Wien, Wien nur Du allein .. Teil 1: Die Ringstraße „Wien, Wien nur Du allein, tigungsanlagen mit Basteien umzubauen. Ergänzt wurde das Bauwerk mit einem System von Gräben sollst stets die Stadt meiner Träume und einer freien Fläche, dem Glacis. Dieses diente sein …“ dazu Feinde bereits in weiter Ferne auszumachen, ein offenes Schussfeld zu haben und durfte daher auch nicht verbaut werden. Zu Beginn des 19.Jahr- hunderts war jedoch auch diese Anlage überholt, was sich durch die Sprengung der Burgbastei durch französische Truppen zeigte. Die Diskussion um die Schleifung der Anlage begann. Am 20.Dezember 1857 überraschte Kaiser Franz Josef I. mit einem Erlass, der die Zerstörung der Stadtmauern und die Verbauung des Glacis ankün- digte, um so die Barriere zwischen Innerer Stadt und den Vorstädten zu entfernen. Die Errichtung einer Prachtstrasse wurde angeordnet, jedoch auch mili- tärische Überlegungen spielten bei der Planung eine Rolle. Ein städtebaulicher Wettbewerb wurde ausge- Diese Textzeile findet sich in einem bekannten Wie- schrieben, dem 85 Projekte zu Grunde lagen jedoch, nerlied, das von Rudolf Sieczynski stammt. Ein typi- wie so oft in Wien, wurde keines der siegreichen scher Wiener, wie man an seinem Namen unschwer Projekte (Sieger waren die Architekten Ludwig Förs- erkennen kann. Wien, die Metropole des Habsburger- ter, August Siccard von Siccardsburg und Eduard reiches war ein Schmelztiegel sondergleichen. Ohne van der Nüll) verwirklicht, sondern das Baudepar- zumindest eine böhmische Urgroßmutter nachwei- tement gestaltete aus den preisgekrönten Entwürfen sen zu können, kann man sich nicht als „richtiger“ ein eigenes Projekt. Wiener bezeichnen, hieß es einst. Doch das ist schon Der Ring ist eigentlich kein Kreis, sondern ein einige Zeit her: Bramburi haben ihren Weg über Oktogon mit geraden Teilabschnitten, die jeweils Erdäpfel zu der Bezeichnung Kartoffel gefunden, der eine freie Schussfläche gegen eventuelle Aufstän- „typische“ Wiener versteht kein Wort Tschechisch, dische bieten sollten. Kaiser Franz Josef I. war im mit etwas Glück vielleicht noch Kroatisch oder -heute Revolutionsjahr 1848 an die Macht gekommen und eher - Türkisch, einzig die Küche blieb. Sie wird nach dieses Trauma hielt sich bei den Regierenden noch wie vor als Wiener Küche gefeiert – wobei die Einflüs- lange. Auch die Breite von 57 Metern ist den Über- se aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei, aber auch legungen des Militärs zu verdanken, da man damit Kroatien und Slowenien nicht außer Acht gelassen den Bau von Barrikaden erschweren wollte und werden sollten. Truppenverschiebungen erleichtert wurden. Die Franz-Josephs- und die Rossauer Kasernen, Die Wiener Ringstrasse sowie der – nach dem Kaiser benannte – Franz Josefs Kai waren so angelegt, dass man die Donau- kanalbrücken unter Artilleriebeschuss nehmen Der erste Wiener Gemeindebezirk (Innere Stadt) konnte. ist von der Ringstrasse – im allgemeinem Wiener Interessant war auch die Finanzierung: während der Sprachgebrauch: dem Ring – umgeben, der sich erst alte Mauerring angeblich durch das Lösegeld für mit dem Franz Josefs Kai zu eben diesem schließt. Richard Löwenherz finanziert worden war, „erfand“ Hier wird die Geschichte lebendig, hier zeigt sich die man nun den Stadterweiterungsfond, der durch den einstige Größe des Kaiserreichs, das auch in wirt- Verkauf der Bauparzellen gespeist wurde, die durch schaftlich und politisch schwierigen Zeiten und trotz die Zuschüttung der Gräben und die Einbeziehung ziemlich leerer Staatskassen diesen prächtigen Boule- des Glacis entstanden waren. Repräsentative Gebäu- vard errichten ließ. de entstanden, die unterschiedlichen Stilen huldig- Die Geschichte der Ringstrasse beginnt Anfang des ten. Diesem Stilgemisch, das später als Ringstraßen- 13.Jahrhunderts unter den Babenbergern, die – be- stil bezeichnet wurde und als besondere Ausprägung dingt durch die Erweiterung der Stadt – einen neuen des Historismus stilbildend für die Architektur der Mauerring zur Verteidigung erbauten. Durch die 1860er bis 1890er Jahre galt, konnten die Wiener an- anhaltende Türkengefahr nach der ersten Belagerung fänglich nichts abgewinnen. Johann Strauss schrieb durch Sultan Solimann 1529 war es notwendig, die aus dem Anlass der Schleifung der Mauer seine mittelalterliche Mauer zu einer gemauerten Befes- „Demolierer-Polka“ – der Spott der Wiener über die neue Kuppel errichtet. Staatsoper war so verletzend, dass er Eduard van der Heute finden viele Veranstaltungen und Führungen in Nüll in den Selbstmord trieb. der Sternwarte für astronomisch interessierte Erwach- Doch beginnen wir nun unseren Ringstrassen-Rund- sene, aber auch für Kinder und Jugendliche statt. Das gang. detaillierte Programm finden Sie auf www.urania-sternwarte.at Die Urania (1010 Wien, Uraniastraße 1)

Wenn Sie mit kleineren Kindern nach Wien gekom- Am Beginn des Stubenrings, eigentlich noch am men sind und das Wetter nicht mitspielen sollte, Franz Josefs Kai befindet sich die Urania, 1909 nach versuchen Sie Eintrittskarten in das Urania Pup- Plänen Max Fabianis – einem Schüler von Otto Wag- pentheater zu bekommen. Kasperl und Petzi waren ner – gebaut. Benannt nach der für die Astronomie auch schon Fernsehstars und begeistern ihre kleinen zuständige Muse – Urania – wurde das Gebäude, in Zuschauer immer wieder. Das Programm und alles dem noch heute die Sternwarte (neben der Volks- Wissenswerte über die Beiden finden Sie hier: hochschule, einem Kinosaal und einem Puppenthe- www.kasperlundpezi.at ater) untergebracht ist, 1910 von Kaiser Franz Josef eröffnet. Postsparkasse (1010 Wien, Georg Coch Platz 2)

Ein bisschen abseits von Ring gelegen, sollte man dem Gebäude und seiner Geschichte aber trotzdem Beach- tung schenken.

Der niedrige Kassenhallenzubau stammt aus 1935. Während des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude schwer beschädigt und die Kuppel der Sternwarte zer- stört, erst 1957 konnte sie wieder eröffnet werden. Die Wiener Urania Sternwarte wurde als Volksstern- warte gemeinsam mit dem Volksbildungsinstitut Georg Coch war der Begründer der Postsparkasse in erbaut und ist die älteste Volkssternwarte Österreichs. Österreich – am 12. Jänner 1883 wurde das k.k.Post- Im Zuge der Generalrenovierung, die 2003 beendet sparkassen-Amt eröffnet und Georg Coch mit der wurde, hat man die Sternwarte baulich vollständig Leitung betraut. Die Gründung war ein großer Erfolg erneuert und anstelle des alten Meridianhauses eine und einige Selbstverständlichkeiten, die aus dem heu- tigen Zahlungsverkehr nicht wegzudenken sind, wie auf die rohe Betondecke wurde direkt eine Schicht das Postsparbuch, oder der Post-Scheckverkehr – der Asphalt aufgetragen und in diesem noch weichem eine österreichische Erfindung ist - wurden damals Material ein Eichenbrettelboden sozusagen klebend eingeführt. verlegt. Im Februar 1903 wurde ein Wettbewerb für das k.k. Im Kassensaal wurde ein Glasprismen-Fußboden ver- Postsparkassen-Amtsgebäude als offenes, nicht ano- legt, um darunter befindliche Räume (Postfach und nymes Verfahren ausgelobt, an dem sich auch Otto Postsortierräume) zu beleuchten. Wagner beteiligte. Sein Projekt war am genauesten Die Innenausstattung folgt ebenfalls den funktionalen durchgearbeitet und vereinte auch am besten die Zielen: Ausstattung und Farbgebung wurden darauf Anforderungen und die Vision der Postsparkasse mit abgestimmt. der Architektur – trotzdem war es nicht unumstrit- ten. Auch einige Umplanungen mussten von Wagner durchgeführt werden - doch am 4. Mai 1904 erfolgte der Spatenstich und am 17.Dezember 1906 die Eröff- nung.

Der Direktionsbereich liegt im ersten Stock – der Große Sitzungssaal bildet den Endpunkt der durch Doppeltüren verbundenen Raumflucht. Die Farben Weiß, Grau, Schwarz und Silber dominierten das Stockwerk, unterbrochen durch die Repräsentations- Das Gebäude ist ein achtgeschossiger Ziegelbau mit räume: hier herrscht im Direktionszimmer Rot, in Stahlbetondecken. Die Trennwände sind veränderbar den Empfangsräumen Grün vor. und nicht tragend. Alles war kostengünstig, dauerhaft Wagner gestaltete für die Postsparkasse die gesamte und wartungsfreundlich, sollte die Funktionalität un- Inneneinrichtung von den Bodenbelägen über Teppi- terstützen und den Mitarbeitern einen freundlichen che, Heizkörper, Lampen, Sessel, Kleiderschränke bis und hygienischen Arbeitsplatz bieten. Noch heute zu den Schreibtischen, Hockern und Safes. Die Mate- sind Wagners Argumente für ähnliche Bauten gültig. rialien wie auch die Konstruktionsweise wurden auf Innen- wie Außengestaltung folgen in erster Linie der die größtmögliche Haltbarkeit ausgewählt und unter- Funktionalität ohne aber ästhetische Grundlagen zu strichen auch die Hierarchie ihrer Nutzer. vernachlässigen. Die gesamte Fassade ist mit quadratischen Marmor- täfelchen und Aluminiumapplikationen belegt. Die Nieten, mit denen scheinbar die Marmorverkleidung an der Wand befestigt ist, sind nur Ornament und gliedern die Fassade. Die ca. 10cm dicken Granit- platten werden vom Putz gehalten. Da aber sehr rasch gebaut wurde und man das Haften von selbst nicht abwarten konnte, wurden sie zur Sicherheit mit 17.000 Nägel aus Eisen, mit Blei verkleidet und mit Aluminium überzogen, angeheftet. Wagner benutzte Aluminium auch für andere Schmuckelemente am Gebäude, wie z.B. die Portikussäule oder das Gebläse der Zentralheizung. Wagner legte großen Wert auf modernste technische Im Vestibül befindet sich eine Büste Franz Josephs I. Lösungen. Neu war auch die Deckenkonstruktion: von Richard Luksch, die 4,3 m hohen, erstmals aus Aluminiumguss gefertigten Eckfiguren auf der Attika erst das 2. Museum dieser Art weltweit. Rudolf von stammen von Othmar Schimkowitz. Eitelberger, Professor für Kunstgeschichte an der Die Glasfenster sind zum Teil ein Werk von Leo- Universität Wien, wird Direktor. pold Forstner. Während des 2. Weltkrieges blieb das Gebäude von Bombentreffern verschont, zwischen 1970 und 1985 erfolgte eine Generalsanierung – eine weitere in den Jahren 2003-2005 führte das Gebäude wieder in den Originalzustand zurück, wobei über dem historischen Fliesenhof ein Schutzdach ange- bracht wurde. Seit damals ist auch das Wagner:Werk Museum Postsparkasse im Gebäude untergebracht. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 8.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag von 8.00 bis 17.30 Uhr. www.ottowagner.com

MAK Österreichisches Museum für ange- wandte Kunst/Gegenwartskunst, Applied Arts, Am 12. Mai 1864 wird das Museum in Räumlich- Contemporary Art (1010 Wien, Stubenring 5) keiten des Ballhauses neben der Wiener eröffnet. Heinrich von Ferstel hatte diese für museale Zwecke umgestaltet. Das Museum soll als Muster- sammlung für Künstler, Industrielle und Publikum und als Aus- und Weiterbildungsstätte für Designer und Handwerker dienen. Durch die Ausbreitung der industriellen Revolution gehen mehr und mehr handwerkliche Fähigkeiten verloren. Die ersten Ausstellungsstücke kommen aus den kaiserlichen Sammlungen, aus Klöstern, Privatbesitz, dem k.k. Po- lytechnikum in Wien. Reproduktionen, Galvanos und Gipsabdrücke stehen neben Originalen. Sie alle sollen für künftige Generation als Vorbilder dienen können. 1867 wird die k.k. Kunstgewerbeschule des k.k. Öster- reichischen Museums für Kunst und Industrie (heute Universität für angewandte Kunst) gegründet. Theore- Das MAK gehört zu den wichtigsten und interessan- tische und praktische Ausbildung sind damit vereint. testen Museen von Wien. Nicht nur, dass es in einem Die Kunstgewerbeschule ist vorerst in einer alten Ge- wunderschönen Bau untergebracht ist, zeigt es mit wehrfabrik im 9. Wiener Bezirk untergebracht, 1871 seiner Studiensammlung und den Schausammlungen zieht sie ins Haus am Stubenring, 1877 übersiedelt sie wunderbare Objekte der Handwerkskunst, Visionen in den Zubau zum Museum am Stubenring. zwischen Kunst und Handwerk, deren Geschichte und Entwicklungen. Zum 150. Jubiläum des Museums 2014 wurde viel neu gestaltet und kreiert – es lohnt sich daher immer wieder vorbei zu schauen.

Die Geschichte

1863 war die Geburtsstunde des MAK. Nach dem Vorbild des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute Victoria and Albert Museum), nach jahrelangen Bemühungen von Rudolf von Eitelberger und auf Initiative von Erzherzog Rainer, willigt Kaiser Franz Joseph I. in die Gründung des „k.k. Österrei- chischen Museum für Kunst und Industrie“ ein. Das 1868 wird endlich mit dem Bau des Gebäudes am damalige Museum für Kunst und Industrie ist damals Stubenring begonnen, das am 15. November 1871 er- später findet eine Ausstellung über den Stephansdom öffnet wird und nach Plänen von Heinrich von Ferstel statt, bevor das Museum 1949 – nach Behebung der im Renaissancestil errichtet wurde. Es ist der erste am Kriegsschäden - wieder eröffnet wird. Ring errichtete Museumsbau. Die Ausstellungsobjekte 1965 wird das Geymüllerschlössel als Außenstelle werden nun permanent und nach Materialschwer- dem Museum angegliedert und das Museum er- punkten geordnet ausgestellt. hält die Sammlung Franz Sobek – Altwiener Uhren Während der Wiener Weltausstellung 1873 stellen das zwischen 1760 und der zweiten Hälfte des 19. Jahr- Museum für Kunst und Industrie und die Kunstge- hunderts, außerdem Mobiliar aus den Jahren 1800 bis werbeschule gemeinsam am Stubenring aus. Rudolf 1840. von Eitelberger organisiert dabei den weltweit ersten 1993 wird die Schausammlung unter der Beteiligung internationalen kunstwissenschaftlichen Kongress internationaler Künstler neu aufgestellt. und betont damit die Orientierung des Museums an Lehre und Forschung. Die Weltausstellung wird auch Auch wenn Sie nur wenig Zeit für eine Besichtigung für bedeutende Ankäufe für das Museum genutzt, wie haben, sollten Sie auf jeden Fall einen Blick in die Säu- z.B. 60 Blatt der indo-persischen Mogulhandschrift lenhalle werfen und das Gebäude zumindest am Ring Hamzanama. entlang gehen. Hier gelangen Sie an der Verbindungs- 1897 übernimmt Arthur von Scala die Leitung des mauer zwischen der Universität für angewandte Kunst Museums und er kann Otto Wagner, Felician von My- und dem MAK zu einem Wandbrunnen aus Stein mit rbach, Koloman Moser, Josef Hoffmann und Alfred einem Glasmosaikbild und einem Becken aus Wöll- Roller zur Mitarbeit an Museum und Kunstgewerbe- ersdorfer Stein. Der Entwurf stammt von Ferdinand schule gewinnen. Damit wird der Stil der Secession Laufberger, der sich später einen Ruf als Lehrer und auch prägend für die Kunstgewerbeschule. Förderer von Gustav Klimt erworben hat und Hein- Im Jahr 1900 kommt es zur Trennung der Kunstge- rich von Ferstel. Das Mosaikbild stellt die Göttin Mi- werbeschule vom Museum. nerva dar, die nicht nur als Göttin der Weisheit galt, 1904 präsentiert das Museum eine Ausstellung von sondern auch als Schutzgöttin des Kunsthandwerkes. Alt-Wiener Porzellan, dessen Objekte aus dem 1867 übernommenen Nachlass der k.k. Aerarial Porzel- lan-Manufaktur (Wiener Porzellanmanufaktur) und bedeutenden Stücken von Sammlern aus allen Teilen der Donaumonarchie stammen. Mit der Übernahme eines Großteils der Bestände des k.k. Handelsmuseums 1907 kommt die Asiensamm- lung von Arthur von Scala und die Ostasien Samm- lung Heinrich von Siebold zu den Beständen des heutigen MAK. 1909 kommt es zur kompletten Trennung von Muse- um und Kunstgewerbeschule. Im gleichen Jahr wird der Biedermeierstil in Kunst und Kunsthandwerk in Ausstellungen thematisiert. 1919 Nach der Gründung der Ersten Republik be- Wenn Sie weiter Richtung Donaukanal wandern, kommen die Sammlungen des Museums Zuwachs aus finden Sie rechts den Oskar Kokoschka-Platz mit dem ehemals kaiserlichem Besitz. Dadurch entsteht unter Oskar Kokoschka Denkmal, das zu seinem 100. Ge- anderem eine der erlesensten Sammlungen an Orient- burtstag von Alfred Hrdlicka geschaffen wurde. Oskar teppichen weltweit. Kokoschka war damals erst drei Jahre tot. Der Platz, 1920 bis 1922 kommt es zum Austausch und Abgleich der ihm zu Ehren benannt wurde, ist eigentlich kein der Sammlungen mit anderen Museen. richtiger Platz, es gibt auch keine Eingangstür oder Nach dem „Anschluss“ Österreich an das nationalso- Adresse. zialistische Deutschland wird das Museum in „Staat- liches Kunstgewerbemuseum in Wien“ umbenannt. Die Studiensammlung – MAK Design Labor 2014 Von 1939 – 1945 vergrößern sich die Sammlungen des Museums durch zahlreiche beschlagnahmte Pri- Rechtzeitig zum 150-Jahr-Jubiläum wurde der Prä- vatsammlungen. sentation der Studiensammlung ein neues Konzept 1947 wird das Museum in „Österreichisches Museum zu Grunde gelegt – das MAK Design Labor, das am für angewandte Kunst umbenannt“. Bereits ein Jahr 12. Mai 2014 eröffnet wurde. Mit dieser Neupositio- nierung wird versucht, die umfangreiche Sammlung einer sozial und ökologisch zukunftsfähigen Gesell- stärker mit Lebenssituationen zu verbinden und schaft aufzeigen sollen, wie Produktion, Geschlechter- Design auch als zentrale Kraft für die Verbesserung demokratie, Ernährung und Pflanzenvielfalt, Kreis- von Lebensqualität, aber auch zur Lösung bestimmter laufwirtschaft, Klimaauswirkungen und einiges mehr. Zukunftsfragen zu positionieren. Und diese Themen sind alle miteinander verwoben: Kochen, Essen und Trinken, Sitzen, künstlerische, industrielle oder alternative Produktion, Transport, Kommunikation, Sammeln, Schützen, Schmücken und das Ornament. Man findet aber auch Gestalter wie Josef Hoffmann oder den Modedesigner Helmut Lang im neuen Konzept mit je einem eigenen Raum vertreten.

MAK Galerie

In der MAK Galerie können sich die Besucher auf wechselnde Ausstellungen freuen, die in Zusammen- arbeit mit der Universität der angewandten Kunst stattfinden. Auf 1.900 Quadratmetern wurden die Ausstellungs- räume neu konzipiert und an die 2.000 Exponate nach Die Schausammlungen Themeninseln gruppiert. Größtmögliche Flexibilität soll Veränderungen immer wieder möglich machen Auch die Aufstellungen der Schausammlungen und den Bezug zwischen historischem Kunsthand- unterliegen einem ständigen Veränderungsprozess. werk und zeitgenössischen Designschaffen herstellen. 1986 wurde das MAK umgebaut und im Zuge des- sen entwickelte der damalige Direktor Peter Noever neue Strategien zur Präsentation der umfangreichen MAK Design Labor Sammlungen. So entstand ein chronologisches Ordnungsprinzip, wobei nicht die dichte serielle Präsentation im Mit- telpunkt stand, sondern das Ziel die jeweiligen High- lights der Sammlungen dem Publikum nahe zu brin- gen. Interventionen zeitgenössischer KünstlerInnen sollten das Spannungsfeld zwischen künstlerischen Erbe und heutigen Ansätzen und Lösungen sichtbar machen.

Während die Studiensammlung zuvor materialspe- zifisch geordnet war, fließen nun im MAK Design Labor die Themen und Räume ineinander. Durch die modulare Umsetzung der Ausstellungsge- staltung kann das MAK Design Labor in Zukunft im- mer wieder an aktuelle Themen und Entwicklungen schnell angepasst werden und so immer auf aktuelle Zeitströmungen reagieren, ein permanenter Wandel unter Einbeziehung der Besucher ist ausdrücklich erwünscht. So werden in der Ausstellung Fragen auf- Folgende Schausammlungen sind im MAK zu sehen: geworfen, die sich mit aktuellen Problemen beschäfti- In Wien 1900. Design / Kunstgewerbe 1890-1938 fin- gen und Lösungen zu einem positiven Wandel hin zu den Sie rund 500 ausgewählte Sammlungsobjekte, die kunsthistorische wie gesellschaftspolitische Aspekte Der Stadtpark (1010 Wien, Parkring) rund um die Wiener Moderne beleuchten. Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen Stil.

Die große Parkanlage entstand nach der Schleifung der Wiener Stadtmauer und der Errichtung der Wie- Die Schausammlung Asien, die als eine der umfang- ner Ringstrasse um 1860. Der Park, im Bereich des reichsten und bedeutendsten für Kunst und Kunst- ehemaligen Wasserglacis vor dem Karolinenstadttor gewerbe aus dem asiatischen Raum gilt, wurde im gelegen, war Wiens erste öffentliche Parkanlage. Februar 2014 neu aufgestellt. Tadashi Kawamata, ei- Der Landschaftsmaler Josef Selleny plante den Park, ner der wichtigsten Gegenwartskünstler, die Brücken die Durchführung übernahm der Stadtgärtner Rudolf zwischen Ost und West zu schlagen vermögen, wurde Siebeck, der einen Park mit dem freundlichem Cha- für Neuaufstellung gewonnen. Große, gerüstartige, rakter eines Ziergartens mit schönen Sträuchern, geschwungene Vitrinenblöcke im Zentrum des Saals freien Durchsichten, verschlungenen Wegen und dienen der Präsentation der Sammlungsobjekte. Blumenpflanzungen umsetzen wollte. Die Parker- Auch die Schausammlung Teppiche wurde 2014 neu öffnung erfolgte am 21. August 1862. Ein Jahr später aufgestellt. Mit einem neuen, ungewöhnlichen Raum- entstand der schattigere, so genannte Kinderpark, der konzept von Michael Embacher und einer künstleri- durch die eiserne Karolinenbrücke mit dem Stadtpark schen Intervention von Füsun Onur wurde die Neu- verbunden wurde. gestaltung im April 2014 für das Publikum geöffnet. Die Schausammlung zeigt nun eine Auswahl von über dreißig Exponaten der MAK-Teppichsammlung, die mit ihrem Schwerpunkt auf persische und mamluki- sche Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts zu den weltweit berühmtesten und wertvollsten zählt. Klas- sische safawidische und osmanische Teppiche sind die Highlights der Neupräsentation. Weitere Schausammlungen: Historismus und Jugend- stil, Renaissance Barock Rokoko, Empire Biedermeier, Barock Rokoko Klassizismus und der Kunstblättersaal mit seinen wechselnden Ausstellungen erwarten den Besucher. Öffnungszeiten: Dienstag von 10:00 bis 22:00 Uhr, wobei der Eintritt Auch heute finden sich großzügige Spielplätze für zwischen 18:00 und 22:00 Uhr frei ist. Mittwoch bis Kinder und Jugendliche im Stadtparkteil des 3.Bezir- Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Montag geschlossen. kes. Während die Alleebäume für die Begrenzung zur www.mak.at Ringstraße sorgen, dominieren breite Strauchpflan- zungen und malerische Wiesen mit umfangreichen Wasserflächen den Park. Bei der Bepflanzung des Parks wurde die Blütezeit der Pflanzen berücksichtigt – so ist eine fast ganzjährige Blüte der Ziersträucher gegeben. 1941 und 1973 wurde eine Reihe von Gehöl- zen unter Naturschutz gestellt, darunter ein Ginko, einer ausgezeichneten Karte kommen Apfelstrudel ein Christusdorn, eine seltene Pyramidenpappel und oder Milchrahmstrudel jede Stunde frisch aus dem eine Kaukasische Flügelnuss. Ofen – probieren!

Kursalon Hübner Der Stadtpark ist reich an Statuen und Denkmälern, die zu den berühmtesten Fotomotiven der Wienbesu- cher zählen:

Das bekannteste davon ist wohl die vergoldete Bron- zestatue von Johann Strauss mit dem Marmorrelief von Edmund Hellmer, das 1921 enthüllt wurde. Die Vergoldung wurde 1935 entfernt, 1991 jedoch wieder aufgetragen. Im Stadtpark finden sich auch die Denk- mäler von , Franz Lehar, Robert Stolz, eine Marmorstandbild des Malers Hans Makart, eine Bronzebüste des Komponisten Anton Bruckners. Das Denkmal des Malers Emil Jakob Schindler in Wan- derkluft wurde von Hellmer geschaffen, die Büste des Malers Amerling schuf Johann Benk 1902. Der Wiener Kursalon im italienischen Renaissancestil Auch Bürgermeister Andreas Zelinka, unter dessen wurde 1867 von Johann Garben erbaut. Regierung der Stadtpark gestaltet wurde, ist im Park Bereits früher hatte am Wasserglacis ein Kurpavil- verewigt. lon bestanden, in dem Heil- und Mineralwasser für Brunnen sorgen für kühlendes Nass im Sommer. Sie Trinkkuren ausgeschenkt worden war. Ursprünglich werden von nackten Riesen (Befreiung der Quelle) sollte das neue Gebäude auch wieder der Ausschank oder den Donauweibchen geschmückt. Der Stadtpark von Heilwasser und als Kaffeehaus dienen, Vergnü- hat eine Ausdehnung von 60.000m2 und reicht vom gungen waren nach der Eröffnung sogar ausdrücklich Parkring im 1. Bezirk bis zum Heumarkt im 3. Wiener untersagt. Da dieses Konzept aber nicht erfolgreich Gemeindebezirk. war, fand am 15.Oktober 1868 das erste Konzert von Johann Strauß (Sohn) statt. Das war der Anfangs- Die Wiener Staatsoper punkt der langjährigen Tradition als Tanz- und Kon- (1010 Wien, Opernring 2) zertlokal. Das Lokal wurde zum beliebten Treffpunkt der Wiener Gesellschaft und ist es bis heute geblieben. Die Oper hat in Wien lange Tradition: bereits Anfang Der Kursalon gilt als exzellenter Rahmen für Bälle, des 17.Jahrhunderts kam diese Musikgattung aus Hochzeiten und Events, die auf Exklusivität Wert Italien nach Wien, anfänglich natürlich nur für das legen. Hier finden aber auch an die 500 Konzerte jähr- Kaiserhaus; Aufführungsstätten waren daher die Hof- lich statt, die große Terrasse lädt zur Kaffeepause ein burg, die Redoutensäle, aber auch im Freien wurde und die Clubbings zählen zu den angesagtesten Events gespielt. in Wien.

Die Meierei

Ein weiteres interessantes Gebäude im Stadtpark ist die Milchtrinkhalle oder Meierei. Das Gebäude entstand 1901 bis 1903 nach Plänen der Architekten Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer. Der villenartige Bau weist barockisierend-secessionis- tische Formen auf. Das Sockelgeschoss und ein hohes Mansardendach mit Gitterkrone prägen das Aussehen des Gebäudes. Im 2.Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Meierei erweitert wieder aufgebaut und 2004 komplett renoviert. Mit dem Steirereck ist eines der bestens bewerteten Leopold I. war ein großer Freund der Oper, schließ- Restaurants in Wien in die Meierei eingezogen. Neben lich komponierte er auch selbst! Er verfasste über 230 Kompositionen. Die Aufführungen unterschieden später einem Schlaganfall. sich allerdings ziemlich von den heutigen Gegeben- heiten. Die Darbietungen dauerten oft stundenlang, Am 25. Mai 1869 wurde die Staatsoper in Anwesen- außer dem Kaiser, der auf der Bühne saß, mussten heit von Kaiser Franz Joseph und der Kaiserin alle anderen das Werk im Stehen genießen. Trotzdem Elisabeth mit Mozarts Don Juan eröffnet. Mit der wurden schon damals große Inszenierungen mit Feu- Zeit wuchsen auch Anerkennung und Popularität des erwerk und Flutung von ganzen Plätzen geschaffen. Hauses bei den Wienern. Maria Theresia öffnete die Oper für alle Bürger. Es entstanden zwei Häuser: das alte Burgtheater am Michaelerplatz und das Kärtnertortheater (heute steht auf seinem Platz das Hotel Sacher). In diesem elegan- ten Logentheater wurden italienische, französische und deutsche Opern gezeigt, aber auch Kompositio- nen von Salieri uraufgeführt, nach der Eröffnung der Staatsoper wurde das Kärntnertortheater aber abgeris- sen.

Weit über die Grenzen Wiens ist das „erste Haus“ berühmt: mit rund 50 Opern und 20 Ballettwerken pro Spielzeit bietet die Wiener Staatsoper das größte Repertoire eines Opernhauses weltweit. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des Hauses am Ring: Die Ära unter Direktor war einer der für jede Vorstellung wird ein Kontingent von 25 bis Höhepunkte in der Geschichte der Wiener Staatsoper: maximal 100 Karten (bei Ballettaufführungen) für er erneuerte das veraltete Aufführungssystem, stärkte Kinder reserviert, die zu vergünstigten Preisen die den Ensemblegeist und zog erstmals auch bedeuten- Vorstellungen besuchen können. de bildende Künstler zur Bühnengestaltung heran. Er pflegte Wagner, gestaltete Mozart und Beethovens Die Geschichte der Wiener Oper Fidelio neu und förderte österreichische Komponisten ohne auf Verdi oder zu vergessen. Schwere Stunden erlebten die Oper und Wien wäh- rend der Herrschaft der Nationalsozialisten und im zweiten Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges, am 12. März 1945 erhielt das Haus einen verheeren- den Bombentreffer, der es stark in Mitleidenschaft zog. Nur die Hauptfassade, die Feststiege und das Schwindfoyer blieben verschont, 10 Jahre dauerte der Wiederaufbau (mit erneuerter Technik und dem Zuschauerraum) bis die Wiener Staatsoper am 5. No- vember 1955 mit Beethovens Fidelio unter Karl Böhm wieder eröffnet werden konnte. In der Zwischenzeit dienten das Theater an der Wien und die Volksoper als Ausweichquartiere. Dabei hatte die Staatsoper oder besser ihre Erbauer keinen guten Start. August Sicard von Sicardsburg Seither leiteten viele Berühmtheiten das Haus, wie entwarf den Grundplan, Eduard van der Nüll gestal- Karl Böhm, , , tete die Innendekoration und auch andere bedeuten- , Claus Helmut Drese, , de Künstler wirkten mit, wie Moritz von Schwind Eberhard Wächter und zuletzt , der (Fresken im Foyer und „Zauberflöten“-Freskenzyklus 2011 von Dominique Meyer und Generalmusik- in der Loggia). Die Wiener nahmen das Bauwerk direktor Franz Welser-Möst abgelöst wurde. anfangs allerdings nur mit Spott zur Kenntnis – Holender ist noch eine Besonderheit der Wiener „Liegender Elefant“ – wurde es im Volk genannt. Staatsoper zu verdanken: die Kinderoper im Zelt am Beide Architekten erlebten die Eröffnung der Dach der Staatsoper. Seit 1999 stehen hier Kinder im Staatsoper nicht mehr: der sensible van der Nüll be- Mittelpunkt: Kindergärten oder Schulklasse können ging Selbstmord, sein Freund Sicardsburg erlag wenig so Wagners Ring oder die Zauberflöte in einer Stunde erleben oder Opern, wie zum Bespiel das Traumfres- Opernhauses. serchen von W. Hiller sehen, die speziell für Kinder Seitlich vom zentralen Eingang zu den Parterrebogen geschrieben wurden. auf dem ersten Absatz der Feststiege sehen Sie die Porträts der beiden Erbauer der Wiener Staatsoper: Zahlreiche Größen der Opernwelt wurden in Wien Sicardsburg und Nüll, die vom Bildhauer Josef Cesar entdeckt oder hatten hier ihren ganz großen Durch- entworfen wurden. Darüber zwei Darstellungen – bruch wie Angela Gheorghiu, Angelika Kirchschlager, das Ballett und die Oper – von Johann Preleuthner. Michael Schade, Bo Skovhus oder Ramón Vargas. Beachtenswert ist auch das Deckengemälde „Fortuna, ihre Gaben streuend“ nach dem Entwurf von Franz Das Gebäude Doblaschofsky. Die drei Wandgemälde in den Rund- bögen (Ballett, komische und tragische Oper) stam- Wenn Sie am Opernring vor der Staatsoper stehen men ebenfalls von ihm. und auf die Vorderfront blicken, so sehen Sie jenen Die Feststiege wird gesäumt von sieben allegori- historischen Teil der vom ursprünglichen Bau von schen Statuen, die die sieben freie Künste darstellen: 1869 erhalten geblieben ist. Die Fassaden sind im Baukunst, Bildhauerei, Dichtkunst, Tanz, Tonkunst, Renaissance-Bogenstil, die Loggia der Ringstraßen- Schauspiel und Malerei. Die von Josef Gasser ge- seite soll den öffentlichen Charakter zusätzlich unter- schaffenen Statuen wurden in den letzten Kriegstagen streichen. unversehrt geborgen, ebenso sind die großen Spiegel Über der Hauptfassade der Loggia wurden 1876 die wie durch ein Wunder erhalten geblieben. beiden Reiterdarstellungen von Ernst Julius Hähnel aufgestellt. Sie stellen zwei geflügelte Pferde dar, die Der Zuschauerraum von der Harmonie und der Muse der Poesie geführt werden. Die beiden Brunnen rechts und links der Oper wurden von Josef Gasser gestaltet. Sie stellen links „Musik, Tanz, Freude, Leichtsinn“ und rechts „Loreley, Trauer, Liebe, Rache“ dar.

Der im Zweiten Weltkrieg beschädigte Zuschauer- raum musste vollständig neu aufgebaut werden. Erich Boltenstein schuf die neuen Stiegenaufgänge auf die ehemalige 3.Galerie und sämtliche Publikumsräume in den oberen Rängen, die Architekten Otto Pros- Der vordere Teil ist schmäler als der hintere Teil des singer, Ceno Kosak und Felix Cevela gestalteten die Gebäudes: vorne finden sich das Auditorium und alle Pausenräume im ersten Rang. Die Grundgestalt des dem Publikum zugänglichen Nebenräume, wäh- Logentheaters nach den Plänen von Sicardsburg und rend sich die Bühne im hinteren Teil befindet. Die van der Nülls wurde beibehalten. Der Zuschauerraum senkrecht auf den Haupttrakt stehenden Querflügel fasst heute 2284 Plätze, davon sind 1709 Sitz-, 567 dienten ursprünglich als Wagenvorfahrten, an ihren Steh-, 4 Rollstuhl und 4 Begleitplätze. Um die Ein- Fronten finden sich Wappendarstellungen der öster- zigartigkeit der Akustik des Raumes zu unterstützen reichisch-ungarischen Monarchie. wurden die Logenbrüstungen aus Eisenbeton mit Das Kassenvestibül ist – ebenso wie das Hauptves- Holz verkleidet. Die kaiserlichen Farben (Rot-Gold) tibül, die zentrale Treppenanlage mit ihrem unteren wurden übernommen, der große Mittelluster wurde Teil, der Feststiege, das Schwindfoyer und Loggia, aus Sicherheitsgründen durch einen in der sowie der Teesalon im ersten Stock - in seiner ur- Decke eingebauten Beleuchtungskranz aus Kristallglas sprünglichen Form erhalten geblieben und gibt einen ersetzt. Dieser ist etwa 3000 Kilogramm schwer und Eindruck vom ursprünglichen Interieur des alten beinhaltet 1100 Glühbirnen, der Durchmesser beträgt 7 Meter, er ist 5 Meter hoch und hat einen Raum für Der Freischütz, Der Barbier von Sevilla, Der Wasser- einen Beleuchterstand und Gänge zur Wartung des träger, Die Weiße Dame, Hans Heiling, Die Vestalin, Lichtkranzes. Jessonda, Der häusliche Krieg, Armida, Die Zauber- Der „eiserne Vorhang“: Beachtung verdient auch der flöte, Fidelio, Doktor und Apotheker, Die Hugenot- sogenannte eiserne Vorhang, der den Zuschauerraum ten, und Die Schöpfung. Eine Büste des betreffenden von der Bühne trennt. Er wurde von Prof. Rudolf Komponisten findet sich unter jedem Bild. Zwei Eisenmenger gestaltet wurde und zeigte ursprünglich Gemälde („Kampf um den Kranz“ und „Der Sieg“) das Motiv aus Glucks Oper Orpheus und Eurydike. von Friedrich Sturm schmücken die Decke, seitlich 1998 entwickelte „museum in progress“ eine Serie von über den beiden Marmorkaminen befinden sich die Großbildern – die Umsetzung und die Fixierung der Medaillons von Maria Theresia und Kaiser Leopold I. Bilder erfolgt über ein eigens entwickeltes Verfahren, Im Schwindfoyer finden Sie auch die Büsten bedeu- das sowohl die Erhaltung des Ursprungsbildes als tender Direktoren des Hauses, wie z.B. Gustav Mahler, auch die optimale Qualität des neuen Meisterwerkes Richard Strauss, Karl Böhm und natürlich Herbert garantiert. von Karajan. Der anschließende Marmorsaal wurde von den Architekten Prossinger und Cevela aus dem Der Orchesterraum zerstörten Kaisersaal und dem einstigen Rauchsalon geschaffen – die Marmoreinlegearbeiten stammen von Der Orchesterraum ist 123m2 groß und bietet etwa Heinz Leinfellner und stellen Szenen aus dem Thea- 110 Musikern Platz – dem Wiener Staatsopern- terleben dar. orchester. Aus den Mitgliedern dieses Orchesters Weitere Informationen und Programm: rekrutieren sich die Wiener Philharmoniker. www.wiener-staatsoper.at Der Orchestergraben ist mit einem hebbaren Fußbo- den ausgestattet, so dass seine Höhe variiert werden Der Burggarten kann; - damit können bestimmte akustische Wirkun- (1010 Wien, Burgring-Opernring) gen erzielt werden und bei kleineren Besetzungen Auftritte auf der Vorbühne ermöglicht werden. 1816, nachdem die französische Armee Teile der ehemaligen kaiserlichen Privatgärten verwüstet hatte, Der Gustav Mahler-Saal wurde von Kaiser Franz I. der Auftrag zum Wieder- aufbau der Gärten gegeben. Der Plan dafür stammt Rechts vom Stiegenhaus befindet sich der sogenannte von Ludwig Remy, die Ausführung übernahm Hof- Gustav Mahler-Saal, der früher Gobelinsaal genannt gärtner Franz Antoine. Kaiser Franz I. nahm wesent- wurde, da ihn Gobelins mit Motiven aus Mozarts lichen Einfluss auf die Planungen. Bis 1919 war der „Zauberflöte“ schmücken, die Rudolf Eisenmenger Burggarten, der eine Fläche von 38.000m2 aufweist entworfen hat. Zwanzig Arbeiterinnen der ehemaligen und zwischen der Hofburg und der Staatsoper liegt, Wiener Gobelinmanufaktur haben diese, die 13.000 nicht öffentlich zugänglich. Farbnuancen aufweisen, in sechsjähriger Arbeit her- Heute kann jedermann die Atmosphäre des Parks gestellt. Bis 1994 befand sich hier die Direktionskanz- genießen, die vielen Denkmäler bewundern oder das lei. 100 Jahre nach Gustav Mahlers Dirigentendebüt Schmetterlingshaus im Palmenhaus besuchen. wurde der Raum nach ihm benannt. Die Stelle seines Arbeitszimmers ziert heute sein Porträt, das der Die Denkmäler im Burggarten Künstler R.B. Kitaj geschaffen hat. Insgesamt steht den Besuchern in den Pausen eine Die Statue des Kaisers Franz Stephan von Lothringen 120 Meter lange Kette an zusammenhängenden (Franz I., Gemahl von Maria Theresia) ist das älteste Räumen zur Verfügung – „sehen und gesehen wer- Reiterstandbild von Wien. Es wurde bereits zu Lebzei- den“ war und ist in Wien schon immer eine wichtige ten des Kaisers von Balthasar Ferdinand Moll geschaf- Komponente des Opernbesuches gewesen – nicht nur fen. Ab 1797 stand es im „Paradeisgartl“ – 1819 wurde beim Opernball. es in den Burggarten übersiedelt. Kaiser Franz Joseph I.: Seine Statue ist eine Kopie Das Schwindfoyer und der Marmorsaal des Standbildes, das Johannes Benk 1904 aus Stein geschaffen hatte. Diese Figur goss ein Schüler Benks, Das original erhalten gebliebene Foyer (früher „Pro- Josef Tuch, nach und sie wurde zuerst in Wiener Neu- menadensaal“) schmücken sechzehn Ölgemälde nach stadt aufgestellt. 1938 wollten die Nationalsozialisten Kartons von Moritz von Schwind. Die Gemälde stel- das auf einem Steinsockel stehende Metallstandbild len Opern und ein Konzertstück dar: des Kaisers in Uniform verschrotten lassen. Die Statue kam in die Metallhütte nach Liesing, wo sie den Krieg die Habsburger seit dem 13.Jahrhundert, - zuerst als unbeschadet überstand. Der Präsident der Industriel- österreichische Landesherren, ab 1452 als Kaiser des lenvereinigung – Hans Lauda – veranlasste 1957 ihre Heiligen Römischen Reiches und ab 1806 als österrei- Aufstellung im Burggarten. chische Kaiser (bis 1918). Am Ringstraßen-Eingang befindet sich das Denkmal Heute residiert in einem Teil davon der österreichi- Wolfgang Amadeus Mozarts, das von Viktor Tilgner sche Bundespräsident, aber auch Museen, Ausstel- geschaffen wurde. Die Reliefs zeigen Szenen aus Don lungs- und Repräsentationsräume haben nun in der Giovanni und Mozart als Wunderkind. Ursprünglich ehemaligen kaiserlichen Winterresidenz ihren Sitz. am Platz vor der Albertina aufgestellt, wurde es im Die Hofburg ist ein gewaltiger Komplex, der sich über 2. Weltkrieg beschädigt, musste daher entfernt und 240.000m2 erstreckt. Er besteht aus 18 Trakten, restauriert werden, erst 1953 wurde es im Burggarten 19 Höfen und 2.600 Räumen, nahezu jeder Kaiser aufgestellt. hat die Residenz erweitert und an seine Bedürfnisse Abraham a Santa Claras Steinfigur wurde von Hans angepasst. Schwathe 1928 geschaffen. Um 1760 entstand die klei- ne Bleifigur am Teich, die Herkules mit dem Nemei- Alte Burg schen Löwen darstellt. Außerhalb des Burggartens am Opernring sitzt Der älteste Teil ist die Alte Burg – von Ottokar II. Goethe in einem Prunksessel, geschaffen von Edmund 1275 erbaut – mit Wassergraben, Zugbrücke und Eck- von Hellmer. (um 1900) türmen. Seit dem 18. Jahrhundert wachte die Schwei- 1822 wurde im Burggarten von Ludwig Remy ein 128 zergarde als Burgwache, was diesem Teil zu seinem Meter langes Gewächshaus errichtet, das 1901 durch Namen „Schweizertrakt“ verhalf. Die mittelalterliche das heutige Palmenhaus von Friedrich Ohmann Burganlage ist in ihrem Kern bis auf ihre Ecktürme ersetzt wurde, das als eines der Jugendstiljuwelen in und die Zugbrücke bis heute erhalten, die Fassade Wien gilt und zu den schönsten Gewächshäusern sei- wurde 1554 von Ferdinand I. im Renaissancestil er- ner Zeit gehört. Der Kaiser nutzte es zur Unterhaltung neuert. Pietro Ferabosco gestaltete 1552 das und Entspannung. Schweizertor, das heute zu der Schatzkammer führt. 1988 musste das Palmenhaus aus Sicherheitsgründen Hier befinden sich die Insignien des Heiligen gesperrt werden – erst 1998 war die Renovierung Römischen Reiches und der österreichischen Kaiser. abgeschlossen und der Wiedereröffnung stand nichts Burgkapelle im Wege. In der Burgkapelle, die 1449 errichtet wurde, können Die Grundfläche des Palmenhauses beträgt 2020m2: Sie jeden Sonntag die Wiener Sängerknaben bei der auf dieser Fläche ist ein Café untergebracht, ein La- Messe singen hören. Ursprünglich stammt die Kapelle gerbereich für die Pflanzen zum Überwintern (dieser aus dem 13.Jahrhundert, wurde im 15.Jahrhundert Platz wird im Sommer für Ausstellungen oder Veran- vergrößert, später barockisiert, 1802 klassizistisch staltungen genutzt) und das tropische Schmetterlings- regotisiert. Der einschiffige Innenraum bietet den- haus. noch ein geschlossenes Bild. Das Netzrippengewölbe schließt sich über dreigeschossigen Emporen und Die Hofburg zweigeschossigen Fensterwänden. Unter den Pfeiler- baldachinen stehen 13 gotische Holzfiguren. Beachtenswert sind das Bronzekruzifix am Hochaltar von Johann Känischbauer um 1720 und die Holzma- donna am linken Seitenaltar (Anfang 15.Jh.). Im Ho- finneren finden Sie links den Brunnen mit Kaiseradler von 1553. Eine Säulenstiege aus dem 18.Jahrhundert führt zur Schatzkammer.

Die Schatzkammer

Hier finden Sie die Herzstücke der Sammlungen der Habsburger und die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches: die Reichskrone von magischer Schönheit und Symbolkraft. Ihr Reif ent- Die Wiener Hofburg war über 600 Jahre das Zent- stand 926 zur Krönung Ottos des Großen, das Kreuz rum des Habsburgerreiches. Von hier aus regierten unter Otto III um 1000, die Bügel unter Konrad II. um 1030. Kaiser Franz Joseph und seiner Gemahlin Sisi sind Nicht zu vergessen die anderen Reichsinsignien: das historisch-authentisch gestaltet. Reichskreuz (um 1025), den Reichsapfel (um 1200), Im Trakt der Kaiserin – in Weiß, Scharlachrot und die Heilige Lanze mit Kreuzpartikel (8.Jht.), das Zep- Gold gehalten – sind die Schlaf- und Wohngemächer ter (14.Jht.), das Reichsschwert aus dem zusammengelegt – auch das „berühmte“ Turnzimmer 11. Jahrhundert, das Krönungsevangeliar (um 800) der Kaiserin mit Sprossenwand und Ringen ist zu und der sizilianische Krönungsmantel von 1134. sehen. Wunderschön ist die Hauskrone Kaiser Rudolfs II., aus seiner Prager Hofwerkstatt stammend, die zur Leopoldinische Trakt Staatskrone des Erbkaiserreiches Österreich prokla- miert wurde. Kaiser Leopold I. ließ 1660 den Schweizertrakt mit Sehenswert auch der Burgunderschatz, der durch die der Amalienburg verbinden. Nach einem Brand Heirat Maximilians I. mit Maria von Burgund nach wurde er unter G.P. Tencala und Domenico Carlone Österreich kam und den Schatz des Ordens vom Gol- 1680 fertig gestellt. Dieser neu entstandene und nach denen Vlies mit einschließt. Bemerkenswerte Stücke dem Kaiser benannte frühbarocke Leopoldinische sind eine Achatschale aus dem 4.Jh., die als Heiliger Trakt wurde im 18.Jahrhundert von Maria Theresia Gral gilt und der Stoßzahn eines Narwals, der als bewohnt. Nach ihrem Tod wurden die Räumlich- Horn eines Einhorns und damit als Christus-Symbol keiten bis zum Ende der Monarchie als prunkvolle angesehen wird. Repräsentationsräume verwendet. Seit 1946 befindet sich in diesem Teil der Hofburg der Stallburg Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten, daher sind die Räumlichkeiten nicht öffentlich zu- Mit dem Bau der Stallburg als neue Residenz wurde gänglich. 1559 im Auftrag von Maximilian II. begonnen. Hier befinden sich seit dem 18.Jahrhundert die Stallungen Nationalbibliothek und Reichskanzleitrakt der Lipizzaner, die in der gegenüberliegenden Winter- reitschule ihr Morgentraining oder ihre Vorführungen Die Nationalbibliothek wurde 1723-1735 als Hofbib- absolvieren. liothek für den kostbaren Bücherschatz der Habsbur- ger gebaut. Ihr Prunksaal mit seinem barocken Interi- Amalienburg eur gehört zu den schönsten Bibliotheksälen der Welt. Karl VI. schloss den Platz durch den Reichskanzlei- Rudolf II., Sohn Maximilians II., ließ ab 1575 den trakt, den Hildebrandt plante und begann, der auf dritten Burgkomplex anlegen: die Amalienburg. Die Wunsch des Kaisers aber von Johann Emanuel Renaissancefassade zum Burgplatz war hauptsächlich Fischer von Erlach 1730 vollendet wurde. 1806 wur- das Werk Ferraboscos. Die Gemahlin Kaiser Joseph den die Kanzleiräume in Wohnräume für die I. richtete hier nach dem Tod des Kaisers ihren Wit- kaiserliche Familie umgewandelt. Ab Mitte des wensitz ein und gab so dem Gebäude seinen Namen. 19.Jhts. residierte hier schließlich Kaiser Franz Josef. Zuletzt bewohnte Kaiserin Elisabeth diesen Teil der Die Skulpturen an den Portalen entwarf Lorenzo Hofburg, deren Appartements heute besichtigt wer- Mattielli – sie stellen die Arbeiten des Herkules dar. den können. Im Mitteltrakt befindet sich das Kaisertor, das den Zugang zu den Kaiserappartements bietet. Hier sieht Silberkammer, Sisi-Museum und Kaiserappartements man am Dachrand das imposante Wappenschild Kaiser Karls VI. mit dem Doppeladler, der den öster- Verschwenderischen Luxus imperialer Tafelkultur reichischen Bindenschild mit den österreichischen zeigt die Silberkammer: kostbare Servicen, erlesenes Farben Rot-Weiß-Rot trägt und von der Reichskrone Porzellan, kunstvoll geschmückte Tische. überhöht ist. In den Räumen des Sisi-Museums kann man zahlrei- che originale Exponate aus dem Besitz der Kaiserin Winterreitschule und Redoutensäle bewundern (darunter ihre Fächer, Handschuhe, Nie- derschriften ihrer Gedichte, aber auch den Sisi-Stern, In der 1735 von Johann Emanuel Fischer von Erlach den berühmten Haarschmuck der Kaiserin), sowie vollendeten Winterreitschule finden – wie bereits einige Repliken ihrer Kleider. erwähnt – bis heute die Vorführungen der Spanischen Der Trakt des Kaisers folgt gleich anschließend: Hofreitschule statt. In den anschließenden Redouten- neunzehn Arbeits-, Wohn- und Empfangsräume von sälen fanden und finden große Empfänge, Bälle und andere Festlichkeiten statt, heute dienen sie allerdings überwiegend als Kongresszentrum. Der wuchtige klassizistische Bau mit dorischen Ludwig Montoyer errichtete zu Beginn des 19.Jhts. Säulen, zum Ring gerichtet, wurde 1824 nach einem den prunkvollen Zeremoniensaal, in dem ebenfalls Entwurf von Peter Nobiles vollendet. Errichtet zur viele Feste des Kaiserhauses stattfanden und der auch Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig, nach- heute noch als Austragungsort vieler Wiener Bälle dem Napoleon die Burgbastei sprengen ließ. Das dient. Innere ist heute eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sowie für Widerstandskämpfer Michaelertrakt gegen Faschismus. Dem dahinter liegenden Heldenplatz gaben die zwei 1888 wurde das Alte Burgtheater abgerissen und da- Reiterstandbilder seinen Namen: auf der einen Seite mit Platz für weitere Erweiterungen geschaffen. Erzherzog Karl, der Sieger über Napoleon bei As- Ferdinand Kirschner vollendete nach Plänen Fischer pern, auf dem, eine Levade ausführenden und nur auf von Erlachs den Michaelertrakt, der mit seiner ge- die Hinterhufe gestütztem Pferd, - auf der anderen schwungenen Fassade und seiner fünfzig Meter hohen Seite das Denkmal von Prinz Eugen, sein Ross noch Kuppel heute noch das Erscheinungsbild der Innen- konventioneller ausgeführt, da hier der Schweif des stadtseite der Hofburg prägt. Pferdes noch als zusätzliche Stütze dient. Vier Heraklesgestalten begrüßen den Eintretenden, Beide Plastiken stammen von Anton Dominik Fern- die kolossalen Wandbrunnen demonstrieren mit stür- korn, die Sockel von Eduard van der Nüll. zenden und steigenden Körpern die Macht Habsburgs www.hofburg-wien.at zur See (links, von Weyr) und zu Lande (rechts, von Helmer). In der Rundhalle finden sich Allegorien auf Auf der Internetseite der Wiener Hofburg finden Sie Wahlsprüche von Karl VI., Maria Theresia, Joseph II. neben vielen weiteren Informationen Audioguides für und Franz Joseph. die Silberkammer, das Sisi-Museum und die Kaiser- appartements gratis zum Downloaden aufs Handy Die Neue Burg oder den MP3-Player in den Sprachen Deutsch, Eng- lisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Japanisch, Als letzter großer Komplex entstand am Beginn des Polnisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch 20.Jahrhunderts, kurz vor dem Ende der Monarchie, und Ungarisch die Neue Hofburg, als Teil des von Gottfried Semper http://www.hofburg-wien.at/service/mediathek/au- und Karl Hausenauer geplanten „Kaiserforums“. dioguides.html Heute findet sich hier ein Teil der Österreichischen Nationalbibliothek, das Ephesosmuseum, die Samm- Wer mehr über die Geschichte der Habsburger erfah- lung alter Musikinstrumente, das Museum für Völker- ren möchte, sollte die Internetseite kunde und die Hofjagd- und Rüstkammer. www.habsburger.net besuchen. Bemerkenswerte Ausstellungsstücke dieser Museen sind vor allem das Partherfries im Ephesos-Museum: Das Kunsthistorische Museum (1010 Wien, ein 40m langes Monumentalrelief mit lebensgroßen Besuchereingang Maria Theresienplatz) Figuren, das um 170n.Chr. anlässlich des Sieges des römischen Kaisers Lucius Verus über die Parther geschaffen wurde und von österreichischen Archäolo- gen in Ephesos bei Ausgrabungen 1896 – 1906 gefun- den wurde. Das Museum für Völkerkunde birgt als bekanntestes Stück die sogenannte „Federkrone des Motecuzomas“, des Herrschers der Azteken, der diese angeblich dem Eroberer Cortez darbrachte, den er für einen weißen Gott hielt. Heutige Erkenntnisse verweisen diese Annahmen allerdings eher in das Reich der Legen- den – trotzdem finden sich viele kostbare Schätze alter Stammeskulturen in dem Museum, ein Besuch lohnt sich.

Das äußere Burgtor und der Heldenplatz Das Kunsthistorische Museum, das gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum zeitgleich mit dem lauf des Lebens“, das Gemälde im Blickpunkt der Bau der Ringstrasse geplant wurde, gehört zu den Haupttreppe Franz I. von Lothringen, der mit seiner größten und bedeutendsten Museen der Welt. Naturaliensammlung den Grundstein für die Samm- Die reichen Sammlungen sind eng mit dem Hause lungen legte. Die frühesten Sammlungen des Muse- Habsburg verbunden, und gehen auf die Vorlieben ums sind über 250 Jahre alt. und Interessen von Persönlichkeiten dieser Dynastie zurück, besonders auf Kaiser Rudolf II. und Erzher- zog Leopold Wilhelm. Nach zwanzig jähriger Bauzeit fand 1891 die feierliche Eröffnung des von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer geplanten Museums statt. Damit waren die kaiserlichen Sammlungen erstmals unter einem Dach vereint. Auch an der Innenausstattung wurde nicht gespart – kostbare Materialien wurden verwendet, um den Rahmen für die ebenfalls kostbaren und außerge- wöhnlichen Sammlungen zu bieten, die die Habsburger über Jahrhunderte zusammengetragen hatten.

So tritt man durch ein gewaltiges überkuppeltes 20 Millionen Objekte werden heute wissenschaftlich Vestibül ein, um über eine feierliche, bunt marmorier- betreut. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die te Treppe zu den Ausstellungsräumen zu kommen. 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf, ein steinzeit- Der erste Blick fällt auf Canovas Plastik „Theseus im liches Fruchtbarkeitsidol oder die Fanny von Galgen- Kampf mit den Kentauren“, dann das Deckenbild des burg, die 32.000 Jahre am Buckel hat. ungarischen Malers Michael Munkáczy, die Lünet- Weltbekannt sind auch die Hallstätter Gräberfunde tenbilder von Hans Makart, die Zwickel-Allegorien von 800-400 v.Chr. aus der Kunstgeschichte von Ernst und Gustav Klimt In der Paläontologie-Abteilung treten die Saurier wie sowie Franz Matsch. in Jurassic Park auf: Dominierend ist das rund 100 In der Kuppelhalle zeigt der Relieffries von Weyr die Millionen alte Saurierskelett, das eine Länge von 27m Habsburger Kunstmäzene von Maximilian I. bis Franz aufweist und aus Kalifornien stammt. Joseph I. – unglaublich aber die Sammlungen: Hier Es wird aber auch der Frage nachgegangen, ob Basilis- finden Sie Tizian („Ecce Homo“), Veronese, Tintoretto ken, die in vielen Wiener Sagen auftauchen, wirklich („Susanna im Bad“), Giorgiones („Die drei Philoso- gelebt haben – ein „Exponat“ dieser sagenumwobenen phen“), Raffael („Madonna im Grünen“). Von den Tiere findet sich auch in der Ausstellung. spanischen Habsburgern kamen viele Herrscherpor- träts von Velazquez, darunter die „Infantin Margarita Teresa“; hier ist die weltgrößte Sammlung der Werke Pieter Brueghels d.Ä. ausgestellt, dann noch Van Eyck, Rogier van der Weyden, Bosch, aus Prag Bilder von Dürer und Arcimboldo, Rubensbilder in drei Räu- men. Interessant sind auch die Ägyptisch-Orientalische Sammlung und die Antikensammlung, die Kunstkam- mer und das Münzkabinett. Info über aktuelle Ausstellungen unter www.khm.at

Das Naturhistorische Museum (1010 Wien, Besuchereingang Maria Theresien Platz) In der Edelsteinsammlung können Sie den Edelstein- Das dem Kunsthistorischen Museum gegenüberlie- strauß bewundern, den Maria Theresia ihren Gemahl gende Gebäude ist eigentlich ein Zwillingsbau. schenkte, außerdem sehen Sie einen 117kg schwerer Ausstattung und Bilder sind hier auf Natur und Wis- Topas, einen 82-karätigen Rohdiamanten und die senschaft abgestimmt, so zeigt das Deckengemälde „Smaragdstufe Montezumas“. über dem Treppenhaus von Hans Canon den „Kreis- Außergewöhnlich interessant ist auch die älteste Me- teoritensammlung der Welt, die unter anderem einen antiker Staatsmänner und Gelehrter am Dach symbo- 900kg schweren Eisen-Meteor aus Australien beinhal- lisieren den Sieg durch Weisheit. Das Giebelfeld zeigt tet oder Mondgestein, das Apollo 17 zur Erde brachte. sich allerdings zeitgenössisch: „Kaiser Franz Joseph Für Kinder ist ein eigener Kindersaal eingerichtet und verleiht den 17 Kronländern die Verfassung“. es gibt spezielle Führungen und Programme für die Hier war anfangs der Sitz des Reichsrats, des Parla- kleinen Besucher. ments der österreichischen Reichshälfte der Öster- Wenn Sie erschöpft vom Schauen sind, können Sie reich-Ungarischen Monarchie. sich bei einer Wiener Melange im Museumscafé wie- der erholen. Info über aktuelle Ausstellungen: www.nhm-wien.ac.at

Maria Theresien-Platz

Zwei große Sitzungssäle beherbergt das Gebäude, die durch den von der großen Säulenhalle beherrschten Mittelbau verbunden werden. Dieser soll die räum- liche Trennung der beiden Häuser (früher Abgeord- netenhaus und Herrenhaus) bewirken, aber zugleich auch das architektonische Bindeglied der einzelnen Zwischen Kunsthistorischen und Naturhistorischen Baukörper sein. Die Mittelachse von Ost nach West Museum liegt der Maria Theresien-Platz, der durch und von Front zu Front gliedert sich in Vorhalle, das Denkmal der Kaiserin in der Parkmitte dominiert Vestibül, Atrium, Peristyl und anschließend in die wird, das von Caspar Zumbusch gestaltet wurde. Rei- zwei großen Säle. terstandbilder der Feldherren Daun, Für die Ausstattung dieser Räume verwendete Hansen Khevenhüller und Traun, Standfiguren der Berater griechische Stilelement, so die dorische, ionische und der Kaiserin Kaunitz, Haugwitz, Liechtenstein und korinthische Säulenordnung und in den beiden Sälen van Swieten umgeben die Kaiserin. pompejanische Stukkolustrotechnik. Die Hochreliefs in den Bogenfeldern versammeln die Der Haupteingang am Portikus ist dem Tor des Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Wirtschaft und Erechtheions auf der Akropolis in Athen maßstab- Kunst, darunter Gluck, Haydn und Wolfgang Ama- getreu nachgebildet und mit einem Bronzeportal deus Mozart, der als Kind dargestellt ist. versehen. Das Vestibül des Parlamentsgebäudes weist Zu Weihnachten findet hier alljährlich ein stim- ionische Säulen auf und ist in den Wandflächen aus mungsvoller Weihnachtsmarkt statt. Pavanazzo-Marmor mit Nischen geschmückt. In diesen stehen vom Eingang aus gesehen auf der linken Das Parlament Seite Apollo, Athene, Zeus, Hera, Hephaistos, auf der (1010 Wien, Dr. Karl Renner Ring 3) rechten Seite Hermes, Demeter, Poseidon, Artemis und Ares. Das Fries „Gut und Blut fürs Vaterland“ von Alois 1874 bis 1884 wurde das Parlamentsgebäude nach Hans Schram umläuft oberhalb der Nischen die Wän- Plänen von errichtet. Das dem de und setzt sich in den beiden Korridoren und im Historismus zuordenbare Haus sollte an das antike Atrium fort. Hier werden die Allegorien „Segnungen Griechenland als „Wiege der Demokratie“ erinnern. des Friedens“, die „Bürgertugenden“ und die „Vater- Diese „Ringstraßenantike“ zog der Architekt konse- landsliebe“ dargestellt. Die thronende Austria ist zu quent durch: Rossbändiger auf den Auffahrtsrampen sehen, der Krieger kniend den Treueeid schwören und mahnen die Leidenschaften zu zügeln, die Figuren Frauen ihre Gaben opfern. griechischer und römischer Historiker zur geschicht- Vor dem Parlament steht nochmals die Göttin der lichen Verantwortung, Siegeswagen und Statuen Weisheit, Pallas Athene. So eng diese Darstellung zum Besucherzentrum unter der Parlamentsrampe ist mittlerweile im Bewusstsein der Österreicher veran- frei und kostenlos. Führungen können an sitzungs- kert und für diesen Ort auch passend ist, wollte Theo- freien Tagen gebucht werden. phil Hansen ursprünglich den Monumentalbrunnen www.parlament.gv.at mit einer allegorischen Darstellung der Austria, einer Versinnbildlichung Österreichs, zieren. Doch die star- Der Volksgarten ken nationalen Strömungen in dieser Zeit ließen ihn von diesem Vorhaben Abstand nehmen. Verwirklicht Der Volksgarten entstand von 1819 bis 1823 am Ort wurde die 5,5 Meter hohe Statue erst nach seinem Tod der durch die Franzosen 1809 zerstörten Burgbastei. 1902 durch den Bildhauer Carl Kundmann. Im Park finden sich Denkmäler der Kaiserin Elisabeth und , sowie eine Brunnengruppe von Viktor Tilgner. Mitten im Park liegt der Theseustempel, den P. von Nobile nach dem Vorbild des antiken Theseions in Athen erbaute. Die Idee der Volksgärten kam in Deutschland gegen Ende des 18.Jahrhunderts auf. Die Herrscher schufen für die urbane Bevölkerung Park- anlagen zur Erholung, Bildung und Erziehung. Wald- und Wiesenflächen, aber auch Teiche, Wasserspiele, Denkmäler und Pavillons wurden so angelegt. Der Volksgarten war die erste öffentliche Parkanlage in Wien. Im Zuge der Gestaltung der Ringstraße wurde er be- 150 Kubikmeter weißer Marmor aus dem kleinen deutend vergrößert. 1864 erhielt er – ebenso wie der Südtiroler Dorf Laas wurden für die Statue benötigt. Burggarten, der Privatgarten des Kaisers - eine neue Pallas Athene steht auf einem Eulenkapitell, darunter Einfriedung nach einem Entwurf von Moritz Löhr. die beiden Allegorien „Vollzug der Gesetze“ auf der 1883 wurde er nochmals in Richtung Burgtheater linken Seite und „Gesetzgebung“ rechts. erweitert und die Umzäunung wurde in alter Form Die große Brunnenschale wurde aus Neuhauser weitergeführt. Heute befinden sich im Volksgarten Granit geschaffen, in der Mitte erhebt sich ein eine Clubdisco und ein Tanzcafé, das allerdings nur Zwischenpodest mit den allegorischen Personifika- im Sommer betrieben wird. tionen der Hauptflüsse der Monarchie: Donau, Inn, Mehr auf www.volksgarten.at Moldau und Elbe. Der Inn ist wie ein antiker Flussgott mit nacktem Oberkörper und wallender Haar- und Das Burgtheater Barttracht, die anderen drei Flüsse in weiblicher Form dargestellt. Gleich rechts neben dem Inn blickt ihm die Donau tief in die Augen, auf der, dem Parlaments- gebäude zugewandten Seite befinden sich Elbe und Moldau, diese mit einem Lorbeerkranz geschmückt, mit einem Ruder in der Hand. Dazwischen sieht man pausbackige nackte Eroten, die auf Delphinen reiten. Seit 1920 (außer 1934 bis 1945) tagen hier Nationalrat und Bundesrat. Das Parlamentsgebäude wurde während des 2.Welt- krieges schwer beschädigt, danach aber bis 1956 wieder aufgebaut. Dabei wurde der Sitzungssaal des Nationalrats in einem damals modernen, funktiona- lem Stil neu gestaltet, während die übrigen öffentlich zugänglichen Räume wie das äußere Erscheinungsbild weitgehend originalgetreu wieder hergestellt wurden. Das Wiener Burgtheater zählt zu den bedeutendsten Der Zutritt ist grundsätzlich Montag bis Freitag zwi- Bühnen Europas, es gilt als das größte deutschsprachi- schen 6.30 bis 19.00 Uhr und am Samstag zwischen ge Sprechtheater und ist die zweitälteste europäische 9.00 und 17.00 Uhr beim Zentraleingang (Eingang Bühne (nach der Comédie-Française). Besucherzentrum) bei Terminen möglich. Der Zutritt Die Anfänge des Burgtheaters gehen auf 1540 unter Kaiser Ferdinand I. zurück, der das Theater in einem auf den Friesen. Porträtbüsten an den Außenfassaden Ballhaus im unteren Lustgarten der Hofburg einrich- zeigen die Dichter Calderon, Shakespeare, Moliè- ten ließ. In diesem Gebäude wurde ursprünglich ein re, Schiller, Goethe, Lessing, Halm, Grillparzer und Vorläufer von Tennis gespielt. Erst am 14.März 1741 Hebbel. erteilte Kaiserin Maria Theresia dem „Entrepreneur der königlichen Hofopern“ und Pächter des 1708 er- richteten Theaters am Kärntnertor Joseph Karl Selliers – die Erlaubnis das Ballhaus in ein Theater umzuwan- deln.

Der Beginn am Michaelerplatz

1748 wurde das neu gestaltete „Theater nächst der Burg“ am Michaelerplatz eröffnet. Die kaiserliche Familie konnte damals direkt aus ihren Gemächern in ihre Hofloge kommen. Werke von Christoph Willibald Gluck, Ludwig van Beethoven, und Franz Grillparzer kamen hier zur Uraufführung. Masken weisen auf das antike Theater hin, allegori- Kaiser Joseph II. erklärte das Theater am 17. Februar sche Darstellungen von Liebe, Hass, Demut, Herrsch- 1776 zum „Teutschen Nationaltheater“. Mittels sucht, Egoismus und Heroismus schmücken die Sei- kaiserlichen Dekrets wurde angeordnet, keine Stücke tentrakte. Über dem Haupteingang findet sich noch mit traurigem Inhalt zu spielen, um die kaiserlichen die alte Aufschrift „k. k. Hofburgtheater“. Zuschauer nicht in eine schlechte Stimmung zu Die Deckengemälde in den beiden Stiegenhäusern versetzen. So mussten viele Stücke geändert oder mit schuf Gustav Klimt mit seinem Bruder Ernst und einem „Wiener Schluss“ (einem Happy End) versehen Franz Matsch. Auf der linken Seite – der, dem Café werden. Landtmann zugewendeten, Erzherzogstiege bildete Ab 1794 wurde das Theater als „k.k. Hoftheater nächst Gustav Klimt die Künstler des antiken Theaters in der Burg“ bezeichnet. 1814 übernahm Joseph Taormina auf Sizilien ab, auf der rechten Seite, der Schreyvogel die Leitung des Burgtheaters und unter Kaiserstiege – dem Volksgarten zugewandt – das seiner Direktion wurde Deutsch statt Französisch Londoner Globe Theatre und die Schluss-Szene aus oder Italienisch als neue Bühnensprache eingeführt. William Shakespeares „Romeo und Julia“. Am 12. Oktober 1888 fand die letzte Aufführung Über dem Eingang zum Zuschauerraum ist der im „Burgtheater am Michaelerplatz“ statt. Das alte „Eingebildete Kranke“ von Molière zu sehen. Gebäude musste dem Michaelertrakt der Hofburg Im Hintergrund verewigte sich der Maler mit seinen weichen und das Ensemble übersiedelte in die Spiel- beiden Kollegen. Kaiser Franz Joseph I. war von den stätte am Ring. Gemälden so begeistert, dass er den Malern das Goldene Verdienstkreuz verlieh. Die Zeit am Ring Vor Vorstellungsbeginn öffnen sich an beiden Sei- tenflügeln die Tore der Feststiegen. Sie wurden von Das Haus am Ring wurde von Gottfried Semper und den Flammen im Zweiten Weltkrieg verschont und Karl Freiherr von Hasenauer im neubarocken Stil ent- vermitteln einen repräsentativen Eindruck vom ur- worfen. Am 16. Dezember 1874 begannen die Bauar- sprünglichen Burgtheater. Der obere Teil der beiten, die sich jedoch durch verschiedene Streitigkei- Feststiege wurde während des Krieges zerstört und in ten 14 Jahre lang hinzogen. Die Fassadenbreite den Jahren 1947 bis 1955 wieder aufgebaut. Aus dieser umfasst 140 Meter, zwei langgestreckte Seitenflügel Zeit stammen auch die Deckenmosaiken der stilvol- flankieren den erhöhten Mitteltrakt mit Bühnen- und len Oktogone von Robert Pippal, über die man in das Zuschauerhaus. Pausenfoyer 1. Rand oder an den Publikumsgarde- Hunderte plastische Figuren schmücken die Außen- roben vorbei direkt in den Zuschauerraum gelangt. fassade des Burgtheaters. Über allem thront Gott Das Pausenfoyer 1 – mit 60 Meter Länge der größte Apollo, zu seiner Rechten die tragische Muse Pausenraum – war ursprünglich mit Deckengemälden Melpomene (Tragödie) und zur Linken die heitere verziert, die allerdings nach dem Brand nicht mehr Muse Thalia (Komödie). Über den Haupteingängen rekonstruiert werden konnten. finden sich Darstellungen von Bacchus und Ariadne Das gleiche Schicksal traf den ursprünglichen „Teesalon“ mit dem Verbindungsgang zu Hoffestloge Zuschauerraum durch die Messinggitter des Kristall- der kaiserlichen Familie. Heute befindet sich hier das lusterkranzes aus dem Raum ins Freie abgezogen. Der große Buffet mit den Seitenräumen. Sog wird durch die grüne Engelsfigur mit dem Blas- Da die „Ehrengalerie“ damals nicht im Burgtheater instrument erzeugt, die als Windfahne am Dach der aufbewahrt wurde, konnte sie wieder unversehrt Ein- Theaterkuppel steht. zug halten. Im zweiten großen Pausenfoyer – erreichbar über die Weiter in der Geschichte des Hauses... Galeriestiegen, die 2. Mittelrangstiege oder die Logen- aufgängen – befindet sich der neue Teil der Zwei Tage nach der Abschiedsvorstellung am Michae- Ehrengalerie: eine Porträtsammlung berühmter lerplatz wurde das neue Burgtheater mit SchauspielerInnen von der Zeit Josephs II. bis heute, Grillparzers Ester und Schillers Wallensteins Lager wie z.B. Gemälde von Gusti Wolf, Attila Hörbiger, eröffnet. Technische Neuerungen wie die elektrische Josef Meinrad und Katharina Schratt. Beleuchtung wurden erfreut aufgenommen, allerdings wurde Kritik an der schlechten Akustik laut, die 1897 Der Zuschauerraum zu einem Umbau des Zuschauerraums führte. Am 12. April 1945 brannte das Haus nach einem Der Zuschauerraum des Burgtheaters hat 1193 Sitz- Bombenangriff völlig aus – der Zuschauerraum und plätze, 103 Stehplatze und 13 Rollstuhlplätze. Er wird die Bühnen wurden unbrauchbar, nur die Stahlkonst- von einem riesigen Luster mit 600 Lampen, der 1955 ruktion blieb erhalten. Wie durch ein Wunder blieben von der Firma Bakalovits & Söhne hergestellt wurde, die Deckengemälde und Teile des Foyers nahezu un- beherrscht. beschädigt. Das Etablissement Ronacher wurde zum Der eiserne Vorhang, der 1953 montiert wurde, wiegt Ausweichquartier, wo am 30. April 1945 Sappho von über 16,5 Tonnen, trennt die Bühne vom Zuschau- Franz Grillparzer als erste Vorstellung zu sehen war. erraum und hält 20 Minuten 1000° C aus. Nach dem 1948 wurde ein Wettbewerb für den Wiederaufbau verheerenden Großbrand des Ringtheaters mussten ausgeschrieben: die erste Intention das Haus in ein alle Wiener Theater mit einem Eisernen Vorhang modernes Rangtheater umzuwandeln wurde jedoch versehen werden. Das Burgtheater hat zusätzlich auch fallengelassen. Der Charakter des Logentheaters blieb noch eine hauseigene Betriebsfeuerwehr. erhalten, allerdings wurde die zentrale Hofloge durch zwei Ränge ersetzt und durch eine neue, schräge Technisches Deckenkonstruktion im Zuschauerraum verbesserte man die Akustik deutlich. Die Wiedereröffnung des Der Schnürboden befindet sich in 28 Metern Höhe. Er restaurierten Hauses fand am 14.Oktober 1955 mit besteht aus 119 Zugstangen. Bei der Generalsanierung einer Aufführung von Mozarts „Eine kleine Nacht- 1995 wurde bei ungefähr der Hälfte der Züge von musik“ statt. Am 15. und 16. Oktober folgte „König „Handzug“ auf elektrohydraulischen Betrieb umge- Ottokars Glück und Ende“ von Franz Grillparzer. stellt. Die Drehzylinderbühne wurde mit integrierter www.burgtheater.at Versenkung 1941 nach dem System von Prof. Sepp Nordegg entwickelt. Im drehbaren Teil sind Das Wiener Rathaus vier Elemente eingebaut, die vollkommen geräuschlos (1010 Wien, Friedrich-Schmidt-Platz 1) bis auf 1 Meter Höhe gehoben und bis auf 8 Meter Tiefe gesenkt werden können und so einen Dekorati- onswechsel in 40 Sekunden ermöglichen. Die Bühne selbst gehört zu den größten unter Europas Schauspielhäusern. Das Bühnen-Portal ist 12 Meter breit und 9 Meter hoch, die Bühnenfläche beträgt rund 780m2 bei einer Breite von 31 Metern und einer Tiefe von etwa 25 Metern. Das Belüftungssystem des Theaters ist einzigartig. Unter dem Schwammerl (dem runden Dach der Luftansaughütte auf der Seite des Volksgartens) be- findet sich die riesige Luftschleuse, die nach Plänen des Architektenbüros von Ignaz Gridl konstruiert wurde. Die Luft wird durch Filter geblasen, gereinigt und temperiert. Die verbrauchte Luft wird aus dem Mitte des 19.Jahrhunderts wurde durch die Einge- gen abgehalten. Vor jedem Platz ist das Namensschild meindung zahlreicher Vorstädte das Alte Rathaus in des Platzinhabers angebracht. Bis zur Amtszeit von der Wipplingerstraße (hier befindet sich heute das Leopold Gratz saß der Bürgermeister auf der erhöhten Dokumentations-Archiv des Österreichischen Tribüne, nun hat er seinen Platz in der ersten Sitz- Widerstandes mit einer sehenswerten Ausstellung) reihe. Bei öffentlichen Sitzungen ist die Galerie für bald zu klein. 1868 wurde ein Wettbewerb ausge- Besucher zugänglich. Die Platzkarten erhalten Sie von schrieben, den der deutsche Architekt Friedrich von der Wiener Rathauswache. Schmidt gewann. Beachtenswert ist die schöne Kassettendecke, die der Nach einigen Diskussionen wurde als Standort Holzbildhauer Franz Schönthaler gefertigt hat. Sie ist schließlich ein Teil des ehemaligen Josefstädter Glacis mit Rosetten geschmückt und mit 22 Karat Blattgold gewählt. Der Bau dauerte von 1872 bis 1883. veredelt. Die Fresken zeigen bedeutende Ereignisse Die Rathausfassade ist ein Beispiel für einen aus der Geschichte Wiens vom 13. bis ins 19.Jahrhun- Profanbau der Neugotik. Das Äußere – vor allem der dert und wurden vom Maler Ludwig Mayer geschaf- Rathausturm – ist der Tradition flämischer Rathäu- fen. Unter anderem kann man Rudolf I. von Habsburg ser der Gotik angelehnt. Der Grundriss mit sieben und seinen Sohn König Albrecht sehen, die Grund- Höfen folgt jedoch eher der Konzeption barocker steinlegung für den Südturm des Stephansdoms, Paläste. Das Rathaus hat eine Grundfläche von nahezu Maria Theresia und Josef II. 20.000m2, das Gebäude ist 152 Meter lang und 127 Allegorien zeigen die vielfältigen Aufgaben der Meter breit. 2.035 Fenster bringen Licht in Stadtverwaltung in den mittleren Besuchergalerien: 1.575 Räume. Um die 14 Millionen Gulden betrugen Industrie, Gesundheitswesen, Kunst, Bildung und die Baukosten. Erziehung, Wissenschaft, Soziales, Handel und Ver- Eine Geschichte wird von der Turmgleiche erzählt: kehr. Die Spitzbogenfenster mit der farbigen Bleiver- zu diesem Anlass wurde ein großes Fest gefeiert. glasung hat der Glasmaler Rudolf Geyling angefertigt. Friedrich Schmidt brachte während der Feierlichkei- Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurden sie nach den ten hoch oben auf dem Gerüst drei Trinksprüche aus: Originalplänen wiederhergestellt und dabei wurde in auf den Kaiser, das Vaterland und auf das Volk von der mittleren Rosette der ursprüngliche Doppelkop- Wien. Nach jedem Spruch warf er ein Glas in die fadler der Österreich-Ungarischen Monarchie durch Tiefe. Die ersten beiden zerschellten klirrend im Hof. das Stadtwappen von Wien ersetzt. Der Luster wurde Das dritte jedoch, das zu Ehren des Wiener Volkes von Friedrich Schmidt entworfen und 1878 auf der geleert wurde, blieb zu den Klängen des Wiener Pariser Weltausstellung vorgestellt. Er wiegt 3.200 Donauwalzers unversehrt im Hof liegen. Kilogramm, ist mit 213 Glühbirnen bestückt und hat einen Durchmesser von fünf Meter. Der Luster wurde Machen wir einen kleinen Rundgang durch das Ge- übrigens gegenüber seiner früheren Position einen bäude: Meter höher gehängt, da die enorme Hitze der Lam- pen für die darunter sitzenden Abgeordneten uner- Die Schmidthalle träglich war. Beachtenswert ist auch der Majolikakamin – ein Die Schmidthalle ist dem Friedrich-Schmidt-Platz zu- Geschenk der Wiener Hafnerinnung. Er trägt die gewandt. Früher konnten die Gemeinderäte mit ihren lateinische Inschrift: „Sapienta aedificabitur, prudentia Kutschen direkt in diese Halle fahren – heute ist hier gubernabitur Domus MDCCCLXXXV – Mit Weisheit die Stadtinformation untergebracht. wird das Haus gebaut, mit Klugheit regiert werden. Über die beiden seitlichen Stiegenaufgänge gelangt 1885. man direkt in den Gemeinderatssitzungssaal. Zwei Inschriften finden sich über den Aufgängen (Stiegen Festsaal 7 und 8): „Quidquid agis, prudenter agas et respice fi- nem“ – Was du beginnst, tue es klug und bedenke das Im Festsaal des Rathauses finden sich die Statuen Ende und „Suaviter in modo, foriter in re“ – Milde in bedeutender Persönlichkeit aus Wien. Der Saal und der Art, stark in der Tat. die angrenzenden Räumen werden für Ausstellungen, Konzerte und auch Bälle benutzt, wie z.B. den jährlich Der Gemeinderatssitzungssaal stattfinden Life Ball. Friedrich Schmidt hat diesen Saal bis ins kleinste Wien ist sowohl Stadt wie auch Bundesland, daher Detail geplant, 1999 wurde er restauriert. 71 Meter werden im Gemeinderatssitzungssaal sowohl die liegen zwischen den beiden Orchesternischen an den Gemeinderatssitzungen als auch die Landtagssitzun- Stirnseiten. Nach oben bildet ein im Stil der Renais- sance gehaltenes tonnenartiges Gewölbe den Abschluss. Wie der Name schon sagt, dominiert in dem an das Südbüffet anschließendem Raum die Farbe Rot. Die Wappensäle Kleine Empfänge, Ehrungen oder Begrüßungen durch den Bürgermeister finden hier statt. in den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts erhielten die Eine getäfelte Holzdecke, rote Seidendamasttapeten, Wappensäle ihr heutiges Aussehen. Hans Robert drei Prunkluster in venezianischem Stil sowie fünf Pippal gestaltete damals die Wappentücher für die Porträts von Bürgermeistern der Stadt Wien neun Bundesländer im Kleinen Wappensaal und für schmücken diesen Raum. Hier fand auch am die Landeshauptstädte im Großen Wappensaal. 27. April 1945 die konstituierende Sitzung der provi- Die Säle werden heute für Ehrungen und Veranstal- sorischen Bundesregierung unter Karl Rennen statt. tungen genutzt. Die denkmalgeschützten Seidenda- masttapeten sowie die großen Kristallluster verleihen Die Feststiegen den Räumen einen zusätzlichen repräsentativen Charakter. Aus allen Teilen der Österreich-Ungarischen Mo- narchie wurden Steine für die zwei symmetrisch Nord- und Südbuffet angeordneten Stiegenaufgänge verarbeitet, die mit schmiedeeisernen Geländern, farbigen Maßwerkfens- Beidseitig des Festsaals liegen das sogenannte Nord- tern, Spitzbogengewölben und schlanken Säulen und und das Südbuffet. Prunkstücke beider Räume sind Pfeilern geschmückt sind. die mundgeblasenen Glasluster im venezianischen Stil. Diese wurden von der Firma Lobmeyr im Der Arkadenhof böhmischen Gablonz nach Entwürfen von Friedrich Schmidt angefertigt. Wandtäfelungen aus Eichenholz Der Arkadenhof ist mit einer Größe von 80,8 Metern und reich verzierten Edelholzdecken aus Palisander Länge und 34,7 Metern Breite der Größte von sieben und Mahagoni mit Blattgoldauflage schmücken die Innenhöfen und liegt genau in der Mitte des Rathau- Räume. ses. Die Arkaden sind spitzbogig und werden von Das Nordbuffet dient als Erweiterung des Festsaals kräftigen Säulen getragen, die den Hof ähnlich einer und wird für Buffets, als Bar oder kleiner Veranstal- mittelalterlichen Kreuzganganlage umsäumen. Der tungsraum genützt. Brunnen und die Skulpturen von Prof. Hans Muhr Im Südbüffet ist das Büro des Bürgermeisters von geben der Parkanlage inmitten des Rathauses ihr Wien untergebracht. besonderes Flair.

Der Rathauskeller

Im Untergeschoss des Rathauses befindet sich der Wiener Rathauskeller, der eine Größe von über 3.500m2 aufweist und mit historischen Wandmale- reien und Dekoren versehen ist. Der unter Denkmal- schutz stehende Keller wird für Veranstaltungen, Feste und als Restaurant genutzt.

Der Rathausturm

331 Stufen führen auf den fast 98 Meter hohen Rat- hausturm, auf dessen Spitze der Rathausmann über Der Steinsaal I und der Steinsaal II Wien wacht. Zwei Wendeltreppen führen je 256 Stein- stufen empor, dann sind es nochmals 75 Stufen auf Größtenteils finden im Steinsaal I die Pressekonfe- den höchsten Punkt. Die Bedingung des Kaisers, dass renzen des Wiener Bürgermeisters statt, während der der Rathausturm nicht die 99 Meter hohen Türme Steinsaal II den festlichen Rahmen für standesamtli- der Votivkirche überragen dürfte, umging Friedrich che Trauungen bietet. Schmidt mit einer List: der Turm selbst ist „nur“ 97,9 Meter hoch, mit dem auf der Spitze angebrachten Rat- Der rote Salon hausmann erreicht er aber die stolze Höhe von 103,3 Metern. Der Rathausmann ist 650 Kilogramm schwer, nen erheben. Die Brunnen werden seit dem 5,4 Meter hoch (inklusive Fahne), hat Schuhgröße 63 2. Dezember 1910 – dem Tag der Inbetriebnahme der und wird von einem kugelförmigen 800 Kilogramm 2. Wiener Hochquellwasserleitung – mit Wasser aus schweren Gegengewicht gehalten. Bei starkem Sturm dem steiermärkischen Salzatal betrieben, um so der kann er bis zu 25 Zentimeter schwanken. Er wurde Bevölkerung das „Neue Wasser“ zu zeigen. vom Kunstschlosser Alexander Nehr nach einem Mo- Hinter dem Rathaus befindet sich der Friedrich- dell von Franz Gastell gefertigt. Vorbild war angeblich Schmidt-Platz, auf dem das Denkmal für Friedrich die Prunkrüstung Kaiser Maximilians I. 1948/85 wur- Schmidt steht, das von Edmund Hofmann von As- de er restauriert, seitdem steht im Rathauspark eine pernburg und Julius Deininger geschaffen wurde Kopie der Figur. (1896).

Der Rathausplatz und der Park Die „alte“ Universität (1010 Wien, Universitätsring 1) Vor dem Rathaus hin zur Ringstraße und zum Burg- theater breitet sich der Rathausplatz mit dem Die Geschichte der Universität Wien Rathauspark aus. Ganzjährig wird der Platz für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genützt: Im Winter findet hier der Christkindl- und Silvester- markt statt, im Sommer das Rathausfestival, bei dem neben vielen Gastronomieständen, die für das leib- liche Wohl sorgen, auf einer riesigen Videowall vor dem Rathaus Opern und klassische Konzerte gezeigt werden. Auch die feierliche Eröffnung der Wiener Festwochen findet alljährlich hier vor dem Rathaus statt. Der Großteil des Areals wurde durch den Garten- künstler Rudolf Siebeck gestaltet. Die Parkanlage wurde im Juni 1873 – zeitgleich mit der Grundstein- legung für das Rathaus – fertig gestellt und hat eine Gesamtfläche von rund 40.000 2m . Herzog Rudolph IV. – der Stifter – gründete am Der Rathausplatz, der den Park in zwei Hälften teilt, 12. März 1365 die Universität Wien nach dem Vorbild wird an beiden Seiten von Marmorstatuen einge- der Pariser Sorbonne. Die „Alma Mater Rudolphina rahmt. Diese standen ursprünglich in der Nähe des Vindobonensis“ ist damit – nach der 1348 gegründe- heutigen Karlsplatzes auf der 1854 eröffneten ten Prager Karlsuniversität – die zweitälteste Universi- Elisabethbrücke über den Wienfluss. tät Mitteleuropas. Die Statuen stellen folgende Persönlichkeiten dar: Die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden Heinrich II. Jasomirgott, Leopold VI., Rudolf IV., (universitas magistrorum et scholarium) waren von Niklas Graf Salm, Rüdiger Graf Starhemberg, Johann Steuern und dem Wehrdienst befreit, die Gerichtsbar- Bernhard Fischer von Erlach, Leopold Karl von Kol- keit wurde vom Rektor ausgeübt. Mit den Reformen lonitsch und Joseph von Sonnenfels. Im Park finden Martin Luthers (ab 1520) kommen auf die Universität sich noch eine Reihe von Denkmälern, am bekann- Wien als „päpstliche Einrichtung“ schwierige Zeiten testen ist jenes der Komponisten Johann Strauss Vater zu. Die erste Türkenbelagerung Wiens (1529), wieder- und Josef Lanner. kehrende Seuchen, der wirtschaftliche Rückgang der Zu den Naturdenkmälern im Park zählen ein Stadt und die vermehrte Konkurrenz der Universitä- Tulpenbaum, eine geschlitztblättrige Rotbuche, Plan- ten sorgten ebenfalls für sinkende Studentenzahlen. tanen, ein japanischer Schnurbaum, ein Ginko oder König Ferdinand I. beruft 1551 dem Jesuitenorden Fächerblattbaum, eine Rotbuche, die anlässlich des nach Wien und überträgt ihm zwei theologische Lehr- 50jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph kanzeln. I gesetzt wurde und eine Eiche, die 1906 für Bürger- 1623 erlässt Ferdinand II. die „Sanctio Pragmatica“ meister Dr. Karl Lueger gepflanzt wurde. durch die der Jesuitenorden den Lehrbetrieb an der In beiden Hälften des Parks befinden sich zwei iden- theologischen und philosophischen Fakultät über- tische Springbrunnen, die im jeweiligen Mittelpunkt nimmt und 150 Jahre die dominierende Stellung aufgestellt sind. In den runden Becken sind kleine behält. Felseninseln vorhanden, aus denen sich Wasserfontä- Erst Kaiserin Maria Theresia drängt Mitte des 18. Jahrhundert den Einfluss des Ordens auf die Univer- Im, an die Aula angrenzenden, Arkadenhof finden sität zurück. Durch die Ausschaltung der Kirche und Studierende und Mitarbeiter der Universität Erholung der universitären Selbstverwaltungseinrichtungen und Raum für Kommunikation. 154 Büsten und Eh- wird die Universität in eine staatliche Lehranstalt um- rentafel erinnern in den Arkadengängen an berühmte gewandelt, bei der nun die Ausbildung von Beamten Wissenschaftler der Universität. und Ärzten im Vordergrund steht. Neu ist hier das Projekt „Der Muse reicht’s“ - Kastalias Schatten von Iris Andraschek, das auf die nicht erfolgten Ehrungen der Leistungen von Wissen- schaftlerinnen hinweisen soll.

Der große Festsaal

Der Festsaal bietet den feierlichen Rahmen für Fest- veranstaltungen wie z.B. für Akademische Abschluss- feiern. Zwei Standbilder zeigen Rudolph IV. und Kaiserin Maria Theresia. An der Decke befindet sich als Mittelbild „Triumph des Lichtes“ des Künstlers Franz Matsch, umrahmt von Schwarz-Weiß Repro- duktionen des Fakultätsbilder „Theologie“ (Franz Matsch) und „Philosophie“, „Medizin“ und „Jurispru- Gerard van Swieten, der kaiserliche Leibarzt führt die denz“ von Gustav Klimt. Nur das Original von Reformen durch und richtet seine Aufmerksamkeit „Theologie“ ist erhalten geblieben, die Originale auf die medizinischen und naturwissenschaftlichen Klimts sind Ende des Zweiten Weltkriegs verbrannt. Disziplinen, gründet neue Lehrkanzleien (Chemie und Botanik), und führt die Ausbildung der Medizin- Die Universitätsbibliothek studenten am Krankenbett ein. 1754 eröffnet der Botanische Garten der Universität Die Gründung einer Bibliothek war schon im Stift- Wien am Rennweg. Joseph II. setzt die theresiani- brief von Herzog Rudolf IV. vorgesehen. Wertvolle schen Reformen fort: die akademische Sonderge- Bücher verstorbener Universitätsmitglieder sollten richtsbarkeit wird abgeschafft. 1778 können sich Pro- hier gesammelt werden. Ab dem 17. Jahrhundert testanten erstmalig an der Universität einschreiben, wechselte das Interesse von den Handschriften und 1782 werden Juden zum Medizin- und Jusstudium Inkunabeln zur modernen Bibliothek des Jesuitenkol- zugelassen, 1783 wird die deutsche Sprache als Unter- legs. 1756 wurde die Universitätsbibliothek gänzlich richtssprache verpflichtend eingeführt. aufgelassen und die Bücher der Hofbibliothek einver- 1848 – im Revolutionsjahr – fordern Studenten Lehr- leibt. und Lernfreiheit und ein Ende der Unterdrückung des Am 13. Mai 1777 wurde die neue Akademische Bi- geistigen Lebens. Das führt zum, bis heutigen gülti- bliothek gegründet – der Anfangsbestand umfasste gen, Artikel 17 im Staatsgrundgesetz: „Die Wissen- rund 45.000 Bücher. schaft und die Lehre ist frei“. Erst 1884 übersiedelte die Hauptbibliothek in das 1897 wurden Frauen erstmals als ordentliche Hörerin- neue Hauptgebäude, das aber sehr bald aus allen nen zugelassen. Nähten platzte, sodass Erweiterungen des Bücherspei- chers erfolgen mussten. Das Gebäude am Ring Die Wiener Universitätsbibliothek ist heute die größte Büchersammlung Österreichs. Kaiser Franz Joseph I. eröffnete 1884 das nach den www.univie.ac.at Plänen von Heinrich von Ferstel erbaute Hauptgebäu- de an der Ringstraße. Vorbild des Baus waren die Die „alte“ Börse (1010 Wien, Schottenring 16) italienischen Universitäten der Renaissance. In den Jahren 2005 und 2006 wurde die Aula zu einem Die Wiener Börse nahm am 1.9.1771 aufgrund des hellen, funktionalen und behindertengerechten Ein- Börsepatentes von Kaiserin Maria Theresia den gangsbereich umgestaltet. Auf der linken Seite Handel auf und gehört damit zu den ältesten der Welt. befindet sich ein Verzeichnis aller Rektoren der Uni- Am Anfang handelte man nur mit Anleihen, Wechsel versität Wien – die neun Nobelpreisträger werden auf und Devisen, erst 1818 wurde begonnen mit Glasstelen mit Porträtfotos präsentiert. Namensaktien zu handeln. 1860 übersiedelte die Börse gemeinsam mit der Nationalbank ins Palais Fer- Josef Zeller und dem Ziegeleibesitzer J. Stier erbaut stl (Herrengasse 14) und am 17. August 1870 ihrer Benutzung übergeben. Die Kaserne ist im Stil des romantischen Historismus errichtet. Die zinnengekrönten Ecktürme sollten im Falle eines Angriffs die Verteidiger ebenso schüt- zen wie die Balkone über den Einfahrtstoren an der Rossauer Lände und am Schlickplatz. Sie waren als Geschützstände gedacht. Insgesamt bot die Kaserne Platz für 2.000 bis 4.000 Mann und 390 Pferde der k.k.Armee. Es gab 1.260 Räume, darunter 99 Offizierswohnungen und 43 Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere, sowie die Kanzleien des Generalgenieinspektors, eines Truppen- divisionskommandos und eines Brigadekommandos. Die Länge beträgt 269 Meter und die Breite 136 Meter. In der Kaserne liegen drei große Innenhöfe, einer Ausufernde Spekulationen im Vorfeld der Weltaus- davon wurde zu Ehren des Widerstandskämpfers stellung lösten am 8.5.1873 einen Börsenkrach aus, gegen den Nationalsozialismus „Carl-Szokoll-Hof“ der eine schwere Rezession zur Folge hatte. Nach benannt. mehreren Ortswechseln zog die Wiener Börse in das Aufgrund der Nähe zum Wasser war beim Bau ein von Theophil Hansen 1874-77 erbaute Gebäude am besonders stabiles Fundament vonnöten, das auf rund Ring. 30.000 Piloten liegt. Seit dem Jahr 2000 hat die Börse ihren Sitz im Palais Lange Zeit machte das falsche Gerücht die Runde, der Caprara-Geymüller in der Wallnerstraße 8 in 1014 Architekt hätte sich erschossen, da er den Einbau der Wien. Toiletten vergessen hätte. Diese „Legende“ ist falsch. Allerdings befanden sich die Mannschaftsaborte Die Rossauer Kaserne ausschließlich in zwei Türmen in den Ecken der (1090 Wien, Rossauer Lände 1) beiden äußeren Höfe, so dass man später doch – über das gesamt Gelände verteilt – neue Toilettenanlagen errichtete. Heute befinden sich in der Rossauer Kaserne der Stützpunkt der WEGA, des EKO Cobra, sowie die Landesverkehrsabteilung des Landespolizeikom- mandos Wien, außerdem die Verkehrsleitzentrale von Wien und einige Abteilungen des Bundesministeri- ums für Landesverteidigung.

Der Ringturm (1010 Wien, Schottenring 30)

Schon ein wenig abseits vom Ring, aber noch gut zu sehen ist die Rossauer Kaserne. Nach der Revolution von 1848 wurde die Kronprinz-Rudolf-Kaserne (oder Rudolfskaserne wie sie damals genannt wurde) als Teil eines Gesamtkonzeptes mit dem Arsenal und der Franz-Joseph-Kaserne gebaut. Dieses Dreieck sollte die Innenstadt gegebenenfalls vor dem Proletariat schützen. Es waren weitere Bauwerke geplant, die jedoch nicht realisiert wurden. Das Gebäude hat drei Innenhöfe und wurde als De- fensiv- oder Densionskaserne nach Plänen von Oberst Karl Pilhal und Major Karl Markl von Baumeister Das markante Hochhaus wurde von 1953 bis 1955 nach Plänen von Erich Boltenstein auf dem Platz eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes (des ein- zigen Gebäudes, das am Schottenring zerstört wurde) errichtet. Der 93 Meter hohe Ringturm galt als innovatives Projekt für den Wiederaufbau der Stadt – sein Name wurde in einem Wettbewerb in der Wiener Bevölke- rung gefunden. Das Hochhaus ist mit seinen 23 Stockwerken und seinem 20 Meter hohen Wet- terturm der zweithöchste Bau innerhalb der Ringstra- ße, nur der Stephansdom ist höher. 12.000m2 Nutzfläche stehen zur Verfügung. Benützer des Gebäudes sind die Konzernzentrale der Insurance Group (früher Wiener Städtische Versiche- rung) und Teile der Wiener Stadtwerke.

Der Wetterleuchtturm zeigt mit 17 Leuchten in verschiedenen Farben das Wetter für den kommen- den Tag an, er ist direkt mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte verbunden. Die Bedeutung der Signale • rot aufsteigend = Temperatur steigend • rot absteigend = Temperatur fallend • grün aufsteigend = Wetterlage wird besser • grün absteigend = Wetterlage wird schlechter • rot blinkend = Warnung Gewitter oder Sturm • weiß blinkend = Schnee oder Glatteis

Nun ist der Rundgang über den Ring weitgehend abgeschlossen. Über den Franz Josefs Kai und den Schwedenplatz ge- langen wir wieder zu unserem Startpunkt: zur Urania.

Nicht verpassen sollten Sie – vor allem im Sommer – ein Eis beim Eissalon am Schwedenplatz zu probieren. Er gilt als einer der besten Eiserzeuger von Wien. Und ein Eis haben Sie sich nach dem Ringspaziergang auf jeden Fall verdient.