Studie Zur Geschichtlichen Entwicklung
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Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Geschichtliche Entwicklung des Standortes Landsberger Allee 77 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung Inhalt 1. Einführung 3 2. Beginn der Urbanisierung und landwirtschaftliche Prägung bis 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1840- 1870) 5 Landwirtschaftliche Prägung und stadträumliche Einbindung durch Gründung der Königsstadt 5 Entstehung des Volksparks Friedrichshain 6 Industrialisierung und Stadtwachstum 7 3. Bauliche Entwicklung des Grundstücks (1870 bis 1895) 9 Städtebauliche Verdichtung der Königsstadt 9 Bauliche Verdichtung des Grundstücks Landsberger Allee 77 10 4. Städtebauliche Planungen bis Ende des 2. Weltkriegs (1895-1945) 12 Ziele des Bauzonenplans 1925 13 Das Untersuchungsgebiet im Nationalsozialismus 14 Zerstörung durch den 2. Weltkrieg 14 5. Wiederaufbau in der Nachkriegszeit (1945-1970) 15 Wiederaufbau 15 Neugestaltungen im Untersuchungsgebiet 18 6. Neubebauung als Freizeit- und Veranstaltungsbereich (1970-heute) 19 Bau des SEZ auf dem Grundstück Landsberger Allee 77 19 Wiedervereinigung 1990 23 7. Zusammenfassung 24 Zeitschiene 24 Fußnoten 25 Quellen 26 Abbildungsverzeichnis 27 Seite 2 von 28 Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung 1. Einführung Die vorliegende Untersuchung stellt die städtebauliche Ent- wicklung des Grundstücks Landsberger Allee 77 mit seinen stadträumlichen Zusammenhängen seit ca. 1840, aufgrund der in diesem Zeitraum einsetzenden strukturellen und ge- sellschaftlichen Veränderungen, dar. Das zu untersuchende Grundstück Landsberger Allee 77 liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg an der Grenze zum Bezirk Pankow bzw. zum Ortsteil Prenzlauer Berg. Das Grundstück wird nördlich vom Volkspark Friedrichshain, westlich von der Danziger Straße, süd- lich von der Landsberger Allee und östlich von der Langenbeckstraße begrenzt. Abb. 1 Lage / Stadträumliche Einbindung In unmittelbarer Nähe befinden sich bezirks- und stadt- prägende Elemente wie der Volkspark Friedrichshain, das Vivantes Klinikum im Friedrichshain, die Veranstaltungs- halle Velodrom, der St. Georgen Friedhof, die Aktien-Braue- rei Gesellschaft Friedrichshöhe und der „Alte Schlachthof“ von Berlin am S-Bahnhof Storkower Straße. Das heute ca. 47.600 m² große Grundstück Landsberger Allee 77 war in der Vergangenheit kleinteilig parzelliert. In der Studie wird das Grundstück betrachtet, welches seit 1992 als Landsberger Allee 77 bezeichnet wird. Abb. 2 Grundstück Landsberger Allee 77 heute Abb. 3 Landsberger Allee mit stadtprägenden Elementen heute Seite 3 von 28 Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung Da eine historische Untersuchung eines Standortes im- Exkurs 1 Landsberger Allee mer die Betrachtung der unmittelbaren Umgebung und der Die Landsberger Allee bildete die Verlängerung der zum gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfordert, Landsberger Tor verlaufenden Landsberger Straße. Benannt werden im Folgenden auch die Entwicklungen der über wurde die Straße nach der Kleinstadt Altlandsberg östlich von das Grundstück hinausgehenden näheren Umgebung, als Berlin. 1950 wurde sie in Leninallee unbenannt. Während der Untersuchungsgebiet bezeichnet, dargestellt. städtebaulichen Erweiterung Ost-Berlins bis 1978 wurden die östlich anschließenden Straßen Landsberger Chaus- Gleichzeitig wird auf gesamtstädtische, infrastrukturelle, see, Berliner Chaussee und Chaussee nach Altlandsberg gesellschaftliche und politische Zusammenhänge ver- in die Leninallee aufgenommen, dies hatte eine veränderte Hausnummerierung zur Folge. 1992 wurde die Leninallee in wiesen, die für die Entwicklung der Stadt und das Unter- 1 suchungsgebiet relevant sind. Hierzu dienen insbesondere Landsberger Allee umbenannt. die den Text begleitenden Exkurse. Die einzelnen Entwicklungsphasen des Untersuchungsge- biets und der Umgebung werden chronologisch mit Dar- stellung und Benennung des Anlasses der Entwicklung, den städtebaulichen Zusammenhängen und der Nutzungs- struktur dargestellt. Veranschaulicht wird die Studie durch historische Plan- und Kartenmaterialien sowie ausgewählte Bilder. Seite 4 von 28 Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung 2. Beginn der Urbanisierung und landwirtschaftliche Prägung bis 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1840- 1870) Landwirtschaftliche Prägung und stadträumliche Ein- bindung durch Gründung der Königsstadt Das Untersuchungsgebiet war bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein eine zunächst außerhalb der Ber- liner Zollmauern gelegene, landwirtschaftlich genutzte Fläche des historischen Stadtteils Königsstadt.2 Der nahe- gelegene Lindenberg, die damals so bezeichnete höchste Erhebung Berlins, war durch Weinberge geprägt. In unmit- telbarer Umgebung des Grundstücks befanden sich zwei Mühlen, die Holländermühle und die Blockwindmühle (sie- he Abb.6).3 Die Königsstadt, ursprünglich als Georgenvorstadt bekannt, entstand vor dem alten Königstor (siehe Abb. 4), das bis Abb. 4 Untersuchungsgebiet und Königstor im heutigen Ortsteil 1701 als Georgentor benannt wurde, und der mittelalter- Friedrichshain (rot) 1829 lichen Festungsanlage rund um das ehemalige Georgen- hospital (seit 1272 urkundlich erwähnt). Von den nördlich gelegenen Vorstädten - Spandauer Vorstadt, Stralauer Vorstadt, Georgenvorstadt - war die Georgenvorstadt die kleinste des mittelalterlichen Berlins. Das Georgentor befand sich in etwa an der heutigen Kreuzung der Otto-Braun-Straße/Greifswalder Straße mit den Straßen Prenzlauer Berg und Am Friedrichshain/Frie- denstraße. Bei der Krönung des ersten preußischen Kö- nigs Friedrich I. im Jahr 1701 zog dieser durch die Vorstadt und das Tor. Daraufhin wurden sowohl das Tor als auch die Vorstadt in Königsviertel/Königsstadt und Königstor umbe- nannt. Das strahlenförmige Straßennetz der Königsstadt wur- de durch die existierenden Fernhandelsstraßen nach Prenzlau, Altlandsberg und Bernau bestimmt, die auf dem Platz vor dem Königstor – dem heutigen Alexanderplatz – begannen. Abb. 5 Königsstadt (schwarz) im heutigen Stadtgebiet, Bezirksgren- zen (grün) Seite 5 von 28 Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung Die großen vorgelagerten, jenseits der Berliner Zollmauer gelegenen Flächen wurden 1831 eingemeindet. Seitdem umfasste die Königsstadt Weißensee und Wilhemsberg bei Hohenschönhausen. Die Einwohnerzahl der Königsstadt stieg von 41.713 im Jahr 1867 auf 197.518 im Jahr 1910.4 Trotz der weitreichenden Entwicklungen wie der ein- setzenden Industrialisierung ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, des Stadtwachstums5 und der gesell- schaftlichen Umwälzungen, die sich in der Umgebung des Grundstücks zu dieser Zeit bereits manifestierten, wurde das Grundstück selbst bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhun- derts landwirtschaftlich genutzt. Entstehung des Volksparks Friedrichshain Eine prägende Entwicklung im Untersuchungsgebiet war die Errichtung des Volksparks Friedrichshain. Der Volkspark wurde 1840 als Ausdruck eines erstarkten Bürgertums für den dicht besiedelten Berliner Osten gegründet. Anlässlich des hundertjährigen Thronjubiläums Friedrich II., König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg, wurde der Volks- park nach einer Idee von Peter Joseph Lenné durch den Beschluss des seit 1809 bestehenden Kommunalparla- ments, der Berliner Stadtverordnetenversammlung, an den Hängen des ehemaligen Weinberges errichtet. Da innerhalb der Stadtmauern keine adäquaten Flächen Abb. 6 Untersuchungsgebiet um 1850 mehr zur Verfügung standen, wurde der kommunale Er- holungspark außerhalb der Stadtmauern angelegt.6 Der zwischen Landsberger Tor und dem Königstor angelegte Park sollte als „grüne Lunge“ des Ostens fungieren und das Pendant zum westlich gelegenen Tiergarten darstellen.7 Der Park wurde entsprechend des damaligen Vorbilds englischer Landschaftsgärten gestaltet und sollte von allen Stadtbewohnern genutzt werden können. Damit war der Volkspark Friedrichshain der erste kommunale „Volksgarten“ Berlins.8 Auf dem Lindenberg im noch im Aufbau befindlichen Volks- park wurde am 22. März 1848 der „Friedhof der Märzgefal- Abb. 7 Darstellung Demonstration an den Gräbern der Märzgefallenen lenen“ errichtet. Dort wurden die Zivilopfer der Kämpfe der 04.06.1848 Märzrevolution am 18. März 1848 bestattet. Die dort befind- liche Holländermühle wurde im Zuge dessen abrissen. Die Blockwindmühle brannte 1860 ab.9 Seite 6 von 28 Geschichtliche Entwicklung Landsberger Allee 77 TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung Industrialisierung und Stadtwachstum Exkurs 2 Bebauungsplan der Umgebung Berlins (Hobrecht-Plan) Parallel zu dieser bürgerrechtlichen Bewegung setzte im 1858 sollte eine Planungskommission des Königlichen Poli- Berlin der 1830er Jahre die Industrialisierung ein. Dadurch zeipräsidiums zur Behebung der städtebaulichen, infrastruk- entwickelte sich Berlin seit 1850 zu einem industriellen Bal- turellen und hygienischen Missstände gesamtstädtische lungsgebiet wodurch der Verstädterungsprozess in Gang Pläne erarbeiten. Der Vorsitzende der Kommission der Re- gebracht wurde.10 gierungsbaumeister James Hobrecht, erarbeitete den „Be- bauungsplan der Umgebung Berlins“ (Hobrecht-Plan), der Bis 1853 basierten der Städtebau und das Bauwesen Ber- 1862 in Kraft trat. Dieser Fluchtlinienplan sollte vornehmlich lins auf der Bauordnung von 1641, die 1853 durch die neue die