Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei in Den
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Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei in den Bezirken Halle und Magdeburg www.bstu.de Stasi in Sachsen-Anhalt Die DDR-Geheimpolizei in den Bezirken Halle und Magdeburg EINBLICKE IN DAS STASI-UNTERLAGEN-ARCHIV STASI IN DER REGION Peter Boeger, Elise Catrain (Hg.) Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei in den Bezirken Halle und Magdeburg 2 STASI IN SACHSEN-ANHALT >> INHALTSVERZEICHNIS 3 Inhaltsverzeichnis Einleitung 4 Das Ende 145 Bürgerproteste auf dem Marktplatz Halle – die Friedliche Revolution 146 Der Parteiauftrag 7 »Aber wenn Sie Akten verbrennen, wird’s doch auch schwarz ...« 154 1945–1950 Die Flamme der Revolution – Aufbau einer Geheimpolizei in Sachsen-Anhalt 8 1953 Wir folgen Berlin! – Volksaufstand in Halle und Magdeburg 14 Anmerkungen 156 1956 »Ein vernichtendes Urteil über die Stalin-Ära« – Umsturz pläne in Oschers leben 21 1961 Verbannung aus dem Harz – Zwangsumsiedlung durch die Staatssicherheit 26 1968 »Halten Sie stand und behalten Sie Hoffnung!« – der Prager Frühling in Halle 31 Übersichten und Verzeichnisse 162 1975 Ausreiseantrag aus Aschersleben – »Gefangener im eigenen Land …« 36 1976 Hauptbahnhof Halle/S. – Unterschriften für den Liedermacher Wolf Biermann 41 Struktur und Aufgaben der Stasi in Halle und Magdeburg 162 1985 Glasnost, Sputnik und Tapetenwechsel – Stasi-Aktion »Rosa« in Naumburg 45 Die Dienststellen der Stasi in den Bezirken Halle und Magdeburg 164 Kurzbiographien der Minister und Leiter der Bezirksverwaltungen 169 Kurzbiographien der 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen 172 Der Apparat 51 Autoren 176 Abkürzungsverzeichnis 177 Halle und Magdeburg – die Bezirksverwaltungen 52 Weiterführende Literaturhinweise zum MfS in Sachsen-Anhalt 179 Die Kreisdienststellen Halle, Eisleben und Stendal 56 »Wo mich die Partei hinstellt …« – die hauptamtlichen Mitarbeiter 64 IM in der »Gosenschänke« – das eng geknüpfte Spitzelnetz der Staatssicherheit 70 Hand in Hand mit den Genossen – die Zusammenarbeit von Stasi und Volkspolizei 75 Die Methoden 79 Der Spion, der aus dem Wald kam – die Akten der Schreibtischtäter 80 »Feinde im Postverkehr aufspüren« – die Postkontrolle 83 Magdeburg-Neustadt und »Roter Ochse« – die Untersuchungshaftanstalten der Staatssicherheit 89 »Schlagartig und konspirativ« – Planungen der Staatssicherheit für Isolierungslager auf den Schlössern Seeburg und Reinharz 93 Der Einsatz 97 Großbrand im VEB Orbitaplast Weißandt-Gölzau 98 »Verschlusssache Umweltschutz« im Chemiedreieck Halle 101 »Die Russen und die DDR machen uns das Leben schwer« 105 Flucht bei Harbke – die Staats sicherheit guckt in die Röhre 108 Naumburg und Huysburg – der Kampf der Staatssicherheit gegen die Kirchen 115 Das Dessauer Bauhaus im Blickfeld der Staatssicherheit 123 Spitzel im »Turm« – Die Unterwanderung der Martin-Luther-Universität Halle 127 Arzt bekämpft »Sportverräter« – der 1. FC Magdeburg 132 »Menschenrechte und das Gewissen« – Opposition in Halle und Magdeburg 137 4 STASI IN SACHSEN-ANHALT >> EINLEITUNG 5 Einleitung für Staatssicherheit öffentlich. Heute können die über Der Apparat Methoden von den Studenten erkannt wurden. Die 100 Regalkilometer umfassenden geheimpolizeilichen Dem Minister für Staatssicherheit mit Dienstsitz in neue Kurzformel für das Vorgehen der Stasi hieß nun Am Morgen des 22. August 1968 liefen die jungen Akten für die persönliche Akteneinsicht betroffener Berlin-Lichtenberg waren die Stasi-Zentralen in Halle »Zersetzen statt Verhaften«. Kritische Bürger wurden Männer die Orte ihrer nächtlichen Aktion im Stadt- Bürger, zur Überprüfung auf Verstrickung in den und Magdeburg sowie in 13 weiteren Bezirksstäd- mit verdeckten Methoden beobachtet, systematisch gebiet von Köthen ab. Sie überzeugten sich von der Apparat der Staatssicherheit oder für Forschung und ten direkt unterstellt. Diesen Bezirksverwaltungen verunsichert, isoliert, psychisch gebrochen, mit Spe- Wirkung ihrer an Wänden und Toren angebrachten Information der Öffentlichkeit genutzt werden. Allein wiederum unterstanden regionale Dienststellen in zialgesetzen kriminalisiert und scheinbar regulär von Parolen. Noch einmal wollten sie ihre spontan gewähl- in Sachsen-Anhalt hinterließ die Staatssicherheit in zuletzt 209 Kreisen sowie einige Objektdienststellen Gerichten zu Haftstrafen verurteilt. ten Losungen »Es lebe Dubček«, »Freiheit für die ČSSR« 40 Jahren kommunistischer Herrschaft über 16 Kilo- in volkswirtschaftlich bedeutenden Einrichtungen. oder »Russen raus aus der ČSSR« betrachten. Sie waren meter Akten, die nunmehr in den Außenstellen Halle Hierzu gehörte insbesondere das »Chemiedreieck« von Der Einsatz mit großer Vorsicht vorgegangen. Zwei schrieben mit und Magdeburg des Bundesbeauftragten für die Halle. Flächendeckend überzog das MfS die DDR mit Die Staatssicherheit ließ in den Bezirken Halle und Schulkreide Parolen an die Wände, zwei schoben Wa- Stasi-Unterlagen verwahrt sind. Mit bürokratischer einem Netz an offiziellen Dienststellen, konspirativen Magdeburg kaum einen Bereich unbeobachtet. Vom che und pfiffen die Marseillaise, wenn jemand nahte. Gründlichkeit legte die Geheimpolizei in den Akten Einrichtungen und Treffpunkten. Die grundlegenden stets verdeckten Einsatz der Staatssicherheit waren bei- Niemand hatte sie des Nachts erwischt und so wiegten ihre eigenen Absichten und Pläne schriftlich nieder, Elemente und Prinzipien der Organisationsstruktur im spielsweise die kirchlichen Einrichtungen in Huysburg sie sich jetzt in Sicherheit – obwohl die Stasi überall dokumentierte Spitzelberichte und erzwungene MfS blieben trotz enormer personeller Ausweitung des und Naumburg, Wirtschaftsbetriebe im Chemiedreieck präsent schien. Geständnisse, griff rücksichtslos in die Lebenswege Apparates über vierzig Jahre stabil. Besonders die ver- Halle, die Kultureinrichtung des Bauhauses in Dessau von Menschen ein, die lediglich unangepasst waren deckten Formen der Repression seit den 1970er-Jahren oder die Martin-Luther-Universität betroffen. Die Ge- Den Bürgerinnen und Bürgern in den DDR- Bezirken oder auch bewusst widerständig agierten. Oberstes Ziel erforderten personalaufwendige Methoden. Weit über heimpolizei drang in alle gesellschaftlichen und staatli- Halle und Magdeburg waren die regionalen Dienst- der Staatssicherheit war dabei stets die Sicherung des 200 000 Personen waren zuletzt als hauptamtliche oder chen Bereiche ein, um unangepasstes oder systemkriti- stellen des »Ministeriums für Staatssicherheit« (MfS) politischen Systems der DDR. inoffizielle Mitarbeiter für das MfS tätig. sches Denken und Handeln vorbeugend zu bekämpfen. durchaus bekannt. Im täglichen Leben vermieden Im Mittelpunkt standen insbesondere jene Bürgerinnen sie gleichwohl den Gebrauch der offiziellen Bezeich- Die hier nachzulesenden Fallbeispiele sind im Text In der Region wurden die Sekretäre der SED-Kreislei- und Bürger, die ein von den Normen sozialistischer nung, nutzten unter der Hand aus einer Mischung von besonders gekennzeichnet. Wir möchten jenen tungen und der SED-Bezirks leitungen laufend vom Lebensführung abweichendes Verhalten an den Tag leg- Respekt losigkeit und Furcht Synonyme wie »Guck und Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die einer Veröffent- MfS über Ereignisse im »Verantwortungsbereich« ten. Die Partei- und Staatsführung stand allerdings vor Greif« oder sprachen von der »Firma«. Viele wähn- lichung ihrer Akten zustimmten, besonders herzlich informiert. Die SED-Spitze ihrerseits wachte scharf dar- dem Dilemma, dass unzufriedene Bürger das Land nicht ten das mächtige Ministerium allgegenwärtig und danken. über, dass ihre Machtstellung durch Fehlverhalten des einfach verlassen konnten, auch nicht mit einem Antrag verhielten sich entsprechend angepasst. Knackende Staats sicherheitsdienstes nicht gefährdet wurde. auf Übersiedlung. Immer wieder versuchten todesmu- Geräusche in der Telefonleitung wurden stillschwei- tig Bürger aus der Region, die Grenze des DDR-Bezirks gend als Lausch angriffe der Staatssicherheit gedeutet, Die fünf Kapitel im Überblick Die Methoden Magdeburg zur Bundesrepublik zu überwinden. die Postkontrolle galt als offenes Geheimnis, über das Das MfS sicherte die Macht der SED-Diktatur nach sich niemand offen zu sprechen traute. In privaten Der Parteiauftrag innen und außen ab – mit allen legalen und illegalen Das Ende Gesprächen waren jene gut beraten, die ihre kritischen 1949 war die deutsche Teilung faktisch besiegelt. In den Mitteln und Methoden. In den ersten Jahren ähnel- Seit Mitte der achtziger Jahre sah sich die SED-Führung Äuße rungen zum spartanischen Warenangebot, zur Besatzungszonen der West-Alliierten gründete sich die ten seine Methoden denen in der Sowjetunion unter in ihrem Machtanspruch insbesondere durch politi- Luftverpestung oder gar über die Staatspartei nur in Bundesrepublik Deutschland und in der Sowjetischen Diktator Josef Stalin: mehr oder weniger willkürliche sche Reformen in den sozialistischen Bruderländern kleinem Kreis und sehr vertrauten Menschen mitteil- Besatzungszone übergaben die Sowjets den deutschen Festnahmen und Verschleppungen, physische Folter, bedroht. Das MfS versuchte, die DDR gegen entspre- ten. Das konnte dennoch fatal schief gehen, wie wir es Kommunisten die politische Macht, die die Deutsche drakonische Gerichtsurteile. In Halle und Magdeburg chende Einflüsse abzuschotten. SED und MfS waren an dem geschilderten Beispiel aus Köthen sehen. Den Demokratische Republik ausriefen. Alle wichtigen etwa wurden in Schauprozessen mehrere Demonstra- jedoch außerstande, die Ursachen der um sich greifen- jungen Männern kam die Staatssicherheit auf die Spur.