Wien, Wien Nur Du Allein .. Teil 1: Die Ringstraße „Wien, Wien Nur Du Allein, Tigungsanlagen Mit Basteien Umzubauen
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Wien, Wien nur Du allein .. Teil 1: Die Ringstraße „Wien, Wien nur Du allein, tigungsanlagen mit Basteien umzubauen. Ergänzt wurde das Bauwerk mit einem System von Gräben sollst stets die Stadt meiner Träume und einer freien Fläche, dem Glacis. Dieses diente sein …“ dazu Feinde bereits in weiter Ferne auszumachen, ein offenes Schussfeld zu haben und durfte daher auch nicht verbaut werden. Zu Beginn des 19.Jahr- hunderts war jedoch auch diese Anlage überholt, was sich durch die Sprengung der Burgbastei durch französische Truppen zeigte. Die Diskussion um die Schleifung der Anlage begann. Am 20.Dezember 1857 überraschte Kaiser Franz Josef I. mit einem Erlass, der die Zerstörung der Stadtmauern und die Verbauung des Glacis ankün- digte, um so die Barriere zwischen Innerer Stadt und den Vorstädten zu entfernen. Die Errichtung einer Prachtstrasse wurde angeordnet, jedoch auch mili- tärische Überlegungen spielten bei der Planung eine Rolle. Ein städtebaulicher Wettbewerb wurde ausge- Diese Textzeile findet sich in einem bekannten Wie- schrieben, dem 85 Projekte zu Grunde lagen jedoch, nerlied, das von Rudolf Sieczynski stammt. Ein typi- wie so oft in Wien, wurde keines der siegreichen scher Wiener, wie man an seinem Namen unschwer Projekte (Sieger waren die Architekten Ludwig Förs- erkennen kann. Wien, die Metropole des Habsburger- ter, August Siccard von Siccardsburg und Eduard reiches war ein Schmelztiegel sondergleichen. Ohne van der Nüll) verwirklicht, sondern das Baudepar- zumindest eine böhmische Urgroßmutter nachwei- tement gestaltete aus den preisgekrönten Entwürfen sen zu können, kann man sich nicht als „richtiger“ ein eigenes Projekt. Wiener bezeichnen, hieß es einst. Doch das ist schon Der Ring ist eigentlich kein Kreis, sondern ein einige Zeit her: Bramburi haben ihren Weg über Oktogon mit geraden Teilabschnitten, die jeweils Erdäpfel zu der Bezeichnung Kartoffel gefunden, der eine freie Schussfläche gegen eventuelle Aufstän- „typische“ Wiener versteht kein Wort Tschechisch, dische bieten sollten. Kaiser Franz Josef I. war im mit etwas Glück vielleicht noch Kroatisch oder -heute Revolutionsjahr 1848 an die Macht gekommen und eher - Türkisch, einzig die Küche blieb. Sie wird nach dieses Trauma hielt sich bei den Regierenden noch wie vor als Wiener Küche gefeiert – wobei die Einflüs- lange. Auch die Breite von 57 Metern ist den Über- se aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei, aber auch legungen des Militärs zu verdanken, da man damit Kroatien und Slowenien nicht außer Acht gelassen den Bau von Barrikaden erschweren wollte und werden sollten. Truppenverschiebungen erleichtert wurden. Die Franz-Josephs- und die Rossauer Kasernen, Die Wiener Ringstrasse sowie der – nach dem Kaiser benannte – Franz Josefs Kai waren so angelegt, dass man die Donau- kanalbrücken unter Artilleriebeschuss nehmen Der erste Wiener Gemeindebezirk (Innere Stadt) konnte. ist von der Ringstrasse – im allgemeinem Wiener Interessant war auch die Finanzierung: während der Sprachgebrauch: dem Ring – umgeben, der sich erst alte Mauerring angeblich durch das Lösegeld für mit dem Franz Josefs Kai zu eben diesem schließt. Richard Löwenherz finanziert worden war, „erfand“ Hier wird die Geschichte lebendig, hier zeigt sich die man nun den Stadterweiterungsfond, der durch den einstige Größe des Kaiserreichs, das auch in wirt- Verkauf der Bauparzellen gespeist wurde, die durch schaftlich und politisch schwierigen Zeiten und trotz die Zuschüttung der Gräben und die Einbeziehung ziemlich leerer Staatskassen diesen prächtigen Boule- des Glacis entstanden waren. Repräsentative Gebäu- vard errichten ließ. de entstanden, die unterschiedlichen Stilen huldig- Die Geschichte der Ringstrasse beginnt Anfang des ten. Diesem Stilgemisch, das später als Ringstraßen- 13.Jahrhunderts unter den Babenbergern, die – be- stil bezeichnet wurde und als besondere Ausprägung dingt durch die Erweiterung der Stadt – einen neuen des Historismus stilbildend für die Architektur der Mauerring zur Verteidigung erbauten. Durch die 1860er bis 1890er Jahre galt, konnten die Wiener an- anhaltende Türkengefahr nach der ersten Belagerung fänglich nichts abgewinnen. Johann Strauss schrieb durch Sultan Solimann 1529 war es notwendig, die aus dem Anlass der Schleifung der Mauer seine mittelalterliche Mauer zu einer gemauerten Befes- „Demolierer-Polka“ – der Spott der Wiener über die neue Kuppel errichtet. Staatsoper war so verletzend, dass er Eduard van der Heute finden viele Veranstaltungen und Führungen in Nüll in den Selbstmord trieb. der Sternwarte für astronomisch interessierte Erwach- Doch beginnen wir nun unseren Ringstrassen-Rund- sene, aber auch für Kinder und Jugendliche statt. Das gang. detaillierte Programm finden Sie auf www.urania-sternwarte.at Die Urania (1010 Wien, Uraniastraße 1) Wenn Sie mit kleineren Kindern nach Wien gekom- Am Beginn des Stubenrings, eigentlich noch am men sind und das Wetter nicht mitspielen sollte, Franz Josefs Kai befindet sich die Urania, 1909 nach versuchen Sie Eintrittskarten in das Urania Pup- Plänen Max Fabianis – einem Schüler von Otto Wag- pentheater zu bekommen. Kasperl und Petzi waren ner – gebaut. Benannt nach der für die Astronomie auch schon Fernsehstars und begeistern ihre kleinen zuständige Muse – Urania – wurde das Gebäude, in Zuschauer immer wieder. Das Programm und alles dem noch heute die Sternwarte (neben der Volks- Wissenswerte über die Beiden finden Sie hier: hochschule, einem Kinosaal und einem Puppenthe- www.kasperlundpezi.at ater) untergebracht ist, 1910 von Kaiser Franz Josef eröffnet. Postsparkasse (1010 Wien, Georg Coch Platz 2) Ein bisschen abseits von Ring gelegen, sollte man dem Gebäude und seiner Geschichte aber trotzdem Beach- tung schenken. Der niedrige Kassenhallenzubau stammt aus 1935. Während des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude schwer beschädigt und die Kuppel der Sternwarte zer- stört, erst 1957 konnte sie wieder eröffnet werden. Die Wiener Urania Sternwarte wurde als Volksstern- warte gemeinsam mit dem Volksbildungsinstitut Georg Coch war der Begründer der Postsparkasse in erbaut und ist die älteste Volkssternwarte Österreichs. Österreich – am 12. Jänner 1883 wurde das k.k.Post- Im Zuge der Generalrenovierung, die 2003 beendet sparkassen-Amt eröffnet und Georg Coch mit der wurde, hat man die Sternwarte baulich vollständig Leitung betraut. Die Gründung war ein großer Erfolg erneuert und anstelle des alten Meridianhauses eine und einige Selbstverständlichkeiten, die aus dem heu- tigen Zahlungsverkehr nicht wegzudenken sind, wie auf die rohe Betondecke wurde direkt eine Schicht das Postsparbuch, oder der Post-Scheckverkehr – der Asphalt aufgetragen und in diesem noch weichem eine österreichische Erfindung ist - wurden damals Material ein Eichenbrettelboden sozusagen klebend eingeführt. verlegt. Im Februar 1903 wurde ein Wettbewerb für das k.k. Im Kassensaal wurde ein Glasprismen-Fußboden ver- Postsparkassen-Amtsgebäude als offenes, nicht ano- legt, um darunter befindliche Räume (Postfach und nymes Verfahren ausgelobt, an dem sich auch Otto Postsortierräume) zu beleuchten. Wagner beteiligte. Sein Projekt war am genauesten Die Innenausstattung folgt ebenfalls den funktionalen durchgearbeitet und vereinte auch am besten die Zielen: Ausstattung und Farbgebung wurden darauf Anforderungen und die Vision der Postsparkasse mit abgestimmt. der Architektur – trotzdem war es nicht unumstrit- ten. Auch einige Umplanungen mussten von Wagner durchgeführt werden - doch am 4. Mai 1904 erfolgte der Spatenstich und am 17.Dezember 1906 die Eröff- nung. Der Direktionsbereich liegt im ersten Stock – der Große Sitzungssaal bildet den Endpunkt der durch Doppeltüren verbundenen Raumflucht. Die Farben Weiß, Grau, Schwarz und Silber dominierten das Stockwerk, unterbrochen durch die Repräsentations- Das Gebäude ist ein achtgeschossiger Ziegelbau mit räume: hier herrscht im Direktionszimmer Rot, in Stahlbetondecken. Die Trennwände sind veränderbar den Empfangsräumen Grün vor. und nicht tragend. Alles war kostengünstig, dauerhaft Wagner gestaltete für die Postsparkasse die gesamte und wartungsfreundlich, sollte die Funktionalität un- Inneneinrichtung von den Bodenbelägen über Teppi- terstützen und den Mitarbeitern einen freundlichen che, Heizkörper, Lampen, Sessel, Kleiderschränke bis und hygienischen Arbeitsplatz bieten. Noch heute zu den Schreibtischen, Hockern und Safes. Die Mate- sind Wagners Argumente für ähnliche Bauten gültig. rialien wie auch die Konstruktionsweise wurden auf Innen- wie Außengestaltung folgen in erster Linie der die größtmögliche Haltbarkeit ausgewählt und unter- Funktionalität ohne aber ästhetische Grundlagen zu strichen auch die Hierarchie ihrer Nutzer. vernachlässigen. Die gesamte Fassade ist mit quadratischen Marmor- täfelchen und Aluminiumapplikationen belegt. Die Nieten, mit denen scheinbar die Marmorverkleidung an der Wand befestigt ist, sind nur Ornament und gliedern die Fassade. Die ca. 10cm dicken Granit- platten werden vom Putz gehalten. Da aber sehr rasch gebaut wurde und man das Haften von selbst nicht abwarten konnte, wurden sie zur Sicherheit mit 17.000 Nägel aus Eisen, mit Blei verkleidet und mit Aluminium überzogen, angeheftet. Wagner benutzte Aluminium auch für andere Schmuckelemente am Gebäude, wie z.B. die Portikussäule oder das Gebläse der Zentralheizung. Wagner legte großen Wert auf modernste technische Im Vestibül befindet sich eine Büste Franz Josephs I. Lösungen. Neu war auch die Deckenkonstruktion: von Richard Luksch, die 4,3 m hohen, erstmals aus Aluminiumguss gefertigten Eckfiguren auf der Attika erst