Landsberger

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Geschichtsblätter%

Illustrierte Monatsschrift und Organ des Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a.L.

Beilage der Landsberger Nachrichten

Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. J. Schober f Landsberg a. L.

Verantwortlicher Schriftleiter Paul Winkelmayer in Landsberg a.L.

39. Jahrgang

1 * 9 * 4 * 9

Landsberg a. 1949

Landsberger Verlagsanstalt Martin Neumeyer Landsberg a. Lech

HISTORISCHER VEREIN LANDSBEfRCji ______BIBLIOTHEK INHALT (Die Zahlen bedeuten die Spalten)

Dem 3 9. Jahrgang zum Geleit 49, 50 Winkelmayer Paul: Späte Auszeichnung 56 Burger Franz Xaver: Die Wallfahrtskirche Wittig M. H.: Aus der Chronik des M arktes St. W olfgang in Thaining 93, 99, 109 Leeder 68 119, 127 Wittig M. H.: Von Grenzen, Recht und Ver­ Dehn, Dr. Prof.: Orts- und Flurnamen 78 waltung der bayerischen Vergangenheit des Fuchstales 111 Klas Michael: Beiträge zur Ortsgeschichte Hechenwang 55, 59 Wolf Sebastian: Weifenburgen am Lech 61, 67 Kraut Dr. Alfred: Eine vergessene Weihe­ Wolf Sebastian: Kaufering, das Dorf am stätte der hl. Anna 94 Lech 76, 80, 89, 100

Maier Adalbert: Bischof Ri egg, ein berühmter Buchbesprechungen: 80, 120, 128 Landsberger 52, 57, 65, 73 Maier Adalbert und Winkelmay er Paul: Abbildungen: 600 Jahre Hl. Geistspitalstiftung Eindachhaus in Kaufering 80 Landsberg 97, 105, 115, 121 Leonhardikapelle in Kaufering 92 Richter Ludwig: Osterbräuche in der alten Heimat: ' 63 St. Wolfgangskirche in Thaining 94 Richter Ludwig: Maibräuche in der alten Kirchenaufgang in Kaufering 101 Heimat 71 Spitalstiftungsurkunde von 1349 107 Richter Ludwig: Anbau- und Erntebräuche in der alten Heimat 85 Hochaltar der St. Wolfgangskirche in Thaining 110 Schlosser- Kraut Dr-: Mec'htildis von Dießen A dalbert M aier „ 113/114 und Andechs 87 .Alte Spitalkirche in Landsberg 117 Welz Heinrich: Walleshauser Flurnamen 54 Die Loidlfiguren am Kreuzaltar der St. Wolfgangs- Winkelmayer Paul: Nachruf für Hanns Frank 49 kirche in Thaining 119/120 Winkelmayer Paul: Landsberger Künstler 79 Jesuitenkolleg in Landsberg 124 Winkelmayer Paul: Nachruf für Adalbert Blick zu Chor und Kanzel der St. Wolfgangskirche M aier 113/114 in Thaining 128

ORTSVERZEICHNIS

Vorbemerkung: Die Orte werden in der jetzt gel­ G a s t e i n 73, Gersthofen 97, Göttweig 59, Grafrath 120, tenden Schreibweise eingereiht. Die St.-Orte siehe Greif enberg 60, Großorheim 79, Gunzenlech 67. unter S. Haltenberg 62, 100, H annover 68, H arburg 52, H e ­ Achselschwang 61, Admont 59, Aichach 106, A l­ chenwang 55, 56, 59, 60, 61, Heroldingen 79, H e r- ling 127, Altdorf 61, A ltötting 59, A ltenstadt 62, 68, zogenburig 59, H iltisau 57, 76, Hindelang 57, Ho- Altomünster 101, Altstätten 57, Altusried 57, AmbeTg fingen 101, Hohenfurch 111, Horn 59, Hünang 127, 106, Andechs 87, 88, 101, Anzing 127, Apfel­ Hüttenried 111. dorf 80, Asch 111, Aufsee 59, A ugsburg 52, 53, 57, 58, 62, 65, 67, 73, 75, 76, 93, 99, 103, 110, 111, I m m e n s t a d t 57, 76, Ingenried 11, Ingolstadt 106, I n ­ 112, 118, A usterlitz 59. ning 65, Innsbruck 95, Ischl 59, Issing 94, 110, 120, 128, Judenburg 65. Babenhapsen 65, Balderschwang 57, 76, Basel 65, Bärner Ländohen 63, 71, 85, Benediktbeuern 55, 56, Karlshuld 53, 57, K a u f e r i n g 62, 68, 60, 101, Berlin 68, Bernbeuem 111, Biberach 65, 103, 76, 77, 78, 81, 83, 89, 92, 99, 100, 101, 102, 103, 104, Biel 65, Bozen 65, Bregenz 57, 65, Brixen 65, Brünn Kelheim 106, 57, 128, Kinsau 111, Pirchen- 59, Burggen 111, Burghaüsen 106. haslach 99, Klagenfurt 65, Kleinerdlingen 52, Kleink 59, Kloster Einsiedeln 65, Konstantinopel 94, Krems Cäsarea 105, Christgarten 79. 59, Kremsmünster 59, Küßnacht 65. Denklingen 111, Dettenschwang 59, Dien- Lachen 65, Lambach 59, Landeck 65, Landsberg hausen 111, Dießen 55, 87, 88, 94, 95, 96, 101, 119, 49, 51, 53, 56, 57, 61, 62, 75, 76, 77, 79, 80, 93, Dillingen 52, 80, Donauwörth 52, 65, Dünzlbach 97, 98, 99, 101, 103, 104, 106, 108, 109, 111, 112, 65, Dürnhansl 60. 114, 115, 116, 118, 121, 124, 125, Landshüt 126, Lang­ erringen 97, Lechfeld 57, 100, Lechmühlen Eck.sberg 127, Edelstetten 88, Eichstätt 126, Ellerts­ 111, Leeder 68, 111, 118, Legau 57, Lienz 65, Linz hofen 118, Ellighofen 111, Ellwangen 80, Ens 59, 59, Lübeck 62, Lublin 51, Leutkirch 57, Luzern 65, E p fach 93, 111, Erbenschwanig 111, Eresing 55, Lyon 105. 60, Erp ft in g 111, Eurasburg 73. M a i ß a u 59, Marienberg 65, Mauern 79, Melk 59, Mem­ Feldkirch 57, 65, Freiburg 65, 126, Freising 126, mingen 79, 103, Meran 65, Merching 65, Metten 57, Fuchstal 111, Fürstenfeldbruck 127, Füssen 57. Mindelheim 80, 127, Mittenwald 65, Möggingen 79, Monheim 54 M ühldorf 127, M ünchen 49, 52, 58, 68, Schaffhausen 65, Sc'heuring 103, Schondorf 73, 80, 96, 101, 106, 111, 112, 126, 127, 128, Mund- 55, 56, 60, 61, Schongau 57, 61, 62, 67, 68, ll'l, 112, r a c h i n g 51, Murten 65. Schwabbruck 111, Schwabsoien 111. •'s., Nassenb euren 127, N eapel 68, Nesselwang 57, Stadl 49, 50, 51, Stanz 65, 99, Staufen 76, Steingaden Nidau 65, Nördlingen 52, 53, 106, 57, 62, 67, 68, Steine hach 60, Stockach 65, Strau­ Oberdießen 111, Obergünzburg 57, Oberigling bing 106, Stuttgart 68. 127, Oberreitnau 57, Obersbaufen 57, Oiberstdorf 57, Obersonthofen 75, Oberwin dach 60, O ettingen T h e. inin g 93, 99, 109, 119, 120, 127, 128, Trient 65. 52, Ottobeuern 57, 58, 120. Unterdießen 111, 112, U nterkochen 80, Unterliez- Paris 105, Passau 59, Peiting 61, 62, 67, 68, Penzing heim 120, Unterschondorf 61, 99, 118, Pestenacker 118, Petersburg 106, Pfef- fers 65, Pfronten 57, Pfullendorf 65, Pürknau 111. V a d. u z 65, V i 1 g e r t s h o f e n 51, 99, Villach 65, Vöck­ R a g a t z 65, Ramsach 120, Ravensburg 61, Raygern labruck 59, Völkermark 65. 59, Reims 105, Rheinfelden 65, Römerkessel 111, Rom 63, 105, 106, Romenthal 94, 95, 96, Röthenbach 57, Rothenburg 106, Rottenbuch 61. Waldshut 65, Walleshausen 54, 55, W allerstadt 65, W angen 65, W asserburg 73, Weil 99, W eiler S a n d a u 103, Sankt Andre 65, St. Florin 59, S t, Geor­ 57, 76, W eilheim 65, 68, 75, 95, 119, 120, W eingarten gen 86, St. Lamprecht 65, St. Paul 65, St. Pölten 59, 61, 100, Weißenburg 106, Weißenhorn 99, Weiden St. W olfgang 93, 100, Säckingen 65, Salzburg 59, 73, 1 1 1 , W essen 65, W essobrunn 80, 109, 116, 117, 118, 93, 94, Sargans 65, Saulgrub 65, Saxenried 111, See­ 119, W ien 59, W indach 55, 60, W olfenbüttel 68, feld 65, Seestall 111, Seifertstetten 59, Singen 65, Worms 126, Würzburg 106. Sonthofen 57, 127, Söchering 65, Spielberg 59, Spo- leto 62, 67, 80. Z e i 1 65, Zierl 65, Znairn 59.

HISTORISCHER VEREIN

Vorstandschaft und Ausschuß nach dem Ergebnis der Wahl vom 28. November 1949 1. Vorstand: Paul Winkelmayer 2. Vorstand: Wendelin D r e x 1 Schriftführer: Studienrat Hartlmaier Kassier: Franz Weis'haupt Beisitzer: Franz Dengler Anton Suppmann kraft Amtes: Oberbürgermeister T h o m a Landrat Dr. G e r b 1 Stadtarchivar, Kreisarchivpfleger, Kreisiheimatpfleger: Paul Winkelmayer Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul W in k e lm a y e r in Landsberg a. L. Beilage der „Landsüerger Nachrichten’' Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 1/2 39. Jahrgang 1919 Dem 39. Jahrgang zum Geleit Mit der vorliegenden Nummer beginnen wir den bürgern näher bringen. Wir wollen nicht nur historische neuen Jahrgang der „Landsberger Geschichtsblätter" und Forschungen in diesen Blättern treiben, sondern Brauch­ wollen damit im Jahre 1949 wieder auf das Laufende tum und heimische Art und Sitte festhalten. kommen. Deswegen werden die beiden ersten Nummern Darum rufen wir alle, die etwas beitragen können, als Doppelnummern Nr, 1/2. und Nr. 3/4, bezeichnet wer­ zur Mitarbeit auf. Großen Wert würden wir auch auf die den, so daß wir mit der Mai-Nummer die ordentliche Erfassung von Haus- und Flurnamen in den ein­ Nummerierung wieder erreichen. zelnen Ortschaften legen, die so langsam zu verschwin­ Wir freuen uns, daß die „Landsberger Geschichts­ den scheinen. Wer sein Dorf liebt, sollte sich darum blätter" in weiten Kreisen wieder freudig aufgenommen kümmern, wir helfen gerne mit. Alle unsere Heimat­ wurden und freuen uns besonders auch darüber, daß freunde und alle Mitglieder des Historischen Vereins weite Leserkreise der Neubürger so lebhaftes Interesse sollen zu Mitarbeitern an unseren „Landsberger Ge­ für den Inhalt dieser Blätter bekunden. Wir wollen den schichtsblätter" werden. Neubürgern gerne Gelegenheit geben, ihre alten Heimat­ bräuche, mit denen sie verwurzelt sind und die sie auch Schriftleitung der Historischer Verein hier wieder weiter pflegen werden, in den „Landsberger „Landsberger iür Stadt und Kreis Geschichtsblätter" zu erläutern und sie damit den Alt­ Geschichtsblätter" Landsberg a. L.

rische Erkenntnisse, hielten altes Volksbrauchtum fest Dem verdienten Heimatforscher und gruben aus der Vergangenheit viel des Schönen und Wissenswerten, des Edlen und Guten aus, das sie der Hanns Frank, Stadl lebenden Generation als Tat der Väter in den vergan­ genen Jahrhunderten, als Kunst deutscher Meister, deut­ zur Erinnerung und als Denkmal scher Handwerker aufzeigten und damit die Liebe zur in der Heimatgeschichte 'Heimat, die bei vielen entschlummert und verschüttet war, wieder erweckten, Nachdem nun die „Landsberger Geschichtsblätter“ wieder, wie wir hoffen, regelmäßig erscheinen können, Ein solcher Erwecker des Heimatgedankens, der Hei­ wollen wir eine Ehrenpflicht erfüllen und dem letzten matliebe., des Sinns für die historische Vergangenheit Schriftleiter und langjährigen Bearbeiter dieser Heimat­ war auch blätter auch in deren Spalten ehrend zu gedenken. Vor Hanns Frank, nahezu 5 Jahren ist Hanns Frank in München bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen, Der J1. Juli 1944 den allzufrüh ein tragisches Geschick aus der liebgewon­ ist sein Todestag geworden. In den nachfolgenden Zeilen nenen Heimatarbeit rief. wollen wir dem eifrigen Heimatforscher ein Denkmal des Vor etwa 20 Jahren stellte sich Hahns Frank in den Dankes setzen für all das, was er in den .Landsberger Dienst der Heimatpresse, als er nach Stadl versetzt wor­ Geschichtsblätter“ für die Heimatforschung geleistet hat. den war. ln den Jahrgängen der Heimatzeitung suchte er Es ist. ein eigenartig Ding, daß in der Reihe der das Wissenswerte für sich heraus, um sich mit dem Landsberger Heimatforscher immer wieder Männer er­ neuen Wirkungskreis vertraut zu machen. Aus den Jahr­ scheinen, deren Wiege nicht in der Stadt Landsberg oder gängen der „Landsberger Geschichtsblätter" sammelte er in einem Dorfe des Landkreises gestanden ist. Diese sich Unterlagen um in der Geschichte von Stadt und Männer brachte der Dienst oder der Beruf in die Um­ Kreis Landsberg mitarbeiten zu können. Viele Einzel­ rahmung unserer Stadtmauer oder in die Grenzen des beiträge waren es, die er in die Heimatzeitung gab, seien Landkreises. Sie brachten aber das mit, was hier so fühl­ es historische Erinnerungsnotizen oder aktuelle Berichte bar mangelte, nämlich ein Herz voll Heimatliebe, histo­ gewesen Alle seine Beiträge waren leicht verständlich rischen Sinn, Begeisterung an der Kunst der Vorväter und volkstümlich gehalten und fanden überall großes und Kenntnisse aller Heimatschätze. Sie spürten weiter Interesse und Verständnis. In all seinen Arbeiten dringt auf dem schon vorhandenen Boden, fanden neue histo­ neben der rein historischen Sachlichkeit oder der ge­ 51 — 52 —

mütstiefen Heimatliebe der Gedanke zur Tat für die H ei­ schichtsblätter" und vielfach getroffene Vorbereitungen m at und ihre Geschichte durch. für die Arbeit nach dem Kriege, konnte er nicht mehr Seine historische Sachkenntnis, seine Heimatliebe in die Tat umsetzen. Am 11. Juli 1944 fand er-durch eine und sein Forscherstreben ließen ihn zum Verfasser größe­ Bombe in der Türkenkaserne in München den Tod. Die rer Arbeiten werden, die über den Rahmen einer Tages­ Bombe hat ihn uns genommen, ihm aber gab sie wenig­ zeitung hinausgingen, dann aber auch nicht mit der stens das eine, nämlich die letzte Ruhestätte in der ge­ Tageszeitung wieder verschwinden sollten. Dazu waren liebten Heimaterde. sie zu wertvoll und fande'n daher Aufnahme in die Sein Leib ist uns genommen worden, sein Geist, seine „Landsberger Geschichtsblätter". Neue Sachgebiete griff Heimatliebe und seine Begeisterung am Heimatgesche­ Hanns Frank auf, als er Mitarbeiter dieser histo­ hen von einst und jetzt aber werden in uns weiterleben rischen Heimatzeitschrift wurde, so bearbeitete er 1933 und wird uns das Werk, das Hanns Frank übernahm und die Ortsnamen des Bezirksamtes Landsberg in besonders so hoch ausbaute, weiter fortsetzen lassen. In den hervorragender Weise. Neben verschiedenen kleineren „Landsberger Geschichtsblätter", im Historischen Verein Beiträgen in den Jahren 1934/35 war es dann besonders Landsbergs und in der Geschichte der Stadt Landsberg seine mühevolle, wenig anerkannte, aber überaus ver­ wird sein Name weiterleben als Beispiel und Vorbild dienstvolle Erstellung einer „Bibliographie über Stadt eines Heimatforschers, der alles für seine Heimat gab. und Bezirk Landsberg".. Gerne bearbeitete er auch Orts­ Winkelmayer. geschichten und wurde zum Berater und Helfer vieler Heimatfreunde in den Gemeinden, Daß er seiner Ge­ meinde Stadl, Mundraching und besonders dem schönen Bischof Riegg, Vilgertshofen seine größte historische Forschung und seine vorbildliche Heimatliebe zuwandte, darf nicht ver­ ein berühmter Landsberger wundern. Besonders über Vilgertshofen, das Fest und die Von Adalbert Maier Kirche und Wallfahrt, brachte er viele neue Erkenntnisse. Blättert man die „Landsberger Geschichtsblätter" seit (Fortsetzung) dem Jahre 1934 durch, so findet man immer wieder Am 21. August 1824 reiste Ignaz Albert nach Klein- Hanns Frank mit zahlreichen Beiträgen vertreten, die erdlingen bei Nördlingen, um die dortige neuerbaute ein dankenswertes Material ergeben für alle, welche sich Pfarrkirche zu weihen. In Donauwörth besuchte er den später der Heimatforschung widmen werden. Abt Cölestin Königsdorfer, einen alten Freund. Als er Mit Beginn des zweiten Halbjahres 1936 übernahm nun weiterfuhr, überfiel ihn außerhalb Harburg plötzlich Hanns Frank die Bearbeitung der „Landsberger Ge­ ein heftiges Unwohlsein. Krank kam er in Kleinerdlingen schichtsblätter", für deren Herausgabe und Inhalt er seit an. Zwar erholte er sich hier wieder soweit, daß er die Beginn des Jahrgangs 1940/41 verantwortlich zeichnete. Kirchenbenediktion vornehmen und auch die Predigt hal­ Den Jahrgang 1939 konnte er wegen Einberufung nicht ten konnte; am Schlüsse der Messe aber wurde er neuer­ fertigstellen, er sorgte sich aber um die Vollendung des dings, und zwar derart unwohl, daß er die angesetzte Jahrganges auch als Soldat am Westwall und so konnte Firmung nicht mehr zu spenden imstande war. In die­ dieser Jahrgang abgeschlossen werden. Dann ruhte die ' sem Zustande besuchte er noch die fürstliche Familie weitere Herausgabe der Geschichtsblätter, bis Frank im in Oettingen, Hier wurde er auf das liebevollste empfan­ Jahre 1942 für längere Zeit beurlaubt wurde. Mit voller gen, und die Behandlung des fürstl. Leibarztes brachte Tatkraft setzte er sich für die weitere Herausgabe der es zu stände, daß der Bischof auf der Rückreise die Geschichtsblätter ein, fand williges Verständnis bei dem Firmung in Kleinerdlingen erteilen konnte. Aber kaum Inhaber der Landsberger Verlagsanstalt und bei seinen war er (am 30. August) wieder zu Hause angelangt, so alten heimatkundlichen Mitarbeitern. Der Ausbau der mußte er sich zu Bette legen und nun kam ein so Geschichtsblätter lag ihm sehr am Herzen und er hätte heftiges Nervenfieber (Typhus) zum Ausbruche, daß den Umfang verdoppeln mögen, um die Fülle des ge­ man an einer Rettung verzweifelte. Am 26. August sammelten Materials unterzubringen. Mit Hilfe des Land­ machte der Schwerkranke sein Testament, und als am rats Landsberg und des Verlegers konnten auch zahl­ reiche Illustrationen den wertvollen Beiträgen beige­ 28. in der Domkirche zur Vorfeier des Kirchweihfestes geben werden. Ein besonderes Verdienst um die Stadt mit allen Glocken geläutet wurde, da hieß es in ganz Landsberg erwarb sich Frank durch die Herausgabe der : „Der Bischof ist gestorben". — Aber es war „Herkomer - Erinnerungs - Artikelserie", anders bestimmt. Gerade an diesem Tage trat eine Kri­ die dann vom Verkehrsverein in Broschürenform her­ sis ein, die zur Besserung führte. Nun schritt die Ge­ ausgegeben wurde und einen überaus wertvollen Beitrag nesung rasch und erfreulich vorwärts und am 14. Novem­ zur Geschichte unserer Stadt in Verbindung mit Her­ ber wurde in der Domkirche zum Danke für die Ge­ komer festhält. nesung des geliebten Oberhirten ein feierliches Hoph- Der wache Forschergeist ruhte nicht, ob am Westwall amt mit Tedeum abghalten,- König Max Josef aber, der oder im Osten, ob im Lazarett oder in der Heimatgarni­ die Erkrankung des Bischofs mit großer Anteilnahme son, immer spürte er heimatkundlichen Dingen nach und verfolgt hatte, ernannte ihn, gleichsam zur Feier der schließlich darf es uns nicht verwundern, daß er sogar Wiedergenesung, zum Reichsrat der Krone Bayerns. aus einem Lazarett des Ostens einen Beitrag schickte, Betrachten wir nun das Wesen und bischöfliche Wir- mit dem er feststellte, daß in Lublin um 1613 ein Lands­ ken Rieggs. berger Webersohn namens S e 1 d e r zu Reichtum und Von Temperament rasch und hitzig, konnte ihn Würden gelangte. Sein letzter heimatkundlicher Beitrag, manches augenblicklich zum Unwillen reizen; aber Ver­ mit dem er gewissermaßen Abschied von seinen Heimat­ nunft und ruhige Ueberlegung gewannen ebenso schnell freunden genommen hat, war der an Weihnachten 1943 erschienene Artikel über „Zehn Jahre Heimatpflege". wieder die Oberhand, Was er auch tat und unternahm, überall stand für ihn das Wohl der Diözese obenan. Es Aber nicht allein am Schreibtisch oder in Wanderun­ war deshalb sein Hauptbestreben, den Geist der Duldung gen erschöpfte sich die heimatforscherische Tätigkeit und Eintracht unter den Konfessionen zu pflegen, der Franks. Ein Mann wie er, voll glühender Heimatliebe, Geistlichkeit innere Vervollkommnung und äußeres An­ fand im Historischen Verein Landsberg ein weiteres und sehen zu verschaffen, in die Herzen der Gläubigen aber ein großes Betätigungsfeld. Der Vorstand des Histori­ schen Vereins nahm Frank als willkommenen Mitarbeiter Gottesfurcht und wahre christliche Gesinnung zu pflan­ auf und wir finden Frank bald als Vortragenden bei den zen. — Diese Bestrebungen veranlaßten den Bischof, ein Versammlungen und Führungen des Historischen Ver­ Hauptaugenmerk auf die Heranbildung der jungen Geist­ eins und bei Besuchen der Stadt. So rundet sich das lichen zu “richten. Durch seine Vorstellungen bewirkte Hineinwachsen Franks in Stadt und Kreis Landsberg. er, daß König Ludwig I. die ökonomischen Verhältnisse Als Schriftleiter der „Landsberger Geschichtsblätter" und des Diözesanseminars in Dillingen bedeutend verbes­ als 2. Vorstand des Historischen Vereins hatte er ein serte. Bischof Riegg gab dieser Anstalt eine neue Orga­ überreiches Arbeitsgebiet zu seiner beruflichen, ArbeU nisation, ließ sich im Seminare eine eigene Wohnung übernommen, dem er jede freie Minute widmete. Seine einrichten und verweilte hier, so oft es seine andern vielen Pläne über die Gestaltung der „Landsberger Ge­ Pflichten erlaubten, wie ein Vater unter seinen Söhnen, 53 54 —■ Den jüngeren Klerikern wurde befohlen, die Konzepte gemeinden bekannt, benutzte seine Erfahrungen, indem der gehaltenen Predigten und Katechesen einzureichen, er der Staatsregierung Vorschläge und Verbesserungen und hunderte solcher Arbeiten sah der Bischof selbst unterbreitete, erließ selbst zweckmäßige Verordnungen durch und versah sie mit Bemerkungen, Er ordnete für über Seelsorge und Kirchenzucht, Verwaltung des Kir­ die ganze Diözese Pastoralkonferenzen an und verfolgte chengutes, die Führung und Aufbewahrung der Pfarr- ihre Verhandlungen mit regster Teilnahme. Den Seelsor­ matrikeln, das Bauwesen usw. — Am liebsten stieg er gern machte er das Predigen und Katechesieren an den auf seinen Reisen bei Geistlichen ab, verkehrte mit ihnen Sonntagen, die Förderung des Volksschulwesens und in herzlichster Weise und fand sich in ihrer Mitte — wie gewissenhafte Erteilung des Religionsunterrichtes zur er selbst sagte — in jene schöne Zeit zurückversetzt, wo Pflicht. In seinem Auftrag verfaßte Christoph vonSchmid et noch als Pfarrer von Monheim in kleinster Umgebung einen Diözesankatechismus für die Jugend. Das bisherige sich glücklich gefühlt hatte. kleine und veraltete Rituale ließ er umarbeiten und (Fortsetzung folgt) versah es mit zweckmäßigen Gebeten und Anreden in deutscher Spraclfe. — Wer unter seinen Geistlichen Freude an edlen Beschäftigungen, an Wissenschaft und Walleshauser Flurnamen Kunst zeigte und Fleiß und Eifer im Amte damit ver­ von Hch, Welz, Walleshausen band, der konnte seiner Gnade und Förderung sicher sein. — Den besten Beweis, wie er seine Pflichten auf­ (Schluß) faßte, gab Bischof Riegg dadurch, daß er die ganze Das Schärgenängerl in Walleshausen gibt Diözese bereiste und alle, auch die kleinsten und ent­ uns auch wieder Anlaß zu einer kleinen ortsgeschicht­ legensten Seelsorgestellen besuchte. Es machte dies lichen Betrachtung. Der Scherge war eine wichtige Amts­ umso größeren Eindruck, als solches noch niemals ge­ person im früheren Dorfleben, sozusagen das ausübende schehen war. Gerade hier zeigte sich dieser Bischof so Polizeiorgan der Gemeinde. Er trug Schwert und Helle­ recht als Sohn des Volkes, der für dessen Bedürfnisse barde. Um 1763 herum ereignete sich in einer hiesigen Interesse und Verständnis hatte, und diese Visitationen Wirtschaft ein Streitfall zwischen dem „Schörg" und gewannen ihm überall die Herzen. — Tn allen Orten, die einer anderen hiesigen Amtsperson, Es floß Blut. Ein er besuchte, prüfte er die Jugend in den Glaubenslehren, Soldat fiel dem Schörgen in den Arm, sunst hätt er mit ermahnte sie zum Gehorsam gegen Eltern und Vorge­ dem Schwert „das Haupt des andern nit nur durch die setzte, schärfte Ehrfurcht und Achtung gegen Religion Krön, sondern auch ein Stück des Leibes mitten entzwei und Gesetze ein, weckte Liebe und Begeisterung für gehauen“, Der Zeuge über diesen Vorfall bescheinigt König und Vaterland. die „mennikliche“ Schärfe des Schwertes und berichtet, Im Jahre 1826 kam er in die Kolonie Karlshuld im daß der Scherge unter unsinnigem Wüthen gedroht habe, Donaumoos, die damals schon fast 1000 Seelen zählte, sich bald ein noch „schärpferes“ Schwert zu „kauffen" aber infolge ihrer Armut weder Kirche noch Geistlichen mit dem er noch einen „entleiben“ werde. Der Scherge besaß. Tief bewegt darüber wandte sich Ignaz Albert an wurde gefangen gesetzt. — die Gnade des Königs und dieser ließ nicht nur der Wer von der jüngeren Generation weiß heute noch, armen Gemeinde durch Baumeister Gärtner eine schöne daß am Dafelacker einst eine Bildtafel, am Säulen­ Kirche und einen Pfarrhof erbauen, sondern genehmigte acker einmal eine Bildsäule gestanden hat? auch die Mittel zur Aufstellung eines Pfarrvikars. Auch Hat einst der Besitzer der Salzmann-wiese, in Nördlingen, wo der gleiche Notstand herrschte, er­ eben der Salzmanh vielleicht auch (wie in andern Orten reichte es Bischof Riegg, daß den Katholiken die ehe­ der Saliterer-Hausname, z. B. in Weil) in einem Fäßchen malige Karmelitenkirche abgetreten und eine katholische das Salpetersalz, das sich an feuchten Stallwänden bildet, Pfarrei errichtet wurde. gesammelt und es in die Salpetergasse nach München gebracht, wo es der Kurfürst zur Schießpulverherstellung Wohl selbstverständlich ist, daß Bischof Riegg auch brauchte und es gut bezahlte. seine Vaterstadt nicht vergaß. Am 16. September 1826 Die große Zahl der Langluss - und Söldner- sahen die Bewohner Landsbergs ihren Oberhirten mit luss-Wiesen soll der Sage nach vor vielen Jahr­ Inful und Stab am Hochaltäre der Pfarrkirche, wo er so hunderten dem Schloßbesitzer von Kaltenberg zu eigen oft als Knabe ministriert hatte. Die ganze Stadt war auf gewesen sein, der diese Mooswiesen dann durch das den Beinen und aus der Umgebung waren tausende Loos an die Walleshauser verteilen ließ; daher wohl berbeigeeilt, den Hochverehrten zu sehen. Vor der Ka­ auch der vorkommende Name Loosbach-Wald. rolinenbrücke waren zwei hohe Pyramiden von lebendem Mit den Namen Schölfgasse, Kreppen und "Laubwerk errichtet und an deren Spitzen zwei Fahnen R u n s t werden Aushöhlungen und Hohlwege am Hügel- angebracht mit den Worten: „Heil und Friede“. Ueber hang bezeichnet. Ein Grasfleck auf dem Steinbichl dem Triumphbogen stand: „Landsberg seinem hohen heißt die P'o i n t. Sohne“. — Die Brücke selbst und die Häuser waren mit Ein besonderer Tüftler scheint doch der Grundstücks­ Girlanden, Kränzen und Blumengewinden geziert. An besitzer gewesen zu sein, der seinem Acker die Bezeich­ der Pfarrkirche wurde der Bischof von der Geistlichkeit, nung die 14 Strängen verlieh. Brechgrub - und den Behörden und dem Stadtmagistrat bewillkommt. Die Grammelgrubacker erzählen vom Flachsrösten Schuljugend war aufgestellt und zwei Mädchen seines und -brechen an dieser Stelle. Auf dem Schlüssel­ Bruders überreichten ihrem Hochw. Herrn Onkel Blumen­ acker scheint wohl einmal der Hausschlüssel verloren kränze und sprachen ein Gedicht. Nach der Visitation gegangen zu sein. Die Pflugschleife, das hölzerne Gestell der Pfarrkirche prüfte der Bischof die Schulkinder aus auf dem der Pflug von und zum Feld geschleift wird, gab der Religionslehre und hielt darnach eine Ansprache an dem Schleifwegacker diesen Namen. die erwachsene Jugend. Am nächsten Tage spendete er Zwerch - und Gehrenacker entstanden aus an etwa 1000 Kinder die hl. Firmung und kehrte dann ihrer Lage zu den andern Grundstücken (überzwerch = wieder nach Augsburg zurück. quer, Gehre = läuft auf eine Spitze). Am 1. Januar 1830 verlieh König Ludwig dem seelen­ Nonnen-, Klosteracker weisen hin auf geist­ eifrigen Oberhirten das Komturkreuz des Zivilverdienst­ lichen Besitz, wie auch die Herrenäcker im Pfarr- ordens der bayerischen Krone und richtete an den widdum stehen, d. h. wie man auf dem Land sagt, sie also Geehrten ein Handschreiben, worin es u. a. hieß: gehören dem „Herren". „Daß Ihre treue Anhänglichkeit an Vater und Sohn von , Eine große Anzahl von Flurstücken sind dem ein­ Mir gewürdigt wird, sehen Sie aus dieser Verleihung. stigen Vorbesitzer nach benannt. Solche zählen wir nicht Könnte es mein verewigter, unvergeßlicher Vater erfah­ auf. Jedoch sollen längst verschwundene Hausnamen in ren, herzlich würde es ihn freuen, dessen bin ich über­ diesem Zusammenhang nocl^ einmal auferstehen. Diese zeugt.“ sind: L e n z e n - A c k e r (des Lorenz), G i d i - A. (des Sicher hat Bischof Riegg durch seine Visitationsreisen Aegidius), Xanderholz (Xanderhof, des Alexander, viel Gutes gestiftet. Er sammelte sich Personal- und heute Spicker, Petzenhf.), Kugel-A. (des Kugelschnei­ Lokalkenntnisse, wurde mit den Bedürfnissen der Pfarr- ders), Eich elteil (beim Eichele), Mollbauern-, 55 56

Drucker-, Seppel- und B a d e i - A c k e r, sowie umb acht Pfund Regenspurger pfenig'1 verkauft worden. die Dürrwiese. (Teil II S. 87 Nr, 192 des Chronicon Benediktoburanum D er Stieglacker scheint vor 300 Jahren dem von P. Karl Meichelbeck). Wann Tenn in den Besitz von damals hier seßhaften Geschlecht der Stiglmayr gehört Hechenwang kam, ist nicht bekannt, auch nicht der zu haben. Grund, weshalb er das ganze Dorf verkaufte.' Das Leibenackerl,' wenn dieser Name nicht Die Angabe des Jahres 1300 als Jahr des Verkaufs eine Verunstaltung für Leitenacker ist, könnte man von Hechenwang in dieser Urkunde dürfte unrichtig zu jenen Fleckchen rechnen, die fast in jedem Ort in sein, denn Zeiten höchster Not um einige Laibe Brot ihren Be­ sitzer wechselten. 1. war Hechenwang in diesen) Jahr noch im Besitz des Schlechter Bodenertrag spricht wohl aus den Namen: sich nach H. nennenden Adelsgeschlechtes (s. Nr. 10 Hexen-, Fuchs-, Hennen-, Vogel-Kazel - und meiner Urkundenauszüge). Katzenwedelacker, Diese Reihe läßt sich noch 2. ist Heinrich Tenn als Zeuge des Verkaufs eines erweitern mit Bock- und Nesselberg, Tauben- Hofes an der Loisach an das Kloster Benediktbeuren t a 1 und Gänswiesl. Auf die Nähe einer Grube und am 24. April 1392 beurkundet (Meichelbeck, Chroni­ Pfütze lassen schließen: Grübel-, B e i 1 a c h-, Gäns- con Benediktoburanum T. II S. 160 Nr. 266). 1 a c h- und S chind.ergrub -Acker. Die jetzige große Kirche mit dem hohen weithin sicht­ Ueber den Gotsweg acker kommen wir zu den baren- Spitzturm soll einst von Benediktbeurer Kloster­ Flächen, die ehemals von Baum und Strauch beschattet mönchen erbaut worden sein? waren. Es sind: K a g- (= Gehege), Birnbaum-, Im Oberbayr. Kreisarchiv fand ich jedoch: Dechsen-, Dachsen-, Dexenbichl - und Hop­ ..Hechenwang gehörte vom 10. 8. 1390 bis 1586 zum fe n w i e s e. Ertragreich in Erbsen war sicher das Kloster Benediktbeuren. Leider habe ich mir damals den E r b i s ackerl. Von der Durchläng machen wir Band nicht notiert. einen Sprung zur Erzenwies, von dort zurück zum 1739 am 15. Sept. war die Einweihung der Kirche S t e 11 w i n k 1, von hier zum Fellen, zur Tradl- St. Martin in Hechenwang. Dabei wurden auch die Schon­ weid und Pettenmoos und landen endlich im dorfer Kinder gefirmt (Kreisarchiv). Bärenmoosgraben. Die Flur aber soll abrunden, die untere Gmoa und das Mohndorf, 1822 wütete in Hechenwang ein Riesenbrand, dem die Hälfte des Dorfes (nördl. Häuserreihe) zum Opfer Wir müssen nach Beendigung unseres Spaziergan­ fiel. Die ältesten Leute hörten noch von diesem Brand­ ges feststellen, wie reich eine einzige Dorfflur an alten unglück, aber niemand wußte die Jahreszahl. Beim Veit­ Flurnamen ist und daß es wohl wert ist, diese aufzu- bauern Hs.-Nr. brach das Feuer aus. Die Magd kochte zeichrten. Hoffentlich findet das Walleshauser Vorbild 8 auf dem damals noch offenen Feuer Kücheln (Schmalz­ eifrige Nachahmer. nudeln), Das Schmalz wurde zu heiß und kam zum Bren­ nen, Im Nu stand das ganze Haus in Flammen. Ueber Beitrag zur Ortsgeschichte von dem offenen Feuer war meist eine sog. Kutte und über dieser ging der Kamin, aus, so daß sich der Rauch unter Hechenwang dem ganzen Dach verteilte. Daher die schwarzen wie In Hechenwang, das bis 1886 zur Pfarrei Eresing ge­ geräucherten Balken, in welche kein Holzwurm ging. Bei hörte und dann zur neuerrichteten Pfarrei Windach kam, dem furchtbaren Sturm sprang das Feuer auf die Nach­ saßen vor Jahrhunderten die ,,Edlen von Hechenwaach" barhäuser über, die vermutlich noch alle mit Stroh- oder (= hoher Anger). Ich lasse nun die Namen dieser Adeli­ Schindeldächern gedeckt waren. Sogar der hohe Kirch­ gen folgen, die in den Archiven ausfindig gemacht wer­ turm brannte aus, die Kirche soll erhalten geblieben sein. den konnten, Die Veitbäuerin lag im Wochenbett und wurde ins Haus gegenüber (Hasenanwesen) getragen. Der Kirchturm soll 1. Zwischen 1175 und 1188 ist bei einer Gerichtssitzung vor dem Brand ein Doppelzwiebelturm und noch höher in Eresing ein Eberhardt v. Hochenwanch als Zeuge als der heutige Spitzturm gewesen sein. Letzterer wurde genannt. (M B VIII, 439, Oef A Reg. 215 S. 140 f). um die Jahrhundertwende mit Kupferblech gedeckt. Die 2. 1 1 7 3 ... 1188 (u. d. Z.) M archw ard und Bertold von Hechenwanger Kirche war nämlich vor der Inflation sehr Hoheinmanc, (M B B II, 20, MB VII, 72 f„ OefA Reg. reich. Die Gelder wurden weit über den Bezirk hinaus 206 S. 139). an Bauernanwesen geliehen. Sehr oft gingen die Zinsen 3 24. Juli 1192 Landsberg a/L. (u. d. Z.) Pertold und nicht ein und auch oft war das Kapital mitverloren. In Marquard dessen Bruder v. Hohenwanc. den Kirchenrechnungen ist dann meist vermerkt: „Nichts 4. 1. April 1223 (u. d. Z.) M arquard v. Hohenwang (MB mehr zu bekommen, gestorben und verdorben". VIII, 171 f). 5. 1224 .. , 1242 (u. d Z.) M arquard v. Hohenwanch (M B (Schluß folgt) VIII, 144). 6. 1224 .. . 1242 (u. d Z.) Chuonradus v. Hochenwanch (MB VIII, 139 f). Späte Auszeichnung 7. 15. Nov.? 17, März 1254 (Kloster Dießen) u. d. Z. Von der Stadt Landsberg nahmen eine Reihe von Chuonradus v. Hohenwanch und sein Bruder Marquard jungen Leuten an den Kämpfen in den Kriegen von 1790 (MB VIII, 153 f). , bis 1812 teil, Erst im Jahre 1849 erhielten diese das 8. 21. März 1258 Kloster Dießen (u. d. Z.) Chunradus v. V e t e r anenden k Zeichen verliehen. Nach einem Hochenwanch (MB VIII, 155). Bericht des „Wochenblatt der Stadt Landsberg" waren 9. 1285 muß Kunigund v. Hechenwang, Gattin des Kon- dies; DolTChristian, Steigenberger Georg, Sigl Benedikt, rad von Schondorf auf alle Rechte auf Hausen bei Schmidt Ignatz, Glück Mathias, Lichtenstern Josef, Hofhegneberg verzichten, (Kreisarchiv). Wanlcmüller Ignaz, Guggemos Jakob, Geiger Josef, Sai­ 10.1290, 1310 Conradus v. Hohenwange (MB VII 220). ler Mathias, Finkenzeller Josef, Rothmantel Michael, Box­ 11. 13. Juni (ohne Angabe des Jahres) Conradus v. Hohen­ hammer Georg, Distl Dominikus, Ried Johann, Neumaier wanch (MB VIII 309). Johann, Maier Mathias, Iblher Georg, Hecht] Stefan, 12. 1341 Chonrad Schondorf von Hechenwang (M B VIII Welzmüller Augustin, Jemie Josef, 158). Die Tochter des letzten Hechenwangers heiratete einen Schondorfer und somit sind die Adeligen von Hechenwang ausgestorben. Wer dann in den Besitz An unsere Leser! von Hechenwang kam, ist mir unbekannt. — Für die Leser,' die die „Landsberger Geschichtsblätter“ 1300 ist die ganze Ortschaft Hechenwang samt Leu­ sammeln, steht das Inhaltsverzeichnis mit farbigem Umschlag für den 38. Jahrgang 1948 zum Preise von 50 Pfg., ten, Gründen, Wäldern usw. von einem Augsburger Bür­ nach auswärts gegen Voreinsendung von 54 Pfg., in den beiden ger Heinrich dem Tenn und seiner Ehefrau Gertraut an Geschäftsstellen der Landsberger Verlagsanstalt Martin Neu­ das Kloster Benediktbeuern ,,umb hundert pfund und meyer, Museumstr. 14 — Ludwigstr. 166, zur Verfügung. Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul W inkelm ayer in Landsberg a. L. Beilage der ..Landsberger nachrichien” Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 3/4 39. Jahrgang 1919

beuern ein Priorat errichtet, und nun sollte, auf viel­ Bischof Riegg, fältige Vorstellungen und Bitten hin, auch in Augsburg aus dem ehemaligen Damenstifte St. Stephan eine Abtei ein berühmter Landsberger des genannten Ordens ins Leben gerufen und den Söhnen Von Adalbert Maier des hl. Benedikt die Leitung des Gymnasiums, des Ly­ (Fortsetzung) zeums und des Studienseminars übertragen werden. Zum Abte wurde Barnabas Huber, ehemals Benediktiner- Nachdem der Bischof seine ganze Diözese visitiert Konventuale von Ottobeuern, ausersehen, und nun galt hatte, wozu natürlich mehrere Jahre notwendig waren, es, passende und gelehrte Männer zur Bevölkerung des richtete er im Jahre 1832 an alle Diözesanen einen aus­ Klosters, zur Besorgung des Unterrichtes und zur Leitung führlichen Hirtenbrief, in dem er seine Ermahnungen, der Erziehung zu gewinnen. Aber in Bayern waren Lehren und Wünsche noch einmal zusammenfaßte. Auch solche nicht mehr in genügender Zahl vorhanden und an Sr. Majestät berichtete er ausführlich über die ge­ so faßte der König den Entschluß, sich nach Oester­ machten Wahrnehmungen, hiefür wurde ihm am 8. Jan. reich,wo die Klöster ja nicht aufgehoben worden waren, zu 1833 eigens des Königliche Wohlgefallen ausgedrückt. wenden. Bischof Riegg und Abt Huber sollten deshalb Wir dürfen aber nicht glauben, daß Bischof Riegg dahin reisen und König Ludwig empfahl sie seinem jetzt den Wanderstab aus der Hand gelegt hätte. Schon Schwager, dem Kaiser Franz, mit dem Ersuchen, auf die 1834 treffen wir ihn wieder auf einer größeren episko­ Vorsteher der österreichischen Benediktinerklöster ent­ palen Reise in das Allgäu. Im August begab er sich über sprechend einwirken zu wollen. — Der Kaiser, erfreut Landsberg und Schongau nach Steingaden, Füssen, Pfron­ über die Wiedereinführung der Benediktiner in Bayern, ten, Nesselwang, Sonthofen, Oberstdorf und Hindelang. tat alles, um das Werk z.u fördern. Er erteilte den Aebten Auf dem weiteren Wege, wo er in Altstätten von den seines Reiches ungesäumt den Auftrag mit Bischof Riegg Leuten mit brennenden Kerzen in den Händen um den und Barnabas Huber in Verbindung zu treten und deren bischöflichen Segen gebeten wurde, besuchte er neben Wünschen, soweit nur möglich, entgegen zu kommen. vielen anderen Orten auch Hiltisau, Balderschwang, Im­ Durch ein eigenes Schreiben (dat. Wien 23. 1. 1835) menstadt, Oberstaufen, Weiler, Röthenbach, Oberreite- teilte er dies auch dem Bischöfe Riegg mit und setzte nau, Bregenz, Feldkirch, Leutkirch, Legau, Altusried und bei: „Ich ermächtige Sie daher, mein lieber Bischof, sich Kempten. Während dieser Reise spendete ei nicht nur vereint mit dem Abte von St, Stephan an die Vorstände an fast 6000 Personen die hl. Firmung, sondern visitierte, dieser meiner Stifte zu wenden, um mit denselben über predigte und weihte Kirchen und Altäre. Am 5. Septem­ das Maß der Hilfe, welche diese ohne Nachteil für ihre ber kam er über Ober-Günzburg und Kaufbeuren wieder eigenen Bedürfnisse leisten können, und über die Moda­ nach Landsberg. Der Grund seines diesmaligen Aufent­ litäten der Ausführung zu einigen. Es wird mir sehr an­ haltes in unseret Stadt war ausschließlich kindliche genehm sein, Sie und den Abt Barnabas persönlich zu Pietät und schrieb er in sein Direktorium: „Am 5. Sep­ empfangen, und bitte ich Sie, in Ihrem Gebete meiner tember 1834, als am fünfzigsten Sterbetag meines Vaters, eingedenk zu sein." — Leider aber kam es nicht dazu, seinem Andenken einen Denkstein in der Kirche setzen daß Bischof Riegg bei diesem Monarchen Audienz er­ lassen, einem Seel- und Lobamt beigewohnt und dann halten sollte, denn Kaiser Franz erkrankte bald darauf vor der Versammlung ein paar Worte gesprochen. und starb bereits am 2. März 1835. Doch auch sein Nach­ Abends im Kloster Lechfeld visitiert und um 8 Uhr hie- folger, Kaiser Ferdinand, hegte die gleichen Gesinnungen. her (nach Augsburg) zurück gekommen. Während der In einem an Bischof Riegg gerichteten Schreiben vom ganzen Reise gutes Wetter, nie einen Staub, weil es 4. April 1835 gab er dieselben gnädigen Versicherungen immer nachts Gewitterregen hatte." wie sein verewigter Vorgänger und nun konnten Riegg Doch unserm Bischöfe waren in kirchlichen Ange­ und Huber sich zur Reise rüsten. ' legenheiten noch größere Reisen Vorbehalten. Am 20. April 1835 erteilte der Bischof dem Abte in Im Jahre 1830 war König Ludwig I. zur Wiederher­ der Kirche zum hl, Kreuz in Augsburg die feierliche stellung des um Kunst und Wissenschaft hochverdienten Benediktion in Gegenwart vieler hoher geistlicher und Benediktinerordens in Bayern geschritten. Es wurde zu­ weltlicher Würdenträger und einer ungeheuren Men­ erst das Kloster Metten eröffnet, dann 1834 in Otto- schenmenge und am 27. April reisten beide nach Mün­ — 59 — - 60 — chen ab. Hier wurden sie vom Könige äußerst gnädig Hechenwang gehörte, wie am Anfang erwähnt, bis empfangen und gab dieser dem Bischöfe Briefe an den 1886 zur Pfarrei Eresing, dagegen Oberwindach, Steine­ Kaiser, die Kaiserin-Witwe und an den Kronprinzen bach und Dürrhansl nach Schondorf. Nun kamen He­ Maximilian von Bayern, welcher damals gerade in Wien chenwang, Oberwindach, Steinebach und Dürrhansl zur weilte, mit. Am 30. April kamen die Reisenden nach neuen Pfarrei Windach. Die alten Hechenwanger woll­ Altötting, wo sie übernachteten, am 1. Mai nach P.assau, ten behaupten, die 12 Apostel in der Eresinger Kirche vom dortigen Bischöfe Karl von Rissabona, einem spe­ seien von den Eresingern aus der Kirche Hechenwang ziellen Freunde Rieggs, und dem Regierungspräsidenten angeeignet worden. Wer weiß es? Tatsächlich stecken Ritter von Rudhart herzlichst bewillkommt. Bischof Karl in der Kirchenwand von Hechenwang noch die Haken gab ihnen am 3. Mai das Geleite bis Linz, wo sie bei zu den Apostelkonsolen. Bischof Gregor Thomas von Ziegler, einem geborenen Das Gewerbe war in Hechenwang stets wenig Bayern, wieder die beste Aufnahme fanden. Am 5. Mai vertreten. 1 Säge (Hs.-Nr. 16), 1 Ziegelei (Hs.-Nr. 20), wurde in dem Benediktinerstifte Melk übernachtet, und 1 Schmiede (Hs.-Nr. 1), 2 Wirtschaften (Hs.-Nr. 14 und 4) am 6. Mai, abends 5 Uhr, langten sie in Wien an, wo und 1 Rechenmacher mit Krämerei (Hs.-Nr. 6) war alles. ihnen im Schottenkloster gastfreundlichster Empfang zu­ Die Schmiede (Hs.-Nr, 1) ist schon 1583—89 erwähnt. teil wurde. — Am 7. Mai hatte Bischof Riegg Audienz Der Schmied Augustin Augustin, manchmal auch Augu­ bei dem Reichskanzler Fürsten von Metternich, der ihm stin Ogestein, war öfter als Unterzeichner vertreten. Der seine beste Unterstützung zusicherte. Am 8. Mai machte letzte Schmied Heumos kam aus Unterfinning, verkaufte Riegg dem Kronprinzen Maximilian seine Aufwartung, um 1900, worauf dies Handwerk einging. Fast um die der sich sehr für die Sache interessierte. Am 11, Mei gleiche Zeit verfiel die Konzession der 2. Wirtschaft wurde der Bischof von der Kaiserin-Witwe, einer Schwe­ (Hs.-Nr. 4). Die Rechenmacherei wird seit ein paar Jahr­ ster König Ludwig I., empfangen, am 13, von Erzherzo­ zehnten nicht mehr betrieben. gin Sophie, einer geb. Prinzessin von Bayern, am 14 von Nach dem letzten Krieg, etwa 1946, richtete Gottfried der Kaiserin und dem Erzherzoge Ludwig, am 17. von Winter bei der Ziegelei Bader, unweit der Station .Grei­ Erzherzog Franz Karl, am 18. endlich von dem Kaiser fenberg, eine gutgehende Zementdachplattenfabrik ein. selbst. Ueber alle diese Audienzen wie auch über die Reise berichtet Bischof Riegg ausführlich in seinem Di­ Hausnamen und die Burg von Hechenwang. rektorium (Jahrg. 1835); es ist aber nicht möglich, hier Beim „Weber“ Hs.-Nr, 12 mag von einem Martin näher darauf eingehen zu können und nur soviel sei Weber, einem Schiedsmann des Klosters Benediktbeuren, gesagt, daß dem Werke überall die lebhafteste Teil­ welcher zwischen 1521 und 1538 hier ansässig war, her­ nahme entgegengebracht und beste Unterstützung zu­ rühren. 1594 ein Hans, folgend ein Christoff Weber. gesichert wurde. — Am 22 Mai verließen Bischof Riegg Beim „Schweinabauer“ (nicht Schweinebauer) Nr. 9 und Abt Huber die Kaiserstadt, um jetzt die einzelnen kommt von dem hinter dem Hof vorbeifließenden Bach, Benediktinerstifte der Monarchie aufzusuchen und ge­ der Schweinach. im Dialekt Schweina. eignete Männer zu erbitten. — So verlockend es nun Beim „Klosbauer“ (nicht Klasbauer) Nr. 5 kommt ver­ auch wäre, eingehendere Mitteilungen hierüber zu ma­ chen, so muß doch, in Anbetracht des Raumes, hievon mutlich von einer vor Jahrhunderten beim Hof befindli­ Abstand genommen werden; doch sollen Orts- und Zeit­ chen Klause. Eine solche ist auch in einem alten Gedicht angaben hier kurze Erwähnung finden. aus Hechenwang, welches in den Landsberger Geschichts­ blättern Nr. 7. Jahrgang 21, veröffentlicht wurde, er­ Das erste Kloster, welches Riegg und Huber am 22. wähnt. Der Klosbauer ist ganz bei der Kirche auf der Mai 1835 besuchten, war Raygern in der Nähe von höchsten Stelle des Ortes Auf der Nordseite des Hauses Brünn, der Hauptstadt Mährens. Obwohl' dies eines der im Obstgarten stand die einstige kleine Burg der „Edlen kleinsten Stifte, wurde ihnen hier doch einer der besten von Hechenwang", Diese Burgstelle habe ich 1940 aus­ und tüchtigsten Klostergeist.lichen, P. Benedikt Richter, findig gemacht. Der Burggraben ist ziemlich eingeebnet, Rektor und Professor der Philosophie in Brünn, abgelas­ aber doch noch gut erkennbar. Ein Beamter vom Verein sen. Nach solch vielversprechendem Anfänge reisten sie, für Denkmalspflege, Herr Wünsch, bestätigte die Burg­ nachdem sie auch Spielberg und Austerlitz gesehen, am stelle und machte sich vom Burgwall eine Skizze. Bei 24. und 25. Mai über Znaim nach Kloster Altenburg, am dieser Gelegenheit holte ich den Besitzer Kindl herbei. 27. über Horn, Maißau und Krems nach Göttweig, am Dieser sagte an dieser Stelle wollte er mal einen Baum 29. über Herzogenburg und St. Pölten nach Melk, am 30. pflanzen, kam aber auf eine starke Mauer und mußte ihn .Mai nach Seitenstetten, am 1. Juni nach Kleink und am abseits setzen. Aus oben genannten Gründen vermute 2. Juni über Ens mit dem Bischof v. Linz nach St. Florian, ich im Klosbauernhof den ehemaligen Urhof der Sied­ Am 3. ging es nach Kremsmünster, am 4. nach Lambach, lung. Das Feld nördlich dieses Gartens ist im Kataster- am 5. über Vöcklabruck nach Mondsee, am 6. nach Salz­ plan als Klausenfeld bezeichnet, im Dialekt Klosafeld burg, wo auf einige Tage Erholungsstation gemacht wur­ gesprochen. de. Am 10. Juni setzten Bischof Riegg und Abt Huber die Reise fort, und zwar über Ischl und Aufsee nach dem Auf der Stelle, wo jetzt im Wirtshof die Linde steht, großen Stift Admont. (Fortsetzung folgt) war vor Errichtung der Wasserleitung nach 1900, der tiefe Pumpbrunnen. Dieser wurde nicht zugefüllt, son­ dern mit einer starken Betonplatte überdeckt und die Beitrag zur Ortsgeschichte von Linde darauf gepflanzt Der Name des Schweinachbaches ist wohl von den Hechenwang vielen Wildschweinen abgeleitet, welche in alter Zeit (Schluß) hier massenhaft aufgetreten sein sollen. (Siehe das alte 1875 brannte in Dettenschwang die Kirche nieder. Die erwähnte Gedicht Nr. 7 Jahrgang 21 der Landsberger Geschichtsblätter). Dettenschwanger baten nun die Hechenwanger, auf ihre reiche Kirche deutend, sie möchten doch die Altäre zur Bürgermeister in Hechenwang neuen Kirche stiften. Die Hechenwanger glaubten recht Meine Steuerbücher gehen zurück bis 1735. Die älte­ schlau vorzugehen und stifteten der neuen Kirche ihre sten Steuerzahlungen sind darin wohl quittiert, aber schönen alten Altäre und schafften sich neue an, die nicht unterzeichnet. 1822/23 unterschrieb ein Baader, nicht mehr als eine Schreinerarbeit sind. 1823 ein Michel Kummer, 1831/32 ein Philipp Waller, Um das Dorf Hechenwang führte früher eine ge­ 1837 ein Hirschauer, V orsteher (Hs.-Nr. 11), 1837/38 ein schlossene lebende Hecke. Alle Anwesen mit Gärten Michl, Vorsteher, lSöSTrö ein Hirschvogl, V orsteher waren innerhalb dieser Einfriedung. Nur die Säge stand (Hs.-Nr. 5 Klosbauer), 1867 ein Hirschauer, Vorsteher außerhalb an der Schweinach. Bei Prozessionen,'die um (Hs.-Nr, 11). Ob obige Unterzeichner Bürgermeister wa­ diese Hecke führten, ging es sehr hoch her. Alle Fah­ ren, ist nicht klar zu erkennen. 1870 ein Jorum Bürger­ nen, Laternen, Kreuze usw. wurden mitgetragen, denn meister (Hs.-Nr. 3), 1876 ein Gerum Bürgermeister alle Mitwirkenden, auch der Kirchenchor, wurden gut (Schmiede Hs.-Nr. 1), 1886 Seb. Klas Bürgermeister (Hs.- bezahlt. Trotzdem konnten die Zinsen nicht aufgebraucht Nr. 5, Klosbauer) bis 1925, dann Hirschauer Gg. (Hs.- werden. Nr. 4) bis 1945, dann Martin Graf (Hs.-Nr. 33). — '61 — — 62 — 1938 erhielt das Baugeschäft Reislehner, Schondorf, in der Burg Kaufering bei Landsberg. Die Kauferinger die uralte Kapelle an der Römerstraße in Achselschwang Burg stand auf dem Burgsei gegenüber dem Kirchberg.31 zum Abbruch. Wer den Befehl gab, ist mir nicht be­ Die Burg hat zur Zeit der Welfen manch rauschendes kannt. Man hörte wegen unübersichtlicher Führung der Fest, manch kunstvolles Kampfspiel gesehen und man­ Distriktsstraße. Diese Kapelle und die in Unterschondorf chen des Lautenspiels kundigen Ritter beherbergt. Un­ sollen die ältesten Kirchen des Bezirks gewesen sein. terhalb des Welfenschlosses zog die Salzstraße über den Ich meldete diesen Abbruch sofort dem Histor, Verein Lech, bis Heinrich der Löwe 1158 den Lechübergang in Landsberg, aber dieses Naturdenkmal war leider weg nach Landsberg verlegen ließ.41 Im gleichen Jahre brach Anton Menzinger (Säge) in Eng verknüpft ist der Name der Welfen auch mit Hechenwang seine Kapelle ab. dem ehemaligen Landsberger Schloß, dessen Gründung Michael Klas II. schon im frühen Mittelalter durch die Dienstmannen der Welfen aus dem Geschlecht der Pfetten erfolgt war. Die Burg, die nach dem Adelsgeschlecht der Pfetten den Weifenburgen am Lech Namen Pfettenburg führte, war ursprünglich einfacher Eine geschichtliche Studie aus dem Gebiet des Lechrains Bauart und diente der Sicherung der Grenze gegen Von Sebastian Wolf Schwaben. Der Bayernherzog Heinrich der Löwe (1129 bis 1195), der bedeutendste Welf, ließ zum Schutze sei­ Gleich dem Geschlecht der Wittelsbacher reicht das ner von Kaufering nach Landsberg verlegten Salzstraße der Welfen in die Zeit zurück, da Alemannen und Bayern 1162 eine groß angelegte Befestigung „Landespurch" auf in Süddeutschland Fuß faßten (um 500 n. Chr.). Zur Zeit dem heutigen Schloßberg erbauen, die das bisher dort der Karolinger (Welf I ist ein Zeitgenosse Karls des befindliche Kastell der Phetine in sich aufnahm. Aus der Großen) sitzen die Welfen als Grafen von Altdorf (heu­ Vereinigung der alten Phetenburg mit der Anlage Hein­ tige Stadt Weingarten) bei Ravensburg mitten in Schwa­ richs des Löwen erwuchs das ausgedehnte Schloßgebäude, ben, aber ihre Besitzungen reichen bis in den bayeri­ das bis zum Ausgang 'des 18. Jahrhunderts bestanden schen Augstgau hinüber ans rechte Lechufer. hatte. Der Lechrain ist altes Welfenland. Wir können.bis 800 Jahre zurück die Welfen als Grafen im Lechrain Auf Welf II. folgten Heinrich IX., der Schwarze verfolgen. Ueber die Belehnung der Welfen mit dem (1120— 1126» und Heinrich X., der Stolze (1126— 1138), Land am Lechrain erzählt die Sage; der Vater Heinrichs des Löwen, als Herzoge von Bayern. Heinrich Welf (gest. 975) erhielt vom Kaiser so viel Der zweite Sohn Heinrich des Schwarzen, Welf VI., folg­ Land versprochen, als er an einem Tag mit dem Pflug te nach des Vaters Willen als selbständiger Graf des umziehen konnte. Da ließ sich der Welf einen kleinen Lechrains. Unter Welf VI., den der Kaiser als Herzog goldenen Pflug anfertigen, steckte diesen zu sich und von Spoleto mit den alten welfischen Erblanden in Italien umritt auf einem insgeheim bereitgehaltenen Pferd im belehnte, reichte die Macht der Welfen von Nord- und schnellsten Lauf eine ungeheuere Strecke Landes, das er Ostsee (Lübeck) bis ans Mittelländische Meer und weit trotz der Täuschung des Kaisers zugesprochen erhielt. ') hinunter nach Mittelitalien. Zum Herzogtum Welf VI. Machthungrig traten die Welfen im 10. und 11. Jahr­ gehörten sogar die Inseih Korsika und Sardinien. ' hundert in das hellere Licht der Geschichte. Welf IV. Dieser Welf VI. ist eine interessante Persönlichkeit, wird .1070 mit dem Herzogtum Bayern belehnt und führt unternehmungslustig, lebendig und vielseitig, aber voller als Herzog von Bayern fortan den Namen Welf I. Er Unruhe und Unbeständigkeit, ln zahlreiche Kriegshändel gründete im Jahre 1074 das Kloster Rottenbuch (Raiten­ verwickelt, verlief sein ganzes Leben voller Unrast. Aber buch ist der alte Name, die Buchensiedlung). die Burg zu Peiting scheint ihm eine Art Asyl gewesen Dieser Welf I. hat bei allem Hin und Her seines Le­ zu sein. Dort, wo er seine Jugend , verbracht hatte, ist bens an der Liebe zu seiner schwäbisch-bayerischen Hei­ sein Lieblingsaufenthalt. Auf seiner Burg zu Peiting ver­ mat festgehalten. Er erbaut sich eine neue Burg in sei­ lebte Welf VI. (Welf von Peiting genannt) seine glück­ nem alten Stammland, im Lechrain, Es war der Hügel lichsten Jahre an der Seite seiner jungen Gattin Uta, bei Peiting21, noch heute der Schloßberg genannt, den Pfalzgräfin vom Rhein, die ihm hier den einzigen Sohn, er sich für seine Burg erwählte. Inmitten der Besitzun­ Welf VII., schenkte. Hier nahm Welf VI. in der Christ­ gen im Lechrain gelegen, bot sich der Schloßberg durch nacht 1146 das Kreuz. Vor dem Aufbruch zum Kreuzzug seine Kegelform und seine gleichmäßigen Abhänge als im Frühjahr 1147 stiftete er als Bitte um gutes Gelingen sehr geeignet für eine mittelalterliche Burgenanlage dar. und glückliche Heimkehr das Kloster Steingaden.51 Auf Die Lage der Burg dicht an der Hauptstraße, die aus sei­ der Burg zu Peiting bewirtete Welf VI. den 'aus Italien nem Land über den Fernpaß und Brenner nach Italien zurückkehrenden Kaiser Friedrich Barbarossa auf glän­ führte, war äußerst günstig. Eine leichte Mulde zeigt zendste bei mehrtatigem Fest. noch heute an, wo der Eingang zur Burg gewesen sein Dieser Welf VI. setzte seinen einzigen Sohn Welf VII. muß, der in die inneren Höfe der Burg mit dem Berg­ als Mitregenten über den Lechrain ein. Der junge Welf fried, dem Ritterhaus und der Kemenate (Frauenhaus) wollte seiner Stellung das entsprechende Ansehen geben führte. Ganz deutlich sind auch heute noch die Wälle und baute sich eine neue Burg der Peitinger gegenüber und Gräben der Burg zu verfolgen. auf dem Hügel bei Altenstadt, der heute noch Burgla- Uralte Vergangenheit verknüpft sich mit dieser Stät­ berg heißt. Daß dieser Punkt günstig gelegen war, hatten te, auf der einst das stolze Weifenschloß stand. Die schon die Römer erkannt. Sie hatten darauf einen Turm Straße, die über den Sattel zwischen Schloßberg und zur Sicherung der Straße erbaut, der berühmten Claudia Kalvarienberg von Schongau nach Peiting zieht, sind Augusta, der Verbindungslinie zwischen Augsburg und einst die Herzoge mit ihren Rittern und Reisigen hinauf­ Oberitalien. Die heutige Stadt Schongau bestand noch geritten. Dasselbe wundervolle Landschaftsbild mit der nicht, Altenstadt führte deren Namen. Gipfelreihe vom Wendelstein bis weit ins Allgäu hinein (Fortsetzung folgt) und dem lieblich grünen Vorgebirgsland, das sich uns auf dem Schloßberg bietet, hat die Welfenherzöge vor 800 Jahren entzückt wie uns heute, wenn sie auf ihrer 3) Nach anderer Darstellung (Siehe M. Weber, Beitrag zu Landsbergs Entstehungsgeschichte, Landsb. Gesch.BI. 1935 S. 15/16) soll die alte Burg standen und in die Ferne schauten. Burg der Welfen auf der Höhe von Haltenberg gestanden und in Welf V. regierte als Herzog Welf II. von Bayern von Kaufering nur eine Hofmark gewesen sein, 1101— 1120. Auch er hielt in Peiting Hof, zeitweise auch 4) Weber vertritt in dem bereits angeführten Beitrag zu Landsbergs Entstehungsgeschichte die Auffassung, daß die alte Ueberfahrt über 1) Mit dieser Sage hängt eine alte Landsberger Ueberlieferung zusam­ den Lech (Salzstraße) ebenfalls wie die Weifenburg bei Haltenberg men, die sich mii dem heutigen Schloßberg verknüpft. Sie w eiß uns zu suchen sei. Rieger hält die erwähnte Straßenverlegung überhaupt zu berichten, daß auf dem Schloßberg mit dem Hunneneinfall ein als unwahrscheinlich und vertritt die Meinung, die Salzstraße müsse goldener Pflug begraben wurde. Dieser Pflug kann wohl mit jener seit ihrem Bestehen über Landsberg geführt haben (Landsb. Gesch.BI. Darstellung über die Belehnung des Welfen Heinrich mit dem Lech­ 1932 S. 27). rain in Verbindung gebracht werden. Heinrich führte seitdem den 5) Die Weifenstiftung Steingaden hatte viel Ungemach zu erleiden: Brand Beinamen „Heinrich mit dem goldenen Pflug". im Jahre 1402; Ueberfall und Zerslörung bis auf die Grundmauern 2) Peiting (Bitengou, Peitingau) ist eine allemannische Siedlung aus der durch schwäbische Bauern im Bauernkrieg 1525; im Jahre 1646 Plün­ Zeit Bonifatius. derung und Einäscherung der Abtei durch die Schweden, — 63 - — 64 — „Kälberfüß und Ziegenhäut, Osterbräuche der alten Heimat ei dan Haus hots geizige Leit." (Bärner Länddhen) Ergötzlich war es, zuzusehen, wenn sich die Jungen trafen, bei einer Hausecke oder eine^ Zaunecke nieder­ Palmenweihe hockten, ihre Schätze zeigten und verglichen, und dann Am Palmsonntag ließen wir Zweige der gelbrindigen mit Eifer ins nächste Haus weiter liefen. Weide (Salix), allgemein Polma geheißen, in der Kirche Aber auch die ledigen Burschen gingen in aller Frühe weihen. Die Zweige wurden mit bunten Bändern zusam­ mit einem großen Rutenkorbe (Spreukorb), den sie mit mengebunden und von Kindern oder Mägden in die Kir­ einer Stange auf der Schulter trugen, zu den Mädchen che getragen und, je nach Ortsbrauch, aut die Kommu­ schmeckostern. Sie erhielten Schöderbrut (Schulter, Brot), nionbank gelegt oder in den Händen gehalten. An der große runde Kuchen aus Weizenmehl mit Pflaumen unc’ Größe des Straußes und vor allem an den wertvollen Rosinen und eingebackenes mageres Fleisch (Schinken). alten Bändern ersah man den Reichtum des Besitzers Diese Gaben verzehrten sie am Nachmittag beim'Oster­ Zuhause wurden 3 geweihte Miezlen (Kätzchen) ge­ tanz. ln letzter Zeit gingen die Burschen nur mehr mit gessen, weil sie gegen Halskrankheiten schützen. der Osterrute und erhielten Eier und Schnaps. Es galt Am Charsamstag verbrannten wir die alten, vorjähri­ als Ehre, ausschmechkostert zu werden. gen Zweige und steckten frische hinter das Stubenkreuz Osterdienstag durften dafür die Mädel die Burschen und nagelten sie an die Stalltüre und an das Scheuertor „waschen". Sie schlichen sich an die noch schlafen­ gegen Blitzschlag. den Burschen heran und fuhren ihnen mit einem nassen Aus dem Besatz der Weidenzweige mit Kätzchen Tuche über das Gesicht. Für alle Fälle nahmen sie noch schlossen wir auf die Roggenernte: vollbesetzte Zweige einen Topf kalten Wassers mit, damit sie, wenn der zeigten eine volle, schlecht besetzte auf eine lückenhafte Bursche vorzeitig erwacht und das nasse Tuch entreißen Roggenähre an. will, sich des Angreifers erwehren und das Weite suchen Klapperjungen können. Es galt als Schande, vom Burschen gewaschen „Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom" zu werden. hieß es „und kehren erst am Charsamstage wieder". Andere Bräuche Während deren Abwesenheit wurden die Tageszeiten Am Charsamstag wurden, während die Glocken zum und die Andachten durch Klappern angezeigt. Die Klap­ Gloria läuteten, die Obstbäume geschüttelt, damit sie perjungen fanden sich bei der Kirche ein; die reicheren viel Obst trügen. mit dem „Rumpelkosten ", einem viereckigen Holzkasten, Während der Auferstehungsfeier wurde mit Mörsern auf dem federnde Hämmer befestigt sind, die durch eine geschossen, daß es nur so bollerte. Anschließend knall­ Nockenwelle gespannt und beim Drehen der Kurbel ab­ ten die ganze Nacht hindurch Gewehr- und Pistolen­ wechselnd auf die Kastendecke schlagen,- andere mit schüsse. Die Schuljungen machten sich eine „Schlüssel­ ihrer Klapper und die jüngsten mit ihrer Schnarre büchse" und schossen mit, Dies ist ein großer Hohl­ (Ratsche). Nachdem beim Kirchenkreuze der Englische schlüssel, in dem hinter dem Ring ein Loch gefeilt wird. Gruß gebetet worden war. ordnete der älteste Junge den Sie wird mit Pulver geladen und mit einem Zündholz Zug: voran die Rumpelkästen nach der Größe, in der beim Loch angezündet. Heute war das Schießen ein Mitte, nach der Zahl der Hämmer, die Klappern, und zum Freudenschießen; ehemals galt es, die bösen Geister zu Schlüsse die Schnarren. Pünktlich zur Läutezeit wurde vertreiben und ihre Zauberkraft zu schwächen. losmarschiert und durch das ganze Dorf gezogen. Mittags Frisch gelegte Eier wurden zu Ostern mit Zwiebel­ und abends war der Zug lang und der Lärm groß, mor­ schalen braun und mit Wintersaat grün gefärbt und ver­ gens aber nur klein und schwach. schenkt.. Kreuzeistecken Am Ostersonntag früh holte die Mutter oder eine Das am Charsamstag geweihte Fichten- oder Linden­ Magd Bachwasser. Sie mußte es verkehrt, mit dem Stro­ holz sägten wir in kurze Stücke, spalteten es zu dünnen me, einschöpfen und durfte während des Weges kein Spänen und steckten sie zu Spankreuzen, einfache oder Wort sprechen. Damit wuschen sich die Leute das Ge­ doppelte, zusammen. Noch am Abend wurden sie mit sicht und vor allem die Augen. Es stärkt und schützt einem Palmzweige an die Stalltüre und an das Scheuer­ vor Augenkrankheiten tor genagelt, und in der kommenden Nacht — aber noch Maisingeii vor Sonnenaufgang — steckten wir Kreuze und Zweige Der 3. Sonntag (Lätare) vor Ostern war der Mai­ in die Wintersaat, damit sie vor Hagel und Blitz ge­ sonntag. An ihm gingen die kleinen Mädchen „Mai­ schützt sei. ln jede Ecke des Saatfeldes kam eines, drei singen". Jedes trug einen „Mai", einen kleinen, mit vie­ Schritte vom Feldrain entfernt. len bunten Papierbändern und rosengeschmückten Tan­ Am Ostermorgen macht, so sagten wir immer, die nenwipfel, dessen oberster Astquirl mit dem Leitzweige Sonne drei Freudensprünge. zu einer Krone zusammengebunden war, und dessen Schmeckostern übrigen Aest-e entfernt worden waren. Frühmorgens zo­ gen die „Maimaidla” von Haus zu Haus, stellten sich im Schon Wochen vor den Ostertagen besorgten sich Vorhaus zu einem Kreise und sangen: , die Jungen ein „Schmeckosterstaberla", eine Haselgerte oder beim Kaufmann einen Rohrstock. Am Ostermontag „Wos breng br eich? früh morgens gingen sie einzeln oder in Gruppen von Na Summer un nä Mai, Haus zu Haus und klopften die Frauen und Mädchen dr Blümla vielerlei. aus. Sie sagten: Wos hot dr lieba Gott gesät, zu seiner lieba Fra? „Gelobt sei Jesus Christus, Der Flerr es sehen, em na Schmeckostertog" de Fra es wie a Engel. und sprachen das Sprüchlein: Kleina Feschla schwimma ofn Teichla, „Maidla, lot eich peitschen, ruta Rösla wochsn of'n Streichla, doß eich nie die Flöhe beißen; gala Leleche (gelbe Lilien) wochsn of'n Stengel, em a Ei, oder zwei, dr Herr es sehen, em a Steckla Schöiderbrut" de Fra es wie a Engel. ■oder „Fröhliche Ostern, Ich wünsch na Herrn an gedeckten Tesch, wir kommen schmeckostern, of jeder Eck an Karpfenfesch, wir werden uns erlauben, ei dr Mett a Glos mit Wein, die Flöh' auszustauben." assen und trinken und fröhlich sein." Dafür erhielten sie gefärbte Eier, Kuchen, Süßigkeiten Für diese Botschaft und Wünsche wurden die Mädel und Geld. Blieb ihnen aber, was selten vorkam, einmal mit Kuchen, Süßigkeiten und Geld beschenkt. eine Türe verschlossen, dann riefen sie: R. Richter Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsher^ a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadlarchivar J. J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul Win kelm ay er in Landsberg a. L. Beilage der „LandsDerger Nachrichten” Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 5 39. Jahrgang 1949

Aber nicht vergebens waren diese Reisemühen ge­ Bischof Riegg, wesen. Ausgezeichnete Männer waren für Augsburg gewonnen worden, und nun, da alle Vorbereitungen ge­ ein berühmter Landsberger troffen und die päpstliche Genehmigung eingeholt sowie Von Adalbert Maier die Gebäude des; ehemaligen Damenstifts dem neuen (Fortsetzung) Zwecke entsprechend hergestellt waren, füllten sich die Dann ging es am 12. Juni über die hohen Tauern Räume des Klosters in den ersten Tagen des Monats Ok­ nach Judenburg, am 13. nach St. Lambrecht, am 15. über tober 1835.mit Benediktinern aus Bayern, Oesterreich Volkermarkt nach St. Paul, am 16. nach St* Andre und und der Schweiz, und am 5. November 1835 wurde die wieder zurück, am 17. nach Klagenfurt., wo sie den Bi­ neue Abtei in sehr feierlicher Weise eröffnet. Unter den schof v. Gurk trafen, am 18. nach Villach, am 19. „durch Anwesenden befanden sich der Staatsminister Fürst von grausichte Bergklüfte” nach Lienz und am 20- nach Bri- Oettingen-Wallerstein, Oberkirchenrat Deutinger, Ober-1 xen. Das vorgesteckte Ziel war damit erreicht und nun studien-Rat v. Mehrlein und der ehrwürdige Abt Cöle­ stin Königsdorfer von Donauwörth. Der Minister, der wurde — nachdem noch von Bozen aus ein Abstecher im Aufträge des Königs die Eidesleistung der Ordens­ nach Trient gemacht worden war, über Meran (25. Juni), Marienberg, Landeck und Stams die Rückfahrt nach mitglieder abnahm, übergab dem Stifte eine Königliche Schenkung von 46 000 Gulden als Kapitalgrundstock und Bayern genommen. Am 27. kamen die Reisenden über 10 000 Gulden zur Erwerbung des anstoßenden Sabadi- Zirl nach Mittenwald, am 28. über Söchering, wo der nischen Hauses mit Garten, um hier ein Pensionat er­ Bischof noch um 12 Uhr die Messe las, und Weilheim richten zu können-: Zugleich überwies er ihm auch die nach Leutstetten. Hier hielten sie sich bei dem Minister Leitung der katholischen Studienanstalt, des Lyzeums Fürst Wallerstein 2 Tage auf und trafen dann am 1. Juli und des Seminars. Was uns aber bei diesem feierlichen über Seefeld, Tnning, Dinzelbacb und Merching abends Akte am melden interessiert, ist. daß der Minister ein lOVt Uhr wieder in Augsburg ein Schreiben öffentlich verlas, welches der König eigens zu Wir müssen geradezu staunen, claß Bischof Riegg, diesem Zwecke an den Bischof gerichtet hatte, und der damas schon 68. Jahre zählte, nicht nur die Be­ durch welches uns so recht die Verdienste Rieggs und schwerden einer so langen und bei den damaligen Ver­ deren Allerhöchste Würdigung vor Augen geführt wer­ kehrsverhältnissen doppelt anstrengenden Reise gut den. Es sei deshalb gestattet,, einige Stellen daraus hier überstand, sondern bereits am 21. Juli neuerdings, dem anzuführen. Wunsche des Königs entsprechend, mit Abt Huber die Diözese verließ, um auch in der Schweiz taugliche Män­ „Herr Bischof von Riegg! In dem mir so freudigen ner zu gewinnen. Der Weg führte, über Babenhausen Augenblicke, da die Verfassung meines Reichs auch be­ nach Zeil, dann am 22. Juli über Wangen urid Bregenz züglich des Artikels VII einem würdigem Vollzüge ent­ nach Feldkirch, am 23. über Vaduz und den Rhein nach gegenreift, kann ich unmöglich des Ergebnisses meiner Ragatz und Pfeffers Hier gebrauchte der Bischof am Bemühungen gedenken ohne zugleich an jene Verdienste 24. das Bad, und nun wurde am gleichen Tage die Reise erinnert zu werden, welche Sie, wie überhaupt, so auch fortgesetzt über Sargans nach Wallerstadt, am 25 über namentlich bei diesem Anlasse um Thron und Vaterland den See nach Wessen, dann nach Lachen und Kloster sich zu erwerben wußten. Nächst der Mitwirkung der Einsiedeln. Am 28. trat zur Arbeit auch das Vergnügen, kaiserlichen Majestät danke ich dies Werk vorzüglich denn es wurde zu Pferd ein Ausflug auf den Rigi unter­ Ihrem einsichtsvollen Wirken und Ihrer aufopfernden nommen und hier genächtigt. Am 29. ging es nach Hingebung. Es ist mir deshalb ein wahres Bedürfnis, prächtigem Ausblick über Küßnacht. nach Luzern, am Ihnen, mein lieber Herr Bischof, öffentlich meine innig­ 30. über Langenau nach Freiburg, am 2. August über ste Zufriedenheit und meinen herzlichsten Dank auszu­ Murten "nach Nidau, am 3. über Biel nach Basel, am 4. drücken. Sie, der Sie über meines teuren, ewig unver­ über Rheinfelden, Säckingen und Waldshut. nach Schaff­ geßlichen Vaters Lebensabend so reichen Trost und eine hausen, am 5. über Singen, Stockach und Pfullendorf so unverkennbare Segensfülle zu ergießen wußten, der nach Saulgau, am 6. August über Biberach, Ochsenhausen Sie den Sohn seit seiner Thronbesteigung schon in so und Babenhausen wieder nach Augsburg zurück. mancher wichtigen Aufgabe treu mitwirkend unterstütz- — 67 — — 68 — ten, Sie bedürfen nicht erst der wiederholten Versiche­ Auch die Weifenburgen bei Peiting und Altenstadt, rung Königlichen Wohlwollens, um zu wissen, wie wert und die Kauferinger Burg waren im Laufe der Jahr­ Sie mir sind, wie gerne ich mich nenne Ihren wohlge­ hunderte dem Verfall preisgegeben. Nach dem Tode wogenen König Ludwig," So ehrte Bayerns größter Kö­ Welf VI. fielen alle Güter in Schwaben und im Lechrain, nig Landsbergs größten Sohn! der 400 Jahre im welfischen Besitz war, an die Hohen­ Dieser glänzende Ausdruck königlicher Huld, die staufen. Nun saßen die Vögte der Staufer in Peiting; in hohe Wertschätzung des Hl, Vaters, all der Ruhm einer Altenstadt siedelten sich die Tempelherren an. Konradin, ausgezeichneten oberhirtlichen Wirksamkeit — sie wa­ der letzte Hohenstaufe, der 1268 auf dem Marktplatz zu ren wie der scheidende Sonnenstrahl, der noch einmal Neapel hingerichtet wurde, soll sich auf seinem Todes­ mit voller Inbrunst die Erde umfängt und im Sterben zug nach Italien längere Zeit auf der Burg in Peiting seine ganze Glut auszuleben scheint, aufgehalten haben Nach dem Untergang der Hohen­ (Fortsetzung folgt) staufen erwarben die Wittelsbacher durch Erbschaft den Lechrain zu Bayern zurück. Die einst so stolzen und prächtigen Öurgen standen leer und waren dem Unter­ Weifenburgen am Lech gang geweiht. Die Kauferinger Burg zerfiel bereits im Von Sebastian Wolf 12. Jahrhundert.. Die Altenstadter war im 15. Jahrhundert (Schluß) eine Ruine geworden. Die Peitinger stürzte im Jahre 1348 bei einem Erdbeben7) zum Teil ein, den Rest ver­ Von dem einen Burghügel konnte man zum ahderen nichteten die Schweden bei ihrem Einfall in Schongau fast hinüberwinken, Dieselbe Bergkette schloß wie dort im Jahre 1632, Heute berichtet uns nur noch eine den Horizont ab, dasselbe grüne Hügelland lag ringsum, schlichte Erinnerungstafel an einem zu Füßen des Auch sonst war die Schongauer Burg das kleinere Ab­ Schloßberges gelegenen Gebäude über diese einst so bild der Peitinger. Wie auf dem Peitinger Schloßberg trutzige Burg:8) verlaufen auch hier Wallanlagen um die Hügelkuppe. „Auf der Höhe des rechts von uns Noch vermeint man hier Vorburg und Hochburg zu un­ terscheiden. liegenden -Schloß-Berges stand einst in grauer Vorzeit erbaut Den jungen Welf litt es nicht in der Heimat. Auch die Dynastenburg der Welfen. ihn packte der deutsche Wandertrieb nach dem Süden. Diese hatten bis 1191 ihren Sitz dort. 1166 gingen Vater und Sohn nach Italien. Der junge Bis 1268 waren die , Welf blieb diesmal als Sachwalter in Italien. Den Alten von da ab die Wittelsbacher erfaßte die Sehnsucht nach der Heimat. Und kaum war Eigentümer. er wieder dort, da traf ihn die Nachricht, daß sein Sohn in Siena 1167 einem tückischen Fieber (wahrscheinlich 1155 weilte Kaiser Barbarossa der Pest) erlegen sei. bei Welf VI. in der Feste Alle Hoffnungen, alle Pläne des Vaters stürzten damit 1348 zerstörte ein Erdbeben die Burg teilweise, zusammen. Die innere Ruhelosigkeit trieb ihn von den 1632 legten die Schweden rauschenden Festen, die Peiting bisher gesehen hatte, den Rest völlig nieder." weg zur Einsamkeit und Buße am Sarge des Sohnes zu Steingaden. Mit vollen Händen gab er das Geld für Gerade hundert Jahre hatte Peitings Glanzzeit ge­ fromme Zwecke aus. Wohltätigkeit und Bauen von Kir­ dauert und die der Altenstadter Burg gar nur ein Jahr­ chen und Klöstern sollten ihm zum Frieden verhelfen. zehnt. Und seltsam genug, hüben wie drüben kein ein­ In jener Zeit legte er den Grundstein zur Altenstädter ziger Stein mehr. Wald und blümige Wiesen hat alles Basilika. Seine Frömmigkeit war sprichwörtlich gewor­ überdeckt. Aber immer noch weht uns ein eigenartiger den. Schon 1174 hatte er Friedrich I. seine italienischen Hauch an diesen Stätten entgegen, an denen uns eine Erblande gegen Geld abgetreten und ein Jahr später die uralte Vergangenheit die Macht und Herrlichkeit der deutschen verschrieben Was sollte ihm noch Macht und Welfen staunend und bewundernd ahnen läßt. irdischer Besitz? Sein einziger Sohn war ja tot. Am 15. Dezember 1191' schloß Welf VI die Augen. Aus der Chronik von Markt Leeder Er liegt mit seinem Sohn Welf VII -in der Klosterkirche von Steingaden begraben. Walter von der Vogelweide (Schwaben) nannte ihn den „milten" Welf und lobte ihn aufrichtig: „Das Tausendjährige Reich" (1933—45) „des lop was ganz, ez ist nach tode guot." Die Steinplatte über den Gräbern der beiden Welfen trägt die Inschrift: Die Ortschronik von Leeder bietet ein Beispiel für „Unter diesenJ3teinen liegen Edelsteine gebor­ eine umfassende, ebenso wissenschaftliche wie praktisch gen: die durchlauchtesten und mächtigsten Fürsten fundierte, geographisch, geologisch, historisch und wirt­ von Bayern und Spolete, Welf VI., der Vater, und schaftlich gehaltene Führung einer Ortsgeschichte. dem Vater an Frömmigkeit gleich, der Sohn Angelegt wurde sie von dem Hauptlehrer Jakob Strobl, von Bayern und Spoleto. Welf VI., der Vater, und der sie bis zum Jahre 1934 führte. Er war ein Idealist werden die Steine dieses von ihnen im Jahre 1147 vom reinsten Wasser. Nach dem Niedergang der Wei­ gegründeten Stiftes, in dessen Schoß sie hier marer Republik suchte er und begrüßte er in dem neuen ruhen." Regime das Ernste und widmete diesem daher in seiner Noch von einem anderen Schloß der Welfen im Lech- Chronik die hoffnungsvollen Worte: rain, das nach alten Berichten über alle Maßen herrlich 7) Das angebliche Erdbeben stellt ein einmaliges und höchst sonder­ gewesen sein muß, geht die Kunde. Gunzenlech (Gunzile,. bares Ereignis in dieser Gegend dar; vermutlich hat ein Erdrutsch das Concio legionum) hat die Burg geheißen, .deren Name Schloß zum Einsturz gebracht. * heute schon vergessen ist. Auch hier feierte Welf VI. 8) Die Erinnerungstafel befindet sich an dem Anwesen des Bauern Do­ zu seinen Lebzeiten seine prunkvollen Feste Barbarossa mini Schleich, das den Hausnamen „Pauli" führt, Schongauerstraße, Haus­ nummer 198. und Otto von Wittelsbach waren hier gerne zu Gast. Quellenhinweise: Heute aber weiß niemand mehr genau, wo diese Burg Adler S.: Herzog Welf VI. und sein Sohn. Hannover 1881. gestanden haben mag. Nur nahe bei Augsburg muß sie Chranach-Sichert, Dr. Eberhard v.: Die Weifenburgen bei Peiling und gewesen sein und ebenso dicht am Lech, wie ja schon Altenstädt. München f 1928. der Name besagt. Also dort wohl, wo oberhalb Augs­ Hofmann, Dr. Siegfried: Landschaftskunde des Lech-Ammerseegebietes. W eilheim 1923. burg der Lech sich weitet.7 8) Doch die ganze Herrlichkeit Hofmann, Dr. S ie g fried : Stift Steingaden 1147— 1803. Schongau 1947. war auf trügerischen Grund gebaut und als der Fluß ein­ Koenig, Erich: Hisloria Welforium. Stuttgart und Berlin 1938. mal ins Wüten kam, hat er alles mitgenommen, die Krueger, Emil: Der Ursprung des Weifenhauses und seine Verzweigung in Deutschland. W olfenbüttel 1899. Grundmauern tief unter seinem Sand begraben, nicht die Stuhlfaut, A.: Die Geschichte der jüngeren Welfenlinie. Altbayer. Monats­ Spur von dem glänzenden Schloß hinterlassen. Nichts schriften Bd. XV. als der Name ist uns geblieben. • , Weber, Max: Beitrag zu Landsbergs Gründungsgeschichle. Landsberger G esch.BI. 1935. 6) Nach Dellinger soll die Burg bei Meripg gestanden sein. Weber, Max: Die echlen bayerischen Welfen. Landsberger Gesch.BI. 1934. — 69 — — 70 — „Das gewaltige Werk der Erneuerung und Wieder­ euer unschädlich gemacht worden. Die Masse des Volkes aufrichtung Deutschlands ist begonnen." wurde durch die Furcht vor diesem Terror gefügig er­ Die Chronik von Leeder aber, vierzehn Jahre nach halten, obwohl nach und nach immer mehr Mißstände seinem Tode erst wieder aufgegriffen, nimmt in bemer­ des absoluten Regimes zutage traten. — Wenn nun gegen kenswert objektiver, über der inzwischen eingetretenen das Deutsche Volk der Vorwurf erhoben wird, es habe Katastrophe stehenden Sachlichkeit, wie folgt, Stellung jene ins Ungeheuerliche angeschwollenen Mißstände zu jener dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte, in geduldet, ohne sich geschlossen dagegen zu erheben, so seiner Haltung, die uns vorausschauen läßt, wie unsere wird dabei die historische Entwicklung außer acht ge­ Nachfahren uns einst gerechter beurteilen werden lassen, die das Volk in diese Zwangslage hineingeführt als die seltsam befangene Jüngstvergangenheit! hat. Immerhin bleibt, da das Volk gegen die Vergewal­ tigung seiner inneren Freiheit durch jenen Terror nicht Eine höhere MachL hat unseren Jakob Strobl davor aufgestanden ist, die Frage offen: wie diese zweifellos bewahrt, das Ende mit Schrecken zu erleben, das dem vorhandene Willensschwäche zu erklären ist. Reiche Hitlers beschieden war; die -Ueberlebenden aber, Um diese Frage zu beantworten, ist es erforderlich, die unter den verhängnisvollen Folgen des Zusammen­ bis in die Zeit des Hervortretens des Preußischen Staa­ bruchs zu leiden haben, wollen Klarheit darüber erlan­ tes als Machtfaktor in der europäischen Welt, also um gen, wie dies geschehen konnte. Der Chronist hat — mehr als zwei Jahrhunderte, zurückzugehen. Es muß zu­ anders als der Schriftsteller, der unterhaltsame Geschich­ gegeben werden, daß dieser Staat sich aus kleinsten An­ ten erdenkt — allein die Pflicht, in strenger Sachlichkeit fängen nicht nur auf friedlichem Wege der Erbfolge sei­ zu erforschen, was sich in der Zeit zugetragen hat, die zu nes Herrschergeschlechtes, sondern vor allem, besonders beschreiben ihm obliegt. Eine irgendwie philosophisch seit dem Auftreten Friedrichs II durch kriegerische erklügelte Auffassung und Handhabung der „Wahrheit" Maßnahmen zu einem größeren Ganzen ausgedehnt hat- würde hier nur zu einer Umgehung oder Verschleierung Diese fortgesetzte Expansion ist ihm nur durch eine des Tatbestandes führen, nicht aber zur Aufdeckung der äußerst straffe Militarisierung des Volkes möglich ge­ Schwächen und Fehler, die das Mißlingen eines groß an­ worden. Eine solche Uniformierung des ganzen Lebens gelegten und mit Einsatz aller Machtmittel zur Ausfüh­ im Dienste machtbeflissener Herrscher, die ständige Un­ rung gebrachten Planes verursachen. Es gilt, die objek­ terordnung des Willens jedes Einzelnen unter den Macht­ tive Wahrheit festzustellen im Sinne des Wortes Fried­ willen des Staates als eines Diktators, führt im Laufe vie­ rich Schillers; „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!" ler Generationen zwangsläufig zu einer Schwächung des Wenn nicht nur unser Mitbürger, dessen reiner Idea­ Willens eines Volkes als Ganzes nach außen hin, da es lismus aus der weitgespannten Anlage und der uner­ jeglicher eigenen Verantwortlichkeit und Handlungsfrei­ müdlichen Durchführung dieses Buches hervorgeht, im heit durch die angeblich immer nur zu seinem Wohle Jahre 1933 so dachte, wie er es schrieb, sondern viele erfolgenden Maßnahmen seiner Regierung überhoben ist. unter uns das Beste von dem neuen Manne erhofften, so Wie alle nicht betätigten Fähigkeiten des einzelnen liegt es daran, daß in der Deutschen Republik sich tat­ Menschen, so verkümmert unter diesen Umständen auch sächlich große Mißstände herausgehildet hatten, deren die Willensstärke einer Gemeinschaft, wenn ihr kein Beseitigung in mehr als einem Jahrzehnt nicht gelungen Spielraum zur Betätigung gelassen wird. (— Und wirk­ war. Jene ideale Auffassung war also durchaus berech­ lich erwächst uns jetzt, nach der Befreiung von jenem tigt gewesen; — hatte nicht Hitler seinem Volke ge­ Zwange, die Aufgabe, die verkümmerte Urteilsfähigkeit lobt, diese Mißstände zu beseitigen, vor allem die über­ und Willenskraft unseres Volkes neu zu beleben, damit mäßig angewachsene Arbeitslosigkeit, die mit -dem da­ es wieder fähig und gewillt werde, seine Geschicke mals üblichen Mittel der Unterstützung der Arbeitslosen selbst in die Hand zu nehmen.) ohne Zwang zur Arbeit nicht beseitigt werden konnte Als es Preußen mit dem erfolgreich geführten Kriege und die wirtschaftliche Lage des Reiches zerrütteteI von 1870/71 gelungen war, die V orherrschaft über die Hier nun hatte er eingesetzt, und es war ihm auch wirk­ anderen deutschen Bundesstaaten, an sich zu reißen, griff lich gelungen, das Uebel in kurzer Zeit zum Verschwin­ die Militarisierung auch auf diese nun unter einem ein: den zu bringen, aber nur dadurch, daß er alle verfüg­ heitlichen militärischen Befehl stehenden Staaten über. baren Arbeitskräfte einer getarnten Rüstungsindustrie zu­ Es bedarf keiner Erörterung, wie nachteilig sich seit je­ führen ließ. Das Volk, dem er eine friedliche Zukunft ner Zeit das in allen Bundesstaaten vereinheitlichte Sy­ verheißen hatte, verstand er in geschickter Weise zu stem des Militarismus, das mit Hitler seine Ueberstei- täuschen, indem er das Interesse der Oeffentlichkeit auf gerung ins Grenzenlose erfahren hat., auch in den an die Ausführung großer Projekte kultureller Art ablenkte, und für sich weniger zur Unterordnung neigenden süd­ wie den Bau von Automobilstraßen und anderen Ver­ deutschen Bundesvölkern auswirken mußte durch den im kehrswegen, KdF.-Schiffen, Volkswagen usw., alles an­ einheitlichen Heeresverbande unwillkürlich einsetzen.ien geblich nur dem friedlich-kulturellen „Aufbau und der so­ Wetteifer, an Tüchtigkeit den anderen nicht nachstehen zu zialen Fürsorge für das Volk dienende Arbeiten, die aber wollen. Diese Uniformierung des Volkes im ganzen Deut­ im Grunde dazu bestimmt waren, im Kriegsfälle Ver­ schen Reiche hatte durch die zwingende Sugges tion der to­ wendung zu finden. talen Staatsgewalt als die als unbedingt beherrschende Durch ein raffiniert erdachtes und brutal angewandtes und vollziehende Macht eine Lähmung des Willens im System innerpolitischen Terrors wurde das Volk, von Volkskörper zur Folge, der infolgedessen nicht mehr die „SA.-", „SS."- und anderen Befehls-Organisationen Kraft hatte, sich der Willkürherrschaft des Diktators Hit­ durchsetzt, jeglicher Willens- und Handlungsfreiheit be­ ler und seiner Mithelfer geschlossen zu widersetzen. raubt, denn die ihm gewährte Vertretung seiner Interes­ Aus dieser psychologischen Betrachtung der Wirkung sen, der Reichstag, war ein Scheinparlament, in das nur der Militarisierung des Volkes ergibt, sich, daß — abge­ absolut zuverlässige Anhänger des Regimes von Hitler sehen von den leider zahlreich geschehenen und' an den berufen wurden. Und dieser „Reichstag" wurde dazu Urhebern zu sühnenden Kriegsverbrechen und Vergehen mißbraucht, allen Plänen oder Handlungen Hitlers seine gen die Menschlichkeit von seiten fanatisierter Anhän­ Zustimmung zu erteilen, vor allem den aggressiven Maß­ ger Hitlers — nicht von einer Schuld des Volkes als nahmen der Inbesitznahme der Grenzländer und schließ­ Ganzes die Rede sein kann. Vielmehr ist die Entwicklung lich auch zum Kriege, — dem Eroberungskriege, auf den der letzten zweihundert Jahre für uns als ein schicksal­ er insgeheim hingearbeitet hatte. Da die Mitgliedef haftes Verhängnis aufzufassen, dessen Folgen eben er­ jenes Reichstages nicht vom Volke gewählt wurden, ver­ tragen werden müssen in der Erkenntnis, daß die Wie­ mochten sie nicht, dessen wahre Meinung zum Ausdruck derholung einer derartigen Fehlentwicklung vermieden zu bringen, Wenn jedoch ein Einzelner es trotzdem ver: werden soll und kann. Ein Hinblick auf kleine, aber seit suchte, seine im Gegensatz zum Willen der herrschenden langer Zeit vernunftvoller handelnde stammesverwandte Gewalt stehende eigene Meinung zu äußern, wurde er Nachbarvölker, denen es gleich uns an einem größeren als ein „Volksverräter" hingerichtet oder in ein Kon­ wirtschaftlichen Hinterlande fehlt, zeigt uns, daß es auch zentrationslager überführt. Auf diese Weise sind viele Völkern in kleineren Staatsbereichen möglich ist, in dau­ Tausende von Gegnern des Nationalsozialismus beseitigt erndem Frieden und Wohlstand zu leben, ohne imperia- — 71 72 — listische Eroberungspolitik zu betreiben. Für die hinter Man war auch der Meinung, jeder Mensch könne uns gleich einem schweren Traum versinkende Zeit des durch Loben das Gegenteil von dem erreichen, das er ,,Diitten Reiches aber, das menschliche Vermessenheit eben gelobt habe und so dem Nachbar schaden. B e - fiii tausend Jahre gesichert zu haben wähnte, gilt 'ms rufen nennen wir das. Und damit man nicht in den Wort des Psalmisten: Verdacht komme, zu denen zu gehören, die Berufen, „Denn tausend Jahre sind vor Dir wie der sagt jeder beim Lobe die Worte: „Doß ech nie beruf’ Tag, der gestern vergangen is t" dazu und klopft mit dem Fingerknöchel dreimal an einem Gegenstände — auch dann, wenn er von sich selbst etwas Gutes sagt. Gegen düs Berufen hilft die Maibräuche der alten Heimat rote Farbe. Den kleinen Kindern knüpfen die Eltern rote Bärner tändchen Maschen ins Haar, den schönen Tieren ein rotes Bänd­ Hexenglaube chen ans Horn, ins Halfter oder an den Strick. Notzeiten machen die Menschen leichtgläubig und Ein beruftes Tier wird zurückgerufen- Sanna heißt die abergläubisch, und jede Zeit hat ihren Aberglauben. So Handlung. Nackt steht der Zurückrufende vor dem kran­ ken Tier, streicht mit dem eigenen Hemde dreimal vom hatte, der 30jährige Krieg den Hexenglauben,' der durch Schwanz über den Rücken zum Kopf und spricht dabei: vagabundierende Sodateska geziichet und genährt und „Zwei Augen haben dich berufen, drei Augen rufen dich durch Freitische und Freitrunk bei den Hexenhinrich­ tungen gefördert wurde. Und der Hexenglaube, der bis zurück im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. zum Wahn gesteigert worden war, erhielt sich bis heute. Geistes Amen.” Diese Formel darf nur nach einem Ge­ brauch an eine Person des anderen Geschlechtes weiter­ Einzelne Leute hingen an den Gepflogenheiten, mit de­ gesagt werden. In manchen Dörfern gab es Personen, die nen die Hexen erkannt und ihre Macht gebrochen wer­ die Sanna besorgten. den sollte, teils aus Ueberzeugung, teils nach dem bil­ ligen Grundsätze: „wenn es nichts nützt, schaden tut Maistecken. es auch nicht-" Am 1. Mai ehrten die Burschen ihre Mädel mit einem Jedes Dorf, so war man der Meinung, hat seine Maie Vorher wurde heimlich ein schöner Tannenwipfel Hexen. Und die kann man sehen. Dazu schneide man mit bunten Stoffbändern geschmückt und an eine lange am Andreastage (30. Nov.) Kirschenzweige, stecke sie Wäschestange genagelt. Diesen Maie befestigten sie in ins Wasser und pflege sie, damit sie zu Weihnachten der Nacht auf dem höchsten Baume in der Nähe der Ge­ blühen. Daraus flechte man ein Kränzlein, gehe damit liebten Fenster, so, daß er recht hoch über den Baum während der Christmette zur Kirchentüre, blicke durch hinausragte. Es war das eine besondere Ehrung des Mäd­ das Kränzlein und durch das Schlüsselloch ins Kirchen­ chens, das darauf recht stolz war. An der Wäschestaiige innere. Hier sieht man die Hexen des Dorfes, den Rücken erkannte sie den Verehrer. zum Altar gekehrt, sitzen. Um die Jahrhundertwende wiegten sich noch recht Die Hexen suchen sich selbst zu nützen und anderen viele Maie im Winde und die Jugend, besonders die zu schaden. Besonders auf das Vieh haben sie es abge­ Madel, wären an diesem Tage recht bald auf den Bei­ sehen. nen, um zu sehen, wem ein Mai gesteckt worden war. Sie melken die Kühe aus, bis sie hinfallen und ihren Hin und wieder reckte sich auch ein alter abgekehr­ Besitzern keine Milch mehr geben können. Nach Prozeß­ ter Besen zum Himmel, den ein Bursche aus Rache einem akten aus dem Herrschaftsarchiv Sternberg (Ostsudeten­ Mädel für die Untreue, oder mehrere einer „alln Knachtns land) aus dem Jahre 1663 tat dies eine Hexe, wie sie Moid" (Mädel aller Knechte) gesteckt hatte, zur Schande beim Verhör angab, folgend: Mit einem Messer, das mit derselben. Die erkannte nicht an der Stange den Täter; 9 Mondscheiben und 9 Kreuzchen bezeichnet war, be­ denn sie war gewiß ganz neu. festigte sie ein Tuch an der Wand und rnolk an den ’ Maibaumstellen. Tuchzipfeln bis Blut kam. Als Gegenmittel, das die Macht über die Kühe nehmen sollte, nahmen die Leute In unseren Dörfern wurde alljährlich von der Jugend das Seihtuch, steckten es voller Stecknadeln und schlu­ auf dem Dorfplatze ein großer Maie aufgestellt, der dann gen es mit einer Haselgerte recht tüchtig, im Laufe des Monats Mai an einem Sonntagnachmittag Auch die Milch werde verhext, damit aus ihr keine mit einem Maibaümspiel gefällt wurde. Butter werde. Das Gegenmittel hiezu ist- Eine ledige Die Burschen besorgten den Stamm — oft wurden Tochter muß um 24 Uhr von der dreifachen Grenze zwei Stämme aneinander befestigt —, die Mädchen (Treffpunkt dreier Gemeindefluren) einen Birkenast holen schmückten einen Tannenwipfel und flochten Kränze, die und auf dem Heimwege hinter sich • herziehen und in um den entrindeten Stamm gewickelt wurden. Der Dorf­ die Milch tauchen. . maie mußte bewacht werden, da er für die Burschen der Die Hexen buttern aus der Milch mehrmals. Nach Nachbardörfer ein Anreiz war, ihn zu stehlen. den obigen Prozeßakten vermischte die Hexe die Milch Am festgesetzten Tage sammelten sich die Dorfbe­ mit einer Schmiere, die sie vom Bösen erhalten hatte, wohner und die Gäste aus den Nachbardörfern beim gab dazu ein Stückchen hl. Hostie, die sie in Bärn ge­ Maibaum und warteten auf den Beginn des Maibaum- nommen, und ein Stückchen von einem gestohlenen spieles. Segenbaum (Sadebaum, Juniperus sabina). Dadurch habe • Auf einem Karren mit zwei ungleichen Rädern kom­ sie aus einer Milch zweimal gebuttert. men vermummt die Holzfäller in dicken Pelzen gehüllt Die Nacht zum 1. Mai (Walpurgisnacht) ist der angefahren und beginnen bei allerlei Ulk und Spaß ihre Hexensabat. Mit „fohr no, stuoß nirgends o bis zun Arbeit, überall, nur nicht am Maibaum Der Waldheger, schworzen Koternplon" fuhren die Hexen auf der mit der erscheint, hat Mühe sie zum Maibaum zu bringen. einer vom Bösen erhaltenen Salbe beschmierten Ofen­ Ein Scherenschleifer kommt die hölzernen Werkzeuge gabel durch den Kamin, um sich mit den anderen zu zu schärfen. Nie fehlt der Holzschlegel, ein mit Ruß treffen. Eine hl. Hostie müssen sie mitbringen. Die zer­ gefülltes Fäßchen. Die Holzweiber, ihre Frauen, kommen reißen sie in Stückchen, werfen sie auf die Erde und mit dem Essen: Würste mit Sägespäne, gefüllt, rohe Kar­ Lanzen darauf. Beim Zerreißen habe, so gestand die Hexe toffeln, angefaulte Rüben. Eine Schlägerei beginnt. Ein in Sternberg, die hl. Hostie geblutet und der Teufel Jude erscheint und will den Baum kaufen. Während des­ gelacht. sen ist der Hanswurst herbeigekommen und sammelt mit Am Vortage legten nun die Leute, damit die Hexen einem Klingelbeutel bei den Zuschauern. Hoch zu Roß ihre Ställe nicht besuchen können, Rasenstücke auf die kommt der Förster. Er treibt zur Arbeit an. Der Baum Stalltürschw elle und D ornsträucher oder- W eidenruten, wird gefällt und vom Heger versteigert. Inzwischen holt für jedes Tier eine, auf den Mist. Die Hexen, die in den der Förster die Maibraut. Weiß gekleidet, in einer mit Stall eindringen wollen, verletzen sich an den Dornen Blumen geschmückten Kalesse kommt sie angefahren und müssen die Grashalme des Rasen zählen, bevor sie und bringt einen neuen Maie mit. Unter Vorantritt der in den Stall können. Dabei vergehe ihre Stunde (24 bis Musik, die einen flotten Marsch spielt, ziehen -die Teil­ 1 Uhr). Auch würde an diesem Tage der Stallbesen nehmer ins Gasthaus zum Maikränzchen. verkehrt an die Stalltüre gelehnt. Rud. Richter. Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins tür Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadlardhivar J. J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul W inkelm ayerin Landsberg a. L. Beilage der „Landsberger Nachrichten” Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 6 39. Jahrgang 1919

schof das Lager nicht mehr verlassen. Mit standhafter Bischof Riegg, Geduld ertrug er alle Leiden. Als am 31. Juli das Dom­ kapitel ihn zu seinem Namenfeste beglückwünschte, sagte ein berühmter Landsberger er; ,,Ich stehe in Gottes Hand, Will mir die Vorsehung Von Adalbert Maier längeres Leben schenken, so werde ich mit verdoppeltem (Schluß) Eifer für meine liebe Diözese arbeiten; sollte diese Krankheit aber mich meiner ewigen Bestimmung ent­ Kaum ein Jahr verging und Bischof Riegg, dieser gegenführen, so bin ich bereit, dies Opfer zu bringen Mann von hohem, stattlichem Wuchs, der noch im Alter und den Leidenskelch standhaft auszutrinken." seine aufrechte, stramme Haltung bewahrte, in dessen Am Sonntag, den 7, August, also am Tage der hl. Zügen sich Würde und Freundlichkeit paarten, aus des­ Afra, verlangte dei Bischof die hl. Sterbesakramente. sen Augen ein achtunggebietender Geist, ein offener In feierlich ernstem Zuge, woran sich 61 Priester in Chor­ Sinn und Charakter leuchteten, — er lag auf dem Sterbe­ röcken und mit brennenden Kerzen beteiligten, dann die bette. Benediktiner mit ihrem Abte, die Pfarrgeistlichen, das Am 20. April 1836 reiste der Bischof nach München, Domkapitel, Rgierungspräsident v. Link, der ein intimer um den von Griechenland zurückgekehrten König zu be­ Freund des Bischofs war, die Regierungsbeamten, die grüßen und die Vorstände des Beiiediktinerstiftes von beiden Bürgermeister, der Magistrat, die Gemeindebe­ St. Stephan vorzustellen. Die unfreundliche, naßkalte vollmächtigten und eine große Anzahl von Personen Witterung, welche gerade zu dieser Zeit herrschte, aller Stände, teilnahmen — wurde das von Domprobst scheint Veranlassung gewesen zu sein, daß dejr ver­ Frh. v. Willi getragene Allerheiligste vom Dome aus diente Oberhirte sich ,eine starke Erkältung zuzog. Es in das bischöfl, Palais verbracht. Hier betete der hoch­ stellten sich heftige Unterleibsschmerzen, Appetit- und würdigste Kranke dann mit lauter Stimme das Glaubens­ Schlaflosigkeit ein und schwer krank kehrte der Bischof bekenntnis und das Confiteor und empfing dann die bl- am 28. April nach Augsburg zurück. Der König, der die Wegzehrung und die letzte Oelung. Alsdann drückte er lebhafteste Teilnahme zeigte, sandte seinen Leibarzt mit; in bewegten Worten seinen innigen Dank aus gegen aber alle Kunst scheiterte, und nur yvon der Wirkung Gott, der ihn von frühester Jugend an geleitet und so eines Heilbades erhoffte man noch Hilfe. Obwohl sehr hoch geführt, er dankte seiner Geistlichkeit für ihre Mit­ schwach, reiste der Erkrankte am 11. Juni in Begleitung hilfe, dem Kgl, Regierungspräsidenten und dem Regie­ von Dr. Carron du Val nach Gastein. Auf dem Wege da­ rungskollegium der Stadtgemeinde und allen, die ihm hin wurde er in München von König Ludwig persönlich soviel Liebe und Anhänglichkeit bewiesen, und bat um besucht, der dem Arzte größte Achtsamkeit anbefahl liebevolles Gebet. — Alle Anwesenden waren von tiefer und dem Leidenden Trost zusprach. In Eurasburg traf Rührung erfüllt. Auf dem Domplatze aber harrte in tiefem Riegg auf der Post mit König Otto von Griechenland zu­ Schweigen die Menge, die Augen auf die Fenster gerich­ sammen, der ihn hoch verehrte und ebenfalls größte tet, wo der Glanz der Lichter die Stätte der hl. Hand­ Teilnahme an den Tag legte. Am 13. Juni wurde in Was­ lung offenbarte. serburg übernachtet. In Salzburg fand Bischof Riegg im Doch die Leidenszeit war noch nicht beendet. Der Benediktinerstifte St. Peter liebevolle Aufnahme und am Geist des Kranken blieb rege und frisch, aber die Schmer­ 15. Juni langte er in Gastein an, Die Briefe, welche er zen des Körpers steigerten sich immer mehr. In diesen von da nach Hause schickte, atmen alle die frohe Hoff­ schweren Stunden bereitete ihm der Besuch seines lie­ nung auf Genesung. Es stellten sich wirklich auch Schlaf ben Freundes, des Fürsten v Öttingen-Wallerstein, große und Appetit wieder ein und nach gebrauchten 21 Bädern Freude; ja, er fühlte sich dadurch so gekräftigt, daß er trat er, scheinbar sehr gestärkt, die Heimreise an. In diesem versprach, die Tage der Rekonvaleszenz in Leut­ Salzburg verbrachte er einen Tag (10, Juli), da ihn der stetten zubringen zu wollen Doch diese Aufwallung von Erzbischof nicht fortließ,, am 11. Juli nahm er wieder in Lebensfreude währte nicht lange. Am Montag nach Afra Wasserburg Quartier, am 12. in München und am 13. ließ er sich das schönste und ihm liebste Gemälde seiner langte er in Augsburg an. Aber die gefundene Kräfti­ trefflichen Sammlung, den unter der Kreuzeslast zu Bo­ gung hielt nicht lange an. Bald stellten sich die Schmer­ den gedrückten Heiland darstellend, vor sein Bett brin­ zen wieder ein, heftiger als je, und nun sollte der Bi­ gen, wo es zu seiner Erbauung und zum Tröste im Lei- s — 76 — — 75 — den bis zu seinem Hinscheiden aufgestellt blieb. I*1 ten. Das erwähnte Bild ist samt dem Rahmen in den den letzten Tagen konnte der Bischof keinerlei Nahrung Stein eingelassen. Ueber dem Gemälde erblickt man das mehr zu sich nehmen, ja nicht einmal mehr einen Trunk bischöfliche Wappen. Das Grabmal trägt eine lateinisch Wasser. Am 14. August, der dem Todestage vorausging, abgefaßte Inschrift, welche in Uebersetzung lautet: „Zur erlebte der Kranke die letzte irdische Freude. Der am Erinnerung an Ignaz Albert v. Riegg, den 69. Bischof von 10 , Mai 1836 in Weilheim verstorbene freisignierte Pfar­ Augsburg. Er starb am 15 August 1836, 70 Jahre alt." — rer von Schwabmühlhausen, Leonhard Steigenberger, Am Boden aber zeigt eine einfache Fliese die Ruhestätte hatte seinem Oberhirten letztwillig ein in Wachs mo­ eines der edelsten Diener der Kirche, eines der treu­ delliertes schönes Vesperbild vermacht, das jetzt durch esten Bürger des Staates, eines der besten Söhne der einen eigenen Boten von Weilheim her eintraf. Mit ge­ Stadt Landsberg. falteten Händen betrachtete der Bischof lange Zeit das Kunstwerk und sprach dann: „Oh, welche Schmerzen Zur Abrundung des Lebensbildes unseres berühmten hatte doch diese Mutter zu erduldenl Sie weiß, wie es Landsmannes sei noch der folgende Bericht angefugt: einem Leidenden zu Mute ist. Oh, möchte sie auch für Bischofsbesuch vor 100 Jahren mich armen Sünder bitten jetzt und in der Stunde mei­ Einer Chronik, die nunmehr schon mehr als 100 Jahre nes Absterbens. Amen!" — Und dieses Sterben war nun alt ist, entnehmen wir die folgende anschauliche Schil­ nahe gerückt. Der 15. August 1836, das Fest Mariä Him­ derung eines seltenen kirchlichen Festes in der Bergstadt melfahrt, der Tag, an dem in seiner Vaterstadt das Pa­ Immenstadt: trozinium gefeiert wird, war seiner irdischen Laufbahn „Bischof Ignaz Albert hat am Mittwoch, den 13. Au­ als Ziel gesteckt, gust 1834, in Obersonthofen gefirmt, ist am 16. August Um 2 Uhr nachmittags befiel ihn eine große Schwä­ nachmittags über Immenstadt und Staufen nach Balder­ che, die sich zwischen 3 und 4 Uhr wiederholte. Hände schwang gefahren, am Samstag nachts in Hittisau über­ und Füße erkalteten und in großen Perlen stand der nachtet und am Sonntag, den 17. August, abends 7 Uhr. Schweiß auf dem Gesicht. Auf die Worte seines Beicht­ in Immenstadt eingetroffen, woselbst dem Hochwürdig­ vaters, des Domkapitulars Baader, daß der Herr jetzt sten Herrn durch die geistliche und weltliche Obrigkeit, nahe zu sein scheipt, antwortete der Sterbende: „So ge­ sowie die Gemeindeverwaltung ein feierlicher Empfang schehe denn der Wille des Herrn. Christus war meine bereitet wurde. Der Bischof examinierte in der Kirche Hoffnung und Zuversicht, er wird mir ein gnädiger Rich­ noch die Immenstädter Jugend, hielt eine kurze Anrede, ter sein." — Während der Generalabsolution betete er übernachtete im Pfarrhofe und am Montag früh kamen mit lauter Stimme das Confiteor. — Um 6 Uhr begann die Landgeistlichen, ihre Firmungs-Jugend mitbringend, der mehrere Stunden währende Todeskampf. Als um auf dem Marktplatz zu Immenstadt an. 9 Uhr einige Ruhe eintrat, sagte der Beichtvater: „Jetzt Nach dem feierlichen Einzug vom Pfarrhofe. in die haben Sie einen harten Kampf gekämpft; aber nur noch Kirche begaben sich die Pfarrer und Firmpaten in die eine kleine Weile und eine herrliche Krone wird Ihnen vorher geräumten Stühle. Der Bischof hielt eine Fir­ bereitet sein." Der Sterbende erwiderte mit heiterem mungsrede und dann ging die Firmung in gewohnter Antlitze: „Schön, das ist recht schön." — Dies waren Weise vor sich. In der Kirche herrschte eine gute Ord­ seine letzten Worte, obwohl er bis zum letzten Augen­ nung, welche Gendarmerie und Bürgermilitär aufrecht blick bei Besinnung blieb. Um Mitternacht hauchte er, zu erhalten hatten. Nach der Firmung war feierlicher nachdem er kurz vorher noch auf den Zuspruch: „Komm Auszug aus der Kirche in den Pfarrhof. Die Kapitels­ du getreuer Knecht, geh ein in die Freude des Herrn", geistlichkeit machte dem Bischof die Aufwartung im mühsam die Hände gefaltet hatte, seine edle Seele aus. Kapitelsbibliothekzimmer des Pfarrhofes. Der Bischof Groß und allgemein war das Leid über den Hingang fragte, ob nicht das Kapitel oder auch ein Einzelner eines solchen Mannes. König Ludwig schrieb an das etwas vorzutragen hätte; er könne seinen Geistlichen Domkapitel: „Ich teile den Schmerz über den traurigen nicht immer so nahe in Person stehen, Es wurde wegen Verlust eines Bischofs, der so viele Tugenden und große Zehentsachen ein Vortrag gehalten und der Bischof ver­ Eigenschaften in sich vereinigte." sprach alle Assistenz. Nach einer einstündigen Konfe­ Am 19. August fand die Beerdigung statt, für ganz renz war im Pfarrhof eine Tafel, an welcher sämtliche Augsburg, ohne Unterschied der Konfession, ein Tag der Geistliche und Beamte teilnahmen. Dem Bischof hat es Trauer. Um 4 Uhr nachmittags setzte sich der Leichenzug in Immenstadt so gut gefallen, daß er auch noch am 18. unter dem Geläute aller Glocken in Bewegung. Sämtliche August übernachtete. Am 19. August fuhr er nach Stau­ Läden waren geschlossen. Das Domkapitel, der Klerus fen und dann nach Weiler." von nah und fern, die Mitglieder der Regierung, die Ge­ Ignaz Albert von Riegg war von 1824 bis 1836 Bischof neralität, alle Militär- und Zivilbehörden beteiligten sich. von Augsburg Solange das Bistum zugleich weltliches Auch die gesamte protestantische Geistlichkeit der Stadt Fürstentum war, waren Herrn vom Adel und vom Hohen war in Amtstracht erschienen, um so öffentlich für den Adel die Bischöfe. So im 19. Jahrhundert ein Landgraf verewigten Bischof ihre Hochachtung und Verehrung von Hessen, der bekannte Clemens Wenzeslaus, Prinz zu bekunden, die sich dieser durch sein jederzeit tole­ von Sachsen und Polen und Kurfürst, sowie ein Fürst rantes, humanes und liebevolles Benehmen erworben und von Hohenlohe. Der letzte Adelige war ein Freiherr von gesichert hatte. Der Zug ging bis zum Kreis- und Stadt­ Franberg. Auf diesen folgte Ignaz Riegg, der wie sein gerichtsgebäude und dann zur Domkirche zurück. Hier Nachfolger durch Verleihung des Königs von Bayern wurde der Sarg von 12 Priestern bis zu jener Stelle ge­ den persönlichen Adel erhielt. Der letzte auf diese Weise tragen, wo dem Verstorbenen nach seinem Wunsche die geadelte Bischof von Augsburg war der vielen Allgäuern letzte Ruhestätte bereitet war Schon in seinem Testa­ noch persönlich bekannte Maximilian von Lingg, der die mente vom Jahre 1833 hatte er hierüber Anordnung ge­ Bischofswürde von 1902 bis 1930 bekleidete und Vor­ troffen und bestimmt, daß nur ein einfacher Pflasterstein gänger des Bischofs Josef Kumpfmüller war. mit Namensangabe die Stelle seines Grabes bezeichnen solle; und weiterhin hatte er verfügt, daß unweit davon, an der Wandseite, welche der Gertrudenkapelle gegen­ Kaufering, das Dorf am Lech überliegt, jenes schon genannte Gemälde von Domeni- Darstellung einer Dorfheimat in landschaftskundlicher, chino, auf dem so oft sein Auge geruht, angebracht wür­ volkskundlicher und geschichtlicher Betrachtungsweise de. „Es soll", wie er sich ausdrückte, „dies herrliche Bild Von Sebastian Wolf, Landsberg auf diese Art als eine Zierde der Domkirche am sicher­ Mit diesem Beitrag unternimmt der Verfasser den sten der Kunst erhalten bleiben, frommen Beschauern zur Versuch, gewisse Gegebenheiten des natürlichen Lebens Erbauung dienen und denen, so mir noch im Grabe ihr auf dem Dorfe darzustellen, in denen der bäuerliche Andenken widmen wollen, Veranlassung geben, meiner Mensch wirkt ünd schafft. Der Bauernhof, die Dorfflur im Gebete zu gedenken." mit Feld, Wiese, Wald und Gärten, die bäuerliche Arbeit, Sitte und Brauchtum usw. bilden solche lebendige Ein­ Wer nach Augsburg kommt und die Domkirche be­ heiten, die im Mittelpunkt der Darlegungen stehen. Die sucht, findet das Grabmal des Verewigten in der Mauer Dorfheimat mit ihren örtlichen Bedingungen, mit den des Chorumgangs, rückwärts vom Hochaltar. Es ist ca. Erscheinungen und Ereignissen des bäuerlichen Lebens, 1.50 m hoch und in einfachem, gotisierendem Stile gehal- mit ihrer geschichtlichen Gebundenheit soll lebendige — 77 — — 78 — Gestalt gewinnen. Auf'diese Weise möchte die Arbeit mit 1933 zählte das Dorf 935 Einwohner. dazu beitragen, das Verständnis für die heimatlichen 1949 erreichte die Bevölkerungszahl den bisher höch­ Lebensformen zu wecken und zu vertiefen und ein nahes sten Stand von 1540 Einwohnern (darunter 1070 Alt- Wissen vom Leben und Arbeiten auf dem Dorfe zu ver­ mitteln. bürger und 470 Neubürger). „Rings im Lande weit und breit, Die Bewohner des Dorfes treiben größtenteils Land­ Gehöft ist an Gehöft gereiht; wirtschaft und Viehzucht. Daneben treffen wir auf dem weit schaun die Giebel übers Grün und nieder auf des Gartens Blühn; Dorfe aber auch die notwendigsten Gewerbsleute an, die es stehn die Scheunen vollgepackt, der Bauer braucht. Zwischen Bauern und Nichtbauern, die Tenne dröhnt im Dreschertakt. auch zwischen Bauer und Bauer steht der Händler, der Und Fleiß und Ordnung segenschwer meist ins Dorf kommt, um dem Bauern Vieh, Getreide, und Glück und Reichtum ringsumher.“ Obst usw. abzukaufen. Der Händler ist dem Bauern er­ 1. Das schmucke Dorf wünscht, weil er Geld ins Haus bringt. Eine besondere Eine Gehstunde von der Kreisstadt Landsberg entfernt Art von Händlern sind die Hausierer, die dem Bauern liegt in nördlicher Richtung langgestreckt an einen Berg­ allerlei Ware zum Kaufe anbieten. hang geschmiegt, der von der Lechleite zur Flußebene So treffen wir auf dem Dorfe Bauer, Handwerker und hinabsteigt, das Dorf Kaufering. Das Steilufer des Lechs Händler. Alle diese Berufe sind aufeinander angewiesen schützt' vor Üeberschwemmungen. Im Rücken des Dorfes und gehören zusammen. Zwischen den einzelnen Dorfbe­ breitet sich die Dorfgemarkung mit ihren Wiesen und wohnern besteht eine tiefe Verbundenheit und vielfältige Feldern aus. und sinnvolle Beziehung im dörflichen Wirtschaftsleben, Die Siedlungsweise ist bezeichnend für diesen alten in dem ein Glied für das andere arbeitet. ,,ing,'-Ort, der auf die Zeit der Landnahme durch die 2. Das heimische Bauernhaus ersten Einwanderer zurückgeht.l) Der Wohnplatz be­ An Hausformen ist im Dorfe Kaufering das ober­ anspruchte waldfreien Boden, Sicherung und Wegsam­ deutsche Einheitshaus (Eindachhaus) vorherrschend, bei keit. Daher bauten die Einwanderer ihre Häuser nicht un­ dem alle Räume (Wohnraum, Stallung und Scheune) un­ mittelbar an den Fluß (Ueberschwemmungsgefahr!), son­ ter einem Dach vereinigt sind. Die Bauart des oberdeut­ dern an den Berghang. Auf diese Weise war das Dorf schen Enheitshauses ist die Rechteckform. Das Eindach­ auf der Vorderseite durch den Fluß, auf der Rückseite haus macht einen gemütlichen Eindruck. Alles, Vieh, durch den anschließenden Urwald geschützt. Mensch und Ernte ist unter einemTDach beisammen. Der Kaufering • bietet das Bild eines . Haufendorfes mit Bauer, ständig in Sorge um das Wohl seiner Haustiere, regelloser, ganz willkürlicher Anlage der Hofstätten-1 2 3) braucht nicht aus dem Haus zu gehen, wenn er in der Haufenweise gruppieren sich die Häuser um die Kirche Nacht oder im Winter nach dem Vieh sieht. (1704—1706 erbaut), die den M ittelpunkt des Ortes bil­ Die Anordnung der Gebäudeteile entspricht der baye­ det. Hoch auf dem Berge gelegen, ist die schöne Kirche rischen Bauweise zwischen Lech und Isar. Auf den meist mit ihrem behäbigen Zwiebelturm weithin sichtbar. Der nach Osten gelegenen Wohnteil folgt der Stall, während ganze Ort ist in drei Teile geteilt, wovon der eine Teil die Tenne den Abschluß des Gebäudes bildet. Vereinzelt' Oberdorf, der andere Unterdorf ünd der dritte Kirchberg nur trifft man in Kaufering die schwäbische Bauweise an, genannt wird. Längs der Straßen stehen die Häuser, bei der die Tenne zwischen dem Wohnteil und dem Stadel mannigfaltig in Form und Bauweise. Manche Häuser liegt (Mittertennenbau). Die schmale Giebelseite der liegen mit der Giebelseite, andere mit der Längsseite zur Bauernhäuser mit ihren zwei Fensterreihen schaut meist Straße. Dadurch entsteht ein abwechslungsvolles Bild. auf die Straße. Die Frontseite ist sehr lang. Ein flaches An einigen Häusern sind Heiligenbilder oder Kreuze an­ Dach deckt das Haus und schützt es vor Regen, Schnee gebracht, die uns den frommen Sinn des Bauern zeigen. und Wind. Vor dem Hause ist der kleine ,;Wurzgarten" Eine Zierde des Dorfes bilden die Gärtchen vor den Häu­ der Bäuerin. sern, die von der Bäuerin gepflegt und gehegt werden. Zwischen Wohnteil und Stall liegt der Hausflur, Der Unter den Häusern des Dorfes fallen uns das stattliche Hauseingang befindet sich auf der Traufseite. Bei man­ Schulhaus (Erbauungszeit 1912), das Pfarrhaus, die W irts­ chen alten Häusern sind Hausflur und Tenne noch ver­ häuser, die beiden Dorfschmieden und Mühlen, die zwei einigt. Das Tennentor ist abgeteilt in Tür und Tor, damit ältesten Gewerbebetriebe des Dorfes, auf. man beim Ein- und Ausgehen nicht das ganze Tor zu Mit den mannigfaltigen Bauernhäusern, den gepfleg­ öffnen braucht.. ten Haus- und Obstgärten, den alten Linden, von denen Vom Hausflur gelangt man in die große und geräu­ die Straße eingesäumt ist, dem frischen Dorfbächlein, mige Stube mit ihrem Herrgottswinkel, an die sich die macht das Dorf einen freundlichen und schmucken Ein­ blitzblanke und sauber aufgeräumte Küche und die Speis druck- anschließen. Kauf ering hat im Laufe der letzten Jahrzehnte an In das Obergeschoß führt die Treppe im Hausgang- Ausdehnung und Bevölkerung erheblich zugenommen. Die Stiege schafft die Verbindung zum obern Gang, der Wenn wir die Entwicklung des Ortes verfolgen, kommen Soler genannt wird. In den älteren Häusern gelangen wir wir zu folgenden Ergebnissen: meist durch die Stube in das Obergeschoß, Die Stiege ist 1819 vernehmen wir noch von 107 Häusern. kurz, steil und eng. Befindet sich die Stiege in der Stube, 1823 lebten im Pfarrdorf Kaufering 560 Einwohner. dann ist der Aufgang verschalt. 1840 waren es 111 Häuser und 572 Einwohner.3) Im Obergeschoß liegen die Vorder-, Mittel- und Hin­ Bis 1925 war die Zahl der Bewohner auf 737 und die terkammer. Die Vorderkammer ist das Schlafzimmer für Zahl der Gebäude auf 152, mit dem dazu gehörigen den Bauern und die Bäuerin. Die Mittelkammer birgt die Bahnhof Kaufering und Riedhof auf 198 Häuser und Schlafstätte für die Kinder. In der Hinterkammer hausen 897 Einwohner gestiegen. die Dienstboten. Vom Obergeschoß führt eine Treppe in den Bodenraum. Dort steckt der Kräuterbüschel, der das 1) Ingenortet sind die ältesten Siedlungen (Urdörfer) unserer Haus vor Blitz und Gewitter schützen soll. Heimat. 'Die ersten Einwanderer (ob es in unserem Gebiet Baju­ waren oder Alemannen waren, ist umstritten), die das Land Früher waren die Bauernhäuser klein und niedrig; mit um 500 n. Chr. in Besitz nahmen, gaben den Orten unserer der Hand konnte man bis an das Dach reichen, ein gro­ Heimat ihre Namen. Die Stammsilbe der Ortsbezeichnung ist ßer Mann mußte sich unter dem Eingang bücken. Das der Name (Vorname) des Siedlers, der zweite Teil „ing“ oder „ingen“ bedeutet soviel wie Hof, Bauernhof, also: Kaufering Dach war mit Stroh gedeckt. Heute ist die alte Bedachung (ursprünglich Kiviringin, Kiviringen; später Chuferingen, Kufe­ längst dem Ziegeldach gewichen. ringen. und Kufringen; zuletzt Kauffringen, Kaufring) = Hof (Fortsetzung folgt) des Kivo oder Kufo (Kuvo). 2) Andere Siedlungsformen sind u. a. das Straßendorf mit der geradlinigen Anlage (Dorfzeile) an der Straße entlang (meist Orts- und Flurnamen eine frühere Römerstraße) oder an einem Wasserlauf, und das Reihendorf, bei dem sich an jeden Hof der zugehörige Streifen Heller der Altertumsforschung Feld, Wiese und Wald anschließt. In den Orts- und Flurnamen spiegelt sich wie in einem 3) Noch im Jahre 1847 waren nach einem Bericht Dellingers über die „Hofmarch Kaufring“ darunter zahlreiche Holzhäuser, eng zusammengedrängten Querschnitt durch die Jahr­ die erst allmählich verschwanden. tausende die Siedlungsgeschichte des Rieses für den, der — 80 — — 79 — Gebiet der Fürstpropstei EUwaugen (Württ.) tätig war, dürfte die Namen zu sondern und zu deuten versteht. Natürlich kaum bekannt sein. In der Wallfahrtskirche zu Unterko­ /eicht die große Masse von ihnen in jene Zeit zurück, chen, Kr. Ellwangen, schuf er die Deckengemälde. Im Chor da die alemannischen Vorfahren der heutigen Riesbewoh­ ist die Verherrlichung Mariä im Himmel und ihre Huldigung durch die Menschheit dargestellt. Seitlich sind Verherrlichungen ner am Ausgang der Völkerwanderung im 6./7 Jahrhun­ des Altarsakraments, des Rosenkranzes und Lobpreisungen Ma­ dert n. Chr. hier festen Fuß faßten: Das ist unter den riens gemalt. Das Langhaus zeigt in seinen Deckengemälden den Ortsnamen zunächst einmal die große Zahl der -ingen- Tod und die Himmelfahrt Mariens, sowie in kleineren Feldern Siedlungen, die uns zeigt, daß das^ Ries begehrtes Sied­ den englichen Gruß, die Heimsuchung und die Lobpreisungen des Magnificats. In der sicheren Komposition und der Anschau­ lungsland der Neuankömmlinge gewesen ist. Zusammen lichkeit, der Beweglichkeit der Figuren, legen diese Fresko­ mit den gleichzeitigen, aber bei uns viel weniger zahl­ malereien ein gutes Zeugnis von dem tüchtigen Können des reichen -heim-Namen geben sie ein Bild der dichten Meisters ab, der, zu jung noch, aus dem Leben seines Künst­ Belegung des Rieses mit bäuerlichen Alemannensiedlun­ lertums durch den Tod herausgerissen wurde. Johann Anwander hat aber zu seiner Arbeit in Unterkochen gen. Daß jedoch die vorhergehende Bevölkerung nicht auch seinen Bruder Anton An wander aus Landsberg herbei­ ganz verschwunden war, verraten einige ältere und nun gezogen, welcher die Vergoldungen machte, während die Stuk- eingedeutschte Namen, die vor allem an Bergen und kierung Wessobrunner Schule zeigt und von dem Stukkateur Gewässern haften: so entstammt etwa der Name der M ichael Heiß von Apfeldorf ausgeführt wurde. So zeigt sich immer wieder, daß Landsberg und seine Um­ Eger (Agira), der Wörnitz (Warinza) und wohl auch der gebung in den vergangenen Jahrhunderten bedeutende Künst­ Schwalb (Sualava) keltischem Namensgut. In noch ältere ler und Kunsthandwerker hervorgebracht, hat, deren Werke Zeit weist vielleicht die Bezeichnung ,,Alb", die uns als heute noch dem Namen ihrer Vaterstadt und ihnen selbst Ehre ,,Alba" oder ,,Alpeis” von römischen Schriftstellern über­ machen. Winkelmayer. liefert ist. Sicher vorkeltisch ist der Name des Ipf, der großen hallstattzeitlichen Gauburg, dessen illyrische Na­ . Berichtigung mensform „Opie" das Römerkastell an seinem Fuß über­ In dem Artikel „Weifenburgen am Lech" ist auf nommen hat. Von den Ortsbezeichnungen der Römerzeit Spalte 67 der Text, der auf der Steinplatte über den hat sich sonst kaum einer über die dunklen Jahrhunderte Gräbern der beiden Welfen steht, durch Verstecken einer nach dem Limeszusammenbruch gerettet, nur die römi­ Korrekturzeile verstümmelt worden. Wir wiederholen sche Provinzbezeichnung „Rätia”, einst dem ganzen daher den ganzen Text nochmals und bitten, diesen an schwäbisch-bayerischen Raum vom Alpenfuß bis zum die Stelle des Textes auf Spalte 67 zu setzen: l.imes eigen, lebt in der eingedeutschten Form des Rieses „Unter diesen Steinen liegen Edelsteine geborgen: bis heute fort. die durchlauchtesten und mächtigsten Fürsten von Sind so die Ortsnamen auf der einen Seite unmittel­ Bayern nnd Spoleto, Welf VI., der Vater, und dem bare Geschichtszeugnisse, so werden sie auf der anderen Vater an Frömmigkeit gleich, der Sohn Welf VII., Seite dem Altertumsforscher wertvolle Helfer beim Auf­ deren Freigebigkeit ewiglich künden werden die finden noch unbekannter oder gar verlorener Altertums­ Steine dieses von ihnen im Jahre 1147 gegründeten denkmäler. Die Ringwälle hat das Volk immer als das Stiftes, in dessen Schoß sie hier ruhen." erkannt, was sie einmal waren, als Burgen, daher heißen sie auch Burgberge, auf der Burg und ähnlich, z. B. bei Neue Heimatbücher Heroldingen, Möggingen oder Christgarten. Ob in den so Es ist immer ein nicht ungefährliches Unterfangen, wenn zahlreichen Hühnerbergen, die meist vorgeschichtliche sich ein Heimatfreund an die Herausgabe einer Stadtgeschichte Fundstätten darstellen, eine Beziehung zu Hünen oder wagt. Einmal ist es das finanzielle Risiko, zum andern aber ist Hunnen gesucht werden darf, ist freilich unsicher. Die der Absatz der Bücher meist begrenzt. Wenn trotzdem für die vorgeschichtlichen Grabhügel gelten als Heiden-, Hun­ Stadt Mindelheim eine Stadtgeschichte herausgegeben wurde, dann wohl deswegen, weil der Verfasser und Bearbeiter dieses nen- oder ,,gelehrter" als Römerbücke, Waldnamen wie Werkes ein Mann vom Fach, ein Historiker und Heimatfreund Eierbühl reden deutlich genug, auch Namen mit Leh- von Format ist. oder Lee verraten künstliche Erdhügel, Am häufigsten Geschichte der Stadt Mindelheim von Dr. Friedrich Z o e p f 1, Professor an der phil.-theol. Hochschule Dillingen. Verlag von knüpfen Flurnamen amrömische Ueberreste an, und zwar Schnell u. Steiner, München, Halbleinen, 12 DM. an das Mauerwerk vergangener Römerstätten. Da ist Mit diesem Heimatbuch hat der Verfasser nicht nur der z. B. der Ort Mauren, an der Römerstraße vom Ries zur Stadt Mindelheim eine Stadtchronik geschrieben, die von größ­ Donau gelegen und sicher uacb römischen Bauresten be­ tem Wert ist, sondern er gab damit auch allen Heimatforschern ein Nachschlage- und Quellenwerk von nicht zu unterschätzen­ nannt. Fluren wie Maueräcker, Ziegeläcker, Weilerfeld, der Bedeutung Aufgegliederl in 23 Kapitel behandelt der Ver­ Weileräcker, alte Statt usw sind für gewöhnlich ziemlich fasser anfangend bei der Vor- und Frühgeschichte die Ent­ sichere Hinweise auf römische Gutshofsiedlungen. Ale­ stehung, das Werden und die Schicksale der kleinen schwäbi­ mannische Bestattungsplätze verraten sich oft durch Na­ schen Stadt, die durch den „ehrenvesten Frundsberg" weltbe­ kannt wurde. Das Buch ist auch deshalb für jeden Freund der men wie Totenfeld, Totenberg, am Friedhof. Beinfeld Heimatgeschichte wertvoll, weil ihm ein Quellennachweis und Ein noch in keiner W eise richtig ausgeschöpftes M a; ein Namens- und Ortsregister angegliedert ist. Die 440 Seiten dieser Chronik sind eine Fundgrube für jeden Heimatgeschicht­ terial geben die Flurnamen für die Kenntnis der alten ler und geben, besonders auch durch das ausgezeichnete Bild­ Straßen und Wege und ihre einstige Bedeutung an die material jedem Freund unserer schwäbisch-bayerischen Heimat Hand. Ein Verzeichnis der so zahlreichen Heuwege, eine wirklich wertvolle Lektüre. Straßfelder, Steinwege usw. ist ein dringendes Gebot. * Es ist bekannt genug, wie sich mit Hilfe solcher Bezeich­ Im gleichen Verlag erschien als Nachauflage das 11.—15. Tausend des begehrten Heimatbuches unseres Heimatdichters nungen die alten Römerstraßen im Gelände verfolgen Dr. P e ter Dörfler „Die Wessobrunner“. Halbleinen, 12 DM. lassen, im Ries zeigt das besonders schön die Straße von Wir Landsberger kennen Dr. Peter Dörfler aus der Zeit Großsorheim nach Munningen. seines Wirkens als Spitalpfarrer und Religionslehrer an der Realschule Landsberg. Wir wissen von ihm, daß er gerne seine Ro­ Diese Beispiele mögen genügen. Sie zeigen, eine wie mane im Lechrain spielen läßt und aus dieser Quelle den schön­ ergiebige Geschichtsquelle, natürlich auch, für jüngere sten Stoff zu schöpfen wußte Aber „Die Wessobrunner“ sind kein geschichtliche Zeitabschnitte, die Orts- und Flurnamen Roman im üblichen Sinne des Wortes, Es handelt sich hier um ein bedeutungsvolles Stück Heimatgeschichte, und zwar d e r darstellen, eine Quelle, die noch viel zu wenig ausge­ Heimatgeschichte, die uns Landsberger stärkstens interessiert. schöpft wird, die freilich auch der Phantasie gar zu leicht Wessobrunn ist uns ein Begriff, die ganze Handlung rankt sich Tür und Tor öffnet Prof. Dr. Dehn um die einstigen Stukkatoren und das, diese fördernde 'Kloster Wessobrunn, spinnt eine geheimnisvolle Geschichte um unseren einstigen Landsberger Bürgermeister und Baumeister Dominikus Zimmermann, wie er sich die Kunst der Scagliola-Arbeiten, des Landsberger Künstler Stuckmalens, errang, läßt den lustigen Lechhansl, den Lech- Von dem Maler Johann Anwander von Landsberg (1715 Maler Baader hereinspringen ins Geschehen der Zeit, zeigt bis 1770) besitzen wir in Landsberg und auch im Bezirk wert­ Cuvillier und andere berühmte Maler und Baumeister und um­ volle kirchliche Gemälde. Anwander war weit über die Grenzen zieht ein wertvolles heimatgeschichtliches, ja historisches Zeit­ seiner Vaterstadt hinaus bekannt und ob seiner großen Kunst alter mit dem feinrankigen Stückwerk seiner Erzählerkunst. geschätzt. Leider fehlt bis heute eine zusammenfassende Ge­ Dieses wertvolle Buch, sollte bei keinem Landsberger fehlen, schichte über diesen großen Maler seiner Zeit und es wäre denn es ist ja nur zu wahr, was der Dichter am Schluß des sicherlich eine wertvolle Doktorarbeit für einen Landsberger Buches einen Alten sagen läßt: „Wo aber hat es je eine Ge­ Studenten, wenn er einmal diesem Manne und seinen Werken schlechterfolge von Bauern gegeben, die in einer so langen und nachgehen würde. Anwander hat besonders im Bistum Augsburg stolzen Reihe von Palästen und Schlössern, von Tempeln una und im Bistum Bamberg in vielen Kirchen unvergängliche holden Zierlichkeiten der Kunst weiter lebt wie wir, d ie Wes­ Werke seiner Kunst geschaffen. Daß Anwander aber auch im sobrunner!“ Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: RpilanP (1PP I ü nit Ch PPH PP N 3 P h P1P H t P11 ” Nachdruck’ auch auszugsweise, ohne Faul Win kelm ay er in Landsberg a. L. Dulldl|u Uul „ Ld IIII o U Gl ü ul lldblll IblllGII Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 7 39. Jahrgang 1919

Im Hausgärtlein treffen wir allbekannte Blumen, an Kaufering, das Dorf am Lech denen der Bauer den Umlauf der Jahreszeit abmißt. Im Darstellung einer Dorfheimat in landschaftskundlicher, Frühling blühen die Schneeglöcklein, bald darauf Veil­ volkskundlicher und geschichtlicher Betrachtungsweise chen und Märzenbecher. Im August finden wir Astern Von Sebastian Wolf, Landsberg und Dahlien. An ihrem Blühen offenbart sich, daß die Sonnenwende schon weit überschritten ist. Um Weih­ (Fortsetzung) nachten überrascht die Christrose Auch die Einrichtung des Bauernhauses war einst Als Umfriedung der Gartenbeete wächst an den Gar­ eine andere! In der Stube stand noch das Spinnrad, das tenwegen entlang eine Schar von echten Hausblumen: fröhliche und fleißige Abende schaute Lange Zeit war Tag- und Nachtschatten Maßliebchen oder Tausend­ das Spinnrad in irgendeinem Winkel verwahrt, bis es schön, Buschnelken, Schwertlilien, Kapuzinerkresse. Zwi- endlich’in unserer Zeit wieder Verwendung fand. Eine schendrinnen entfalten sich stolzere Blumen: Tulpen, Standuhr tickte in der Stubenecke. In der Schlafkammer Akelei, Pfingstrosen (die sog. Antleßrosen), Lilien, Gla- war eine große zweischläfrige, buntbemalte Himmelbett­ diolen', Löwenmaul, Sonnenblumen, Malven, Heckenro­ statt, einst der Stolz der Bäuerin. Neben dem Bett stand sen. Die vielen Blumen machen die Buntheit des Gartens die schön bemalte Wiege Dazu paßte auch der bunt aus. Wenn es Mai, Juni wird, fängt das Blühen an und es bemalte Schrank. geht nimmer aus bis in die späten Herbsttage hinein. Der Bauer ist stark mit seinem Haus und Heim ver­ bunden. Der echte Bauer wird sein Anwesen niemals Am Zaun entlang wachsen allerlei Zier- und Beeren­ vertauschen oder verschachern. Er hängt mit ganzer Seel’ sträucher: Flieder, Pfefferstrauch, Spierstaude, Silberblatt, an dem Erbe seiner Väter und die Bäuerin trachtet dar­ Johannis- und Stachelbeeren. Himbeere. Brombeere. nach, den Hof ihren Kindern ungeschmälert zu erhalten. Außer den Zierblumen und -Sträuchern werden im Garten auch Nutzpflanzen angebaut. Gelbe Rüben, Ran­ nen, Zwiebel. Rettiche, Salat, Gurken, Kraut, Dotschen, Kohlrabi, Wirsing. Spinat und andere Gemüsepflanzen finden im Hausgärtlein Platz. Ein Teil dieser Gemüse­ pflanzen wird im Hausgarten nur gezogen und dann aufs Feld gesetzt. Daneben werden auch Heilkräuter für Mensch und Vieh (Kamille, Pfefferminz, Wermuth) an­ gebaut und Gewürzkräuter (Liebfrauenstöckl, Majoran, Melisse, Petersilie, Schnittlauch) nicht vergessen. Nach bäuerlichem Brauch betreut die Bäuerin den Hausgarten. Er ist das alleinige Reich der Bäuerin. Altes Eindachhaus (Miltertennenbau) aus dem 18. Jahrh. *. 4. Die Dorfflur Oben auf dem Berge und unten diesseits und jenseits / 3. Das Bauerngärtlein des Lechs liegt die große Dorfgemarkung, die aus Wie­ Vor dem Haus - ist das Hausgärtlein. Groß ist die sen, Aeckern und Wald besteht Die Ackerflur dehnt sich Liebe, mit welcher die Bäuerin das Gärtchen hegt und hauptsächlich östlich des Dorfes aus, dort wo der Boden pflegt. Nicht allein des Nutzens wegen finden wir vor eine mächtige Lößlehmdecke trägt, die den Getreidebau jedem Haus ein Gärtlein. Es gereicht dem Bauernhof begünstigt Auf dem mageren Boden der Lechebene auch zur Zierde: herrscht Wiesenland vor Eine Stunde nördlich des Dor­ fes breitet sich der Wald aus (Westerholz). *) Anwesen Hs.-Nr. 21 zum „Heflerschäffler" (Besitzer: Eine Wanderung durch die Dorfflur zeigt uns ,die An­ Braunmüller Anton), eines der ältesten Steinhäuser Kauferings, ordnung von Wald, Wiese und Ackerland, die Art der . was folgende früher an dem Haus angebrachte Inschrift be­ Feldbewirtschaftung, die Abgrenzung der Grundstücke weist: „Anno 1800, den 10. Juni, ist diese Kugel von dem Ge­ neral der Franzosen Le Courbe über den Lech durch dieses usw. Der Katasterplan gibt Aufschluß über die Größe Haus geschossen worden.“ der Gemarkung, die durchschnittliche Größe des Grund­ — 83 — — 84 — besitzes der Höfe, die Flurnamen und deren Bedeutung. 5. Die Bauernarbeit Der gesamte Grundbesitz der Gemeinde Kaufering an Wir überschauen das schwere und harte Arbeits­ Aeckern, Wiesen, Wäldern, Oedungen und Wegen be­ jahr des Bauern. Im Frühjahr schaut die Arbeit aus allen trägt 1722 ha. Darunter sind 233 ha Wald, 560 ha Wiesen Ecken. Sobald Ende März der Schnee geschmolzen und und 617 ha Ackerland. Der durchschnittliche Grundbesitz die Ackererde getrocknet ist, beginnt die Feldarbeit. der Bauern schwankt nach der Art des bäuerlichen Be­ Der Bauer muß den Acker umbrechen und den Samen triebes zwischen 6, 12 und 30 ha. für das Sommergetreide ausstreuen. Mühevolle Arbeit Die einzelnen Grundstücke eines Bauern hängen be­ bringt der Sommer,wenn die Zeit der Heu- und Grummet­ kanntlich nicht immer zusammen. Sein Besitz liegt meist ernte und der Getreideernte kommt, Die Heuernte zählt zwischen Aeckern und Wiesen seiner Nachbarn. Grenz­ zu den anstrengendsten Wochen im Bauernjahr. Wäh­ steine teilen die einzelnen Grundstücke ab In früheren rend der Heuernte sind die Nächte des Bauern kurz. Zeiten geschah es manchmal, daß geizige Bauern Grenz­ Erst nach Sonnenuntergang fährt er heim und früh kurz steine versetzten, um ihren Besitz zu vergrößern. Das galt nach Sonnenaufgang ist er mit seiner Sense oder dem aber als schweres Verbrechen. Def Volksglaube erzählt Grasmäher schon wieder auf der Wiese. manche Geschichte über solche Grenzfrevler. Sie fanden Eine schwere Arbeit hebt für den Bauern auch mit auch im Grabe keine Ruhe, Sie irrten als Geister umher, der Getreideernte an. Alles, was sich regen kann, ist trugen einen schweren Grenzstein auf der Schulter und draußen auf dem Felde. Erst, wenn die Schatten des schrieen, daß es scßaurig durch die Nacht hallte: „Wo soll Abends um Baum und Busch sich legen, ist Feierabend. ich den Grenzstein hinsetzen?" Der Grenzsteinfrevier Im Herbst müssen Kartoffel, Rüben und andere Feld­ wurde nicht erlöst, bis ein Beherzter ihm begegnete, der früchte eingebracht werden. Hinter dem Erntewagen muß ihm zurief: „Setz ihn hin, wo du ihn genommen hast!" der Pflug gehen. Der Bauer muß das Feld für die Winter­ Ein sonniger Frühlingstag lockt uns hinaus in die saat vorbereiten, Dazu kommt im Spätherbst oder Win­ Feldflur, die um diese Zeit wie ein bunter Teppich mit ter das Dreschen des Getreides. kräftigen Farben wirkt. Ueberall erblicken wir das fri­ So wechselt die Arbeit des Bauern mit der Jahres­ sche Grün der jungen Saaten, das vom Grau oder Gelb zeit und mit dem Keimen, Wachsen und Reifen. Der noch brachliegender Stoppelfelder und den braunen und Bauer muß jedes Jahr aufs neue pflügen und säen, mä­ schwarzen Farben frischgepflügter Aecker unterbrochen hen und abernten. Dazu kommt die Arbeit in Haus und wird, aus denen warmer Erdgeruch aufsteigt Gläubig Hof und Stall. Der Bauer hat immer Arbeit. Wenn er streut der Bauer die winzigen Samenkörner in die weiche morgens aufsteht, beginnt sein Tagwerk und spät abends Ackerscholle. Der Eide mütterlicher Schoß empfängt den heiligen Samen. Heimlich ruht das Korn in der dunklen erst kommt er zur Ruhe. Erdgruft — bis das neue Leben mit Gewalt die Pforte Die Bauernarbeit ist schwer und hart und verursacht zum Licht sprengt. Wieder hebt an das ewige-„Stirb und viel Mühe und Schweiß. Seine Arbeit wird von den Na­ W erde!" turkräften mitbedingt, die außerhalb seiner Macht ste­ hen, Unwetter können alle Bemühungen eines Jahres, Dann bringt der junge Lenz lauter neue Triebe, und oft sogar vieler Jahre, vernichten. An Gottes Segen ist fröhlich sproßt das Korn in wachsender Verjüngung. Der Sommer entfaltet das höchste Wachstum. Er führt bis an alles gelegen. Der Bauer kann das Korn nur der Scholle anvertrauen. Der Himmel muß sein Werk segnen. Da­ die Schwelle der goldenen Reife. Dann fallen die Aehren her der fromme Sinn des Bauern und sein gläubiges schwer aufs trockene Ackerland. Erntezeit! Goldener Gottvertrauen. Sein Leben und Arbeiten steht dicht bei Reichtum in reicher Fülle schenkt dem Bauern, der in -gläubiger Zuversicht durch alle Wechselfälle des Jah­ der Ewigkeit. reslaufes zum Himmel aufschaut, endlich die Erfüllung Auch die Sage kennt des Bauern harte Arbeit. Selbst seiner Hoffnung. der Teufel, der doch sonst als flinker Arbeiter gilt, kann Nicht minder reizvoll ist ein Gang über die blü­ sie nicht leisten. Einmal verdingte sich der Teufel bei hende Wiese im Frühling! Welch eine Farbenpracht liegt einem Bauern, um irgend eine Seele zu erhaschen. Er da vor unseren Augen! Ein breiter, saftiggrüner Wiesen­ mußte mit den Knechten mähen. Nun hatte er aber keine teppich, mit hellem Gold der vielen Blumen überreich Uebung darin und war daher so ungeschickt, daß er durchwirkt, bedeckt den Wiesengrund. Gerade vor uns bald mit der Spitze in die Erde fuhr und ganze Klumpen liegt das Dorf, und seine roten Ziegeldächer erschei­ aus dem Boden hieb. Dabei machte der Großknecht rü­ nen selbst wie Blütenflächen in all dem Busch- und stig weiter und war dem Teufel so fest auf den Fersen, Blattwerk drum herum. Ein milder, leicht, süßer Duft von daß dieser, als die Sonne heiß zu scheinen anfing, vor Blumen. Gras und frühlinghafter Erde dringt uns ent­ Ermattung hinsank und ihm aus Nase und Mund Blut gegen, ein feiner Schwellton der Insekten trifft das Ohr, zu fließen begann, worauf er elendiglich umkam. und über uns am frühlingsblauen Himmel singt eine Zahlreiche volkstümliche Redensarten und Sprich­ Lerche ihren Hochzeitsgesang. wörter künden von der schweren Arbeit, die der Bauer Bald ziert ein weißer Schleier aus den Blüten der Tag für Tag, jahrein, jahraus verrichtet. Hier können Wucherblume und den Laternchen des Löwenzahns ge­ nur einige wenige solcher Sprichwörter, in denen sich webt, das grüne Unterkleid der Wiese. Wieder etwas oft eine tiefe Weisheit des Volkes offenbart, angeführt später prangt die Wiese in Qrün mit Braun und dunk­ werden: lem Rot, „Unbebauter Acker trägt keine Frucht." Wenn das Gras hoch und dicht steht und viele „Der Laib Brot wächst nicht aus der Erde." Wiesenblumen schon verblüht sind, dann ist Heuzeit. Prüfend überblickt der Bauer an diesen Tagen die Wiese. „Der Bauer, der nicht ackert, bleibt nicht lange Eifrig schaut er früh und abends nach dem Wetter und auf dem Hof." endlich hält er den rechten Tag für gekommen. Hell „Ohne Müh' und ohne Knie ist so gut wie gar nie " und traulich klingt das Sensendengeln, das am Abend „Willst du, Bauer, nicht verderben und auf deinem vorher länger als sonst über den Hof schallt und ver­ Mist gut sterben, gib der Faulheit kein Quar­ kündet weithin, daß am anderen Morgen der Schnitt be­ tier." ginnt. „Ackerwerk — Wackerwerk." An schönen Herbsttagen, wenn der zweite Schnitt „Man soll arbeiten und hausen, als wenn man vorüber und das Grummet längst eingebracht ist, wird ewig leben will, und leben, als wenn man alle die Wiese zur Weidewiese. Kühe rupfen das kurze Gras Tage sterben will." und die saftigen Blätter ab. Dazwischen heben sie den Kopf und zermalmen sie die Gräser, Einige Tiere liegen Der Bauer kann nicht immer arbeiten. Er muß zwi­ in schläfrigem Behagen auf dem Wiesenboden, Am Ran­ schenhinein auch von seiner schweren Arbeit ausruhen. de der Wiese sitzt der Hirte, Sein Hund daneben mit Daher hat der Bauer auch seine Feste: Es folgt auf das den klugen Augen überwacht die Herde. Ruhe atmet Weihnachtsfest Silvester, Neujahr und Hl. Dreikönig; die Wiese. Sie hält nach dem frohen, bunten Treiben später Lichtmeß; dann kommt die Fastnacht; auf sie des Frühlings und den heißen Sommertagen wohlver­ folgt die Karwoche mit ihren „Ratschen", dann Ostern dienten Feierabend. mit den Ostereiern und geweihten Speisen; die Maifeier — 85 — — 86 — mit dem Maibaum; Pfingsten, Bittgänge, Erntefest, Kirch­ sen. So zeigen viel Ebereschen (Vogelbeere, Pyrus aucu- weih, Leonhardifest. paria) viel Roggen an. Lückenhafte Palmkätzchen (Salix) Diese Feste sind die großen Arbeitspausen im bäu­ weisen auf lückenhafte Roggenähren hin. erlichen Arbeitsjahr und die Ruhezeiten während Saat und Ernte. Im Sommer verbringt der Bauer seinen Feier­ Anbau abend auf dem Hausbänklein. Todmüde sitzt er mit sei­ Wenn der Bauer das erste Mal im Frühjahr auf das ner Familie bis zum Gebetläuten in der Abenddämme­ Feld fuhr, nahm er die Mütze und die Zügel in die linke rung. „Das Haupt, die Füß und Händ sind froh, daß Hand und machte mit der Peitsche vor den Zugtieren nun zum Ende die Arbeit kommen sei!" Eine kurze Ar­ 3 Kreuze. Kam er das erste Mal vom Felde, wurde er beitspause bringen die Vesperzeiten am Vor- und Nach­ aus dem Hinterhalte von den Mägden mit Wasser be­ mittag, zu denen er mit seinem Gesinde die ,,Brotzeit'' gossen. Aß man das erste Grün (Schnittlauch, Salat), zog einnimmt. In . den langen Winterabenden kann die Bau­ man sich gegenseitig bei den Ohrläppchen, damit man ersfamilie die gekürzte Ruhezeit der anstrengenden Som­ nicht „verschlät", fehlgerät. mermonate nachholen. Sonn- und Feiertag gehören dem Am Samstag wurde kein Dünger geführt, weil er lieben Gott. „Am Werktag schaffe alle Ding', am Sonn­ der Maria-Tag ist. Am Karfreitag wurde nicht geackert tag höre, bet' und sing'!" Müde'und alt geworden, kann und manche verbanden sogar deh Pferden im Stalle die sich der Bauer im kleinen Pfründhaus ausruhen, bis ihn Hufe mit Lumpen, damit sie den Heiland in der Grabes­ der Tod heimholt zum'himmlischen Feierabend. ruhe nicht stören. (Fortsetzung folgt) Vor dem Säen wurde mit Saatgut drei Kreuze ge­ ______i______;______:______streut und ,,ei Gots Noma" angefangen. Als Richtschnur diente; bei Vollmond gedeiht die runde Frucht (Erbsen, Anbau- und Erntebräuche Wicken, Mohn), bei zunehmendem Mond die Früchte ober der Erde (Getreide), bei abnehmendem die unter der alten Heimat ihr (Rüben, Kartoffeln), Bärner Ländchen Landarbeit erzeugt dadurch, daß sie den Körper zu Der Landmann lebt im ständigen Kampfe mit der gewissen Zeiten stark einseitig beansprucht, oft lang Natur, die den Arbeitsbeginn (Frühjahr, Regenzeit), die | anhaltendes „Wehtun". Gegen Rückenschmerzen (Schul­ Reihenfolge der Arbeiten (Saat, Pflege, Ernte) und die tern) hilft das Hinlegen auf den Rücken beim ersten Ge­ Arbeitszeit (Heuernte, Schnitt, Winter) bestimmt. witter auf den Erdboden. Gegen Kreuzschmerzen (Kreuz­ Je schwerer nun sein Kampf um sein tägliches beingegend) hilft frisch geschoßter Hafer, den man sich Brot, das er einem kargen Boden abringt, ist, desto in den Nacken steckte und solange drinnen ließ, bis mehr verwurzelt er mit ihm, desto mehr liebt er seine er selbst herausfiel, was spätestens am Samstag abends Heimat. Und die Elementarschäden (Hagel, Dürre) und bei der großen Reinigung war. Viehseuchen, die ihn immer wieder heimsuchen, ma­ Schutz gegen Gewitter gewährt der erste Laib Brot, chen ihn nicht mutlos, sondern eifern ihn nur an. den man in den Ofen schiebt. Auf ihn aber müssen mit Dieser ungleiche Kampf und die enge Naturverbun­ 3 Fingern der rechten Hand 3 Grübchen gedrückt, ei muß denheit ließen den Landmann die einzelnen Jahresab­ auf dem Hausboden (Speicher) verkehrt auf ein Brett schnitte miteinander vergleichen, deren Entwicklung be­ gelegt und darf erst dann angeschnitten werden, wenn obachten, das Wetter studieren und Richtlinien für sein schon wieder ein frisch gebackener vorhanden ist. Handeln im Kampfe gewinnen, die den Ertrag seiner Bei Gewitter wird er ins Zimmer geholt und verkehrt auf Arbeit sichern. Diese Beobachtungen und Erfahrungen, den Tisch gelegt. die den Kindern und Kindeskindern weitergegeben wur­ Flachsbau den, wurden zu Wetterregeln, Lostagen und Gebräuchen, Der Flachs mußte das Geld für Salz, Petroleum, und jede Landschaft hat ihre eigenen und alle wollen Steuern und Kleider ins Haus bringen. Der Lein wurde in das kommende Wetter anzeigen, den Arbeitsertrag si­ der Oelmühle gepreßt und das Leinöl getunkt. „Oa Lein­ chern und danken. öl und neibackenem Brot konn man sech zu an Krepel Zwiebelkalender assn". Der Leinkuchen war Kraftfutter Der schlechte Flachs, das Werg, wurde gesponnen und zu Rohleinen Er sollte das Wetter der einzelnen Monate im kom­ verarbeitet. Deshalb waren wir um das Gedeihen des menden Jahre anzeigen. Am heiligen Abend halbierte Flachses sehr besorgt und recht langer Flachs war der der Vater eine große Zwiebel und legte die einzelnen Wunsch aller Bauern. Lange Eiszapfen in der Faschings­ Hälften mit der Mulde nach oben auf ein Brettchen und zeit an den Dachrinnen kündeten ein gutes Flachsjahr streute in jede die gleiche Menge Kochsalz. Jede Schale an, und damit er recht lang werde, wurde im Fasching bedeutete einen Monat, was er sich auf dem Brettchen der Flachstanz gegangen; vermerkte. Das ganze stellte 'er über Nacht auf den Hopsa Karlina, der Tog brecht o, Ofenturm, Nächsten Tag früh schaute er nach und ver­ steh auf un koch dos Frühsteck o! glich die Schalen miteinander. Die. in der das ganze Dabei schwang der Vater die Mutter so hoch er nur Salz zerlaufen war, wies auf einen sehr nassen Monat, konnte; denn so hoch würde auch der Flachs wachsen. jene aber, in der das Salz trocken blieb, auf einen trok- Am Fronleichnamstage wurden vom letzten Altäre Bir­ kenen hin. Die übrigen Schalen zeigten je nach dem kenzweige abgebrochen und in die Flachsfelder gesteckt, Grade der Feuchtigkeit einen mehr oder weniger nas­ damit er so hoch wie diese wachse. sen Monat an. Für die Saat galt: Petronella (29. 5.) wächst nee Wetterregeln Flochs, och Knölla (Knöterich, Poligonum tomentosum). Einige, die außer den in anderen Landschaften auch Erasmus (2 6.) ist Grasmus Wer zu Medardus (8. 6.) bekannten, bei uns Geltung hatten. baut, hat gut gebaut. Und als letzter Tag des Anbaues Wenns zu Maria Lichtmeß (2, 2.) fest schneit, gerät galt der 13. 6., Anton; aber nur dann, wenn der vorher­ die runde Frucht. Wenn im März die Fenster gefrieren, gehende Dreifaltigkeits-Sonntag nicht verregnet war. Da brennt das Gras aus. Josef (19. 3.) steckt den Brand in de geriet noch der Antonia-Lein Ard. Erst jetzt wurde es bei uns zuhause warm. Peter Auf das Flachsfeld durfte man nicht austreten, weil und Paul' (29. 6.) regnets früh Katzen, nachmittags Mäu­ sonst die Augen Marias verunreinigt werden. Dasselbe se. Regnet es an Margareta (13. 7.), regnets 6 (Wochen. sagten auch die Eltern den Kindern bei Verunreinigung Regnets am 7Brüder-Tag (10. 7.), regnets 7 Wochen. der Brunnen und Quellen. Ist Jakob (25. 7.) sonnig, ist der Herbst schön, ist er Krautbau regnerisch, ist der Herbst naß. Trocknet am Fronleich­ Sauerkraut war die einzige rohe Frischkost während namstag das Gras auf der Straße schnell, so gibt es eine des Winters Die alten Leute aßen es meistens so, wie baldige und gute Heuernte. Ist an Barbara (4. 12.) der es aus dem Krautfasse kam, um die „Maksel" zu er­ Wald weiß, gedeiht früh gesäte Gerste und Flachs. Viel sparen (Fett, Speck). Rauhreif zu Weihnachten bringt viel Obst. Vor Antonia (13. 6.) war die Kropwoch. Die in die­ Aus auffallenden Erscheinungen an Bäumen wurde ser Woche gesetzten Kohlpflanzen werden kröpfig. Wäh­ analog auf den nächstjährigen Früchteertrag geschlos­ rend der Arbeit auf dem Krautfelde darf kein Brot ge­ — 87 — 88 — gessen werden, weil sonst die Raupen kommen. Ein Mit­ men von St. Georgen und Dießen und dem weit hinaus tel gegen sie war: Vor Sonnenaufgang mehrere Raupen schimmernden Ammersee. Selbst an einem so dauernd von jeder Feldecke zu sammeln, sie in ein Säckchen regnerischen Tag, wie es der diesjährige Dreifaltigkeits­ ' geben, dazu etwas Glockenschmalz (Schmierfett vom sonntag war, ist doch die Beteiligung an dieser lieblichen Glockenstuhle) und etwas grünes Salz (Kupfervitriol) und kleinen Wallfahrt ungemein zahlreich gewesen. Und als so in den Kamin gehängt. Sterben die Raupen, so sterben ob die Heilige die zu ihr Pilgernden schützen wollte, sie auch auf dem Felde, Während der Arbeit wurde der erhob sich gerade zu Anfang des Bittgangs ein heftiger Ackersmann mit einem großen Erdklumpen beworfen, Wind, der die Regenwolken für diese Zeit vertrieb. damit das Kraut große Köpfe bekomme. Zu Bartlmä (24. 8.) Am Montag nach dem. Dreifaltigkeitssonntag ist aber darf man nicht in das Krautfeld treten, da er an diesem erst der eigentliche Festtag der so jung dahingeschiede­ Tage die Krautköpfe einträgt. nen Aebtissin Mechtild von Dießen und Edelstetten, die Die ledigen Mädchen zwickten beim Setzen der Kohl- —, seit fast achthundert Jahren — der meistverehrte pflanzen von einigen die Wurzeln ab und benannten sie Sproß unter den vielen frommen und heiligen Gestalten mit Namen. Die, welche wuchsen, nannten den Zukünf­ aus dem berühmten und kampfesmutigen Geschlechte der tigen. Grafen von Dießen und Andechs ist. Von ihnen fanden Zu St. Galla (16. 10.) gehört Kraut und Vieh eis außer Mechtildis der hl. Rathard, der hl. Rasso und die Stalla. hl. Kunissa ebenfalls in der Ammerseegegend ihre letzte Winterroggen Ruhestätte. Auch der Vater Mechtildis, Graf Berthold II., Bei. der Saat richteten sich die Bauern nach den der bereits drei Grafschaften in seiner Hand vereinigte Sämannien (Augentrost, Euphrasia). Blühen diese zuerst (während seine Nachkommen ihren Machtbereich noch bis oben, heißt es, sich beeilen, blühen sie unten, hat es noch an die Adria ausdehnten), zog sich am Ende seines Le­ gut Weile. Auch hieß es: Bartlmä, Bauer scher dich und bens in das von ihm gegründete Chorherrenstift St. Ma­ sä! Aber die Woche nach Kreuzerhöhung (14. 9.) war die ria bei Dießen als Laienbruder zurück. beste Zeit für die Wintersaat. Mechtildis, die ein sehr schönes Kind gewesen sein Wenn das Korn blühte, aßen sie 3 Blüten und spra­ soll, war ebenfalls außergewöhnlich religiös veranlagt. chen den Glauben. Das gibt viel Körner. Am Ostersonn­ Schon mit fünf Jahren verließ sie die väterliche Stamm­ tag vor Sonnenaufgang wurden Kreuzchen aus geweih­ burg, welche sich auf dem Burgberg, der damals Scho­ tem Holz und Palmzweige in die Saat gesteckt und dabei nenberg hieß, stolz erhob. Sie trat in das von ihrer Ur­ geschossen, um den bösen Geist und das Ungeziefer zu urgroßmutter Kunissa gegründete Kanonissenstift St Ste­ vertreiben. phan ein, das an der Stelle des jetzigen Klosters der Ernte Barmherzigen Schwestern stand. Schon in früher Jugend Um die Jahrhundertwende wurde alles Getreide noch wurde sie Magistra; das bedeutete damals nicht nur Lei­ mit der Hand gemäht. Auf jedem Felde ließ man ein terin der Schule für adelige Jungfrauen, sondern auch Büschel stehen, sonst „nehmts Gleck. (Auch einen Apfel des gesamten Konventes. Engelhard von Langheim, muß man auf einem Baume lassen.) Die Mutter nahm ihr Biograph, rühmt ihre hohe geistige Bildung, ihre vom letzten Felde Aehren mit nachhause und steckte sie Kunstfertigkeit in Stickereien, vor allem aber ihren vor­ hinter das Stubenkreuz. Oft flocht sie ein Kränzlein. Die bildlichen Gehorsam, ihre standhafte Enthaltsamkeit und erste Fuhre, die in die Scheune fuhr, wurde mit Weih­ „die unbeschreibliche wahrhaft engelgleiche Kraft, die wasser besprengt. Wurde das letzte Getreide gemäht, schon in ihren Jugendjahren von ihrem Wesen ausging." brachte die Bäuerin Kaffee und Kuchen auf das Feld. Dabei war sie von Kindheit an von sehr zarter Gesund­ Es - wurde „Motz" gemacht. Alles Getreide wurde nicht heit. Mit großer Seelenstärke überwand sie jedoch alle ausgedroschen. Man ließ einmal die „Hobergorb" (Hafer­ Leiden, die sie so oft heimsuchten, als belanglos und nur garben) liegen, die am Hl. Abend dem Vieh nebst Brot zum Irdischen gehörig. mit Honig vorgelegt wurden, und ,,a Weschla" bis zur Mit 28 Jahren, d. h. 1153, erging an sie das ebenso nächsten Ernte übrig. Da hat's immer Getreide, meinten ehren- wie verantwortungsvolle Gebot, im Stift von Edel­ die Alten. stetten in Schwaben wiederum Zucht und Ordnung her­ Beferen zustellen. Gott zuliebe gehorchte Mechtildis diesem Ruf, In unserer Heimat gab es viele Beeren: Erdbeeren der sie aus der geliebten Heimat riß. Im dauernden (Fragaria), Brombeeren (Rubus), Himbeeren (Ruibus idaeus) Kampf um die Seelen der ihr Anvertrauten, den sie mit und besonders Heidelbeeren (Blaubeeren, Vaccinium Myr- all der Liebe und Freundlichkeit ihrer Seele, aber auch tillus). Die getrockneten Heidelbeeren sind ein vorzüg­ mit Strenge und Strafe sieben Jahre hindurch führte, so­ liches Mittel gegen Durchfall eine gute Frucht in das wie in der Sorge um die wirtschaftliche Sicherung des Gebäck und als Rohkost. „Und Heidelbeertrunk met Stiftes, rieb sie vor der Zeit ihre Kräfte auf, Kaum ins Klesla gassn, Herrschaft, dr Kaiser hot ka sets gudes Heimatkloster zu Dießen zurückgekehrt, sank sie auf ein Prassen!" Vor dem 24. 6 durften keine Erdbeeren ge­ schweres Krankenlager und starb am 31. Mai 1160, erst pflückt werden; denn die gehören den Toten. Vor Be­ 35 Jahre alt. ginn des Einsammelns sagten die Kinder: Schon zu Lebzeiten wurde sie als Heilige verehrt, Die erschta ebern Kop, und diese innige Verehrung steigerte sich noch mehr die zweita ein Krop, nach ihrem Tode, nicht zuletzt durch die zahlreichen un die dretta ein Top. Heilungen und -Erhörungen, die berichtet werden. Viele Rudolf Richter. andächtige Wallfahrer pilgern nach ihrer letzten Ruhe­ stätte in der Dießener Klosterkirche, wo ihre sterblichen Ueberreste als kostbare Reliquie in einem gläsernen Sarg Mechtildis von Diessenu. Andechs sichtbar ausgestellt sind. Zu Sommeranfang, am Dreifaltigkeitssonntag, geht Bei schweren Ungewittern wird auch heute noch in alljährlich von Dießen eine Bittprozession zu Ehren der Dießen die Mechtildisglocke geläutet. Bis zum Jahre 1827 seligen Mechtildis durch üppige Blumenwiesen und war in einer Kapsel das lange goldene Haar der Mech- frischgrünen Wald hinaus zu dem über einer Quelle tildis ihrer Glocke beigegeben. In jenem Jahr aber, am erbauten Mechtildis-Kapellchen am Nordhang des Dieße- 31. Juli, zerstörte ein Blitz Turm und Glocke, und erst ner Burgberges, um sie vor allem um Abwendung von seit 1852 ertönt wieder eine Mechtildisglocke vom neuen Unwettern, die hier — im Alpenvorland — häufig dro­ Dießener Turm hen, anzuflehen, oder auch, um Hilfe für Augenleiden zu Statuen und Bilder, ein gewaltiges Fresko J. G. Berg­ erbitten. An warmen, sonnigen Tagen lagern die Pilger müllers am Gewölbe der Klosterkirche, ein neueres an dann zwischen ihren Gesängen und Gebeten auf der einem Hausgiebel in der Herrenstraße halten die Er­ Wiese unterhalb der von hohem Buchenwald beschatte­ innerung an dieses wohl kurze, aber sehr inhaltsvolle ten Kapelle. In dem grottenartig gestalteten Kapellen- Leben in den Gläubigen wach Aber vor allem ist es die innern ist eine jahrhundertealte Barockstatue der Hei­ immer rege Teilnahme an dem Bittgang zur Waldkapelle, ligen im Aebtissinnengewand der Augustiner-Chorfrauen welche die innige Verbundenheit der Dießener Bevölke­ aufgestellt. Ihr Blick richtet sich auf die vor ihr sich rung mit „ihrer Heiligen" offenbart. ausbreitende wundervolle Landschaft mit den Kirchtür­ Dr. Schlosser-Kraut Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar ,J J. Schober t Landsberg

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Nr. 8 39. Jahrgang 1919

„März nicht zu trocken und nicht zu naß, füllt dem Kaufering, das Dorf am Lech Bauern Scheuer und Faß." Darstellung einer Dorfheimat in landschaftskundlicher, „Wenn der April bläst in sein Horn, so st^ht es gut volkskundlicher und geschichtlicher Betrachtungsweise um Heu und Korn." Von Sebastian Wolf, Landsberg „Wenns am Karfreitag regnet, so ist das ganze Jahr gesegnet." (Fortsetzung) „Schreit der Kuckuck lang nach Johanni, bedeutet es 6. Sitte und Brauchtum auf dem Dorfe Mißwachs und teure Zeit." „Ist Georgi warm und schön, wird man noch rauhes Auf dem Dorfe spielen Volksbräuche und Sitten Wetter seh'n." eine große Rolle. Sie haben sich von Vater und Groß- j „Kommt Sankt Georg geritten auf einem Schimmel, vater her vererbt und bis auf den heutigen Tag erhalten, j so kömmt auch ein gutes Frühjahr vom Himmel." In diesen Sitten und Bräuchen lebt ihr guter Geist und „Pauli Bekehr — Winter halb hin und halb her." frommer Sinn, die dem Bauern Glück und Segen bringen. HausundHeiminSitteundBrauchtum: Feierstunden verbringt der Bauer mit seiner Familie, mit Knechten und Mägden gemeinsam in der Bauern­ Sinnvolle alte Bräuche knüpfen sich an Haus und Heim. stube. Im Winter wird am Abend oft Heimgarten abge­ Am Dreikönigstag geht der Bauer durch sein Haus, Glut halten. r auf der Kohlenschaufel, Weihrauch daraufstreuend. Ueberall im Hause wird Weihwasser gesprengt und die Wenn der Bauer herangewachsene Kinder hat und Türen werden überschrieben 19 t K t M t B 49. Am allmählich müde wird von seiner Lebensarbeit, dann Palmsonntag wird, der Palmbüschel ins . Haus gebracht. denkt er ans Uebergeben. Auf dem Hof wird einge­ Ein Zweiglein kommt hinters Kreuz im Herrgottswinkel, heiratet. Der alte Bauer begibt sich in den Austrag. Von das andere auf den Getreideboden. Auch der Weihbrunn nun an lebt er im Austragsstiiberl oder Austragshäusl. mit dem Weihwasser fehlt in keiner Stube. Im Weih­ Der Hofbesitzer muß für den Austragsbauern sorgen, der wasser hält der Bauer den Gottessegen im Hause fest sich für seinen weiteren Lebensunterhalt Lebensmittel, Kleidung und Geldleistungen ausgenommen hat Sitten und Bräuche im Alltagsleben: A n Fest- und Feiertagen: Am Dreikönigs­ Täglich wird morgens und abends zum Gebet geläutet. tag zogen früher die heiligen drei Könige mit ihrem Wenn der Bauer einen Brotlaib anschneidet, macht er Stern umher. Drei Burschen gingen als die drei Könige drei Kreuzlein darauf. Da liegt ein Segen darauf. Beim aus dem Morgenland verkleidet von Haus zu Haus. Der Gewitter zündet die Bäuerin die Wetterkerze an. Früher eine von ihnen trug an einer langen Stange befestigt den gab es auch das Wetterläuten, durch das die Leute zum „Stern von Bethlehem". Sie sangen dabei einen Stern­ gemeinsamen Gebet aufgefordert wurden. singer- oder Dreikönigsspruch, dessen Schluß ein Bettel- Alljährlich im Mai läßt die Dprfjugend den Maibaum vers bildete, worauf die drei von den Hausbesitzern erstehen, geschmückt mit den Bildern der Kirche, der Backwaren, Geld und Schnaps als Geschenk -erhielten. Gemeinde, des Schulhauses, der Patronin des Bayer­ „Die Heiligen Drei König mit ihrem Stern, landes, mit Arbeitsgeräten der Bauern, des Gewerbes die essen und trinken und zahlen nöt gern. und Handwerks, mit bunten Wimpeln und Bändern und Sie reiten auf einem weißen Roß sonstigem Zierwerk. Der Maibaum soll ein Zeichen sein, vor jedes Haus, vor jedes G',schloß daß alle im Dorfe zusammengehören und Zusammenhalten und tragen herum zum Stopfen müssen und die Hoffnung auf eine bessere Zeit unseres einen leeren Sack und klopfen an alle Tür'n, Vaterlandes verkörpern. ob's nöt a bisl ebbas krieg'n." Viel halten die Bauern noch auf Wetterregeln, von , denen hier nur einige wenige angeführt werden können: | Zu Lichtmeß ist der Bündel- oder Schlenkeltag (Aus­ „Wie das Wetter am ersten Dienstag im August, so stand der Dienstboten). im ganzen Monat." „Heut is mei Bündeltag, heut is mei Ziel, „Der Andreas-Schnee bleibt hundert Tage liegen.'' schickt mi da Bau'r furt, wenn er grad will", „Märzenstaub bringt Gras und Laub, Märzenschnee singen allerorts die Knechte und Mägde, sich der paar tut den Früchteh weh." freien Tage während ihres Dienstplatzwechsels freuend. — 91 — — 92 — Zu Lichtmeß ist auch Wachsweihe. Es werden Wet­ Eines der schönsten Feste des Dorfes Kaufering ist ter- und Seelenkerzen und bunte Wachskerzen geweiht. das St, Leonhards-Fest, das zu.Ehren des Schutzheiligen Der Tag nach Maria Lichtmeß bringt das Fest des hl. der Tiere, des hl. Leonhard gefeiert wird. Am Leonhardi- Blasius. An diesem Tag werden die Gläubigen in der tag kommt Leben in das Dorf. Jeder Bauer setzt seinen Kirche nach altem Brauch mit gekreuzten brennenden Stolz darein, zum Leonhardiritt seine Pferde am schön­ Kerzen gegen Halskrankheiten „eingeblaselt". sten herauszuputzen. Von allen Höfen kommen die blank Zur Faschingszeit, besonders am unsinnigen Don­ geputzten Pferde angetrabt. In die Schweifhaare der nerstag (lumpigen Donnerstag) gibt es Maskenaufzüge zu Rosse sind weißblaue Bänder und Mäschchen mit immer­ Fuß, Wagen und Pferd. Bis zum« Faschingsdienstag um grünem Buchs gewunden. Steife, sauber geschnittene Mitternacht dauern die „närrischen" Tage und jeder Tag Strohbuschen sind in die wallenden Mähnen und Schweife bringt etwas anderes. Die Kinder rufen draußen auf der eingeflochten. Das Pferd trägt an diesem Tag das schön­ Straße: ste Lederzeug. „Lusti is di Fasenacht, Ein Böllerschuß erdröhnt! Der Zug der Reiter setzt Bai mei Mutter Küchlen bacht, sich in Bewegung. In die Pferdereihe sind bunte Zier­ Bai sie aba koane bacht, wagen eingeschoben. Der Zug bewegt sich zur Leon- Pfeif i auf die Fasenacht . . .“ 4 hardikapelle hinauf. In stiller Einsamkeit steht das schmucke, weiß übertünchte Kirchlein auf einer Wiese Am russigen Freitag schmiert sich die Jügend ge­ außerhalb des Dorfes. Reiter und Wagen haben die genseitig mit Ruß an. Am gschmalznen Samstag gibt es L.eonhardikapelle erreicht. Die- Rosse stampfen und wie­ besonders fette Dampfnudeln und Kraut oder Hutzelbrühe hern auf dem weiten Wiesenplan. Sie schütteln die Köpfe, dazu. daß ihr Zaumzeug rasselt. Die Menschen stehen um die Am Karfreitag geht man zum „Kreuzkussen" in die Kapelle und warten. Pfarrkirche.- Am Hochaltar ist das „Heilige Grab" mit seinen buntflackernden Lichtkugeln aufgebaut. Dort liegt ein großes Kreuz am Boden, dem man kniend die Wund­ male küßt. An Ostern werden die Eier gefärbt und mit dem Osterfladen geweiht. In die Bittwoche fallen die Bittgänge. In feierlicher Prozession ziehen die Dorfbewohner durch die Gemar­ kung des Dorfes. An Fronleichnam wird feierliche Pro­ zession im Dorfe abgehalten. Der Himmelfahrtstag ist der große Segen- und Weihetag für die Früchte in Feld und Garten. Maria Himmelfahrt ist das Fest der Kräuter­ weihe. Kinder sammeln in Feld und Wald Blumen und Kräuter zum „Weihbüschel", der das Haus vor Blitz­ schlag schützen soll. Alljährlich am ersten Sonntag im Oktober wird das Erntefest feierlich begangen. Auf den Hochaltar der Pfarrkirche kommen Teller und Körbe mit allerlei Früch­ ten (Getreide, Obst, Gemüse u. a.). Ein Hauptfest ist die Kirchweih. „Es ist kein Dörf­ Das Glöcklein im Kapellenturm fängt zu bimmeln an. lern so klein, es wird des Jahres einmal Kirchweih darin Aus der Kirche tritt der Geistliche, der die Pferde mit sein." Am Kirchweihsamstag, wenns vom Turm zwei Uhr geweihtem Wasser besprengt und segnet, daß sie das schlägt, steckt der Mesner das Kirchweihfähnlein durch Jahr über von Seuche und Krankheit verschont bleiben. die Turmluke. Im ganzen Dorf, selbst im kleinsten Häus- Dreimal bewegt sich der Zug um die Kirche. Nun geht lerhüttl geht's geschäftig zu. Das ganze Haus wird von es im scharfen Trab in das Dorf zurück. Von ferne tönt unten bis oben säuberlich geputzt und gereinigt. In der noch Trompetenklang und Trommelschlag. Die Leute ver­ Küche duftet es nach schmalzigen Kirchweihnudeln ünd laufen sich nach allen Seiten. In Ruhe und Frieden liegt Apfelkücheln. Was wäre auch eine ländliche Kirchweih die Leonhardikapelle auf der grünen Flur.*) ohne durchsichtige Fensferküchl und einen fetten Schweinsbraten. Lebt der Bauer das Jahr über äußerst Im menschlichen Lebenslauf: Bei der Ge­ einfach, Kirchweih feiert er nach schwerer Erntearbeit, burt eines Kindes wird ein Taufschmaus abgehalten. Die Müh und Plag mit Gesottenem und Gebratenem, Süßem Heirat kommt oft durch den sog. Heiratsmacher zustande. und- Saurem, mit Kaffee und Bier in'Fülle. Einmal darf Bei einer Hochzeit wird ein Hochzeitsmahl mit Tanz­ nach harter Schwere des Arbeitsjahres auch Lebensgenuß musik abgehalten. Bei der Hochzeit soll kein offenes und unbekümmerte Freude zu ihrem Recht kommen, be­ Grab auf dem Friedhof sein, weil sonst nach dem Volks­ vor der nebelverhangene November hineinführt in die glauben von den Brautleuten bald eines stirbt. Das Ge­ Stille und Düsterheit des Winters. Die Lustbarkeiten der schrei einer Elster im Ort, das Heulen eines Hundes oder Kirchweih dauern auf dem Lande drei Tage. das Schlagen der Kirchenglocken während der Wand­ „A richtiger Kirta lung bedeutet einen baldigen Sterbefall. Die Toten wer­ Dauert Sunnte, Monta und Irta (= Dienstag), den am dritten Tag nach dem Ableben beerdigt. Früher Kann sich a schicka war es weit verbreitete Sitte, Totenbretter aufzustellen, Bis zum M ika" (= Mittwoch). die als letzte Ruhestätte im Sterbehads gedient hatten. Die Kauferinger Totenbretter lassen allerdings den eigent­ In die Adventszeit fiel früher der Klopferstag (drei lichen Ursprung dieser Sitte nicht mehr erkennen und Sonntage vor Weihnachten). Die Kinder klopften das haben den Charakter von Epitaphien öder von Marterln. Dorf ab und bettelten Nüsse, Gutsein, Aepfel und Birn- brot. Dazu sangen sie: Mit tiefem Ernst erfüllt es uns, wenn wir im dachüber- deckten Aufgang zur hochgelegenen Dorfkirche eine lan­ „Holla, holla, Klopfersta! ge Reihe solcher Totenbretter aufgestellt finden. Inschrif­ Schüttl Aepfel und Bira ra! ten und Reime, auch Malereien erinnern an das Leben Gib mir, was i traga ka, ; der Verstorbenen, deren Namen auf den Totenbrettern Was i numma traga ka, : festgehalten sind. Die Inschriften dieser Totenbretter re- Häng i an mein Stecka na I gen zu mancherlei Gedanken an: und schenk's dem alta Bett'lma. I „Unvergolten bleibt kein Leiden Holla, holla, Klopfersta!" 1 In Gottes schöner Stadt.. Jedes Dorf hat alljährlich sein eigenes Fest. Das Aus jeder Leidenssaat ' Kauferinger Fest fällt auf den 24. Juni, den Tag Johannes Keimt die Ernte neuer Freuden." des Täufers. Da kommen Verwandte zu Fuß oder mit der *) Ueber die Entstehung des schönen Kirchleins erzählt die Kutsche zu Besuch und lassen sich die guten Speisen Sage aus Schöppners • Sagenbuch, Bd. II, „Die Leonhardi­ aus der Küche der Bäuerin schmecken. kapelle in Kaufering“. (Landsb. Gesch. Bl. 1904, S. 72.) — 93 — — 94 — „Sieh Sterblicher! Dieses Denkmal hier Ist Denkmal schnellsten Todes dir: Vernehmlich ruft es dir zu: Am Rande des Grabes schwebst du, Thu Gottes Thaten in der Zeit Und freu dich der Unsterblichkeit." „O Thor, wozu doch Deine Sorgen Für eitle Schätze dieser Zeit. Man lebt von heute oft bis morgen und nichts folgt Dir zur Ewigkeit. Willst Du Dir einen Reisegefährten, So schließe Dich an Tugent an. Nur frommer und stets besserwerden Giebt frohe Aussicht, sichre Bahn zum hohen Ziel der Seligkeit, Von Ewigkeit zu Ewigkeit." (Fortsetzung folgt) Die Wallfahrtskirche „St. W olfgang“ in Thaining Patrozinium: St Wolfgang 31. Oktober Ein Beitrag zur Ortsgeschichte von Thaining*) Verfaßt von Franz Xaver Burger, Gallenbach, ehemaliger Pfarrer in Thaining I. Orts - und Baugeschichte Das Pfarrdorf Thaining (frühere Schreibweise: Thue- ningen oder Thainingen) ist. eine uralte Siedlung, nach­ weisbar durch die 1937 unter der Dorfstraße aufgefunde­ nen Spuren eines heidnischen Alamannenfriedhofes aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. Das Patrozinium der Pfarr­ kirche St. Martin läßt auf die Christianisierung der ala- mannisch-bayuwarischen Bewohner durch fränkische Missionare schließen. Um 700 hielt sich der Alamannen­ apostel St. Magnus längere Zeit in dem benachbarten Epfach auf. Die Erbauungszeit der ersten Pfarrkirche ist unbekannt. Um das Jahr 1070 wird ein gewisser Nor- bertus, sacerdos de Thueningen (= Priester in Thaining) als Zeuge bei einer Gerichtsverhandlung urkundlich er­ wähnt. Im Stadtarchiv in Landsberg ist eine Urkunde aus Phot. S etwa r z. Issing dem Jahr 1367 aufbewahrt, die bezeugt, daß damals der St. Wolfgangkirche in Thaining „Kirchensatz'' (= das Besetzungsrecht auf die Pfarrei) von einem gewissen „Stephan von Schwarzenberg" und „Mechtild der Hirsauerin" auf das neugegründete „Heilig- hauß end Filial oder Zukürchen allhie zu Thueningen Geist-Spital" in Landsberg übergegangen ist. 1490 er­ sein Anfang genomenen und mit was Wunder es erbaut folgte die Neukonsekrierung der umgebauten St. Martins- worden, von einem pergamentenen Tafel hieher veu Pfarrkirche durch den Weihbischof Friedrich von Augs­ zeichnet und trewlich vori Wort zu Wort abgeschrieben burg. (Die Konsekrationsurkunde ist in einer Abschrift worden." — „Erst haßt zu wisße, das ich Hans Schäffler im Saalbuch der Pfarrei vom Jahr 1748 erhalten.) zu Thueningen ein Kirchfahrt verlobt und verheiße, ge- 1430 erbaute ein Thaininger Bauer namens Johann than und vollbracht hab, daß man hat zöhlt nach Christi Schäffler die St. Wolfgangskirche im gotischen Stil, nach­ Geburt, unseres liebe Herrn und Seligmachers 1430 mit dem er eine Wallfahrt nach St Wolfgang am Wolfgang­ gesundem und starkhem Leib zu dem lieben Herrn St. see „enthalb Salzburg1' gemacht hatte und auf der Heim­ Wolfgang enthalb Salzburg . . .". Am Schluß dieser ziem­ reise erkrankt war. Die ausführliche Schilderung der lich langen Erzählung steht das Datum 27. Mai 1602. Entstehung der Thaininger St. Wolfgangskirche ist hier (Fortsetzung folgt) in Versen auf den großen Bildtafeln vom Jahr 1657 zu lesen. Viel älter noch ist der in Prosa abgefaßte Text, der vermutlich vom Erbauer des Kirchleins selber stammt Eine vergessene Weihestätte und einst auf einer Pergament-Tafel in der Kirche zu lesen war. Im ältesten Grundbuch der Pfarrei v. J. 1644 der hl. Anna findet sich eine Abschrift, die unter Voransetzung der Jahreszahl 1652 mit folgenden einleitenden Worten be­ Nur wenige, die den Vornamen Anna tragen, werden ginnt: „Waß gestalt das würdige Sankt Wolfgang Gott- sich bewußt sein, welch eine reiche Fülle religiöser Vor­ stellungen sich mit dem Begriff „hl. Anna" gerade für +) Quellenangabe: Dießen verbindet und daß diese Heilige schon 1400 Jahre H. G r e i s 1 : Die Votivkirche St. Wolfgang (Als Manuskript lang hohe Verehrung genießt, denn bereits 550 ließ der im Eigentum der Volksschule Thaining). große byzantinische Kaiser Justinian I. in Konstantinopel S t ö c k 1 : Archäologischer Bericht über die Pfarrei Thai­ ning, aufbewahrt im Pfarrarchiv. die erste bekannte Annakirche erbauen. Und wie wenige Kunstdenkmale Bayerns, Band Oberbayern, S. 549. wissen davon, daß ihre Schutzpatronin auch in der näch­ Jos. Kunst mann: Angaben aus seiner Doktor-Disser­ sten Nähe von Dießen eine durch ihre Vergangenheit tation. und als Kunstdenkmal denkwürdige Weihestätte besitzt: Hoffmann: Bayerische Altarbaukunst. D r. Fischer: Um das uralte Heiligtum des St. Wolfgang St. Anna zu Romenthal. in Thaining, Veröffentlichung im Oberbayer. Generalan­ Hinter Bäumen verborgen, daher für Vorübergehende zeiger, Jahrg. 39, Nr. 257. und auch aus der Ferne unsichtbar, führt das außen so Saalbücher der Pfarrei Thaining (aus dem Pfarrarchiv). einfache Kirchlein ein abgeschiedenes Dasein, ja es ist Akten im Stadtarchiv Landsberg a. Lech und im Ordina­ riatsarchiv in Augsburg. geradezu ein Wunder, daß es überhaupt noch steht. Nach Weitere Literaturangaben s. im oben genannten der Säkularisation ging es 1803 zugleich mit dem Gut Manuspript von H. Greisl. Romenthal in Privatbesitz über. Fünfzehnmal wechselten — 95 — — 96 — die Besitzer, bevor es 1937 Staatsgut wurde. Wäre es Von den genannten Bildwerken ist nur noch das einem von ihnen eingefallen, den Bau abzutragen, so von unbekannter Hand herrührende Altarbild und das hätte ihn niemand daran hindern können, denn vor der 1757 von dem damals erst 26jährigen, in München ge­ Jahrhundertwende gab es noch keinen Denkmalschutz. borenen Maler Franz Ktirzinger geschaffene Deckenbild Um so dankbarer müssen wir daher sein, daß uns dieses erhalten. Jenes führt den dramatischen Höhepunkt in Kunstdenkmal erhalten blieb. Ist es doch aller Wahr­ Annas Leben, dieses die Vielgestaltigkeit des Annakults scheinlichkeit nach eine Schöpfung Johann Michael Fi­ vor Äugen. schers, des berühmtesten süddeutschen Rokoko-Kirchen­ Nur weniges ist aus dem Leben dieser Heiligen be­ baumeisters, dem wir neben vielen anderen herrlichen kannt, die in der Bibel überhaupt nicht erwähnt wird. Kirchenbauten auch die Dießener Klosterkirche verdan­ Was wir von ihr wissen, entstammt einer urchristlichen ken. Legende; dem sogenannten Protoevangelium des Jakobus. Aber nicht nur an diesen großen Architekten er­ Nachdem sich Anna lange Zeit vergeblich nach, einem innert uns St. Anna zu Romenthal, sondern auch an den Kinde gesehnt hatte, erschien der schon hochbetagten bedeutendsten Propst des ehemaligen Augustiner-Chor­ ein Engel und verkündete ihr die baldige Erfüllung ihres herrenstiftes zu Dießen: an H erkulan Karg (1728—55). Wunsches. Da gelobte sie feierlich, daß sie das Kindlein Gottesgelehrter und Philosoph, Volkswirt und Finanz­ dem Herrn als Opfergabe weihen wolle, denn ihm solle mann, Kunstfreund und -förderer, war dieser aus Inns­ es „dienen alle Tage seines Lebens”. Durch dieses Ge­ bruck stammende (geb. 1691) Klpstervorstand der geistige lübde gebunden, brachte sie die Dreijährige dem Tempel Vater der erst nach seinem Tode in Romenthal erbauten dar. Diesen Augenblick, als sie ihr einziges Kind gleich Kapelle. Schon seit etwa 1570 stand an ihrer Stelle eine hinter dem Tempelvorhang verschwinden sehen und da­ Vorgängerin, die, wie der aus Weilheim gebürtigte Klo- mit für immer verlieren soll, zeigt uns das durch Ueber- slerbroder P. Radhardt Mayer in einer Beschreibung der malungen leider etwas entstellte Altarbild: Dießener Gotteshäuser berichtet, „sehr klein'1 und vor In einer Deckenmalerei über dem Choraltar erscheint dem Abbruch schon „baufällig” war. Darin befand sich die hl. Anna als Großmutter mit dem Jesusknaben neben seit 1622 ein Gnadenbild der hl. Anna, zu dem viele der Wiege sitzend, während die Gottesmutter um ihr Gottesfürchtige pilgerten, um in ihrer Not Hilfe zu er­ Kind beschäftigt, ist. flehen. Auch von Propst Herkulan wurde sie hoch ver­ Als Höhepunkt der bildnerischen Darstellungen er­ ehrt. Oft ging er, nur von einem Chorknaben begleitet, blick* man in dem großartig komponierten Deckenge­ nach Romenthal, um dort das hl. Meßopfer darzubringen. mälde den Triumph und die Verherrlichung der Heiligen. Was lag also näher, als daß in ihm der Wunsch immer Aus himmlischen Höhen nahen sich der auf einer Wolke brennender wurde, auch der hl. Anna eine neue, wür­ Thronenden die drei göttlichen Personen, während von digere Gedächtnisstätte zu errichten, nachdem er in der unten her, kreisförmig um den Kuppelrand angeordnet, Klosterkirche zu Dießen der hl. Maria zu Ehren einen ihre Anbeter und Hilfesuchende zu ihr aufschauen: Ver­ prachtvollen Kirchenbau hatte erstehen lassen. Eine lan­ treter der Erdteile, Brandgeschädigte vor einem vom Blitz ge Krankheit (Blasenstein), der er schließlich zum Opfer getroffenen Gebäude, Arme, ein Schiffbrüchiger, ein in fiel, hinderte ihn an der Ausführung des Planes. Seine Seenot befindliches Segelschiff u. a. Ihnen allen ist die Durchführung konnte er nur noch als letzte „inständige Heilige Schutzpatronin, wie auch den Bergleuten, Schif­ Bitte” und Vermächtnis seinem Nachfolger, Propst Bert- fern, Witwen, den gebärenden und um Kindersegen bit­ hold II. Wolff (1765—97) hinterlassen. Bereits ein Jahr tenden Frauen. Erwähnt sei, daß sie auch um Schutz vor nach seinem Amtsantritt erfüllt dieser den Herzens­ Gewittern und um gute Heuernten angerufen wurde, wunsch seines großen Vorgängers. worauf zu einem Teil die große Verehrung zurückgehen Leider liegen keine urkundlichen Berichte darüber mag, die ihr in unserer Gegend stets entgegengebracht vor, wer die St. Anna-Kapelle erbaut hat. Alles spricht wurde. Der grüne Mantel, mit dem sie meist dargestellt jedoch dafür, daß es Joh. Mich. Fischer war. Propst Her­ ist, wird damit in Zusammenhang gebracht. Die Farbe ist kulan und den Architekten scheint dauernde Freund­ Symbol für die Hoffnung, die sie einflößt. schaft verbunden zu haben. 1731 hatten die beiden Alle Seiten des Annakultes hat der Maler in der Gleichaltrigen eine zweiwöchige Reise unternommen, um Kuppel auf engstem Raum in meisterhaft gelöster Glie­ die bedeutendsten Kirchen Bayernp gemeinsam zu besich­ derung dargestellt. tigen, Als Frucht dieses Gedankenaustausches entstand Den besten Eindruck von der wundervollen Raum­ 1732—38 die Dießener Klosterkirche. Es ist kaum anzu­ wirkung des kleinen achteckigen Zentralbaues hat man nehmen, daß ein Bauherr, der mit einem Baumeister eng von dem Sängerchor. Vier Pilasterpaare bilden das Trag­ befreundet ist und mit ihm die besten Erfahrungen ge­ gerüst, auf dem die Kuppel ruht. Trotzdem der Durch­ macht hat, für ein weiteres Bauvorhaben einen anderen messer des Innenraums nur 8 m beträgt, wirkt er keines­ als-eben diesen nehmen würde. Zudem hat ein Vergleich wegs eng, zumal er nach vorn durch den angeba.ul.en der Romenthaler Kapelle mit anderen Bauwerken Fi­ rechteckigen Chorraum vergrößert wird und nach oben schers zu dem Ergebnis geführt, daß sie tatsächlich von durch das in fernste Höhen weisende Kuppelgemälde er­ ihm stammen muß. Auch die genial-einfache Lösung des weitert erscheint. Grundrißproblems läßt auf die Urheberschaft Fischers Sobald wir den Blick vom Choraltar abwenden, fes­ schließen. Es ist zu wünschen, daß es der Forschung seln unser Auge die im Sinne des Frührokoko noch spar­ bald gelingen möge, diese Frage durch urkundliche Nach­ sam verwendeten Rokoko-Ornamente an den Seitenwän­ weise endgültig zu klären. den oberhalb der Nischen und Fenster. Deutlich wahr­ Seit ihrer Erbauung im Jahre 1756 hat die Kapelle in nehmbar ist die Steigerung des Ornamentreichtums, wenn ihrem Äußeren und Inneren manche Veränderung er­ wir von der Vorhalle zu den großen Rundbogenfenstern, fahren. Der bereits erwähnte P. Radhardt Mayer be­ die ehemals kreisrund waren, vorwärtsschreiten, worauf schreibt ihr ursprüngliches Aussehen mit folgenden Wor­ er nach dein Altarchor zu wieder abklingt. In immer ten: neuen Variationen treten uns wappenschildähnliche Fel­ „Propst Bertholdus (hat) gleich in dem zweiten Jahre der, von reichen Verzierungen und beiderseits anschlie­ seiner angetretenen pröpstlichen Würde . . , ein schönes, ßenden Blattornamenten umrahmt, entgegen. Nirgends sehenswürdiges Gotteshaus erbaut, welches mit einer auf­ stoßen wir auf Wiederholungen, mögen wir ein ganzes gemalten Kuppel versehen und mit Gemälden ausgeziert Ornament oder nur Teile davon herausgreifen. Trotz aller ist. Der Choraltar ist von Bildhauerarbeit neu verfertigt Abweichungen wird die Einheitlichkeit aber durch die worden, das Altarblatt stellt Mariae Opferung dar. Die stets gleichbleibende Grundform gewahrt. Iifrche ist in das Achteck gebaut, und der zwar kleine, In wenigen Jahren (1957) wird St. Anna zu Romen­ doch wohlproportionierte Turm mit zwei Glocken ver­ thal ihr 200jähriges Bestehen feiern können. Es wäre sehen. Die Verehrung aber der hl. Großmutter Anna ist sehr zu wünschen, wenn bis dahin die 1947 begonnenen, von dieser Zeit sehr in Abgang gekommen, weilen das inzwischen leider eingestellten Restaurierungsarbeiten zu alte Gnadenbildnis von dem Choraltar auf die Seite ge- Ende geführt würden, damit die Kapelle nach gründlicher setzet worden. Gegenüber ist die hl. Dreifaltigkeit und Instandsetzung in würdigem Zustande wieder zu der Mariae Krönung zu sehen. Es ist auch auf dem Chor­ Weihestätte werde, die sie nach dem Wunsche des größ­ altar eine anberührte Hand der hl. Anna zur Verehrung ten Dießener Propstes sein sollte. Dr. Alfred Kraut. aufgesetzet.” Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. J. Schober f Landsberjf

Verantwortlicher Schriftleiter: RpilanpllPP I ü tl (1Q h PPn PP N SPhP IPht Pit” Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul WinkelmayärinLandsberga.L. DBIIdytS Ubl „ LdIIIIüllGl IJGl II u b III IUIII ö II Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 9 39. Jahrgang 1919

nenministers, sowie des Regierungspräsidenten über­ 600 Jahre brachte und mitteilen konnte, daß der Spitalstiftung Landsberg zum Bau des Jubiläumswohngebäudes ein Hl.» Geistspitalstiftung Landsberg Staatsdarlehen in Höhe von 110 000 DM gewährt worden Von Adalbert Maier und Paul W i nie e 1 m a y e r ist. Landtagsabg. Michel entbot die Grüße des Kultus­ Die Jubelfeier ministers und gab einen Rückblick über das politische Geschehen in der Zeit um 1'349, Vergleiche ziehend mit Es sollte ein Fest der Stiftung, der Bürger der Stadt unserer heutigen Lage. Stadtpfarrer Müller sprach für die sein, das 600jährige Jubiläum der Hl. Geistspitalstiftung evangelische Gemeinde, die dankbar anerkenne, daß die am Sonntag nach Maria Geburt, am 11, September 1949, Wohltaten der Stiftung auch den Angehörigen der evan­ und es ist auch zu einem solchen Feste geworden. gelischen Pfarrgemeinde zuteil werden. Wenngleich schon ausführliche Berichte in den Zei­ Die Stadtkapelle spielte eine Standmusik und beim tungen und besonders in den „Landsberger Nachrichten“ gemeinsamen Mittagstisch der Gäste und Pfründner spra­ über die Feier erschienen sind, so ist es doch Chronisten­ chen ehern, Zöglinge der Waisenanstalt Dank und Gruß pflicht, den Verlauf des Jubelfestes in kurzen Zügen aus, wie auch die gegenwärtigen Waisenkinder und zwei auch in unseren Geschichtsblättern festzuhalten. Pfründnerinnen in gebundener Rede des Festes gedach­ Festlich waren Malteserkirche, die Gebäude des Spi­ ten, Eine festliche Dankandacht in der Malteserkirche, tals und besonders der Säulenhof, geschmückt. Die Fest­ die wiederum musikalisch durch den Jugendchor gestal­ predigt hielt als ehern, Spitalpfarrer Geistl. Rat, Dekan tet wurde, schloß die festliche Feier unserer Stiftung, Rothermel, Pfarrer in Gersthofen. Den Festgottesdienst Die nun folgenden geschichtlichen Darlegungen wol­ hielten Stadtpfarrer Niklas, Pfarrer Schiele, Langerringen len wir beginnen mit dem Satz, den Landsbergs erster und Geistl, Rat Rothermel. Die kirchenmusikalische Um­ rechtsk. Bürgermeister Johann Georg Arnold in seinem rahmung bot in erstklassiger Weise der Landsberger Ju­ V erw altungsbericht 1889 geschrieben hat: gendchor unter der bewährten Leitung von Studienrat „Die Perle unter den Wohltätigkeitsstiftungen un­ Pfarrer Hartlmaier. Voran eine festliche Ruethenfest- serer Stadt ist unbestritten die Heilig-Geistspital- gruppe mit-,.Ludwig dem Brandenburger" Bürgerinnen stiftung". und Bürgern, zog der Stadtrat in die Kirche ein. die dicht I. Einleitung gefüllt war von Landsbergern, die das Jubelfest mit­ Wohl in den meisten bayerischen Städten ist ein erleben wollten und von Ehrengästen, die der Stiftung Hl. Geistspital anzutreffen, eine Einrichtung, die vielfach durch ihr Erscheinen besondere Auszeichung erwiesen als selbstverständlich angesehen und oft wenig beachtet Den Festakt im Säulenhof umrahmte wieder der \yird, Ein näheres Eingehen aus das Wesen dieser Ein­ Landsberger Jugendchor in vollendeter Weise, Oberbür­ richtung erschließt uns manche bis jetzt ungeklärte Frage" germeister Thoma im Schmucke der goldenen Amtskette, und läßt in uns den Wunsch laut werden, die Quellen entbot den Gästen den Gruß der Stadt und der Stiftung dieser Kräfte zu ergründen. Eine Kulturstiftung, die 600 Er sprach über die Voraussetzungen, die zur Spitalgrün­ Jahre allen Stürmen der Zeit trotzte, verdient auch un­ dung führten, hob die stets geübte Wohltätigkeit hervor ser Interesse und es verlohnt sich der Mühe, eine ein­ und sprach Dank und Anerkennung aus den Barmherzi­ gehende Nachforschung anzustellen. gen Schwestern, die seit 100 Jahren das Spital betreuen. Im Altertum kannten selbst die Kulturstätten, die Der Geist, der in der Stiftung lebe und von ihr ausgehe, weltanschaulich richtungsweisend waren, wie Athen und müsse uns wieder durchdringen, müsse gerade in unserer Rom, in ihrer Ethik die Pflicht der Wohltätigkeit nichtr harten Zeit wieder lebendig werden. Die dort herrschende Auffassung kannte und wollte keine Den Festvortrag hielt Stadtrat Winkelmayer, der Fürsorge für Arme und Sieche, so daß diese Geschöpfe, sich eingehend über die Geschichte der Stiftung ver­ sich selbst überlassen, der allgemeinen Verachtung breitete. Seine Ausführungen waren ein Auszug aus der preisgegeben waren und als Last des Staates empfunden nachfolgend zum Abdruck kommenden gemeinsamen Ar­ wurden. Es mutet uns moderne Menschen eigenartig an, beit von Adalbert Maier und ihm. wenn selbst edeldenkende Männer des Altertums wie Es sprachen dann noch Reg,-Direktor Dr. Mang, der Cicero und Seneca das Mitleid als Charakterfehler hin­ die Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des In­ stellten. (Fortsetzung folgt) — 99 — — 100 — von seinem gleichnamigen Sohn) war der erste Künstler „St. Wolfgang“ in Thaining aus der Loidlfamilie. Er hat vermutlich 1671 bei der Re­ (Fortsetzung) novierung der Wessobrunner Stiftskirche mitgewirkt und dabei maßgebende Beeinflußung für sein weiteres künst­ II. Wallfahrlsgeschichte lerisches Schaffen durch die Weilheimer Künstler er­ Die Kirche wurde bald nach ihrer Erbauung .eine fahren. Die Engelfiguren auf dem Chorgestühl unserer vielbesuchte Wallfahrtskirche infolge auffallender Kran­ Kirche stammen wohl auch aus der Loidlwerkstätte, kenheilungen auf die Fürbitte des Heiligen Wolfgang. während die schildtragenden Engel über dem Kreuzaltar Im 30jährigen Krieg wurde vermutlich die gotische In­ etwas früher, ca. 1664, entstanden sein dürften. neneinrichtung von den Schweden zerstört; nur 5 Holz­ (Fortsetzung folgt) figuren aus dem 15. und 16. Jahrhundert blieben erhal­ ten. Von ungefähr 1650 an erfolgte unter dem rührigen Pfarrer David Guett die Neueinrichtung der Kirche im Kaufering, das Dorf am Lech Stil barocker Spätrenaissance (vgl. Entstehung der gro­ ßen Votivtafeln 1657 und Vollendung des Hochaltars Darstellung einer Doriheimat in landschaftskundlicher, 1664). Im Jahre 1710 wurde die barocke Neugestaltung volkskundlicher und geschichtlicher Betrachtungsweise der Kirche abgeschlossen durch Anfügung eines poly- Von Sebastian Wolf, Landsberg gonen Westchors mit reichverzierter Empore. Die Wall­ fahrt nahm nach dem 30jährigen Krieg einen bedeuten­ (Schluß) den Aufschwung. Es kamen an den großen Wallfahrts­ 7. Die Hofmark tagen (Pfingstdienstag und St. Wolfgangstag) an 25 Fah­ nen, wie es in einem Visitationsbericht an das bischöf­ Kaufering zählt zu den uralten ing-Siedlungen des liche Ordinariat vom Jahr 1657 heißt. Die noch erhal­ Lechrains, die sicher älter als 1000 Jahre sind. Die Ent­ tenen kleineren Votivtateln von 1656, 1749. 1773 und stehung des Dorfes geht zurück auf die Zeit zwischen 1790 sind die Ueberreste von vielen anderen aus jener 500 und 600 n. Chr. als sich unsere Vorfahren sippen­ Zeit. Sie zeigen, wie St. Wolfgang damals als besonderer weise in unserer Heimat ansiedelten. Den Kern des Dor­ Patron für Roß und Vieh verehrt wurde, weshalb man fes bildete der Hof des Sippenältesten (Dorfältesten). Sein auch mit den Haustieren um die Kirche herumzog und Hof hob sich nach Lage, Größe und Flurbesitz von allen sie segnen ließ. (Vergleiche die große Votivtafel neben anderen Häusern heraus, die um diesen Mittelpunkt her­ der Eingangstür!). Vermutlich bestand zwischen 1650 und um allmählich entstanden. Mit der Seßhaftigkeit der Ein­ 1750 auch eine „5 Wunden-Bruderschaft" bei der Kirche, gewanderten wird der dem entstehenden Dorf benach­ worauf Kreuzaltar und Chorgestühl hindeuten. (Näheres barte Boden gemeinsam bewirtschaftet und gemeinsam s. unter V. Innenausstattung!). Die starkbesuchte Wall­ genutzt. Für die rechte Nutzung sorgte die starke Hand fahrt war wohl auch Ursache, warum der Neubau des des Sippenältesten. Bald konnten aber jene ersten, ge­ Pfarrgotteshauses St. M artin in den Jahren 1762—64 so meinsam bebauten Felder nicht mehr ausreichen. Neue unverhältnismäßig gr°ß durchgeführt wurde. Aber schon Stücke der großen Dorfgemarkung, die bisher Wald- und bald darauf läßt der Besuch der Wallfahrtsstätte bedeu­ Weideland waren, wurden als Ackerboden gewonnen und tend nach, teils infolge der nahegelegenen herrlichen an die einzelnen Bauern verteilt. So kamen die Bauern Wallfahrtskirche Vilgertshofen, teils infolge der Auf­ zum ersten Eigenbesitz. Jene gemeinsam bewirtschaf­ klärung und Säkularisation. Mitte des 19. Jahrhunderts teten ersten Felder, die unter Leitung des Sippenältesten hat die Wallfahrt völlig aufgehört. Uebrig geblieben ist bei der ersten Ansiedlung angelegt wurden, kamen in die Feier des Pfingstdienstags, des St. Wolfgangstages, den Besitz der Nachfolger jenes ortsgründenden Sippen­ des Stephanstages, sowie die wöchentlich am Freitag ältesten. Schmiede und Mühle waren die zwei ältesten stattfindende heilige Messe. Gewerbebetriebe des Dorfes. Ein Geistlicher wurde an­ gestellt, der für das geistige Wohl der Gemeinde sorgte. III. Baumeister und Künstler Seitdem die Bauern Eigenbesitz hatten, brauchten Die Baumeister des Erstbaues von 1430 und des Um­ sie einen Herrn, der den Schutz ihres Eigentums über­ baues im 17. Jahrhundert sind unbekannt. Die Künstler nahm. Diese Aufgabe fiel zunächst dem Dorfältesten, der herrlichen Holzfiguren, die fast alle aus der 2. Hälfte später der Grafschaft,, dem Kloster oder Bistum zu, zu des 17. Jhrh. stammen, sind zum großen Teil Angehörige deren Besitz das Dorf gehörte (Grundherr). der Bildschnitzer-Familie I.oidl (Luidl) in Landsberg. Jo­ Das Dorf Kaufering war welfischer Besitz. Die pracht­ seph Kunstmann, bischöfl. Sekretär und Domvikar in liebenden Welfen, die über den ganzen Lechrain zu ge­ Augsburg, urteilt in seiner Dissertation über die Künst­ bieten hatten, gründeten im 12. Jahrhundert hier eine lerfamilie Loidl folgendermaßen über die Künstler der Burg. Diese lag auf dem Burgsei gegenüber dem Kirch- Inneneinrichtung: berg, von dem sie durch einen tiefen Hohlweg getrennt Die Formenwelt des Hochaltars (signiert 1664) steht war.*) Gräben und Wälle des einst hier gestandenen in direkter Beziehung zu den Weilheimer Künstlern jener Schlosses sind heute noch sichtbar. Die Kauferinger Burg Zeit, Diese sind wiederum maßgebend beeinflußt worden war herrlich gelegen. Von hier übersah man jenseits, von Bartholomäus Steinle, dem Schöpfer des großen des Flusses das ganze Lechfeld bis weit ins Schwäbische Marien-Hochaltars in Stanz in Tirol. Steihle hat nach­ hinaus, und hinunter bis zur herrlichen Augusta und dies­ weisbar 1614 in Tirol gearbeitet. Aus der Werkstätte sei­ seits entdeckten die forschenden Augen zahlreiche Dör­ ner Nachfahren, die bis an die Grenze des 18. Jhrh. in fer, die sich auf dem mit schweren Getreidehalmen über­ Weilheim arbeiteten, dürfte der Hochaltar unserer St. säten Landstrich in die Ferne hinzogen. Wolfgangskirche hervorgegangen sein. An den etwas Auf der Kaufringer Burg hat schon Welf IV., der später wie der Hochaltar hergestellten Seitenaltären 1070 mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde und als zeigt sich der Uebergang von der „Weilheimer Schule" Herzog von Bayern den Namen Welf I. führte (gest. zu den Formen der „Loidl-Werkstätte". Bestimmt kann 1101) Hof gehalten. Hier wurden die Herzoge Welf II. man sagen, daß die Assistenzfiguren am Kreuzaltar, so­ (oder V. in seiner Familie; 1101— 1120) und Heinrich IX., wie die Figuren der Bischöfe Narzissus und Ambrosius der Schwarze,' auch der Kaufringer benannt (1120— 1126), aus der Loidl-Werkstätte sind. Beweis hiefür ist die Wie­ geboren. Der vorgenannte Herzog Welf II. erkrankte auf derholung dieser Figuren im ganzen Landsberger Gebiet der Burg und starb im 19. Jahre seiner Regierung als (Penzing, Kaufering, Feldkapelle in Weil), Die beiden Herzog von Bayern hier am 24 September 1120 im Alter Bischöfe Narzissus und Ambrosius kommen auch wieder von 48 Jahren, nachdem er vorher alles gut geordnet vor in Weißenhorn und Kirchhaslach, wo Söhne des hatte. Er wurde im Hauskloster zu Weingarten in Würt­ Lorenz Loidl um 1730 arbeiteten. temberg neben seinen Eltern beigesetzt. Der ganze Komplex der Loidl-Gruppe in unserer St. Wolfgangkirche dürfte bald nach 1680 entstanden *) Entgegen der Auffassung, die alte Weifenburg sei auf der Höhe von Haltenberg gestanden und Kaufering habe nur sein, weil er der ersten Slilform des Lorenz Loidl ange­ einen Maierhof besessen, ist eine ehemalige Weifenburg hört. Dieser Lorenz' Loidl der Aeltere (zum Unterschied auf dem Burgsei bei Kaufering urkundlich nachgewiesen. — 101 — — 102 — Unter dem Schutze der Burg zog die Salzstraße bei Eigentum des Grundherrn, der ihm Hof und Flur als Kaufering über den Lech, bis Heinrich der Löwe, der Lehen dauernd verpachtet hatte. Dafür mußte der Bauer Gründer Münchens, 1158 den Lechübergang nach Lands­ für den Gutsherrn zu bestimmten Zeiten Arbeiten ver­ berg verlegte. richten und auch einen Teil seiner Ernte und Einkünfte Im 12. Jahrhundert zerfiel die Weifenburg auf dem an diesen abführen. Die Arbeit, die der Bauer zu ver­ Burgsel. Dafür entstand im Ort selbst ein Schloß, das richten hatte, hieß Fron und die Abgaben, die er zu im südlichen Teil des Dorfes lag. Das Schloß, eine Art leisten hatte, nannte man den Zehent. zweiter Hofmark, wurde um 1558 erbaut, Es soll früher Nach der Art der zu leistenden Arbeit unterschied Hofenberg (Hoffenberg) geheißen haben und wurde spä­ man eine Hand- und eine Zugfron. An bestimmten Tagen ter der Sitz der vereinigten Hofmarken. Auf dem Schloß ließ der Grundherr die Fröner zur Arbeit antreten. Im hausten die Grundherrn, an welche die Hofmark Kaufe­ Jahre 1589 war das Scharwerk der Untertanen der Hof­ ring als herzogliches Lehen vergeben wurde. Im 12. Jahr­ markherrschaft Kaufering (damals Stadt Landsberg) bei­ hundert war in Kaufering das vornehme Adelsgeschlecht spielsweise so geregelt, daß jeder Untertan der Grund­ der Kauferinger ansässig, die sich nach dem Orte (1033 herrschaft der'Hofmark jährlich acht Tage Scharwerk zu Chuferingen benannt) bezeichnet hatten, ln alten Ur­ leisten hatte. An diesen Tagen mußte von jeder unter­ kunden lesen wir von Pero von Kueuringen und Dietrich tänigen Familie ein Familienmitglied auf dem Hof des von Chufringen, von Tragebote, Alberich und Tidericus Gutsherrn erscheinen, wo dann der einzelne Fröner die von Kaufering. Im 12. und 13. Jahrhundert leben in Kau­ Arbeit zugewiesen erhielt. Da gab es Arbeit bei der fering die Geschlechter der Rerbacher, der Thorer, Ru- Ernte, bei der Feldbestellung, beim Dreschen, beim Aus­ cher, Grimm u. a. fischen der Teiche, bei der Schafschur, beim Holzmachen, Außer den genannten Geschlechtern traten damals beim Flachsspinnen usw. Auch zur Nachtwache waren auch geistliche und bürgerliche Dorfgrundherrn in Kau­ die Fröner bestimmt. Sie mußten die Herrschaft vor Dieb­ fering auf. So finden wir im 13. Jahrhundert unter den stählen, Einbrüchen und Brandlegung sichern Dorfherrn von Kaufering die Stifte Altomünster und die Zur Zugfron gehörten alle Arbeiten, bei denen die Abtei Benediktbeuren,*) (auch Kloster Andechs und das Hilfe von Zugtieren nötig v/ar, wie Pflügen, Einfahren Stift Dießen hatten in dem Dorf Besitzungen), ferner von Heu und Getreide, Holzfahren, Sand- und Steinfah­ die Bürger Schmalholz von Landsberg, die die Hofmark ren Der Zugfröner mußte auch seinen Knecht, seinen an Herzog Wolfgang von Bayern verschrieben, die Ge­ Wagen und seinen Pflug mit zu diesen Arbeiten zur Ver­ brüder Haydenbücher u. a. Im Jahre 1585 war die Hof­ fügung stellen. Auch bei Reisen mußte der Bauer der mark Kaufering an die Bürgerschaft von Landsberg über­ Herrschaft seine Pferde überlassen. In Kriegszeiten war gegangen, von der sie am 4. März 1602 Pfalzgraf Maxi­ die Zugfron besonders hart. Die Fröner mußten für das milian erstand. Heer Kriegsfuhren leisten, bei denen ihr Gespann oft An den einstigen Hofmarkbesitz erinnert noch eine tage- und wochenlang unterwegs war. Auch zu Treib­ Gedenktafel an Hausnummer 109: jagden wurden die Untertanen herangezogen. Am 26. „Das Schloß der Welfen**) stand 1021 Februar 1624 wurde durch kurfürstliches Dekret ange­ ordnet, daß jeder Untertan verpflichtet ist, bei Treib­ und wurde später von Eberhard jagden zu erscheinen, welche der Kurfürst, der das Jagd­ Rorbach bewohnt und 1836 von recht in Kaufering besaß, abhielt. Baron Donnersberg***) abgebrochen." Außer diesen Arbeitsverpflichtungen hatte der Bauer auch einen Teil seiner Viehzucht- und Ackererträgnisse an die Gutsherrschaft abzuliefern. Was er zu geben hatte, betrug den 10. Teil seines ganzen Ertrages (daher der Name Zehent!). So mußte jeder untertänige Bauer in der Woche vor Weihnachten eine gewisse Menge Korn, Halber Und Gerste abliefern. Zu Michelis mußte vom Bauern die Geldzinsung geleistet werden. Der Gutsherr nahm dafür auch Erzeugnisse der Wirtschaft wie Eier, Enten, Hühner, Obst, Most usw. der Fröner war ja nur ein Pächter und dafür mußte er der Herrschaft einen Zins entrichten, den er teils durch Geld, teils durch Feldfrüchte und andere Erzeugnisse bezahlte. Dellinger gibt in seiner „Hofmarch Kaufring'' Auf­ schluß über die örtlichen Abgaben, die von den unter­ tänigen Bauern Kauferings geleistet werden mußten. Das Blumenthalische Saalbuch von 1582 benennt folgende Abgaben, welche von einem nicht näher bezeichneten Hof an das Haus Blument.hal jährlich entrichtet werden mußten: „2 Schilling Pfennige, 6 Schäffl Roggen und 1 Metzen Haber. 2 Gänse, 4 Hühner, 150 Eier und ein Fastnachthuhn." Der Untertan Hans Bauer, an den anno 1678 den 13. Oktober die Freistiftsgerechtigkeit verliehen worden war, mußte an das Haus Donnersberg jährlich „17^ kr. und 6 Schäffl Roggen, 6 Schäffl Haber und 1 Bauernnot in früherer Zeit Metzen’; dann 2 Gänse, 2 Fastnachthennen, 4 Hühner und Als sich in früherer Zeit die ersten Bauern ansiedel­ 100 Eier, dann von einer Lechfeldwiese 1 Schilling 5 Pfen­ ten, waren sie frei und unabhängig. Jeder Bauer war sein nig" geben. eigener Herr. Das blieb aber nicht so. Später wurde der Starb ein Bauer, so mußte sein Sohn den schönsten Bauer von seinem Grundherrn abhängig, der auf der Ochsen, das stärkste Pferd, die beste Milchkuh abliefern Hofmark saß. Alles, was der Bauer besaß, war eigentlich (Besthaupt). So kam es vor, daß mancher Bauer kein Zugpferd mehr im Stalle hatte. Er mußte dann selbst den *) Auf die Erwerbung von Gütern in Chufringen im Jahre Pflug ziehen. 1033 durch Abt Gothelm von Benediktbeuern gehen die ersten Der Bauer wair auf diese Weise zur Leibeigenschaft geschichtlichen Nachrichten über das Pfarrdorf Kaufering zu­ rück, dessen Gründung aber in viel früherer Zeit erfolgt ist. heruntergesunken. Er mußte nicht allein schwere Fron­ arbeit leisten und hohe Abgaben entrichten. Er durfte **) Irrtümlicherweise wurde auf der Inschrift das bekannt­ lich auf dem Burgsel gegenüber der Pfarrkirche befindliche auch nicht einmal den Hof verlassen, wenn er wollte, alte Weifenschloß in dieses Haus verlegt. In Wirklichkeit stand er durfte nicht heiraten, wenn er nicht die Bewilligung hier das Schloß Hofenberg (= Hof in Kufringen). des Gutsherrn erlangte. Da der Gutsherr auch der Richter ***) Das Geschlecht der Freiherrn von Donnersberg hatte („Hofmarchsrichter") seiner Bauern war, so bekam er die Kauferinger Hofmark seit 1624 inne. nirgends Hilfe, weil er nirgends klagen konnte. War der — 103 — — 104 — B auer widerspenstig oder konnte er die vorgeschriebe­ worden war, wurde er endlich auch in unsere Heimat nen Abgaben nicht leisten, dann wurde er mit Stock­ hereingetragen. Am 17. September 1796 drangen die hieben bestraft oder eingekerkert. Franzosen in Kaufering ein, nachdem sie kurz vorher das So lebte der Bauer viele Jahrhunderte lang als un­ benachbarte Landsberg besetzt hatten. Man schlug Sturm. freier, geplagter Mann in der Leibeigenschaft bis end­ Die Bauern bewaffneten sich mit Prügeln, Sensen und lich der -König sein unwürdiges Los erkannte und ihn Dreschflegeln. Was fliehen konnte, floh. Die wenigen von seiner Last befreite. In Bayern geschah dies durch Zurückgebliebenen wurden mißhandelt und ausgeraubt. König Maximilian I. Josef im Jahre 1808. Er wußte, daß Die Franzosen forderten 200 Gulden Brandschatzung und ein zufriedener Bauer die beste Stütze des Staates sei. gaben sich damit zufrieden. Eine Abteilung Franzosen Er hob die Leibeigenschaft auf und schaffte die Fron und von der Truppe des Generals Lecourbe überschwamm bei den Zehent ab. So endete das drückende Los des Bauern­ Kaufering am 12. Juni 1800 den Lech und vertrieb die standes. Seither lebt der Bauer als freier Mann auf sei­ Bayern vom anderen Ufer. nem Hof. Seitdem dauerten die Durchmärsche und Einquartie­ rungen bis zum Jahre 1812 an. Immer wieder erschienen 9. Kaufering in Kriegszeiten französische Abteilungen in Kaufering. Dann wieder wa­ Kaufering hatte schwere Kriegszeiten durchzuma­ ren es kaiserliche Truppen, die sich des Ortes bemäch­ chen. Herzog Stephan II. von Bayern ließ sich 1372 zu tigten. Jahrlang kam das Dorf zu keiner Ruhe. Die Dorf­ einer Fehde gegen die Bürger von Augsburg verleiten. bewohner hatten ihr Hab und Gut im Stroh versteckt, Am 18. Juni 1372 zogen die Söldner der Stadt Augsburg um es vor Plünderung und Raub zu bewahren. Geld ver­ mit offenem Banner aus und brannten die Vorstädte der bargen die Leute in Mauerlöchern oder sie vergruben es Stadt Landsberg, Sandau (Sandow), Kaufringen und im Garten. Die Soldaten, ob Freund oder Feind, nahmen Scheuring nieder. an Heu, Stroh, Getreide, Pferden, Riedvieh, so viel Im Jahre 1492 kam abermals schweres Kriegsleid sie brauchten, Um den Hunger zu stillen, schlugen sie über Kaufering. Herzog Albrecht IV. von Bayern war Hühner, Enten und Gänse tot. Schafe und Schweine trie­ vom Kaiser als Reichsfeind geächtet worden. Eberhard, ben sie zum Tor hinaus. Für die Lieferungen an das Heer Graf vom Württemberg, führte die Truppen des Schwäbi­ wurde kein Kreuzer bezahlt. DTe Dorfbewohner hatten schen Bundes gegen den Herzog und sammelte sein ein jammervolles Leben. Zu all dem Unheil und Unglück Kriegsheer auf dem Lechfelde. Auf einer Faßbrücke über­ kamen Viehseuchen, die den Viehstand verminderten. schritten die Truppen den Lech. Die Aufgebote der Stadt Eine allgemeine Teuerung verschlimmerte die Lage der Memmingen und Biberach erstürmten am 12. Mai 1492 Dörfler. Kaufering und plünderten es. Endlich nach 16 bangen Jahren (1796— 1812) kam die Großes Elend brachte der Schwedenkrieg (Dreißig­ Stunde der Erlösung. Die Franzosen zogen endgültig ab. jähriger Krieg) über das Dorf Kaufering. Der Lechrain Alles jubelte auf und war voll Dank,gegen die Vor­ geriet in die Gewalt der Schweden. All die Leiden, wel­ sehung, als die letzten Soldaten dem Dorf den Rücken che über das unglückliche Landsberg kamen, mußte auch kehrten Die Kauferinger brachten zum Dank für die Kaufering erdulden. Wiederholt wurde Kaufering von Errettung des Dorfes aus jener Franzosenzeit eine Tafel schwedischen und kaiserlichen Soldaten heimgesucht an der Kirche an, die alle späteren Geschlechter an die (1631, 1632, 1633, 1646, 1647).■ Längere Zeit lagerten die Schrecknisse des Krieges gemahnen soll, der so unsäg­ Schweden unter dem schwedischen Marschall von Wran- liches Leid über das Dorf gebracht hatte. gel bei Kaufering. Oft flüchteten die Dorfbewohner und * * * suchten sicheren Aufenthalt in den Wäldern und Nach­ Wir sind am Ende unserer Betrachtung, die ein Ge­ bardörfern, Verwüstungen und Plünderungen waren samtbild der Dorfheimat Kaufering zu vermitteln und mit während der Zeit des Schwedeneinfalles keine Selten­ ' den Menschen und ihrer Behausung, ihren Sitten und Ge­ heit. Die Altäre der .Dorfkirche wurden entweiht. Die bräuchen, ihrem Schaffen und Arbeiten, mit der Ge­ Bauern konnten ihre Aecker nicht mehr bestellen. Ein schichte des Dorfes und dem Bauernleben in früherer Drittel aller Aecker blieb unangefoaut. Um den räube­ Zeit bekannt zu machen versuchte. Wenn wir so in wis­ rischen Feinden den Lechübergang zu wehren, mußte sendem Erleben die Dorfheimat durchdringen, werden die Brücke abgebrochen werden. Dies konnte aber nicht wir beglückt die Schönheit festgewurzelten bäuerlichen verhindern, daß die Schweden bei ihrem Rückzug, nach­ Brauchtums zu ahnen vermögen und das bäuerliche Le­ dem sie den unteren Lechrain gründlich verwüstet hat­ ben mit seiner Sonderart und mit seinen eigentümlichen ten, am 10. Oktober 1648 bei Kaufering den Lech über­ Zügen begreifen lernen. Dann können wir mit dem Dich­ schritten. ter sagen: Zu all den Leiden und Schrecken des Krieges kam noch die Pest, die von 1628— 1630 in Kaufering wütete. „Bauernleben ist das seligste Leben. Ueberall ging die Seuche um. Herzensangst ergriff die Bauer, du hast dein Haus, es ist nicht viel wert, Menschen, Kopfschmerzen, Ue'belkeit und Erbrechen. Die aber es ist dein eigen'. Atmung wird schwer. Ein Fieber befällt die Kranken. Du hast deine Erde; sie ist nur eine Handvoll, aber Dann durchbrechen schwarze Beulen die Leiber der Sie­ sie gehört dir. chen. Der schwarze Tod fällt in Kaufering einl Wie eine Dein Huhn, dein Ei, der Apfel: sie gehören dir! Gottesgeißel liegt es auf dem Dorf. Kein Mensch wagt Du bist auf deiner Erde ein König! sich mehr in die Nähe des anderen. Kinder fliehen vor Und dann die Ordnung: Wenn du des Morgens auf- den Eltern, die Eltern vor den Kindern. Auf allen Le­ s-tehst, arbeitest du: im Frühling das eine, im benden vom Kinde bis zum Greis lastet schlotternde Sommer das andere, im Herbst und im Winter Todesangst. „Die Pest! Barmherziger Gott, schütz uns ist es wieder etwas anderes.” vor dem schwarzen Todl" klagten die~T-eute in ihrer Quellenhinweise Verzweiflung. Dellinger Joachim*): Die Hofmarch Kaufring, Pfarrdorf . Der Tod hielt reiche Ernte. Ohne Beichte starben am Lech. Oberb. Archiv 9. Bd. 1848, S. 254 ff. die Menschen dahin. Nacht um Nacht fuhr der Pest­ Dellinger Joachim: Die Schmalholz als Hofmarksherrn karren durch das Dorf. Wo die Pest auftrat, herrschte in Kaufering. Oberb. Archiv Bd. 7 1846, S. 163 ff. grausiges Entsetzen und wo sie abzog, blieb trostlose Gernhart Ludwig: Ortsgeschichte Kaufering. Zur Erinne­ Stille. Ganze Höfe waren ausgestorben. rung an das Jahr 1033. Manuskript. An die Pestzeit erinnert noch die Pestkapelle (Wal­ Gernhart Ludwig: Kaufering. Landsb. Gesch,-Bl. 1933 burgis-Kapelle), eine halbe Stunde nordöstlich vom Ort S. -93. gelegen, auf deren Friedhof die zu Pestzeiten Verstorbe­ Lochbrunner Ludwig: Die Kauferinger Tötenbretter. nen nachts beerdigt wurden. Heute rauschen über den Landsb. Gesch.-Bl. 1926 S. 3. Gräbern die Kronen hochgewachsener Bäume. Während der Franzosenkriege (Napoleonische Krie­ *) Der aus Kaufering stammende Geistliche Joachim Del­ linger (1810—1867) war für unser Gebiet als Ortsgeschichtsfor­ ge) wurde Kaufering mehrmals schwer heimgesucht. scher tätig. Seine Aufsätze kamen im Oberb. Archiv für vater­ Nachdem der verderbliche Krieg zwischen den Deut­ ländische Geschichte, herausgegeben vom Historischen Verein schen und Franzosen mit wechselndem Glück geführt von Oberbayern zur Veröffentlichung. Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadlarchivar J | Schober f Landsberg

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Nr. 10 39. Jahrgang 1919

War das 11, und 12. Jahrhundert von der Kreuz­ 600 Jahre zugsidee 'beherrscht, so gab die Betätigung der Näch­ stenliebe den folgenden Jahrhunderten das Gepräge. Das Hl. - Geistspitalstiftung Landsberg Wetteifern um die Spitäler setzte nicht nur unter den Von Adalbert Maie r und Paul Winkelmayer Städten ein; auch die Fürsten und Stände ließen sich die Errichtung der Spitäler angelegen sein. Wie viele (Fortsetzung) Stiftungen und Zustiftungen an verschiedene Spitäler beweisen, sahen die Landesfürsten hierin eine selbst­ Es gab damals wohl Krankenhäuser, aber nur für verständliche Pflicht 1318 erwirkte Ludwig der Bayer Soldaten und Sklaven, an deren Wiedergesundung der von Papst Johann XXII. die Erlaubnis, in den Städten Staat interessiert war. 'Eine grundlegende Aenderung seines Landes Spitäler gründen zu dürfen. Nachdem er dieser Auffassung schuf das Christentum durch die Ein­ bereits 1317 das Spital zu Amberg gestiftet hatte, folgte führung des Gebotes der Nächstenliebe.- Schon im 4. 1319 das Spital zu Ingolstadt und 1331 jenes zü Weißen­ Jahrhundert ist ein Henodochium in Cäsarea nachweis­ burg. Das Spital zu München erhielt durch ihn ver­ bar, eine Schöpfung Basilius des Großen. Solche Wohl- schiedene Zuwendungen und die Spitäler Rothenburg, tätigkeitsanstalten vermehrten sich noch in alt­ Nördlingen und Würzburg wurden mit Schutzbriefen be­ christlicher Zeit und fanden weitere Verbreitung im dacht, Wenn auch die Kirche sich anfänglich als die Mittelalter. In den Städten Rom, Paris, Lyon und Reims Vermögensverwalterin betrachtete, so ging dieses Recht lassen sich schon frühzeitig solche Anstalten nachwei- im Laufe der Zeit an die weltlichen Behörden über, so sen. Durch das Christentum, das keine Ländergrenzen daß die Kirche sich nur mehr auf den geistigen Bereich kennt, wurde diese Einrichtung auch in Deutschland be­ des Spitals beschränkte. Nicht nur Volk und Stände wa­ kannt. Das Leitmotiv sämtlicher Wohltätigkeitsanstalten ren von dem damaligen Zeitgeist beherrscht, sondern war die Aufnahme Pflegebedürftiger, wenn auch im ein­ auch die Fürsten brächten ihr Handeln in Uebereinstim- zelnen die Ausführung verschieden gehandhabt wurde. mung mit. der allgemein geltenden Auffassung. Die Je nach dem Gründungszweck: entstanden Pfründehäu­ Spendung von Almosen wurde als Bürgschaft für ein ser, Findel- und Waisenhäuser, Kranken-, Siechen-, Blat­ •glückliches Leben im Jenseits angesehen. Es ist be­ tern- und Leprosenhäuser, Herbergen und Hospize. Der zeichnend daß sich gerade die Wittelsbacher um das Armenpflege nahmen sich vor allem die Klöster sowie Wohl der Armen mit besonderem Eifer angenommen Einzelpersonen an. Die Blütezeit der Wohltätigkeitsein­ haben. Im 12. Jahrhundert stiftete Pfalzgraf Otto III. das richtungen fällt in das 12 Jahrhundert; von diesem Zeit­ Kloster Petersburg mit der Bestimmung, 10 Notleidende punkt. ab ist ein merkliches Absinken zu beobachten. zu verpflegen. Herzog Otto II. errichtete das Spital in Einen neuen Auftrieb erfühl das Spitalwesen während Kehlheim und begann mit dem Bau des Münchner Spi­ der Kreuzzüge durch die Ritterorden (Johanniter und tals. Die Spitäler von Aichach, Straubing und Burghau.- Deutschherrnorden). Durch die Errichtung des Spital­ sen sind ebenfalls Stiftungen der Wittelsbacher, Aus­ ordens v. Hl. Geist, den Papst. Innozenz III. 1198 bestä­ weislich einer Urkunde vom Jahre 1403 nahmen die tigte, wurde die Grundlage für einen bürgerlichen Spi­ Herzoge Wilhelm und Emst das Spital in Landsberg talorden geschaffen. Als Vorbild diente das Hospital unter ihren Schutz und gewährten im Steuerfreiheit. San Spirito in Sassia zu Rom. Auch die Beguinen haben sich, allerdings in kleinerem Ausmaße, der Spitalpflege Bei dem religiösen Charakter der Stiftungen ist es angenommen. Die Gründung der Spitäler fällt zumeist ohne weiteres klar, daß Spital und Kirche bzw. Kapelle in das 13. und 14. Jahrhundert, in eine Zeit wirtschaft­ zusammengehören. Diese Tatsache läßt sich schon nach- licher Blüte. Den Anlaß hierzu bildete die geistige Ein­ weisen als die Leitung der Hospitale noch in geistlichen stellung in jener Zeit. Es setzte unter den Städten ein Händen lag und erhielt sich auch, als die Spitäler in förmliches Wetteifern ein, ein guteingerichtetes Spital städtische Verwaltung übergingen. Entsprechend dem zu haben. Eine Stadt suchte die andere zu übertreffen. Musterhospital in Rom wurden auch die Kirchen und Nicht ohne Bedeutung war die Auffassung vermögender Kapellen der Spitäler dem Hl. Geist geweiht. Seit dem Kreise, im Alter einen gesicherten und ruhigen Lebens­ Auftreten des Ordens zum Hl. Geist entstand fast in je­ abend im Spital selbst verbringen zu können. der bedeutenden Stadt ein Spital. Nach Mitterwieser — — 107 — 108 lassen sich in Bayern allein 40 Hl. Geistspitäler nach-, von dem sozialen Gemeinschaftssinn der hiesigen Bür­ w eisen, gerschaft. In dieser Urkunde, die als die besterhaltene In einer geschichtlichen Abhandlung über mittel­ ihrer Art gilt, gibt Markgraf Ludwig der Brandenburger alterliche Spitalanlagen 'weist Dr, Hager nach, daß die der Stadt Landsberg „am Sonntag nach Unserer Frauen­ Spitäler am Eingang der Städte und fließenden Wasser tag als sie geboren war", d. i. am 13. September 1349, errichtet wurden. die Erlaubnis, aus ihrem Seelhaus ein Spital zu machen. II. Gründung Es war sicher ein Freudentag für Landsberg, als der Im Archiv der Stadt Landsberg wird, einem Heilig­ Markgraf der Stadt Landsberg diese Gunst gab, ein Freu­ tum gleich, eine Urkunde aus dem Jahre 1349 aufbe­ dentag, wie ihn die Stadt am gleichen Tage im Jahre wahrt. Dieses Dokument, das von dem Markgrafen Lud­ 1949 feierte. Die Landsberger werden den Fürsten ge­ wig dem Brandenburger, dem ältesten Sohne Kaiser feiert haben, denn sie erkannten ja, was dieser ihnen Ludwig des Bayern, der Stadt verliehen wurde, legt in mit der Urkunde geschenkt, die wir anschließend in seiner 600jährigen Geschichte ein beredtes Zeugnis ab Bild und Text veröffentlichen:

Der Text dieser Urkunde lautet: „Wir Ludwig von gotes ge­ naden Marggrave zu Bran­ denburg vnd zu lussitz, pfal- lentzgrave bey Rein, hertzog in Baiem und kernden des hailigen Römischen Reichs Oberster Chamrer, Graf ze Tirol vnnd zu Gertz ectr. Verrichten vnnd tun künd mit disem brieve das wir an­ gesehen haben -die andacht vnnd den guten willen den vnnser lieb getrewen, den Rat vnnd die Burger gemaindli- chen ze lanndsperg zu gotz dienst habent vnnd besunder- lichen das Sy Ir Selhavs do selben mainent ze bawen vnnd ain Spital daravs ze machen, darinn arm vnnd ellennd lewt geherwert vnnd gespeisst wer­ den. vnnd haben In vnnsern gunst vnnd willeg darzu ge­ ben. das Sy daselb Selhaws bawen vnnd zu ainem Spital machen süllen vnnd mügen. Doch in der beschaidenheit das dem Techant noch der Pfarrkirchen kain sschad dar- von erstee Vnnd gebieten auch allen vnnsern Ambtlewten Vitztumen Richter Pflegern vnnd anndern wie die genannt seyn die yetzen sind oder künnftig werdennt. das Sy die Die Stiftungsurkunde vom Jahre 1349. Phot. Hirschbeck vorgenanntenvnnser Burger zu lanndsperg oder wer seyn almusen darzu geben wolle an aller stat. wo Indes not geschehe darzu für dern vnnd stewern vnnd nicht gestatten, das Sy gemant daran Irr hinder, laidig noch beswar in khain weise, ürkvnd des briefs der Geben ist zu lanndsperg nach Christi gebürt drewzehn hundert Jar vnnd darnach in dem Newen vnnd viertzigsten Jar an Suntag nach vnnser Fra- wentag de als Sy geborn ward.“

Wir aber haben in unserer Zeit, in der Zeit langer fing und nur ein Tor, das bei Nacht geschlossen wurde, Kriegs- und härtester Nachkriegsjahre erst recht den zwischen dem jetzigen Gasthaus Kratzer und der heu­ Sinn und Begriff der Stiftung kennen gelernt. Wir ha­ tigen Bäckerei Ehelechner den Eingang vermittelte. Eine ben Nutzen aus der Stiftung gezogen, einen Nutzen, Untersuchung der Verbindungsmauer zwischen der ehern, denn die Stifter wollten, denn spätere Geschlechter soll­ Kratzerbrauerei und dem Nonnenturm, die ehedem einen ten Vorteil und Segen der Stiftung genießen für und für. Bestandteil der alten Stadtmauer bildete, läßt durch die Dem Wortlaut unserer Stiftungsurkunde kann ent­ nunmehr vermauerten romanischen Fenster, die durch nommen werden, daß die Stadt Landsberg um 1349 schon die regelmäßige Anordnung besonders auffallen, den Be­ ein Seel- oder Siechenhaus gehabt hat. Haben wir zwar standteil einer alten Klostermauer unschwer erkennen. darüber keine eigenen Urkunden, so beweisen uns doch Die Armen- und Krankenpflege in Laridsberg dürfte die Worte in der Stiftungsurkunde, daß das Seelhaus wohl von den Angehörigen der weiblichen Ordensge­ in ein Spital umgewandelt werden soll, den damaligen sellschaft der 'Beguinen, die damals auch in Deutschland Bestand ebnes Seelhauses. Aber nicht nur dieser Be­ überall tätig waren, ausgeübt worden sein. Beguinen weis ist vorhanden, die Tradition hat durch Jahrhun­ sind eine -religiöse Vereinigung von Jungfrauen, Frauen derte hindurch drei Ortsbezeichnungen bis auf unsere und Witwen für fromme Uebungen, Werke der Näch­ Zeit gebracht: stenliebe und Unterricht. Sie befolgen ohne Gelübde die Seelhaus, Klösterl. Nonnenturm, evangelischen Räte, leben gemeinschaftlich in Beguinen- Hier in diesem abgesonderten Stadtteil hinter der höfen und haben jetzt schwarze Tracht, weiße Haube ehern. Kratzerbrauerei lag bis zur Mitte des 14. Jahr­ und ein Kreuz auf der Brust. Der Orden ist um das Jahr hunderts. das Städt. Seelhaus, d. h. ein Haus, in dem 1200 in den Niederlanden entstanden. Wegen ketzeri­ Armen und Kranken zum Seelenheil der Stifter Wohl­ scher Verirrungen wurde er aufgelöst, schließlich aber taten erwiesen wurden. Nach Schober finden sich in spä­ vom Papst Johann XXIII. wieder zugelassen worden. teren Urkunden Angaben, aus denen mit Sicherheit her­ Die Ursache der Bitte der Landsberger Bürgerschaft vorgeht, daß eine Mauer die ganze. Niederlassung um­ an Ludwig den Brandenburger, ein Spital bauen zu dür­ - 109 - - 110 — fen, mag wohl darin zu suchen sein, daß im Jahre 1347 gemauert, teils in Rundbogenfenster verwandelt, ebenso die Stadt von einer furchtbaren Feuersbrunst heimge­ die Fenster im Langhaus. Die gotischen Gewölberippen sucht worden ist. Das Kalendarium des Klosters Wesso­ im Chor wurden abgeschlagen und die Schlußsteine ent­ brunn, das im Reichsarchiv aufbewahrt wird, berichtet fernt (einer von diesen ist noch erhalten in der Wand­ hierüber folgendes: ,,Im Jahre 1347 am Tage der hl. treppe zur Empore). Die im Stil barocker Spätrenaissance Petronella ist die Stadt Landsberg durch Feuer, das in ausgeführte Inneneinrichtung mit ihrem reichen plasti­ der Stadt auskam, zerstört und überall von oben bis schen Schmuck ist' sehr einheitlich und überaus cha­ unten in Asche gelegt. Dazu sind noch Personen, wie rakteristisch. ,,Alles in hellen Farben bemalt, mit viel hinreichend verbürgt ist, durch das Feuer leider erstickt, Gold. Der Gedanke, den Raum reich mit Bild- und Schnitz­ denen der barmherzige und gütige Gott seine Gnade ver­ werk zu füllen, mutet noch ganz mittelalterlich an. Der leihen wolle." Es kann mit Sicherheit angenommen wer­ Wert der Ausstattung beruht zwar mehr in ihrer Einheit­ den, daß -diesem Brande auch Kloster und Seelhaus zum lichkeit und Fülle, als in der künstlerischen Durchfüh­ Opfer gefallen sind. — Als eine der vordringlichsten Auf­ rung des Einzelnen, doch ist auch diese beachtenswert." gaben erachtete es die Stadt, den Ajanen und Kranken (Kunstdenkmale Bayerns S. 549). I wieder ein Heim zu geben,- doch nicht mehr in der alten Die 3 Altäre zeigen den für die damalige Zeit cha­ Form, sondern man wollte es zu einem Spital erweitern, rakteristischen Aufbau mit seitlich auf Konsolen stehen­ d. h. neben Unterkunft und Verpflegung der Armen und den, von vorspringenden Bögen überdachten Figuren Kranken sollte dieses Haus auch durchreisenden Pil­ (vergl. die Altäre der St. Ulrichskirche in Augsburg), Der gern, sowie alten, unbemittelten Bürgern Aufnahme und Aufbau enthält eine große, im Kleeblattbogen geschlos­ Unterstützung gewähren. Schon waren reiche Legate zu sene Nische, mit 3 geschnitzten Figuren. Der Hochaltar diesem Zwecke gefallen, und die allgemeine Opferwillig­ keit der Bewohner, insbesondere der reichen Patrizier und angesehenen Familien.' hatte den Fundus geschaf­ fen. Ludwig der Brandenburger, der damalige Landes­ herr, sanktionierte die Ausführung. Das Gemälde, das uns Piloty im Festsaale des Rathauses über diese große historische Szene geschaffen hat, bewegt sich vollstän­ dig im Rahmen des Gesagten. Dem sitzenden Markgrafen nahen sich dankend Arme, Alte, Kranke und Pilger,' also jene vier Klassen, für die das Spital errichtet werden sollte. Und diesen Zweck, dem es vor 600 Jahren er­ richtet wurde, dient das Spital bis auf den heutigen Tag. Arme, alte, gebrechliche Bürger hat es in all den Jahr­ hunderten bis herunter1 auf unsere Zeit — in dieser mehr wie je, gegeben. An die Stelle der Pilgrime sind die Flüchtlinge, die Heimatvertriebenen getreten, von denen eine größere Anzahl in unserem Spital eine Heimat ge­ funden haben und schließlich ist die Waisenanstalt zu einem Hort des Segens geworden, ersetzt den vater- und mutterlosen Kindern das Elternhaus. Landsbergs Bürgerschaft hat die Bedeutung der Stif­ tung erkannt. Die Bürger schenkten und stifteten zum Spital Geld und Grundstücke und selten dürfte im alten Landsberg ein Bürger gestorben sein, der nicht dem Hl. Geist ein Vermächtnis in seinem Testament ausge­ setzt hätte. Es ist sicher, daß alsbald nach der landes­ herrlichen Erlaubnis mit dem Spitalbau begonnen wurde. Wie in anderen Städten, wurde als Baugelände ein Platz bestimmt, der außerhalb der ersten Stadtumfriedung lag, an der Stelle der heutigen Knabenschule, womit auch die Möglichkeit einer entsprechenden Entfaltung gege ben war. (Fortsetzung folgt) „St. W olfgang“ in Thaining (Fortsetzung) IV. Grundriß, Aufriß: Raum Der Hochaltar Das einschiffige Langhaus hatte ursprünglich Recht­ Phot. Schwarz, Issing. ecksform und war nur im Osten mit einem eingezogenen (mit der Jahreszahl 1664 signiert) ist der älteste der vor­ Chor (5 Seiten eines Achtecks) abgeschlossen, während handenen Altäre. Im Mittelschrein steht beherrschend die Westseite gerade verlief. Erst ca. 1710 wurde der die gotische Figur des Kirchenpatrons (1,20 m hoch) aus polygone Westchor ebenfalls mit 5 Seiten eines Acht­ dem 15. Jhrh. Neben ihr die ebenfalls gotische Figur des ecks als Gegenstück zum Ostchor angefügt. Die Sakristei Heiligen Johannes des Täufers und die wesentlich jün­ ist an der Südseite des Ostchors, der Turm an der Nord­ gere Figur des Heiligen Leonhard. (Aehnliche Figuren seite des Langhauses angebracht. Der Ostchor hat ein sieht man in -Pipping und Mering). Auf den Konsolen Langjoch und gotisches Tonnengewölbe mit Stichkappen. rechts und links am Altar stehen die beiden Bischofs­ Das Langhaus ist mit spätgotischer Flachdecke aus Holz gestalten Augustinus und Ambrosius (sehr gute Arbeiten versehen, die durch aufgelegte Leisten in rechteckige von Loidl aus der 2. Hälfte des 17. Jhrh.). Das Anti- Felder geteilt ist. Im Untergeschoß des Turmes ist ähn­ pendium zeigt als Tafelbild den Heiligen Wolfgang in lich wie im Chor ein gotisches Tonnengewölbe mit Stich­ romantischer Landschaft am St, Wolfgangssee. Im Aus­ kappen ohne Rippen. Die Kirche ist in architektonischer zug blickt aus einer rundlichen Nische Gott Vater mit Hinsicht unbedeutend, aber durch ihre Innenausstattung dem Heiligen Geist herab, umgeben von St. Apollonia umso wertvoller. und Afra, sowie 5 in primitiven Formen geschnizten V. Innenausstattung Engeln, deren oberster (St, Michael) siegreich seinen Diese ist von großem Reiz. Sie stammt mit wenigen Fuß auf Satan gesetzt hat. Ausnahmen aus der 2. Hälfte des 17, Jhrh. Damals wurde In der Wandfüllung rechts und links des Hochaltars der gotische Charakter der Kirche im Inneren beseitigt. stehen auf barocken Konsolen 2 prächtige Engelsgestal­ Die Spitzbogenfenster im Chor wurden teils ganz zu­ ten mit den Symbolen des Kirchenpatrons (Kirchlein und 111 — 112 — Beil). Vielleicht Werke aus der Schule Loidls. Nicht zu Daß Bayern die hohe Gerichtsbarkeit über unsere Ge­ vergleichen mit ihnen sind die 2 steif, und primitiv ge­ gend ausgeübt seit langer Zeit, beweist ein Befehl des Her­ arbeiteten Apostelfiguren Petrus und Paulus, welche zogs in Bayern an den Pfleger zu Schongau: den Pfarrer ebenfalls an den Wänden des Chores zu sehen sind. von Unterdießen zum Hofgericht nach München fürzuladen, 1531, Die wiederholten Versuche des Hochstiftes, in den Be­ Ein besonders feiner Schmuck der Kirche ist das sitz der hohen Gerichtsbarkeit ’zu gelangen, riefen nicht al­ Chorgestühl, das mit seinen 22 Sitzen fast den ganzen lein „vielerlei Irrungen und Spenn,die dann lange Zeit ge­ Chor umzieht, Die Balustrade an der Kniebank dieses wesen“ hervor, sondern waren auch die Ursache nicht we­ Gestühls ist von anmutiger Wirkung. Die Rückwand des niger, nur auf kurze Zeit in Kraft tretenden „Verabredun­ Gestühls ist durch gewundene Säulchen gegliedert,, über gen“ oder Verträge. Uebrigens konnte der neue bayerische welchen sich das Gebälk verkröpft Auf letzerem er­ Bezirk der Aufmerksamkeit der Landesfürsten sowohl in heben sich, den Sitzen entsprechend, gebrochene, ge­ juristischer als auch in administrativer Hinsicht sich er­ schweifte Giebel, zwischen welchen sich in den mannig­ freuen. Unter Herzog Albrecht III. trat hinsichtlich der faltigsten Stellungen flott geschnitzte Engelchen tum­ Rechtspflege eine einschneidende Veränderung ein. meln, die Leidenswerkzeuge tragend, fn graziöser Hal­ Bisher war im „Halßgericht“ Schongau das Reichs- tung schweben sie als krönender Abschluß über dem recht geltend, im Jahr 1447 aber wurde ein Rescript er­ Gestühl, das noch Spuren früherer bunter und blumen­ lassen, daß für die Zukunft nach dem bayerischen reicher Bemalung aufweist. Lands r echt und desPugs Sag in obere Bayern Recht zu sprechen sei. Zwei Jahre später wurde den Bur­ (Fortsetzung folgt) gern von Schongau untersagt, Eigenleute (Leibeigene) des Hochstifts ohne vorherige Genehmigung als Burger aufzu­ nehmen, gegebenenfalls konnte dieses den Eigenmann zu­ V on Grenzen, Recht u. V er waltung rückfordern, ohne daß die Schongauer demselben Beistand leisten durften, und im Jahre 1510 wurde festgesetzt, daß in der bayerischen Vergangenheit Hauptrecht, Fäll, Leibsteuer usw. der hochstiftischen Eigen­ leute den bischöflichen Niedergerichten zuständig seien; auch des Fuchstals erging im Jahr 1607 an den Pfleger, Bürgermeister und Rat Die Ortschronik von Markt Leeder, der wir die in zu Schongau die Weisung, daß jene Gerichte den ersten Ehe­ Nr. 5 1949 der „Landsberger Geschichtsblätter“ charakteri­ bruch, aber nach bayerischen Rechten zu bestrafen haben. sierte Zeitspanne des Hitler-Reiches entnommen hatten, bringt in ihrer ebenso sachlichen Darstellung früherer Zei­ Verschiedene Vorkommnisse veiranlaßten die bayerische ten interessante Einzelheiten über die einstmalige Zuge- Regierung zu wichtigen Verordnungen auch in Verwaltungs­ ■ hörigkeit des „Lechrain“-Gebietes zu Bayern; — ein in der angelegenheiten. Einige schwäbische Dörfer nahmen es sich Gegenwart für die Bestrebungen der Lechrainer zur Rück­ heraus, eigenmächtigerweise Märkte abzuhalten, wodurch die gliederung ihres Fuchstals in den Landkreis Landsberg ak­ Städte Landsberg und Schongau geschädigt wurden. Diese tueller Beitrag durch den historischen Nachweis, daß dieser Willkür konnte nicht geduldet werden, und ein herzogliches Teil des Lechtals tatsächlich eine jahrhundertelange b a y ­ erische Vorvergangenheit besitzt, v o r seiner jüngsten, Mandat vom Jahre 1553 untersagte die Abhaltung derselben. erst 112.iährigen Zugehörigkeit zu Schwaben. Dieses Verbot muß indessen wieder in Vergessenheit ge­ raten sein," denn im Jahre 1601 fand sich Herzog Ferdinand „. . . . Die, nach dem im Jahre 1268 erfolgten Ableben genötigt, dasselbe neuerdings einzuschärfen und nach zwei des letzten Hohenstaufen Konradin den Bayern fürsten Jahren abermals den Pfleger zu Schongau den gemessenen Be­ zugefallenen, nicht unbeträchtlichen Landschaftsgebiete be­ fehl zu erteilen, „Wider alt Herkommen fürgenommenen Märk­ standen aus den Dörfern und Ortschaften: Burggen, Hutten­ te abzustellen“ und gegen die Uebertreter mit entsprechenden ried, Ingenried, Erbenschwang, Schwabbruck, Saxenried, Strafen einzuschreiten. Auch bezüglich des Maßes und Ge­ Schwabsoien, Hohenfurch, Denklingen, Leeder, Asch, Ober- wichtes erfolgten Vorschriften. Schon im Jahre 1497 bezeug­ u.nd Unterdießen, Ellighofen, Römerkessel, Lechmühlen, ten der Bürgermeister und Rat in Schongau, daß jene Epfach und Kirisau, sie umfaßten demnach auch das ganze Dörfer des linken Lechraines, die zum Gerichte Fuchstal mit Ausnahme von Dienhausen, Weiden und See­ Schongau gehören, „Ellen, Mezen, Maß und Gewicht bei uns stall. Sie wurden dem Pflegegericht (Hochgericht, Hals­ nehmen“; doch mag solches nicht allerwege eingehalten gericht) Schongau einverleibt, welches dem Rentamte Mün­ worden sein und manche Eigenmächtigkeit geherrscht haben, chen untergeordnet war. weil im Jahre 1684 sowohl der herzogliche Pfleger als auch Im 15. Jahrhundert entstanden zwischen dem Hause der Bürgermeister und Rat in Schongau den Befehl erhiel­ Bayern und dem Hochstift Augsburg mehrfach Mißhellig­ ten: „nit allein im Landgerichte, sondern auch alsoweit sich keiten bezüglich der Grenzen, in deren Folge diese zu wie­ das Hochgericht und die landesfürstliche Obrigkeft erstreckt, derholten Malen festgelegt wurden. So heißt es in einer mit allem Fleiß alsbald zu bereutten, auch die Beschau der Urkunde vom Jahre 1435: „Item, es ist zu wizzen, daß das Maß, Ellen, Gewicht und Müllen, der bayerischen Landord­ Halsgericht zu Schongau abwarz gäht bis gen Unterdießen nung gemäß fürzunehmen und darob zu halten, auf daß ge­ in der Pach: Item aufwarz bis an den Turgenbach gen dachter Landordnung nicht zuwider gehandelt werde, und Perenpuren“ (Bernbeuren); und in einem 14 Jahre später überdies den Gezürkh gegen Schwaben hinaus im Jahr we­ zwischen Herzog Albrecht und dem Cardinal-Fürstbischof nigst zweimal mit guetter Bescheidenheit zu bereutten.“ Otto ausgebrochenen Konflikt wurde von dem alten herzog­ lichen Kästner (Kassenverwalter) in Schongau, Hans Dagelt, Gleichwie von Seiten des Hochstiftes nicht selten Ueber- die Grenze näher bezeichnet: „Es rtindt ein Pach zwischen griffe in die ihm nicht zuständige hohe Gerichtsbarkeit statt­ Pürcknau und Perenpäuren, der heißt der Durgenpach, da fanden, so wurden auch andererseits die Rechte desselben geht das Halsgericht bis über den Wald und hinab nach in Bezug auf den „Wildbann“ häufig verletzt, was ebenfalls- den Dörffern Denklingen, Leeder, Asch, Obere und Niedere viele Streitigkeiten zwischen den beiden Territorialherren Dießen bis Ellenkofen in den Pach, und nach dem Lech hinab verursachte und zu mehreren Verträgen und Reversen An­ bis gen Erpfting und Ellkofen da gehört das Gericht gen laß gab. Der Keim zu diesen Mißhelligkeiten lag in der, „Do- Landsperg.“ Doch diese Verhandlungen vermochten nicht, netis Henricis Regis super Foresto et Wildbanes“ vom 5. die „Striftigkeiten“ zu beseitigen, welchen das Bestreben des Februar 1059, nach welcher dem Bischof in Augsburg und Hochstiftes zugrunde lag, über seine Güter und Untertanen, seiner Kirche der Wildbann, d. i. „die Aufsicht über den wie zu Burggen, Schwabsoien, Denklingen, später auch Lee­ Wald und die Jagdhoheit“ eines großen Bezirkes a ls Lehen der die hohe Gerichtsbarkeit sich anzueignen, die dem Hause verliehen wurde.“ Bayern zustand und zwar „nit nur allein die vier hohen In der genannten Urkunde sind die Grenzen genau be­ Wandl: Mord, Raub, Brand und Notzucht, sondern simpli­ stimmt, doch gestattet der verfügbare Raum uns nicht, die citer et absolute alle Criminal und malefizische Verbrechen“, erwähnten Verträge und Rescripte in ihrem Wortlaut anzu­ während dem Hochstift Augsburg und den übrigen Grund­ führen. Eins geht aber schon aus dieser kurzen Uebersicht herren in ihren Besitzungen nur die niedere Gerichtsbar­ hervor: daß man in jener langen Zeit für die Wahrnehmung keit, die sich auf die gewöhnlichen Uebertretungen und Ver­ der Gerechtsamen keine anderen als lediglich dynasti­ gehen, denn auf „Zwing und Bann, Frevel und Bußen“ und sche und m a c h t politische Konstellationen für die jewei­ die sogenannten Ehehaften bezüglich der Tafernen, Mühlen lige Zuordnung der Landschaften zu den verschiedenen Ho­ Schmiede usw. beschränkte, eingeräumt wurde. — Das Hoch­ heitsgebieten geltend machte. — Die ständigen Streitigkeiten stift erreichte seine Absicht nicht, indem die bayerische Re­ zwischen dem bayerischen Staat und deni Hochstift Augsburg gierung auf derartige Eingriffe ein wachsames Auge hatte endeten erst mit dem im Jahre 1803 erfolgten „Reichs-Depu- und ihre Beamte zu strenger Aufmerksamkeit anhielt, wie tation-Hauptschluß“, in der sogenannten „Säkularisation“. im Jahre 1644 der Pfleger zu Schongau, Wolf Dietrich von Dieser Zustand wurde dann maßgebend für die Folgezeit. Sandizell, getadelt wurde, daß er die hohe Gerichtsbarkeit Wir werden deshalb darauf noch eingehen. jenseits des Lech zu wenig ausübe. ' M. H. Wg. Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J. ,). Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter; Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Paul Win keim ay er in Landsberg a. L. Beilage d erLandsberger Nachrichten” Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 11 39. Jahrgang 1919 ADALBERT MAIER f Ueber zwei Jahre lag unser Vorstand auf dem Kran­ auch in den Dienst der „Landsberger Geschichtsblätter", kenbette, immer hoffend, doch wieder zu gesunden und die viele Ergebnisse seiner Forscherarbeit enthalten. Be­ dem Verein und dem Archiv dienen zu können. So lange geistert. arbeitete er mit, als 1947 die Neugründung des es ging, beschäftigte er sich auch Vereins durchgeführt wurde. Das auf seinem Krankenlager mit dem Vertrauen der Mitglieder berief Historischen Verein und der Stadt­ ihn wieder auf den Vorstands­ geschichte und machte Pläne für posten, Dann lähmte die Krank­ die Arbeit, die nach seiner Wie­ heit seine Schaffenskraft. dergesundung durchgeführt wer­ Seit 1933 als Stadtarchivar und den sollten. Aber es sollte nicht seit 1939 als Kreisarchivpfleger mehr dazu kommen. tätig, hat er unendlich wertvolle Am 15. O ktober 1949 schied er Dienste geleistet. aus dieser Welt und nahm ein Er rettete 1945 wertvolle Archi­ Stück Stadtgeschichte mit ins valien und Sammlungsgegenstän­ Grab. Wir gaben ihm das letzte de vor der Plünderung, er richtete Geleite und ehrten den toten Vor­ 1935 im Herkom eranwesen das stand durch Kranz und Nachruf. Stadtarchiv ein, er baute 1945 im In der Vereinsversammlung vom Mutterturm die schönsten Samm­ 21. O ktober 1949 erwiesen wir lungsgegenstände des Historischen ihm nochmals Dank und Ehre. Museums auf und schuf sich damit Adalbert Maier hat nach dem selbst ein bleibendes Denkmal. Tode von Studienrat Rieger im Jahre 1935 die Leitung des Histo­ Die Widmungen der Stadt und rischen Vereins übernommenWohl des Bayer. Hauptstaatsarchivs, glaubte er. der Sache nicht ge­ Kreisarchiv München, anläßlich wachsen zu sein, bewies aber seines Ablebens, zeigten, wie hoch durch seine taktisch-kluge Füh­ seine Arbeit eingeschätzt wird. rung, daß er den Verein in weite­ Seine Sorge galt auch der Er­ re Volkskreise zu tragen verstan­ haltung unserer alten Stadtmauern, den hat. Immer planend, die Hei­ Türme und Tore. Hilfsbereit war matliebe zu fördern, führte er in er jederzeit für alle Interessenten, den Vortragsabenden selbst oder die aus archivalischen Quellen mit anderen Rednern die Zuhörer Auskunft suchten für Familie oder in die Heimatgeschichte ein, ver­ Geschäft. Wir alle aber, die ihn anstaltete Ausflüge und Besichtigungsfahrten, die gut kannten, wissen um sein Ringen und Streben im Dienste vorbereitet, für jeden Teilnehmer einen wirklichen Ge­ der Heimatgeschichte und wir werden ihm ein ständiges nuß und Gewinn brachten. Daneben aber stellte er sich Andenken in Treue und Ehre bewahren. Historischer Verein für Stadt und Bezirk Landsberg W inkelmayer 2. Vorsitzender — 115 — — 116 — Wie Dr. Pittner ausführt, sind die ältesten Zuwen­ 600 Jahre dungen an Grundstücken auf der Höhe am rechten Lech­ ufer vor dem Bayer- und Sandauertor zu suchen. Diese Hl. - Geistspitalstiftung Landsherg Annahme stützt sich auf den Umstand, daß wenige Jahre Von Adalbert Maier t und Paul Winkelmayer nach der Spitalgründung bei privaten Kaufverträgen zur Bestimmung der Lage und Größe der in Frage kommen­ (Fortsetzung) den Grundstücke, dem Brauch der Zeit entsprechend, die Damals durchzog der sogenannte Ledererbach, der dort gelegenen Spitaläcker Erwähnung finden. später mit Bohlen überdeckt wurde, die heutige Schlosser­ III. Kirche und Pfarrei gasse, anschließend den Hinteranger und mündete in den Die Bewilligung zur Erbauung eines Spitales wurde Mühlbach. Zum Schutze der neuen Gründung wurde die der Stadt nur gegeben unter der Bedingung, daß dem Stadtmauer gegen die Bergseite hinausgerückt. Sie ging Tegant und der Pfarrkirche „kein schad" davon entsteht. jetzt vom Schlosse aus über die Bergstraße, stieg dann Diese Bestätigung ist bedeutungsvoll, denn sie besagt, an der Leite empor, über den späteren Wasserturm hin­ daß die Stadt willens war, einen eigenen Geistlichen aus und wandte sich dann wieder zur Stadt. An der zur Besorgung der Spitalseelsorge aufzustellen und daß Bergstraße wurde eine neue Toranlage geschaffen der sie eine eigene Kirche oder Kapelle beim Spital aufzu­ Schöppleinsturm, auch 'Kosttor, Schwarzer Turm, später richten beschlossen hatte. Damit fällt die Entstehung der innerer Bayerturm genannt, der dort stand, wo heute Spitalpfarrei, oder besser gesagt, die Entstehung einer die Treppe zu Malta emporführt. Dieses Tor trennte von eigenen Seelsorgestelle beim Spital geschichtlich mit der nun an Stadt und Dorf Landsberg. Die Beguinen scheinen Gründung zusammen. Diese Annahme wird auch noch nach dem Brande ihre hiesige Niederlassung aufgelöst dadurch bekräftigt,- daß im Jahre 1360 sich das Kloster zu haben, denn es ist keine Andeutung von ihnen in den Wessobrunn, dem die Besetzung der Pfarrei und der jetzt häufiger werdenden Urkunden zu finden. • Eigens übrigen Benefizien zu Landsberg zustand, den Bürgern aufgestellte weltliche Frauen müssen unter der Ober­ der Stadt gegenüber verpflichtete, daß, „wenn ihnen des aufsicht von Spitalmeistern an ihre Stelle getreten sein. Spitals und Gotteshauses des Hl. Geistes Kaplan nicht Diesen wurde ein Haus am Vordem Anger angewiesen, fügsam wäre, es diese Gottesgabe einem anderen, den welches 1457 und 1489 als Seelfrauenhaus beurkundet der Rat ihm, dem Kloster, antworten würde, ohne Wider­ ist. 1575 werden die Frauen im Seelhaus und 1611 ein rede, verleihen wolle. Doch sollte der Kaplan zur Wi­ Seelhaus erwähnt derlegung dessen, was ihm auf dem Altäre zu dem ge­ Ueber die Gründung dieser Wohltätigkeitseinrichtung nannten Spitale wird, dem Pfarrer zu unserer lieben liegt eine Stiftungsurkunde nicht vor und die Namen Frau in Landsberg jährlich 30 Schillinge Augsburger des oder der Stifter sind der Nachwelt nicht überliefert Pfennige geben." Es scheint also schon vor 1360 ein worden. Nach einer noch vorhandenen so betitelten Gotteshaus, wenn auch klein, bestanden zu haben, und ,,alten Designation" vom 23. August 1687 erscheint die wenn es nur eine innerhalb des Spitals bereitgestellte Stadtgemeinde als Fundator des Hl. Geistspitals. oder erbaute Kapelle war. Nach einer alten Aufzeich­ nung wurde am 28. April 1438 von Heinrich Schmalholz Der "wesentliche Inhalt dieser Designationen besagt: der 1. Stein zur Spitalkirche gelegt. Diese Kirche wurde Betr.: Von wem undt zu was dass Heyl. Geyst Spittal in dem Spital südlich vorgebaut. Landtspberg auch wy es fundiert und gestyfftet wordten undt was für einkhommen dasselbe habe, Eine diesbezügliche alte Anmerkung besagt unter anderem: „Vorwärts diesem Gebäude,' aber angeschlos­ item was und wieviel Leuth sich in demselben be­ sen an solches stehet die so schön konstruiert als deko­ finden undt verpflegt werden, den 23, August 1687. rative Spitalkirche zu Hl. Geist." Die Kirche stand im Ao. 1349 ist das Heyl. Geystspittal vom Statt- rechten Winkel zum Spital. Magistrat undt von Hertzog Ludwig diese Die Spitalpfarrer, bzw. Inhaber dieser Seelsorge­ Stifftung ratificiert wordten. stelle, wurden schon anfänglich in ein Abhängigkeits­ Was nun die Fundation betrifft, würdt hiermit er­ verhältnis zur Stadtpfarrei gebracht und eigentliche läutert, dass das Heyl. Geyst Spittal von einem pfarrliche Rechte blieben ihnen Vorbehalten Es durfte Ehrsamb undt wohlweisen Statt-Magistrat für die ja dem Tegant „kein schad" entstehen. Somit wurde die alte undt verarmte Burgersleuth als welche mit Spitalpfarrei lediglich als ein Benefizium, als eine Expo­ eigener Handarbeit ihre Nahrung alters- und leibs­ situr, oder als eine Vikarie angesehen. Damit stimmt zustandshalber nit möhr durchkömmt, gestyfftet: auch überein, daß die ersten Geistlichen des Spitals als welche Styfftung das auch von Ihro Durchl. Her­ „Plebani", d. i. Leutpriester, bezeichnet werden; denn zogen Ludwig als damahligen Regierenden Lan­ so nannte man zu dieser Zeit gemeinhin alle Geistlichen, desfürsten hochgnädigst angebenth auch nach laut welche zwar einen selbständigen Seelsorgeposten, also in original vorhandenen Bestättigungsbrieffs ao auch Pfarreien inne hatten, aber diese nur als Kuraten, 1349 ratificiert wordten ist, so dass ohnundter- Expositi, oder Vikare für den wirklichen Pfründeinhaber, schiedtlich christlich Gemeinde undt Familien den Kirchherrn oder Rektor ecclesiae versahen. Mit durch Verschaffung vom Spittal selbst erkauffter Rücksicht auf die geistliche Jurisdiktion des Spitalseel­ Grundstücker undt Paumgärthen undt anderes bis sorgers durfte der angestellte Geistliche seit 1504 den auf gegenwärthige Zeith dergestalt gewaxt und Titel Pfarrer führen. zugenommen, dass sich die jährliche beständige Heute noch untersteht die Spitalpfarrei dem SLadt- Einnahm errechnet wie volgt:": pfarrer von Maria Himmelfahrt, der gegenwärtig selbst Hier folgen nun die Einnahmen aus Grundstücken, Spitalpfarrer ist, seine Funktionen als solcher aber auf Zehnten, Gülten und Zinsen, wie auch die Ausgaben. Studienrat Hartlmaier übertragen hat. Und heute noch Deren Aufführung würde im Rahmen dieser Schrift je­ hat die Spitalstiftung, d. i. der Stadtrat, das Nominations­ doch zu weit führen, recht für die Spitalpfarrei. Eine weitere aus dem Jahre 1401 stammende An­ Spitalpfarrqr unserer Zeit, die unvergessen sind, wa­ merkung besagt, daß die Stadtkammer allhier' und das ren Eduard H örner 1879/1882, A lexander Sirch 1882/1892, Spital zum Heiligen Geist gleichsam ein Herz und ein Geistl. Rat Georg Heürnair, Inhaber der Goldenen Bür­ Korpus seien. Nach einer alten Aufzeichung ohne Zeit­ germedaille, 1892/1911, Dr. Peter Dörfler, der große Dich­ angabe mit „Proposition" überschrieben, wird der Magi­ ter, 1911/1915, Geistl. Rat Dominikus Rothermel 1915/1928, strat als „Oberinspektion" des Spitalvermögens bezeich­ Lorenz Grimm 1928/1936, Rudolf Schiele 1935/1941 und net. Der Zweck der Hl.-Geistspitalstiftung ist in der vor- seit 1941 Studienrat Hartlmaier. bezeichneten Designation angegeben, in der es heißt: Wenngleich diese Spitalpfarrer nun eigens erwähnt „daß das Hl.-Geistspital von einem Ehrsamb wohlweisen wurden, sie haben sich alle große Verdienste um Spital Stattmagistrat für alte und verarmte Pürgersleuth an und Stadt erworben, so seien doch im folgenden, die welche mit eigener Handarbeit ihre Nahrung alters- und Spitalpfarrer aufgeführt, die urkundlich nachgewiesen leibs zustandshalber nit mehr suchen könnend, gestyfft." werden konnten: 117 — 118 — Häring Jordan ') 1379-1402 Selder Johann 1705-1724 gehabt habe, also, daß es keinem Friedhof mehr gleich­ Zimmerman Ulr. 1424 H öchstetter Ign. 1724-1725 sah. Die Annahme, daß der Friedhof im Laufe ^dieses Püchmair Herrn. 1431 Bruckberger Fr. 1725-1737 Jahrhunderts eingeebnet wurde, erscheint wohl berech­ Reißner Plans 1493 gest. M ayer Franz 1737-1756 tigt, zumal er in den amtlichen Akten nicht mehr er­ Glaser Hans 1493 Geroldt Franz 1756-1767 wähnt wird und das Spital das Friedhöflein in letzter Betz Bernhard 1517 gest. Schweiger Franz 1767-1778 Zeit nur als Hindernis betiachtete. Moser Johann 1517-1521 Perkhammer J. 1778-1798 Jutter Jörg 1521 Kapfer Franz 1798-1820 Wenn auch schon im 14. Jahrhundert sog, ewige Freisinger Joh. 1590-1604 Grjeninger Joh. 1820-1840 Messen im Spital gestiftet waren — im Jahre 1353 wird die Stiftung eines sog. ewigen Jahrtags beurkundet — Negelin Kaspar 1604-1605 I-lerreiner Franz 1840-1874 Puhler Abraham 1605-1608 Pluber Konrad 1874-1879 so ist die Errichtung eines eigenen Benefiziums erst im M ayr Johann 1608-1616 H örner Eduard 1879-1882 Jahre 1418 erfolgt. In diesem Jahre stifteten Bürgermei­ l.engenfelder M. 1616-1627 Sirch A lexander 1882-1892 ster, Rat und die ganze Stadt eine ewige Messe Gott zu Lob und Marien und aller Heiligen in die Kapelle des Firnhammer Joh. 1627-1637 Hellm air Georg 1892 1911 Lutzenberger J. 1637-1641 Dr. Dörfler Peter 1911-1915 Heiligen Geistes zum Hospitale zum Seelenheile aller Bürger unter Zustimmung des Abtes Peter von Wesso­ M ausiel Johann 1641-1679 Rolhermel Dom. 1915-1928 brunn und des Pfarrers Erasmus Rasp in Landsberg. Für Strellm ayr Seb. 1679-1681 Grimm I.orenz 1928-1935 die Besetzung dieser Stelle hatte die Stadt das Nomina­ Hagenrainer J. J. 1681-1692 Schiele Rudolf 1935-1941 Götschl Barth. 1692-1705 Hartlmaier Josef 1941-gegw, tionsrecht und der Abt von Wessobrunn das Präsenta­ tionsrecht. Bestimmt wurde damals, daß der zu stellende *) Nachdem das Quellenmaterial im 13. und 14. Jahrhun­ dert ziemlich spärlich ist, konnte eine lückenlose Reihenfolge Leutepriester strenge Präsenzpflicht zu halten, sich an der Spitalpfarrer nicht erstellt werden. den feierlichen Prozessionen und dem Chorgebet in der Pfarrkirche zu beteiligen und dem Pfarrer untergeordnet Wir wenden uns nun der ehemaligen zu sein habe. Spitalkirche Als Fundation für diese Stelle wurde ein Drittel des zu. Zehents von Pestenacker, ein Haus auf dem Freithof bei dem Spital, ein Höflein in Penzing und verschiedene Grundstücke in der Nähe der Stadt bestimmt. Außerdem wurden dem Geistlichen eine Anzahl (25) gestifteter Jahrtage zugewiesen, sowie verschiedene Paramente, darunter 2 Monstranzen und 1 Kelch. Diese Stiftung wur­ de am 16. 10. 1418 von Anselm von Nenningen, Bischof von Augsburg, konfirmiert. Eine zweite große Stiftung für die Spitalseelsorgestelle machte am 20. 6. 1437 Frau Walburga von Freyberg. Sie gab die Summe von 600 fl., welche sie als Heiratsgut erhalten halte, nach ihrem und ihres Mannes Tode, zu einer ewigen Messe auf dem St. Leonhardsaltar und 'zur Aufstellung eines eigenen Ka­ plans, der keine andere Gottsgab als diese Messe zu besetzen und gleich anderen Altaristen und Kaplänen dem Pfarrer von Ländsberg in Messen, Vespern usw. be­ hilflich sein sollte. Das Geld lag verzinslich auf einem Sie hatte vier Altäre, einen Hochaltar, zwei Seiten­ Hof in Ellertshofen, den beiden Riedhöfen in Leeder und altäre und einen Altar um den Chorbogen, den sog. dem Maierhof daselbst. Um das Jahr 1450 stiftete der Kreuzaltar, wie ihn viele gotische Kirchen in unserer angesehene Bürger Leonhard Rapp auf den Frauenaltar Gegend besaßen Der linke Seitenaltar war dem Hl. im Spitale eine Messe. Die Stiftung wurde dann 1460 von l.eonhard und dem Hl. Oswald geweiht, auf dem rechten seinen Verwandten noch verbessert. Auch sollte ein Seitenaltar verehrte man unsere liebe Frau, St. Florian eigener Kaplan aufgestellt werden, wozu der Stifter eine und die 11000 Jungfrauen. Während des Dreißigjährigen Behausung und verschiedene Renten vermachte. Im Jahr Krieges wurden die Altäre von der schwedischen Sol­ 1467 wurde diese Stiftung vom Bischof und Kardinal dateska entweiht. Im 18. Jahrhundert werden nur mehr Peter von Augsburg konfirmiert drei Altäre erwähnt. An der Nord- oder Spitalseite be­ Zu diesen wichtigsten Fundationen kamen im Laufe fanden sich Chörlein, von wo aus kranke Pfründner der der Jahre bis 1613 noch verschiedene kleinere, wie Jahr­ hl. Messe beiwohnen konnten. Die Kirchweih wurde am tagsstiftungen, Hausvermachungen, hinzu. Doch die Ein­ Sonntag nach Martini gefeiert. Die Stadt hatte das No­ künfte aus diesen Stiftungen reichten zur Besoldung nicht minationsrecht, der Abt von Wessobrunn das Präsen­ mehr- aus, zumal im 15. Jahrhundert eine Zeitlang sogar tationsrecht. Zur Kirche führte eine Freitreppe mit Vor­ 3 Spitalgeistliche zehren sollten. Als daher am 24. 8. 1613 zeichnen, darunter befand sich ein Verkaufsladen, der nach langwierigen Beratungen, die wiederholt zu Strei­ zeitweise vermietet wurde. Das Dachreitertürmchen be­ tigkeiten und Protesten Anlaß gaben, „die große Union" fand sich an der Westseite der Kirche. Durch vier Spitz­ der kirchlichen Benefizien in Landsberg durchgeführt bogenfenster drang Licht ein. Bei dem großen Brand des wurde — unter Bischof Heinrich von Knöringen, Abt Spitals am 15. Juni 1874. wurde auch die Kirche zerstört. Gregor von Wessobrunn und Bürgermeister Tobias Un­ Von den früheren Einfichtungsgegenständen befinden fried von Landsberg mit dem gesamten Rat —, wurde sich die beiden großen Altarbilder der Seitenaltäre im auch die Spitalpfründe neu geregelt. Anstelle von jetzigen Spital. Davon zeigt eines eine sehr interessante 3 Geistlichen trat wieder einer. Außer dem festgesetzten Stadtansicht vor dem Dreißigjährigen Kriege. Eine go­ Einkommen erhielt der Pfarrer'zu gewissen Zeiten vom tische sitzende Madonnenfigur ist in der Sakristei der Spital noch verschiedene Speisen und Naturalien: „Auf Pfarrkirche untergebracht. Das marmorne Weihwasser­ Fastnacht item 9 kleine Pfannzelten und 12 Hasenöhr­ becken dient jetzt als Brunnenschale am Giglbrunnen. lein, auf den weißen Sonntag 6 Strauben, am -grünen Vor der Kirche lag ein kleiner Friedhof, 72 Fuß lang Donnerstag 2 Maß Wein, auf Ostern einen großen Eier­ und 22 Fuß breit, auf dem die im Spitale Verstorbenen zelten, zwei kleine, so man Pfladen heißt, auf Allerheili­ beerdigt wurden. Die Umfassungsmauern liefen parallel gen 2 Vierling Schönmehl, auf Martini item eine halbe mit der Berg- und Schlossergasse Dort also, wo sich zubereitete oder gebratene Gans, auf Kirchweih 2 ge­ heute unsere Schuljugend froh tummelt, ruhen die vor meine Kirchtagslaib, auf Weihnachten 2 kleine Zelten 500 Jahren verstorbenen Pfründner des Spitales.. Als im und 2 Laib''und an den Rauhnächten jedesmal in dem Jahre 1505 der Friedhof bei St Johann errichtet wurjle, Stible 2 Pf anzelten. Wenn man schlachtet, schickt man scheint der Spitalfriedhof aufgelassen worden zu sein. dem Pfarrer 5 oder 6 Pfund Speck, 3 Bratwürst, Rosen­ Em Bericht, des Stadtpfarrers und Dekans Wolfgang Ja­ wurst, Leberwurst oder einen Braten." cob vom 3. Juli 1603 sagt u. a., daß das Friedhöflein keine Gräber, Grabsteine, noch Weihwasserkessel u. dgl. (Fortsetzung folgt) 119 — — 120 — malte Holzfigur der thronenden Maria mit dem Kind, ein „St. Wolfgang“ in Thaining gutes Werk aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. (Fortsetzung) Der über dem Turmeingang stehende Johannes der Unter dem Chorbogen steht nach alter Sitte der Täufer hat eine ähnliche Figur in Ramsach bei Landsberg Kreuzaltar, der jüngste der 4 Altäre, zugleich der und dürfte bald nach 1680 aus der Schule Loidls hervor­ originellste und interessanteste. gegangen sein. Der trefflich geschnitzte lebensgroße Christuskörper Die reichverzierte Kanzel mit den feingeschnitz­ zeigt spätgotische Formen (starke Betonung der Rippen) ten 4 Evangelisten ist ziemlich gleichzeitig wie der Hoch­ und war früher mit natürlichem Haar und Lendentuch altar um 1664 entstanden. ' versehen. Entstehungszeit nach Hartig ca. 1550. Fünf Gegenüber der Kanzel befindet sich zwischen den im barocke Englein mit Kelchen umschweben den Gekreu­ Jahr 1657 gemalten großen Votivtafeln mit der Ent­ zigten, um aus seinen Wunden das hl.. Blut aufzufangen. stehungsgeschichte der Wallfahrt eine kleine gotische Prächtig sind die wohl sicher von Loidl angefertigten Holzstatue des Heiligen Wolfgang aus der Zeit um 1500. „Assistenzfiguren" unter dem Kreuz (die Schmerzens­ Ueber der Eingangstür steht auf schmucker Konsole mutter, Johannes und Maria Magdalena). Eine sehr die Figur des Heiligen Bischofs Ulrich. „Sie stammt viel­ große Seltenheit ist das im Inneren des Altartisches befindliche „Heilige Grab" mit seiner kulissenartigen Anlage und dem feinen Fi­ gurenschmuck der Wäch­ ter und weinenden Englein. Es ist nur sichtbar, wenn das Antipendium entfernt wird. Die anmutige Balu­ strade vor dem Altar bildet zugleich eine reizende Um­ rahmung des Heiligen Gra­ bes. Ueber dem Kreuzaltar Lragen 2 Engel eine in ba­ rocken Formen reich ver­ zierte Spruchtalel mit pro­ phetischem Hinweis auf das Leiden Christi. Der Kreuzaltar mit den üie 5 Wunden umschwe­ benden Engeln und das Chorgestühl mit den Lei­ denswerkzeugen in Engels­ händen lassen vermuten, daß nach dem Dreißigjäh­ Die Loidl-Figuren am Kreuzallar Phot. Schwarz, issing rigen Krieg eine sog. „Fünf- Wunden-Bruderschaft" bei der St, Wolfgangskirche be­ leicht aus der frühesten Schaffensperiode Loidls, weist standen hat. Diese Vermutung von Jos. Kunstmann wird noch mehr „Weilheimer Stilmerkmale" auf. ist etwas bekräftigt durch die Tatsache, daß in der St. Wolfgangs- steifer wie die übrigen Loidlfiguren und hat namentlich kirche seit unvordenklichen Zeiten beim Sonntags-Rosen­ in der Draperie die mehr eckigen Faltengestaltungen" kranz 5 Vaterunser zu Ehren der hl. 5 Wunden gebetet (Kunstmann). werden. Das Chorgestühl wäre demnach der Ehrenplatz Ihr gegenüber steht an der Südwand die herrliche der Bruderschaftsräte gewesen, was umso wahrschein­ Figur des Hl. Bischofs Narzissus, eine der besten Figuren licher ist, als ein klösterlicher Einfluß etwa von Wesso­ der Kirche, aus der Meisterhand Loidls. In einer Nische brunn oder Dießen her für die Entstehung des Chorge­ darunter, dem ehemaligen, jetzt zugemauerten Süd­ stühls nicht in Frage kommt. Leider fehlen im Pfarr- eingang zur Kirche, steht fast lebensgroß der Heiland mit archiv jegliche Angaben über St. Wolfgang. der Schulterwunde, eine gute Arbeit aus der Zeit um Die beiden Seitenaltäre zeigen große Aehnlich- 1700. keit in Form und Stil. Die Blattverzierungen an den ge­ Von der Westwand unter der Empore grüßen die wundenen Säulen sind bedeutend besser herausgearbeitet beiden Bischöfe St. Nikolaus und Erasmus, daneben einige wie am Hochaltar, was diesem gegenüber eine spätere kleinere Votivtafeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Entstehungszeit beweist. Aehnliche Akanthusstellen sind sowie eine gut gemalte größerü Votivtafel mit der Jah­ in unserem Gebiet, selten vor dem Jahr 1680 nachweis­ reszahl 1657. Sie zeigt, wie von allen Seiten Wallfahrer bar. Nach Kunstmann zeigt sich an den Seitenaltären mit Kreuz und Fahnen zum Kirchlein des Heiligen Wolf­ der Uebergang von der „Weilheimer Schule" zu den gang nach Thaining ziehen. Formen der „Loidl-Werkstätte". Auch Prälat Hartig gibt zu, daß die Figuren der Seitenaltäre in der Art -von Loidl (Schluß folgt) sind. Der rechte Seitenaltar zeigt in der Mittel­ Schriften für den Heimatfreund nische St. Stephan, umgeben von St. V itus und Christo- phorus, auf den beiden Konsolen rechts und links Papst Kirchenführer. Verlag Schnell & Steiner, München. Durch die Neuherausgabe längst vergriffener und durch die Sylvester und Bischof Martinus. Im Auszug sieht man in Ausgabe bisher fehlender Kirchenführer erweitert der Verlag rundlicher Nische plastisch dargestellt die Krönung Ma­ die sehr beliebt gewordenen Kirchenführer. Wenn man irgend­ riens, daneben 2 Engel mit Leidenswerkzeugen und als wo hinkommt und dort eine schöne Kirche besucht, möchte man Bekrönung des Altares den Erzengel Raphael mit dem mehr wissen, als einem Bau und Ausstattung zeigen. Da hilft der Kirchenführer, der nicht nur eine genaue Baubeschreibung Fisch zu seinen Füßen. Die auf der Leuchterbank stehen­ gibt, sondern alles Wissenswerte über Erstehung, Gestaltung, de Pieta dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Einrichtung, über Bauherrn, Baumeister und Künstler aufzeigt Der linke Seitenaltar zeigt im Mittelschrein und dazu noch wertvolle Illustrationen gibt. die Heilige Ottilie mit St. Katharina und Barbara, auf Die bisher neu erschienenen Kirchenführer (Preis 50 Pfg.) den Konsolen Veronika und Katharina von Siena, im sind ausgezeichnet ausgefallen. Sie behandeln Wessobrunn, Grafrath, Ottobeuren, Unter liezheim und S e 1 i - Auszug die Himmelfahrt Mariens, ebenfalls von 2 Engeln genporten. Auch ohne den Besuch der Kirchen in nächster umgeben mit St. Gabriel als krönendem Abschluß. Be­ Zeit zu planen, geben die Kirchenführer dem Heimatfreund achtenswert ist die auf der Leuchterbank stehende be­ eine wertvolle Lektüre. Illustrierte Monatsschrift und Organ des „Historischen Vereins iür Stadt und Bezirk Landsberg a. L.“ Begründet von Studienrat und Stadtarchivar .) J. Schober f Landsberg

Verantwortlicher Schriftleiter: HpilanP flPP I ü nrfChPPIlPP NaPhPiPhfPlT Nachdruck’ auch auszugsweise, ohne Paul Win hei may er in Landsberg a. L UCIlOyCUul „LdlllluUuiyOl II du III lull IG II Genehmigung der Schriftltg. verboten

Nr. 12 39. Jahrgang 1919

Speisesaal, sowie eine Anzahl Pfründnerzimmer und Räu­ 600 Jahre me für die Bediensteten. Im untersten Stockwerk waren Küche, Speise, Lager- und Betriebsräume. Vom Speise­ Hl. - Geistspitalstiftung Landsberg saal aus war durch ein weites Fenster die Aussicht in Von Adalbert Maier + und Paul Winkelmayer die Kirche freigegeben. An der Nordseite des Spitals, an (Fortsetzung) der Stelle, wo sich zum Teil das heutige Stadttheater er­ hebt und von hier aus nach der Bergleite zu, wurden die Das Gesamteinkommen des Spitalgeistlichen war Oekonomiegebäude erstellt, in denen sich unten die Rind­ selbstverständlich immerwährenden Schwankungen un­ viehstallungen befanden, während die darüberliegenden terworfen. Der Geldwert änderte sich, neue Stiftungen Räume der Einlagerung von Futter und Getreide dien­ kamen hinzu, Stolgebühren wurden eingerichtet und dgl. ten. Weiter nördlich, durch einen kleinen Hof getrennt, mehr. Erstmals erscheint in den Akten der Spitalpfarrei befand sich das ebenfalls dem Spital gehörige Storchen- eine geregelte Fassion im Jahre 1812, wonach dem Pfar­ baderhaus, das später in eine Wagenremise umgebaut rer ein Reineinkommen von 430 fl. 42 1/8 Kreuzer ver­ wurde und die Bezeichnung Koberesstadel erhielt. bleiben. Nach vielen Eingaben und Kämpfen um Ver­ besserung des Einkommens wurden anfänglich einige wi­ Die zweite Bauperiode umfaßt die Zeit um 1438. In derrufliche Sustentationen im Betrage von je 50 fl. zuge­ diese fällt, wie bereits angeführt, die Erbauung der eigent­ standen, bis endlich 1859 ein M ehrbetrag von 250 fl. ge­ lichen Spitalkirche und die Errichtung des Verwaltungs­ nehmigt wurde. 1881 gibt Pfarrvikar Hörner das Einkom­ gebäudes (sog. Spitalneubau), jetzt Lehrerhaus genannt, men mit 834 Mark 36 Pfg. an. 1899 belief sich dasselbe in dem sich die Wohnungen für Spitalmeister, Oekonomie- unter Georg Hellmair auf 1400 Mark. Am 1. 1. 1909 wurde verwalter und Oekonomiegesinde befanden. es auf 2000 Mark aufgebessert. Durch die im Laufe der Mit der Erbauung des sog, neuen Getreidestadels Jahre ohnehin erfolgte Regelung der Besoldung der Geist­ im Jahre 1603, der die Verbindung zwischen den alten lichen wurde auch das Einkommen des Stelleninhabers Oelconomiegebäuden und dem Verwaltungsgebäude her­ der Spitalpfarrei festgesetzt. stellte, halte die dritte Bauperiode ihren Abschluß ge­ Das Gotteshaus des Hl. Geistspitals erfreute sich des funden. In diesem Getreidestadel waren im untersten Wohlwollens der Bürger und der Spitalinsassen. Groß Stockwerk ein Kuh- und Pferdestall untergebracht. Die war die Zahl der Wohltäter. Abgesehen von den vielen Zufahrt erfolgte vom Spitalplatz aus Eine diesbezügliche kleinen Spenden für Utensilien, die beim Gottesdienst Anmerkung des Stadtpfarrers und Dekans Wolfgang Ja­ benötigt werden, wie z. B. Leuchter, Kelchttichlein, Ein­ kob sagt u. a.: ,,Im gleichen Jahre (im Jahre 1603) wurde richtungsgegenständen wie Tafeln, Ampeln, Antipen- zwecks Schaffung einer besseren Einfahrt zum Spital der dien usw. vermachten manche Pfründner und Bürger Friedhof um etliche Schuh abgegraben." Die anschließen­ der Stadt, sowie andere Wohltäter diesem Gotteshaus den zwei Häuser am Spitalplatz dienten als Pfarrhaus ansehnliche Summen (heute Schneidermeister Schmid) und als Meßnerwoh­ IV. Baugeschichte und bauliche Einrichtungen nung. Der einfache Bau des Landsberger Spitals in seiner schlichten Art ist ein Zeuge der glaubensfrohen Zeit des Vieles aus der rühmlichen Geschichte des Spitals Mittelalters. Die Bauidee der Spitäler führt Karlinger ist vergangen. Die Wirrnisse der vielen Kriege und vor auf klösterliche Vorbilder zurück. allem der große Spitalbrand im Jahre 1874 haben das Gesicht von Spital und Kirche nicht nur völlig geändert, V. Spitalbrand sondern grundlegend zerstört. In der baugeschichtlichen Nach mehr als einem 14-jahrtausendjährigen Beste­ Entwicklung kann man 3 Perioden annehmen. Die erste hen brach über das Spital ein Naturereignis herein, das umfaßt die Entstehung des Spitals und der nördlich an­ es von Grund auf zerstörte. Als am Morgen des 15. Juni stoßenden Oekonomiegebäude. Das alte Spital war ein 1874 — es war gerade Veitsmarkt — eine große schwar­ 3stöckiger Längsbau entlang der Schlossergasse, dessen ze Wolke aufstieg, die unheilverkündend über der Stadt Grundriß mit Ausnahme der Nord- und Südseite sich mit schwebte und sich zusehends weiter vergrößerte, war der jetzigen Knabenschule deckt. Im obersten Stockwerk es bald klar, daß ein Brand von noch nie dagewesenem war ein geräumiges Krankenzimmer, sowie Einzelzimmer Ausmaß im Entstehen war. Kurz vor 6 Uhr morgens war für Pfründner, im Stock unterhalb befand sich ein großer im alten Oekonomiestadel, der sich nördlich des Pfründe­ — 123 — — 124 — ' hauses befand, Feuer ausgebrochen. Wie ein Augenzeuge VI. Umsiedlung. berichtet, war es eine an ein Wunder grenzende Arbeit, In der großen Not, in welche die Spitalstiftung durch die aufgeregte Herde Vieh ohne Unfall und Beschädi­ das Brandunglück geraten war, kam es der Anstalt zu gung aus dem Brandobjekte zu bringen. Das Ausräumen Gute, daß der zweite Stock des sog. Malteserneubaues mußte äußerst rasch vor sich gehen, da an ein Ein­ zum Zwecke der Unterbringung der landwirtschaftlichen dämmen des Feuers nicht mehr zu denken war. Die Winterschule baulich instandgesetzt und mit 100 Betten Rauchentwicklung und die Hitze waren so stark, daß sich und Kästen versehen war. Den Sommer über wurden die die herbeigeeilte Feuerwehr nur mehr auf die Rettung Pfründner und das Pflegepersonal in diesen Räumen vor­ der Nachbargebäude beschränken konnte, zumal ihr nur übergehend untergebracht bis eine andere Lösung ge­ 2 Druck- und Saugspritzen zur Verfügung standen. Die funden wurde. Der Viehbestand kam in die ausgedehnten, übrigen kleinen Druckspritzen konnten nur als Wasser­ leerstehenden Nebengebäude. Für die Unterbringung zubringer verwendet werden. Das Wasser der Leitungs­ der in Kürze einzubringenden Getreideernte wurde an rohre ging kaum ein Stockwerk hoch'. Nach kaum 1% der östlichen Mauer des Maltesergartens ein Notschup­ Stunden- wurde das große Pfründehaus, vom Feuer erfaßt. pen erbaut. Ende Oktober mußten die von den Pfründnern In kurzer Zeit stand das ganze Haus in-Flammen, so- bezogenen Räume jedoch wieder für die Winterschule daß die Rettung von Menschenleben das oberste Gebot freigemacht werden. Da in der Pfründeanstalt die ge­ der Stunde war. Wenn auch der Transport mehrerer wölbten Parterreräume und"die Küche bei dem Brande Pfründner sich schwierig gestaltete, so konnten doch alle der Gewalt des Feuers standgehalten hatten, wurden ohne Unfall geborgen werden. Der an das Pfründege­ diese baulich soweit wieder instandgesetzt, daß sie als Not­ bäude anstoßende Haupteinlagerungsstadel mit Geschirr­ behelf benützt werden konnten Die Pfründner konnten kammer, Schweinestall und Holzlege wurde fast zu im sog, Spitalneubau (jetzt Lehrerhaus) untergebracht gleicher Zeit vom Feuer erfaßt. Nachdem die Dachböden werden, während die Kranken im städt. Krankenhaus vom Pfründnergebäude und Kirche in gleicher Höhe la­ belassen wurden. Die Verlegung der Pfründeanstalt in gen — obwohl sie durch eine starke Feuermauer, die die Maltesergebäude in den an die Kirche anschließen­ von einer Eisentüre durchbrochen, getrennt waren — den Trakt mit Benützung der Parterreräume des Mal­ begünstigte ein leichter Nordwestwind das Uebersprin- teserneubaues, soweit dies möglich war, wurde in einer gen des Feuers. Es war gegen 8 Uhr morgens, als die gemeinschaftlichen Sitzung der Städt. Kollegien vom Flammen aus dem Dach der Kirche schlugen. Gegen 9 22. April 1875 beschlossen. Uhr war ihr Schicksal besiegelt. In diesem alten Kirch­ Der Beschluß weist aus, die Spitalökonomie­ lein hatten soviele Hunderte ihren Lebensabend beschlos­ gebäude vor das Bayertor zu verlegen, den westlichen sen und Tausende von Stadtbewohnern hatten hier oft an die Malteserkirche anstoßenden Trakt des ehemali­ schnell Einkehr gehalten. Während der Erntemonate Juli gen Jesuitenkollegs in eine Pfründe-Anstalt umuzwan- und August wurde hier um 4 Uhr nachmittags der alt- deln und an Stelle des abgebrannten Spitals ein Knaben­ eingeführte Spitalsegen gehalten, der sich eines starken schulhaus für 500 Kinder zu erstellen. Besuches erfreute. Leider sind dem Brand durch Ein­ sturz eines Giebels 2 Menschenleben zum Opfer gefal­ len. Wenn es gelang, ein Uebergreifen des Feuers auf die Nachbargebäude zu verhindern, so war dies dem kgl. Bayer. 7. Jägerbataillon in Verbindung mit der Feuer­ wehr zu danken. Der gewaltige Funkenflug, der die Nach­ bargebäude überschüttete, bedrohte auch zeitweise die Stadtpfarrkirche. Leergebrannt war die Stätte, die Jahr­ hunderte den Werken der Barmherzigkeit gedient hatte. Ein alter Landsberger, der in jungen Jahren den Spitalbrand miterlebte, schrieb die Erinnerung daran u.a. mit folgenden Sätzen nieder: ,, A m ' 15. Juni 1874 war es ein Feuer, welches der Stadt so großes und schweres Opfer bereitete, in dem an diesem Tage ein iahrhunderte altes Stift, das HL Geistspital, in Flammen aufging. Dieses Stift war eine Wohltat für die Stadt, da darin alte, kränkliche und bedürftige Bürger und Einwohner ihren Lebens­ abend sorgenfrei und in Ruhe genießen konnten. Es war morgens um V Uhr als der Feuerruf erschallte. 26 Behufs Realisierung dieses Beschlusses wurden die Im Spitalökonomiehof brannte es. Leider war trotz sämtlichen Malteser-Realitäten, welche bisher Eigentum schnellster Hilfe dem furchtbaren Element kein Ein­ der Stadtgemeinde waren, für die Spitalstiftung auf dem halt mehr zu tun. Die Nahrung war dem Feuer gün­ Tauschwege und gegen eine Tauschaufgabe von 300 000 stig und in einer Stunde war der Kornspeicher und Mk. (=175 000 Gulden) südd. Währung erworben und die­ eine Stallung schon verloren. Nach einer weiteren ser Tausch am 10. Mai 1876 notariell verbrieft. Stunde waren die große Stallung und die Oekono- Zum Zwecke der leichteren Beschaffung von Bau­ miestädel in Flammen Noch hoffte man, das große holz wurde eine Dampfsäge errichtet, die mit 16 PS ar­ Pfründehaus zu retten, aber in der 3. Stunde brannte beitete. auch dieses. Um 10 Uhr begann die Spitalkirche zu Die Pfründeanstalt wurde am 19. März 1877 mit 25 brennen und so wurde das ganze Spital innerhalb Waisenknaben und 100 Pfründnern -unter der Leitung der 6 Stunden von den Flammen aufgezehrt. Die junge Oberin Schw. M. Justina Deifl O.S.V. bezogen. Freiw. Feuerwehr leistete was sie konnte, Ihr, der Pflichtfeuerwehr und nichtzuletzt dem Brandkem- Die hierüber gefertigte ,Pergamenturkunde besagt wörtlich: mando des Jägerbataillons war es zu danken, daß Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit! Amen. die schwer -gefährdeten Häuser an der Schlosser­ gasse vor dem Uebergreifen des Feuers bewahrt Am St. Veitstage, den 15. Juli 1874 am frühen M or­ werden konnten.“ gen und zwar in der Zeit von 6 bis 8 Uhr sind die Spitalökonomiegebäude, die Spitalpfründeanstalt, mit Hervorragend hat sich damals der junge Oberjäger Ausnahme des an die Malteserbergleite angebauten sog. Maier (spätere Gärtnermeister August Maier, den älte­ Altbaues und die Spitalkirche der Stadt Landsberg, wel­ ren Landsbergern noch wohl in Erinnerung), betätigt. che Gebäude dem Schmalzturme gegenüber und der 60 Pfründner, 20 Waisenknaben, das gesamte Pfle­ Schlossergasse entlang gestanden waren, vollständig nie- ge- und Dienstpersonal stand hilf- und obdachlos da, dergebrannt. In der gemeinschaftlichen Sitzung der bei­ und es mußte in erster Linie' für deren Unterbringung den städt. Kollegien vom 22. 4. 1875, wobei zugegen und für den Viehbestand gesorgt werden. waren rechtsk. Bürgermeister Joh. Gg. Arnold, Stadt- — 125 — — 126 — Schreiber Gg. Feldigl, die bürgerl. Mag.-Räte Cölestin Mainz schon seit 1244 unter dem Stadtrat, jenes in Worms Schmid, Strumpfwirker, Ludwig Hieber, Kürschner und seit 1261. Auch albbayerische Spitäler wurden damals Trödler, Michael Nocker, Kaufmann, Anton Böhm, Stadt­ städtischer Leitung unterstellt, z. B. in Landshut und in apotheker, Anton Petzendorfer, Spitalpfleger und Säck­ München. In den Bischofstädten Eichstätt und Freising lermeister, Josef Kloo, Bierbrauer und Sebastian Sepp, dagegen blieb die rechtliche Gewalt des Bischofs über Rotgerbermeister, die Mitglieder des Gem.-KolL Fridolin das Spital erhalten Herz, Vorstand und Bankier, Matthäus Dopfer, Bierbrau­ Der umsichtigen Verwaltung der Städte ist es vor er, Xaver Ehelechner, Hutmacher, Franz Eisenschmid, allem zuzuschreiben, daß sich diese Anstalten vielfach Metzgermeister, Nikolaus Eisenschmid, Huckler, Hein­ bis in unsere Tage erhalten haben. Der Landsberger rich Feichtinger, Kaufmann, Siegfried Geitner, Gastwirt, Stadtrat konnte sich ■ von Anfang an als Vormund des Luzian Haggenmüller, Eisenhändler. Ignaz Heufelder, Ga­ Spitals fühlen, da Ludwig der Brandenburger der Stadt lanteriewarenhändler Karl Kistler, Privatier, Andreas die Genehmigung erteilte, aus ihrem Seelhaus ein Spital Meilhamer, Bierbrauer, Eduard Neubrand, Hafnermeister, zu machen. Es kann daher mit Sicherheit angenommen Josef Pflanz, Schuhmachermeister, Karl Renner, Bäcker­ werden, daß die Stadt von Anfang an die Leitung des meister, Karl Rieder, Spediteur, Heinrich Rieder, Kauf­ Spitals übernahm. Dies geht auch aus einer Urkunde mann, Ignaz Schilt, Säcklermeister. Klemens Schreitmül­ vom Jahre 1377 hervor, wonach die Stadt bereits einen ler, Bäckermeister. Romuald Seitz, Uhrmacher, Xaver Spitalpfleger aufgestellt hatte Steigenberger, Konditor, Georg Wiedemann, Rotgerber­ Die-Befugnisse der Stadtverwaltung dieser Wohltä­ meister, Hans Will, Kaufmann, durch Krankheit waren tigkeitseinrichtung gegenüber waren in einer Spitalhaus­ abgehalten M.-R. Josef Kauth, Gasthofbesitzer, die Koll.- ordnung niedergelegt. Der Stadtrat bestimmte die Spital­ Mtgl. Ignaz Appel, Tuchmacher und Georg Geisenhof, beamten, sowie die beiden Spitalpfleger aus seinen Rei­ Seiler. Es wurde beschlossen, die Spitalökonomiegebäude hen. Die Wahl erfolgte jährlich, wobei auch eine Wieder­ vor das Bayertor zu verlegen, den westlichen, an die wahl derselben Stadträte möglich war, Malteserkirche angeschlossenen Trakt des Jesuitenklo­ Ueber did Aufnahme der Hospitaliten entschied sters und der späteren Malteser-Ritterordenskommende meist der gesamte Rat. Leute mit ansteckenden Krank­ in eine Pfründeanstalt umzuwandeln und an Stelle der heiten wurden entweder in das Leprosen- oder in das abgebrannten eingangs genannten Gebäude ein Knaben­ Blatternhaus eingewiesen.. schulhaus für 500 Kinder zu erbauen. Behufs Realisierung dieses Beschlusses wurden die sämtlichen Malteserreali­ Bei der Vergebung von Pfründen bevorzugte die täten, welche bisher Eigentum der Stadtgemeinde waren, Stadt vermögende Bürger, denn sie wußte sich verant­ für die Spitalstiftung auf dem Tauschwege und gegen wortlich für das Vermögen des Spitals. Größere Geschäf­ eine Tauschaufgabe von 300 000 Mk. (175 000 fl.) südd. te, besonders Grundstücksveräußerungen behielt sie sich Währung erworben. Und dieser Tausch bei dem kgl. vor bezw, machte deren Vornahme von ihrer Zustimmung Notar Gabriel Zech von Landsberg am 10. 5. 1876 notariell abhängig. Die Stadt forderte jährlich die Rechnungsle­ verlautbart. gung der Spitalverwalter vor dem versammelten Rate. „Ueber Streitigkeiten zwischen Spitalpfleger und Pfründ­ Zum Zwecke der leichteren und möglichst vorteil­ nern entschied die Stadt. hafteren Beschaffung des zu diesen ausgedehnten Bauten benötigten Bauholzes, des benötigten BreLtermaterials b) Spitalpfleger: usw. sollte eine Dampfsäge mit 16 PS und so situiert Ihre Rechte in der, Spital Verwaltung vertrat die werden, daß die Dampfkraft sowohl für den Oekonomie- Stadt vor allem durch die Einsetzung der Spitalpfleger, wie für den Brauereibetrieb ausgenützt zu werden ver­ die auch die Bezeichnung Spitalpröbste führten. Der Spi­ mag. talpfleger war immer ein Bürger der Stadt. Mit der ver­ Die von dem Mag.-Rat-Vorstand Joh. Gg. Arnold mehrten Arbeit trat im Laufe der Zeit ein zweiter Spital­ für die Spitalpfründeanstalt, die Spitaldampfsäge und die pfleger hinzu. In der Praxis bildete sich der Modus her­ Spitalökonomiegebäude entworfenen und von dem Stadt­ aus, daß ein Spitalpfleger dem inneren Rat, der zweite baumeister Josef Jais nach des ersteren Angaben aus­ dem äußeren Rat angehörte. Als 1- Spitalpfleger kennen wir gearbeiteten Pläne erhielten die Genehmigung der bei­ einen.Chunrat Vingerlein, der im Jahre 1377 gelegentlich den städt. Kollegien unterm 20. 10. 1875 und die der kgl. einer Beurkundung erwähnt wird. Wann die Stelle eines Reg. v. Obb. K-d.J. mit hoher Entschl v. 9, 2. 1876. zweiten Spitalpflegers geschaffen wurde, läßt sich nicht Der Bau der Spitaldampfsäge wurde noch im Herbst mehr feststellen. In der ältesten Spitalrechnung vom Jah­ 1875 begonnen und die Säge selbst am 1. 2. 1876 in Be­ re 1531 sind bereits 2 Spitalpfleger (Linhart Wolf und trieb gesetzt. Der Bau der Oekonomiegebäude ist im Hans Lutz) verzeichnet. Der Pfleger gehörte nicht zum Jahre 1876 in Angriff genommen worden und zwar wurde Spitalverband; er wohnte außerhalb der Stiftung. Das ist mit dem Oekonomiestadel am 1. Juli 1876 der Anfang ge­ nach Ralcke kennzeichnend für seine Stellung in allen macht und die Arbeit so rasch gefördert, daß am 1. 8. Spitälern, Freiburg ausgenommen. Er vertrat die Anstalt 1876 der erste Getreidewagen mit Roggen beladen ein­ im Rechtsverkehr nach außen, doch stand er dem Rate gefahren werden konnte. Die Stallungen, Remisen und gegenüber im Abhängigkeitsverhältnis und mußte ihm das Administrationsgebäude .sollen im Jahre 1877 voll­ Rechenschaft ablegen über die Wirtschaftsführung des endet werden. Der westliche Gebäudetrakt des ehern. Spitals. Nach der Wahl durch den Stadtrat erfolgte der Jesuitenklosters mit Anschluß an die Malteserkirche ist Amtsantritt mit einer Verpflichtungserklärung.. Durch die im Jahre 1876 in die Spitalpfründeanstalt für 100 Pfründ­ Möglichkeit der Wiederwahl verwalteten tüchtige und ner umgebaut und damit zugleich die männliche Waisen­ umsichtige Stadträte oft viele Jahre das Spital. Ihnen anstalt für 25 Waisenknaben verbunden worden. oblag die Vermögensverwaltung, insbesondere die Ein­ Bezogen und ihrer Bestimmung übergeben wurde bringung der vielen Zinsen und Getreideabgaben, was die Pfründe und die männl. Waisenanstalt am St. Josefs- mit großen Schwierigkeiten verbunden war und die Ueber- täge, 19. 3. 1877. Die Pflege der Pfründner und die Er­ tragung der Bewirtschaftung entlegener Güter an ge­ ziehung und Ueberwachung der Waisenknaben ist dem eignete Pächter. Um sich einen Einblick in den Betrieb Orden der Barmh. Schwestern, deren Oberin z, Zt. Schw. des Spitals zu verschaffen, war ein öfterer Besuch der Justina Deifl übertragen. Anstalt notwendig. Nach der Spitalhausordnung waren L a n d s b e r g, 19. 3. 1877 die Pfleger angewiesen, — Samstag und Sonntag ausge­ nommen — in dem Spital- oder Meisterstübchen zusam­ Magistrat und Kollegium der Gemeindebevollmächtigten menzukommen, wobei u. a. der Spitalmeister und die der Stadt Landsberg. Spitalmeisterin ihre Wünsche und Anliegen vortragen VII. Verwaltung des Spitals konnten. Nur so konnten sie die Verpflegung der Armen a) Stadtrat: überwachen. Bei mangelhafter Versorgung konnten die Pfründner ihre Klagen unmittelbar bei den Pflegern Vor­ Eine Stiftung von so großem Ausmaß ist ohne plan­ bringen. Die Spitalpfleger waren auch befugt, bei Nicht­ mäßige Leitung nicht denkbar. Die Entstehung des Lands­ beachtung der Hausordnung einzuschreiten oder die durch berger Spitals fällt in jene Zeit, in der sich der Kampf den Stadtrat verhängten Strafen durchzuführen. zwischen geistlicher und weltlicher Verwaltung meist zu Gunsten der Städte entschied. So stand das Spital in (Fortsetzung folgt) — 128 — 127 — und bemalten Holz: eine verschwenderische Hingabe „St. W olfgang“ in Thaining an Plastik, Mattgold und feingedeckte Farben." (Dr. Fi­ (Schluß) scher). Rund 50 geschnitzte Engelsgestalten in den ver­ Reizend in der Perspektive ist der von 2 Säulen­ schiedensten Formen und Stellungen erfüllen den' Raum. paaren flankierte Zugang zur Empore, die den 1710 an­ Von hohem künstlerischem Wert ist der Kreuzaltar mit gebauten polygonen Westchor ausfüllt. Die steinerne seinem trefflich geschnitzten Holzkruzifix und den in Treppe ist in die dicke Westwand eingebaut. Die Brü­ edler Linienführung so ergreifend und harmonisch wir­ stung der Empore ist reich verziert mit gewundenen kenden Statuen der Schmerzensmutter, des Heiligen Jo­ Säulchen und trotz unglücklicher Bemalung sehr wir­ hannes und der Heiligen Maria Magdalena. Einzig schön kungsvoll in Form und Stil. Das an der Brüstung ange­ ist das. den Hochaltar umgebende Chorgestühl mit den brachte Bild „Maria als gute Hirtin" zeigt die Verbin­ dung der Schäferpoesie des Rokoko mit religiösen Mo­ tiven. Zu erwähnen bleibt noch der 1742 in München gemal­ te Kreuzweg mit 15 Statio­ nen. (Auf der 15. Station steht rückwärts die Urkunde von der Herstelung der Bil­ der.) 1934 wurden die schö­ nen Bilder von Graf Arnold von Maldeghem in Oberig- ling kunstgerecht erneuert. Historischen Wert hat der in der Sakristei aufbe­ wahrte einfache gotische Kelch. Der Freund alten Handwerks beachte das ur­ alte originelle Schloß aus Holz und Eisen, das die Kir­ chentüre abschließt und mit einem ungewöhnlich großen und schweren Schlüsse] be­ dient wird. Blick zu Chor und Kanzel Phot Schwarz, Irsing VI. Äußeres darüber schwebenden 22 Engeln. „Die ganze Ausstattung, Die Wallfahrtskirche steht sehr wirkungsvoll auf die in keiner anderen Kirche Oberbayerns so einheit­ freiem Platz, dem sog. „Grasweg" am Südende des Dor­ lich und reich aus jener Zeit erhalten ist, bekundet aufs fes. Malerisch ragen neben ihr einige Ahornbäume ins klarste, wie in der oberbayerischen Kunst des 17. Jahr­ Blau des Himmels. Eine zum Grundriß der Kirche parallel hunderts die Plastik gegenüber der Malerei dominiert." verlaufende niedere „Freithofmauer" umschließt den hei­ (Kunstdenkmale Bayerns S. 550). ligen Bezirk, aus dem das Gotteshaus sich in wohlab­ „Die Kirche ist ein treffliches Beispiel der formen­ gemessenen Formen erhebt, Der echt gotische hübsche freudigen barocken Spätrenaissance" (Hoffmann, Bayeri­ Sattelturm hat im 2., 4. und 5 Geschoß ein Kleeblatt­ sche Altarbaukunst. S 276). bogenfries. Aus den spitzbogigen Schallöchern erklin­ Möge die Bevölkerung von Thaining sich stets be­ gen zwei Glocken. Am Ansatz und First des Daches, sind wußt bleiben, welches Kleinod altdeutscher kirchlicher kleine Aufsätze. Der Ostchor zeigt vier massive Strebe­ Kunst sie mit der St. Wolfgangskirche in ihren Mauern' pfeiler,. dazwischen ein Rundfenstei (die übrigen goti­ besitzt1 Möge sie stets für die kunstgerechte Erhaltung schen Fenster wurden im 17. Jahrhundert zugemauert)■ dieses Heiligtums besorgt sein! Das St. Wolfgangskirch- Der dem Ostchor in der polygonen Form angeglichene lein soll aber auch jetzt und in Zukunft nicht bloß eine Westchor zeigt vier barocke Rundfenster. Der Vergleich Stätte der Kunst bleiben, sondern noch mehr eine Stätte zwischen dem Ostchor und dem fast 300 Jahre später stiller Sammlung im Gebiet ein Zufluchtsort bedrängter angefügten Westchor ist reizvoll und lehrreich. Seelen, wie es Wunsch und Wille seiner Erbauer gewe­ sen ist. VII. Stil Die Kirche ist 1430 in rein gotischen Formen er­ baut worden. Ab 1650 wurde sie im Stil barocker Spät­ Weihnachtsgeschenke für den renaissance umgebaut, wobei der Turm unverändert blieb. 1710 erfolgte der Anbau des westlichen Chores Heimatfreund in reiner Barockform. DIE FÜRSTÄBTLICHE RESIDENZ ZU KEMPTEN von Dr. Hugo Schnell, Verlag Schnell & Steiner, München, Halb- Die Inneneinrichtung läßt den Stilwandel auf dem leinwandbd. 16 DM. Land von der Spätrenaissance zum Barock gut verfolgen. Es ist ein beschwingtes Rokoko, was uns hier auf 68 Text­ Aehnliche einheitliche Ausstattungen aus jener Zeit zei­ seiten und in 80 Bildtafeln im Großformat geboten wird. Ein Rokoko, das man selten oder kaum zu schauen bekommt, da gen die Dorfkirchen in Alling bei Fürstenfeldbruck (1650), es in Räumen sich befindet, die dem Landgericht Kempten die­ in Anzing bei M ünchen (1676), in Ecksberg bei M ühl­ nen. In jenen Zeiten, als Cuvillie in München die berühmten dorf (1683) und in Hinnang bei Sonthofen (1695). Eine „Reichen Zimmer“ schuf, gestaltete in aller Stille der Wesso- in vielem der St. Wolgangskirche ähnliche, aber bereits brunner Meister Johann Georg Übelher, des Stiftes Hofstuk- kator, die herrlichen Prunkräume, die von Dr. Schnell liebe­ dem „Hochbarock" angehörige Inneneinrichtung zeigt voll und sachkundig beschrieben werden. Dazu kommt die hoch­ die 1703 erbaute „Maria-Schnee-Kapelle" in Nassenbeu- interessante historische Geschichte der Benediktinerabtei Kemp­ ren bei Mindelheim. ten. Das selten schöne und wertvolle Buch wird jedem Heimat­ freund eine besondere Freude machen. VIII. Gesamtwürdigung ZERSTÖRTE KUNST IN BAYERN von Prof. G eorg L i 11, Das schlichte Aeußere der Kirche läßt nicht ahnen, Verlag Schnell &, Steiner, München, Pappband, 5.80 DM. Der bekannte Verfasser zeigt in zahlreichen Bildern baye­ welcher Reichtum an künstlerischem Schmuck im Innern rische Kunstwerke, wie sie vor der Zerstörung waren und wie enthalten ist. Wer durch das niedere Vorzeichen die Kir­ sie durch die Bombenangriffe jetzt aussehen. Dem Heimatfreund che betritt, wird sofort- gefesselt von'dem eigenartigen blutet das Herz, wenn er die Kunstbilder betrachtet, die so Reiz, der von der ganzen Inneneinrichtung ausgeht. „Das viel des Schönen zeigen und daneben die Trümmerstätten sehen muß. Es ist aber ein Verdienst des Verfassers, mit diesem ganze Kirchlein ist ein einziges Hohes Lied auf die der Buch die sinnlose Zerstörung des Krieges festzuhalten und der damaligen Zeit ureigene Freude am kunstvoll geformten Welt zu zeigen, was menschliches Mißverstehen vernichtete.