Gedenkorte Treptow-Köpenick
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die vorliegende Ausarbeitung spürt den Gedenkorten des Bezirks Treptow-Köpenick nach, dazu gehören Gedenktafeln, Denkmäler und Stolpersteine. Sie geht auf einen BVV-Beschluß aus dem Jahr 2010 zurück, mit dem Ansinnen die Gedenkorte des Bezirks bekannter zu machen. Adlershof 08.Mai 1945, SOWJETARMEE Adlergestell / Platz der Befreiung Die Sandsteinstele Günter Schmolkes mit umlaufender Kup- fertafel wurde am 25.04.1975 anlässlich des 30. Jahrestags des Kriegsendes aufgestellt.1 Ihr Text lautet: 8. Mai \ 1945 \\ Ruhm \ und Ehre 1 \\ den \ Helden \\ der \ Sowjet- union Der 08.05.1945 gilt in Deutsch- land mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht offiziell als Ende des Zweiten Kulturring in Berlin e. V. Weltkriegs. In Adlershof rückten die Sowjetsoldaten am 23.04.1945 ein.2 Johann Sebastian BACH Eisenach März 1685 – Leipzig 28.07.1750 Rudower Chaussee 16-25 1 O.A.: Obelisk zu Ehren der roten Armee eingeweiht am Platz der Befreiung Adlershof. BZA, 25.04.1975. Holger Hübner: Das Gedächtnis der Stadt. Ge- denktafel in Berlin. Argon, 1997, S. 379. 2 Eine Schilderung der letzten Kriegstage in Adlershof findet sich unter: Rudi Hinte: "Die Russen sind da!" Kriegsende, Befreiung und Wiederaufbau vor 60 Jahren. Adlershofer Zeitung, 04.2005, S.8. Eine Restaurierung des Denkmals erfolgte 2003 auf Initiative des Bürgervereins Cöllnische Heide. O.A.: Denk- mal wieder eingeweiht. Berliner Zeitung, 29.04.2003. Adlershof Seit 1990 befindet sich eine bronzene Büste zu Ehren Johann Sebasti- an Bachs vor der Musikschule Rudower Chaussee. Sie wurde von Manfred Strehlau geschaffen und zeigt den Musiker beim Dirigieren.3 Auf der Stele der Büste ist vermerkt: joh / seb / b-a-c-h Kulturring in Berlin e. V. 2 Ludwig BÖLKOW Schwerin 30.06.1912 - Grünwald 25.07.2003 Rudower Chaussee 17 Im Kaminzimmer der WISTA Management GmbH im Erdgeschoß wurde am 07.06.2000 eine Bronzetafel mit Reliefportrait von Ludwig Bölkow enthüllt. Bei der Einweihung der Gedenktafel war dieser selbst anwesend sein. Der Tafeltext lautet: Herausragender Pionier der europäischen Luft- & Raumfahrt, Vor- kämpfer für die Nutzung regenerativer Energien. Hat in den Jahren 1938 & 1939 in diesem Gebäude gearbeitet „In einer komplexen Welt müssen wir für unser Denken & Handeln langfristig Verantwortung übernehmen, auch über das Ende unseres eigenen Lebens hinaus!“ Als Sohn eines Werkmeisters bei einem Flugzeugbauer, kam Bölkow schon früh in Kontakt mit dem Flugwesen. Auch seine Diplomarbeit 1938 an der Technischen Hochschule in Berlin Charlottenburg wid- 3 Kommission Kunst im öffentlichen Raum des Bezirkes Treptow-Köpenick von Berlin: Verzeichnis Kunst im öffentlichen Raum – Bezirk Treptow- Köpenick. Bezirksamt Treptow-Köpenick, Amt für Weiterbildung und Kultur, Stand Januar 2016, S. 52. Adlershof mete er dem Flugzeugbau. Zu dieser Zeit gab es Verbindungen nach Adlershof. Nach dem Studium ging Bölkow nach Augsburg zu Messer- schmitt und war an der Entwicklung des ersten strahlgetriebenen Se- rienflugzeugs ME 262 beteiligt.4 Im Oktober 1940 führte Bölkow im Adlershofer Windkanal Untersuchungen zur Entwicklung eines Las- tenseglers durch. Zu Kriegszeiten leitete er das Konstruktionsbüro des ME109 und entwickelte den ersten Pfeilflügeljäger. Bölkow war bis 1977 vorsitzender Geschäftsführer der Messersch- mitt- Bölkow-Blohm GmbH, die sich auf Rüstung, Luft- und Raumfahrt spezialisierte. MBB war in den 1980er Jahren der größte Rüstungs- hersteller der Bundesrepublik. Im Bereich Luftfahrt entwickelte das Unternehmen u.a. den Airbus und gehört heute zu EADS.5 Seit Ende der 1970er Jahre engagierte sich Bölkow für den Einsatz zu- kunftsweisender Energieträger, insbesondere für Sonne und Wasser- stoff. Er gründete 1983 die Ludwig-Bölkow Stiftung, die sich für öko- logische Nachhaltigkeit einsetzt.6 Michael BRÜCKNER Berlin 27.08.1939 - Berlin 14.03.1998 Friedlander Straße 156 (Nähe der Kapelle) Mit Unterstützung des Heimatvereins Köpenick wurde am 14.12.2014 3 am Grab des ersten Bezirksbürgermeisters nach der Wahl 1990 eine Gedenktafel angebracht.7 Links auf der Tafel befindet sich ein Port- rätfoto mit Name und Lebensdaten, rechts der Text: Michael Brückner wurde in Berlin-Oberspree geboren, wo er \ fast sein ganzes Leben verbrachte. Der Ingenieur für Elektro- \ technik wurde der erste nach der friedlichen Revolution 1989 \ frei gewählte Bezirksbürgermeister von Treptow seit 1948 und \ blieb bis zu seinem frühen Tod am 14. März 1998 im Amt. \ Er gehörte zu den Mitbe- gründern der Sozialdemokratischen Partei \ der DDR (SDP, ab 1990 SPD) in Treptow. Mit seiner ruhigen und \ ausgeglichenen Art erarbei- 4 Zu der Rolle der ME 262 im Krieg siehe: Christian Gödecke: Hitlers geheime Flugzeugfabriken. Düsenjäger im Dickicht. Spiegel Online, 30.11.2010. 5 Herbert Wulf: Waffenexport - Kein Geld mehr zu verpulvern. Die Zeit, 18.11.1983. vgl. o.A.: Rüstungsexport. Treffer mit Roland. Der Spiegel, 24.09.1990. 6 Soweit nicht anders vermerkt: Peter Strunk: Erinnerung an Ludwig Bölkow. WISTA-Management GmbH, Presseinformation 20/00. O.A.: Ludwig Bölkow gestorben. Adlershof Aktuell, 09.2003, S.11. Andreas Hentschel: Ludwig Bölkow. Ein Mann mit patenten Ideen. Stuttgarter Zeitung, 30.06.2012. In- golf Hertel: Ansprache anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Herrn Dr. Ludwig Bölkow. O.V., 07.06.2000. 7 Büro des Bezirksbürgermeisters: Bezirksbürgermeister enthüllt Informa- tionstafeln für Ehrengräber in Adlershof. Pressemitteilung, 08.12.2014. Der Grabstein wurde von Fabries Greyer gestaltet. Adlershof tete er sich bald eine hohe Wert- \ schätzung im Amt des Bezirksbür- germeisters. Zu den Schwer- \ punkten seiner Arbeit zählten der Auf- bau einer transparenten, \ bürgernahen Verwaltung, die Wiederher- stellung der durch die \ Berliner Mauer geteilten Verkehrsinfrastruk- tur sowie die Pflege \ der Kontakte zu den neuen Partnerstädten im In- und Ausland. \ Für einen wirtschaftlichen Aufschwung Treptows sorgte \ die Belebung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes \ Adlershof, dessen Entwicklung Michael Brückner stets \ unterstützte. BUNKERBERG Friedlander Straße In der BVV wurde auf Antrag der CDU am 17.12.2015 eine Empfeh- lung ausgesprochen, sich für ein Hinweisschild am sogenannten Bun- kerberg in der Nähe der Friedlander Straße einzusetzen. Der ehema- lige Luftschutzbunker könne als Erinnerung und Mahnung an den Zweiten Weltkrieg dienen.8 Georgi DIMITROFF Michailow Kovaceci 18.06.1882 - bei Moskau 02.07.1949 Anna-Seghers-Straße 91 An den bulgarischen Funktionär Georgi Dimitroff erinnert an der 4 Hauswand des ehemaligen Wohnorts seit 1972 eine von der Kunst- schmiedewerkstatt Kühn geschaffene Gedenktafel mit erhabener In- schrift:9 HIER WOHNTE \ GEORGI DIMITROFF \ GEB. 18.6.1882 GEST. 2.7.1949 \ SEINE KÜHNE UND ENTSCHLOSSENE \ ANKLAGE GEGEN DIE BARBA- REI \ DES HITLERFASCHISMUS WAR \ EIN LEUCHTENDES BEISPIEL \ FÜR ALLE ANTIFASCHISTISCHEN \ KÄMPFER Die Tafel verweist auf Dimitroffs herausragende Rolle im Reichstags- brandprozess, bei dem Dimitroff, der sich selbst verteidigte, schluß- endlich freigesprochen wurde. 8 Drucksache der BVV Treptow-Köpenick: Hinweisschild für "Bunkerberg" in Adlershof. Beschluss 0741/42/15, 17.12.2015. 9 Über den genauen Aufenthaltszeitraum Dimitroffs ist keine Auskunft zu er- zielen. Schönfeld hält lapidar fest: „Lange wird Georgi Dimitroff nicht in Treptow gewohnt haben, denn auf einer anderen Gedenktafel wird er- wähnt, daß der bulgarische Kommunist von 1930 bis 1933 in der Schlüter- straße 21 in Berlin Charlottenburg lebte. Dort befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift: IN DIESEM HAUS \ WIRKTE VON 1930 \ BIS 1933 \ GEORGI DIMITROFF, \ DER GROSSE SOHN \ BULGARIENS. Martin Schönfeld: Gedenk- tafeln in Ost-Berlin. Schriftenreihe Aktives Museum, 1991, S. 168. Holger Hübner: Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafel in Berlin. Argon, 1997, S. 380. Adlershof Georgi Dimitroff wurde wegen seiner Teilnahme am Septemberauf- stand 1923 in Bulgarien zum Tode verurteilt und emigrierte deshalb ins Ausland. Er gehörte bald zu den führenden Köpfen der Kommu- nistischen Internationale (KI). In den späten 1920er Jahren besuchte Dimitroff als Vertreter der KI einige Male Berlin.10 Im November 1928 wurde das Westeuropäische Büro der KI in Berlin gegründet, dessen Leiter Dimitroff 1929 wurde. Er lebte zu der Zeit illegal in der Stadt und befürchtete nach Bulgarien ausgeliefert zu werden. Berliner Kommunisten beschafften ihm immer wieder neue Unterkünfte, u.a. in der Volkswohlstraße 91, der heutigen Anna-Seghers-Straße.11 5 Kulturring in Berlin e. V. Am 27.01.1968 erhielt die 12. Oberschule den Namen Georgi Dimit- roff. Vor der Schule befand sich seit 1972 eine Dimitroff-Büste, deren Stein vom OdF-Denkmal am Adlershofer Platz der Befreiung stammte (siehe da). Zu Wendezeiten wurde die Schule umbenannt und die Büste Dimitroffs entfernt. Sie wurde beim Senator für Kulturelle An- gelegenheiten eingelagert.12 Zu Ehren des 90igsten Geburtstags von Dimitroff wurde am 02.07.1972 in der Fährallee 21, dem ehemaligen 10 Hans Maur: Bei den Arbeiterfamilien vor Polizeibütteln sicher. Neues Deutschland, 09.07.1977. 11 Ebd. O.A.: Dimitroff-Ehrung in Treptow und Köpenick. Neues Deutschland, 03.07.1974. 12 Rudi Hinte: Streiflichter aus dem Adlershofer Schulleben. Adlershofer Zei- tung Nr. 190, 02.2010, S.8f. Laut Hinte 2010 sind die Sockelreste der Büste noch auf der Rasenfläche zu erkennen. Klaus Weidner: Plastiken, Denkmäler und Brunnen im Bezirk Treptow. Luisenstädtischer Bildungsverein, 1993, S. 39. Adlershof Gasthaus „Zur Linde“ eine weitere Gedenktafel angebracht, mit dem Text In diesem Haus