Stadtchronik Heinz Bemowky1989
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Stadtchronik Heinz Bemowky1989 An3435 Archiv Museum im Steintor Anklam Klemmmappe, maschinenschriftliche Ausarbeitung, Urschrift 117 Seiten Die Chronik spiegelt auch den Geist der Zeit ihrer Entstehung sowie ihres Auftraggebers wider. erarbeitet vom Autor in seiner Funktion als Stadtchronist. Von Heinz Bemowsky (2. 8. 1921 – 4. 7. 2003) sind neben der Chronik zahlreiche Arbeiten zu historischen Themen erhalten, z. B. Zum Leben jüdischer Bürger in Anklam, zu den Bürgermeistern der Stadt. Lilienthalstadt Anklam aus der Geschichte der Stadt (1. Entwurf) Teil II von 1918 - 1982 Zusammengestellt aus alten Chroniken, Heimatkalendern, Zeitungen, Archivmaterial der Stadt und Berichten ihrer Bewohner von Heinz Bemowsky Stadtchronist Anklam, den 1. Juni 1989 1 Stadtchronik Heinz Bemowky1989 Inhaltsverzeichnis 47. Revolutionsfeier und politische Kämpfe 1919..............................................................................3 48. Die Tage des Kapp-Putsches.......................................................................................................10 49. Neugründung der KPD und Arbeit in den zwanziger Jahren......................................................14 50. Zur wirtschaftlichen Entwicklung in den zwanziger Jahren........................................................19 51. Die Weltwirtschaftskrise bekamen auch die Anklamer zu spüren..............................................22 52. Kampf gegen die faschistische Gefahr........................................................................................25 53. Faschismus - brachte Terror, Mord und Krieg!...........................................................................36 54. Der 2. Weltkrieg und das Ende des Faschismus..........................................................................47 55. Vom schweren Anfang 1945.......................................................................................................59 56. Entwicklung der Industrie, von Handwerk und Gewerbe bis 1947.............................................68 57. Von der Zulassung antifaschistischer Parteien bis zur Gründung der SED.................................71 58. Entwicklung des Schulwesens und der Jugendarbeit...................................................................75 59. Auch die Kulturarbeit wurde nicht vergessen..............................................................................80 60. Gesundheits- und Sozialwesen - Umsiedlerbetreuung................................................................82 61. Baufachleute hatten viel Arbeit...................................................................................................84 62. Zum Post- und Verkehrswesen....................................................................................................85 63. Der Kampf um Einheit und gerechten Frieden - Beginn des Zweijahrplanes.............................86 64. Beginn des sozialistischen Aufbaus - 1. Fünfjahrplan...............................................................103 65. Der 2. Fünfjahrplan brachte neue Aufgaben..............................................................................119 66. Der Siebenjahrplan (1959 bis 1965) forderte die sozialistische Umgestaltung auf 174 höherer Stufe........................................................................................................................128 67. Der VII. Parteitag der SED legte neue Ziele fest.......................................................................138 68. Der Kampf um die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft (1971 bis 1975) 146 69. Der IX. Parteitag der SED stellte neue Ziele.............................................................................153 70. X. Parteitag der SED (11. bis 16. April 1981) - was wurde bisher erreicht?.............................163 2 Stadtchronik Heinz Bemowky1989 47. Revolutionsfeier und politische Kämpfe 1919 In den ersten Novembertagen riefen SPD und Gewerkschaften überall zur Durchführung von Revolutionsfeiern am 9. November 1919 auf. Die Anklamer Zeitung brachte dazu auftragsgemäß am 7. und 8. November jeweils einen Aufruf. Am 7. November 1919 hieß es: "Revolutionsfeier 9. November: Antreten sämtlicher freigewerkschaftlich sowie politisch organisierter Arbeiter und Arbeiterinnen um 1/2 11 Uhr in der Breiten Straße 22 (Gewerkschaftslokal). Aufstellung nach ausgeloster Reihenfolge. Umzug durch einige Straßen der Stadt. Aufstellung auf dem Markt. Dort selbst Ansprache des Genossen Segebrecht. Marsch nach dem Schützenhause und Auflösung des Zuges. Pflicht eines jeden einzelnen Genossen und gewerkschaftlich organisierten Arbeiters oder Arbeiterin ist es, an dieser großen Kundgebung teilzunehmen. Erscheint in Massen! - Keiner darf fehlen! Sozialdemokratische Partei Gewerkschaftskartell Am 8. November 1919 rief dann der Genosse Segebrecht, als Sekretär des Deutschen Landarbeiterverbandes Anklam nochmals alle Landarbeiter zur Teilnahme an den Revolutionsfeierlichkeiten auf. Wie wir sehen, glaubten die Genossen der SPD und Funktionäre der Gewerkschaften den Sieg der November-Revolution feiern zu können. Dazu durften die Kommunisten und ihre Anhänger auch in Anklam nicht stillschweigen. Sie mussten handeln, auch wenn die Gründung der Ortsgruppe offiziell noch nicht erfolgt war. So machte sich der Genosse Last zu ihrem Sprecher und ließ folgende Erklärung in der Ausgabe am 9. November 1919 veröffentlichen: "Arbeiter - Volksgenossen! Der 9. November bricht herein - der Tag, an welchem der deutsche Arbeiter vor einem Jahre sich von der Herrschaft der kapitalistischen Klasse zu befreien gedacht. Ein Jahr ist verflossen! ... Und was hat dieses Jahr uns gebracht? Hat dieses Jahr der Arbeiterklasse etwas von dem gegeben, was ihr viele Jahre lang von den Führern versprochen wurde und was das Ziel der wahren Sozialisten ist? Nein - und abermals - nein! Im Gegenteil, die Errungenschaften des 8. November 1918 welche so siegreich mit der Diktatur der Arbeiterklasse einsetzten, sind durch die Mehrheitssozialisten, die die Regierung in der Hauptsache an sich rissen, verraten. Diese Scheinsozialisten bilden einen Wall zum Schutze der Kapitalisten. Sie haben durch ihren Noske eine konterrevolutionäre Militärmacht errichten lassen. Der Militarismus, welcher von euch Arbeitern am 9. November 1918 vernichtet wurde, ist von den Noskiden wieder ins Leben gerufen. Gegenrevolutionäre Offiziere stehen an der Spitze dieser Truppen, welche zu jeder Zeit bereitgehalten werden, Euren Hunger und Eure gerechten Forderungen zu jeder Stunde niederzuknüppeln. Die Ebert-Noske-Regierung hat in diesem Jahre mehr auf das arbeitende und hungernde Volk schießen lassen, als die Hohenzollern während ihrer ganzen Regierungszeit. Diese Regierung ist mitschuldig an den vielen Morden, welche an den wahren Sozialisten wie Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Eisner und vielen anderen begangen wurden. Auch der Führer der Unabhängigen Haase erlag am 7. des Monats den Wunden, die er von verruchter Mörderhand erhielt. In vielen Gegenden Deutschlands herrscht der ungesetzliche Belagerungszustand. In Berlin wurden am 7. November nach Meldungen der Zeitungen 50 bis 60 Verhaftungen von revolutionären Volksgenossen vorgenommen ... Die Agrarier und Kapitalisten haben mit Hilfe der Mehrheitssozialisten uns wieder vor ihren Wagen gespannt. Sie sind bestrebt, uns alle Errungenschaften, die uns geblieben sind, gänzlich zu 3 Stadtchronik Heinz Bemowky1989 entreißen. Auch hierin finden sie tatkräftige Unterstützung durch die Scheinsozialisten. Diese Regierung hat sich an dem hungernden Volke schwer vergangen, indem sie dem Wucher- und Schleichhandel nicht richtig entgegen trat. Arbeiter - Volksgenossen! Die Mehrheitssozialisten, die daran schuld sind, dass die Revolution im Sande verlaufen ist, fordern Euch auf, den 9. November feierlich zu begehen. Ebert - Noske wollen sich am 9. November gehuldigt sehen. Diese Scheinsozialisten versuchen Euch irrezuführen und Euer Sozialgefühl zu vergiften. Wir fordern Euch auf, diesen Tag nicht als Freudentag, sondern als einen Tag der Trauer zu begehen. Gedenkt der vielen Opfer, die das Regime Ebert - Noske brachte. Schließt Euch auch hier in Anklam uns wahren Sozialisten an. Begeht mit uns am Sonntagvormittag 11 Uhr im Saale in Bluthslust eine Revolutionsfeier! KPD - Ortsgruppe Anklam gez. Last" Hier taucht bereits die Bezeichnung "KPD - Ortsgruppe Anklam" aus. Sie war jedoch noch nicht offiziell gegründet. Den Aufruf hatte der Schriftsetzer Genosse Last unterschrieben. Er war kürzlich aus Stettin nach Anklam verzogen und gehörte bereits der KPD an. Doch dieser Aufruf kam ein wenig spät, denn als er mit den Zeitungen ins Haus gebracht wurde, waren die Anklamer schon auf der Straße. In Bluthslust dagegen saßen 12 Arbeiter, in deren Interesse der Genosse Last geschrieben hatte und beschlossen, das nachzuholen, was bereits am 31. Oktober 1919 erfolgen sollte, die Gründung der Ortsgruppe der KPD. Am 31. Oktober 1919 hatte die Anklamer Zeitung einen Aufruf der Bezirksleitung der KPD zu einer öffentlichen Volksversammlung veröffentlicht. Darin hieß es wörtlich: "Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund) Freitag, den 31. Oktober 1919 abends 1/2 8 Uhr Öffentliche Volksversammlung im Lokale "Bluthslust" (im geheizten Saale) Thema: Was wollen die Kommunisten? Referent: Karl Schulz, Berlin Freie Aussprache! Es wird dafür gesorgt, dass jeder Gegenredner ungestört sprechen kann. Zur Deckung der Unkosten - 20 Pfennig Eintritt. Bezirksleitung i.A. gez. Röhl" Über diese Versammlung schrieb die Anklamer Zeitung dann