Z8398C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in. Deutschland Bonn, den 16. Oktober 1975

• POLEN Die Alternativen Wiederum schlecht ausgehandelt ist nach Ansicht des Vor- sitzenden des außen- und der CDU/CSU deutschlandpolitischen Arbeits- Im beginnen die Beratungen kreises der CDU/CSU-Bundes- über die Regierungsvorlage zur Wirtschafts- tagsfraktion, Werner Marx, der und Finanzpolitik. Die Vorschläge der Union neue Vertrag mit Polen. Seite 4 zur Wiederbelebung der Wirtschaft, zur Überwindung der Arbeitslosigkeit und zur • DDR/UdSSR Sanierung der Staatsfinanzen faßt Helmut Der sogenannte „Freundschafts- Kohl zusammen: vertrag" zwischen Moskau und 1 Die Wirtschaft muß wieder Vertrauen ge- Ost-Berlin macht deutlich, winnen. Sie muß sich darauf verlassen daß die DDR immer mehr ihre viel zitierte „Souveränität" können, daß die Grundsätze der sozialen aufgibt und zum gefügigen Marktwirtschaft unangetastet bleiben. Vasallen der Sowjetunion wird. O Die Arbeitslosigkeit muß durch Förderung Seiten 5/6 • der privaten Investitionen, durch gezielte steuerliche Hilfen für unsere Betriebe über- • CDU/KIRCHEN wunden werden. In einem Gespräch mit Ver- I Die CDU/CSU lehnt die Erhöhung der tretern der Deutschen Bischofs- Mehrwertsteuer ab. Im Bundeshaushalt konferenz hat noch muß mehr gespart werden. einmal bekräftigt, daß das „C" A Die CDU/CSU hat Gesetzentwürfe zurück- für die Union wichtiger Hand- gezogen, die zu Mehrausgaben geführt lungsmaßstab in der politischen hätten. Von der Bundesregierung erwarten Arbeit ist. Seiten 12/13 wir dasselbe. I Der Verwaltungsapparat muß rationalisiert • RENTEN werden, um Kosten zu sparen. SPD-Arbeitsminister Arendt will ß Unternehmer und Gewerkschaften müssen die leistungsbezogene Rente vernünftige Lohnabschlüsse vereinbaren. abschaffen. Was von diesen Das gilt auch für die Tarifverhandlungen im Nivellierungsabsichen zu halten öffentlichen Dienst. Zugleich muß die Ver- ist, darüber findet sich eine mögensbildung der Arbeitnehmer geför- ausführliche Auskunft in der dert werden. Dokumentation UiD 42/75 • Seite 2

Offenheit, wünsche die Sowjetunion die • INFORMATIONEN friedliche Koexistenz. Diese sei nur „eine bestimmte Form des internationa- len Klassenkampfes, und der wird unter Kohl begrüßt keinen Umständen aufgegeben." Ehrung Sacharows Woslenskij, der als Sprecher für die Die Verleihung des Friedensnobelprei- ZK-Abteilung für auswärtige Beziehun- ses an den sowjetischen Atomphysiker gen fungiert, ließ seine Zuhörer wissen, Andrej Sacharow bedeute eine Aner- daß die Sowjetunion zwar auf Angriffs- kennung des Mutes und der Grundsatz- kriege verzichte, jedoch nicht auf „ge- treue Sacharows bei seinem Bemühen, rechte Kriege". Das sind „nationale Be- den freiheitlichen Menschenrechten freiungskriege" und „sozialistische Be- Geltung zu verschaffen, erklärte der freiungskämpfe". CDU-Vorsitzende Helmut Kohl. Sacha- row verdiene die Auszeichnung des Parlament darf keine Friedensnobelpreises als standfeste „Quasselbude" werden Persönlichkeit, die sich unerschrocken für die Freiheit der Menschen und Mei- Das Parlament nicht zur „Quasselbude nungen eingesetzt tiabe. Sein Ein- der Nation" werden zu lassen, fordert stehen für Freiheit, Frieden, Brüderlich- der Vorsitzende des Rechtsausschus- keit und Freizügigkeit mache Sacharow ses des Bundestages, Carl Otto Lenz zum würdigen Träger des Friedensno- (CDU). Er schlägt vor: 1. Abschaffung belpreises. der monotonen Verlesung von Bekannt- gaben vor den Debatten; statt dessen Deutlicher geht's nicht schriftliche Zustellung dieser Mitteilun- gen an die Abgeordneten. 2. Die dritte „Der ideologische Kampf zwischen bei- Beratung im Gesetzgebungsverfahren den feindlichen Systemen wird nicht sollte nur noch dann stattfinden, wenn nur aufrechterhalten, er nimmt zu und in der zweiten Beratung Abänderungs- wird noch schärfer." Dies erklärte in anträge zum Ausschußantrag angenom- einem Vortrag vor dem „Internationalen men würden. Kreis" der Essener Industrie- und Han- delskammer der einflußreiche sowjeti- Keine einseitigen sche Politik-Wissenschaftler von der Moskauer Akademie der Wissenschaf- Benachteiligungen ten, Michael Woslenskij. Die Epoche Zu einem ausführlichen Gespräch emp- der Ablösung des kapitalistischen Sy- fing der Vorsitzende der CDU/CSU- stems durch die sozialistische und Bundestagsfraktion, Karl Carstens, die kommunistische Gesellschaft sei längst Vorsitzenden des Deutschen Beamten- in vollem Gang. Nur lasse sich die kom- bundes, Krause, des Deutschen Rich- munistische Strategie nicht über Nacht terbundes, Dr. Witte, und des Bundes- verwirklichen. Denn Zusammenarbeit in wehrverbandes, Volland. Gegenstand Wirtschaft, Handel, Wissenschaft, Tech- der Unterredung waren grundsätzliche nik und Kultur mit dem Westen sei für Fragen des öffentlichen Dienstrechtes das kommunistische Lager notwendig. sowie Probleme, die sich aus den voO Daher, so erklärte der Professor in aller der Bundesregierung vorgeschlagener1 UiD 42/75 • Seite 3

finanzpolitischen Maßnahmen ergeben. Die Gesprächsteilnehmer waren sich STICHWORTE darüber einig, daß bei der Durchfüh- rung des Regierungsprogramms die im öffentlichen Dienst Beschäftigten nicht Auf über 200 000 einseitig benachteiligt werden dürfen wird nach Angaben der Bundesanstalt für u Arbeit die Zahl derer zunehmen, die länger nd die Maßnahmen insgesamt sozial, als ein Jahr arbeitslos sind und nur noch 9erecht und ausgewogen sein müs- Arbeitslosenhilfe beziehen. sen. 85 Prozent der Soldaten Abkürzung „BRD" darf in der Bundeswehr sind nach einer Umfrage sich nicht durchsetzen des Münchener Infratest-Instituts bereit. ,.1ür die Bundesrepublik im Ernstfall Anläßlich eines Besuches der „Ständi- ihr Leben einzusetzen". gen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland" in Ost-Berlin kritisier- 6 094 Konkurse te der CDU-Bundestagsabgeordnete wurden in der Bundesrepublik in den Franz-Josef Nordlohne die Verwendung ersten acht Monaten 1975 registriert. des Zeichens ,,BRD" in verschiedenen Drucksachen und Broschüren der Bun- Die Europäisierung der desregierung. Die Bezeichnung „BRD" Luftfahrtindustrie auf zivilem und Werde uns aus dem Osten aufgezwun- militärischem Sektor ist Gegenstand eines gen, mit der eine Gleichrangigkeit von von der EG-Kommission dem Ministerrat Bundesrepublik und DDR hergestellt zugeleiteten Aktions-Programms. Werden soll. Der Begriff „Deutschland" würde dadurch immer mehr unterschla- 13 131 Akademiker gen. waren im Mai 1975 arbeitslos: 3 140 Wirt- schafts- und Sozialwissenschaftler, CDU-MdB Kunz — Zutritt 2 689 Ingenieure. 1 182 Juristen. nach Ost-Berlin verweigert Die durchschnittliche Mit dem Hinweis, er habe seinen Wohn- Amtsdauer eines Bundestagsabgeordneten sitz in West-Berlin, wurde dem CDU- beträgt sieben Jahre und zehn Monate. Bundestagsabgeordneten Gerhard Danach wird der MdB wieder „Normal- bürger". Rechenergebnis der Computer der Kunz am 8. Oktober 1975 der Zutritt Bundestagsverwaltung. Nur zehn Prozent nach Ost-Berlin auf der Grundlage sei- (52 Abgeordnete) gehören dem Parlament nes Diplomatenpasses verweigert, ob- seit über 20 Jahren an. wohl Kunz bei früheren Anlässen mehr- fach — wie andere Bundestagsabge- Nach Paris ordnete auch — diesen Paß benutzt will Helmut Kohl Ende November, in die hatte. Kunz wollte die Ständige Vertre- USA Anfang 1976 und nach Polen noch vor den Bundestagswahlen fahren. teng der Bundesrepublik Deutschland ln Ost-Berlin vereinbarungsgemäß zur Besprechung humanitärer Angelegen- Die Inflationsrate heiten besuchen und hatte sich dabei hat im September wieder die Sechs-Prozent- Marke übersprungen. Hauptgrund: Wie üblich mit seinem Dienstpaß ausge- Erhöhung der Nahrungsmittel- und wiesen. Heizölpreise. UiD 42/75 • Seite 4

gierung, bestimmen kann, wen sie als POLEN Deutschen anerkennt und wem sie die Aussiedlung gestattet. Die Bundesregierung hat leider auch Wieder ein schlecht nicht verhindert, daß diejenigen Deut- schen, die nun erneut Anträge stellen ausgehandeltes müssen, wiederum jenen inhumanen Behandlungen und Schikanen unter- Vertragswerk worfen werden, die keineswegs geeig- Die in Warschau unterzeichneten net sind, das deutsch-polnische Ver- Verträge und Vereinbarungen mit hältnis zu verbessern. Es sind viele Fäl- Polen sind erneut schlecht aus- le in den letzen Wochen bekanntgewor- gehandelt. Auch sie genügen den den, in denen die Übereignung des zu- Erfordernissen klarer internationaler rückbleibenden Grund und Bodens Regelungen nicht, erklärt der Vor- und allen restlichen Hab und Gutes an sitzende des außen- und den polnischen Staat gefordert, ja of- deutschlandpolitischen Arbeits- fenbar zur Voraussetzung für die Aus- kreises der CDU/CSU-Bundestags- reisegenehmigung gemacht wird. fraktion, Werner Marx, zu den Es muß bei der Beurteilung der von der jetzt unterzeichneten deutsch- Bundesregierung beim Abschluß der polnischen Vereinbarungen. Ostverträge und dieser neuen Verein- Sie sichern, so Marx, auf vertrag- barungen gewählten Praktiken befürch- licher Basis der polnischen Seite tet werden, daß folgende ganz unhalt- wiederum finanzielle Zuwendungen aus bare Methode Platz ergreift: Die Bun- der deutschen Staatskasse zu unge- desregierung sieht sich wegen mangel- hafter Verhandlungsführung genötigt, wöhnlich günstigen Bedingungen, ge- längst Zugesagtes immer erneut erbit- ben aber nur 120 000 Deutschen die Möglichkeit, lediglich auf dem Wege ten und zur Grundlage neuer Verhand- der Familienzusammenführung, aus den lungen machen zu müssen. Dadurch Gebieten ostwärts von Oder und Neiße zahlt sie für die gleiche Sache zwei-, drei- oder mehrmals. Die gegenwärtige in die Bundesrepublik Deutschland aus- zusiedeln. Diese protokollarischen unausgereifte Regelung provoziert ge- radezu weitere polnische Forderun- Abreden haben nicht den gleichrangi- gen verbindlichen Charakter wie die gen. Zusagen an die Volksrepublik Polen. Es ist auch bezeichnend, wie Geist und Viele wichtige Fragen bleiben erneut Buchstabe der KSZE-Schlußakte von ausgeklammert und wiederum nicht ge- Helsinki im Osten verstanden werden. löst. Es muß befürchtet werden, daß — Trotz aller dort feierlich verkündeten da von der weiteren Tätigkeit des Roten Möglichkeiten für mehr Freizügigkeit Kreuzes bei der Aussiedlung keine Re- der Menschen in Europa, trotz der zehn de mehr ist — die polnische Seite aus Prinzipien für Sicherheit und Zusam- den über 280 000 Ausreisewilligen will- menarbeit, sind vertragliche Regelun- kürliche Auswahl trifft, also künftig die gen mit Warschau abgeschlossen wor- polnische Stelle, ohne jede effektive den, die in ihrem Inhalt weit hinter den Einwirkungsmöglichkeit der Bundesre- KSZE-Beschlüssen zurückbleiben. UiD 42/75 • Seite 5

VERTRAG MOSKAU / OST-BERLIN DDR wird immer mehr zum Vasallen der Sowjetunion

Am 7. Oktober feierte die DDR- tung der Souveränität und der Nichtein- Staats- und Parteiführung den mischung in die inneren Angelegenhei- Neugeschaffenen „Nationalfeiertag ten beruhen". der DRR", doch nicht in der Zur Anwesenheit sowjetischen Militärs »Hauptstadt der DDR", nicht in sagt der Vertrag in Artikel 4: Ost-Berlin, sondern in Moskau. „Die ... auf dem Gebiet der DDR statio- Dort, wo vor 30 Jahren die DDR nierten sowjetischen Truppen verblei- beschlossen wurde und woher ben zeitweilig in der DDR mit Zustim- die Befehle zu ihrer Gründung mung der Regierung der DDR." Die kamen — dort beging, nicht ohne Truppen „werden sich nicht in die inne- eine gewisse Logik, die SED- ren Angelegenheiten der DDR und in Führung den 26. Jahrestag ihres das gesellschafts-politische Leben des Staates. Landes, einmischen". Zur deutschen In Moskau wurde jedoch nicht nur Einheit heißt es in Artikel 6: „Der Ver- gefeiert. Ein weiterer Grund für die trag wird bis zur Wiederherstellung der Anwesenheit der SED-Führung war die Einheit Deutschlands ... Gültigkeit Unterzeichnung eines neuen „Vertrages haben". über Freundschaft, Zusammenarbeit Während noch der Vertrag von 1954 und gegenseitigen Beistand zwischen großes Gewicht auf die Souveränität, der DDR und der UdSSR", dem dritten Gleichberechtigung und das staatliche Vertrag zwischen der DDR und der Eigenleben der DDR legte, ist im zwei- UdSSR. ten Abkommen von 1965 davon nur noch sehr eingeschränkt die Rede. In tin Vergleich dieses Vertrages mit den Artikel 1 dieses Vertrages werden diese früheren Freundschafts- und Beistands- Prinzipien ergänzt durch „den soziali- Pakten beider Länder zeitigt interes- stischen Internationalismus, indem sie sante Ergebnisse. Prinzipien des gegenseitigen Vorteils Das erste Abkommen von 1955 hat am und der gegenseitigen brüderlichen Hil- n°ch ehesten den Charakter eines Ver- fe verwirklichen". (Was Moskau unter lages zwischen souveränen Staaten. „brüderlicher Hilfe" versteht, wurde pW heißt es in Artikel 1: „Die DDR (ist) 1968 in Prag klar, als unter diesem re' in der Entscheidung über Fragen Anspruch sowjetische Panzer den er Innenpolitik und Außenpolitik ein- Volkswillen der Tschechen und Slowa- chließlich der Beziehungen zur Deut- ken knebelten.) In Artikel 5 verpflichte- s°hen Bundesrepublik." Die Beziehun- ten sich beide Regierungen „im Falle gen beider Länder sollten „auf völliger eines bewaffneten Überfalls ... in Euro- leichberechtigung, gegenseitiger Ach- pa sofortigen Beistand zu erweisen". UiD 42/75 • Seite 6

Zur deutschen Wiedervereinigung heißt gung der historischen Errungenschaf- es in Artikel 7: ten des Sozialismus .. . zu treffen" (Arti- „Angesichts der Existenz zweier souve- kel 4). räner, deutscher Staaten (kann) die Überdies: In dem Abkommen verpflich- Schaffung eines friedlichen, demokrati- tet sich die DDR in Artikel 8 „im Falle schen einheitlichen deutschen Staates eines bewaffneten Überfalls irgendeines nur durch gleichberechtigte Verhand- Staates oder irgendeiner Staatengruppe lungen . . . erreicht werden." auf eine der hohen vertragschlie- Hier wurde die deutsche Einheit schon ßende Seiten . .. dies als einen Angriff nicht mehr als Anspruch, sondern nur auf sich selbst zu betrachten und ihr noch als Möglichkeit unter bestimmten unverzüglich jeglichen Beistand, ein- Bedingungen erörtert. schließlich militärischem, zu leisten"- Und dies nun nicht mehr — wie noch Völlige Auslieferung im Vertrag von 1964 — nur auf Europa begrenzt, sondern gleich in welchem Der dritte „Freundschaftsvertrag" vom Gebiet. Mit anderen Worten: Die SED 7. Oktober 1975 trägt dagegen die mar- verpflichtet sich selbst, in einem denk- kanten Züge eines uneingeschränkten baren Krieg zwischen der UdSSR und Subordinationsvertrages freiwilligen China, deutsche Soldaten auf russi- Charakters. Selten hat die Geschichte scher Seite in Asien einzusetzen! einen solchen Vertrag gesehen, durch Im Klartext heißen diese Vertragsteile: den sich eine „vertragschließende Sei- Die DDR wird noch enger an die sowje- te" freiwillig und „heißen Wunsches" tische Befehlszentrale gebunden. Von einer „anderen vertragschließenden deutscher Einheit und dem Wunsch Seite" so vollständig ausliefert. nach Wiedervereinigung des deutschen In diesem Vertrag ist das Prinzip der Volkes steht in dem Vertrag kein Wort „sozialistischen Gemeinschaft" aus- mehr. In der DDR spricht die SED nur schließlich an die Stelle des national- noch von der „DDR-Nation", dem „Volk staatlichen Prinzips gesetzt worden. Die der DDR" und dem „Nationalfeiertag Breschnew-Doktrin feiert eine neue der DDR". Die gesamtdeutsche Nation Auferstehung. In der Präambel heißt es: ist im Sprachgebrauch der SED-Füh- Die beiden Länder treten „konsequent rung gelöscht. und unentwegt für die Festigung der auf der Gemeinsamkeit der sozialen Ord- Wie lange jetzt... ? nung und der Endziele beruhenden Ge- schlossenheit aller Länder der soziali- Doch bei Kommunisten gelten Verträge stischen Gemeinschaft" ein. Sie „be- nicht für immer: Der erste Freund- kräftigen, daß die Unterstützung, die schaftsvertrag von 1955 sollte bis zur Fertigung und der Schutz der sozialisti- Wiedervereinigung gelten. Er hielt schen Errungenschaften gemeinsame 9 Jahre. Das zweite Abkommen von internationalistische Pflicht der soziali- 1964 sollte laut Text die Sowjet-,,deut- stischen Länder" ist. Sie werden „im schen" Beziehungen für 20 Jahre re- Geiste der Festigung ihrer Einheit und geln. Er wurde nach 11 Jahren abge- Geschlossenheit handeln. Sie erklären löst. Der jetzige Vertrag soll nach dem ihre Bereitschaft, die notwendigen Maß- Willen der Vertragspartner für 25 Jahre nahmen zum Schutz und zur Verteidi- Bestand haben!... UiD 42/75 • Seite 7

• ÖFFENTLICHER DIENST Vorschläge zur Eindämmung der Personalkosten

Eine Fachkommission des Bundes- Schritt besorgniserregend zu verkür- fachausschusses Innenpolitik der zen. CDU hat sich in den vergangenen Die überproportionale Ausweitung der Monaten mit der Frage beschäftigt, öffentlichen Personalkosten erfordert Wie der Anteil der öffentlichen Per- unabweisbar eine einschneidende Ge- sonalkosten an den Gesamtaus- gensteuerung. Diese muß schwerpunkt- gaben von Bund, Ländern und mäßig dort ansetzen, wo die wesentli- Gemeinden gesenkt werden kann. chen Ursachen des überproportionalen °ie Fachkommission hat jetzt Vorschläge unterbreitet, die jedoch Kostenanstiegs lagen, d. h. bei dem Jioch in dem Bundesfachausschuß stark gewachsenen Personalbestand. Innenpolitik beraten und dann Die Besoldung oder Vergütung des ein- dem Bundesvorstand der Partei zelnen Beschäftigten dagegen bietet — *Ur Entscheidung zugeleitet werden von etwaigen kurzfristigen Notmaßnah- Müssen. men abgesehen — finanziell nur eng begrenzte Korrekturmöglichkeiten. Ausgangspunkt der Vorschläge ist Im einzelnen schlägt die Fachkommis- eine Analyse der Personalkosten- sion folgende Maßnahmen vor: entwicklung von 1961 bis 1973. Diese Strukturelle Besoldungs- und Tarifver- 2 eigt, daß die öffentlichen Personalko- besserungen z. B. durch Höherstufun- s 'en im Untersuchungszeitraum über- gen, Verbesserung von Stellenkegeln, Proportional angestiegen sind. Sie ha- neue oder erhöhte Zulagen sollen bis ben sich allein in der unmittelbaren zum 31. Dezember 1980 ausgesetzt wer- Verwaltung des Bundes, der Länder u den. Von 1961 bis 1973 machten diese nd der Gemeinden von 25 Milliarden strukturellen Maßnahmen 20 bis 30 Pro- auf 94 Milliarden DM, d. h. von 26 Pro- 2e zent der Besoldungs- und Tarifverbes- nt auf 34 Prozent der Haushaltsvolu- serungen aus. ^en und von 32 auf 42 Prozent des Die Aussetzung struktureller Verbesse- 9esamten Steueraufkommens erhöht. rungen ist für eine dauerhaftere Neu- Der Anstieg 1961 bis 1969 von 25 auf 53 ordnung der Besoldungs- und Tarif- Milliarden DM entsprach einer jährli- struktur zu nutzen, die Beamtenbesol- chen Durchschnittssteigerung um 10 dung soll durch Verwirklichung der J^ozent, der Anstieg 1969 bis 1973 von Funktionszuweisung im Besoidungs- ^3 auf 94 Milliarden DM einer jährlichen recht funktionsgebunden ausgestaltet ^Urchschnittssteigerung um 15 Prozent. werden. Di ese Entwicklung trug dazu bei, den Durch übereinstimmende Entschließun- ln anziellen Bewegungsraum Schritt für gen der Parlamente in Bund und Län- UiD 42/75 • Seite 8

dem soll ein Stop für Gesetze und Durch die Vorschläge der Fachkommis- andere Maßnahmen mit neuen öffentli- sion können Mehrausgaben in Milliar- cnen Aufgaben erklärt und den Regie- denhöhe vermieden werden. Strukturel- rungen der Auftrag zur Überprüfung al- le Besoldungs- und Tarifverbesserun- ler Verwaltungsbereiche auf Möglich- gen verursachten in den Jahren 1961 keiten des Aufgabenabbaus einschl. der bis 1973 einen durchschnittlichen An- Privatisierung geeigneter Aufgaben er- stieg des Personalaufwandes pro Jahr teilt werden. Ferner sollen künftig zu um zwei Prozent. allen Gesetzentwürfen angegeben wer- Bei Fortschreibung dieser Entwicklung den: die voraussichtliche Aufgabenver- auf den derzeitigen Gesamt-Personal- mehrung oder Verminderung, die Ver- aufwand von grob 150 Mrd. DM ergäbe mehrung oder Einsparung von Arbeits- sich rechnerisch ein Mehraufwand von stunden und von Personalstellen sowie etwa drei Mrd. DM im ersten und über die Eignung zum rationellen Verwal- zwölf Mrd. DM im vierten Jahr für tungsverfahren. „strukturelle Verbesserungen". Bei Aussetzung dieser Verbesserungen Zustimmung zu sollte auch unter der realistischen An- Mindesteinsparungen nahme, daß dann ein Teil der Mittel in die jährlichen allgemeinen Erhöhungen Alle Möglichkeiten zur rationellen Ar- einfließt, wenigstens ein Teil der drei beitsweise der Verwaltung sind ver- bis zwölf Mrd. DM Mehrausgaben end- stärkt auszuschöpfen. gültig vermieden werden können. Damit Aufgabenbegrenzung, Aufgaben- Da der Personalbestand im Untersu- abbau und Rationalisierung zu wirksa- chungszeitraum 1961 bis 1973 um ca. men Einsparungen führen, sollen Bund, 2,3 Prozent im jährlichen Durchschnitt Länder und Gemeinden die folgenden anstieg, ergäben sich bei einer Fort- Mindesteinsparungen verbindlich be- schreibung dieser Entwicklung ausge- stimmen: hend vom derzeitigen Gesamtpersonal- (D Neue Stellen werden zunächst bis aufwand von ca. 150 Mrd. DM, Mehraus- 1980 ausnahmslos nicht mehr ausge- gaben von ca. 3,5 Mrd. DM im ersten bracht. Soweit für einzelne Bereiche und über 14 Mrd. DM im vierten Jahr Stellenvermehrungen unabweisbar sind, zuzüglich der anteiligen Auswirkungen müssen sie durch Umschichtungen ge- von Besoldungs- und Tariferhöhungen. wonnen werden. Wenn das vorgeschlagene Einfrieren © Stellen, die an einem bestimmten von Personalstellen durchgehalten Stichtag unbesetzt waren, werden ein- wird, werden diese Mehrausgaben in gezogen. voller Höhe vermieden. ® Darüber hinaus sind ab 1976 zu- Durch den Abbau von Personalstellen nächst bis 1980 im gesamten öffentli- um jährlich 35 000 Beschäftigte, können chen Dienst jährlich 35 000 Beschäftigte etwa ein Prozent der Gesamtpersonal- einzusparen. Dies geschieht durch kosten eingespart werden. Diese sind Wegfallvermerke in den Stellenplänen, 1,5 Mrd. DM im ersten und über 6 Mrd- die dazu führen, daß ein Teil der natür- DM im vierten Jahr zuzüglich der antei- lichen Abgänge von jährlich 2,5 Prozent ligen Auswirkungen von Besoldungs- und mehr nicht ersetzt wird. und Tariferhöhungen. UiD 42/75 • Seite 9

Sozialdemokraten im Lande KOALITION sind nach ,der Ohrfeige' vom Wahlsonn- tag übereinander hergefallen. Die Hatz auf Schuldige am Verlust von sieben SPD/FDP-Regierung Parlamentssitzen ist losgebrochen", schreibt die „Zeit" (10. Oktober 1975) verliert an Sympathie und fährt fort: Die Regierung Schmidt hat in drei Mo- „Nur einmal war man sich zum ln-die- naten bei der Bevölkerung sechs Pro- Arme-Fallen einig: Als es um die Vergrö- zent an Sympathie eingebüßt. Nach der ßerung der Landesregierung (Senat) neuesten Meinungsumfrage des Emnid- um ein Ressort auf jetzt zwölf Bereiche Institutes wird sie nur noch von 49 ging. Im Handumdrehen stand fest, Bre- Prozent positiv bewertet. Im Juni waren men (750 000 Einwohner) wird neben es noch 55 Prozent. Unzufrieden sind Hamburg künftig das zahlenmäßig um- jetzt 48 Prozent. fangreichste Kabinett aller Bundeslän- Nach Ansicht der Meinungsforscher der haben. zeigen sich bei der Ende August abge- schlossenen Befragung erste Auswir- Die SPD in Bremen bietet nach der kungen der sogenannten „Sparbe- Wahl ein Bild von zänkischem Provin- schlüsse". Als bemerkenswert gilt, daß zialismus. Daran ändert auch die Tatsa- che nichts, daß ihr .Großer Manitu', es keinen Beamten mehr gibt, der der Regierung Schmidt die „Note eins" Hans Koschnick, im November in Mann- (sehr gut) zubilligt. Vor zwei Monaten heim zu Willy Brandts Stellvertreter an waren es acht Prozent. 63 von Hundert die Parteispitze gewählt werden soll." der Beamten beurteilen die Regierung neuerlich negativ, 36 Prozent positiv. Münchner Jusos Emnid registriert auch bei der Intelli- diskutieren über Abspaltung genzschicht eine „negative Entwick- Unter den Münchner Jungsozialisten lung". 50 Prozent der Bürger mit Abitur gibt es offenbar Gruppen, die über eine sind unzufrieden. Die CDU/CSU gilt Abspaltung des linken Flügels von der erstmals wieder als „sympathischste SPD diskutieren. Wie bekannt wurde, Partei" für 46 Prozent, 43 Prozent sollte am Wochenende ein Treffen von stimmten für die SPD, 10 Prozent für die sieben Jungsozialisten mit dem frühe- FDP. ren Wortführer der Münchner Parteilin- ken, dem aus der SPD ausgetretenen Senat der Siegmar Geiselberger, stattfinden, bei Kleinkarierten dem dieses Thema auf der Tagesord- „Wenn ein linker SPD-Ortsverein im nung stand. Wahlkampf die Vokabel „Scheiß" ge- Der Einladungsbrief beschäftigte sich braucht („Macht keinen Scheiß, Leute, zunächst mit den bisherigen Versuchen, wählt SPD"), dann ist das nach Ansicht eine einheitliche Stoßrichtung für eine eines rechten Bildungssenators Fäkal- „linke Politik" innerhalb der SPD zu sprache. Wenn der Senator selbst je- erreichen. Diese Versuche, so soll es in doch im gleichen Atemzug von „Anpin- dem Schreiben weiter heißen, seien fehl- keln" redet, dann ist das sozi-like. Die geschlagen. Darum müsse über die UiD 42/75 • Seite 10

weitere Marschrichtung gesprochen die SPD und den Ost-West-Handel ern- werden. Als Punkte der Tagesordnung, ster nehme". Darauf habe Apel „nur so verlautet, seien eine „Zustandsbe- fürchterlich lachen" können, die Äuße- schreibung der Linken" und „mögliche rung über die Prawda gemacht und Organisationsformen (marxistischer darauf „wiederum tosenden Beifall" er- Flügel — Kaderspaltung)" genannt ge- halten. wesen. Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jen- Keine Informationen ninger sagte dazu, es sei nicht neu, daß für den Staatssekretär sich Apel im Ton vergreife. Neu aller- dings sei, daß sich „dieser exzentrische SPD-Kanzler Helmut Schmidt hält offen- und unfähige Politiker offen und zy- bar nicht viel von dem ständigen Ver- nisch" auf die Prawda berufe, wenn es treter der Bundesregierung in Ost-Ber- darum gehe, im Vorfeld des Bundes- lin, Staatssekretär Gaus. Schmidt geht tagswahlkampfes einen Politiker aus immer mehr dazu über, wichtige Fragen den Reihen der Opposition „mit im Vorfeld von Verhandlungen mit der Schmutz zu bewerfen". Er habe das DDR von seinem Abteilungsleiter im politische Klima „auf nicht mehr ertrag- Kanzleramt, Sänne, sondieren zu las- bare Weise vergiftet". Deshalb müsse sen. Über dieses Vorgehen wird die der Kanzler sich unverzüglich dazu ständige Vertretung in Ost-Berlin oft äußern. nicht einmal informiert. So war es jetzt auch bei den laufenden Gesprächen Partei verlassen über die Neufestsetzung der Transit- Pauschale und den Verhandlungen Die Bremer Rechtsanwältin Karin Stie- ringer, die in der abgelaufenen Legisla- über den Ausbau und die Renovierung turperiode Mitglied der SPD-Bürger- der Verkehrswege von und nach West- Berlin. schaftsfraktion war, hat ihren Austritt aus der SPD erklärt und die Aufnahme in die CDU beantragt. Die Rechtsanwäl- Apels zynische Töne tin hatte sich den Unwillen ihrer Partei Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat zugezogen, weil sie sich vor allem ge- Bundeskanzler Schmidt aufgefordert, gen die „einseitig linke" Besetzung des ,,sich unverzüglich zum Hamburger Auf- Ausbildungs- und Prüfungsamtes für tritt seines Finanzministers" zu äußern. Juristen bei der Bremer Universität Apel soll nach einem Zeitungsbericht wandte. am Wochenende in einer Arbeitnehmer- Ebenfalls die SPD verlassen hat der Konferenz der SPD im Hamburger Ge- Bürgermeister der Gemeinde Braunfels werkschaftshaus am Besenbinder-Hof (Kreis Wetzlar), Erich Lücke!, der 30 gesagt haben: „Der Kohl bleibt in Mos- Jahre lang Mitglied dieser Partei war. kau einen Tag in seinem Hotelzimmer Durch den Austritt Lückeis, der zehn sitzen, nur weil die Prawda etwas über Jahre lang an der Spitze der Braunfel-

Strauß sagt, was man sagen muß." Apel ser Verwaltung für den Ausbau der gab laut Zeitungsbericht aus Hamburg Stadt zu einem Kurbad kämpfte und diese Antwort nach einem Zwischenruf dabei auf wachsenden Widerstand sei- daß ..die CDU doch heute schon eine ner Partei traf, verlor die SPD im Magi- progressivere Ostpolitik betreibe als strat die absolute Mehrheit. UiD 42/75 • Seite 11

Gscheidle „verhört" Angestellte SCHLAGLICHTER Während der Dienstzeit wurden Ange- stellte des Postministeriums laut „Bild" KEINEN FALSCHEN RAT: Ludwig Poul- im Rahmen einer von dem Meinungsfor- lain, Vorsitzender des Vorstandes der schungsinstitut Infratest im Auftrag des Westdeutschen Landesbank, wurde im SPD-Postministers Kurt Gscheidle ver- ZDF gefragt. „Würden Sie denn als anstalteten Umfrage über innerbetrieb- Privatmann dem Staat Ihr Geld in Form liche Verbesserungen auch gefragt: von Anleihen anvertrauen?" Antwort: „Welche Partei würden Sie wählen, „Wenn ich Ihre Frage jetzt mit Ja beant- wenn demnächst Wahlen wären?" worten würde, würde ich für viele Leu- te, die meinen Rat in Anspruch nehmen Kuhns „Sommerfestspiele" würden, einen falschen Rat geben. Der SPD-Landesvorstand will „Allein- Nein, ich tue das nicht. Ich würde das gänge" von Ministerpräsident Heinz nicht tun." Kühn (SPD) nicht länger hinnehmen. Verärgert zeigten sich Vorstandsmit- DEN NAGEL (FDP) AUF DEN KOPF glieder vor allem über die von Minister- GETROFFEN: „Wirtschaftsminister präsident Kühn ausgelöste Nachfolge- Friderichs spricht auf der Linie der diskussion: „Für uns gibt es derzeit Union und handelt auf SPD-Kurs." (Ernst kein Nachfolge-Problem", erklärte SPD- Müller-Hermann MdB) Landesvorsitzender Figgen. „Wir haben „Wenn Herr Eppler fragt, ob wir wirk- Heinz Kühn klar gesagt, daß es Sache lich 300 Sorten Wurst und 150 Sorten der Partei und der zuständigen Gre- mien ist, zu gegebener Zeit zu diskutie- Brot brauchen, dann beginnt die Inve- ren, wer Regimentskommandeur wer- stitionslenkung für ihn offenbar damit, den soll. Das beinhaltet auch, daß der daß er uns jetzt seine Einheitswurst Ministerpräsident nicht laufend Be- verschreiben will." (). trachtungen über Nachfolger anstellen soll." Die kritische Bewertung von fünf INVESTITIONSLENKUNG: möglichen Kandidaten durch den Mini- erklärte, die letzte Entscheidung müsse sterpräsidenten bezeichnete Figgen iro- beim Unternehmer bleiben. Prof. Bie- nisch als „Kühnsche Sommerfestspie- denkopf konterte: „Diese neue Formel le". ist besonders unehrlich. Das heißt doch, daß alle möglichen anderen In- „Ungenießbar" stanzen erst einmal vorher entscheiden sollen und der Unternehmer damit fak- „Würde die Bundes-SPD eine Politik tisch die Entscheidung verliert." vertreten, wie die SPD in München und Hessen-Süd, käme eine Koalition zwi- schen SPD und FDP für mich nicht in EGON FRANKE SPRICHT ES AUS: Betracht." Das erklärte der einzige Die Ziele der Linken in der SPD kämen Münchner FDP-Bundestagsabgeordnete bereits „dem sehr nahe, was in der Hans A. Engelhard. Engelhard nannte DDR ist", erklärte Egon Franke (SPD) die Politik der Münchner SPD „unge- Minister für innerdeutsche Beziehun- nießbar". gen. UiD 42/75 • Seite 12

CDU UND KIRCHEN

Helmut Kohl: Das „C" ist Handlungsmaßstab der Union

Das Präsidium der CDU und Ver- Grundgesetzes stünden. Es stehe aber treter der Deutschen Bischofs- außer Zweifel, daß sie eine größere konferenz sind am 8. Oktober Affinität zu einer Partei habe, die ihr in Bonn zu einem Gespräch zu- Programm auf christliche Grundsätze sammengekommen. Gegenstand gründe. Dies bedeute aber auch, daß des Gesprächs, das in einer freund- die Kirche größere Erwartungen an schaftlichen und offenen Atmosphäre eine christliche Partei stelle. stattfand, waren die geistigen Die Kirche habe drei Erwartungen an Strömungen und die gesellschaft- die CDU: lichen Entwicklungen in diesem # Einmal müsse die Partei die Grund- Jahrzehnt und das Verhältnis überzeugungen formulieren, die sich der Katholischen Kirche zur CDU. aus dem christlichen Menschenbild er- Der Vorsitzende der Deutschen gäben; Bischofskonferenz, Kardinal Julius 0 zum zweiten müßten diese Grund- Döpfner, wies darauf hin, daß die heuti- überzeugungen realisiert werden; ge Zeit weitgehend von Unsicherheit # drittens erwarte man, daß die CDU und Ratlosigkeit geprägt sei. Es habe Zukunftsperspektiven entwickle, die auf sich ein krasser Materialismus breitge- dem christlichen Menschenbild fußen. macht. Vor allem das, was viele unter Sozialismus verstehen, übe auf die Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl un- Menschen eine gewisse Anziehungs- terstrich, was Kardinal Döpfner in sei- kraft aus, da man von ihm die Lösung ner Analyse und in dem von ihm skiz- der Probleme erwarte. zierten Erwartungshorizont dargelegt Die Kirche sei selbstverständlich von hatte. Es habe eine Phase in der Ge- dieser Entwicklung nicht verschont ge- schichte der CDU gegeben, in der über blieben. Allerdings dürfe man nicht ver- den Sinn und die Zweckmäßigkeit des kennen, daß sich auch positive Ansätze ,,C" im Parteinamen der Union disku- bemerkbar machen. Die Besinnung ha- tiert worden sei. be längst begonnen. Die Kirche werde Diese Diskussion habe sich überlebt. sich in Zukunft mehr als bisher bemü- Das ,,C" verstehe die Union als Maß- hen, ihre Meinung zu den grundsätz- stab für ihr eigenes Tun. Die CDU wer- lichen, aber auch zu Einzelfragen der de ihr Programm, ihre politische Aktion Gestaltung des gesellschaftlichen Le- und auch ihr Personalangebot an dem bens zu formulieren. „C" messen lassen. Helmut Kohl unter- Die Kirche sei zum Gespräch mit allen strich den Charakter der Volkspartei, Parteien bereit, die auf dem Boden des den die CDU verkörpere. UiD 42/75 • Seite 13

Diese Volkspartei könne nur dann exi- und evangelischen Kerngemeinden zu- stieren und das innere Spannungsver- zurechnen habe. hältnis aushalten, wenn sie die drei Kohl vertrat die Meinung, daß die Poli- großen Ströme aus den Vorgängerpar- tik in eine Phase eintrete, in der wieder teien in sich wirken lasse: „um Prinzipien" gerungen und gestrit- # die christlich-soziale, ten werden müsse. Das bedeute für die # die freiheitlich-liberale und Auseinandersetzungen des kommenden Jahres, daß die CDU die Wahlentschei- % die konservative Idee. dung besonders 1976 in den Grundwer- Der CDU-Vorsitzende betonte die enge ten im Prinzipiellen suchen müsse. Verbindung zwischen der CDU und den Ein weiterer Gesprächspunkt war die christlichen Kirchen. Wenn CDU-Politi- „Neue Soziale Frage". Man war sich in ker über die Kirche nachdächten, däch- diesem Zusammenhang einig, daß der ten sie nicht über eine „drittrangige Spielraum der freien Träger vom Staat fremde Sache", sondern über einen we- nicht eingeschränkt werden darf. Der sentlichen und bestimmten Teil ihres Staat sei auf die Arbeit der freien Trä- Lebens nach. ger angewiesen. Es sei gewiß kein Zufall, daß der Zu- Die Änderung des § 218 war weiterer wachs auch aus der jungen Generation Gesprächsstoff. Die Gesprächspartner zur CDU in der großen Mehrheit aus kamen überein, den Gedankenaus- Kreisen stamme, die man katholischen tausch im Januar fortzusetzen.

TERMINE

17J18. 10 LV Rheinland-Pfalz, Landespartei- 25. 10. KPV/NW, Hauptausschuß, tag, Landau Solingen-Ohligs 18. 10 LV Hessen, Mittelstandsvereini- 25. 10. JU Rheinland, Landestagung, gung, Landesmittelstandstag, Kleve Frankfurt 27.10. JU Baden-Württemberg, Landes- 20. 10 CDU — Bund, Bundesvorstand, ausschuß, Stuttgart Bonn 27. 10. LV Baden-Württemberg, Landes- 20. 10 CDU — Bund, Empfang des vorstand, Stuttgart Parteivorsitzenden „25 Jahre 28. 10. CDU — Bund, Vorstand des BFA CDU-Bundespartei", Bonn „Sport", Freiburg 20.121. 10. JU — Bund, Landesgeschäfts- 31. 10. JU — Bund, Bundesvorstand, führerkonferenz, Köln Bonn 23 10 CDU — Bund, BFA „Sport", Bonn 31. 10. KPV — Bund, Bundesvorstand, 24 10 CDU — Bund, BFA für Gesund- Bonn heitspolitik, Bonn 1. 11. LV Schleswig-Holstein, Sozial- 24 10. CDU — Bund, BFA „Struktur- ausschüsse, Landesausschuß, politik", Bonn Neumünster 24 10. LV Rheinland, Landesvorstand, 1.12. 11. JU — Bund, Deutschlandrat/ Köln Bundesvorstand, Bonn 24 125. 10. LV Schleswig-Holstein, Klausur- 3. 11. CDU — Bund, Präsidium, Bonn tagung, Holm 5.11. CDU — Bund, Landesgeschäfts- 24 125. 10. LV Rheinland-Pfalz, Sozialaus- führerkonferenz, Bonn schüsse, Betriebsrätekonferenz 6. 11. CDU — Bund, Fachkommission 24 126. 10. Exil — CDU, Deutschlandpoliti- „Strafrechtsreform" des BACDJ, sche Regionaltagung, Trier Bonn UiD 42/75 • Seite 14

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Beispielhafte Aktionen

Aus zahlreichen Kreis-, Stadt- und Die Frauen in der CDU Wittlich hatten Gemeindeverbänden liegen uns diesen Basar mit der Unterstützung vie- inzwischen wieder Berichte über ler freiwilliger Helferinnen und Helfer in beispielhafte Aktionen vor, die wochenlanger Arbeit vorbereitet. wir Ihnen als Anregung weiter- Selbstgebastelte und ausgefallene vermitteln. Sofern Sie sich über Weihnachtsdekoration, neue und gut Einzelheiten informieren möchten, erhaltene Kinder- und Erwachsenen- empfehlen wir Ihnen, sich jeweils kleidung, Kinderspielzeug (Puppenwa- mit dem CDU-Verband in Ver- gen, Felltiere u. a.), Bilder, Bücher, de- bindung zu setzen, der die Aktion korativer Hausrat, Kuchen, Gebäck und durchgeführt hat. Marmelade nach Großmutters Rezep- ten, fanden schnell einen guten Absatz. Tips für den Spätherbst Glühwein und warme Würstchen ließen und die Vorweihnachtszeit die Käufer die schlechte Witterung ver- gessen. Der Ortsverband der JU Bodenheim Der Erlös: rund 18 000 DM kamen zu- hat an einem Stand in verschiede- sammen, die zum Teil den Sorgenkin- nen Ortsteilen von Bodenheim „Feder- dern zugutekamen. Mit dem Rest soll weißen" (junger Wein) ausgeschenkt. der finanzielle Grundstein für eine Be- Dabei konnten sich die Bewohner über gegnungsstätte für die älteren Wittli- die Politik der CDU in Gemeinderat und cher Mitbürger gelegt werden. Verbandsgemeinderat informieren. In- CDU-Kreisverband Bernkastel-Wittlich formationsschriften der CDU und JU lagen zum Mitnehmen bereit. Die CDU- 5560 Wittlich und JU-Ratsmitglieder mit dem Bürger- Schloßstraße 6 meister standen ihren Mitbürgern Rede Postfach 1163 und Antwort. Der Reinerlös aus dem Verkauf des „Federweißen" wurde für Ejne nachahmenswerte weihnacht- die Einrichtung des neuen Kindergar- liche Bescherungsaktion startete tens verwendet. der rheinland-pfälzische CDU-Ortsver- band Remagen-Oedingen am Heiligen Junge Union Deutschlands Abend 1974. Er überraschte alle im vori- Ortsverband Bodenheim/Rh. qen Jahrhundert geborenen Einwohner 6501 Bodenheim des Höhenluft-Kurortes zwischen Rhein Obergäßchen 7 und Ahr mit ansehnlichen Geschenktü- Zu einem großen Erfolg wurde am ten die aus Spenden und Gaben des ersten verkaufsoffenen Samstag vor Mitgliederkreises des Ortsverbandes Weihnachten 1974 in Wittlich die Aktion zusammengestellt worden waren. Die „Christkindlbasar für dich und unsere Pakete mit Wein, Obstsäften, Wurstwa- Sorgenkinder (jung und alt)". ren und Christstollen fanden bei den UiD 42/75 • Seite 15

über 75jährigen Ortseinwohnern freudi- Verbesserungsvorschläge bei Neupla- ge Aufnahme. nungen berücksichtigt werden kön- nen. Dies war keine soziale Hilfsaktion für Bedürftige, sondern eine mitmenschli- Diese, mit viel Arbeit verbundene, Do- che Geste gegenüber betagten Mitbür- kumentation der Frauenvereinigung gern, die sich die Gaben auch jederzeit wurde bereits durch einen Bericht in selbst hätten leisten können. Vorrangi- der Braunschweiger Zeitung, dem ges Ziel der CDU Remagen-Oedingen Norddeutschen Rundfunk und dem bei der Altenbetreuung ist es, eine gut- Norddeutschen Fernsehen gewürdigt. nachbarliche Verbundenheit zu den al- CDU-Kreisverband Braunschweig ten Menschen in unserer Gesellschaft 3300 Braunschweig zu praktizieren. Bruchtorwall 9—11 CDU-Ortsverband Remagen-Oedingen 5480 Remagen-Oedingen In Freden hatte die SPD gegen die Siebengebirgsblick 8 Stimmen der CDU beschlossen, die Kanal- und Wassergeldgebühren so Aktionen für das ganze Jahr drastisch zu erhöhen, daß von unsozia- len Wasserpreisen gesprochen wur- Die CDU Sprockhövel gratuliert zum de. Geburtstag. Alle über 70 Jahre al- Dagegen machte der Ortsverband der ten Personen in Sprockhövel, erhalten CDU einen Aufklärungsfeldzug, in dem von der CDU zum Geburtstag eine er Vergleichszahlen aus benachbarten Glückwunschkarte, auf deren Vorder- Gemeinden aufzeigt und mit einem seite Motive aus den Siedlungsberei- Flugblatt verdeutlicht, wie sehr hier die chen Niedersprockhövel und Haßling- Bürger von der SPD zur Kasse gebeten hausen abgebildet sind. Eine kleine werden. Aufmerksamkeit, aber sie findet bei den Jeder Mandatsträger, jedes Mitglied der Mitbürgern Beachtung. CDU hatte sich bereit erklärt, an dieser CDU-Ortsunion Sprockhövel Aktion, bei der alle Haushalte in Freden 4322 Sprockhövel 1 besucht wurden, teilzunehmen. Magdeburger Straße 27 CDU-Kreisverband Alfeld 3220 Alfeld Die CDU-Frauenvereinigung Braun- Bahnhofstraße 14 schweig erstellte eine Situations- analyse Braunschweiger Kinderspiel- In den zurückliegenden Wochen haben plätze. Dieser 16seitige Bericht, der wieder viele Kreis- und Ortsverbände vorrangig die Sicherheit, Hygiene, Aus- der Bundespartei Material über durch- stattung, Wartung und Lage der Spiel- geführte Aktionen zugeleitet. Über die plätze bewertet, wurde der CDU-Stadt- Aktivitäten in Ihrem Verband sollten Sie ratsfraktion, dem zuständigen städti- auch künftig Berichte mit Unterlagen an schen Fachamt und den CDU-Orts- die CDU-Bundesgeschäftsstelle, Abtei- ratsfraktionen zur Verfügung gestellt, lung Öffentlichkeitsarbeit, 53 Bonn, damit Mängel, die ausnahmslos jeder Konrad-Adenauer-Haus, schicken. Im der 60 untersuchten Spielplätze auf- UiD werden Ihre Erfahrungen weiterg§- wies, möglichst bald abgestellt und die geben. UiD 42/75 • Seite 16

ZITAT Anschrift: Genschers Rivale Bangemann mußte gehen, aber nicht als Folge seiner Unfähigkeit, sondern als Opfer eines Machtkampfes inner- halb seiner Partei. Doch mögen die Liberalen im Südwesten sich trösten: Bangemann verließ den Bonner Platz nicht, weil er unerträglich geworden wäre, sondern weil ein Kräftespiel auf nenminister Maihofer durchsetzen höherer Etage seinen Abgang erforder- konnte, hat er mal zurückhaltend und lich machte. mal offener die Rolle des stabilen Fak- Gewiß, seine Leistungen als Generalse- tors in der FDP gespielt. kretär nahmen sich nicht gerade glanz- Härter als jeder andere Liberale im Ka- voll aus. Seine Äußerungen zur Koali- binett sprach er sich gegen Gedanken- tionsfrage trugen Unruhe in die Partei. spielereien mit einem Koalitionswech- Insgesamt hatte sich Bangemann kei- sel aus; selbst die sozial-liberale Kon- neswegs unentbehrlich gemacht. fession Maihofers reichte an Friderichs Doch aus all diesen Gründen allein hät- deutliches Wort nicht heran. te Genscher sich kaum von ihm ge- Zugleich aber, gedeckt durch diese trennt. Der Parteivorsitzende mußte in- Aussage, betrieb er eine scharfe Profi- dessen fürchten, in den Strudel, den lierung gegen alles, was im sozialdemo- Bangemann ausgelöst hatte, selbst hin- kratischen Lager links war. Sogar auf \ eingezogen zu werden. Er ist zwar in Konfrontationen mit Kanzler Schmidt, der Partei nicht angefochten, aber es mit dem er sich an sich gut versteht, wäre auch falsch, die unsentimentale ließ Friderichs es ankommen. Wachsamkeit eines Mannes zu überse- hen, der sich die Parteiführung durch- Immer behielt er dabei aber Genscher im Auge. Stets dann, wenn der Partei- aus selbst zutraut: die umsichtigen Dis- positionen von Hans Friderichs. vorsitzende zauderte, kehrte sein Vize Entschiedenheit heraus. Und immer ließ Seit er sich — gegen Genschers er die Öffentlichkeit daran teilhaben. Wunsch — als stellvertretender Partei- vorsitzender im Kräftemessen mit ln- Deutsche Zeitung, 10. Oktober 1975

Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich-Demo- kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Heinz Winkler, 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Telefon 54 41. Verlag: Union Betriebs GmbH, 53 Bonn, Argelanderstraße 175, Telefon 22 00 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun, Bank- verbindung: Commerzbank Bonn Nr. 1124 932, Postscheckkonto Köln 1937 95. Abonnementspreis vierteljährlich 9— DM. Einzel- UiD preis 0,75 DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.