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DIE KUSTER Geschichte und Geschichten einer Familie 1 ORTSGEMEINDE DIEPOLDSAU DIE KUSTER Die Kuster Der Geschichte einer der ältesten Familien unseres Dorfes, der Kuster, nachzuforschen, ist ebenso interessant wie lehrreich. Ihre Weitläufigkeit über Jahrhunderte hinweg setzt aber den Berichten darüber seine Grenzen. Aus Platz- und Zeitgründen musste daher vieles weggelassen werden, was auch verdient hätte, aufgenommen zu werden. Aus mehreren verständlichen Gründen, wie z.B. dem Datenschutz, fanden nur bereits verstorbene Personen (mit kleinen Ausnahmen) Aufnahme in dem Bericht. Allen Leuten, die mir bei den umfangreichen Nachforschungen in irgend einer Form geholfen haben, möchte ich im Voraus bestens danken. Ein kleiner Überblick zu den Einwohnerzahlen der Politischen Gemeinde und der Ortsgemeinde Diepoldsau möchte Auskunft über die Zusammensetzung der Dorfbevölkerung geben, zum Teil im Vergleich mit dem Jahr 1990. 2010 1990 Einwohner/innen 5’770 4’181 davon Ortsbürger 1’759 1’603 St. Gallerbürger 1’558 1’149 Schweizerbürger 1’258 876 Ausländer 1’195 553 Evang. Reformierte 1’378 1’203 Röm. Katholische 3’202 2’625 Andere 1’190 353 Ortsbürger/innen von Diepoldsau Name 2010 1990 2010 2010 2010 evang. kath. andere Alt 6 5 0 4 2 Breu 29 36 1 28 0 Gasser 50 67 38 7 5 Hutter 191 270 10 179 2 Kuster 190 241 132 47 11 Weder 63 74 14 49 0 Schüler mit Namen KUSTER im Schuljahr 2009/2010 Knaben 13 Mädchen 4 Total 17 evang. 12 kath. 5 2 DIE KUSTER Der Name Die alemannischen Volkstämme, welche sich im 5.Jahrhundert im Rheintal ansiedelten, kannten noch keine Familiennamen, der Rufname (Vorname) genügte. Erst ab dem 12. Jahrhundert musste wegen der Zunahme der Bevölkerung ein zweiter Name zugelegt werden. Aus diesen Beinamen entstanden allmählich die Familiennamen, zuerst beim Adel, dann bei der Stadtbevölkerung, zuletzt auf dem Lande. Zur Zeit der Reformation, also am Ende des Mittelalters, hatte sich die Zweinamigkeit fast überall durchgesetzt. Die Nachnamen können verschiedensten Ursprungs sein. Man leitete sie ab vom Beruf (z.B. Müller) von der Herkunft (z.B. Schweizer) von Vornamen (z.B. Jakob) von der Wohnstätte(z.B. Gasser) von Über- oder Spitznamen der Vorfahren. Es gibt aber auch viele Familiennamen, von denen man nicht weiss, wie sie entstanden sind. Beim Namen Kuster weiss man den Ursprung, die Herkunft ganz genau. Im Familienbuch der Nachnamen steht: „Kuster oder Küster ist ein Amts- oder Berufsnamen. (Lateinisch custor heisst Wächter) Ursprünglich bezeichnete das Wort den Geistlichen eines Klosters, der die Aufsicht über den Kirchenschatz und die kirchlichen Geräte hatte, später den Kirchendiener. Nach der Reformation hat sich das Wort auch in der Schriftsprache durchgesetzt. Auch andere heutige Familiennamen gehen auf das Amt des Kirchendieners zurück, z.B. Messmer oder Sigrist.“ Kuster oder Custer? Bekanntlich gilt, dass die Diepoldsauer Kuster ihren Nachnamen mit einem „K“ beginnen, während es in Altstätten oder Rheineck solche gibt, welche ihn mit einem „C“ beginnen. Beides hat seine Richtigkeit, da man anfänglich in der Schreibart des Geschlechtnamens keine Vorschriften kannte. Interessanterweise gab es aber auch in unserm Dorf Kuster, welche mit dem „C“ ihren Namen schrieben. In den dicken Büchern der Bürgerregister der Ortsgemeinde (seit 1803) mit fast unzähligen Kustern kommen nur 3 Haushaltungen vor, welche das „C“ benutzten. Unter ihnen ist auch ein Ortspräsident zu finden. Diese kuriosen Abweichungen der Nachnamenschreibung seien kurz erwähnt. Es sind: 1. Custer Johann Jakob, Geigers, 1815-1905, verheiratet mit Walser Maria von Altstätten. Sie haben keine Nachkommen, obwohl die Frau 5 Kinder zur Welt brachte, die aber alle bei der Geburt starben. Vermutlich ist der Tod der Neugeborenen auf die Unverträglichkeit der Blutgruppen (Rhesusfaktor) zwischen Mutter und Kind zurückzuführen, eine Bewandtnis, von der die damalige Medizin noch keine Kenntnis hatte. 2. Custer Johannes, Müllers, 1818-1888, war dreimal verheiratet und hatte eine grosse Nachkommenschaft. 3. Custer Johannes, Küfers, 1813-1879 verheiratet mit Maria Giger, deren Ehe kinderlos war. Die Väter von allen drei erwähnten Custer schrieben den Namen mit „K“, ebenso machten es die Kinder des Custer Johannes, sie kehrten wieder zum ursprünglichen Kuster zurück. Weshalb diese drei Johannes ein Leben lang sich Custer mit „C“ schrieben ist unbekannt. Nebenbei erwähnt: im letzten Jahrhundert kommt noch einmal eine Namensänderung vor. Nachkommen des Kuster Georg, der nach Paris ausgewandert war, möchten in Zukunft Custer schreiben. Der Regierungsrat des Kantons St. Gallen bewilligte das Gesuch am 28. Januar 1938. Begründet wurde das Gesuch, die Familie führe in Paris und Peru Geschäfte unter dem Namen Custer frères. Die Anwendung des Buchstaben „C“ sei eine Notwendigkeit, da er dem franz. Sprachgefühl näher liege als der Buchstabe „K“, den man im Spanischen (Lima) nicht kenne. 3 ORTSGEMEINDE DIEPOLDSAU Das Wappen Bekanntlich haben die Wappen ihren Ursprung im mittelalterlichen Ritterwesen. Um die gepanzerten Adeligen auf ihren Pferden zu erkennen, bedurfte es eines persönlichen Kennzeichens auf Helm, Schild und Pferdedecke. Aus diesen einfachen Zeichen entstanden später die Wappenbilder, welche von den nachrückenden Generationen übernommen wurden. Mit dem Untergang des Rittertums übernahm nach und nach die Bürgerschaft selber die Verwaltung des öffentlichen Lebens, in den Städten mit einem Bürgermeister, auf dem Land mit einem Hofammann an der Spitze. Eine wichtige Aufgabe dieser Amtsinhaber war, amtliche Urkunden in Rechtskraft zu setzen. Heute geschieht dies mit Unterschrift, damals wurde das Dokument durch das Anbringen eines Amtssiegels mit persönlichem Kennzeichen, dem Wappen, bestätigt. Die neu ernannten Hofammänner verfügten aber nicht über ein ererbtes Wappen, weshalb sie entweder selber ein willkürliches Siegelbild erfanden, oder dann eines „entlehnten“. Etwa von einem gleichnamigen Geschlecht aus einer andern Ortschaft. So wird es dem Hofammann Johann Kuster im Jahre 1790 ergangen sein. Vermutlich sollte er dringend eine Urkunde siegeln. Worauf er in Ermanglung eines Wappens einfach sich das Siegel des Stadtammanns Heinrich Custer zu Altstätten aneignete, ohne dieses irgendwie abzuändern. Sicher wusste er nicht, dass er damit gegen die Regeln der Wappenkunde verstiess. In der Zeit kurz vor und nach dem 2. Weltkrieg befassten sich einige Wissenschafter intensiv mit der Heraldik (Wappenkunde). Da es zum guten Ton gehörte, ein Familienwappen zu besitzen, entstanden viele Neuschöpfungen. Jedermann ist dazu berechtigt. Da aber die alten Geschlechter der eng benachbarten Höfe von Oberriet bis Au öfters die gleichen Namen trugen, lag es nahe, dies auch auf den Wappen zum Ausdruck zu bringen. Es wurden daher verschiedene Varianten geschaffen, hauptsächlich durch Änderung der Farben. Bei dieser Neubearbeitung wurde auch ein anderes Wappen für die Kuster von Diepoldsau ausgearbeitet, in Anlehnung an das Wappen der Kuster von Altstätten mit dem Buchstaben „K“. Älteste Namen In jenen Jahren, als die Spanier und die Portugiesen auf ihren Schiffen über die Meere fuhren, um die Welt zu erobern, lesen wir zum ersten Mal, was für Familiennamen die Bewohner auf der ‚‘Aue des Thiotpolt“ hatten. Es war 1486, als eine reiche Witwe aus dem Württembergischen dem Abt Ulrich von St. Gallen die Herrschaft Blatten (Oberriet) samt den dazugehörenden Leuten und Höfen verkaufte. Darunter befand sich auch Diepoldsau. 16 Haushaltungen sind es im Ganzen, dabei ist auch ein Jos Custer aufgeführt. Von den heute noch vorkommenden Ortsbürgernamen gab es damals schon Gasser (3 Fam.), Hug (1), Hutter (1) , Kuster (1) und Weder (1). Ausgestorben als Diepoldsauer Ortsbürger sind seither Brunner (5), Iseli (1), Spär (1), Schneider (1) und Schmitter (1). Fast genau 3 Jahrhunderte dauerte es, bis sich der Hof Diepoldsau von der Abtei loskaufen konnte. 4 DIE KUSTER Evangelisch - Katholisch Von den meisten Ereignissen in der damaligen Welt blieb man im abgelegenen Rheinbogen unberührt. Einzig die gewaltige Geistesbewegung der Reformation warf ihre Wellen auch in diesen Winkel. Um 1528 war die ganze linke Seite des Rheintals unter dem Einfluss Zürichs dem neuen Glauben beigetreten. Aber bereits 1531/1532 erlaubte der 2. Landfrieden der Bevölkerung der Untertanengebiete die Religionszugehörigkeit selber zu bestimmen. Aus jenen turbulenten Zeiten gibt es nur wenige Akten. Die Wahl geschah meistens nach Familiengeschlechtern. Die Rhode Diepoldsau bekannte sich mehrheitlich zum neuen Glauben, es gab Ausnahmen, wie etwa die Hutter. Mangels eigener Gotteshäuser war man noch gut 200 Jahre nach Berneck und Marbach, einige Familien auch in Widnau, pfarrgenössig. Im Laufe der Jahrhunderte kam es vorerst zwischen den beiden Konfessionen verhältnismässig zu wenig Reibereien. Ein Grund war, dass Diepoldsau (mehrheitlich evangelisch) und Schmitter (mehrheitlich katholisch) zwei verschiedenen Lehensherren zinspflichtig waren. Es gab deshalb nicht viele politische Kontakte, höchstens wenn es um Belange der Eidgenossenschaft ging, deren Untertanenland man war, traf man sich. Da es auf dem Gebiet der beiden Höfe kein Gotteshaus gab, musste nicht darum gestritten werden, wer dieses benützen durfte. Das war über Jahrhunderte eine der Ursachen von Zwistigkeiten im Rheintal. Altstätten und Marbach kamen erst nach 1900 zu evangelischen Gotteshäusern, Thal hat heute noch eine sog. Simultankirche (beide benützen die gleiche Kirche). Im 18. Jahrhundert war es dann soweit, dass beide Gemeinschaften ihre eigene Kirche bauen