Wien erleben

4.3. Rundgang 7: ALTES WIEN 3: Was von der Stadtmauer geblieben ist

WIE GELANGST DU DORTHIN?

Wir beginnen unsere Wanderung bei der Station Landstraße – Wien-Mitte der U-Bahn- Linie 4, die du leicht erreichen wirst. Auch die Schnellbahnlinie von Liesing oder Meidling, Richtung Floridsdorf, hat hier eine Station.

Route: Stadtpark – Dr. Karl Lueger-Platz – Stubenbastei – Coburgbastei – Schellinggasse – Walfischgasse – Philharmonikerstraße – Albertinaplatz – Hanuschgasse – Burggarten – Heldenplatz – Volksgarten – Löwelstraße – Teinfaltstraße – Schreyvogelgasse – Mölkersteig – Schottengasse - Schottentor Gehzeit: ca. zwei Stunden

Museen, die an der Route liegen:  Schmetterlinghaus im Burgarten  Völkerkundemuseum in der Neuen  Ephesus-Museum in der Neuen Hofburg  Museum für alte Musikinstrumente in der Neuen Hofburg Die Beschreibung dieser Museen ist bei dem Kapitel Hofburg zu finden.  Pasqualatihaus, Mölkerbastei Nummer 8, Wohnhaus Beethovens

Abb. 124: Route des Rundganges 7

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Wir verlassen die U – Bahnstation und wenden uns nach rechts, überqueren die Brücke über den Wienfluss und betreten den Stadtpark. Die Wanderung durch den Stadtpark soll- te dem linken Weg in der Nähe des Wienflussufers bis vor zum Straußdenkmal folgen. Zurück gehen wir dann entlang des Weges, der näher zur Ringstraße liegt. Auch die Be- schreibung der Denkmäler und Brunnen folgt diesem Weg. Im Stadtpark sind auch alle Bäume mit Namensschildern versehen, so dass der Rundgang auch zum Studium der verschiedenen Baumarten verwendet werden kann.

Der Wiener Stadtpark wurde auf den Gründen des ehemaligen Wasserglacis angelegt. Die Errichtung des Parks wurde besonders vom damaligen Bürgermeister Dr. Andreas Zelinka gefördert. Der Park entstand nach einer Planskizze des Landschaftsmalers Joseph Selleny und nach den Plänen des damaligen Stadtgartendirektors Dr. Rudolf Siebeck. Mit der Ge- staltung wurde am 15. März 1862 im englischen Parkstil begonnen. Bereits am 12. August 1862 wurde der Park eröffnet. Der Stadtpark ist mit dem Kinderpark auf der anderen Seite des Wienflusses durch die 1857 errichtete Karolinenbrücke verbunden. Dieser Steg wurde 1918 in Stadtparkbrücke und nach 1945 in Stadtparksteg umbenannt. Die sich auf der an- deren Seite befindende Trinkhalle wurde 1903 von Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer gebaut. Der Kursalon entstand in den Jahren 1865 – 1867 nach einem Entwurf von Johann Garben. 1883 wurde das Wetterhäuschen errichtet.

Gleich nach dem Betreten des Parks sehen wir rechts auf einem kleinen Hügel das Zelinkadenkmal. Andreas Zelinka (23.2.1802, Wischau, Mähren – 21.11.1868, Wien), Wiener Bürgermeister 1861 – 1868, besonderer Förderer der Errichtung des Stadtparks. Seine Büste wurde von Franz Pönninger geschaffen und am 3.5.1877 enthüllt.

Schindlerdenkmal Jakob Emil Schindler (27.4.1842, Wien – 9.8.1892, Westerland, Sylt), Landschaftsmaler, Vater von Alma Mahler-Werfel, Freund Makarts. Die von Edmund Hellmer geschaffene Marmorfigur wurde am 14.10.1895 enthüllt. Dieses Denkmal ist ein typisches Beispiel für den übertriebenen Naturalismus. Der Maler wird in die Landschaft gestellt und sitzt sin- nend auf einem Felsblock.

Brucknerdenkmal Anton Bruckner (4.9.1824. Ansfelden, O.Ö. – 11.10.1896, Wien), Komponist Das hier ursprünglich gestandene Brucknerdenkmal, das von Viktor Tilgner geschaffen und am 25. Oktober 1899 enthüllt wurde, steht heute in Wien 3, Metternichgasse 8. Es war von Vandalen beschädigt worden und wurde nach seiner Restaurierung im Garten der Hochschule für Musik (Bourgoingpalais) 1988 aufgestellt. Die Porträtbüste aus Laaser Marmor, die Stefan Kameyeczky 1988 schuf und die heute im Stadtpark steht, ist ein ver- einfachter Ersatz des ursprünglichen Denkmals.

Donauweibchenbrunnen In der Nähe des Kursalons steht der am 30.9.1865 als erster figuraler Schmuck des Stadtparks aufgestellte Donauweibchenbrunnen. Die Marmorfigur des Donauweibchens war von Hans Gasser 1863 für den Fischhof geschaffen worden, wurde jedoch dort nicht aufgestellt, sondern lagerte zwei Jahre lang im städtischen Depot. Der vierkantige Pfeiler des Brunnens hat vier angesetzte Rundbecken, über denen sich vier Kopfmasken als Was- serspender befinden. Im 2. Weltkrieg wurde die Figur im Rahmen der Kampfhandlungen © GS-Multimedia - 173 - Wien erleben beschädigt und 1948 durch eine moderne Kopie (Bildhauer Fellinger) ersetzt. Eine andere Kopie der Brunnenfigur von Hans Gasser steht im Hotel Imperial.

Straußdenkmal Johann Strauß (25.10.1825, Wien – 3.6.1899, Wien), „Walzerkönig“, Schöpfer der Wiener Operette („Die Fledermaus“, „Das Spitzentuch der Königin“, „Eine Nacht in Venedig“, „Der Zigeunerbaron“, „Wiener Blut“): Das wohl am meisten fotografierte Denkmal Wiens schuf Edmund Hellmer. 1904 bildete sich ein Komitee zur Errichtung eines Johann-Strauß-Denkmals. Die Gemeinde Wien sicherte ihre Unterstützung zu. Es kam jedoch erst 1913 zur Beschlussfassung für den finanziellen Beitrag. Der 1. Weltkrieg verzögerte die Durchführung des Unternehmens. Am 23. Jänner 1920 genehmigte der Gemeinderat neuerlich einen großen Kostenbeitrag, so dass mit der Ver- wirklichung begonnen werden konnte. Das in vergoldeter Bronze angefertigte Standbild zeigt Strauß ohne seinen ty- pischen dichten Backenbart. Es ist dem Porträt des Malers Lenbach nach- empfunden. Die Enthüllung des Denk- mals fand am 26.6.1921 statt. 1935 wurde die schadhaft gewordene Ver- goldung entfernt. 1991 wurde das Denkmal in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt und am 9.10.1991 neuerlich feierlich enthüllt.

Abb. 125: Straußdenkmal im Stadtpark

Lehardenkmal Franz Lehar (30.4.1870, Komorn, Ungarn – 24.10.1948, Bad Ischl,O.Ö.), bedeutendster Operettenkomponist der „Silbernen Operettenära“ („Die lustige Witwe“, „Paganini“, „Der Zarewitsch“, „Das Land des Lächelns“, „Giuditta“). Die Büste Franz Lehars wurde von Franz Coufal geschaffen, enthüllt 1980.

Stolzdenkmal Robert Stolz (25.8.1880, Graz – 27.6.1975, Berlin), Meister der „Bronzenen Operettenära“, („Zwei Herzen im Dreivierteltakt“, „Frühjahrsparade“). Der Porträtkopf des Komponisten wurde von Rudolf Friedl geschaffen und 1980 aufgestellt.

Makartdenkmal ( eigentlich Johann Evangelist Ferdinand Apolinaris d.Ä., 25.8.1840, Salzburg – 2.10.1884, Wien). Maler, dessen Stil und Lebensart Wien in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entschieden prägte. Gestaltete am 27.4. 1879 den Festzug anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares mit 14.000 Mitwirkenden. Das Marmorstandbild, das ihn in jenem Kostüm zeigt, das er bei dem von ihm gestalteten Festzug trug, wurde nach einer Skizze von Viktor Tilgner von Fritz Zerritsch d. Ä. gestaltet und am 13.6.1898 enthüllt.

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Schubertdenkmal Franz Peter Schubert (31.1.1797, Wien – 18.11.1828, Wien), letzter Komponist der Wiener Klassik, bildet den Übergang zur Romantik, „Liederfürst“, eigentlicher Schöpfer des Wie- ner Walzers mit seinen „Deutschen Tänzen“. Das von modellierte Denk- mal zeigt sitzend mit dem Notenheft und Bleistift. Auf dem Sockel befin- den sich drei Reliefs. Das linke soll die Instrumentalmusik, das mittlere die musikalische Fantasie, das rechte die Vokalmusik darstellen. Das Denkmal wurde vom Wiener Männer- gesang-Verein gestiftet und am 15.5.1872 enthüllt. Der Sockel wurde von geschaffen. An der Stelle des Denkmals stand zuvor eine vom Wiener „Ziegel- baron“ Heinrich von Drasche gestiftete große Vase.

Was es sonst noch im Stadtpark zu sehen gibt:

Amerlingdenkmal Friedrich Amerling (14.4.1603, Wien – 14.1.1887, Wien), Maler. Der marmorne Pfeiler mit dem Kopf Amerlings wurde von dem Bildhauer Johannes Benk errichtet und am 11.6.1902 enthüllt.

Canondenkmal (eigentlich Johann Straschiripka, 15.3.1829, Wien – 12.9.1885, Wien), Historien- und Porträtmaler, Schüler Waldmüllers. Das von Kunstmäzenen gestiftete Bronzestandbild Canons wurde von geschaffen, am 27.10.1905 enthüllt und in die Obhut der Gemeinde Wien übernommen.

Befreiung der Quelle Die von Josef Heu modellierte Brunnengruppe befindet sich zwischen den beiden zur Wienflusspromenade hinabführenden Stiegen. Über einem ovalen Becken stehen auf ei- nem Felssockel zwei nackte männliche Figuren, die einen Stein heben, um damit die Quel- le zu befreien. 1903 wurde dieses Werk in der Frühjahrsausstellung des Hagenbundes ge- zeigt, mit Beschluss des Gemeinderates vom 9.6.1903 wurde es angekauft, hier aufgestellt und am 16.11.1903 feierlich enthüllt.

Wienflussportal Im Zuge der Wienflussregulierung (1895 – 1903) wurde in den Jahren 1903 – 1906 im Auftrage der Gemeinde Wien an der Stelle, wo die Wien ihr überwölbtes Bett verlässt und offen zum Donaukanal fließt, eine künstlerisch gestaltete Anlage mit Freitreppen zu den Ufern der Wien errichtet. Friedrich Ohmann und Karl Hackhofer errichteten diese Jugendstilanlage, die am 15.11.1906 eröffnet wurde. Zwei überkuppelte Pavillons flan- kieren die Anlage, der figurale und dekorative Skulpturenschmuck an den Kaimauern stammt von Franz Klug. Der ursprüngliche Plan von Ohmann, oberhalb des Wölbungstores überlebensgroße groteske Saurier und Elefanten zu postieren, die mächtige Wasserstrahlen aus ihren Mündern in den Wienfluss speien sollten, wurde nicht ausgeführt.

Wir verlassen den Park, überqueren die Ringstraße und gelangen auf den Dr. Karl - Lueger – Platz.

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