Vertigo-Arten Am Latzigsee
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Vertigo-Arten am Latzigsee Die Landgastropoden des FFH-Gebietes Latzigsee unter besonderer Betrachtung der Vertigo-Arten Diplomarbeit An der Hochschule Neubrandenburg, Im Studiengang Landschaftsarchitektur und Umweltplanung Von Christin Sigusch (geb. Brandt) Neubrandenburg, April 2008 Erstgutachter: Prof. Dr. rer. nat. Mathias Grünwald (Lehrstuhl für Zoologie/Tierökologie) Zweitgutachter: Prof. Dr. Helmut Lührs (Lehrstuhl für Freiraumplanung) URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis2008-0044-3 Danksagung Die Untersuchung der Landgastropoden des FFH-Gebietes Latzigsee unter besonderer Betrachtung der Vertigo-Arten wäre ohne eine intensive Einarbeitung in die Artengruppe der Mollusken nicht möglich gewesen. Insbesondere der Aufbau einer abgesicherten Vergleichssammlung war eine Grundvoraussetzung für diese Arbeit. Daher gilt ganz besonderen Dank Herrn Henry Lemke, welcher als erstes mein Interesse an der Molluskenbestimmung weckte. Ich werde nie jene lustigen Stunden vergessen, in denen ich verzweifelt versucht habe, den Inhalt 5 verschiedener Probegläser zu bestimmen. Wobei alle 5 Proben nur Trichia hispida (Gem. Haarschnecke) enthielten, was Herr Lemke natürlich wusste ich hingegen nicht. Seither zählt diese Schnecke zu meinen „beliebtesten“! Ebenfalls danke ich Herrn Lemke für die liebevolle Unterstützung bei den Fotos und der Nachbestimmung der Mollusken. Vielfältigen Dank gebührt Prof. Dr. rer. nat. Mathias Grünwald für die fachliche Hilfe, Inspiration und Unterstützung meiner Arbeit. Ich danke Prof. Dr. Helmut Lührs für die Übernahme der Zweitkorrektur, auch wenn es nicht seinem Fachgebiet entsprach. Ich danke Herrn Harald Janzen für seine liebevolle Unterstützung bei dieser Arbeit und den zukünftigen privaten Anliegen. P.S. ich weiß, dass es da zwei bei der unteren Naturschutzbehörde gibt, die sich um ihr „Schnattchen“ sorgen. Meinen Eltern gebührt besonderer Dank, da sie mich während meiner Studienzeit nicht nur finanziell unterstützt haben. Ohne meine Eltern wäre ich nicht mal in den Genuss meines Abiturs gekommen. Besonders Danken möchte ich meiner noch ungeborenen Tochter, da sie die Geduld aufbrachte, die Abgabe der Arbeit abzuwarten, bevor sie aktiv und mit mehr Nachdruck ihr Recht auf uneingeschränkte Aufmerksamkeit, Zuwendung und Erfüllung ihrer Lebensbedürfnisse geltend macht. Abschließende Dankesworte gebühren meinem Mann Thomas, welcher mich stets und ständig, in guten wie in schlechten Tagen begleitet und nicht von meiner Seite weicht. Ich liebe Dich mein Schatz! Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Das Untersuchungsgebiet 2 2.1 Geographische Lage / Gebietsbeschreibung 2 2.2 Landschaftsgeschichte 3 2.3 Boden/Grabungen 7 2.3.1 Niedermoor 9 2.4 Klima 10 2.5. Angrenzendene Flächennutzungen 11 2.5.1 Schutzgebiete um den Latzigsee 12 2.6 Vegetation 14 3 Material und Methoden 25 3.1Untersuchungszeitraum 25 3.2 Auswahl der Untersuchungsflächen 25 3.3 Erfassung der Mollusken 26 3.4 Erfassung der Lebensräume 27 3.5 Bestimmung der Mollusken 32 3.6 Methodenkritik 33 4 Ergebnisse 33 4.1 Faunenliste 33 4.2 Artmonographien 37 4.3 Ergebnisse Vertigo-Arten 73 6 Diskussion 79 6.1 Die Molluskenfauna des Landkreises 79 6.2 Rote Liste Arten 81 6.3 Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 84 6.4 Gefährdungen und Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung der FFH-Vertigo-Arten 85 7 Zusammenfassung 88 8 Bilder 89 9 Literaturverzeichnis 95 Diplomarbeit Vertigo-Arten am Latzigsee 1 1 Einleitung Mit weltweit etwa 130.000 Arten sind die Weichtiere oder Mollusken nach den Gliederfüßern der zweitgrößte Tierstamm [http://Lexikon.meyers.de/meyers/Weichtiere]. Neben Meere und Süßwasserbiotope bewohnen Weichtiere auch Lebensräume an Land. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich weitestgehend auf Landschnecken. Einzelexemplare von Süßwassermollusken sind teilweise vorhanden, da bei den Bodenproben durchaus auch ehemaliger Seeboden beprobt wurde. Während des Vorpraktikums im Grundstudium, welches ich bei der unteren Naturschutzbehörde abgelegt habe, kam ich das erste Mal in den Kontakt mit den Vertigo- Arten. Während eines Außendienstes wurden Klopfproben gesammelt, welche Vertigo- Arten enthielten. Ausgehend von dem Tatbestand, dass die Vertigo-Arten relativ wenig untersucht und daher auch noch genügend Untersuchungsgebiete zur Auswahl stehen, bot sich der Versuch der Diplomarbeit an. Die Wahl des Untersuchungsgebietes fiel schnell auf den Latzigsee, welcher umliegend aus FFH-Gebiet, GLB und Vogelschutzgebiet besteht. In der vorliegenden Arbeit, wird versucht, mittels Klopf- und Bodenproben Aussagen zum Vorkommen von Landschnecken, insbesondere der Vertigo-Arten, zu treffen. Des Weiteren soll herausgefunden werden mit welchen Arten die Vertigo-Arten vergesellschaftet sind. Anschließend werden für alle gefährdeten und seltenen Arten Schutzerfordernisse erarbeitet. Diplomarbeit Vertigo-Arten am Latzigsee 2 2 Das Untersuchungsgebiet 2.1 Geographische Lage / Gebietsbeschreibung Der Latzigsee befindet sich im Landkreis Uecker-Randow. Nordwestlich von Rothenklempenow im Niedermoorgebiet der Randow ist der Latzigsee in Wirtschaftswiesen eingebettet [Messtischblatt 2451, 3. Quadrant]. Zum Großraum der Ueckermünder Heide gehörend, liegt er auch im Bereich des Naturparks „Am Stettiner Haff“. Der Naturpark wurde am 20. Dezember 2004 durch die Landesverordnung zur Festsetzung des Naturparks „Am Stettiner Haff“ [GVOBI. M-V S.572] festgesetzt. Die am Südostufer des Latzigsees gelegene Feuchtwiese wurde am 26.10.1983 durch den Ratsbeschluss 28/110/83 vom Rat des Kreises Pasewalks unter Schutz gestellt. Heute ist dieser geschützte Landschaftsbestandteil weit über die Kreis und Landesgrenzen bekannt. Einen großen Anteil daran hat die botanische Ausstattung. Aufgrund dieser Bedeutung und das Vorkommen weiterer bemerkenswerter Arten wurde der Latzigsee am 20.04.2005 als FFH-Gebiet gemeldet. Dieses FFH-Gebiet (Kennziffer: DE 2451-302) umfasst 122 ha Des Weiteren liegt der Flachsee in der stark entwässerten Niederung des Randowtals und weist im Uferbereich noch Reste von kalkreichen Niedermooren auf. Bei der Untersuchung des Latzigsees sind folgende prozentuale Lebensraumklassen vorzufinden: 48% Binnengewässer (stehend) 7% Moore, Sümpfe, Uferbewuchs 41% Feuchtes und mesophiles Grünland 3% Laubwald Diplomarbeit Vertigo-Arten am Latzigsee 3 2.2 Landschaftsgeschichte Das umgebene Landschaftsbild des Uecker-Randow Kreises und damit auch das des Latzigsees wurde entscheidend durch die unser Gebiet passierenden Inlandvereisungen geprägt. Die Weichsel-Eiszeit brachte gewaltige Eismassen, die in unserem Bereich immerhin noch mehrere 100 m dick waren. Typische glaziale Elemente unserer Landschaft sind zum Beispiel Sölle, Oser, Urstromtäler (nach Abtrocknung dieser entstanden dann Niedermoorgebiete). [Hausarbeit : Eric Janzen „Langzeituntersuchungen an einer renaturierten Moorbrandfläche - Grundlage zur Weiterführung des Projektes sowie Untersuchung zu Varianten der Erstbesiedlung] Die Zeitspanne der Weichsel-Eiszeit dauerte von etwa 115000-10000 Jahren vor heute. Die Eiszeiten bestehen aus mehreren verschiedenen Eisrandlagen. Für unsere Region waren die Pommersche Eisrandlage vor ca. 16000 Jahren und die Mecklenburger (Rosenthaler) Eisrandlage vor etwa 14000 Jahren von großer Bedeutung für das heutige Landschaftsbild. Die Vorgänge zu Beginn der Weichsel-Eiszeit sind noch nicht völlig geklärt. Es gibt zunächst Beweise, dass Finnland und Norwegen im Zeitraum von 70000 bis 60000 Jahren vor heute vom Eis bedeckt waren. Zwischen 60000 und 25000 Jahren vor heute erreicht kein Inlandeis Deutschland trotz des nachweislich ziemlich kalten Klimas. Die Haupteiszeit lag etwa zwischen 25000 bis 10000 Jahren vor heute. Die Vereisungsperiode war zunächst prägend mit zwei großen Eisvorstößen, der eine von der Ostsee und der andere von Norwegen. Durch die Ostsee wurden große Teile des östlichen Deutschland bis südlich von Berlin vom Eis bedeckt. Entscheidend während der kältesten Periode der Weichsel-Eiszeit war, dass sich zwei Moränen übereinander schoben. Die obere stammte vom Pommerschen Haupteisvorstoß, Diplomarbeit Vertigo-Arten am Latzigsee 4 dessen Außengrenze wird auf der folgenden Karte mit (H) bezeichnet und die untere Moräne stammt vom Unterpommerschen Eisvorstoß (auf der Karte „P-Max“). Außerhalb der „pommerschen“ Eisrandlagen prägte das Schmelzwasser die sandigen Ebenen der Mark Brandenburg und südlich von Mecklenburg. Nach mehreren Kälte- und Wärmeschwankungen der Weichsel-Eiszeit, ging sie um etwa 10000 Jahren vor heute zu Ende. Erheblich Mengen von Toteis ließen die Gletscher beim abschmelzen zurück. Dabei konnten einige Toteisbestände durch die sehr kalten Perioden der Eisvorstöße der Weichsel-Eiszeit nicht vollständig abschmelzen. So wurde dann jenes Toteis bei der folgenden kalten Periode mit Sand und Kies überschüttet. Das nun doch über einen langen Zeitraum bestehende Eis schmolz dann nach und nach durch das wärmer werdende Klima. Dadurch sanken die überlagerten Schichten ein. Es entstanden kleinere und größere Niederungen und damit demzufolge auch Seen. Ein Beispiel ist die „Mecklenburger Seenplatte“. [Smed/Ehlers: „Steine aus dem Norden“ Geschiebe als Zeugen der Eiszeit in Norddeutschland 1994 Gebrüder Borntraeger-Berlin-Stuttgart Seite 60-63] Tabelle 1: Abfolge und regionale Namen der oberpleistozänen Glaziale Zeitspanne Norddeutschland 480 000 - 320 000 Elster-Eiszeit 320 000 180 000 Holstein-Eiszeit 180 000 120 000 Saale-Eiszeit 120 000 10 000 Weichsel-Eiszeit Diplomarbeit Vertigo-Arten am Latzigsee 5 Abb. 1 Karte der Eisrandlagen in Norddeutschland und angrenzenden