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Die , Teil 1

HANDOUT ZUM UNTERRICHT

Pedro Snoeijer, Oktober 2017

Ereignisse, die Europa erschütterten  Investiturstreit (11.-12. Jh.) Wer hat Macht über wem? (Papst gegen Kaiser)  Hundertjähriger Krieg (ca. 1350-1450)  Schwarzer Tod / Pestepidemie (1346-1353) (25 Mln. Gestorbene = 1/3 der Europäer)  Die Eroberung von Konstantinopel (1453) durch die Muslime. Die Osmanen / Türken bedrohen Europa.  Der moralische Verfall und die Korruption der Geistlichkeit und der Päpste.  Das abendländische Schisma (1378-1417)

Die politische Situation der Kirche (10.-15. Jh.)  Die Kirche ist ein feudales System und bereichert sich enorm. Kloster und Bischöfe besaßen sehr viel Land und funktionierten wie Lehnsherren.  Geistliche haben immer mehr weltliche Autorität (als Landherren usw.), aber immer weniger geistliche Autorität.  Adel ernennt Geistliche. Kirchliche Ämter werden gekauft.  Das abendländische Schisma. Gleichseitig Päpste in Rom und Avignon. Folge: Krieg, Europa ist kirchlich und politisch zerrissen.  Päpste sind besonders unmoralisch (Sexuelle Immoralität, Korruption, Intrige, Verrat, Mord).  Kreuzzüge gegen Muslime und andere Feinde (Juden, Ketzer).

Die Theologische Situation der Kirche  Verschiedene Päpste versuchten die Kirche zu reformieren (z.B. Gregorius VII, Innozenz III).  Zunahme der Macht des Papstes. Niemand kann den Papst beurteilen (1075, Papst Gregorius VII)  Der Papst ist der Nachfolger Christi, Mediator zwischen Gott und Mensch, größer als alle Menschen, der nicht beurteilt wird (Papst Innozenz III, 1200).  Viertes Laterankonzil (1213-15) Probe zur Reformation (viele neue Regeln gegen Korruption und Missstände) - Transsubstantiation wird zum Dogma. - Pflicht einmal jährlich zu beichten - Feststellung der 7 Sakramente. - Inquisition und Pflicht zur Ketzerverfolgung. - Antisemitismus (Judenstern)  Die Kirche lässt Aberglaube und Götzendienst nicht nur zu, sondern fördert sie aktiv.  Reliquienverehrung, Produktion und Handel.  Fegefeuer wird immer wichtiger.  Ablass wird immer wichtiger und wird getrennt von der Beichte. Man kann Ablässe für Geld kaufen.  Rückkehr zum Semi-Pelagianismus: Gott und Mensch wirken zusammen zur Errettung hin.  Rechtfertigung = heilig machen durch die Sakramente.

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Mönchtum und Kloster  Verschiedene Päpste versuchten die Kirche zu reformieren (z.B. Gregorius).  Wirkliche Reformation kam von unten aus den Klosterorden.

Benediktiner Kloster in Cluny  Gestiftet in 910 in Burgunden.  Unabhängig von anderen kirchlichen Autoritäten.  Es war der meist einflussreiche Klosterorden in Europa.  Betonung der Trennung von der Welt.  Viel Reichtum und später immer mehr Korruption.

Cluniazensische Reform  Ging aus vom Benediktiner Kloster Cluny in Burgunden (10.-11. Jh.).  Rückkehr zur strengen Beachtung der Benedikts Regel.  Größte Gewissenhaftigkeit bei den täglichen Gottesdiensten  Vertiefung der persönlichen Frömmigkeit  Memento mori (Bedenke, dass du sterben musst) – Betonung der Vergänglichkeit des Menschen.

Zisterzienser  Gestiftet in 1098 durch Mönche aus Cluny.  Reformation der Benedikts Regel.  Betonung von Einfachheit, Armut, Handarbeit statt intellektueller Arbeit und Wissenschaft.  Persönliches Gebet ist wichtiger als gemeinsames Gebet.  Sehr schnelles Wachstum und Verbreitung in Europa.

Bernard von Clairvaux (1090-1153).  Bernard war eine Art geistlicher Leiter Europas.  Kritisierte den Reichtum und die Kunst in Cluny.  „Das Ziel des Lebens des Menschen ist es Gott zu lieben.“  Johannes Calvin sprach sehr lobend über Bernard von Clairvaux.

Franziskaner  Gestiftet in 1209 durch Franziskus von Assisi (1181-1226)  Verbot von Besitz für Ordensbrüder.  Betonung von der Güte Gottes und dem perfekten Mensch-sein Christi.  Sehr schnelles Wachstum und Verbreitung in Europa.

Scholastik  Rückkehr zu den griechischen und römischen Quellen (Platon und Aristoteles).  Rationale Erklärungen für die Welt und Theologie.  Rationales Fundament des Glaubens (Gottesbeweise).  Schriften aus der Muslimischen Welt (ursprünglich griechisch und christlich) wurden in Europa bekannt.  Entstehung von modernen Universitäten und Wissenschaft.

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Anselm von Canterbury (1030-1109)  Erzbischof von Canterbury, Theologe unter starkem Einfluss von Platon.  Glaube, der nach Einsicht/Verstehen sucht (fides quarens intellectum)  Ontologischer Gottesbeweis: Gott sei „das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“ (Augustinus). Wenn wir das denken können, existiert es auch.  Sünde ist so ernsthaft, dass die Strafe dafür nur bezahlt werden kann durch den perfekten Gott- Mensch Christus am Kreuz.

Thomas Aquinas (1225-1274)  Aus reicher italienischer Familie, der absolut nicht wollte, dass er ins Kloster geht. Studiert in Paris, wird Dominikaner.  Benutzt aristotelische Philosophie um die Wahrheiten des Glaubens zu erklären und unterrichten. Man kann Gott nur durch Vernunft kennenlernen.  Sein wichtigstes Werk: Summa Theologica (3 Bände).  Bis heute für die R.K. Kirche der wichtigste Philosoph und Theologe.  Gottesbeweis: Gott ist die Erste Ursache.  Natürliche Theologie: Man kann moralische Regeln Gottes durch die menschliche Vernunft und ohne Offenbarung kennen.

fördert die Lehre von der Gerechtigkeit aus Werken, womit er die Notwendigkeit der Gnade verringert.  Aquinas war sehr optimistisch über die menschliche Vernunft und die menschliche Natur. Er missachtet die Folge der Sünde und die Sündhaftigkeit des Menschen. Dies ist bis heute ein Problem in der r.-k. Lehre.  Rückkehr zum Semi-Pelagianismus (6. Jh.): Der Mensch ist nicht tod durch die Sünde, sondern krank. Der Mensch kann aus eigenem freien Willen Gottes Errettung annehmen oder ablehnen. Abweisung von Prädestination, Verringerung der Gnade Gottes, da gute Werke notwendig sind. Errettung ist eine Zusammenarbeit von Gnade, Annahme durch freien Wille und gute Werke.

Mystik  Gegenbewegung gegen die akademische Scholastik.  Themen der Mystik: Einheit mit Gott, Liebe, Selbstleugnung. - Liebe ist wichtiger als studieren. - Tugend ist wichtiger als Wissen.  Wichtige Mystiker: - Johannes (1260-1327). - (1300-1361) - Jan van Ruysbroeck (1293-1381) - Katharina von Siena (1347-1380) - Thomas von Kempen (1380-1471)  Positiv: Betonung der Liebe Gottes.  Negativ: Individualismus und Tendenz zur Selbstgerechtigkeit und Gerechtigkeit aus Werken.

Reformationsbewegungen  Franziskus von Assisi (1181-1226)  Petrus Valdes (1140-1217) und die Waldenser  John Wyclif (1330-1384) und die Lollarden  Jan Hus (1369-1415)  Beginen (12.-15 Jh.)

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 Geert Groote (1340-1380) und  Thomas von Kempen (1380-1471)

Petrus Valdus (1140-1218)  Reicher Kaufmann, der alles verkaufte, alles was er hatte.  Predigte gegen den moralischen Verfall und gegen die falschen Dogmen der Kirche: besonders gegen die Transsubstantiation und Fegefeuer.  Nachfolger: Waldenser.  Dogmen der Waldenser (13. Und 14. Jh.) - Nur die Heilige Schrift ist die einzige Autorität für Kirche und Gläubige. - Die Bibel soll in Landessprache zugänglich sein (Übersetzung ins Französische). - Freiwillig anderen helfen, nicht als obligatorische gute Werke.  Wachstum in Süd-Frankreich und Nord-Italien.  Sehr stark verfolgt durch die R.-K. Kirche.

John Wycliffe (ca. 1330-1384)  Professor in Oxford und Beamter der Englischen Regierung.  Alle Autorität kommt von Gott, man kann seine Autorität auf Erden (Politik, Kirche) verlieren.  Die Bibel ist die höchste Autorität für jeden Christen.  Geistliche Leiter sollen Christus als niedrige Diener nachfolgen.  Verkündigung ist die kostbarste Aktivität der Kirche.  Lehre: - Der Leib Christi besteht aus den Auserwählten Gottes. - Papst und kirchliche Hierarchie sind unnötig. - Alle Gläubigen sollen imstande sein, selbst die Bibel in eigener Sprache zu lesen. - Verwerfung der Transsubstantiationslehre (erst seid 13. Jh. Dogma). - Lehre von Errettung und Erwählung wie Augustinus: Prädestination und Errettung nur aus Gnade durch Glaube.  Arbeitet an einer Englischen Bibelübersetzung.  Nachfolger: Lollarden. Reisende Prediger, die das Evangelium und die Lehre Wycliffes in ganz England verkündigen.  Konzil in Konstanz (1415) erklärte Wycliffe zum Ketzer.  In 1428 wurden die Gebeine Wycliffes durch die R.-K. Kirche ausgegraben und verbrannt

Jan Hus (1369-1415)  Priester, Rektor der Universität in Prag (1402).  Einfluss von Wycliffe – verkündigt die gleiche Lehre.  Lehre / Verkündigung: - Christus ist das Haupt der Kirche. - Die Kirche besteht aus den wahren Auserwählten Gottes. - Die Bibel ist die höchste Autorität (auch für den Papst). - Errettung aus Gnade durch Glauben.  Warnung gegen Aberglauben, Anbetung von Bildern, Reliquien usw.  Predigt in der heutigen Bethlehemskapelle in Prag.  Kritisiert den Papst (Johannes XXIII), wird dafür exkommuniziert.  Exkommunikation und Verbrennung in Konstanz am 6. Juli 1415.  Hussiten.

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Beginen  Viele Witwen durch Kreuzzüge (ab 12. Jh.)  Witwen und alleinstehende Frauen lebten zusammen in kleinen Häuschen rundum einen Hof, oft mit Kapelle – Beginenhöfe.  Keine Gelobten (sie konnten jederzeit gehen oder heiraten), kein Abstand nehmen von Besitz. Sie unterhalten sich selbst.  Vor Allem in den Niederlanden und Flandern (bis heute).  Im 12.-14. Jh. gab es in den Niederlanden mehr Beginen als Klosterschwestern.  Kein Teil der kirchlichen Struktur.  Verkündigten das Evangelium und lebten danach. Ähnlich wie Moderna Devotia.  Ab 14. Jh. wegen Ketzerei (Abweichung von der Lehre Roms) verfolgt durch die Inquisition.

Geert Groote (1340-1380)  Stammt aus reicher Kaufmannsfamilie in , studierte in Paris und Prag.  Bekehrung nach Krankheit (1387).  Verkündigt das Evangelium durch die ganzen Niederlanden.  Die Kirche verbietet ihm zu predigen, wonach er durch Briefe weiter verkündigt und seelsorgerisch aktiv ist.  Lehre: Errettung nur aus Gnade durch Glauben. „Die Lehre von der Errettung durch Werke kommt von dem Teufel“  Ideal: Gemeinsames Leben, strukturiertes geistliches Leben, worin Bibelstudium zentral steht.

Devotio Moderna  Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben. Deventer: Gemeinsames Leben der Gläubigen in einem Haus. Wie ein Kloster, aber ohne Gelobten (man konnte die Gemeinschaft jederzeit verlassen).  Devotio moderna = praktisch Christ sein in täglichem Leben. Wichtig: persönliche Beziehung mit Jesus. Praktisches Glaubensleben und Erfahrung ist wichtiger als das Institut Kirche.  Die Devotio Moderna war besonders populär unter den Reichen.  Gründung von Schulen, die sehr viel Einfluss auf die neue Priestergeneration hatten ( hatte eine Erziehung im Geist der Devotio Moderna).  Windesheimer Kongregation (1387, bei ).  Kloster nach der Regel von Augustinus. Verbreitete sich schnell in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich. Klosterleben nach dem Beispiel von den Brüdern des Gemeinsamen Lebens: Bibelstudium ist sehr wichtig.

Thomas von Kempen (1380-1471)  Mitglied der Brüder des Gemeinsamen Lebens in Windesheim.  Sein Buch: Die Nachfolge Christi, ist eines der meistgelesenen Bücher.

Das geistliche Leben in Europa im 14. Jh.  Das persönliche geistliche Leben wird immer wichtiger.  Gebete außerhalb der Messe.  Meditation über die Stationen des Kreuzweges und das Rosenkranzgebet.  Kritik an dem System der Päpste.  Aufruf zur Rückkehr zur Heiligen Schrift.  Die Geistlichkeit, der Vermittler ist zwischen Mensch und Gott,  fühlt sich bedroht.

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Renaissance und Humanismus  Wiedergeburt der heidnischen römischen und griechischen Kultur.  Philosophie: Aristoteles, Platon, Neoplatonismus  Rückkehr zu den Quellen (ad fontes)  Studium der alten Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch)  Neue Betrachtung des Menschen und der Welt  Der Mensch im Zentrum  Neue Methoden in intellektueller Arbeit (Textkritik, akademisch-kritisches Denken)  Neue geografische Entdeckungen  Entwicklung der Wirtschaft und des Handels  Revolution in den Wissenschaften  Revolution in der Kunst, Architektur und Literatur  Die Revolution der Buchdruckkunst

Erasmus und Humanismus  Die wichtigsten Anliegen des Humanismus: - Reformation der Kirche - Wiederentdeckung der Bibel  Die wichtigsten Humanisten: - Johannes Reuchlin (1455-1522) Dominikaner, kannte sehr gut Hebräisch - Erasmus von Rotterdam (1466-1536) Kritische Edition des Neuen Testaments (1516). Satirische und polemische Schriften

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