Maximilianeum Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags Jahrgang 2 I Ausgabe Nr. 5 I Juni 2008 Themen Der Landtag hat neue Web-Seiten Landespolitik auf einen Klick Die Online-Seiten der Fraktionen Internet-Informationen jetzt noch übersichtlicher Seite 6

Komplett neu, wesentlich Flughafen-Ausbaupläne übersichtlicher, schneller Der Wirtschaftsausschuss vor Ort und außerdem barriere- frei ist der neue Online- Seite 9 Auftritt des Bayerischen Serie „Typisch Bayern“ Landtags, der seit dem Oberfranken: Vom Reiz der Vielfalt 1. Juli 2008 anklickbar ist. Bewährte Inhalte mit Seite 14 verbesserter Struktur und

Gestaltung machen das 60 Jahre Israel neue Angebot aus. Ein Jubiläumssymposion im Plenarsaal

Lesen Sie mehr ab Seite 3 Seite 16 Landtagspräsident Alois Glück präsentiert die Web-Seiten des Landtags vor der Kulisse des Maxi- milianeums. An das Parlamentsgeschehen kommen Internetsurfer künftig noch bequemer. /Foto: Poss Maximilianeum Editorial I Juni 2008

Liebe Leserin, lieber Leser, Inhalt

in der fünften Ausgabe von „Maximilianeum“ zirksheimatpfleger Günter Dippold beschreibt Editorial 2 liegt ein Schwerpunkt beim Thema Internet. den Landstrich im Norden des Freistaats liebe- Der Bayerische Landtag hat mit Erscheinen voll: „Es nutzte Oberfranken seine Lage mitten Titelthema dieser Ausgabe sein Online-Angebot komplett in Europa, von der die Region seit langem Der Landtag zieht neue Seiten auf überarbeitet. Schauen Sie doch einmal vorbei: profitiert. Gerade die glanzvollen Barockbau- Übersichtlicher, schneller, barrierefrei 3 Web-TV – live dabei sein 5 www.bayern.landtag.de. ten, die heute Anziehungspunkte für Touristen Landespolitik auf einen Klick 6 bilden, wären nicht denkbar ohne Einflüsse aus Wenn Sie zunächst lesen wollen, was Sie auf Böhmen, Italien, Frankreich. Das Fehlen einer Aktuelles der neuen Homepage erwartet, empfehlen wir Metropole erweist sich heute als Gewinn: Denn Anhörung zur Genderforschung 7 Ihnen die Lektüre unserer Seiten 3 bis 6. der Reiz Oberfrankens liegt in seiner Vielfalt.“ Untersuchungsausschuss BayernLB 8 MEHR Ausbaupläne des Flughafens München 9 AUDIO

Dort erfahren Sie alles rund um den neuen VIDEO Regenerative Energien in Bayern 10 Online-Auftritt, der künftig übersichtlicher, Auch der Bayerische Landtag hat die Staats- schneller und barrierefrei im Netz steht. Und gründung Israels vor 60 Jahren feierlich be- Meldungen aus den Ausschüssen viele parlamentarische Download-Angebote gangen – im Rahmen eines Symposions mit Haushaltsausschuss: Kulturfonds 12 finden Sie künftig übersichtlich in der rechten Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zent- Landwirtschaftsausschuss: Spalte. ralrats der Juden in Deutschland. Drei neue Agrarlehrstühle geplant 13 Israel war auch das Thema des traditionellen Serie „Typisch Bayern“ Ein Thema, das bayerischen Politikern beson- Akademie-Gesprächs im Landtag. Gesprächs- Oberfranken - Der Reiz der Vielfalt 14 ders am Herzen liegt, sind die erneuerbaren partner war der ehemalige Botschafter in Energien. MEHR Deutschland, Avi Primor. MEHR AUDIO AUDIO 60 Jahre Israel VIDEO VIDEO Ein Symposion im Bayerischen Landtag 16 Unsere Serie „Typisch Bayern“ widmet sich in Freundliche Grüße dieser Ausgabe dem schönen Oberfranken. Be- DIE REDAKTION Notizen 17 Blick auf den Sonnentempel in der Eremitage der oberfränkischen Stadt . /Foto dpa Impressum 19

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 2 Maximilianeum Titel I Juni 2008 Übersichtlicher, schneller, barrierefrei Der Internet-Auftritt des Bayerischen Landtags hat ein komplett neues Gesicht

Wer sich online über den bei besonderen Ereignissen im Landtag wie etwa bei der Wahl eines neuen Ministerpräsi- Landtag informieren will, denten schnellen die Nutzerzahlen regelmäßig hat es künftig noch einfa- in die Höhe. cher: Das bayerische Par- Zielgerichteter Zugriff auf Informationen lament ist seit 1. Juli mit Um den Nutzern einen schnellen und zielge- richteten Zugriff auf die gesuchten Informa- einem neu gestalteten, tionen im weiß-blauen Portal zu ermöglichen, noch benutzerfreund­ wurde die Navigation kompakt und benut- zerfreundlich angelegt: Die Konzentration licheren Internetauftritt auf wenige Menüpunkte sorgt hier für Über- sichtlichkeit. Über die fünf Hauptmenüpunkte im Netz. Aktuelles, Abgeordnete, Parlament, Doku- mente und Ihr Maximilianeum ist das gesamte Bewährte Inhalte, verbesserte Struktur und Online-Angebot des Bayerischen Landtags Gestaltung – so lautet das Prinzip des neuen abrufbar. Angebots, das schon auf den ersten Blick noch Die neuen Webseiten: Auf der linken Seite erleichtert eine kompakte Menüleiste die Navigation. frischer und moderner daherkommt. „Unser Klares Layout, konsequenter Seitenaufbau Rechts stehen die dazu passenden, aktuellen Download-Angebote. /Screenshots: Landtagsamt Kernanliegen bei der Überarbeitung war es, Für eine leichte Orientierung sorgt auf jeder für alle Benutzergruppen den Zugang zu den Seite des neuen Auftritts ein konsequent um- Menüstruktur im Überblick Internet-Redaktion des Bayerischen Landtags Informationen zu erleichtern und ein verbes- gesetzter, jeweils dreigliedriger Inhaltsaufbau Unter dem Menüpunkt Aktuelles finden sich hier auch Informationen zu aktuellen Ausstel- sertes Serviceangebot zu bieten“, so Landtags- mit vertikaler Menüübersicht am linken Sei- die Tages- und Wochenübersichten der Sit- lungen, zur „Dialog“-Reihe, zu den Akademie- präsident Alois Glück. tenrand, den Beiträgen in der mittleren Spalte zungen im Landtag, das Web-TV, Pressemit- Gesprächen oder anderen besonderen Ereig- sowie den weiterführenden Informations- und teilungen und Presseberichte sowie der Zugriff nissen im Maximilianeum. Derzeit werden im Durchschnitt rund 400 000 Download-Angeboten auf der rechten Seite. auf „Maximilianeum“, das Online-Magazin des Seitenaufrufe im Monat registriert. Vor allem Bayerischen Landtags. Im Übrigen bietet die Lesen Sie weiter auf Seite 4

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 3 Maximilianeum Titel I Juni 2008

Übersichtlicher, schneller, barrierefrei: www.bayern.landtag.de

Die rechte Spalte im Ausschnitt: Hier stehen an den Bayerischen Landtag können nicht künftig Download-Angebote übersichtlich nur per Brief oder Fax, sondern auch bequem untereinander, zum Beispiel die Sitzordnung online an das zuständige Referat geleitet und -verteilung oder ein Link zum Web-TV. werden.

Unter dem Menüpunkt Dokumente können  Drucksachen (zum Beispiel Gesetzentwürfe und Anträge) sowie die wörtlichen Protokolle der Plenarsitzungen abgerufen werden. Per Abonnement-Service lassen sich gewünschte Dokumente auch regelmäßig oder individuell anfordern. Auch alle wichtigen Gesetze und Rechtsgrundlagen, die die parlamentarische Arbeit be­treffen, stehen hier zum Herunterla- den bereit.

Informationen und Services rund um das Besucherprogramm des Landtags sowie die Angebote zur politischen Bildung und pädagogischen Betreuung sind unter dem Menüpunkt Ihr Maximilianeum zusammenge- Die Konzentration auf wenige Menüpunkte bringt mehr Übersichtlichkeit. Neu gestaltet wurde fasst. Hier findet der Nutzer außerdem einen auch die Tagesübersicht mit im Stundentakt aktualisierten Terminen. Broschüren-Bestellservice, die Bayernhymne als Audio-Datei zum Herunterladen sowie Neben Wahlergebnissen und Statistiken bietet der Menüpunkt Parlament. Über das Lexikon Informationen zur Geschichte des Bayerischen der Menüpunkt Abgeordnete vor allem biogra- „Der Landtag von A-Z“ erfahren die Besucher Landtags und zum Gebäude - von hier aus fische Informationen zu den Mitgliedern des der Website viel Wissenswertes rund um das kann ein „virtueller Rundgang“ durch das Par- Bayerischen Landtags. Auch die Lebensläufe bayerische Parlament. lamentsgebäude unternommen werden. Ge- ehemaliger Mandatsträger können aufgerufen Unter Parlament finden Bürgerinnen und boten wird auch ein „virtueller Rundflug“ über werden.Informationen zu den Fraktionen und Bürger auch eine verständliche Anleitung, wie das Maximilianeum. den Gremien des Bayerischen Landtags bietet man eine Petition richtig einreicht. Petitionen Lesen Sie weiter auf Seite 5

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 4 Maximilianeum Titel I Juni 2008

Übersichtlicher, schneller, barrierefrei: www.bayern.landtag.de

Verbesserte Such- und Kalenderfunktionen Multimediales Angebot Das Web-TV im Bayerischen Landtag sorgen ebenfalls für hohe Benutzerfreundlich- Das bewährte breite multimediale Spektrum keit. Für manche Informationen, für die Nutzer wurde beibehalten, optimiert und ausgebaut. Mit Augen und Ohren live im Plenarsaal dabei sein früher mehrere Mausklicks benötigten, genügt So können die im Plenum geführten Debatten „Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, was die Frau Staatsministerin hier künftig einer. live über Web-TV (siehe Kasten rechts) ver- behauptet, ist nun wirklich nicht haltbar ...“ oder „Die Opposition will wieder alles schlechtre- folgt und die Redebeiträge jederzeit im Video- den ...“ Um solche Sätze – etwa in einer aktuellen Stunde – zu hören, muss man heutzutage Barrierefreier Zugang Archiv wieder aufgerufen werden. Während weder im Plenum sitzen noch die Nachrichten in Funk und Fernsehen abwarten. Über das für Menschen mit Behinderung der Plenardebatten erhält der Nutzer über das Web-TV des Landtags Verbessert wurde der Zugang für Menschen Serviceangebot „Plenum Online“ zusätzliche kann sich jedermann die mit Behinderung: Ab sofort werden die Sei- Informationen zu den laufenden Tagesord- Reden im Plenarsaal auf teninhalte bei Bedarf mit Hilfe eines soge- nungspunkten und Beratungsergebnissen. Und den Bildschirm zuhause wer den Ausgang einer holen – live während namentlichen Abstimmung der Debatte oder danach nachträglich erfahren rund um die Uhr. Möglich Alle Termine sind jetzt möchte, kann auch hier macht dies das Web-TV schneller und leichter abrufbar auf die Archiv-Funktion des Landtags, das mit zurückgreifen. wenigen Sekunden Ver- zögerung live empfangen nannten „Screenreaders“ in hoher Qualität Für insgesamt größere Aktualität sorgt das werden kann, sowie das vorgelesen. Für Sehbehinderte gibt es außer- Layout der neuen Startseite. Hier ist künftig zugehörige Archiv. Vier dem eine Hilfsnavigation. Möglich sind eine mehr Platz für aktuelle redaktionelle Beiträge Fernsehkameras sind im wesentlich kontrastreichere Darstellung und wie Pressemitteilungen, Veranstaltungshin- Plenarsaal installiert. Auf ein vergrößertes Schriftbild. weise oder für aktuelle Berichte aus den Par- einem großen Flach- Medientechniker Benedikt Hain in der Regie des TV-Studios im Alle Internet-basierten Inhalte auf den Land- lamentsgremien. Auch das aktuelle Wetter in bildschirm werden die Bayerischen Landtag. /Foto: Poss tagsseiten entsprechen den rechtlichen Vor- München kann über www.bayern.landtag.de Kamerabilder übertragen gaben der Barrierefreiheit. Soweit möglich live mitverfolgt werden. Über die Webcam des und live geschnitten, so dass die Zuschauer im Internet das Geschehen im Landtag aus wech- werden diese Standards auch bei den im Auf- Landtags ist rund um die Uhr ein Blick auf die selnden Perspektiven verfolgen können. Die meiste Zeit wird der jeweilige Redner gezeigt, tritt integrierten PDF-Dokumenten umgesetzt. Maximilianstraße möglich – ein Service, auf gelegentlich schwenkt der Blick aber auch auf das Plenum. Und wer vorab oder während der Insbesondere ältere PDF-Dokumente können den übrigens auch der Deutsche Wetterdienst Debatte wissen möchte, worüber die Abgeordneten sich ihre Rede-Duelle liefern, kann über jedoch aus technischen Gründen nicht in vol- regelmäßig zugreift. /Anke Sauter das Service-Angebot „Plenum online“ laufende Informationen zu den Tagesordnungspunkten lem Umfang barrierefrei aufbereitet werden. abrufen. /Anke Sauter

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 5 Maximilianeum Titel I Juni 2008

Landespolitik auf einen Klick: das Online-Angebot der Fraktionen Längst haben alle Frak- findet hier einigen Lesestoff. Doch nicht nur www.gruene-fraktion-bayern.de Zudem informiert die Seite in Stichworten Geschriebenes ist zu finden. MEHR Auch die Grünen haben ihren Internetseiten über die politischen Schwerpunkte bei den AUDIO vor kurzem ein neues Design verpasst. Jeweils Grünen und ihre parlamentarischen Initiati- tionen im Bayerischen VIDEO In der Mediathek wird die Politik der Christ- mit einem Abgeordnetenfoto und einem An- ven, über Veranstaltungen und Termine. Und Landtag eine eigene sozialen im Maximilianeum auch über Audio- riss werden aktuelle Themen übersichtlich auch Broschüren, Anträge und Reden können und Videobeiträge vermittelt. Zum Beispiel präsentiert. In sogenannten „Themenspecials“ hier heruntergeladen werden. MEHR Homepage, auf der sich AUDIO zum Thema Bildungspolitik. Besonders benut- werden einzelne Themen und deren Hinter- www.spd-landtag.de VIDEO Bürgerinnen und Bürger zerfreundlich: Eine Art Gebrauchsanweisung gründe ausführlicher aufgearbeitet, zum Bei- Im November 2007 ging die neue Homepage nimmt den Besucher der Seite bei der Hand. spiel die Krise um die Bayerische Landesbank. der SPD-Landtagsfraktion an den Start. Unter über Inhalte, Initiativen www.spd-landtag.de bietet die SPD nicht nur ein neues Design und ein neues Logo, sondern und Hintergründe infor- auch mehr Service und einen verbesserten mieren können. Den Re- barrierefreien Zugang. Die politischen Schwer- punktthemen der Fraktion werden laufend launch ihrer Website ver- aktualisiert und gebündelt präsentiert. So sind Pressemitteilungen und Vorlagen für meldete vor kurzem die Pressekonferenzen zugänglich, sobald die CSU-Fraktion. Doch auch Fraktion sie an die Presseagenturen versandt hat. Wie bei der CSU kann man auch bei der die Opposition tüftelt. SPD ein so genanntes RSS-Feed abonnieren und sich so immer auf dem Laufenden halten lassen. RSS ist ein Service auf Webseiten, www.csu-landtag.de der ähnlich einem Nachrichtenticker die Die Adresse ist dieselbe geblieben, doch was Überschriften mit einem kurzen Textanriss sich dahinter verbirgt, mutet deutlich anders und einen Link zur Originalseite enthält. RSS an: Die Mehrheitsfraktion im Bayerischen liefern dem Abonnenten automatisch neue Landtag hat einen neuen Internetauftritt. Einträge. MEHR AUDIO

Noch informativer soll er sein, auf jeden Fall VIDEO aber ist er schon auf den ersten Blick klarer Abgeordnetenporträts in Bild und Text sind bei strukturiert. Wer sich grundlegend über die Auch von der neuen Homepage des Bayerischen Landtags kommt man von einer zentralen Seite zu allen drei Fraktionen Standard. /Anke Sauter Arbeit der CSU-Fraktion informieren will, den Internet-Auftritten der drei im Landtag vertretenen Fraktionen. /Screenshots: Landtagsamt

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 6 Maximilianeum Hochschulausschuss I Juni 2008 Gleiche Chancen für Frauen und Männer Genderforschung: Anhörung vor Ausschuss für Hochschule, Forschung und Kultur

Frauen verdienen durch- durchschnittlich um 0,3 Notenpunkte höher Zielgruppe in vielen Branchen übersehen. als bei ihren männlichen Altersgenossen. „Die Automobilindustrie hat dies immerhin schnittlich weniger als Andererseits sind nur 39 Prozent der Promo- erkannt“, berichtete die Professorin Susanne Männer. Dabei erzielen vierten, 22 Prozent der Habilitierten und 10,1 Ihsen, zuständig für Gender in den Ingenieur- Prozent der Professoren Frauen. Führungsposi- wissenschaften an der TU München. Deshalb sie etwas bessere Ab- tionen haben sogar nur 4 Prozent der weibli- seien gemischte Entwicklerteams gefragt. Die chen Wissenschaftler inne. können gegenwärtig aber nicht in gewünsch- schlüsse als das andere ter Zahl zusammengestellt werden: Zu wenig Diese Zahlen wurden im Rahmen von Gen- Frauen wählen technische Studiengänge. Geschlecht. So lautete derforschung zusammengetragen. Diese Wis- die Bilanz einer Anhörung senschaft kümmert sich um die Ungleichheit Erforscht wird auch, warum Jungen der Geschlechter in der Gesellschaft. Auf ihre häufiger in der Schule versagen von neun Professorinnen Forschungsergebnisse greift die Politik zurück, Lösungen hätte die Genderforschung durch- um die Gleichstellung von Frauen und Män- aus parat. Um diese in die Tat umsetzen zu und Dozentinnen vor dem nern zu optimieren. An Fleiß und Qualifikation können, warben die Expertinnen bei den Aus- Hochschulausschuss. mangelt es den Frauen nicht, um etwa eine schussmitgliedern um Unterstützung für ihre steile Hochschullaufbahn einzuschlagen. Es Vorhaben: Auf Landesebene soll eine Koordi- fehle hingegen an ausreichender Kinderbe- nationsstelle für Genderforschung eingerich- „Wir haben in Bayern momentan die intelli- treuung. Meist ende die Karriere von Jung- tet werden. Neben einem eigenen Forschungs- genteste Frauengeneration der Geschichte, wissenschaftlerinnen nämlich, wenn sie ihre programm möchte man Genderaspekte auch aber uns gelingt es nicht, sie ausreichend zu Familienplanung beginnen. Die Universitäts- in Forschungsprogrammen anderer Fächer in- fördern, damit sie Karriere machen können“, landschaft sei auf den männlichen Ernährer Geschlechterforschung untersucht die sozialen tegrieren. Dabei unterstützt die Disziplin nicht resümierte Hildegard Macha, Frauenbeauf- und Forscher ausgerichtet. Das habe nicht nur Unterschiede zwischen Mann und Frau . /Foto ddp nur weibliche Anliegen: Erforscht werde auch, tragte an der Augsburger Universität. Die Sta- eine verheerende Signalwirkung, sondern sei warum Buben in der Schule häufiger versagen tistik an bayerischen Hochschulen bestätigt auch charakteristisch für die Gesamtgesell- Herzpräparate nicht ausreichend an Frauen als Mädchen. Und ein auf maskuline Anatomie die Position der Genderforscherin: Einerseits schaft. Wo die weibliche Perspektive ignoriert testen, litten diese häufiger unter Nebenwir- abgestimmtes Kinderwagenmodell geht eben- sind über 50 Prozent der Hochschulabsol- wird, bleiben weibliche Belange außen vor. kungen, die bei Männern gar nicht auftreten. falls auf Genderforschung zurück. venten weiblich, und ihre Abschlüsse liegen Folgen habe das in der Medizin: Weil Forscher Auch würden Frauen als Konsumenten- /Alexandra Kournioti

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 7 Maximilianeum Untersuchungsausschuss BayernLB I Juni 2008 Die Untersuchungen sind abgeschlossen Landtagsfraktionen ziehen Schlussfolgerungen aus dem U-Ausschuss BayernLB

Die Frage, ob die Staatsregie- „Ein billiges Wahlkampfmanöver“ „Huber ist der Lüge überführt“ „Bei Kontrolle der Bank versagt“ rung sich Verfehlungen hat zu Peter Welnhofer, MdL (CSU): Adelheid Rupp, MdL (SPD): Sepp Dürr, MdL (Grüne): Staatsminister Erwin Huber unterrich- Finanzminister Huber ist der Lüge überführt, Der Untersuchungsausschuss war sehr er- Schulden kommen lassen in ihrer tete das Parlament über die Folgen der weil er monatelang die ihm bekannten folgreich. Der Lügen-Vorwurf gegenüber Fi- Aufsichtspflicht gegenüber der Finanzmarktkrise für die BayernLB stets Zahlen verschwiegen hat. Für fadenscheinig nanzminister Huber hat sich weiter erhärtet. korrekt. Ihm bekannte Fakten der aktuel- halte ich, wenn Herr Huber betont, die Zah- Wir fordern deshalb nach wie vor seinen Bayerischen Landesbank, hat len Geschäftsentwicklung bestanden aus len seien nicht „belastbar“ gewesen. Auch Rücktritt. kurz vor Ende der Legislaturperi- nur vorläufigen, hochvolatilen, nicht gesi- Ministerpräsident Beckstein hat versagt. Beckstein, Huber und die anderen Vertreter ode ein Untersuchungsausschuss cherten Zahlen. Sein Wort, er kenne keine Nach dem Desaster bei der BayernLB wird der Staatsregierung haben bei Führung und belastbaren Zahlen, war also zutreffend. es ungeheure Risiken für den bayerischen Kontrolle der Bank versagt und die Öffent- beleuchtet. Die Landesbank war Huber hatte sich an die Linie des Vorstands Haushalt geben. Künftig müssen auch lichkeit und das Parlament über Ausmaß wegen riskanter Investitionen gehalten, ungesicherte Zwischenergebnisse Vertreter der Opposition dem BayernLB-Ver- und Dynamik der Krise bewusst getäuscht unter Beschuss geraten. nicht weiterzugeben. Motivation aller war waltungsrat angehören. Der Informations- und dies verharmlosend als ‚Kommunikati- dabei stets, die Bank vor weiterem Schaden anspruch von Bürgern und Abgeordneten onsstrategie’ bezeichnet. Außerdem hat der zu schützen. hat klaren Vorrang vor den Interessen der Ausschuss erschreckende Erkenntnisse zur Der Verwaltungsrat hat seiner Kontrollfunk- Bankmanager. Im Ergebnis hat die Arbeit Lage und zur strategischen Aufstellung der tion entsprochen: Nach allen Informationen des Untersuchungsausschusses nach meiner Bank zu Tage gefördert. des Vorstandes gab es für den Verwaltungs- Überzeugung deutlich gemacht: Die Landesbank hat kein Geschäftsmodell rat keinen Grund, Vorstandsentscheidungen 1. Staatsminister Huber war zu jedem Zeit- und schlingert wie ein führungsloser schwe- zur Abwicklung von – marktüblichen – Ge- punkt umfassend über die Lage der Landes- rer Tanker durch internationale Gewässer. schäften in forderungsbesicherten Wert- bank informiert. 2. Staatsminister Huber Die dubiosen Kreditgeschäfte in den USA papieren zu beanstanden. Dynamik und berichtete in der Sitzung des Haushaltsaus- sind nur ein Beispiel dafür, dass die Bank Ausmaß der Finanzmarktkrise wurden auch schusses am 12. Februar 2008 aus Sicht der eigentlich nicht weiß, wozu sie da ist. von den Finanzexperten zu spät erkannt. Oppositionsvertreter ohne Zweifel entgegen Der öffentliche Auftrag spielt nur noch eine Die Methode der Opposition, so zu tun, als seinem Wissens- und Kenntnisstand zur untergeordnete Rolle. Damit fehlt der Bank habe man alles, was an Erkenntnissen erst aktuellen Situation der BayernLB. 3. Staats- jede Legitimation. Jetzt muss endlich die aus der Krise gewonnen wurde, schon vor- minister Huber stellte die Kommunikations- notwendige Debatte um die Zukunft der Gesetzeswerke für den parlamentarischen her und besser gewusst, ist nichts als ein strategie des Vorstandes der BayernLB über Landesbank geführt werden, die die Staats- Untersuchungsausschuss. /Foto: Poss billiges Wahlkampfmanöver. das Informationsrecht des Parlaments. regierung bisher blockiert hat.

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 8 Maximilianeum Wirtschaftsausschuss I Juni 2008 Atemberaubende Aussichten Wirtschaftsausschuss informierte sich vor Ort über Ausbau des Münchner Flughafens

Die Aussicht vom Tower des Münchner Flug- chen erweitern, und der Luftfrachtverkehr von den örtlichen Abgeordneten Ulrike Scharf- hafens ist atemberaubend: Im Süden ein steige überproportional. Mit schon heute Gerlspeck und Jakob Schwimmer abgesehen Alpenpanorama, so weit das Auge reicht, im über 30 000 Arbeitsplätzen sei der Flughafen – hinter den Ausbauplänen. Norden leuchtet der weiß getünchte Freisin- ein Job-Motor für die Region. Dass für die 3. ger Dom, und rundherum liegen in bäuerlich Startbahn im Freisinger Stadtteil Attaching In einer globalisierten Welt sei das Exportland geprägter Landschaft Dutzende Dörfer. Genau die Bewohner von elf Anwesen umgesiedelt Bayern auf einen bedeutenden Airport an- diese Nachbarn aber haben mit dem Flugha- werden müssten, räumte Kerkloh ein. Im Ver- gewiesen, so CSU-Wirtschaftssprecher Franz fen und vor allem mit dessen Ausbauplänen gleich zu anderen Großprojekten, wie zum Pschierer. Dessen Weiterentwicklung dürfe vor ein Problem. Die dritte Startbahn, für die Beispiel dem neuen Berliner Flughafen, sei dem Hintergrund der Fluggastprognosen nicht gegenwärtig das Planfeststellungsverfahren die Betroffenheit der Bevölkerung allerdings gehemmt werden. Mit ihrem Umlandfonds läuft, würde noch näher an die alte Bischofs- „gering“. nähmen Staatsregierung und Flughafengesell- stadt Freising rücken. Ortschaften mit einigen schaft die Sorgen der Bürger auf und versuch- 1000 Einwohnern würden künftig direkt von CSU: Das durch den Ausbau ausgelöste ten, das vom Flughafen ausgelöste Wachstum den Maschinen überflogen. Wachstum soll in geordnete Bahnen laufen in geordnete Bahnen zu lenken. Während man sich in den Landtagsfraktio- Die Abgeordneten des Wirtschaftsausschusses, nen noch einig darüber ist, dass München Auch die SPD-Fraktion steht grundsätzlich die sich zu einer Sitzung an den Flughafen als zentraler Standort für ganz Bayern einen zum Flughafen-Ausbau, hält die Pläne aber begeben hatten, bekamen also schon bei der leistungsfähigen Flughafen braucht, gehen die für überdimensioniert. Fraktionschef Franz Begrüßung durch Flughafen-Chef Michael Meinungen über den weiteren Ausbau weit Maget wirbt für den Vorschlag, die endgültige Kerkloh oben im Tower einen Eindruck von den auseinander. Die Grünen lehnen die Pläne Entscheidung über den Umfang des Ausbaus Interessenkonflikten. Da ist auf der einen Seite Aussicht vom Tower: Die Meinungen über kategorisch ab. Verkehrssprecher Christian erst nach Abschluss des Planfeststellungsver- der Flughafen, der zur Stärkung seiner inter- Ausbaupläne gehen auseinander. /Foto: ddp Magerl nannte nicht nur die Auswirkungen fahrens und etwaiger Klagen zu treffen. Nach nationalen Wettbewerbsfähigkeit auf weiteres auf das Umland, sondern auch die vom Flug- derzeitiger Schätzung könnte dies 2011 der Wachstum setzt. Er baut dabei auf Fluggast- immer weiter wuchernden Infrastruktur rund verkehr ausgelösten Umweltschäden. Vor dem Fall sein. Bis dahin sehe man auch wegen der prognosen aus dem Jahr 2004, in denen von um den Airport um nichts weniger fürchten Hintergrund der weltweiten Klimadebatte und künftigen Passagierentwicklung bei steigen- einer Verdoppelung der Passagierzahlen bis als um den Erhalt ihrer Heimat. Kerkloh be- der stark steigenden Spritpreise hielt er die den Energiepreisen klarer. Womöglich reiche 2020 auf 57 Millionen ausgegangen wird. Und richtete den Abgeordneten, dass immer mehr Fluggastprognosen für überholt. Damit sei für dann eine abgespeckte Version der mit 4000 da sind auf der anderen Seite die Flughafen- Airlines München anfliegen würden. Zudem ihn die Grundlage für den Flughafenausbau Metern geplanten 3. Startbahn, vielleicht Anrainer, die wegen des Fluglärms und der wolle die Lufthansa ihre Präsenz in Mün- entfallen. Die CSU-Fraktion steht dagegen – werde sie sogar überflüssig. /Jürgen Umlauft

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 9 Maximilianeum Aktuelles I Juni 2008 Jetzt liegt die Biomasse 2.0 im Trend Regenerative Energien konkurrieren mit der Lebensmittelproduktion und Biotopen

Was waren das vor einem Jahr noch für Blü- masse am gesamten Primärenergieverbrauch tenträume von endlos gelben Raps- und Mais- in Bayern bis 2020 von derzeit 5 auf dann feldern in Bayern. Einen regelrechten Biogas- 8 Prozent steigern. Landwirtschaftsminister Boom aus den energiereichen Pflanzen sagten Josef Miller hält das für machbar, will er dafür die Experten voraus. Auf die Produktion von doch vor allem die vorhandenen Restholzpo- nachwachsenden Rohstoffen umsteigende tentiale in den bayerischen Forsten erschlie- Bauern sollten den Gasoligarchen in Russland ßen. und den Ölscheichs in Arabien schon bald eine lange Nase drehen. Auch Miller hat noch vor Jahresfrist das Hohe Lied auf Biosprit und Biogas als große Markt- Viele Biogas-Landwirte chance für Bayerns Bauern gesungen. Inzwi- kämpfen ums Überleben schen klingt er zurückhaltender. Er setzt zwar „Biogas – das ist die Technik der Zukunft“, weiter auf die Produktion von Bioethanol und schwärmte der E.ON-Bayern-Vorständler Ste- auf das Wirken der bayernweit rund 1400 Bio- fan Vogg. Und der Fachverband Biogas e.V. gasanlagen. Doch vom Land- zum Energiewirt prognostizierte für 2020 einen Biogas- umsattelnden Bauern hält Miller nicht mehr Anteil an der deutschen Stromproduktion von so viel. „Teller vor Tank“, lautet die eingängige 17 Prozent. Inzwischen haben sich die Getrei- Botschaft des Ministers. depreise wegen der weltweiten Nahrungsmit- telknappheit zum Teil fast verdreifacht. Die Biokraftstoffe Kosten für den Rohstoff Biomasse liegen weit aus Elefantengras über der Rentabilitätsgrenze. In der EU-Kommission sieht man den Gegen- satz von Nahrungsmittelproduktion und dem Viele Landwirte kämpfen ums Überleben, weil Anbau nachwachsender Rohstoffe weitaus sie auf Biogas umgesattelt haben. Trotzdem weniger dramatisch, zumal der Getreidepreis hat die Staatsregierung gerade erst wieder schon wieder bröckelt und nach Brüsseler ihren Willen zum Ausbau erneuerbarer Ener- Da ist guter Rat teuer. Die Energiepreise steigen stetig, und der Rohstoff Erdöl wird der Menschheit gien bekräftigt. Sie will den Anteil der Bio- nicht ewig zur Verfügung stehen - auch im Landtag ein interfraktionelles Thema. /Fotos: ddp Lesen Sie weiter auf Seite 11

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 10 Maximilianeum Aktuelles I Juni 2008

Jetzt liegt die Biomasse 2.0 im Trend

Einschätzung künftig immer häufiger stark beenden, zweitens gebe es vor allem in Rumä- fällen wie Schweinefett. Diese Grundstoffe einer Neujustierung der Position geführt. In schwanken wird. Klaus-Dieter Borchardt, Vize nien und Bulgarien noch hektarweise unge- sollen schon bald Mais, Getreide oder Raps einem auch von Biedefeld unterzeichneten im Kabinett von Agrarkommissarin Mariann nutzte Brachflächen in klimatisch günstigen ablösen. Bei der Grünen-Fraktion hört man Dringlichkeitsantrag hieß es jüngst plakativ: Fischer Boel, sieht für den Getreideanbau in Regionen. Borchardt setzt dabei auf die zweite solche Pläne mit gemischten Gefühlen. Denn „Keine Förderung agrarischer Energieträger zu Europa durchaus noch Luft nach oben. Erstens Generation von Biogas und Biokraftstoffen einerseits begrüßt Umweltpolitikerin Ruth Lasten der Lebensmittelproduktion.“ Gefor- werde man die Flächenstilllegungsprogramme aus Elefantengras, Gülle oder Schlachtab- Paulig den steigenden Anteil regenerativer dert werden darin Mindeststandards für den Energien, andererseits bedroht die Ausweitung Anbau von Energiepflanzen, um diesen auch des Anbaus von Energiepflanzen wertvolle ökologisch nachhaltig zu betreiben. Also keine Biotope, die sich auf den Brach- und Stillle- Überdüngung, keine großflächigen Monokul- gungsflächen in den vergangenen Jahrzehnten turen, dafür aber regelmäßiger Fruchtwechsel entwickelt haben. auf den Äckern.

Mühsam aufgebaute Biotopverbünde könnten Allseitiges Zurückrudern bei durch die intensive Bewirtschaftung zusätz- den erneuerbaren Energien licher Äcker wieder löchrig werden, warnt Bei der CSU liegt man ganz auf der Linie Mil- Paulig. „Wenn auch die letzten noch nicht lers mit seinem „Teller vor Tank“-Theorem und genutzten Flächen bewirtschaftet werden, setzt - in diesem Fall wie die EU-Kommission dann machen wir der Artenvielfalt in Bayern - auf die zweite Generation von Bioenergie- endgültig den Garaus“, fasst Grünen-Frakti- trägern. „Zur Erzeugung von Biogas müssen onschef Sepp Dürr die Bedenken seiner Frak- Gülle und Reststoffe Vorrang haben vor gro- tion zusammen. ßen Maisanlagen“, erklärt CSU-Landwirt Sepp Ranner. Er sieht wegen der Flächenkonkurrenz Gemischte Gefühle sonst die Milchbauern vor unlösbaren Proble- bei der Opposition men bei der Futtermittelbeschaffung. Auch die SPD ist zwiegespalten. Die Um- weltpolitikerin Susann Biedefeld fordert die Noch im vergangenen Herbst hieß es in einem Staatsregierung seit Monaten auf, endlich Grundsatzpapier der CSU-Fraktion zur Ener- attraktive Anreiz- und Markteinführungs- giepolitik euphorisch: „Bayern soll Biomas- programme für Energie aus Biomasse aufzu- seland werden! Biomasse ist der erneuerbare Politik und Forschung setzen große Hoffnung in die Biokraftstoffe der sogenannten zweiten Gene- legen. Nahrungsmittelknappheit und hohe Energieträger mit dem größten Anbaupoten- ration: Reststoffe vom Acker oder aus dem Wald wie Stroh und Holzschnitzel. /Foto: ddp Getreidepreise haben in der SPD aber zu tial in Bayern.“ /Jürgen Umlauft

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 11 Maximilianeum Meldungen aus den Ausschüssen I Juni 2008

Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzen Sozialausschuss Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche „Der Antrag wird ohne lange Diskussion an- Millionen für Museen und Theater genommen“, meinte Berichterstatterin Re- nate Dodell (CSU) im Sozialausschuss. Ihre Fraktion hatte einen Antrag zum Schutz von Im Haushaltsausschuss haben die Kindern und Jugendlichen vor Vernachläs- Fraktionen einstimmig die von sigung eingebracht. Wie Dodell ausführte, müsse verstärkt darauf geachtet werden, Kunstminister Thomas Goppel dass die Zusammenarbeit zwischen Jugend- vorgelegte Förderliste aus dem ämtern und anderen zuständigen Stellen funktioniert. Gemeint sind die Polizei, die Kulturfonds für 2008 gebilligt. Familiengerichte, die Gesundheitshilfe, die Insgesamt stehen für die 142 Kindergärten, die Schulen und weitere In­ geförderten Projekte knapp 7,3 stitutionen, welche sich untereinander ver- ständigen sollen, wenn sie Anzeichen dafür Millionen Euro zur Verfügung, bemerken, dass ein Kind vernachlässigt wird weitere 1,75 Millionen Euro sind oder gefährdet ist. unter dem Titel „Besonderes und Darüber hinaus fordert die Regierungs- fraktion die Staatsregierung auf, mögliche Unvorhergesehenes” für kurz- Verbesserungen in dieser Zusammenarbeit fristig beantragte Förderungen zu prüfen. Entgegen den Erwartungen von Renate Dodell hatte die Opposition reserviert. 250 000 Euro fließen heuer noch einmal aus dem Kulturfonds an die Hofer Symphoniker. /Foto: dpa einige Einwände. Der CSU-Antrag ging der Abgeordneten Simone Strohmayr (SPD) Als größter Einzelposten neu aufgenommen Theaterförderung mehr ausgewiesen werden Basis des Fonds. Nach einem Beschluss des nicht weit genug. Dieser ziele nur auf eine wurde die Erweiterung des Stadttheaters mussten. Lediglich die Trachtenpflege belaste Ministerrats wird der Grundstock des Fonds noch engere Vernetzung ab. Ihre Fraktion Aschaffenburg. 30 Anträge erhielten wegen den Fonds heuer mit 340 000 Euro. Letztmals künftig nicht mehr festverzinslich angelegt, habe schon weitergehende, von der CSU Nichteinhaltung der Förderkritierien einen erhielten auch das Theater und die Symphoni- sondern im Rahmen einer Kapitalerhöhung abgelehnte Anträge wie die „notwendige negativen Bescheid. Mit 17,4 Prozent lag die ker in Hof eine Sonderförderung in Höhe von dem Eigenkapital der Bayerischen Landesbank Aufstockung“ der Beratungsstellen einge- Ablehnungsquote damit so niedrig wie nie seit 250 000 Euro zu ihrer Existenzsicherung. Alle zugeführt. Statt aus Zinserträgen wird der bracht. Gleiches brachte Renate Ackermann Bestehen des Fonds. Goppel verwies darauf, Fraktionen begrüßten Goppels Auswahlliste. Fonds so in Zukunft aus Dividenden der Bank (Grüne) vor. Die CSU stimmte dem Antrag dass wegen der guten Haushaltslage in diesem Mit Sorge sehen die Haushaltspolitiker die ab gespeist. Goppel erklärte, er strebe die Fixie- einstimmig zu; die Oppositionsfraktionen Jahr keine Sonderquoten für Musikpflege und kommendem Jahr wirksame neue finanzielle rung einer verlässlichen Summe an. /jum enthielten sich. /Helmut Fuchs

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 12 Maximilianeum Meldungen aus den Ausschüssen I Juni 2008

Ausschüsse für Landwirtschaft und Wissenschaft Öffentlicher-Dienst-Ausschuss Innenausschuss 100 neue Stellen für Schulsekretariate Stimmrechtsänderung für Kommunen Verwaltungsangestellte an Schulen müssen Das bayerische Kommunalwahlgesetz steht Drei Agrar-Lehrstühle vielfältige administrative Abläufe regeln. In vor einer Überarbeitung. Neu gefasst wer- Bayern aber gibt es zu wenige von ihnen, den soll das vor zwei Jahren eingeführte Sie beharken sich seit Monaten. Der Bayeri- weshalb an manch kleiner Einrichtung der Rücktrittsrecht von Stichwahlteilnehmern sche Bauernverband (BBV) kritisiert, die TU Rektor die Aufgaben einer Sekretärin über- vor der Stichwahl. Dass diese Regelung München in Weihenstephan vernachlässige nimmt. Diesen Personalmangel haben die nach den Erfahrungen der Kommunalwahl die anwendungsorientierte Wissenschaft. TU- Mitglieder des Ausschusses für den öffent- im März nicht haltbar ist, darüber waren Präsident Wolfgang A. Herrmann höhnt, der lichen Dienst wiederholt fraktionsübergrei- sich die Fraktionen einig. Strittig ist aller- BBV wolle den Studenten das „Traktorfahren fend beklagt. Jetzt hat ihnen das Kultusmi- dings die Art und Weise. Während die SPD- beibringen“. Die Agrarier hingegen brachten nisterium in einem Bericht Recht gegeben Fraktion per Gesetzentwurf das Rücktritts- das Argument ins Spiel, die einstige Muster- und ein Konzept vorgelegt, mit dem die recht abschaffen wollte, setzte sich die CSU ausbildungsstätte sei mit 60 Studienanfän- Engpässe sukzessive behoben werden sol- mit der Haltung durch, die Angelegenheit gern weit hinter Kiel (320) und Hohenheim len: Der Nachtragshaushalt 2008 enthält wegen weiteren Klärungsbedarfs auf den (400) zurückgefallen. Kabinett und Landtag Mittel, um 100 weitere Verwaltungskräfte Herbst zu verschieben Das Rücktrittsrecht befriedeten jetzt die Situation. zu finanzieren. Zum kommenden Schuljahr hatte dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. entfallen jeweils 20 von ihnen auf Real- Gedacht war es unter anderem für Fälle, in „Auf dem Weg zur internationalen Spitze“ schulen sowie Fach-/Berufsoberschulen, je denen von den Wählern der Name eines Wissenschaftsminister Thomas Goppel stellte zehn sind an Gymnasien und Berufsschulen eigentlich nicht zur Wahl stehenden Bür- den Landtagsausschüssen für Wissenschaft vorgesehen. Der Löwenanteil geht mit 40 gers so oft auf den Stimmzettel geschrie- und für Landwirtschaft in einer gemeinsa- Stellen an die Volksschulen. Allerdings wer- ben wurde, dass er gegen einen amtlichen men Anhörung das neue Konzept vor. Unter Zum Wohle des Ackerbaus: Die Staatsregierung den bei letzteren nur solche mit weniger als Bewerber in die Stichwahl musste. Um die anderem werden vorerst drei neue Lehrstühle will in Bayern ein „Zentralinstitut für Agrar- fünf Klassen bedacht, weil diese gegenwär- Situation zu vermeiden, dass dieser nach geschaffen, was in etwa einem Interessens­ wissenschaften“ schaffen. /Foto: ddp tig keine Angestellten für ihre Verwaltung gewonnener Stichwahl sein Amt nicht an- ausgleich entspricht. Daneben sind neue beschäftigen können; bayernweit handelt es tritt, wurde das vorherige Rücktrittsrecht Gebäude geplant - alles rund um ein neues einer ökologischeren Ausprägung. Der Kom- sich dabei laut Kultusministerium um rund eingeführt. Die Folge wäre eine Neuwahl, „Zentralinstitut für Agrarwissenschaften“. promiss sei okay, befand Heidi Lück (SPD), „so 230 Grundschulen. Wie unter diesen die zu der auch neue Kandidaten zugelassen Ludwig Spaenle (CSU), Vorsitzender des er so umgesetzt wird“. Das hänge davon ab, 40 Stellen aufgeteilt werden, obliegt den wären. Tatsächlich kann das Recht aber so Hochschulausschusses, sieht damit die Ag- ob die Staatsgüter zum vorgesehenen Preis Schulämtern vor Ort: Sie sollen den Bedarf ausgenutzt werden, dass ein unattraktiver rarwissenschaften „auf dem besten Weg zur verkauft und die Lehrstühle erwartungsgemäß ermitteln. Usus wird sein, eine Person an Kandidat, der bei einer Stichwahl zu unter- internationalen Spitze“. Das sei „nur die halbe besetzt werden können. Ein Teil des neuen mehreren Einrichtungen einzusetzen. Dabei liegen droht, seinen Verzicht erklärt, damit Miete“, kritisierte die Grüne Ulrike Gote. Hier Lehrbetriebs soll im kommenden Winterse- sollen deren Arbeitszeiten individuell ge- die ihn unterstützende Partei mit einem müsse noch umgesteuert werden in Richtung mester aufgenommen werden. /Helmut Fuchs staltet werden. /aki anderen Kandidaten antreten kann. /jum

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 13 Maximilianeum Serie I Juni 2008

Oberfranken: Wo der Reiz in der Vielfalt liegt

erweiterten und in den 1170er Jahren zu Reichsritterschaft. Jeder dieser Adligen, die Berge, Seen, Flüsse, Wälder – Bayern ist ein schönes Herzögen aufstiegen. Nach ihrem Aussterben nur den Kaiser als Herrn anerkannten, gebot 1248 zerfiel ihre fränkische Herrschaft: Teile bloß über eine kleine, dörfliche Herrschaft. Land. Bayern ist aber auch reich an Geschichte und sicherten sich Verwandte, darunter ein Burg- Um dennoch ihr Selbstwertgefühl in Lebensstil kultureller Vielfalt. In der Serie „Typisch Bayern“ wirft graf von Nürnberg aus dem Geschlecht der ummünzen zu können, nahmen manche Ritter, Zollern. Der Bischof erweiterte seine weltliche besonders im 18. Jahrhundert, bereitwillig „Maximilianeum“ einen Blick auf die Lebensweise, die Einflusssphäre nach Norden und Osten. Der Zuwandernde auf und gewährten Juden ihren Raum Coburg gelangte an die Grafen von – freilich teuren – Schutz. Trotz der Glaubens- Bräuche und die Mentalität der Menschen in den ein- Henneberg, später an die Wettiner, die dort bis spaltung im 16. Jahrhundert herrschte meist zelnen Bezirken. Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht 1918 herrschten. ein gutnachbarschaftliches Verhältnis. Oberfranken. Im 14. Jahrhundert gelang es sowohl den 1792 fällt Bayreuth an Preußen Bamberger Bischöfen als auch den Zollern, Um so ärger zankten die Verwaltungen um Oberfranken ist jung. Erst 1837 entstand bei gegründet, um seine königliche Herrschaft zu Edelfreie und Grafen zu verdrängen. Für ein Petitessen. Denn die Herrschaften waren keine der Neustrukturierung Bayerns ein „Kreis“ stützen, um sein Nachleben zu sichern und halbes Jahrtausend bestimmten die Fürsten in geschlossenen Staatsgebilde; Rechte des einen dieses Namens, der seither Gebiete von unter- um die letzten „heidnischen“ Bevölkerungs- und in (beziehungsweise Herrn reichten in Orte des anderen hinein. Da schiedlicher Geschichte und Gestalt vereint. reste zu missionieren. Ein Konkurrent erwuchs seit dem frühen 17. Jahrhundert in Bayreuth) entspann sich oftmals aufwendiger Streit um Eine prägende Kraft war das Hochstift Bam- dem Bischof in den Grafen von Andechs, die, die Geschicke des Raums, der später zu Ober- berg. König Heinrich II. hatte das Bistum 1007 von Kulmbach ausgehend, ihre Machtbasis franken wurde. Zur dritten Kraft wurde die Lesen Sie weiter auf Seite 15

/Fotos: dpa SERIE Typisch Bayern Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 14 Maximilianeum Serie I Juni 2008

Essay von Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken

Belangloses. Um 1800 krempelten zwei mo- erthema. Bereichert wurde Oberfranken 1920 Landwirtschaft bloß für den örtlichen Markt: lien Körbe, die dann in alle Erdteile gingen. Im derne Kräfte den Raum um: Preußen und um den Freistaat Coburg: 562 Quadratkilome- Dörrobst aus Bamberg oder Obststämmchen östlichen Frankenwald fertigten Hausweber Bayern. 1792 fiel Bayreuth an den König von ter mit etwa 75 000 Einwohnern und einer aus dem Forchheimer Land bildeten um 1800 Stoffe für den internationalen Markt, was das Preußen, der den umtriebigen Karl August von weiteren Fürstenresidenz. Nach dem Ende der eine gefragte Ware, die bis in die Niederlande Städtchen Helmbrechts zum Kleiderschrank Hardenberg als seinen Vertreter nach Franken Monarchie hatte Coburg zwischen Bayern und und nach Russland ausgeführt wurde. Der der Welt machte. entsandte. 1802 gliederte, wie auf der Bühne dem entstehenden Land Thüringen gestanden. Frankenwald lieferte über den den un- europäischer Politik beschlossen, Maximilian Bei einer Volksabstimmung sprachen sich 88 entbehrlichen Grundstoff Holz bis ins Rhein- Es nutzte Oberfranken seine Lage mitten in Joseph von Bayern das Hochstift Bamberg Prozent der Coburger Wähler gegen einen Bei- land und in die Niederlande. Europa, von der die Region seit langem profi- seinem Kurfürstentum ein. 1806 okkupierte tritt zu Thüringen aus, woraufhin die Coburger tiert. Gerade die glanzvollen Barockbauten, die Einzelne Orte waren früh industrialisiert: Die heute Anziehungspunkte für Touristen bilden, erste Porzellanfabrik wurde 1782 in Schney wären nicht denkbar ohne Einflüsse aus Böh- bei Lichtenfels ins Leben gerufen, ab 1814 men, Italien, Frankreich. Das Fehlen einer Me- Von seiner Lage mitten in Europa folgten Gründungen im Fichtelgebirge, zu- tropole erweist sich heute als Gewinn: Denn profitiert Oberfranken seit langer Zeit. nächst in Hohenberg an der Eger. In der Folge der Reiz Oberfrankens liegt in seiner Vielfalt. avancierte der Landstrich um und zu einer europäischen Hochburg der Porzel- Frankreich das preußische Bayreuth; drei Jahre Regierung mit Bayern die Bedingungen eines lanherstellung. später verkaufte Napoleon das Land an Bay- Anschlusses aushandelte. Der Staatsvertrag ern. Der König wies den größten Teil des Für- sichert Coburg höhere Schulen, Landestheater, 200 Brauereien in der „Genussregion“ Der Historiker und stentums Bayreuth dem „Mainkreis“ zu, wie Landgericht und weitere Vorrechte. In Hof und Münchberg blühte die Textilin- Volkskundler Prof. Dr. die einstige „Provinz Bamberg“ seit 1808 hieß. dustrie. Auch Bayreuth und Forchheim waren Günter Dippold ist Zugleich verlegte er 1810 die zentrale Verwal- Oberfranken besitzt unterschiedlichste Land- wichtige Fabrikstandorte. Die Kulmbacher seit 1994 Heimat- tungsbehörde des Kreises nach Bayreuth, was schaften: die Täler von Main und Regnitz, die Stadtsilhouette beherrschten die Schornsteine pfleger des Bezirks man in Bamberg als Katastrophe ansah: Die karge Hochfläche der Fränkischen Alb, die der Exportbierbrauereien, die die Vielzahl Oberfranken. 2004 Stadt, einst „lebhaft, blühend“, schien trotz waldreichen Mittelgebirge Frankenwald und kleiner, dörflicher Brauereien kaum minder- berief ihn die Univer- der ihr verbliebenen Gerichte „hingewelkt, Fichtelgebirge. Ebenso vielfältig war und ist ten: Mit über 200 Brauereien besitzt die „Ge- sität Bamberg zum todt“. Der Wettstreit der beiden ehemaligen die Wirtschaft: Weite Landstriche, selbst die nussregion“ Oberfranken heute ein weltweit Honorarprofessor für Residenzen um Behörden, ja um den regio- Bischofsstadt Bamberg, waren kleinbäuer- einzigartiges Potenzial. Im Dreieck Lichtenfels/ Volkskunde. MEHR AUDIO nalen Vorrang schlechthin wurde zum Dau- lich geprägt. Nicht durchweg produzierte die /Coburg flochten Tausende von Fami- /Foto: WeissbachVIDEO

SERIE Typisch Bayern Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 15 Maximilianeum 60 Jahre Israel I Juni 2008 Im Landtag gefeiert: 60 Jahre Israel Charlotte Knobloch wünscht sich „Freundschaft von jedem einzelnen Bürger“

„Deutschlands und Israels Bezie- hungen können niemals normal sein”, sagte Kultusminister Sieg- fried Schneider anlässlich eines Symposions zum 60-jährigen Bestehen Israels im Bayerischen Landtag. Organisiert wurde die Festivität vom Landtagsamt, von der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und der jüdischen „Literaturhandlung“.

Zwar tragen laut Schneider die Deutschen von heute keine persönliche Schuld mehr, dennoch stünden sie „in einer Kontinuität der Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch (im Bild am Rednerpult) nahm am Symposion anlässlich der Staatsgründung Israels teil. /Foto: Landtagsamt Verantwortung gegenüber Israel“. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der drei verband ein gemeinsames Anliegen: Dass lässigt, worum es sich bei Israel eigentlich deutsch-israelischen Beziehungen nach 1945, Juden in Deutschland, wünscht sich für Israel die über drei Tage gehaltenen Referate und handelt: um ein modernes, poli-ethnisches die rasant wachsende Wirtschaft, der Wunsch „nicht nur die Solidarität von Staaten, sondern Diskussionen ein differenziertes Bild Israels Gemeinwesen mit reicher kultureller Tradition nach Koexistenz mit den arabischen Nach- auch die Freundschaft von jedem einzelnen zeichnen würden. und Produktion sowie pulsierender Wirtschaft. barn, die Literatur als Spiegel der gesellschaft- Bürger“. Ilan Mor, der Gesandte Israels in der Tatsächlich trugen die Referenten diesem lich-politischen Entwicklungen im Land: Wie Bundesrepublik, bezeichnet es als „Wunder“, Denn, ausschließlich über die Shoa definiert Ansinnen niveauvoll Rechnung, indem sie die Steine in einem Mosaik ergänzten sich die dass seine Heimat so viele Kriege und An- oder von Medienbildern des Konflikts mit Pa- Vergangenheit Israels skizzierten. Das Ver- Themen zu einem anschaulichen Bild Israels. griffe überlebt hat. Die Eröffnungsreden der lästina überschattet, werde allzu oft vernach- hältnis zwischen Judentum und Laizismus, die /Alexandra Kournioti

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 16 Maximilianeum Notizen I Juni 2008 Akademie-Gespräch Landtagspräsidium in Zagreb Avi Primor fordert den Einsatz Europas

Die Europäer engagieren sich Primor sprach sich im Akademiegespräch des nach Ansicht des israelischen Ex- Landtags dafür aus, die Europäische Union solle eine Schutztruppe stellen, um einen Botschafters in Deutschland, Avi Abzug der israelischen Truppen aus dem Primor, nicht stark genug für eine West-Jordanland zu flankieren.

Lösung des Nah-Ost-Konflikts. Trotz anhaltender Kämpfe gelungen, sich als Staat zu etablieren Israel werde die palästinensische Forderung nach einem Abzug nur erfüllen, wenn die Si- cherheit des israelischen Volkes garantiert sei. Eine kleine Schutztruppe mit klarer Mission könne diese Sicherheit „erzwingen“, sagte Pri- mor und kritisierte: „Die Europäer zögern, weil sie nicht kühn genug sind.“ Umfragen zufolge existiere in der Bevölkerung Israels eine sta- Kroatiens Präsident Stjepan Mesić empfängt das Präsidium des Bayerischen Landtags. /Foto: LTA bile Mehrheit für einen Friedensplan. Gespräche mit kroatischen Politikern Landtagspräsident Alois Glück sagte, in Zu dreitägigen politischen Gesprächen mit der kroatischen Staatsführung waren Landtagsprä- Deutschland bestehe eine besondere Ver- sident Alois Glück und das Präsidium des Bayerischen Landtags im Juni in Zagreb. pflichtung, sich für die Existenz und das Neben Gesprächen mit Staatspräsident Stjepan Mesić und Wirtschaftsminister Damir Polančec Existenzrecht Israels einzusetzen. Israel habe standen Begegnungen mit Außenminister Gordan Jandroković sowie mit Parlamentspräsident viel erreicht und sei die einzige Demokratie Luka Bebić auf dem Programm. und der einzige Rechtsstaat der Region. Der Die kroatischen Spitzenpolitiker bezeichneten das Jahr 2009, in dem Kroatien der EU beitreten Politikwissenschaftler und Direktor der Akade- soll, als „wichtigstes Jahr seit der Unabhängigkeit“. Bis Ende 2008 muss Kroatien noch 121 mie für Politische Bildung in Tutzing, Heinrich Gesetze verabschieden, um EU-beitrittsreif zu werden. 70 davon seien bereits in das Parlament Oberreuter, betonte, Israel sei es trotz anhal- eingebracht, erfuhren die bayerischen Besucher. Außerdem berichteten die Kroaten ausführlich tender Kämpfe gelungen, sich als Staat zu über den dort ins Leben gerufenen „Nationalrat gegen Korruption“. Botschafter a.D. Avi Primor /Foto: dpa etablieren. /Robert Zsolnay

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 17 Maximilianeum Notizen I Juni 2008

Zu Gast beim Landtagspräsidenten Besuch aus Hannover Empfang für Träger des Nobelpreises Präsidium und Abgeordnetendelegation und des Maximiliansordens Wider die Diktatur des Niedersächsischen Landtags zu Gast Begegnung im Landtag: Die Träger des Ma- Zum gegenseitigen ximiliansordens und Nobelpreisträger aus Austausch hat eine Bayern hatte Landtagspräsident Alois Glück Delegation des Nieder- am 13. Juni ins Maximilianeum eingeladen. sächsischen Landtags Glück dankte seinen Gästen für ihr Engage- unter Führung ihres ment und rief sie dazu auf, sich auch künf- Präsidenten Hermann tig aktiv für das Wohl und Ansehen Bayerns Dinkla (CDU, Bild oben) als Wissenschafts- und Kulturstaat einzu- das Maximilianeum bringen: „Elite und elitär“, so der Landtags- besucht. Zu diesem präsident, „sind heutzutage leider meist Anlass trafen auch die negativ besetzte Begriffe – im Sinne von beiden Vorsitzenden abgehoben oder gar überheblich“. Tatsäch- der am jeweiligen Parlament akkreditieren lich aber bildeten solche Menschen die Elite, Journalisten aufeinander: Torsten Hapke (im die „Spitzenleistungen erbringen und unser Bild unten links), der Vorsitzende der nie- Land voranbringen“. Deutschland brauche dersächsischen Landespressekonferenz und aber nicht nur die Leistungseliten, sondern Rudolf Erhard, Vorsitzender der bayerischen sei dringend angewiesen auf „Verantwor- Landtagspresse, betrachteten gemeinsam tungseliten“: Leistungsträger, die sich auch den Plenarsaal in München. /Fotos: Landtagsamt für ihre Mitmenschen engagieren. Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Peter Paul Gantzer (rechts) im Gespräch mit Bertold Kamm, dem Vorsitzenden des „Bundes Widerstand und Verfolgung – Bayern“. Die beiden eröffneten die Aus- stellung „Gegen Diktatur – Demokratischer Widerstand in Deutschland“ im Landtag. /Foto: Poss

Diese Ausstellung widmet sich Menschen, die unter dem NS-Regime und in der DDR der Willkür- herrschaft widerstanden und mit höchstem persönlichen Risiko für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie eintraten. Auf 30 Ausstellungstafeln werden Biographien von Menschen vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise aktiv wurden. Sie verteidigten ihre Freiräume und suchten sie für ihre Mitbürger zu erweitern, sie machten Verbrechen öffentlich. Sie schützten Verfolgte und gaben geheime Nachrichten der Welt zur Kenntnis. Ihr mutiges Handeln hat der Demokratie in Deutschland den Boden bereitet. Die dargestellten Lebenswege führen vor Augen, wie einsam Landtagspräsident Alois Glück begrüßt die und gefährdet die Oppositionellen inmitten der Normalität von Anpassung und Opportunismus Preis- und Ordensträger im Landtag. /Foto: Poss waren. Sichtbar wird auch die große Solidarität jener wenigen, die zu ihnen hielten.

Maximilianeum I Das Online-Magazin des Bayerischen Landtags I Nr. 05/08 18 Maximilianeum Notizen I Juni 2008

Informationsreise: Die bayerische Landtagspresse in Brüssel Wenn einer den Landtag Reisen bildet. Das gilt auch für Journalisten. Auf Anregung von Europaminister Markus Söder (CSU) machte sich deshalb eine 14-köpfige zum Fressen gern hat ... Delegation des Vereins Landtagspresse – der im Landtag akkreditierten Korrespondenten - zu einem zweitägigen Besuch nach Brüssel auf. Der Termin war unerwartet günstig gewählt, hatten die Iren doch erst Tage zuvor mit ihrem Nein zur EU-Verfassung das Europa-Viertel Brüssels in Aufregung versetzt. Solch beweg- te Zeiten lieben Berichterstatter. Neben Söder nahmen sich für die Delegation aus Bayern mehrere Vertreter der EU-Kommission Vermischtes Zeit, etwa der Pressesprecher von Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Johannes Laitenberger, die Kabinettschefs der Kommissare Günter Verheu- gen und Viviane Reding, Petra Erler und Rudolf Strohmeier, der Vize-Kabinettschef von Agrar- kommissarin Mariann Fischer Boel, Klaus-Dieter Borchardt, und der Generaldirektor für Regionalpolitik, Dirk Ahner. Die Gespräche zeigten vor allem eines: dass der Blickwinkel des Berichterstatters aus dem Landtag viel öfter auch die Perspektive der europäisch Handelnden einbeziehen sollte. Schließlich ist Bayern zwar ein großes und wirtschaft- lich starkes Land, am Ende aber doch nur eine von mehreren Dutzend europäischer Regionen mit vielfältigen Interessen. /jum

Impressum Anschrift: ... dann beißt er auch gerne mal beherzt zu. Redaktion Maximilianeum Online Ministerialdirigent Dr. Berndt Jäger, Leiter Herausgeber: Bayerischer Landtag, Landtagsamt Maximilianeum, 81627 München Bayerischer Landtag, Landtagsamt, Maximilianeum, 81627 München Telefon: 089/41 26-0, E-Mail: [email protected] der Abteilung „Parlamentarische Dienste“ des Der Bayerische Landtag bringt das Online-Magazin „Maximilianeum“ Grafik/Design: Bayerischen Landtags, ließ sich dies anlässlich zehnmal jährlich in Kooperation mit der Bayerischen Staatszeitung, Creation Club (CC) GmbH, Medienallee 19, 85774 Unterföhring Herzog-Rudolf-Straße 1, 80539 München, Tel: 089/290142-11, heraus. des Empfangs des Landtagspräsidenten für die Alle veröffentlichten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Bayerischen Land- in Bayern vertretenen konsularischen Vertreter Redaktion: tags bzw. der angegebenen Personen. Ein Download oder Ausdruck ist ausschließlich für den Axel Stehle (V.i.S.d.P., Landtagsamt) persönlichen Gebrauch gestattet. Alle darüber hinausgehenden Verwendungen, insbesondere nicht nehmen. Der Liebesbiss galt allerdings Katja Helmö (Landtagsamt) die kommerzielle Nutzung und Verbreitung, sind grundsätzlich nicht gestattet und bedürfen Jan Karl Dermietzel (Bayerische Staatszeitung) der schriftlichen Genehmigung des Bayerischen Landtags. nur einem den Gästen zum Abschied überreich- ten Lebkuchenherz. /Foto: Landtagsamt

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