Persönlichkeitsentwicklung Durch Tanz Pädagogische Postulate Und Ihre Bedeutung Für Die Unterrichtspraxis
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Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz Pädagogische Postulate und ihre Bedeutung für die Unterrichtspraxis Inauguraldissertation der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern zur Erlangung der Doktorwürde vorgelegt von Isolde Cäcilia Reichel Thalheim bei Wels, Österreich Selbstverlag, Wels, 2016 Von der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern auf Antrag von Prof. Dr. Roland Seiler (Hauptgutachter) und Prof. Dr. Katja Schneider (Zweitgutachterin) angenommen. Bern, den 16. Oktober 2016 Der Dekan: Prof. Dr. Fred Mast EXPOSEE Einleitung Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz gilt als schlüssiges Argument um Tanz an der Schule zu unterrichten. Nicht nur im Sportunterricht unter dem Ausbildungsinhalt nach Bucher (1997) „bewegen, darstellen, tanzen“ gilt es als Ziel, die jeweilige Kultur und die damit einhergehenden Bewegungsrituale zu vermitteln, Ausdruck und Kommunikation über Bewegung und Haltung verständlich zu machen und im Sinne einer Entfaltung aller Anlagen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, sondern Persönlichkeitsentwicklung steht als Schlagwort fast allen Projekten in Tanz vor. Seit dem „Tanzplan Deutschland“ (2005-2010) finden zwar vermehrt Projekte in Tanz an Schulen statt, doch gerade dem zeitgenössischen Tanz fehlt bisher die theoretische Auseinandersetzung und eine empirische Basis zur Überprüfung der postulierten Persönlichkeitsentwicklung. Was unter zeitgenössischem Tanz zu verstehen ist, wie sich dieser in den pädagogischen Alltag integrieren lässt und welchen Beitrag diese Tanzform zur Persönlichkeitsentwicklung leisten kann, soll die vorliegende Arbeit zeigen. Untersuchungsanlage Die Arbeit zeigt sich interdisziplinär verortet zwischen Tanzpädagogik und Sportpsychologie und bedient sich der jeweiligen qualitativen und quantitativen Arbeitsmethoden um eine Antwort auf die Frage der Beeinflussung durch Tanz zu finden. Der Begriff Tanz wird aus einer geschichtlichen Perspektive aufgearbeitet. Neben den historischen Einflüssen zeigt sich eine starke Einbindung des zeitgenössischen Tanzes in den pädagogischen Bereich. Hier gilt es besonders das Verständnis von Tanz zu klären. Um ‚Persönlichkeitsentwicklung’ durch Tanz näher zu untersuchen, wird eine empirisch-qualitative Studie anhand von Experteninterviews durchgeführt, um die Aspekte des Tanzes auf die Persönlichkeitsentwicklung detailliert darzustellen. Forschungsleitende Frage Als forschungsleitende Frage wird formuliert: Welche Wirkung zeigt zeitgenössischer Tanz auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Schülerinnen und Schüler? Unterfragestellungen, die sich daraus ergeben sind: Was bedeutet es, zeitgenössischen Tanz zu unterrichten? Welche Aspekte einer möglichen Persönlichkeitsentwicklung werden durch den zeitgenössischen Tanz angesprochen? Letztlich: Lassen sich Wirkungen von zeitgenössischen Tanz auf einer psychologischen Ebene nachvollziehen? Methodischer Weg Ein multimethodisches Vorgehen hilft vorerst die pädagogischen Postulate zu zeitgenössischem Tanz mittels Experteninterviews zu erheben. Diese werden anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet. Die Kategorien der Analyse weisen den Weg für die Erstellung eines tanzspezifischen Fragebogens, der einzelne Aspekte des zeitgenössischen Tanzes genauer untersucht. Innerhalb einer Projektevaluation wird eine Interventionsstudie durchgeführt. Im Kontrollgruppendesign (Experimentalgruppe: zeitgenössischer Tanz; Kontrollgruppe: regulärer Sportunterricht) werden anhand des tanzspezifischen Fragebogens intervallskalierte Daten erhoben. Diese lassen sich mittels statistischer Verfahren auswerten und werden vor den spezifischen Teilfragestellungen interpretiert. Das Tanzprojekt findet im Zuge des Sportunterrichts über 3 Monate an der Byfang-Schule im Schweizer Aargau (Thunstetten) statt. Der Tanzkünstler Marcel Leemann unterrichtet ausgewählte Inhalte des zeitgenössischen Tanzes an die 26 Schülerinnen und Schüler der 9. Schulstufe (13-14 Jahre). Zusätzlich zur Fragebogenerhebung unterstützt eine deskriptive Aufführungsanalyse, eine Erhebung zur Evaluation des Unterrichts und das Tiefeninterview mit Marcel Leemann die detaillierte Darstellung des Tanzprojekts. Zusammenfassung und Diskussion Die mehrperspektivischen Ergebnisse der Studie werden anschliessend in der Diskussion zusammengeführt. Die wichtigsten Aussagen der Expertinnen und des Experten werden aufgegriffen und vor den empirischen Erfahrungen der Praxis diskutiert. Neben den Ergebnissen findet sich eine Kritik am Erhebungsinstrument und der Studiendurchführung sowie Ableitungen und Empfehlungen für die Praxis. Generell zeigen die Schülerinnen und Schüler des Tanzprojektes neue Bewegungserfahrungen und freudvolle Erlebnisse im Umgang mit Körperlichkeit und Körperkontakt. Es wird während des Tanzens eine soziale Erfahrung angeboten. Eine damit einhergehende Beeinflussung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung kann empirisch teilweise nachvollzogen werden. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Ausdruck und Kreativität wird angestrebt, lässt sich aber nicht mittelbar messen. Gerade der zeitgenössische Tanz hat die individuelle Förderung und die Entfaltung des kreativen Potentials jedes einzelnen Schülers und jeder Schülerin im Fokus und gibt damit Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung. Dabei zeigen sich spezifische Erfahrungen, die gerade durch die Konfrontation mit Tanzen ausgelöst werden, wie „neue Bewegungserfahrungen zu machen“ oder die Erfahrung, sich selbst vor Publikum zu präsentieren. Vor allem aber werden die Schülerinnen und Schüler in ein Gesellschaftsgebiet eingeführt, das den Umgang mit Körperlichkeit spielerisch und frei von Leistungsgedanken vermitteln kann und das ist existentiell wichtig als Grundlage für Gesundheit und Glück. Gendergerechtes Schreiben wird als Mittel betrachtet, Männer und Frauen der Gesellschaft in gleichem Ausmass in der Sprache zu repräsentieren. In dieser Arbeit wird jeweils die männliche, wie die weibliche Form genannt. Eine andere Form bietet die Schreibweise mithilfe des Binnen-I, wie bei ExpertInnen. Werden die Worte als Funktionen genannt, so wird die kürzere Fassung bevorzugt, wie bei Experteninterviews oder Schülerebene. Dabei ist die weibliche Repräsentation jeweilig mitgenannt. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .......................................................................................................................... 4 1.1 Gliederung der Arbeit ................................................................................................. 6 1.2 Begriffsklärungen ....................................................................................................... 8 1.2.1 Begriffsklärung „Tanz“ ........................................................................................... 8 1.2.2 Begriffsklärung „Persönlichkeitsentwicklung“ ...................................................... 32 1.3 Problemstellung und Ziel der Arbeit ....................................................................... 42 2 Forschungsdesign ......................................................................................................... 44 2.1 Forschungsleitende Fragen ..................................................................................... 46 2.2 Methodischer Weg .................................................................................................... 47 2.2.1 Qualitative Studie anhand von Experteninterviews ............................................. 47 2.2.2 Projektevaluierung mit Interventionsstudie ......................................................... 47 3 Experteninterviews ........................................................................................................ 50 3.1 Kurzportraits der ExpertInnen ................................................................................. 54 3.1.1 Experteninterview 1 – Tänzer und Choreograph ................................................ 56 3.1.2 Experteninterview 2 – Tanzdozentin Universität ................................................. 56 3.1.3 Experteninterview 3 – Theaterpädagogin ........................................................... 57 3.1.4 Experteninterview 4 – Tanznovizin ..................................................................... 57 3.1.5 Experteninterview 5 – Dozentin Sport und Tanz ................................................. 58 3.1.6 Zwischenfazit und Zusammenfassung ................................................................ 58 3.2 Auswertungen ........................................................................................................... 60 3.2.1 Definition von Tanz (enges Verständnis) ............................................................ 61 3.2.2 Überlegungen zur Konzeption von zeitgenössischem Tanz in der Schule ......... 65 3.2.3 Überlegungen zur Inszenierung von Tanzunterricht ........................................... 70 3.2.4 Pädagogische Wirkpostulate ............................................................................... 72 3.3 Ergebnis .................................................................................................................... 84 4 Tanzverständnis, Inszenierungsweise und Wirkung des Unterrichts ....................... 86 4.1 Einführung in das Gesellschaftsgebiet Tanz ......................................................... 88 4.2 Veränderungen im Körper- und Bewegungskonzept ............................................ 89 4.2.1 Körperwahrnehmung ..........................................................................................