Bevölkerungsstudie 2004 - 2020 Region Neckar-Alb
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Bevölkerungsstudie 2004 - 2020 Region Neckar-Alb 1. Anlass Die Beschäftigung mit dem Thema „Demographischer Wandel“ ist sowohl für Regionalplaner als auch für Regionalpolitiker von immenser Bedeutung. Die Ansprüche an den Raum ergeben sich aus den Bedürfnissen der in der Region lebenden Bevölkerung. Diese Bevölkerung wird aller Voraussicht nach in den nächsten 20 Jahren nur noch wenig Zuwachs haben, aber es wird eine Bevölkerung sein, die „alt“ sein wird. Das heißt, dass es in zunehmenden Maße immer mehr über 60 Jährige als unter 20 Jährige geben wird. Von Interesse ist dabei, ob alle Kommunen in der Region Neckar-Alb von diesem Alterungsprozess der Bevölkerung betroffen sein werden, ob es Gemeinden mit stärkerem Zuwachs und Gemeinden mit Verlusten geben wird. Dies soll im Folgenden untersucht werden. 2. Veränderung der Einwohnerzahl in der Region Neckar-Alb 2.1 Veränderung bis 2004 Die Einwohnerzahl in der Region Neckar-Alb ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Zwischen 1980 und 2004 nahm die Einwohnerzahl von 578.249 auf 689.442 um 111.193 oder 19,2 % zu. Die höchsten Zuwachsraten traten aufgrund der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und den Zuwanderungen von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien Anfang der 90er Jahre auf. Die Region Neckar-Alb gehört zu den Regionen im Land Baden-Württemberg, deren Einwohnerzahl seit Mitte der 90er Jahre nur noch leicht gestiegen ist. Mit 3,8 % Zuwachs zwischen 1994 und 2004 liegt die Region unter dem Landesdurchschnitt (4,5 %). In diesem Zeitraum hatten alle Regionen in Baden-Württemberg steigende Einwohnerzahlen. Wachstumsstarke Regionen sind die Regionen Südlicher Oberrhein (7,4 %), Heilbronn- Franken (7,1%) und Donau-Iller (6,8%). Den geringsten Zuwachs verzeichnet die Region Ostwürttemberg (2,1 %), gefolgt von der Region Unterer Neckar (2,2 %). Alle Regionen haben diese positive Veränderung der Einwohnerzahl Wanderungsgewinnen zu verdanken. Im Jahr 2002 zogen nach Baden-Württemberg rund 56.000 Personen mehr zu als fortgezogen sind. Im Jahr 2003 betrug der Wanderungsgewinn noch rund 31.000 Personen. Baden-Württemberg profitiert dabei hauptsächlich aus Zuwanderungen aus dem Bundesgebiet, insbesondere aus den ostdeutschen Bundesländern. 70 % im Jahr 2002 und 86 % im Jahr 2003 der Wanderungsgewinne gehen zu Lasten anderer Bundesländer, wie Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen, aber auch Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die hohe Zahl der Zuzüge aus Niedersachsen ist auf die Umverteilung von Aussiedlern zurückzuführen. 1 Wanderungssaldo Baden-Württemberg 2002 und 2003 nach Herkunft Herkunftsgebiete 2002 2003 Bundesgebiet 39.276 26.926 darunter: Niedersachsen 12.044 9.769 Nordrhein-Westfalen 2.834 2.196 Brandenburg 4.171 2.641 Sachsen 8.620 5.353 Sachsen-Anhalt 3.988 2.664 Thüringen 3.636 2.457 Ausland 16.841 4.287 Insgesamt 56.117 31.213 Quelle: Statistische Berichte des Statistisches Landesamts Baden-Württemberg Auch die Region Neckar-Alb profitierte in den letzten Jahren von Wanderungsgewinnen. Dabei gewinnt die Region Einwohner aus den ostdeutschen Bundesländern und aus Niedersachsen und vor allem aus dem Ausland. Gegenüber dem Bundesgebiet hat die Region Neckar-Alb insgesamt betrachtet gerade einen Wanderungsüberschuss von nur 7 Personen. Festzustellen ist dabei, dass der ausgeglichene Saldo durch Zuwanderungsgewinne von Deutschen und Wanderungsverlusten von Ausländern zustande kommt. Wanderungsströme Region Neckar-Alb 1999 – 2001 (Saldo) Herkunfts- und Zielgebiete Deutsche Ausländer insgesamt Bundesgebiet 3.504 -3.497 7 darunter: Niedersachsen 1.357 229 1.586 Mecklenburg-Vorpommern 169 28 197 Brandenburg 473 27 500 Sachsen 873 86 959 Sachsen-Anhalt 482 54 536 Thüringen 391 38 429 Baden-Württemberg 241 -3.819 -3.578 Ausland -185 6366 6.181 Insgesamt 3.319 2.869 6.188 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung Die Herkunftsgebiete der Zuwanderungen aus dem Ausland sind die russische Föderation, die Türkei und, in geringerem Maße, Polen und Rumänien. Die Region verliert hauptsächlich Einwohner innerhalb des Landes Baden-Württemberg. Dabei handelt es sich um Ausländer, die die Region vorwiegend in Richtung südliches Baden- Württemberg verlassen. Dies ist im Zusammenhang mit der Bezirksstelle für Asyl in Reutlingen zu sehen. Als Erstaufnahmeeinrichtung mit 500 Plätzen ist sie u.a. zuständig für die Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern und deren Familienangehörigen. Der Aufenthalt in dieser Aufnahmeeinrichtung beträgt durchschnittlich 4-6 Wochen. In dieser Zeit findet die Anhörung zu den Asylgründen durch die Außenstelle des Bundesamts für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge sowie eine ärztliche Untersuchung statt. Anschließend werden die Asylbewerber gleichmäßig auf die Stadt- und Landkreise in Baden- Württemberg verteilt und dort bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Im Zeitraum 1994 – 2004 waren die Einwohnerzuwächse in der Region Neckar-Alb zu 54,9 % auf Geburtenüberschüsse und zu 45,1 % auf Wanderungsgewinne zurückzuführen. 2 Die Region Neckar-Alb gehört damit zu den Regionen, die im Jahr 2003 noch Geburtenüberschüsse aufweisen kann. Schon einige Regionen in Baden-Württemberg, wie z.B. die Regionen Unterer Neckar, Mittlerer Oberrhein und Ostwürttemberg, haben bereits Geburtendefizite. Aber auch in der Region Neckar-Alb nimmt die Zahl der Geburtenüberschüsse kontinuierlich ab. Dabei hat sich die Anzahl der Gestorbenen erhöht, während die Zahl der Geburten abgenommen hat. Anzahl der Lebendgeborenen und Gestorbenen in der Region Neckar-Alb 9000 Lebendgeborene 8000 Gestorbene 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung Eine Ursache dafür ist die Veränderung der Altersstruktur in den vergangenen Jahren. Der Anteil der älteren Bevölkerung hat zugenommen. Der Anteil der 20 bis 35-Jährigen ist deutlich geringer geworden. In diesem Alter ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau Kinder bekommt, am größten. Altersstruktur 1987 und 2001 Region Neckar-Alb Jahre > 75 70 - 75 65 - 70 60 - 65 55 - 60 50 - 55 45 - 50 40 - 45 2001 35 - 40 30 - 35 25 - 30 1987 20 - 25 15 - 20 10 - 15 5- 10 < 5 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 % Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung Die Region Neckar-Alb hatte im Jahr 2001 noch mehr unter 20-Jährige (22,8 %) als über 60- Jährige (21,8 %). Damit stellt sich die Region besser als das Land. Zur Jahreswende 2000 gab es erstmals in der Geschichte Baden-Württembergs mehr über 60-Jährige (23 %) als unter 20-Jährige (22 %). 3 2.2 Veränderung bis 2020 Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat im Jahr 2004 eine regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg vorgelegt. Ausgangspunkt der Vorausrechnung war der Bevölkerungsstand des Landes vom 31.12.2001. Der Zeithorizont reicht bis zum Jahr 2020. Zwischen 2002 und 2020 wird für das Land mit Wanderungsgewinnen von jährlich 43.000 Personen ausgegangen. Für die innerhalb des Landes stattfindenden Wanderungen wird angenommen, dass die regionalen Wanderungsmuster, wie sie zwischen 1997 und 2001 zu beobachten waren, im gesamten Vorausrechnungszeitraum fortbestehen werden. Diese Konstanz der regionalen Unterschiede wird auch für die Geburten- und Sterblichkeitsraten unterstellt. Dieser Bevölkerungsvorausrechnung zufolge wird die Einwohnerzahl in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2020 um 5,3 % steigen. Dabei soll es insgesamt ein Geburtendefizit von 240.000 und Wanderungsgewinne von 806.000 geben. Die folgende Tabelle zeigt die Zahlen für die einzelnen Regionen: Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsvorausrechnung für die Regionen und das Land Regionen Geburtensaldo Wanderungssaldo Veränderung 2020 gegenüber 2001 Stuttgart -27.000 155.000 +4,8 % Franken -17.000 70.000 +6,1 % Ostwürttemberg -8.000 23.000 +3,4 % Mittlerer Oberrhein -44.000 106.000 +6,4 % Unterer Neckar -41.000 85.000 +3,9 % Nordschwarzwald -16.000 41.000 +4,2 % Südl. Oberrhein -32.000 105.000 +7,2 % Schw.-Baar-Heuberg -13.000 37.000 +5,0 % Hochrhein-Bodensee -23.000 65.000 +6,5 % Neckar-Alb -10.000 39.000 +4,3 % Donau-Iller +1.000 35.000 +7,3 % Bodensee-Oberschwaben -13.000 45.000 +5,4 % Baden-Württemberg -240.000 806.000 +5,3 % Quelle: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2004 Die Region Neckar-Alb wird mit einem Zuwachs von 4,3 % zu den wachstumsschwächeren Regionen gehören. Die wachstumsstärksten Regionen wären die Regionen Donau-Iller (7,3 %), die als einzige noch ein positives Geburtensaldo aufweisen kann, und Südlicher Oberrhein um Freiburg (7,2%). Die geringste Zunahme hätte die Region Ostwürttemberg. Im Jahr 2020 würde die Region Neckar-Alb eine Einwohnerzahl von 713.000 haben. Die Zunahme setzt sich zusammen aus einem Geburtendefizit von 10.000 Personen und Wanderungsgewinnen von 39.000 Personen. Die Einwohnerzahl der Region Neckar-Alb würde damit bis 2020 noch steigen. Die Veränderung der Altersstruktur jedoch fällt deutlicher aus. 4 Altersstruktur Region Neckar-Alb 2000 und 2020 (mit Wanderungen) > 75 60 - 75 45 - 60 25 - 45 20 - 25 15 - 20 2020 01.01.2000 (Ist) 10 - 15 5 - 10 < 5 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung Im Jahr 2001 betrug der Anteil der unter 20-Jährigen in der Region Neckar-Alb 22,8 %. Im Jahr 2020 wird nach der Vorausrechnung mit Wanderungen der Anteil auf 18 % herab gesunken sein. Der Anteil der über 60-Jährigen würde von 21,8 % auf 27,2 % steigen. Ausgewählter Altersgruppen in der Region Neckar-Alb nach den Berechnungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg Jahre <20 Jahre 20-25 Jahre 25-45 Jahre 45-60 Jahre > 60 Jahre 2001 155.855 40.826 216.664 120.848 149.238 in % 22,8 6,0 31,7 17,7 21,8 2020 ohne Wanderungen 115.903 36.698 155.537 157.822 192.310 in % 17,6 5,6 23,6 24,0 29,2 2020 mit Wanderungen 128.367 42.823 184.432 163.080 194.073 in % 18,0 6,0 25,9 22,9 27,2 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung Der Anteil der 25-45-Jährigen ist derzeit mit 31,7 % sehr hoch. Es sind die jungen Familien, die jungen, aktiven Erwerbstätigen, die die größte Altergruppe darstellen.