Dipl. Soziologe Werner Hartl

Das Oberland-Gedenken am Schliersee

als umkämpfter Erinnerungsort

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Herausgeber: Gemeinnützige Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH Wilhelm-Leuschner-Straße 79 D-60329 Frankfurt am Main [email protected] www.respekt.tv

Autor: Werner Hartl studierte Diplom Soziologie, Volkswirtschaftslehre sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er arbeitet als Bildungsreferent im IG Metall Bildungszentrum Lohr am Main und leitete von 2007 bis 2016 das IG Metall Jugendbildungszentrum am Schliersee. Kontakt: [email protected]

Frankfurt und München – 27. Januar 2019

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1 Um was es geht ...... 4

2 Hintergründe zur Geschichte des Freikorps Oberland ...... 6

2.1 Niederschlagung der Münchner Räterepublik im April und Mai 1919 ...... 6

2.2 Gründung des Freikorps Oberland und dessen Rolle in München 1919 ...... 10

2.3 Die Kämpfe in Oberschlesien 1921 ...... 11

3 Phasen des Oberland-Gedenkens von 1921 bis heute ...... 17

3.1 Von der Grundsteinlegung 1921 bis 1945 ...... 17

3.2 Neuerrichtung gegen Widerstände und Einweihung – 1951 bis 1956 ...... 18

3.3 Etablierung im Schlierseer Festkalender – 1960er Jahre ...... 21

3.4 Ehre und Treue – 1968 bis 1990 ...... 24

3.5 Gärung und Klärung – 1990 bis 2010 ...... 27

3.6 Ausgrenzung und Distanzierung – 2010 bis heute...... 32

4 Exkurs: vom Oberland über Oberschlesien nach Auschwitz ...... 35

5 Perspektiven des Gedenkortes am Schlierseer Weinberg ...... 39

Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 43

3 •••••••••••• Der vorliegende Text basiert auf einem Vortrag, der im Rahmen der Veranstaltungsreihe „gedenken – umdenken – versöhnen. Das Annabergdenkmal in Schliersee“ des katholischen Bildungswerks im Landkreis Miesbach e.V. gehalten wurde. Titel der Veranstaltung, auf der Dr. Thomas Schlemmer und Dipl. Soziologe Werner Hartl sprachen, lautete „Die beiden Denkmäler von 1923 und 1956. Wie wirken sie in der Nachkriegszeit fort?“ .

4 •••••••••••• 1 Um was es geht

Dem Freikorps Oberland, das 1919 aus der republikfeindlichen und antisemitischen Thule- Gesellschaft hervorging, ist am Schliersee eine Gedenktafel gewidmet. Dieses Denkmal, sowie die jährlich stattfindende Ehrung der Gefallenen Freikorps-Kämpfer beim „Sturm auf den Annaberg“ in Oberschlesien, sorgen seit vielen Jahren für Kritik und Protest.

Der vorliegende Text soll einen Beitrag dazu leisten, sich ein Bild vom Charakter und der politischen Bedeutung des belasteten Gedenkortes machen zu können. Ziel ist es, eine kritische Meinungsbildung auf Grundlage historischer Quellen und der vorliegenden Rechercheergebnisse zu fördern.

Für ein Verständnis der Zusammenhänge ist es wichtig, die Gründungsgeschichte des Freikorps Oberland und dessen Rolle in der Frühphase der Weimarer Republik zu kennen. Es werden daher zu Beginn die Ereignisse des revolutionären Umbruchs bei Kriegsende 1918, zur Zeit der Münchner Räterepublik 1919 und bei der Auseinandersetzung in Oberschlesien 1921 in gebotener Kürze dargestellt und in Verbindung mit dem Freikorps Oberland gebracht.

Es folgt ein schlaglichtartiger Blick auf die Geschichte des Oberland-Gedenkens am Schliersee. Einzelne Phasen, mit dem sich über die Zeit wandelnden Charakter des Gedenkens, werden skizziert und benannt. Der Kategorisierung der Phasen liegt eine Analyse der Berichterstattung der regionalen sowie überregionalen Presse, Veröffentlichungen in der rechtsextremen Szene und Rechercheergebnisse des Autors zugrunde. Beleuchtet wird weiterhin das mit dem Oberland-Gedenken verbundene politische Umfeld der „Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland“.

Aus der Sichtung der Literatur und dem Aufspüren historischer Dokumente werden exemplarisch einzelne Rechercheergebnisse vorgestellt. Sie zeigen, wie ideologische und politische Verbindungslinien zu einer Verstrickung des Freikorps- und Bund Oberland mit dem Nationalsozialismus und dem System des „Dritten Reiches“ führten.

Im Schlusskapitel soll der Versuch unternommen werden die Bedeutung des Gedenkortes im politisch rechtsstehenden Lager zusammen zu fassen. Für die Diskussion zur möglichen Neugestaltung des Gedenkortes am Schliersee werden Eckpunkte benannt, die als Orientierung für Gestaltungsvorschläge dienen können.

5 •••••••••••• 2 Hintergründe zur Geschichte des Freikorps Oberland

Um das Oberland-Gedenken am Schlierseer Weinberg verstehen und bewerten zu können, sind grundlegende Kenntnisse über die Geschichte des Freikorps Oberland und dessen Aktionen in der Frühphase der Weimarer Republik erforderlich. Zwei Ereignisse spielen bei der Herausbildung der Ziele und des Charakters sowie den späteren politischen Aktionen des Freikorps Oberland eine entscheidende Rolle. Über die gewaltsame Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 und die Grenzkämpfe in Oberschlesien 1921 wird daher im Folgenden ein kurzer Überblick gegeben und mit der Geschichte des Freikorps Oberland in Verbindung gesetzt.

2.1 Niederschlagung der Münchner Räterepublik im April und Mai 1919

Angesichts der immensen Zahl an Gefallenen nach vier Jahren Stellungskrieg und der immer schlechter werdenden Versorgungslage, waren große Teile der Bevölkerung kriegsmüde. Die anfängliche Begeisterung für den Waffengang schlug nach und nach in ihr Gegenteil um. Schon im Frühjahr 1918 wurde beispielsweise durch die Streiks in Munitionsfabriken offensichtlich, dass Teile der Bevölkerung Bild 2: Kundgebung auf der Münchner Theresienwiese am 7. November 1918. die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelten. Im Herbst 1918 waren viele Soldaten nicht mehr bereit, sich sinnlos an der Front zu opfern. Sie wollten zurück zu ihren Familien, in denen sie schmerzlich vermisst wurden.

Den militärischen Oberbefehlshabern war die aussichtslose militärische Lage längst bewusst. Den drohenden Zusammenbruch an den Fronten vor Augen, drängte die Oberste Heeresleitung unter Hindenburg und Ludendorff den militärischen Oberbefehlshaber Kaiser Wilhelm II. im Spätsommer 1918 zu Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten.

Anfang November begann mit den Matrosenaufständen in Kiel ein revolutionärer Umbruch des gesellschaftlichen Systems. Die revolutionäre Stimmung griff nun auch auf Bayern über. Am 7. November 1918 wurde mit der Ausrufung des Freistaates die Monarchie in Bayern gestürzt und eine provisorische Regierung unter dem Ministerpräsidenten Kurt Eisner gebildet.

Zentrale Ziele der Politik Eisners waren permanente Mitbestimmung weiter Teile der Bevölkerung und Verwirklichung des Friedens nach Ende der Kampfhandlungen im November 1918. Kurt Eisner war der Meinung, der Weg für Frieden sei für immer sicher, da

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„wir die Schuldigen an diesem Weltverbrechen (…) so menschlich beiseite schoben, wie noch niemals, mit einer Rücksicht, die jene nicht verdient haben“ 1

Eisner versuchte in den folgenden Wochen zwischen Mehrheitssozialdemokraten (MSPD), die eine parlamentarische Demokratie anstrebten und unabhängigen Sozialdemokraten (USPD), den Verfechtern einer Rätedemokratie, zu vermitteln. Er glaubte, Rätesystem und Parlament könnten als unabhängige demokratische Institutionen nebeneinander bestehen. Die Räte würden sich mit der Zeit ganz von selbst durchsetzen und die Parlamente in der Machtausübung ablösen. 2

Bei den ersten demokratischen Wahlen zum bayerischen Landtag im Januar 1919 erlitt die USPD, die Partei Kurt Eisners, jedoch eine herbe Niederlage. Am 21. Februar 1919 wurde Eisner, bereits auf dem Weg zur Bekanntgabe seines Rücktritts, von dem nationalistisch gesinnten Attentäter Anton Graf von Arco auf Valley erschossen. Über die Motive des Attentäters gibt ein überliefertes Zitat Auskunft: Bild 3: Attentatsstelle Kurt Eisner im Februar 1919. „Eisner strebt nach Anarchie, er ist Bolschewist, er ist Jude, er ist kein Deutscher, er fühlt nicht deutsch, er untergräbt jedes deutsche Gefühl, er ist ein Landesverräter. (…) Ich hasse den Bolschewismus“ 3

Der Ermordung Kurt Eisners ging eine Welle antisemitischer Hetze und Verleumdungen voraus. Eine herausragende Rolle spielte hierbei die völkisch-antisemitische und republik- feindliche Thule-Gesellschaft, der auch der Attentäter Graf von Arco zugeordnet wird. Die Thule-Gesellschaft war eine Geheimorganisation, die im August 1918 aus dem antisemitischen Germanenorden 4 hervorging. Sie wurde nach dem Sturz der Monarchie 1918 zur wichtigsten gegenrevolutionären Kraft in München und entwickelte sich weiter zur zentralen Wegbereiterin der nationalsozialistischen Bewegung. Aus der Thule-Gesellschaft sollte auch das Freikorps Oberland hervorgehen.

Nach der Ermordung Eisners kam es zu einer Zuspitzung der Ereignisse. Der Zentralrat der bayerischen Republik, legitimiert durch den Rätekongress 5, übernahm die Regierungsgewalt. Am 17. März 1919 bildete der bayerische Landtag eine weitere, von der SPD geführte und von der Bayerischen Volkspartei (BVP) tolerierte Minderheitsregierung unter Einschluss von

1 Auszug aus der Rede Kurt Eisners vom 17. November 1918. Zitiert nach Weidermann 2017, Seite 72. 2 Vgl. Weidermann 2017, Seite 72. 3 Zitiert nach: Weyerer 1993, Seite 78 f. 4 Der 1912 gegründete Germanenorden war eine anti-jüdische Geheimorganisation, hatte eine rassisch reine deutsche Nation zum Ziel und forderte schon früh die Deportation von „Juden, anarchistischen Mischlingen und Zigeunern“. Goodrick-Clarke 2004, S. 114 ff. 5 Der bayerische Rätekongress setzte sich aus Mitgliedern der MSPD, USPD und der KPD zusammen.

7 •••••••••••• USPD-Vertretern. Die Mitglieder des von den Münchner Arbeiter- und Soldatenräten eingesetzten Zentralrats der bayerischen Republik riefen daraufhin, gestützt durch die Mehrheit der in Gewerkschaften und Parteien organisierten Arbeiterschaft, am 7. April die „Münchner Räterepublik“ aus.

Der revolutionäre Umbruch 1918, die erste Phase der Demokratisierung Bayerns, bis zu den Ereignissen unmittelbar nach der Ermordung Eisners, verlief bis dahin beachtlich unblutig. Dies änderte sich, als die von der SPD geführte Regierung unter Johannes Hoffmann nach Bamberg auswich und versuchte, die zuvor gebildete Räteregierung durch einen Angriff der „Republikanischen Soldatenwehr“ zu stürzen.

Dieser Angriff, der am 13. April 1919 begann, scheiterte am Widerstand der zur Verteidigung der Räteregierung gegründeten Münchner „Roten Armee“ 6 . Nach diesem militärischen Zwischenerfolg der Räterepublik übernahm der als gemäßigt geltende Führer der USPD, Ernst Toller, die Regierungsgewalt in München. Er drängte angesichts der katastrophalen Ernährungslage in der Stadt auf Verhandlungen. Die Bamberger Regierung unter Hoffmann lehnte jedoch jeden Kompromiss ab und wollte die Räteregierung in München nach wie vor militärisch niederringen. Zu diesem Zweck ging Hoffmann ein Bündnis mit reaktionären Kräften, unter ihnen auch die Freikorps, ein.

Am 30. April 1919 startete ein zweiter Vormarsch auf München. Der Beginn dieser militärischen Aktion war geprägt durch Gewaltexzesse und Morde durch Freikorps- und Reichswehreinheiten. Bereits im Münchner Umland fielen ganze Gruppen willkürlichen Erschießungen und Hinrichtungen zum Opfer. Beispielsweise wurden in Gräfelfing 52 russische Kriegsgefangene und in Perlach 12 Räteanhänger ermordet.

Unter diesem Eindruck der Bedrohung durch die vorstoßenden Freikorps- und Reichswehreinheiten, exekutieren Anhänger der Räterepublik im Hof des Luitpold- Gymnasiums zehn Gefangene, denen Spionagetätigkeit und Sabotage der Räteregierung vorgeworfen und teils nachgewiesen wurde. Bei den zehn Hingerichteten handelte es sich überwiegend um Mitglieder der Thule-Gesellschaft und deren Umfeld. Infolge dieser Ereignisse trieb die antisemitisch-antibolschewistische Hetze auf einen neuen Höhepunkt zu und heizte die Stimmung in den ohnehin radikalisierten und gewaltbereiten Freikorps weiter an.

Am 1. Mai 1919 wurde von Rudolf Egelhofer, dem Oberkommandierenden der Münchner „Roten Armee“, der Befehl erteilt, die Waffen niederzulegen. Ungeachtet dessen rückten an diesem 1. Mai Reichswehr- und Freikorpstruppen, so auch das Freikorps Oberland, in München ein. Während der Kämpfe um die Stadt waren Erschießungen von Gefangenen und

6 Diese Militäreinheiten wurden im April 1919 nach sowjetrussischem Vorbild gebildet und nach der dort bestehenden Roten Armee benannt. Sie sollten die Errungenschaften der Räterepublik verteidigen.

8 •••••••••••• gezielte Morde an Führungsfiguren der Rätebewegung an der Tagesordnung. Insgesamt schwanken die Angaben zu den Zahlen der Getöteten zwischen 557 und 1.200 Personen. Als sicher gelten etwa 650 Opfer, darunter allein 335 Zivilpersonen. Die meisten von ihnen starben infolge von sogenannten „Säuberungsaktionen“ 7 und nicht infolge der Kampfhandlungen. Diesen etwa 650 Getöteten standen bei den Reichswehr- und Freikorpstruppen gerade einmal 38 Gefallene gegenüber 8.

Bild 4: Plakat der Bayerischen Volkspartei von 1919. Bild 5: Lithographie von George Grosz von 1919 mit dem Titel „Fei erabend“.

Terror und Willkür setzten sich noch den ganzen Mai hindurch fort. Bei der Durchsuchung von Häusern nach Waffen und Räteanhängern waren Plünderungen, Beschlagnahmungen und Gewalt üblich. Berichte der Münchner Polizei belegen den Umfang solcher Übergriffe aus den Reihen der Freikorps. Anfang Mai wurden bis zu 100.000 Personen zeitweilig festgesetzt 9. Das entsprach etwa einem Sechstel der Münchner Bevölkerung, wobei zunächst kaum zwischen aktiven Anhängern der Räterepublik, Mitläufern und unbeteiligten Arbeitern unterschieden wurde. Ihre Verhaftung war regelmäßig von Beschimpfungen und körperlichen Misshandlungen begleitet. Wohnungen wurden willkürlich aufgebrochen, oftmals vollständig verwüstet und Sachwerte entwendet. Gerade diese Hausdurchsuchungen zählten zum zentralen Aufgabenbereich des Freikorps Oberland. Erst Anfang Juni 1919 kehrten wieder gesicherte Rechtsverhältnisse in der Landeshauptstadt ein.

7 Als „Säuberungsaktionen“ gelten Maßnahmen, bei denen politische Gegner, aber auch unbeteiligte, in der Regel ohne rechtlich abgesichertes Verfahren „beseitigt“, also ermordet wurden. 8 Zahlen siehe Hillmayr 1973, Seite 120 f. 9 Vgl. Hillmayr 1973.

9 •••••••••••• Ein Plakat der Bayerischen Volkspartei von 1919 bringt das in der Weimarer Zeit weit verbreitete diffamierende Bild von angeblichen „anarchistischen Zuständen“ während der Münchner Räterepublik zum Ausdruck (Bild 4). Die verharmlosende Darstellung eines „Ur- Münchners“ relativiert die tatsächlich stattgefundenen Übergriffe seitens der Freikorps- und Reichswehreinheiten. In politisch aufgeklärteren Kreisen wurden die Ereignisse durchaus kritischer gesehen. Eine Lithographie des Künstlers George Grosz ist Ausdruck dieser anklagenden Sichtweise (Bild 5). Zu sehen ist in der rechten Bildhälfte ein Vertreter der „Befreier“ Münchens. Dieser Reichswehr- oder Freikorpskämpfer blickt vor der düsteren Stadt-Silhouette auf einen leblosen, am Isarufer liegenden, offensichtlich misshandelten, Körper.

Der Schriftsteller Oskar Maria Graf, Augenzeuge der gewaltsamen Niederschlagung der Münchner Räterepublik, beschreibt die Stimmung in seinem autobiografischen Roman „Wir sind Gefangene“:

"jetzt fing bei den Soldaten eine wahre Treibjagd auf verdächtige Zivilisten an. Ein furchtbares Denunzieren setzte ein. Kein Mensch war mehr sicher. Wer einen Feind hatte, konnte ihn mit etlichen Worten dem Tod überliefern. Jetzt waren auf einmal wieder die verkrochenen Bürger da (…). Wahrhaftig gierig suchten sie mit den Augen herum, deuteten dahin und dorthin, rannten einem Menschen nach (…), spuckten, stießen wie wild geworden und schleppten den Halbtot geprügelten zu den Soldaten." 10

2.2 Gründung des Freikorps Oberland und dessen Rolle in München 1919

Das Freikorps Oberland wurde im April 1919, unmittelbar vor der gewaltsamen Nieder- schlagung der Räterepublik, von dem Gründer der Thule-Gesellschaft, Rudolf von Sebottendorf, gegründet. Dem Freikorps gehörten zunächst vorwiegend Mitglieder des Thule-Kampfbundes, der Kampforganisation der Thule-Gesellschaft, an. Neu angeworbene Freiwillige stammten zum Teil aus der Gegend um Miesbach. Der Namenszusatz Oberland nimmt Bezug auf die geographische Lage Miesbachs, dem „Oberland“ im Süden Münchens.

Die Zentrale des Freikorps Oberland wurde in den Räumen der Thule-Gesellschaft im Hotel Vier Jahreszeiten eingerichtet. Dort residierten auch andere nationalistische Gruppen wie etwa der „Alldeutsche Verband“ oder die „Deutsche Arbeiterpartei“ (DAP), die sich kurz darauf in NSDAP umbenennen sollte. Die Redaktionsräume des „Münchner Beobachter“, der sich etwas später „Völkischer Beobachter“ nannte, waren ebenso dort untergebracht.

Nach Abschluss der eigentlichen Kampfhandlungen in München wurde das auf 1.000 Soldaten angewachsene Freikorps Oberland zur Sicherung von Straßen und Plätzen sowie für

10 Graf 1994, Seite 448.

10 •••••••••••• Hausdurchsuchungen eingesetzt. Der Kopf der Thule- Gesellschaft, Rodolf von Sebottendorf, hielt die Fäden des Freikorps Oberland in der Hand. Sein Ziel war keineswegs die Republik zu retten. Es ging ihm vielmehr darum, seine vermeintlichen Feinde, also „Juden“ und „Bolschewisten“, zu bekämpfen und eine völkische Diktatur zu errichten. Der Charakter und die politische Motivation des Freikorps Oberland wurzelt in diesem tiefsitzenden Antisemitismus und Antibolschewismus. Bild 6: Das Erinnerungszeichen des Freikorps Ein Zitat eines Oberland -Aktivisten aus den frühen Oberland an dessen Einsatz in München 1919 mit stilisiertem Hakenkreuz. 1920er Jahren verdeutlicht, um was es der Führungs- riege des Freikorps Oberland tatsächlich ging:

„Da sammelte ein Beherzter handfeste Burschen um sich, um (…) das Land von dieser Gottesgeißel des jüdischen Mammons zu befreien (…) ‚Oberland‘ heißt sich die Schar (…). Die wahrhaft Schuldigen an Münchens Räteherrschaft, die Führer = Schürer und Hetzer, die Juden, (…) das sind unsere wahren Feinde, ihnen gilt unser Kampf!“ 11 .

Die organisatorisch und inhaltlich ausgesprochen enge Verbindung zur Thule-Gesellschaft und zur frühen nationalsozialistischen Bewegung findet sich auch in der Symbolik des Freikorps Oberland wieder: das Erinnerungszeichen für den Einsatz in München 1919 zeigt ein stilisiertes Hakenkreuz, gekreuzte Schwerter und die Runenkombination der Thule- Gesellschaft (Bild 6).

Das Gedenken an die Taten des Freikorps Oberland beschränkte sich nicht nur auf Erinnerungszeichen wie diese Anstecknadel. Der antidemokratischen Motivation des Freikorps Oberland wurde bei den jährlichen Gedenkfeiern auch am Schliersee gefolgt.

2.3 Die Kämpfe in Oberschlesien 1921

Nach der Niederlage im ersten Weltkrieg musste das Deutsche Reich territoriale Verluste akzeptieren. Der neu gebildete polnische Staat erhob Anspruch auf Oberschlesien. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags fand in Oberschlesien, das nach Kriegsende dem Völkerbund unterstellt worden war, am 20. März 1921 eine Volksabstimmung über die

11 Zitiert nach: Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland 1974, Seite 27 f.

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Bild 7: Sprachen in Schlesien 1905/06: deutschsprachige Mehrheiten (rot ) und polnischsprachige Mehrheiten (blau ). staatliche Zugehörigkeit des Gebiets statt. Wie das Bild 7 zeigt, waren im Jahr 1905/06 vor allem die ländlichen Gebiete Oberschlesiens polnischsprachig geprägt (blaue Farbe). Lediglich in den Städten und Industriezentren Oberschlesiens hatte die deutschsprachige Bevölkerung einen höheren Anteil (rote Farbe).

Der Volksabstimmung ging ein propagandistisch aufgeheizter Abstimmungskampf voraus. Die aus polnischer Sicht seit Jahrhunderten währende deutsche Unterdrückungspolitik gegenüber der polnischsprachigen Bevölkerung war ein wichtiges Element in der polnischen Propaganda. Ein Plakat aus dieser Zeit arbeitet mit diesem populären Bild. Es zeigt einen polnischen Arbeiter, der auf seinem Rücken je einen Vertreter des deutschen Großbürgertums, des preußischen Militärs und der deutschen Justiz trägt (Bild 8). Der in polnischer Wahrnehmung seit jeher in Richtung Osten ausgreifende deutsche Expansionsdrang wurde ebenso thematisiert. Für das wirtschaftliche Überleben des neuen

Bild 8: Polnisches Plakat zur polnischen Staates war die durch Bergbau und Stahlindustrie Abstimmung in Oberschlesien geprägte Region, vor allem im Osten Oberschlesiens, von 1921. Ein polnischer Arbeiter trägt auf seinem Rücken je einen größter Bedeutung. Vertreter des deutschen Bürgertums, des preußischen Auf deutscher Seite kamen in der Abstimmungspropaganda Militärs und der Justiz. völkisch-nationalistische sowie rassistische Argumente zum

12 •••••••••••• Tragen. „Den Polen“ wurden negative Eigenschaften wie etwa Arbeitsunwilligkeit unterstellt. Während der folgenden Kämpfe in Oberschlesien wurden zudem Instrumentarien antijüdischer und antibolschewistischer Propaganda erprobt und perfektioniert. Gegen das sogenannte „Ostjudentum“ wurde mit Hetzkampagnen Stimmung gemacht. Juden in aller Welt wurden als die wahren Provokateure und Profiteure der Kämpfe hingestellt.

Hakenkreuzfahnen und antisemitische Parolen waren zu sehen und zu hören. In einem Aufruf zur Unterstützung der freiwilligen Kampfeinheiten in Oberschlesien heißt es:

„Oberschlesien brennt! Die wohlbekannten Gaukler sind wieder am Werke. (…) Wer hätte die Stirn diese Tatsachen zu leugnen? Nur das schmutzige Volk der Schieber und Wucherer, das keine Not und kein Elend kennt!“ 12

Mit den „wohlbekannten Gauklern“ und dem „schmutzigen Volk der Schieber und Wucherer“ sind unzweifelhaft und in abwertender Absicht Juden gemeint. Es kommt auch Angst vor einer diffusen Bedrohung durch „unzivilisierte Horden“ aus dem Bild 9: Plakat der „Osthilfe“ von 1919. „In den Osten zum Vorschein. Thematisch dargestellt ist Kämpfen an der deutschen Ostgrenze, die bis in die 20er Jahre dauern, brechen alte Wunden auf. Polen dies auf einem Plakat mit der Überschrift „Die geht es um nationale Selbstbestimmung, bei den Deutschen zeigt sich eine uralte Angst vor Heimat ist in Gefahr!“. Ein asiatisch anmutender Einbrüchen aus dem Osten.“ Schädel mit stilisierter Pelzmütze bedroht die „heimische“ Bevölkerung (Bild 9).

Im Ergebnis der Auseinandersetzung stimmten etwa 60% der Abstimmungsberechtigten für den Verbleib beim Deutschen Reich. Das Abstimmungsergebnis scheint allerdings nur auf den ersten Blick eindeutig. Sieht man sich das Abstimmungsverhalten in einzelnen Orten oder Verwaltungsbezirken an, ergibt sich ein weit weniger eindeutiges Bild eines Flickenteppichs mit sich abwechselnden Mehrheiten (Bild 10 und Bild 11 ).

Zur Abstimmung waren auch deutsche Staatsbürger zugelassen, die aus der Region Oberschlesien stammten, ihren Wohnsitz mittlerweile aber in anderen Teilen des Reiches hatten. Dies sorgte für Unmut auf polnischer Seite. Kurz nach Bekanntgabe des

12 Zitiert nach: Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland 1974, Seite 29 f.

13 •••••••••••• Abstimmungsergebnisses begann am 3. Mai 1921 der sogenannte „dritte Aufstand“ 13 polnischer irregulärer Einheiten, um den Anschluss an Polen gewaltsam durchzusetzen. Durch die Mobilisierung aufgelöster Freikorps bildeten sich auch deutsche Kampfverbände, unter denen sich das Freikorps Oberland befand. Am 21. Mai 1921 nahm das Freikorps

Bild 10 : Abstimmungsergebnis nach Kreisen: Orange : Mehrheit für einen Verbleib im Deutschen Reich, Gelbgrün : Mehrheit für eine Angliederung an Polen. Der Ort St. Annaberg liegt im Kreis „Groß Strehlitz“.

Oberland den St. Annaberg ein, der als wichtige Befestigung der polnischen Auf- ständischen galt. Bei den Kämpfen in Ober- Bild 11 : Abstimmungsergebnis nach Orten in einer zeitgenössischen Darstellung. Blau : Mehrheit für einen schlesien wurden auf beiden Seiten zahlreiche Verbleib im deutschen Reich. Rot : Mehrheit für die Angliederung an Polen. Verbrechen, auch an der Zivilbevölkerung, begangen.

Das Reichskommissariat für Überwachung der öffentlichen Ordnung stufte das Freikorps Oberland als hochgefährlich und kriminell ein:

„Die Angehörigen des Freikorps Oberland vor allem waren es, die (…) die große Anzahl strafbarer Handlungen begangen haben (…). Vor allem aber hat sich in den aus dem Korps Oberland hervorgegangenen Nachrichtenstellen ein reines Verbrechertum ausgebildet.“ 14

Ihnen wurde vorgeworfen, Diebstähle, Veruntreuungen, Unterschlagungen und Raub- überfälle begangen zu haben. Die Angehörigen dieser „Nachrichtenstellen“ sollen mit gefälschten Polizeiausweisen Beschlagnahmungen durchgeführt und von Dorfbewohnern

13 Im Gebiet Oberschlesien kam es von 1919 bis 1921 zu drei „polnischen Aufständen“. Aus Sicht der polnisch-nationalistischen Freischärler ging es jeweils um nationale Selbstbestimmung der Polen und die Befreiung von der Unterdrückung durch die deutsche politische und wirtschaftliche Elite. Ziel dieser Bewegung war es, Oberschlesien an die polnische Republik anzugliedern. Auslöser des ersten „Aufstands“ war ein von der deutschen „Schwarzen Reichswehr“ durchgeführtes Massaker an streikenden Bergarbeitern, bei dem 10 polnische Arbeiter ums Leben kamen. Anlass für den zweiten „Aufstand“ waren gewaltsame Übergriffe von prodeutschen Demonstranten gegenüber polnischen Geschäften und Einrichtungen. 14 Sauer 2010, Seite 1.

14 •••••••••••• Geld erpresst haben. Sie führten außerdem „standrechtliche Exekutionen“ an vermeint- lichen polnischen Spionen durch. So etwa geschehen im Fall des Krappitzer Hoteliers Wilhelm Walenczyk, der als mutmaßlicher polnischer Spion verhaftet und in einem Wald hingerichtet wurde. 15

Hans Weber, der in den 1970er Jahren die „Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland“ führen sollte, schreibt in einem Erlebnisbericht über die Einsätze des Freikorps Oberland in Oberschlesien:

„In jeder Stadt, in jedem Ort, welche wir erstürmten, von den polnischen Banden säuberten und befreiten, war stets die erste Frage bei den Einwohnern, beim Bürgermeister, ‚wie war die Abstimmung?‘, wieviele deutsche und polnische Stimmen? Von dieser Auskunft war weitgehend unser Verhalten, unsere Sicherungsmaßnahmen bestimmt.“ 16

Das Reichskommissariat stellte zudem eine äußerst bedrohliche Ansammlung rechtsradikalen Potentials im Freikorps Oberland fest, die im Falle eines Rechts- putsches Verwendung finden würden.

Die in ihrer politischen Program- matik noch recht vagen Freikorps aus der gesamten Republik trafen nach den Kämpfen von 1919, dem „Kapp-Putsch“ 1920, der Nieder- schlagung des „Ruhr-Aufstands“ Bild 12 : Bereits bei ihrem Kampfeinsatz in Oberschlesien 1921 standen die „Oberländer“ der NS-Bewegung nahe. Gedenkstein zu Ehren der 1920 und den Kämpfen im Baltikum „Erstürmer“ de s Annaberges. 1919/1920 in Oberschlesien wieder zusammen. Die völkisch-nationalistischen Einflüsse hätten, so Bernhard Sauer, besonders im Fall des Freikorps Oberland als militärischer Ableger der Thule-Gesellschaft gefruchtet. 17 Einige Oberländer in führenden Positionen waren bereits vor den Ereignissen in Oberschlesien Mitglied der jungen bayerischen NSDAP geworden. So etwa der spätere Kommandeur der „SS-Leibstandarte “, Josef „Sepp“ Dietrich oder der spätere künstlerische Berater Heinrich Himmlers, Karl Diebitsch. Zeugnis hiervon ist beispielsweise auch die Verwendung des Hakenkreuzes auf einem Gedenkstein zu Ehren der „Erstürmer“

15 Sauer 2010, Seite 20. 16 Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland 1974, Seite 55. 17 Sauer 2010, Seite 10.

15 •••••••••••• des Annaberges (Bild 12). Einer der wichtigsten Organisatoren des oberschlesischen Selbstschutzes, Heinz Oskar Hauenstein, beschrieb dessen Gesinnung:

„Das Freikorps Oberland verbreitete als einziges die Idee des Nationalsozialismus bereits während des 3. polnischen Aufstandes in O[ber]S[chlesien] zu einer Zeit, als die anderen Freikorps nicht einmal Hitlers Namen kannten.“ 18

Fasst man den Werdegang des Freikorps Oberland zusammen, so ist festzu- halten, dass es in seiner Gründungs- phase durch die Thule-Gesellschaft politisch dominiert wurde. Bei den Kämpfen in Oberschlesien war die Nähe des Freikorps zum Nationalsozialismus offensichtlich bereits bekannt. Das Freikorps Oberland trug zur Verbreitung des Antisemitismus und der NS-Ideologie Bild 13 : Königsplatz in München, 10. Jahrestag des Hitler- unter den Freikorps in Oberschlesien Ludendorff-Putsches von 1923. Freikorps übergeben ihre Fahnen an den Stabsführer der SA, Ernst Röhm. bei.

Nach seinem Einsatz in Oberschlesien wurde das Freikorps Oberland aufgelöst und gegen Ende des Jahres 1921 als Bund Oberland e.V. neu gegründet. In der Folge kam es zu diversen Richtungsstreitigkeiten und Abspaltungen. Der Veterinärarzt Friedrich Weber übernahm die Führung der übriggebliebenen Oberländer. Er verfolgte nun einen Kurs der Annäherung an die radikalen nationalen Kräfte im Umfeld von Ernst Röhm und Adolf Hitler. 1923 ging der Bund Oberland im „Deutschen Kampfbund“ ein Bündnis mit der NSDAP ein und unterstellte sich der Befehlsgewalt Hitlers. Die aktive Beteiligung am Hitler-Ludendorff-Putsch im November 1923 führte schließlich zum Verbot des Bund Oberland und zur Inhaftierung Friedrich Webers in der Festung Landsberg.

Nach der Aufhebung des Verbots wurde der Bund Oberland 1925 neu gegründet. Wieder auftretende Richtungsstreitigkeiten führten zu weiteren Abspaltungen. Ein Teil der ehemaligen Oberländer schloss sich dem Nationalbolschewisten Ernst Niekisch an. Unter der Führung des ehemaligen Stabschefs des Freikorps Oberland beim Einsatz in Oberschlesien, Josef „Beppo“ Römer, suchte ein anderer Teil die Nähe zum national gesinnten Flügel der KPD.

18 Zitiert nach: Institut für Zeitgeschichte München – . Aktenzeichen ZS-1134, Seite 4. Aktennotiz Heinz Förster zu einem Gespräch mit Heinz Oskar Hauenstein vom 18.07.1956 in München.

16 •••••••••••• Der Bund Oberland versank spätestens ab 1930 in der politischen Bedeutungslosigkeit. Er trat 1933 zum letzten Mal offiziell in Erscheinung. In einer feierlichen Zeremonie zum 10. Jahrestag des Hitler-Ludendorff-Putsches wurden die Oberland-Fahnen dem Stabsführer der SA, Ernst Röhm, übergeben (Bild 13).

3 Phasen des Oberland-Gedenkens von 1921 bis heute

3.1 Von der Grundsteinlegung 1921 bis 1945

Enge persönliche Verbindungen des Schlierseer Bürgermeisters Hans Miederer zum Bund Oberland führten zur Wahl des Gedenkortes in der Marktgemeinde Schliersee. Schon im Juli 1920, also bereits 10 Monate vor den Kämpfen in Oberschlesien, gab es die ersten Pläne für ein Denkmal. Beachtlich ist also, dass sich der Bund Oberland weit vor dem heute bekannten Gedenkanlass, dem „Sturm auf den Annaberg 1921“, schon um ein Denkmal für ihre Kämpfer bemühte. Die Inschrift des geplanten Denkmals sollte lauten:

„Den 53 im Kampf für deutsche Erde anno 1920 in Oberschlesien gefallenen Oberländern zum andauernden Gedenken.“

Unklar bleibt, welchen Gefallenen eigentlich gedacht werden sollte. Die Namen der Kämpfer und die Umstände ihres Todes oder gar das zugrundeliegende Ereignis sind nicht bekannt. Die Formulierung „Kampf für deutsche Erde“ verrät die Intention des Gedenkens. Den Akteuren ging es nicht um Totengedenken im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr um eine ideologische Verklärung im Geiste des Freikorps Oberland. Es sollte eine Weihestätte für dessen Kampf um das Deutschtum geschaffen werden.

Unklar war zudem, wie der Gedenkort gestaltet werden sollte. Um Zeit zu gewinnen, fand im Herbst 1921 lediglich die Grundsteinlegung statt. Es vergingen noch zwei weitere Jahre, bis das nötige Geld zusammengesammelt und die Pläne zur Errichtung von den Behörden genehmigt wurden. In dieser Zeit tauchten weitere Gestaltungsvorschläge auf, die wiederum verworfen wurden. Zur Ausführung kam der ursprünglich von Willy Maurer skizzierte Entwurf von 1920. Die damals geplante Inschrift wurde leicht modifiziert und mit dem Zusatz „Sie werden wieder auferstehen“ ergänzt.

Zur Einweihung im September 1923 waren Oberland-Kämpfer, Angehörige rechtsextremer Organisationen wie dem Stahlhelm sowie Einheiten der SA angetreten. Hans Miederer sorgte dafür, dass Schliersee festlich geschmückt und die Gäste freundlich empfangen wurden. Unter anderem nahmen Erich Ludendorff, Hermann Göring und Bund Oberland-Führer Friedrich Weber die Paraden ab. Nur wenige Wochen nach der Einweihung des Oberland- Denkmals marschierte der Bund Oberland am 8. und 9. November 1923 an der Seite der Putschisten Hitler und Ludendorff zur Feldherrnhalle.

17 •••••••••••• Zu den Jahrestagen der Kampfhandlungen am oberschlesischen Annaberg trafen sich in den Folgejahren Oberland-Kämpfer, national gesinnte Kameraden sowie Abordnungen von SA und SS. Auch Adolf Hitler selbst stattete dem Oberland-Denkmal 1927 einen Besuch ab. Wie das Bild 14 zeigt, wurde die Gedenktradition auch zusammen mit

Bild 14 : Allgemeine SS bei der Gedenkfeier 1935 Abordnungen der allgemeinen SS fortgeführt. Der Freikorps-Oberland-Mythos wurde 1933 bis Kriegsende 1945 gepflegt und in nationalsozialistischem Sinne überhöht: Die „Oberländer“ und die NS-Bewegung konnten schließlich auf gemeinsame völkisch- nationalistische Wurzeln zurückblicken.

Nach Friedrich Webers Interpretation wurden die Oberland-Kameraden zu Blutzeugen der nationalsozialistischen Bewegung. Er fasste in einem 1936 herausgegebenen Schliersee- Reiseführer die Rolle des Freikorps Oberland beim Aufstieg der NSDAP wie folgt zusammen:

„Zum Gedenken an seine 52 im Frühjahr 1921 bei den Abwehrkämpfen in Oberschlesien gefallenen Kameraden hat Oberland in den schwersten Monaten des Jahres 1923 diesen Gedenkstein auf dem Weinberg in Schliersee errichtet. Der Opfertod dieser und seiner anderen Toten in München, an der Ruhr und in der Pfalz hat seine Erfüllung im Nationalsozialismus durch die Schaffung des Dritten Reiches gefunden.“ 19

Die enge Verbindung zur NS-Bewegung sorgte wohl auch dafür, dass das 1923 errichtete Denkmal nach Kriegsende 1945 entfernt wurde. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war die Rede davon, dass „die Polen“ mit ihren deutschen „Helfershelfern“ das Denkmal zerstört hätten. Behauptet wurde auch, die Amerikaner hätten den Steinquader „gesprengt“. Es kursierten später Aussagen SPD-naher Zeitzeugen, die gesagt haben sollen: „Das waren wir schon selber!“. Die genauen Umstände der Entfernung und Zerstörung des Denkmals konnten in den Archiven nicht ermittelt werden. Klar ist, dass das Denkmal bereits wenige Wochen nach Kriegsende nicht mehr existierte.

3.2 Neuerrichtung gegen Widerstände und Einweihung – 1951 bis 1956

Ab etwa 1951 wurde die Errichtung eines neuen Denkmals am Schlierseer Weinberg von national gesinnten betrieben. Gemeinderat und Bürgermeister sperrten sich gegen ein Oberland-Gedenken am Ursprungsort des Denkmals am Weinberg um „politische Tendenzen“

19 Müllner 1936, Seite 19. Die Auflistung der Regionen nimmt Bezug auf folgende Ereignisse: Niederschlagung der Räteregierung in München 1919, Niederschlagung des sogenannten Ruhraufstandes im Frühjahr 1920 sowie die Bekämpfung separatistischer Bestrebungen in der Pfalz 1923/1924.

18 •••••••••••• zu vermeiden. In Einigkeit mit alten Oberland-Kämpfern setzte sich die Kirchengemeinde über diese Bedenken hinweg und ermöglichte die Anbringung einer neuen Gedenktafel an der Südmauer der St. Georgs Kapelle.

Als wichtigste treibende, scheinbar überparteiliche, Kraft in der Auseinandersetzung um die Wiedererrichtung trat der Redakteur des Miesbacher Merkur, August Bierling in Erscheinung. Er bemühte sich im Landkreis Miesbach um Unterstützung des Gedenkprojekts. Mit Bierling habe man allerdings, so Dr. Thomas Schlemmer vom Institut für Zeitgeschichte, „den Bock zum Gärtner gemacht“ 20 . Bierling war NS-Funktionär und in den Jahren 1932/33 Kreisleiter der NSDAP in Bad Aibling. Somit kann er keineswegs als un- oder überparteilich angesehen werden.

Am Pfingstmontag, den 21. Mai 1956 fand die Einweihung des neuen Denkmals am Schlierseer Weinberg statt. Die Gedenktafel wurde, wie es in der Regionalzeitung „Neuer Miesbacher“ vom 22. Mai 1956 heißt, der Pfarrgemeinde St. Sixtus „in treue Obhut“ übergeben. Die Inschrift lautet nun:

„Freikorps Oberland. Dem Gedenken seiner 52 im Freiheitskampf um Oberschlesien anno 1921 gefallenen Kameraden. Sie werden wieder auferstehen.“

Zu der Veranstaltung hatte Ernst Horadam, ehemaliger Führer des Freikorps Oberland, eingeladen. Die Festfolge sah zum Auftakt eine Feldmesse vor. Die beiden offiziellen Ansprachen hielten Viktor Tschauder, Vorsitzender der bayerischen Landsmannschaft der Oberschlesier sowie Karl Diebitsch. Letzterer hatte auch den Auftrag für die Gestaltung der Gedenktafel erhalten. Mit dabei waren, laut Miesbacher Merkur, Angehörige des ehemaligen Freikorps Oberland , „die da zum Teil aus weitem Umkreis zusammenkamen“ . Ebenso anwesend waren Oberschlesier, die „zahlreich an der Feier teil[nahmen]“ . Bild 15 : Einweihung des Denkmals am 21. Mai 1956 durch Pfarrer Josef Wiedholz. Auf Bild 15 ist zu sehen, wie die Gedenktafel wieder als Weihestätte inszeniert wird. Pfarrer Wiedholz hielt von nun an bis in die 1990er Jahre den Feldgottesdienst ab. Der Grund für sein offensichtlich starkes Engagement ist sicherlich in Wiedholz’ familiärer Geschichte zu suchen. Sein um fünf Jahre älterer Bruder, Ludwig Wiedholz, war 1921 bei den Kämpfen in Oberschlesien als 16-Jähriger dabei. Zum Zeitpunkt der Rückkehr seines älteren Bruders aus Oberschlesien war Josef Wiedholz erst 11 Jahre alt.

20 Zitat Dr. Thomas Schlemmer: aus Miesbacher Merkur vom 20. Juli 2018

19 •••••••••••• Um der Frage näher zu kommen, welche Intention die Träger des Oberland-Gedenkens verfolgten, lohnt sich ein Blick auf die Lebensläufe der bei der Einweihung wichtigen Akteure aus dem Kreis der Oberländer:

Ernst Horadam führte bereits bei der gewaltsamen Niederschlagung der Münchner Räterepublik das Freikorps Oberland an. Ebenso wie 1919 in München war er als Kommandeur an den Aktionen in Oberschlesien 1921 beteiligt. Horadam war es auch, der im Herbst 1921 mit dem Schlierseer Bürgermeister Miederer die Grundsteinlegung des ersten Denkmals vornahm. Zur Einweihung desselben nahm er 1923 zusammen mit Hermann Göring, Erich Ludendorff und Friedrich Weber die Parade von Freikorps- und SA-Einheiten ab. Horadam beteiligte sich am Aufbau des Bund Oberland als Nachfolgeorganisation des Freikorps Oberland. 1921 wurde er in dessen Bundesleitung gewählt und 1922 stellvertretender Geschäftsleiter. Der Bund Oberland war in dieser Phase enger Verbündeter und Unterstützer der noch jungen nationalsozialistischen Bewegung in Bayern. Horadam hatte in den späten 1920er Jahren auch bei dem als republik- und demokratiefeindlich anzusehenden „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ eine führende Position inne. In der Zeit des NS-Regimes war er Obersturmbannführer der SA und später Stabsführer der SA-Brigade Unterfranken.

Karl Diebitsch war ebenso wenig wie August Bierling und Ernst Horadam ein unbeschriebenes Blatt. Er trat bereits 1920 in die NSDAP ein und war 1921 Kompanieführer des „Sturmzug Tirol“ bei den Kämpfen in Oberschlesien. Durch seine heroisierenden zeichnerischen Darstellungen des Soldatentums beim „Sturm auf den Annaberg“ trug er zur Ausgestaltung des Oberland-Mythos bei. Diebitsch war während der Zeit des Nationalsozialismus eine erstaunlich steile Karriere vergönnt. Er trat 1933 in die SS ein, stieg zum engen künstlerischen Berater Heinrich Himmlers auf, leitete die Porzellanmanufaktur Allach, einem Außenlager des KZ Dachau, durchlief weitere Karrierestufen und war zuletzt SS-Oberführer der allgemeinen SS.

Als ehemalige Führungsfiguren des Freikorps Oberland und des Bund Oberland waren Ernst Horadam und Karl Diebitsch die antidemokratischen Ziele, die völkisch-antisemitische Agitation sowie die brutale militärische Praxis des Freikorps bei seinen Einsätzen bestens bekannt.

Das Gedenken am Schliersee in den 1950er Jahren ist von den ideologisch gefestigten Ansichten der Oberland-Akteure dieser Zeit nicht zu trennen. Zum 25. Jahrestag des „Sturms auf den Annaberg“ wird dem von der Täter-Generation überlieferten verklärenden Erzählung gefolgt. Der „Neue Miesbacher“ wärmt diesen Oberland-Mythos im Mai 1956 neu auf:

„…durch das heiße Gefecht am Annaberg [wurde] das freie Selbstbestimmungsrecht in dem von polnischen irregulären Banden überfallene Oberschlesien wiederhergestellt.“

20 •••••••••••• 3.3 Etablierung im Schlierseer Festkalender – 1960er Jahre

Um das Oberland-Gedenken auf Dauer wieder etablieren zu können, wurde es nötig, neue, positive Bezüge herzustellen. In den 1960er Jahren wurde ein Teil des altbekannten Oberland-Mythos in scheinbar unpolitischer Weise mit neuen Themen verbunden und reaktiviert. Wichtigstes Element war der Bezug zur oberschlesischen Heimat und der dort geflohenen oder vertriebenen Bevölkerung.

Die alten Kameraden der Oberländer suchten neue Unterstützer und die aus Oberschlesien Geflüchteten oder Ver- triebenen suchten Anschluss an die Bevölkerung ihrer neuen Heimat. Diese Verbindung der Freikorps- und Bund Oberland-Kameraden zu Vertriebenen- verbänden konnte genutzt werden, um sich

Bild 16 : Zeitungsausschnitt aus der Schlesischen selbst als „Kameradschaft“ und das Landesausgabe der Deutschen National-Zeitung aus dem Oberland-Gedenken wieder zu etablieren. Jahr 1971. Die National-Zeitung war die Wochenzeitung des DVU Gründers Gerhard Frey. Auch ideologisch standen sich die beiden Lager nahe. Das Thema „Erinnerung an, Verteidigung und Rückgewinnung der oberschlesischen Heimat“ konnte von allen ohne Vorbehalte vertreten werden. In der Charta der Heimatvertriebenen des Bundes der Vertriebenen (BdV) wird die Forderung erhoben:

„Wiedervereinigung aller Teile Deutschlands in Freiheit und Frieden (…), für die Erhaltung des Volkstums der Deutschen unter fremder Herrschaft.“ 21

Die Anerkennung der bestehenden Grenzen in Europa wurde vom BdV entschieden abgelehnt. Die revisionistische Programmatik des BdV, dem auch die Landsmannschaft der Oberschlesier angehörte, war bei den alten Freikorps-Kameraden sowie den Vertretern des neo- faschistischen Lagers von Deutscher Volksunion (DVU) und Nationaldemokratischer Partei (NPD) anschlussfähig. Ein Zeitungsausschnitt aus dem DVU-Blatt National-Zeitung gibt einen Eindruck von der revisionistischen Haltung dieser Zeit (Bild 16 ).

Um die Akzeptanz in der Mitte der Gesellschaft nicht zu verspielen, wurde zumindest in öffentlichen Bekundungen ein allgemeinerer Ton angeschlagen. In Meldungen der regionalen Presse aus den 1960er Jahren finden sich, im Gegensatz zur Einweihung 1956, versöhnliche Töne. Zwar wurde der Anspruch auf die verlorenen Gebiete nicht aufgegeben, der Kampf um die Heimat aber dürfe

21 Mecklenburg 1996, Seite 348.

21 ••••••••••••

„nicht mehr mit der blanken Waffe aus Eisen, sondern nur mit den friedlichen Mitteln der Diplomatie und dem überzeugenden Argument des Rechtes geführt werden“. 22

Die Bildunterschrift im dazugehörenden Artikel des Miesbacher Anzeiger vom 26. Mai 1966 lautete: „Gebet um Frieden und Brüderlichkeit in blühender Wiese.“

Dies passte auch gut zum herrschenden Zeitgeist. Weithin akzeptiert war ein Gedenken an gefallene Soldaten und Kämpfer für die nationale Sache. Im konservativen Milieu wurde auch in dieser Zeitspanne über die NS-Vergangenheit im Allgemeinen sowie die der anwesenden Akteure im Besonderen, großzügig hinweggesehen.

Die Teilnahme von Persönlichkeiten sowie Abordnungen von Vereinen des Ortes, wie etwa dem Bürgermeister Ludwig Bachhofer, dem 2. Bürgermeister Lorenz Leitner oder der historischen Gebirgsschützen-Kompanie zeugen davon, dass das Oberland-Gedenken in den Schlierseer Festkalender Einzug fand.

Gleichwohl zeigen die überlieferten Teilnehmerzahlen, dass die Veranstaltung mehr von „Auswärtigen“ als von „Einheimischen“ Schlierseern getragen wurde. Der Merkur beziffert die Zahl der Teilnehmer für das Jahr 1966 auf insgesamt 300 Personen, davon etwa 250 Oberschlesier und zwei Dutzend aus der „Kameradschaft Freikorps Oberland – Bild 17 : Oberland-Gedenkfeier Ende der 1960er Jahre. Bund Oberland“. Es bleiben also maximal 25 Personen aus Schliersee.

Die zweifelhafte Rolle des Freikorps Oberland in München 1919, Oberschlesien 1921 und beim Aufstieg des Nationalsozialismus wurde verschwiegen. Eine kritische Auseinandersetzung oder gar Distanzierung vom völkischen Rassismus oder dem der Nation untergeordneten Opferkult, fand offensichtlich nicht statt. Die scheinbar gelungene Integration des Gedenkens in die Schlierseer Gesellschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Führungsriege der „Kameradschaft“ in den 1950er und 1960er Jahren aus frühen NSDAP- Mitgliedern und bereits in der Frühphase der Weimarer Republik aktiven Rechtsextremisten zusammensetzte.

22 Miesbacher Anzeiger vom 26. Mai 1966

22 •••••••••••• Max Grünwald etwa, Kameradschaftsführer von 1957-1964, war Teilnehmer am Hitler- Ludendorff-Putsch und Träger des „Blutorden“ 23 . Von 1922 bis 1932, also auch in der Phase der engen Kooperation mit der NSDAP, war er Mitglied im Bund Oberland. Von 1932 bis Kriegsende war er Mitglied der allgemeinen SS. In den Unterlagen seines Spruchkammer- verfahrens 24 vom Mai 1948 heißt es:

„Der Betroffene hat aber durch seine langjährige und freiwillige Mitgliedschaft in der NSDAP und der Allg.SS, sowie durch seine Teilnahme – wenn auch unbewusst – am Hitlerputsch 1923 wesentlich mitdazubeigetragen [sic!], die nat.soz. Bewegung zu fördern und zu unterstützen.“ 25

Er wurde in diesem Spruchkammerverfahren in die Gruppe III der Minderbelasteten eingestuft. Im Nachverfahren des Jahres 1949 wurde er in die Gruppe IV – Mitläufer eingereiht.

Heinrich Hauck, der Max Grünwald im Amt des Kameradschaftsführers 1964-1968 folgte, wurde bereits 1920 NSDAP-Mitglied, trat aber 1923 wieder aus. 1933 wurde er erneut Mitglied der NSDAP. Von diesem Jahr an bis Kriegsende war er, wie viele seiner ehemaligen Oberland- Kameraden, Angehöriger der Allgemeinen SS. 26

Wilhelm Runck, Mitglied des Kameradschaftsrates in den 1970er Jahren, war von 1929 bis 1945 Mitglied der NSDAP und ebenso von 1933 bis 1945 Mitglied der allgemeinen SS. In den Unterlagen seines Spruchkammerverfahrens ist zu lesen:

„[Es] konnte festgestellt werden, daß derselbe [Wilhelm Runck] bereits 1924 in der damaligen Oberland-Uniform verhaftet worden ist und unter dieser Uniform das Hakenkreuz und einen Revolver trug. Er wurde auch bei einem damaligen Umzug der Nationalsozialisten in der Ludwigstraße verhaftet. (…) Aus der Einsichtnahme [in Polizeiprotokolle] geht hervor, daß sich Runck bereits seit 1924 für den Nationalsozialismus interessierte und in seiner Ansicht ein Fanatiker gewesen ist.“ 27

Bei einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung, ebenso im Jahr 1924, wurden Waffen mit ausreichend Munition sowie weitere Militaria gefunden und beschlagnahmt.

Das Oberland-Gedenken wurde in diesen Jahren also von Rechtsradikalen aus der Weimarer Zeit und Anhängern der frühen nationalsozialistischen Bewegung getragen, die auch ab 1933 Funktionen im NS-Apparat übernahmen.

23 Der Blutorden wurde Teilnehmern des Hitler-Ludendorff-Putsches vom 9. November 1923 verliehen und war eine der bedeutendsten Auszeichnungen der NSDAP. 24 Die Verfahren hatten die „Entnazifizierung“ der deutschen Nachkriegsgesellschaft zum Ziel. Rechtsgrundlage für die durchgeführten Spruchkammerverfahren waren die Beschlüsse der Alliierten bei der Potsdamer Konferenz. Die Spruchkammern stellten fest, ob der Betroffene Hauptschuldiger (Gruppe 1), Belasteter (Gruppe 2), Minderbelasteter (Gruppe 3), Mitläufer (Gruppe 4) oder Entlasteter (Gruppe 5) ist. 25 Staatsarchiv München. Spruchkammerakte Max Grünwald, geboren 05.08.1900. Karton Nr. 573. Spruchkammer München VII. Aktenzeichen VII-9179 vom 10.05.1948. 26 Staatsarchiv München. Spruchkammerakte Heinrich Hauck, geboren 14.02.1900. Karton Nr. 639. Spruchkammer München VI 24.11.1948. 27 Staatsarchiv München. Spruchkammerakte Wilhelm Runck, geboren 30.10.1904. Karton Nr. 1476. Spruchkammer München XI, Ermittlungsakten vom 22.07.1948.

23 •••••••••••• 3.4 Ehre und Treue – 1968 bis 1990

Ungeachtet dieser Vorbelastung der Organisatoren des Gedenkens scheint die Etablierung im Schlierseer Festkalender auch Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre nach wie vor geglückt. Allerdings ändert sich der Tonfall in der Berichterstattung ab dem Ende der 1960er Jahre deutlich. Der Kern des Oberland-Mythos, also die einseitige Betonung des heldenhaften Kampfes der Oberländer, rückt wieder in den Vordergrund:

„Sonne von Annaberg scheint auf weiße Häupter“ titelt der Miesbacher Anzeiger im Jahr 1968 und weiter heißt es: „In dem heißen Gefecht am St. Annaberg schlugen sie die Korfanty-Leute in die Flucht.“ 28

Möglicherweise trugen die persönlichen Verbindungen aus der „Kampfzeit“, etwa beim Hitler-Ludendorff-Putsch oder bei den früheren Aktionen des Bund Oberland dazu bei, dass der Oberland-Mythos wieder stärker gepflegt wurden. Denn in den Jahren 1968 bis 1990 prägen zwei alte Oberland-Kämpfer mit eindeutig rechtsextremer Gesinnung den Charakter der „Kameradschaft“ . Ihr Lebensweg war, wie der von vielen anderen Oberland-Kameraden, eng mit dem Erstarken der rechtsextremen Bewegung der 1920er Jahre und dem Aufstieg des Nationalsozialismus verknüpft:

Hans Weber, Kameradschaftsführer von 1968 bis 1979, kämpfte 1921 in Oberschlesien, war Teilnehmer am Hitler-Ludendorff-Putsch und trat 1926 in die NSDAP ein. Zwischenzeitlich war er Pförtner in der Empfangshalle des Braunen Hauses, der NSDAP-Parteizentrale in München. Er betätigte sich nach dem Krieg als Archivar der „Kameradschaft“ und half bei der Erstausgabe der „Bildchronik zur Geschichte des Freikorps und Bund Oberland“ 29 .

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde Hans Weber von den Alliierten interniert. Welche Gesinnung er selbst kurz nach seiner Bild 18 : Publikation einer rechtsextremen Splittergruppe, die den Kameradschaftsführer Hans Entlassung hatte, zeigt ein Blick in die Akten Weber verehrt und dem Oberland-Mythos der seines Spruchkammerverfahrens. Er wurde neofaschistischen Szene folgt. zunächst in die „Gruppe 3 – Minderbelasteter“ eingestuft. Beachtlich ist, dass er 1949 in einem Revisionsverfahren in die „Gruppe 2 – Belasteter (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer)“ hochgestuft wurde. Üblicherweise endeten

28 Miesbacher Anzeiger vom 21. Mai 1968. 29 In dem Band werden die „Kämpfer für die nationale Sache“ geehrt und die Verbindungen der Oberländer zur NS-Bewegung unreflektiert und mit einem durchaus stolzen Unterton dargestellt. Dem Oberland-Mythos der extremen Rechten der Weimarer- und NS-Zeit wird in dieser Publikation ungebrochen gefolgt.

24 •••••••••••• Revisionsverfahren dieser Zeit in einer Herabstufung in die Gruppe der Mitläufer. Im Protokoll des Verfahrens heißt es:

„Aufgrund des Ergebnisses der Beweisaufnahme steht fest, dass der Betroffene im Jahre 1948 seinen jüdischen Mitbürgern gegenüber eine äußerst gehässige Haltung eingenommen hat. Er betonte u.a., dass er nach wie vor gegen das Judentum kämpfe. Er bezeichnete es als untragbar, dass Juden unter Deutschen wohnen und vertrat die Ansicht, dass Hitler nicht genügend Juden umgebracht hätte.“ 30

Fridolin von Spaun, Kameradschaftsführer von 1979 bis 1990, war Oberschlesien- Kämpfer des Freikorps Oberland, lernte in den 1920er Jahren Adolf Hitler kennen, war seither dessen Verehrer und schloss sich der NS-Bewegung vorbehaltlos an. In der Nachkriegszeit war er Funktionär der als rechtsextremistisch einzustufenden Bild 19 : Links: Fridolin von Spaun (Kameradschaftsführer „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit 1978-1990), Mitte: Jürgen Popp (Kameradschaftsführer 2001-2017), zweiter von rechts: Rudolf Hüfner der Angehörigen der ehemaligen Waffen- (Kameradschaftsführer 1990 -2001). SS“ (HIAG). Die HIAG ehrte Spaun etwa anlässlich seines Geburtstages in ihrer Zeitschrift „Der Freiwillige“. Auf einem dort abgedruckten Bild wird die enge Verbindung der HIAG zur Kameradschaft deutlich: Es ist zu sehen, wie die Oberland-Kameraden Glückwünsche anlässlich seines Geburtstages überbringen (Bild 19).

In der Führung der „Kameradschaft“ treten also völkisch-antisemitisch gesinnte ehemalige Nationalsozialisten stärker in den Vordergrund und befeuern die Erzählung vom Oberland- Mythos. Sie halten die Ehre der Kameraden aus der Kampfzeit der Bewegung hoch und bekunden die Treue zu Vertretern der NS-Bewegung und Wegbegleitern während der Zeit des „Dritten Reiches“.

Für was die Inschrift der Gedenktafel aus Sicht dieser Kameraden der Kampfzeit stehen soll, macht das Geleitwort des Herausgebers der oben erwähnten „Bildchronik“ von 1974 deutlich:

„Unsere Generation darf hoffen, daß sich die Worte auf der Gedenktafel für die Gefallenen in Schliersee auch hinsichtlich des Oberland-Geistes erfüllen werde: ´Sie werden auferstehen´.“ 31

30 Staatsarchiv München. Spruchkammerakte Hans Weber, geboren 16.4.1901. Karton Nr. 1912. Aktenzeichen H/IV/1034/49 v. 19.5.1949. 31 Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland 1974, Seite 6.

25 •••••••••••• Es geht aus Sicht der Initiatoren und Träger des Oberland-Gedenkens keineswegs um ein Totengedenken in herkömmlichem Sinne. Die Hoffnung und die Sehnsucht nach einer Rückkehr der alten reaktionär-nationalistischen Werte nährt ganz offensichtlich das Engagement der Oberland-Kameraden dieser Zeit. Der Geist dieses Gedenkens kommt selbstredend ohne Distanzierung gegenüber der Gedenktradition während der Zeit des Nationalsozialismus aus.

Einen Eindruck vom Charakter der Veranstaltungen der 1970er und 1980er Jahre vermittelt ein Blick in die Tageszeitung „Passauer Neue Presse“ vom 3. Juni 1981:

„Bei der weltlichen Feier (…) wurden die Namen der im letzten Jahr verstorbenen Freiheitskämpfer von ‚Oberland‘ verlesen. Besonders wurde der verdienten Schwester Pia gedacht, die kurz vor dem Treffen starb (…) mit dem Deutschlandlied schloss die Feier.“

Doch so besonders verdient, im Sinne einer demokratischen Gesellschaft, war Eleonore Baur, alias „Schwester Pia“, nicht. Die glühende Verehrerin Adolf Hitlers unterstützte den „Kampf um das Deutschtum“ bei den Einsätzen des Freikorps Oberland in München und Oberschlesien, später mit dem Bund Oberland. Als erster Frau wurde ihr der im Nationalsozialismus höchst angesehene „Blutorden“ für ihre Teilnahme am Hitler- Ludendorff-Putsch 1923 verliehen. Auf eigenen Wunsch wurde sie zur SS-Ober- führerin ernannt und erhielt privilegierten und uneingeschränkten Zugang zum Gelände des KZ Dachau. Auch aufgrund ihrer dortigen Tätigkeit wurde sie 1949, unter anderem wegen der Beteiligung an Unterkühlungs- versuchen von Häftlingen, zu 10 Jahren Bild 20 : Beisetzung Eleonore Baur alias „Schwester Pia“ Mitte Mai 1981 in München. Vorne: Hans Weber, mit Internierung verurteilt. Bis zu ihrem Tod blieb Sonnenbrille: Hitler-Pilot Hans Baur, am rechten sie überzeugte Nationalsozialistin. Die Bildrand: Gudrun Burwitz. „Kameradschaft“, die zu diesem Zeitpunkt von Fridolin von Spaun geführt wurde, ließ in der Traueranzeige den Wahlspruch der SS abdrucken : „Ihre Ehre hieß Treue – Ihr Leben galt Deutschland!“ 32 .

Hans Weber hielt bei der Beisetzung im Mai 1981 die Trauerrede. Auch hier war Prominenz aus der rechtsextremen Szene zugegen. Vertreter der „Hilfsgemeinschaft der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG), Flugkapitän Baur, bekannt als „Hitlers Chefpilot“ sowie Gudrun Burwitz, die Tochter Heinrich Himmlers und Ikone der rechtsextremen Szene, gaben ihr die letzte Ehre (Bild 20 ). Zum Ausdruck kommt auch hier die enge Verbundenheit der

32 Weber 1982, Seite 458.

26 •••••••••••• Oberländer mit einem Netzwerk aus gläubigen Nationalsozialisten sowie Leugnern und Relativierern von NS-Verbrechen.

Das Oberland-Gedenken und seine Vertreter fanden in dieser Zeitspanne beachtlichen Widerhall in der rechtsextremen Szene von Alt- und Neofaschisten wie NPD, DVU, Burschenschaften, Kameradschaften und rechtsextremen Splittergruppen, wie auch in Bild _18 zu sehen ist. Die national gesinnte Presse berichtete regelmäßig über die „Feierstunde des Freikorps Oberland“, wie etwa im „Nationalanzeiger - Deutsche Wochen- Zeitung“ vom 12. Juni 1981 und pflegte in bekannter Manier den verklärenden Oberland- Mythos.

3.5 Gärung und Klärung – 1990 bis 2010

Die letzten an den Auseinander- setzungen in München 1919 und Oberschlesien 1921 beteiligten Mitglieder der „Kameradschaft“ waren bereits verstorben oder traten in den Hintergrund. Es begann eine Phase der Gärung und Klärung innerhalb des Kreises der Träger des Gedenkens sowie im Verhältnis zur Öffentlichkeit. Als Bild 21 : „Der Freiwillige“ vom August 2001. In der Mitte Gertrud Pfarrer Wiedholz, der bis 1997 die Müller, Vorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier Kreisgruppe München, rechts daneben Rudolf Hüfner, Oberland- Feldmesse am Weinberg hielt, Kameradschaftsführer. verstarb, ging ein wichtiger Anker für das Oberland-Gedenken in der Schlierseer Marktgemeinde verloren.

Rudolf Hüfner, der ebenso als HIAG-Funktionär agierte, leitete die „Kameradschaft“ von 1990 bis zum Jahr 2001. In enger Verbindung mit Gertrud Müller, der Vorsitzenden der Landsmannschaft der Oberschlesier München, prägte er das Oberland-Gedenken dieser Jahre. Das Bild 21 aus der HIAG-Publikation „Der Freiwillige“ vom August 2001 gibt einen Eindruck davon, wie die Verbindungen im rechtsextremen Lager ungebrochen weitergeführt werden. Zu sehen ist, wie die Fahnen der Oberschlesier und der Oberländer die Gedenktafel einrahmen.

Beachtlich ist, dass die Gedenkfeier im Miesbacher Merkur bereits 1995 der rechten Szene zugeordnet wird und die Polizei betont, dass es zu keinen Straftaten oder Störungen kam. Durch das offene Auftreten offensichtlich rechtsgerichteter Extremisten, wurde später auch die überregionale Öffentlichkeit auf die Veranstaltung aufmerksam. In ihrem Buch „ für braune Kameraden“ aus dem Jahr 2001 schreiben die Autoren Schröm und Röpke:

27 ••••••••••••

„Die alljährlichen Gedenkfeiern der Kameradschaft und Bund Oberland waren immer etwas Besonderes, so auch 1999. Hier trafen sich die Spitzen der braunen Gesellschaft, über das Treffen wurde in allen wichtigen rechten Blättern berichtet.“ 33

Die Süddeutsche Zeitung titelte am 8. Dezember 2000:

„Als ‚Patrioten‘ pflegen sie stolz den unseligen Geist. Bei den Kameraden vom ‚Freikorps und Bund Oberland‘ sind auch Skinheads aus den neuen Ländern gern gesehene Gäste.“

Seit den 1990er Jahren nahmen auch Abordnungen rechtsgerichteter Burschenschaften, wie die Münchner Burschenschaft Danubia, an den Oberland-Gedenkfeiern teil. Die Danubia wird dem „radikal-völkischen“ Flügel der burschenschaftlichen Gemeinschaft zugeordnet und vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Sie war immer wieder in rechtsextreme Übergriffe verwickelt.

Einigen Schlierseern, so auch dem neuen Gemeindepfarrer Alfred Giglberger, war die Veranstaltung nicht mehr ganz geheuer. Giglberger nahm für die „Kameradschaft“ unerkannt und lediglich noch als stiller Beobachter teil. Der Feldgottesdienst wurde nun von einem Geistlichen abgehalten, den die Landsmannschaft der Oberschlesier engagierte. Die Feierlichkeiten liefen zu dieser Zeit, wie in den Jahren davor, in stark ritualisierter Form ab und folgten dem eingespielten Ablauf:

‣ Feldgottesdienst am Weinberg ‣ Verlesen der Namen verstorbener Kameraden ‣ Niederlegung von Kränzen, kurze Ansprachen auch rechtsextremer Gruppierungen ‣ Oberschlesier-Lied ‣ Gemeinsames Essen in einer Schlierseer Gastwirtschaft ‣ Fahneneinmarsch mit musikalischer Begleitung ‣ Festvortrag 34 ‣ Singen des Deutschlandliedes, auch der ersten Strophe

Mit dabei waren stets die an die Farben des Kaiserreichs erinnernde schwarz-weiß-rote Oberland-Fahne sowie die Reichskriegsflagge, die in der rechtsextremen Szene als Ersatzsymbol für verbotene NS-Symbole verwendet wird. Wie Beteiligte berichten, wurde am Biertisch im weiteren, inoffiziellen Verlauf der Veranstaltung die Gelegenheit genutzt, sich in den einflussreichen Zirkeln der rechten Szene kameradschaftlich auszutauschen. Mit geschichtsrevisionistischen Positionen sowie den Themen „Asylantenflut“ oder „Über- fremdung der deutschen Gesellschaft“ gab es genügend verbindenden völkisch- nationalistischen Gesprächsstoff. 35

33 Schröm, Oliver/Röpke, Andrea 2006, Seite 181. 34 Das Singen der ersten Strophe (Deutschland, Deutschland über alles“) in der Öffentlichkeit gilt als Ausdruck nationalistischer Gesinnung. 35 Auskunft von Teilnehmern der Veranstaltungen gegenüber dem Autor.

28 •••••••••••• Das Machtzentrum der Kameradschaftsszene im Hinterzimmer des Oberland-Gedenkens bekam schon ab den 1980er Jahren eine neue Identifikationsfigur. Gudrun Burwitz löste die bis zu ihrem Tod umschwärmte Eleonore Baur als „Grande Dame“ der Treffen ab. Die Tochter Heinrich Himmlers hatte sich zur Aufgabe gemacht, ihren Vater, den Organisator des Holocaust, zu rehabilitieren und war in den 1990er Jahren unangefochtener „Star der rechten Szene“. Sie kümmerte sich im Rahmen der Organisation „Stille Hilfe“ um die Unterstützung von NS-Verbrechern.

Auch in der Schlierseer Gesellschaft gärte es unter der Oberfläche. Jedoch erst mit der Berichterstattung in der Presse wurde Kritik aus der Bevölkerung laut. Das Mitte der 2000er Jahre gegründete „Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland“ aus Gewerkschaften, SPD, Die Linke, Grüne Jugend sowie der Infogruppe Rosenheim versuchte über die Hintergründe und Zusammenhänge des Oberland-Gedenkens aufzuklären. Es wurden Informationsabende durchgeführt, zu der die Schlierseer Bürger eingeladen waren.

Einigen Staub wirbelte eine Protest-Demonstration im Mai 2007 auf. Der Bayerische Rundfunk berichtete in zwei Sendungen der „Abendschau“ darüber, während das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ einen Artikel samt Interview mit Pfarrer Alfred Giglberger abdruckte. Teile des Gemeinderates sowie auch der Schlierseer Bürgermeister sahen den Ruf der Tourismusgemeinde gefährdet und gingen auf Distanz zum offen rechtsextremen Umfeld des Gedenkens.

Die „Kameradschaft“ sagte aus Sorge vor Konfrontation mit den Demonstrierenden kurzerhand die Gedenkveranstaltung am Weinberg ab. Auf diese Weise unter Druck geraten, gärte es nun auch hinter den Kulissen der „Kameradschaft“ und deren Unterstützer. Das Verhältnis zur Schlierseer Öffentlichkeit wurde neu geklärt und erhielt einige Risse. Die Frage, wie mit den Kritikern umgegangen werden soll, entzweite die Bild 22 : Teilnehmer der Oberland-Gedenkfeier Anfang der 2000er Jahre. Mit dabei die Reichskriegsflagge. Kameraden. Die militant und aktivistisch auftretenden jüngeren Kameraden warfen den älteren, eher auf NS-Traditionspflege und Kameradschaftsabende abzielenden Kameraden fehlende Standhaftigkeit vor.

Die Vorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Gertrud Müller, verteidigte den Oberland-Mythos vehement und identifizierte sich zunehmend mit den rechtsextremen Akteuren. Sie tauchte immer wieder in der Berichterstattung der einschlägigen Presse, beispielsweise in der Zeitschrift der HIAG, auf und nahm an gemeinsamen Treffen teil, etwa an der von der HIAG abgehaltenen alt-germanischen „Julfeier“ im Raethenhaus in München.

29 •••••••••••• Im Ergebnis der Auseinandersetzungen verlor die „Kameradschaft“ Anhänger in ihrem Umfeld. Es kam zu einem Schulterschluss zwischen den übriggebliebenen alten Kameraden, der treu zum Oberland-Mythos stehenden Landsmannschaft der Oberschlesier und einem Teil

Bild 23 : Titelblatt (rechts) und Rückseite (links) des Mitteilungsblattes der „Kameradschaft“ aus dem Jahr 2007. der jüngeren rechtsextremen Aktivisten. Darunter war auch die rechtsextreme Junge Landsmannschaft Ostdeutschlands (JLO). Die JLO machte es sich zur Aufgabe, das Oberland- Gedenken in den Reihen jüngerer Kameraden wiederzubeleben.

Die JLO war in den 1990er Jahren die Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußens. Nachdem sie sich klar rechtsextrem ausrichtete und Kontakte zur NPD offensichtlich wurden, trennte sich die Landsmannschaft von ihrer bisherigen Jugendorganisation. Die JLO organisierte die jährlich stattfindenden Aufmärsche europäischer Faschisten anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens und war Sprungbrett auf der Karriereleiter junger Neonazis im Umfeld der NPD sowie militanter Neonazis.

Ein Blick in Ausgaben des Mitgliedsblattes „Der Oberländer“ zeigt, welches Gedankengut die „Kameradschaft“ in diesen Jahren verbreitete (Bild 23 ). Abgedruckt wurden Artikel aus einschlägigen Publikationen des rechten Lagers. Völkischer Nationalismus gehörte ebenso zur inhaltlichen Ausrichtung wie die Relativierung und Leugnung von Verbrechen des deutschen Faschismus. Gespickt war das Mitgliedsblatt mit nationalsozialistischer Symbolik. Verwendung fanden etwa die SS-Lebensrunen als Zeichen für Geburt und Tod.

In dem Mitgliedsblatt wird über das Oberland-Gedenken am Weinberg sowie über weitere Aktionen der „Kameradschaft“ berichtet. Sie beteiligte sich etwa am rechtsextremen

30 •••••••••••• Ullrichsberg-Treffen in Österreich und anderen Veranstaltungen aus dem neofaschistischen Spektrum. Oberländer waren unter anderem bei Gedenkveranstaltungen anlässlich der Ehrung spanischer oder italienischer Faschisten in deren Heimatländern vertreten.

Eine aggressiv revisionistische Haltung kam auch bei den Oberland-Gedenkfeiern dieser Zeit zum Tragen. Im Mai 1994 etwa ging es dem Festredner weniger um die Gefallenen des Freikorps, sondern vielmehr um völkisch motivierte Tagesforderungen, wie sie ebenso von Vertretern der NPD oder DVU hätten formuliert werden können:

„Verehrte Gäste, Freunde unserer Kameradschaft, liebe Oberland-Kameraden, (…) so ist uns dieser Gedenktag (…) ein Anlaß zur Pflege einer nationalen Tradition. (…) [Es ist geboten,] sich auf Werte zu besinnen, die Grundlage, Voraussetzung für die Erhaltung des Lebens unseres Volkes sind. Ein Gedenktag wie der heutige soll unser Bewußtsein vertiefen, daß nur gemeinschaftliche Opferbereitschaft Heimat und Leben zu sichern vermag. (…) Wir verwahren uns gegen die Bildung eines Völkerbreies. (…) Bekennen uns (…) zur nationalen Eigenständigkeit der Völker Europas, zu einem Europa der Vaterländer. Und seien wir wieder stolz, Deutsche zu sein.“ 36

Das Mitgliedsblatt „Der Oberländer“ kommentiert seine Rede mit den Worten:

„Ich glaube, ER hat ALLEN aus der Seele gesprochen, der Aplaus [sic!] zeugte davon.“ 37

Der von den Oberschlesiern engagierte Geistliche sagte während seiner Ansprache bei der Oberland-Gedenkfeier 2001:

„‚Schlesien bleibt unser‘ lautete in den 80er Jahren das Motto eines Deutschlandtreffens der Schlesier und es gab damals viel Freude darüber.“ 38

Bei den Kranzniederlegungen sparten ältere Kameraden nicht mit markigen Worten: „Schlesien wird wieder deutsch werden“ 39 war ein Ausruf eines Gedenkredners. Jürgen Popp, Kameradschaftsführer ab 2001 schreibt in „Der Oberländer“:

„Ich möchte noch eine Richtigstellung zu Oberschlesien vorbringen: Rechtlich ist Schlesien auch nach Abschluß der sogenannten Ostverträge Teil des Deutschen Reiches.“ 40

Im Übrigen wird der Erzählung vom heldenhaften Kampf um das Deutschtum und dem heroisierenden Oberland-Mythos von München 1919 und Oberschlesien 1921 gefolgt.

36 Der Oberländer Nr. 8 – 1994. 37 Der Oberländer Nr. 8 – 1994. Hervorhebungen im Original. 38 Informationsportal blick nach rechts . www.bnr.de vom 13.06.2001. 39 Antifaschistische Nachrichten. Nr. 4, 18. Jahrgang vom 14.02.2002. 40 Der Oberländer Nr. 46 – 2007.

31 •••••••••••• 3.6 Ausgrenzung und Distanzierung – 2010 bis heute

Die Gemeinde Schliersee distanzierte sich in Folge der Protestaktionen des Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland und der kritischen Berichterstattung in den Medien nach und nach von der Gedenkveranstaltung. Um ein erneutes Auftreten von Rechtsextremisten zu verhindern, wurde 2009 der Weinberg von der Gemeindeverwaltung an dem betreffenden Wochenende, unter dem Vorwand Baumfällarbeiten durchzuführen, gesperrt.

Die Landsmannschaft der Oberschlesier beteuerte im Folgejahr ihre Integrität gegenüber der Gemeinde Schliersee und führte 2010 im prominentesten öffentlichen Saal des Ortes, dem Terofal-Saal, das Oberland-Gedenken durch. Doch auch hier traten die rechtsextremen Akteure „Junge Landsmannschaft Ostdeutschlands“ (JLO), Burschenschaften und Aktivisten der Kameradschaftsszene auf. Edda Schmidt, Vorsitzende der Frauenorganisation der NPD, berichtete auf einer Online-Plattform der „Nationaldemokraten“ (NPD) von dem „Gedenken des Bundes Oberland“ 41 .

Infolge dieses Vertrauensbruches verlor das Oberland-Gedenken den letzten Rückhalt in der Gemeindeverwaltung. Eine offizielle Kooperation oder Duldung in öffentlichen Räumen findet seither nicht mehr statt.

Auch das katholische Pfarramt St. Sixtus beschäftigte sich intensiver mit der Angelegenheit, Bild 24 : Oberland-Gedenken im Jahr 2016. In der stellte in Aussicht, eine zweite, erklärende Tafel Mitte ist die gelb-blaue Fahne der Oberschlesier zu sehen. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte neben dem bisherigen Denkmal anzubringen und wurden vom Autor die Gesichter der Betroffenen unkenntlich gemacht. lud dazu ein, sich mit einem „Entwurf, sprachlich- inhaltsmäßig und grafisch“ 42 zu beteiligen. Vorschläge von Schlierseer Bürgern und des Bündnisses wurden wegen inhaltlicher Differenzen allerdings teilweise in einem unsachlich forschen Ton zurückgewiesen. Die vom erzbischöflichen Ordinariat angestrengten Bemühungen zur Lösung des Problems verliefen daher letztlich im Sande.

Die Landsmannschaft der Oberschlesier war in den Jahren nach dem Bruch mit der Gemeinde vorübergehend mit nur noch wenigen Personen am Oberland-Gedenken beteiligt. Doch selbst als der harte Kern der völkisch-nationalistischen Kameraden zusammen mit militanten

41 Url: http://www.ring-nationaler-frauen.de/netzseiten/index2.php?option=com_content&task=view&id=233&pop=1&page=0&Itemid=1, eingesehen am 11. Mai 2010 42 Schreiben Pfarramt St. Sixtus an das Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe vom 26.03.2009.

32 •••••••••••• Rechtsextremisten als aktive Träger des Oberland-Gedenkens übrigblieb, hielt die Vorstandschaft der Kreisgruppe München an der zweifelhaften Kooperation fest (Bild 24).

Auch 2016 hielt Gertrud Müller die Festansprache vor den Kameraden, die ihre Veranstaltungen nunmehr im Verborgenen abhalten. Die Vorstandschaft der Landsmannschaft der Oberschlesier München scheut sich nicht, inmitten der rechtsextremen Kameraden, stolz ihre Fahnen zu präsentieren (Bild 24 und 25).

Die Auseinandersetzung um den zukünftigen Kurs sorgt bei der „Kameradschaft“ und in dessen Umfeld für Konfliktstoff. Auf der einen Seite sind die den alten Kämpfern nahestehenden Bewahrer der Tradition zu finden, die das Gedenken als nationalistische Traditionspflege und Anlass für Kameradschaftsabende ansehen. Auf der anderen Seite versuchen rechtsextreme Aktivisten, das Bild 25 : Oberland-Gedenken im Jahr 2016. Präsentiert wird auch das von der Oberland-Gedenken zur Agitation für ihre Ziele im „Kameradschaft“ gestiftete grüne Gedenkband des Freikorps Oberland. Die Oberschlesier nationalistischen Lager und am rechten Rand der führen dieses Fahnenband bei all ihren Gesellschaft zu nutzen. Veranstaltungen mit.

Es kommt offensichtlich zu weiteren Streitigkeiten und Abspaltungen. Ab Mitte der 2010er Jahre firmiert der Zusammenschluss der übrig gebliebenen Oberland-Kameraden unter dem Namen „Traditionsverband Freikorps/Bund Oberland“. Das Mitgliedsblatt „Der Oberländer“ erscheint weiterhin und zeichnet sich wie bisher durch seine extrem rechte Ausrichtung aus. Ab dem Jahr 2017 fungieren der Gmunder Aktivist Vinzenz J. 43 und der Alt-Nazi Erwin Arlt als Kameradschaftsführer des „Traditionsverbandes“.

Erwin Arlt machte schon in den 1970er Jahren als revisionistischer Aktivist auf sich aufmerksam. Er war Bundesvorsitzender der „Aktion Oder-Neiße AKON e.V.“, die mit den Mitteln aggressiver Agitation das Ziel verfolgte, die nach den beiden Weltkriegen verlorenen Gebiete wieder zurückzuerlangen. Welche Landesgrenzen sich der AKON e.V. vorstellte, zeigt Bild 26. Erwin Arlt war Mitbegründer der Neo-Faschistischen Partei „Deutsche Volksunion“ (DVU) des Verlegers Gerhardt Frey und deren 2. Vorsitzender in den 1970er Jahren. Artikel aus seiner Feder sind regelmäßig in der rechtsextremen Presse und in den letzten Jahren auch verstärkt im Mitgliedsblatt „Der Oberländer“ zu finden.

43 Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Betroffenen wird hier der Name nicht vollständig angegeben. Anders verhält es sich bei Erwin Arlt, der als Mitgründer der Partei DVU als Person der Zeitgeschichte gilt.

33 •••••••••••• Vinzenz J. wurde bekannt durch seine Verurteilung zu zwei Jahren Haft wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Er hatte ein umfangreiches Waffenlager angelegt, darunter Schusswaffen sowie Sprengblöcke mit insgesamt zwei Kilogramm TNT. Das Gericht stellte seine Nähe zum Rechtsextremismus fest. Er ist in der militanten rechtsextremen Szene bis heute Bild 26 : Anzeige des „Aktion Oder-Neiße (AKON) e.V.“ bestens vernetzt. So wurde er beispielsweise bei in den 1970er Jahren. einem Treffen der rechtsterroristischen Orga- nisation „Objekt 21“ aus Österreich angetroffen. Diese erregte einiges Aufsehen wegen ihrer brutalen Vorgehensweise, der Verquickung mit dem Rotlichtmilieu und durch das Auffliegen ihres umfangreichen Waffenarsenals inklusive 10 Kilogramm Sprengstoff. Die rechtsterroristische Organisation „Objekt 21“ wurde von österreichischen Behörden verboten und aufgelöst. Es bestanden ihrerseits zahlreiche Verbindungen in die rechts- extreme Kameradschaftsszene Deutschlands.

Auffällig ist nicht nur die Affinität des Kameradschaftsführers Vinzenz J. zum gewaltbereiten rechtsextremen Lager. Auch die JLO, die sich seit dem Anfang der 2000er Jahre um das Oberland-Gedenken kümmert, unterhielt Kontakte zu der rechten Terror-Organisation aus Österreich. 44 Einzelpersonen des rechtsterroristischen „Objekt 21“ statteten der JLO regelmäßig Besuche ab. 45 Das „Objekt 21“ hatte wiederum zu bayerischen Aktivisten der gewaltbereiten Kameradschaft „Freies Netz Süd“ Kontakt. 46 Fünfzehn der „Objekt 21“-Aktivisten sind für bayerische Staatsschützer alte Bekannte. Sie zählen zum festen Bestandteil der süddeutschen Kameradschaftsszene, darunter der verurteilte Rechtsterrorist Martin Wiese und der militant Bild 27 : Teilnehmer eines „Balladenabends“ in den Räumen des „Objekt 21“. rechtsextremistische Norman Bordin. 47 In Bild 27 ist zu sehen, wie in der rechtsextremen Subkultur des „Objekt 21“ die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost werden. Das T-Shirt mit der Aufschrift „University Auschwitz. Est. 1941“ stellt eine Verhöhnung der Opfer des Holocaust dar.

Das Oberland-Gedenken erfüllte seit den 1990er aber auch noch in den 2010er Jahren ganz offensichtlich eine wichtige Scharnierfunktion zwischen nationalkonservativem Umfeld und

44 Informationsportal blick nach rechts . www.bnr.de vom 13.06.2001. 45 Informationsportal blick nach rechts . www.bnr.de vom 17.09.2010. 46 Informationsportal blick nach rechts . www.bnr.de vom 10.08.2010. 47 Informationsportal blick nach rechts . www.bnr.de vom 04.07.2013.

34 •••••••••••• dem gewaltbereit-militanten rechtsextremen Lager. Die Treffen am Schliersee sorgten und sorgen auch weiterhin für eine gute Vernetzung innerhalb der Kameradschaftsszene. Mit der Ausgrenzung dieser Szene durch die Schlierseer Öffentlichkeit verlor die Scharnierfunktion zum bürgerlichen Lager des Oberland-Gedenkens im Lauf der Zeit an Bedeutung.

4 Exkurs: vom Oberland über Oberschlesien nach Auschwitz

Bei der Recherche zum vorliegenden Text ist der Autor auf Berichte, Dokumente und Informationen gestoßen, die Auskunft über die Ausgrenzung und Verfolgung von Bürgern aus Schliersee und dem Landkreis Miesbach geben. Die Verbindung und Verstrickungen der radikalen Rechten in der Weimarer Republik, auch im Umfeld des Freikorps- und Bund Oberland, endeten im Holocaust und dem Mörder-Lager Auschwitz. Einige Belege aus der Recherche werden im Folgenden vorgestellt.

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Bei den Aktionen in Oberschlesien 1921 verbreitete sich Antisemitismus und völkischer Nationalismus unter den beteiligten Kampfverbänden und Freikorps. Das Freikorps Oberland hatte Anteil an dieser Entwicklung. Der Autor Lohalm schreibt in seiner Publikation „Völkischer Rassismus“:

„Als Folge des außerordentlich schnell um sich greifenden Antisemitismus setzte in den vom Selbstschutz besetzten oberschlesischen Gebieten eine intensive antijüdische Hetze ein. Es kam zu Ausschreitungen, die sich insbesondere gegen Ostjuden richteten. Hakenkreuze 48 prangten auf schwarz-weiß-roten Fahnen, an Uniformen, Fahrzeugen und Häusern.“

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Bei der Einweihung des Schlierseer Oberland-Denkmals im September 1923 fand eine öffentlichkeitswirksame Verbrüderung zwischen Oberland und der NSDAP statt. Auch SA-Einheiten erwiesen dem Bund Oberland die Ehre. Bild 28 zeigt den Vorbeimarsch an Bund Oberland- Führer Friedrich Weber sowie Erich Ludendorff und Hermann Göring. Wenige Bild 28: Vorbeimarsch der SA bei der Einweihung des Wochen danach marschierte der Bund Denkmals im September 1923. Friedrich Weber, Führer des Bund Oberland, Erich Ludendorff und Hermann Göring Oberland in den Reihen der Putschisten an nehmen die Parade ab.

48 Lohalm 1970, Seite 220.

35 •••••••••••• der Seite Hitlers zur Münchner Feldherrnhalle. Die Putschisten nahmen in München auch jüdische Geiseln.

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Einheiten des Bund Oberland waren aktiv am „Hitler-Ludendorff-Putsch“ im Bürgerbräu- keller und beim „Marsch auf die Feldherrnhalle“ beteiligt. In den Morgenstunden des 9. November 1923 formierte sich in Miesbach ein zusätzlicher Trupp des Bund Oberland, um die Putschisten in München zu unterstützen. Der Miesbacher Trupp fuhr mit der Bahn zum Ostbahnhof, kam dort allerdings erst an, als der Putsch schon erfolglos zusammengebrochen war. Glaubt man dem Bericht, waren auch Männer aus Hausham und Schliersee beteiligt:

„Die Nachricht über die Vorgänge, die durch die nationale Erhebung durch unseren Führer Adolf Hitler (…) sich auslösten, gelangten in der Nacht vom 8. November 1923 nach Miesbach. Lechner (…) verständigte hierauf noch die Kameraden von Hausham und Schliersee. In der Frühe des anbrechenden Tages vom 9. November 1923 versammelten sich die alarmierten Kameraden in der Turnhalle in Miesbach.“ 49

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Am Schliersee kommt es im Mai 1933 zu einem antisemitischen Übergriff. Am Rande der „Nationalen Oberlandfeier“ am Schlierseer Weinberg vom 21. Mai 1933 beziehen Abordnungen des Bund Oberland Posten am Hotel „Schlierseer Hof“ und entfernen die dort gehisste Hakenkreuzfahne. Für die völkisch gesinnten Oberländer stellte es offensichtlich eine Zumutung dar, dass der jüdisch-stämmige Geschäftsinhaber des Hotels die Hakenkreuzfahne „beschmutzte“. Die Aufstellung von Posten des Bund Oberland und das Einholen der Fahne waren als unverhohlene Drohung zu verstehen. In einem Brief des Hotelbesitzers an die Gemeinde Schliersee vom 22. Mai 1933 heißt es:

„Ich kann das gestrige Vorkommnis mir und meinen Hausangestellten nicht anders erläutern, als eine böswillige und persönliche Denunzierung meines Betriebes die Absolut auf keinen Boden der Tatsachen stehen. (…) Nebenbei möchte ich nicht unerwähnt lassen daß die Herabholung der Hakenkreuzfahne sowie die Aufstellung der Posten eine Geschäftsschädigung brachte davon ich hier keine Erwähnung tun will.“ 50

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Einige Schlierseer Bürger waren Opfer des KZ-Systems während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Recherche im Gedenkstättenarchiv Dachau ergab, dass acht Personen mit Wohnhaft Schliersee als Gefangene im Konzentrationslager geführt wurden. Darunter befand sich der 1912 in Schliersee geborene Michael Triembacher, der am 13. Februar 1941 ins KZ Dachau gebracht wurde und am 1. Mai 1942 dort verstarb. Weitere

49 Bericht des damaligen Führers des Zuges Miesbach vom Bund Oberland vom 18. Juli 1934. Zitiert nach Schuster 2017, Seite 502. 50 Gemeindearchiv Schliersee, O 134-1: Briefwechsel Hotel Schlierseer Hof vom 22. Mai 1933.

36 ••••••••••••

Bild 29 : Gelände des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers in Auschwitz.

Personen aus dem Landkreis Miesbach wurden nach Dachau verbracht. Im Gedenkstättenarchiv konnten beispielsweise neun Personen aus dem Bergarbeiterort Hausham recherchiert werden.

Der erste Kommandant des KZ Dachau, Hilmar Wäckerle, war ein Freikorps Oberland- Kämpfer. Er lernte in München kennen, beteiligte sich an mindestens einer Mordaktion des Freikorps, trat 1922 in die NSDAP und später in die SS ein. Ihm wurde, vermutlich auch aufgrund seiner „Bewährung“ als Freikorpskämpfer, im April 1933 das Kommando über das KZ Dachau übertragen, das bis dahin von der Polizei geführt wurde. Schon ab dem ersten Tag mit Wäckerle als Kommandant begann der Terror an den Gefangenen. SS-Männer schlugen Neuankömmlinge zusammen, etablierten brutale Strafen und ermordeten jüdische Häftlinge.

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Noch vor der Reichsprogromnacht im November 1938, dem Wendepunkt zur radikalen Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung von Juden, wird die Vertreibung jüdischer Bürger aus Schliersee aktiv betrieben. Am 5. Juli 1938 schreibt der Bürgermeister der Markt- gemeinde an die Schlierseer Bürgerin Rosa B.:

„Wir (…) teilen hierdurch mit, dass wir keinesfalls damit einverstanden sind, wenn Sie nochmals nach Schliersee ziehen. Wir sind froh, endlich frei von Juden zu sein und werden jede neuerliche Ansiedlung von Juden verhindern. Ihre Angelegenheiten können sie auch von dort durch dritte Personen erledigen lassen.“ 51

51 Gemeindearchiv Schliersee, O 084-1: Briefwechsel Bürgermeister vom 5. Juli 1938.

37 •••••••••••• Rosa B. hielt sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Wien auf. Über ihr weiteres Schicksal liegen dem Autor keine Informationen vor. Exakt ein Jahr später, am 5. Juli 1939, meldet die Gemeinde Schliersee an den Landrat:

„In obiger Angelegenheit teile ich mit, dass Schliersee seit 1. Juli 1938 judenfrei ist. Heil Hitler.“ 52

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Im Verlauf des Krieges wird die Verfolgung der Juden in Europa in seiner Unmenschlichkeit umso konsequenter vorangetrieben, je verzweifelter die Kriegslage wird. In Auschwitz, nur etwas mehr als 100 Kilometer vom oberschlesischen Annaberg entfernt, wurden mehr als eine Million Menschen, überwiegend jüdischen Glaubens, von der SS und ihren willigen Helfern ermordet. Eine Spur der vom völkischen Nationalismus getriebenen Vernichtung der Juden Europas führt vom Oberland – auch über Schliersee – nach Auschwitz.

52 Gemeindearchiv Schliersee, O 084-1: Briefwechsel Bürgermeister vom 5. Juli 1939.

38 •••••••••••• 5 Perspektiven des Gedenkortes am Schlierseer Weinberg

In der Schlierseer Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren bereits ein Meinungswandel zum Oberland-Gedenken stattgefunden. Die 2018 durchgeführte Veranstaltungsreihe „gedenken – umdenken – versöhnen“ des Katholischen Bildungswerks im Landkreis Miesbach e.V. leistete einen weiteren wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Debatte. Es scheint eine breit getragene Verständigung darüber zu geben, dass die Gedenksituation vor Ort nicht so bleiben kann wie sie ist. Für die Diskussion darüber, wie mit dem Gedenkort in Zukunft umgegangen werden soll, ist es wichtig, sich die Bedeutung des Gedenkens, insbesondere für das politisch rechtsstehende Lager, vor Augen zu führen:

Die Idee zur Errichtung eines Denkmals ging 1920 aus einer persönlichen Verbindung des damaligen Schlierseer Bürgermeisters zu Führungsfiguren des Freikorps Oberland hervor. Erst nachdem Schliersee als Gedenkort ausgewählt wurde, ergab sich ein Gedenk-Anlass, der in der Öffentlichkeit des deutschen Reiches außerordentliche Beachtung fand: der „Sturm auf den Annaberg“ von 1921 galt vor allem im rechtsgerichteten Lager der Weimarer Zeit als Symbol für die nationale Wiedergeburt nach der Niederlage im ersten Weltkrieg.

Bei der Grundsteinlegung des Denkmals im Jahr 1921 und in der Folgezeit stand dieser Gedanke im Vordergrund. Die bei der Einweihung 1923 offen gezeigte Verbrüderung des Bund Oberland mit der NSDAP ist auch ein Zeugnis hiervon.

In den Jahren 1933 bis 1945 wurden die gefallenen Oberland-Kämpfer als „Blutzeugen“ der jungen nationalsozialistischen Bewegung überhöht. Verbindendes ideologisches Element war auch hier die antisemitische und demokratiefeindliche Ausrichtung des Freikorps Oberland seit seiner Gründung im Jahr 1919.

Den Organisatoren des Gedenkens nach 1945 war die Fortschreibung des Oberland-Mythos und die Rehabilitierung ihrer Kämpfer während der Zeit des Bündnisses mit der NS-Bewegung wichtig. Die Führer der „Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland“ suchten schon bald die Nähe zu neofaschistischen Organisationen wie den Parteien DVU und NPD sowie zu Ikonen der rechtsextremen Szene, beispielsweise Eleonore Baur oder Gudrun Burwitz.

Ab den 1990er Jahren traten rechte Burschenschaften, Neonazis und jüngere Kameraden aus dem gewaltbereiten Spektrum offen bei den Gedenkfeiern auf. Letztlich bleibt ein harter Kern national gesinnter Aktivisten übrig, mit dem die Landsmannschaft der Oberschlesier nach wie vor eng kooperiert.

Dem politisch rechtsstehenden Lager ist es über viele Jahre gelungen, die Deutungshoheit im politischen Diskurs zu erlangen. Dessen „Agenda-Setting“ hat durch die verklärende Fortschreibung des Oberland-Mythos und die Umdeutung der Kämpfe in Oberschlesien als „Freiheitskampf für das deutsche Volk“ verfangen. So konnte das Oberland-Gedenken bei

39 •••••••••••• den Bürgern aus Schliersee und dem Landkreis Miesbach als Plattform genutzt werden, ihr revisionistisches Geschichtsbild zu propagieren.

Der christliche Versöhnungsgedanke könnte zukünftig diesem Versuch der Geschichts- klitterung entgegengesetzt werden. In den 1920er Jahren hatte die Verständigung zwischen Christen verschiedener Nationen ganz offensichtlich versagt. Deutsche und polnische Gläubige sind in erschreckend brutaler Weise zwischen die militärischen und ideologischen Fronten geraten. Die Katastrophe dieses rassistisch aufgeladenen Grenz- und Bürgerkrieges muss als Mahnung für die heutige Generation gelten.

Die Verstrickung der „Oberländer“ mit der frühen NS-Bewegung wurde in ihrem Entwicklungspfad über das Bild 30 : „Ästhetische Intervention“ der Künstler Joss Bachhofer Terror-Regime im „Dritten Reich“ fort- (Hausham) und Wolfram Kastner (München) im Mai 2016. geführt und endete in der Verfolgung und Vernichtung Millionen europäischer Juden. Zu den Opfern zählen auch Schlierseer Bürger jüdischen Glaubens und andere Verfolgte aus dem Landkreis Miesbach. Es wurde ein un- säglicher Weg vom Oberland über Oberschlesien nach Auschwitz beschritten.

Wichtig für die Tragfähigkeit eines neu gestalteten Gedenkortes ist also eine klare Abgrenzung gegenüber rechtsextremer Ideologie, wie sie über all die Jahre im Umfeld des Oberland-Gedenkens zu finden war.

Die Stätte an der Schlierseer St. Georgs Kapelle darf keinen Raum mehr bieten für revisionistische Propaganda und Neonazis. Es darf kein Gedenken derer geben, die 1919 an der Ermordung hunderter Münchner Bürger beteiligt waren. Kein Gedenken mehr derer, die antisemitische Hetze betrieben, eine völkisch-nationalistische Diktatur errichten wollten und sich in Oberschlesien in brutaler Weise am militärischen Gegner sowie an der Zivilbevölkerung vergingen.

Die vordergründig unverdächtig und positiv anmutenden und verklärenden Formulierungen des „Freiheitskampfes“ der „Oberländer“ können weder dem unbedarften noch dem wissenden Besucher des Schlierseer Weinberges zugemutet werden. Die Bedeutung der bisherigen Inschrift muss in unmittelbarem örtlichen Zusammenhang Erklärung finden. Die Ersetzung der Gedenktafel, eine deutliche bauliche Kontrastierung oder eine teilweise Überformung scheint unerlässlich. Aufgabe einer neu gestalteten Gedenksituation sollte es sein, sich dem „Agenda-Setting“ des rechtsextremen Lagers deutlich entgegenzustellen.

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Dank gilt folgenden Institutionen, die ihre Archive geöffnet und die Recherchearbeit unterstützt haben:

‣ Gemeindearchiv Schliersee ‣ Archiv der Pfarrgemeinde St. Sixtus Schliersee ‣ Institut für Zeitgeschichte München und Berlin ‣ Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V. (a.i.d.a.) ‣ Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. (apabiz) ‣ Bayerisches Staatsarchiv ‣ Bayerische Staatsbibliothek ‣ Stadtarchiv Miesbach ‣ IG Metall Jugendbildungszentrum Schliersee ‣ Infogruppe Rosenheim ‣ Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland

Besonderer Dank gilt der Historikerin Eva Hintermeier, auf deren Rechercheergebnisse und Vorarbeiten der Autor zurückgreifen konnte.

41 ••••••••••••

Bildquellen

Seite 1: IG Metall Jugendbildungszentrum Schliersee (Titelseite), Seite 6, 7: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv (Bild 2: hoff-5124, Bild 3: hoff-5167), Seite 9: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plakatsammlung, aus: URL: https://www.historisches-lexikon- bayerns.de/Lexikon/Datei:Artikel_44834_bilder_value_4_anarchismus5.jpg (eingesehen am 11.10.2018) (Bild 4) und Schneede 1977, S. 72 (Bild 5), Seite 11: Schuster 2012, S. 18 (Bild 6), Seite 12: URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/Sprachen_in_Schlesien_1905_06.svg (eingesehen am 20.09.2018). Lizenz: Creative Commons CC BY 2.0. Änderungen durch den Autor (Abstimmungsgebiet eingezeichnet). (eingesehen am 20.09.2018) (Bild 7) und Muzeum Czynu Powstańczego (Museum der Aufständischen Tat) w Górze Św. Anny ul. Leśnicka 28 (Bild 8), Seite 13: Arnold 1972 S. 25 (Bild 9 und Zitat Bildunterschrift), Seite 14: URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oberschlesien_1921_Voten.png Lizenz: Creative Commons CC BY 2.0. (eingesehen am 11.10.2018) (Bild 10) und https://sbc.org.pl/dlibra/publication/37883/edition/34517/wynik-plebiscytu-na-gornym-slasku-kwiecien- 1921?language=en (eingesehen am 11.10.2018) (Bild 11), Seite 15: Schuster 2017, S. 677 (Bild 12), Seite 16: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv (Bild 13: hoff-8551), Seite 18: Schuster 2017, S. 772 (Bild 14), Seite 19: Wiedholz 1961, S. 29 (Bild 15), Seite 21: Schlesische Rundschau. Schlesische Landesausgabe der Deutschen National-Zeitung vom 9. Juli 1971 (Bild 16), Seite 22: Archiv des Autors/eigene Dokumentation (Bild 17), Seite 24: Nationalrevolutionäres Forum. „Die Schwarze Front“ Folge 35 (Bild 18), Seite 25: „Der Freiwillige“. Publikation der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS (HIAG) vom September 2001 (Bild 19), Seite 26: Archiv des Autors/eigene Dokumentation (Bild 20), Seite 27: „Der Freiwillige“. Publikation der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS (HIAG) vom August 2001 (Bild 21), Seite 29: Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland (Bild 22), Seite 30: Der Oberländer Nr. 76 – 2007 (Bild 23), Seite 32: Der Oberländer Nr. 73 – 2016 (Bild 24), Seite 33: Der Oberländer Nr. 73 – 2016 (Bild 25), Seite 34: National-Zeitung – Deutsche Wochenzeitung vom 5. Februar 1971 (Bild 26) und AIB – Antifa Infoblatt, Ausgabe 104 vom 28.11.2014 (Bild 27), Seite 35: Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland 1974, S. 123 (Bild 28), Seite 37: Werner Hartl (Bild 29), Seite 40: Bachhofer/Kastner (Bild 30), Seite 44: oben links: Postkartenmotiv aus den 1930er Jahren, oben rechts: Werner Hartl, unten: Katholisches Bildungswerk im Landkreis Miesbach e.V. (Rückseite).

42 •••••••••••• Quellen- und Literaturverzeichnis

Arnold, Friedrich : Anschläge. Politische Plakate in Deutschland 1900 – 1970. Büchergilde Gutenberg. München 1972.

Goodrick-Clarke, Nicholas : Der „Germanenorden“. In: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Marix, Wiesbaden 2004.

Graf, Oskar Maria : Wir sind Gefangene. Ein Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt. Paul List Verlag, München 1994.

Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS : Der Freiwillige. Munin Verlag. Jahreszahl und Ausgabe jeweils gekennzeichnet.

Hillmayr, Heinrich : Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. München 1973.

Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland : Der Oberländer. Mitteilungsblatt. Eigendruck im Selbstverlag. Jahreszahl und Ausgabe jeweils gekennzeichnet.

Lohalm, Uwe : Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes 1919 – 1923, Leibniz Verlag. Hamburg 1970.

Mecklenburg, Jens (Hrsg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus. Elefanten Press. Berlin 1996.

Müllner, Ludwig (Hrsg.): Am Schliersee. Führer durch Schliersee. Neuhaus-Fischhausen und Umgebung. 10. neubearbeitete Auflage. München 1936.

Sauer, Bernhard : Auf nach Oberschlesien. Die Kämpfe der deutschen Freikorps 1921 in Oberschlesien und den anderen ehemaligen deutschen Ostprovinzen. Publiziert 2010 in: URL: http://www.bernhard-sauer-historiker.de/sauer_oberschlesien.pdf (eingesehen am 05.07.2017).

Schneede, Uwe M. (Hrsg.): George Grosz. Die Welt ist ein Lunapark. Pinkus, Zürich 1977.

Schröm, Oliver/Röpke, Andrea : Stille Hilfe für braune Kameraden. Das geheime Netzwerk der Alt- und Neonazis. Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2006.

Schuster, Peter (Hrsg.): Für das stolze Edelweiß. Bild- und Textband zur Geschichte von Freikorps Oberland und Bund Oberland, 3., stark erweiterte, überarbeitete Neuauflage, Heilbronn 2012.

Schuster, Peter : Oberländer. Freikorpskämpfer, Putschisten, NS-Aktivisten, Mitläufer, Geistliche und Widerständler aus dem Freikorps Oberland und dem Bund Oberland. Personalien und Dokumente. Ein Nachschlagewerk. Nation & Wissen Verlag, Riesa 2017.

Traditionsgemeinschaft des Freikorps und Bundes Oberland : Bildchronik zur Geschichte des Freikorps und Bund Oberland, München 1974.

Weber, Hans : Der Kampf um Oberschlesien. Freikorps Oberland 1921-3. Eigendruck im Selbstverlag, München 1982.

Weidermann, Volker : Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen. Verlag Kiepenheuer Witsch, Köln 2017.

Weyerer, Benedikt : München 1919-1933. Stadtrundgänge zur politischen Geschichte. Buchendorfer Verlag, München 1993

Wiedholz, Josef : Schliersee Büchl, Eigendruck im Selbstverlag 1961.

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Oben links: Das 1923 errichtete Denkmal in einer Postkartenansicht aus den 1930er Jahren Oben rechts: Die Gedenktafel von 1956 mit Kränzen aus dem rechtsextremen Spektrum in den 2000er Jahren. Unten: Motto der Veranstaltungsreihe des Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach e.V. im Jahr 2018.

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