwicklung rung sogar einen Antrag auf ein Normen- Mecklenburg-Vorpommerns entscheiden- kontrollverfahren beim Bundesverfas- den Bau zu verzögern. sungsgericht eingereicht. Ein weiteres Symbol für die im Kern zu- kunfts- und technikfeindliche Politik der Rot-Grün wird mehr und rot-grünen Landesregierung Schleswig- mehr zum nationalen Risiko. ROT-GRÜN UiD 2/1998 ■ Seite 5 Rot-Grün auf Bundesebene: verheerende Folgen Die Grünen haben sich bei ihrem Spa- den Grünen auf der Nase herumtanzen gat zwischen Glaubwürdigkeit und läßt, ist mehr als peinlich. Die Sprach- Machterhalt ihre Hose gründlich zerris- losigkeit von Ministerpräsident Johannes sen. Ihre Glaubwürdigkeit ist endgültig Rau läßt den Verdacht aufkommen, daß er dahin. Sie haben gezeigt, daß ihnen der das Interesse an den wichtigsten Pro- Machterhalt vor Prinzipientreue geht. blemen des Landes bereits verloren hat. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen - und besonders in der Region um Garzwei- Erklärung von General- ler - haben Besseres verdient als dieses Hick-Hack um ihre Arbeitsplätze und um sekretär zur Ent- ihre Zukunftschancen. Der Zustand der scheidung von Bündnis 90/Die rot-grünen Landesregierung schadet dem Grünen über die Fortsetzung Land und den Menschen. Es muß der rot-grünen Koalition schnellstmöglich zu Neuwahlen kommen, um Schaden vom größten Bundesland ab- zuwenden. Das unendliche Gezerre der Koalitionäre Der gefährliche Weg hin zu einer Sonder- in Nordrhein-Westfalen unterstreicht er- parteitagspolitik macht deutlich, welche neut die katastrophale Bilanz rot-grüner verheerenden Folgen Rot-Grün auf Bun- Landesregierungen. Auf Bundesebene ver- desebene hätte. Oder glaubt etwa allen suchen die Grünen verzweifelt, ihre Re- Ernstes jemand, wir könnten auf grüne gierungsfähigkeit zu betonen. Gleichzeitig Sonderparteitage warten, wenn es um machen sie in den Ländern ungeniert Poli- wichtige Fragen unserer Zukunft geht? tik gegen die Wirtschaft und gegen neue Die Art und Weise, wie sich die SPD von Arbeitsplätze.

Rot-Grün gleich Blockade im Raum Lübeck spitzt sich erneut zu. Wie zu erwarten war, suchen die Grü- Der verkehrspolitische Sprecher der nen dieses für die wirtschaftliche Er- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, schließung der Küstenregion Mecklen- Dirk Fischer, erklärte zum erneuten burg-Vorpommerns so wichtige Pro- Streit der rot-grünen Koalition in jekt Deutsche Einheit immer wieder Schleswig-Holstein um den Auto- zu torpedieren. Dabei ist es ihnen of- bahnbau der A 20: fensichtlich gleichgültig, daß der Bau Nicht nur der Dauerzankapfel dieser Autobahn maßgebend ist für die Garzweiler II zwischen der SPD und Überwindung der infrastrukturellen Bündnis-Grünen in der nordrhein- Probleme und den wirtschaftlichen westfälischen Landesregierung be- Aufschwung in dieser Region. Gleich- weist wiederholt, daß eine rot-grüne gültig ist ihnen wohl auch, daß mit Koalition die Blockade wirtschaftlich dem Bau direkt die Schaffung bzw. wichtiger Projekte bedeutet. Auch der der Erhalt von Arbeitplätzen für die in Streit in der rot-grünen Landesregie- den neuen Ländern ohnehin auftrags- rung Schleswig-Holsteins um die A 20 arme Bauindustrie verbunden ist. Seite 6 UiD 2/1998 ROT-GRÜN

dafür fast jeden Preis zu zahlen. Dabei ist Pressestimmen die Glaubwürdigkeit der Grünen stück- chenweise auf der Strecke geblieben. In Grüner Selbstbetrug Jüchen wurde jetzt der allerletzte Rest auf- Den nordrhein-westfälischen Grünen ist in gebraucht. Jüchen ein bemerkenswertes Kunststück Stuttgarter Nachrichten gelungen: Stehvermögen zu zeigen und gleichzeitig umzufallen. Doch was auf den ersten Blick wie ein genialer Schachzug Grüner Sündenfall wirkt, um die Pragmatiker und die Ideali- Im Kampf gegen den Braunkohlentagebau sten im größten Landesverband der Grü- Garzweiler II sind die nordrhein-westfäli- nen unter einen Hut zu bekommen und im schen Grünen als Tiger gestartet und als Bundestagswahljahr eine Zerreißprobe zu Bettvorleger der SPD gelandet. Trotz aller vermeiden, ist in der rauhen Koalitions- terminologischen Akrobatik wurde auf wirklichkeit an Rhein und Ruhr nichts dem Sonderparteitag in Jüchen klar, daß weiter als ein politischer Selbstbetrug. Machterhalt für die Grünen wichtiger ist Man kann z.war nichts ändern, aber dabei- sein will man doch. Nichts wurde auf dem Sonderparteitag im rheinischen Braun- Abschreckend kohlerevier so deutlich wie die Aussichtslo- Jüchen ist ein deutliches Signal zur In- sigkeit, das Tagebau-Projekt Garzweiler II vestitionsabschreckung. Welcher Inve- politisch doch noch verhindern zu können. stor kann sich auf staatliche Entschei- Da mögen die Einwände der Grünen gegen dungen in Nordrhein-Westfalen in Zu- das gigantische Energievorhaben in Teilen kunft denn noch verlassen? nachvollziehbar und mag der Zorn der be- Norbert Blüm, Bundesarbeits- troffenen Bürger verständlich sein. minister und Vorsitzender der nord- Fest steht, daß die Grünen in Nordrhein- rhein-westfälischen CDU Westfalen wieder einmal ihre politischen Einflußmöglichkeiten als Regierungspar- als Prinzipientreue. Plötzlich soll die Ge- tei maßlos überschätzt und ihr Drohpoten- nehmigung des Rahmenbetriebsplans für tial gegenüber dem großen Koalitions- partner SPD geradezu naiv eingesetzt das 48-Quadratkilometer-Loch, zuvor haben. stets als Casus belli des rot-grünen Bünd- nisses definiert, nur noch ein Betriebsun- Es ist ja nicht das erste Mal, daß Höhn und Vesper als Tiger gesprungen und als fall sein. Auch bei den Grünen gilt fortan Bettvorleger gelandet sind. Beim Auto- nicht mehr das gesprochene, sondern das bahn-Ausbau, bei Genehmigungen för gebrochene Wort. Nachtflugverbote, bei der Erweiterung Diese Tatsache stürzt die Partei in eine von Flughäfen - jedesmal war die Blocka- Glaubwürdigkeitskrise. CDU und FDP de-Partei mit großen Gesten zum Gegen- werden die Grünen jetzt mit einer „ Umfal- steuern angetreten, hatte spektakuläre ler-Kampagne" überziehen. Ihren Höhe- Sonderparteitage einberufen und wacker punkt dürfte die Glaubwürdigkeitskrise er- mit dem Ende der Koalition gedroht - ver- reichen, wenn die grüne Umweltministerin geblich. Stets waren es dann zermürbende Bärbel Höhn Garzweiler II die wasser- Rückzugsgefechte, die die Parteispitze in Rechtfertigungszwang brachte. Die Grü- rechtliche Erlaubnis erteilen muß. nen wollen regieren, und sie sind bereit, General-Anzeiger, Bonn MÜLHEIM-KÄRLICH UiD 2/1998 ■ Seite 7 Genehmigungsverfahren für Großprojekte vereinfachen

Der wirtschafte- und energiepolitische Monaten beschlossen werden. Damit wird Sprecher der CDU/CSU-Bundestags- der Bau neuer Kernkraftwerke spürbar er- fraktion, Gunnar I Id a II erklärte zu leichtert werden. den Auswirkungen des Urteils des Bun- desverwaltungsgerichts zum Kernkraft- werk Mülheim-Kärlich: Kein Votum für den Ausstieg Die Entscheidung des Bundesverwal- Bereits 1996 ist ein Gesetzespaket zur Be- tungsgerichts dürfte das endgültige „Aus" schleunigung von Planungs- und Geneh- für eines der modernsten und leistungs- migungsverfahren in Kraft getreten. Vor fähigsten deutschen Kernkraftwerke be- Ort ist die Veränderung bereits spürbar. deuten. In einer Zeit knapper Haushalts- Genehmigungsverfahren sind von der Ver- kassen und hoher Arbeitslosigkeit ist dies waltung im Sinne einer Dienstleistung in- kein gutes Signal für den Standort zwischen stärker auf die Zeit- und Investi- Deutschland. Außerdem dürfte die Durch- tionsplanung des Investors ausgerichtet. setzbarkeit einer weiteren milliarden- Kürzere, auf das Wesentliche konzentrier- schweren Investition des Braunkohlepro- te und rechtssichere Genehmigungsverfah- jekts Garzweiler II erschwert werden. Of- ren sind notwendig, um auch in Zukunft fenbar werden Großinvestitionen gerade Investoren für Großprojekte in Deutsch- im Energiebereich in Deutschland immer land zu gewinnen. schwerer realisierbar. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Mühlheim-Kärlich hat sich auf eine Spürbare Erleichterung rein revisionsrechtliche Prüfung be- schränkt. Eine Entscheidung für oder ge- Vor diesem Hintergrund gewinnt das ge- gen die friedliche Nutzung der Kernener- plante standortunabhängige Genehmi- gie kann aus dieser Entscheidung nicht ab- gungsverfahren für die neue Reaktorgene- geleitet werden. Angesichts der aktuellen ration bei Kernkraftwerken zusätzliche Klimadiskussionen ist ein Ausstieg Bedeutung. Die Novelle des Atomgeset- Deutschlands aus der kohlendioxidfreien zes, die dieses neue Verfahren enthält, Kernenergie mit der unbestrittenen Vorrei- wird nach Abschluß des Vermittlungsver- terrolle beim Umweltschutz nicht verein- fahrens voraussichtlich in den nächsten bar.

Der EURO wird stärker sein als der Dollar Der EURO wird nach Einschätzung des DIW stärker als der Dollar. Wegen der hohen Zahl von voraussichtlich elf Mitgliedsstaaten der Europäischen Währungsunion seien auf den Finanzmärkten keine Turbulenezen zu erwarten, erklärte Heiner Flassbeck vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Seite 8 ■ UiD 2/1998 INNERE SICHERHEIT Bundesinnenminister : Meilensteine der Verbrechensbekämpfung

Das elektronische Abhören von Gang- In diesem Zusammenhang sei daran erin- sterwohnungen und die Verschärfung nert, daß die Unionsparteien, CDU und der Vorschriften gegen die Geldwäsche CSU, seit 1990 unbeirrt ihre Forderungen sind Meilensteine der Verbrechens- nach verbessertem Einsatz technischer bekämpfung in Deutschland. Mittel im Kampf gegen das Verbrechen Damit werden nach jahrelangen Auseinan- vorgetragen, begründet und in einem deretzungen wichtige Lücken im Schutz zähen Überzeugungsvorgang schließlich der Bürger gegen die Organisierte Krimi- durchgesetzt haben. Das Beispiel zeigt, nalität geschlossen. daß solche endlosen Fristen in Zukunft in der Sicherheitspolitik nicht mehr vorkom- So schafft der Gesetzentwurf zu Art. 13 GG im Interesse einer wirksamen men dürfen. Bekämpfung der Organisierten Krimina- lität die verfassungsrechtliche Grundlage für den Einsatz technischer Mittel zur aku- Die Ermittlungen wirksam stischen Überwachung von Wohnungen in den Kernbereich der zum Zweck der Strafverfolgung. Damit Organisierten Kriminalität können nach jahrelangem Ringen nun- mehr die Ermittler, insbesondere bei orga- hineintragen nisiert vorgehenden Banden, die sich fast völlig nach außen abschotten, ihre Ermitt- lungen wirksamen in den Kernbereich der Parteipolitisches Gezerre ist beim Kampf Organisierten Kriminalität hineintragen. gegen das Verbrechen in Deutschland un- Auch mit dem Gesetz zur Verbesserung vertretbar. Dabei beziehe ich mich auch der Bekämpfung der Organisierten Krimi- auf den vergleichbaren Vorgang des jahre- nalität wird das rechtliche Instrumentari- langen Ringens um eine Änderung der um - insbesondere bei der Geldwäsche - Asyl Vorschriften, wo die Umkehr auf ei- verbessert. Damit kann zukünftig auf die nem falschen Weg ebenso lange gedauert Triebfeder des Organisierten Verbrechens hat und von CDU und CSU in Überein- - die kriminellen Gewinne - wirkungsvol- stimmung mit der Bevölkerung und dem ler zurückgegriffen werden. Dem dient die ständig wachsenden Druck der Realitäten Erweiterung des Anwendungsfeldes der erkämpft worden ist. Straf Vorschriften gegen Geld wasche, die Verbesserung des strafprozessualen Er- In Zukunft muß auf offensichtliche Verän- mittlungsinstrumentariums, ein verbesser- derungen der Gefährdungslage weit ter Informationsaustausch zwischen Straf- schneller geantwortet werden. verfolgungs- und Finanzbehörden sowie die Einführung einer Kontrollmöglichkeit Die Bundespolitik der Regierungskoaliti- im grenzüberschreitenden Verkehr, wenn on in Bonn hat in den letzten Jahren in be- Zahlungsmittel bar im Wert von 30.000 eindruckender Weise das gesetzgeberische DM oder mehr mitgeführt werden. Handwerkzeug für die Verbrechens- INNERE SICHERHEIT UiD 2/1998 ■ Seite 9 bekämpfung verstärkt. Ich erinnere an das In der föderativen Ordnung der Bundese- Verbrechensbekämpfungsgesetz mit Kron- republik Deutschland sind in erster Linie zeugenregelung und beschleunigtem Ver- die Länder Träger von Polizei und Justiz fahren, an das Anti-Korruptionsgesetz ge- und damit die Garanten für die Innere Si- gen Wirtschaftskrimnalität, an die Ver- cherheit und den Kampf gegen Verbre- schärfung der ausländerrechtlichen Vor- chen. schriften gegen schwerkriminelle Auslän- Am Beispiel der süddeutschen Bundeslän- der zur erleichterten Abschiebung, an das der Bayern und Baden-Württemberg zeigt Bundeskriminalamts- und Bundesgrenz- sich, daß eine über Jahrzehnte stetige Poli- schutzgesetz oder an die Einführung der tik beachtliche Erfolge haben kann. Ver- verfahrensbeschleunigenden Hauptver- wiesen sei auf die in beiden Bundeslän- handlungshaft. dern im Verhältnis zu Norddeutschland Hinzugetreten ist seitens der Bundesregie- hohe Aufklärungsquote und die wesentlich rung die dazu passende Neuorganisation niedrigeren Straftatenzahlen. des Bundesgrenzschutzes und der beacht- liche sachliche wie personelle Aufwuchs Anstrengungen verstärken bei Bundeskriminalamt und Bundesgrenz- Schwerpunkte in der Arbeit in den näch- schutz. Deshalb ist der Bund außerordent- sten Jahren sind für mich die Eindäm- lich legitimiert, auch von den Ländern mung der Kinder- und Jugendkriminalität, höchste Anstrengungen für die Innere Si- die Eindämmung von Gewalttätigkeit und cherheit zu fordern. Ausländerkriminalität, besonders im Be- Ich erinnere in diesem Zusammenhang an reich des Organisierten Verbrechens. Dazu meine Vorschläge zur „Aktion Sicherheits- müssen die Anstrengungen sowohl in netz", mit der insbesondere in den Groß- Deutschland als auch auf internationaler städten intensivere Vorbeugung und Ver- Ebene durch Zusammenarbeit gegen das folgung von Straftätern gewährleistet wer- weltweit operierende Verbrechertum uner- den sollen. müdlich verstärkt werden.

Scheinheiliges Manöver der SPD Zu den Äußerungen des SPD-Vor- Dieb". Wenn es der SPD so ernst wä- sitzenden Lafontaine vor der Bun- re, wie sie jetzt tut, hätte sie längst die despressekonferenz erklärte der Möglichkeit gehabt, in gemeinsamen Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes- Gesprächen den Weg für eine sinnvol- tagsfraktion, Wolfgang Schäuble: le Steuerreform freizumachen. Statt Der Vorschlag des SPD-Vorsitzenden dessen hat sie alle Versuche blockiert Lafontaine, zur Bekämpfung der Ar- und mit ihrer Bundesratsmehrheit die beitslosigkeit schnell Maßnahmen mit Schritte verhindert, die sie nun fordert. der Bundesregierung zu vereinbaren, Der Aufmarsch der SPD-Ministerprä- ist an Scheinheiligkeit nicht zu über- sidenten vor der Bundespressekonfe- bieten. Insbesondere Lafontaines For- renz ist ein allzu durchsichtiges derungen nach steuerlichen Entlastun- Manöver, das lediglich dem Zweck gen und Senkung der Lohnnebenko- dient, von den eigenen Versäumnissen sten folgen der Methode „Haltet den abzulenken. Seite 10 ■ UiD 2/1998 ASYLBEWERBER Kurdische Flüchtlinge: Europäische Solidarität ist gefragt Aus Anlaß der Aktuellen Stunde „Zu land ohnehin bereits mehr als die Hälfte den Forderungen nach einer verschärf- aller Flüchtlinge aufnimmt, die in Staaten ten Abschottung der Grenzen gegen der EU um Schutz nachsuchen, kurdische Flüchtlinge" erklärte der in- • als andere europäische Staaten nicht nenpolitischen Sprecher der CDU/CSU- bereit sind, die Lasten durch die Aufnah- Bundestagsfraktion, Erwin Marschews- me von Flüchtlingen gerecht auf alle eu- ki: Die Situation verlangt nüchterne Be- ropäischen Partner zu verteilen, trachtung: • als wir dem Bürger in Deutschland ei- • Mit über 14.000 Asylbewerbern aus ne Reihe von Leistungseinschränkungen dem Irak im letzten Jahr hatte sich deren zumuten mußten, um unsere Soziallei- Zahl gegenüber 1993 mehr als verzehn- stungssysteme zu sichern, aber eine große facht. Hinzukommen rd. 17.000 Asylbe- Zahl der Flüchtlinge hier wieder auf So- werber aus der Türkei - ebenfalls ganz zialhilfe angewiesen sein wird, zumal für überwiegend Kurden. sie angesichts der Situation auf dem Ar- • Wir haben eine drastische Zunahme der beitsmarkt keine Arbeitsplätze zur Verfü- Zuwanderung von irakischen Kurden zu gung stehen, verzeichnen. Diese kann nicht geleugnet • als sie oftmals nicht primär aus Grün- werden, nur weil in den ersten Tagen die- den politischer Verfolgung, sondern aus ses Jahres aufgrund von Internierungs- wirtschaftlichen Gründen hierher kom- maßnahmen der Italiener die Zahlen nicht men. überwältigend erscheinen; '95: 679; '96: Jedermann weiß, daß die Lebensbedingun- 1.549;'97: über 4.000. gen in den Herkunftsgebieten der Flücht- • Davon 60 % mit Hilfe von Schleuseror- linge alles andere als befriedigend sind. ganisationen; es verwundert daher nicht, Dementsprechend hatten wir wiederholt daß 80% der von den Flüchtlingen vorge- deutlich gemacht, daß das Kurdenproblem legten „irakischen" Dokumente gefälscht einer internationalen Lösung in den Her- sind. kunftsgebieten der Kurden bedarf. Dies Die drastische Zunahme von Flüchtlingen steht außer Frage. aus einem bestimmten Gebiet, zumal Aber: Selbst wer hier außenpolitische wenn sie mit Hilfe von Schleusern erfolgt, Versäumnisse ausmacht, dem muß doch muß Anlaß zum Gegenzusteuern sein. klar sein, daß wir deswegen nicht auch noch gebotene innenpolitische Maßnah- Denn Schleuserorganisationen helfen nicht etwa nur ohnehin Ausreisewilligen; men versäumen dürfen, sie sind vielmehr oftmals erst für das Ent- • indem wir dem Handwerk krimineller stehen der Migrantenströme verantwort- Schlepper tatenlos zusehen, lich. • indem wir zudem - auch dies gilt es sich zu vergegenwärtigen - einen massi- Gegenzusteuern ist um so mehr, ven Kriminalitätsimport dulden. • als Hauptzielland der Flüchtlinge in Deutschland darf nicht wieder Ziel einer Europa Deutschland ist, obwohl Deutsch- illegalen Wanderungsbewegung werden. ASYLBEWERBER UiD 2/1998 ■ Seite 11 Denn Deutschland kann nicht eine unbe- Es geht vielmehr darum, grenzte Zahl von Krisensituationen auf dieser Welt durch die Aufnahme von • Schleppern das Handwerk zu legen, die Flüchtlingen weitgehend allein lösen. mit dem Elend der Kurden und anderer Schindluder treiben, Internationale Solidarität • den Zuzug von Wirtschaftsflüchtlingen ist gefragt zu unterbinden und Die Rechtslage in Europa ist zwar eindeu- • nicht zuletzt: entsprechend den eu- tig: Zuständig für die Behandlung von ropäischen Regelungen zu einer wenig- Asylbegehren ist nach dem Schengener stens etwas gerechteren Lastenverteilung Übereinkommen von 1990 der Staat, über bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu dessen Außengrenzen der Asylbegehrende kommen. eingereist ist. Unsere europäischen Partner, auch Itali- In praxi jedoch sieht dies anders aus. en, das 1996 ganze 681 Asylbewerber zählte, darf seine Probleme mit illegaler Der Kurde reist z. B. via Griechenland Zuwanderung nicht auf deutsche Kosten oder Italien ins Schengen-Gebiet ein. Von lösen. Es muß deshalb wie wir und alle dort aus schlägt er sich über die offenen anderen europäischen Partnerstaaten, Grenzen mit Frankreich nach Deutschland nicht zuletzt auch Griechenland, seine durch, vernichtet seine Reisedokumente Grenze bestmöglich schützen. Es muß und beantragt hier Asyl. sein Ausländerrecht entsprechend euro- Folge: Die deutschen Behörden können parechtlichen Vorgaben so gestalten, daß nicht nachweisen, wie er zu uns gekom- Illegale nicht unbehelligt nach Deutsch- men ist. Letztlich bleibt der Flüchtling da- land Weiterreisen können. Deshalb muß her immer wieder in Deutschland, das we- Italien z.B. die Abschiebungshaft ge- gen seiner immer noch relativ großzügi- setzlich regeln. Frankreich muß schließ- gen Sozialleistungen für Ausländer auf lich die europarechtswidrige Durchreise Flüchtlinge besondere Anziehungskraft der Illegalen nach Deutschland unterbin- ausübt. Speziell auf Kurden übt es auch den. deshalb besondere Anziehungskraft aus, Um zu einer gerechteren Lastenverteilung weil hier bereits rd. 500.000 kurdische bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Eu- Landsleute leben. ropa zu kommen, brauchen wir zuguter- Es geht nicht darum, tatsächlich Verfolgte letzt eine europaweite Datenbank, in der ms Verfolgerland zurückzuführen. Das die Personalien aller nach Europa geflüch- will keiner. Auch geht es nicht um neue teten Ausländer aufgenommen werden. Kontrollen an den innereuropäischen Damit ließe sich sicherstellen, Grenzen, wie der niedersächsische Innen- • daß die Anträge aller Asylbewerber in minister Glogowski sie gefordert hat. Europa allein von dem jeweils zuständi- Denn mit ihnen wäre der illegalen Zuwan- gen Staat geprüft werden, derung schon aus rein praktischen Grün- den kaum beizukommen. Schließlich ist • daß alle Asylberechtigten in dem Staat wohnhaft bleiben, der ihnen Asyl gewährt der Problematik der illegalen Zuwande- hat. rung keineswegs an den innereuropäi- schen Grenzen bestmöglich beizukom- Dies wäre ein erster Schritt für eine men; dies geschieht optimaler Weise an gerechtere Lastenverteilung inner- den EU-Außengrenzen. halb der EU. ■ Seite 12- UiD 2/1998 NEUE BUNDESLÄNDER 300 Firmen und 60.000 Jobs Der Generalkonsul der Vereinigten gibt es hier hochqualifizierte Arbeitskräf- Staaten für Sachsen und Thüringen, te." Außerdem sei die Zusammenarbeit Patrick Truhn, hat weitere Investitio- zwischen US-Firmen und den Universitä- nen von US-Firmen in Ostdeutschland ten gut. „Dow Chemical hat eine gute Ko- angekündigt. operation mit der Universität in Leipzig, Truhn sagte in Dresden, das Investiti- und das gleiche gilt zwischen AMD (Ad- vanced Micro Devices) und den Hoch- onstempo werde zwar etwas langsamer, schulen in Dresden und Chemnitz. dennoch bestehe ungebrochenes Interesse an einem weiteren wirtschaftlichen Enga- Hinzu komme eine gute Infrastruktur. So gement in den neuen Ländern. gebe es in Ostdeutschland die modernsten Telefonanlagen, und auch der Ausbau von Gute Infrastruktur Autobahnen und Flughäfen werde weiter zügig vorangebtrieben. Nach Einschätzung von Truhn haben ins- gesamt 300 amerikanische Firmen seit der Wiedervereinigung 13 Milliarden Mark in Personalie Ostdeutschland investiert und damit 60.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Ein Mit der Amtsübernahme von Bundes- Drittel der Firmen sei in Sachsen ansässig. bauminster ist auch „Damit sind die Vereinigten Staaten der ein personeller Wechsel in der größte ausländische Investor", betonte der Pressestelle des Ministeriums zu ver- diplomatische Vertreter. melden: Wolfgang Jenders ist seit dem 15. Januar neuer Leiter des Als Gründe für das starke Engagement Pressereferats. Er war bisher Presse- nannte Truhn vor allem das hervorragende sprecher der CSU-Landesgruppe. Klima in den neuen Ländern. „Zum einen

3-Mrd.-Programm zur Verbesserung der Baunachfrage Der stellvertretende Vorsitzende der kann; zwischenzeitlich war eine Befri- CDU/CSU-Bundestagsfraktion und stung auf 1997 befürchtet worden. Sprecher der ostdeutschen Abgeord- In Anbetracht des nach wie vor hohen neten, Paul Krüger, erklärte zum Bedarfs an Investitionen zur Verbesse- Sonderkontingent des KfW-Infra- rung der kommunalen Infrastruktur ist struktur programms: es unabdingbar, das Sonderkontingent Die günstigen Konditionen im Sonder- zu den gültigen Sonderkonditionen kontingent des KfW-Infrastrukturpro- über 1997 hinaus weiterzuführen. gramms für ostdeutsche Kommunen Angesichts der schwierigen Lage auf bleiben auch in diesem Jahr erhalten. dem ostdeutschen Arbeitsmarkt ist die Die ostdeutschen CDU-Bundestagsab- Beibehaltung eines hohen Auftragsvo- geordneten hatten sich dafür einge- lumens der öffentlichen Hand unbe- setzt, daß dieses für die Baunachfrage dingt notwendig. Damit kann die Bau- wichtige Programm in Höhe von 3 wirtschaft gestärkt und die Nachfrage Mrd. DM auch 1998 genutzt werden verbessert werden. NEUE BUNDESLÄNDER UiD 2/1998- Seite 13 Neubau und Ausbau der Verkehrswege in den neuen Ländern: ohne Beispiel Der verkehrspolitische Sprecher der kehrsinfrastrukturinvestitionen des Bun- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dirk des, gemessen an der Fläche und der Fischer, und der Berichterstatter für Bevölkerungszahl, mehr als überpropor- Verkehrsangelegenheiten in den neuen tional. Die Mittelverteilung zeigt auch den Bundesländern, Rudolf Meinl, er- deutlichen Vorrang für Investitionen in die klärten zu den Investitionen für die Schienenwege. Verkehrsinfrastruktur des Bundes in Weitere fast 14 Mrd. DM erhielten die den neuen Bundesländern seit der neuen Länder im Rahmen des Gemeinde - Wiederherstellung der Einheit Deutsch- verkehrsfinanzierungsgesetzes für Investi- lands: tionen im ÖPNV und im kommunalen Die Bilanz des Neu- und Ausbaus der Straßenbau. Bisher konnten bereits - ne- Verkehrswege des Bundes in den neuen ben den notwendigen Erhaltungsmaßnah- Bundesländern zeigt für den Zeitraum men — etwa 5300 km Schienenwege und vom 2. Halbjahr 1990 bis Ende 1997 ein rd. 11500 km Straßen um-, neu- oder aus- überragendes Ergebnis: Nie zuvor wurde gebaut werden. •n so kurzer Zeit die Infrastruktur eines Die Priorität für die neuen Bundesländer Landes in einem solchen Umfang moder- wird auch weiterhin beibehalten. Für 1998 nisiert. Insgesamt wurden in diesem Zeit- sind rd. 9 Mrd. DM für die dortige Ver- raum über 76 Mrd. DM investiert, davon kehrsinfrastruktur vorgesehen, das sind rd. rd. 40 Mrd. DM in den Schienenbereich, 41% aller Verkehrsinfrastrukturinvestitio- rd. 21 Mrd. DM in die Bundesfernstraßen nen in Deutschland. Der Verkehrsinfra- und 1,6 Mrd. DM in die Bundeswasser- struktur kommt somit eine Schlüsselrolle straßen. Der Anteil der neuen Bundeslän- für die wirtschaftliche Entwicklung der der war damit bei über 43% aller Ver- neuen Länder zu.

Einsparungen durch Umstellung auf EURO Der Waschmittel- und Chemiekon- Kurssicherungskosten in Europa Er- zern Henkel erwartet von der Ein- leichterungen für das Finanzmanage- führung des EURO Kosteneins- ment. Langfristig werde Europa durch parungen. „Für Henkel bringt die eine einheitliche Währung Wettbe- Umstellung auf den EURO mehr werbsvorteile auf dem Weltmarkt Vor- als Nachteile", teilte Ulrich erzielen. Lehner, Mitglied der Geschäfts- Die Berichterstattung innerhalb der führung der Henkel KGaA mit. Gruppe und gruppeninterne Lieferun- Die Einsparungen werden den Anga- gen werden nach Henkel-Angaben ben zufolge „deutlich in Millionen- vom 1. Januar 1999 an auf den EU- höhe" liegen. Zudem erwartet das Un- RO umgestellt. Auch Kunden könnten ternehemen durch den Wegfall von Rechnungen von diesem Zeitpunkt an Wechselkursschwankungen und von auf Wunsch in EURO erhalten. Seite 14 ■ UiD 2/1998 EUROPA Unsere europäischen Partner bauen auf Bundeskanzler Helmut Kohl Am 14. Januar veranstaltete die CDU/ der Währungsunion müsse man die Struk- CSU-Bundestagsfraktion im Bonner turprobleme durch eine konsequente Re- Konrad-Adenauer-Haus den Europa- formpolitik, insbesondere im Bildungsbe- Kongreß „Europas Chancen im Zeital- reich angehen. Aufgrund der besonderen ter der Globalisierung". Neben führen- Betroffenheit Deutschlands in der Flücht- den Sicherheits- und Europapolitikern lingsfrage werde die Bundesregierung der Unionsfraktion nahmen prominente auch weiterhin daraufdrängen, daß alle ausländische Gäste teil. Partner des Schengener Abkommens ihre Vertragsverpflichtungen erfüllen werden. Die Botschaft des Kongresses war, daß Deutschland seine Chancen mit der Ein- führung des EURO in der Europapolitik Die geistige Grundlage Europas wahrnehmen sollte, keinen Sonderweg mehr einschlagen dürfe und daß unsere in- Der Vorsitzende der Tschechischen und ternationalen Partner auf eine verläßliche Europäischen Bischofskonferenz, Mislav deutsche Europapolitik unter Bundeskanz- Kardinal Vlk, bezeichnete das Christen- ler Helmut Kohl bauen. tum als die geistige Grundlage Europas.

Europapolitische Grundsatzrede Europa-Kongreß der von Bundeskanzler Helmut Kohl CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Bonn Den Höhepunkt des Kongresses bildete die europapolitische Grundsatzrede von Bundeskanzler Helmut Kohl. Sein Besuch Alle Menschen seien Kinder Gottes, wor- in Sarajewo am Vortag von Heiligabend aus sich die Solidarität unter den Men- habe ihm einmal mehr deutlich gemacht, schen als Wert ableiten lasse. Die Solida- daß auch heute Frieden in Europa noch rität bezöge sich auch auf andere Kulturen keine Selbstverständlichkeit sei. Die Frage und Religionen und müsse durch Dialog nach Frieden und Freiheit müsse daher erreicht werden. Die für das Christentum auch im 21. Jahrhundert der Kern der eu- charakteristische Feindesliebe würde den ropäischen Einigung bleiben. Die Ereig- Teufelskreis der Vergeltung durchbrechen nisse seit 1989 hätten allerdings bestätigt, und führe zu Versöhnung. daß die Visionäre die wahren Realisten seien. Die Erweiterung der EU um unsere östlichen Nachbarn sei der Schlüssel zu Europäische Friedensordnung einem friedlichen Europa. Er wünsche sich, daß auch die Türkei sich weiter in Im sicherheitspolitischen Forum sprachen Richtung Europa bewege und bald wieder der Vorsitzende der schwedischen konser- eine Grundlage für einen fruchtbaren Dia- vativen Partei (Moderaterna), Carl Bildt, log gefunden werde. und Bundesverteidigungsminister Volker 1998 sei das Jahr der Entscheidung für die Rühe über den Aufbau einer europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Neben Friedensordnung. Carl Bildt argumentierte EUROPA UiD 2/1998 ■ Seite 15 für die Schaffung sicherheitspolitischer In- Claude Juncker, und der Vorsitzende der strumente, um künftig Kriege wie im ehe- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang maligen Jugoslawien verhindern zu kön- Schäuble, über die globale Wettbewerbs- nen. Nach dem Wegfall der Teilung Euro- fähigkeit. Jean-Claude Juncker sagte, daß pas müsse Mittel- und Osteuropa ein- der EURO ami. Januar 1999 als stabile schließlich des Baltikums schrittweise in Währung starten werde. Die Globalisie- die EU integriert werden. Darüber hinaus rung verursache keine Strukturprobleme, müsse der Balkan sowie das Gebiet zwi- sondern lege diese lediglich offen. In Eu- schen dem Schwarzen und dem Kaspi- ropa dürfe der Sozialstaat nicht zerstört, schen Meer stabilisiert werden. Volker Arbeitnehmer, Unternehmer und Staat Rühe verdeutlichte die historische Dimen- müßten jedoch flexibler werden. sion der NATO-Erweiterung am Beispiel Polens. Entscheidend sei nicht die Aus- Wolfgang Schäuble sah in der Globalisie- stattung mit modernen Waffen, sondern rung ein wirkungsvolles Mittel zur Über- die Vermittlung der Konzepte des „Staats- windung reformfeindlicher Widerstände in bürgers in Uniform" und der „Inneren Deutschland und Europa. Er verwies trotz Führung". Es dürfe keinen Gegensatz der Blockadehaltung der SPD bei der zwischen europäischer Integration und Steuerreform auf die günstigen OECD- atlantischer Bindung geben. Rühe sprach Konjunkturdaten für Deutschland, auf die sich für eine strategische Partnerschaft mit deutschen Erfolge in der Biotechnologie, Rußland und der Ukraine aus und warnte Umwelttechnik und Autoindustrie sowie vor den Folgen von Instabilität in den bei den Patentanmeldungen. Das 50-Punk- Ländern südlich des Mittelmeers. te-Programm der Bundesregierung für Wachstum und Beschäftigung trage erste Globale Wettbewerbsfähigkeit Früchte. Schäuble erwartet von der Ein- führung des EURO einen Aufbruch, der Im wirtschaftspolitischen Forum sprachen für weitere Deregulierungsschritte genutzt der Ministerpräsident Luxemburgs, Jean- werden müsse.

Was Konrad Adenauer begonnen hat, hat Helmut Kohl vollendet Frage: Sie sprechen und verhan- land als einem verantwortungsvollen, deln mit vielen Staatspräsidenten glaubwürdigen, demokratischen Land und Außenministern. Wer ist für Sie eine zentrale Stellung in der Völkerge- der größte Staatsmann der Gegen- meinschaft zu verschaffen. Was Konrad wart? Adenauer begonnen hatte, wurde durch Helmut Kohl vollendet. Mit die- Der Schweizer Präsident und ser geschichtlichen Leistung erweist er Außenminister Flavio Cotti: der ganzen Menschheit einen außeror- dentlich wertvollen Dienst. Ich denke, Bundeskanzler Helmut Kohl ist von absolut herausragendem For- Aus einem Interview der „Tribune mat. Er hat es verstanden, Deutsch- de Geneve" Ende Dezember Seite 16- UiD 2/1998 HESSEN Wirtschafts- und finanzpolitisch unsinnige Steuervorschläge Das hessische Kabinett hat am 13. te und stattdessen 5-jährige Verteilung der Januar beschlossen, eine Bundesratsi- außerordentlichen Einkünfte zur Abmilde- nitiative zu ergreifen, die das Ziel ver- rung der Progression (§ 34 EStG) folgt, zur „Sicherung des Steuerauf- • Verminderung der Rückstellungen für kommens" die einkommensteuerliche die Kosten der Stillegung und Beseitigung Bemessungsgrundlage zu verbreitern. von Kernkraftwerken Der Beschluß sieht die Abschaffung von # Streichung der Rückstellungen für die Steuererleichterungen in einem Umfang Kosten der Wiederaufarbeitung von von 12,2Mrd.DM vor. Brennstäben. Ohne eine gleichzeitige Absenkung der Die durch den hessischen Vorstoß ange- Steuersätze bedeutet dies Steuererhöhun- zettelte Diskussion um Steuererhöhungen gen. Nach überschlägigen Schätzungen ist Gift für den Standort Deutschland und könnte die Steuererhöhung sogar noch um konjunkturell schädlich. Sie verunsichert etwa 1,2 Mrd. DM höher ausfallen, als vom hessischen Finanzministerium ange- geben. Von Hans-Peter Repnik, stell- Die hessischen Vorschläge lesen sich wie vertretender Vorsitzender der eine Steinbruch-Liste zur stärkeren Steuer- CDU/CSU-Bundestagsfraktion belastung von Bürgern und Unternehmen: • Streichung der Abzugsfähigkeit von inländische Unternehmen und schreckt Verlusten aus Betriebsstätten, mit denen potentielle ausländische Investoren ab. In ein Doppelbesteuerungsabkommen be- diesem Klima der Unsicherheit, das die steht (§ 2 a Abs. 3 und 4 EStG) SPD durch ihre Blockadepolitik bei den • Abschaffung des Sonderausgabenab- im Deutschen Bundestag verabschiedeten zugs von Zinsen auf Steuernachforderun- Steuerreformgesetzen zusätzlich geschürt gen und von Stundungs- und Aussetzungs- hat, fällt es den Unternehmen zunehmend zinsen (§ 10 Abs. 1 Nr. 5) schwer, verläßliche Investitionsentschei- dungen zu treffen. Gerade Investitionen • Streichung des Verlustrücktrages (§ 10 werden aber gebraucht, um neue Arbeits- d EStG) plätze zu schaffen und Arbeitslosen damit • Wegfall der Freibeträge für betriebliche eine Perspektive zu bieten. Aus diesem Veräußerungs- und Aufgabegewinne Grund erfolgt der hessische Vorstoß zur • Verlängerung der Spekulationsfristen Unzeit und richtet konjunkturpolitischen für Veräußerungsgewinne bei privaten Flurschaden an. Grundstücken von 2 auf 10 Jahre mit Aus- Es scheint, als ob Teile der SPD dies mit nahme des selbstgenutzten Wohneigen- ihrem Vorschlag gerade beabsichtigen, um tums (§ 23 Abs. 1 EStG) so die z.Zt. konjunkturell aufwärts gerich- • Streichung des halben Durchschnitt- tete Entwicklung in Deutschland zu durch- steuersatzes für außerordentliche Einkünf- brechen, die Arbeitslosenzahlen weiter in HESSEN UiD 2/1998 -Seite 17 die Höhe zu treiben und dies dann der Ko- führt. So sollen z.B. die Vergünstigungen alition bei der Bundestagswahl vorzuhal- für außerordentliche Einkünfte die bei ho- ten. Diese Einschätzung wird gestützt hen Steuersätzen drastische Progressions- durch die Skepsis, die MP Eichel zu den verschärfung abmildern. Es handelt sich Chancen der Umsetzung seines eigenen also um eine Regelung, die zumindest bei Vorschlags bereits geäußert hat. derart hohen Steuersätzen steuersystema- Der hessische Kabinettsbeschluß, der tisch vertretbar ist. Zudem würde die ge- auch vom SPD-Parteivorsitzenden Oskar plante Änderung des § 34 EStG nicht nur Lafontaine ausdrücklich begrüßt und un- Manager mit höheren Einkommen treffen, terstützt wird, ist eine Ohrfeige für den sondern auch viele Arbeitnehmer, die ent- Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion lassen werden und deren Entlassungsab- . Dieser hat erneut Steu- findungen zukünftig ebenfalls höher be- erreformgespräche angeboten und unein- steuert würden. geschränkte Gesprächsbereitschaft signali- siert. Die Initiative von MP Eichel sieht lediglich Steuererhöhungen vor. Die an- Freibeträge reichen nicht gekündigte Aufkommensneutralität durch die Erhöhung des Kindergeldes sowie die Die im § 3 Nr. 9 EStG derzeit existieren- Bereitstellung zusätzlichen Wagniskapitals den Freibeträge für Entlassungsabfindun- gen dürften bei weitem nicht ausreichen, bleibt dagegen nebulös, genaue Vorschlä- um die Schlechterstellung auf Bezieher ge fehlen. höherer Einkommen zu beschränken. Der Der hessische Vorstoß kann nur so ver- DGB hat deshalb bereits jetzt schon Wi- standen werden, daß die SPD keine neuen derstand angekündigt. Die Abschaffung substantiellen Steuerreformgespräche des § 34 EStG läßt sich nur rechtfertigen, sucht, sondern lediglich einzelne Bestand- wenn auch die Steuersätze entsprechend teile aus einem guten und vernünftigen gesenkt werden. Gesamtkonzept herauszubrechen versucht. Ein anderes Beispiel in diesem Zusam- Lafontaine hat das Angebot Scharpings menhang ist der Verlustrücktrag. Auch die auch sofort und ausdrücklich als „sinnlos" Möglichkeit des Verlustrücktrags wurde abgelehnt. Da Scharping in der eigenen mit Bedacht eingeführt. Sie hat das Ziel, Partei also keine Unterstützung findet, den in eine Verlustphase geratenen Unter- ■dachen weitere Gespräche mit ihm auch nehmen eine Liquiditätshilfe zu geben, um keinen Sinn. die Verluste z.T. ausgleichen zu können. Der Verlustrücktrag läßt sich im Grunde Eichel führt Neiddiskussion auch steuersystematisch rechtfertigen: Ei- ne Besteuerung nach der Leistungsfähig- keit will letztlich die Leistungsfähigkeit Die Kennzeichnung der vorgeschlagenen über die gesamte Lebenszeit besteuern. Abschaffung der Steuererleichterungen als Das Prinzip der Jährlichkeit im Einkom- »Schließen von Steuerschlupflöchern" ist mensteuerrecht hat lediglich Praktikabi- falsch. MP Eichel zielt hierbei auf eine Neiddiskussion ab, die nicht trägt. Er ver- litätsgründe und kann im Einzelfall zu kennt zum einen, daß alle diese Steuerer- nicht erwünschten Ergebnissen führen. leichterung mit Zustimmung des Bundes- Zur Glättung der Steuerschuld über die rates in früheren Jahren beschlossen wor- Lebenszeit hat deshalb auch der Verlust- den sind. Zum zweiten wurden diese Son- rücktrag seine Berechtigung. Deshalb se- derregelungen nicht ohne Grund einge- hen die Steuerreformgesetze auch nur eine Seite 18- UiD 2/1998 HESSEN

Einschränkung des Verlustrücktrags und Deutschland braucht, um die Arbeitslosen-' keine Abschaffung vor. Eine Einschrän- zahlen signifikant zu senken. kung des Verlustrücktrags, wie sie in den Die Vorschläge Hessens dagegen führen Steuerreformgesetzen vorgesehen war, zu einer signifikanten Erhöhung der Un- läßt sich wrtschaftspolitisch nur rechtferti- ternehmenssteuerbelastung. Nach groben gen, wenn gleichzeitig die Unternehmens- Schätzungen entfallen von den geplanten 3 steuern deutlich gesenkt werden. 12,2 Mrd. DM rd. /4 auf den Unterneh- Dadurch behalten die Unternehmen in Ge- menssektor. Höhere Steuern waren jedoch winnphasen eine höhere Liquidität und noch nie ein probates Mittel, um zusätzli- können besser Vorsorge betreiben, um che Arbeitsplätze zu schaffen. kurzfristige Nachfrageeinbrüche leichter Es kommt hinzu: Wer jetzt in umfang- selbst bewältigen zu können. reichem Maß die einkommensteuerliche Es könnten leicht weitere Beispiele aufge- Bemessungsgrundlage aus fiskalpoliti- zählt werden, um zu zeigen, daß der hessi- scher „Habgier" verbreitert, entzieht da- sche Vorschlag viel zu kurz springt und mit einer möglichen Steuerreform nach kein innovativer Ansatz ist. Die Verbreite- der Bundestagswahl zur Senkung der rung der einkommensteuerlichen Bemes- Steuersätze die Grundlage. Es bleibt, sungsgrundlage muß einher gehen mit der wenn man dem o.g. Vorschlag folgen drastischen Senkung der Steuersätze. Mit würde, kein ausreichendes Potential zur niedrigen Steuersätzen entfallen zu einem Finanzierung einer Tarifsenkung übrig. großen Teil auch die Begründungen für Damit zeigt die SPD-Initiative bereits einkommensteuerliche Sonderregelungen. heute, daß die SPD an einer wirklichen Dieser triviale Zusammenhang liegt den und durchgreifenden Steuerreform mit im Deutschen Bundestag verabschiedeten dem Ziel international vergleichbarer, Steuerreformgesetzen 1998 und 1999 zu- niedriger Steuersätze in Deutschland nicht grunde und bleibt in der hessischen Initia- interessiert ist oder richtiger nie war, tive leider unberücksichtigt. Nur mit nied- wenn man die Blockadehaltung der SPD rigen, international wieder konkurrenz- zur vorgelegten großen Steuerreform im fähigen Steuersätzen werden wir einen zu- Bundesrat in die Überlegungen mit einbe- sätzlichen Wachstumsimpuls erhalten, den zieht.

Krankenstand auf neuem Tief Die Zahl der Krankmeldungen von heitsministeriums noch bei 4,69 Pro- Arbeitnehmern in Deutschland ist zent. Nach einer Hochrechnung der nach Vorausberechnungen auf ein „Welt" fiel in Ostdeutschland der neues Tief gesunken. Krankenstand nach leichtem Anstieg Danach waren nur 4,17 Prozent der in den Vorjahren 1997 auf 4,34 Pro- 23,6 Millionen pflichtversicherten zent. westdeutschen Beschäftigten im Jah- Das Ministerium erklärte dazu, die resdurchschnitt 1997 arbeitsunfähig amtlichen Daten würden voraussicht- geschrieben. lich erst im März vorliegen. An einer 1996 lag die gesamtdeutsche Quote Verminderung der Krankmeldungen nach Angaben des Bonner Gesund- bestehe jedoch kein Zweifel. AUSBILDUNGSFÖRDERUNG UiD 2/1998- Seite 19

BAföG-Novelle vergrößert Zahl der BAföG-Empfänger Anläßlich der Verabschiedung der Diese Neuregelungen zur Studien- 19. BAföG-Novelle im Bundeskabi- förderung sind jedoch nur eine Not- nett am 13. Januar erklärt die lösung, denn nur eine wirkliche BAföG-Berichterstatterin der Strukturreform kann eine größere CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Verteilungsgerechtigkeit unter allen Bärbel Sothmann: Studierenden herbeiführen und auch Die Anhebung der BAföG-Fördersätze künftig gewährleisten, daß niemand um zwei Prozent und der Elternfreiträ- aus finanziellen Gründen vom ge um sechs Prozent zum 1. Juli dieses Studium ausgeschlossen wird. Die Jahres wird begrüßt. Diese Anpassun- Zahlen des 12. Berichts nach § 35 gen waren seit langem fällig, denn die BAföG vom Dezember 1997 be- bereits mit der 18. BAföG-Novelle ur- stätigen den dringenden Handlungs- sprünglich geplante massive Anhe- bedarf. Der Ausgabenrückgang im bung der Bedarfssätze und Freibeträge BAföG ist massiv, und die Ge- um je sechs Prozent zum Herbst 1996 fördertenquote sank bis 1996 auf nur war am Widerstand der Länder gegen 24,7% der anspruchsberechtigten die Pläne einer BAföG-Strukturreform Studenten bzw. 15% der Gesamt- gescheitert, so daß die erforderlichen studentenzahl. Mittel nicht freigesetzt werden konn- Die Verhandlungen über eine echte ten. Zu begrüßen ist auch, daß in den BAföG-Strukturreform müssen des- BAföG-Förderungskatalog bereits halb mit allem Nachdruck fortgeführt jetzt die durch die Novelle des Hoch- werden. Der Eckwertebeschluß des schulrahmengesetzes geplanten neuen Bundeskabinetts zur Erarbeitung eines internationalen Abschlüsse Bachelor Gesetzentwurfes zum Bayern-Modell und Master aufgenommen wurden. ist zügig umzusetzen.

Mediengestalter löst Schriftsetzer ab Die Ausbildung in den Medienberu- eine Brücke zwischen der beruflichen fen wird neu geordnet. Wie die IG Erstausbildung im dualen System und Medien in Stuttgart mitteilte, wird der betrieblichen Weiterbildung das Berufsbild des Mediengestalters geschlagen werden. für Digital- und Printmedien ab Au- Bei der Ausbildung zum Medienge- gust den Schriftsetzer und ähnliche stalter kann unter vier Fachrichtungen Berufe ablösen. ausgewählt werden. Das neue Berufs- Damit sei erstmals ein Berufsbild ge- bild verbindet technische und kauf- schaffen worden, das für die jeweili- männische Inhalte. Die IG-Medien gen Branchenbereiche der Medien- erhofft sich von dieser Neuordnung wirtschaft geeignete Vertiefungen er- mehr Ausbildungsplätze im Druck- mögliche. Mit diesem Konzept solle bereich. Seite 20- UiD 2/1998 INNERE SICHERHEIT

Wolfgang Schäuble: Die Bürger haben ein Recht auf Sicherheit

Die Verfassung will Verbrechensbekäm- Der Trend zu Selbstbewaffnung, Bürger- pung nicht verhindern, sondern sie for- wehren und Waffenlobby in den USA sind dert sie. Indem sie einen Staat konstitu- die Zeichen an der Wand. iert, unterzeichnet sie den für den mo- Innere Sicherheit darf darum nicht nur dernen Staat fundamentalen Kontrakt Lippendienst in Wahlkampfzeiten und „Sicherheit gegen'Rechtsgehorsam". Stilmittel für innerparteiliche Kandidatur- Indem sie die einschlägigen Kompetenzen Wahlkämpfe der SPD sein. an die Staatsorgane von Bund und Län- Mit der Erfüllung der Aufgabe Innere Si- dern zuweist, setzt sie die Staatsgewalt in cherheit steht und fällt die Legitimität der den Stand, den primären Staatszweck der Bundesrepublik Deutschland als Staat. Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit Und das ist nichts Nebensächliches. zu erfüllen. Die Grundrechte begrenzen nicht nur die Rede des Vorsitzenden der Staatsgewalt, sie fordern auch ihren Ein- satz gegen Bedrohungen der Freiheit. Zur CDU/CSU-Bundestagsfraktion, grundrechtlichen Freiheit gehört das Wolfgang Schäuble auf dem Grundrecht auf Sicherheit. CDU-Kongreß Der Staat hat in einem jahrhundertelangen „Recht sichert die Freiheit - und an Rückschlägen reichen Kampf kon- Justiz und Innere Sicherheit" kurrierenden Herrschaftsträgern und Pri- in Hannover vaten das Recht auf Selbsthilfe und Fehde entwunden. Dies konnte nur gelingen und ist auch aktuell deshalb nur gerechtfertigt, Wenn wir uns unter diesem Aspekt die La- weil und soweit er dafür persönliche Si- ge in Deutschland anschauen, dann sieht cherheit, Schutz des Einzelnen und Frie- es nicht gut aus: seit Jahren ansteigende den im Innern garantieren konnte. Der Kiminalitätsraten, hohe Ausländerkrimina- Bürger hat für die Übernahme seiner Frie- lität - nicht der seit langem hier lebenden denspflicht ein Recht auf Sicherheit einge- Gastarbeiter, vorwiegend von durchreisen- tauscht. den Tätergruppen, illegal oder vorläufig Diese Zusammenhänge sind keineswegs im Land Befindlichen - und neuerdings blasse Theorie. Den damit umschriebenen eine erschreckende Steigerung der Ju- Fundamentalkontrakt zu vergessen oder zu gendkriminalität. verachten, zu verpönen oder zu verletzen, Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bür- würde ein Gemeinwesen teuer zu stehen ger reflektiert die objektive Lage. Immer kommen. Denn wird eine der beiden Seiten mehr Menschen haben Angst, auf die vertragsbrüchig, erfüllt sie ihre Pflichten Straße zu gehen. Nicht nur in den Groß- aus dem Vertrag gar nicht oder nur mangel- städten, neuerdings auch auf dem flachen haft, kommt das ganze ins Rutschen. Land. Unterführungen, Bahnhofsbereiche, INNERE SICHERHEIT UID 2/1998 -Seite 21

manche öffentlichen Verkehrsmittel betritt fung einer besseren Welt, in der es der- mancher nur noch mit einem unguten Ge- einst keine Kriminalität mehr geben muß. fühl. Besonders die Schwachen leiden, Keine Polizisten als „Männer ohne Bei- wenn der Staat Schwäche zeigt. Frauen ne", die im Streifenwagen durch die Ge- und alte Leute sind besonders betroffen. gend brausen und die Anliegen des Bür- Eltern lassen ihre Kinder den Schulweg gers durch die runtergekurbelte Scheibe nicht mehr alleine gehen, ältere Schüler und mit hochgezogener Braue eher unternehmen ihn in gewissen Stadtvierteln mißmutig entgegennehmen. nur noch bewaffnet. Nicht immer ist es die Wie konnte es dazu kommen? Amerika große Kriminalität, die schreckt: die Aus- hatte es, auch was die Kriminalwissen- sicht, aggressiv angebettelt zu werden, mit schaften anbelangt, in mancher Hinsicht einer größeren Zahl alkoholisierter oder besser. Während bei uns das Feld noch von sonstwie benebelter Personen konfrontiert den soziologisierenden Ansätzen der sech- zu werden, dunkle verwahrloste Ecken ziger und siebziger Jahren beherrscht wird können das Sicherheitsgefühl oft mehr be- - der Verbrecher als Opfer seiner Umwelt, einträchtigen, als die ja meistens gerade Justiz als Erziehung und Resozialisierung sehr diskret agierende organisierte Krimi- nalität. - hatte sich in den USA eine alternative, „realistische", „konservative" sagen man- Erwartungen der Bürger che auch, Denkrichtung gehalten bzw. er- neuert, die nach Wegen effektiver Verbre- Anderswo ist es nicht viel anders als bei chensbekämpfung sucht unter vorläufiger uns. Die USA seien uns immer ein paar Hintanstellung von Fragen wie der, woran Jahre voraus, sagt man oft. Das gilt dann w es denn liegt, daß es überhaupt Verbrechen ohl im Guten wie im Schlechten. gibt oder wie man die Gesellschaft von Seit den sechziger Jahren sind die Krimi- Grund auf besser machen könnte. nalitätsraten auch dort dramatisch gestie- gen. Insbesondere New York, in vieler Einladung zur Tat Hinsicht Sinnbild und Verkörperung der Megalopolis jedenfalls des 20. Jahrhun- Die „Broken-Windows-Theorie", die auch derts, war jahrzehntelang zugleich Welt- bei uns jetzt langsam die Runde macht, nauptstadt des Verbrechens. Über Verbre- stammt aus diesem Umfeld: Steht ein Au- chensbekämpfung in New York ist in letz- to oder ein Haus in einer Straße unbeauf- ter Zeit viel zu lesen, bis in die in Ham- sichtigt, besagt sie kurz gesagt, bleibt es burg produzierten Journale hinein. Aber über lange Zeit unbeeinträchtigt, wenn es was ist das Wesentliche, die Botschaft für äußerlich einen intakten Eindruck macht. uns in Deutschland? Ist aber eine Scheibe zerbrochen, wird es- empirisch nachweisbar-bald aufgebro- m New York hat man, und das ist das Zen- chen und ausgeplündert sein. trale, die Erwartungen der Bürger an die "olizei - erstens - ernst genommen und - Die praktische Lehre daraus lautet: Es Zxveitens - ins Zentrum der eigenen Poli- kommt auch auf Äußeres an. Verwahrlo- zeiarbeit gestellt. Keine gelehrten Hinwei- sung ist nicht nur Folge von Kriminalität, se auf das Auseinanderfallen von subjekti- sie begünstigt und ermutigt auch dunkle ver und objektiver Kriminalitätsbelastung Elemente. mehr. Keine Ablenkung von der Aufgabe In New York hat man nun seit Anfang der der Kriminalitätsbekämpfung hier und 90er Jahre erstmals entschlossen praktische Jetzt durch das Nachsinnen über tiefere so- Konsequenzen aus den Erkenntnissen der ziale Ursachen und die Wege zur Schaf- Professoren Wilson und Kelling gezogen: Seite 22 ■ UiD 2/1998 INNERE SICHERHEIT

Erst in der verkommenen New Yorker U- scheinigt wurden, wie sie sich auch die Bahn, wo der in den USA zu einer Art Sozialisten in Hannover verdient haben, Volksheld avancierte William Bratton als auch in der niedersächsischen Staatskanz- Chef der U-Bahn-Polizei unnachsichtig lei wieder Sendepause. Frau Simonis, gegen zuvor eingerissene Unsitten, auch Herr Höppner, Herr Stolpe und natürlich gegen vorgebliche Kleinigkeiten wie das Herr Lafontaine haben rasch wieder auf alltägliche Schwarzfahren oder das Ver- die alte SPD-Litanei von den sozialen Ur- schandeln von Bahnen und Anlagen mit sachen umgeschaltet. Graffitti-Sprühereien, vorging. Herr Uhrlau, seines Zeichens Polizeipräsi- dent in , erklärt jetzt wieder, in U-Bahn zurückerobert Hamburg fehlten halt die gesetzlichen Bratton hatte damit Erfolg. Die U-Bahn Voraussetzungen, um eine Strategie wie in wurde für die New Yorker zurückerobert. New York zu fahren - ganz so als ob der 1994 holte ihn der ehemalige Staatsanwalt Hamburger Polizeipräsident nicht auch Rudolph Giuliani, der mit einem Wahl- manchmal mit dem Senat und den Fraktio- kampf über sog. Law and Order-Themen nen der Hamburger Bürgerschaft sprechen offensichtlich den wunden Punkt der New und Vorschläge machen könnte. Yorker getroffen hatte und als erster Repu- Verdachtsunabhängige Kontrollen wie in blikaner seit Menschengedenken in New Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen York in das Bürgermeisteramt gewählt und Sachsen, bei denen in New York mas- wurde, als Chef der gesamten New Yorker senhaft Verdächtige, Bewaffnete und mit Polizei. Seitdem ereignete sich in New Haftbefehl Gesuchte aufgegriffen werden York das kriminalistische Wunder, von konnten, sind der Polizei in Hamburg dem in letzter Zeit so viel die Rede ist: ebenso verboten wie in Niedersachsen. Die Zahl der Morde ging 1994 um 19% Der Einsatz verdeckter Ermittler und der zurück, die der Raubüberfälle und Auto- finale Rettungsschuß ist unter einem Mini- diebstähle um 15%. Die Kriminalitätsrate sterpräsidenten namens Schröder aus dem in New York sinkt seitdem Jahr für Jahr Polizeigesetz gestrichen worden. Und man um zweistellige Prozentzahlen. Letztes könnte hier in Hannover auch einige Wor- Jahr wurde der Stand von 1968 (!) er- te zu den Chaos-Tagen sagen. reicht. Der Rückgang in New York war so drastisch, daß er sich auch in einem leich- Präsenz ohne Pause ten Rückgang der gesamtamerikanischen Die New Yorker Strategie umfaßt mehr, Kriminalitätsrate niederschlug. So etwas als verdachtsunabhängige Kontrollen und bleibt nicht unbemerkt, vor allem wenn ei- „Null Toleranz". Mehrere tausend Polizi- ne vierjährige kontinuierliche Entwick- sten wurden neu eingestellt, mit.Handys lung vorgewiesen werden kann. ausgerüstet, die Streifenwagen mit Com- Selbst bis zu Herrn Schröder in Nieder- putern und Funkverbindung zum Zentral- sachsen hatte sich das im letzten Jahr computer ausgerüstet. Die Verantwortung rumgesprochen - man soll am Ort des wurde auf die Reviere zurückverlagert. Geschehens ja auch den noch amtieren- Problemzonen können durch ein jederzeit den Ministerpräsidenten einmal loben; aktuelles computergestützes Kriminalitäts- keine Sorge, die ganze Wahrheit über sei- bild identifiziert werden. Videoüberwa- ne Leistungbilanz kommt gleich auch chung besonders gefährlicher Bereiche noch. Leider herrscht aber seit der Wahl stellt Streifenbeamte frei. Auf dem Strei- in Hamburg, wo Herr Voscherau ähnlich fengang und dem im Stadtviertel bekann- hohe Vertrauensverluste der Wähler be- ten Schutzmann liegt jetzt die Betonung, INNERE SICHERHEIT UiD 2/1998 ■ Seite 23 n'cht auf spezialisierten und zentralisier- mäßigkeit". Au weia! Lehrt uns am Ende ten Stäben. Das „Community Policing" ausgerechnet die älteste Demokratie der sucht das Gespräch mit Bürgern und Ge- Welt die Zerstörung des Rechtsstaats? schäftsinhabern, nimmt deren Sorgen ernst Schwappt etwa gerade ausgerechnet aus und setzt auf die Informationen, die so ge- dem liberalen New York eine Art Faschis- wonnen werden können. mus herüber? Wurde vielleicht in New York am Ende gar kein Schlag gegen das Schnell und wirksam Verbrechen, sondern gegen das deutsche Das alles, so meine Ansicht, kann man Verhältnismäßigkeitsprinzip geführt? Ich auch in Deutschland machen. Aber kön- denke doch nicht. nen Sie sich schon vorstellen, was man in Was hat es denn mit dem Verhältnismäßig- Deutschland von gewissen Kreisen - nicht keitsprinzip eigentlich auf sich? Inwiefern von den Betroffenen, die schweigen meist könnte es denn überhaupt gegenüber den verängstigt - sofort zu hören bekommt? neueren amerikanischen Verbrechens- Natürlich, wir kennen alle die Vokabeln: bekämpfungsstrategien ins Feld geführt "Schnüffelstaat", „Blockwart", „Polizei- werden? Darf - oder muß - man sich von staat". Das ist in manchen Kreisen seit den dem Einwand beim Nachdenken über de- späten sechziger Jahren so eine Art kondi- ren Übertragbarkeit auf Deutschland tionierter Reflex. Aber davon darf man schrecken lassen? S'ch nicht irre machen lassen. Die Sache lst zu wichtig, als das man innerhalb der Maß und Mitte diskutierenden Klassen erst einmal einige Das Verhältnismäßigkeitsprinzip hat seine Partien „Political Correctness" spielen Karriere gerade im Polizeirecht begonnen, könnte. Wir müssen heute handeln. letztlich in der Rechtsprechung des Schnell und wirksam. Das erwarten die preußischen OVG. Im Grunde handelt es Bürger von uns. Alles andere wäre Versa- sich um den jedem Juristen vertrauten Ge- gen im Angesicht der Gefahr. danken, daß jeder Eingriff in Freiheit und Es gibt noch eine feinere Art der Beden- Eigentum zu dem Zweck, der erreicht Kenträgerschaft, und die zieht in diesem werden soll, überhaupt geeignet, nicht ^all sofort die verfassungsrechtliche Karte durch ein milderes Mittel zu ersetzen, also ^it der Aufschrift „Verhältnismäßigkeit- erforderlich, und nach Abwägung der be- sprinzip". Der Bundes Verfassungsrichter troffenen Rechtsgüter nicht außer Ver- Jiassemer hat dies im Oktober in einem hältnis zum angestrebten Zweck stehen langen Aufsatz in der Franfurter Rundschau darf. Letztlich ist es eine Ausprägung des Und vor der „Neuen Kriminologischen Ge- alten Gedankens des „rechten Maßes", sellschaft" in Halle dann auch gleich getan, von Maß und Mitte. Nach 1949, seit es in ^'cht als Verfassungsrichter sicherlich, Deutschland eine umfassende verfas- •andern als Strafrechtsprofessor, aber dann sungsgerichtliche Kontrolle gibt, hat es arf man sich ja auch wenigstens unbefan- seinen Weg auch ins Verfassungsrecht ge- gen damit auseinandersetzen. funden, d.h. es wurde entdeckt, daß es als u,e Vorschläge, so sagt er, offenbarten allgemeiner Rechtsgedanke im Rechts- »eine schreckliche Verkehrung von Maß- staatsprinzip enthalten ist und darum als stäben der Kriminalpolitik, wie sie bislang Verfassungsprinzip auf alle Rechtsgebiete n°ch die rechtsstaatliche Ausstattung un- Anwendung findet. Soweit so gut. tres Strafrechts und Straf Prozeßrechts Die beachtliche Karriere des Verhältnis- Kennzeichnen". Und: „Der schärfste mäßigkeitsprinzips im deutschen Verfas- Schlag trifft das Prinzip der Verhältnis- sungsrecht ist aber auch nicht ohne Risi- Seite 24 ■ UiD 2/1998 INNERE SICHERHEIT ken und Nebenwirkungen. „Wie die politi- Wieso sollte es ein Verstoß gegen das Ver- sche, so hat auch die Rechtssprache ihre hältnismäßigkeitsprinzip sein, wenn die 'guten' Worte" schrieb jüngst etwas spitz Zahl der Polizeiposten vor Ort erhöht und der Münchener Staatsrechtler Walter Leis- die Dezentralisierung der Verantwortung ner, „sie sind 'unbelastet', wecken ange- auf die Reviere gegenüber der Verlage- nehme Gerechtigkeitsvorstellungen. Ab- rung in spezialisierte Stäbe wieder mehr in wägung ist ein solches Wort. Wer abwägt, den Vordergrund gerückt wird? ist einfach ein guter Jurist." Doch wie so Sollte das Ernstnehmen der Sorgen der oft in unserer Welt genügt es leider nicht, Bürger und die Betonung der Servicefunk- gute Gefühle zu hegen. „Niemand näm- tion der Polizei am Ende ein Eingriff in lich", so Leisner weiter, „weiß so ganz ge- Freiheit und Eigentum sein? nau, wie denn nun abzuwägen ist, was die vielbemühte Verhältnismäßigkeit der Lö- Ist mehr Personal für die Polizei am Ende sungen bringen soll". ungeeignet zur Förderung der Inneren Si- cherheit? New York, wo mehrere tausend Was ist verhältnismäßig? Polizisten neu eingestellt wurden, beweist gerade das Gegenteil. Oder ist eine besse- Die Kosten für die Ubiquität von Abwä- re Ausstattung mit Informationstechnik gung und Verhältnismäßigkeit sind also vielleicht deshalb nicht erforderlich, weil offenbar im Bereich der - in ihrer Bedeu- viele Polizisten heute schon ihren privaten tung für die Rechtsstaatlichkeit allzu PC mit auf die Wache nehmen, um die leicht unterschätzten - Rechtssicherheit Schreibarbeiten nicht mit der mechani- zu zahlen. Auch das Verhältnismäßig- schen Schreibmaschine von 1950 erledi- keitsprinzip sollte darum nicht übermäßig gen zu müssen? angewendet werden. Und - das sei nur am Rande erwähnt - im Bereich der Bürokra- tisierung unseres Gemeinwesens, denn Schnell hingeworfenes Wort der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gehört Ist die Durchsetzung des geltenden Rechts im Zusammenwirken mit dem Gleich- z.B. gegen Sachbeschädigung, Nötigung, heitsgrundsatz zu den rechtsstaatlichen Bedrohung, bei Verstößen gegen Ord- Instituten, denen eine eigendynamische nungswidrigkeitenrecht und Straßenrecht Tendenz zu immer höherer Regelungs- etwa unverhältnismäßig? Ist die Verfol- komplexität und Bürokratieerzeugung in- gung von Schwarzfahren und des Be- newohnt. Wenn es uns also schon die Ver- sprühens von Zügen und Anlagen etwa schlankung des Staates so schwer werden unverhältnismäßig? Ist die verstärkte Be- läßt, nun also auch noch die Stärkung des streifung von Bahnhofsanlagen, Zügen Rechtsstaates? und unsicheren Plätzen möglicherweise Nein, ich glaube nicht, jedenfalls nicht in nicht erforderlich, weil in unseren Groß- einem umfassenden Sinne, wie unterstellt städten und Ballungsräumen, in Wochen- wird. endzügen und Bahnunterführungen alles zum Besten stünde? Unter welchem Aspekt sollte es beispiels- weise ein Verstoß gegen das Verhältnis- Ich frage mich, was eigentlich mit dem mäßigkeitsprinzip sein, wenn die Polizei schnell hingeworfenen Wort vom Verhält- zur Verbrechensvorbeugung verstärkt aus nismäßigkeitsprinzip, das angeblich das dem Streifenwagen aussteigt und als Fuß- Lernen von New York von vornherein ver- streife für den Bürger jederzeit ansprech- biete, weil ansonsten der Rechtsstaat vor bar ist und bei der kommunalen Kriminal- die Hunde ginge, was mit diesem aufge- prävention mitwirkt? regten und gleichzeitig mit höchster INNERE SICHERHEIT UiD 2/1998 ■ Seite 25

Rechtsstaat]icher Amtsautorität unterfütter- Aber niemand hat je etwas anderes ge- ten Wort eigentlich überhaupt gemeint ge- sagt. Polizei ist bei uns natürlich keine wesen sein könnte. Sache der Kommune, sondern des Staa- tes, der Länder. Der Bürgermeister er- Was bedeutet Toleranz? nennt bei uns nicht seinen Polizeichef und Soll es vielleicht heißen, daß die Abwehr gibt eine politische Linie für die Polizei- des Rufs nach Entkriminalisierung, wie arbeit aus. Die Trennung von Polizei- und s'e von SPD. SPD-Mehrheit im Bundesrat Ordnungsrecht beläßt in vielen Bereichen und Grünen immer wieder erschallt, un- die primäre Kompetenz bei den Ord- verhältnismäßig sei? CDU und CSU ver- nungsbehörden. Aber das sind doch keine stießen am Ende gegen den Verhältnis- Schwierigkeiten, die nicht zu überwinden niäßigkeitsgrundsatz, weil sie an dem seit wäre. Daran kann die Orientierung an ei- Jahrzehnten geltenden Straf- und Ord- nem erfolgversprechenden Konzept doch nungswidrigkeitenrecht festhalten? Das nicht im Ernst scheitern. Ich erinnere nur geltende Recht seit Jahrzehnten unerkannt an die Frankfurter „City-Streife", bei der Unverhältnismäßig und die Zustimmung seit einiger Zeit ein Polizeibeamter und *u den Vorstellungen der SPD direkt aus ein Beamter des Ordnungsamts miteinan- der Verfassung geboten? Das wäre doch der patrouillieren, und wenn ein Vorfall Vvohl eine intellektuelle Zumutung und ei- festgestellt wird, dann schreitet jeder in ne etwas zu extensive Interpretation. seiner jeweiligen Kompetenz ein. So Was bleibt für den Vorwurf? Eigentlich kompliziert ist das doch nun nicht. Die jj'ohl nur das Wort „Zero Tolerance". Das Bürger in Frankfurt wissen es jedenfalls nört sich natürlich ein wenig intolerant sehr zu schätzen. Und wenig abwägungsfreudig an. Aber vvas hat eigentlich „Toleranz" im Rahmen Gemeinsamer Info-Stützpunkt der Strafverfolgung verloren? Ich darf - Überhaupt scheint die Stadt Frankfurt am und sollte - gegenüber meinem Nachbarn Main seit dem Amtsantritt von Petra Roth |°lerant sein, wenn er einen etwas anderen mit der Übertragung des neueren amerika- L-ebensstil hat als ich. Aber darf ein nischen Konzepts des „community poli- Staatsanwalt oder ein Polizist als Hilfsbe- cing" am entschlossendsten begonnen zu arnter der Staatsanwaltschaft im Rahmen haben und am weitesten voran gekommen der Strafverfolgung „tolerant" sein. zu sein. °rüche des geltenden Rechts „tolerieren", a Mit der Einrichtung eines neuen Sicher- Us Bonhomie gegenüber dem Rechtsbre- heitsdezernats für die Zuständigkeiten des cher mal „Fünfe gerade sein lassen"? Ordnungsamts, der Ausländer- und der Außerhalb der strafprozessualen Einstel- Verkehrsbehörde hat die Stadt erstmals ei- Ungsgründe und des Auswahlermessens nen einheitlichen Ansprechpartner für die der Polizei darf er das natürlich nicht. Wir ne Polizei in den relevanten Bereichen ge- nnen das bei uns Legalitätsprinzip. Daß schaffen. Im Präventionsrat und in Regio- J-Jch dieses gegen das verfassungsrechtli- c nalräten in bestimmten Stadtteilen werden ne Verhältnismäßigkeitsgebot verstoße, die Aspekte für eine bürgerorientierte Poli- jst, soweit ich sehe, bisher noch nicht be- na zeiarbeit zusammengeführt. Neben der Ci- uptet worden. ty-Streife wurde ein gemeinsamer Info- ^atürlich könnte man die New Yorker Stützpunkt von Polizei und Stadtverwal- Jtrategie nicht 1 : 1 auf Deutschland tung in der Fußgängerzone eingerichtet, bertragen. Zu unterschiedlich sind die der Beschwerden und Mißstände entgegen- gewachsenen Strukturen im Einzelnen. nimmt. Seite 26 UiD 2/1998 INNERE SICHERHEIT In Modellversuchen testen Sicherheit voraus. Ansonsten müßte man fragen, ob das Verfassungsrecht noch das Es bleibt aber keineswegs beim allseitigen richtige „Feindbild" hat? Im 18. und 19. Gespräch. Durch die Schaffung von zusätzli- Jahrhundert hat es sich am absoluten Staat, chem Parkraum z.B. soll - ganz gegen den am Polizeistaat abgearbeitet. Im 20. Jahr- Trend in vielen anderen Kommunen - der hundert hat es dem Staat Sicherung gegen Innenstadtbereich für die Bürger wieder in- die Abgründe totalitärer Herrschaft einzie- teressant gemacht und im Interesse der Kri- hen wollen. Heute droht Gefahr aber doch minalitätsvorbeugung auch nach Geschäfts- nicht zuerst vom demokratischen Staat, schluß belebt werden. Zugleich hat die Poli- sondern von höchst undemokratischen und zei entschlossen den Innenstadtbereich von höchst unstaatlichen Elementen: Mafia, der früheren offenen Drogenszene geräumt. Drogen-Kartelle, Intensivtäter, OK. Die Stadt hat eine Gefahrenabwehr-Verord- nung erlassen, die verschiedene Formen von Freiheit muß heute nicht mehr gegen, „public disorder", wie man in den USA sagt, sondern mit dem Staat gegen ganz und zur Ordnungswidrigkeit und damit auch gar unstaatliche, transnational agierende zum Gegenstand polizeilichen Einschreitens Private verteidigt werden. Darum muß macht. Eine Koordinierungsgruppe zur Ab- auch das Verfassungsrecht in der geänder- schiebung von Intensivtätern widmet sich ten Welt an der Schwelle zum 21. Jahr- diesem besonders kriminogenen Täterkreis. hunderts sein „Feindbild" ändern, ver- gleichbar vielleicht mit der Bundeswehr, Der Bundesinnenminister hat sich jüngst die sich auch auf die neue Welt nach dem nachdrücklich dafür eingesetzt, die neue- Fall des eisernen Vorhangs einstellen ren amerikanischen Verbrechensbekämp- mußte. fungsstrategie auch in Deutschland in mehreren Modellversuchen zu testen. Er Opposition entscheidet mit hat damit in der Innenministerkonferenz Zustimmung gefunden, und einige Länder Nicht immer ist aber das Verfassungsrecht und Großstädte haben sich schon als Ver- schuld, wenn zur Hemmung des von Re- gierung und Bundestagsmehrheit für not- suchsprobanden angeboten. Ich hoffe, das wendig Erachteten die verfassungsrechtli- hat nicht nur mit Kanthers Angebot zu tun, che Karte gezogen wird. Oft sind es diesen Städten zusätzlich Polizeivollzugs- höchst unterverfassungsrechtliche, tages- beamte des BGS auszuleihen. Wir sollten politische Gründe, die in unserem politi- jedenfalls die Konzepte aus New York und schen System in wachsendem Ausmaß anderen amerikanischen Großstädten „verfassungsrechtliche" Erwägungen ins ernsthaft testen. Spiel bringen. Wo immer einigermaßen Dann wird 1998 auch für plausibel behauptet wird, daß angeblich Deutschland rückblickend zum Verfassungsrecht einer Regelung im Wege „Sicherheitsjahr", so wie es 1994 stehe, erfordert eine entsprechende Rege- für New York geworden ist (siehe lung bei uns eine 2/3-Mehrheit in Bundes- tag und Bundesrat. Und das heißt, daß die Seite 33/34). Opposition mitentscheidet, daß diejenigen, Und ich hoffe inständig, das Verfassungs- denen der Wähler in der Wahl die Minder- recht wird dabei nicht zur Hemmung und heitsrolle zugewiesen hat, über das Druck- Blockade, sondern zur Förderung von Frei- mittel der möglichen Verweigerung der heit und Sicherheit des Bürgers in Position Zustimmung zur Verfassungsänderung am gebracht. Denn Freiheitsgebrauch setzt die Gestaltungsrecht der Mehrheit partizipie- Gelegenheit zur Freiheitsbetätigung durch ren kann. INNERE SICHERHEIT UiD 2/1998 ■ Seite 27

Christian Wulff: Der Rechtsstaat muß dem Verbrechen wieder Zähne zeigen Scharfe Kritik an der amtierenden „Neues Denken und Handeln" für das SPD-Regierung hat der Landesvor- Land forderte Christian Wulff auf dem sitzende der niedersächsischen Rechtspolitischen Kongreß der CDU CDU, Christan Wulff, geübt und am 16. Januar in Hannover und stellte Gerhard Schröder ein gestörtes Ver- für einen Wahlsieg bei den Landtags- hältnis zu Polizei, Justiz und über- wahlen am 1. März in Aussicht, Justiz haupt zum Recht vorgeworfen. und Polizei personell wieder so auszu- statten, „daß sie ihre Aufgaben schnell Seit einer Reihe von Jahren betreibe und effektiv erfüllen können". die Landesregierung unter Schröder Rechtsbruchpolitik und diffamiere mit Christian Wulff: „Wir wollen, daß der „kühler Berechnung" unterschiedslos Rechtsstaat Zähne zeigt und mit Null- Lehrer, Staatsanwälte, Polizisten und Toleranz-Strategie gegen alle Formen Beamte des Verfassungsschutzes, als der Kriminalität den Bürgern die Si- gelte es, den Bürger vor Übergriffen cherheit gibt, auf die sie ein Recht ha- des Staates zu schützen. ben."

Man hat das deutlich zum Beispiel in der dann sollten wir dies darum auf keinen Fall Uun endlich zum Ende gekommenen Dis- über scheinkonstitutionelle Abwehrdiskus- kussion sehen können, ob der Schutz der sionen tun, die lediglich dazu dienen, die JJrivatsphäre Wohnung durch Artikel 13 Durchsetzung des Richtigen auf den Weg ~G auch der Organisierten Kriminalität über die 2/3-Mehrheit zu zwingen. u>e Abwicklung ihrer Geschäfte in Deutschland erleichtern soll oder ob der Und wir sollten es zudem bald tun, denn Staat auch zur Strafverfolgung - zur Ge- einen Leidensdruck wie in New York erst abzuwarten, bevor man zur wirksamen tahrenabwehr sowieso - akustische Über- Remedur greift, ist zynisch, denn jeder ^achungsmittel soll einsetzen können. So- Leidensdruck erwächst aus Leid. bald man sich entschieden hatte, daß dazu e'ne Änderung des Artikels 13 erforderlich Wir müssen in der Inneren Sicherheit also "e,> konnte die Frage nur noch mit Zustim- bald handeln. Und wir müssen wohl han- mung der SPD geregelt werden. Wir ha- deln. Polizei ist überwiegend Ländersache. ^n gesehen, welch mühsamer Prozeß das Was in Hamburg, wo der Erfolg Ole von §eWorden ist. Beusts am Ende nicht zur Regierungsablö- sung ausgereicht hat, nach der erneuten Re- toit Christian Wulff gierungsbildung der SPD mit Hilfe der Grün-Alternativen aus den großen Ankündi- ^nn wir uns 1998 Gedanken darüber ma- gungen Voscheraus geworden ist, haben wir nen, inwieweit aus dem New Yorker Ex- gesehen. Und wenn der niedersächsische ^Pel Lehren dafür zu ziehen sind, wie Ministerpräsident nach dem 1. März 1998 lr in Deutschland unsere Städte sicherer Christian Wulff heißt, dann wird es den nd damit lebenswerter machen könnten, Niedersachsen endlich besser ergehen. ■ Seite 28 ■ UiD 2/1998 BUNDESWEHR Einsetzung eines Unter- suchungsausschusses ist unnötig und schadet der Bundeswehr Zur Einsetzung des Verteidigungsaus- letzten Wochen noch zusätzlich mobili- schusses als parlamentarischer Unter- siert worden sind. Die richtigen Schritte, suchungsausschuß zur Aufklärung der die im Bericht von Generalinspekteur Vorfälle mit rechtsradikalem Hinter- Hartmut Bagger ausführlich dargelegt grund in der Bundeswehr erklärte der sind, sind veranlaßt und zeigen bereits verteidigungspolitische Sprecher der Wirkung. CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Ob- Wir sind nicht gegen, sondern für eine mann im Untersuchungsausschuß, Paul schonungslose Aufklärung aller Einzelfäl- Breuer: le. Niemand will etwas vertuschen. Wir Die CDU/CSU hält die Einsetzung des werden aber insbesondere verhindern - Untersuchungsausschusses für unnötig und warnen die SPD davor -, die gesamte und schädlich für die Bundeswehr. Aller- Bundeswehr vor den Untersuchungsaus- dings ist dies das verfassungsmäßige schuß zu zerren und damit unter General- Recht der parlamentarischen Minderheit, verdacht zu stellen. Das haben die Solda- dem wir uns nicht verschließen können. ten und zivilen Mitarbeiter der Bundes- Ich lege aber Wert auf die Feststellung, wehr wegen des Fehlverhaltens einzelner daß es sich dabei nicht um einen 'Bundes- nicht verdient. wehr-Untersuchungsausschuß' handelt, sondern um einen Ausschuß zur Untersu- Beschützer der Demokratie chung einzelner Vorfälle in der Bundes- wehr mit rechtsradikalem Hintergrund. Für meine Fraktion steht außer Zweifel, Meine Fraktion ist der festen Überzeu- daß die Soldaten der Bundeswehr über je- gung, daß die Führung der Bundeswehr den Vorwurf erhaben sind, nicht im Geiste selbst das geeignete Instrumentarium be- der demokratischen Grundordnung und ei- sitzt, um alle bekannten Vorfälle zu unter- ner auf Integration und Kooperation ange- suchen und zu ahnden. Bundesminister legten deutschen Außen- und Sicherheits- Volker Rühe hat von Beginn an die politik erzogen und weitergebildet zu sein- lückenlose Aufklärung aller Sachverhalte Sie stehen nicht nur auf dem Bo'den unse- zugesagt und sich an diese Zusage durch rer demokratischen Grundordnung, son- mehrfache, unverzügliche Vorlage von dern verteidigen sie unter Einsatz von Berichten und Zwischenberichten immer Leib und Leben. Unsere Soldaten sind gehalten. Wir haben den gesicherten Ein- kein Problemfall für die Demokratie, son- druck, daß die Berichte in der gebotenen dern deren Beschützer. Sie sind unsere Offenheit abgefaßt sind und nehmen zur Söhne und kein argwöhnisch zu beäugen- Kenntnis, daß es keinerlei Vorwürfe gibt, der Fremdkörper in unserer Gesellschaft. die gegenteiliger Auffassung sind. Die Verteidigungspolitiker der SPD riskie- Die Bundeswehr hat hinreichende geistige ren die Zusammenarbeit mit den Grünen, Ab Wehrkräfte, die durch die Debatte der deren Absicht die Diskreditierung der VERANSTALTUNG UiD 2/1998 ■ Seite 29

Aus der Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung

Die Angebote der Konrad-Adenau- • Geschichte, Mythos, Literatur er-Stiftung e.V. im Bildungszen- Mythosrezeption in politischen trum Schloß Wendgraben bieten po- Systemen litisch Interessierten aus allen Bun- Susanne Schulz, Uwe Saeger desländern Gelegenheiten zu • " Eingefrorene Guthaben" Lesung freimütigen, mitunter kontroversen, Annett Gröschner, Schriftstellerin stets aber fairen Diskussionen. Eine der nächsten Veranstaltungen • Geschichte(n) erzählen Geschich- in dem zwischen Magdeburg und te aus der „familiären" Perspektive Berlin gelegenen Haus: Dr. Birgit Dahlke, Literaturwissen- schaftlerin, Annett Gröschner „Die Geschichte ist so wahr, • Ende des Experiments - Lesung daß sie erfunden klingt." experimenteller Texte und Aufsätze (Günter Kunert) Jan Faktor, Schriftsteller Fachtagung für Studenten und Auto- • Der literarische Untergrund - ren zu Literatur und Politik in Politik und Literatur im Ost-Berlin Deutschland nach 1989 der 80er Jahre 23.-25. Februar 1998 Dr. Peter Böthig, Literaturwissen- Titel/Themen/Mitwirkende schaftler, Jan Faktor • "Gezielte Blicke" Lesung Weitere Informationen/ Bodo Morshäuser, Schriftsteller Anmeldungen: • Eine Stadt aus zwei Perspektiven - Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Das geteilte Berlin in der Literatur Bildungszentrum Jörg Lau, Journalist, Bodo Morshäuser Schloß Wendgräben • Die klassischen Dissidenten? Die Wendgräbener Chaussee 1 Mythen von Jason und Medea D39279 Wendgräben Uwe Saeger, Schriftsteller Fax Nr. 032 79/952-2 06

Bundeswehr ist. Die SPD muß aufpassen, schafft haben, ihr Verhältnis zur Bundes- da ß sie sich nicht auf dem Beifahrersitz wehr und zu Auslandseinsätzen zu klären. ^r Grünen wiederfindet! Diese politische Strategie ist ein allzu ^us unserer Sicht ist der Untersuchungs- durchsichtiges Manöver der Grünen, die ausschuß in erster Linie ein Klamauk der die Forderung bis hin zur totalen Abschaf- ^position im Wahljahr. Zum einen soll er fung der Bundeswehr erheben. |e Bundeswehr und vor allem Bundesmi- n'ster Volker Rühe verunglimpfen, zum Die CDU/CSU wird es nicht zulassen, daß äderen so" er darüber hinwegtäuschen - unsere Friedens- und Bündnisarmee, deren wjr erinnern an das Verhalten der Opposi- ohnehin hohes Ansehen durch den Einsatz '°n im Zusammenhang mit den Auslands- bei der Hochwasserkatastrophe an der absätzen der Bundeswehr -, daß erhebli- Oder und das vorbildliche Auftreten der ue Kompetenzdefizite vorhanden sind Bundeswehr im früheren Jugoslawien n d die Grünen es bis heute nicht ge- noch gewachsen ist, beschädigt wird. ■ Seite 30 ■ UiD 2/1998 SCHULE Studie des Berliner Max-Planck-Instituts Schlechte Noten für die Gesamtschule

Unter dem Motto „Frühzeitige Auslese samtschulen: Schüler an Gesamtschulen vermeiden, Fördermöglichkeiten schaf- schneiden auch beim Sozial verhalten, also fen, Betreuung außerhalb der Unter- bei sozialen Schlüsselqualifikationen wie richtszeit anbieten", startete die Ge- Hilfsbereitschaft, Teamarbeit und Eigeni- samtschule vor mehr als 25 Jahren mit nitiative schlechter als Gymnasial- und dem erklärten Ziel, Sozial- und Bil- Realschüler der gleichen Jahrgänge ab: dungschancen gerechter zu verteilen als Sie sind deutlich egoistischer. das gegliederte Schulsystem. Dieser SPD-Schulpolitik in den Ländern hat die Mythos einer besseren Schulform ist Gesamtschule mit Sach- und Personalmit- endgültig zerstört teln klar gegenüber den Schulformen des Was Kenner des Alltags an Gesamtschulen gegliederten Systems bevorzugt. So wurde bereits seit langem kritisierten, nämlich die Gesamtschule als Regelschule im be- ein Herunterfahren des Leistungsniveaus, völkerungsreichsten Land Nordrhein- bestätigt nun eine Studie des Berliner Westfalen als extrem teueres viertes Max-Planck-Institutes mit dem Titel „Bil- Standbein neben dem dreigliedrigen Sy- dungsverläufe und psychosoziale Ent- stem etabliert. Eine solch unverfrorene wicklung im Jugendalter" (BIJU): Die Ge- Ressourcenverschwendung ist - nicht zu- samtschule erfüllt die hohen Erwartungen letzt vor dem Hintergrund knapper Kassen und selbstgesteckten Ziele nicht. - unverantwortlich. Die Rechnung zahlen Die Berliner Wissenschaftler untersuchten Steuerzahler, Eltern und Kinder. Das ist zwischen 1992 und 1995 die Schulleistun- mit der CDU nicht zu machen. gen von Schülern verschiedener Schulty- pen der 7. bis 10. Jahrgänge in Berlin, Die Gesamtschule hat Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-An- die in sie gesetzten halt und Nordrhein-Westfalen. Auch die Befähigung zum „Sozialen Lernen" kam Erwartungen nicht erfüllt. auf den Prüfstand. Vor dem Hintergrund der europäischen Einigung folgten sie da- Die CDU tritt dagegen mit Nachdruck für bei der Frage nach der Vergleichbarkeit die humane Leistungsschule als dreiglie- von Bildungsabschlüssen und der Effizi- driges und differenziertes System aus enz unterschiedlicher Bildungssysteme. Haupt-, Realschule und Gymnasium ein. Danach erreichen die Schulleistungen von Gerade vor dem Hintergrund von Interna- Schülern an Gesamtschulen der untersuch- tionalisierung, Technisierung und Globali- ten Jahrgänge 7 bis 10 im Fach Mathematik sierung mit ihren großen Herausforderun- in den Kursen, die eigentlich Gymnasial- gen ist das gegliederte Schulsystem mit standard anstreben, also den E-Kursen, seinen klar definierten Anforderungsprofi' nicht einmal Realschul-Niveau. Die Eng- len und seiner Ausrichtung auf Allgemein- lischleistungen liegen noch weiter darunter. bildung und Grundlagenwissen am besten Unerwarteter und schockierender noch ist geeignet, unterschiedliche Begabungen das zweite Ergebnis der wissenschaftli- und individuelle Leistungsfähigkeit be- chen Studie zum Sozialverhalten an Ge- darfsgerecht zu fördern. SCHULE UiD 2/1998 Seite 31

Wo Eltern, Lehrer und Schüler es wün- Auf ihrem 9. Parteitag in Leipzig im Ok- schen, sollen Gesamtschulen als Ange- tober 1997 hat die CDU mit ihrem Be- botsschulen weitergeführt werden können. schluß „Projekt Zukunftschancen" die Aber die Union sagt ein klares Nein zur Leitlinien einer zukunftsoffenen und ihren Gesamtschule als Regelschule. Denn we- Grundsätzen verpflichteten Bildungspoli- der Erziehungsleistungen noch Bildungs- tik zusammengefaßt: niveau sprechen für eine weitere Bevorzu- „Angesichts des globalen Wettbewerbs- gung der Gesamtschule, wie sie von SPD- drucks muß das deutsche Bildungswesen in geführten Ländern betrieben wird. seinen Ergebnissen internationalen Maßstä- Die CDU setzt auf die bewährte Durchläs- ben genügen. Dazu ist die Beteiligung an sigkeit und Gleichwertigkeit individueller internationalen Leistungsvergleichen not- Schullaufbahnen im gegliederten System, wendig. Unverzichtbarer Bestandteil einer dessen wesentlichen Merkmale Fach- und verbesserten und vergleichbaren schuli- Lerngruppenprinzip, Differenzierung und schen Bildung muß zudem der nationale Leistung sowie vielfältige und differen- Vergleich zwischen den Bundesländern und zierte Arten von Abschlüssen sind. Qua- zwischen den verschiedenen Schulformen litätssicherung im internationalen Wettbe- werden. Wir fordern deshalb ein länderü- werb soll nach dem Willen der Union bergreifendes Controlling-System, um die durch regelmäßig durchgeführte interna- Qualität der Bildung zu sichern und - wo üonale und bundesweit länderbezogene notwendig - zu verbessern. Leistungsvergleiche erreicht werden. Voraussetzungen dafür sind: staatliche Die Union strebt einen länderübergreifen- Vorgaben in Form von Lehrplänen und den Konsens über schulformspezifische Curricula, ein fester Fächerkanon, Ziffern- Mindestanforderungen und die Berück- noten sowie eine wirksame Schulaufsicht. sichtigung wissenschaftlicher Qualitäts- Darüber hinaus befürwortet die CDU zen- kontrollen bei der Lehreraus- und fortbil- trale Prüfungen beim Hauptschulabschluß, uung an. Ferner sind Zentralprüfungen auf beim Realschulabschluß und beim Abitur. der Grundlage konkreter Lehrpläne sowie Die gezielte Förderung von Hochbegabten e,ne Intensivierung des Fremdsprachenun- muß intensiviert werden. Die Wettbe- terrichts im zusammenwachsenden Europa werbsfähigkeit Deutschlands hängt nicht gefordert. zuletzt von seinen Eliten ab."

Gedanken zur Politik im 21. Jahrhundert

So lautet das Motto einer Zu- schichte der Vorsitzende der CSU- kunftswerkstatt, die die Konrad- Fraktion im Bayrischen Landtag, Adenauer-Stiftung im letzten Jahr in Alois Glück, seine Konzepte und Betrieb genommen hat. Nach Vorträ- Vorstellungen über die Reformfähig- gen von , Ole von keit unserer Gesellschaft darlegen. Beust, Christine Lieberknecht, Chri- Titel seines Vortrags, dem sich eine stian Wulff, Peter Müller und Annette Diskussion anschließen soll: „Freiheit Schawan, wird am 5. Februar um und Verantwortung - der Weg zu 18.00 Uhr im Bonner Haus der Ge- einer neuen Sozial- und Bürgerkultur". Seite 32 ■ UiD 2/1998 SACHSEN-ANHALT PDS zeigt ihr wahres Gesicht Zur erneuten Landtags-Kandidatur Herr Rabe ist aber nicht nur Mitglied der eines Mitarbeiters des Staatssicherheit PDS, sondern gleichzeitig auch der Kom- der DDR in Sachsen-Anhalt erklärte munistischen Plattform, einer Gruppe in- der Vorsitzende der CDU-Landtags- nerhalb der Partei, die vom Bundesverfas- fraktion und CDU-Landesvorsitzende, sungsschutz beobachtet wird. Karl-Heinz Daehre: Die Kandidatur zeigt erneut, daß die PDS Diese Kandidatur, jetzt im Wahlkreis 21, trotz aller Beteuerungen nach wie vor tief zeigt, daß das Thema Vergangenheitsauf- in ihrer Vergangenheit verwurzelt ist und arbeitung innerhalb dieser Partei weder nicht auf dem Boden der Verfassung der begonnen noch gelungen ist. Bundesrepublik steht. Ich möchte an dieser Stelle alle demokra- Wer für die Staatssicherheit gearbeitet hat, tischen Parteien auffordern, sich öffentlich darf nicht in ein demokratisch gewähltes von diesen skandalösen Vorgängen inner- Parlament einziehen; denn das wäre ein halb der PDS zu distanzieren. Auch möch- Schlag in das Gesicht aller Demokraten. te ich vor allem an die SPD apellieren, ihre Zusammenarbeit mit der Partei auf- grund dieses neuerlichen Vorfalls auf- ■zi'AÜÜiilij'jh'dll zukündigen. Wie tief die PDS noch im Sumpf des Stalinismus mit verherrlichenden Sozialis- INTERNET: mustheorien ist, wird um so deutlicher, http://www.cdu.de wenn man bedenkt, daß die Basis dieser Partei nun zum zweitenmal einen Stasi- ONLINE: *CDU# Mitarbeiter in den Landtag entsenden möchte. Herr Friedrich Rabe war in der ersten Legislaturperiode (1990 - 1994) X 400: c= de; a = dbp; Mitglied des Landtages von Sachsen-An- p = cdu; s = bund halt. Schon damals wurde er als IM ent- tarnt, legte das Mandat aber nicht nieder, E-MAIL: post® www.cdu.de da die PDS-Fraktion diese Entscheidung jedem frei ließ.

PDS würde Schröder und Lafontaine zum Kanzler wählen Die PDS würde sowohl Oskar Lafon- formpolitik in Gang komme, erklärte taine als auch Gerhard Schröder zum der Vorsitzende der PDS-Bundestags- Bundeskanzler wählen, wenn damit gruppe, . eine Große Koalition verhindert wird. Gerhard Schröder würde die PDS nur Voraussetzung sei aber, daß der SPD- dann zum neuen Regierungschef in Kandidat auf die Stimmen der PDS Bonn küren, „wenn dies zur Verhinde- angewiesen sei und mit seiner Wahl rung von etwas Schlimmerem notwen- zum Bundeskanzler eine echte Re- dig wäre". KURZ & BÜNDIG UiD 1/1998 ■ Seite 33 NenPu flrg umente zt „Sicherheitsjahr '98"

|D undesinnenminister Manfred 4 Die weitere Arbeit von Bund und *** Kanther hat für besondere politische Ländern am „Grenzsicherheits- Anstrengungen zur Kriminalitäts- Schleier" muß effektiver werden: sowohl bekämpfung einen Neun-Punkte Katalog gegen den illegalen Zuzug von Auslän- vorgelegt: dern als auch gegen einen damit ver- bundenen Kriminalitätsimport. Anzustre- 4 Die in zahlreichen Sicherheitsgeset- ben sind Verwaltungsabkommen zwi- ' zen verwirklichte Politik der Koalition schen dem Bundesgrenzschutz und den ^uß durch Gesetzgebung zum Abhören betroffenen Länderpolizeien zum wirksa- v°n Gangsterwohnungen, durch die Ver- men Grenzschutz besonders gegen schärfung der Geldwäsche und die Er- Schlepper-Unwesen und Menschenhan- 9änzung der Strafprozeßordnung abge- del. schlossen werden.

^ Zur Inneren Sicherheit gehören Grenzschutz ^ auch weiterhin gesetzgeberische 5 Schwerpunkt in der Polizeiarbeit Maßnahmen gegen den illegalen Zuzug: des Bundes ist deshalb die schnelle Erweiterung des Ausländerzentralregi- Umsetzung des Reformkonzepts für den sters, Kompetenzerweiterung für den Bundesgrenzschutz, der die Sicherheits- Bundesgrenzschutz, Verschärfung der s konzeption vor allem im Kampf gegen °2ialhilfevorschriften. grenzüberschreitende Kriminalität ver- stärken soll.

»Aktion Sicherheitsnetz" 6 Die politische Debatte um die mögli- j Polizei, Justiz und Behörden müs- chen Sicherheitsbeiträge durch die Strafjustiz muß fortgesetzt werden. Da- j sen die vom Gesetzgeber geschaf- bei geht es insbesondere um eine wirk- fen Möglichkeiten entschlossen an- samere Anwendung des Haftrechts, die wenden. Dafür ist deren enge Zusam- Nutzung des neu geschaffenen Be- menarbeit in der „Aktion Sicherheits- schleunigten Verfahrens und eine ver- jjetz" zwischen Bund, Ländern und 0r mehrte Beachtung der präventiven Wir- ^ nmunen erforderlich. Die Innenmini- kung der Strafe. ^erkonferenz am 2. Februar stellt des- Jjjlb einen wichtigen Markstein auf dem 7 Es wäre gut, wenn im Superwahl- v'eg zu noch erfolgreicherer Krimina- jahr alle politischen Kräfte den '^tsbekämpfung dar. Schulterschluß zugunsten der Inneren Seite 34 ■ UiD 1/1998 KURZ & BÜNDIG

Sicherheit finden und sich verständigen Aufnahme osteuropäischer Staaten könnten auf: in die EU;

O Aufnahme der „öffentlichen Ord- O konkrete Maßnahmen bereits in nung" als'Schutzzweck in alle Poli- den Herkunfts- und Transitländern zeigesetze der Länder; gegen illegale Wanderungsbewe- gungen nach Westeuropa. Ge- O Absage an irreführende Begriffe dacht ist z.B. an vermehrte Ausbil- wie „Bagatelldelikte"; dungs- und Fortbildungshilfe. C^- vermehrte Anstrengungen für eine 9 Zur Durchsetzung einer „Sicher- bessere Ausstattung von Polizei heits-Komponente" in der zukünfti- und Justiz durch die Länder, aber auch der Ordnungsbehörden durch gen Europapolitik ist ein integriertes die Kommunen; Konzept aller daran beteiligten Fachbe- reiche zur entschlossenen Wahrneh- O Schluß mit der „Freigabe-Diskussi- mung deutscher Interessen im Ausland on" im Zusammenhang mit der erforderlich. Bekämpfung des Rauschgiftkon- sums. 8 Im zweiten Halbjahr strebt die Bun- Bundesinnenminister desrepublik Deutschland im Rah- Manfred Kanther: men der Schengen-Präsidentschaft die folgenden Ziele an: „Nur eine Zusammenschau der vielen Möglichkeiten im Kampf gegen die Kri- O gleichwertige Berücksichtigung von minalität kann Erfolg haben. Fragen der Inneren Sicherheit ne- ben den militärischen und ökono- Das Sicherheitsjahr '98 soll den Beweis mischen auf dem weiteren Weg zur dafür erbringen, daß in den wichtigen europäischen Einigung; Fragen der Inneren Sicherheit der Nut- O Erarbeitung von Sicherheits-Prüf- zen für dier Allgemeinheit vor parteipoli- steinen im Zusammenhang mit der tischen Gefechten rangiert."

Wolfgang Schäuble: „Wir müssen das Zusammen- leben in der Gemeinschaft, soweit es eben geht, frei- halten von Angst und Bedrohung. Denn Angst und Bedrohung sind Gift für Freiheit, Solidarität und Toleranz. Das bedeutet, daß wir nicht nachlassen dürfen im Kampf für mehr Sicherheit und Ordnung, im Kampf gegen Kriminalität und Verbrechen." ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UiD 2/1998 Seite 35

► Mehr Ehre für Verbrechens- das Ehrenamt Die erste Auflage des Vorbeugung Leitfadens zum Ehren- amt hatte innerhalb der CDU und bei vie vor Ort len Verbänden und Organisationen 6» !•«■*■ **! großen Zuspruch ge- funden. Sie hatte insbesondere in den Kreisverbänden der CDU eine Reihe von Aktionen zu- gunsten des Eh- CDU renamts aus- gelöst.Die nun vor- liegende 2. Auflage wurde um aktuelle Beiträge und neue Anregungen er- ^ Verbrechens- v gänzt und enthält zudem die Antwort der Bundesre- °rbeugung vor Ort gierung auf die große Anfrage von Abgeordneten der Schutz vor Kriminalität, Ge- Koalitionsfraktionen zum Thema Ehrenamt. walt und Eigentumsverlust ist 6ln Bestell-Nr.: 4155 elementares Grundbedürf- Verpackungseinheit: 10 Expl. JJs von uns allen. Steigende Preis je 10 Expl.: 15,00 DM ^"'rninalitätsraten fordern wir- kungsvolles Handeln und eine stärkere Präsenz des Staa- T Kommunalwahlrecht für EU-Bürger 6s . einen effektiveren Straf- Informationen und Aktionsvorschläge 0|lzug sowie eine zielgerich- |.et arbeitende bürgernahe Po- Dieser Leitfaden informiert über die wichtigsten rechtli- l2ei- Sie erfordern aber dam- chen Bestimmungen und die individuellen Regelungen s'' hinaus ergänzende bei der Umsetzung des dritte, um Kriminalität zu Kommuiwlwahlretht neuen kommunalen erhindem oder zumindest zu für EU-Bürger Wahlrechts in jedem Bundesland. Er enthält /schweren und zu begren- Informationen und Aktionsvorschläge zen. ferner eine Reihe von er Aktionsvorschlägen für vorliegende Leitfaden soll ■ III die örtlichen Parteiglie- ijen anhand von vielen ac II derungen sowie Flug- , hbeiträgen, Dokumenta- blattvorlagen in allen rien und Statistiken die not- europäischen Sprachen endigen Anregungen für die ls :s zur Ansprache der EU- . kussion und die konkrete Bürger ^Setzung zur „Verbre- n ensvorbeugung vor Ort" lie- *d Bestell-Nr.: 4161 Verpackungseinheit: ^estell-Nr.: 4274 10 Expl. er Packungseinheit: 25 Expl. Preis je 10 Expl.: re| CDU s je Expl.: 21,50 DM 18,00 DM Seite 36 ■ UiD 2/1998

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Leitfaden für EURO- Veranstaltungen Dieser Leitfaden gibt Anregungen für Veranstaltungen, die kompe- tent in der Argumentation und modern in der Präsentation über den EURO informieren und die CDU als die Europapartei in Deutschland präsentieren. Bestell-Nr.: 4219 Verpackungseinheit: 5 Expl. Preis je 5 Expl.: 10,00 DM

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