Das Wappen Von Füssen
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Das Wappen von Füssen Eine Hypothese zur Darstellung der Geschichte von Füssen aus Anlaß der Landes-Ausstellung Bayern / Italien Gemessen daran, daß die Geschichte von den meisten vergleichbar kleinen Städten wenig zu berichten weiß, ist die Quellenlage von Füssen recht gut. Nur über die eigentliche Stadtwerdung, also über bedeutsame Ereignisse im 13. Jahrhundert gibt es auch hier nur wenige verbürgte Nachrichten. Wen wundert es, daß deshalb aus dieser Zeit eine Reihe kaum überzeu- gender Geschichten erzählt wird, wie z.B. die von dem schwerhörigen Wap- penmaler, der anstatt eines Dreifußes, wegen der vielen Schuster in der Stadt, drei Füße gemalt habe oder von der Namensentwicklung aus der Lage der Stadt an den Füßen der Berge. Nun hat sich inzwischen ja einige Klarheit herstellen lassen zur Herleitung des Namens aus dem lateinischen Wort für die Lechschlucht, „fossae“ oder aus dem Wort für eine wärmende Herberge „foetes“. Es ist auch vieles klar geworden über die frühere Besiedlung unseres Landes durch Rhäter, nicht durch Kelten, den Bau und Verlauf der „Via Claudia“ (nicht immer so, wie manche Protagonisten dies gerne gewollt hät- ten), über den Erzabbau und über das eigentliche Wirken des Dolmetschers und Entwicklungshelfers Magnus, später St. Mang genannt. Es sollte jedoch auch nicht auf Dauer hingenommen werden, daß die offizielle Geschichts- darstellung über die Entstehung von Füssen immer noch völlig unbewiesene und unbeweisbare Tatsachenbehauptungen über unser Wappen und die Stadterhebung rapportiert, so als gäbe es keine anderen Vermutungen und bessere Erklärungen. Die Landes-Ausstellung Bayern / Italien hat hier mög- licherweise den richtigen Anlaß für eine längst fällige Korrektur geliefert. Die erste historisch dokumentierte Bebauung in Füssen erfolgte nämlich von Rom aus und die gesamte Entwicklung der Stadt wurde immer wieder aus der Verbindung über die mittleren Alpenpässe neu belebt. Aus dem Süden, aus Italien, kamen nicht nur die Erbauer der Via Claudia, sondern kommt auch der Name der Stadt, kommen die ersten schriftlichen Benennungen, die ersten uns bisher bekannten, seßhaft gewordenen Bewohner und, sicher die ersten kulturellen und zivilisatorischen Impulse. Aber auch - und das soll hier als These gesetzt werden- vermutlich das Wappen der Stadt. Nach der offiziellen, aber durch rein gar nichts belegten Geschichtsschrei- bung der Stadt, soll Rudolf von Habsburg, ein wehrhafter, kulturell aber weniger auffälliger Hochadeliger aus einem Schweizer Geschlecht, der zwar 2 als erster Habsburger König des Deutschen Reichs war, aber nie Kaiser, Seine wichtigsten Besitzungen und Burgen am Rhein hatte und in der Pfalz, der nachweislich nie in Füssen war und sich Zeit seines Lebens auch sonst nicht mit Füssen beschäftigt hat, ausgerechnet dieser König Rudolf von Habs- burg soll Füssen zur Stadt erhoben und ihr ein Wappen verliehen haben! Die- ses Wappen in den kaiserlichen Farben der Staufer, schwarz und gold, ein angeblich redendes Wappen, das aber, nähme man diesen Ausdruck ernst, ziemlich dummes Zeug daher redet (zu Füßen der Berge, was für ein neumo- discher Werbespruch? am Drei-Ländereck, wieso dann die Füsse? und wel- che Länder? Tirol gab es erst seit 1280 und Bayern reichte auch erst seit 1268 bis hierher, bleibt also das Fürstbistum Augsburg). Und übrigens, seit wann reden Wappen denn im Dialekt? Dargestellt sind doch ohne Zweifel Beine und keine Füße. In Wirklichkeit handelt es sich bei den drei sich um ein kleines Dreieck der- henden Beinen keineswegs um ein „redendes“ Wappen, eine heraldische Eigenproduktion einer damaligen PR-Agentur, sondern ganz eindeutig um ein uraltes, vermutlich mythologisches Symbol, eine Art Sonnenrad, gleichzeitig das Wappen der Insel Sizilien, wo Rudolf nie war und das keine Ähnlichkeit hat mit irgendeinem anderen Wappen, das er jemals in seinem Leben ver- liehen hat. Die dreieckige Insel im Mittelmeer schmückt sich zudem noch mit dem Haupt der Medusa und dort sind die Farben rot und gold (oder gelb). Von dort aus könnte diese Wappenfigur durch die Römer oder die Normannen auch auf die Isle of Man geraten sein. Ansonsten tritt diese Figur vor dem 13. Jahrhundert nirgends anders auf als auf griechischer oder etruskischer Ke- ramik und dies auch bereits in vorchristlicher Zeit. Sehr wohl aber gibt es eine Reihe anderer, vermutlich ebenfalls mythologisch begründeter Dreipass-Figu- ren, so die drei Hasen, die drei Mohren oder die keltischen drei Göttinnen, ebenfalls aus vor-christlicher Zeit. Weiß man nun, daß die vorrömische Be- völkerung unseres Landes, die Rhäter, in enger Verbindung zu den Etruskern standen, so ist der eine Weg zur Erklärung des Wappens und seiner Herkunft aus dem Süden offen. Der zweite und noch viel wahrscheinlichere Weg allerdings beginnt direkt in Sizilien, bei dem in Italien geborenen dortigen König und späteren Kaiser des Römischen Reichs deutscher Nation, dem Staufer Friedrich II und führt mit so hoher Stringenz unmittelbar nach Füssen, daß es verwunderlich erscheint, daß die örtliche Geschichtsschreibung diesen Weg noch nicht einmal in Anführungszeichen erwähnt. 3 Alle anderen Erklärungen zur Herkunft des Füssener Wappens, zusammen- fassend dargestellt von Schattmeier im Jahrbuch von Alt Füssen von 1979, wirken im Vergleich mit dieser Deutung willkürlich und ohne logische Über- zeugungskraft. Bliebe nur die Klärung der Frage, wie Füssen ausgerechnet zum Wappen von Sizilien kommen konnte. Vermutlich hat dieses nicht schon ein Rhäteraus Etrurien mitgebracht oder ein römischer Soldat, der aus Sizilien stammte, sondern es könnte durchaus auch ganz normal verliehen worden sein und zwar zur Zeit der Entstehung der Stadt, des Baus der ersten Stadt- mauer und evtl. bereits der ersten Teile des Hohen Schlosses. Nun gut, der im mutmaßlichen Jahr der Wappenverleihung, 1280, schon 67- jährige Rudolf von Habsburg war, wie Ettelt schreibt „den Städten sehr zu- getan“, aber welcher Herrscher war das in dieser Zeit nicht und wie will man mit solchen wachsweichen Argumenten konkrete Fakten begründen. Gewiß, Füssen erhält in dieser Zeit (vielleicht 1285, vielleicht aber auch schon früher) eine Stadtmauer, und kurze Zeit später wird zum erstenmal ein Bürger von Füssen genannt, also wird die Erhebung zur Stadt wohl kaum später gewesen sein, möglicherweise aber doch deutlich früher. So berichtet der nicht immer zuverlässige Freiherr von Hormayr, daß schon 1236 den Füssener Bürgern der Zoll erlassen wurde zur Finanzierung der Stadtmauer. Urkundlich unbe- stritten nachgewiesen ist jedoch, daß im Jahre 1230 begonnen wird die ohne- hin schon recht große Klosterkirche noch einmal deutlich zu erweitern, zu ei- ner der damals größten Kirchen weit und breit, wobei mit Sicherheit bereits der West-Chor und vermutlich auch die gesamte Südflanke einer Stadtmauer als unverzichtbarer Abschluß des Klostergeländes (Kloster = claustrum = Ab- geschlossenheit) und damit auch der Stadt entsteht. Im Jahr 1244 wird in einer Klosteraufzeichnung zum erstenmal eine Lech- brücke (vermutlich noch ganz oder teilweise aus Holz) erwähnt und es wer- den (lt. Ettelt) Häuser in der „Vorstadt“ dokumentiert. Damit dürfte damals wohl auch die Lechhalde ausgebrochen worden sein, die es vorher vermutlich nicht gab und deren Steine gebraucht wurden für den Bau der Stützpfeiler. Alle diese Entwicklungen decken sich vollständig mit dem starken konjunk- turellen Aufschwung, den in dieser Zeit der Kreuzzüge der Staufer und des gleichzeitig aufblühenden Handels über die Alpenpässe auch Füssen erlebt haben dürfte. Dabei muß mangels verläßlicher Zeugnisse zunächst offen blei- ben wie die Brücke vor Feindeinwirkungen geschützt werden konnte und auf welche Weise die nun nach Westen und Süden massiv bewehrte Klosterklau- sur nach Norden zum Schloßberg und nach Osten zur Stadt hin gesichert 4 worden ist. Man darf aber als sicher voraussetzen, daß das Kloster, so wie alle anderen Klöster auch, einen abgeschlossenen Klausurbereich gebildet hat und auch, daß die, im Verhältnis zu der damals noch recht geringen Ein- wohnerzahl von vielleicht 1.500 Personen, riesengroße Kirche für das Volk geöffnet war, von der Stadt aus also ein ganz normaler Zugang bestand, ver- mutlich, wie heute, über die St.-Mang-Gasse und den Kirchen-Vorplatz. Al- lerdings lag der damals dort gelegene Friedhof sicherlich um einige Meter hö- her als der Vorplatz heute und es gab auch keinen Durchgang in Richtung Faulenbach, so daß dieser Kircheneingang schon etwas eigenartig anmutet. Die Fundamente des massiven Kirchturms sind jedenfalls sicherlich wesent- lich später erst ausgegraben worden, vermutlich im Zusammenhang mit dem barocken Kirchenbau und der rückwärtige Kirchenzugang und einzige Flucht- weg aus der Kirche sogar erst ca. 1860. Es kann in dem hier darzustellenden Zusammenhang offenbleiben, ob nicht die steilen Wände der früheren Steinbrüche auf der Südseite der Rittergasse und der gut erkennbare Torbogen-Ansatz in der Rückwand des dortigen frü- heren Rathauses ebenso Teile eines ersten Mauerrings der Stadt nach Nor- den hin sind, wie der Turm und das frühere Stadttor mit dem eigenartigen al- ten Namen Kappenzipfel, nach Osten. Der wohl beste Kenner der Füssener Geschichte, Sigismund Schmid jedenfalls hat so etwas schon vermutet. Im Jahr 1338 muß die Stadtmauer jedenfalls schon wieder wegen Altersschä- den umfangreich repariert werden. Könnte diese Mauer also nicht doch um ei- nige Jahrzehnte älter sein als heute angenommen wird, oder könnte es evtl. einen Vorläufer unserer heutigen Stadtmauer gegeben haben, etwa zum Schutz des merowingischen