Zeitgeschichte in Hamburg · 2016
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Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) Zeitgeschichte in Hamburg · 2016 Zeitgeschichte in Hamburg · 2016 ZEITGESCHICHTE IN HAMBURG 2016 Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg Beim Schlump 83 20144 Hamburg Tel. +49 40 43 13 97 0 Fax +49 40 43 13 97 40 www.zeitgeschichte-hamburg.de »Zeitgeschichte für Hamburg 2016« wird kostenlos von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) abgegeben und steht auf www.zeitgeschichte-hamburg.de als Download zur Verfügung. ISSN Print 2366-6412 ISSN Web 2366-6420 Herausgeber: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) Hamburg 2017 Umschlagabbildung Vorderseite: Maike Raap Umschlagabbildung Rückseite: Postkarte von Erich Lüth aus Nazareth, Israel, 1953, Quelle: Archiv der FZH Redaktion: Kirsten Heinsohn, Maike Raap, Yvonne Robel Satz und Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg 1. Auflage 2017 INHALT AXEL SCHILDT / KIRSTEN HEINSOHN Vorwort 7 ■ AUS DER FORSCHUNG FRANKA MAUBACH Unerhörte Begebenheiten LUSIR und die Innovationskraft der frühen Oral History 12 KIRSTEN HEINSOHN Erich Lüth schreibt Hamburger Geschichte 27 MORITZ LIEBEKNECHT »Wir ertrinken in der Sex-Welle« Hans Giese und der öffentliche Sexualitätsdiskurs in den sechziger Jahren 52 DAVID TEMPLIN Asyl in Hamburg? Flüchtlinge aus der Türkei und die Debatte um Asyl und Auslieferung in den frühen achtziger Jahren 68 ■ BERICHTE AUS DER FZH YVONNE ROBEL Nichtstun nach 1945 Zwischen Erziehung, Beratung und Inszenierung 88 ANDREA ALTHAUS Migration und Mobilität Neue Fragen an alte Interviews 105 MAIKE RAAP / YVONNE ROBEL »Glaubensfragen« Die FZH auf dem Historikertag 2016 in Hamburg 111 Verleihung der Medaille für Kunst und Wissenschaft an Axel Schildt Rede der Staatsrätin Dr. Eva Gümbel am 9. Mai 2016 113 ZEITGESCHICHTE IN 2016 HAMBURG · ZEITGESCHICHTE ■ TAGUNGSBERICHTE MORITZ LIEBEKNECHT Reichtum in Deutschland Akteure, Netzwerke und Lebenswelten im 20. Jahrhundert 118 SANDRA SCHÜRMANN Bilder von Nicht-Arbeit 128 ■ TÄTIGKEITSBERICHT 2016 135 VORWORT as für ein Jahr liegt hinter uns! Islamistischer Terror und zunehmen- W de Ängste in der Bevölkerung, Flüchtlingselend, Erosion der euro- päischen Gemeinschaft und transatlantischer Aufstieg eines chauvinisti- schen Rechtspopulismus, Angriffe autoritärer Regime auf die Presse freiheit und die Freiheit der Wissenschaft. Zeithistoriker und Zeithistoriker innen müssen sich für ihre Gegenwart interessieren, sonst könnten sie ihre pro- fessionelle Arbeit nicht ausüben. Zeitgeschichte als Problemgeschichte der Gegenwart zu betreiben, ist eine auch von uns anerkannte Forderung. Sie bedeutet aber nicht, sich vordergründig an den heutigen thematischen Konjunkturen zu orientieren, sondern die Zeitgeschichte epochal mit dem Blick auf ihre Folgen für uns zu verstehen. Vor diesem Hintergrund ist etwa unsere Reihe »›Wahlen allein machen noch keine Demokratie‹. Gespräche zur Geschichte der Bundesrepublik« zu sehen, die wir im Wintersemes- ter 2016 / 17 organisiert haben. Die Veranstaltungen dieser Gesprächsreihe wurden jeweils gemeinsam mit einem Kooperationspartner geplant und durchgeführt: dem DGB Hamburg, der Landeszentrale für politische Bil- dung, dem Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschich- te und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Wir haben die Schwerpunkte unserer Forschungen so angeordnet, dass der Nationalsozialismus und dessen sogenannte zweite Geschichte, der Umgang mit seiner Hinterlassenschaft nach 1945, eine feste Säule bilden. Mit zunehmender zeitlicher Distanz wird immer deutlicher, dass wir ohne deren Untersuchung gegenwartsblind wären. Entscheidend ist aber die Ein- bettung des Nationalsozialismus in den Kontext des gesamten 20. Jahrhun- derts. Er ist nicht auf die zwölf Jahre des NS-Regimes einzugrenzen und seine Erforschung darf nicht der allgemeinen Zeitgeschichtsschreibung konkurrierend entgegengestellt werden. Die über die politischen Regime- grenzen hinweg reichenden Biografien (s. den Beitrag von Kirsten Hein- sohn über den langjährigen Senatspressesprecher Erich Lüth auf S. 27), die Lebensgeschichten von »kleinen Leuten« im Übergang von den drei- ßiger Jahren bis in die fünfziger Jahre (s. den Beitrag von Franka Maubach über das legendäre LUSIR-Projekt auf S. 12) oder die Wahrnehmung des 7 AXEL SCHILDT / Nichtstuns über das 20. Jahrhundert hinweg (s. den Bei- KIRSTEN HEINSOHN VORWORT trag von Yvonne Robel auf S. 88) bieten dafür reichen Anschauungsunterricht. Gleiches gilt für das bereits 2011 abgeschlossene, interdisziplinäre Forschungspro- jekt zur transgenerationalen Weitergabe traumatischer Kriegserfahrung, das die FZH in Kooperation mit dem Universitätskrankenhaus Eppendorf durchgeführt hat. Das »Feuersturmprojekt« wurde von der Gerda-Hen- kel-Stiftung gefördert und wir freuen uns, dass es 2016 als eines der herausragenden Projekte der 40jährigen Stiftungsgeschichte hervorgehoben wurde. Unser zweiter Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Hamburgs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Fernziel einer zusammen- fassenden Darstellung, ähnlich wie sie die FZH 2005 bereits für »Hamburg im Dritten Reich« vorgelegt hat. Dafür sind allerdings noch erhebliche Anstren- gungen zu unternehmen, um zahlreiche Desiderata anzugehen. Einen Überblick über aktuelle Projekte und Publikationen aus diesem Bereich gab im letzten Jahr unsere Vortragsreihe »Ereignisse und Entwick- lungen. Neuere Forschungen zur Zeitgeschichte Ham- burgs«. Die Geschichte der Migration kennzeichnet nur eines der noch relativ wenig erforschten Felder der sozial- und kulturhistorischen Veränderungen in Hamburg (s. dazu den Beitrag von David Templin über türkische Exilanten auf S. 68). Dem Thema »Migration und Mobilität« widmet sich auch die neue Website der Werkstatt der Erinnerung (WdE), dem Oral-History- Archiv der FZH. Die hier präsentierten Interviews gewähren einen Einblick in die vielfältige Sammlung von Migrationserzählungen von Hamburgern und Hamburgerinnen. Mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen ist die FZH im Bereich der Forschungen zu Hamburgs Geschichte gut vernetzt, so arbeiten Kirsten Heinsohn 8 und Christoph Strupp seit 2016 an einem digitalen »Hamburg-Geschichts- buch« mit. Das »Hamburg-Geschichtsbuch« ist eine Website der Arbeits- stelle für Hamburgische Geschichte, der Behörde für Schule und Berufsbil- dung, der Körber-Stiftung und der Landeszentrale für politische Bildung. Epochentexte, Thementexte und Arbeitsmaterialien werden einen didak- tisch aufbereiteten Überblick über die Geschichte Hamburgs von der Vor- und Frühgeschichte bis ins späte 20. Jahrhundert bieten. Und schließlich beteiligt sich die FZH mit den Projekten unseres drit- ten Schwerpunkts »Jüngere und jüngste Zeitgeschichte« an den lebendigen internationalen Diskussionen zum Verständnis der unmittelbaren Vorge- schichte unserer Gegenwart. Zu erwähnen sind die laufenden Projekte zur Wahrnehmung und Reaktion in der Bundesrepublik und Westeuropa auf das südafrikanische Apartheid-Regime, zur frühen Hacker- und Mailbox- szene der achtziger Jahre und zum Sexualitätsdiskurs zwischen Wissen- schaft und Öffentlichkeit (s. dazu den Beitrag von Moritz Liebeknecht auf S. 52). Während des letzten Jahres wurden fünf, also ungefähr ein Drittel der laufenden Projekte abgeschlossen. Die übrigen, in der Regel längerfristig angelegt, darunter vier von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geför- derte Vorhaben, werden erfolgreich vorangetrieben. Zudem freuen wir uns, dass zwei Alexander-von-Humboldt-Preisträger ihr Preisgeld in einen Aufent halt an der FZH investieren: Astrid Eckert (University of Emory, Atlanta) forscht bei uns über die Geschichte der deutsch-deutschen Gren- ze, Detlef Siegfried (Universität Kopenhagen) wird ein Buch über »68« abschließen. Verabschiedet haben wir uns 2016 von unseren Wissenschaft- lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Andrea Althaus, Marc Lengow- ski und Lu Seegers. In der Werkstatt der Erinnerung begrüßen wir Lena Langensiepen, die sich in ihrem Dissertationsprojekt mit der Hamburger Geschichtswerkstättenbewegung der achtziger und neunziger Jahre befas- sen wird. Die Ergebnisse unserer Forschung werden vor allem in den drei Buch- reihen der FZH publiziert. Durch Sondermittel aus dem Strukturfonds der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG), der wir dafür sehr dankbar sind, war es möglich, in der Reihe »Hamburger Bei- träge zur Sozial- und Zeitgeschichte« ausnahmsweise drei Bände zu veröf- fentlichen: die Habilitationsschriften von Knud Andresen und von Claudia 9 AXEL SCHILDT / Kemper sowie den von Axel Schildt herausgegebenen KIRSTEN HEINSOHN VORWORT Sammelband über ausländische intellektuelle Einflüsse in der Bundesrepublik bis 1990; in der Reihe »Forum Zeitgeschichte« erschien eine Darstellung der Was- serwerke und der Stadtentwässerung in der Zeit des NS-Regimes von David Templin; in der Reihe »Ham- burger Zeitspuren« wurde eine Arbeit von Jessica Erdelmann unter dem Titel »›Persilscheine‹ aus der Druckerpresse« publiziert; sie bietet einen Überblick über die Presseberichterstattung zur Entnazifizierung und Internierung von NS-Tätern in der Besatzungszeit in Hamburg. Zudem schreitet unter der Leitung von Christoph Strupp die Retrodigitalisierung früherer Veröffentlichungen unseres Vorgängerinstituts, der Forschungsstelle der Geschichte des Nationalsozialis- mus, weiter voran. Die FZH hat mehrere internationale Tagungen und Workshops organisiert. »Reichtum in Deutschland. Akteure, Netzwerke und Lebenswelten im 20. Jahr- hundert« beispielsweise galt